Aus der Neurologischen Universitätsklinik und Poliklinik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Freisetzung von zytoplasmatischem GABA ([3H]-GABA) und Glutamat (D-[3H]-Aspartat) durch Transporterumkehr (Heteroexchange) im Striatum von Ratte und Kaninchen Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau vorgelegt 2001 von Nicole Fichter geboren in Freiburg im Breisgau Dekan Prof. Dr. rer. nat. M. Schumacher 1. Gutachter Prof. Dr. T. J. Feuerstein 2. Gutachter Prof. Dr. D. Riemann Jahr der Promotion 2002 Wesentliche Teile dieser Arbeit wurden bereits veröffentlicht: Posterpräsentation, 2nd Congress of the European Society for Clinical Neuropharmacology, Würzburg, 9.-11. Nov. 1995 Fichter N., Lücking C., Landwehrmeyer B., Winter T. and Feuerstein T. J. (1995) Nipecotateinduced GABA release from slices of the rat caudato-putamen: Effects of gabapentin. Abstract. Archives of Pharmacology, Supplement Number 1 to Volume 354 No 4, 1996 Nicht die Taten bewegen, sondern die Worte über die Taten Aristoteles Meinen lieben Eltern gewidmet Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1.1. Synaptische Übertragung.............................................................................................1 1.1.1. Die zytoplasmatische Freisetzung der Aminosäuretransmitter GABA und Glutamat 2 1.2. 1.2.1. 1.2.2. 1.2.3. 1.2.4. Der inhibitorische Neurotransmitter J-Aminobuttersäure (GABA)............................5 Vorkommen und Verteilung von GABA 5 Der GABA-Metabolismus 6 Der GABA-Transporter 7 Die GABA-Rezeptoren 9 1.3. 1.3.1. 1.3.2. 1.3.3. 1.3.4. Die exzitatorischen Neurotransmitter Glutamat und Aspartat.....................................9 Vorkommen und Verteilung 10 Der Glutamat-Metabolismus 10 Der Glutamat-Transporter 10 Die Glutamat-Rezeptoren 11 1.4. Anatomische Grundlagen................................................................................................12 1.4.1. Die Basalganglien 12 1.4.1.1. Lage und Morphologie des Corpus Striatum 13 1.4.1.2. Die Histochemie des Corpus Striatum 13 1.4.1.3. Neuronale Schaltkreise 14 1.4.2. Der menschliche Neokortex 15 1.5. Epilepsie und antikonvulsive Therapie................................................................................16 1.5.1. Definition der Epilepsie 16 1.5.2. Epidemiologie 16 1.5.3. Pathophysiologische Grundlagen 17 1.5.4. Pharmakotherapie 18 1.6. Gabapentin..............................................................................................................................18 1.6.1. biochemische Eigenschaften 19 1.6.2. Wirkmechanismus 20 1.7. Fragestellung...........................................................................................................................21 2. Methoden und Materialien 2.1. Gewebe und Präparation.......................................................................................................22 2.1.1. Nucleus Caudatus des Kaninchens 22 2.1.2. Caudatoputamen der Ratte 22 . Inhaltsverzeichnis . 2.1.3. Menschlicher Neocortex 22 2.2. Der Freisetzungsversuch........................................................................................................23 2.2.1. Inkubation 23 2.2.2. Superfusion 24 2.2.3. Stimulation 27 2.3. Bestimmung und Charakterisierung der Transmitter.......................................................27 2.3.1 Bestimmung nach Inkubation mit [3H]-GABA bzw. [3H]-D-Aspartat 28 2.3.2 Bestimmung von [3H]-GABA nach Inkubation mit [3H]-Glutamin 28 2.3.3 Bestimmung der endogenen Aminosäuren durch HPLC 30 2.4. Berechnungen.........................................................................................................................32 2.4.1 Zählausbeute für Schnitte und Superfusate 32 2.4.2 Prozentuale Radioaktivitätsabgabe 33 2.4.3 Stimulationsbedingte Tritiumfreisetzung 33 2.4.4. S2/S1-Quotient 34 2.4.5. Basaleffluxquotient 34 2.4.6. Statistische Auswertung 35 2.5. Materialien..............................................................................................................................36 3. Ergebnisse 3.1. Ausgangspunkt der Arbeit.....................................................................................................38 3.2. Die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung................................................................38 3.2.1. Der Einfluss der Inkubationsdauer auf die Schnittbeladung und die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung 40 3 3.2.2. Die Validierung des Modells der Nipecotat-evozierten [ H]-GABAFreisetzung 3.2.2.1. Der Einfluss des Entzugs von Kalzium (Ca++) und der Gabe von Cadmiumchlorid (CdCl2) 3.2.2.2. Der Einfluß von Tetrodotoxin 3.2.2.3. Der Einfluss von NNC-711 3.2.2.4. Der Einfluss von Aminooxyessigsäure 3.2.2.5. Der Einfluss von 3-MCPA 3.2.3. Der Einfluss von Gabapentin auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABAFreisetzung 3.2.3.1. ...nach Inkubation mit [3H]-GABA 3.2.3.2. ...nach Inkubation mit [3H]-Glutamin 41 41 43 44 46 47 51 51 53 Inhaltsverzeichnis . 3.3. Die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung im Caudatoputamen der Ratte.............................................................................................58 3.3.1. Die Validierung des Modells der L-trans-PDC-evozierten D-[3H]-AspartatFreisetzung 59 ++ 3.3.1.1. Der Einfluss des Entzugs von Kalzium (Ca ) und der Gabe von Cadmiumchlorid (CdCl2) 59 3.3.1.2. Der Einfluss von Tetrodotoxin 60 3.3.1.3. Der Einfluss von Dihydrokainat 60 3.3.2. Der Einfluss von Gabapentin auf die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung 61 3.4. Der Einfluss von Gabapentin auf die Freisetzung endogener Aminosäuren im Caudatoputamen der Ratte.............................................................................................62 4. Diskussion 4.1. Die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung................................................................64 4.1.1. Die Validierung des Modells der zytoplasmatischen [3H]-GABA-Freisetzung 4.1.1.1. Der Ausschluss eines vesikulären Freisetzungsmodus 4.1.1.2. Der Nachweis eines durch Transporterumkehr vermittelten Freisetzungsmodus 4.1.1.3. Der Einfluss von Inhibitoren des GABA-Metabolismus 66 66 4.1.2. Der Einfluss von Gabapentin auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung 4.1.2.1. Der Einfluss von Gabapentin nach Inkubation mit [3H]-GABA 4.1.2.2. Der Einfluss von Gabapentin nach Inkubation mit [3H]-Glutamin 75 76 77 70 71 4.2. Die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung..................................................81 4.2.1. Die Validierung des Modells der zytoplasmatischen D-[3H]-Aspartat-Freisetzung82 4.2.1.1. Der Ausschluss eines vesikulären Freisetzungsmodus 4.2.1.2. Der Nachweis eines durch Transporterumkehr vermittelten Freisetzungsmodus 4.2.2. Der Einfluss von Gabapentin auf die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung 82 84 85 4.3. Der Einfluss von Gabapentin auf die Freisetzung endogener Aminosäuren im Caudatoputamen der Ratte................................................................................................87 5. Zusammenfassung............................................................................................................91 6. Literaturverzeichnis........................................................................................................92 7. Lebenslauf.......................................................................................................................104 8. Danksagung.....................................................................................................................105 Einleitung Seite 1 1. Einleitung 1.1 Synaptische Übertragung Innerhalb der Nervenzellen wird Information durch Aktionspotentiale fortgeleitet. Ihre Weitergabe von einer Nervenzelle zur nächsten findet an morphologisch speziell ausgestalteten Kontaktstellen, den Synapsen, statt. Die synaptische Erregungsübertragung kann entweder durch elektrische oder chemische Übertragung erfolgen: Während bei der elektrischen Synapse morphologisch eine zytoplasmatische Kontinuität zwischen der prä- und der postsynaptischen Nervenzelle besteht, und somit eine Informationsübertragung durch direkte elektrische Ströme ermöglicht wird, findet sich bei der chemischen Synapse ein schmaler Zwischenraum zwischen zwei hintereinandergeschalteten Nervenzellen, der synaptische Spalt. Hier löst das ankommende elektrische Signal (Aktionspotential) an der präsynaptischen Nervenendigung die Aktivierung spannungsabhängiger Kalziumkanäle aus. Extrazelluläres Kalzium (Ca++) strömt in die präsynaptische Nervenendigung ein und induziert die Anlagerung und Fusion der synaptischen Vesikel mit der Plasmamembran der aktiven Zone und somit die exozytotische Freisetzung des in den synaptischen Vesikeln enthaltenen chemischen Neurotransmitters (Katz et Miledi, 1970). Dieser Prozess wird als elektro-sekretorische Kopplung bezeichnet. Der freigesetzte Transmitter diffundiert durch den synaptischen Spalt und bindet an Rezeptoren der postsynaptischen Membran. Die Beschaffenheit des Rezeptors -und nicht der Transmitter- entscheidet, ob in der postsynaptischen Zelle ein exzitatorisches (erregendes) oder ein inhibitorisches (hemmendes) Potential ausgelöst wird. Die Beendigung der Signaltransmission erfolgt durch die Entfernung der Transmittersubstanz aus dem synaptischen Spalt. Hierbei unterscheidet man die Diffusion des Transmitters in das umgebende Interstitium, den Abbau im synaptischen Spalt und die Wiederaufnahme des Transmitters in die präsynaptische Nervenendigung und Glia über spezifische WiederaufnahmeTransporter. Die chemische Übertragung kann somit sowohl inhibitorische als auch exzitatorische Vorgänge vermitteln. Sie hat die wichtige Eigenschaft, Signale verstärken zu können: Ein einzelnes Aktionspotential kann Tausende von Neurotransmittermolekülen freisetzen und somit eine Signalverstärkung von einem Neuron zum anderen ermöglichen. Zusammen mit der Vielzahl an Transmittern und Rezeptoren werden somit komplexe Interaktionen zwischen den Nervenzellen ermöglicht. Chemische Synapsen sind deshalb von besonderem Interesse, da sie ein Angriffspunkt Einleitung Seite 2 für viele Pharmaka wie z.B. Antiepileptika oder Analgetika darstellen, die erfolgreich in der Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems eingesetzt werden. Die vesikuläre Freisetzung der Aminosäuretransmitter GABA bzw. Glutamat und Aspartat wird als "quasi-physiologischer" Freisetzungsmechanismus betrachtet und ist, wie oben beschrieben, abhängig von dem depolarisationsgetriggerten Einstrom extrazellulären Kalziums (Haycock et al., 1978; McMahon et Nicholls, 1991). Bezüglich der Aminosäuretransmitter existiert jedoch neben der Ca++-abhängigen, vesikulären Transmitterfreisetzung zudem ein Ca++-unabhängiger, zytoplasmatischer, durch die Umkehr des GABA-Transporters bedingter Freisetzungsmechanismus (Olsen et al., 1977; Kauppinen et al., 1988). Auch für Acetylcholin, Dopamin und Noradrenalin wurde entsprechend den folgend aufgeführten Vorgängen eine Ca++-unabhängige Freisetzung aus einem zytoplasmatischen Transmitterpool beschrieben (Haycock et al., 1978; Lonart et Zigmond, 1990; Vargas et al, 1977). So konnten z. B. neurotoxische Konzentrationen von Glutamat die Na+-abhängige, zytoplasmatische Freisetzung von Dopamin im Caudatoputamen der Ratte induzieren (Lonart et Zigmond, 1990). 1.1.1. Die zytoplasmatische Freisetzung der Aminosäuretransmitter GABA und Glutamat Experimentell konnten erstmals Redburn und seine Mitarbeiter (1976) in vitro eine Ca++unabhängige Komponente bei der evozierten [14C]-GABA-Freisetzung durch K+-Depolarisation aus Synaptosomen beobachten. Von Adam-Vizi (1992) wurden im wesentlichen zwei Hypothesen zur Klärung dieses Phänomens formuliert: 1. Die Mobilisierung von Ca++ aus seinen intrazellulären Speichern (z.B. Mitochondrien, endoplasmatisches Retikulum), erhöht die freie, zytoplasmatische Ca++-Konzentration und induziert so die exozytotische Freisetzung von GABA (Sandoval, 1980). Eine Reihe von Untersuchungen sprechen jedoch gegen diese Hypothese, da die Depletion der intrazellulären Ca++-Speicher durch das Ca++-Ionophor A23187 sowie durch die Chelatoren EGTA und EDTA keinen hemmenden Einfluss auf die Ca++-unabhängige [3H]-GABA-Freisetzung zeigte (Haycock et al., 1978, Sihra et al., 1984, Pin et Bockaert, 1989). 2. Olsen et al. (1977) beschrieben die Umkehr des elektrogenen, Na+- und Cl--gekoppelten GABATransportsystems. Bedingt durch die Depolarisation der Plasmamembran GABAerger Neurone kommt es zu einer Erhöhung der intraneuronalen Na+-Konzentration. Die Umkehr des Na+Gradienten über der Plasmamembran bewirkt somit auch eine Umkehr des elektrogenen GABA- Einleitung Seite 3 Transporters. GABA wird transportervermittelt aus dem Zytoplasma der GABAergen Neurone in den Extrazellulärraum transportiert (Erecinska, 1987). Unterstützt wird diese Hypothese von der Beobachtung, dass die Ca++-unabhängige GABA-Freisetzung in einem Na+-freien Medium nahezu vollständig blockiert wurde (Haycock et al., 1978) und im Gegensatz dazu die Gabe von Veratridin oder Na+-Ionophoren, welche den Na+-Einstrom in die Zelle erleichtern, die Ca++unabhängige GABA-Freisetzung steigerten (Sandoval, 1980; Goncalves et Carvalho, 1995). Die depolarisationsabhängige, nicht-vesikuläre GABA-Freisetzung kommt durch eine Erhöhung der zytoplasmatischen Na+-Konzentrationen zustande. Diese resultiert entweder aus der depolarisationsbedingten Aktivierung spannungsabhängiger Na+-Kanäle, der Aktivierung ionotroper Glutamat-Rezeptoren auf GABAergen Nervenendigungen, Axonen oder Dendriten (Pin et Bockaert, 1989) oder aus einer Funktionsstörung der energieabhängigen Na+/K+-Pumpe (Cammack et al., 1994). Die Höhe des nach extrazellulär gerichteten, chemischen Gradienten für GABA spielt für die nicht-vesikuläre GABA-Freisetzung zudem eine wesentliche Rolle (Meyer, 1991). Nach Olsen et al. (1977) kann auch eine nicht-depolarisationsbedingte Umkehr des GABATransporters erreicht werden. So wurde nach der Gabe von exogener, nicht-radioaktiv markierter GABA ein Anstieg der [14C]-GABA-Freisetzung aus Synaptosomen, welche zuvor mit dem radioaktiv markierten Transmitter inkubiert wurden, beobachtet. Dabei diente die exogen zugeführte, extrazellulär lokalisierte GABA als Substrat des plamamembranären GABATransporters und wurde im Austausch gegen zytoplasmatische [14C]-GABA in die Zelle aufgenommen (Olsen et al., 1977). Der Austausch von intrazellulärer gegen extrazellulärer GABA durch die Umkehr des GABA-Transportes wird auch "Homoexchange" genannt. Entsprechend sind solche Inhibitoren des GABA-Transporters, welche nicht nur als Inhibitor, sondern gleichzeitig als Substrat des neuronalen und glialen GABA-Transporters dienen, in der Lage, GABA zytoplasmatisch freizusetzen (Kanner et al., 1983). Der Wiederaufnahme-Hemmer wird transportervermittelt in die Zelle aufgenommen, während zytoplasmatische GABA nach extrazellulär gegentransportiert wird. Die Stimulation der Freisetzung von zytoplasmatischer GABA durch GABA-verwandte Substanzen kann nach Olsen et al. (1977) in jedem Gewebe, welches einen GABA-Transportmechanismus besitzt, also sowohl an Nerven- wie auch an Gliazellen, erfolgen. Die Freisetzung von GABA durch die Gabe einer GABA-verwandten Substanz wird als "Heteroexchange" bezeichnet (Szerb et al., 1982). Einleitung depolarisationsbedingt Seite 4 depolarisationsunabhängig in vitro: in vivo: in vitro: • K+-Depolarisation • K+-Depolarisation • GABA • Veratridin, Na+-Ionophoren • Glutamat • Inhibitoren des GABA-Transportes, z.B. Nipecotat • Glutamat u. Agonisten • Hemmer der Na+/K+Pumpe, z.B. Ouabain • Funktionsstörung der Na+/K+-Pumpe, z.B. Ischämie Abnahme/Umkehr des elektrochemischen Na+-Gradienten Homo/Heteroexchange UMKEHR DES GABA-TRANSPORTERS Abb. 1.1.: Die Mechanismen der zytoplasmatischen Transmitterfreisetzung durch Transporterumkehr Aus heutiger Sicht ist die Umkehr des elektrogenen GABA-Transporters verantwortlich für die Ca++-unabhängige GABA-Freisetzung (do Nascimento et al., 1998). Eine wesentliche Bedeutung wird diesem Freisetzungsmechanimus unter den pathophysiologischen Bedingungen eines epileptischen Anfalles beigemessen (During et Spencer, 1993). Hierauf soll in Kapitel 1.5.3. näher eingegangen werden. Entsprechend den beschriebenen Vorgängen im GABAergen System kann ein exzessiver, depolarisationsbedingter Anstieg der intrazellulären Na+-Konzentration in glutamatergen, Neuronen zur Transporterumkehr und Freisetzung zytoplasmatischen Glutamats führen (Szatkowski et al., 1990). So zeigten in vitro-Untersuchungen von McMahon et al. (1990), dass Veratridin die Ca++unabhängige Freisetzung von Glutamat aus einem nicht-vesikulären, zytoplasmatischen Transmitterpool induziert. Veratridin verursacht durch die Öffnung spannungsabhängiger Natriumkanäle den Einstrom von Natrium entlang dessen Konzentrationsgradienten und somit einen Anstieg der intrazellulären Natriumkonzentration. Eine pathophysiologische Relevanz ergibt sich aus der Erkenntnis, dass es unter pathologischen Bedingungen wie Ischämie, Anoxie, Trauma oder Epilepsie zu Energiemangelzuständen mit Einleitung Seite 5 konsekutivem Zusammenbruch des Membranpotentials und Depolarisation von Neuronen kommt. Der Anstieg der intrazellulären Na+-Konzentration durch den depolarisationsbedingten Na+Einstrom dreht den Na+-abhängigen Glutamat-Transport um und führt so zu der nicht-vesikulären Freisetzung von zytosolischem Glutamat (Zini et al., 1993; Neal et al., 1994). Dieser Mechanismus ist nach Kauppinen et al. (1988) hauptverantwortlich für infolge Ischämie oder Anoxie freigesetztes Glutamat, wobei nach Szatkowsky et al. (1990) extrazelluläre Glutamatkonzentrationen von bis zu 370 µM erreicht werden können, was durchaus neurotoxischen Konzentrationen entspricht (Leigh et al., 1996). In Folge der exzessiven Aktivierung postsynaptischer Glutamatrezeptoren wird, beginnend mit dem Anstieg der intrazellulären Ca++-Spiegel, eine Kaskade von Reaktionen angestossen, welche histopathologisch zu einer massiven Zellschwellung und letztlich zum Zelltod führen (Kristián et Siesjö, 1998). Diese pathophysiologischen Vorgänge infolge einer exzessiven Glutamatfreisetzung werden unter dem Begriff der Exzitotoxizität zusammengefasst. 1.2. Der inhibitorische Neurotransmitter J-Aminobuttersäure (GABA) Die γ-Aminobuttersäure (GABA) ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter im Gehirn des Säugetiers und ist hier an bis zu 40 % aller Synapsen beteiligt (Turner et Whittle, 1983). Die Bedeutung des GABAergen Systems zeigt sich im Auftreten von Krampfanfällen, wenn das GABA-System durch die Blockade der GABA-Synthese beeinträchtigt ist. Störungen im GABAergen System werden für eine Reihe neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen verantwortlich gemacht, so z.B. für die Genese epileptischer Anfälle, die Huntington’sche Erkrankung, Morbus Parkinson und die Schizophrenie, um nur einige zu nennen. 1.2.1. Vorkommen und Verteilung von GABA GABA ist im ZNS weit verbreitet, wobei insgesamt höhere Konzentrationen im Vergleich zu anderen Neurotransmittern gefunden wurden (Enna et Snyder, 1976). Nach Fykse und Fonnum (1988) findet sich im Zytosol einer Nervenzelle eine Konzentration von 50 – 150 mM, während extrazellulär Spiegel < 1 µM gefunden werden (Erecinska, 1987). In niedrigeren Konzentrationen kann GABA auch im peripheren Gewebe nachgewiesen werden, wo es seine regulatorischen Eigenschaften v. a. im endokrinen Pankreas, aber auch in anderen Organen wie Leber oder Niere aufzeigt. Einleitung Seite 6 Die meisten GABAergen Neurone im ZNS sind inhibitorische Interneurone. Es gibt aber auch Regionen mit GABAergen Projektionsneuronen, so zum Beispiel die neuronalen Verschaltungen im Bereich der Basalganglien. Im folgenden Abschnitt 1.4.1. wird dieses Thema näher erläutert. 1.2.2. Der GABA-Metabolismus Die Blut-Hirn-Schranke ist für GABA normalerweise nicht durchgängig. Sämtliche im Gehirn vorkommende GABA ist somit endogenen Ursprungs. GABA entsteht im Stoffwechsel hauptsächlich aus Glucose, welche im Zitratzyklus zur α−Ketoglutarsäure umgewandelt wird. In den Mitochondrien der GABAergen Neurone erfolgt mit Hilfe einer Pyridoxal-5-Phosphat (PALP) abhängigen Transaminase die Umwandlung der α−Ketoglutarsäure in Glutamat. Letzteres wird aus dem Mitochondrium ins Zytosol transportiert, wo es durch Decarboxylierung zur γ-Aminobuttersäure umgewandelt wird. Diese reversible Reaktion wird durch das zytoplasmatische Enzym Glutaminsäuredecarboxylase (GAD) katalysiert, welches ausschliesslich von GABAergen Neuronen exprimiert wird und sich somit als ein immunzytochemischer Marker für GABAerge Neurone bewährt hat (Barber et al., 1978). Die Existenz zweier Isoformen der GAD, die GAD65 und GAD67 als Produkt zweier verschiedener Gene ist bekannt (Erlander et al., 1991). Die beiden Enzyme unterscheiden sich in ihrer Grösse (65 bzw. 67 kDa), Aminosäuresequenz, zellulären bzw. subzellulären Verteilung und der Interaktion mit dem Kofaktor PALP. Die GAD65 liegt zu einem grossen Anteil als inaktives, PALP-abhängiges Apoenzym vor, während die GAD67 überwiegend als aktives, bereits an PALP gebundenes Holoenzym vorliegt. Inhibitoren PALP-abhängiger Enzyme zeigen somit lediglich einen Einfluss auf die Aktivität des GAD65-Isoenzyms (Kaufman et al., 1991). Ein weiterer Unterschied der beiden Isoenzyme besteht in deren zellulären und subzellulären Verteilung: In den meisten Hirnregionen der Ratte konnten beide Isoformen in unterschiedlicher Ausprägung nachgewiesen werden, so auch im Caudatoputamen, wo nach Lindefors (1993) eine Dominanz der PALP-unabhängigen GAD67 vermutet wird. Die subzelluläre Verteilung zeigte eine annähernd gleichmässige Verteilung der GAD67 auf Zellkörper und Nervenendigung, während die GAD65 hauptsächlich in Terminalen von GABAergen Neuronen gefunden werden konnte (Esclapez et al., 1994). Es wird angenommen, dass die GAD65 mit vesikulären Membranen assoziiert und somit für die Produktion von vesikulär freigesetzter GABA verantwortlich ist. Dahingegen wird die GAD67 mit der Produktion von GABAMolekülen eines nicht-vesikulären GABA-Pools in Verbindung gebracht (Ruppert et al., 1993). Entsprechend fanden Andrade da Costa et al. (2000) in ihren immunhistochemischen Einleitung Seite 7 Untersuchungen an retinalen Zellen des Affen, dass lediglich GAD67-exprimierende Zellen in der Lage waren, GABA zytoplasmatisch durch Transporterumkehr freizusetzen. Freigesetzte GABA wird zur Beendigung der Signaltransmission über den WiederaufnahmeTransporter in die Nervenendigung oder in die unmittelbar benachbarten Gliazellen aufgenommen. In der Nervenendigung erfolgt das „Recycling“ des Transmitters durch den Transport des zytoplasmatischen GABA in die Vesikel. Im Gegensatz dazu hat die Aufnahme von GABA in die Gliazelle den metabolischen Abbau zur Folge. Hierzu wird die aufgenommene GABA in die Mitochondrien transportiert. Dort erfolgt der Abbau der GABA durch die γ-Aminobuttersäure-αKetoglutarat-Transaminase (GABA-Transaminase, GABA-T), wobei auch hier PALP als Kofaktor benötigt wird. Durch die Desaminierung der GABA entsteht Bernsteinsäurehalbaldehyd (SuccinatSemialdehyd), welches schliesslich mittels einer spezifischen Dehydrogenase zu Bernsteinsäure (Succinat) oxydiert wird und in den Zitronensäurezyklus eingeht. Durch die Übertragung der Aminogruppe von GABA auf die aus dem Zitratzyklus stammende α−Ketoglutarsäure entsteht mitochondriales Glutamat. Dieses wird im Zytosol durch die Glutamin-Synthetase zu Glutamin aminiert und schliesslich über die Membrantransporter aus der Gliazelle in das Neuron transportiert, wo es nach Aufnahme in das Mitochondrium als weitere Quelle zur Synthese von Glutamat als Vorläufermolekül für GABA dienen kann. 1.2.3. Der GABA-Transporter Die Wiederaufnahme von GABA aus dem synaptischen Spalt in Neurone und Glia wird als der wichtigste Mechanismus zur Beendigung der GABA-Transmission angesehen (Iversen et Johnson, 1971). Zum heutigen Zeitpunkt weiss man von der Existenz vier verschiedener GABA-Transporter (GAT-1 - GAT-4) (do Nascimento et al., 1998), wobei nach Borden et al. (1994) der neuronal lokalisierte GAT-1-Transporter in vitro zu 85 % am GABA-Transport im Gehirn der Ratte beteiligt ist. Allen gemeinsam sind die Eigenschaften eines transmitterspezifischen, energieverbrauchenden, Na+- und Cl--abhängigen Transportes. Dabei ist der Transport eines GABA-Moleküls an den KoTransport von zwei Na+-Ionen und einem Cl--Ion gekoppelt (Kanner et al., 1983). Der hierfür nötige, nach intrazellulär gerichtete Na+-Gradient wird durch die ATP-abhängige Na+/K+-Pumpe gewährleistet (Martin, 1973). Jedoch wird die Richtung des GABA-Transportes, wie in Kapitel 1.1.1. bereits näher erläutert, letztlich durch den elektrochemischen Na+-Gradienten über der Plasmamembran bestimmt. Einleitung Seite 8 Unterschiede der vier Subtypen des GABA-Transporters finden sich in ihrer regionalen Verteilung sowie in ihrer Sensitivität und Spezifität gegenüber Inhibitoren des GABA-Transporters (Liu et al., 1993, Clark et Amara, 1994). So sind Nipecotat und sein strukturelles Analogon NNC-711 Inhibitoren der vorwiegend neuronalen GAT-1- und GAT-4-Transporter, während der gliale Wiederaufnahme-Hemmer ß-Alanin eine hohe Affinität zu GAT-2- und GAT-3-Transportern aufzeigt (Liu et al., 1993). Der GABA-Transport wird nicht nur durch die unterschiedliche Verteilung der GABA-TransporterSubtypen mit ihren unterschiedlichen Affinitäten moduliert, sondern wird zudem durch die Variation der Anzahl aktiver GABA-Tansporter in der Zellmembran reguliert (Bernstein et Quick, 1999). So stieg die Anzahl von Molekülen des GABA-Transporters GAT-1 in der Plasmamembran innerhalb von Minuten an, wenn Zellkulturen mit ansteigenden Konzentrationen von extrazellulärem GABA inkubiert wurden. Diese Beobachtung führten die Autoren nicht auf eine Steigerung der Neusynthese von GABA-Transportprotein zurück, sondern auf eine Umverteilung des Transporters aus intrazellulären Beständen in die neuronale Plasmamembran. Auch andere Substrate des GABA-Transporters, z.B. Nipecotat, oder Botenstoffe wie Proteinkinase C hatten eine Verschiebung von GAT-1 aus intrazellulären Speichern in die Plasmamembran zur Folge. Somit habe der hochaffine, plasmamembranäre GABA-Transporter nicht nur eine wichtige Funktion bei der Beendigung der GABA-Transmission, sondern gewährleiste durch die ständige Feinabstimmung der GABA-Transporter-Funktion eine Konstanzhaltung der GABA-Konzentration im synaptischen Spalt (Bernstein et Quick, 1999). Zur Schaffung eines Neuronen-spezifischen GABA-Pools aus einem unspezifischen zytoplasmatischen Transmitter-Pool, ist der Transport von GABA in ein subzelluläres Kompartiment, die Vesikel, erforderlich. Ermöglicht wird dies durch die Substrat-Spezifität des vesikulären GABA-Transporters. Die Anreicherung von GABA in Vesikeln wurde erstmals von Fykse und Fonnum (1988) beschrieben, wobei der vesikuläre GABA-Transporter im Unterschied zum plasmamembranären GABA-Transporter eine niedrigere Affinität zu GABA, eine fehlende Na+-Abhängigkeit und eine fehlende Hemmbarkeit durch Inhibitoren des plasmamembranären GABA-Transporters zeigt. Der zum Transport benötigte elektrochemische Protonengradient wird durch eine Mg+ATPase generiert. Zusammenfassend dient der plasmamembranäre GABA-Transporter in Abhängigkeit des Na+Gradienten der schnellen und effizienten Entfernung von GABA aus dem synaptischen Spalt bzw. der Freisetzung zytoplasmatischer GABA, während der vesikuläre Transporter die Verfügbarkeit eines spezifischen, besser steuerbaren Transmitterpools garantieren soll. Einleitung Seite 9 1.2.4. Die GABA-Rezeptoren Es sind drei unterschiedliche GABA-Rezeptoren (A – C) bekannt: Der GABAA-Rezeptor ist ein ionotroper Rezeptor, der für Cl--Ionen permeabel ist. Die Aktivierung des Rezeptors führt zu einem direkten Einstrom negativer Valenzen, und somit zu einer Hyperpolarisation mit verminderter Erregbarkeit des postsynaptischen Neurons. Agonist ist das Fliegenpilzgift Muscimol, Antagonist das Krampfgift Bicucullin. Über eine assoziierte Bindungsstelle am GABAA-Rezeptor erhöhen die Benzodiazepine allosterisch die Öffnungsfrequenz des Chloridkanals, Barbiturate erhöhen allosterisch die Öffnungsdauer. Beide Pharmakagruppen wirken somit agonistisch am GABAA-Rezeptor (Forth et al., 1992). Der GABAB-Rezeptor ist metabotrop und aktiviert eine Second-Messenger-Kaskade. So wird GProtein-gekoppelt die Leitfähigkeit von K+-Kanälen erhöht und die Leitfähigkeit von Ca++-Kanälen vermindert. Auch in diesem Fall kommt es zu einer Hyperpolarisation mit verminderter Erregbarkeit der postsynaptischen Nervenzelle. Baclofen ist ein selektiver Agonist an GABABRezeptoren, Phaclofen ein entsprechender Antagonist (Dutar et al., 1988). Ein Bicucullin- und Baclofen-insensitiver GABAC-Rezeptor in bipolaren Stabzellen der Retina der Ratte war nach Feigenspan et al. (1993) selektiv aktivierbar durch das GABA-Analogon cis-4Aminocrotonat (CACA). Die praesynaptische Lokalisation von GABA-Rezeptoren ermöglicht eine Autoregulation durch negatives Feedback. Calabresi et al (1991, 1992) beschrieben zum Beispiel die praesynaptische Lokalisation von GABAB-Rezeptoren auf GABAergen und glutamatergen Neuronen des Striatums bei Mensch und Ratte. Durch den hemmenden Effekt auf das praesynaptische Neuron erfolge somit eine Feinabstimmung der funktionellen Aktivität der Basalganglien. 1.3. Die exzitatorischen Neurotransmitter Glutamat und Aspartat Glutamat und Aspartat sind die wichtigsten exzitatorischen Neurotransmitter des ZNS. Viele akute und chronische Erkrankungen, wie Schlaganfall, Trauma, Epilepsie, ALS, Morbus Alzheimer u.a. werden mit exzitatorischen, glutamatergen Mechanismen in Zusammenhang gebracht (Leigh et al., 1996). Einleitung Seite 10 1.3.1. Vorkommen und Verteilung Glutamat und Aspartat sind ubiquitär im menschlichen Gehirn nachweisbar, wobei Glutamat quantitativ eine deutlich grössere Rolle spielt. Nur in wenigen Hirnregionen konnte ein Überwiegen von Aspartat nachgewiesen werden, so z.B. in Projektionen der Kommissur zum gleichseitigen Nucleus dentatus des Hippokampus oder in bestimmten kortiko-kortikalen Fasern der visuellen Hirnrinde (Szerb, 1988). Die intrazelluläre Konzentration von Glutamat liegt bei etwa 10 mM, während extrazellulär Glutamat in einer Konzentration von etwa 1 µM zu finden ist (Nicholls et Attwell, 1990). Nach Leigh et al. (1996) reichen extrazelluläre Glutamat-Konzentrationen von 0.2 – 1.0 mM aus, um exzitotoxisch zu wirken. 1.3.2. Der Glutamat-Metabolismus Zur Terminierung der glutamatergen Neurotransmission erfolgt die Aufnahme des Transmitters sowohl in umgebendes Gliagewebe, als auch in das Zytosol des präsynaptischen Neurons. In der Nervenendigung kann Glutamat erneut vesikulär gespeichert werden, während nach Aufnahme in gliale Zellen der sog. Glutaminzyklus durchlaufen wird: Die nur in Glia vorkommende GlutaminSynthetase aminiert zunächst Glutamat zu Glutamin, welches membrangängig aus der Gliazelle in die glutamaterge Nervenendigung transportiert werden kann. Dort erfolgt mitochondrial die Desaminierung von Glutamin in Glutamat durch das Enzym Glutaminase, welches nun erneut als spezifischer Neurotransmitter zur Verfügung steht (Peng et al., 1993). Zu einem kleineren Anteil erfolgt die Neusynthese von Glutamat aus Glucose durch die Aminierung der aus dem Zitratzyklus stammenden α-Ketoglutarsäure in den Mitochondrien von Astroglia und Neuronen (Peng et al., 1993). Dies wird katalysiert durch das sowohl zytoplasmatisch als auch mitochondrial lokalisierte Enzym BCAA-T (branched-chain-amino-acid-transferase), wobei als Aminogruppen-Donator die verzweigtkettigen Aminosäuren fungieren. 1.3.3. Der Glutamat-Transporter Der Transport von Glutamat über die Plasmamembran von Neuronen und Gliazellen wird durch ein hoch- und ein niedrig-affines Transportsystem gewährleistet. Der hochaffine Glutamat-Transporter dient der schnellen Beendingung der glutamatergen Neurotransmission und schützt somit vor neurotoxischen Konzentrationen von Glutamat im synaptischen Spalt (Nicholls et Attwell, 1990). Einleitung Seite 11 Bisher konnten fünf verschiedene Transporter-Subtypen (EAAT-1 - EAAT-5) gefunden und sequenziert werden (Arriza et al., 1997). Der plasmamembranäre Glutamat-Transporter transportiert vornehmlich L-Glutamat und L-Aspartat, jedoch auch die physiologischerweise nicht vorkommenden D-Isomere der beiden Aminosäuren (Davies et Johnston, 1976). Der energieabhängige Transport erfolgt über einen elektrochemischen Gradienten für Na+: Ein Glutamatmolekül wird mit zwei Na+-Ionen ins Zellinnere kotransportiert, während ein K+-Ion mit einer Hydroxylgruppe (OH-) gegentransportiert wird. Hierdurch kommt es zu einer Ansäuerung des Zellinneren und gleichzeitigen Alkalisierung des Extrazellulärraums (Bouvier et al., 1992). Zusätzlich wurde ein ungekoppelter, passiver Einstrom von Cl--Ionen beobachtet, dessen Ausmass in Abhängigkeit des jeweiligen EAAT-Subtyps variierte (Arizza et al., 1997). Der vesikuläre Glutamat-Transporter zeigt entsprechend dem vesikulären GABA-Transporter eine niedrige Substrat-Affinität und eine hohe Substrat-Spezifität (Maycox et al., 1990). So wird LGlutamat entlang eines elektrochemischen Gradienten präferentiell gegenüber D-Glutamat aufgenommen, L- oder D-Aspartat werden nicht transportiert (Naito et Ueda, 1985). Desweiteren ist der vesikuläre Transporter Na+-unabhängig, jedoch Mg++- und ATP-abhängig (Nicholls, 1989). Die Bedeutung des vesikulären Glutamat-Transporters liegt in der Bereitstellung eines spezifischen Transmitterpools aus einem unspezifischen, zytoplasmatischen Reservoir. 1.3.4. Die Glutamatrezeptoren Glutamat und Aspartat wirken an verschiedenen Rezeptoren: Drei ionotrope Klasse-I-Rezeptoren, welche ursprünglich anhand ihrer exogenen Agonisten klassifiziert wurden, sowie ein metabotroper, G-Protein-gekoppelter Klasse-II-Rezeptor. Bei den Klasse-I-Rezeptoren unterscheidet man NMDA- und non-NMDA-Rezeptoren (Watkins, 1984; Fagg et al., 1985). Der NMDA-Rezeptor ist ein ligandengesteuerter Ionenkanal, welcher bei einem Ruhemembranpotential durch Mg++-Ionen aus dem Extrazellulärraum blockiert wird. Wird die postsynaptische Membran jedoch in Gegenwart von Glutamat depolarisiert, so dissoziieren die Mg++-Ionen aus der Öffnung des Kanals und ermöglichen den nach intrazellulär gerichteten Fluss von Ca++ und Na+ sowie den Ausstrom von K+. Viele Substanzen können die Aktivität des NMDARezeptors modulieren, so z.B. Glycin als Co-Agonist, Zink oder Protonen. Ein spezifischer synthetischer Agonist ist das Aminosäureanalogon N-Methyl-D-Aspartat, ein kompetitiver Antagonist Kynurenat und AP5. Nicht-kompetitive Antagonisten wie das Analgetikum und Kurznarkotikum Ketamin oder das Psychotikum Phencyclidin wirken über eine direkte Blockade des Ionenkanals. Einleitung Seite 12 Non-NMDA-Rezeptoren werden entsprechend ihrer Agonisten in Kainat- und AMPA-Rezeptoren eingeteilt. Sie sind gleichfalls Kationenkanäle, welche bei Aktivierung im wesentlichen permeabel für K+ und Na+ sind. Für beide Rezeptorsubtypen wurde zudem eine geringe Permeabilität für Ca++Ionen beschrieben (Gallo et al., 1992). Im gesamten zentralen Nervensystem sind sie für die schnelle Erregungsübertragung durch glutamaterge Neurone zuständig. Ein kompetitiver Antagonist an non-NMDA-Rezeptoren ist CNQX. Bisher konnten insgesamt acht Subtypen (mGluR1 – 8) des metabotropen Glutamatrezeptors identifiziert werden, welche entsprechend der Übereinstimmung ihrer Aminosäuresequenz in drei Gruppen (I – III) eingeteilt werden (Anwyl, 1999). Metabotrope Glutamatrezeptoren sind verknüpft mit verschiedenen second-messenger-Kaskaden, wobei prinzipell G-Protein-gekoppelt das Enzym Phospholipase C aktiviert, bzw. eine Adenylatcyclase negativ moduliert wird. Die Aktivierung eines metabotropen Glutamatrezeptors führt letztlich zu einer verminderten Leitfähigkeit für K+-Ionen, so dass hieraus eine verstärkte Erregbarkeit des Neurons resultiert. Als nicht selektiver Agonist wurde 1S, 3R-1-Aminozyklopentan-1,3-dicarboxylat (1S, 3R-ACPD) beschrieben (Lombardi et al., 1994). Nach Sherman et al. (1992) und Calabresi et al. (1992) kann eine Feinabstimmung und Modulation der glutamatergen Neurotransmission durch negative Feedback-Mechanismen an praesynaptischen ionotropen als auch metabotropen Autorezeptoren erfolgen. 1.4. Anatomische Grundlagen 1.4.1. Die Basalganglien In den subcortical gelegenen Teilen des Grosshirns befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Zwischenhirns die Basalganglien. Im herkömmlichen Sinne zählt man hierzu die untereinander stark verzweigten telencephalen Kerne Nucleus caudatus, Putamen, Globus pallidus, Claustrum und Corpus amygdaloideum. Heute ist es jedoch üblich, den im Diencephalon liegenden Nucleus subthalamicus und die im Mesencephalon befindliche Substantia nigra in das Kernsystem der Basalganglien zu integrieren. All diesen Kernen ist gemeinsam, dass sie in ihrem Zusammenspiel eine wichtige Funktion in der zentralnervösen Regulation und Abstimmung der Motorik haben. Entwicklungsgeschichtlich wurden diese Hirngebiete mit der Ausbildung der Grosshirnrinde dem motorischen Kortex untergeordnet. Sie erhalten Informationen aus unterschiedlichen Gebieten der Grosshirnrinde und bewirken eine feine Abstimmung von Bewegungsimpulsen, die, wenn „sinnvoll“ und Einleitung Seite 13 „situationsgerecht“, zur Ausführung gelangen, wenn „nicht sinnvoll oder situationsgerecht“, unterdrückt werden. 1.4.1.1. Lage und Morphologie des Corpus Striatum Das Corpus Striatum bezeichnet den grössten Kernkomplex des Endhirns. Er stellt die Eingangskomponente der Basalganglien dar und wird aus dem Nucleus caudatus und dem Putamen gebildet. Diese entstammen entwicklungsgeschichtlich einer gemeinsamen Anlage und werden erst sekundär durch die einsprossende Capsula interna voneinander getrennt. So bleiben die beiden Teile des Striatums nur noch über kleine Brücken grauer Substanz miteinander verbunden, wodurch das Striatum sein „streifenartiges“ Aussehen bekommt (striatum, lat. = gestreift). Der Nucleus caudatus legt sich wie ein C-förmiger Schweif (cauda, lat. = Schweif) um das Putamen herum und bildet so im oberen Teil des Seitenventrikels den Ventrikelboden bzw. die Seitenwand, in seinem unteren Teil das Ventrikeldach. Seine Form lässt sich durch die Drehung der Hemisphären während der embryonalen Entwicklung erklären. Das Putamen ist im Durchschnitt um 13 % grösser als der Nucleus caudatus. Es wird lateral durch die Capsula externa und das Claustrum, medial durch die Capsula interna und den Globus pallidus begrenzt. 1.4.1.2. Die Histochemie des Corpus Striatum Als Folge ihrer gemeinsamen Anlage sind die beiden Kerne des Corpus Striatum in ihrem vorderen Abschnitt miteinander verschmolzen und setzen sich aus identischen Zelltypen zusammen. Zu mehr als 90 % dominieren kleine bis mittelgrosse Neurone, deren Dendriten mit zahlreichen Dornen ausgestattet sind (Gruber, 1985). Die Mehrzahl dieser Neurone enthalten GABA als Transmitter. Die kolokalisierten, modulatorisch wirkenden Neuropeptide, Enkephalin, Substanz P oder Dynorphin, erlauben eine weitere Untergruppierung. Diese GABAergen Fasern repräsentieren die Gesamtheit der striato-pallidären und striato-nigralen Efferenzen. In Superfusionsversuchen freigesetzte GABA des Striatums stammt nach Meyer et al. (1989) vor allem aus Axonkollateralen striatonigraler Projektionsneurone. Mittelgrosse bis grosse dornenlose Neurone werden als Interneurone angesehen, welche Azetylcholin oder Somatostatin, aber auch GABA (Lindefors, 1992) als Transmitter benutzen. Jedoch überwiegen zahlenmässig GABAerge Projektionsneurone im Vergleich zu den GABAergen Interneuronen. Die Projektionen der verschiedenen Neuronengruppen sind in Abbildung 1.2. nochmals genauer dargestellt. Einleitung Seite 14 1.4.1.3. Neuronale Schaltkreise Wie aus folgender Abbildung hervorgeht, erhält das Striatum seine afferenten Zuflüsse vor allem aus dem Kortex, der Substantia nigra pars compacta und dem Nucleus thalamicus. Abb. 1.2.: Schematische Darstellung der neuronalen Verschaltungen im Bereich der Basalganglien. Sie erhalten keine direkte, präzise organisierte Information von den Sinnesrezeptoren und besitzen keine direkten efferenten Verbindungen mit dem Rückenmark. Die Basalganglien sammeln und verarbeiten Informationen aus unterschiedlichen Cortexarealen und nehmen über thalamo-corticale Efferenzen Einfluss auf die Willkürmotorik. Sie üben daher eine indirekte, nicht ins Bewusstsein gelangende Funktion der Bewegungskontrolle aus (Abbildung modifiziert nach Ghez et Gordon, 1996). Die kortikostriatalen Fasern stammen aus beinahe allen Grosshirnrindenarealen, jedoch projizieren besonders intensiv der motorische, sensorische und der präfrontale Assoziationskortex in das Striatum. Die Transmittersubstanz dieser Neurone ist das exzitatorisch wirksame Glutamat. Thalamostriatale, cholinerge Neurone entstammen den unspezifischen intralaminären Kernen des Thalamus und projizieren auf mittelgrosse, bedornte Striatumneurone. Die dopaminergen, nigrostriatalen Neurone projizieren überwiegend hemmend auf cholinerge Interneurone im Striatum, welche wiederum erregend mit den GABAergen, efferenten striatalen Neuronen verbunden sind. Einleitung Seite 15 Die efferenten Fasern des Striatums enthalten als Transmitter GABA und wirken dadurch in ihren Projektionsgebieten inhibitorisch. Die bereits erwähnten, kolokalisierten Neuropeptide spielen zwar quantitativ eine eher untergeordnete Rolle, nehmen aber eine wichtige modulatorische Funktion an den Synapsen der GABAergen striatalen Projektionsneurone ein. Die Projektionsziele sind vor allem das Pallidum, mit seinem medialen und seinem lateralen Anteil, und die Substantia nigra pars reticularis. Die pallidothalamischen, GABAergen Fasern verlaufen aus dem medialen Pallidumsegment in der sogenannten Ansa lenticularis und erreichen schliesslich den Thalamus im Nucleus ventralis anterior und lateralis. Exzitatorische Efferenzen des Thalamus projizieren auf die prämotorische und präfrontale Rinde. 1.4.2. Der menschliche Neokortex Die Grosshirnrinde ist der beim Menschen am stärksten ausgebildete Anteil des ZNS und bildet die höchste Ebene der Integration zentralnervöser Impulse. In ihrer Grundstruktur und -funktion unterscheidet sie sich nicht wesentlich von anderen Kerngebieten. So dient auch sie dazu, Informationen zu empfangen, zu verarbeiten und an andere Regionen des ZNS weiterzuleiten. Entwicklungsgeschichtlich unterscheidet man den Neokortex, die eigentliche Grosshirnrinde, vom Archikortex, der im wesentlichen vom Hippokampus gebildet wird, und dem Paläokortex. Der Neokortex weist bei mikroskopischer Betrachtung den typischen sechsschichtigen Bau nach Brodmann auf. In einem Zylinder senkrecht zur Oberfläche von aussen zum Mark hin finden sich folgende Schichten: I. Molekularschicht (lamina molecularis) II. äussere Körnerschicht (lamina granularis externa) III. Pyramidenschicht (lamina pyramidalis) IV. innere Körnerschicht (lamina granularis interna) V. Pyramidenschicht (lamina ganglionaris) VI. Schicht polymorphkerniger Zellen (lamina multiformis). Die Leistungsfähigkeit des Neokortex beruht vor allem auf der hohen Faserdichte der Hirnrinde sowie auf den immensen neuronalen Verschaltungen und Projektionen. Die wichtigsten Afferenzen erhält der Neokortex aus den thalamischen Kernen. Diese thalamokortikalen Fasern enden an Dendriten von Neuronen der inneren Körnerschicht und an Pyramidenzellen. Die Gesamtheit der Efferenzen der Hirnrinde haben ihren Ursprung in Pyramidenzellen in allen Schichten (ausser I), Einleitung Seite 16 wobei die Projektionsfasern zu Hirnstamm, Rückenmark, Mittelhirn, Basalganglien und Thalamus ziehen. Kortiko-kortikale Assoziationsfasern haben ihren Ursprung in Schicht V nach Brodmann (Petsche, 1985). Die kortikostriatalen Neurone enthalten als Neurotransmitter Glutamat und wirken in ihrem Projektionsort somit exzitatorisch. 1.5. Epilepsie und antikonvulsive Therapie 1.5.1. Definition der Epilepsie Die „Fallsucht“ ist als Krankheitsbegriff seit mehr als 4000 Jahren bekannt. Im Altertum prägten Hippokrates von Kos und Aristoteles die Bezeichnung „Epilepsie“ [griech.: epilambanein], was soviel wie „ergriffen“, „überwältigt“ werden, bedeutet (Stefan, 1991). Neben den idealistischen Auslegungen der Epilepsie als ein Besessensein von Dämonen, führte schon Hippokrates (460 - 357 v. Chr.) die Krankheit auf ein natürliches Wesen mit einer natürlichen Ursache zurück. John Hughlings Jackson (1835 - 1911) formulierte um 1870 die Definiton „ein Krampfanfall ist nichts weiter als ein Symptom und nur an eine gelegentliche, exzessive und abnorme Entladung des Nervengewebes gebunden...“ Mit seiner Beschreibung eines einzelnen Anfallgeschehens kann Jackson somit als Begründer der modernen klinischen Epileptologie angesehen werden. Auch heute wird die Epilepsie definiert als eine chronische Erkrankung mit wiederholten Anfällen. Klinisch besteht für die Zeit des Anfalls in abnehmender Häufigkeit eine Störung von Bewusstsein, Motorik, Empfindung, Erinnerung, Wahrnehmung und Emotionen. Der einzelne Anfall ist charakterisiert durch die abnorme, synchronisierte Aktivität grosser Neuronenverbände des ZNS. 1.5.2. Epidemiologie Die Epilepsien stellen nach dem Schlaganfall die zweithäufigste Erkrankung des zentralen Nervensystems dar, 0.5 bis 1% der Bevölkerung leiden an Epilepsie (Prävalenzrate, p). Die jährliche Inzidenzrate (I) liegt bei ca. 0.03 – 0.05 %, dies entspricht etwa 30 – 40 jährlichen Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohner (Stefan, 1991). Bei bis zu 5 % der Bevölkerung tritt mindestens einmal im Laufe ihres Lebens ein Gelegenheitsanfall infolge einer epileptischen Reaktion des Gehirns auf, ohne dass sich hieraus eine chronische Erkrankung (Epilepsie) entwickelt. Sie können bei zahlreichen Erkrankungen oder Funktionsstörungen auftreten, beispielsweise bei Hypoglykämie, Schlafmangel, fieberhaften Erkrankungen oder auch im Rahmen eines Alkoholentzugsyndroms. Einleitung Seite 17 1.5.3. Pathophysiologische Grundlagen Pathophysiologisch ist für das epileptische Neuron eine abnorme Labilität des Membranpotentials mit der Neigung zu Spontanentladungen charakteristisch (Speckmann 1986). Gründe hierfür können Störungen spezieller Membranstrukturen, Störungen des extra- und intrazellulären Ionenhaushaltes oder eine Imbalanz zwischen erregenden und hemmenden Transmittersubstanzen sein. Unter diesen Voraussetzungen können Schrittmacherzellen andere Nervenzellen anregen. Versagen die physiologischen Bremsmechanismen zur Eingrenzung des entstandenen Fokus, entstehen Anfallsaktivitäten mit klinisch manifesten Konvulsionen (Stefan, 1991). Als ein Bremsmechanismus bei der Eingrenzung und Terminierung von epileptischen Übererregungen gilt die zytoplasmatische GABA-Freisetzung durch die Umkehr des GABATransporters: Im Rahmen eines epileptischen Geschehens kommt es infolge der exzessiven neuronalen Aktivität zu einem Anstieg der extrazellulären Glutamat-Konzentration auf neurotoxische Spiegel (During et Spencer, 1993). Freigesetztes Glutamat stimuliert nach Harris et Miller (1989) vorwiegend ionotrope non-NMDA-Rezeptoren auf GABAergen Nervenendigungen und führt infolge des Natriumeinstroms zu einer Umkehr des Natriumgradienten über der Plasmamembran und somit zur Umkehr des elektrogenen GABA-Transporters. Inhibitorisch wirkende GABA wird folglich Transporter-vermittelt aus dem Zytosol von GABAergen Neuronen und Gliazellen freigesetzt (Abb. 1.3.). So kann in unmittelbarer Nachbarschaft zu glutamatergen Synapsen zytoplasmatisch freigesetzte GABA der neuronalen Übererregung entgegenwirken und die Ausbreitung der Erregung verhindern. 1. 2. 3. 4. 5. Neuron non-NMDA-Rezeptoren zytoplasmatisches GABA GABA-Transporter Extrazelluläres GABA Zellkern GLUTAMAT Na+ 5. 1. 1. + Na 2. 2. 3. 3. 4. Abb. 1.3.: Die Glutamat-induzierte GABA-Freisetzung durch die Umkehr des elektrogenen GABATransporters bei starker neuronaler Überaktivität erhöht die extrazellulären GABA-Spiegel Einleitung Seite 18 Der GABA-Transporter spielt damit nicht nur eine bedeutende Rolle bei der Terminierung der GABA-Transmission im Rahmen der physiologischen Signalübertragung, sondern ist aufgrund seiner potentiellen Umkehrbarkeit zudem von wesentlicher Bedeutung zur Aufrechterhaltung einer effizienten Inhibition bei pathologischer neuronaler Aktivität. 1.5.4. Pharmakotherapie Die systematische medikamentöse, durch Anfallsreduktion oder Anfallsfreiheit empirisch bestätigte Therapie der Epilepsien begann 1857 mit der Entdeckung der antiepileptischen Wirkung von Brom durch Charles Locock. Über 50 Jahre dominierten diese in der Behandlung der Epilepsie bis zur Einführung des Phenobarbitals 1912 durch Alfred Hauptmann. Seitdem wurden zahlreiche antiepileptisch wirksame Substanzen entwickelt, welche bis zum heutigen Zeitpunkt als sogenannte „Standartantiepileptika“ weit verbreitet sind. Dennoch können die Kriterien einer erfolgreichen antiepileptischen Therapie (Anfallskontrolle und geringe Nebenwirkungsrate) zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur bei rund 70 % aller Epilepsiepatienten erfüllt werden. Somit ist für viele der Epilepsiepatienten die Forschung nach neuen und potenten Antikonvulsiva von grosser Bedeutung (Pedley, 1994). Neue Erkenntnisse und das bessere Verständnis der pathophysiologischen und neuropharmakologischen Zusammenhänge im Rahmen eines epileptischen Anfallgeschehens trugen entscheidend zur systematischen Entwicklung neuer Antikonvulsiva bei. Als ein Ergebnis dieser Forschungen wurde 1995 Gabapentin (Neurontin®) auf den Markt eingeführt. 1.6. Gabapentin Ursprünglich wurde Gabapentin (1-(Aminomethyl)-cyclohexylessigsäure) unter der Vorstellung entwickelt, ein strukturelles Analogon des hemmenden Neurotransmitters GABA zu schaffen, welches im Gehirn die Wirkungen von GABA imitieren würde. Gabapentin bewährte sich in der klinischen Anwendung vor allem als Zusatzmedikament bei therapieresistenten, mit den herkömmlichen Antikonvulsiva nicht beherrschbaren fokalen und sekundär generalisierten tonisch-klonischen Anfällen, wie auch als Monotherapie bei Patienten mit neu diagnostizierter Epilepsie (Anhut et al., 1995; Chadwick et al., 1998; Lindberger et al., 2000). Gabapentin zeigte in experimentellen Untersuchungen eine Wirkung bei hypersensitiven Schmerzzuständen (Field et al., 1997). Desweiteren zeigt Gabapentin neuroprotektive Eigenschaften Einleitung Seite 19 durch eine Verzögerung des exzitotoxisch induzierten Zelltodes in vitro, und befindet sich in klinischer Erprobung zur Behandlung der amyotrophen Lateralsklerose (Mazzini et al., 1998). 1.6.1. biochemische Eigenschaften Gabapentin ist eine Aminosäure und hat ein Molekulargewicht von 171.24. Strukturell entspricht es einem GABA-Molekül, verknüpft mit einem lipophilen Zyklohexanring (Abbildung 1.4.). Dieser ermöglicht Gabapentin die Passage durch die Blut-Hirn-Schranke, während GABA die Blut-HirnSchranke nicht passieren kann. Gabapentin liegt bei physiologischem pH als Zwitterion, mit einem Oktanol/Puffer-Verteilungskoeffizient von 7.5 x 10-2 vor (Welty et al., 1993). Der Transport über die biologischen Membranen der Darmmukosa, der Blut-Hirn-Schranke und schliesslich der Zellmembranen von Neuronen wird durch ein spezielles Transportsystem ermöglicht, welches mit dem Transportsystem der endogen vorkommenden L-Aminosäuren identisch ist (Su et al., 1995, Thurlow et al., 1993). Gabapentin wird somit transportervermittelt im Zytoplasma von Nervenzellen und Glia angereichert, wo es im Vergleich zum Extrazellulärraum eine bis zu 20-fach höhere Konzentration erreicht und vermutlich seine Wirkung entfaltet (Su et al., 1995). Die Konzentration in der interstitiellen Flüssigkeit des Striatums beträgt 3 – 6 % der entsprechenden Plasmakonzentration, wobei im Hirngewebe im Vergleich zu den Plasmakonzentrationen ähnlich hohe Substanzspiegel gemessen wurden (Welty et al., 1993; Vollmer et al., 1986). Unter antikonvulsiv wirksamer Dosierung erreichte Gabapentin in zerebralem Gewebe Konzentrationen von 10 - 100 µM (Vollmer et al., 1986). Die von uns eingesetzten Konzentrationen von maximal 100 µM waren somit klinisch relevant. NH2 NH2 COOH COOH J-Aminobuttersäure (GABA) Gabapentin Abb. 1.4.: Die Strukturformeln des inhibitorischen Neurotransmitters GABA und des Antikonvulsivums Gabapentin. Einleitung Seite 20 1.6.2. Wirkmechanismus Entgegen ersten Vermutungen zeigte Gabapentin keine GABA-„mimetischen“ Eigenschaften: Es wirkt nicht als ein GABA-Agonist und wird nicht metabolisch in GABA umgewandelt. Gabapentin interferiert in Konzentrationen bis zu 100 µM nicht mit GABAA- oder GABAB-Rezeptoren (Taylor, 1994), ist kein Hemmer des neuronalen oder glialen GABA-Wiederaufnahme-Transporters (Su et al., 1995) und zeigt in physiologisch relevanten Konzentrationen keine Beeinflussung des GABA abbauenden Enzymes GABA-Transaminase (Taylor, 1994). Bei Untersuchungen zum Einfluss von Gabapentin auf verschiedene Neurotransmitter-Rezeptoren konnte in vitro keine Wirkung auf NMDA- oder non-NMDA-Rezeptoren, Dopamin-, Serotonin- oder Acetylcholinrezeptoren gefunden werden. Einzig fand sich unter Gabapentin eine signifikante Abnahme der elektrisch- oder K+-evozierten Freisetzung von Dopamin, Noradrenalin und Serotonin, wodurch die antihypersensitive Wirkung von Gabapentin erklärt werden könnte (Reimann et al., 1983; Schlicker et al., 1986). In einer Studie von Gee et al. (1996) gelang es, das Gabapentin-bindende Protein mittels Chromatographie zu isolieren. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass diese Bindungsstellen den α2δUntereinheiten spannungsabhängiger Ca++-Kanälen entsprechen. Nachdem weiterführende biochemische und elektrophysiologische Studien zunächst keinen Einfluss von Gabapentin auf die Funktion dieser Ionenkanäle aufzeigen konnten, fanden kürzlich Meder und Dooley (2000) eine Beeinträchtigung des K+(15 mM)-induzierten, präsynaptischen Ca++-Einstroms durch Gabapentin in Synaptosomen des Neokortex der Ratte. In einer weiterführenden Studie der selben Arbeitsgruppe konnte durch Gabapentin die Hemmung der K+-evozierten Freisetzung von Glutamat und Aspartat gezeigt werden (Fink et al., 2000), wobei diese Beobachtung auf eine direkte Wirkung des Pharmakons auf die α2δ-Untereinheit spannungsabhängiger Ca++-Kanäle des P/Q-Typs zurückgeführt wurden. Shimoyama et al. (2000) fanden entsprechende Ergebnisse in elektrophysiologischen Studien und sahen darin eine Erklärung für die antinociceptive Wirkung von Gabapentin. Eine Relevanz dieser Beobachtungen für dessen antikonvulsive Wirkung ist nicht geklärt. Dahingegen verdichten sich die Hinweise für eine Modulation der GABAergen Neurotransmission durch Gabapentin. Einleitung Seite 21 1.7. Fragestellung Aufgrund der erwähnten pathophysiologischen Zusammenhänge war es unser vorrangiges Ziel, ein in vitro Modell der zytoplasmatischen Freisetzung von GABA zu etablieren, in welchem ein vesikulärer und somit depolarisationsabhängiger Freisetzungsmodus ausgeschlossen werden konnte und die Wirkung des Antikonvulsivums Gabapentin geprüft werden sollte. Unter der Annahme, dass Gabapentin seine Wirkung auf die GABAerge Neurotransmission in einer Modulation der zytoplasmatischen GABA-Spiegel ausübt, wäre auch eine entsprechende Beeinflussung der zytoplasmatischen Freisetzung von GABA zu erwarten. 1. 2. 3. 4. 5. GABA-Transporter Zytoplasmatische GABA Extrazelluläres Nipecotat vesikulär gespeicherte GABA Zellkern Neuron 2. 2. 4. 5. 1. 1. 3. Gliazelle Abb. 1.5.: Die schematische Darstellung des Mechanismus der zytoplasmatischen Freisetzung von GABA durch Transporterumkehr. Hierbei sollte Nipecotat, ein GABA-Wiederaufnahmehemmer, welcher selbst als Substrat des GABA-Transporters dient, durch Heteroexchange zytoplasmatisches GABA freisetzen und hierdurch indirekten Einblick auf die GABA-Konzentration des Zytosols geben. Da Gabapentin in zunehmendem Masse eine neuroprotektive Wirkung zugesprochen wird, sollte in einem zweiten Schritt ein entsprechendes Modell bezüglich des exzitatorischen Transmittersystems entwickelt und validiert werden. Die zytoplasmatische Freisetzung von D-[3H]-Aspartat sollte gleichfalls durch die Induktion des Heteroexchange-Prozesses durch den transportierbaren Wiederaufnahmehemmer L-trans-PDC erfolgen. Im Anschluss an die Validierung dieses Modells, sollte auch hier die Wirkung von Gabapentin geprüft werden. Ergänzend hierzu soll ein Einfluss des Pharmakons auf die spontane Freisetzung endogener Aminosäuretransmitter untersucht werden. Methoden Seite 22 2. Methoden und Materialien 2.1. Gewebe und Präparation 2.1.1. Nucleus Caudatus des Kaninchens Nicht vorbehandelte Tiere beiderlei Geschlechts wurden mit einer Guillotine dekapitiert. Nach dem Eröffnen der Schädeldecke wurden die Meningen entfernt, das Gehirn ohne die beiden Bulbi olfactorii, der Hypophyse und der Medulla oblongata vorsichtig aus der Schädelhöhle entnommen und sofort in eisgekühlte Pufferlösung (Zusammensetzung siehe Kapitel 2.1.5.) überführt. Ein gekühlter Aluminiumblock diente als Präparationsunterlage. Das Kleinhirn wurde abpräpariert und die beiden Hemisphären entlang der Fissura longitudinalis cerebri voneinander getrennt. Das Septum pellucidum wurde inzidiert, der Seitenventrikel somit von medial eröffnet. Der ihm lateral anliegende Nucleus caudatus wurde dargestellt und stumpf von der Capsula interna abgelöst. Die so isolierten Schweifkerne beider Hemisphären wurden dann mit dem Gewebeschneider (McIllwan tissue chopper, Fa. Bachhofer, Reutlingen) in der frontalen Schnittebene von rostral nach kaudal in 0.35 mm dicke Schnitte zerlegt. 2.1.2. Caudatoputamen der Ratte Phylogenetisch bedingt, ist bei der Ratte durch die fehlende Einsprossung der Capsula interna eine Unterscheidung von Nucleus caudatus und Putamen nicht möglich (Kapitel 1.4.1.1.). Aus diesem Grund bezeichnet die Nomenklatur diesen anatomischen Komplex als “Caudatoputamen”. Mit männlichen Wistar-Ratten (200-300 g) wurde entsprechend den Kaninchen (Kapitel 2.1.1.) verfahren. 2.1.3. Menschlicher Neocortex Das für unsere Versuche zur Verfügung stehende Gewebe stammte von sechs Patienten beiderlei Geschlechts im Alter zwischen 50 und 70 Jahren, bei denen eine Raumforderung in tiefliegenden Hirnregionen diagnostiziert worden war. In den meisten Fällen handelte es sich dabei um Tumorerkrankungen. Diese Patienten wurden in der Neurochirurgischen Universitätsklinik Freiburg operativ versorgt. Um intraoperativ an die subkortikal liegende Raumforderung zu gelangen, mußte unter Umgehung funktional wichtiger Strukturen ein Zugang durch kortikale Schichten geschaffen Methoden Seite 23 werden. Die Verwendung dieses aus operationstechnischen Gründen entfernten Kortexgewebes zu Versuchszwecken wurde von der Freiburger Ethikkommission genehmigt. Die präoperativ bzw. operativ verabreichte Medikation umfasste Flunitrazepam zur präoperativen Sedierung, Thiopental, Fentanyl oder Flunitrazepam zur Narkose, Dexamethason bei erhöhtem Hirndruck und Pancuronium als Muskelrelaxans. Das Kortexgewebe wurde nach seiner Entnahme sofort in eisgekühlte, sauerstoffgesättigte Pufferlösung überführt und zur weiteren Präparation ins Labor gebracht. Die Transportzeit betrug dabei unter 10 Minuten. Auf einem eisgekühlten Aluminiumblock wurden makroskopisch erkennbare Tumorreste, Gefäße oder weiße Hirnsubstanz mit Hilfe eines Skalpells vorsichtig abpräpariert. Mit dem Gewebeschneider wurden 0.3 mm dicke Schnitte senkrecht zur Oberfläche angefertigt, um alle kortikalen Zellschichten in einem Gewebeschnitt zu erfassen. Makroskopisch nicht erkennbare tumoröse Infiltrationen des verwendeten Gewebes konnten die Ergebnisse qualitativ nicht beeinflussen, da neoplastisches Gewebe keine funktionsfähigen Nervenendigungen enthält und sich somit einer spezifischen Beladung entzieht (Feuerstein et al., 1990). 2.2. Der Freisetzungsversuch 2.2.1. Inkubation Zur Beladung der präparierten Hirnschnitte mit exogen zugeführtem Transmitter wurden die Gewebeschnitte in unterschiedlichen, von der Art des Transmitters abhängigen Konzentrationen des radioaktiv markierten Transmitters inkubiert: Transmitter Endkonzentration Inkubationsvolumen Inkubationszeit [3H]-GABA 0.1 µM 4 ml 60 oder 30 min [3H]-Glutamin 3.2 µM 2 ml 60 min [3H]-Aspartat 0.1 µM 4 ml 30 min Tab.2.1.: Die Inkubationsbedingungen. Die Inkubation erfolgte in einem auf 37°C vorgewärmten Wasserbad unter ständiger Begasung mit Carbogen. In einigen Versuchen sollte Gabapentin die Einflussnahme auf die GABA-Synthese ermöglicht werden. Hierbei wurden die Gewebeschnitte mit [3H]-Glutamin inkubiert, da ein Grossteil des Methoden Seite 24 striatalen GABA-Pools auf die Synthese aus dem Vorläufermolekül Glutamin zurückzuführen ist. Dagegen ist exogen zugeführtes Glutamat nur unwesentlich an der Synthese des TransmitterGABA-Pools beteiligt (Fonnum et Paulsen, 1990; Peng et al., 1993). Wie in Abschnitt 1.2.2. beschrieben, enthalten nur GABAerge Neurone das GABA synthetisierende Enzym Glutamatdecarboxylase (GAD). Sämtliche Tritium-markierte GABA, die nach Inkubation mit [3H]Glutamin in den Superfusaten und Schnitten gemessen wird, ist somit neuronalen Ursprungs (Reubi, 1980). Zur Etablierung des Modells der zytoplasmatischen Freisetzung von exzitatorischen Aminosäuren erfolgte die Inkubation mit D-[3H]-Aspartat, da Aspartat im Vergleich zu Glutamat nicht in Vesikeln angereichert wird (Naito et Ueda, 1985). Des weiteren unterliegt D-Aspartat im Unterschied zu L-Aspartat nicht einem raschen metabolischen Abbau. So entsprachen 97 % des gemessenen Radioaktivitätsgehaltes der Gewebeschnitte im Anschluss an Perfusionsexperimente nicht-metabolisiertem D-[3H]-Aspartat (Davies et Johnston, 1976). Die Inkubation mit Tritiummarkierter D-Aspartat hatte somit den Vorteil nur den zytoplasmatischen Transmitterpool zu markieren, und gewährte durch den nur gering ausgeprägten Metabolismus konstante Konzentrationen des exogenen Transmitters. In einigen Versuchen wurde die Superfusion ohne vorherige Inkubation mit dem radioaktivmarkierten Transmitter durchgeführt. Ziel hierbei war es, die Konzentration der endogen im Hirngewebe vorkommenden Aminosäure-Transmitter in den Superfusaten zu messen. 2.2.2. Superfusion Die Superfusion ist eine Methode um den Einfluss von Testsubstanzen auf die Transmitterfreisetzung zu untersuchen. Nach Beendigung der Inkubation wurde die radioaktive Flüssigkeit vorsichtig abgesaugt und überschüssiges Inkubationsmedium, welches Zelldetritus und während der Inkubation nicht in die Schnitte aufgenommene Radioaktivität enthält, wurde durch sorgfältiges Spülen mit vorgewärmter Superfusionsflüssigkeit entfernt. Die Schnitte wurden dann auf 12 Kammereinsätze aus Plexiglas verteilt. Ein Polypropylennetz an Boden und Deckel der Einsätze verhinderte ein Fortschwimmen der Schnitte und ermöglichte gleichzeitig den Fluss des Superfusionsmediums durch die Kammereinsätze. Diese wurden in die zugehörigen, zweigeteilten Glaskammern überführt und kontinuierlich mit Superfusionsmedium superfundiert. Die Glaskammern schlossen die Einsätze wasserdicht gegen das auf 37°C Methoden Seite 25 vorgeheizte Wasserbad ab. Eine Rollenquetschpumpe (PLG-Vielfachschlauchpumpe 132100, Desaga, Heidelberg, FRG) gewährleistete je nach Versuchsprotokoll eine konstante Flussrate von 1.0 ml/min, 0.4 ml/min bzw. 0.08 ml/min. Jede Kammer war durch ein Schlauchsystem über einen zuführenden Schenkel mit dem Basalpuffer, bzw. Stimulationspuffer und über einen abführenden Schenkel mit den Auffangvials verbunden. Der Wechsel von Basalpuffer auf Stimulationspuffer war durch das Einbringen von Drei-Wege-Hähnen in das Schlauchsystem möglich. Alle Superfusionsmedien befanden sich während der gesamten Superfusionszeit in einem 37°C warmen Wasserbad und wurden ständig mit Carbogen begast (schematische Darstellung der Versuchsanordnung siehe Abb. 2.1). In Abhängigkeit von Art und Dauer der Inkubation wurden die ersten 20 bis 40 Minuten der Superfusion verworfen, um abgestorbene Zellbestandteile und nicht in die Zellen aufgenommene Radioaktivität solange auszuwaschen, bis von einer relativ konstanten basalen Tritiumabgabe ausgegangen werden konnte (Tab. 2.2.). Art des Transmitters Inkubationsdauer Vorperfusionsdauer 30 min 30 min 60 min 20 min [3H]-Glutamin 60 min 20 min D-[3H]-Aspartat 30 min 30 min -- 40 min [3H]-GABA endogene Aminosäuren Tab. 2.2.: Die Vorperfusionsdauer in Abhängigkeit von der Art des Transmitters und der Dauer der Inkubation. Dieser sogenannten Vorperfusion schloss sich im weiteren Versuchsverlauf die Sammelperiode an, in welcher jeweils 5-Minuten-Fraktionen des Superfusates bis zum Versuchsende in Vials aufgegefangen wurden (Abb. 2.2.). Die Zahl der Fraktionen richtete sich dabei nach den jeweiligen Versuchs- und Stimulationsbedingungen und wird im Kapitel Ergebnisse näher beschrieben. Nach Inkubation mit [3H]-GABA wurde ab Beginn der Superfusion (throughout) Aminooxyessigsäure (AOAA, 0.1 mM) zugegeben, ein Enzym, welches den vorzeitigen Abbau der exogen zugeführten [3H]-GABA durch Hemmung des GABA abbauenden Enzyms GABATransaminase verhindern sollte. Je nach Fragestellung wurden Substanzen, welche auf die Ausschüttung zusätzlich Einfluss nehmen sollten, dem Superfusionsmedium vor der zweiten Stimulation hinzugefügt, oder waren während der gesamten Superfusionszeit (throughout) zugegen. Methoden Seite 26 Als Kontrollen wurden bei jedem Versuch mehrere Schnitte ohne die zu prüfenden Substanzen superfundiert. Sie dienten einerseits dem Vergleich zu den Schnitten mit den zu prüfenden Substanzen und andererseits zur Aufdeckung möglicher Störeffekte, welche nicht auf einen Substanzeffekt zurückzuführen sind. Während der Superfusion wurden die Gewebeschnitte mittels eines Inhibitors des plasmamembranären Transporters (Nipecotat, bzw. L-trans-PDC) zur Ausschüttung von [3H]GABA, bzw D-[3H]-Aspartat stimuliert. Im nächsten Abschnitt soll hierauf genauer eingegangen werden. Die Superfusion endete 15 bzw. 20 Minuten nach der letzten Stimulation. 4. 3. 2. 1. 5. 6. 1. 7. 8. 1. 2. 3. 4. Wasserbad und Thermostat Stimulationspuffer Basalpuffer mit oder ohne zu prüfende Substanz 3-Wege-Hahn 5. 6. 7. 8. Superfusionskammern Rollenquetschpumpe Auffangvials Retriever Abb. 2.1.: Die schematische Darstellung der Superfusionsanlage, modifiziert nach Jehle. Wie bereits erwähnt, wurde ein Teil der Versuche ohne vorherige Inkubation der Schnitte mit radioaktiv markiertem Transmitter durchgeführt. Hierbei überprüften wir den Einfluss von Gabapentin auf die spontane Freisetzung der endogenen Aminosäuren Glutamat, Aspartat und GABA. Methoden Seite 27 2.2.3. Stimulation Wie einleitend bereits näher besprochen, war unser erstes Ziel die Etablierung einer Methode zur Untersuchung der nicht-vesikulären, zytoplasmatischen GABA-Freisetzung. Hierzu bedienten wir uns des GABA-uptake-blockers Nipecotat, ein starker, nicht-kompetitiver Inhibitor des GABA-Transporters (Kroogsgard-Larson et al., 1975). Diese Substanz hat die Eigenschaft, durch den Prozess des Heteroexchange zytoplasmatische GABA freisetzen zu können. Die Dauer und Häufigkeit der Stimulation (S) war dabei von der jeweiligen Fragestellung abhängig und erfolgte, wenn nicht anders angegeben, 15 Minuten (S1) und 55 Minuten (S2) nach Beginn der Sammelperiode mit je einem Puls von 1 mM Nipecotat über 2 Minuten. Zur Untersuchung der D-[3H]-Aspartat-Freisetzung erfolgte nach Inkubation mit D-[3H]-Aspartat die Stimulation mit L-trans-PDC (1 mM), ein kompetitiver Inhibitor des plasmamembranären Glutamat-Transporters. Dabei wurde analog der Nipecotat-Stimulation verfahren. Inkubation Vorperfusion S1 S2 t (min) Superfusion Sammelphase Abb. 2.2.: Der schematische Verlauf eines Superfusionsversuches. 2.3. Bestimmung und Charakterisierung der Transmitter Bei Inkubation mit [3H]-GABA bzw. D-[3H]-Aspartat war es möglich, das in den Superfusaten und Schnitten enthaltene GABA bzw. Aspartat direkt als Tritium-markierten Transmitter zu messen. Nach Inkubation mit [3H]-Glutamin entstanden bei der metabolischen Umwandlung zu [3H]-GABA radioaktiv markierte Zwischen- und Abbauprodukte. Dies machte die chromatographische Trennung von [3H]-GABA von seinen gleichfalls tritiierten Vorstufen und Metaboliten erforderlich, um fälschlicherweise zu hohe Messwerte zu vermeiden. Methoden Seite 28 Die Quantifizierung der endogenen Aminosäuren Glutamat, Aspartat und GABA erfolgte durch die Hochdruck-Flüssigkeits-Chromatographie (high pressure liquide chromatographie, HPLC). 2.3.1 Bestimmung nach Inkubation mit [3H]-GABA bzw. [3H]-D-Aspartat Nach dem Ende der Superfusion wurden die Schnitte aus den Kammereinsätzen entnommen und in einem Glasvial mit 0.5 ml Soluene 350 (Packard, Frankfurt/Main) aufgelöst. Erst nach vollständiger Homogenisierung des Gewebes erfolgte die Zugabe von je 10 ml des Szintillators Ultima Gold (Packard, Frankfurt/Main). Den Superfusaten wurden je 7 ml dieser Szintillationsflüssigkeit hinzugefügt. Der Szintillator (szintilla, lat.: Funke) ermöglicht die Umwandlung der kinetischen Energie der ßStrahlung in Photonen. Dabei wird die beim ß-Zerfall frei werdende kinetische Energie auf die in der Szintillationsflüssigkeit enthaltenen Fluor-Atome übertragen. Die Elektronen der äußeren Elektronenhülle des Fluor-Atomes befinden sich dadurch auf einem höheren energetischen Niveau. Fallen diese Elektronen wieder in ihre Ausgangslage zurück, so wird diese Energie im Form von Photonen frei. Die Anzahl der Lichtquanten ist dabei proportional der Energie der ß-Teilchen. Die Quantifizierung der in der Flüssigkeit enthaltenen Tritiummenge erfolgt durch die Detektion der Photonen mit Hilfe eines Flüssigkeitsszintillationszählers (Pharmacia Diagnostics, Freiburg, BRD). 2.3.2 Bestimmung von [3H]-GABA nach Inkubation mit [3H]-Glutamin Die bei den Versuchen gewonnenen Superfusate enthielten ein Gemisch von [3H]-GABA und seinen Vorstufen und Abbauprodukten: [3H]-Glutamin, [3H]-Glutamat, [3H]-Succinatsemialdehyd und [3H]-Succinat. Zur Trennung dieser Substanzen wurde die Ionenaustauschchromatographie nach einer erstmals von Schultheiss et al. (1990) beschriebenen Methode verwendet. Aminosäuren haben einen amphoteren Charakter, d.h. sie können in Abhängkeit vom pH-Wert entweder saure oder basische Eigenschaften zeigen. Ein Ionenaustausch kann nur stattfinden, wenn sowohl der Austauscher (stationäre Phase), als auch die Probensubstanz (mobile Phase) in ionisierter Form vorliegen. Durch Variation des pH-Wertes kann die Dissoziation beider Systeme und somit das Ausmaß elektrostatischer Wechselwirkungen beeinflußt werden. Zur Trennung von [3H]-GABA von seinen Vorstufen [3H]-Glutamin und [3H]-Glutamat sowie von seinen Metaboliten [3H]-Succinatsemialdehyd und [3H]-Succinat diente uns als stationäre Phase der Kationenaustauscher DOWEX 50 WX-4 (Aldrich, Deutschland). Dieser trägt als Methoden Seite 29 Austauschergruppe eine Sulfonsäuregruppe und ist somit negativ geladen. Um an den Austauscher gebunden zu werden, muß GABA in kationischer Form vorliegen. Der pK1-Wert einer Aminosäure bezeichnet die Dissoziationskonstante der Carboxylgruppe. Definitionsgemäß liegen dabei 50 % der Moleküle in ionisierter Form vor. Bei einem pH-Wert welcher dem pK1-Wert einer Aminosäure entspricht, ist die Carboxylgruppe zur Hälfte protoniert und somit positiv geladen. Der pK1-Wert von GABA liegt bei 4.031. Bei dem pH-Wert, welcher dem pK1-Wert entspricht, liegt GABA zur Hälfte als Kation vor, während sich die anderen tritiierten Verbindungen bezüglich der Carboxylgruppe elektrisch neutral verhalten, d. h. bei einem pH von 4.0 wird die Hälfte des in der Lösung enthaltenen [3H]-GABA an die Austauschersäule gebunden werden, während die anderen tritiierten Aminosäuren aufgrund der fehlenden Protonierung ihrer Carboxylgruppe ausgewaschen werden. Für die säulenchromatographische Auftrennung konnten die Schnitte nicht in Soluene homogenisiert werden, sondern wurden zur Probenaufbereitung nach Entnahme aus den Kammereinsätzen in je ein Eppendorfreaktionsgefäss mit 1 ml 0.4 M Perchlorsäure überführt. Die Homogenisierung des Gewebes erfolgte durch eine einminütige Behandlung mit Ultraschall. Nach Zentrifugation über 5 Minuten bei 10 000 rpm wurde der Überstand abpipettiert, 8 ml 0.1 % Triton X-100 hinzugefügt und mit 1 M Essigsäure bzw. 1 M Natriumacetat auf einen pH-Wert von 4.0 eingestellt. Die Superfusate wurden mit 4 ml 0.2 % Triton X-100 versetzt und gleichfalls auf einen pH-Wert von 4.0 eingestellt. Die Aufbereitung des Ionenaustauschers DOWEX 50 WX-4 erforderte einen jeweils 30 minütigen Waschvorgang in 1 M NaOH, 1 M HCl und zuletzt in 1 M NaOH. Die Flüssigkeit wurde nach Beendigung des Waschvorgang jeweils unter Vakuum abgesaugt. Der so aufbereitete Ionenaustauscher wurde in 0.2 M NaAcetat gelöst und mit konzentrierter Essigsäure auf einen pHWert von 4.0 eingestellt. Glassäulen (0.5 x 3 cm) wurden mit 1.5 ml des DOWEX 50 WX-4 gefüllt. Es erfolgte nochmals ein Waschvorgang mit 5 ml 0.2 M Natriumacetat und anschliessend mit 5 ml 0.1 % Triton X-100. Nun erfolgte die eigentliche Probentrennung: Die Superfusate und homogenisierten Schnitte wurden auf die Säulen gegeben. Das positiv geladene [3H]-GABA trat in Wechselwirkung mit den anionischen Gruppen des Austauschers, während [3H]-Glutamin, [3H]-Glutamat, [3H]Succinatsemialdehyd und [3H]-Succinat beim anschließenden Waschvorgang mit 10 ml 0.1 % Triton X im Effluent ausgewaschen wurden. Die Eluierung von [3H]-GABA erfolgte mit 4 ml 0.4 M Methoden Seite 30 Tris (pH 7.4). Die Anhebung des pH-Wertes der mobilen Phase bewirkte dabei den Übergang von [3H]-GABA in seine Zwitterionenform und somit die Ablösung vom Austauscher. Zur Bestimmung des Tritium-markierten Transmitters wurde das Eluat mit 12 ml Ultima Gold (Packard, Frankfurt/Main) versetzt und mittels des Flüssigkeitsszintillationszählers quantifiziert. Die Wiederfindungsrate von [3H]-GABA im Eluat betrug 66.33 %. 2.3.3 Bestimmung der endogenen Aminosäuren durch HPLC Im Gegensatz zu der oben beschriebenen, konventionellen Säulen-Chromatographie, bei der die Probe in der mobilen Phase mittels Schwerkraft durch die stationäre Phase wandert, wird bei der HPLC die mobile Phase unter hohem Druck durch die Säule mit der stationären Phase gepumpt. Je nach Art und Wechselwirkung zwischen stationärer Phase und mobiler Phase unterscheidet man zwischen verschiedenen Trennmechanismen. Wir bedienten uns hierbei der sog. Reversed Phase Chromatographie (RPC), die in zunehmendem Masse als effektive Methode in der Peptid- und Proteinanalytik eingesetzt wird. Die RPC nutzt die unterschiedliche Löslichkeit der zu trennenden Proben in der stationären, bzw. mobilen Phase aus. Hierbei ist die mobile Phase polarer (hydrophiler) als die stationäre Phase. Hydrophobe Substanzen werden reversibel and die hydrophoben Bestandteile des RP-Materials gebunden. Durch die Erhöhung des organischen, d.h. hydrophoben Anteils im Eluenten (mobile Phase) kommt es zur Verringerung der Hydrathülle der Moleküle und damit zur Desorption und chromatographischen Auftrennung der Substanzen nach ihrer Hydrophobizität. Je unpolarer (hydrophober) eine Substanz ist, um so länger ist ihre Retentionszeit an der stationären Phase. Neben der Säule selbst, ist die Auswahl des richtigen Eluenten von entscheidender Bedeutung für das chromatographische Ergebnis. Die Adsorption der zu trennenden Substanzen erfolgt normalerweise aus wässrigen Pufferlösungen. Wir verwendeten hierzu eine 10 mM NaH2PO4/Na2HPO4-Lösung (pH 7.2) mit einem linear ansteigenden Gradienten von 0-22.5 % Acetonitril als organische Komponente und einer Flussrate von 1.3 ml/min (Knoerle et al., 1996). Mit steigendem Anteil von Acetonitril in der mobilen Phase nimmt auch deren Elutionskraft zu. Die Superfusate und Schnitte wurden wie folgt für die HPLC vorbereitet: Nach Beendigung der Superfusion wurden die Superfusate über einen Zellulose-Acetat-Filter mit einer Porengrösse von 0.22 µm filtriert. Hierbei sollten Verunreinigungen durch ausgewaschene Zellbestandteile aus den Superfusaten entfernt werden. Die Schnitte wurden in 1 ml Methanol homogenisiert (Ultraschall, 1 min) und mit 10 000 rpm. für 5 Minuten zentrifugiert. Der Überstand wurde abpipettiert und filtriert. Das weitere Protokoll bezieht sich auf Schnitte und Superfusate. Methoden Seite 31 Es folgte die Derivatisierung mit dem sog. OPA-Reagenz: o-Phthalaldehyd (1.25 mg) wurde gelöst in 0.5 ml 1M Natrium-Boratpuffer (pH 10.4), 4.5 ml Methanol und 50 µl Mercaptoethanol. Von dieser Lösung wurden 25 µl auf 100 µl Superfusat gegeben (Reaktionszeit: 2 Minuten bei Raumtemperatur). Während dieser Zeit wurde das o-Phthalaldehyd an die Aminogruppe der Aminosäuren gebunden. Als Reaktionsprodukt der beiden Substanzen entstand ein floureszierendes Isoindolderivat. Von diesem Reaktionsprodukt wurden 100 µl auf die RP-Säulen gegeben. Durch die kontinuierliche Steigerung des hydrophoben Anteils in der mobilen Phase (Acetonitril) wurden die floureszenzmarkierten Aminosäuren in der Reihenfolge ihres hydrophoben Charakters eluiert. Die Detektion und Quantifizierung der so getrennten Substanzen erfolgte durch die Messung der Floureszenz bei einer Anregungswellenlänge von 330 nm und einer Emissionswellenlänge von 450 nm. Die Identifizierung der Aminosäuren gelang über den Vergleich der Retentionszeiten mit Standardchromatogrammen. Säule (feste Phase): Nucleosil 100-5 C18 (Fa. Macherey-Nagel, Düren, FRG) Dimension: Länge 250 mm, Innendurchmesser 4.6 mm Acetonitril in 10 mM NaPhosphat (pH 7.2) linear 0 - 22.5 % in 45 Minuten 1.3 ml/min UV, Anregung: 330 nm, Emission: 450 nm Minuten GABA Glutamin Glutamat Aspartat Absorption Serin Glycin Eluent (mobile Phase): Gradient: Flussrate: Detektion: Methoden Seite 32 Um eine Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Kammern zu erreichen, wurde bei der statistischen Auswertung der gemessene Aminosäurengehalt der Superfusate auf den gemessenen Aminosäuregehalt der Schnitte bezogen 2.4. Berechnungen 2.4.1 Zählausbeute für Schnitte und Superfusate Die vom Flüssigkeitsszintillationszähler gemessene Anzahl der Lichtblitze (counts) stellte nur einen bestimmten Anteil der tatsächlich in den Superfusaten und Schnitten enthaltenen Radioaktivität dar. Aus diesem Grund wurde die sogenannte Zählausbeute (counting efficiency, C.E.) ermittelt. Die C.E. bezeichnet den prozentualen Anteil der gemessenen Aktivität (counts per minute, cpm) an der tatsächlichen Aktivität (desintegrations per minute, dpm) einer gemessenen Probe. Hierzu diente ein [3H]-Standard mit bekannter Aktivität (dpm), von welchem eine definierte Menge (20 µl) eingesetzt wurde. Die C.E. ergab sich bei bekanntem Hintergrundrauschen (background, BG = cpm von 5 ml Puffer mit 7 ml Ultima Gold) aus dem Quotienten der gezählten cpm des [3H]Standards, vermindert um das Hintergrundrauschen (BG) und dividiert durch die tatsächlichen Zerfälle zum aktuellen Zeitpunkt (dpm). Der aktuelle dpm-Wert des [3H]-Standards errechnete sich aus dem vom Hersteller angegebenen dpm-Wert zum Herstellungszeitpunkt multipliziert mit dem zeitlichen Zerfallsfaktor. Dieser konnte einer Tabelle entnommen werden. Zur C.E.-Bestimmung der Superfusate wurde [3H]-H2O, der Schnitte wurde [3H]-Toluol verwandt. Somit ergab sich folgende Formel: cpm (Superfusat + [3H]-H2O) - cpm (BG) C.E.Superfusat = aktueller dpm-Wert [3H]-H2O x 100 cpm (Schnitt + [3H]-Toluol) - cpm (BG) C.E.Schnitt = x 100 3 aktueller dpm-Wert [ H]-Toluol Bei der Messung von [3H]-GABA nach [3H]-Glutamininkubation war, bedingt durch die gleichartige Behandlung von Superfusaten und Schnitten bei der chromatographischen Auftrennung, nur die Berechnung einer C.E. mit Hilfe von [3H]-H2O nötig. Methoden Seite 33 Aus der ermittelten Zählausbeute des Szintillationszählers ließen sich die dpm jeder einzelnen Probe aus den gemessenen cpm errechnen: cpm dpm = C.E. Unter Berücksichtigung der spezifischen Aktivität [Ci/mmol] des eingesetzten tritiummarkierten Transmitters war eine Umrechnung in pmol möglich. Dies wurde zur Berechnung des Gehaltes an Tritium-markiertem Transmitter in den Schnitten nach Beendigung der Superfusion angewendet (Beladung, pmol/Schnitt). 2.4.2 Prozentuale Radioaktivitätsabgabe Eine unterschiedliche radioaktive Beladung der einzelnen Schnitte machte eine Normierung der einzelnen Superfusatfraktionen erforderlich, um die Versuche miteinander vergleichen zu können. Hierzu wurde die absolute Tritiummenge einer Superfusatprobe auf den Gesamttritiumgehalt des zugehörigen Schnittes zu Beginn der Fraktion bezogen. Die prozentuale Radioaktivitätsabgabe (PR) einer Fraktion ergab sich dann aus folgender Formel: [3H]-Abgabe in einer 5-min-Fraktion (dpm) PR = 3 x 100 [ H]-Gehalt des Schnittes zu Beginn der Fraktion (dpm) 2.4.3 Stimulationsbedingte Tritiumfreisetzung Die stimulationsbedingte Tritiumfreisetzung (S) errechnete sich aus der Summe der freigesetzten Radioaktivität der Stimulationsfraktion und der darauffolgenden Fraktionen (SF1 – SFx), abzüglich der geschätzten basalen Tritiumabgabe dieser Fraktionen. Bei der Schätzung wurde von einem annähernd linearen Abfall der basalen Freisetzung ausgangen. Der Mittelwert der basalen Tritiumfreisetzung wurde aus der letzten Fraktion vor der Stimulation (b1) und der ersten Fraktion bei der kein Stimulationseffekt mehr erkennbar war (b2) errechnet. Dieser Mittelwert musste noch mit der Anzahl der Stimulationsfraktionen multipliziert werden. Die Methoden Seite 34 so geschätzte basale Tritiumabgabe wurde von der Summe der freigesetzten Radioaktivität der Stimulationsfraktionen (∑SF1 + SF2... + SFX ) abgezogen. Der Quotient aus der so ermittelten stimulationsbedingten Tritiumfreisetzung und des Tritiumgehaltes des Schnittes zu Beginn der Stimulation ergab den S1 - bzw. S2-Wert. (∑SF1 + SF2... + SFX ) - (b1 + b2) x Anzahl SF 2 S= [3H]-Gehalt des Schnittes zu Beginn der Stimulation 2.4.4. S2/S1-Quotient Um den Einfluss einer Testsubstanz auf die stimulationsbedingte [3H]-GABA-Freisetzung mit den Kontrollen vergleichbar zu machen, wurde die stimulationsbedingte Freisetzung der zweiten Stimulation (S1) auf jene der ersten Stimulation (S1) bezogen (S2/S1-Quotient). Unterschiede in der stimulationsbedingten Tritiumfreisetzung, die auf unterschiedliche Schnittdicke, -größe oder -beladung zurückzuführen waren, wurden somit ausgeglichen. Versuche mit einer Testsubstanz wurden gegenüber Versuchen ohne die entsprechende Substanz (Kontrollen) vergleichbar. In den Versuchen mit nur einer Stimulation erfolgte der direkte Vergleich der S1-Werte der mit Gabapentin throughout behandelten Gruppen mit den Kontrollen. 2.4.5. Basaleffluxquotient Zur Ermittlung eines möglichen Effektes von Testsubstanzen auf die nichtstimulierte, spontane Transmitterfreisetzung wurde der Basaleffluxquotient gebildet. Er errechnete sich aus dem Quotienten der jeweils letzten Fraktion (PR) vor den beiden Stimulationsfraktionen. Ein Einfluß der Testsubstanz konnte dann angenommen werden, wenn sich ein signifikanter Unterschied im Vergleich zu den Basaleffluxquotienten der mitlaufenden Kontrollen zeigte. Einflüsse von Testsubstanzen auf die basale Transmitterfreisetzung veränderten den S2/S1Quotienten, was in der Interpretation der entsprechenden Versuche berücksichtigt werden mußte. Methoden Seite 35 2.4.6. Statistische Auswertung Die nachfolgenden Ergebnisse sind als Mittelwerte ± SEM (Standardfehler des Mittelwertes) einer bestimmten Versuchsanzahl (n) angegeben. Signifikante Unterschiede zwischen den durch zugegebene Testsubstanzen beeinflußten Mittelwerten und dem entsprechenden Mittelwert der S2/S1-Quotienten der Kontrollen wurden mit Hilfe von Einweg-Varianzanalysen überprüft. Dem schloss sich der Vergleich der einzelnen Mittelwerte durch den Scheffé-Test mit den folgenden Signifikanzniveaus an: * = p < 0.05 ** = p < 0.01 *** = p < 0.001 nicht signifikante Unterschiede werden als n.s. angegeben. Bei der Angabe von Ergebnissen in Prozent des ensprechenden Kontrollmittelwertes wurde das Fehlerfortpflanzungsgesetz zur Berechnung der entsprechenden SEM angewandt. Methoden Seite 36 2.5. Materialien Inkubations- und Superfusionsmedien: (gelöst in bidestilliertem Wasser, Angaben in mmol/l) NaCl KCl CaCl2 MgSO4 NaHCO3 KH2PO4 Glucose Basispuffer 121.0 1.8 1.3 1.2 25.0 1.2 11.0 Ca++-freier Puffer 121.0 1.8 0.0 1.2 25.0 1.2 11.0 Die Lösungen wurden mit Carbogen (95 Vol. % O2, 5 Vol. % CO2) gesättigt und mit 1 N Natronlauge bzw. 1 N Salzsäure auf einen physiologischen pH-Wert von 7.4 eingestellt. Ein Osmolaritätsausgleich wurde bei Ansetzen des Ca++-freien Puffers aufgrund der nur geringen Osmolaritätsunterschiede nicht durchgeführt. [3H]-GABA Du Pont; NEN, Dreieich, Deutschland spezifische Aktivitäten 38.4 / 34.8 / 30.0 Ci/mmol [3,4-3H]-Glutamin Du Pont; NEN, Dreieich, Deutschland spezifische Aktivitäten 60 / 48.4 /47.7 / 44.6 Ci/mmol D-[3H]-Aspartat Du Pont; NEN, Dreieich, Deutschland spezifische Aktivität 21.0 Ci/mmol [3H]-H2O Du Pont, NEN, Dreieich, Deutschland Aminooxyessigsäure (AOAA) Sigma, Deisenhofen, Deutschland MG 109.3, gelöst in aqua bidest. CdCl2 Sigma, Deisenhofen, Deutschland MG 183.32, gelöst in aqua bidest. Dihydrokainat Sigma, Deisenhofen, Deutschland Methoden Seite 37 [2-Carboxy-4-isopropyl-3-pyrrolidinacetat] MG 215.2, gelöst in aqua bidest Gabapentin Gödecke AG, Freiburg, Deutschland 1-(aminomethyl)-cyclohexanessigsäure MG 171.24, gelöst in aqua bidest. 3-Mercaptopropionsäure (3-MCPA) Sigma, Deisenhofen, Deutschland MG 106.14, pure liquid, d = 1.22 g/ml ± Nipecotat Sigma, Deisenhofen, Deutschland [3-Piperidincarboxylsäure] MG 129.2, gelöst in aqua bidest. NNC 711 hydrochloride Biotrend Chemikalien, Köln, Deutschland [1-(2-(((Diphenylmethylen)imino)oxy) ethyl)-1,2,5,6-tetrahydro-3-pyridincarboxylathydrochlorid] MG 386.88, gelöst in aqua bidest. L-trans-PDC Tocris Cookson, Bristol, Großbritannien [L-Trans-pyrrolidin-2,4-dicarboxylat] MG 159.14, gelöst in 0.001 M HCl, bzw. 0.1 N NaOH Tetrodotoxin Sigma, Deisenhofen, Deutschland MG 319.28, gelöst in aqua bidest. Alle weiteren Standardreagenzien wurden von den Firmen Merck, Darmstadt und Packard Inst., Frankfurt bezogen. Ergebnisse Seite 38 3. Ergebnisse 3.1. Ausgangspunkt der Arbeit Der Verlust einer effizienten, GABAergen Inhibition ist ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung epileptischer Aktivitäten. Wesentlich verantwortlich hierfür ist nach During et al. (1995) eine verminderte Anzahl von GABA-Transportern in epileptogenem Gewebe, welche die zytoplasmatische, Transporter-vermittelte GABA-Freisetzung beeinträchtigt. Medikamente, welche durch einen Eingriff in den GABA-Metabolismus eine Erhöhung des zytoplasmatischen GABAPools und somit des chemischen Gradienten von GABA über der Plasmamembran bewirken können, wären demnach in der Lage ein Ausgleich für die pathologisch verminderte Anzahl von GABA-Transportern zu schaffen. Deshalb soll in dieser Arbeit zunächst ein in vitro Modell der zytoplasmatischen Freisetzung von radioaktiv markierter GABA, bzw. D-Aspartat entwickelt und validiert werden. Abschliessend soll in diesem Modell die Wirkung des Antikonvulsivums Gabapentin geprüft werden, von dem ein Einfluss auf die zytoplasmatische Transmitterkonzentration und somit auf die zytoplasmatische Freisetzung vermutet wird. Ergänzend zu diesen Untersuchungen soll der Einfluss von Gabapentin auf die spontane Freisetzung der endogenen Transmitter GABA, Glutamat und Aspartat überprüft werden. 3.2. Die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung Die folgend beschriebenen Ergebnisse wurden -wenn nicht anders angegeben- nach den allgemeinen Versuchsbedingungen durchgeführt: Der GABAerge Transmitterpool wurde durch Inkubation mit [3H]-GABA mit einer Endkonzentration von 0.1 µM markiert. Im Anschluss begann die Vorperfusion, wobei Aminooxyessigsäure (AOAA, 0.1 mM) von Beginn an dem Superfusionsmedium zugegeben wurde (throughout), um den vorzeitigen Abbau von [3H]-GABA während der Superfusion zu verhindern. Nach der Vorperfusion startete die Sammelphase, wobei jeweils 5-Minuten-Fraktionen gesammelt wurden. Die Stimulation erfolgte jeweils 45, bzw. 85 Minuten nach Beginn der Superfusion mit je einem Nipecotat-Puls (1 mM, 2 Minuten). In der folgenden Abbildung aufgeführt ist die prozentuale Radioaktivitätsabgabe der einzelnen Fraktionen nach Stimulation mit Nipecotat. Prozentuale Radioaktivitätsabgabe (% des Gewebetritiums) Ergebnisse Seite 39 5 4,5 4 3,5 3 2,5 S1 2 S2 1,5 1 0,5 0 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110 Superfusionszeit (min.) Abb. 3.1.: Die Nipecotat(1mM)-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung im Nucleus caudatus des Kaninchens in ihrem zeitlichen Verlauf. Aufgeführt ist die mittlere prozentuale Radioaktivitätsabgabe von n = 4 Kontrollen in % ± SEM des zu diesem Zeitpunkt im Schnitt befindlichen [3H]-GABA im Verhältnis zur Superfusionszeit (min). Die Stimulationen (Nipecotat 1 mM, 2 min) sind schematisch durch die schwarzen Balken über der Zeitachse dargestellt. Die Applikation des neuronalen und glialen Wiederaufnahme-Hemmers Nipecotat (1 mM) hatte in allen geprüften Geweben eine deutliche Steigerung der Transmitterfreisetzung zur Folge. Die S2/S1Quotienten der Kontrollen (unter AOAA throughout) unserer Versuche sind in folgender Tabelle zusammengestellt: S2/S1 ± SEM Anzahl (n) Kaninchen / Nucleus Caudatus 0.70 ± 0.03 18 Ratte / Caudatoputamen 0.53 ± 0.03 11 Mensch / Neokortex 0.52 ± 0.04 5 Gewebe Tab. 3.1.: Die S2/S1-Quotienten der Kontrollen nach jeweils 30-minütiger Inkubation, anschliessender Superfusion unter AOAA und Stimulation mit Nipecotat (1 mM, 2 min). Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Ergebnisse Seite 40 3.2.1. Der Einfluss der Inkubationsdauer auf die Schnittbeladung und die Nipecotatevozierte [3H]-GABA-Freisetzung Striatales Gewebe von Kaninchen und Ratte wurde entweder 30 Minuten, oder 60 Minuten mit [3H]-GABA (0.1 µM) inkubiert. Der nach Beendigung der Superfusion gemessene Gehalt der Schnitte an Tritium-markiertem Transmitter wurde in pmol umgerechnet. * 7 6 (pmol/Schnitt) Beladung der Gewebeschnitte 8 * 5 4 3 2 1 (30) 0 (30) (60) Kaninchen (60) Ratte Abb. 3.2.: Der Einfluss der Inkubationsdauer auf die Beladung der Gewebeschnitte mit [3H]-GABA nach Beendigung der Superfusion. Die Zahlenangaben in den Säulen beziehen sich auf die Inkubationsdauer in Minuten (min). Die Mittelwerte ± SEM (pmol/Schnitt) betrugen: Kaninchen: 2.15 ± 0.11 (30 min, n = 18), 4.78 ± 0.31 (60 min, n = 5); Ratte: 1.14 ± 0.12 (30 min, n = 11), 6.52 ± 0.88 (60 min, n = 4). Signifikanzniveau: * = p < 0.05. Der Vergleich der Beladung der Schnitte nach Beendigung der Superfusion war nach einer 60minütigen Inkubationszeit signifikant höher im Vergleich zu einer 30-minütigen Inkubationszeit. Dabei blieb die stimulationsbedingte Transmitterfreisetzung von der Inkubationsdauer unbeeinflusst: S1 (%) ± SEM S2/S1 ± SEM Anzahl (n) Gewebe Inkubationszeit (min) Kaninchen 30 4.36 ± 0.44 0.70 ± 0.03 18 60 4.57 ± 0.78 n.s. 0.75 ± 0.07 n.s. 5 30 7.88 ± 0.40 0.53 ± 0.03 11 60 7.27 ± 0.93 n.s. 0.60 ± 0.03 n.s. 4 Ratte Tab. 3.2.: Der Einfluss der Inkubationsdauer auf die Nipecotat(1 mM)-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung im Nucleus Caudatus des Kaninchens sowie im Caudatoputamen der Ratte. Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveau: n.s. = nicht signifikant. Ergebnisse Seite 41 Zusammenfassend konnte weder im Nucleus Caudatus des Kaninchens, noch im Caudatoputamen der Ratte ein Einfluss der Inkubationszeit auf die stimulationsbedingte [3H]-GABA-Freisetzung zeigen. Die folgend beschriebenen Versuche bei Inkubation mit [3H]-GABA wurden aufgrund dieser Ergebnisse, wenn nicht anders angegeben, mit einer Inkubationsdauer von 30 Minuten durchgeführt. 3.2.2. Die Validierung des Modells der Nipecotat-evozierten [3H]-GABA-Freisetzung Die vesikuläre GABA-Freisetzung ist sowohl Ca++- als auch Na+-abhängig und somit durch die Blockade des Einstroms von Ca++ oder Na+ in die Zelle hemmbar. Im Gegensatz dazu beruht die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung entsprechend unserer Hypothese auf einem nichtvesikulären, Ca++- und Na+-unabhängigen Freisetzungsmodus. Zur Validierung unseres Modells sollte somit zunächst ein vesikulärer Freisetzungsmechanismus ausgeschlossen werden und im Anschluss der direkte Nachweis eines Transporter-vermittelten Freisetzungsmodus durch die Blockade des plasmamembranären GABA-Transporters erbracht werden. Desweiteren sollte der Einfluss von Substanzen, welche in den GABA-Metabolismus eingreifen überprüft werden. 3.2.2.1. Der Einfluss des Entzugs von Kalzium und der Gabe von Cadmiumchlorid auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung... Anhand zweier methodischer Ansätze sollte ein vesikulärer, Ca++-abhängiger Freisetzungsmechanismus an der Nipecotat-evozierten [3H]-GABA-Freisetzung ausgeschlossen werden: 1. Durch die Superfusion der Gewebeschnitte mit einem Ca++-freien Puffer ab 15 Minuten vor S2 2. Durch die Gabe von Cadmiumchlorid (CdCl2), ein Blocker spannungsabhängiger Ca++-Kanäle des N- und L-Typs (Feuerstein et al., 1990), 15 Minuten vor S2. CdCl2 wurde dabei in einer Konzentration von 0.1 mM verabreicht. Der übrige Versuchsablauf richtete sich nach den allgemeinen Versuchsbedingungen. ...im Nucleus Caudatus des Kaninchens Weder der Entzug von extrazellulärem Ca++, noch die Gabe von CdCl2 vor S2 zeigten einen Einfluss auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung (S2/S1). Sowohl der Entzug von Ca++-Ionen aus dem Superfusionsmedium, als auch die Blockade der spannungsabhängigen Ca++-Kanäle durch Ergebnisse Seite 42 CdCl2 15 Minuten vor S2 hatten einen signifikanten Anstieg der spontanen (basalen) Transmitterfreisetzung zur Folge: S1 (%) ± SEM Behandlung vor S2 S2/S1 ± SEM basal ± SEM Anzahl (n) Kontrollen 4.36 ± 0.44 0.70 ± 0.03 0.78 ± 0.02 18 Ca++-Entzug 5.79 ± 0.38 n.s. 0.70 ± 0.04 n.s. 1.03 ± 0.11 * 4 CdCl2 0.1 mM 5.36 ± 0.41 n.s. 0.71 ± 0.12 n.s. 1.14 ± 0.11 *** 4 Tab. 3.3.: Der Einfluss des Entzuges von Ca++-Ionen bzw. der Gabe von CdCl2 (0.1 mM) vor S2 auf die Nipecotat(1 mM)-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung und auf die basale Transmitterfreisetzung im Nucleus caudatus des Kaninchens. Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveau: n.s. = nicht signifikant, * = p < 0.05, *** = p < 0.001. ...im Caudatoputamen der Ratte Eine graphische Darstellung der analog durchgeführten Versuche im Caudatoputamen der Ratte zeigt folgende Abbildung: Prozentuale Radioaktivitätsabgabe (% des Gewebetritiums) 7 Kontrollen (n=3) 6 Kalzium-Entzug (n=4) Cadmium (n=4) 5 4 3 2 1 Ca++-Entzug, bzw CdCl2-Gabe 0 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110 Superfusionszeit (min.) Abb. 3.3.: Die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung im Caudatoputamen der Ratte in ihrem zeitlichen Verlauf nach Entzug von Ca++, bzw. Gabe von CdCl2 (0.1 mM) 15 Minuten vor S2. Die Stimulation mit Nipecotat (1 mM, 2 min) erfolgte 45, bzw. 85 Minuten nach Beginn der Superfusion (Schema: schwarze Balken an der Zeitachse). Die Ordinate bezeichnet die prozentuale Radioaktivitätsabgabe in % des Gewebetritiums. Die Abszisse zeigt die Superfusionszeit in Minuten auf. Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Die Anzahl (n) der Versuche ist in Klammern in der Legende angegeben. Ergebnisse Seite 43 Sowohl der Entzug von Ca++-Ionen, als auch die Gabe von CdCl2 liessen keine Hemmung der Nipecotat-evozierten [3H]-GABA-Freisetzung im Vergleich zu den Kontrollen erkennen. Desweiteren fällt ein starker Anstieg der basalen Transmitterfreisetzung unter dem Entzug von Ca++-Ionen, bzw. unter der Einwirkung von CdCl2 auf. Die statistische Auswertung der gewonnenen Daten lieferte folgendes Ergebnis: Behandlung vor S2 S1 (%) ± SEM S2/S1 ± SEM basal ± SEM Anzahl (n) Kontrollen 7.88 ± 0.4 0.53 ± 0.03 0.77 ± 0.04 11 Ca++-Entzug 6.24 ± 1.01 n.s. 0.73 ± 0.02 * 0.85 ± 0.09 n.s. 4 CdCl2 0.1 mM 5.41 ± 0.42 * 0.94 ± 0.07 *** 1.30 ± 0.08 *** 4 Tab. 3.4.: Der Einfluss des Entzugs von Ca++-Ionen bzw. der Gabe von CdCl2 (0.1 mM) vor S2 auf die Nipecotat(1 mM)-evozierte und die basale [3H]-GABA Freisetzung im Caudatoputamen der Ratte. Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveaus: n.s. = nicht signifikant, * = p < 0.05, *** = p < 0.001. Der Entzug von Ca++-Ionen aus der Superfusionslösung hatte eine signifikante Steigerung (p < 0.01) der stimulationsbedingten Transmitterfreisetzung (S2/S1) um 37.2 % der Kontrollen zur Folge, während die basale Transmitterfreisetzung eine zwar tendenzielle, jedoch nicht signifikante Steigerung ergab. Hingegen führte die Gabe von CdCl2 zu einer signifikanten Steigerung (p < 0.001) der Nipecotat-evozierten [3H]-GABA-Freisetzung um 75.9 % der Kontrollen, als auch zu einem signifikanten Anstieg (p < 0.001) der basalen Transmitterfreisetzung. Bei der ersten Stimulation (S1) zeigte sich trotz gleicher Behandlung aller Gruppen eine signifikante Minderung der evozierten Freisetzung in der mit CdCl2 behandelten Gruppe. Zusammenfassend ergab sich entsprechend unserer Erwartungen weder im Nucleus Caudatus des Kaninchens, noch im Caudatoputamen der Ratte eine Hemmung der Nipecotat-evozierten [3H]GABA-Freisetzung durch eine Beeinträchtigung des Ca++-Haushaltes. 3.2.2.2. Der Einfluß von Tetrodotoxin auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABAFreisetzung... Das Gift des Kugelfisches (Fugu rubripes), Tetrodotoxin (TTX), blockiert spannungsabhängige Na+-Kanäle und verhindert dadurch den depolarisationsbedingten schnellen Na+-Einstrom und Ergebnisse Seite 44 somit die vesikuläre Transmitterfreisetzung. Beruht die Nipecotat-evozierte [3H]-GABAFreisetzung jedoch auf einem Na+-unabhängigen, durch Transporterumkehr vermittelten Freisetzungsmechanismus, so wäre kein Einfluss von TTX auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABAFreisetzung zu erwarten. TTX (1 µM) wurde dem Superfusionsmedium bei sonst unveränderten Versuchsbedingungen 15 Minuten vor der zweiten Stimulation hinzugefügt und zeigte hierbei keinen Einfluss auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung: Gewebe Kaninchen Ratte Behandlung vor S2 S1 (%) ± SEM S2/S1 ± SEM Anzahl (n) Kontrollen 4.36 ± 0.44 0.70 ± 0.03 18 TTX 1µM 4.16 ± 0.25 n.s. 0.74 ± 0.07 n.s. 4 Kontrollen 7.88 ± 0.40 0.53 ± 0.03 11 TTX 1µM 8.29 ± 0.89 n.s. 0.44 ± 0.02 n.s. 4 Tab. 3.5.: Die Wirkung von TTX 15 Minuten vor S2 auf die Nipecotat(1 mM)-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung im Nucleus caudatus des Kaninchens sowie im Caudatoputamen der Ratte. Signifikanzniveau: n.s. = nicht signifikant. Die Gabe von TTX vor S2 zeigte zudem keinen Einfluss auf die basale Transmitterfreisetzung und auf die Beladung der Gewebeschnitte mit Tritium-markiertem Transmitter (Werte nicht aufgeführt). 3.2.2.3. Der Einfluss von NNC-711 auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung Der GABA-Wiederaufnahmehemmer NNC-711 blockiert die Wiederaufnahme von GABA aus dem synaptischen Spalt, ohne dabei in die Nervenendigung aufgenommen zu werden. NNC-711 ist im Unterschied zu Nipecotat kein Substrat des GABA-Transporters. Sollte die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung tatsächlich auf einem zytoplasmatischen, durch Transporterumkehr induzierten Freisetzungsmechanismus beruhen, so müsste die Blockade des plasmamembranären GABA-Transporters durch NNC-711 die Nipecotat-evozierte Freisetzung antagonisieren. Diese Versuche wurden im Caudatoputamen der Ratte durchgeführt. Nach Inkubation mit [3H]GABA wurden die Gewebeschnitte unter AOAA superfundiert, wobei 15 Minuten vor S2 NNC-711 in unterschiedlichen Konzentrationen dem Superfusionsmedium hinzugefügt wurde. Der Vergleich mit den Kontrollen ohne die Zugabe von NNC-711 ergab folgendes Ergebnis: Seite 45 0,6 n.s. 0,5 0,4 (S2/S1) Evozierte [3H]-GABA-Freisetzung Ergebnisse 0,3 ** ** *** 0,2 0,1 0 (4) (5) (5) (5) (5) Kontrollen NNC 0.3 µM NNC 1 µM NNC 3 µM NNC 10 µM Abb. 3.4.: Die Wirkung von NNC-711 auf die Nipecotat(1 mM)-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung (S2/S1) im Caudatoputamen der Ratte: Kontrollen 0.54 ± 0.03, NNC 0.3 µM 0.40 ± 0.09, NNC 1.0 µM 0.24 ± 0.02, NNC 3 µM 0.22 ± 0.02, NNC 10 µM 0.17 ± 0.01, alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Die Versuchsanzahl (n) ist in Klammern in den Säulen angegeben. Signifikanzniveaus: ** = p < 0.01, *** = p < 0 .001, n.s. = nicht signifikant. Die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung (S2/S1) wurde durch NNC-711 konzentrationsabhängig vermindert. Die Hemmung betrug bei 10 µM NNC-711 68.7 % der Kontrollen. Die entsprechenden S1- und Basalwerte sind in der folgenden Tabelle aufgeführt. Die Schnittbeladung wurde durch NNC-711 nicht beeinflusst (Werte nicht aufgeführt). Behandlung vor S2 S1 (%) ± SEM basal Anzahl (n) Kontrollen 8.22 ± 1.01 0.86 ± 0.10 4 NNC-711 0.3 µM 8.58 ± 0.37 n.s. 1.53 ± 0.11 *** 5 NNC-711 1.0 µM 8.28 ± 0.52 n.s. 1.17 ± 0.06 n.s. 5 NNC-711 3.0 µM 7.84 ± 0.63 n.s. 1.52 ± 0.08 *** 5 NNC-711 10 µM 8.82 ± 0.50 n.s. 1.28 ± 0.04 * 5 Tab. 3.6.: Der Einfluss von NNC-711 auf die basale [3H]-GABA-Freisetzung. Die S1-Werte zeigen erwartungsgemäss keine signifikanten Unterschiede, da die Gewebeschnitte bis zu diesem Zeitpunkt gleich behandelt wurden. Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveaus: *** = p < 0.001, * = p < 0.05, n.s. = nicht signifikant. Ergebnisse Seite 46 3.2.2.4. Der Einfluss von Aminooxyessigsäure auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABAFreisetzung Die Aminooxyessigsäure (AOAA) ist ein Hemmer Pyridoxal-5-Phosphat-abhängiger Enzyme. Zu diesen Enzymen gehört die mitochondriale, GABA abbauende GABA-Transaminase. Das Superfusionsmedium enthielt in unseren Versuchen AOAA in einer Konzentration von 0.1 mM, um den metabolischen Abbau der GABA zu verhindern und somit den Transmitterpool zu erhöhen. Um zunächst eine Beeinträchtigung der stimulationsbedingten [3H]-GABA-Freisetzung durch AOAA auszuschliessen, wurden folgende Versuche im Caudatoputamen der Ratte durchgeführt: Caudatoputamen-Schnitte der Ratte wurden 30 Minuten in [3H]-GABA (0.1 µM) inkubiert, wobei das Inkubationsmedium AOAA (0.1 mM) enthielt. Die anschliessende Superfusion erfolgte ohne die Zugabe von AOAA. Als Kontrollen dienten somit Gewebeschnitte, deren Inkubations- und Superfusionsmedium keine AOAA enthielten. Die übrigen Versuchsbedingungen und Stimulationsparameter wurden unverändert beibehalten. Inkubation S1 (%) ± SEM S2/S1 ± SEM pmol/Schnitt ± SEM Anzahl (n) Kontrollen 5.72 ± 0.38 0.48 ± 0.02 0.86 ± 0.05 6 AOAA 0.1 mM 4.90 ± 0.78 n.s. 0.58 ± 0.04 n.s. 5.72 ± 0.44 *** 6 Tab. 3.7.: Der Einfluss von AOAA (0.1 mM) auf die Beladung der Gewebeschnitte mit [3H]-GABA und die Nipecotat(1 mM)-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung im Caudatoputamen der Ratte bei Gabe während der Inkubation (30 min). Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveaus: *** = p < 0.001, n.s. = nicht signifikant. Es zeigte sich eine hochsignifikante (p < 0.001) Mehrbeladung der Gewebeschnitte mit [3H]GABA, wenn AOAA nur während der Inkubation auf die Gewebeschnitte einwirken konnte. Es zeigte sich dagegen kein Effekt auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung. Desweiteren wurde der Einfluss von AOAA (0.1 mM) auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABAFreisetzung geprüft, wenn dieses während der gesamten Superfusion (throughout), bzw. 15 Minuten vor S2 gegeben wurde: Ergebnisse Behandlung S1 (%) ± SEM S2/S1 ± SEM Seite 47 pmol/Schnitt ± SEM Anzahl (n) Kontrollen 5.72 ± 0.38 0.48 ± 0.02 0.86 ± 0.05 6 AOAA throughout 9.39 ± 0.39 ** 0.58 ± 0.06 n.s. 1.10 ± 0.03 * 3 AOAA vor S2 5.93 ± 0.63 n.s. 0.21 ± 0.05 ** 0.48 ± 0.02 ** 3 Tab. 3.8.: Die Wirkung von AOAA throughout, bzw. 15 Minuten vor S2 auf die Nipecotat(1 mM)-evozierte [3H]GABA-Freisetzung und die Schnittbeladung (pmol/Schnitt) nach Beendigung der Superfusion. Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveaus: ** = p < 0.01, * = p < 0.05, n.s. = nicht signifikant. AOAA throughout bewirkte im Vergleich zu den Kontrollen eine signifikante Steigerung von S1, während der S2/S1-Quotient unbeeinflusst blieb. Die Beladung der Schnitte mit [3H]-GABA am Ende des Superfusionsversuches war signifikant (p < 0.05) gegenüber den Kontrollen erhöht, während die basale Transmitterfreisetzung durch AOAA throughout unbeeinflusst war (Werte nicht aufgeführt). Wurde AOAA 15 Minuten vor S2 dem Superfusionsmedium hinzugefügt, beobachteten wir signifikant niedrigere S2/S1-Quotienten, wie auch eine signifikant niedrigere Schnittbeladung im Vergleich zu den Kontrollen. Desweiteren fanden sich unter AOAA vor S2 signifikant niedrigere Basaleffluxquotienten (Kontrollen 0.98 ± 0.02, AOAA vor S2 0.18 ± 0.01, p < 0.001). 3.2.2.5. Der Einfluss von 3-MCPA auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABAFreisetzung... Aufgrund der niedrigen S2/S1-Quotienten der Kontrollen (Tab. 3.1.) vermuteten wir eine Verdünnung des [3H]-markierten GABA-Pools durch endogene, während des Versuchsablaufes neu synthetisierte GABA. Deshalb überprüften wir den Einfluss einer Blockade des GABAsynthetisierenden Enzyms Glutamatdecarboxylase (GAD). 3-Mercaptopropionsäure (3-MCPA) hemmt die GAD und wurde während der gesamten Superfusion (throughout) gegeben. ...im Nucleus Caudatus des Kaninchens Die Blockade der endogenen GABA-Synthese durch 3-MCPA (0.1 mM) throughout hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung: Ergebnisse S1 (%) ± SEM Behandlung Seite 48 S2/S1 ± SEM Anzahl (n) Kontrollen 4.36 ± 0.44 0.70 ± 0.03 18 3-MCPA 0.1 mM 4.42 ± 0.18 n.s. 0.77 ± 0.05 n.s. 6 Tab. 3.9.: Die Wirkung von 3-MCPA auf die Nipecotat(1 mM)-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung im Nucleus caudatus des Kaninchens. Signifikanzniveau: n.s. = nicht signifikant. Der Tritiumgehalt der Schnitte nach Beendigung der Superfusion, wie auch die basale Transmitterfreisetzung waren unter 3-MCPA gegenüber den Kontrollen unverändert (Werte nicht aufgeführt). ...im Caudatoputamen der Ratte Analog den Versuchen im Nucleus Caudatus des Kaninchens sollte ein möglicher Verdünnungseffekt durch endogene GABA überprüft werden. Aufgrund der Erkenntnisse unserer Versuche im Kaninchengewebe wurde 3-MCPA dem Superfusionsmedium nun in einer höheren Konzentration von 1 mM throughout zugegeben. Dabei wurde ein Teil der Versuche ohne AOAA durchgeführt, um eine Beeinflussung der 3-MCPA-Wirkung durch die gleichzeitige Anwesenheit von AOAA zu überprüfen. ohne AOAA throughout mit AOAA throughout 0,8 0,7 * 0,6 (S2/S1) Evozierte [3H]-GABA-Freisetzung *** 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 (6) Ko. (4) 3-MCPA (11) Ko. (6) 3-MCPA Abb.3.5.: Die Wirkung von 3-MCPA (1 mM) throughout auf die Nipecotat(1 mM)-evozierte [3H]-GABAFreisetzung im Caudatoputamen der Ratte mit oder ohne AOAA throughout. Die Mittelwerte betrugen ohne AOAA-throughout: Kontrollen 0.48 ± 0.02, 3-MCPA 0.57 ± 0.01; mit AOAA throughout: Kontrollen 0.54 ± 0.03, 3-MCPA 0.75 ± 0.04. Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveaus: * = p < 0.05, *** = p < 0.001, Ergebnisse Seite 49 Im Caudatoputamen der Ratte sahen wir die von uns erwartete signifikante Steigerung der S2/S1Quotienten unter 3-MCPA. Diese betrug ohne die gleichzeitige Anwesenheit von AOAA 18.4 % der Kontrollen. Die entsprechenden S1-Werte zeigten einen signifikanten Unterschied (Kontrollen 5.72 ± 0.38 %, 3-MCPA 3.70 ± 0.12 %, p < 0.01), weshalb das Ergebnis dieser Versuchsreihe nur bedingt aussagekräftig ist. Mit AOAA (0.1 mM) throughout betrug die Steigerung der S2/S1Quotienten unter 3-MCPA gegenüber den Kontrollen 41.1 %, die entsprechenden S1-Werte zeigten keinen statistischen Unterschied (Werte nicht aufgeführt). 3-MCPA hatte unabhängig von der gleichzeitigen Anwesenheit von AOAA weder einen Einfluss auf die basale Transmitterfreisetzung, noch auf Beladung der Gewebeschnitte mit [3H]-GABA (Werte nicht aufgeführt). ...im Neokortex des Menschen Die Versuche im neokortikalen Gewebe des Menschen wurden entsprechend den allgemeinen Versuchsbedingungen durchgeführt. Auch hier fanden sich sehr niedrige S2/S1-Quotienten der Kontrollen, weshalb ein möglicher Verdünnungseffekt durch endogen nachsynthetisierte, nichttritiierte GABA ausgeschlossen werden sollte. Der Einfluss von 3-MCPA unter Aminooxyessigsäure 3-MCPA wurde dem Superfusionsmedium von Beginn der Superfusion an zugegeben und in den Konzentrationen 0.1 mM und 1 mM getestet. Dabei wurde gleichzeitig Aminooxyessigsäure (AOAA) throughout gegeben, um einen vorzeitigen GABA-Abbau zu verhindern. Behandlung unter Konzentration S1 (%) ± SEM S2/S1 ± SEM Anzahl (n) AOAA throughout Kontrollen ___ 14.42 ± 1.51 0.52 ± 0.04 5 3-MCPA throughout 0.1 mM 17.80 ± 1.75 n.s. 0.52 ± 0.03 n.s. 5 1 mM 18.41 ± 0.67 n.s. 0.55 ± 0.03 n.s. 5 Tab. 3.10.: Die Wirkung von 3-MCPA auf die Nipecotat(1 mM)-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung im menschlichen Neokortex. Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveaus: n.s. = nicht signifikant. 3-MCPA zeigte bei gleichzeitiger Hemmung Pyridoxal-5-Phosphat-abhängiger Enzyme durch AOAA keinen Einfluss auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung. Der Schnittbeladung Ergebnisse Seite 50 nach Beendigung der Superfusion, wie auch die basale Transmitterfreisetzung waren unter 3-MCPA war gegenüber den Kontrollen unverändert (Werte nicht aufgeführt). Der Einfluss von 3-MCPA ohne die gleichzeitige Anwesenheit von AOAA Da 3-MCPA unter dem gleichzeitigen Einfluss von AOAA keinen Effekt hatte, wurden weiterführende Experimente ohne die Zugabe von AOAA zum Superfusionsmedium durchgeführt um eventuelle Interaktionen der beiden Substanzen im GABA-Metabolismus auszuschliessen. Die präparierten Kortexschnitte wurden 60 Minuten mit [3H]-GABA (0.1 µM) inkubiert. Die Vorperfusionszeit betrug 20 Minuten, wobei 3-MCPA (1 mM) von Beginn an dem Superfusionsmedium beigefügt wurde. Die Stimulation erfolgte 45 Minuten (S1) und 85 Minuten (S2) nach Beginn der Superfusion mit jeweils einem Nipecotat-Puls über 2 Minuten. Abhängig von der Stimulationskonzentration erhielten wir folgende Ergebnisse: Nipecotat- Behandlung S1 (%) ± SEM S2/S1 ± SEM pmol/Schnitt Anzahl (n) konzentration 1 mM 0.32 mM 0.1 mM Kontrollen 9.26 ± 1.02 0.53 ± 0.05 1.22 ± 0.15 5 3-MCPA 1 mM 22.51 ± 1.65 *** 0.33 ± 0.02 ** 1.29 ± 0.20 n.s. 5 Kontrollen 6.86 ± 0.32 0.46 ± 0.03 0.90 ± 0.07 6 3-MCPA 1mM 7.79 ± 0.41 n.s. 0.49 ± 0.04 n.s. 1.37 ± 0.21 n.s. 6 Kontrollen 6.48 ± 0.52 0.63 ± 0.03 0.97 ± 0.12 11 3-MCPA 1 mM 7.02 ± 1.22 n.s. 0.47 ± 0.03 ** 1,90 ± 0.13 *** 11 Tab. 3.11.: Die Wirkung von 3-MCPA throughout auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung im Neokortex des Menschen in Abhängigkeit von der Stimulationskonzentration (Nipecotat 0.1 mM / 0.32 mM / 1 mM). Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveaus: ** = p < 0.01, *** = p < 0.001, n.s. = nicht signifikant. Erwartungsgemäss zeigte sich eine konzentrationsabhängige Minderung der stimulierten [3H]GABA-Freisetzung (S1) bei abnehmenden Konzentrationen von Nipecotat. Die mit Nipecotat (1mM, bzw. 0.1 mM) stimulierte [3H]-GABA-Freisetzung (S2/S1) zeigte unter 3-MCPA statt der von uns erwarteten Steigerung eine klare Minderung im Vergleich zu den Kontrollen. 3-MCPA erhöhte den Schnittgehalt (pmol/Schnitt) an radioaktiv-markierter GABA, wenn die Gewebeschnitte während der Superfusion mit 0.1 mM Nipecotat stimuliert wurden. Die basale Ergebnisse Seite 51 Transmitterfreisetzung dieser Versuche blieb durch die Gabe von 3-MCPA unbeeinflusst (Werte nicht aufgeführt). 3.2.3. Der Einfluss von Gabapentin auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABAFreisetzung... 3.2.3.1. ...nach Inkubation mit [3H]-GABA ... Um einen möglichen Einfluss von Gabapentin (GBP) auf die zytoplasmatische [3H]-GABAFreisetzung zu überprüfen, wurde das Pharmakon der Superfusionslösung zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in unterschiedlichen, klinisch relevanten Konzentrationen zugefügt. Die im folgenden beschriebenen Versuche wurden unter der gleichzeitigen Blockade des GABA-Abbaus durch AOAA (0.1 mM) durchgeführt. Gewebeschnitte, welche nicht unter Gabapentin superfundiert wurden dienten als Kontrollen. ...im Nucleus Caudatus des Kaninchens Die Gewebeschnitte wurden 60 Minuten mit [3H]-GABA inkubiert. Gabapentin wurde der Superfusionslösung in den Konzentrationen 32 µM oder 0.1 mM ab Beginn der Vorperfusion (throughout) hinzugefügt. Behandlung S1 (%) ± SEM S2/S1 ± SEM Anzahl (n) Kontrollen 4.24 ± 0.44 0.66 ± 0.05 9 GBP 32 µM 3.61 ± 0.20 n.s. 0.56 ± 0.06 n.s. 4 GBP 0.1 mM 5.25 ± 0.78 n.s. 0.58 ± 0.02 n.s. 8 Tab. 3.12.: Die Wirkung von Gabapentin (throughout) auf die Nipecotat(1 mM)-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung im Nucleus caudatus des Kaninchens. Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveau: n.s. = nicht signifikant. Gabapentin zeigte bei den eingesetzten Konzentrationen keine Wirkung auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung. Desweiteren blieben sowohl die basale Transmitterfreisetzung, als auch die Beladung der Gewebeschnitte durch die Gabe von Gabapentin unbeeinflusst (Werte nicht aufgeführt). Ergebnisse Seite 52 Um den Einfluss von Gabapentin bei einer längeren Einwirkzeit des Pharmakons zu überprüfen, wurde bei den weiterführenden Versuchen zwischen der ersten und zweiten Stimulation (S1, S2) eine einstündige Sammelpause eingelegt: Die Schnitte wurden 30 Minuten in 0.1 µM [3H]-GABA inkubiert, die Vorperfusionszeit betrug 30 Minuten. Gabapentin (0.1 mM) wurde throughout gegeben und konnte somit auch während der Sammelpause, deren Superfusat verworfen wurde, auf die Gewebeschnitte einwirken. Die erste Stimulation (S1) mit Nipecotat (1 mM, 2 min) erfolgte wie bisher 45 Minuten nach Beginn der Superfusion, während die zweite Stimulation (S2) unter Berücksichtigung der 60-minütigen Sammelpause nun 145 Minuten nach Beginn der Superfusion durchgeführt wurde. Behandlung/ 60 min Pause S1 (%) ± SEM S2/S1 ± SEM Anzahl (n) Kontrollen 2.99 ± 0.12 0.67 ± 0.04 10 GBP 0.1 mM 3.15 ± 0.24 n.s. 0.63 ± 0.05 n.s. 12 Tab. 3.13.: Die Wirkung von Gabapentin (throughout) auf die Nipecotat(1 mM)-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung im Nucleus caudatus des Kaninchens nach Verlängern der Einwirkzeit des Pharmakons vor der zweiten Stimulation. Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveau: n.s. = nicht signifikant. Auch die Verlängerung der Einwirkzeit von Gabapentin vor der zweiten Stimulation zeigte keinen signifikanten Einfluss auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung im Nucleus Caudatus des Kaninchens. Sowohl die basale Transmitterfreisetzung, als auch die Schnittbeladung nach Beendigung der Superfusion zeigten sich von Gabapentin unbeeinflusst (Werte nicht aufgeführt). ...im Caudatoputamen der Ratte... Entsprechend der zuletzt geschilderten Versuche im Nucleus Caudatus des Kaninchens wurden Gewebeschnitte des Caudatoputamens der Ratte 30 Minuten mit [3H]-GABA inkubiert und mit oder ohne Gabapentin (GBP, 0.1 mM) throughout superfundiert. Die Stimulationen erfolgten entsprechend den allgemeinen Versuchsbedingungen 45 Minuten (S1) und 85 Minuten (S2) nach Beginn der Superfusion. Analog den Versuchen im Caudatoputamen des Kaninchens wurde in einigen Versuchen zwischen den beiden Stimulationen (S1, S2) eine 60-minütige Sammelpause eingelegt. Das Superfusat dieser Periode wurde verworfen. Die zweite Stimulation (S2) erfolgte in diesen Versuchen 145 Minuten nach Beginn der Superfusion. Ergebnisse Behandlung ohne Pause Seite 53 S1 (%) ± SEM S2/S1 ± SEM Anzahl (n) Kontrollen 8.21 ± 0.66 0.52 ± 0.04 6 GBP 0.1 mM 6.77 ± 0.57 n.s. 0.59 ± 0.02 n.s. 5 9.33 ± 1.02 0.64 ± 0.06 6 8.46 ± 0.83 n.s. 0.70 ± 0.08 n.s. 6 mit Pause (60 min) Kontrollen GBP 0.1 mM Tab.3.14.: Die Wirkung von Gabapentin throughout (GBP 0.1 mM) auf die Nipecotat(1 mM)-evozierte [3H]-GABAFreisetzung im Caudatoputamen der Ratte mit und ohne Einlegen einer einstündigen Sammelpause zur Verlängerung der Einwirkzeit von Gabapentin. Signifikanzniveau: n.s. = nicht signifikant. Die statistische Auswertung ergab auch im Caudatoputamen der Ratte nach Inkubation mit [3H]GABA und anschliessender Superfusion mit Gabapentin (0.1 mM) throughout, unabhängig von der Einwirkdauer des Pharmakons, keine signifikante Steigerung der Nipecotat-evozierten [3H]-GABAFreisetzung im Vergleich zu den Kontrollen. Gleichfalls blieben die basale Transmitterfreisetzung, als auch die Schnittbeladung nach Beendigung der Superfusion von Gabapentin unbeeinflusst (Werte nicht aufgeführt). 3.2.3.2. ...nach Inkubation mit [3H]-Glutamin Die Inkubation mit [3H]-Glutamin sollte erfolgen, um ausschliesslich die neuronalen Transmitterpools mit [3H]-GABA zu markieren und einen eventuell vorhandenen Effekt von Gabapentin auf den GABA-Metabolismus aufzudecken. Caudatoputamen-Schnitte der Ratte wurden 60 Minuten mit [3H]-Glutamin (3.2 µM) inkubiert. Die anschliessende Superfusionsphase erfolgte ohne Zugabe von AOAA, um den GABA-Metabolismus nicht zu beeinträchtigen. Die Vorperfusionszeit betrug 20 Minuten, bei den Versuchen mit nur einer Stimulation 60 Minuten. Die Stimulation mit Nipecotat (1 mM, 2 min) erfolgte 30 Minuten (S1) und 60 Minuten (S2) nach Beginn der Superfusion. Nach Beendingung des Superfusionsversuches erfolgte die Trennung von [3H]-GABA von seinen gleichfalls radioaktiv markierten Metaboliten durch die Kationenaustausch-Chromatographie (Kap. 2.1.3.2.). Ergebnisse Seite 54 Der Einfluss von Gabapentin bei Gabe 15 Minuten vor der zweiten Stimulation (S2) Unter den zuvor beschriebenen Versuchsbedingungen wurde Gabapentin in den Konzentrationen 1 µM, 10 µM oder 100 µM dem Superfusionsmedium 15 Minuten vor S2 hinzugefügt. n. s. 0,6 0,5 (S2/S1) Evozierte [3H]-GABA-Freisetzung 0,7 n. s. 0,4 n. s. 0,3 0,2 0,1 0 (14) (4) (5) (11) Kontrollen 1 µM 10 µM 100 µM Gabapentin Abb. 3.6.: Der Einfluss von Gabapentin 15 Minuten vor S2 auf die Nipecotat(1 mM)-evozierte [3H]-GABAFreisetzung nach Inkubation mit [3H]-Glutamin im Caudatoputamen der Ratte. Die S2/S1-Quotienten betrugen: Kontrollen 0.37 ± 0.06, GBP 1 µM 0.29 ± 0.03, GBP 10 µM 0.28 ± 0.10, GBP 100 µM 0.59 ± 0.1 (Mittelwerte ± SEM). Die korrespondierenden S1-Werte zeigten keinen statistischen Unterschied (Werte nicht aufgeführt). Die Versuchsanzahl (n) ist in den Klammern in den Säulen angegeben. Signifikanzniveau: n.s. = nicht signifikant. Gabapentin zeigte bei der Gabe 15 Minuten vor S2 keinen signifikanten Einfluss auf die Nipecotatevozierte [3H]-GABA-Freisetzung. Es konnte jedoch ein tendenzieller Anstieg der S2/S1-Quotienten beobachtet werden, wenn Gabapentin in einer Konzentration von 100 µM zugegeben wurde. Der Einfluss von Gabapentin bei Gabe 75 Minuten vor der zweiten Stimulation (S2) Die Einwirkdauer von Gabapentin auf die Gewebeschnitte wurde verlängert, indem zwischen den beiden Stimulationen (S1, S2) eine 60-minütige Sammelpause eingelegt wurde, in welcher Gabapentin bereits dem Superfusionsmedium zugegeben worden war. Das Superfusat dieser Periode wurde verworfen. Die erste Stimulation (S1) erfolgte 30 Minuten nach Beginn der Ergebnisse Seite 55 Superfusion, während die zweite Stimulation 120 Minuten nach Beginn der Superfusion und somit 15 Minuten nach Wiedereinsetzen der Sammelphase durchgeführt wurde. Gabapentin konnte hierdurch 75 Minuten auf die Gewebeschnitte einwirken, bevor diese zur Ausschüttung von [3H]- 1,5 (% des Gewebetritiums) Prozentuale Radioaktivitätsabgabe GABA stimuliert wurden. Die folgende Abbildung soll den Versuchsablauf verdeutlichen: 60 min Pause 1 S1 0,5 S2 0 25 30 35 40 45/105 110 115 120 125 130 135 Superfusionszeit (min) Abb. 3.7.: Der zeitliche Verlauf der Nipecotat-evozierten [3H]-GABA-Freisetzung im Caudatoputamen der Ratte nach Inkubation mit [3H]-Glutamin und Einlegen einer einstündigen Sammelpause. Die Abbildung zeigt die mittlere prozentuale Radioaktivitätsabgabe von 4 Kontrollen (keine weiteren Substanzen im Superfusionsmedium). Stimulationsbedingungen: Nipecotat (1 mM, 2 Min.) 30 Minuten (S1) und 120 Minuten (S2) nach Beginn der Superfusion (schwarze Balken über der Zeitachse). Der bereits in dieser Abbildung angedeutete enorme Ausfluss von [3H]-GABA bei der ersten Stimulation im Vergleich zur zweiten Stimulation spiegelte sich bei der statistischen Auswertung dieser Versuche in sehr niedrigen S2/S1-Quotienten, bei hohen S1-Werten wider: Behandlung ab 75 min vor S2 S1 (%) ± SEM S2/S1 ± SEM basal ± SEM Anzahl (n) Kontrollen 3.29 ± 0.54 0.13 ± 0.07 0.25 ± 0.03 5 GBP 0.1 mM 6.90 ± 1.16 * 0.16 ± 0.04 n.s. 0.18 ± 0.01 n.s. 6 Tab. 3.15.: Die Wirkung von Gabapentin auf die Nipecotat(1 mM)-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung im Caudatoputamen der Ratte. Gabapentin wurde dem Superfusionsmedium vor Einlegen einer 60minütigen Sammelpause und somit 75 Minuten vor der zweiten Stimulation (S2) beigegeben. Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveaus: * = p < 0.05, n.s. = nicht signifikant. Ergebnisse Seite 56 Es ergaben sich signifikant (p < 0.05) höhere S1-Werte der Gabapentin-Gruppe im Vergleich zu den Kontrollen, obwohl die Gewebeschnitte bis zu diesem Zeitpunkt nicht unterschiedlich behandelt wurden. Die spontane [3H]-GABA-Freisetzung während der Sammelpause verminderte den bei S2 zur Verfügung stehenden [3H]-GABA-Pool, was sich in den niedrigen S2/S1-Quotienten zeigte. Diese zeigten jedoch keinen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen (Kontrollen versus Gabapentin). Um eine Entleerung des [3H]-GABA-Pools bei S2 zu verhindern, wurden folgend beschriebene Versuche mit einer niedrigeren Stimulationskonzentration (Nipecotat, 0.1 mM, 2 min) durchgeführt. Der Einfluss von Gabapentin auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung bei einer niedrigeren Stimulationskonzentration Die übrigen Versuchsbedingungen blieben bis auf die Änderung der Stimulationskonzentration (Nipecotat 0.1 mM) unverändert. Gabapentin wurde in den Konzentrationen 1 µM, 10 µM und 100 µM eingesetzt. Behandlung ab 75 min vor S2 S1 (%) ± SEM S2/S1 ± SEM Anzahl (n) Kontrollen 2.09 ± 0.45 0.009 ± 0.07 7 Gabapentin 1 µM 2.03 ± 0.47 n.s. 0.12 ± 0.03 n.s. 5 Gabapentin 10 µM 1.66 ± 0.11 n.s. 0.11 ± 0.05 n.s. 10 Gabapentin 100 µM 2.87 ± 0.31 n.s. 0.16 ± 0.03 n.s. 4 Tab. 3.16.: Die Wirkung von Gabapentin auf die Nipecotat(0.1 mM)-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung im Caudatoputamen der Ratte. Gabapentin wurde dem Superfusionsmedium 75 Minuten vor der zweiten Stimulation beigegeben. Die Stimulationen erfolgten 30 Minuten (S1), bzw. 120 Minuten (S2) nach Beginn der Superfusion mit je einem Nipecotatpuls von 0.1 mM über 2 Minuten. Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveau: n.s. = nicht signifikant. Das Senken der Stimulationskonzentration (Nipecotat 0.1 mM) konnte keinen Ausgleich für die Depletion des Gewebes infolge der Sammelpause schaffen, was sich in weiterhin sehr niedrigen S2/S1-Quotienten zeigte. Gabapentin zeigte auch hier weder einen Einfluss auf die Nipecotatevozierte [3H]-GABA-Freisetzung, noch auf die basale Transmitterfreisetzung (Werte nicht aufgeführt). Ergebnisse Seite 57 Der Einfluss von Gabapentin auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung bei nur einer Stimulation Auch durch eine niedrigere Stimulationskonzentration konnte die Pausen-bedingte Minderung des [3H]-GABA-Pools bei S2 nicht verhindert werden. Da Gabapentin jedoch möglichst lange auf die Gewebeschnitte einwirken sollte, prüften wir die Wirkung von Gabapentin throughout bei nur einer Stimulation. Nach 60-minütiger Inkubation mit [3H]-Glutamin (3.2 µM) verlängerten wir die Vorperfusionszeit von 20 Minuten auf 60 Minuten, wobei Gabapentin der Vorperfusionslösung zugegeben wurde. Es wurden insgesamt sechs 5-Minuten-Fraktionen gesammelt, wobei die Schnitte 70 Minuten nach Beginn der Superfusion mit einem Nipecotatpuls (1 mM, 2 Min.) zur Ausschüttung von [3H]GABA gebracht wurden. Gabapentin (1 µM, 10 µM, 100 µM) war während der gesamten Superfusionszeit (throughout), und somit 70 Minuten vor der Stimulation, im Superfusionsmedium enthalten. Der Vergleich der stimulationsbedingten [3H]-GABA-Freisetzung der mit Gabapentin behandelten 2 * 1,8 n.s. n.s. 1,6 1,4 1,2 (S) Evozierte [3H]-GABA-Freisetzung Gruppen mit der Kontrollgruppe ergab folgendes Ergebnis: 1 0,8 0,6 0,4 0,2 (6) (3) (5) (12) 0 Kontrollen 1 µM 10 µM 100 µM Gabapentin Abb. 3.8.: Die Wirkung von Gabapentin auf die Nipecotat(1 mM)-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung im Caudatoputamen der Ratte bei nur einer Stimulation (S). Die stimulationsbedingte [3H]-GABAFreisetzung (% des zu Beginn der Stimulation in dem Gewebe enthaltenen [3H]-GABA) betrug: Kontrollen 1.16 ± 0.18, GBP 1 µM 1.11 ± 0.36, GBP 10 µM 1.31 ± 0.18, GBP 100 µM 1.72 ± 0.13 (Mittelwerte ± SEM). Die Versuchsanzahl (n) ist in den Klammern in den Säulen angegeben. Signifikanzniveau: * = p < 0.05, n.s. = nicht signifikant. Ergebnisse Seite 58 Ein signifikanter (p < 0.05) Anstieg der Nipecotat-evozierten [3H]-GABA-Freisetzung (S) um 48.1 % der Kontrollen war zu beobachten, wenn Gabapentin in einer Konzentration von 100 µM während der gesamten Superfusion zugegen war. 3.3. Die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung im Caudatoputamen der Ratte Analog der Nipecotat-evozierten Freisetzung von [3H]-GABA sollte eine Stimulation glutamaterger Nervenendigungen zur Aussschüttung von D-[3H]-Aspartat durch die Umkehr des GlutamatWiederaufnahmetransporters erfolgen. L-trans-PDC (L-trans-pyrrolidin-2,4-dicarboxylat) ist ein kompetitiver Inhibitor des L-Glutamat-Wiederaufnahmetransporters (Bridges et al., 1991) und wird, analog des Nipecotat im GABAergen System, in die glutamaterge Nervenendigung gegen den Austausch von zytoplasmatischem D-[3H]-Aspartat aufgenommen. Die Inkubationszeit betrug in dieser Versuchsreihe 30 Minuten bei einer D-[3H]-AspartatEndkonzentration von 0.1 µM. Die Vorperfusionszeit betrug ebenfalls 30 Minuten. Anschliessend wurden sechszehn 5-Minuten-Fraktionen gesammelt. Die Stimulation erfolgte 45 Minuten (S1) und 85 Minuten (S2) nach Beginn der Superfusion. Zur Etablierung dieser Methode erfolgte zunächst die Bestimmung der Stimulationskonzentration bei einer Stimulationsdauer von 2 Minuten. Die erste Stimulation (S1) erfolgte mit einem L-transPDC-Puls von 0.1 mM, bei der zweiten Stimulation (S2) wurde L-trans-PDC in den Konzentrationen 1 mM, 0.1 mM oder 0.01 mM eingesetzt. S2 (%) ± SEM PDC-Konzentration bei S2 S2/S1 ± SEM Anzahl (n) 0.01 mM 0.26 ± 0.1 0.16 ± 0.06 4 0.1 mM 0.92 ± 0.12 0.61 ±0.05 3 1 mM 3.16 ± 0.46 2.12 ± 0.35 4 Tab. 3.17.: Die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung im Caudatoputamen der Ratte. Die Zahlenangaben sind Mittelwerte ± SEM. Die Stimulation mit einer L-trans-PDC-Konzentration von 1 mM bewirkte eine deutliche D-[3H]Aspartat-Freisetzung von durchschnittlich 3.16 ± 0.46 % des zu Beginn der Stimulation im Gewebe enthaltenen D-[3H]-Aspartat. Ergebnisse Seite 59 Somit entschieden wir uns im weiteren die Stimulation mit PDC 1 mM durchzuführen, um Substanzeffekte auf die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung eindeutig beurteilen zu können. 3.3.1. Die Validierung des Modells der L-trans-PDC-evozierten D-[3H]-AspartatFreisetzung Entsprechend der Validierung des Modells der zytoplasmatischen Freisetzung von GABA sollte bei der L-trans-PDC-evozierten D-[3H]-Aspartat-Freisetzung ein vesikulärer Freisetzungsmechanismus ausgeschlossen werden und im Anschluss der Nachweis eines Transporter-vermittelten Freisetzungsmodus durch die Blockade des plasmamembranären Glutamat-Transporters erbracht werden. 3.3.1.1. Der Einfluss des Entzugs von Kalzium und der Gabe von Cadmiumchlorid auf die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung Sollte die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung tatsächlich auf einem nichtvesikulären, Ca++-unabhängigen Freisetzungsmechanismus beruhen, so wäre sowohl für den Entzug von Ca++-Ionen aus der Superfusionslösung, als auch für die Blockade spannungsabhängiger Ca++Kanäle durch Cadmiumchlorid (CdCl2) kein Einfluss auf die stimulationsbedingte Freisetzung von D-[3H]-Aspartat zu erwarten. Der Versuchsablauf richtete sich nach den unter Kapitel 3.3. beschriebenen allgemeinen Versuchsbedingungen. Gewebeschnitte des Caudatoputamens der Ratte wurden ab 15 Minuten vor der zweiten Stimulation (S2) mit einem Ca++-freien Puffer superfundiert. In anderen Versuchen wurde dem Superfusionsmedium 15 Minuten vor S2 CdCl2 (0.1 mM), ein Blocker potentialabhängiger Ca++-Kanäle, hinzugefügt. Behandlung vor S2 S1 (%) ± SEM S2/S1 ± SEM Anzahl (n) Kontrollen 4.82 ± 0.44 0.52 ± 0.02 4 Ca++-Entzug 4.27 ± 0.49 n.s. 0.41 ± 0.02 n.s. 4 CdCl2 0.1 mM 5.10 ± 0.70 n.s. 0.76 ± 0.06 ** 4 Tab. 3.17.: Die Wirkung des Entzuges von Ca++, bzw. der Gabe von CdCl2 (0.1 mM) auf die L-trans-PDC(1 mM)evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung im Caudatoputamen der Ratte. Angegeben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveaus: ** = p < 0.01, n.s. = nicht signifikant. Ergebnisse Seite 60 Die Entfernung von Ca++ aus dem Superfusionsmedium hatte keinen signifikanten Einfluss auf die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung, wohingegen CdCl2 eine signifikante (p < 0.05) Steigerung des S2/S1-Quotienten verursachte. Die basale Transmitterfreisetzung wie auch die Beladung der Gewebeschnitte mit D-[3H]-Aspartat blieb von dem Entzug der Ca++-Ionen und der Gabe von CdCl2 unbeeinflusst (Werte nicht aufgeführt). 3.3.1.2. Der Einfluss von Tetrodotoxin (TTX) auf die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]Aspartat-Freisetzung TTX blockiert spannungsabhängige Na+-Kanäle und führt durch die Hemmung des depolarisationsbedingten schnellen Na+-Einstroms zur Unterbrechung von Aktionspotentialen. TTX (1 µM) wurde dem Superfusionsmedium 15 Minuten vor S2 hinzugefügt. S1 (%) ± SEM Behandlung vor S2 S2/S1 ± SEM Anzahl (n) Kontrollen 4.82 ± 0.44 0.52 ± 0.02 4 TTX 1 µM 3.19 ± 0.47 * 0.49 ± 0.06 n.s. 4 Tab. 3.18.: Die Wirkung von TTX (1µM) auf die L-trans-PDC(1 mM)-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung im Caudatoputamen der Ratte. Angegeben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveau: * = p < 0.05, n.s. = nicht signifikant. Ein Vergleich der S2/S1-Quotienten der mit TTX behandelten Gruppe mit der Kontrollgruppe ergab keinen signifikanten Unterschied. Auch die basale Transmitterfreisetzung und die Schnittbeladung nach Beendigung der Superfusion wurden durch TTX nicht beeinflusst (Werte nicht aufgeführt). 3.3.1.3. Der Einfluss von Dihydrokainat auf die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]Aspartat-Freisetzung Ist die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung tatsächlich auf eine Umkehr des Glutamattransporters zurückzuführen, so müsste die stimulierte Freisetzung durch eine Blockade des Glutamattransporters antagonisiert werden. Zur Prüfung dieser Hypothese bedienten wir uns des nicht-transportierbaren Wiederaufnahmehemmers Dihydrokainat (DHK), welcher 15 Minuten vor S2 dem Superfusionsmedium in den Konzentration 100 µM oder 10 µM zugegeben wurde. Seite 61 0,7 0,6 * * 0,5 (S2/S1) Evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung Ergebnisse 0,4 0,3 0,2 0,1 (5) (4) (5) Kontrollen 10 µM 100 µM 0 Dihydrokainat Abb. 3.9.: Die Wirkung von DHK auf die L-trans-PDC(1 mM)-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung im Caudatoputamen der Ratte. Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Die Versuchsanzahl (n) ist in Klammern in den Säulen angegeben. Der mittlere S2/S1-Wert der Kontrollen lag bei 0.58 ± 0.02, von DHK (10 µM) bei 0.45 ± 0.04 und von DHK (100 µM) bei 0.47 ± 0.03. Die entsprechenden S1-Werte zeigten keinen signifikanten Unterschied. Signifikanzniveau: * = p < 0.05. Unsere oben aufgeführten Überlegungen wurden durch diese Ergebnisse bestätigt. Die L-transPDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung konnte durch die Blockade des Glutamattransporters antagonisiert werden. Die Hemmung in Prozent der Kontrollen betrug für DHK (10 µM) 22.5 % und für DHK (100 µM) 18.9 %. Weder die basale Transmitterfreisetzung, noch die Beladung der Gewebeschnitte wurden durch DHK beeinflusst (Werte nicht aufgeführt). 3.3.2. Der Einfluss von Gabapentin auf die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-AspartatFreisetzung Auch in dem Modell der zytoplasmatischen Freisetzung von D-[3H]-Aspartat sollte ein Einfluss des Pharmakons Gabapentin überprüft werden. Diese Versuche wurden nach den allgemeinen Bedingungen durchgeführt, wobei nach der ersten Stimulation (L-trans-PDC, 1mM, 2 min) eine 60minütige Sammelpause eingelegt wurde. Hier wurde Gabapentin in einer Konzentration von 0.1 mM dem Superfusionsmedium zugegeben. Die zweite Stimulation (S2) erfolgte 15 Minuten nach wiedereinsetzen der Sammelphase, wodurch Gabapentin insgesamt 75 Minuten vor S2 auf die Gewebeschnitte einwirken konnte. Ergebnisse Seite 62 S1 (%) ± SEM Behandlung 75 Min. vor S2 S2/S1 ± SEM Anzahl (n) Kontrollen 4.38 ± 0.23 0.47 ± 0.04 4 GBP 0.1 mM 4.22 ± 0.78 n.s. 0.36 ± 0.07 n.s. 4 Tab. 3.19.: Die Wirkung von Gabapentin auf die L-trans-PDC(1 mM)-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung im Caudatoputamen der Ratte bei Gabe 75 Minuten vor der zweiten Stimulation (S2). Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveau: n.s. = nicht signifikant. Gabapentin zeigte auf die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung keinen Einfluss. Auch die basale Transmitterfreisetzung sowie der Schnittgehalt nach Beendigung der Superfusion blieben von Gabapentin unbeeinflusst (Werte nicht aufgeführt). 3.4. Der Einfluss von Gabapentin (bzw. eines während des Versuchsablaufes hieraus gebildeten Metaboliten) auf die Freisetzung endogener Aminosäuren im Caudatoputamen der Ratte Die Wirkung von Gabapentin auf die spontane Freisetzung endogener, inhibitorischer und exzitatorischer Aminosäuren sollte geprüft werden Die Gewebeschnitte wurden im Anschluss an die Präparation sofort in die Superfusionskammern transferiert und superfundiert. Gabapentin wurde dem Superfusionsmedium throughout in den Konzentrationen 0.1 mM und 0.01 mM zugegeben. Die Vorperfusion dauerte 40 Minuten, es wurden insgesamt fünf 10-Minuten-Fraktionen mit je 800 µl gesammelt. Die Messung der Konzentration der endogenen Aminosäuren in den Superfusaten erfolgte mittels HPLC. Bei der statistischen Auswertung wurden sämtliche Fraktionen einer Behandlungsgruppe gemittelt. Somit ergab sich bei 5 Fraktionen und 6 Kammern eine Anzahl von 30 Einzelwerten pro Behandlungsgruppe. Behandlung GABA Glutamat Aspartat (µmol/l Superfusat) (µmol/l Superfusat) (µmol/l Superfusat) Anzahl (n) Kontrolle 0.75 ± 0.05 0.23 ± 0.01 0.51 ± 0.02 30 Gabapentin 0.1 mM 0.74 ± 0.05 n.s. 0.14 ± 0.01 * 0.18 ± 0.02 * 30 Tab. 3.20.: Die Wirkung von Gabapentin 0.1 mM auf die Freisetzung von endogenen Aminosäure-Transmittern im Caudatoputamen der Ratte. Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM. Signifikanzniveaus: * = p < 0.05, n.s. = nicht signifikant. Ergebnisse Seite 63 Unter dem Einfluss von Gabapentin zeigte sich eine signifikante Minderung der spontanen Freisetzung der exzitatorischen Aminosäuren um 40.1 % (Glutamat), bzw. 64.7 % (Aspartat) der Kontrollen. Ein Effekt auf die spontane Freisetzung von GABA konnte nicht beobachtet werden. Ein weiterer Versuch sollte zudem die Wirkung von Gabapentin bei einer Konzentration von 10 µM überprüfen. Die übrigen Versuchsbedingungen blieben unverändert. Bei der statistischen Auswertung wurde die durchschnittliche in den Superfusaten gemessene Transmittermenge (µmol/l) auf den entsprechenden Schnittgehalt (µmol/l) bezogen. Wie folgende Abbildung verdeutlicht, konnten die zuvor beschriebenen Ergebnisse bestätigt werden: 1 (% des Schnittgehaltes) Freigesetzte Transmittermenge 1,2 Kontrollen (n = 20) GBP 0.01 mM (n = 20) GBP 0.1 mM (n = 20) 0,8 0,6 n.s. n.s. * 0,4 * * 0,2 * 0 GABA Glutamat Aspartat Abb. 3.10.: Die Wirkung von Gabapentin (0.1 mM, 0.01 mM) auf die Freisetzung der endogenen AminosäureTransmitter GABA, Glutamat und Aspartat im Caudatoputamen der Ratte. Alle Angaben sind Mittelwerte ± SEM in % des Schnittgehaltes des jeweiligen Transmitters: GABA: 0.50 ± 0.05, 0.44 ± 0.05, 0.47 ± 0.05; Glutamat: 0.36 ± 0.04, 0.09 ± 0.04, 0.19 ± 0.04; Aspartat: 1.06 ± 0.06, 0.13 ± 0.06, 0.34 ± 0.06. Die Anzahl (n) der gemessenen Proben ist in der Legende angegeben. Signifikanzniveaus: * = p < 0.05, n.s. = nicht signifikant. Gabapentin senkte signifikant die spontane Freisetzung der exzitatorischen Transmitter Glutamat und Aspartat im Caudatoputamen der Ratte. Dieser Effekt betrug bei einer Konzentration von 0.01 mM Gabapentin 75.6 % (Glutamat), bzw. 87.2 % (Aspartat) der Kontrollen. Ein Einfluss auf die GABA-Freisetzung konnte in dieser Versuchsreihe nicht beobachtet werden. Diskussion Seite 64 4. Diskussion In der vorliegenden Arbeit wurde ein in vitro Modell zur zytoplasmatischen Transmitterfreisetzung durch Transporterumkehr entwickelt und validiert. An diesem Modell wurde die Wirkung des Antikonvulsivums Gabapentin geprüft, von dem ein Einfluss auf die zytoplasmatische Transmitterkonzentration und damit auch auf die zytoplasmatische Transmitterfreisetzung angenommen wurde. Abschliessend wurde der Einfluss von Gabapentin auf die spontane (basale) Freisetzung von endogenen Aminosäuretransmittern untersucht. 4.1. Die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung Nipecotat (3-Piperidincarboxylat) ist ein potenter, nicht-kompetitiver Inhibitor des neuronalen und glialen GABA-Transporters (Johnston, 1976), wobei nach Suzdak et al. (1992) präferenziell der neuronale Transporter mit einer zweifach höheren Affinität gehemmt wird. Entsprechend fanden Borden et al. (1994) eine höhere Affinität zum neuronalen GAT-1-Transporter (IC50 8 ± 0.4 µM) im Vergleich zu den vorwiegend glial lokalisierten GAT-2- und GAT-3-Transportern (IC50 102 – 378 µM). So konnte der plasmamembranäre GABA-Transporter nach Krogsgaard-Larsen und Johnston (1975) bei einer Nipecotat-Konzentration von 1 mM zu 99 ± 1 % gehemmt werden. Der vesikuläre GABA-Transporter wird nach McIntire et al. (1997) nur unwesentlich gehemmt. Nipecotat weist eine strukturelle Ähnlichkeit mit dem selektiven GABAA-Rezeptor-Agonisten Muscimol auf, dem Gift des Fliegenpilzes (Amanita muscaria). Doch im Gegensatz zu Muscimol wirkt Nipecotat nicht auf GABA-Rezeptoren (Solis et Nicoll, 1992). Auch konnte bei einer Konzentration von 1 mM kein Einfluss auf die Aktivität der GABA-metabolisierenden Enzyme Glutamatdecarboxylase (GAD) und GABA-Transaminase (GABA-T) nachgewiesen werden (Krogsgaard-Larsen et Johnston, 1975). In Superfusionsversuchen wurde Nipecotat bisher zur Blockade der Wiederaufnahme von GABA in Neurone und Glia während des gesamten Versuchsablaufes (throughout) eingesetzt (Szerb, 1982; Hüring, 1998). Die Wiederaufnahme der freigesetzten [3H]-GABA durch den hochaffinen GABATransporter wurde verhindert und damit messbare Konzentrationen von [3H]-GABA in den Superfusaten erreicht. Szerb (1982) beobachtete dabei eine Erhöhung der spontanen Ausschüttung von endogener GABA. Nipecotat erhöhte zudem die basale [3H]-GABA-Freisetzung im Nucleus Caudatus des Kaninchens, Diskussion Seite 65 wenn dieses vor der zweiten Stimulation der Superfusionslösung hinzugefügt wurde (Limberger et al., 1986). Die Autoren führten dies auf den Heteroexchange-Mechanismus zurück. Nipecotat dient hierbei als Substrat des GABA-Transporters und wird entsprechend der Charakteristika der GABAWiederaufnahme aktiv und im Austausch gegen zytoplasmatisches GABA nach intrazellulär transportiert (Kanner et al., 1983). In Zellkulturen GABAerger striataler Neurone wird Nipecotat rasch im Zytosol akkumuliert und führt zu einem raschen und signifikanten Anstieg der extrazellulären GABA-Konzentration (Pin et Bockaert, 1989). Nach elektrophysiologischen Untersuchungen von Solis und Nicoll (1992) werden hierbei physiologisch relevante GABAKonzentrationen erreicht, welche die Aktivierung postsynaptischer GABA-Rezeptoren zur Folge haben. Die gesteigerte elektrisch- oder durch K+-Depolarisation-evozierte, vesikuläre GABAFreisetzung bei gleichzeitiger Anwesenheit von Nipecotat wird dagegen nicht auf den Heteroexchange-Prozess zurückgeführt, sondern auf die Hemmung der Wiederaufnahme von GABA infolge Blockade des GABA-Transporters (Szerb, 1982). Zunächst wurden GABAerge Neurone auf ihre Stimulierbarkeit durch die pulsatile Gabe von Nipecotat überprüft: Bei Inkubation mit [3H]-GABA und anschliessender Superfusion unter AOAA bewirkte die Gabe von Nipecotat (1 mM) über 2 Minuten einen steilen Anstieg der [3H]-GABAFreisetzung, wobei der maximale Effekt, entsprechend den Ergebnissen von Bernath et al. (1988), innerhalb der ersten 5-10 Minuten zu beobachten war. Die maximale [3H]-GABA-Freisetzung betrug in unseren Versuchen das 3-5-fache der basalen Transmitterfreisetzung. Die selbe Grössenordnung fanden Szerb (1982) und Bernath et al. (1988) initial nach der Zugabe von Nipecotat in die Superfusionslösung bei Superfusionsversuchen im Kortex, bzw. Caudatoputamen der Ratte. Die [3H]-GABA-Freisetzung zeigte sich in unseren Versuchen nach Beendigung der Stimulation rasch rückläufig und erreichte nach etwa 20 Minuten das basale Niveau. Desweiteren wurde überprüft, ob eine verlängerte Inkubationszeit einen Einfluss auf den stimulierbaren, zytoplasmatischen [3H]-GABA-Pool hat. Da der Transport der exogen zugeführten [3H]-GABA in Neurone und Gliazellen ein aktiver, zeitabhängiger Prozess ist, müsste eine Verlängerung der Inkubationszeit zu einer höheren Beladung der Gewebeschnitte führen, sofern der Sättigungsbereich noch nicht erreicht ist. Sowohl im Nucleus Caudatus des Kaninchens, als auch im Caudatoputamen der Ratte zeigte sich eine signifikante Mehrbeladung der Gewebeschnitte nach 60minütiger Inkubationszeit im Vergleich zu einer Inkubationsdauer von 30 Minuten. Dies hatte jedoch keinen Einfluss auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung, d.h. trotz einer Erhöhung des verfügbaren [3H]-GABA-Pools konnte bei gleicher Stimulationskonzentration keine Diskussion Seite 66 Steigerung der evozierten zytoplasmatischen Freisetzung erreicht werden. Da auch unter optimalen Versuchsbedingungen die Überlebenszeit von Neuronen und Glia in vitro begrenzt ist, und deshalb die Versuchszeit möglichst kurz gehalten werden sollte, wurden die Gewebeschnitte in den weiterführenden Versuchen 30 Minuten mit [3H]-GABA inkubiert. Ein Teil der Versuche zur Nipecotat-evozierten [3H]-GABA-Freisetzung wurde nach Inkubation mit [3H]-Glutamin durchgeführt, um den Einfluss von Gabapentin auf den GABA-Metabolismus untersuchen zu können. Bei Inkubation mit [3H]-Glutamin betrug der Nipecotat-evozierte, maximale Anstieg der [3H]-GABA-Freisetzung etwa das 2-fache der basalen [3H]-GABAFreisetzung, wobei das basale Niveau wieder nach ca. 15 Minuten erreicht wurde. Aufgrund des schnellen Wirkungseintrittes, des deutlich stimulierenden Effektes und der Reversibilität mit einer schnellen Beendigung der Wirkung von Nipecotat sahen wir Nipecotat als geeignetes stimulierendes Agens für unser Modell der zytoplasmatischen Freisetzung von [3H]GABA. 4.1.1. Die Validierung des Modells der zytoplasmatischen [3H]-GABA-Freisetzung 4.1.1.1. Der Ausschluss eines vesikulären Freisetzungsmodus In Zellkulturen striataler Neurone der Maus konnten erstmals Weiss et al. (1988) die Existenz einer durch exzitatorische Aminosäuren induzierten GABA-Freisetzung mit den Charakteristika eines nicht-vesikulären, Ca++-unabhängigen und Na+-abhängigen Freisetzungsmodus nachweisen. Auch in unseren biochemischen Versuchen zur Nipecotat-evozierten [3H]-GABA-Freisetzung sollte ein Ca++-abhängiger, vesikulärer Freissetzungsmechanismus durch den Entzug von Ca++-Ionen aus dem Superfusionsmedium, sowie durch die Gabe von Cadmiumchlorid (CdCl2), ein anorganischer Blocker spannungsabhängiger Ca++-Kanäle des N- und L-Typs (Feuerstein et al., 1990), ausgeschlossen werden. In elektrophysiologischen Untersuchungen konnte dies bereits an hippokampalen Neuronen der Ratte gezeigt werden (Westerink et de Vries, 1989; Honmou et al., 1995b; Gaspary et al., 1998). Um den Einfluss eines Ca++-Entzuges zu untersuchen, wurde auf die Zugabe eines Chelators verzichtet, obwohl einige Autoren dem Superfusionsmedium zur Überprüfung einer Ca++unabhängigen GABA-Freisetzung den Chelator EGTA zugaben (Bernath et al., 1989, Sihra et al., 1984). Dieser bindet auch endogenes, membrangebundenes Ca++ und garantiert somit die vollständige Entfernung des divalenten Kations. Da diese Studien den stimulatorischen Eigeneffekt von EGTA auf die GABA-Freisetzung nicht berücksichtigten, überprüften Arias et al. (1984) den Diskussion Seite 67 Einfluss von EGTA auf die Ca++-unabhängige Freisetzung von GABA sowie von Glutamat, Acetylcholin und Dopamin. Die Ausschüttung von Tritium-markierter GABA in Ca++- und Magnesium (Mg++)-freier Lösung wurde durch EGTA um maximal 215 % gegenüber der basalen GABA-Freisetzung gesteigert, während in Anwesenheit von 1.2 mM MgSO4, bzw. einer physiologischen Pufferlösung (mit 2.5 mM CaCl2 und 1.2 mM MgSO4) dieser Effekt nicht zu beobachten war (Arias et al., 1984). Die Autoren vermuteten, dass die fehlende Bindung der beiden divalenten Kationen zu einer Destabilisierung der Plasmamembran führe. Hierdurch steige die Permeabilität der Plasmamembran für Na+-Ionen und der depolarisierende Na+-Einstrom führe schliesslich zur Freisetzung von GABA. Die Anwesenheit von Mg++-Ionen im Extrazellulärraum könne dabei eine ausreichende Stabilisierung der Zellmembran gewährleisten, so dass EGTA in einem Ca++-freien, Mg++-haltigen Superfusionsmedium keinen Einfluss auf die Ca++-unabhängige GABA-Freisetzung zeige. Gegensätzliche Ergebnisse erbrachten die Versuche von Minc-Golomb et al. (1988) im Hippokampus der Ratte: Die spontane GABA-Freisetzung betrug in einem Ca++freien, jedoch Mg++-haltigen Superfusionsmedium ohne die Zugabe von EGTA 250 % der Kontrollen, während die zusätzliche Gabe von EGTA die basale GABA-Freisetzung auf 825 % der Kontrollen steigerte. Um eine mögliche Beeinflussung unserer Versuche durch die Gabe von Chelatoren zu vermeiden, führten wir unsere Superfusionsversuche zur Überprüfung einer Ca++-Abhängigkeit mit einer Ca++freien Lösung ohne die Zugabe von Chelatoren durch. Wie vermutet, zeigte der Entzug von Ca++-Ionen aus der Superfusionslösung 15 Minuten vor der zweiten Stimulation sowohl im Nucleus caudatus des Kaninchens, als auch im Caudatoputamen der Ratte keinen hemmenden Effekt auf die Nipecotat-evozierte, zytoplasmatische [3H]-GABAFreisetzung. Somit konnte eine Ca++-abhängige, vesikuläre Beteiligung an der Nipecotat-evozierten [3H]-GABA-Freisetzung ausgeschlossen werden. Im Caudatoputamen der Ratte zeigte sich ein signifikanter Anstieg der Nipecotat-evozierten [3H]GABA-Freisetzung mit einem Anstieg der S2/S1-Quotienten gegenüber den Kontrollen um 37.2 %, wenn Ca++ 15 Minuten vor S2 dem Superfusionsmedium entzogen wurde. Die entsprechenden Ergebnisse der Versuche im Nucleus Caudatus des Kaninchens waren nicht signifikant. Jedoch fanden Limberger et al. (1986) in Superfusionsversuchen im Nucleus Caudatus des Kaninchens einen Anstieg der [3H]-GABA-Freisetzung unter Ca++-Entzug bei gleichzeitiger Anwesenheit von Nipecotat (0.1 mM). Allerdings wurde Nipecotat in den von Limberger et al. (1986) durchgeführten Versuchen zur Blockade der Wiederaufnahme von GABA während der gesamten Superfusion Diskussion Seite 68 eingesetzt, und nicht wie in den hier beschriebenen Experimenten als Stimulus zur Freisetzung zytoplasmatischen GABAs. Bezüglich der basalen Transmitterfreisetzung beobachteten wir im Nucleus Caudatus des Kaninchens einen signifikanten (p < 0.05) Anstieg der basalen [3H]-GABA-Freisetzung um 31.4 %, wenn die Gewebeschnitte 15 Minuten vor S2 mit einem Ca++-freien Puffer superfundiert wurden. Die entsprechenden Versuche im Caudatoputamen der Ratte waren nicht signifikant. Bernath et Zigmond (1988) konnten eine gesteigerte basale Freisetzung von [3H]-GABA aus dem Caudatoputamen der Ratte beobachten, wenn Ca++ 20 Minuten vor S2 dem Superfusionsmedium entzogen wurde. Die Steigerung der basalen GABA-Freisetzung betrug 258 %, jedoch enthielt das Superfusionsmedium auch hier EGTA. Pothashner et al. (1978) beobachteten in Superfusionsversuchen des zerebralen Kortex des Meerschweinchens ebenfalls eine signifikante Steigerung der basalen GABA-Freisetzung unter Ca++-freiem Puffer ohne die zusätzliche Gabe eines Chelators, sowohl bei der Messung von endogener wie auch von exogen zugeführter GABA. Die erhöhte Membranlabilität der Neurone unter Ca++-Entzug und die damit verbundene Neigung zu Spontanentladungen ist durch folgende Hypothese zu erklären: Die Reduktion des Membranpotentials durch den Entzug positiver Valenzen (Ca++) von der Aussenseite der Plasmamembran führt zu einer Potentialänderung, welche ausreichend für die Öffnung spannungsabhänger Na+-Kanäle ist. Der depolarisierende Na+-Einstrom infolge Permeabilitätssteigerung der Plasmamembran induziert so die Freisetzung von GABA. Unterstützt wird diese Aussage durch die Beobachtung, dass die unter Ca++-Entzug erhöhte basale GABAFreisetzung durch die Gabe von Tetrodotoxin (TTX), ein Hemmer spannungsabhängiger Na+Kanäle, antagonisierbar ist (Minc-Golomb et al., 1988). Auch die in unserem Modell beobachtete Steigerung der Nipecotat-evozierten [3H]-GABA-Freisetzung unter Ca++-Entzug kann durch die beschriebene Hypothese erklärt werden: Der erleichterte Na+-Einstrom bei destabilisierter Plasmamembran kann zu einer Umkehr des transmembranären Na+-Gradienten führen und somit die Nipecotat-evozierte, Transporter-vermittelte [3H]-GABA-Freisetzung verstärken. Die Blockade spannungsabhängiger Na+-Kanäle durch TTX bei normalen extrazellulären Ca++Spiegeln führt zu einer Unterbrechung von Aktionspotentialen und somit zur Blockade der depolarisationsabhängigen, vesikulären Transmitterfreisetzung. So konnte in einer Reihe von Untersuchungen die elektrisch stimulierte Freisetzung von [3H]-GABA durch die Zugabe von TTX, gehemmt werden (Potashner et. al., 1978, Bernath et al., 1988). Für TTX konnte bereits bei einer Konzentration von 0.1 µM eine komplette Unterdrückung des depolarisationsbedingten Na+Einstroms nachgewiesen werden (Mc Ilwain et al., 1969). Diskussion Seite 69 Unter der Annahme, dass die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung jedoch auf einen depolarisationsunabhängigen, nicht-vesikulären Freisetzungsmechanismus zurückzuführen ist, wäre eine Beeinflussung der Nipecotat-evozierten [3H]-GABA-Freisetzung durch TTX nicht zu erwarten. Diese Vermutung konnte in unseren Untersuchungen bestätigt werden, die Gabe von TTX in einer Endkonzentration von 1 µM hatte keinen Einfluss auf die stimulationsbedingte [3H]-GABAFreisetzung. Entsprechende Ergebnisse fanden Westerink et de Vries (1989) in Mikrodialyseversuchen der Ratte, in welchen über implantierte striatale Sonden die Infusion mit Nipecotat (0.5 mmol/l) erfolgte: Die Perfusion mit TTX (1 µmol/l) zeigte keinen Einfluss auf den Nipecotat-induzierten Anstieg der Konzentration endogener GABA in den Dialysaten. Desweiteren untersuchte diese Arbeitsgruppe den Effekt einer Blockade spannungsabhängiger Ca++-Kanäle durch Cadmiumchlorid (CdCl2, 0.3 mmol/l) auf die Nipecotat-evozierte GABA-Freisetzung. Die Gabe von CdCl2 hatte keine Hemmung des Nipecotat-induzierten Anstiegs der GABAKonzentration in den Dialysaten zur Folge. Auch in den von uns durchgeführten Superfusionsversuchen konnte die stimulierte, Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung durch die Gabe von CdCl2 (0.1 mM) 15 Minuten vor S2 nicht gehemmt werden. Entsprechende elektrophysiologische Untersuchungen von Honmou et al. (1995b) untersuchten die postsynaptischen Effekte von endogener, durch Nipecotat freigesetzte GABA aus CA 1Pyramidenzellen des Hippokampus der Ratte. Die Applikation von Nipecotat (10 mM) hatte einen Anstieg der Leitfähigkeit der postsynaptischen Zellmembran für Chloridionen zur Folge, welche weder durch die Zugabe von CdCl2 (0.2 mM) noch durch den Entzug der extrazellulären Ca++-Ionen beeinträchtigt wurde. Eine Erklärung für den in unseren Versuchen signifikanten Anstieg der basalen [3H]-GABAFreisetzung sowohl im Nucleus caudatus des Kaninchens, als auch im Caudatoputamen der Ratte unter der Einwirkung von CdCl2 wäre auch hier die Beeinträchtigung der Stabilität der Zellmembran. Die Folge wären verstärkte Spontanentladungen der Neurone mit einer erhöhten basalen Transmitterfreisetzung. Dieser Effekt zeigte sich im Caudatoputamen der Ratte auch auf die stimulierte [3H]-GABA-Freisetzung. Hier kam es unter CdCl2 zu einem Anstieg der S2/S1Quotienten um 76.0 % der Kontrollen, wobei diese Ergebnisse aufgrund des gegenüber den Kontrollen signifikant verminderten S1-Wertes der mit CdCl2 behandelten Gruppe, bei bis dahin gleicher Behandlung beider Gruppen, nur eingeschränkt beurteilbar sind. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Nipecotat-evozierten, zytoplasmatischen [3H]-GABAFreisetzung ein Ca++- und Na+-unabhängiger Freisetzungsmechanismus zugrundeliegt: Die fehlende Hemmbarkeit durch den Entzug von Ca++-Ionen sowie durch die Blockade spannungsabhängiger Diskussion Ca++-Kanäle (CdCl2) und Na+-Kanäle (TTX) Seite 70 schliessen einen vesikulären Freisetzungsmechanismus aus. Die durch den Ca++-Entzug herbeigeführte Destabilisierung der Plasmamembran mit konsekutivem Anstieg der basalen und evozierten Transmitterfreisetzung war unter der Blockade der spannungsabhängigen Ca++-Kanäle durch CdCl2 verstärkt zu beobachten. 4.1.1.2. Der Nachweis eines durch Transporterumkehr vermittelten Freisetzungsmodus Zur weiteren Validierung unseres Modells wurde der Einfluss einer Blockade des GABATransporters auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung geprüft. NNC-711 ist ein spezifischer, hochpotenter, nicht-kompetitiver Inhibitor des plasmamembranären GABATransporters und hemmt nahezu selektiv den neuronalen GAT-1-Transporter mit einem IC50-Wert von 40 ± 10 nM (Borden et al., 1994), wodurch die Verbindung eine insgesamt eine höhere Affinität zum GABA-Transporter als Nipecotat aufweist. In Tierversuchen zeigte es deutliche antikonvulsive Eigenschaften, die in höheren Dosen jedoch mit erheblichen Nebenwirkungen einhergingen (Suzdak et al., 1992). Im Gegensatz zu Nipecotat dient NNC-711 dem GABA-Transporter nicht als Substrat und wird somit nicht in die Zelle aufgenommen. Es blockiert die Wiederaufnahme von GABA ohne gleichzeitige Transporterumkehr und kann somit die Wirkung von Nipecotat antagonisieren. Wie in unseren Ergebnissen dargestellt wurde, ergab die Applikation von nur 1 µM NNC-711 ab 15 Minuten vor S2 eine signifikante Hemmung der durch Nipecotat evozierten [3H]-GABAFreisetzung. Bei einer Konzentration von 10 µM NNC-711 betrug diese 68.7 % der Kontrollen. Die signifikante Steigerung der basalen [3H]-GABA-Freisetzung ist hingegen durch die Blockade der Wiederaufnahme des spontan freigesetzten Transmitters aus dem synaptischen Spalt zu erklären. Elektrophysiologische Untersuchungen an Pyramiden- und Körnerzellen des Hippokamus der Ratte ergaben eine 67.0 %ige Hemmung der Nipecotat-induzierten, zytoplasmatischen [3H]-GABAFreisetzung durch die Gabe des nicht-transportierten, kompetitiven Wiederaufnahmehemmers SKF89976 (Solis et Nicoll, 1992). Gaspary und Mitarbeiter (1998) konnten in Zellkulturen hippokampaler Neurone der Ratte die Aktivierung postsynaptischer GABA-Rezeptoren durch eine transportervermittelte GABA-Freisetzung nachweisen. Diese zeigte in Gegenwart von NNC-711 (10 µM) eine signifikante Abnahme um 57.6 % der Kontrollen. Die inkomplette Blockade wurde hierbei durch die Präsenz verschiedener Isoformen des GABA-Transporters in den Zellkulturen mit unterschiedlicher Affinität zu NNC-711 erklärt. Diese Hypothese wäre auch in unserem Modell eine Erklärung für die inkomplette Blockade der Nipecotat-evozierten [3H]-GABA-Freisetzung durch Diskussion Seite 71 NNC-711. Desweiteren zeigt Nipecotat seine Wirkung sowohl auf Neurone, als auch auf Glia, während NNC-711 nahezu selektiv auf den neuronalen GAT-1-Transporter Einfluss nimmt und somit die Transporter-vermittelte Freisetzung aus Gliazellen nicht beeinflussen kann. Nachdem in unserem in vitro-Modell zunächst ein vesikulärer Freisetzungsmechanismus ausgeschlossen wurde, konnte durch die Gabe des nicht-transportierbaren Wiederaufnahmehemmers NNC-711 der unmittelbare Beweis dafür geliefert werden, dass die Nipecotat-evozierte [3H]GABA-Freisetzung auf einer Umkehr des GABA-Transporters beruht. Die zytoplasmatische, durch Transporterumkehr induzierte Transmitterfreisetzung in vivo beruht auf der Stimulation ionotroper Glutamatrezeptoren auf GABAergen-Nervenendigungen (During et al., 1995). Entsprechend konnten Duarte et al. (1993) in einem in vitro Modell der Glutamat-induzierten, zytoplasmatischen [3H]-GABA-Freisetzung in retinalen Zellkulturen des Hühnerembryos die Unabhängigkeit von extrazellulärem Ca++, Insensitivität gegenüber TTX und Hemmbarkeit durch NNC-711 nachweisen. 4.1.1.3. Der Einfluss von Inhibitoren des GABA-Metabolismus auf die Nipecotatevozierte [3H]-GABA-Freisetzung Der metabolische Abbau von [3H]-GABA während eines Freisetzungsversuches bereitet oftmals Schwierigkeiten in der Interpretation der Ergebnisse, wenn keine chromatographische Abtrennung von [3H]-GABA von seinen gleichfalls radiaktiv-markierten Metaboliten erfolgt. Dieses Problem kann umgangen werden, indem man dem Superfusionsmedium einen Inhibitor der GABAabbauenden GABA-α-Ketoglutarat-Transaminase (GABA-Transaminase) zugibt (Oja et Kontro, 1988). Aminooxyessigsäure (AOAA) ist einer der potentesten Inhibitoren der GABA-Transaminase (GABA-T) mit einer nahezu vollständigen Hemmung des GABA-Abbaus bei einer Konzentration von 0.1 mM (Oja et Kontro, 1988). So konnte bei der Gabe von 0.1 mM AOAA throughout nahezu alle Radioaktivität in den Superfusaten als [3H]-GABA identifiziert werden (Bernath et Zigmond, 1988; Limberger et al., 1986). Die Wirkung von AOAA beruht auf seiner Fähigkeit Pyridoxal-5Phosphat (PALP = Vitamin B6) zu binden (Beal et al., 1991). PALP fungiert als Wirkgruppe der Amino-Transferasen und Aminosäure-Decarboxylasen und gilt als der wichtigste Kofaktor im Aminosäure-Stoffwechsel. In der Literatur differieren die Hypothesen bezüglich einer gleichzeitigen Hemmung der Aktivität der GABA-synthetisierenden GAD durch AOAA. Bakkelund et al. (1993) beobachteten im Striatum der Ratte neben der Blockade der GABA-T eine initiale Hemmung der GAD, wenn AOAA in einer Konzentration von 10 mM eingesetzt wurde. Dies steht im Widerspruch zu den Ergebnissen von Carmona et al. (1980) und Löscher et al. (1989). Im Diskussion Seite 72 Rattengehirn konnten sie nach intravenöser, bzw. intraperitonealer Verabreichung von AOAA (50 150 mg/kg) keine wesentliche Beeinflussung der GAD nachweisen, bei gleichzeitiger, nahezu 100 % iger Hemmung der GABA-T. Die in den letzten Jahren gewonnenen Kenntnisse über die Existenz zweier verschiedener GAD-Isoformen mit unterschiedlicher PALP-Abhängigkeit, sowie artspezifischer und regionaler Verteilungsunterschiede könnte eine Erklärung für die in der Literatur beschriebenen, zum Teil gegensätzlichen Aussagen bezüglich einer Beeinfussung der GAD durch AOAA sein. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse von Ruppert et al. (1993) wäre in unseren Versuchen kein Einfluss auf die Aktivität der GABA-Synthese zu erwarten, da die Produktion zytosolischen GABAs durch die GAD67-Isoform erfolgt, welche als PALP-unabhängiges Enzym durch AOAA nicht in ihrer Aktivität beeinflusst wird. Um die Wirkung von AOAA auf unser Modell der Nipecotat-evozierten Freisetzung von [3H]GABA zu überprüfen, wurden die in Kapitel 3.2.2.4. beschriebenen Versuche durchgeführt. Dabei konnte kein Einfluss auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung festgestellt werden, wenn AOAA nur während der Inkubation eingesetzt wurde. Der Gehalt der Gewebeschnitte an Tritiummarkierter GABA nach Beendigung der Superfusion war aufgrund der Blockade des GABA-Abbaus durch AOAA signifikant gegenüber den Kontrollen erhöht. Die Applikation von AOAA während der gesamten Superfusion (throughout) resultierte dagegen in einer signifikanten Steigerung der bei S1 freigesetzten Transmittermenge und ist am ehesten auf eine Erhöhung der zytoplasmatischen [3H]-GABA-Spiegel infolge der Hemmung des GABA-Abbaus durch AOAA zu erklären. Dieser Effekt war bei S2 in gleichem Maße ausgeprägt, wodurch der S2/S1-Quotient im Vergleich zu den Kontrollen unverändert blieb. Dies entspricht den Beobachtungen von Bakkelund et al. (1993). Auch diese Arbeitsgruppe konnte in Mikrodialysestudien im Striatum der Ratte einen Anstieg der stimulationsbedingten GABAFreisetzung unter AOAA beobachten. Daraus ergibt sich folgende Hypothese: Die durch Transporterumkehr induzierte Transmitterfreisetzung kann durch eine Erhöhung des zytoplasmatischen GABA-Pools und somit des chemischen Gradienten von GABA über der Plasmamembran verstärkt werden. Desweiteren konnte in unseren Versuchen eine signifikante Mehrbeladung nach Beendigung der Superfusion der mit AOAA superfundierten Schnitte gemessen werden, welche jedoch im Vergleich zu „AOAA während der Inkubation“ aufgrund des starken stimulationsbedingten [3H]-GABA-Ausflusses weniger ausgeprägt war. Zusammenfassend können diese Ergebnisse im Sinne einer reversiblen Blockade der GABATransaminase durch AOAA interpretiert werden: Die Hemmung des [3H]-GABA-Abbaus während der gesamten Superfusion erhöht den Gehalt an [3H]-markiertem Transmitter ohne die Nipecotat- Diskussion Seite 73 evozierte [3H]-GABA-Freisetzung (S2/S1) zu beeinflussen. Die Gabe von AOAA throughout hatte somit keinen Einfluss auf die Interpretierbarkeit unserer Ergebnisse. Als nächsten Schritt überprüften wir den Einfluss einer Blockade der GABA-Synthese auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung: Die Gabe gleicher Nipecotat-Pulse bei beiden Stimulationen (S1, S2) liesse ohne die Zugabe weiterer Substanzen, welche auf die stimulationsbedingte Ausschüttung Einfluss nehmen könnten, ein S2/S1-Verhältnis von 1.0 erwarten. Da jedoch die S2/S1-Quotienten der Kontrollen deutlich niedriger lagen (Tab 3.1.), versuchten wir, eine mögliche Verdünnung des [3H]-markierten GABAPools durch endogene, während des Versuchsablaufes synthetisierte GABA aufzudecken. Der relative Anteil von endogener GABA am Gesamt-GABA-Pool nimmt während des Versuchsablaufes zu, während der relative Anteil von [3H]-GABA in gleichem Masse abnimmt. Dieser Verdünnungseffekt spiegelt sich bei der stimulierten Freisetzung zytoplasmatischen GABAs in einem entsprechend verminderten Anteil von [3H]-GABA an der Gesamt-GABA-Freisetzung wider. Die Nachsynthese von endogener GABA ist ein zeitabhängiger Prozess und somit zum Zeitpunkt der zweiten Stimulation stärker ausgeprägt als zur ersten Stimulation, was in einem S2/S1Quotienten kleiner 1.0 resultiert (Feuerstein et al., 1996). Eine Hemmung der endogenen GABASynthese durch die Blockade der Glutamatdecarboxylase (GAD), müsste das Absinken des relativen Anteils von [3H]-GABA erwartungsgemäss verhindern und somit den beschriebenen Verdünnungseffekt antagonisieren. Dann müsste es zu einem Anstieg der S2/S1-Quotienten kommen. Um dies zu überprüfen, gaben wir der Superfusionslösung 3-MCPA zu, ein kompetitiver Inhibitor der GAD (Wu et Roberts, 1974). Diese Überlegungen konnten in unseren Untersuchungen unter 3-MCPA (0.1 mM) throughout im Nucleus Caudatus des Kaninchens nicht bestätigt werden. Erst bei einer 3-MCPA-Konzentration von 1 mM wurde ein signifikanter Anstieg der S2/S1-Quotienten im Caudatoputamen der Ratte erreicht und damit unsere Hypothese bestätigt. Die in den Ergebnissen beschriebenen Unterschiede bezüglich der gleichzeitigen Superfusion mit AOAA throughout wären ebenfalls durch eine fehlende [3H]-GABA-Pool-Verdünnung interpretierbar. Die Versuche mit 1 mM 3-MCPA konnten im Kaninchen nicht durchgeführt werden, da entsprechendes Gewebe nicht mehr verfügbar war. Jedoch fand Hüring (1998) bei der elektrisch evozierten [3H]-GABA-Freisetzung im Neokortex des Kaninchens einen signifikanten Anstieg des S2/S1-Quotienten bei einer 3-MCPA-Konzentration von 1 mM, dagegen zeigte sich bei einer Konzentration von 0.1 mM 3-MCPA ebenfalls keine Wirkung. Im menschlichen Neokortex fiel zunächst die deutlich höhere stimulationsbedingte Transmitterfreisetzung (S1) im Vergleich zum tierischen Gewebe auf. So wurden, bei Superfusion Diskussion Seite 74 unter AOAA und unveränderten Stimulationsbedingungen, bei der ersten Stimulation (S1) ca. 14 % der zu diesem Zeitpunkt im Schnitt befindlichen [3H]-GABA freigesetzt, während bei der Ratte unter gleichen Bedingungen die stimulationsbedingte [3H]-GABA-Freisetzung (S1) etwa 8 % betrug. 3-MCPA throughout hatte im menschlichen Neokortex in den Konzentration von 0.1 und 1 mM keine Steigerung der S2/S1-Quotienten zur Folge. Wurden die Versuche ohne die gleichzeitige Gabe von AOAA durchgeführt, so zeigte sich bei der Stimulation mit Nipecotat 1 mM unter 3MCPA ein enormer [3H]-GABA-Efflux bei S1: 22.5 ± 1.65 % der zu Beginn der Stimulation im Schnitt befindlichen [3H]-GABA wurde durch einen 2-minütigen Nipecotat-Puls von 1 mM freigesetzt. 3-MCPA steigerte somit signifikant die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung bei S1 um 143.1 % der Kontrollen und bewirkte hierdurch vermutlich eine Depletion der kortikalen Gewebeschnitte. Der bei S2 zur Verfügung stehende [3H]-GABA-Pool wurde stark reduziert, was sich im Vergleich zu den Kontrollen in einem signifikant erniedrigten S2/S1-Quotienten widerspiegelte. Um die Depletion des zytoplasmatischen GABA-Pools zu vermeiden, senkten wir in den darauffolgenden Versuchen die Nipecotat-Konzentration auf 0.32 mM, bzw. 0.1 mM. Hierdurch erzielten wir zwar eine deutliche, konzentrationsabhängige Abnahme der Nipecotatevozierten [3H]-GABA-Freisetzung (S1), jedoch blieb der von uns erwartete Anstieg des S2/S1Quotienten unter 3-MCPA aus. Bei der Stimulation mit Nipecotat 0.1 mM war der S2/S1-Quotient unter der Blockade der GAD mit 3-MCPA -entgegen unseren Erwartungen- signifikant erniedrigt. Eine Erklärung für diese Beobachtung können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht finden. Im Gegensatz dazu kann der nach Stimulation mit Nipecotat 0.1 mM und Superfusion unter 3MCPA signifikant erhöhte Gehalt der Schnitte an [3H]-GABA im Vergleich zu den Kontrollen durch die Blockade der endogenen GABA-Synthese erklärt werden: Tritium-markierter Transmitter wird infolge der verminderten Nachsynthese endogener GABA in geringerem Ausmass aus seinen intrazellulären Speichern verdrängt. Entsprechend müsste der [3H]-GABA-Gehalt der Schnitte nach Beendigung der Superfusion im Vergleich zu den Kontrollen erhöht sein. Dieser Effekt war bei einer höheren Stimulationskonzentration vermutlich aufgrund der hohen stimulationsbedingten [3H]-GABA-Freisetzung maskiert. Zusammenfassend sind die niedrigen S2/S1-Werte der Kontrollen unserer Versuche im Caudatoputamen der Ratte auf den vermuteten Verdünnungseffekt durch endogen synthetisierte GABA zurückzuführen: Es zeigte sich unter der Blockade der GAD durch 3-MCPA (1 mM) der erwartete Anstieg der S2/S1-Quotienten, welcher sich vor allem unter der gleichzeitigen Superfusion mit AOAA bemerkbar machte. Da AOAA, wie bereits erläutert wurde, keinen oder einen nur geringen Einfluss auf die GABA synthetisierende GAD hat, beruht der additive Effekt dieser Diskussion Seite 75 Substanz am ehesten auf der Hemmung des GABA-Abbaus durch die Blockade der GABATransaminase und der damit verbundenen Steigerung des zytoplasmatischen GABA-Pools. Desweiteren wäre infolge der Blockade des GABA-Abbaus eine Einschränkung der Synthese von GABA aus den Metaboliten des GABA-Abbaus denkbar (Kapitel 1.2.2.). Der Anstieg der S2/S1Quotienten unter 3-MCPA ohne die gleichzeitige Anwesenheit von AOAA kann rechnerisch auch auf den signifikanten niedrigeren S1-Werten im Vergleich zu den Kontrollen beruhen und ist somit nur bedingt aussagekräftig. Die Interpretation der entsprechenden Ergebnisse im Neokortex des Menschen war erschwert aufgrund der im Vergleich zu den Tiermodellen starken Stimulierbarkeit zur Ausschüttung von [3H]-GABA durch die pulsatile Gabe von Nipecotat. Diese Beobachtung könnte durch eine unterschiedliche Affinität von 3-MCPA zu den beiden artspezifisch unterschiedlich lokalisierten Isoformen der GAD (GAD65, GAD67) erklärt werden. Während nach Lindefors (1993) im Caudatoputamen der Ratte die GAD67 dominiert, ist die zelluläre Verteilung der GAD-Isoformen im menschlichen Neokortex nicht bekannt. Würde 3-MCPA bevorzugt die GAD67 hemmen, so wäre diese Hypothese eine Erklärung für unsere Ergebnisse im Caudatoputamen der Ratte. Jedoch sind Studien über eine selektive Beeinflussung einer der beiden GAD-Isoformen durch 3-MCPA in der Literatur nicht beschrieben. Abschliessend kann aufgrund der zur Validierung durchgeführten Untersuchungen die Nipecotatevozierte [3H]-GABA-Freisetzung als geeignetes Modell zur Prüfung der zytoplasmatischen GABA-Freisetzung unter dem Einfluss von Testsubstanzen betrachtet werden. 4.1.2. Der Einfluss von Gabapentin auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABAFreisetzung Im Anschluss an die Validierung unseres Modells sollte der Einfluss des Antikonvulsivums Gabapentin auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung geprüft werden. Der antikonvulsive Wirkmechanismus von Gabapentin ist noch nicht identifiziert. Es wird jedoch ein Einfluss auf die GABAerge Neurotransmission im Sinne einer Verstärkung der GABAergen Inhibition vermutet: So steigert Gabapentin nach Löscher et al. (1991) die Akkumulation von GABA in verschiedenen Hirnregionen der Ratte um bis zu 100 % gegenüber den Kontrollen. Auch in in-vivoMagnetresonanz-spektroskopischen Untersuchungen an Patienten mit komplex-fokaler Epilepsie Diskussion Seite 76 zeigte sich ein Anstieg der zerebralen GABA-Konzentration im Bereich des occipitalen Kortex nach Einnahme von Gabapentin (Petroff et al., 1996). Dagegen fanden sich bei Epilepsiepatienten ohne Gabapentinbehandlung deutlich erniedrigte GABA-Spiegel im Vergleich zu gesunden Probanden. Unter Gabapentin, welches hierbei sowohl als Zusatz- als auch als Monotherapie in klinisch üblichen Dosierungen eingesetzt wurde, konnte eine signifikante Steigerung der GABA-Spiegel auf normale oder sogar leicht höhere Konzentrationen im Vergleich zu den gesunden Probanden aufgezeigt werden. In einer weiterführenden Studie der selben Arbeitsgruppe erreichte der Anstieg der GABA-Konzentration im occipitalen Kortex etwa eine Stunde nach oraler Applikation der ersten Dosis sein Maximum (Petroff et al., 2000). Götz et al. (1993) beobachteten eine signifikante Steigerung der [3H]-GABA-Freisetzung unter der Einwirkung von Gabapentin in therapeutisch wirksamen Konzentrationen, wenn Caudatoputamen-Schnitte der Ratte nach Inkubation mit dem Precursor [3H]-Glutamin durch K+-Depolarisation zur Ausschüttung von [3H]-GABA stimuliert wurden. Die stimulierte Transmitterfreisetzung durch K+-Depolarisation erfolgt nach Haycock et al (1978) sowohl aus einem vesikulären als auch aus einem zytoplasmatischen GABA-Pool. Da Gabapentin keinen Einfluss auf die vesikuläre, elektisch evozierte Freisetzung endogener GABA im Hippokampus der Ratte zeigte (Taylor, 1989), sprächen diese Ergebnisse zusammenfassend für eine Gabapentin-induzierte Verstärkung der zytoplasmatischen GABA-Freisetzung infolge einer Erhöhung des zytoplasmatischen GABA-Pools. 4.1.2.1. Der Einfluss von Gabapentin nach Inkubation mit [3H]-GABA Nach Inkubation mit [3H]-GABA konnte Gabapentin weder im Gewebe des Kaninchens, noch in dem der Ratte, eine Wirkung auf die zytoplasmatische, Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung zeigen. Bisherige Studien ergaben, dass die Wirkung von Gabapentin auf einem zeitabhängigen Prozess beruht. So fanden Wamil et McLean (1994) in klinisch relevanten Konzentrationen von Gabapentin eine Limitierung hochfrequenter Aktionspotentiale in kortikalen und spinalen Zellkulturen von Mäuseembryonen. Dieser Effekt war deutlich zeitabhängig, mit einem IC50 von 19 µM nach 10 - 60 Minuten Einwirkzeit von Gabapentin. Auch die Beobachtung, dass Gabapentin nach intravenöser Applikation seine höchste antikonvulsive Wirkung erst nach etwa zwei Stunden und somit später als der Zeitpunkt der maximalen Substanzkonzentration im Blutplasma oder im interstitiellen Raum des Gehirns erreicht (Welty et al., 1993), steht nach Taylor (1994) eher in Zusammenhang mit einer langsamen pharmakologischen Wirkung als mit einer verzögerten Verteilung im Gehirn. Diskussion Seite 77 Somit versuchten wir in unseren nächsten Versuchen einen Gabapentin-Effekt durch die Verlängerung der Einwirkzeit von Gabapentin vor S2 aufzudecken. Jedoch konnte auch durch das Einlegen einer einstündigen Sammelpause und somit durch die Verlängerung der Einwirkzeit von 85 auf 145 Minuten vor der zweiten Stimulation, kein Gabapentin-Effekt beobachtet werden. Im Gegensatz dazu ergaben elektrophysiologische Untersuchungen von Kocsis und Honmou (1994) am Nervus opticus neonataler Ratten, dass die Vorbehandlung mit Gabapentin (0.1 mM) die Nipecotat-induzierte GABA-Freisetzung steigerte, was sekundär zu einer Depolarisation postsynaptischer Neurone durch die Aktivierung von GABAA-Rezeptoren führte. Eine direkte Beeinflussung des Membranpotentials durch Gabapentin wurde ausgeschlossen. Entsprechende Ergebnisse fanden Honmou et al. (1995a) im Hippokampus der adulten Ratte. In beiden Experimenten war jedoch eine einstündige Vorbehandlung des Gewebes mit Gabapentin erforderlich. Eine kürzere Wirkdauer von Gabapentin hatte keinen Einfluss auf die Nipecotatevozierte GABA-Freisetzung. Weiterführende Patch-clamp-Versuche im Hippokampus der Ratte bewiesen die fehlende Abhängigkeit der Nipecotat-induzierten GABA-Freisetzung von extrazellulärem Ca++, als Hinweis auf einen nicht-vesikulären Freisetzungsmechanismus (Honmou et al., 1995b). Die Wirkung von Gabapentin führten die Autoren auf eine Modulation des GABAStoffwechsels im Sinne einer Erhöhung der zytoplasmatischen GABA-Spiegel zurück. Im Gegensatz dazu fand sich in unseren Freisetzungsversuchen zunächst kein Einfluss von Gabapentin auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung. Berücksichtigt man jedoch die Tatsache, dass die Arbeitsgruppe um Honmou et al. (1994, 1995a,b) nicht unmittelbar die freigesetzte Menge des endogenen Transmitters bestimmte, sondern eine indirekte Messung der endogenen GABA-Freisetzung durch die Registrierung der Änderung des Membranpotentials postsynaptischer Neurone vornahm, so lassen sich unsere Ergebnisse folgende Interpretation zu: Übt Gabapentin seine Wirkung tatsächlich über eine Interaktion mit zytosolischen Enzymen im Sinne einer Steigerung des zytoplasmatischen GABA-Pools aus, so kann in unseren bisherigen Versuchen die Gabapentin-Wirkung durch die Inkubation mit [3H]-GABA und Blockade des GABA-Abbaus durch AOAA maskiert sein. Nur bei Inkubation der Gewebeschnitte mit dem GABA-Precursor [3H]-Glutamin und anschliessender Superfusion ohne die Zugabe von Substanzen, welche den GABA-Stoffwechsel beeinflussen, kommt es zur intraneuralen, metabolischen Transformation zu [3H]-GABA und somit zu einer für uns sichtbaren Einflussnahme von Gabapentin. Diskussion Seite 78 4.1.2.2. Der Einfluss von Gabapentin nach Inkubation mit [3H]-Glutamin Aufgrund dieser Überlegungen überprüften wir im weiteren den Einfluss von Gabapentin auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung im Caudatoputamen der Ratte nach Inkubation mit [3H]-Glutamin, Superfusion ohne die zusätzliche Gabe von AOAA und anschliessender säulenchromatographischer Abtrennung von [3H]-GABA von seinen tritiierten Metaboliten. Gabapentin zeigte hier bei der Gabe 15 min vor S2 einen zwar tendenziellen, jedoch nicht signifikanten Anstieg der S2/S1-Quotienten im Vergleich zu den nicht mit Gabapentin behandelten Kontrollen. In der Annahme, dass Gabapentin in diesem Versuchsansatz nicht lange genug auf das Gewebe einwirken konnte, legten wir zwischen den beiden Stimulationen eine einstündige Sammelpause ein. Die bei gleicher Behandlung signifikant höheren S1-Werte der Gabapentin-Gruppe im Vergleich zu den Kontrollen lassen jedoch nur eine eingeschränkte Beurteilung dieser Versuche zu. Bei S2 konnte trotz gleicher Nipecotat-Pulse bei beiden Stimulationen ein nur geringer [3H]-GABAEfflux erzielt werden, woraus sich sehr niedrige S2/S1-Quotienten ergaben. Entsprechend war die basale Transmitterfreisetzung im Anschluss an die Sammelpause tendenziell niedriger im Vergleich zur basalen Transmitterfreisetzung vor der ersten Stimulation (Abb. 3.7.). Das Einlegen einer einstündigen Sammelpause verminderte somit wesentlich den bei S2 zur Verfügung stehenden [3H]GABA-Pool. Um dem entgegenzuwirken und Gabapentin weiterhin eine ausreichende Einwirkzeit zu gewähren, führten wir die darauffolgenden Versuche mit einer niedrigeren Stimulationskonzentration durch. Die Stimulation mit Nipecotat 0.1 mM ergab weiterhin nur sehr niedrige S2/S1-Quotienten, welche aufgrund starker Abweichungen vom Mittelwert keinen signifikanten Unterschied zwischen den mit Gabapentin behandelten Gruppen und den Kontrollen ergab. Ein Gabapentin-Effekt auf die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung konnte erst nachgewiesen werden, wenn nur eine Stimulation mit Nipecotat 1 mM durchgeführt wurde und Gabapentin zum Zeitpunkt der Stimulation bereits 70 Minuten auf die Caudatoputamen-Schnitte einwirken konnte: In einer Konzentration von 0.1 mM steigerte Gabapentin die Nipecotat-evozierte [3H]-GABA-Freisetzung signifikant um 48.1 % der Kontrollen. Gabapentin konnte in unserem Versuchsmodell eine Steigerung der Nipecotat-evozierten [3H]GABA-Freisetzung erst dann erzielen, wenn Gabapentin auf den GABA-Metabolismus durch Inkubation mit dem Precursor [3H]-Glutamin und Superfusion ohne AOAA einwirken konnte und Diskussion Seite 79 Gabapentin vor der Stimulation zur zytoplasmatischen Freisetzung von GABA 70 Minuten auf die Gewebeschnitte einwirken konnte. Bei kürzeren Einwirkzeiten hatte Gabapentin keinen signifikanten Effekt. Unsere Versuchsergebnisse bekräftigen somit die Vermutung, dass die antikonvulsive Wirkung von Gabapentin über eine Erhöhung der zytoplasmatischen GABA-Konzentration zustande kommt. Dabei wären zwei Möglichkeiten denkbar, welche durch unsere Versuchsanordnung nicht weiter differenziert werden konnten: Zum einen könnte Gabapentin durch die Blockade des vesikulären GABA-Transporters Akkumulation von GABA in Vesikeln GABAerger Neurone hemmen. Hierdurch würde sich konsekutiv die zytoplasmatische GABA-Konzentration erhöhen. Diese Eigenschaft wurde für das antikonvulsiv wirkende γ-vinyl-GABA (Vigabatrin) beschrieben (Mc Intire et al., 1997, Christensen et al., 1991), für welches zudem die irreversible Hemmung der neuronalen, GABAabbauenden GABA-Transaminase (GABA-T) als Wirkmechanismus gilt (Satzinger, 1994). Sollte Gabapentin tatsächlich die Anreicherung von GABA in den Vesikeln hemmen, müsste die elektrisch evozierte, vesikuläre GABA-Freisetzung unter Gabapentin vermindert sein. Jedoch konnte Taylor (1989) keinen Einfluss von Gabapentin auf die elektrisch evozierte Freisetzung endogener GABA entdecken. Zum anderen wäre eine Erhöhung der zytoplasmatischen GABA-Spiegel durch die Interaktion des Pharmakons mit zytosolischen Enzymen des GABA-Stoffwechsels im Sinne einer Steigerung der GABA-Synthese oder einer Hemmung des GABA-Abbaus denkbar. So fanden Goldlust et al. (1995) in vitro Hinweise für eine Blockade der GABA-T durch Gabapentin, allerdings nur bei hohen, klinisch nicht relevanten Konzentrationen. Wurde Mäusen über eine Woche Gabapentin in einer antikonvulsiv wirksamen Dosierung intraperitoneal verabreicht, so konnte zerebral gleichfalls eine erhöhte Aktivität der GABA-T gemessen werden (Leach et al., 1997). Desweiteren ergaben sich in vitro Hinweise auf eine durch Gabapentin induzierte Aktivitätssteigerung der GABAsynthetisierenden GAD, jedoch auch hier in klinisch nicht relevanten Konzentrationen des Pharmakons (Taylor et al., 1992). Unter Berücksichtigung der pathophysiologischen Zusammenhänge im Rahmen eines epileptischen Anfalls, lassen unsere Untersuchungen folgenden Schluss zu: Gabapentin erhöht die zytoplasmatischen GABA-Spiegel, was sich unseren Versuchen in einer signifikanten Zunahme der Nipecotat-evozierten, zytoplasmatischen [3H]-GABA-Freisetzung widerspiegelte. Somit wäre denkbar, dass ein Anstieg der zytoplasmatischen GABA-Konzentrationen in vivo die Diskussion Seite 80 zytoplasmatische Freisetzung von GABA durch Transporterumkehr während starker neuronaler Aktivität verstärken kann. Wichtig sind hierbei die von During et Spencer (1993) gemachten Beobachtungen: Bei Patienten mit einer komplex-fokalen Epilepsie wurde während und nach einem epileptischen Anfall neben dem Anstieg der Glutamatkonzentration im epileptogenen Hippokampus gleichzeitig einen Anstieg der extrazellulären GABA-Konzentrationen gemessen. Dieser war im epileptogenen Hippokampus im Vergleich zur gesunden kontralateralen Seite deutlich vermindert. Zur Weiterführung dieser in vivo-Studien untersuchten During und seine Mitarbeiter (1995) den Effekt einer K+-Depolarisation bzw. der Gabe von Glutamat auf die extrazelluläre GABAKonzentration im epileptogenen versus gesunden Hippokampus. Bei der lokalen Stimulation mit Glutamat blieb im epileptogenen Hippokampus im Vergleich zum gesunden kontralateralen Hippokampus die Steigerung der GABA-Konzentration in den Dialysaten aus. Im Gegensatz dazu wurden unter K+-Depolarisation signifikant höhere GABA-Konzentrationen in den Dialysaten des epileptogenen Hippokampus gegenüber des gesunden Hippokampus gemessen. Während unter K+Depolarisation GABA vesikulär und zu einem kleineren Anteil auch zytoplasmatisch freigesetzt wird (Haycock et al., 1978), ist die Glutamat-induzierte GABA-Freisetzung nach Harris et Miller (1989) auf eine Umkehr des GABA-Transporters zurückzuführen. Hierdurch erklären sich die beschriebenen Beobachtungen: Eine verminderte Anzahl von GABA-Transportern im epileptogenen Hippokampus beeinträchtigt die Glutamat-induzierte, durch Transporterumkehr vermittelte GABAFreisetzung, wohingegen die extrazellulären GABA-Konzentrationen nach K+-Depolarisation infolge eine verminderten Wiederaufnahme von GABA erhöht sein würden. Zur Überprüfung dieses Sachverhaltes bestimmten During et al. (1995) die Bindungsrate von [3H]-Nipecotat im gesunden und im epileptogenen Hippokampus der Ratte, um den möglichen Verlust von GABA-Transportern im epileptogenen Hippokampus zu quantifizieren. Es ergab sich eine Minderung der absoluten Anzahl von [3H]-Nipecotat-Bindungsstellen um 48 ± 9 % im epileptogenen gegenüber dem gesunden Hippokampus der Ratte, was einem entsprechenden Verlust von GABA-Transportern entspricht. Williamson et al. (1995) fanden in vitro Hinweise für eine Beeinträchtigung der Transporterfunktion bei Patienten mit Temporallappenepilepsie bei Temporallappensklerose: In elektrophysiologischen Untersuchungen des operativ entfernten sklerotischen Hippokampus wurde eine signifikant verlängerte postsynaptische Antwort nach exogen verabreichter GABA gemessen. Als Kontrollgruppe diente hierbei das Gewebe nach Hippokampektomie bei Patienten mit tumorbedingter Temporallappenepilepsie. Wurde der GABA-Transporter durch die Zugabe des Inhibitors NNC-711 geblockt, so hatte dies einen nur unwesentlichen Einfluss auf die exogene Zugabe von GABA im sklerotischen Gewebe, während hierdurch die GABA-Antwort im Diskussion Seite 81 Hippokampusgewebe von Tumorpatienten nahezu dreifach verlängert wurde. Auch diese Ergebnisse sprechen dafür, dass in dem pathologisch veränderten Gewebe von Patienten mit einer Temporallappenepilepsie bei Hippokampussklerose entweder eine Zerstörung oder eine DownRegulation der GABA-Transporter stattgefunden hat. Bei Patienten mit einer tumorbedingten Temporallappenepilepsie scheint die Transporterfunktion nicht beeinträchtig zu sein. Um zu prüfen, ob die verlängerte postsynaptische Antwort auf exogene GABA-Zufuhr im sklerotisch veränderten Hippokampus tätsächlich auf eine Beeinträchtigung der Transporterfunktion zurückzuführen ist, wäre zur Weiterführung dieser Studien die konkrete Bestimmung der Transporterfunktion und anzahl sinnvoll. Zusammenfassend kann Gabapentin durch die Erhöhung der zytosolischen GABA-Konzentration ausgleichend für die pathologisch verminderte Anzahl von GABA-Transportern im krankhaften, epileptogenen Hirngewebe wirken (Taylor et al., 1998). Unter Berücksichtigung der Ergebnisse von During et al. (1995) und Williamson et al (1995) wäre für Gabapentin vor allem eine Wirkung auf jene Epilepsieerkrankungen zu erwarten, deren Gewebe mit strukturellen Veränderungen im Sinne einer Verminderung der Anzahl von GABA-Transportern einhergeht. 4.2. Die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung Analog der Nipecotat-evozierten Freisetzung von [3H]-GABA, etablierten wir ein Modell der zytoplasmatischen Freisetzung von D-[3H]-Aspartat durch die Umkehr des plasmamembranständigen, hochaffinen Glutamat-Transporters. L-trans-2,4-pyrrolidin dicarboxylat (L-trans-PDC) ist einer der potentesten Inhibitoren des Glutamat-Transporters (Ki 5.06 µM), bei nur niedriger Affinität zu NMDA und non-NMDA-Rezeptoren (Bridges et al., 1991). Es hemmt den GlutamatTransporter kompetitiv und wird gleichzeitig als Substrat des Transporters im Austausch gegen intrazelluläres Glutamat, bzw. Aspartat in die Zelle aufgenommen (Kanai et al., 1994; Griffiths et al., 1994). Nach Arriza et al. (1994, 1997) zeigt L-trans-PDC eine Affinität zu den GlutamatTransportern EAAT-1 bis -3 und EAAT-5. In bisherigen Versuchen wurde L-trans-PDC eingesetzt, um in den Superfusaten messbare Konzentrationen von Glutamat, bzw. Aspartat zu erhalten. Ohne die Zugabe eines Wiederaufnahme-Hemmers waren sehr starke Stimuli, d.h. hohe K+-Konzentrationen, bzw. hohe elektrische Stimulationsfrequenzen nötig, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten (Waldmeier et Diskussion Seite 82 al., 1993). Erst die verzögerte Wiederaufnahme des synaptisch freigesetzten Transmitters durch Blockade des Glutamat-Transporters erbrachte messbare Transmitterkonzentrationen in den Superfusaten. Dabei beobachteten Waldmeier et al. (1993) einen Anstieg der basalen Freisetzung von Glutamat, wenn L-trans-PDC throughout im Superfusionsmedium enthalten war. Dieser Effekt zeigte sich deutlich Na+-abhängig, und weist auf die Beteiligung des Na+-abhängigen GlutamatTransporters hin. Ziel unserer Versuche war es jedoch, durch die pulsatile Gabe von L-trans-PDC die Freisetzung von zytoplasmatischem, stellvertretend für Glutamat eingesetztem D-[3H]-Aspartat durch Transporterumkehr zu erreichen, und einen eventuellen Effekt des Antiepileptikums Gabapentin auf den zytoplasmatischen Aspartat-Transmitter-Pool nachzuweisen: Die Gabe eines 2-minütigen Ltrans-PDC-Pulses (1 mM) resultierte in unseren Versuchen innerhalb der ersten Minuten in einem deutlichen Anstieg der D-[3H]-Aspartat-Freisetzung aus glutamatergen Terminalen. Dabei betrug der maximale Anstieg das 3.8-fache der basalen Transmitterfreisetzung. Die gesamte stimulationsbedingte Transmitterfreisetzung (S2, n = 4 Kontrollen) betrug im Mittel 3.16 ± 0.46 % des zu diesem Zeitpunkt im Schnitt befindlichen D-[3H]-Aspartat. Etwa 20 Minuten nach Beginn der Stimulation wurde das basale Freisetzungsniveau wieder erreicht. Ähnliche Ergebnisse erhielten Rawls et al. (1997) in Mikrodialysestudien des Caudatoputamens der Ratte: Die Perfusion mit 1 mM L-trans-PDC ergab einen initial 4-fachen Anstieg der extrazellulären Konzentration von endogenem Glutamat. Die Perfusion mit 0.1mM L-trans-PDC hatte dagegen keinen signifikanten Anstieg von Glutamat im Extrazellulärraum zur Folge. Unsere Untersuchungen sind deshalb von Bedeutung, da es bei den (patho)-physiologischen Vorgängen von Ischämie, Anoxie, Trauma oder Epilepsie zu einer Störung des Energiehaushaltes mit konsekutivem Zusammbruch des Membranpotentials und Depolarisation von Neuronen infolge Na+-Einstroms kommt (Bouvier et al., 1992, Zini et al., 1993). Der Anstieg der intrazellulären Na+Konzentration dreht den Na+-abhängigen Glutamat-Transporter um und führt so zu der nichtvesikulären Freisetzung von zytosolischem Glutamat, bzw. Aspartat. Nach Szatkowsky et al. (1990) können durch diesen Mechanismus extrazelluläre Glutamatkonzentrationen von bis zu 370 µM erreicht werden, was durchaus neurotoxischen Konzentrationen entspricht (Leigh et al., 1996). Volterra et al. (1997) zeigten in vitro, dass die L-trans-PDC-induzierte, zytoplasmatische Freisetzung von Glutamat aus kortikalen Zellkulturen der Ratte strukturelle, sowie biochemische Veränderungen zur Folge hat: Mit einer zeitlichen Verzögerung von ca. 24 Stunden hatte die Diskussion Seite 83 Applikation von 200 µM L-trans-PDC eine diffuse Zellschädigung von Neuronen mit einem Anstieg des Nekrosemarkers Lactatdehydrogenase (LDH) zur Folge. 4.2.1. Die Validierung des Modells der zytoplasmatischen D-[3H]-Aspartat-Freisetzung 4.2.1.1. Der Ausschluss eines vesikulären Freisetzungsmodus Zur Validierung des Modells der zytoplasmatischen Freisetzung von D-[3H]-Aspartat durch die Umkehr des Glutamattransporters, sollte zunächst ein vesikulärer Freisetzungsmodus ausgeschlossen werden. Hierzu überprüften wir den Einfluss eines Ca++-Entzugs, der Gabe von Cadmiumchlorid (CdCl2) und der Gabe von TTX auf die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-AspartatFreisetzung. Eine Ca++-Abhängigkeit der L-trans-PCD-evozierten D-[3H]-Aspartat-Freisetzung konnte in unseren Versuchen ausgeschlossen werden, sowohl für den Entzug der Ca++-Ionen aus dem Superfusionsmedium, als auch für die Blockade spannungsabhängiger Ca++-Kanäle durch CdCl2. Die knapp signifikante Steigerung des S2/S1-Quotienten bei der Gabe von CdCl2 vor S2 ist vermutlich auf eine Beeinträchtigung der Membranstabilität und die daraus resultierende Neigung zu Spontanentladungen zurückzuführen. Diese Ergebnisse stimmen mit Resultaten von Griffiths et al. (1994) überein, welche an Zellkulturen zerebellärer Körnerzellen und kortikaler Astrozyten nach Beladung mit D-[3H]-Aspartat eine konzentrationsabhängige Transmitterfreisetzung durch L-trans-PDC mit den Charakteristika eines Ca++-unabhängigen und Na+-abhängigen Prozesses gefunden haben. Entsprechend konnte die Ltrans-PCD-evozierte Freisetzung von endogenem Aspartat in in vivo Mikrodialyse-Versuchen im Caudatoputamen der Ratte durch die Perfusion mit niedrigen Ca++-Konzentrationen (0.1 mM) nicht gehemmt werden (Rawls et al., 1997). Desweiteren war in vitro auch die L-trans-PCD-evozierte Freisetzung von [3H]-Glutamat in Gewebeschnitten des Caudatoputamens der Ratte (Hummel, 1999) wie auch von endogenem Glutamat in Zellkulturen kortikaler Neurone und Glia der Ratte (Volterra et al., 1996) unabhängig von den extrazellulären Ca++-Spiegeln. Desweiteren untersuchten die erwähnten Autoren (Volterra et al., 1996; Rawls et al., 1997; Hummel, 1999) den Einfluss einer Blockade spannungsabhängiger Na+-Kanäle durch Tetrodotoxin (TTX) auf die L-trans-PDC-evozierte Glutamatfreisetzung. Nach Volterra et al. (1996) und Hummel (1999) konnte diese durch die Gabe von TTX (1 µM) nicht gehemmt werden. Im Gegensatz dazu beobachteten Rawls et al. (1997) in vivo eine Hemmung der L-trans-PCD-evozierten Glutamat- Diskussion Seite 84 Freisetzung unter TTX 1 µM. Bei in vivo-Mikrodialyse-Versuchen sind die neuronalen Schaltkreise zwischen den Basalganglien und dem Kortex intakt. Die nicht-vesikuläre, L-trans-PDC-evozierte Freisetzung von Glutamat aus kortikostriatalen Terminalen hatte somit die Aktivierung einer Neuronenschleife ausgehend vom Striatum über den Thalamus zum Kortex zur Folge. Über diesen positiven Feedback wurden kortikostriatale Neurone zur vesikulären Freisetzung von Glutamat stimuliert. Dieser Effekt wurde durch die Gabe von TTX antagonisiert. Unabdingbar für diese Beobachtung war somit die Intaktheit der neuronalen Verschaltungen zwischen Basalganglien und Kortex. Da wir in unseren Versuchen jedoch die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung aus kortiko-striatalen Terminalen im isolierten Caudatoputamen der Ratte beobachteten, waren positive Rückkopplungsmechanismen nicht zu erwarten. Zudem betrachteten wir die Freisetzung von DAspartat, welches im Gegensatz zu Glutamat nicht vesikulär gespeichert wird, so dass eine vesikuläre Freisetzungskomponente ausgeschlossen werden konnte. Die Blockade des spannungsabhängigen, schnellen Na+-Einstroms durch TTX zeigte in unseren Versuchen erwartungsgemäss keine Beeinträchtigung der L-trans-PCD-evozierten D-[3H]-Aspartat- Freisetzung. Zusammenfassend konnten unsere Versuche die Hypothese bestätigen, dass der L-trans-PDCevozierten D-[3H]-Aspartat-Freisetzung ein Ca++- und Na+-unabhängiger Freisetzungsmechanismus zugrundeliegt: Die fehlende Hemmbarkeit durch den Entzug von Ca++-Ionen und die Blockade spannungsabhängiger Ca++-Kanäle (CdCl2) wie auch Na+-Kanäle (TTX) schliessen einen vesikulären Freisetzungsmechanismus aus. 4.2.1.2. Der Nachweis eines durch Transporterumkehr vermittelten Freisetzungsmodus Um zu prüfen, ob die zytoplasmatische Freisetzung von D-[3H]-Aspartat tatsächlich auf einer Umkehr des Glutamattransporters beruht, wurde der Einfluss einer Blockade des GlutamatTransporters auf die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung geprüft. Dihydrokainat (DHK) ist ein kompetitiver Inhibitor des plasmamembranständigen GlutamatTransporters mit einer niedrigeren Affinität im Vergleich zu L-trans-PDC (Bridges et al., 1991), wobei DHK dem Glutamat-Transporter nicht als Substrat dient und somit nicht in das Zellinnere transportiert wird (Koch et al., 1999a). Die Bindung an ionotrope Glutamatrezeptoren ist gering und die Glutamat-metabolisierenden Enzyme bleiben bei Konzentrationen bis zu 1 mM ohne wesentliche Beeinflussung (Johnston, 1979). Nach Koch et al. (1999b) hemmt DHK vorwiegend Diskussion den glial lokalisierten EAAT-2 Subtyp, sowie Seite 85 die auf Synaptosomen lokalisierten Glutamattransporter. Für letztere beschrieben Ferkany und Coyle (1989) und Robinson et al. (1991) pharmakologisch unterschiedliche Subtypen mit heterogener regionaler Verteilung 3 und 3 unterschiedlicher Affinität zu DHK. So blieb die Wiederaufnahme von [ H]-Glutamat und D-[ H]Aspartat in Synaptosomen des Kleinhirns der Ratte von DHK im wesentlichen unbeeinflusst, während die Wiederaufnahme der beiden tritiierten Aminosäuren in Synaptosomen des Striatums signifikant vermindert wurde (Ferkany et Coyle, 1989; Robinson et al., 1991). Somit wäre eine antagonistische Wirkung von DHK auf die L-trans-PDC-evozierte Freisetzung von Aspartat im Caudatoputamen der Ratte zu erwarten. In der Tat beobachteten wir bereits bei einer DHK-Konzentration von 10 µM eine signifikante Reduktion der L-trans-PDC-evozierten D-[3H]Aspartat-Freisetzung um 22.5 % der Kontrollen. Entsprechend zeigten Koch et al. (1999a) in kortikalen Synaptosomen der Ratte, dass DHK (300 µM) als nicht-transportierbarer Wiederaufnahmehemmer sowohl die Glutamat-induzierte, als auch die als Ischämiemodell dienende Kaliumzyanid-induzierte, zytoplasmatische Freisetzung von D-[3H]-Aspartat komplett verhindern kann. Die drei Charakteristika der L-trans-PDC-evozierten D-[3H]-Aspartat-Freisetzung, namentlich die Ca++-Unabhängigkeit, die TTX-Insensitivität und die Antagonisierbarkeit durch DHK beweisen, dass die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-Aspartat-Freisetzung auf einen nicht-vesikulären, durch die Umkehr des Glutamat-Transporters bedingten Freisetzungsmechanismus zurückzuführen ist. 4.2.2. Der Einfluss von Gabapentin auf die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]-AspartatFreisetzung Im Rahmen eines epileptischen Anfalles wurde ein Anstieg der extrazellulären Glutamat-Spiegel beobachtet (During et Spencer, 1993, Walker et al., 1995). Walker und seine Mitarbeiter äusserten dabei den Verdacht, dass dieser Effekt auf einer Umkehr des Glutamat-Transporters über einen Glutamat/Ascorbat-Heteroexchange beruht. Desweiteren steht die exzitotoxische Wirkung von Glutamat in Zusammenhang mit den subakuten Veränderungen nach zerebraler Ischämie (Neal et al., 1994) und der Pathogenese der chronisch verlaufenden, sporadischen Form der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) (Plaitakis 1990). So fanden Neal et al. (1994) in vitro einen signifikanten Anstieg der extrazellulären Konzentrationen von Glutamat, Aspartat und GABA in der ischämischen Retina von Ratte und Diskussion Seite 86 Kaninchen. Ähnliche Ergebnisse fanden Globus et al. (1991) im Caudatoputamen der Ratte, entsprechend der Vorstellung, dass es im Rahmen einer zerebralen Ischämie zu einer Beeinträchtigung des Energiehaushaltes mit nachfolgendem Zusammenbruch des Ionengradienten über der Plasmamembran, anhaltender Depolarisation und zytoplasmatischer Freisetzung von exzitatorischen Aminosäuren durch die Umkehr des elektrogenen Glutamattransporters kommt. Bei der ALS kommt es zu einer langsam progredienten Degeneration sowohl des ersten, als auch des zweiten motorischen Neurons in Hirnrinde und Rückenmark. Sie ist klinisch charakterisiert durch das progrediente Auftreten sowohl spastischer als auch schlaffer Lähmungen. Man unterscheidet eine familiäre Form (5 %) mit autosomal dominantem Erbgang, von einer sporadischen Form (95 %) (Poeck, 1998). Rothstein et al. (1990) konnten in der zerebrospinalen Flüssigkeit von ALS-Patienten signifikant erhöhte Konzentrationen von Glutamat und Aspartat nachweisen. Der regionale Verlust von Glutamat-Transportern mit daraus resultierender verminderter Wiederaufnahme des Transmitters nach synaptischer Freisetzung wird für die chronische Erhöhung extrazellulärer Glutamat-Spiegel auf neurotoxische Konzentrationen verantwortlich gemacht (Rothstein et al., 1995). Bisherige Untersuchungen bezüglich einer Beeinflussung der Glutamat-vermittelten Exzitotoxizität durch Gabapentin waren nicht konklusiv. Gabapentin zeigte in einem in vitro–Modell der ALS einen protektiven Effekt auf die vom Zelltod bedrohten Nervenzellen (Rothstein et al., 1995). Es wurde in Zellkulturen des Rückenmarks neonataler Ratten der Verlust von Glutamattransportern durch die Gabe von Inhibitoren des Glutamat-Transporters imitiert und der Einfluss verschiedener neuroprotektiver Substanzen geprüft. Gabapentin (0.1 mM) wurde über insgesamt 4 Wochen den Zellkulturen zugegeben und zeigte unter diesen Bedingungen einen nahezu vollständigen Schutz gegenüber der Glutamat-vermittelten Neurotoxizität (Rothstein et al., 1995). Entsprechend fanden Gurney et al. (1996) unter Gabapentin signifikant verlängerte Lebenszeiten transgener Mäuse in einem in vivo Modell für ALS. Auch klinisch konnte in einer Phase-III-Studie in einem Beobachtungszeitraum von 6 - 12 Monaten unter Gabapentin die Abnahme der Muskelkraft bei ALS-Patienten dosisabhängig verlangsamt und die Überlebensrate signifikant gesteigert werden (Mazzini et al., 1998). Leach et al. (1997) fanden im Gehirn von gesunden Mäusen eine signifikante Abnahme der zerebralen, extrazellulären Glutamatkonzentration, wenn Gabapentin über insgesamt 8 Tage verabreicht wurde. Gabapentin zeigte dagegen keine Wirkung nach Verabreichung einer einmaligen Dosis in unterschiedlichen Konzentrationen. Dahingegen blieb die elektrisch-evozierte, vesikuläre Freisetzung von endogenem Glutamat im Hippokampus der Ratte von Gabapentin unbeeinflusst (Taylor, 1989). Diskussion Seite 87 Unter der Annahme, dass die neuroprotektive Wirkung von Gabapentin auf einer Minderung der zytoplasmatischen Konzentration exzitatorischer Aminosäuretransmitter beruht, wurde Gabapentin hinsichtlich seiner Wirkung auf die L-trans-PDC-evozierte, zytoplasmatische Freisetzung von D[3H]-Aspartat geprüft. Gabapentin zeigte in unseren Experimenten keinen Einfluss auf die L-trans-PDC-evozierte D-[3H]Aspartat-Freisetzung. Diese Beobachtung könnte dadurch erklärt werden, dass D-Aspartat zwar in die Nervenendigung aufgenommen wird, jedoch keinem intrazellulären Metabolismus unterliegt (Davies et Johnston, 1976). Eine Wirkung von Gabapentin auf Synthese oder Abbau exzitatorischer Aminosäuren wäre dann aufgrund der Markierung des zytoplasmatischen Transmitterpools glutamaterger Neurone mit D-[3H]-Aspartat nicht erkennbar. Jedoch konnte auch die L-trans-PDCevozierte Freisetzung von [3H]-Glutamat nach Inkubation mit dem Glutamat-Precursor [3H]Glutamin durch Gabapentin nicht beeinflusst werden (Hummel, 1999). Dennoch ergaben einige Studien Hinweise auf eine Beeinflussung des Glutamatstoffwechsels durch Gabapentin: So hemmt Gabapentin nach Goldlust et al (1995) in vitro kompetitiv das Enzym branched-chain-amino-acid-aminotransferase (BCAA-T), welches die de-novo Synthese von Glutamat katalysiert. Die Synthese von Glutamat aus verzweigtkettigen Aminosäuren stellt im Gehirn eine zwar kleine, aber signifikante Fraktion an der gesamten Glutamat-Biosynthese in Neuronen und Glia dar (Gurney et al., 1996). Man unterscheidet eine zytoplasmatische, neuronal lokalisierte und eine mitochondrial lokalisierte Form der BCAA-T, wobei entsprechend dem vermuteten Wirkort von Gabapentin präferentiell die zytoplasmatische Isoform durch das Pharmakon gehemmt werden soll (Hutson et al., 1998). Die Folge einer Hemmung der BCAA-T durch Gabapentin wären erniedrigte zytoplasmatische Glutamatspiegel in glutamatergen Nervenzellen. Entsprechende Ergebnisse konnten in vivo bisher nicht gefunden werden. Ein zweiter Mechanismus durch welchen Gabapentin in den Glutamat-Metabolismus eingreifen könnte ist die Stimulation des Glutamat-abbauenden Enzyms Glutamatdehydrogenase (GDH), was in vitro jedoch nur in sehr hohen, klinisch nicht relevanten Dosen des Pharmakons nachgewiesen werden konnte (Goldlust et al., 1995). Bisher sind auch hier entsprechende Untersuchungen in vivo nicht beschrieben worden. Jedoch konnten Volterra et al. (1996) zeigen, dass eine Aktivitätssteigerung der GDH prinzipiell eine Hemmung der L-trans-PDC-vermittelten Neurotoxizität bewirken kann. Diskussion Seite 88 4.3. Der Einfluss von Gabapentin auf die Freisetzung endogener Aminosäuren im Caudatoputamen der Ratte Unsere bisher gewonnenen Erkenntnisse beziehen sich auf Versuche, in welchen der Transmitterpool mit dem radioaktiv markierten Transmitter selbst ([3H]-GABA, D-[3H]-Aspartat), bzw. dessen Vorstufe ([3H]-Glutamin) markiert wurde. Gabapentin zeigte dabei nur einen Effekt, wenn ein Einfluss des Pharmakons auf den GABA-Stoffwechsel nach Inkubation mit [3H]-Glutamin möglich war. Nach Inkubation mit D-[3H]-Aspartat konnte eine Wirkung von Gabapentin nicht beobachtet werden, eventuell aufgrund der Eigenschaft von D-Aspartat, nicht metabolisiert zu werden. Um Gabapentin die Gelegenheit zu geben, auf den endogenen Metabolismus zu wirken, betrachteten wir in dieser Versuchsreihe den Einfluss von Gabapentin auf die extrazellulären Konzentrationen der endogenen Aminosäuren Glutamat, Aspartat und GABA. Bei der statistischen Auswertung dieser Versuche wurden sämtliche Fraktionen einer Behandlungsgruppe gemittelt. Ein statistischer Vergleich zwischen den einzelnen Fraktionen (Fraktion 1 - 5) einer Behandlungsgruppe ergab keine signifikanten Unterschiede, was die Bildung eines Mittelwertes aller Fraktionen rechtfertigte. Wir beobachteten hierbei in unserer ersten Versuchsreihe eine Abnahme der spontanen Freisetzung von Glutamat und Aspartat im Vergleich zu den Kontrollen, wenn Gabapentin (0.1 mM) während der gesamten Superfusionszeit anwesend war. Gabapentin minderte die Glutamatkonzentration in den Superfusaten um 39.9 %, die Aspartatkonzentration wurde um 65.8 ± % reduziert. Entsprechende Ergebnisse fanden sich in der Wiederholung dieser Versuchsreihe, wenn der Superfusatgehalt auf den Schnittgehalt bezogen wurde: Die Konzentrationsabnahme betrug 48.1 % für Glutamat und 68.3 % für Aspartat. Wurde Gabapentin in einer Konzentration von 0.01 mM throughout gegeben, so fand sich eine Abnahme der spontanen Freisetzung von Glutamat um 75.6 % der Kontrollen und von Aspartat um 87.2 %. Um die statistische Aussagekraft unserer Experimente zu untermauern, wurden diese Versuche unter den gleichen Bedingungen wiederholt (Ergebnisse nicht aufgeführt). Interessanterweise fand sich hier keine Wirkung von Gabapentin auf die spontane Freisetzung der endogenen Aminosäuren. Dabei fiel auf, dass jene Versuche, welche einen eindeutigen Einfluss von Gabapentin auf die Glutamat- und Aspartat-Konzentrationen zeigten, durchweg im Sommer durchgeführt wurden, bei starker Sonneneinstrahlung in die Laborräume und langer Exposition der Phosphat-gepufferten, wässrigen Gabapentinlösungen gegenüber dem Sonnenlicht (3-4 Stunden). Hingegen wurden jene Versuche, welche keinen Effekt von Gabapentin auf die spontane Freisetzung der endogenen Aminosäuretransmitter zeigten, im Winter bei künstlichem Tageslicht durchgeführt. Eine mögliche Diskussion Seite 89 Erklärung hierfür bietet die Eigenschaft von Gabapentin, Phosphat-katalysiert in einer wässrigen Lösung und in einem pH-Bereich von 1.4 - 11.1 durch intramolekulare, irreversible Aminolyse ein Lactam (8-Aza-spiro[5,4]decan-9-on = Gabapentin-Lactam) zu bilden (Kearney et al., 1992). Sollte diese Reaktion durch die Sonneneinstrahlung während des Versuchsablaufes beschleunigt werden, so wäre nicht auszuschliessen, dass die beobachteten Effekte nicht auf Gabapentin, sondern auf Gabapentin-Lactam, zurückzuführen sind. Aufgrund dieser Überlegungen wurden in unseren Labors Versuche durchgeführt, in welchen Gabapentin (0.1 mM) in einem physiologischen Phosphat-Puffer zwei Stunden mit ultraviolettem Licht bei 260 und 330 nm Wellenlänge bei 37°C bestrahlt wurde (Feuerstein et Knörle, persönliche Mitteilung). Hierbei ging man von einer Reaktionsausbeute von ca. 1 % aus (Kearney et al., 1992), was einer Gabapentin-Lactam-Konzentration von 1 µM entspricht. Die anschliessende Superfusion und Bestimmung von Glutamat erfolgte analog den beschriebenen Versuchen zum Einfluss von Gabapentin auf die spontane Freisetzung endogener Aminosäuren. Die Auswertung dieser Versuche ergab entsprechend den "Sommerversuchen" eine signifikante Abnahme der Glutamatkonzentration in den Superfusaten um etwa 50 % der Kontrollen. Kontrollversuche wurden ohne vorhergehende UV-Bestrahlung der Gabapentinlösungen durchgeführt und zeigten keinen Einfluss der Testsubstanz auf die Glutamatkonzentration in den Superfusaten. Eine mögliche Erklärung für die fehlende Reproduzierbarkeit unserer Ergebnisse wäre demnach, dass in den „Winterversuchen“ keine, bzw. nur in unwesentlichem Ausmass eine Lactamisierung von Gabapentin zu GabapentinLactam stattgefunden hat, während die in den "Sommerversuchen" zu beobachteten GabapentinEffekte auf Gabapentin-Lactam zurückzuführen sind, welches während des Versuchsablaufes durch die Energiezufuhr unter Sonneneinstrahlung entstanden ist. Weiterführende Experimente verglichen die neuroprotektive Wirkung von Gabapentin und Gabapentin-Lactam (Jehle et al., 2000). Dabei reduzierte Gabapentin-Lactam die Ischämieinduzierte [3H]-Glutamat-Freisetzung um 42.5 %, Gabapentin selbst lediglich um 30.6 %. Der Autor untersuchte desweiteren die Überlebensrate von Ganglienzellen in einem in-vivo-Modell einer akuten retinalen Ischämie bei Ratten, wo Gabapentin keine neuroprotektive Wirkung zeigte. Als zugrundeliegender Wirkmechanismus für Gabapentin-Lactam wurde die Aktivierung des mitochondrialen KATP-Kanales beschrieben. Eine Reduktion der nicht-vesikulären, Ischämieinduzierten Freisetzung endogenen Glutamats durch Agonisten von Kaliumkanälen, welche eine Hyperpolarisation des präsynaptischen Neurons zur Folge haben, wurde durch Zini et al. (1993) beschrieben. Nach Freiman et al. (1999, 2001) fungiert auch Gabapentin als Agonist an diesen Ionenkanälen, jedoch in sehr viel geringerem Ausmass im Vergleich zu Gabapentin-Lactam (Jehle Diskussion Seite 90 et al., 2000). Dies wird vor allem auf Unterschiede im pharmakokinetischen Verhalten zurückgeführt, da Gabapentin-Lactam im Gegensatz zu Gabapentin bei physiologischem pH ungeladen und somit membrangängiger ist. Ungeachtet all dieser Überlegungen ergeben die bisher durchgeführten Studien bezüglich der Wirkung von Gabapentin auf die glutamaterge Neurotransmission keinen Konsens. So zeigte Gabapentin nach Leach et al. (1997) und Rothstein et al. (1995) seine Wirkung lediglich nach chronischer Verabreichung, eine Wirkung nach einmaliger Applikation konnte nicht gesehen werden. Dahingegen war Gabapentin nach Jehle et al. (2000) zwar während des akuten ischämischen Ereignisses, jedoch nur unter pathologischen Bedingungen in vitro, nicht in vivo wirksam. Dass der klinischen Wirksamkeit von Gabapentin gegenüber der glutamatvermittelten Neurotoxizität möglicherweise mehrere Mechanismen zugrundeliegen ist nicht auszuschliessen. Weiterführende Studien sind demnach von wesentlicher Bedeutung. Zusammenfassung Seite 91 5. Zusammenfassung Wir entwickelten ein in vitro Modell der depolarisationsunabhängigen, zytoplasmatischen Freisetzung von GABA, bzw. D-Aspartat durch die Umkehr des hochaffinen, plasmamembranären Transporters. Zur Validierung unserer Methodik schlossen wir die Beteiligung eines depolarisationsabhängigen, vesikulären Freisetzungsmechanismus aus und bewiesen durch die Blockade des Wiederaufnahme-Transporters den zytoplasmatischen Freisetzungsmodus infolge Umkehr des elektrogenen Transportes. Desweiteren überprüften wir in diesem Modell die Wirkung des Pharmakons Gabapentin: Gabapentin zeigte in klinisch relevanter Konzentration eine Beeinflussung der zytoplasmatischen, Nipecotat-evozierten [3H]-GABA-Freisetzung, wenn dem Pharmakon nach ausreichender Einwirkzeit ein Einfluss auf den Metabolismus nach Inkubation mit dem Precursor [3H]-Glutamin gewährt wurde. Es fand sich dann eine signifikante Steigerung der zytoplasmatischen [3H]-GABAFreisetzung durch Gabapentin, was indirekt auf eine Erhöhung der zytoplasmatischen GABASpiegel hinweist. Durch welchen Mechanismus Gabapentin letztlich die zytoplasmatische GABAKonzentration erhöht, konnte durch unser Modell nicht weiter differenziert werden. Die verschiedenen, in der weiterführenden Literatur aufgeführten Hypothesen wurden diskutiert, wobei wir die Beeinflussung des GABA-Metabolismus durch Gabapentin im Sinne einer Steigerung der zytoplasmatischen GABA-Konzentration favorisieren. Bezüglich der zytoplasmatischen, L-trans-PDC-evozierten Freisetzung des stellvertretend für Glutamat eingesetzten D-[3H]-Aspartat war Gabapentin unwirksam. Wurde jedoch die spontane Freisetzung der endogenen Transmitter Glutamat und Aspartat unter Gabapentin gemessen, so zeigte sich eine signifikante Abnahme der exzitatorischen Transmitterkonzentrationen in den Superfusaten und somit im Extrazellulärraum. Wir gehen deshalb davon aus, dass Gabapentin, entsprechend seiner Wirkung auf die inhibitorische GABAerge Neurotransmission, auf den Metabolismus exzitatorischer Aminosäuren einwirken könnte. Desweiteren ist nicht auszuschliessen, dass die unter der Superfusion mit Gabapentin beobachtete Abnahme der spontanen Freisetzung von Glutamat und Aspartat auf das Reaktionsprodukt der Lactamisierung, Gabapentin-Lactam, zurückzuführen ist. Literaturverzeichnis Seite 92 6. Literaturverzeichnis Adam-Vizi V (1992) External Ca2+-independent release of neurotransmitters. J Neurochem 58 (2): 395-405 Andrade da Costa BL, de Mello FG, Hokoc FN (2000) Transporter-mediated GABA release induced by excitatory amino acid agonist is associated with GAD-67 but not GAD-65 immunoreactive cells of the primate retina. Brain Res 863: 132-42 Anhut H, Ashman PJ, Feuerstein TJ, Quebe-Fehling E, Saunders M, Baron BA, and the International Gabapentin Study Group (1995) Long-term safety and efficacy of gabapentin (Neurontin) as add-on therapy in patients with refractory partial seizures. 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Mai 1972, Freiburg im Breisgau Schulbildung 1978 - 1982 Grundschule in Vogtsburg-Achkarren 1982 - 1988 Hugo-Höfler-Realschule Breisach a. Rh. 1988 - 1991 Max-Weber-Schule Freiburg, Wirtschaftsgymnasium Studium 10.1991 - 09.1997 Studium der Humanmedizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 10.1997 - 04.1998 Praktisches Jahr, Städtisches Klinikum Karlsruhe 05.1998 - 08.1998 Praktisches Jahr, Universitätsspital Zürich, Neurochirurgie 11.1998 Dritter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung Berufliche Weiterbildung 05.1999 – 10.2000 Ärztin im Praktikum an der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinikum Grosshadern. Direktor: Prof. Dr. H.-J. Reulen Seit 06/2001 Ärztin in Weiterbildung an der Universitäts-Augenklinik Rostock Direktor: Prof. Dr. R. Guthoff Inhaltsverzeichnis . Vielen Dank... ...meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. T. J. Feuerstein für die Überlassung des Themas dieser Dissertation, die gute fachliche Betreuung und die tatenkräftige Unterstützung bei der Labortätigkeit! ...Frau Dr. Diana Peckys für die Einführung in die grossen und kleinen Geheimnisse des Laboralltages und als Ansprechpartnerin bei auftauchenden Fragen und Problemen. ...Frau Dipl.-Biol. Katrin Lindenberg und Dr. Melanie Darstein für deren geduldiges und gründliches Korrekturlesen der vorliegenden Arbeit. ...Herrn Dr. Rainer Knörle für die praktische und theoretische Hilfe bei meinen HPLC-Versuchen. ...allen, die die Zeit im Labor mit mir geteilt haben und mich gerne an diese zurückdenken lassen! ...ganz besonders meinen Eltern, Geschwistern und Freunden, die immer für mich da waren, wenn ich sie brauchte, an mich glaubten und mich unterstützten!