Universitätsklinikum Ulm Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. J.M. Fegert „Zur Auswirkung der Angst anorektischer Patientinnen auf die allgemeine Befindlichkeit“ Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin - Dr. med.der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm Franziska Persch Neu-Ulm 2008 Amtierender Dekan: Prof. Dr. Klaus Michael Debatin 1. Berichterstatter: Prof. Dr. Jörg Michael Fegert 2. Berichterstatter: Prof. Dr. Jörn von Wietersheim Tag der Promotion: 18.06.2009 Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Seite 1. 2. Einführung 1 1.1 Anorexia nervosa 1 1.2 Angststörungen 8 1.3 Anorexia nervosa und Angst: Stand der Forschung 11 1.4 Die allgemeine Befindlichkeit: Stand der Forschung 12 1.5 Ziele der Studie 14 1.6 Hypothesen und Fragestellungen 14 Material und Methoden 16 2.1 Stichprobe 16 2.2 Untersuchungsinstrumente 19 2.2.1 Basisdiagnostik 19 2.2.1.1 CBCL/YSR 21 2.2.1.2 Junior Temperament und Charakter Inventar (JTCI) 22 2.2.1.3 Eating Disorder Inventory-2 (EDI-2) 23 2.2.1.4 Anorexie-Angst-Skala (AAS) 26 2.2.1.5 State-Trait-Angstinventar (STAI) 26 2.2.1.6 Sozialphobie- und Angstinventar für Kinder (SPAIK) 27 2.2.1.7 Toronto-Alexithymie-Skala-26 (TAS-26) 28 2.2.1.8 Leyton-Zwangssyndrom-Fragebogen/Kinderversion 29 2.2.2 Verlaufsdiagnostik 31 2.3 Untersuchungsgang 32 2.4 Statistische Auswertung 33 2.5 Ethik 33 3. 4. Ergebnisse 34 3.1 Auswertung der psychopathologischen Veränderungen 34 3.2 Korrelationen 46 3.3 Befindlichkeit und Gewichtsangst 48 Diskussion 67 4.1 Psychopathologische Veränderungen 68 4.1.1 Psychische Auffälligkeiten 68 4.1.2 Ängste 69 4.1.3 Persönlichkeitsmerkmale 73 4.1.4 Psychopathologie der Essstörung 75 4.1.5 Zwanghaftigkeit 78 4.1.6 Alexithymie 78 4.2 Befindlichkeit und Gewichtsangst 80 5. Zusammenfassung 88 6. Literaturverzeichnis 90 7. Anhang Tabelle 33: Diagnostische Kriterien ICD-10-GM (2008) 108 Tabelle 34: Diagnostische Kriterien DSM-IV-TR (2003) 108 Anorexia Angst Skala 109 Gewichtsangstrating 109 Fragebogen zur Befindlichkeit 110 Junior Temperament und Charakter Inventar (JTCI) 113 Danksagung 117 Abkürzungsverzeichnis AD Aufenthaltsdauer AN Anorexia nervosa A.N. Atypische Neuroleptika AAS Anorexie-Angst-Skala BD Beobachtungsdauer BMI Body mass index BMI-A BMI bei Aufnahme in kg/m² BMI-E BMI bei Entlassung in kg/m² CBCL Child Behavior Checklist DF Freiheitsgrad DSM-IV-TR Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders –IVText revision EDI Eating Disorder Inventory F00-F99 Psychische und Verhaltensstörungen im ICD-10 GA Gewichtsangst h Stunde(n) HAWIK III Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder- dritte Auflage HT Serotonin ICD International Classification of Diseases IQ Intelligenz Quotient JTCI Junior Temperament und Charakter Inventar M Mittelwert p statistische Signifikanz SAS Statistical Analysis System SD Standardabweichung SPAI-C Social Phobia and Anxiety Inventory for Children SPAIK Sozialphobie- und Angstinventar für Kinder SSRI Selektiver Serotonin Reuptake Inhibitor StA Stationäre Aufnahme(n) STAI Das State-Trait-Angstinventar TAS Toronto-Alexithymie-Skala U Ulm W Weissenau WHO World Health Organisation WPW Wolf-Parkinson-White YSR Fragebogen für Jugendliche ZfP Zentrum für Psychiatrie Einführung 1. Einführung Diese Arbeit widmet sich dem Zusammenhang der Angst anorektischer Patientinnen und deren Befindlichkeit. 1.1 Anorexia nervosa Definition und Symptome Die Anorexia nervosa (Magersucht; abgekürzt durch AN) ist eine Störung des Essverhaltens mit hohem Chronifizierungsrisiko. Sie tritt überwiegend bei jungen Frauen während der Adoleszenz (erstmals) auf. Hauptmerkmal dieses nicht organisch bedingten Störungsbildes ist eine selbst herbeigeführte Gewichtsabnahme, die durch die Vermeidung hochkalorischer Speisen erreicht wird. Als sog. gegensteuernde Maßnahmen, welche einer Gewichtszunahme entgegenwirken sollen, können der Einsatz von Substanzen wie z.B. Laxantien, Diuretika oder Schilddrüsenhormone oder selbstinduziertes Erbrechen genannt werden. Darüber hinaus spielt die motorische Hyperaktivität bei vielen AnorexiePatienten eine große Rolle (Klein et al. 2004). Die Patienten1 beschäftigen sich ständig gedanklich mit Gewicht und Kalorien. Außerdem leiden sie unter einer verzerrten Wahrnehmung der eigenen Körperproportionen, der sogenannten Körperschemastörung. Hierdurch kommt es zu einem gestörten Essverhalten, das in der Folge oft zu einem extremen Untergewicht führt. Zur Symptomatik bei weiblichen Patientinnen zählt weiterhin das Ausbleiben der Regelblutung (primäre oder sekundäre Amenorrhoe) als Ausdruck einer gestörten hormonellen Regulation (Hoffmann et al. 2004, von Uexküll et al. 2002). Die zur Diagnosestellung nötigen Kriterien der ICD-10 (internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) (Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information 2008) sind im Anhang in Tabelle 33, die des DSM-IV-TR (diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen) in Tabelle 34 aufgeführt. Ergänzend ist hinzuzufügen, dass es sich bei der atypischen AN (F50.1) um ein Störungsbild handelt, welches die Kriterien der Anorexia nervosa nur unvollständig erfüllt. Das bedeutet, dass 1 Bei gemischten Patientengruppen (männliche und weibliche Patienten) wird zur Vereinheitlichung der männliche Plural benutzt. 1 Einführung entweder nicht sämtliche Kernsymptome vorhanden sind oder aber das Störungsbild nur in abgeschwächter Form vorliegt. Die DSM-IV-TR-Kriterien (American Psychiatric Association 2003) unterscheiden zwischen dem restriktiven Typ (Gewicht wird ausschließlich durch Hungern reduziert) und dem Purging-Typ. Letzterer ist gekennzeichnet durch eine absichtliche Reduktion der Nahrungsaufnahme, durch eine Beschränkung auf kalorienarme Nahrungsmittel, durch phasenhaftes oder regelmäßiges Erbrechen, durch Einnahme von Laxanzien und/oder Diuretika und durch motorische Überaktivität. Epidemiologie Während des vergangenen Jahrhunderts wuchs die Inzidenz der AN insbesondere in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen bis in die 70er Jahre an (Hoek 2006, Hoek u. van Hoeken 2003). Aktuellen Erhebungen zufolge liegt die Inzidenz zwischen 34,6 pro 100000 (10- bis 19-jährige Mädchen und Frauen) (Currin et al. 2005) und 270 pro 100000 (finnische Zwillinge zwischen 15 und 19 Jahren) (Keski-Rahkonen et al. 2007). Weitere Daten hierzu, welche in Studien in den USA und in den Niederlanden gewonnen wurden, liegen zwischen den beiden genannten Werten (Bulik et al. 2006, van Son et al. 2006). Die durchschnittliche Lebenszeitprävalenz bei jungen Frauen wird zwischen 0,3% und 2,2% geschätzt (Bulik et al. 2006, Hoek 2006, Hoek u. van Hoeken 2003, Keski-Rahkonen et al. 2007, The McKnight Investigators 2003, Wittchen et al. 1998). Das Verhältnis weiblicher Patientinnen zu männlichen Patienten beträgt 12 zu 1 (Currin et al. 2005). Die AN beginnt häufig in der frühen Adoleszenz und zeigt jeweils einen Erkrankungsgipfel bei 14 und 18 Jahren (Herpertz-Dahlmann 2002). Weitere Autoren siedeln diese Altersgipfel bei 15 bzw. 19 Jahren an (Bulik et al. 2005, Lucas et al. 1991). Ätiologie Bei der Entstehung der AN muss von einem multifaktoriellen Geschehen ausgegangen werden, in welchem genetische (Klump et al. 2004), biologische, psychologische, soziale und kulturelle Faktoren zusammen spielen (Connan et al. 2 Einführung 2003). Es wird vermutet, dass frühe Lebenserfahrungen zusammen mit genetischen Faktoren zu einer negativen Beeinflussung der Neuroplastizität und einer Dysregulation der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse führen (Connan et al. 2003). Auf neurobiologischer Ebene scheint vor allem dem serotonergen System besondere Bedeutung zuzukommen. Studienergebnissen zufolge ist bei Patienten mit AN die Aktivität der 5-HT1A-Rezeptoren erhöht, die der 5-HT2A-Rezeptoren vermindert. Es wird angenommen, dass diese 5-HTRezeptoren sowohl Einfluss auf die Persönlichkeit als auch auf das Temperament, z.B. die Tendenz zur Schadensvermeidung, haben. Außerdem spielen sie nicht nur bei psychiatrischen Symptomen wie Zwanghaftigkeit, Angst und Depression, sondern auch bei physiologischen Vorgängen wie z.B. dem Hungergefühl eine Rolle (Kaye et al. 2005b, Kaye et al. 2005c). Es zeigt sich auch eine Wirkung auf die Stimmung und die Impulskontrolle (Kaye et al. 2005a). Die Dysregulation des serotonergen Systems scheint auch im Falle einer Heilung der Essstörung noch vorhanden zu sein (Bailer et al. 2004, Bailer et al. 2007, Kaye et al. 2005a, Kaye et al. 2005b). Eine sichere, vor allem antidepressive Wirkung von SSRI´s (selective serotonin reuptake inhibitors) bei AN-Patienten konnte auch im Hinblick auf eine Rückfallprophylaxe bisher nicht bestätigt werden (Holtkamp et al. 2005a). Sozialer Druck durch Familie, Freunde und dem unmittelbaren Umfeld kann ebenfalls zur Entstehung einer Essstörung beitragen. Die Medien und der soziokulturelle Einfluss fördern das gestörte Essverhalten unter anderem durch ein extremes Schlankheitsideal für Frauen. Auch Kommentare aus dem Freundeskreis über das Aussehen und das Gewicht haben Einfluss auf das Selbstbewusstsein der Patienten und deren Einstellung zum Essen (Meyer u. Waller 2001). Hinsichtlich der Ätiologie muss auch der kulturelle Aspekt mit einbezogen werden. Dies zeigt u.a. eine Studie, die japanische und nordamerikanische essgestörte Patienten vergleicht (Pike u. Mizushima 2005). Eine umfangreiche angloamerikanische Studie belegte ein häufigeres Vorkommen einer AN unter weißen Frauen (1,5%) im Vergleich zu afroamerikanischen (keine der Probandinnen) (Striegel-Moore et al. 2003). Dies unterstreicht den soziokulturellen Einfluss auf die Erkrankung. 3 Einführung Psychiatrische Comorbidität Die AN weist ein hohes Maß psychiatrischer comorbider Störungen auf. Hierzu zählen die Angst, die Depression, der Zwang, der Substanzmissbrauch und die Persönlichkeitsstörungen. Zwillingsstudien heben insbesondere den Zusammenhang zwischen Essstörung, Angst und Depression hervor (Keel et al. 2005). Auf die Angststörungen wird in einem separaten Kapitel eingegangen. Depressive Symptome bzw. Störungen können im Falle einer AN prämorbid, comorbid und im Langzeitverlauf auftreten. Meist geht die Depression der Essstörung voraus (Wildman et al. 2004). Depressive Verstimmungen sind aber auch typische Begleitsymptome der AN im akuten Krankheitszustand. Essgestörte Patienten zeigen häufig im Rahmen der Gewichtsabnahme eine gedrückte Stimmungslage und sind leicht irritierbar. Sie haben ein niedriges Selbstwertgefühl und klagen über Schuldgefühle und Hoffnungslosigkeit. Nicht selten lassen sich auch vitale Symptome wie Schlaflosigkeit und Konzentrationsstörungen nachweisen (Herpertz-Dahlmann 2003). Das Zusammentreffen von Depression und Angst spielt bei einem Suizidversuch häufig eine Rolle. In einer Verlaufstudie, die sich über 3, 7 bzw. 10 Jahren erstreckte, konnte dargelegt werden, dass die Depression sich parallel zur Essstörung besserte, aber trotzdem noch ausgeprägter war als bei einer Normstichprobe (Holtkamp et al. 2005b). Bei 5% bis 17% der AN-Patienten ließ sich in einer Untersuchung noch nach 21 Jahren eine Depression nachweisen (Lowe et al. 2001). Literaturangaben zufolge liegen im Hinblick auf die comorbide depressive Symptomatik keine signifikanten Unterschiede zwischen erwachsenen und jugendlichen essgestörten Patienten vor (Zonnevylle-Bender et al. 2004). Im Falle zusätzlich zur AN bestehender Zwangssymptome werden am häufigsten Essrituale, Ordnungs- und Säuberungszwänge, Perfektionismus und Unheilsbefürchtungen festgestellt. Perfektionismus und zwanghafte Züge verbunden mit dem Bedürfnis nach Exaktheit und Symmetrie sind nicht nur prämorbid, sondern häufig auch noch im Anschluss der Essstörung vorhanden (Kaye et al. 2005b). Der Perfektionismus stellt einen gesicherten Risikofaktor bei der Entstehung einer AN dar (Bulik et al. 2003). Weiterhin werden in perfektionistischen Tendenzen psychopathologische Faktoren gesehen, die die Essstörungssymptomatik mit aufrecht erhalten und entscheidend zur Therapieresistenz beitragen 4 Einführung (Fairburn et al. 2003). Eine Studie zur Lebenszeitprävalenz der Zwangserkrankung beschreibt ein Vorkommen von 68% bei Patienten mit restriktiver AN sowie bei 79,1% der Patienten mit atypischer AN (Halmi et al. 2003). Verschiedene Studien berichten über eine bestehende Komorbidität von Zwangserkrankungen und Essstörungen (Godart et al. 2000, Kaye et al. 2004, Lilenfeld et al. 1998, Milos et al. 2002, Speranza et al. 2001, Thornton u. Russell 1997). Diese können prämorbid auftreten (Thornton u. Russell 1997) und auch im Langzeitverlauf noch überwiegend unverändert vorliegen (Holtkamp et al. 2005b). In einer Verlaufsstudie (Untersuchung nach 21 Jahren) zeigten 4% bis 6% der Probanden (21% teilweise genesen, 10% zeigten noch alle Kriterien einer Anorexia nervosa) die Kriterien einer Zwangserkrankung (Lowe et al. 2001). Die vielfach beobachtete (nicht nur motorische) Hyperaktivität anorektischer Patienten kann zwanghaften Charakter annehmen und parallel zu vorhandenen Angstsymptomen sowie vermehrten Essensreduktion zunehmen (Holtkamp et al. 2004). Nicht selten findet sich bei AN-Patienten die Tendenz zu selbstverletzendem Verhalten. Vor allem bei Erkrankten mit einer starken Körperschemastörung und negativen Gefühlen ihrem Körper gegenüber ist das diesbezügliche Risiko erhöht (Stein et al. 2003). In zahlreichen Studien wurde zu einer Essstörung eine zusätzliche Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, wobei diese vor allem im Zusammenhang mit einer Bulimia nervosa oder einer Anorexie mit bulimischer Komponente auftreten. Hier werden am häufigsten die Eigenschaften zwanghaft, abhängig und vermeidend, gefolgt von antisozial, narzisstisch, schizoid und paranoid genannt. Auch ein Substanzmissbrauch kann als Komorbidität bei Essstörungen auftreten (Woodside u. Staab 2006). In verschiedenen Studien konnte ein überdurchschnittliches Vorkommen einer Alkoholabhängigkeit bei Essstörungen nachgewiesen werden (Bulik et al. 2004, Thompson-Brenner et al. 2007). In einer kanadischen Untersuchung mit weiblichen adoleszenten Symptomatik, 17 mit Essgestörten (63 Probanden Purging-Symptomatik) und mit einer restriktiver gleichaltrigen Normstichprobe zeigte, dass adoleszente Patienten mit restriktiven Symptomen nicht so häufig Alkohol trinken wie Gleichaltrige, dennoch enthalten sie sich - im Gegensatz zu ihrem sonst asketischen Verhalten - nicht völlig. Die Probandinnen mit einer Purging-Symptomatik tranken ähnlich häufig Alkohol wie die Normstichprobe dies tat (Stock et al. 2002). Die Lebenszeitprävalenz der 5 Einführung Alkoholabhängigkeit und des Alkoholmissbrauchs beträgt bei restriktiver Anorexia nervosa 17% (Bulik et al. 2004). Nur wenige Daten gibt es über einen sicherlich vorhandenen Missbrauch von rezeptpflichtigen Medikamenten bei Patienten mit Essstörungen, wie z.B. Benzodiazepine oder andere Drogen (Woodside u. Staab 2006). Bei zwanghaften bzw. perfektionistischen Patienten scheint ein Substanzmissbrauch eher unwahrscheinlich. Im Gegensatz dazu kann bei einem risikoreichen, impulsiven oder selbstverletzenden Verhalten (meist Patienten mit bulimischer oder Purging-Symptomatik) das Risiko erhöht sein, regelmäßig Alkohol oder weitere Substanzen zu konsumieren (Thompson-Brenner et al. 2007). Verlauf und Prognose Die Einschätzung des Heilungsverlaufes erfolgt in Anlehnung an die so genannten „General outcome“-Kriterien (Morgan u. Russell 1975). Diese orientieren sich zunächst ausschließlich an den Hauptmerkmalen der körperlichen Restitution (BMI, Zyklustätigkeit) (siehe Tabelle 1). Tabelle 1: Heilungserfolg nach Morgan und Russell (1975) BMI: Body mass index Gut BMI zwischen 17,5 und 26 kg/m². Keine Zyklusschwankungen und keine Gewichtsschwankungen Mittel BMI<17,5 oder BMI>26, Zyklusschwankungen, Amenorrhoe oder Gewichtsschwankungen Schlecht BMI<17,5 und Amenorrhoe oder Bulimia nervosa 30% bis 60% der AN-Patienten wird ein guter Heilungserfolg attestiert. Ein mittelmäßiger Erfolg wird bei 10% bis 25% der jeweils untersuchten Patienten beschrieben, ein schlechter Heilungserfolg wird bei 6% bis 27% angegeben (Bulik et al. 2000, Lowe et al. 2001, Gillberg et al. 1994, Tanaka et al. 2001, Wentz et al. 2001). Maßstäbe für einen Heilungserfolg und für das Ansprechen der Therapie sind abhängig von Spätkomplikationen physiologischen (z.B. Faktoren Immunschwäche, (z.B. Körpergewicht), chronische Obstipation), von der Einstellung zum Körper bzw. dem Aussehen und dem Ausmaß der Komorbidität (Federici u. Kaplan 2008). Auf diese Faktoren wird im Folgenden genauer 6 Einführung eingegangen. Prognostisch günstige Faktoren für einen guten Heilungserfolg können ein hoher BMI, eine normal geregelte Menstruation im Verlauf und ein höherer Minimal-BMI sein (Tanaka et al. 2001). Auch eine kurze Dauer der Essstörung (Herzog et al. 1999), eine gute Befindlichkeit und bessere psychosoziale Umstände (Tanaka et al. 2001) können zu einem besseren Heilungserfolg beitragen. Ungünstige Faktoren dagegen sind ein spätes Auftreten der Anorexie (Deter et al. 2005, Tanaka et al. 2001), ein sehr geringer BMI (Tanaka et al. 2001) und ein sehr niedriges Körpergewicht am Ende der Therapie (Fichter u. Quadflieg 1999). Auch bulimische Verhaltensweisen, ein niedriger Serumalbuminspiegel (Deter et al. 2005), soziale Probleme (Deter et al. 2005), (Lowe et al. 2001), schwerwiegende psychische Symptome, höhere Werte in der EDI-Skala „Perfektionismus“ (Lowe et al. 2001) und andere psychiatrische Erkrankungen vor Beginn der Therapie (Fichter u. Quadflieg 1999) begünstigen einen unguten Langzeitverlauf. Im Verlauf der Erkrankungen kann nicht selten ein Symptomwechsel der Anorexia nervosa zur Bulimia nervosa und umgekehrt auftreten, wobei der Wechsel von Anorexia nervosa zur Bulimia nervosa häufiger ist als umgekehrt (Tozzi et al. 2005). In einer Studie mit 64 AN-Patientinnen konnte bei 72,7% während eines 7jährigen Beobachtungszeitraumes ein solcher Symptomwechsel nachgewiesen werden (Eddy et al. 2008). Bei 9% bis 57,5% wurde ein Übergang von restriktiven Essgewohnheiten in eine Purging-Symptomatik oder Bulimia nervosa festgestellt (Eddy et al. 2002, Eddy et al. 2008, Fichter u. Quadflieg 1999, Tozzi et al. 2005). Dies geschieht meist innerhalb der ersten fünf Jahre (Eddy et al. 2002). Comorbide psychiatrische Störungen verlieren sich im Langzeitverlauf häufig nicht. Insbesondere depressive Erkrankungen, Zwangs- oder Angststörungen sowie eine mögliche Substanzabhängigkeit können auch nach der Heilung von der Essstörung selbst noch von längerfristiger Bedeutung sein (Bulik et al. 2000). Folgen des Hungerzustandes mit einem reduzierten Grundumsatz können u.a. eine peripher betonte Polyneuropathie, zentrale neurologische Befunde, depressive Verstimmungen und Osteoporose sein. Bei zusätzlichem Erbrechen kann Karies auftreten (Hoffmann et al. 2004, von Uexküll et al. 2002). Patientinnen mit einem mittleren bis schlechten Heilungserfolg (Häufigkeiten siehe oben) weisen zu einem späteren Zeitpunkt zu einem hohen Prozentsatz noch Zyklusstörungen mit einer abnormalen Menstruation auf (Gillberg et al. 1994). 7 Einführung Diese „physiologische“ Zyklusstörung als Spätfolge einer vorangegangenen AN kann sich negativ auf den Wunsch nach eigenen Kindern auswirken (Bulik et al. 1999). Im Anschluss an eine akute Essstörung sind, im Gegensatz zu 83% der Normalbevölkerung, nur 48% der Patienten zufrieden mit ihrem Leben (Halvorsen et al. 2004). Dies könnte mit den später noch vorhandenen psychopathologischen Charakteristika ehemals anorektischer Patienten zusammenhängen. Die AN wird als die psychiatrische Erkrankung mit der höchsten Mortalität bezeichnet. Im internationalen Vergleich liegen die Mortalitätsraten der AN zwischen 5% und 6 % (Steinhausen 2002a). Der Suizidtod wird bei AN-Patienten signifikant häufiger beschrieben als bei der Allgemeinbevölkerung (Herzog et al. 2000). Eine weitere Haupt-Todesursache sind die direkten körperlichen Folgen der Erkrankung. 1.2 Angststörungen Die im Kindes- und Jugendalter auftretenden Ängste können dieselben sein, die alterstypisch zu erwarten sind. In Abgrenzung zu altersphysiologischen Ängsten treten sie jedoch in besonders starkem Ausmaß auf und halten meist über mehrere Monate an. Somit können sie eine Beeinträchtigung der normalen Entwicklung zur Folge haben. Kindliche Ängste zeigen ein Chronifizierungsrisiko von ca. 10%. In einer Follow-up-Untersuchung über 40 Jahre persistierten die Angststörungen oder es kam zu einem Wiederkehren der internalisierenden Störungen mit entsprechend schlechtem Heilungserfolg bei mehr als zwei Dritteln der mindestens zweimalig erkrankten Adoleszenten (Colman et al. 2007). Ein erhöhtes Suizidrisiko besteht insbesondere bei einem gemeinsamen Auftreten von Depression und Angst (hier vor allem die generalisierte Angststörung). Da die Lebensqualität der Betroffenen zum Teil eingeschränkt ist, profitiert nicht nur der Erkrankte selbst, sondern auch sein unmittelbares soziales Umfeld von einer frühen Diagnosenstellung und einer effektiven Behandlung (Schulze et al. 2008). In der ICD-10 der WHO (Dilling et al. 2000) sind Angststörungen im Kapitel der neurotischen, belastungs- und somatoformen Störungen aufgeführt. Sie werden in zwei Gruppen unterteilt: Zum einen in phobische Störungen (F40), zum anderen in sonstige Angststörungen (F41). Im Folgenden sind die Klassifikationskriterien für die einzelnen Krankheitsbilder aufgeführt. 8 Einführung 1.2.1 Agoraphobie (F40.0) Die Agoraphobie kann mit (F40.00) oder ohne Panikstörung (F40.01) auftreten. a. Die psychischen oder vegetativen Symptome müssen primäre Manifestationen der Angst sein und dürfen nicht auf anderen Symptomen wie Wahn- oder Zwangsgedanken beruhen. b. Die Angst muss in mindestens zwei der folgenden Situationen auftreten: In Menschenmengen, auf öffentlichen Plätzen, bei Reisen mit weiter Entfernung von zu Hause oder bei Reisen allein. 1.2.2 Soziale Phobie (F40.1) Die soziale Phobie zeichnet sich durch die unangemessene Furcht vor Situationen aus, in denen Kontakt mit anderen Menschen aufgenommen wird. a. Die psychischen oder vegetativen Symptome müssen primäre Manifestationen der Angst sein und dürfen nicht auf anderen Symptomen wie Wahn- oder Zwangsgedanken beruhen. b. Die Angst muss auf bestimmte soziale Situationen beschränkt sein oder darin überwiegen. c. Die Betroffenen vermeiden wenn möglich die phobische Situation. 1.2.3 Spezifische (isolierte) Phobien (F40.2) Hierbei bezieht sich die Phobie konkret auf bestimmte Situationen oder Objekte. a. Die psychischen oder vegetativen Symptome müssen primäre Manifestationen der Angst sein und dürfen nicht auf anderen Symptomen wie Wahn- oder Zwangsgedanken beruhen. b. Die Angst muss auf die Anwesenheit eines bestimmten phobischen Objektes oder einer spezifischen Situation begrenzt sein. c. Die phobische Situation wird- wann immer möglich- vermieden. 9 Einführung 1.2.4 Panikstörung (F41.0) Diese Störung zeichnet sich durch wiederkehrende schwere Angstattacken aus. Diese beschränken sich nicht auf spezifische Situationen und sind nicht vorhersehbar. Begleitet wird die Situation von körperlichen Missempfindungen, wie Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühle usw. Um eine eindeutige Diagnose stellen zu können, müssen mehrere Angstanfälle innerhalb von etwa einem Monat aufgetreten sein. a. In Situationen in denen keine objektive Gefahr besteht. b. Die Angstanfälle sind nicht auf bekannte oder vorhersehbare Situationen begrenzt. c. Zwischen den Attacken müssen weitgehend angstfreie Zeiträume liegen. 1.2.5 Generalisierte Angststörung (F41.1) Der Patient muss mindestens mehrere Wochen, meist mehrere Monate, an den meisten Tagen primäre Symptome aufweisen. a. Befürchtungen (Sorge über zukünftiges Unglück, Nervosität, Zittern, Spannungs- Konzentrationsschwierigkeiten usw.) b. Motorische Spannungen (körperliche Unruhe, kopfschmerz) c. Vegetative Übererregbarkeit (Benommenheit, Schwindelgefühle, Schwitzen, Tachykardie, Mundtrockenheit usw.) Zusätzliche, nicht unter F40 und F41 eingeteilte, wichtige Angststörungen: 1.2.6 Emotionale Störung mit Trennungsangst im Kindesalter (F93.0) Die Furcht vor Trennung von solchen Personen, an die sich das Kind gebunden fühlt, stellt das Hauptkriterium dieser Angststörung dar. Eine solche Angst tritt erstmals während der ersten Lebensjahre auf. 10 Einführung 1.2.7 Hypochondrische Störung (F45.2) Die Hypochondrie ist eine neurotische Störung mit ausgeprägter Selbstbeobachtung des eigenen Körpers und großer Furcht vor Krankheiten. 1.3 Anorexia nervosa und Angst: Stand der Forschung Gewichtsangst Die Gewichtsangst stellt ein zentrales Definitionskriterium der Erkrankung dar und steht mit dem Symptom der sog. Körperschemastörung, die im weiteren Verlauf häufig noch längerfristig vorhanden ist, in enger Verbindung. Während des Behandlungsverlaufes stationärer Patientinnen wird immer wieder deutlich, dass einer für die weitere Genesung unabdingbaren Gewichtszunahme im Sinne einer körperlichen Stabilisierung massive Ängste gegenüberstehen. Bei gleichzeitig vorhandener Einschränkung in der Wahrnehmung und im Ausdruck eigener Gefühle (sogenannte Alexithymie) gelingt es oftmals nur eingeschränkt, diesen Ängsten im therapeutischen Kontext ausreichend gerecht zu werden (ZonnevylleBender et al. 2004). Emotionsregulation zu Die Ängste sein. scheinen Diese geht Ausdruck vermutlich einer gestörten auf früheste Lebenserfahrungen zurück (Connan et al. 2003). Andere Ängste Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil anorektischer Patientinnen primär unter Angstsymptomen leidet. Diese kommen bei AN-Patientinnen häufiger vor als bei der Normalbevölkerung. Angststörungen lassen sich bei 40% bis 80% aller anorektischen Patienten nachweisen (Braun et al. 1994, Godart et al. 2000, Godart et al. 2006). Prämorbid wird am häufigsten über die allgemein erhöhte Angst und vor allem über die Trennungsangst berichtet. AN-Patienten fällt es im Erwachsenenalter häufig schwer, engere Bindungen einzugehen (Troisi et al. 2005). Eine Studie zeigt, dass frühe Trennungsangst und Bindungsunsicherheit nicht mit dem Zeitpunkt des Auftretens und dem Ausprägungsgrad der Essstörung einhergehen (Troisi et al. 2005). Die Angaben in der Literatur zum prämorbiden 11 Einführung Vorkommen der Angst sind widersprüchlich. Während einige Autoren bei ca. zwei Drittel der Betroffenen eine prämorbide Angsterkrankung (Bulik et al. 1997, Deep et al. 1995, Godart et al. 2000, Kaye et al. 2004) festgestellt haben, verweisen andere erst auf einen späteren Beginn der Angsterkrankung (Braun et al. 1994). Bei genauerer Analyse der primären Manifestation einzelner Angststörungen traten einfache Phobien in der Regel vor der Essstörung, Panikerkrankungen (frühestens im Jugendalter) meist nach Beginn der Essstörung auf, während soziale Phobien sich sowohl vor als auch nach Essstörungsbeginn manifestierten (Godart et al. 2000, Herpertz-Dahlmann et al. 1996). Empirische Studien belegen eindeutig ein überdurchschnittlich häufiges Vorkommen sozialer Ängste bzw. sozialer Phobien bei Patienten mit Anorexia nervosa verglichen mit der Allgemeinbevölkerung (Godart et al. 2002). Die Lebenszeitprävalenz dieser Erkrankung bei Anorexiepatienten beträgt zwischen 16% und 88,2% (Deep et al. 1995, Godart et al. 2000, Hinrichsen et al. 2003, Kaye et al. 2004, Laessle et al. 1987). Essgestörte Patienten, die unter pathologischen sozialen Ängsten leiden, können sich Fremden gegenüber „nicht fallen lassen“ und nicht „öffnen“ (Hinrichsen et al. 2004). Die Angaben zur Angst als Indikator für einen schlechten Heilungserfolg sind widersprüchlich. Einige Autoren (Goodwin u. Fitzgibbon 2002, Herpertz-Dahlmann et al. 1996, Procopio et al. 2006, Thompson-Brenner u. Westen 2005) bejahen diese Aussage, andere Autoren legen gegenteilige Befunde vor (Halmi et al. 1991). 1.4 Die allgemeine Befindlichkeit: Stand der Forschung Zur Befindlichkeit gibt es keine einheitliche Definition. Die Definition der Befindlichkeit im Pschyrembel (Pschyrembel 2001) lautet folgendermaßen: Sensitives; Grundlegende nicht willentlich steuerbare Gestimmtheit des Menschen, die sein Verhalten und Empfinden prägt. Abele-Brehm und Brehm (1986) erklären die Befindlichkeit mittels eines Kreismodels. Dieses Kreismodell setzt sich aus zwei stabilen, unabhängigen bipolaren Grunddimensionen zusammen, die zur Beschreibung unterschiedlicher psycho-physischer Erscheinungen dienen. Die acht Aspekte der Befindlichkeit: „Ärger“, „Erregtheit“, „Aktiviertheit“, „Ruhe“, „gehobene Stimmung“, „Besinnlichkeit“, „Energielosigkeit“ und „Deprimiertheit“ stellen in unterschiedlichem Ausmaß „Mischzustände“ der 12 Einführung Grunddimensionen dar. So setzt sich das Segment der positiven Spannung aus den Aspekten „Aktiviertheit“ und „gehobene Stimmung“ zusammen, das Segment der positiven Lösung wird durch die Aspekte „Ruhe“ und „Besinnlichkeit“ konkretisiert, die Konstrukte „Energielosigkeit“ und „Deprimiertheit“ repräsentieren das Segment der negativen Lösung, und das Segment der negativen Spannung wird über die Aspekte „Ärger“ und „Erregtheit“ bestimmt. Zur allgemeinen Befindlichkeit wurden bisher nur wenige Untersuchungen durchgeführt. Sie ist ein komplexer und wenig verstandener Prozess, der in individuellen biologischen Faktoren, besonderen persönlichen Erfahrungen, kulturellen Einflüssen und der daraus resultierenden Persönlichkeit eines jeden Einzelnen wurzelt (Cowdry et al. 1991). In den bisher zu dieser Fragestellung vorliegenden Studien (Axelson et al. 2003, Bauer et al. 2004, Bauer et al. 2007, Cowdry et al. 1991, Keller et al. 2003, Keller et al. 2006, Koenigsberg et al. 2002, Stiglmayr et al. 2005) kamen verschiedene Untersuchungstechniken zur Anwendung. Die Durchführbarkeit einer Befragung von psychiatrischen Patienten zu mehreren Zeitpunkten, einer sogenannte Verlaufsbeobachtung, wurde wiederholt belegt (Cowdry et al. 1991, Keller et al. 2006, Koenigsberg et al. 2002, Stiglmayr et al. 2005). Der Untersuchungszeitraum lag hier zwischen 48 Stunden und drei Monaten mit einer Befragungshäufigkeit zwischen einmal am Tag (Axelson et al. 2003, Bauer et al. 2004, Bauer et al. 2007) und einmal pro Stunde (Stiglmayr et al. 2005). Tägliche Erhebungen der Befindlichkeit und Behandlungszufriedenheit haben sich im klinischen Alltag als machbar und Erfolg versprechend erwiesen (Keller et al. 2003). Bisher wurden unterschiedliche Methoden wie PC (Bauer et al. 2004, Bauer et al. 2007), Fragebögen (Keller et al. 2003) und Telefoninterviews (Axelson et al. 2003) zur Erhebung angewandt. Eine in regelmäßigen Abständen wiederholte Befragung mit einem kurzen Fragebogen, in dem wichtige Prozessqualitätsaspekte von Zufriedenheit abgedeckt wurden, zeigte sich als machbar (Keller et al. 2003, Keller et al. 2006). Die von Keller et al. (2003) entworfenen Fragebögen dienen primär dem Ziel, die Zufriedenheit von Patienten während ihres stationären Aufenthalts zu erfragen, enthalten aber in der erweiterten Version auch einige Items zur Stimmung und Befindlichkeit (Keller et al. 2003). Die oben genannten Studien befassten sich zum größten Teil mit erwachsenen Probanden. Studien mit Jugendlichen oder Kindern gibt es bisher nur in begrenztem Umfang. Ein Beispiel für eine Untersuchung mit Adoleszenten 13 Einführung ist eine umfangreiche Studie von Kindern und Jugendlichen mit affektiven Störungen (Axelson et al. 2003). Bisher liegt noch keine prospektive Studie zur Auswirkung der aktuellen Befindlichkeit auf die Gewichtsangst von adoleszenten anorektischen Patientinnen vor. 1.5 Ziele der Studie Im Rahmen der vorliegenden Studie soll die Angst bei Patientinnen mit AN näher untersucht werden. Ausgehend von bereits vorliegenden Untersuchungsergebnissen (Calame 2005) soll die Hypothese, dass eine Untergruppe anorektischer Patientinnen vermehrt unter Angstsymptomen leidet, hinterfragt, leicht modifiziert (siehe Hyphothesen) und auf ihre Spezifität hin überprüft werden. Dies geschieht mittels standardisierter Interviews und Untersuchungsverfahren, mit welchen anhand einer definierten klinischen Stichprobe insbesondere die Angst als Eigenschaft und ihre Entsprechung im Hinblick auf zu erhebende Persönlichkeitsmerkmale untersucht werden. Einer ausführlichen Literaturanalyse zufolge liegen bisher keine Befunde zur Auswirkung der Angst anorektischer Patientinnen auf die allgemeine Befindlichkeit vor. Dieser Frage soll in der vorliegenden Untersuchung mittels Fragebögen (zur Gewichtsangst, zur allgemeinen Befindlichkeit; siehe Anlage) nachgegangen werden. 1.6 Hypothesen und Fragestellungen 1. Patientinnen mit Anorexia nervosa stellen eine heterogene Gruppe dar; ein Großteil der anorektischen Patientinnen leidet bereits im Kindes- und Jugendalter unter erhöhter Eigenschaftsangst. 2. Die erhöhte Ängstlichkeit findet eine Entsprechung in den zu erhebenden Persönlichkeitsmerkmalen. 3. Das Ausmaß der Gewichtsphobie korreliert mit der allgemeinen Befindlichkeit. 14 Einführung Hieraus lassen sich folgende Fragestellungen ableiten: 1. Besteht bei einem Großteil der anorektischen Patientinnen bereits im Kindes- und Jugendalter eine erhöhte Eigenschaftsangst? 2. Lässt sich ähnlich Erwachsenenalter den eine Befunden Entsprechung anorektischer hinsichtlich Patientinnen zu im erfassender Persönlichkeitsmerkmale finden? 3. Korreliert die Gewichtsphobie mit der allgemeinen Befindlichkeit? 15 Material und Methoden 2. Material und Methoden 2.1 Stichprobe Die demographischen Daten konnten mittels der Basisdokumentation der Kinderund Jugendstationen der Klinik für Kinder– und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm und des Zentrums für Psychiatrie „Die Weissenau“ erhoben werden Patientengruppe. und Die ermöglichten eine Basisdokumentation detaillierte orientiert Beschreibung sich am der Multiaxialen Klassifikationsschema für psychiatrische Störungen im Kindes- und Jugendalter nach ICD-10 der WHO (Remschmidt et al. 2006). Die Diagnosestellung und Klassifikation erfolgt auf sechs Achsen: Achse I: Klinisch-psychiatrisches Syndrom; Achse II: Entwicklungsstörungen; Achse III: Intelligenz; Achse IV: Somatische bzw. neurologische Erkrankungen; Achse V: Psychosoziale und umgebungsbedingte Belastungsfaktoren; Achse VI: Globale Beurteilung des Funktionsniveaus. In die Untersuchung eingeschlossen wurden alle Patientinnen, die im Zeitraum August 2005 bis August 2007 auf der Kinder- und Jugendstation der Klinik für Kinder– und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm und des Zentrums für Psychiatrie „Die Weissenau“ aufgrund einer Anorexia nervosa oder einer atypischen Anorexia nervosa (Diagnosestellung entsprechend den Klassifikationskriterien der ICD-10; F50.0, F50.1) stationär aufgenommen und behandelt wurden und - parallel zum Einverständnis ihrer Sorgeberechtigten (consent) – dazu bereit waren (assent), an der Studie teilzunehmen. Die Stichprobe (n=25) setzte sich aus 14 Patientinnen an der Klinik für Kinder– und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm (neun davon auf der Kinderstation und fünf auf der Jugendstation) und 11 Patientinnen im Zentrum für Psychiatrie „Die Weissenau“ (davon eine Patientin auf der Kinderstation, vier auf der mittleren Jugendstation und sechs auf der Station für ältere Jugendliche) stationär behandelten Patientinnen zusammen. Der durchschnittlicher BMI der Patientinnen, welche zwischen 12 und 18 Jahren alt waren, betrug bei Studienbeginn M=14,18 (SD=1,49) kg/m² und bei Entlassung M=16,93 (SD=1,47) kg/m². 16 Material und Methoden Bei 22 der Patientinnen wurde die Diagnose F50.0 (Anorexia nervosa) und bei drei die Diagnose F50.1 (atypische Anorexia nervosa) gestellt. Die durchschnittliche stationäre Behandlungsdauer lag bei 88,80+/-37,35 Tagen, die durchschnittliche Beobachtungsdauer bei 36,12+/-14,27 Tagen. Sieben der 25 Patientinnen erhielten eine medikamentöse Therapie mit SSRIs. Zwei wurden mit atypischen Neuroleptika behandelt, wovon eine sowohl antidepressiv als auch neuroleptisch therapiert wurde. 17 der 25 Patientinnen erhielten während ihres gesamten Aufenthalts keine Medikation. Bei 14 Patienten wurde ein Intelligenztest durchgeführt, in den übrigen Fällen bestand hierzu keine gesonderte Indikation. Es ließ sich ein durchschnittlicher IQ-Wert von M=113,71 (SD=13,40) ermitteln. Dem klinischen Eindruck nach hatten zwei Patientinnen einen sehr hohen IQ-Wert, sechs einen hohen IQ-Wert und 17 einen durchschnittlichen IQ-Wert. Mit Ausnahme einer Patientin - diese litt unter einer atypischen AN – waren sämtliche Patientinnen amenorrhoisch. Bei sechs der Patientinnen handelte es sich um eine primäre, bei 18 um eine sekundäre Amenorrhoe. Nur zwei der 25 Patientinnen wiesen eine Achse II-Diagnose (Remschmidt et al. 2006) auf: Bei einer Patientin lag eine Lese-Rechtschreibstörung vor, eine weitere war während ihrer Kindheit schwer erkrankt gewesen, ohne das dies näher beschrieben wurde. 56% der Patientinnen zeigten mit Ausnahme von körperlichen Auswirkungen der AN keine Achse IV-Diagnose. Eine Patientin litt unter einem WPW-Syndrom (WolfParkinson-White), eine andere unter einem Ventrikelseptumdefekt, eine weitere unter einer idiopathischen Skoliose. Eine Patientin zeigte gleichzeitig eine Innenohrtaubheit, einen Pes equinovarus dexter und eine bereits operierte Lippenspalte. Zwei Patientinnen durchlitten während ihres Aufenthalts in der Klinik eine Harnwegsinfektion. Eine ausgeprägte bulimische Symptomatik lag in der Stichprobe nicht vor. Dies wird untermauert durch die Ergebnisse des EDI-2 (Mittelwert der bulimischen Skala des EDI-2 mit dem der Normstichprobe von Thiel und Paul (1988) vergleichbar). 17 Material und Methoden Tabelle 2: Eine Übersicht der an der Studie teilnehmenden Patientinnen Diagnosen: Nr. F50.0 Anorexia nervosa BMI-A BMI bei Aufnahme in kg/m² F50.1 Atypische Anorexia nervosa BMI-E BMI bei Entlassung in kg/m² F32.1 Mittelgradige depressive Episode A.N. Atypische Neuroleptika F32.2 Schwere depressive Episode ohne SSRI Selektiver Serotonin Reuptake Inhibitor AD Aufenthaltsdauer in Tagen psychotische Symptome Patientennummer F91.0 Auf den familiären Rahmen beschränkte BD Störung des Sozialverhaltens StA Wievielte stationäre Aufnahme F93.8 Generalisierte Angststörung Ort Aufenthalt in U: Ulm oder W: Weissenau M Mittelwert des Kindesalters Beobachtungsdauer in Tagen Nr. Alter BMI-A BMI-E Diagnose(n) Medikation StA AD BD Ort 101 12,65 11,96 15,43 F50.0 - 1 79 47 U 102 14,85 15,36 18,52 F50.0 SSRI 1 113 26 U 103 13,42 16,44 17,81 F50.0 - 1 72 50 U 104 16,02 14,07 19,17 F50.0 SSRI 2 45 24 U 105 13,80 13,55 15,58 F50.0, F32.1 - 1 43 28 U 106 15,80 14,44 18,58 F50.0, F32.2 SSRI 2 63 38 U 107 17,68 16,83 16,58 F50.1 A.N. 3 70 45 U 108 15,48 15,00 15,23 F50.0 SSRI 3 160 51 W 109 16,54 13,30 17,19 F50.0 - 1 80 52 W 110 12,02 14,40 16,66 F50.0 - 1 97 53 U 112 12,38 13,03 15,10 F50.0 - 2 58 31 U 122 15,33 12,17 17,92 F50.0, F32.1, SSRI 1 146 49 U F42.1 123 17,35 13,89 15,43 F50.0 - 1 61 21 W 124 15,65 14,95 17,43 F50.0, F93.8 SSRI, A.N. 1 97 5 U 125 17,79 14,36 18,70 F50.0 - 1 133 45 W 126 16,06 14,81 15,98 F50.0 - 2 45 33 U 127 14,95 15,55 17,58 F50.0 - 1 81 26 W 128 14,30 15,06 18,07 F50.0 - 1 104 42 U 129 12,42 12,98 14,34 F50.0, F91.0 - 2 128 43 W 130 15,15 14,97 17,15 F50.0 - 1 154 50 W 131 16,58 15,60 18,38 F50.0 - 1 56 41 U 132 17,00 12,89 17,19 F50.1 - 2 116 6 W 133 17,45 13,68 13,82 F50.0 - 2 18 14 W 134 15,60 10,04 17,00 F50.1 SSRI 1 109 48 W 135 14,80 15,06 18,50 F50.0 - 1 92 35 W M 15,24 14,18 16,93 - - 1,44 88,80 36,12 - 18 Material und Methoden Tabelle 3: Weitere Übersicht *Die Daten sind der Basisdokumentation entnommen und es konnte daher keine weitere Differenzierung der psychiatrischen Erkrankungen vorgenommen werden. Intelligenzniveau Sehr hohe Intelligenz: IQ: >129: 8% (klinischer Eindruck) Hohe Intelligenz IQ: 115–129: 24% Durchschnittliche Intelligenz: IQ: 85-114: 68% Schule Gymnasium: 68% Realschule: 24% Hauptschule: 4% Berufschule: 4% Leibliche Eltern Beide lebend: 92% Vater gestorben: 8% Beziehungsstatus Eltern Leben zusammen: 72% Getrennt/geschieden: 20% Durch Tod getrennt: 8% Psychiatrische Erkrankungen in Nein: 52% der Familie * Ja: 40% Unbekannt: 8% Stellung in der Kinderreihe Ältestes Kind: 44% Jüngstes Kind: 28% Mittleres Kind: 16% Einzelkind: 12% 2.2 Untersuchungsinstrumente 2.2.1 Basisdiagnostik Die eingesetzten Untersuchungsverfahren dienten der differentialdiagnostischen Abgrenzung und der Erfassung der Essstörungs- und Angstsymptomatik. Die in Tabelle 1 dargestellte Basisdiagnostik wurde zu Beginn des stationären Aufenthalts einmalig erhoben und ausgewertet. 19 Material und Methoden Tabelle 4: Basisdiagnostik Untersuchungsmittel Zielsymptomatik Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder - Intelligenz dritte Auflage (HAWIK-III) (Tewes et al. 1999) Fragebogen für Jugendliche: Youth Self Report Allgemeine Psychopathologie (YSR/11-18) und Fragebogen für Eltern: Child Behavior Checklist 4-18 (CBCL/4-18) (Achenbach 1991, Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist 1993) Deutsche Version des Junior Temperament und Temperamentseigenschaften Charakter Inventars (JTCI 12-18) (Goth et al. 2004, Schmeck et al. 1995) Eating Disorder Inventory-2 (EDI2) Essstörung-Psychopathologie (Thiel et al. 1997) Anorexie-Angst-Skala (AAS) Fragebogen zur (Schulze u. Keller, Publikation in Vorbereitung) gewichtsassoziierten Angst Das State-Trait-Angstinventar Eigenschaftsangst und (STAI X1, STAI X2) (Laux et al. 1981) Zustandsangst Sozialphobie- und Angstinventar für Kinder Soziale Ängste, soziale (SPAIK) (Melfsen et al. 1999) Phobie Toronto-Alexithymie-Skala-26 (TAS-26) Identifikation von Gefühlen, (Kupfer et al. 2001) körperlichen Vorgängen; Fähigkeit, Emotionen zu zeigen Leyton-Zwangssyndrom-Fragebogen/ Zwangsgedanken und – Kinderversion (Steinhausen 2002b) Symptome Im Anhang befinden sich die Anorexia Angst Skala (AAS), das Junior Temperament und Charakter Inventar (JTCI), der Fragebogen zur Befindlichkeit und der Bogen zum täglich zweimaligen Rating der Gewichtsangst. 20 Material und Methoden 2.2.1.1 Child Behavior Checklist (CBCL/4-18)/Youth Self Report (YSR/11-18): Erfassung kindlicher Psychopathologie Die Fremdbeurteilungsskala Child Behavior Checklist (CBCL/4-18) und die daraus abgeleitete Achenbach Selbstbeurteilungsskala 1991 dienen der Youth Self Report differenzierten (YSR/11-18) Erfassung von kindlicher Psychopathologie. Sie werden in der klinischen Praxis als etablierte und valide Screeninginstrumente verwendet. Mit Hilfe des CBCL (4-18 Jahre) bzw. YSR (1118 Jahre) werden Kompetenzen und psychische Auffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen erfragt. Während sich der erste Teil des Fragebogens mit den sozialen und schulischen Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen befasst, beschäftigt sich der zweite Teil mit möglichen Verhaltensauffälligkeiten, emotionalen Problemen und körperlichen Beschwerden. Der Beurteilungszeitraum erstreckt sich jeweils auf die letzten sechs Monate. Die Skalierung ist unterteilt in 0="nicht zutreffend", 1="etwas oder manchmal zutreffend" und 2="genau oder häufig zutreffend". Durch Faktorenanalysen erster und zweiter Ordnung wurden 85 Items zu acht Skalen und zwei Breitbandskalen zusammengefasst (Achenbach, 1991). Die Items dieser Skalen sowie die übrigen 33 in der Faktorenanalyse nicht zuordenbaren Items bilden gemeinsam den Total-Score (120 Items), der ein Schweregradsmaß für die psychische Auffälligkeit der erfassten Probanden liefert. Breitbandskalen: a. Internalisierungs-Score b. Externalisierungs-Score Syndromskalen: a. Sozialer Rückzug; Körperliche Beschwerden; Angst/Depression b. Soziale Probleme; Schizoid/zwanghaft; Aufmerksamkeitsstörung c. Dissoziales Verhalten; Aggressives Verhalten 21 Material und Methoden 2.2.1.2 Junior Temperament und Charakter Inventar (JTCI) Aus dem an Erwachsenen entwickelten und überprüften Temperament and Character Inventory (TCI) (Cloninger et al. 1994) wurde in einer Arbeitsgruppe um Joan Luby und Dragan Svrakic (St. Louis, USA) eine Selbstbeurteilungsversion für Kinder mittleren Alters entwickelt (Luby et al. 1999), das Junior Temperament and Character Inventory (JTCI). In dieser Arbeit wurde die deutsche Adaptation (Goth et al. 2004, Schmeck et al. 1995) verwendet: (JTCI/12-18). Der Fragebogen besteht aus 84 Unterpunkten, wobei die sieben Skalen im Einzelnen eingehen auf: 1. Neugierverhalten (14 Items): Explorative Erregbarkeit, Impulsivität, Extravaganz, Regellosigkeit 2. Schadensvermeidung (14 Items): Angst vor Ungewissem, Zukunftssorgen, Schüchternheit, Ermüdbarkeit 3. Belohnungsabhängigkeit (10 Items): Empfindsamkeit, Bindung, Abhängigkeit 4. Beharrungsvermögen (8 Items) 5. Selbstlenkungsfähigkeit (14 Items): Verantwortlichkeit, Zielbewusstsein, Einfallsreichtum, Selbstakzeptanz, Selbstkongruenz 6. Kooperativität (14 Items): Soziale Akzeptanz, Einfühlungsvermögen, Hilfsbereitschaft, Mitleid, Gewissen 7. Selbsttranszendenz (10 Items): Selbstvergessenheit, Transpersonale Identifikation, spirituelle Akzeptanz Den Antworten „Ja“, „eher Ja“, „eher Nein“, „Nein“ werden Werte zwischen 0 und 3 zugeordnet. Zur Auswertung kann anschließend jedes Item einer der oben genannten Subskalen zugeordnet werden. Die erhobenen Daten wurden mit den Präferenzwerten für Stichproben von ANPatientinnen (Hueg et al. 2006) und einer Normstichprobe (Goth 2001) verglichen. Die Vergleichsgruppe (Hueg et al. 2006) bestand aus n=29 Patientinnen mit restriktiver AN im Alter zwischen 12-18 (Durchschnittsalter M=14,7; SD=1,4). Die Normstichprobe von Goth (2001) bestand aus weiblichen Probanden im Alter von 12-18 Jahren. 22 Material und Methoden 2.2.1.3 Eating Disorder Inventory-2 (EDI-2) Der EDI-2 (Garner et al. 1983, 1984, 1991) ist ein Selbstbeurteilungsinstrument, dessen Anwendungsgebiet in der Beschreibung der essstörungsspezifischen Psychopathologie liegt. Darüber hinaus gibt es aber auch eine mehrdimensionale Erfassung der für Anorexia und Bulimia nervosa relevanten psychologischen Variablen. In dieser Studie wurde die deutsche Übersetzung des EDI-2 (Thiel et al. 1997) verwendet. Der Patient beantwortet die Items auf einer sechsstufigen Skala. Die Antwortalternativen lauten: „immer“, „normalerweise“, „oft“, „manchmal“, „selten“ und „nie“. Diesen Antworten werden Werte zwischen 1 und 6 zugeordnet. Zur Auswertung kann anschließend jedes Item einer der unten genannten Subskalen zugeordnet werden. Es lassen sich keine kritischen Grenzen als Cut-Off-Werte berechnen, die zeigen würden, ab welcher Ausprägung die Testergebnisse als pathologisch gelten könnten. Der EDI-2 (Thiel et al. 1997) unterscheidet sich von der Ursprungsfassung von Thiel u. Paul (1988), dem EDI, durch die Erweiterung um drei neue Skalen. In der deutschsprachigen Version wird zwischen der Kurzform und der Langform unterschieden: Kurzform: Die Kurzform beinhaltet die ersten acht Skalen mit insgesamt 64 Items der ursprünglichen Fassung des EDI. Langform: Die Langform beinhaltet alle 11 Skalen mit allen 91 Items des EDI-2. Die Kurzform ist eine Alternative, wenn aus inhaltlichen oder ökonomischen Gründen die ersten acht Skalen ausreichen. Da die drei neuen Skalen, die die Langform von der Kurzform unterscheiden, nur zur einer vergleichsweise geringeren Verbesserung des EDI-2 geführt haben, wird ihr Nutzen für den klinischen Alltag und die Therapieforschung kritisch gesehen (Eberenz u. Gleaves 1994, Rathner et al. 1997, Thiel et al. 1997). Aus Gründen der internationalen Vergleichbarkeit wird in dieser Arbeit mit den ersten acht Skalen (EDI) des EDI-2 gerechnet. Verglichen wurden die Ergebnisse mit den Daten der Normstichprobe von Thiel und Paul (1988), welche 183 Frauen umfasste mit einem Durchschnittsalter von 23,8 Jahren. 23 Material und Methoden Die 11 Skalen des EDI-2: 1. Skala SS: „Schlankheitsstreben“ Diese Skala setzt sich aus sieben Items zusammen. Die Fragen betreffen die starke Beschäftigung mit Diäten, die gedankliche Fixierung auf Gewicht und die Angst vor einer Gewichtzunahme. 2. Skala B: „Bulimie“ In dieser Skala mit sieben Items wird die Tendenz gemessen, sich auf gedanklicher als auch auf Handlungsebene mit unkontrollierbaren Heißhungeranfällen zu beschäftigen. Das Vorhandensein von Heißhungeranfällen dient zur Diagnosestellung der Bulimia nervosa und differenziert bei der Anorexia nervosa den bulimischen vom restriktiven Subtypus. 3. Skala UK: „Unzufriedenheit mit dem Körper“ Anhand von neun Items wird die Unzufriedenheit mit der allgemeinen körperlichen Gestalt und mit der Größe der Körperteile, die besonders für Menschen mit Essstörungen von größter Bedeutungen sind (d.h. Bauch, Hüften, Oberschenkel, Po), gemessen. 4. Skala I: „Ineffektivität“ Mittels zehn Items wird das Gefühl von genereller Unzulänglichkeit, Unsicherheit, Wertlosigkeit, Leere und mangelnder Kontrolle über das eigene Leben erfasst. 5. Skala P: „Perfektionismus“ Sechs Items beschreiben das Streben nach persönlicher Bestleistung. Die Patienten glauben, dass diese überragenden Leistungen auch von Eltern, Lehrern und anderen Menschen erwartet werden. 6. Skala M: „Misstrauen“ Diese Skala mit sieben Items misst das generelle Gefühl von Distanzierung und Abneigung hinsichtlich enger Beziehungen. Darüber hinaus wird der Widerstand gemessen, sich mit Gedanken und Gefühlen gegenüber anderen auseinander zu setzen. 24 Material und Methoden 7. Skala IW: „Interozeptive Wahrnehmung“ Zehn Items messen die Unsicherheit und Besorgnis bezüglich der Wahrnehmung und richtigen Einschätzung von gefühlsmäßigen Zuständen und die Unsicherheit bei der Identifikation von Hunger und Sättigung. 8. Skala AE: „Angst vor dem Erwachsenwerden“ Mittels acht Items wird der Wunsch erfasst, sich angesichts der überfordernden Ansprüche des Erwachsenwerdens in die Sicherheit der Kindheit zurückzuziehen. 9. Skala A: „Askese“ Diese Skala setzt sich aus acht Items zusammen, die das Ausmaß von Tugendhaftigkeit messen. Dies soll durch das Streben nach geistigen Idealen wie Selbstdisziplin, Selbstverleugnung, Selbstbeherrschung, Selbstaufopferung und die Kontrolle körperlicher Bedürfnisse erreicht werden. 10. Skala IR: „Impulsregulation” Mittels 11 Items wird die Tendenz zu impulsivem Handeln, Stimmungsschwankungen, Alkoholmissbrauch, Rücksichtslosigkeit, Feindlichkeit, Destruktivität in interpersonellen Beziehungen und Selbstdestruktivität gemessen. 11. Skala SU: „Soziale Unsicherheit” Acht Items messen die Einstellung, dass soziale Beziehungen Anspannung erzeugen, dass sie unsicher, enttäuschend, nicht lohnenswert und generell von geringer Qualität sind. 25 Material und Methoden 2.2.1.4 Anorexie-Angst-Skala (AAS) Die Kurzform des Fragebogens zur gewichtsassoziierten Angst (Schulze u. Keller, Publikation in Vorbereitung) besteht aus acht Fragen. Die Bewertung der Items umfasst eine siebenstufige Skala (1=ganz schwach bis 7=ganz stark). Die Stichprobe bestand aus einer Feldstichprobe mit Schülerinnen (n=361, 12-18 Jahre) und einer bisher vergleichsweise kleinen klinischen Stichprobe mit Anorexia nervosa Patientinnen (n=26, 10-18 Jahre). Der Gesamtmittelwert (Standardabweichung: SD) der klinischen Stichprobe betrug M=33,46 (SD=15,48), derjenige der Feldstichprobe M=25,60 (SD=12,38). Die Anorexie-Angst Skala ist im Anhang angefügt. Die Daten beider Stichproben wurden mit den Ergebnissen dieser Stichprobe verglichen. 2.2.1.5 State-Trait-Angstinventar (STAI) Der STAI ist die deutsche Version (Laux et al. 1981) des von Spielberger et al. (1970) entwickelten „State-Trait-Anxiety-Inventory“. Der Test besteht aus zwei Skalen (X1 und X2) mit jeweils 20 Items und dient zur Erfassung von Angst als Zustand (State-Angst) und Angst als Eigenschaft (TraitAngst). Die State-Angstskala hat vier Ausprägungen (1-4 Punkte): „überhaupt nicht“, „ein wenig“, „ziemlich“ und „sehr“. Der höchste Wert der Gesamtskala ist 80 und der niedrigste 20. Ein hoher Wert bedeutet eine hohe State-Angst. Bei der Trait-Angst-Skala sind es ebenfalls 20 Items mit vier Ausprägungen (1-4 Punkte): „fast nie“, „manchmal“, „oft“ und „fast immer“. Auch hier wird ein Gesamtwert von 20 bis 80 ermittelt. Ein hoher Wert spricht für eine hohe Trait-Angst. Aufgrund der Momentaufnahme der State-Fragen kann kein Vergleich mit einer Normstichprobe gemacht werden. Spielberger et al. (1972) definieren die Zustandsangst als einen emotionalen Zustand, der gekennzeichnet ist durch Anspannung, Besorgtheit, Nervosität, innere Unruhe und Furcht vor zukünftigen Ereignissen sowie durch eine erhöhte Aktivität des autonomen Nervensystems. Angst als vorübergehender emotionaler Zustand variiert in der Intensität bedingt durch Zeit und Situationen. Angst als Eigenschaft bezieht sich demgegenüber auf relativ stabile interindividuelle Differenzen in der Neigung, Situationen als bedrohlich zu 26 Material und Methoden bewerten und hierauf mit einem Anstieg der Zustandsangst zu reagieren (Spielberger et al. 1972). Die Eichstichprobe im Jahr 1977 umfasste 2385 Personen. Die instrumentelle Reliabilität beider Skalen wird als sehr befriedigend beurteilt. Die Ergebnisse der Trait-Angst des STAI dieser Stichprobe wurden mit den Daten jüngsten Normstichprobe (Altersbereich 15-29 Jahre) verglichen. Die Normstichprobe von Laux et al (1981) umfasste 342 Probandinnen. 2.2.1.6 Sozialphobie- und Angstinventar für Kinder (SPAIK) Das SPAIK ist die deutsche Version (Melfsen et al. 1999) des „Social Phobia and Anxiety Inventory for Children“ (SPAI-C) (Beidel et al. 1995, 1996, 1998). Der SPAI-C wurde zur Diagnostik der Sozialphobie bei Kindern und Jugendlichen ab acht Jahren entwickelt. Mit 26 Items erfasst der Fragebogen Kognitionen, somatische Symptome und Vermeidungs- und Fluchtverhalten für verschiedene Situationen, die Adoleszente mit Sozialphobie oft als angstauslösend empfinden. Sechzehn dieser Items verlangen mehrfache Antworten. So fordern einige der Items von den Probanden, je nach Grad der Vertrautheit mit den Personen zu differenzieren (Jungen und Mädchen, die ich kenne; Jungen und Mädchen, die ich nicht kenne; Erwachsene). Dadurch lässt sich am Auswertungsbogen ablesen, ob sich die Ängste nur auf Erwachsene oder auch auf Gleichaltrige beziehen und ob ihr Bekanntheitsgrad für das Ausmaß der Angst von Bedeutung ist. Als Antwortalternativen werden für alle Items die Kategorien „nie oder selten“ (=0); „manchmal“ (=1) und „meistens oder immer“ (=2) vorgegeben. Die Summe der einzelnen Items ergibt einen Gesamtwert, der zwischen 0 und 52 Punkten liegt. Normtabellen ermöglichen den Vergleich der Ergebnisse entsprechend der Altersgruppe und getrennt nach Jungen und Mädchen. Der Gesamtwert von 20 wird als auffällig bezeichnet und zur Unterscheidung von sozial ängstlichen und sozial nicht ängstlichen Kindern und Jugendlichen verwendet. Bei diesem Wert handelt es sich aber nicht um eine absolute Trennmarke. Die deutsche Version (SPAIK) wurde mit einer Normalstichprobe von 1197 Schülerinnen und Schüler im Altersbereich von 8-16 Jahren (SPAIK-Gesamtwert: M=12,51; SD=7,87) und einer klinischen Stichprobe von 145 psychiatrisch behandelter Kinder und Jugendliche im Altersbereich von 7-18 Jahren (SPAIK27 Material und Methoden Gesamtwert: M=16,52; SD=10,77) entwickelt bzw. validiert. Die Normwerte basieren auf dieser Normalstichprobe. Das SPAIK wird als reliables und valides Messinstrument beschrieben (Melfsen et al. 2001). 2.2.1.7 Toronto-Alexithymie-Skala-26 (TAS-26) Die TAS-26 (Kupfer et al. 2001) dient der Erfassung der subjektiven Einschätzung von spezifischen Dimensionen zur Alexithymie. Sie enthält drei Skalen mit 26 Items. Diese sind als Aussagen formuliert und müssen von den Probanden auf fünfstufigen Ratingskalen hinsichtlich ihres Zutreffens eingeschätzt werden. Die einzelnen Antwortalternativen bedeuten dabei 1=trifft gar nicht zu, 2=trifft eher nicht zu, 3=teils/teils, 4=trifft eher zu und 5=trifft völlig zu. Normwerte liegen für Probanden ab dem 14. Lebensjahr vor. In einer Studie (Zonnevylle-Bender et al. 2004) wurden keine signifikanten Unterschiede in der Alexithymie zwischen erwachsenen und jugendlichen essgestörten Patientinnen gefunden. In Anlehnung an Taylor et al. (1997) wird vorgeschlagen, Probanden mit einem Gesamtwert von ≥54 als alexithym zu bezeichnen. Dieser Wert muss allerdings in klinischen Studien noch bestätigt werden. Die Ergebnisse dieser Stichprobe wurden mit denen der Normstichprobe von Taylor et al. (1997), welche 2047 Probanden einschloss, verglichen. Die Skalen des TAS-26: Skala 1: Schwierigkeiten bei der Identifikation von Gefühlen In dieser Skala geht es einerseits um die Schwierigkeit bei der Identifikation von Gefühlen, anderseits um die allgemeine Schwierigkeit der Identifikation von körperlichen Vorgängen. Hohe Werte in dieser Skala sprechen dafür, dass der Proband Schwierigkeiten hat, eigene Gefühle und deren physiologische Begleiterscheinungen in adäquater Weise wahrzunehmen. Skala 2: Schwierigkeiten bei der Beschreibung von Gefühlen Diese Skala erfasst Probleme der Probanden, Emotionen zu zeigen und zu beschreiben. Sie bezieht sich somit auf den Ausdruckscharakter von Emotionen und bezieht dabei den kommunikativen Aspekt von Emotionen mit ein. 28 Material und Methoden Hohe Werte in dieser Skala weisen darauf hin, dass die Kommunikation von Emotionen eingeschränkt ist oder im Extremfall ganz fehlt. Skala 3: Extern orientierter Denkstil Mit den Items dieser Skala wird versucht den automatisch-mechanischen Denkstil zu erfassen. Probanden mit hohen Werten auf dieser Skala geben somit an, sich nicht für analytisches Denken oder für eine Reflexion von Lösungswegen in problematischen Situationen zu interessieren. Gesamtskala: Alexithymie Neben diesen Einzelskalen kann eine Gesamtskala, bestehend aus sämtlichen Items der drei Einzelskalen, gebildet werden. Diese ergibt einen Globalwert für die Ausprägung einer Alexithymie. Insbesondere für die Unterteilung von Probanden in hoch- und niedrig alexithyme Untergruppen scheint die Gesamtskala am besten geeignet. 2.2.1.8 Leyton-Zwangssyndrom-Fragebogen/Kinderversion Die deutsche Fassung der Kinderversion des Leyton-Zwangssyndrom- Fragebogen-Kinderversion wurde durch Herrn Prof. Dr. Dr. H.-C. Steinhausen entwickelt und in seinem Lehrbuch veröffentlicht (Steinhausen 2002b). Die selbst zu erstellenden 44 Karten beziehen sich auf Gedanken, Gewohnheiten und Gefühle. Im Einzelnen werden folgende Items abgefragt: 1-4 Gedanken 5-7 Kontrolle 8-11 Schmutz und Ansteckung 12-14 Gefährliche Objekte 15-21 Sauberkeit und Ordentlichkeit 22-25 Schularbeit 26-28 Ordnung und Routine 29-32 Wiederholung 33-35 Übergewissenhaftigkeit 36-37 Entschlusslosigkeit 38-39 Horten 40-41 Geiz 42-44 Magische Spiele 29 Material und Methoden Es gibt drei Durchgänge. Im ersten Durchgang soll der Patient mit „Ja“ oder „Nein“ antworten und die Karte auf den passenden Stapel legen. Im nächsten Durchgang, in dem der Widerstandswert gemessen wird, werden die Karten, die zuvor mit „Ja“ beantwortet worden sind, den folgenden Aussagen zugeordnet: 1. Vernünftig: Meine Gedanken und Angewohnheiten sind ganz vernünftig. 2. Gewohnheit: Dies ist mir eine Gewohnheit. Ich tue es, ohne darüber nachzudenken. 3. Nicht notwendig: Ich merke oft, dass ich das nicht tun muss, aber ich mache keinen richtigen Versuch damit aufzuhören. 4. Versuch damit aufzuhören: Ich weiß, dass dies nicht notwendig ist und dass ich es nicht tun muss, und ich versuche damit aufzuhören. 5. Starker Versuch, damit aufzuhören: Was ich tue, kümmert mich sehr, und ich versuche sehr, damit aufzuhören. Im dritten Durchgang wird der Interferenzwert gemessen. Hier werden wieder die „Ja“- Karten dem jeweiligen Stapel zugeordnet: 1. Keine Beeinträchtigung: Meine Angewohnheit hält mich nicht von anderen Dingen ab, die ich tun will. 2. Leichte Beeinträchtigung: Meine Angewohnheit hält mich ein wenig auf oder nimmt etwas von meiner Zeit in Anspruch. 3. Mittlere Beeinträchtigung: Meine Angewohnheit hält mich von anderen Dingen ab und braucht viel von meiner Zeit. 4. Starke Beeinträchtigung: Meine Angewohnheit hält mich von vielen anderen Dingen ab und braucht sehr viel von meiner Zeit. Der Gesamt-Wert von Zwangssymptomen ergibt sich aus der Zahl der „Ja“Antworten. Die Skalenwerte für die Widerstandswerte betragen: Vernünftig=0; Gewohnheit=1; Nicht notwendig=1; Versuch, damit aufzuhören=2; Starker Versuch, damit aufzuhören=3. Die Skalengewichte für die Interferenzwerte: Keine Beeinträchtigung=0; Leichte Beeinträchtigung=1; Mittlere Beeinträchtigung=2; Starke Beeinträchtigung=3. Es liegen zu dieser Kinderversion (Steinhausen 2002b) keine Vergleichsdaten bzw. Cut-Off-Werte vor, deshalb wurden sie in dieser Studie mit den Daten aus der Veröffentlichung des Leyton Obsessional Inventory Child Version verglichen 30 Material und Methoden (Berg et al. 1986). Aus dieser Studie konnte ein Cut-Off-Wert von ca. 19 abgelesen werden. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit wurden mit denen der Studie von (Berg et al. 1986) verglichen. In dieser Studie waren die Probanden in drei Gruppen aufgeteilt. Davon litten 26 Jugendliche (M=14,3 Jahre) unter einer nach DSM III Kriterien diagnostizierten Zwangserkrankung. Als Kontrollgruppe dienten 14 Probanden (M=13,7 Jahre) mit einer anderen psychiatrischen Diagnose sowie 28 Jugendliche ohne Diagnose (M=13,7 Jahre). 2.2.2 Verlaufsdiagnostik Tabelle 5: Verlaufsdiagnostik Untersuchungsmittel Zielsymptomatik Fragebogen zur Befindlichkeit Stimmungslage, wahrgenommene (Keller et al. 2005) Anspannung, Stationserleben und Behandlungszufriedenheit Angstrating (Skala zwischen 1=gar Ausmaß der subjektiv empfundenen keine Angst und 100=maximale Angst) Angst vor dem Zunehmen 2.2.2.1 Fragebogen zur Befindlichkeit Täglich wurden morgens 10 und abends 27 Fragen zur allgemeinen Befindlichkeit ausgefüllt. Angestrebt wurde eine Zeitdauer über 6-8 Wochen. Die Antwortmöglichkeiten reichen von 1=stimmt gar nicht bis zu 5=stimmt vollkommen. Bei den Fragen 26 und 27 war als Antwortkategorie zusätzlich eine 0 vorgesehen, falls keine Medikamente eingenommen wurden. Die ersten 10 Fragen stimmen morgens und abends überein. Diese Fragen gehen auf die momentane Gefühlslage der Patienten ein. So wird nach der Grundstimmung, nach innerer Anspannung und weiteren Aspekten der momentanen Stimmung gefragt. 31 Material und Methoden Die weiteren 17 Fragen im abendlichen Bogen beziehen sich eher auf das Stationsleben, die Behandlungszufriedenheit und den erlebten Tag. Die Fragebögen zur Befindlichkeit sind im Anhang angefügt. 2.2.2.2 Angstrating In Anlehnung an eine Pilotuntersuchung zur Angstdynamik anorektischer Patientinnen im stationären Behandlungsverlauf an der Universität Würzburg (Calame 2005) wurden die Patientinnen zweimal täglich gebeten, ihre aktuelle subjektive Gewichtsangst auf einem speziell dafür konzipierten Angstratingbogen mit einer Skala zwischen 0 (gar keine Angst) und 100 (maximale Angst) einzuschätzen. Dies sollte analog zum Ausfüllen der Befindlichkeitsfragebögen täglich einmal morgens und einmal abends - geschehen (Keller et al. 2003). 2.3 Untersuchungsgang Der Untersuchungszeitraum umfasste insgesamt 2 Jahre. Die Datenerhebung begann, nachdem sowohl die Patientinnen als auch die Eltern schriftlich ihr Einverständnis erklärt hatten. Die Patienten- und Elterninformation sowie Einverständniserklärung wurden im Vorfeld gemeinsam mit einer Beschreibung der geplanten Untersuchung der Ethikkommission der Universität Ulm vorgelegt. Die Probanden wurden nicht entlohnt und haben freiwillig teilgenommen. Der angestrebte individuelle Untersuchungszeitraum betrug 6 - 8 Wochen. Die kürzeren Datenerhebungen kamen durch Abbruch der Patientin - der ihnen jederzeit möglich war - oder durch Entlassung der Patientin zustande. Grundsätzlich gab es pro Tag zwei Befragungszeitpunkte, jeweils morgens und abends. Die Fragen sollten wenn möglich immer zur gleichen Zeit beantwortet werden. Wenn die Patienten das Wochenende oder einen therapeutischen Kurzurlaub bei Ihrer Familie verbrachten, wurden sie gebeten, die Fragebögen soweit wie möglich trotzdem auszufüllen und nur die Fragen zum Stationsalltag wegzulassen. Fragebögen waren den Patienten in einer ihnen persönlichen zugehörigen Mappe zugänglich und wurden von den Studienbetreuern alle 1-2 Wochen abgeholt und ausgewertet. Gleichzeitig konnten Patienten und Betreuer 32 Material und Methoden bestehende Probleme und Unklarheiten besprechen. Den Patienten wurde angeboten, die Auswertungen/Ergebnisse der Fragebögen erklärt zu bekommen. 2.4 Statistische Auswertung Für sämtliche statistischen Berechnungen wurde das Statistical Analysis System (SAS) 9.1. verwendet. Zur Anwendung kamen Standardmethoden wie die Berechnung von Mittelwerten, Standardabweichungen und Pearson´schen Korrelationskoeffizienten. Angegeben sind *p<0,05, **p<0,01, ***p<0,0002 (aAdjustierung/Bonferroni). Der Vergleich der Mittelwerte zwischen den Stichproben wurde paarweise mittels Vergleichsstichproben nicht t-Test berechnet, vorlagen und da die deshalb Originaldaten keine der einfaktorielle Varianzanalyse zum simultanen Vergleich über alle Stichproben berechnet werden konnte. 2.5 Ethik Vor Beginn der Studie wurde der Ethikkommission der Universität Ulm eine Darstellung von Forschungsprojekten über wissenschaftliche Untersuchungen am Menschen zur Untersuchung vorgelegt. Eingereicht wurde der Ethikantrag am 29.07.2005, das positive Votum lag am 31.08.2005 vor. 33 Ergebnisse 3. Ergebnisse 3.1 Auswertung der psychopathologischen Veränderungen In diesem Teil werden die einzelnen Fragebögen zuerst getrennt voneinander ausgewertet, um die Faktoren Essstörung, Angst, Persönlichkeitseigenschaften, Zwangsneigung und Alexithymie zu beschreiben. Später werden wichtige Zusammenhänge mittels errechneter Korrelationen betrachtet. 3.1.1 Auswertung des Child Behavior Checklist (CBCL/4-18) und des Youth Self Report (YSR/11-18) 24 der 25 Patientinnen beantworteten den YSR-Fragebogen (Fragebogen für Jugendliche: Youth Self Report (YSR/11-18)), 17 Eltern machten Angaben auf der CBCL (Fragebogen für Eltern: Child Behavior Checklist 4-18 (CBCL/4-18)). Tabelle 6: Youth Self Report (YSR/11-18) und Child Behavior Checklist (CBCL/4-18) n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, DF: Freiheitsgrad, t: T-Wert, p: Signifikanz Variable YSR CBCL T-Wert M (SD) T-Wert M n=24 (SD) t (DF) p n=17 Sozialer Rückzug 60,8 (8,8) 62,1 (11,3) 0,41 (39) 0,681 Körperliche Beschwerden 57,2 (8,0) 57,8 (9,0) 0,22 (39) 0,823 Ängstlich/depressiv 61,7 (8,2) 64,2 (9,6) 0,90 (39) 0,376 Soziale Probleme 55,5 (7,4) 54,1 (5,9) 0,65 (39) 0,521 Schizoid/zwanghaft 60,0 (7,8) 66,1 (10,9) 2,09 (39) 0,043 Aufmerksamkeitsprobleme 54,4 (5,1) 55,1 (5,9) 0,41 (39) 0,687 Dissoziales Verhalten 52,0 (3,4) 53,5 (4,4) 1,23 (39) 0,226 Aggressives Verhalten 52,8 (4,6) 55,1 (5,3) 1,48 (39) 0,147 Internalisierungsscore 60,0 (11,1) 62,5 (10,7) 0,72 (39) 0,475 Externalisierungsscore 49,2 (7,1) 52,0 (7,6) 1,29 (39) 0,203 Gesamt 56,2 (8,5) 59,4 (8,2) 1,20 (39) 0,236 34 Ergebnisse 3.1.2 Auswertung des Junior Temperament und Charakter Inventar (JTCI 12-18) Sämtliche Patientinnen machten Angaben im Junior Temperament und Charakter Inventar (JTCI 12-18). Die erhobenen Daten (Mittelwert M, Standardabweichung SD) wurden im folgenden mit den Präferenzwerten für Stichproben von ANPatientinnen (Hueg et al. 2006) und einer Normstichprobe (Goth 2001) verglichen. Im Folgenden werden die einzelnen JTCI-Dimensionen verglichen (Tabelle 7). Tabelle 7: Junior Temperament und Charakter Inventar (JTCI) n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung Norm: Normwerte einer repräsentativen gesunden Population Jugendlicher (Goth 2001) AN, Heidelberg: Anorexia nervosa, restriktiver Typ (Hueg et al. 2006) AN, Ulm: Probandinnen dieser Studie JTCI- Dimension AN, Ulm (n=25) AN, Heidelberg Norm M (SD) (n=29) M M (SD) Neugierverhalten 18,5 (5,1) 14,6 (4,9) 21,5 Schadensvermeidung 18,6 (8,0) 17,7 (7,4) 19 Belohnungsabhängigkeit 19,1 (4,1) 19,2 (4,6) 19 Beharrungsvermögen 18,0 (3,2) 17,1 (3,3) 14,6 Selbstlenkungsfähigkeit 24,3 (5,3) 26,2 (5,9) 27 Kooperativität 31,2 (5,8) 31,5 (4,0) 29 Selbsttranszendenz 16,8 (5,8) 16,6 (4,3) 19 Dimension 1: Neugierverhalten Der Mittelwert (M=18,5) der Patientinnen dieser Studie liegt zwischen dem Mittelwert der Anorexia nervosa Stichprobe (M=14,6) und der Gruppe der Normstichprobe (M=21,5). Dimension 2: Schadensvermeidung Hier liegt der Mittelwert der Stichprobe (M=18,6) ebenfalls zwischen den Mittelwerten der Vergleichsstichproben (M=17,7 und M=19). 35 Ergebnisse Dimension 3: Belohnungsabhängigkeit Bezüglich der Belohnungsabhängigkeit unterscheidet sich der Mittelwert (M=19,1) unwesentlich von denen der Vergleichsstichproben (M=19,2 und M=19). Dimension 4: Beharrungsvermögen Bei dieser Dimension liegt der Mittelwert (M=18,0) über den anderen, wobei jedoch die Werte der Vergleichsgruppe (AN-Patientinnen) (M=17,1) näher an dieser Stichprobe liegt als die Normstichprobe (M=14,6). Dimension 5: Selbstlenkungsfähigkeit Der Mittelwert der Patientinnen dieser Stichprobe (M=24,3) liegt unter den Mittelwerten der AN-Gruppe (M=26,2) und der Normstichprobe (M=27). Dimension 6: Kooperativität Auch hier weichen die Mittelwerte nicht stark voneinander ab. Der Mittelwert dieser Stichprobe (M=31,2) entspricht in etwa dem der AN-Vergleichsgruppe (M=31,5) und dem der Normstichprobe (M=29). Dimension 7: Selbsttranszendenz Bei dieser Dimension liegt der Mittelwert (M=16,8) zwischen dem Mittelwert der AN-Patientinnen (M=16,6) und dem der Normstichprobe (M=19). 36 Ergebnisse 3.1.3 Auswertung des Eating Disorder Inventory (EDI-2) Bei der Auswertung der Langform des EDI-2 konnten die Daten von 21 Patientinnen unserer Studie berücksichtigt werden. Vier Patientinnen füllten lediglich die Kurzform aus. Aufgrund der besseren Vergleichbarkeit wurden deshalb bei der Auswertung nur die Ergebnisse der ersten acht Items (entsprechend der Originalversion des EDI) berücksichtigt. Die Ergebnisse wurden mit denen der deutschsprachigen Version des EDI (Thiel u. Paul 1988) verglichen. Der Altersmittelwert der hier untersuchten Stichprobe lag bei 15,24 Jahren, wohingegen die Stichprobengruppe von Thiel und Paul (1988) der Vergleichstichprobe, welche 183 Frauen umfasste, bei einem Durchschnittalter von 23,8 Jahren lag. Tabelle 8: Eating Disorder Inventory-2 (EDI-2) n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, DF: Freiheitsgrad, t: T-Wert, p: Signifikanz, AN: Probanden dieser Stichprobe, Norm: Normstichprobe von Thiel und Paul (1988) EDI: Eating Disorder Inventory EDI-2 Stichprobe M (SD) t (DF) p Skala SS: AN (n=25) 23,0 (8,9) 3,05 0,003 „Schlankheitsstreben“ Norm (n=183) 18,4 (6,8) (206) Skala B: „Bulimie“ AN (n=25) 11,8 (5,7) 0,22 Norm (n=183) 11,6 (4,0) (206) Skala UK: „Unzufriedenheit AN (n=25) 32,2 (9,3) 1,17 mit dem Körper“ Norm (n=183) 29,7 (10,1) (206) Skala I: „Ineffektivität“ AN (n=25) 29,4 (9,2) 3,04 Norm (n=183) 25,0 (6,4) (206) AN (n=25) 16,3 (4,6) 0,39 Norm (n=183) 16,7 (4,9) (206) AN (n=25) 20,2 (6,9) 0,45 Norm (n=183) 20,7 (5,0) (206) Skala IW: „Interozeptive AN (n=25) 27,9 (9,6) 4,17 Wahrnehmung“ Norm (n=183) 22,1 (6,0) (206) Skala P: „Perfektionismus“ Skala M: „Misstrauen“ 0,820 0,240 0,003 0,700 0,656 <0,001 Fortsetzung auf nächster Seite 37 Ergebnisse Tabellenfortsetzung EDI-2 Stichprobe M (SD) t (DF) p Skala AE: „Angst vor dem AN (n=25) 28,6 (7,6) 5,76 <0,001 Erwachsenwerden“ Norm (n=183) 21,9 (5,1) (206) Skala A: „Askese“ AN (n=21) 19,9 (6,3) Skala IR: AN (n=21) 23,2 (7,2) AN (n=21) 24,7 (6,7) „Impulsregulation” Skala SU: „Soziale Unsicherheit” 3.1.4 Auswertung der Anorexie-Angst-Skala (AAS) Die Anorexie-Angst-Skala (AAS) (Schulze u. Keller, Publikation in Vorbereitung) wurde von 24 Patientinnen dieser Studie ausgefüllt. Die Daten konnten mit denen einer klinischen Stichprobe von 26 stationär behandelten anorektischen Patientinnen mit dem Durchschnittsalter von M=14,54 (SD=1,89) Jahren und denen einer Feldstichprobe (Schülerinnen, n=372) mit dem Durchschnittsalter von M=14,56 (SD=1,79) Jahren verglichen werden. Das Altersspektrum der Patientinnen lag wie bei dieser Studie bei 12-18 Jahren (Schulze u. Keller, Publikation in Vorbereitung). 38 Ergebnisse Tabelle 9: Anorexie-Angst-Skala (AAS) n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, DF: Freiheitsgrad, t: T-Wert, p: Signifikanz, AN: AN Patientinnen dieser Stichprobe, Feldstichprobe: Patientinnen von Schulze und Keller (Publikation in Vorbereitung) Wie groß ist Deine Angst nach dem AN Feldstich- Wiegen, dass...? (n=24) probe M (SD) (n= 372) t (DF) p M (SD) andere Dich als zu dick wahrnehmen 2,9 (2,1) 2,31 (1,54) 1,85 (394) 0,065 4,9 (2,2) 3,17 (1,87) 4,21 (394) <0,001 und Dich deshalb nicht mehr akzeptieren? Dein Gewicht übers Ziel hinausschießt? kein Junge mehr Deiner Figur zuliebe 3,0 (2,2) 3,30 (2,01) 0,71 (394) 0,479 hinter Dir herschaut oder mit Dir flirtet? Du hässlich wirst? 4,0 (2,6) 3,57 (2,19) 0,85 (394) 0,394 Du nichts mehr als zunehmen 4,6 (2,4) 2,81 (1,98) 4,22 (394) <0,001 4,1 (2,5) 2,92 (1,92) 2,94 (394) 0,004 4,9 (2,3) 3,92 (2,22) 2,15 (394) 0,032 4,5 (2,4) 3,59 (2,02) 2,11 (394) 0,035 kannst? jeder Deine Gewichtszunahme gleich sehen kann? Dein Bauch „Rettungsringe“ bekommt, sich aufbläht und wie eine Kugel vorwölbt? Deine Lieblingshose nur noch knapp (oder vielleicht gar nicht mehr) passt? 39 Ergebnisse Anorexie-Angst-Skala (kumulative Prozentanteile) im Stichprobenvergleich 100 90 kumulierte Häufigkeiten 80 70 60 50 40 30 20 10 56 52 48 44 40 36 32 28 24 20 16 12 8 0 Gewichtsangst Klinische Stichprobe Klinische Stichprobe von Schulze u. Keller Feldstichprobe von Schulze u. Keller Abbildung 1: Anorexie-Angst-Skala (kumulative Prozentanteile) Der Gesamtmittelwert aller acht AAS-Skalen dieser Studie lag mit M=32,9 (SD=18,8) näher an dem Mittelwert der klinischen Stichprobe mit M=33,46 (SD=15,48) als an der Feldstichprobe mit M=25,60 (SD=12,38) von Schulze u. Keller (Publikation in Vorbereitung). 3.1.5 Auswertung des State-Trait-Angstinventars (STAI) Das State-Trait-Angstinventar (STAI) konnte für die gesamte Stichprobe (25 Patientinnen) ausgewertet werden. Die Werte wurden mit den vorgegebenen Normwerten der deutschen Adaptation (Laux et al. 1981) des „State-Trait-AnxietyInventory“ (Spielberger et al. 1970) verglichen. Normwerte existieren aufgrund der Momentaufnahme der State-Angst nur für die sogenannte Trait-Angst 40 Ergebnisse (Eigenschaftsangst). Die jüngste geschlechtsspezifische Normstichprobe liegt im Altersbereich von 15-29 Jahren. Obwohl die Probanden dieser Stichprobe mit einem Durchschnittsalter von 15,24 Jahren zu einem Teil unter diesem Altersbereich liegen, wurden, um keine Werte zu verlieren, alle Probanden miteinbezogen. Tabelle 10: STAI n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, DF: Freiheitsgrad, t: T-Wert, p: Signifikanz, AN: Probanden dieser Stichprobe, Norm: Eichstichprobe (Laux et al 1981) STAI Gruppe M (SD) t (DF) p Angst allgemein AN (n=25) 47,52 (12,2) 5,71 (365) <0,001 Norm (n=342) 35,65 (9,8) Angst AN (n=25) 46,96 (10,9) 4,67 (365) <0,001 augenblicklich Norm (n=342) 36,95 (10,3) STAI X2: Trait-Angst Der Normwert für Frauen im Alter von 15-29 Jahren liegt bei M=35,65 (SD=9,83). Nimmt man an, dass eine Abweichung in Größe einer Standardabweichung (45,48) als auffällig angesehen werden kann, befanden sich 15 Patientinnen (60%) in diesem Bereich. Vier (16%) lagen unter einem Wert von 35,65. Betrachtet man das Ganze bezogen auf Prozentränge, befanden sich drei Patientinnen (12%) unter einem Prozentrang von 50, wohingegen 22 (88%) Patientinnen über einem Prozentrang von 50 lagen. Der Mittelwert dieser Patientinnen lag bei M=47,52 (SD=12,2). Hieraus lässt sich ein Prozentrang von 87 ermitteln. STAI X1: State-Angst In diesem Teil des STAI ergab sich ein Mittelwert von M=46,96 (SD=10,9) auf einer Punkteskala von 20-80. Dieser Wert ist wenig aussagekräftig, da es sich hier nur um die Angst im Augenblick handelt, die sehr situationsbezogen ist. Aus diesem Grund dient der Normwert in Tabelle 10 nur als Veranschaulichung. 41 Ergebnisse 3.1.6 Auswertung des Sozialphobie- und Angstinventars für Kinder (SPAIK) Alle Probandinnen dieser Studie haben die deutsche Version (Melfsen et al. 1999) des „Social Phobia and Anxiety Inventory for Children“ (SPAI-C) (Beidel et al. 1995, 1996, 1998) bearbeitet. Normtabellen ermöglichen einen Vergleich der Ergebnisse dieser Stichprobe mit den entsprechenden Werten geschlechtsspezifischer Altersgruppen. Die Normwerte sind angegeben für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre. 10 der Probanden dieser Stichprobe sind älter als 16 Jahre und würden somit nicht mehr in die letzte Altersgruppe hineinpassen. Um diese Ergebnisse nicht zu verlieren, wurden sie trotzdem miteinbezogen. Ab einem Trennwert von 20 sprechen die Autoren von einer bestehenden Sozialphobie. Auswertung anhand der Prozentränge Die Prozentränge werden je nach Alter entsprechend der Rohwerte angegeben. Dabei erreichten zwei Patientinnen einen Prozentrang von 96% bis 99%, zwei Patientinnen einen Prozentrang von 91% bis 95%, vier Patientinnen einen Prozentrang von 76% bis 90%, drei Patientinnen einen Prozentrang von 51% bis 75%, sechs Patientinnen einen Prozentrang von 26% bis 50%, drei Patientinnen einen Prozentrang von 11% bis 25%, vier Patientinnen einen Prozentrang von 6% bis 10% und eine Patientin einen Prozentrang von 2% bis 5%. Der Mittelwert dieser Stichprobe von M=13,32 (SD=8,42) lag zwischen den Werten der Normstichprobe und denen der klinischen Stichproben (anderweitige Angststörung, subklinische soziale Ängste, Sozialphobie) von Melfsen et al. (2001) (siehe Abbildung 2). Auswertung nach dem Trennwert Bei einem Trennwert von 20 lagen sechs (24%) Patientinnen über diesem Wert und 19 (76%) darunter. 42 Ergebnisse SPAIK- Gesamtwerte Sozialphobie (Melfsen et al. 2001) Subklinische soziale Ängste (Melfsen et al. 2001) Anderweitige Angststörungen (Melfsen et al. 2001) Klinische Stichprobe Normstichprobe (Melfsen et al. 2001) 0 5 10 15 20 25 30 Abbildung 2: SPAIK Gesamtmittelwerte Klinische Stichprobe von Melfsen et al. (2001) (n=145 psychiatrisch behandelte Kinder und Jugendliche, 7-18 Jahre): anderweitige Angststörung (M=15,00), subklinische soziale Ängste (M= 23,48), Sozialphobie (M=28,31) Klinische Stichprobe dieser Studie (n=25, 12-18 Jahre): M=13,32 Normstichprobe von Melfsen et al. (2001) (n=1197, 8-16 Jahre): M=12,51 3.1.7 Auswertung der Toronto-Alexithymie-Skala-26 (TAS-26) Die Toronto-Alexithymie-Skala-26 wurde durch sämtliche Patientinnen der Stichprobe bearbeitet. In Anlehnung an Taylor et al. werden die Probandinnen ab einem Gesamtwert von ≥54 als alexithym bezeichnet (Taylor et al. 1997). In diesem Fall traf das bei sieben der 25 Patientinnen (28%) zu. Weitere fünf Probandinnen (20%) erreichten Werte zwischen 50 und 54. 43 Ergebnisse Tabelle 11: TAS-26 n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, DF: Freiheitsgrad, t: T-Wert, p: Signifikanz, AN: Probanden dieser Stichprobe, Norm: Normstichprobe (Taylor et al. 1997) TAS1: Schwierigkeiten bei der Identifikation von Gefühlen, TAS2: Schwierigkeiten bei der Beschreibung von Gefühlen, TAS3: Extern orientierter Denkstil Variable AN (n=25) M (SD) Norm (n=2047) t (DF) p M (SD) TAS1 17,20 (7,14) 14,14 (5,39) 2,84 (2070) 0,005 TAS2 15,00 (4,43) 13,00 (3,80) 2,61 (2070) 0,009 TAS3 15,76 (2,91) 16,38 (4,02) 0,75 (2070) 0,455 TAS gesamt 47,96 (11,35) 43,56 (9,54) 2,30 (2070) 0,022 3.1.8 Auswertung des Leyton-Zwangssyndrom-Fragebogen (Kinderversion) Von der Gesamtgruppe der 25 Anorexie-Patientinnen wurde bei 19 der LeytonZwangssyndrom-Fragebogen (Kinderversion) (Steinhausen 2002b) durchgeführt. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit wurden mit denen der Studie von (Berg et al. 1986) verglichen. Tabelle 12: Leyton-Zwangsinventar n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, AN: Probanden dieser Stichprobe Zwangspatienten, Psychiatrische Kontrollgruppe, Normstichprobe: Probanden von Berg et al. (1986) Variable AN (n=19) Zwangs- Psychiatrische Norm- M (SD) patienten Kontrollgruppe stichprobe (n=26) M (SD) (n=14) M (SD) (n=28) M (SD) Ja- Antworten 14,0 (5,6) 20,9 (8,3) 17,6 (6,8) 12,9 (5,6) Widerstands- 15,0 (10,0) 32,3 (20,0) 16,6 (9,5) 11,1 (7,7) 16,8 (11,8) 32,8 (23,2) 19,9 (13,9) 10,0 (8,3) wert Interferenzwert 44 Ergebnisse Tabelle 13: Leyton- Zwangsinventar n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, DF: Freiheitsgrad, t: T-Wert, p: Signifikanz, AN: Probanden dieser Stichprobe, Normstichprobe: Probanden von Berg et al. (1986) Variable AN (n=19) Normstichprobe t (DF) p M (SD) (n=28) M (SD) Ja- Antworten 14,0 (5,6) 12,9 (5,6) 0,66 (45) 0,512 Widerstandswert 15,0 (10,0) 11,1 (7,7) 1,51 (45) 0,138 Interferenzwert 16,8 (11,8) 10,0 (8,3) 2,32 (45) 0,025 Ausgehend von einem nicht wissenschaftlich belegten Cut-Off-Wert von 19 (abgelesen aus Berg et al. (1986)) in allen drei Bereichen (Ja-Antworten, Widerstandswert und Interferenzwert) liegen vier von 19 Patientinnen über diesen Werten. Zwei davon erreichten hinsichtlich des Widerstands- und Interferenzwertes sogar über 35 Punkte. Bei keiner Patientin wurde klinisch neben der Essstörung die zusätzliche Diagnose einer Zwangsstörung vergeben. 45 Ergebnisse 3.2 Korrelationen 3.2.1 Angst (STAI, SPAIK) Tabelle 14: Korrelationen zur Angst (*)p<0,1 (tendenziell signifikant) n=25, *p<0,05 **p<0,01 ***p<0,0002 (a-Adjustierung/Bonferroni) r: Korrelationskoeffizient, aufgeführt nur r>+/-0,30, fett: r>+/-0,60 Trait-Angst (X2) State-Angst (X1) Trait-Angst (X2) 0,46* -----------------------0,30 SPAIK 3.2.2 Angst und essstörungsspezifische Psychopathologie (STAI, SPAIK; EDI-2) Tabelle 15: Korrelation der Fragebögen zur Angst (STAI, SPAIK) mit EDI-2 (*)p<0,1 (tendenziell signifikant) n=25, *p<0,05 **p<0,01 ***p <0,0002 (a-Adjustierung/Bonferroni) r: Korrelationskoeffizient, aufgeführt nur r>+/-0,30, fett: r>+/-0,60 EDI: Eating Disorder Inventory, SPAIK: Sozialphobie- und Angstinventar für Kinder EDI-2 State-Angst Trait-Angst (X1) (X2) 0,47* 0,38(*) 0,60** 0,65** SPAIK Skala SS: „Schlankheitsstreben“ Skala B: „Bulimie“ Skala UK: „Unzufriedenheit mit dem Körper“ Skala I: „Ineffektivität“ Skala P: „Perfektionismus“ 0,35(*) Skala M: „Misstrauen“ 0,37* 0,49* 0,52** Skala IW: „Interozeptive 0,51** 0,67** 0,45* 0,56** 0,35* Skala A: „Askese“ 0,38(*) 0,59** 0,61** Skala IR: „Impulsregulation” 0,47* 0,68** Skala SU: „Soziale Unsicherheit” 0,39(*) 0,64** Wahrnehmung“ Skala AE: „Angst vor dem Erwachsenwerden“ 0,49* 46 Ergebnisse 3.2.3 Angst – Gewichtsangst (STAI, SPAIK, AAS/Kurzform) Tabelle 16: Korrelation der Fragebögen zur Angst (STAI X1 und X2, SPAIK) mit der AAS (*)p<0,1 (tendenziell signifikant) n=24, *p<0,05 **p<0,01 ***p <0,0002 (a-Adjustierung/Bonferroni) r: Korrelationskoeffizient, aufgeführt nur r>+/-0,30, fett: r>+/-0,60, SPAIK: Sozialphobie- und Angstinventar für Kinder Wie groß ist Deine Angst nach dem State- Trait- Wiegen, dass...? Angst Angst (X1) (X2) SPAIK andere Dich als zu dick wahrnehmen und Dich deshalb nicht mehr akzeptieren? Dein Gewicht übers Ziel hinausschießt? 0,38(*) kein Junge mehr Deiner Figur zuliebe hinter 0,53** Dir herschaut oder mit Dir flirtet? Du hässlich wirst? Du nichts mehr als zunehmen kannst? 0,36(*) jeder Deine Gewichtszunahme gleich sehen 0,33 0,33 kann? Dein Bauch „Rettungsringe“ bekommt, sich 0,36(*) aufbläht und wie eine Kugel vorwölbt? Deine Lieblingshose nur noch knapp (oder 0,32 vielleicht gar nicht mehr) passt? 47 Ergebnisse 3.2.4 Persönlichkeitseigenschaften, Alexithymie und essstörungsspezifische Psychopathologie (JTCI, TAS-26, EDI-2) Tabelle 17: Korrelation EDI-2 mit TAS-26 und JTCI (*)p<0,1 (tendenziell signifikant) *p<0,05 **p<0,01 ***p <0,0002 (a-Adjustierung/Bonferroni) EDI 1-8: n=25; EDI 9-11: n=21, r: Korrelationskoeffizient, aufgeführt nur r>+/-0,30, fett: r>+/-0,60 EDI 1: „Schlankheitsstreben“, EDI 2: „Bulimie“, EDI 3: „Unzufriedenheit mit dem Körper“, EDI 4: „Ineffektivität“, EDI 5: „Perfektionismus“, EDI 6: „Misstrauen“, EDI 7: „Interozeptive Wahrnehmung“, EDI 8: „Angst vor dem Erwachsenwerden“, EDI 9: „Askese“, EDI 10: „Impulsregulation”, EDI 11: „Soziale Unsicherheit” JTCI 1: Neugierverhalten, JTCI 2: Schadensvermeidung, JTCI 3: Belohnungsabhängigkeit, JTCI 4: Beharrungsvermögen, JTCI 5: Selbstlenkungsfähigkeit, JTCI 6: Kooperativität, JTCI 7: Selbsttranszendenz, TAS: Toronto-Alexithymie-Skala TAS JTCI 1 JTCI 2 JTCI 3 JTCI 4 JTCI 5 JTCI 6 JTCI 7 gesamt EDI 1 -0,35(*) EDI 2 EDI 3 EDI 4 0,56* 0,62** -0,61** -0,47* -0,41* -0,55** -0,37(*) 0,43* EDI 5 0,35(*) EDI 6 0,77*** 0,70*** -0,47* -0,30 EDI 7 0,66** 0,64** -0,43* -0,63** EDI 8 0,51* 0,48* -0,34(*) -0,34 EDI 9 0,75*** 0,77*** -0,35 -0,65** EDI 10 0,63** 0,59** -0,40* -0,54** EDI 11 0,76*** 0,74*** -0,44* -0,81*** -0,68** 3.3 Befindlichkeit und Gewichtsangst 3.3.1 Häufigkeitsauszählungen Die Gesamtverteilung der Angaben in den einzelnen Antwortkategorien sowie Mittelwerte und Standardabweichungen gehen aus Tabelle 18 hervor. Missing Data lassen sich zurückführen auf nicht beantwortete Fragen aufgrund therapeutischer Wochenendbeurlaubungen oder einer nicht vorhandenen Bereitschaft, spezifische Fragen zu beantworten. 48 Ergebnisse Die Fragen 26 (Die Medikamente helfen sehr gut/keine Medikamente eingenommen) und 27 (Ich habe in den letzten 24 h Nebenwirkungen der Medikamente bemerkt/keine Medikamente eingenommen) wurden aufgrund der Vergleichbarkeit in diesem Teil nicht mit einbezogen. Tabelle 18: Befindlichkeitsfragebogen: Häufigkeiten, Mittelwert und Standardabweichung Gesamt: Anzahl der Bögen, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung Inhalt der Frage gesamt 1 2 3 4 5 M SD 1= stimmt gar nicht, 5= stimmt vollkommen. In % 1) Ich bin gut drauf 1801 10,4 18,7 29,0 23,8 18,1 3,2 1,2 2) Ich bin müde und 1801 37,5 24,4 24,1 12,3 1,6 2,2 1,1 3) Ich bin genervt 1801 46,0 22,2 20,2 7,5 4,1 2,0 1,2 4) Ich fühle mich ängstlich 1800 61,2 15,2 12,7 6,7 4,3 1,8 1,2 5) Ich bin aggressiv 1801 72,9 15,5 6,9 2,8 1,9 1,5 0,9 6) Ich fühle mich verletzlich 1800 51,4 20,3 15,1 5,7 7,3 2,0 1,3 7) Ich bin traurig und 1801 35,9 21,9 22,0 9,8 10,4 2,4 1,3 8) Ich bin verärgert 1800 42,1 19,5 20,4 8,9 9,1 2,2 1,3 9) Ich fühle mich 1799 31,8 18,7 25,1 13,0 11,4 2,5 1,4 1801 37,1 17,7 19,4 10,7 15,1 2,5 1,5 901 49,4 18,8 13,2 5,9 12,8 2,1 1,4 900 48,9 19,3 16,3 7,4 8,0 2,1 1,3 901 59,6 16,8 11,9 4,2 7,6 1,8 1,2 901 60,8 19,9 11,9 4,7 2,8 1,7 1,0 erschöpft betrübt sympathisch und attraktiv 10) Ich bin innerlich angespannt 11) Ich werde hier gegen meinen Willen behandelt 12) Heute war es schwierig für mich, alleine zu sein 13) Mir ist vieles peinlich, ich schäme mich ständig 14) Ich habe mich heute richtig ausgepowert (z.B.: beim Sport, Musik) Fortsetzung auf nächster Seite 49 Ergebnisse Tabellenfortsetzung Inhalt der Frage gesamt 1 2 3 4 5 M SD 1= stimmt gar nicht, 5= stimmt vollkommen. In % 15) Die Stimmung auf der 890 10,9 18,3 32,9 23,5 14,4 3,1 1,2 894 16,9 17,1 27,5 21,0 17,5 3,1 1,3 896 15,7 16,5 28,2 20,8 18,8 3,1 1,3 879 18,2 14,9 32,5 20,3 14,1 3,0 1,3 884 18,4 11,9 24,7 22,9 22,2 3,2 1,4 883 12,9 13,3 26,6 23,1 24,1 3,3 1,3 892 30,8 15,8 26,4 15,3 11,8 2,6 1,4 889 27,6 16,8 29,6 14,5 11,6 2,7 1,3 893 16,2 16,9 32,9 18,1 15,8 3,0 1,3 894 21,0 12,2 23,0 13,8 30,0 3,2 1,5 897 41,2 22,7 22,1 11,1 2,1 1,2 Station empfand ich heute als sehr angenehm 16) Ich bin heute zufrieden mit mir 17) Insgesamt ging es mir heute gut 18) Ich konnte heute die Dinge mitbestimmen 19) Ich fühle mich von meinem/r Einzeltherapeuten/in verstanden und kann mich ihm/ihr gegenüber öffnen 20) Ich empfinde die Einzeltherapie als hilfreich 21) Ich habe mich heute den Betreuern/innen anvertrauen können 22) Ich habe heute die Betreuer/innen als unterstützend erlebt 23) Insgesamt bin ich heute mit dem Tag auf Station sehr zufrieden 24) Es ist sinnvoll, dass ich weiterhin hier behandelt werde 25) Meine Stimmung hat 3,0 heute stark geschwankt 50 Ergebnisse Tabelle 19: Vergleich Befindlichkeitsfragebögen von dieser Studie (n=25) mit der von Keller et al. (Publikation in Vorbereitung) (n=31) Keller et al.: Alle Probanden der Stichprobe (Keller et al., Publikation in Vorbereitung) AN: Probanden dieser Stichprobe, n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, DF: Freiheitsgrad, t: T-Wert, p: Signifikanz Inhalt der Frage AN (n=25) Keller et M (SD) al. (n=31) t (DF) p M (SD) 1) Ich bin gut drauf 3,2 (1,2) 3,01 (1,2) 0,62 (54) 0,538 2) Ich bin müde und erschöpft 2,2 (1,1) 2,82 (1,4) 1,75 (54) 0,086 3) Ich bin genervt 2,0 (1,2) 2,51 (1,3) 1,48 (54) 0,145 4) Ich fühle mich ängstlich 1,8 (1,2) 2,44 (1,4) 1,81 (54) 0,076 5) Ich bin aggressiv 1,5 (0,9) 1,97 (1,2) 1,62 (54) 0,110 6) Ich fühle mich verletzlich 2,0 (1,3) 3,03 (1,4) 2,82 (54) 0,007 7) Ich bin traurig und betrübt 2,4 (1,3) 2,94 (1,3) 1,55 (54) 0,128 8) Ich bin verärgert 2,2 (1,3) 2,57 (1,3) 1,06 (54) 0,294 9) Ich fühle mich sympathisch 2,5 (1,4) 2,55 (1,4) 0,13 (54) 0,894 10) Ich bin innerlich angespannt 2,5 (1,5) 3,19 (1,5) 1,71 (54) 0,093 12) heute war es schwierig für 2,1 (1,3) 2,16 (1,2) 0,18 (54) 0,858 1,8 (1,2) 2,12 (1,1) 1,04 (54) 0,303 1,7 (1,0) 2,37 (1,3) 2,12 (54) 0,039 3,1 (1,3) 3,06 (1,3) 0,11 (54) 0,908 3,0 (1,3) 2,97 (1,2) 0,09 (54) 0,921 3,0 (1,3) 3,22 (1,3) 0,63 (54) 0,532 und attraktiv mich, alleine zu sein 13) Mir ist vieles peinlich, ich schäme mich ständig 14) Ich habe mich heute richtig ausgepowert (z.B.: beim Sport, Musik) 17) Insgesamt ging es mir heute gut 18) Ich konnte heute die Dinge mitbestimmen 23) Insgesamt bin ich heute mit dem Tag auf Station sehr zufrieden 51 Ergebnisse Die Mittelwerte der Probandinnen dieser Studie wurden mit denen der ANPatientinnen und aller Patienten der Studie von Keller et al. (Publikation in Vorbereitung) verglichen. Dieser Vergleich weist methodische Schwächen auf, da in der Stichprobe von Keller et al. (Publikation in Vorbereitung) fünf ANPatientinnen mit einbezogen sind. Die Unterschiede der Patientinnen dieser Stichprobe mit den Vergleichsprobanden wären ohne die fünf AN-Patientinnen sicherlich höher. Weiterhin wurden bei der T-Test Berechnung die Gesamtmittelwerte von n=25 berücksichtigt (Gesamtmittelwert gebildet aus 1800 Bögen). Daher kann man hier nicht von genauen Signifikanzen sprechen. Die Gesamtverteilung der Angaben aus dem Angstrating sowie Mittelwerte und Standardabweichungen gehen unten stehender Tabelle 20 hervor. Tabelle 20: Gesamtverteilung (in %) des Angstrating gesamt 0-10% 11-20% 21-30% 31-40% 41-50% 51-60% 1802 38,0 7,7 6,8 3,9 5,3 3,5 61-70% 71-80% 81-90% 91-100% M SD 3,2 3,6 5,9 22,2 39.6 39.7 Die folgende Grafik (Abbildung 3) enthält die morgendlichen Gewichtsangstdaten aller Patientinnen. 52 Ergebnisse Gewichtsangst G ew i cht sang 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 Tagnummer 50 TagN r N um m er Patientennummer 101 108 125 132 102 109 126 133 103 110 127 134 104 112 128 135 105 122 129 106 123 130 107 124 131 Abbildung 3: Gewichtsangst – Übersichtsdarstellung aller Patientinnen 53 Ergebnisse 3.3.1 Korrelationen Die Korrelation (r) der Fragen 1-10 des Befindlichkeitsfragebogens und der gewichtsbezogenen Angst der Patientinnen gehen aus Tabelle 21 hervor. Es wurden die morgens und die abends gestellten Fragen mit einbezogen. Tabelle 21: Korrelationen Befindlichkeit und Gewichtsangst GA: Gewichtsangst (momentane Angst vor dem Zunehmen: 0=gar keine Angst; 100=maximale Angst) Alle angegebenen Korrelationen haben ***p<0,0002 (a-Adjustierung/Bonferroni) , r:Korrelationskoeffizient, aufgeführt nur r>+/-0,30, fett: r>+/-0,60 Frage GA 1) Ich bin gut drauf -0,41 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 2) Ich bin müde und erschöpft 3) Ich bin genervt -0,50 0,31 4) Ich fühle mich ängstlich -0,31 0,47 5) Ich bin aggressiv -0,33 6) Ich fühle mich verletzlich -0,40 7) Ich bin traurig und betrübt -0,60 0,36 0,48 0,38 0,47 0,41 0,70 0,34 0,39 0,50 0,35 8) Ich bin verärgert 0,30 -0,64 0,61 9) Ich fühle mich sympathisch -0,47 0,60 -0,36 0,38 0,64 0,40 0,45 0,58 -0,39 -0,46 -0,44 0,49 0,39 0,38 und attraktiv 10) Ich bin innerlich angespannt -0,31 0,34 0,30 0,48 0,33 54 Ergebnisse Der Gesamtmittelwert der Gewichtsangst lag bei M=37,34 (SD=34,24) auf einer Werteskala von 1–100. Die Korrelationen (r) zwischen der Gewichtsangst und dem STAI X1 (Zustandsangst), EDI 1 („Schlankheitsstreben“) und EDI 3 („Unzufriedenheit mit dem Körper“) gehen aus Tabelle 22 hervor. Tabelle 22: Korrelation Gewichtsangst mit STAI X1, EDI 1und EDI 3 *p<0,05 **p<0,01 (a-Adjustierung/Bonferroni) r: Korrelationskoeffizient EDI 1: „Schlankheitsstreben“, EDI 3: „Unzufriedenheit mit dem Körper“, STAI X1: State-Angst Gewichtsangst STAI X1 EDI 1 EDI 3 0,42* 0,59** 0,58** 3.3.2 Darstellung einzelner Patientenverläufe In diesem Kapitel werden Patientenverläufe anhand einiger ausgewählter Items exemplarisch dargestellt. Es wurden die Items „Ich bin gut drauf“, „Ich fühle mich ängstlich“ und „Ich bin verärgert“ nach den höchsten Korrelationen mit den anderen Items ausgesucht, da diese die allgemeine Befindlichkeit, inklusive der Ängstlichkeit, darstellen und eine Übersichtlichkeit bewahrt wird. Es handelt sich um Patientinnen, die sich relativ lange in stationärer Behandlung befanden und eine angemessene Anzahl an Fragebögen ausgefüllt haben. Diese fünf Patientenverläufe werden als Beispiel für die verschiedenen Verläufe dargestellt, die sich sehr individuell gestalten. Patientin 109 stellt einen Beispielverlauf ohne Gewichtsangst dar, welcher ähnlich ist zu den Probandinnen 104, 105, 106, 112, 131, 132 und 135. Der Verlauf von Probandin 110 soll den Verlauf schwankender/steigender Gewichtsangst darstellen, wie er auch bei den Patientinnen 107, 108, 124, 126, 127 und 129 darzustellen wäre. Die Probandinnen 130, 128 und 103 zeigten durchweg verschiedene Ängste auf. Diese sollen Beispielverläufe für die Probandinnen 101, 102, 122, 123, 125, 133 und 134 zeigen. 55 Ergebnisse 3.3.2.1 Patientin 109 Die Patientin war zu Beginn der Untersuchung 16,54 Jahre alt. Sie befand sich 80 Tage in stationärer Behandlung auf der Jugendstation in der ZfP „Die Weissenau“ mit der Diagnose einer restriktiven Anorexia nervosa. Für diesen Zeitraum liegen 104 Bögen vor, von denen 52 morgens und 52 abends ausgefüllt wurden. Die Patientin wurde nicht medikamentös behandelt. Ihr Aufnahme-BMI lag bei 13,30 kg/m² und ihr Entlass-BMI bei 17,19 kg/m². Bei der Patientin lag eine sekundäre Amenorrhoe vor. Die Patientin besuchte das Gymnasium und hatte nach klinischem Eindruck einen durchschnittlichen IQ von 85–114. Im TAS-26 erreichte sie in Skala 1 einen Wert von 24, in Skala 2 einen Wert von 20 und in Skala 3 einen Wert von 18. Der Gesamtwert lag bei 62. Die Patientin war deshalb als alexithym zu bezeichnen. G ewi cht Gewicht 42 41 40 39 38 37 36 35 34 33 0 10 20 30 TagNr Num m er 40 50 Tag Nummer 109 Abbildung 4: Gewichtsverlauf der Patientin 109 Gewichtszunahme während des Beobachtungszeitraums. Gewicht ist in kg angegeben. 56 Ergebnisse Die Gewichtszunahme korrelierte nicht signifikant mit der Gewichtsangst (r=–0,03 , p=0,749). Da bei der Patientin 109 die Gewichtsangst keine Streuung aufweißt und praktisch gleich null ist, kann man hierzu keine genauen statistischen Angaben machen, da die Varianz praktisch null ist. gew_ang20 Gewichts5 angst / 20 4 3 2 1 0 0 10 20 30 40 50 60 Tag Nummer TagNr Abbildung 5: Patientin 109 - Verlauf der Gewichtsangst und Veränderungen der allgemeinen Befindlichkeit blau: Gewichtsangst rot: Item 1: Ich bin gut drauf orange: Item 4: Ich fühle mich ängstlich grün: Item 8: Ich bin verärgert Die Y-Achse gibt die Befindlichkeitswerte von 1-5 und die Gewichtsangst/20 an. Tabelle 23: Patientin 109 - Gewichtsangst gesamt M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Item 1: Ich bin gut drauf, Item 4: Ich fühle mich ängstlich, Item 8: Ich bin verärgert Gewichtsangst Item 1 Item 4 Item 8 M (SD) M (SD) M (SD) M (SD) 0,04 (0,19) 3,02 (1,06) 2,28 (1,23) 2,44 (1,42) 57 Ergebnisse Tabelle 24: Patientin 109 - Korrelationen gesamt (*)p<0,1 (tendenziell signifikant) Item 1: Ich bin gut drauf *p<0,05 **p<0,01 ***p<0,0002 (a -Adjustierung/Bonferroni) Item 4: Ich fühle mich ängstlich Item 8: Ich bin verärgert r: Korrelationskoeffizient Gewichtsangst Item 1 (r) Item 4 (r) Item 8 (r) -0,01 -0,23 (*) -0,11 -0,35 ** -0,49 *** Item 1 0,34** Item 4 3.3.2.2 Patientin 110 G ewi cht Gewicht 40 39 38 37 0 10 20 30 40 TagNr Num m er 50 60 Tag Nummer 110 Abbildung 6: Gewichtsverlauf der Patientin 110 Gewichtszunahme während des Beobachtungszeitraums. Gewicht ist in kg angegeben. Bei dieser Person handelt es sich um eine zu Beginn der Untersuchung 12,02 Jahre alte Patientin mit einer restriktiven Anorexia nervosa, die sich 97 Tage in stationärer Behandlung auf der Kinderstation der Klinik für Kinder– und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm, befand. Für diesen Zeitraum liegen 106 Bögen vor, von denen 53 morgens und 53 abends ausgefüllt wurden. Die Patientin wurde nicht medikamentös behandelt. Ihr Aufnahme-BMI lag bei 14,40 kg/m² und ihr Entlass-BMI bei 16,66 kg/m². Bei der Patientin lag eine 58 Ergebnisse primäre Amenorrhoe vor. Die Patientin besuchte die Realschule und hatte einen überdurchschnittlich hohen IQ von 121. Im TAS-26 hatte sie in Skala 1 einen Wert von 22, in Skala 2 einen Wert von 18 und in Skala 3 einen Wert von 21. Der Gesamtwert lag bei 61. Die Patientin war deshalb als alexithym zu bezeichnen. gew_ang20 Gewichts5 angst / 20 4 3 2 1 0 10 20 30 40 50 60 Tag Nummer TagNr Abbildung 7: Darstellung des Verlaufs von der Gewichtsangst, dem Item 1, 4 und 8 von Patientin 110 blau: Gewichtsangst rot: Item 1: Ich bin gut drauf orange: Item 4: Ich fühle mich ängstlich grün: Item 8: Ich bin verärgert Die Y- Achse gibt die Befindlichkeitswerte von 1-5 und die Gewichtsangst/20 an. Die Gewichtszunahme der Patientin 110 korrelierte signifikant positiv mit der Gewichtsangst (r=0,530; p<0,0001). Tabelle 25: Patientin 110 - Gewichtsangst gesamt M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Item 1: Ich bin gut drauf, Item 4: Ich fühle mich ängstlich, Item 8: Ich bin verärgert Gewichtsangst Item 1 Item 4 Item 8 M (SD) M (SD) M (SD) M (SD) 93,03 (10,26) 2,42 (0,87) 1,95 (0,90) 2,73 (1,16) 59 Ergebnisse Tabelle 26: Patientin 110 – Korrelationen gesamt (*)p<0,1 (tendenziell signifikant) Item 1: Ich bin gut drauf *p<0,05 **p<0,01 ***p<0,0002 (a -Adjustierung/Bonferroni) Item 4: Ich fühle mich ängstlich Item 8: Ich bin verärgert r: Korrelationskoeffizient Gewichtsangst Item 1 (r) Item 4 (r) Item 8 (r) -0,32** 0,12 -0,27** -0,28** -0,07 Item 1 -0,02 Item 4 3.3.2.3 Patientin 130 Gewicht G ewi cht 45 44 43 42 41 40 0 10 20 30 TagNr Num m er 40 50 Tag Nummer 130 Abbildung 8: Gewichtsverlauf der Patientin 130 Gewichtszunahme während des Beobachtungszeitraums. Gewicht ist in kg angegeben. Patientin 130 mit der Diagnose einer restriktiven Anorexia nervosa ist zu Beginn der Untersuchung 15,15 Jahre alt. Sie befand sich 154 Tage in stationärer Behandlung auf der Jugendstation in der ZfP „Die Weissenau“. Die Patientin füllte während dieser Zeit insgesamt 100 Fragebögen aus, 50 am Morgen und 50 am Abend. Die Patientin wurde nicht medikamentös behandelt. Der Aufnahme-BMI lag bei 14,97 kg/m² und der Entlass-BMI lag bei 17,15 kg/m². Bei der Patientin lag eine sekundäre Amenorrhoe vor. Die Patientin besuchte das Gymnasium und 60 Ergebnisse hatte einen überdurchschnittlich hohen IQ von 116. Im TAS-26 hatte sie in Skala 1 einen Wert von 18, in Skala 2 einen Wert von 17 und in Skala 3 einen Wert von 17. Der Gesamtwert mit 52 lag knapp unter dem Cut-Off-Wert von ≥54. gew_ang20 Gewichts5 angst / 20 4 3 2 1 0 0 10 20 30 40 50 Tag Nummer TagNr Abbildung 9: Darstellung des Verlaufs von der Gewichtsangst, dem Item 1, 4 und 8 von Patientin 130 blau: Gewichtsangst rot: Item 1: Ich bin gut drauf orange: Item 4: Ich fühle mich ängstlich grün: Item 8: Ich bin verärgert Die Y- Achse gibt die Befindlichkeitswerte von 1-5 und die Gewichtsangst/20 an. Die Gewichtszunahme der Patientin 130 korrelierte negativ und nicht signifikant mit der Gewichtsangst (r=–0,155 , p=0,123) Tabelle 27: Patientin 130 - Gewichtsangst gesamt M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Item 1: Ich bin gut drauf, Item 4: Ich fühle mich ängstlich, Item 8: Ich bin verärgert Gewichtsangst Item 1 Item 4 Item 8 M (SD) M (SD) M (SD) M (SD) 70,39 (33,62) 3,42 (0,87) 2,94 (0,87) 2,56 (1,23) 61 Ergebnisse Tabelle 28: Patientin 130 - Korrelationen gesamt (*)p<0,1 (tendenziell signifikant) Item 1: Ich bin gut drauf *p<0,05 **p<0,01 ***p<0,0002 (a -Adjustierung/Bonferroni) Item 4: Ich fühle mich ängstlich Item 8: Ich bin verärgert r: Korrelationskoeffizient, fett: r>+/-0,60 Gewichtsangst Item 1 (r) Item 4 (r) Item 8 (r) -0,24* 0,13 0,17(*) -0,62*** -0,52*** Item 1 0,48*** Item 4 3.3.2.4 Patientin 103 Gewicht G ewi cht 46 45 44 43 42 0 10 20 30 TagNr Num m er 40 50 Tag Nummer 103 Abbildung 10: Gewichtsverlauf der Patientin 103 Gewichtszunahme während des Beobachtungszeitraums. Gewicht ist in kg angegeben. Bei dieser Probandin handelt es sich um eine zu Beginn der Untersuchung 13,42 Jahre alte Patientin mit einer restriktiven Anorexia nervosa, die sich 72 Tage in stationärer Behandlung auf der Kinderstation der Klinik für Kinder– und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm, befand. Für diesen Zeitraum liegen 100 Bögen (50 morgens und 50 abends) vor. Die Patientin wurde nicht medikamentös behandelt. Ihr Aufnahme-BMI lag bei 16,44 kg/m² und ihr Entlass-BMI bei 17,81 kg/m². Bei der Patientin lag eine sekundäre Amenorrhoe 62 Ergebnisse vor. Die Patientin besuchte das Gymnasium und hatte nach klinischem Eindruck einen überdurchschnittlich hohen IQ von 115–129. Im TAS-26 hatte sie in Skala 1 einen Wert von 30, in Skala 2 einen Wert von 23 und in Skala 3 einen Wert von 15. Mit einem Gesamtwert von 68 war die Patientin als alexithym zu bezeichnen. gew_ang20 Gewichts5 angst / 20 4 3 2 1 0 0 10 20 30 40 TagNr 50 Tag Nummer Abbildung 11: Darstellung des Verlaufs von der Gewichtsangst, dem Item 1, 4 und 8 von Patientin 103 blau: Gewichtsangst rot: Item 1: Ich bin gut drauf orange: Item 4: Ich fühle mich ängstlich grün: Item 8: Ich bin verärgert Die Y- Achse gibt die Befindlichkeitswerte von 1-5 und die Gewichtsangst/20 an. Die Gewichtszunahme der Patientin 103 korrelierte signifikant mit der Gewichtsangst (r=0,505 , p<0,0001) Tabelle 29: Patientin 103 - Gewichtsangst gesamt M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Item 1: Ich bin gut drauf, Item 4: Ich fühle mich ängstlich, Item 8: Ich bin verärgert Gewichtsangst Item 1 Item 4 Item 8 M (SD) M (SD) M (SD) M (SD) 18,76 (24,88) 3,58 (1,10) 1,81 (1,17) 2,40 (1,30) 63 Ergebnisse Tabelle 30: Patientin 103 - Korrelationen gesamt (*)p<0,1 (tendenziell signifikant) Item 1: Ich bin gut drauf *p<0,05 **p<0,01 ***p<0,0002 (a -Adjustierung/Bonferroni) Item 4: Ich fühle mich ängstlich Item 8: Ich bin verärgert r: Korrelationskoeffizient, fett: r>+/-0,60 Gewichtsangst Item 1 (r) Item 4 (r) Item 8 (r) -0,47*** 0,52*** 0,49*** -0,55*** -0,65*** Item 1 0,55*** Item 4 3.3.2.5 Patientin 128 G ewi cht Gewicht 47 46 45 44 43 42 41 0 10 20 30 TagNr Num m er 40 50 Tag Nummer 128 Abbildung 12: Gewichtsverlauf der Patientin 128 Gewichtszunahme während des Beobachtungszeitraums. Gewicht ist in kg angegeben. Diese Patientin mit einer restriktiven Anorexia nervosa war zu Beginn der Untersuchung 14,30 Jahre alt und befand sich 104 Tage in stationärer Behandlung auf der Kinderstation der Klinik für Kinder– und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm. Für diesen Zeitraum liegen 84 Bögen vor, von denen 42 morgens und 42 abends ausgefüllt wurden. Die Patientin wurde nicht medikamentös behandelt. Ihr Aufnahme-BMI lag bei 15,06 kg/m² und 64 Ergebnisse ihr Entlass-BMI bei 18,07 kg/m². Bei der Patientin lag eine primäre Amenorrhoe vor. Die Patientin besuchte die Realschule und hatte einen durchschnittlichen IQ von 111. Im TAS-26 hatte sie in Skala 1 einen Wert von 19, in Skala 2 einen Wert von 10 und in Skala 3 einen Wert von 21. Der Gesamtwert lag bei 50, also unter dem Cut-Off-Wert von ≥54. gew_ang20 Gewichts5 angst / 20 4 3 2 1 0 0 10 20 30 40 50 Tag Nummer TagNr Abbildung 13: Darstellung des Verlaufs von der Gewichtsangst, dem Item 1, 4 und 8 von Patientin 128 blau: Gewichtsangst rot: Item 1: Ich bin gut drauf orange: Item 4: Ich fühle mich ängstlich grün: Item 8: Ich bin verärgert Die Y- Achse gibt die Befindlichkeitswerte von 1-5 und die Gewichtsangst/20 an. Die Gewichtszunahme der Patientin 128 korrelierte negativ und signifikant mit der Gewichtsangst (r=-0,679 , p<0,0001) Tabelle 31: Patientin 128 - Gewichtsangst gesamt M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Item 1: Ich bin gut drauf, Item 4: Ich fühle mich ängstlich, Item 8: Ich bin verärgert Gewichtsangst Item 1 Item 4 Item 8 M (SD) M (SD) M (SD) M (SD) 26,79 (19,68) 3,11 (0,78) 1,07 (0,26) 2,51 (0,80) 65 Ergebnisse Tabelle 32: Patientin 128 - Korrelationen gesamt (*)p<0,1 (tendenziell signifikant) Item 1: Ich bin gut drauf *p<0,05 **p<0,01 ***p<0,0002 (a -Adjustierung/Bonferroni) Item 4: Ich fühle mich ängstlich Item 8: Ich bin verärgert r: Korrelationskoeffizient Gewichtsangst Item 1 Item 4 Item 1 (r) Item 4 (r) Item 8 (r) -0,19 (*) -0,06 -0,17(*) -0,10 -0,49*** 0,10 66 Diskussion 4. Diskussion Die vorliegende Studie widmet sich der Fragestellung, inwieweit sich die Angst anorektischer Patientinnen auf die allgemeine Befindlichkeit auswirkt. Hierzu wurden folgende Hypothesen untersucht: 1. Patientinnen mit Anorexia nervosa stellen eine heterogene Gruppe dar; ein Großteil der anorektischen Patientinnen leidet bereits im Kindes- und Jugendalter unter erhöhter Eigenschaftsangst. Diese Hypothese konnte bestätigt werden: Bei einem Großteil der Probandinnen war eine erhöhte Eigenschaftsangst nachweisbar. Gemessen mit dem STAI (Laux et al. 1981) lagen 22 der 25 Patientinnen über einem Prozentrang von 50. 2. Die erhöhte Ängstlichkeit findet eine Entsprechung in den zu erhebenden Persönlichkeitsmerkmalen. Im Hinblick auf eine Suche nach möglichen Zusammenhängen wurden die Patientinnen nicht nur im Hinblick auf die jeweils vorhandenen Temperamentseigenschaften (JTCI) (Goth et al. 2004, Schmeck et al. 1995), sondern auch auf das Vorhandensein einer möglichen Alexithymie (TAS-26) (Kupfer et al. 2001) sowie ihre essstörungsspezifische psychopathologische Symptomatik (EDI-2) (Thiel et al. 1997) untersucht. Die errechneten Korrelationen lassen den Rückschluss zu, dass die Hypothese zumindest im untersuchten Patientenkollektiv bestätigt werden kann. Insbesondere die Alexithymie spielt hier eine wesentliche Rolle. 3. Das Ausmaß der Gewichtsphobie korreliert mit der allgemeinen Befindlichkeit. Zu dieser Hypothese konnte festgestellt werden, dass sich in der Gruppe der untersuchten Patientinnen in Bezug auf den Zusammenhang zwischen Gewichtsangst und allgemeiner Befindlichkeit verschiedene Subgruppen darstellen ließen. Deutlich wurde eine Tendenz zur Angabe von Extremwerten im täglich durchgeführten Angstrating; 38,0% der Patientinnen beschränkten sich auf die Angabe von Werten zwischen 0 und 10, 22% gaben ausschließlich 67 Diskussion Angstwerte zwischen 91 und 100 an. Die übrigen 40% der Patientinnen beschrieben durchweg unterschiedliche Ausprägungen der Gewichtsangst. Auch ihre Auswirkung auf die Befindlichkeit wurde unterschiedlich wahrgenommen. Die Gewichtangst korrelierte negativ signifikant mit der Aussage „Ich bin gut drauf“ und „Ich fühle mich sympathisch und attraktiv“. Positiv signifikant mit der Gewichtangst korrelierte die Aussage „Ich bin verärgert“. Weiterhin korrelierte die Gewichtsangst mit der Zustandsangst des STAI und mit den Faktoren „Unzufriedenheit mit dem Körper“ sowie „Schlankheitsstreben“ (EDI-2) (Thiel et al. 1997). Zusammenfassend kann man kann anhand der Aussage „Ich bin gut drauf“, welche die Befindlichkeit am ehesten wiedergibt, eine negativ signifikante Korrelation zwischen dem Ausmaß der Gewichtsangst und der allgemeinen Befindlichkeit annehmen. Die nun vorliegenden Ergebnisse sollen in folgender Diskussion mit dem Stand der Forschung verglichen und bezüglich der zu Grunde liegenden Fragestellungen diskutiert werden. Im ersten Persönlichkeitsmerkmale Gewichtsangst, der Teil wird eingegangen. allgemeinen auf die Angst und auf die Der zweite Teil widmet sich der Befindlichkeit sowie exemplarischen Einzeldarstellungen individueller Patientenverläufe. 4.1. Psychopathologische Veränderungen 4.1.1 Psychische Auffälligkeiten Mit Hilfe des CBCL bzw. des YSR wurden Kompetenzen und psychische Auffälligkeiten der Patientinnen erfasst. Die Auswertung ergab, dass sich die Angaben der Eltern (CBCL) im Vergleich zu den Angaben der Probandinnen (YSR) nicht signifikant unterschieden. Dennoch zeigte sich, dass die Eltern die Symptome ihrer Kinder stärker wahrnahmen als es bei diesen selbst der Fall war. Einen tendenzieller Unterschied ergab sich hinsichtlich der Skala „schizoid/zwanghaft“. Dies lässt vermuten, dass die Patientinnen selbst ihre Probleme im sozialen Kontext (z.B. Schule) in stärkerem Ausmaß wahrnahmen als dies den Eltern möglich war. 68 Diskussion Klinisch auffällige Werte (T-Wert≥60) ergaben sich u.a. für die Aussagen zu den Verhaltensmerkmalen „ängstlich/depressiv“, „sozialer Rückzug“, „schizoid/ zwanghaft“ sowie im Hinblick auf die Einschätzung internalisierender Symptome. Der klinisch auffällige Wert in den Verhaltensmerkmalen „ängstlich/depressiv“ kann durch verschiedenste Literaturangaben bestätigt werden. Depressive Störungen (Godart et al. 2004) werden bei beinahe der Hälfte aller AN-Patienten und Angststörungen bei 40% bis 80% (Braun et al. 1994, Bulik et al. 1997, Godart et al. 2000, Kaye et al. 2004, Keel et al. 2005) angegeben. Diese Ergebnisse sprechen zusätzlich für mögliche Kontaktschwierigkeiten der Patientinnen. Essgestörte Patientinnen werden häufig als schüchtern, zurückgezogen, sozial gehemmt und ängstlich in Bezug auf Ablehnung oder soziale Missbilligung charakterisiert (Walitza et al. 2001). Sie zeigen Schwierigkeiten in intimen Situationen (Evans u. Wertheim 1998), ein erhöhtes Schamgefühl (Grabhorn et al. 2005) und Unsicherheiten in Bezug auf Bindungen im Erwachsenenalter (Troisi et al. 2005). 4.1.2 Ängste Zur Erfassung der Ängste dienten der STAI (Zustandsangst, Eigenschaftsangst), der SPAIK (Sozialphobie) und die Anorexie-Angst-Skala (gewichtsspezifische Angst). Die Patientinnen dieser Stichprobe stellten wie erwartet eine heterogene Gruppe dar. Ein Großteil der untersuchten Patientinnen litt unter erhöhter Eigenschaftsangst. Bei 88% der Patientinnen konnte ein Prozentrangwert von über 50% ermittelt werden. Dies entspricht im weitesten Sinne den Ergebnissen anderer Studien, in denen für 40% bis 80% aller untersuchten Patienten Angststörungen angeben werden (Braun et al. 1994, Bulik et al. 1997, Godart et al. 2000, Kaye et al. 2004, Keel et al. 2005). Auch die Zustandsangst (State-Angst) lag bei vorliegenden Stichprobe deutlich höher als bei der Normstichprobe von Laux et al. (1981). Die Trait-Angst und die State-Angst wiesen eine signifikante Korrelation auf. Hieraus lässt sich auch laut Spielberger (1972) ableiten, dass die Angst als Eigenschaft verantwortlich dafür ist, dass mehr Situationen als bedrohlich angesehen werden und es somit zu einem Anstieg der Zustandsangst kommt. 69 Diskussion In Hinblick auf die Sozialphobie, welche von anderen Studien als die häufigste komorbide Angststörung bei anorektischen Patienten angegeben wird (Braun et al. 1994, Godart et al. 2000), erreichten auch die offensichtlich vermehrt ängstlichen Patientinnen dieser Stichprobe nur selten Werte, welche die Diagnose einer Sozialphobie bestätigten würden. Dies zeigte auch die errechnete Korrelation, welche keinen signifikanten Zusammenhang zwischen dem SPAIK und dem STAI zeigen konnte. Dies ist vermutlich durch entwicklungspsychopathologische Veränderungen mit erklärbar. Insgesamt muss beim SPAIK auch von einer Dissimulationstendenz im Sinne eines vermeintlich sozial erwünschten Antwortverhaltens ausgegangen werden. Nimmt man den von Beidel, Turner und Morris (1995) vorgeschlagenen Trennwert von 20 als Marker, waren sechs (24%) Patientinnen der vorliegenden Untersuchung sozial ängstlich; ausgehend von einem Prozentrang von 50 wurde dieser von 11 Patientinnen (44%) überschritten. Zusammenfassend bedeutet dies, dass ein kleiner Teil der hier untersuchten Patientinnen als sozial ängstlich klassifizierbar war, wenngleich man in diesem Kontext noch nicht vom Krankheitsbild der sozialen Phobie sprechen kann. Die Probandinnen dieser Studie wurden mit der klinischen Stichprobe und der Normstichprobe von Melfsen et al. (2001) verglichen. Es zeigte sich, dass die ANPatientinnen dieser Stichprobe im Gesamtmittelwert des SPAIK zwischen der klinischen Stichprobe (n=145) und der Normstichprobe (n=1197) lagen. Dieser Vergleich bestätigt die Angaben der vorliegenden Literatur, welche das Ausmaß sozialer Ängste mit Krankheitswert bei der AN-Patientengruppe im Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung als erhöht angeben (Godart et al. 2002, Lilenfeld et al. 1998). Im Vergleich zur Gruppe der adoleszenten AN-Patientinnen (n=48, M=15,35) von Melfsen et al. (2006) erreichte die hier beschriebene Stichprobe einen ähnlichen Mittelwert (M=13,32). Beide Gruppen erreichten aber nicht das Ausmaß der sozialen Ängstlichkeit von erwachsenen AN-Patienten. Dies legt die Überlegung nahe, dass es sich um einen Alterseffekt im Hinblick auf eine Ausdifferenzierung vorhandener Ängste handeln könnte. Die erhöhte soziale Ängstlichkeit bei erwachsenen Patienten könnte damit zusammenhängen, dass diese ernsthafter und schon länger an einer AN erkrankt sind. Hierfür sprechen 70 Diskussion auch die Ergebnisse einer Untersuchung durch Zonnevylle-Bender et al. (2004), in der ein Unterschied bezüglich der sozialen Phobie bei erwachsenen und adoleszenten essgestörten Patientinnen festgestellt werden konnte. Schlussfolgernd wäre anzuregen, in einer weiteren umfangreichen Studie mit adoleszenten AN-Patientinnen diesen Ängsten genauer nachzugehen. Die gewichtsspezifische Angst wurde mittels der Anorexie-Angst-Skala (AAS) ermittelt. Hier verwendet wurde die Kurzfassung der AAS, welche insbesondere die gewichtsassoziierte Angst - in Abgrenzung zu anderen alterstypischen Ängsten - indirekt erfragt und herausarbeiten soll. Der erhöhte Gesamtmittelwert aller acht AAS-Skalen der Probandinnen dieser Stichprobe bestätigte die vorhandene Angst der Patientinnen bezüglich ihres Gewichts bzw. einer möglichen Gewichtszunahme. Im Vergleich hierzu erreichte eine klinische Stichprobe von Schulze u. Keller (Publikation in Vorbereitung) einen ähnlichen Gesamtmittelwert; dieser liegt im Vergleich zur Feldstichprobe von Schulze u. Keller (Publikation in Vorbereitung) deutlich niedriger. In den anorexiespezifischen Fragen, die sich mit einer pathologischen Gewichtsangst befassen („Wie groß ist Deine Angst nach dem Wiegen, dass Dein Gewicht übers Ziel hinausschießt?“, „Wie groß ist Deine Angst nach dem Wiegen, dass Du nichts mehr als zunehmen kannst?“), erreichen die Patientinnen signifikant höhere Werte als die Probandinnen der Feldstichprobe. Ähnliches gilt für die Beantwortung der drei Fragen „Wie groß ist Deine Angst nach dem Wiegen, dass andere Dich als zu dick wahrnehmen und Dich deshalb nicht mehr akzeptieren?“, „Wie groß ist Deine Angst nach dem Wiegen, dass Dein Bauch „Rettungsringe“ bekommt, sich aufbläht und wie eine Kugel vorwölbt?“ und „Wie groß ist Deine Angst nach dem Wiegen, dass Deine Lieblingshose nur noch knapp (oder vielleicht gar nicht mehr) passt?“. Lediglich im Hinblick auf die Frage „Wie groß ist Deine Angst nach dem Wiegen, dass kein Junge mehr Deiner Figur zuliebe hinter Dir herschaut oder mit Dir flirtet?“ wies die Feldstichprobe von Schulze u. Keller höhere Werte als die hier untersuchte Stichprobe auf. Dies könnte mit dem (aktuell noch) weniger stark ausgeprägten psychosexuellen Interesse in Zusammenhang stehen. Weitere Literaturvergleiche waren nicht möglich, da sich die Anorexie-Angst-Skala von Schulze u. Keller bisher noch in der Validierungsphase befindet. 71 Diskussion Die Gewichtsangst sollte von der Körperschemastörung abgrenzt werden. Laut Schulze und Keller (Publikation in Vorbereitung) beeinflusst die störungsbildimmanente Unzufriedenheit mit dem Körper – als das „Produkt“ einer Wahrnehmungsstörung - zunächst die krankheitsspezifisch veränderten Kognitionen. Im weiteren Verlauf kann sie die Heilung von der Essstörung im Sinne einer möglichen Destabilisierung gefährden oder auch im Anschluss an die Phase der Gewichtsrestitution bestehen bleiben. Im Gegensatz hierzu stellt die gedankliche Beschäftigung mit der Angst vor einer Gewichtszunahme in hohem Maße eine Art „kognitiven Überbau“ der Symptomatik dar. Aufgrund des derzeit noch unzureichenden Wissens um die Wurzeln der Körperschemastörung ist deren therapeutische Bearbeitung noch deutlichen Einschränkungen unterworfen. Sinnbringend wäre hier die Entwicklung einer klar überprüfbaren Hypothese, welche einen therapeutischen Zugangsweg eröffnen könnte (Farrell et al. 2006). Verschiedene Studien haben sich mit Methoden zur Erfassung der Körperschemastörung beschäftigt (Roy u. Forest 2007, Tovee et al. 2003). Hierbei ist insbesondere der Einsatz computergesteuert veränderbarer Silhouetten zur Einschätzung des eigenen Selbst- und Idealbildes im Vergleich mit dem Realgewicht der Probandinnen zu nennen. Deutlich wird, dass akut erkrankte Patientinnen ihr reales Gewicht häufig massiv überschätzen. So schätzten in einer Untersuchung durch Roy und Forest (2007) entlassene Patienten mit AN im Vergleich mit gesunden Kontrollpersonen ihr Gewicht um 3,07 kg höher ein, die noch in stationärer Behandlung befindliche Gruppe wich hier sogar um 18,21 kg ab (Roy u. Forest 2007). Befragt nach ihrem „Ideal-BMI“ geben ihn Patienten mit Bulimia nervosa (BN) wie auch Gesunde mit ca. 20 kg/m² an, während während anorektische Probanden einen BMI von 15 kg/m² anstreben (Tovee et al. 2003). Dieses „Idealgewicht“ der AN-Patienten zeigt deren unrealistische Wahrnehmung der eigenen Proportionen. Die Skalen der Anorexie-Angst-Skala korrelierten mit der Zustandsangst des STAI nur gering. Dies könnte damit zusammenhängen, dass sich die Fragen im STAI nicht mit dem Aussehen, dem Gewicht und der gewichtsspezifischen Angst beschäftigen. Im Gegensatz hierzu steht die signifikante positive Korrelation des STAI mit der subjektiv wahrgenommenen Gewichtsangst. 72 Diskussion Ein Zusammenhang zwischen Inhalten des SPAIK und der AAS konnte nur hinsichtlich der Frage „Wie groß ist Deine Angst nach dem Wiegen, dass Kein Junge mehr Deiner Figur zuliebe hinter Dir herschaut oder mit Dir flirtet?“ gefunden werden. Diese Frage ist die einzige in der AAS, welche sich mit sozialen Kontakten der Probandinnen beschäftigt. 4.1.3 Persönlichkeitsmerkmale Zur Erfassung der Persönlichkeitsmerkmale wurde der JTCI eingesetzt. Die Ergebnisse wurden anschließend mit Items zur Essstörungspsychopathologie, erfragt durch den EDI-2, Temperamentseigenschaften korreliert. der Die mittels vorliegenden des Stichprobe JTCI ermittelten (Erfassung der Dimensionen Neugierverhalten, Schadensvermeidung, Belohnungsabhängigkeit, Beharrungsvermögen, Selbstlenkungsfähigkeit, Kooperativität und Selbsttranszendenz) zeigten, dass – mit Ausnahme erhöhter Werte für den Faktor Schadensvermeidung – sämtliche Ergebnisse aus bisher hierzu vorhandenen Studien bestätigt werden konnten. Die Patientinnen dieser Studie erreichten bezüglich des Faktors Schadensvermeidung höhere Werte als die adoleszente Vergleichsstichprobe von Hueg et al. (2006), aber leicht geringere Werte als die Normstichprobe von Goth et al. (2001). Die in vorliegenden Studien erhöhte Schadensvermeidung erwachsener Patienten (Bulik et al. 1995a, Bulik et al. 1995b, Fassino et al. 2002, Kleifield et al. 1993, Klump et al. 2000) konnte hier nicht nachgewiesen werden. Wenngleich eine Studie zeigt, dass adoleszente anorektische Patientinnen hinsichtlich ihres Temperaments nicht wesentlich von erwachsenen Patientinnen abweichen (Rybakowski et al. 2004), könnte die hier nicht ausgeprägte Schadensvermeidung mit dem Alter der Patientinnen zusammenhängen; hierfür spricht, dass beide bisher in dieser Altersgruppe untersuchten Patientengruppen (diese Stichprobe und die von Hueg et al. 2006) niedrigere Werte aufwiesen. Bei Patienten mit restriktiver Essstörung konnte wie auch in dieser Stichprobe sowohl ein überdurchschnittlich erhöhtes Beharrungsvermögen (Fassino et al. 2002, Hueg et al. 2006, Klump et al. 2000) als auch eine vorbeschriebene überdurchschnittlich hohe Kooperativität (Hueg et al. 2006, Rybakowski et al. 2004) bestätigt werden. 73 Diskussion Niedrigere Werte –im Vergleich zur Normstichprobe von Goth (2001)- ließen sich in den Bereichen Neugierverhalten und Selbsttranszendenz ermitteln. ANPatienten des restriktiven Typus werden als unterdurchschnittlich neugierig beschrieben (Fassino et al. 2002, Klump et al. 2000). Diese Tendenz konnte die Ergebnisse einer weiteren Studie bestätigen (Rybakowski et al. 2004). In die Dimension Neugierverhalten gehen im JTCI die Faktoren Erregbarkeit und Impulsivität ein. Eine niedrige Impulsivität der Patientinnen mit restriktiver AN wird auch in anderen Studien beschrieben (Claes et al. 2002, Fahy u. Eisler 1993) und konnte hier indirekt im Zusammenschluss mit der Dimension Neugierverhalten auch beobachtet werden. Wie auch in weiteren Studien konnte ein unterdurchschnittlich ausgeprägter Wert hinsichtlich des Faktors Selbsttranszendenz (Selbstvergessenheit, transpersonale Identifikation und spirituelle Akzeptanz) festgestellt werden (Hueg et al. 2006, Rybakowski et al. 2004). Die Probandinnen dieser Studie zeigten unterdurchschnittlich niedrige Werte hinsichtlich ihrer Selbstlenkungsfähigkeit; in diese gehen Aspekte wie Eigenverantwortlichkeit, Zufriedenheit mit der eigenen Person und Klarheit bezüglich persönlicher Ziele mit ein (Hueg et al. 2006). Dies könnte bedeuteten, dass die Patientinnen dieser Stichprobe die Verantwortung abweisen, unentschlossen sind und als sich selbst bekämpfend wahrnehmen. Junge anorektische Patientinnen vom restriktivem Typus zeichnen sich häufig durch eine geringe Krankheitseinsicht aus und stehen deshalb der therapeutischen Behandlung ablehnend gegenüber (Fisher et al. 2002). Die im JTCI und EDI-2 gemessenen Ergebnisse korrelierten unterschiedlich miteinander. Die Dimension Schadensvermeidung korrelierte bis auf die ersten drei Skalen des EDI-2 mit allen Skalen. Vor allem in Bezug auf die Faktoren „Misstrauen“ und „Askese“ können hohe Korrelationswerte beobachtet werden. Der Begriff „Askese“ umfasst das Streben nach geistigen Idealen wie Selbstdisziplin, Selbstverleugnung, Selbstbeherrschung, Selbstaufopferung und die Kontrolle körperlicher Bedürfnisse. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass akut kranke AN-Patienten selbstloser handeln als geheilte Patientinnen (Bachner-Melman et al. 2007). Da sich die Patientinnen in der akuten Phase meist 74 Diskussion selber gerne als perfekt sehen, handeln sie anderen gegenüber selbstlos, um sich hierin zu bestätigen. Die Belohnungsabhängigkeit korrelierte negativ mit der „Unzufriedenheit mit dem Körper“. Patienten Belohnungsabhängigkeit mit niedrigen werden als Werten in zweckorientiert, der kalt, Dimension zurückgezogen, abgesondert und unabhängig beschrieben. Eine erhöhte „Unzufriedenheit mit dem Körper“ könnte mit diesen Vermeidungsverhalten einhergehen. Die Selbstlenkungsfähigkeit korrelierte negativ mit neun von 12 Skalen des EDI-2. Das bedeutet, dass die typischen Eigenschaften für eine AN bei den Probandinnen mit hoher Selbstlenkungsfähigkeit geringer ausprägt sind. Bei den weiteren Dimensionen des JTCI konnte kein signifikanter Zusammenhang mit den Skalen des EDI-2 gefunden werden. 4.1.4 Psychopathologie der Essstörung Die Ergebnisse im EDI-2 bestätigen weitestgehend die Diagnose der vorliegenden Essstörung. Dennoch muss hier - ähnlich wie im SPAIK - auch von einer Dissimulationstendenz ausgegangen werden. Wie erwartet gaben die Patientinnen dieser Stichprobe in der Skala „Schlankheitsstreben“ des EDI-2 höhere Werte als die Normstichprobe (n=183) von Thiel et al. (1997) an. In der Skala „Schlankheitsstreben“ stellte sich dieser Unterschied zur Normstichprobe signifikant dar. Sechs der 25 Probandinnen erreichten hier einen Gesamtwert kleiner als 15 und damit ein niedrigeres Ergebnis als die Normstichprobe von Thiel et al. (1997). Bei AN-Patienten, welche ein geringes oder gar kein „Schlankheitsstreben“ angeben, könnte dieses zwar vorhanden sein, jedoch nicht bewusst wahrgenommen oder aber verleugnet werden (Abbate-Daga et al. 2007). Mit Ausnahme einer Patientin, welche auch die Diagnose einer atypischen Anorexia nervosa aufweist, erreichten alle Patienten in der Skala „Bulimie“ unterdurchschnittlich niedrige Werte. Die Probandinnen dieser Stichprobe gaben in dem Unterpunkt „Unzufriedenheit mit dem Körper“ höhere Werte als die Normstichprobe von Thiel et al. (1997) an; beide Gruppen unterscheiden sich aber nicht signifikant. Eine geringe „Unzufriedenheit mit dem Körper“ kann als Risikofaktor für eine schwache 75 Diskussion Motivation in der Therapie, speziell in Bezug auf das Zielgewicht, gesehen werden (Mizes et al. 2004). Auch die Normalbevölkerung zeigt eine „Unzufriedenheit mit dem Körper“. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass sich die beiden Gruppen nicht signifikant unterschieden. Eine Studie aus den Vereinigten Staaten zeigt, dass sich eine von vier Frauen mit einer abnormalen Essensform und Praktiken zur Gewichtskontrolle beschäftigt Adoleszente (Forman-Hoffman (10-14 Jahre) 2004). Ähnliche angegeben Zahlen (McVey et al. werden 2004). auch In für einer repräsentativen ost-west-deutschen Bevölkerungsstudie (Westenhoefer 2001) ergaben Prävalenzschätzungen, dass 1,1% bis 1,6% der deutschen Frauen mindestens zweimal pro Woche erbrechen und 10,3% bis 13,3% Diäten durchführen. In einer kroatischen Studie waren 50,4% der adoleszenten Probandinnen (Normalbevölkerung) auf Diät (Rukavina u. Pokrajac-Bulian 2006). In der Skala „Ineffektivität“, in der das Gefühl von genereller Unzulänglichkeit, Unsicherheit, Wertlosigkeit, Leere und mangelnder Kontrolle über das eigene Leben erfasst wird, erreichten die Patientinnen dieser Stichprobe signifikant höhere Werte als die Normstichprobe von Thiel et al. (1997). Ingesamt unterschied sich die AN-Gruppe dieser Stichprobe in der Skala „Perfektionismus“ von der Normstichprobe nicht, jedoch hatten 11 der 25 Probandinnen (44%) Werte von ≥18 (Skala von 6 bis 36) erreicht. Diese Probandinnen sind demzufolge überdurchschnittlich perfektionistisch veranlagt. Ein geringer Wert in der Skala „Perfektionismus“ könnte zu einem guten Heilungserfolg beitragen (Nilsson et al. 2008, Sutandar-Pinnock et al. 2003). In einer Langzeitstudie zeigte sich, dass die Werte in der Skala „Perfektionismus“ gleich blieben, solange die Symptome einer AN noch vorhanden waren (Nilsson et al. 2008). Der „selbstorientierte“ Perfektionismus fokussiert auf die eigenen hohen Standards, die sich eine Person selbst vorgibt und auf die Evaluation der eigenen Leistung gegenüber diesen Standards. Laut einer Studie ist der „selbstorientierte“ Perfektionismus spezifischer für die Essstörung als für die Depression oder die Angststörung (Castro-Fornieles et al. 2007). 76 Diskussion Es existiert eine Subgruppe von AN-Patienten, die einen starken „selbstorientierenden“ Perfektionismus hat. Der größte Unterschied scheint darin zu liegen, dass bei Anorexie-Patienten der sogenannte „selbstorientierende“ Perfektionismus stärker ist als der Perfektionismus, der vom Umfeld ausgelöst wird (Castro-Fornieles et al. 2007). Mehrere Studien haben gezeigt, dass Probanden mit hohem perfektionistischem Level versuchen, ihre Fehler und ihre Unvollkommenheit zu verstecken (Hewitt et al. 2003). Auch im Bereich „Angst vor dem Erwachsenwerden“ erreichten die hier untersuchten Patientinnen einen signifikant höheren Mittelwert als die Normstichprobe und zeigten damit an, dass sie mit einer gewissen Ängstlichkeit in die Zukunft blicken. Der erhebliche Unterschied zwischen den jeweiligen Mittelwerten erklärt sich sicherlich nur zum Teil aus dem nicht unbeträchtlichen Altersunterschied der Stichproben (15,24 vs. 23,8 Jahre). Insgesamt ließ sich die mit Hilfe der beschriebenen Korrelationen die Hypothese eines Zusammenhangs zwischen der Angst und der psychopathologischen Symptomatik der Anorexia nervosa (gemessen mit dem EDI-2) bestätigen. Besonderes Augenmerk muss hier auf die Faktoren „Ineffektivität“, zwischenmenschliches „Misstrauen“, „interozeptive Wahrnehmung“, Askese“, „Impulsregulation“ und „soziale Unsicherheit“ gerichtet werden. Während diese deutlich mit der Trait-Angst korrelierten, ließ sich dies für die „Unzufriedenheit mit dem Körper“ nur bedingt im Sinne einer Tendenz feststellen. Stellt man eine Verbindung der Korrelationen zum Kernbereich der psychopathologischen Symptomatik der AN nach Bruch (1975) her, lassen sich diese also besonders starke im Hinblick auf die „gestörte Wahrnehmung innerer Reize“ (entspricht der „interozeptiven Wahrnehmung“) und das „lähmende Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht“ (entspricht der „Ineffektivität“) erkennen. Bezüglich sozialer Ängste, gemessen mit dem SPAIK, fanden sich nur Korrelationen im Hinblick auf die Skalen „Misstrauen“ „Soziale Unsicherheit“ und „Askese“. Erhöhtes unterstützen „Misstrauen” letztendlich die und verstärkte Diagnose einer „soziale Unsicherheit” Sozialphobie. Aus dem Zusammenhang zwischen der Sozialphobie und der „Askese“ lässt sich ableiten, dass sozial ängstliche Probandinnen in stärkerem Ausmaß asketische 77 Diskussion Verhaltensweisen (Selbstdisziplin, Selbstverleugnung, Selbstbeherrschung, Selbstaufopferung und Kontrolle körperlicher Bedürfnisse) an den Tag legen. Ein direkt kausaler Zusammenhang zwischen der erhöhten sozialen Angst, die ein erhöhtes Schlankheitsstreben auslöst (Gilbert u. Meyer 2003), konnte hier nicht bestätigt werden. 4.1.5 Zwanghaftigkeit Zahlreiche Studien berichten nicht nur über einen ausgeprägten Perfektionismus sondern vielmehr über das signifikant häufige Auftreten komorbider Zwangsstörungen bei essgestörten Patienten (Godart et al. 2000, Kaye et al. 2004, Lilenfeld et al. 1998, Milos et al. 2002, Speranza et al. 2001, Thornton and Russell 1997). Die Daten der vorliegenden Studie wurden mit denen aus der Veröffentlichung (Zwangspatienten n=26, Normstichprobe n=28) des Leyton Obsessional Inventory- Child Version verglichen (Berg et al. 1986). Dort konnte ein Cut-OffWert von ca. 19 abgelesen werden. In einer weiteren Studie (Richter et al. 1994), welche drei Verfahren zur Zwangsstörung untersuchte, hatten die Probanden (n=30) mit der Diagnose einer Zwangserkrankung im Leyton-Zwangsinventar ebenfalls einen Widerstands- und Interferenzwert von ca. 19. Vier von 19 Patientinnen (21%) der vorliegenden Stichprobe lagen über dem wissenschaftlich nicht bewiesenen Cut-Off-Wert von 19. Zwei davon erreichten im Widerstand- und Interferenzwert über 35 Punkte. Bei keiner der Patientinnen lag zusätzlich zu der Essstörung eine klinisch diagnostizierte Zwangserkrankung vor. Die Patientinnen dieser Stichprobe zeigten in den Mittelwerten des LeytonZwangsinventars im Gegensatz zur Normstichprobe von Berg et al. (1986) erhöhte Werte. Diese überdurchschnittlich hohe Zwanghaftigkeit bei AN-Patienten konnte in einer Studie von Cassidy et al. (1999) ebenfalls gezeigt werden. 4.1.6 Alexithymie Anorektische Patienten zeigen häufig Schwierigkeiten in der Wahrnehmung und im Ausdruck ihrer Gefühle. Die Patientinnen dieser Stichprobe erreichten im Vergleich mit der Normstichprobe von Taylor et al. (1997) einen signifikant 78 Diskussion höheren Gesamtmittelwert in der TAS-26, welcher der klinischen Beobachtung zahlreicher Kliniker und Autoren hinsichtlich einer Einschränkung der interozeptiven Wahrnehmung bei einem Großteil anorektischer Patientinnen entspricht (Beales u. Dolton 2000, Corcos et al. 2000, Petterson 2004). Eine zusätzlich zur Anorexie vorhandene Alexithymie (Probanden ab einem Gesamtwert von ≥54 sind laut Taylor et al. (1997) als alexithym zu bezeichnen) konnte bei sieben (28%) der Patientinnen dieser Stichprobe ermittelt werden. Darüber hinaus lagen fünf Probandinnen (20%) knapp unterhalb des Cut-OffWertes (zwischen 50 und 54). Diese Ergebnisse entsprechen weitestgehend denen der Studie von Montebarocci et al. (2006), bei der 22% der Probanden der Normstichprobe (n=18) und 50% der Anorexie-Patientinnen (n=18) als alexithym bezeichnet werden konnten. Ähnliche Ergebnisse werden auch in einer weiteren Studie beschrieben (44% beim restriktiven Typ und 40% beim Purging-Typ; n=75) (Berthoz et al. 2007). Die Einordnung der beschriebenen Defizite im Sinne einer „Alexithymie“ sollte mit der nötigen Sorgfalt geschehen, zumal eine Überlagerung der Wahrnehmungsfähigkeit und emotionalen Ausdruckskraft durch Ängste (wie in dieser Stichprobe) oder depressive Symptome übersehen werden könnte (Montebarocci et al. 2006, Picardi et al. 2005). Bemerkenswert ist, dass diejenigen EDI-2 Skalen, bei denen Gefühle eine Rolle spielen („Misstrauen“, Wahrnehmung“, „Angst vor „Impulsregulation“, dem Erwachsenwerden“, „Ineffektivität“), sehr „interozeptive hoch mit dem Gesamtwert der TAS-26 korrelierten. Besonders das Misstrauen korrelierte hoch. Patienten, die misstrauisch sind, können Gefühle sehr schlecht zeigen und eingestehen. Misstrauische Patienten können ein ausgeprägtes asketisches Verhalten entwickeln, welches sie in ihren Augen weniger angreifbar für andere werden lässt. Die Skala „Askese“ (Tugendhaftigkeit) korrelierte ebenfalls stark positiv mit dem Gesamtwert der TAS-26. Insgesamt zeigen die ermittelten Ergebnisse, dass die Alexithymie bei den Probandinnen dieser Stichprobe stark mit den typischen Eigenschaften (die oben genannten) einer AN in Wechselwirkung steht. Gefühle selbst nicht zu identifizieren oder anderen vorhandene Gefühle nicht erklären zu können, könnte ein möglicher Schutzmechanismus der ängstlichen Patientinnen sein. 79 Diskussion 4.2. Befindlichkeit und Gewichtsangst Die Gewichtsphobie als wesentlicher „Motor“ der Erkrankung zeigt sich klinisch in der täglichen Angst der Patientin vor dem Wiegen. In der therapeutischen Auseinandersetzung mit diesem zentralen Krankheitssymptom wird das Vorhandensein eines inneren „Fixierseins“ auf eine bestimmte Zahl auf der Waage deutlich. Anorektische Patientinnen sind der Meinung, „zu dick“ zu sein (Schulze u. Keller, Publikation in Vorbereitung). Insbesondere Bauch und Oberschenkel werden subjektiv in einer Art Übergröße wahrgenommen. Die Gewichtsangst spiegelt primär kognitive Prozesse wieder und kann im nächsten Schritt durch Gefühle überlagert werden. Diese Gefühle können jedoch – auch aufgrund einer eventuell vorhandenen Alexithymie – nur indirekt wahrgenommen und erschwert kommuniziert werden. Der Gesamtmittelwert der Gewichtsangst im Gewichtsangstrating lag in dieser Studie bei M=37,34 (0=gar keine Angst, 100=maximale Angst). Über diesem Mittelwert lagen 11 der 25 Patientinnen (44%). Für die sehr hohe Standardabweichung von SD=34,24 sind vermutlich die individuellen Typen der Patientinnen verantwortlich zu machen. Dies wird in den Einzeldarstellungen der Patientenverläufe im Abschnitt 3.3.2. nochmals veranschaulicht. In Abbildung 3 kommt die Gewichtsangst aller Probandinnen zur Darstellung. Im Gewichtsangstrating wurden die Werte zwischen 0 und 10 von 38,0% der Patientinnen angegeben und die von 91 bis 100 von 22,2%. 10 von 25 Patientinnen (40%) gaben durchweg verschiedene Werte an. Bis zum 10. Tag kann man anhand der Probandinnen, welche nach kürzester Zeit ausschieden, keine relevanten Aussagen machen. Ab dem 10. Tag kann man die Entwicklung der verschiedenen Verläufe erkennen. Einige bewegen sich hauptsächlich am unteren Level (überlappend, deshalb nicht sichtbar: 104, 105, 106, 109, 112, 131, 132, 135), andere am oberen (z.B. lila:110, schwarz:108, hellrosa:107). Weitere bewegen sich in der Mitte oder wechseln von hoher zu niedriger Gewichtsangst (z.B. rot:128, grün:103, dunkelgrün:134, türkis:129). Neun Patientinnen zeigten keine oder nur sehr geringe Schwankungen in ihrer Gewichtsangst. Interessanterweise erreichten vier (44%) im TAS 1 (Schwierigkeiten bei der Identifikation von Gefühlen) erhöhte Werte. Diese 80 Diskussion Problematik bei der Identifikation von Gefühlen spiegelt sich dann im Gewichtsangstrating wider. Die signifikanten Korrelationen zwischen der Gewichtsangst und den EDIFaktoren „Schlankheitsstreben“ und „Unzufriedenheit mit dem Körper“ zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen der Gewichtsangst und einer eventuell vorhandenen Körperschemastörung an. Auch die Zustandsangst, gemessen im STAI X1, korrelierte positiv signifikant mit der Gewichtsangst. Dies bedeutet, dass ein Zusammenhang zwischen der Gewichtsangst und der von den Patientinnen aktuell wahrgenommene Angst existierte und Probandinnen, die unter einer erhöhten Zustandsangst litten, ihre Gewichtsangst ausgeprägter wahrnahmen. Demnach könnte sich die generelle Einführung eines solchen Angstratings als therapeutisch sinnvoll erweisen. 4.2.1 Häufigkeitsauszählungen/Korrelationen In Bezug auf einen möglichen Einfluss der Gewichtsangst auf die individuelle Befindlichkeit ließen sich verschiedene Subgruppen darstellen. Über alle Patienten gesehen kann man anhand der Aussage „Ich bin gut drauf“, welche die Befindlichkeit am ehesten angibt, sagen, dass das Ausmaß der Gewichtsangst negativ mit der allgemeinen Befindlichkeit korrelierte. Weiterhin korrelierte die Gewichtangst negativ signifikant mit der Aussage „Ich fühle mich sympathisch und attraktiv“. Positiv signifikant korrelierte die Gewichtsangst mit der Aussage „Ich bin verärgert“. Das bedeutet, dass die Patientinnen an Tagen mit erhöhter Gewichtsangst verärgert waren. Die Gewichtsangst ist meist höher an Tagen, an denen gewogen wurde. Dies könnte wiederum dafür sprechen, dass die Angst der Patientinnen vermutlich und tatsächlich „im Kopf gemacht“ wird. Im Vergleich mit der Vorgängerstudie von Keller et al. (Publikation in Vorbereitung) (n=31, davon 6 AN-Patienten) fielen ähnliche Ergebnisse auf. Die Aussagen zeigten eine Verschiebung in den positiven Bereich. Als Beispiel seien hier die Aussagen „Ich bin gut drauf“ und „Insgesamt ging es mir heute sehr gut“ genannt. Ebenfalls auffällig, wie auch in der Vorgängerstudie von Keller et al. (Publikation in Vorbereitung), zeigte sich die Zufriedenheit mit der Therapie. Hier als Beispiel 81 Diskussion genannt: „Ich finde die Einzeltherapie als sehr hilfreich“ oder „Es ist sinnvoll, dass ich weiterhin hier behandelt werde“. Bei den negativ formulierten Fragen 2–8 (Beispiel: „Ich bin genervt“, „Ich bin aggressiv“) lagen alle Mittelwerte unter dem Durchschnitt. Die Frage „Ich fühle mich sympathisch und attraktiv“ wurde von 31,8% Patientinnen mit „stimmt gar nicht“ bewertet. Dies bestätigte wiederum die starke „Unzufriedenheit mit dem Körper“. Interessanterweise gaben 61,2% in der Aussage „Ich fühle mich ängstlich“ ein „stimmt gar nicht“ an. Das könnte daran liegen, dass die Patientinnen sich im alltäglichen Leben nicht ängstlich gefühlt haben, jedoch - angesprochen auf spezifische Ängste - diese Ängste wahrnahmen und auch in einem Fragebogenverfahren (z.B. STAI) angeben konnten. Im Personengruppenvergleich der Vorgängerstudie (Keller et al. Publikation in Vorbereitung) wich die AN-Gruppe (n=6) in den Mittelwerten sehr stark vom Gesamtkollektiv in den Fragen „Ich bin innerlich angespannt“, „Ich fühle mich verletzlich“ und „Ich fühle mich ängstlich“ ab. Die AN-Patientinnen dieser Stichprobe näherten sich eher dem Gesamtkollektiv. Die Angabe „Ich bin gut drauf“ korrelierte sehr stark positiv mit „Ich fühle mich sympathisch und attraktiv“. Dies spricht für die hohe innere Bewertung des äußeren Bildes der Patientinnen von sich selbst. Negativ korrelierte „Ich bin gut drauf“ mit „Ich bin genervt“, „Ich bin traurig und betrübt“ und „Ich bin verärgert“. „Ich bin ängstlich“ korreliert stark positiv mit „Ich fühle mich verletzlich“ und mit „Ich bin traurig und betrübt“. „Ich bin verärgert“ korrelierte sehr stark positiv mit „Ich bin genervt. Hier wird deutlich, dass die Items 1, 4 und 8 mit den anderen Items des Befindlichkeitsfragebogens korrelierten. 4.2.2 Exemplarische Verläufe In der Beschreibung der einzelnen Patientenverläufe wurde aus allen drei Untergruppen (extrem hohe Gewichtsangst, keine Gewichtsangst, gemischte Gewichtsangst) Verläufe im Abschnitt 3.3.2 dargestellt. Im Abschnitt 3.3.1 zeigt sich, dass die Fragen 1, 4 und 8 stark mit den anderen Fragen korrelieren. Aus diesem Grund wurden in den Darstellungen der Patientenverläufe zur besseren 82 Diskussion Übersichtlichkeit die drei Fragen ausgewählt und zusammen mit der Gewichtsangst dargestellt. Patientin 109 war zum Zeitpunkt der Untersuchung 16,54 Jahre alt und erhielt während dieser Zeit keinerlei Medikation. Sie konnte anhand ihres TAS-26Gesamtwertes als alexithym beschrieben werden. Die Zustands- und die Eigenschaftsangst (gemessen mit dem STAI) waren erhöht, im SPAIK lag sie knapp unterhalb des Trennwertes für die Sozialphobie. Eine ausgeprägte Zwanghaftigkeit bestand nicht. Der Verlauf ihrer BMI-Kurve während ihres stationären gewünschten Aufenthalts Ausmaß zeigte [um eine Gewichtszunahme 700g/Woche]. Sie gab im therapeutisch während ihrer Gewichtszunahme keine Gewichtsangst an. Dies könnte im Zusammenhang mit ihrem hohen Wert im TAS-26 stehen. Sie schwankte tagesabhängig sehr stark in ihren Aussagen „Ich bin verärgert“, „Ich bin gut drauf“ und „Ich fühle mich ängstlich“. Es konnte durch ihre nicht schwankenden Gewichtsangstangaben keine Aussage zu einem Zusammenhang zwischen ihrer Befindlichkeit und ihrer Gewichtsangst gemacht werden. Die Gewichtskurve der Patientin stieg bis auf einen starken Knick um den 20. Tag der Beobachtung herum linear an. Die Patientin gab keinerlei Gewichtsangst an, aber sie reagierte auf diesen Knick im Gewichtsverlauf einen Tag später mit dem höchsten Wert in der Aussage „Ich bin verärgert“ (siehe Abbildung 4 und 5). Die 12,02 Jahre alte Patientin 110 konnte mit einem erhöhtem Gesamtwert im TAS-26 ebenfalls als alexithym bezeichnet werden. Sie erreichte in der Skala 3 des TAS-26 (extern orientierter Denkstil) einen überdurchschnittlich hohen Wert. Das bedeutet, dass sie sich nicht für ein analytisches Denken, bzw. für eine Reflexion von Lösungswegen in problematischen Situationen interessierte. Die Patientin erreichte nicht ganz das gewünschte Zielgewicht, zeigte aber eine konstante Gewichtszunahme. Das Zwangsverhalten der Patientin lag innerhalb der Norm. Die Werte im STAI (Zustands- und Eigenschaftsangst) waren überdurchschnittlich erhöht, die Sozialphobie (SPAIK) war dagegen eher unterdurchschnittlich stark ausgeprägt. Die Patientin erhielt während des Untersuchungszeitraumes keine medikamentöse Therapie. 83 Diskussion Sie erreichte hinsichtlich der von ihr angegebenen Gewichtsangst sehr hohe Werte (49 bis 100). Die Gewichtsangst nahm bei dieser Patientin mit der Gewichtszunahme zu. In der Korrelation zeigte sich ein negativer Zusammenhang der Gewichtsangst mit dem Item 1 „Ich bin gut drauf“. Dass das Item 8 „Ich bin verärgert“ ebenfalls negativ korrelierte, lässt sich eventuell mit dem hohen Wert der TAS-26 erklären. Bei dieser Patientin korrelierte die Gewichtszunahme signifikant mit der Gewichtsangst (siehe Abbildung 6 und 7). Beide Kurven stiegen im Verlauf an. Patientin 130 war zum Zeitpunkt der Untersuchung 15,15 Jahre alt, erreichte ihr therapeutisch festgelegtes Zielgewicht und erhielt keinerlei medikamentöse Therapie. Ihre Eigenschaftsangst (STAI X2) zeigte sich überdurchschnittlich erhöht, wohingegen die Zustandsangst (STAI X1) im Normbereich lag. Bei der Patientin konnte mittels des SPAIK eine bis dahin noch nicht bekannte Sozialphobie diagnostiziert werden. Eine ausgeprägte Zwanghaftigkeit bestand nicht. Die Patientin lag in der TAS-26 unterhalb des Cut-Off-Werts. Ihre BMI-Zunahme spiegelte sich in den hohen Werten des Gewichtsangstrating wider. Die Patientin gab extreme Werte von 0 bis 100 an, wobei die hohen Werte überwogen. Die Gewichtsangst korrelierte negativ mit der Aussage „Ich bin gut drauf“ und tendenziell signifikant mit der Aussage „Ich bin verärgert“. Aus dem Schaubild ließ sich dies ebenfalls ablesen. Hier zeigten sich von Tag zu Tag auch die starken Gefühlsschwankungen. Diese könnten mit der sich stark ändernden Gewichtsangst zusammenhängen. Die Werte zeigen, dass sich bei dieser Patientin die Gewichtsangst auf die allgemeine Befindlichkeit auswirkte. Zwischen der Gewichtszunahme und der Gewichtsangst konnte zwar kein signifikanter Zusammenhang nachgewiesen werden, aber es lassen sich aus den Schaubildern 8 und 9 einige gleichzeitig auftretende Spitzen z.B. am 13., am 18. und am 32. Tag ablesen. Zwischen dem 6. und 9. Tag der Untersuchung sank das Gewicht und gleichzeitig auch die Gewichtsangst der Patientin. Die Gewichtsangst sank aber auch an Tagen, an dem kein Gewicht gemessen wurde und stieg dann wieder sehr stark an, wenn die Patientin auf der Waage ihr zugenommenes Gewicht wahrnahm. Dies ist zum Beispiel der Fall zwischen dem 24. und dem 27. Tag. 84 Diskussion Patientin 103 mit einer überdurchschnittlich hohen Intelligenz war zum Zeitpunkt der Untersuchung 13,42 Jahre alt, erreichte vor Entlassung ihr Zielgewicht und erhielt keinerlei medikamentöse Therapie. Die Zustands- und Eigenschaftsangst (STAI) zeigten sich überdurchschnittlich erhöht, wohingegen sich die sozialen Ängste an der unteren Norm ansiedeln ließen. Die Patientin erreichte in der Skala 1 der TAS-26 einen sehr hohen Wert. Dies spricht für Schwierigkeiten, eigene Gefühle und deren physiologische Begleiterscheinungen in adäquater Weise wahrzunehmen. Auch ihr Wert in Skala 3 war als sehr hoch einzustufen. Ein hoher Wert in dieser Skala weist darauf hin, dass die Kommunikation von Emotionen eingeschränkt oder im Extremfall fehlend ist. Insgesamt war die Patientin als alexithym zu bezeichnen. Die Patientin gab anfangs keine Gewichtsangst an. In der Mitte ihres Behandlungsverlaufes und damit zur Hälfte der therapeutisch erwünschten Gewichtszunahme stieg die Gewichtsangst auf Werte bis zu 99 von 100 an. Diese Angst ging einher mit „Ich bin verärgert“ und einem erhöhten Wert von „Ich fühle mich ängstlich“. Dass die Patientin gleichzeitig hohe Werte für „Ich bin gut drauf“ angab, könnte mit ihren hohen Werten im TAS-26 zusammenhängen. Am Ende der Untersuchung und der Therapie stiegen ihre Gewichtsangst und das Item „Ich fühle mich ängstlich“ an. Dies könnte darauf hinweisen, dass die Patientin ihre Gewichtszunahme registrierte und sich am Ende ihrer Therapie den Problemen im Alltag gegenüber sah. In der Kurve ließen sich auch vier Spitzen mit einem erhöhten Wert in der Skala „Ich bin verärgert“ ablesen. In ihren Korrelationen fiel auf, dass die Gewichtsangst mit allen drei Items korrelierte. Bei dieser Patientin kann man davon sprechen, dass die Gewichtsangst sich auf die allgemeine Befindlichkeit auswirkte. Weiterhin korrelierte die Gewichtszunahme signifikant mit der Gewichtsangst. Die Gewichtszunahme der Patientin gestaltete sich als ungleichmäßig (siehe Abbildungen 10 und 11). Anfangs blieb das Gewicht ungefähr gleich, dann aber vom 22. bis zum 30. Beobachtungstag stieg es rasant an. Auf diesen Gewichtsanstieg reagierte die Patientin mit einer großen Gewichtsangst. Im weiteren Verlauf reagierte sie nach fast jedem Wiegen mit einer Gewichtsangstzunahme. 85 Diskussion Die 14,30 Jahre alte Patientin 128 erhielt keine medikamentöse Therapie und konnte mit einem ausreichenden Zielgewicht entlassen werden. Sie lag im TAS-26 unterhalb des Cut-Off-Werts. Die Werte im STAI (momentane und allgemeine Angst) waren überdurchschnittlich erhöht, die Sozialphobie (SPAIK) war dagegen eher unterdurchschnittlich stark ausgeprägt. Eine Zwanghaftigkeit bestand nicht. Die Patientin dokumentierte im Laufe ihrer Gewichtszunahme eine subjektiv abnehmende Gewichtsangst, mit kurzzeitlichen Spitzen bis zu 80 von 100. Es ließen sich in der Abbildung 13 drei Spitzen der Gewichtsangst mit gleichzeitigem Rückgang der Werte im Item „Ich bin gut drauf“ ablesen. Auch die Aussage „Ich bin verärgert“ stieg mit zunehmender Gewichtsangst an. Die tendenziell signifikanten Werte in den Korrelationen ließen auf eine Auswirkung der Gewichtsangst auf die allgemeine Befindlichkeit schließen. Bei dieser Patientin korrelierte interessanterweise die Gewichtszunahme negativ signifikant mit der Gewichtsangst. Die Gewichtsangst wird mit Zunahme des Gewichts weniger. 4.2.3 Vergleich der einzelnen Verläufe In den verschiedenen Darstellungen der Patientenverläufe zeigte sich die unterschiedliche Auswirkung der Gewichtsangst auf die allgemeine Befindlichkeit. Bei den ersten beiden Patientinnen konnte man keinen Zusammenhang erkennen. Ob dies mit einer vorhandenen Alexithymie zusammenhängt, ist nicht sicher zu sagen. Bei den übrigen drei Patientinnen stellten sich Verknüpfungen der Gewichtsangst mit der allgemeinen Befindlichkeit in unterschiedlichen Ausmaß dar. Alle fünf Patientenverläufe waren sehr verschieden und zeigten, dass jede Patientin individuell mit ihrer Gewichtsangst umzugehen wusste oder sich diese gar nicht erst eingestehen oder erkennen konnte. Patientin 109 gab wie auch die Probandinnen 104, 105, 106, 112, 131, 132, 135 während ihres ganzen Verlaufs keine Gewichtsangst an. Bei diesen Patientinnen war auf Grund fehlender Streuung keine Aussage bezüglich der Korrelation zwischen der Befindlichkeit und der Gewichtsangst möglich. Die Probandinnen 107, 108, 124, 126, 127, 129 gaben wie die Patientin 110 hohe aber schwankende/steigende Gewichtsangst an. 86 Diskussion Bei den Patientinnen 103, 128 und 130 konnte man, wie auch bei den Probandinnen 101, 102, 122, 123, 125, 133, 134, durchweg verschiedene Ängste erkennen. Bei den Verläufen mit durchweg verschiedenen oder schwankende/steigende Ängsten existierte eine Untergruppe der Patientinnen bei welchen sich die Gewichtsangst auf die allgemeine Befindlichkeit auswirkt. Bei sieben von 17 (41%) Patientinnen gab es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Gewichtsangst und dem Item 1 („Ich bin gut drauf“). Schlussfolgernd ließ sich anhand einer Analyse der Einzelverläufe feststellen, dass Patientinnen mit AN im Kindes- und Jugendalter hinsichtlich ihrer Ängste bzw. Gewichtsangst eine deutlich heterogene Gruppe darstellen. 87 Zusammenfassung 5. Zusammenfassung Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde die Angst anorektischer Patientinnen differenziert untersucht. Ausgehend von bereits vorliegenden Untersuchungsergebnissen sollte die Hypothese, dass anorektische Patientinnen vermehrt unter Angstsymptomen leiden, hinterfragt und auf ihre Spezifität hin überprüft werden. Mittels standardisierter Interviews und Untersuchungsverfahren wurde anhand einer definierten klinischen Stichprobe insbesondere die Eigenschaftsangst und die Entsprechung der Angst auf die allgemeinen Persönlichkeitsmerkmale bestimmt. Außerdem wurde mittels eines Fragebogens zur Befindlichkeit und eines Gewichtsangst-Ratings die Auswirkung der Gewichtsphobie in der akuten Phase auf die allgemeine Befindlichkeit gemessen. Erfassung der Ängste Das State-Trait-Angstinventar (STAI): Bei der Zustand- und Eigenschaftsangst zeigten die Probandinnen dieser Studie erhöhte Werte. Die Hypothese, dass Patientinnen mit Anorexia nervosa eine heterogene Gruppe darstellen beziehungsweise dass ein Großteil der anorektischen Patientinnen bereits im Kindes- und Jugendalter unter erhöhter Eigenschaftsangst leidet, konnte bestätigt werden. Sozialphobie- und Angstinventar für Kinder (SPAIK): Bezogen auf einen für die Sozialphobie auffälligen Wert von 20 lagen sechs Patientinnen (24%) über diesem Wert und konnten als sozial phobisch bezeichnet werden. Im Bezug auf den Prozentrangwert, lagen 11 Patientinnen (44%) über einem Wert von 50. Anorexie-Angst-Skala (ASS): Patientinnen mit Anorexia nervosa haben sehr viel höhere Werte in der Anorexia-Angst-Skala als Kinder/Jugendliche im gleichen Alter ohne Anorexie. Erfassung der Persönlichkeitsmerkmale Junior Temperament und Charakter Inventar (JTCI): Ein überdurchschnittliches Beharrungsvermögen, eine erhöhte Kooperativität und ein unterdurchschnittliches Neugierverhalten konnten bestätigt werden. Auch eine unterdurchschnittliche Selbsttranszendenz und eine unterdurchschnittliche Selbstlenkungsfähigkeit 88 Zusammenfassung konnten festgestellt werden. Eine erhöhte Schadensvermeidung, wie sie bei Erwachsenen vorzukommen scheint, ließ sich nicht bestätigen. Eating Disorder Inventory-2 (EDI-2): Die Eigenschaft „Perfektionismus“ war bei 44% der Probandinnen überdurchschnittlich erhöht. Toronto-Alexithymie-Skala-26 (TAS-26): Der erhöhte Gesamtmittelwert bestätigt das Vorhandensein einer interozeptiven Wahrnehmungsstörung. Leyton-Zwangsinventar: Eine Untergruppe der Probandinnen (21%) erwies sich als überdurchschnittlich zwanghaft. Die Hypothese eines Zusammenhangs zwischen einer erhöhten Ängstlichkeit und der psychopathologischen Symptomatik der Anorexia nervosa konnte mittels der Korrelationen bestätigt werden. Die Alexythemie scheint einen starken Zusammenhang mit den typischen Eigenschaften einer Anorexia nervosa zu haben. Befindlichkeit und Angst In Bezug auf die Gewichtsangst, die Befindlichkeit und deren Zusammenhang kommen verschiedene Subgruppen zur Darstellung. Im Angst-Rating wurden am häufigsten die extremen Werte angeben. Die Gewichtangst korreliert negativ signifikant mit der Aussage „Ich bin gut drauf“ und „ich fühle mich sympathisch und attraktiv“. Positiv signifikant korreliert die Aussage „ich bin verärgert“. Außerdem korreliert die Gewichtsangst mit der momentanen Angst des STAI X1 und mit der „Unzufriedenheit mit dem Körper“ und dem „Schlankheitsstreben“. Man kann anhand der Aussage „Ich bin gut drauf“, welche die Befindlichkeit am ehesten angibt, annehmen, dass das Ausmaß der Gewichtsphobie mit der negativen allgemeinen Befindlichkeit korreliert. Eine Erweiterung der Stichprobe zur weiteren Erkenntnisgewinnung wäre wünschenswert (Abzeichnung eines Zusammenhangs zwischen allgemeiner Befindlichkeit und Gewichtsangst; unterschiedliche Ergebnisse bei der Sozialphobie im Kindes und Jugendalter). Die Gewichtsangst ist ein messbarer Parameter und kann (bei einem Großteil der Patientinnen) wahrgenommen werden. Daher wäre es sinnvoll die Gewichtsangst und ihre Auswirkungen standardisiert zu erfassen (anhand eines Bogens) um sie in die Therapie mit einzubeziehen. 89 Literaturverzeichnis 6. Literaturverzeichnis 1. Abbate-Daga G, Piero A, Gramaglia C, Gandione M, Fassino S: An attempt to understand the paradox of anorexia nervosa without drive for thinness. Psychiatry Research 149:215-221 (2007) 2. 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Eine Ausnahme stellt das Persistieren vaginaler Blutungen bei anorektischen Frauen dar, die eine Hormonsubstitution erhalten (meist als kontrazeptive Medikation). E. Die Kriterien A. und B. für eine Bulimia nervosa werden nicht erfüllt. Tabelle 34: Diagnostische Kriterien für Anorexia Nervosa nach DSM-IV-TR (2003) A: Weigerung, das Minimum des für das Alter und Körpergröße normalen Körpergewichts zu halten (z. B. Gewichtsverlust führt dauerhaft zu einem Körpergewicht von weniger als 85 % des zu erwartenden Gewichts; oder das Ausbleiben einer während der Wachstumsperiode zu erwartenden Gewichtszunahme führt zu einem Körpergewicht von weniger als 85 % des zu erwartenden Gewichts). B: Ausgeprägte Ängste vor einer Gewichtszunahme oder davor, dick zu werden, trotz bestehenden Untergewichts. C. Störung in der Wahrnehmung der eigenen Figur und des Körpergewichts, übertriebener Einfluss des Körpergewichts oder der Figur auf die Selbstbewertung, oder Leugnen des Schweregrades des gegenwärtigen geringen Körpergewichts. D. Bei postmenarchalen Frauen das Vorliegen einer Amenorrhoe, d. h. das Ausbleiben von mindestens drei aufeinander folgenden Menstruationszyklen (Amenorrhoe wird auch dann angenommen, wenn bei einer Frau die Periode nur nach Verabreichung von Hormonen, z. B. Östrogen, eintritt). 108 Anhang Anorexie-Angst-Skala 1 = ganz schwach 7 = ganz groß * Bitte spontan antworten! Danke! Wie groß ist Deine Angst nach dem Wiegen, dass...? * 1 2 3 4 5 6 7 andere Dich als zu dick wahrnehmen und Dich deshalb nicht mehr akzeptieren? Dein Gewicht übers Ziel hinausschießt? kein Junge mehr Deiner Figur zuliebe hinter Dir herschaut oder mit Dir flirtet? Du hässlich wirst? Du nichts mehr als zunehmen kannst? jeder Deine Gewichtszunahme gleich sehen kann? Dein Bauch „Rettungsringe“ bekommt, sich aufbläht und wie eine Kugel vorwölbt? Deine Lieblingshose nur noch knapp (oder vielleicht gar nicht mehr) passt? Gewichtsangstrating Name: „ Ich habe im Moment so viel Angst zuzunehmen:“ Angst (0-100) 0= gar keine Angst 100= maximale Angst Datum: morgens von..................bis............... Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag abends 109 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universität Ulm Klinik ____________________________ Name ________________________ Datum Fragebogen Mittag Im Folgenden findest Du einige Fragen zu Deinem Befinden. Bitte kreuze an, wie Du Dich momentan einschätzt. Stimmt vollkommen Stimmt gar nicht 1. Ich bin gut drauf 1 2 3 4 5 2. Ich bin müde und erschöpft 1 2 3 4 5 3. Ich bin genervt 1 2 3 4 5 4. Ich fühle mich ängstlich 1 2 3 4 5 5. Ich bin aggressiv 1 2 3 4 5 6. Ich fühle mich verletzlich 1 2 3 4 5 7. Ich bin traurig und betrübt 1 2 3 4 5 8. Ich bin verärgert 1 2 3 4 5 9. Ich fühle mich sympathisch und attraktiv 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 10. Ich bin innerlich angespannt Stimmt gar nicht PEB – J Keller, Spring, Frick, Libal, Fegert; Juli 2005 Stimmt vollkommen Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universität Ulm Klinik ____________________________ Name ______________________ Datum Fragebogen Abend Im Folgenden findest Du einige Fragen zu Deinem Befinden. Bitte kreuze an, wie Du Dich momentan einschätzt. Stimmt vollkom men Stimmt gar nicht 1. Ich bin gut drauf 1 2 3 4 5 2. Ich bin müde und erschöpft 1 2 3 4 5 3. Ich bin genervt 1 2 3 4 5 4. Ich fühle mich ängstlich 1 2 3 4 5 5. Ich bin aggressiv 1 2 3 4 5 6. Ich fühle mich verletzlich 1 2 3 4 5 7. Ich bin traurig und betrübt 1 2 3 4 5 8. Ich bin verärgert 1 2 3 4 5 9. Ich fühle mich sympathisch und attraktiv 1 2 3 4 5 10. Ich bin innerlich angespannt 1 2 3 4 5 11. Ich werde hier gegen meinen Willen behandelt 1 2 3 4 5 12. Heute war es schwierig für mich, alleine zu sein 1 2 3 4 5 13. Mir ist vieles peinlich, ich schäme mich ständig 1 2 3 4 5 14. Ich habe mich heute richtig ausgepowert ( z.B.: beim Sport, Musik ) 1 2 3 4 5 Bitte wenden ! Stimmt gar nicht PEB – J Keller, Spring, Frick, Libal, Fegert; Juli 2005 Stimmt vollkom men Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universität Ulm Klinik Stimmt vollkom men Stimmt gar nicht 15. Die Stimmung auf der Station empfand ich heute als sehr angenehm 1 2 3 4 5 16. Ich bin heute zufrieden mit mir 1 2 3 4 5 17. Insgesamt ging es mir heute gut 1 2 3 4 5 18. Ich konnte heute die Dinge mitbestimmen 1 2 3 4 5 19. Ich fühle mich von meinem/r Einzeltherapeuten/in verstanden und kann mich ihm/ihr gegenüber öffnen 1 2 3 4 5 20. Ich empfinde die Einzeltherapie als hilfreich 1 2 3 4 5 21. Ich habe mich heute den Betreuern/innen anvertrauen Können 1 2 3 4 5 22. Ich habe heute die Betreuer/innen als unterstützend Erlebt 1 2 3 4 5 23. Insgesamt bin ich heute mit dem Tag auf Station sehr Zufrieden 1 2 3 4 5 24. Es ist sinnvoll, dass ich weiterhin hier behandelt werde 1 2 3 4 5 25. Meine Stimmung hat heute stark geschwankt 1 2 3 4 5 2 3 4 5 keine Medikamente eingenommen 0 27. Ich habe in den letzten 24 Stunden Nebenwirkungen der Medikamente bemerkt 1 nämlich: __________________________________ ________________________________________ keine Medikamente eingenommen 0 Stimmt gar nicht PEB – J Keller, Spring, Frick, Libal, Fegert; Juli 2005 Stimmt vollkom men Persönlichkeitsfragebogen für Jugendliche – JTCI / 12-18 R Auf den folgenden Seiten findest Du Aussagen, die Deine Einstellungen, Meinungen, Interessen und Gefühle beschreiben könnten. Jede Aussage kann mit “Ja, Stimmt”, “Stimmt eher”, „stimmt teilweise“, “Stimmt eher nicht” oder “Nein, Stimmt nicht” beantwortet werden. Lies jede Aussage und markiere (durch ankreuzen), was für Dich am besten zutrifft. Bitte beantworte jede Aussage, auch wenn Du Dir mit der Antwort nicht ganz sicher bist. Lies Dir jeden Satz sorgfältig durch, aber nimm Dir nicht zuviel Zeit, um Dich für eine Antwort zu entscheiden. Es gibt keine “richtigen” oder “falschen” Antworten - beschreibe einfach Deine eigenen persönlichen Meinungen und Gefühle. Wenn Dir manche Aussagen ähnlich vorkommen, dann ist das kein Test, sondern die Möglichkeit, Dich wirklich genau zu beschreiben. Versuche, Dich selbst so zu beschreiben, wie Du Dich gewöhnlich oder meistens fühlst oder handelst, nicht nur, wie es Dir gerade jetzt geht. Alter: _____ Jahre Geschlecht: Geburtsdatum: _____/_____/________ männl. weibl. Bitte kreuze an, in welcher Klasse Du bist: 5 6 7 8 9 10 11 12 13 nicht mehr in der Schule Bitte kreuze die Note an, die Deine schulischen Leistungen am besten beschreibt (mit anderen Worten, welche Note Du am häufigsten bekommen hast): 1 2 3 4 5 6 Bitte kreuze an, wie gut Du lesen kannst (wie gut Du einen Text verstehst, wenn Du ihn liest): Ausgezeichnet Ja = 0 sehr gut mäßig gut Stimmt diese Aussage für Dich? eher Ja = 1 teils/teils = 2 eher Nein = 3 Nein = 4 schlecht Ja eher teils/ eher Nein Ja teils Nein 1. Ich stelle mir Dinge oft schlimmer oder gefährlicher vor, als sie es dann sind. 0 1 2 3 4 2. Manchmal vertiefe ich mich so sehr in eine Sache, dass ich danach wie daraus „aufwache“. 0 1 2 3 4 3. Ich brauche lange Zeit, um mit anderen warm zu werden. 0 1 2 3 4 4. Wenn jemand gemein zu mir war, dann zahle ich es ihm zurück. 0 1 2 3 4 5. Ich gebe mir viel Mühe, um alle Dinge möglichst gut zu machen. 0 1 2 3 4 6. Wenn ich etwas haben will, dann will ich es meistens sofort. 0 1 2 3 4 7. Es bewegt mich sehr, wenn ich sehe, dass jemand weint oder Schmerzen hat. 0 1 2 3 4 8. Ich sage oft einfach das, was mir zuerst in den Kopf kommt. 0 1 2 3 4 9. Ich stelle mir oft vor, dass mir etwas passiert oder dass ich etwas falsch mache. 0 1 2 3 4 10. Ich möchte immer die beste Lösung für eine Aufgabe finden, nicht irgendeine. 0 1 2 3 4 11. Ich wäre gerne ganz anders, als ich eigentlich bin. 0 1 2 3 4 12. Ich glaube an Wunder. 0 1 2 3 4 Stimmt diese Aussage für Dich? teils/teils = 2 eher Nein = 3 Ja eher teils/ eher Nein Ja teils Nein 0 1 2 3 4 0 1 2 3 4 15. Ich denke gerne sorgfältig nach, bevor ich mich für etwas entscheide. 0 1 2 3 4 16. Nach einer Anstrengung bin ich sehr schnell wieder voller Energie. 0 1 2 3 4 17. Wenn ich andere Leute kennenlernen soll, bin ich sehr schüchtern. 0 1 2 3 4 18. Ich habe oft das Gefühl, dass ich ein Opfer der Umstände bin. 0 1 2 3 4 19. Ich erledige meine Aufgaben lieber gleich, damit ich Zeit für andere Sachen habe. 0 1 2 3 4 20. Ich erzähle schnell von mir, auch wenn ich jemanden noch nicht lange kenne. 0 1 2 3 4 0 1 2 3 4 22. Ich achte sehr darauf, wie es anderen geht. 0 1 2 3 4 23. Es macht mich nervös, etwas Neues zu probieren. 0 1 2 3 4 24. Wenn es irgendein Problem gibt, habe ich oft gute Ideen, wie man es lösen könnte. 0 1 2 3 4 25. Ich habe oft einfach keine Lust dazu, mich für irgendetwas anzustrengen. 0 1 2 3 4 26. Ich bin oft fasziniert von neuen Dingen und möchte sie sofort ausprobieren. 0 1 2 3 4 27. Ich mache mir oft Sorgen, auch wenn meine Freunde mir sagen, dass alles gut laufen wird. 0 1 2 3 4 28. Ich bringe anderen gerne bei, was ich gelernt habe. 0 1 2 3 4 29. Ich bin oft sehr unzufrieden mit mir. 0 1 2 3 4 30. Überraschungspartys oder spontane Aktionen machen mir besonders viel Spaß. 0 1 2 3 4 31. Ich kann den ganzen Tag in Bewegung sein, ohne mich anstrengen zu müssen. 0 1 2 3 4 32. Ich spüre sehr deutlich, wie es anderen Menschen geht. 0 1 2 3 4 33. Ich glaube an Schicksal (dass manche Dinge im Leben vorherbestimmt sind). 0 1 2 3 4 34. Ich habe so viele Fehler, dass ich mich selbst nicht sehr mag. 0 1 2 3 4 35. Meistens bin ich sehr aufgeregt, wenn ich unbekannte Menschen treffe. 0 1 2 3 4 36. Ich bin auch zu Leuten freundlich, die sich mir gegenüber schlecht verhalten haben. 0 1 2 3 4 0 1 2 3 4 38. Wenn mir etwas zu schwierig ist, dann lasse ich es einfach bleiben. 0 1 2 3 4 39. Ich reagiere stark auf die Gefühle anderer, selbst wenn ich es gar nicht will. 0 1 2 3 4 40. Ich mache meistens nur das, was ich auch wirklich tun muss. 0 1 2 3 4 41. Meistens mag ich Leute einfach nicht, die andere Meinungen vertreten als ich. 0 1 2 3 4 42. Andere waren schon überrascht, wie gut ich mit schwierigen Situationen umgehen kann. 0 1 2 3 4 43. Ich spare lieber, als dass ich mein Geld sofort ausgebe. 0 1 2 3 4 Wenn ich eine Entscheidung treffen muss, dann möchte ich vorher mit Freunden oder meinen 0 Eltern darüber sprechen. 1 2 3 4 Ja = 0 eher Ja = 1 Nein = 4 13. Ich kann oft gut verstehen, was in anderen Menschen vorgeht. 14. 21. 37. 44. Wenn ich jemanden schlecht behandelt habe oder einen Fehler gemacht habe, dann entschuldige ich mich auch dafür. Ich mache oft etwas, ohne genau darüber nachgedacht zu haben, ob es auch funktionieren wird. Ich fühle mich manchmal so eng mit allem um mich herum verbunden, als ob alles Teil eines einzigen Organismus wäre. 45. Ich kann mich leicht mit anderen anfreunden. 0 1 2 3 4 46. Ich habe viele schlechte Gewohnheiten, die ich gerne ablegen möchte. 0 1 2 3 4 47. Ich werde schnell müde und mache gerne Pausen, um mich auszuruhen. 0 1 2 3 4 48. Meine Probleme löse ich lieber ganz alleine. 0 1 2 3 4 49. Ich habe das Gefühl, dass ich in meinem Leben auf dem richtigen Weg bin. 0 1 2 3 4 50. Andere Menschen haben zu viel Einfluss auf mich. 0 1 2 3 4 Ja = 0 51. eher Ja = 1 Stimmt diese Aussage für Dich? teils/teils = 2 eher Nein = 3 Nein = 4 Ja Wenn etwas länger dauert oder anstrengender ist, als ich gedacht habe, dann lasse ich es oft 0 wieder bleiben. eher teils/ eher Nein Ja teils Nein 1 2 3 4 52. Andere überreden mich dazu, Dinge zu tun, die ich eigentlich nicht tun sollte. 0 1 2 3 4 53. Ich glaube, dass es eine höhere Kraft gibt, die alle Lebewesen miteinander verbindet. 0 1 2 3 4 54. Ich treffe gerne schnelle Entscheidungen. 0 1 2 3 4 0 1 2 3 4 56. Es ist leicht für andere, mir gefühlsmäßig nahe zu kommen. 0 1 2 3 4 57. Wenn ich etwas nicht kann oder nicht verstehe, dann übe ich so lange, bis es klappt. 0 1 2 3 4 58. Ich weiß oft nicht, was ich mit meinem Leben anfangen soll. 0 1 2 3 4 59. Ich helfe gerne dabei eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind. 0 1 2 3 4 60. Ich habe oft Angst vor neuen Dingen, die ich gerne tun würde. 0 1 2 3 4 61. Ich fühle mich selten frei zu wählen, was ich tun will. 0 1 2 3 4 62. Es ist mir wichtig, dass andere durch mein Verhalten keinen Nachteil oder Schaden haben. 0 1 2 3 4 0 1 2 3 4 64. Manchmal träume ich so intensiv vor mich hin, dass ich alles andere ausblende. 0 1 2 3 4 65. Wenn ich Geld habe, dann gebe ich es auch sofort für etwas aus. 0 1 2 3 4 66. In meiner Freizeit bin ich fast immer mit einem Freund oder einer Freundin zusammen. 0 1 2 3 4 67. Ich glaube, dass ich genau das Richtige tue, um meine Ziele im Leben zu erreichen. 0 1 2 3 4 68. Ich bin sehr offen für die Gefühle anderer. 0 1 2 3 4 69. Wenn ich mit irgendwas angefangen habe, dann will es auch unbedingt zu Ende bringen. 0 1 2 3 4 70. Ich versuche oft, andere so zu beeinflussen, dass ich einen Vorteil habe. 0 1 2 3 4 71. Es ist mir oft egal, ob ich gerecht bin oder die Wahrheit sage. 0 1 2 3 4 72. Ich habe oft spontan Lust dazu, etwas Neues oder Verrücktes zu machen. 0 1 2 3 4 0 1 2 3 4 74. Ich habe Spaß an schwierigen Spielen oder Aufgaben, für die man lange braucht. 0 1 2 3 4 75. Ich werde schnell unsicher, wenn ich mich beobachtet fühle. 0 1 2 3 4 76. Wenn mich etwas neugierig macht, dann sind mir auch Gefahren oder Verbote egal. 0 1 2 3 4 0 1 2 3 4 78. Ich erzähle nicht gerne von mir. 0 1 2 3 4 79. Ich glaube daran, dass mir schon mal eine geistige Macht (Gott, Schutzengel) geholfen hat. 0 1 2 3 4 80. Ich habe oft einfach keine Lust, darauf zu achten was andere wollen. 0 1 2 3 4 81. Ich biete oft meine Hilfe an, wenn jemand in Schwierigkeiten steckt oder etwas braucht. 0 1 2 3 4 0 1 2 3 4 0 1 2 3 4 0 1 2 3 4 85. Wenn ich ein Problem habe, möchte ich mir nicht von anderen helfen oder hineinreden lassen. 0 1 2 3 4 86. Ich bin immer für die Wahrheit, selbst wenn ich dadurch Nachteile haben könnte. 0 1 2 3 4 87. Im verhalte ich mich oft ganz anders, als ich es eigentlich will. 0 1 2 3 4 55. 63. 73. 77. 82. Wenn ich etwas Neues tun muss, mache ich mir darüber viele Sorgen (ich bekomme dann Bauchweh oder kann nicht schlafen). Wenn ich Sorgen habe, dann möchte ich mit einem Freund oder einer Freundin darüber sprechen. Ich versuche oft, mich in andere Personen hineinzuversetzen, um sie wirklich verstehen zu können. Meine (Haus-) Aufgaben schiebe ich oft vor mir her und mache sie erst auf den letzten Drücker. Ich bin sehr ausdauernd und mache auch dann noch weiter, wenn viele andere schon längst aufgegeben hätten. 83. Ich bemühe mich sehr, Regeln einzuhalten. 84. Andere halten mich oft für geistesabwesend, weil ich mit meinen Gedanken wie in einer anderen Welt bin. Stimmt diese Aussage für Dich? teils/teils = 2 eher Nein = 3 Ja eher teils/ eher Nein Ja teils Nein 88. Ich strenge mich sehr an und gehe bis an meine Grenzen, um meine Ziele zu erreichen. 0 1 2 3 4 89. Es fällt mir leicht, eine angespannte Situation wieder harmonisch zu machen. 0 1 2 3 4 90. Ich lasse mich schnell für neue Ideen oder Aktivitäten begeistern. 0 1 2 3 4 91. Unerwartete und überraschende Situationen machen mich unsicher. 0 1 2 3 4 0 1 2 3 4 93. Regeln reizen mich dazu, sie zu überschreiten. 0 1 2 3 4 94. Ich erzähle bei meinen Freunden gerne über alles, was ich so erlebt habe. 0 1 2 3 4 Wenn ich einen mitreißenden Film sehe, dann lache und leide ich mit den Figuren so sehr mit, 0 dass alle anderen es sehen können. 1 2 3 4 0 1 2 3 4 Ich glaube, dass alles Leben von einer übersinnlichen Ordnung oder Macht abhängt, die nicht 0 wissenschaftlich erklärt werden kann. 1 2 3 4 Ja = 0 92. 95. eher Ja = 1 Nein = 4 Wenn ich etwas nicht gleich hinbekomme, fühle ich mich herausgefordert, es doch zu schaffen. 96. Ich habe oft Streit mit anderen, weil ich die Sachen auf meine Art machen will. 97. 98. Wenn es mir schlecht geht, will ich lieber alleine sein. 0 1 2 3 4 99. Ich mache oft Sachen, die ich eigentlich nicht tun darf. 0 1 2 3 4 100. Ich möchte andere lieber nicht zu nahe an mich heranlassen. 0 1 2 3 4 101. Ich warte am liebsten, bis jemand anderes kommt und die Initiative ergreift, um ein Problem zu 0 lösen. 1 2 3 4 102. Ich habe oft das deutliche Gefühl, dass ich Teil eines größeren Ganzen bin (z.B. Teil der gesamten Menschheit oder der Natur). 0 1 2 3 4 0 1 2 3 4 103. Ich bin anderen sehr gerne behilflich. 1999 C.R. Cloninger - Deutsche Version: 2004 K. Goth & K. Schmeck BITTE SCHAU NACH, OB DU ALLE FRAGEN BEANTWORTET HAST. VIELEN DANK . Danke... ... meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. J.M. Fegert für die Überlassung des Themas und die wertvolle Unterstützung. ... Frau Dr. med. U. Schulze, welche mir als meine Betreuerin durchgehend zur Seite stand. ... Herrn PD Dr. Keller für die gute Betreuung speziell im Hinblick auf statistische Fragestellungen sowie wichtige Korrekturvorschläge und die Bereitstellung der Unterlagen zum Befindlichkeitsfragebogen. ... allen Mitarbeitern der Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Ulm und des Zentrums für Psychiatrie „Die Weissenau“, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen. Besonderer Dank gilt hier Frau Prof. Dr. R. Schepker sowie Frau Dr. I. Böge sowie den ärztlichen und psychologischen Mitarbeitern für die freundliche Aufnahme und die Unterstützung während der Datenerhebung. ... an alle teilnehmenden Patientinnen und deren Familie für die regelmäßige Teilnahme an der Studie. Die enge und regelmäßige Zusammenarbeit war für mich eine kostbare Erfahrung. ... meiner Familie und meinem Freund für die großartige und liebevolle Unterstützung und die immer wieder nötige Motivation, ohne die mein Studium und diese Arbeit niemals möglich gewesen wären. ... all meinen lieben Freunden und Kollegen für deren Hilfsbereitschaft und die Vermittlung einer immer wieder nötigen positive Einstellung in allen Lebenslagen. 117