Auswirkung der Angst anorektischer Patientinnen

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Universitätsklinikum Ulm
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. J.M. Fegert
„Zur Auswirkung der Angst anorektischer Patientinnen
auf die allgemeine Befindlichkeit“
Dissertation zur Erlangung
des Doktorgrades der Medizin
- Dr. med.der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm
Franziska Persch
Neu-Ulm
2008
Amtierender Dekan: Prof. Dr. Klaus Michael Debatin
1. Berichterstatter: Prof. Dr. Jörg Michael Fegert
2. Berichterstatter: Prof. Dr. Jörn von Wietersheim
Tag der Promotion: 18.06.2009
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Seite
1.
2.
Einführung
1
1.1 Anorexia nervosa
1
1.2 Angststörungen
8
1.3 Anorexia nervosa und Angst: Stand der Forschung
11
1.4 Die allgemeine Befindlichkeit: Stand der Forschung
12
1.5 Ziele der Studie
14
1.6 Hypothesen und Fragestellungen
14
Material und Methoden
16
2.1 Stichprobe
16
2.2 Untersuchungsinstrumente
19
2.2.1 Basisdiagnostik
19
2.2.1.1 CBCL/YSR
21
2.2.1.2 Junior Temperament und Charakter Inventar (JTCI)
22
2.2.1.3 Eating Disorder Inventory-2 (EDI-2)
23
2.2.1.4 Anorexie-Angst-Skala (AAS)
26
2.2.1.5 State-Trait-Angstinventar (STAI)
26
2.2.1.6 Sozialphobie- und Angstinventar für Kinder (SPAIK)
27
2.2.1.7 Toronto-Alexithymie-Skala-26 (TAS-26)
28
2.2.1.8 Leyton-Zwangssyndrom-Fragebogen/Kinderversion
29
2.2.2 Verlaufsdiagnostik
31
2.3 Untersuchungsgang
32
2.4 Statistische Auswertung
33
2.5 Ethik
33
3.
4.
Ergebnisse
34
3.1 Auswertung der psychopathologischen Veränderungen
34
3.2 Korrelationen
46
3.3 Befindlichkeit und Gewichtsangst
48
Diskussion
67
4.1 Psychopathologische Veränderungen
68
4.1.1 Psychische Auffälligkeiten
68
4.1.2 Ängste
69
4.1.3 Persönlichkeitsmerkmale
73
4.1.4 Psychopathologie der Essstörung
75
4.1.5 Zwanghaftigkeit
78
4.1.6 Alexithymie
78
4.2 Befindlichkeit und Gewichtsangst
80
5.
Zusammenfassung
88
6.
Literaturverzeichnis
90
7.
Anhang
Tabelle 33: Diagnostische Kriterien ICD-10-GM (2008)
108
Tabelle 34: Diagnostische Kriterien DSM-IV-TR (2003)
108
Anorexia Angst Skala
109
Gewichtsangstrating
109
Fragebogen zur Befindlichkeit
110
Junior Temperament und Charakter Inventar (JTCI)
113
Danksagung
117
Abkürzungsverzeichnis
AD
Aufenthaltsdauer
AN
Anorexia nervosa
A.N.
Atypische Neuroleptika
AAS
Anorexie-Angst-Skala
BD
Beobachtungsdauer
BMI
Body mass index
BMI-A
BMI bei Aufnahme in kg/m²
BMI-E
BMI bei Entlassung in kg/m²
CBCL
Child Behavior Checklist
DF
Freiheitsgrad
DSM-IV-TR
Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders –IVText revision
EDI
Eating Disorder Inventory
F00-F99
Psychische und Verhaltensstörungen im ICD-10
GA
Gewichtsangst
h
Stunde(n)
HAWIK III
Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder- dritte Auflage
HT
Serotonin
ICD
International Classification of Diseases
IQ
Intelligenz Quotient
JTCI
Junior Temperament und Charakter Inventar
M
Mittelwert
p
statistische Signifikanz
SAS
Statistical Analysis System
SD
Standardabweichung
SPAI-C
Social Phobia and Anxiety Inventory for Children
SPAIK
Sozialphobie- und Angstinventar für Kinder
SSRI
Selektiver Serotonin Reuptake Inhibitor
StA
Stationäre Aufnahme(n)
STAI
Das State-Trait-Angstinventar
TAS
Toronto-Alexithymie-Skala
U
Ulm
W
Weissenau
WHO
World Health Organisation
WPW
Wolf-Parkinson-White
YSR
Fragebogen für Jugendliche
ZfP
Zentrum für Psychiatrie
Einführung
1. Einführung
Diese Arbeit widmet sich dem Zusammenhang der Angst anorektischer
Patientinnen und deren Befindlichkeit.
1.1 Anorexia nervosa
Definition und Symptome
Die Anorexia nervosa (Magersucht; abgekürzt durch AN) ist eine Störung des
Essverhaltens mit hohem Chronifizierungsrisiko. Sie tritt überwiegend bei jungen
Frauen während der Adoleszenz (erstmals) auf. Hauptmerkmal dieses nicht
organisch
bedingten
Störungsbildes
ist
eine
selbst
herbeigeführte
Gewichtsabnahme, die durch die Vermeidung hochkalorischer Speisen erreicht
wird. Als sog. gegensteuernde Maßnahmen, welche einer Gewichtszunahme
entgegenwirken sollen, können der Einsatz von Substanzen wie z.B. Laxantien,
Diuretika oder Schilddrüsenhormone oder selbstinduziertes Erbrechen genannt
werden. Darüber hinaus spielt die motorische Hyperaktivität bei vielen AnorexiePatienten eine große Rolle (Klein et al. 2004). Die Patienten1 beschäftigen sich
ständig gedanklich mit Gewicht und Kalorien. Außerdem leiden sie unter einer
verzerrten Wahrnehmung der eigenen Körperproportionen, der sogenannten
Körperschemastörung. Hierdurch kommt es zu einem gestörten Essverhalten, das
in der Folge oft zu einem extremen Untergewicht führt. Zur Symptomatik bei
weiblichen Patientinnen zählt weiterhin das Ausbleiben der Regelblutung (primäre
oder sekundäre Amenorrhoe) als Ausdruck einer gestörten hormonellen
Regulation (Hoffmann et al. 2004, von Uexküll et al. 2002). Die zur
Diagnosestellung
nötigen
Kriterien
der
ICD-10
(internationale
statistische
Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) (Deutsches
Institut für medizinische Dokumentation und Information 2008) sind im Anhang in
Tabelle 33, die des DSM-IV-TR (diagnostisches und statistisches Manual
psychischer Störungen) in Tabelle 34 aufgeführt. Ergänzend ist hinzuzufügen,
dass es sich bei der atypischen AN (F50.1) um ein Störungsbild handelt, welches
die Kriterien der Anorexia nervosa nur unvollständig erfüllt. Das bedeutet, dass
1
Bei gemischten Patientengruppen (männliche und weibliche Patienten) wird zur Vereinheitlichung
der männliche Plural benutzt.
1
Einführung
entweder nicht sämtliche Kernsymptome vorhanden sind oder aber das
Störungsbild nur in abgeschwächter Form vorliegt.
Die DSM-IV-TR-Kriterien (American Psychiatric Association 2003) unterscheiden
zwischen dem restriktiven Typ (Gewicht wird ausschließlich durch Hungern
reduziert) und dem Purging-Typ. Letzterer ist gekennzeichnet durch eine
absichtliche Reduktion der Nahrungsaufnahme, durch eine Beschränkung auf
kalorienarme Nahrungsmittel, durch phasenhaftes oder regelmäßiges Erbrechen,
durch Einnahme von Laxanzien und/oder Diuretika und durch motorische
Überaktivität.
Epidemiologie
Während des vergangenen Jahrhunderts wuchs die Inzidenz der AN insbesondere
in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen bis in die 70er Jahre an (Hoek 2006,
Hoek u. van Hoeken 2003). Aktuellen Erhebungen zufolge liegt die Inzidenz
zwischen 34,6 pro 100000 (10- bis 19-jährige Mädchen und Frauen) (Currin et al.
2005) und 270 pro 100000 (finnische Zwillinge zwischen 15 und 19 Jahren)
(Keski-Rahkonen et al. 2007). Weitere Daten hierzu, welche in Studien in den
USA und in den Niederlanden gewonnen wurden, liegen zwischen den beiden
genannten Werten (Bulik et al. 2006, van Son et al. 2006). Die durchschnittliche
Lebenszeitprävalenz bei jungen Frauen wird zwischen 0,3% und 2,2% geschätzt
(Bulik et al. 2006, Hoek 2006, Hoek u. van Hoeken 2003, Keski-Rahkonen et al.
2007, The McKnight Investigators 2003, Wittchen et al. 1998). Das Verhältnis
weiblicher Patientinnen zu männlichen Patienten beträgt 12 zu 1 (Currin et al.
2005). Die AN beginnt häufig in der frühen Adoleszenz und zeigt jeweils einen
Erkrankungsgipfel bei 14 und 18 Jahren (Herpertz-Dahlmann 2002). Weitere
Autoren siedeln diese Altersgipfel bei 15 bzw. 19 Jahren an (Bulik et al. 2005,
Lucas et al. 1991).
Ätiologie
Bei der Entstehung der AN muss von einem multifaktoriellen Geschehen
ausgegangen werden, in welchem genetische (Klump et al. 2004), biologische,
psychologische, soziale und kulturelle Faktoren zusammen spielen (Connan et al.
2
Einführung
2003). Es wird vermutet, dass frühe Lebenserfahrungen zusammen mit
genetischen Faktoren zu einer negativen Beeinflussung der Neuroplastizität und
einer
Dysregulation
der
Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse
führen
(Connan et al. 2003). Auf neurobiologischer Ebene scheint vor allem dem
serotonergen System besondere Bedeutung zuzukommen. Studienergebnissen
zufolge ist bei Patienten mit AN die Aktivität der 5-HT1A-Rezeptoren erhöht, die der
5-HT2A-Rezeptoren vermindert. Es wird angenommen, dass diese 5-HTRezeptoren sowohl Einfluss auf die Persönlichkeit als auch auf das Temperament,
z.B. die Tendenz zur Schadensvermeidung, haben. Außerdem spielen sie nicht
nur bei psychiatrischen Symptomen wie Zwanghaftigkeit, Angst und Depression,
sondern auch bei physiologischen Vorgängen wie z.B. dem Hungergefühl eine
Rolle (Kaye et al. 2005b, Kaye et al. 2005c). Es zeigt sich auch eine Wirkung auf
die Stimmung und die Impulskontrolle (Kaye et al. 2005a). Die Dysregulation des
serotonergen Systems scheint auch im Falle einer Heilung der Essstörung noch
vorhanden zu sein (Bailer et al. 2004, Bailer et al. 2007, Kaye et al. 2005a, Kaye
et al. 2005b). Eine sichere, vor allem antidepressive Wirkung von SSRI´s
(selective serotonin reuptake inhibitors) bei AN-Patienten konnte auch im Hinblick
auf eine Rückfallprophylaxe bisher nicht bestätigt werden (Holtkamp et al. 2005a).
Sozialer Druck durch Familie, Freunde und dem unmittelbaren Umfeld kann
ebenfalls zur Entstehung einer Essstörung beitragen. Die Medien und der
soziokulturelle Einfluss fördern das gestörte Essverhalten unter anderem durch ein
extremes
Schlankheitsideal
für
Frauen.
Auch
Kommentare
aus
dem
Freundeskreis über das Aussehen und das Gewicht haben Einfluss auf das
Selbstbewusstsein der Patienten und deren Einstellung zum Essen (Meyer u.
Waller 2001). Hinsichtlich der Ätiologie muss auch der kulturelle Aspekt mit
einbezogen
werden.
Dies
zeigt
u.a.
eine
Studie,
die
japanische
und
nordamerikanische essgestörte Patienten vergleicht (Pike u. Mizushima 2005).
Eine umfangreiche angloamerikanische Studie belegte ein häufigeres Vorkommen
einer AN unter weißen Frauen (1,5%) im Vergleich zu afroamerikanischen (keine
der Probandinnen) (Striegel-Moore et al. 2003). Dies unterstreicht den
soziokulturellen Einfluss auf die Erkrankung.
3
Einführung
Psychiatrische Comorbidität
Die AN weist ein hohes Maß psychiatrischer comorbider Störungen auf. Hierzu
zählen die Angst, die Depression, der Zwang, der Substanzmissbrauch und die
Persönlichkeitsstörungen. Zwillingsstudien heben insbesondere den Zusammenhang zwischen Essstörung, Angst und Depression hervor (Keel et al. 2005). Auf
die Angststörungen wird in einem separaten Kapitel eingegangen.
Depressive Symptome bzw. Störungen können im Falle einer AN prämorbid,
comorbid und im Langzeitverlauf auftreten. Meist geht die Depression der
Essstörung voraus (Wildman et al. 2004). Depressive Verstimmungen sind aber
auch typische Begleitsymptome der AN im akuten Krankheitszustand. Essgestörte
Patienten zeigen häufig im Rahmen der Gewichtsabnahme eine gedrückte
Stimmungslage und sind leicht irritierbar. Sie haben ein niedriges Selbstwertgefühl
und klagen über Schuldgefühle und Hoffnungslosigkeit. Nicht selten lassen sich
auch
vitale
Symptome
wie
Schlaflosigkeit
und
Konzentrationsstörungen
nachweisen (Herpertz-Dahlmann 2003). Das Zusammentreffen von Depression
und Angst spielt bei einem Suizidversuch häufig eine Rolle. In einer Verlaufstudie,
die sich über 3, 7 bzw. 10 Jahren erstreckte, konnte dargelegt werden, dass die
Depression sich parallel zur
Essstörung besserte, aber trotzdem noch
ausgeprägter war als bei einer Normstichprobe (Holtkamp et al. 2005b). Bei 5%
bis 17% der AN-Patienten ließ sich in einer Untersuchung noch nach 21 Jahren
eine Depression nachweisen (Lowe et al. 2001). Literaturangaben zufolge liegen
im Hinblick auf die comorbide depressive Symptomatik keine signifikanten
Unterschiede zwischen erwachsenen und jugendlichen essgestörten Patienten vor
(Zonnevylle-Bender et al. 2004).
Im Falle zusätzlich zur AN bestehender Zwangssymptome werden am häufigsten
Essrituale, Ordnungs- und Säuberungszwänge, Perfektionismus und Unheilsbefürchtungen festgestellt. Perfektionismus und zwanghafte Züge verbunden mit
dem Bedürfnis nach Exaktheit und Symmetrie sind nicht nur prämorbid, sondern
häufig auch noch im Anschluss der Essstörung vorhanden (Kaye et al. 2005b).
Der Perfektionismus stellt einen gesicherten Risikofaktor bei der Entstehung einer
AN dar (Bulik et al. 2003). Weiterhin werden in perfektionistischen Tendenzen
psychopathologische Faktoren gesehen, die die Essstörungssymptomatik mit
aufrecht
erhalten
und
entscheidend
zur
Therapieresistenz
beitragen
4
Einführung
(Fairburn
et
al.
2003).
Eine
Studie
zur
Lebenszeitprävalenz
der
Zwangserkrankung beschreibt ein Vorkommen von 68% bei Patienten mit
restriktiver AN sowie bei 79,1% der Patienten mit atypischer AN (Halmi et al.
2003). Verschiedene Studien berichten über eine bestehende Komorbidität von
Zwangserkrankungen und Essstörungen (Godart et al. 2000, Kaye et al. 2004,
Lilenfeld et al. 1998, Milos et al. 2002, Speranza et al. 2001, Thornton u. Russell
1997). Diese können prämorbid auftreten (Thornton u. Russell 1997) und auch im
Langzeitverlauf noch überwiegend unverändert vorliegen (Holtkamp et al. 2005b).
In einer Verlaufsstudie (Untersuchung nach 21 Jahren) zeigten 4% bis 6% der
Probanden (21% teilweise genesen, 10% zeigten noch alle Kriterien einer
Anorexia nervosa) die Kriterien einer Zwangserkrankung (Lowe et al. 2001). Die
vielfach beobachtete (nicht nur motorische) Hyperaktivität anorektischer Patienten
kann
zwanghaften
Charakter
annehmen
und
parallel
zu
vorhandenen
Angstsymptomen sowie vermehrten Essensreduktion zunehmen (Holtkamp et al.
2004).
Nicht
selten
findet
sich
bei
AN-Patienten
die
Tendenz
zu
selbstverletzendem Verhalten. Vor allem bei Erkrankten mit einer starken
Körperschemastörung und negativen Gefühlen ihrem Körper gegenüber ist das
diesbezügliche Risiko erhöht (Stein et al. 2003). In zahlreichen Studien wurde zu
einer Essstörung eine zusätzliche
Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, wobei
diese vor allem im Zusammenhang mit einer Bulimia nervosa oder einer Anorexie
mit bulimischer Komponente auftreten. Hier werden am häufigsten die
Eigenschaften zwanghaft, abhängig und vermeidend, gefolgt von antisozial,
narzisstisch, schizoid und paranoid genannt. Auch ein Substanzmissbrauch kann
als Komorbidität bei Essstörungen auftreten (Woodside u. Staab 2006). In
verschiedenen Studien konnte ein überdurchschnittliches Vorkommen einer
Alkoholabhängigkeit bei Essstörungen nachgewiesen werden (Bulik et al. 2004,
Thompson-Brenner et al. 2007). In einer kanadischen Untersuchung mit
weiblichen
adoleszenten
Symptomatik,
17
mit
Essgestörten
(63
Probanden
Purging-Symptomatik)
und
mit
einer
restriktiver
gleichaltrigen
Normstichprobe zeigte, dass adoleszente Patienten mit restriktiven Symptomen
nicht so häufig Alkohol trinken wie Gleichaltrige, dennoch enthalten sie sich - im
Gegensatz zu ihrem sonst asketischen Verhalten - nicht völlig. Die Probandinnen
mit
einer
Purging-Symptomatik
tranken
ähnlich
häufig
Alkohol
wie
die
Normstichprobe dies tat (Stock et al. 2002). Die Lebenszeitprävalenz der
5
Einführung
Alkoholabhängigkeit und des Alkoholmissbrauchs beträgt bei restriktiver Anorexia
nervosa 17% (Bulik et al. 2004). Nur wenige Daten gibt es über einen sicherlich
vorhandenen Missbrauch von rezeptpflichtigen Medikamenten bei Patienten mit
Essstörungen, wie z.B. Benzodiazepine oder andere Drogen (Woodside u. Staab
2006).
Bei
zwanghaften
bzw.
perfektionistischen
Patienten
scheint
ein
Substanzmissbrauch eher unwahrscheinlich. Im Gegensatz dazu kann bei einem
risikoreichen, impulsiven oder selbstverletzenden Verhalten (meist Patienten mit
bulimischer oder Purging-Symptomatik) das Risiko erhöht sein, regelmäßig
Alkohol oder weitere Substanzen zu konsumieren (Thompson-Brenner et al.
2007).
Verlauf und Prognose
Die Einschätzung des Heilungsverlaufes erfolgt in Anlehnung an die so genannten
„General outcome“-Kriterien (Morgan u. Russell 1975). Diese orientieren sich
zunächst ausschließlich an den Hauptmerkmalen der körperlichen Restitution
(BMI, Zyklustätigkeit) (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1: Heilungserfolg nach Morgan und Russell (1975)
BMI: Body mass index
Gut
BMI zwischen 17,5 und 26 kg/m². Keine Zyklusschwankungen und
keine Gewichtsschwankungen
Mittel
BMI<17,5 oder BMI>26, Zyklusschwankungen, Amenorrhoe oder
Gewichtsschwankungen
Schlecht
BMI<17,5 und Amenorrhoe oder Bulimia nervosa
30% bis 60% der AN-Patienten wird ein guter Heilungserfolg attestiert. Ein
mittelmäßiger Erfolg wird bei 10% bis 25% der jeweils untersuchten Patienten
beschrieben, ein schlechter Heilungserfolg wird bei 6% bis 27% angegeben (Bulik
et al. 2000, Lowe et al. 2001, Gillberg et al. 1994, Tanaka et al. 2001, Wentz et al.
2001). Maßstäbe für einen Heilungserfolg und für das Ansprechen der Therapie
sind
abhängig
von
Spätkomplikationen
physiologischen
(z.B.
Faktoren
Immunschwäche,
(z.B.
Körpergewicht),
chronische
Obstipation),
von
der
Einstellung zum Körper bzw. dem Aussehen und dem Ausmaß der Komorbidität
(Federici u. Kaplan 2008). Auf diese Faktoren wird im Folgenden genauer
6
Einführung
eingegangen. Prognostisch günstige Faktoren für einen guten Heilungserfolg
können ein hoher BMI, eine normal geregelte Menstruation im Verlauf und ein
höherer Minimal-BMI sein (Tanaka et al. 2001). Auch eine kurze Dauer der
Essstörung (Herzog et al. 1999), eine gute Befindlichkeit und bessere
psychosoziale Umstände (Tanaka et al. 2001) können zu einem besseren
Heilungserfolg beitragen. Ungünstige Faktoren dagegen sind ein spätes Auftreten
der Anorexie (Deter et al. 2005, Tanaka et al. 2001), ein sehr geringer BMI
(Tanaka et al. 2001) und ein sehr niedriges Körpergewicht am Ende der Therapie
(Fichter u. Quadflieg 1999). Auch bulimische Verhaltensweisen, ein niedriger
Serumalbuminspiegel (Deter et al. 2005), soziale Probleme (Deter et al. 2005),
(Lowe et al. 2001), schwerwiegende psychische Symptome, höhere Werte in der
EDI-Skala „Perfektionismus“ (Lowe et al. 2001) und andere psychiatrische
Erkrankungen vor Beginn der Therapie (Fichter u. Quadflieg 1999) begünstigen
einen unguten Langzeitverlauf.
Im Verlauf der Erkrankungen kann nicht selten ein Symptomwechsel der Anorexia
nervosa zur Bulimia nervosa und umgekehrt auftreten, wobei der Wechsel von
Anorexia nervosa zur Bulimia nervosa häufiger ist als umgekehrt (Tozzi et al.
2005). In einer Studie mit 64 AN-Patientinnen konnte bei 72,7% während eines 7jährigen Beobachtungszeitraumes ein solcher Symptomwechsel nachgewiesen
werden (Eddy et al. 2008). Bei 9% bis 57,5% wurde ein Übergang von restriktiven
Essgewohnheiten in eine Purging-Symptomatik oder Bulimia nervosa festgestellt
(Eddy et al. 2002, Eddy et al. 2008, Fichter u. Quadflieg 1999, Tozzi et al. 2005).
Dies geschieht meist innerhalb der ersten fünf Jahre (Eddy et al. 2002).
Comorbide psychiatrische Störungen verlieren sich im Langzeitverlauf häufig
nicht. Insbesondere depressive Erkrankungen, Zwangs- oder Angststörungen
sowie eine mögliche Substanzabhängigkeit können auch nach der Heilung von der
Essstörung selbst noch von längerfristiger Bedeutung sein (Bulik et al. 2000).
Folgen des Hungerzustandes mit einem reduzierten Grundumsatz können u.a.
eine
peripher
betonte
Polyneuropathie,
zentrale
neurologische
Befunde,
depressive Verstimmungen und Osteoporose sein. Bei zusätzlichem Erbrechen
kann Karies auftreten (Hoffmann et al. 2004, von Uexküll et al. 2002). Patientinnen
mit einem mittleren bis schlechten Heilungserfolg (Häufigkeiten siehe oben)
weisen zu einem späteren Zeitpunkt zu einem hohen Prozentsatz noch
Zyklusstörungen mit einer abnormalen Menstruation auf (Gillberg et al. 1994).
7
Einführung
Diese „physiologische“ Zyklusstörung als Spätfolge einer vorangegangenen AN
kann sich negativ auf den Wunsch nach eigenen Kindern auswirken (Bulik et al.
1999). Im Anschluss an eine akute Essstörung sind, im Gegensatz zu 83% der
Normalbevölkerung, nur 48% der Patienten zufrieden mit ihrem Leben (Halvorsen
et al. 2004). Dies könnte mit den später noch vorhandenen psychopathologischen
Charakteristika ehemals anorektischer Patienten zusammenhängen. Die AN wird
als die psychiatrische Erkrankung mit der höchsten Mortalität bezeichnet. Im
internationalen Vergleich liegen die Mortalitätsraten der AN zwischen 5% und 6 %
(Steinhausen 2002a). Der Suizidtod wird bei AN-Patienten signifikant häufiger
beschrieben als bei der Allgemeinbevölkerung (Herzog et al. 2000). Eine weitere
Haupt-Todesursache sind die direkten körperlichen Folgen der Erkrankung.
1.2 Angststörungen
Die im Kindes- und Jugendalter auftretenden Ängste können dieselben sein, die
alterstypisch zu erwarten sind. In Abgrenzung zu altersphysiologischen Ängsten
treten sie jedoch in besonders starkem Ausmaß auf und halten meist über
mehrere Monate an. Somit können sie eine Beeinträchtigung der normalen
Entwicklung zur Folge haben. Kindliche Ängste zeigen ein Chronifizierungsrisiko
von ca. 10%. In einer Follow-up-Untersuchung über 40 Jahre persistierten die
Angststörungen oder es kam zu einem Wiederkehren der internalisierenden
Störungen mit entsprechend schlechtem Heilungserfolg bei mehr als zwei Dritteln
der mindestens zweimalig erkrankten Adoleszenten (Colman et al. 2007).
Ein erhöhtes Suizidrisiko besteht insbesondere bei einem gemeinsamen Auftreten
von Depression und Angst (hier vor allem die generalisierte Angststörung). Da die
Lebensqualität der Betroffenen zum Teil eingeschränkt ist, profitiert nicht nur der
Erkrankte selbst, sondern auch sein unmittelbares soziales Umfeld von einer
frühen Diagnosenstellung und einer effektiven Behandlung (Schulze et al. 2008).
In der ICD-10 der WHO (Dilling et al. 2000) sind Angststörungen im Kapitel der
neurotischen, belastungs- und somatoformen Störungen aufgeführt. Sie werden in
zwei Gruppen unterteilt: Zum einen in phobische Störungen (F40), zum anderen in
sonstige Angststörungen (F41). Im Folgenden sind die Klassifikationskriterien für
die einzelnen Krankheitsbilder aufgeführt.
8
Einführung
1.2.1 Agoraphobie (F40.0)
Die Agoraphobie kann mit (F40.00) oder ohne Panikstörung (F40.01) auftreten.
a. Die
psychischen
oder
vegetativen
Symptome
müssen
primäre
Manifestationen der Angst sein und dürfen nicht auf anderen Symptomen
wie Wahn- oder Zwangsgedanken beruhen.
b. Die Angst muss in mindestens zwei der folgenden Situationen auftreten: In
Menschenmengen, auf öffentlichen Plätzen, bei Reisen mit weiter
Entfernung von zu Hause oder bei Reisen allein.
1.2.2 Soziale Phobie (F40.1)
Die soziale Phobie zeichnet sich durch die unangemessene Furcht vor
Situationen aus, in denen Kontakt mit anderen Menschen aufgenommen wird.
a. Die
psychischen
oder
vegetativen
Symptome
müssen
primäre
Manifestationen der Angst sein und dürfen nicht auf anderen Symptomen
wie Wahn- oder Zwangsgedanken beruhen.
b. Die Angst muss auf bestimmte soziale Situationen beschränkt sein oder
darin überwiegen.
c. Die Betroffenen vermeiden wenn möglich die phobische Situation.
1.2.3 Spezifische (isolierte) Phobien (F40.2)
Hierbei bezieht sich die Phobie konkret auf bestimmte Situationen oder
Objekte.
a. Die
psychischen
oder
vegetativen
Symptome
müssen
primäre
Manifestationen der Angst sein und dürfen nicht auf anderen Symptomen
wie Wahn- oder Zwangsgedanken beruhen.
b. Die Angst muss auf die Anwesenheit eines bestimmten phobischen
Objektes oder einer spezifischen Situation begrenzt sein.
c. Die phobische Situation wird- wann immer möglich- vermieden.
9
Einführung
1.2.4 Panikstörung (F41.0)
Diese Störung zeichnet sich durch wiederkehrende schwere Angstattacken
aus. Diese beschränken sich nicht auf spezifische Situationen und sind nicht
vorhersehbar. Begleitet wird die Situation von körperlichen Missempfindungen,
wie Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühle usw.
Um eine eindeutige Diagnose stellen zu können, müssen mehrere Angstanfälle
innerhalb von etwa einem Monat aufgetreten sein.
a. In Situationen in denen keine objektive Gefahr besteht.
b. Die Angstanfälle sind nicht auf bekannte oder vorhersehbare Situationen
begrenzt.
c. Zwischen den Attacken müssen weitgehend angstfreie Zeiträume liegen.
1.2.5 Generalisierte Angststörung (F41.1)
Der Patient muss mindestens mehrere Wochen, meist mehrere Monate, an
den meisten Tagen primäre Symptome aufweisen.
a. Befürchtungen
(Sorge
über
zukünftiges
Unglück,
Nervosität,
Zittern,
Spannungs-
Konzentrationsschwierigkeiten usw.)
b. Motorische
Spannungen
(körperliche
Unruhe,
kopfschmerz)
c. Vegetative Übererregbarkeit (Benommenheit, Schwindelgefühle, Schwitzen,
Tachykardie, Mundtrockenheit usw.)
Zusätzliche, nicht unter F40 und F41 eingeteilte, wichtige Angststörungen:
1.2.6 Emotionale Störung mit Trennungsangst im Kindesalter (F93.0)
Die Furcht vor Trennung von solchen Personen, an die sich das Kind
gebunden fühlt, stellt das Hauptkriterium dieser Angststörung dar. Eine solche
Angst tritt erstmals während der ersten Lebensjahre auf.
10
Einführung
1.2.7 Hypochondrische Störung (F45.2)
Die Hypochondrie ist eine neurotische Störung mit ausgeprägter Selbstbeobachtung des eigenen Körpers und großer Furcht vor Krankheiten.
1.3 Anorexia nervosa und Angst: Stand der Forschung
Gewichtsangst
Die Gewichtsangst stellt ein zentrales Definitionskriterium der Erkrankung dar und
steht mit dem Symptom der sog. Körperschemastörung, die im weiteren Verlauf
häufig noch längerfristig vorhanden ist, in enger Verbindung. Während des
Behandlungsverlaufes stationärer Patientinnen wird immer wieder deutlich, dass
einer für die weitere Genesung unabdingbaren Gewichtszunahme im Sinne einer
körperlichen Stabilisierung massive Ängste gegenüberstehen. Bei gleichzeitig
vorhandener Einschränkung in der Wahrnehmung und im Ausdruck eigener
Gefühle (sogenannte Alexithymie) gelingt es oftmals nur eingeschränkt, diesen
Ängsten im therapeutischen Kontext ausreichend gerecht zu werden (ZonnevylleBender
et
al.
2004).
Emotionsregulation
zu
Die
Ängste
sein.
scheinen
Diese
geht
Ausdruck
vermutlich
einer
gestörten
auf
früheste
Lebenserfahrungen zurück (Connan et al. 2003).
Andere Ängste
Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil anorektischer Patientinnen primär
unter Angstsymptomen leidet. Diese kommen bei AN-Patientinnen häufiger vor als
bei der Normalbevölkerung. Angststörungen lassen sich bei 40% bis 80% aller
anorektischen Patienten nachweisen (Braun et al. 1994, Godart et al. 2000,
Godart et al. 2006). Prämorbid wird am häufigsten über die allgemein erhöhte
Angst und vor allem über die Trennungsangst berichtet. AN-Patienten fällt es im
Erwachsenenalter häufig schwer, engere Bindungen einzugehen (Troisi et al.
2005). Eine Studie zeigt, dass frühe Trennungsangst und Bindungsunsicherheit
nicht mit dem Zeitpunkt des Auftretens und dem Ausprägungsgrad der Essstörung
einhergehen (Troisi et al. 2005). Die Angaben in der Literatur zum prämorbiden
11
Einführung
Vorkommen der Angst sind widersprüchlich. Während einige Autoren bei ca. zwei
Drittel der Betroffenen eine prämorbide Angsterkrankung (Bulik et al. 1997, Deep
et al. 1995, Godart et al. 2000, Kaye et al. 2004) festgestellt haben, verweisen
andere erst auf einen späteren Beginn der Angsterkrankung (Braun et al. 1994).
Bei genauerer Analyse der primären Manifestation einzelner Angststörungen
traten einfache Phobien in der Regel vor der Essstörung, Panikerkrankungen
(frühestens im Jugendalter) meist nach Beginn der Essstörung auf, während
soziale Phobien sich sowohl vor als auch nach Essstörungsbeginn manifestierten
(Godart et al. 2000, Herpertz-Dahlmann et al. 1996). Empirische Studien belegen
eindeutig ein überdurchschnittlich häufiges Vorkommen sozialer Ängste bzw.
sozialer Phobien bei Patienten mit Anorexia nervosa verglichen mit der
Allgemeinbevölkerung (Godart et al. 2002). Die Lebenszeitprävalenz dieser
Erkrankung bei Anorexiepatienten beträgt zwischen 16% und 88,2% (Deep et al.
1995, Godart et al. 2000, Hinrichsen et al. 2003, Kaye et al. 2004, Laessle et al.
1987). Essgestörte Patienten, die unter pathologischen sozialen Ängsten leiden,
können sich Fremden gegenüber „nicht fallen lassen“ und nicht „öffnen“
(Hinrichsen et al. 2004). Die Angaben zur Angst als Indikator für einen schlechten
Heilungserfolg sind widersprüchlich. Einige Autoren (Goodwin u. Fitzgibbon 2002,
Herpertz-Dahlmann et al. 1996, Procopio et al. 2006, Thompson-Brenner u.
Westen 2005) bejahen diese Aussage, andere Autoren legen gegenteilige
Befunde vor (Halmi et al. 1991).
1.4 Die allgemeine Befindlichkeit: Stand der Forschung
Zur Befindlichkeit gibt es keine einheitliche Definition. Die Definition der
Befindlichkeit im Pschyrembel (Pschyrembel 2001) lautet folgendermaßen:
Sensitives;
Grundlegende
nicht
willentlich
steuerbare
Gestimmtheit
des
Menschen, die sein Verhalten und Empfinden prägt. Abele-Brehm und Brehm
(1986) erklären die Befindlichkeit mittels eines Kreismodels. Dieses Kreismodell
setzt sich aus zwei stabilen, unabhängigen bipolaren Grunddimensionen
zusammen,
die
zur
Beschreibung
unterschiedlicher
psycho-physischer
Erscheinungen dienen. Die acht Aspekte der Befindlichkeit: „Ärger“, „Erregtheit“,
„Aktiviertheit“, „Ruhe“, „gehobene Stimmung“, „Besinnlichkeit“, „Energielosigkeit“
und „Deprimiertheit“ stellen in unterschiedlichem Ausmaß „Mischzustände“ der
12
Einführung
Grunddimensionen dar. So setzt sich das Segment der positiven Spannung aus
den Aspekten „Aktiviertheit“ und „gehobene Stimmung“ zusammen, das Segment
der positiven Lösung wird durch die Aspekte „Ruhe“ und „Besinnlichkeit“
konkretisiert, die Konstrukte „Energielosigkeit“ und „Deprimiertheit“ repräsentieren
das Segment der negativen Lösung, und das Segment der negativen Spannung
wird über die Aspekte „Ärger“ und „Erregtheit“ bestimmt.
Zur allgemeinen Befindlichkeit wurden bisher nur wenige Untersuchungen
durchgeführt. Sie ist ein komplexer und wenig verstandener Prozess, der in
individuellen biologischen Faktoren, besonderen persönlichen Erfahrungen,
kulturellen Einflüssen und der daraus resultierenden Persönlichkeit eines jeden
Einzelnen wurzelt (Cowdry et al. 1991). In den bisher zu dieser Fragestellung
vorliegenden Studien (Axelson et al. 2003, Bauer et al. 2004, Bauer et al. 2007,
Cowdry et al. 1991, Keller et al. 2003, Keller et al. 2006, Koenigsberg et al. 2002,
Stiglmayr et al. 2005) kamen verschiedene Untersuchungstechniken zur
Anwendung. Die Durchführbarkeit einer Befragung von psychiatrischen Patienten
zu mehreren Zeitpunkten, einer sogenannte Verlaufsbeobachtung, wurde
wiederholt belegt (Cowdry et al. 1991, Keller et al. 2006, Koenigsberg et al. 2002,
Stiglmayr et al. 2005). Der Untersuchungszeitraum lag hier zwischen 48 Stunden
und drei Monaten mit einer Befragungshäufigkeit zwischen einmal am Tag
(Axelson et al. 2003, Bauer et al. 2004, Bauer et al. 2007) und einmal pro Stunde
(Stiglmayr
et
al.
2005).
Tägliche
Erhebungen
der
Befindlichkeit
und
Behandlungszufriedenheit haben sich im klinischen Alltag als machbar und Erfolg
versprechend erwiesen (Keller et al. 2003). Bisher wurden unterschiedliche
Methoden wie PC (Bauer et al. 2004, Bauer et al. 2007), Fragebögen (Keller et al.
2003) und Telefoninterviews (Axelson et al. 2003) zur Erhebung angewandt. Eine
in regelmäßigen Abständen wiederholte Befragung mit einem kurzen Fragebogen,
in dem wichtige Prozessqualitätsaspekte von Zufriedenheit abgedeckt wurden,
zeigte sich als machbar (Keller et al. 2003, Keller et al. 2006). Die von Keller et al.
(2003) entworfenen Fragebögen dienen primär dem Ziel, die Zufriedenheit von
Patienten während ihres stationären Aufenthalts zu erfragen, enthalten aber in der
erweiterten Version auch einige Items zur Stimmung und Befindlichkeit (Keller et
al. 2003). Die oben genannten Studien befassten sich zum größten Teil mit
erwachsenen Probanden. Studien mit Jugendlichen oder Kindern gibt es bisher
nur in begrenztem Umfang. Ein Beispiel für eine Untersuchung mit Adoleszenten
13
Einführung
ist eine umfangreiche Studie von Kindern und Jugendlichen mit affektiven
Störungen (Axelson et al. 2003).
Bisher liegt noch keine prospektive Studie zur Auswirkung der aktuellen
Befindlichkeit auf die Gewichtsangst von adoleszenten anorektischen Patientinnen
vor.
1.5 Ziele der Studie
Im Rahmen der vorliegenden Studie soll die Angst bei Patientinnen mit AN näher
untersucht werden.
Ausgehend von bereits vorliegenden Untersuchungsergebnissen (Calame 2005)
soll die Hypothese, dass eine Untergruppe anorektischer Patientinnen vermehrt
unter Angstsymptomen leidet, hinterfragt, leicht modifiziert (siehe Hyphothesen)
und auf ihre Spezifität hin überprüft werden. Dies geschieht mittels standardisierter
Interviews und Untersuchungsverfahren, mit welchen anhand einer definierten
klinischen Stichprobe insbesondere die Angst als Eigenschaft und ihre
Entsprechung im Hinblick auf zu erhebende Persönlichkeitsmerkmale untersucht
werden. Einer ausführlichen Literaturanalyse zufolge liegen bisher keine Befunde
zur Auswirkung der Angst anorektischer Patientinnen auf die allgemeine
Befindlichkeit vor. Dieser Frage soll in der vorliegenden Untersuchung mittels
Fragebögen (zur Gewichtsangst, zur allgemeinen Befindlichkeit; siehe Anlage)
nachgegangen werden.
1.6 Hypothesen und Fragestellungen
1. Patientinnen mit Anorexia nervosa stellen eine heterogene Gruppe dar; ein
Großteil der anorektischen Patientinnen leidet bereits im Kindes- und
Jugendalter unter erhöhter Eigenschaftsangst.
2. Die erhöhte Ängstlichkeit findet eine Entsprechung in den zu erhebenden
Persönlichkeitsmerkmalen.
3. Das
Ausmaß
der
Gewichtsphobie
korreliert
mit
der
allgemeinen
Befindlichkeit.
14
Einführung
Hieraus lassen sich folgende Fragestellungen ableiten:
1. Besteht bei einem Großteil der anorektischen Patientinnen bereits im
Kindes- und Jugendalter eine erhöhte Eigenschaftsangst?
2. Lässt
sich
ähnlich
Erwachsenenalter
den
eine
Befunden
Entsprechung
anorektischer
hinsichtlich
Patientinnen
zu
im
erfassender
Persönlichkeitsmerkmale finden?
3. Korreliert die Gewichtsphobie mit der allgemeinen Befindlichkeit?
15
Material und Methoden
2. Material und Methoden
2.1 Stichprobe
Die demographischen Daten konnten mittels der Basisdokumentation der Kinderund Jugendstationen der Klinik für Kinder– und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie
des Universitätsklinikums Ulm und des Zentrums für Psychiatrie „Die Weissenau“
erhoben
werden
Patientengruppe.
und
Die
ermöglichten
eine
Basisdokumentation
detaillierte
orientiert
Beschreibung
sich
am
der
Multiaxialen
Klassifikationsschema für psychiatrische Störungen im Kindes- und Jugendalter
nach ICD-10 der WHO (Remschmidt et al. 2006). Die Diagnosestellung und
Klassifikation erfolgt auf sechs Achsen: Achse I: Klinisch-psychiatrisches
Syndrom; Achse II: Entwicklungsstörungen; Achse III: Intelligenz; Achse IV:
Somatische bzw. neurologische Erkrankungen; Achse V: Psychosoziale und
umgebungsbedingte Belastungsfaktoren; Achse VI: Globale Beurteilung des
Funktionsniveaus.
In die Untersuchung eingeschlossen wurden alle Patientinnen, die im Zeitraum
August 2005 bis August 2007 auf der Kinder- und Jugendstation der Klinik für
Kinder– und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm und
des Zentrums für Psychiatrie „Die Weissenau“ aufgrund einer Anorexia nervosa
oder einer atypischen Anorexia nervosa (Diagnosestellung entsprechend den
Klassifikationskriterien der ICD-10; F50.0, F50.1) stationär aufgenommen und
behandelt wurden und - parallel zum Einverständnis ihrer Sorgeberechtigten
(consent) – dazu bereit waren (assent), an der Studie teilzunehmen. Die
Stichprobe (n=25) setzte sich aus 14 Patientinnen an der Klinik für Kinder– und
Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm (neun davon auf
der Kinderstation und fünf auf der Jugendstation) und 11 Patientinnen im Zentrum
für Psychiatrie „Die Weissenau“ (davon eine Patientin auf der Kinderstation, vier
auf der mittleren Jugendstation und sechs auf der Station für ältere Jugendliche)
stationär behandelten Patientinnen zusammen. Der durchschnittlicher BMI der
Patientinnen, welche zwischen 12 und 18 Jahren alt waren, betrug bei
Studienbeginn M=14,18 (SD=1,49) kg/m² und bei Entlassung M=16,93 (SD=1,47)
kg/m².
16
Material und Methoden
Bei 22 der Patientinnen wurde die Diagnose F50.0 (Anorexia nervosa) und bei drei
die Diagnose F50.1 (atypische Anorexia nervosa) gestellt. Die durchschnittliche
stationäre Behandlungsdauer lag bei 88,80+/-37,35 Tagen, die durchschnittliche
Beobachtungsdauer bei 36,12+/-14,27 Tagen. Sieben der 25 Patientinnen erhielten eine medikamentöse Therapie mit SSRIs. Zwei wurden mit atypischen
Neuroleptika behandelt, wovon eine sowohl antidepressiv als auch neuroleptisch
therapiert wurde. 17 der 25 Patientinnen erhielten während ihres gesamten
Aufenthalts keine Medikation. Bei 14 Patienten wurde ein Intelligenztest durchgeführt, in den übrigen Fällen bestand hierzu keine gesonderte Indikation. Es ließ
sich ein durchschnittlicher IQ-Wert von M=113,71 (SD=13,40) ermitteln. Dem
klinischen Eindruck nach hatten zwei Patientinnen einen sehr hohen IQ-Wert,
sechs einen hohen IQ-Wert und 17 einen durchschnittlichen IQ-Wert.
Mit Ausnahme einer Patientin - diese litt unter einer atypischen AN – waren
sämtliche Patientinnen amenorrhoisch. Bei sechs der Patientinnen handelte es
sich um eine primäre, bei 18 um eine sekundäre Amenorrhoe. Nur zwei der 25
Patientinnen wiesen eine Achse II-Diagnose (Remschmidt et al. 2006) auf: Bei
einer Patientin lag eine Lese-Rechtschreibstörung vor, eine weitere war während
ihrer Kindheit schwer erkrankt gewesen, ohne das dies näher beschrieben wurde.
56% der Patientinnen zeigten mit Ausnahme von körperlichen Auswirkungen der
AN keine Achse IV-Diagnose. Eine Patientin litt unter einem WPW-Syndrom (WolfParkinson-White), eine andere unter einem Ventrikelseptumdefekt, eine weitere
unter einer idiopathischen Skoliose. Eine Patientin zeigte gleichzeitig eine
Innenohrtaubheit, einen Pes equinovarus dexter und eine bereits operierte
Lippenspalte. Zwei Patientinnen durchlitten während ihres Aufenthalts in der Klinik
eine Harnwegsinfektion. Eine ausgeprägte bulimische Symptomatik lag in der
Stichprobe nicht vor. Dies wird untermauert durch die Ergebnisse des EDI-2
(Mittelwert der bulimischen Skala des EDI-2 mit dem der Normstichprobe von
Thiel und Paul (1988) vergleichbar).
17
Material und Methoden
Tabelle 2: Eine Übersicht der an der Studie teilnehmenden Patientinnen
Diagnosen:
Nr.
F50.0 Anorexia nervosa
BMI-A BMI bei Aufnahme in kg/m²
F50.1 Atypische Anorexia nervosa
BMI-E BMI bei Entlassung in kg/m²
F32.1 Mittelgradige depressive Episode
A.N.
Atypische Neuroleptika
F32.2 Schwere depressive Episode ohne
SSRI
Selektiver Serotonin Reuptake Inhibitor
AD
Aufenthaltsdauer in Tagen
psychotische Symptome
Patientennummer
F91.0 Auf den familiären Rahmen beschränkte BD
Störung des Sozialverhaltens
StA
Wievielte stationäre Aufnahme
F93.8 Generalisierte Angststörung
Ort
Aufenthalt in U: Ulm oder W: Weissenau
M
Mittelwert
des Kindesalters
Beobachtungsdauer in Tagen
Nr.
Alter
BMI-A
BMI-E
Diagnose(n)
Medikation
StA
AD
BD
Ort
101
12,65
11,96
15,43
F50.0
-
1
79
47
U
102
14,85
15,36
18,52
F50.0
SSRI
1
113
26
U
103
13,42
16,44
17,81
F50.0
-
1
72
50
U
104
16,02
14,07
19,17
F50.0
SSRI
2
45
24
U
105
13,80
13,55
15,58
F50.0, F32.1
-
1
43
28
U
106
15,80
14,44
18,58
F50.0, F32.2
SSRI
2
63
38
U
107
17,68
16,83
16,58
F50.1
A.N.
3
70
45
U
108
15,48
15,00
15,23
F50.0
SSRI
3
160
51
W
109
16,54
13,30
17,19
F50.0
-
1
80
52
W
110
12,02
14,40
16,66
F50.0
-
1
97
53
U
112
12,38
13,03
15,10
F50.0
-
2
58
31
U
122
15,33
12,17
17,92
F50.0, F32.1,
SSRI
1
146
49
U
F42.1
123
17,35
13,89
15,43
F50.0
-
1
61
21
W
124
15,65
14,95
17,43
F50.0, F93.8
SSRI, A.N.
1
97
5
U
125
17,79
14,36
18,70
F50.0
-
1
133
45
W
126
16,06
14,81
15,98
F50.0
-
2
45
33
U
127
14,95
15,55
17,58
F50.0
-
1
81
26
W
128
14,30
15,06
18,07
F50.0
-
1
104
42
U
129
12,42
12,98
14,34
F50.0, F91.0
-
2
128
43
W
130
15,15
14,97
17,15
F50.0
-
1
154
50
W
131
16,58
15,60
18,38
F50.0
-
1
56
41
U
132
17,00
12,89
17,19
F50.1
-
2
116
6
W
133
17,45
13,68
13,82
F50.0
-
2
18
14
W
134
15,60
10,04
17,00
F50.1
SSRI
1
109
48
W
135
14,80
15,06
18,50
F50.0
-
1
92
35
W
M
15,24
14,18
16,93
-
-
1,44
88,80
36,12
-
18
Material und Methoden
Tabelle 3: Weitere Übersicht
*Die Daten sind der Basisdokumentation entnommen und es konnte daher keine weitere
Differenzierung der psychiatrischen Erkrankungen vorgenommen werden.
Intelligenzniveau
Sehr hohe Intelligenz: IQ: >129: 8%
(klinischer Eindruck)
Hohe Intelligenz IQ: 115–129: 24%
Durchschnittliche Intelligenz: IQ: 85-114: 68%
Schule
Gymnasium: 68%
Realschule: 24%
Hauptschule: 4%
Berufschule: 4%
Leibliche Eltern
Beide lebend: 92%
Vater gestorben: 8%
Beziehungsstatus Eltern
Leben zusammen: 72%
Getrennt/geschieden: 20%
Durch Tod getrennt: 8%
Psychiatrische Erkrankungen in
Nein: 52%
der Familie *
Ja: 40%
Unbekannt: 8%
Stellung in der Kinderreihe
Ältestes Kind: 44%
Jüngstes Kind: 28%
Mittleres Kind: 16%
Einzelkind: 12%
2.2 Untersuchungsinstrumente
2.2.1 Basisdiagnostik
Die eingesetzten Untersuchungsverfahren dienten der differentialdiagnostischen
Abgrenzung und der Erfassung der Essstörungs- und Angstsymptomatik. Die in
Tabelle 1 dargestellte Basisdiagnostik wurde zu Beginn des stationären
Aufenthalts einmalig erhoben und ausgewertet.
19
Material und Methoden
Tabelle 4: Basisdiagnostik
Untersuchungsmittel
Zielsymptomatik
Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder -
Intelligenz
dritte Auflage (HAWIK-III) (Tewes et al. 1999)
Fragebogen für Jugendliche: Youth Self Report
Allgemeine Psychopathologie
(YSR/11-18) und Fragebogen für Eltern: Child
Behavior Checklist 4-18 (CBCL/4-18)
(Achenbach 1991, Arbeitsgruppe Deutsche Child
Behavior Checklist 1993)
Deutsche Version des Junior Temperament und
Temperamentseigenschaften
Charakter Inventars (JTCI 12-18)
(Goth et al. 2004, Schmeck et al. 1995)
Eating Disorder Inventory-2 (EDI2)
Essstörung-Psychopathologie
(Thiel et al. 1997)
Anorexie-Angst-Skala (AAS)
Fragebogen zur
(Schulze u. Keller, Publikation in Vorbereitung)
gewichtsassoziierten Angst
Das State-Trait-Angstinventar
Eigenschaftsangst und
(STAI X1, STAI X2) (Laux et al. 1981)
Zustandsangst
Sozialphobie- und Angstinventar für Kinder
Soziale Ängste, soziale
(SPAIK) (Melfsen et al. 1999)
Phobie
Toronto-Alexithymie-Skala-26 (TAS-26)
Identifikation von Gefühlen,
(Kupfer et al. 2001)
körperlichen Vorgängen;
Fähigkeit, Emotionen zu
zeigen
Leyton-Zwangssyndrom-Fragebogen/
Zwangsgedanken und –
Kinderversion (Steinhausen 2002b)
Symptome
Im Anhang befinden sich die Anorexia Angst Skala (AAS), das Junior
Temperament und Charakter Inventar (JTCI), der Fragebogen zur Befindlichkeit
und der Bogen zum täglich zweimaligen Rating der Gewichtsangst.
20
Material und Methoden
2.2.1.1 Child Behavior Checklist (CBCL/4-18)/Youth Self Report (YSR/11-18):
Erfassung kindlicher Psychopathologie
Die Fremdbeurteilungsskala Child Behavior Checklist (CBCL/4-18) und die daraus
abgeleitete
Achenbach
Selbstbeurteilungsskala
1991
dienen
der
Youth
Self
Report
differenzierten
(YSR/11-18)
Erfassung
von
kindlicher
Psychopathologie. Sie werden in der klinischen Praxis als etablierte und valide
Screeninginstrumente verwendet. Mit Hilfe des CBCL (4-18 Jahre) bzw. YSR (1118 Jahre) werden Kompetenzen und psychische Auffälligkeiten von Kindern und
Jugendlichen erfragt. Während sich der erste Teil des Fragebogens mit den
sozialen und schulischen Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen befasst,
beschäftigt
sich
der
zweite
Teil
mit
möglichen
Verhaltensauffälligkeiten,
emotionalen Problemen und körperlichen Beschwerden. Der Beurteilungszeitraum
erstreckt sich jeweils auf die letzten sechs Monate. Die Skalierung ist unterteilt in
0="nicht zutreffend", 1="etwas oder manchmal zutreffend" und 2="genau oder
häufig zutreffend".
Durch Faktorenanalysen erster und zweiter Ordnung wurden 85 Items zu acht
Skalen und zwei Breitbandskalen zusammengefasst (Achenbach, 1991). Die
Items dieser Skalen sowie die übrigen 33 in der Faktorenanalyse nicht
zuordenbaren Items bilden gemeinsam den Total-Score (120 Items), der ein
Schweregradsmaß für die psychische Auffälligkeit der erfassten Probanden liefert.
Breitbandskalen:
a. Internalisierungs-Score
b. Externalisierungs-Score
Syndromskalen:
a. Sozialer Rückzug; Körperliche Beschwerden; Angst/Depression
b. Soziale Probleme; Schizoid/zwanghaft; Aufmerksamkeitsstörung
c. Dissoziales Verhalten; Aggressives Verhalten
21
Material und Methoden
2.2.1.2 Junior Temperament und Charakter Inventar (JTCI)
Aus dem an Erwachsenen entwickelten und überprüften Temperament and
Character Inventory (TCI) (Cloninger et al. 1994) wurde in einer Arbeitsgruppe um
Joan Luby und Dragan Svrakic (St. Louis, USA) eine Selbstbeurteilungsversion für
Kinder mittleren Alters entwickelt (Luby et al. 1999), das Junior Temperament and
Character Inventory (JTCI). In dieser Arbeit wurde die deutsche Adaptation (Goth
et al. 2004, Schmeck et al. 1995) verwendet: (JTCI/12-18).
Der Fragebogen besteht aus 84 Unterpunkten, wobei die sieben Skalen im
Einzelnen eingehen auf:
1. Neugierverhalten
(14
Items):
Explorative
Erregbarkeit,
Impulsivität,
Extravaganz, Regellosigkeit
2. Schadensvermeidung (14 Items): Angst vor Ungewissem, Zukunftssorgen,
Schüchternheit, Ermüdbarkeit
3. Belohnungsabhängigkeit
(10
Items):
Empfindsamkeit,
Bindung,
Abhängigkeit
4. Beharrungsvermögen (8 Items)
5. Selbstlenkungsfähigkeit (14 Items): Verantwortlichkeit, Zielbewusstsein,
Einfallsreichtum, Selbstakzeptanz, Selbstkongruenz
6. Kooperativität (14 Items): Soziale Akzeptanz, Einfühlungsvermögen,
Hilfsbereitschaft, Mitleid, Gewissen
7. Selbsttranszendenz
(10
Items):
Selbstvergessenheit,
Transpersonale
Identifikation, spirituelle Akzeptanz
Den Antworten „Ja“, „eher Ja“, „eher Nein“, „Nein“ werden Werte zwischen 0 und 3
zugeordnet. Zur Auswertung kann anschließend jedes Item einer der oben
genannten Subskalen zugeordnet werden.
Die erhobenen Daten wurden mit den Präferenzwerten für Stichproben von ANPatientinnen (Hueg et
al. 2006) und einer Normstichprobe (Goth 2001)
verglichen. Die Vergleichsgruppe (Hueg et al. 2006) bestand aus n=29
Patientinnen mit restriktiver AN im Alter zwischen 12-18 (Durchschnittsalter
M=14,7; SD=1,4). Die Normstichprobe von Goth (2001) bestand aus weiblichen
Probanden im Alter von 12-18 Jahren.
22
Material und Methoden
2.2.1.3 Eating Disorder Inventory-2 (EDI-2)
Der EDI-2 (Garner et al. 1983, 1984, 1991) ist ein Selbstbeurteilungsinstrument,
dessen Anwendungsgebiet in der Beschreibung der essstörungsspezifischen
Psychopathologie liegt. Darüber hinaus gibt es aber auch eine mehrdimensionale
Erfassung der für Anorexia und Bulimia nervosa relevanten psychologischen
Variablen. In dieser Studie wurde die deutsche Übersetzung des EDI-2 (Thiel et al.
1997) verwendet.
Der Patient beantwortet die Items auf einer sechsstufigen Skala. Die
Antwortalternativen lauten: „immer“, „normalerweise“, „oft“, „manchmal“, „selten“
und „nie“. Diesen Antworten werden Werte zwischen 1 und 6 zugeordnet.
Zur Auswertung kann anschließend jedes Item einer der unten genannten
Subskalen zugeordnet werden.
Es lassen sich keine kritischen Grenzen als Cut-Off-Werte berechnen, die zeigen
würden, ab welcher Ausprägung die Testergebnisse als pathologisch gelten
könnten.
Der EDI-2 (Thiel et al. 1997) unterscheidet sich von der Ursprungsfassung von
Thiel u. Paul (1988), dem EDI, durch die Erweiterung um drei neue Skalen. In der
deutschsprachigen Version wird zwischen der Kurzform und der Langform
unterschieden:
Kurzform: Die Kurzform beinhaltet die ersten acht Skalen mit insgesamt 64 Items
der ursprünglichen Fassung des EDI.
Langform: Die Langform beinhaltet alle 11 Skalen mit allen 91 Items des EDI-2.
Die Kurzform ist eine Alternative, wenn aus inhaltlichen oder ökonomischen
Gründen die ersten acht Skalen ausreichen. Da die drei neuen Skalen, die die
Langform von der Kurzform unterscheiden, nur zur einer vergleichsweise
geringeren Verbesserung des EDI-2 geführt haben, wird ihr Nutzen für den
klinischen Alltag und die Therapieforschung kritisch gesehen (Eberenz u. Gleaves
1994, Rathner et al. 1997, Thiel et al. 1997).
Aus Gründen der internationalen Vergleichbarkeit wird in dieser Arbeit mit den
ersten acht Skalen (EDI) des EDI-2 gerechnet.
Verglichen wurden die Ergebnisse mit den Daten der Normstichprobe von Thiel
und Paul (1988), welche 183 Frauen umfasste mit einem Durchschnittsalter von
23,8 Jahren.
23
Material und Methoden
Die 11 Skalen des EDI-2:
1. Skala SS: „Schlankheitsstreben“
Diese Skala setzt sich aus sieben Items zusammen. Die Fragen betreffen die
starke Beschäftigung mit Diäten, die gedankliche Fixierung auf Gewicht und die
Angst vor einer Gewichtzunahme.
2. Skala B: „Bulimie“
In dieser Skala mit sieben Items wird die Tendenz gemessen, sich auf
gedanklicher
als
auch
auf
Handlungsebene
mit
unkontrollierbaren
Heißhungeranfällen zu beschäftigen. Das Vorhandensein von Heißhungeranfällen
dient zur Diagnosestellung der Bulimia nervosa und differenziert bei der Anorexia
nervosa den bulimischen vom restriktiven Subtypus.
3. Skala UK: „Unzufriedenheit mit dem Körper“
Anhand von neun Items wird die Unzufriedenheit mit der allgemeinen körperlichen
Gestalt und mit der Größe der Körperteile, die besonders für Menschen mit
Essstörungen von größter Bedeutungen sind (d.h. Bauch, Hüften, Oberschenkel,
Po), gemessen.
4. Skala I: „Ineffektivität“
Mittels zehn Items wird das Gefühl von genereller Unzulänglichkeit, Unsicherheit,
Wertlosigkeit, Leere und mangelnder Kontrolle über das eigene Leben erfasst.
5. Skala P: „Perfektionismus“
Sechs Items beschreiben das Streben nach persönlicher Bestleistung. Die
Patienten glauben, dass diese überragenden Leistungen auch von Eltern, Lehrern
und anderen Menschen erwartet werden.
6. Skala M: „Misstrauen“
Diese Skala mit sieben Items misst das generelle Gefühl von Distanzierung und
Abneigung hinsichtlich enger Beziehungen. Darüber hinaus wird der Widerstand
gemessen, sich mit Gedanken und Gefühlen gegenüber anderen auseinander zu
setzen.
24
Material und Methoden
7. Skala IW: „Interozeptive Wahrnehmung“
Zehn Items messen die Unsicherheit und Besorgnis bezüglich der Wahrnehmung
und richtigen Einschätzung von gefühlsmäßigen Zuständen und die Unsicherheit
bei der Identifikation von Hunger und Sättigung.
8. Skala AE: „Angst vor dem Erwachsenwerden“
Mittels acht Items wird der Wunsch erfasst, sich angesichts der überfordernden
Ansprüche des Erwachsenwerdens in die Sicherheit der Kindheit zurückzuziehen.
9. Skala A: „Askese“
Diese Skala setzt sich aus acht Items zusammen, die das Ausmaß von
Tugendhaftigkeit messen. Dies soll durch das Streben nach geistigen Idealen wie
Selbstdisziplin, Selbstverleugnung, Selbstbeherrschung, Selbstaufopferung und
die Kontrolle körperlicher Bedürfnisse erreicht werden.
10. Skala IR: „Impulsregulation”
Mittels
11
Items
wird
die
Tendenz
zu
impulsivem
Handeln,
Stimmungsschwankungen, Alkoholmissbrauch, Rücksichtslosigkeit, Feindlichkeit,
Destruktivität in interpersonellen Beziehungen und Selbstdestruktivität gemessen.
11. Skala SU: „Soziale Unsicherheit”
Acht Items messen die Einstellung, dass soziale Beziehungen Anspannung
erzeugen, dass sie unsicher, enttäuschend, nicht lohnenswert und generell von
geringer Qualität sind.
25
Material und Methoden
2.2.1.4 Anorexie-Angst-Skala (AAS)
Die Kurzform des Fragebogens zur gewichtsassoziierten Angst (Schulze u. Keller,
Publikation in Vorbereitung) besteht aus acht Fragen. Die Bewertung der Items
umfasst eine siebenstufige Skala (1=ganz schwach bis 7=ganz stark). Die
Stichprobe bestand aus einer Feldstichprobe mit Schülerinnen (n=361, 12-18
Jahre) und einer bisher vergleichsweise kleinen klinischen Stichprobe mit
Anorexia nervosa Patientinnen (n=26, 10-18 Jahre). Der Gesamtmittelwert
(Standardabweichung: SD) der klinischen Stichprobe betrug M=33,46 (SD=15,48),
derjenige der Feldstichprobe M=25,60 (SD=12,38). Die Anorexie-Angst Skala ist
im Anhang angefügt. Die Daten beider Stichproben wurden mit den Ergebnissen
dieser Stichprobe verglichen.
2.2.1.5 State-Trait-Angstinventar (STAI)
Der STAI ist die deutsche Version (Laux et al. 1981) des von Spielberger et al.
(1970) entwickelten „State-Trait-Anxiety-Inventory“.
Der Test besteht aus zwei Skalen (X1 und X2) mit jeweils 20 Items und dient zur
Erfassung von Angst als Zustand (State-Angst) und Angst als Eigenschaft (TraitAngst). Die State-Angstskala hat vier Ausprägungen (1-4 Punkte): „überhaupt
nicht“, „ein wenig“, „ziemlich“ und „sehr“. Der höchste Wert der Gesamtskala ist 80
und der niedrigste 20. Ein hoher Wert bedeutet eine hohe State-Angst.
Bei der Trait-Angst-Skala sind es ebenfalls 20 Items mit vier Ausprägungen (1-4
Punkte): „fast nie“, „manchmal“, „oft“ und „fast immer“.
Auch hier wird ein Gesamtwert von 20 bis 80 ermittelt. Ein hoher Wert spricht für
eine hohe Trait-Angst. Aufgrund der Momentaufnahme der State-Fragen kann
kein Vergleich mit einer Normstichprobe gemacht werden.
Spielberger et al. (1972) definieren die Zustandsangst als einen emotionalen
Zustand, der gekennzeichnet ist durch Anspannung, Besorgtheit, Nervosität,
innere Unruhe und Furcht vor zukünftigen Ereignissen sowie durch eine erhöhte
Aktivität des autonomen Nervensystems. Angst als vorübergehender emotionaler
Zustand variiert in der Intensität bedingt durch Zeit und Situationen.
Angst
als
Eigenschaft
bezieht
sich
demgegenüber
auf
relativ
stabile
interindividuelle Differenzen in der Neigung, Situationen als bedrohlich zu
26
Material und Methoden
bewerten und hierauf mit einem Anstieg der Zustandsangst zu reagieren
(Spielberger et al. 1972). Die Eichstichprobe im Jahr 1977 umfasste 2385
Personen. Die instrumentelle Reliabilität beider Skalen wird als sehr befriedigend
beurteilt. Die Ergebnisse der Trait-Angst des STAI dieser Stichprobe wurden mit
den Daten jüngsten Normstichprobe (Altersbereich 15-29 Jahre) verglichen. Die
Normstichprobe von Laux et al (1981) umfasste 342 Probandinnen.
2.2.1.6 Sozialphobie- und Angstinventar für Kinder (SPAIK)
Das SPAIK ist die deutsche Version (Melfsen et al. 1999) des „Social Phobia and
Anxiety Inventory for Children“ (SPAI-C) (Beidel et al. 1995, 1996, 1998). Der
SPAI-C wurde zur Diagnostik der Sozialphobie bei Kindern und Jugendlichen ab
acht Jahren entwickelt. Mit 26 Items erfasst der Fragebogen Kognitionen,
somatische Symptome und Vermeidungs- und Fluchtverhalten für verschiedene
Situationen, die Adoleszente mit Sozialphobie oft als angstauslösend empfinden.
Sechzehn dieser Items verlangen mehrfache Antworten. So fordern einige der
Items von den Probanden, je nach Grad der Vertrautheit mit den Personen zu
differenzieren (Jungen und Mädchen, die ich kenne; Jungen und Mädchen, die ich
nicht kenne; Erwachsene). Dadurch lässt sich am Auswertungsbogen ablesen, ob
sich die Ängste nur auf Erwachsene oder auch auf Gleichaltrige beziehen und ob
ihr Bekanntheitsgrad für das Ausmaß der Angst von Bedeutung ist.
Als Antwortalternativen werden für alle Items die Kategorien „nie oder selten“ (=0);
„manchmal“ (=1) und „meistens oder immer“ (=2) vorgegeben.
Die Summe der einzelnen Items ergibt einen Gesamtwert, der zwischen 0 und 52
Punkten
liegt.
Normtabellen
ermöglichen
den
Vergleich
der
Ergebnisse
entsprechend der Altersgruppe und getrennt nach Jungen und Mädchen. Der
Gesamtwert von 20 wird als auffällig bezeichnet und zur Unterscheidung von
sozial ängstlichen und sozial nicht ängstlichen Kindern und Jugendlichen
verwendet. Bei diesem Wert handelt es sich aber nicht um eine absolute
Trennmarke.
Die deutsche Version (SPAIK) wurde mit einer Normalstichprobe von 1197
Schülerinnen und Schüler im Altersbereich von 8-16 Jahren (SPAIK-Gesamtwert:
M=12,51; SD=7,87) und einer klinischen Stichprobe von 145 psychiatrisch
behandelter Kinder und Jugendliche im Altersbereich von 7-18 Jahren (SPAIK27
Material und Methoden
Gesamtwert: M=16,52; SD=10,77) entwickelt bzw. validiert. Die Normwerte
basieren auf dieser Normalstichprobe. Das SPAIK wird als reliables und valides
Messinstrument beschrieben (Melfsen et al. 2001).
2.2.1.7 Toronto-Alexithymie-Skala-26 (TAS-26)
Die TAS-26 (Kupfer et al. 2001) dient der Erfassung der subjektiven Einschätzung
von spezifischen Dimensionen zur Alexithymie.
Sie enthält drei Skalen mit 26 Items. Diese sind als Aussagen formuliert und
müssen von den Probanden auf fünfstufigen Ratingskalen hinsichtlich ihres
Zutreffens eingeschätzt werden. Die einzelnen Antwortalternativen bedeuten dabei
1=trifft gar nicht zu, 2=trifft eher nicht zu, 3=teils/teils, 4=trifft eher zu und 5=trifft
völlig zu. Normwerte liegen für Probanden ab dem 14. Lebensjahr vor. In einer
Studie (Zonnevylle-Bender et al. 2004) wurden keine signifikanten Unterschiede in
der
Alexithymie
zwischen
erwachsenen
und
jugendlichen
essgestörten
Patientinnen gefunden. In Anlehnung an Taylor et al. (1997) wird vorgeschlagen,
Probanden mit einem Gesamtwert von ≥54 als alexithym zu bezeichnen. Dieser
Wert muss allerdings in klinischen Studien noch bestätigt werden.
Die Ergebnisse dieser Stichprobe wurden mit denen der Normstichprobe von
Taylor et al. (1997), welche 2047 Probanden einschloss, verglichen.
Die Skalen des TAS-26:
Skala 1: Schwierigkeiten bei der Identifikation von Gefühlen
In dieser Skala geht es einerseits um die Schwierigkeit bei der Identifikation von
Gefühlen, anderseits um die allgemeine Schwierigkeit der Identifikation von
körperlichen Vorgängen. Hohe Werte in dieser Skala sprechen dafür, dass der
Proband Schwierigkeiten hat, eigene Gefühle und deren physiologische
Begleiterscheinungen in adäquater Weise wahrzunehmen.
Skala 2: Schwierigkeiten bei der Beschreibung von Gefühlen
Diese Skala erfasst Probleme der Probanden, Emotionen zu zeigen und zu
beschreiben. Sie bezieht sich somit auf den Ausdruckscharakter von Emotionen
und bezieht dabei den kommunikativen Aspekt von Emotionen mit ein.
28
Material und Methoden
Hohe Werte in dieser Skala weisen darauf hin, dass die Kommunikation von
Emotionen eingeschränkt ist oder im Extremfall ganz fehlt.
Skala 3: Extern orientierter Denkstil
Mit den Items dieser Skala wird versucht den automatisch-mechanischen Denkstil
zu erfassen. Probanden mit hohen Werten auf dieser Skala geben somit an, sich
nicht für analytisches Denken oder für eine Reflexion von Lösungswegen in
problematischen Situationen zu interessieren.
Gesamtskala: Alexithymie
Neben diesen Einzelskalen kann eine Gesamtskala, bestehend aus sämtlichen
Items der drei Einzelskalen, gebildet werden. Diese ergibt einen Globalwert für die
Ausprägung einer Alexithymie. Insbesondere für die Unterteilung von Probanden
in hoch- und niedrig alexithyme Untergruppen scheint die Gesamtskala am besten
geeignet.
2.2.1.8 Leyton-Zwangssyndrom-Fragebogen/Kinderversion
Die
deutsche
Fassung
der
Kinderversion
des
Leyton-Zwangssyndrom-
Fragebogen-Kinderversion wurde durch Herrn Prof. Dr. Dr. H.-C. Steinhausen
entwickelt und in seinem Lehrbuch veröffentlicht (Steinhausen 2002b).
Die selbst zu erstellenden 44 Karten beziehen sich auf Gedanken, Gewohnheiten
und Gefühle.
Im Einzelnen werden folgende Items abgefragt:
1-4
Gedanken
5-7
Kontrolle
8-11
Schmutz und Ansteckung
12-14
Gefährliche Objekte
15-21
Sauberkeit und Ordentlichkeit
22-25
Schularbeit
26-28
Ordnung und Routine
29-32
Wiederholung
33-35
Übergewissenhaftigkeit
36-37
Entschlusslosigkeit
38-39
Horten
40-41
Geiz
42-44
Magische Spiele
29
Material und Methoden
Es gibt drei Durchgänge. Im ersten Durchgang soll der Patient mit „Ja“ oder „Nein“
antworten und die Karte auf den passenden Stapel legen.
Im nächsten Durchgang, in dem der Widerstandswert gemessen wird, werden die
Karten, die zuvor mit „Ja“ beantwortet worden sind, den folgenden Aussagen
zugeordnet:
1. Vernünftig: Meine Gedanken und Angewohnheiten sind ganz vernünftig.
2. Gewohnheit: Dies ist mir eine Gewohnheit. Ich tue es, ohne darüber
nachzudenken.
3. Nicht notwendig: Ich merke oft, dass ich das nicht tun muss, aber ich
mache keinen richtigen Versuch damit aufzuhören.
4. Versuch damit aufzuhören: Ich weiß, dass dies nicht notwendig ist und dass
ich es nicht tun muss, und ich versuche damit aufzuhören.
5. Starker Versuch, damit aufzuhören: Was ich tue, kümmert mich sehr, und
ich versuche sehr, damit aufzuhören.
Im dritten Durchgang wird der Interferenzwert gemessen. Hier werden wieder die
„Ja“- Karten dem jeweiligen Stapel zugeordnet:
1. Keine Beeinträchtigung: Meine Angewohnheit hält mich nicht von anderen
Dingen ab, die ich tun will.
2. Leichte Beeinträchtigung: Meine Angewohnheit hält mich ein wenig auf
oder nimmt etwas von meiner Zeit in Anspruch.
3. Mittlere Beeinträchtigung: Meine Angewohnheit hält mich von anderen
Dingen ab und braucht viel von meiner Zeit.
4. Starke Beeinträchtigung: Meine Angewohnheit hält mich von vielen anderen
Dingen ab und braucht sehr viel von meiner Zeit.
Der Gesamt-Wert von Zwangssymptomen ergibt sich aus der Zahl der „Ja“Antworten. Die Skalenwerte für die Widerstandswerte betragen: Vernünftig=0;
Gewohnheit=1; Nicht notwendig=1; Versuch, damit aufzuhören=2; Starker
Versuch, damit aufzuhören=3. Die Skalengewichte für die Interferenzwerte: Keine
Beeinträchtigung=0; Leichte Beeinträchtigung=1; Mittlere Beeinträchtigung=2;
Starke Beeinträchtigung=3.
Es liegen zu dieser Kinderversion (Steinhausen 2002b) keine Vergleichsdaten
bzw. Cut-Off-Werte vor, deshalb wurden sie in dieser Studie mit den Daten aus
der Veröffentlichung des Leyton Obsessional Inventory Child Version verglichen
30
Material und Methoden
(Berg et al. 1986). Aus dieser Studie konnte ein Cut-Off-Wert von ca. 19
abgelesen werden.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit wurden mit denen der Studie von (Berg et
al. 1986) verglichen. In dieser Studie waren die Probanden in drei Gruppen
aufgeteilt. Davon litten 26 Jugendliche (M=14,3 Jahre) unter einer nach DSM III
Kriterien diagnostizierten Zwangserkrankung. Als Kontrollgruppe dienten 14
Probanden (M=13,7 Jahre) mit einer anderen psychiatrischen Diagnose sowie 28
Jugendliche ohne Diagnose (M=13,7 Jahre).
2.2.2 Verlaufsdiagnostik
Tabelle 5: Verlaufsdiagnostik
Untersuchungsmittel
Zielsymptomatik
Fragebogen zur Befindlichkeit
Stimmungslage, wahrgenommene
(Keller et al. 2005)
Anspannung, Stationserleben und
Behandlungszufriedenheit
Angstrating (Skala zwischen 1=gar
Ausmaß der subjektiv empfundenen
keine Angst und 100=maximale Angst)
Angst vor dem Zunehmen
2.2.2.1 Fragebogen zur Befindlichkeit
Täglich wurden morgens 10 und abends 27 Fragen zur allgemeinen Befindlichkeit
ausgefüllt. Angestrebt wurde eine Zeitdauer über 6-8 Wochen.
Die Antwortmöglichkeiten reichen von 1=stimmt gar nicht bis zu 5=stimmt
vollkommen. Bei den Fragen 26 und 27 war als Antwortkategorie zusätzlich eine 0
vorgesehen, falls keine Medikamente eingenommen wurden.
Die ersten 10 Fragen stimmen morgens und abends überein. Diese Fragen gehen
auf die momentane Gefühlslage der Patienten ein. So wird nach der
Grundstimmung,
nach
innerer
Anspannung
und
weiteren
Aspekten
der
momentanen Stimmung gefragt.
31
Material und Methoden
Die weiteren 17 Fragen im abendlichen Bogen beziehen sich eher auf das
Stationsleben, die Behandlungszufriedenheit und den erlebten Tag. Die
Fragebögen zur Befindlichkeit sind im Anhang angefügt.
2.2.2.2 Angstrating
In Anlehnung an eine Pilotuntersuchung zur Angstdynamik anorektischer
Patientinnen im stationären Behandlungsverlauf an der Universität Würzburg
(Calame 2005) wurden die Patientinnen zweimal täglich gebeten, ihre aktuelle
subjektive Gewichtsangst auf einem speziell dafür konzipierten Angstratingbogen
mit einer Skala zwischen 0 (gar keine Angst) und 100 (maximale Angst)
einzuschätzen. Dies sollte analog zum Ausfüllen der Befindlichkeitsfragebögen täglich einmal morgens und einmal abends - geschehen (Keller et al. 2003).
2.3 Untersuchungsgang
Der Untersuchungszeitraum umfasste insgesamt 2 Jahre. Die Datenerhebung
begann, nachdem sowohl die Patientinnen als auch die Eltern schriftlich ihr
Einverständnis erklärt hatten. Die Patienten- und Elterninformation sowie
Einverständniserklärung wurden im Vorfeld gemeinsam mit einer Beschreibung
der geplanten Untersuchung der Ethikkommission der Universität Ulm vorgelegt.
Die Probanden wurden nicht entlohnt und haben freiwillig teilgenommen.
Der angestrebte individuelle Untersuchungszeitraum betrug 6 - 8 Wochen. Die
kürzeren Datenerhebungen kamen durch Abbruch der Patientin - der ihnen
jederzeit möglich war - oder durch Entlassung der Patientin zustande.
Grundsätzlich gab es pro Tag zwei Befragungszeitpunkte, jeweils morgens und
abends. Die Fragen sollten wenn möglich immer zur gleichen Zeit beantwortet
werden. Wenn die Patienten das Wochenende oder einen therapeutischen
Kurzurlaub bei Ihrer Familie verbrachten, wurden sie gebeten, die Fragebögen
soweit wie möglich trotzdem auszufüllen und nur die Fragen zum Stationsalltag
wegzulassen. Fragebögen waren den Patienten in einer ihnen persönlichen
zugehörigen Mappe zugänglich und wurden von den Studienbetreuern alle 1-2
Wochen abgeholt und ausgewertet. Gleichzeitig konnten Patienten und Betreuer
32
Material und Methoden
bestehende Probleme und Unklarheiten besprechen. Den Patienten wurde
angeboten, die Auswertungen/Ergebnisse der Fragebögen erklärt zu bekommen.
2.4 Statistische Auswertung
Für sämtliche statistischen Berechnungen wurde das Statistical Analysis System
(SAS) 9.1. verwendet. Zur Anwendung kamen Standardmethoden wie die
Berechnung
von
Mittelwerten,
Standardabweichungen
und
Pearson´schen
Korrelationskoeffizienten. Angegeben sind *p<0,05, **p<0,01, ***p<0,0002 (aAdjustierung/Bonferroni). Der Vergleich der Mittelwerte zwischen den Stichproben
wurde
paarweise
mittels
Vergleichsstichproben
nicht
t-Test
berechnet,
vorlagen
und
da
die
deshalb
Originaldaten
keine
der
einfaktorielle
Varianzanalyse zum simultanen Vergleich über alle Stichproben berechnet werden
konnte.
2.5 Ethik
Vor Beginn der Studie wurde der Ethikkommission der Universität Ulm eine
Darstellung von Forschungsprojekten über wissenschaftliche Untersuchungen am
Menschen zur Untersuchung vorgelegt. Eingereicht wurde der Ethikantrag am
29.07.2005, das positive Votum lag am 31.08.2005 vor.
33
Ergebnisse
3. Ergebnisse
3.1 Auswertung der psychopathologischen Veränderungen
In diesem Teil werden die einzelnen Fragebögen zuerst getrennt voneinander
ausgewertet, um die Faktoren Essstörung, Angst, Persönlichkeitseigenschaften,
Zwangsneigung und Alexithymie zu beschreiben. Später werden wichtige
Zusammenhänge mittels errechneter Korrelationen betrachtet.
3.1.1 Auswertung des Child Behavior Checklist (CBCL/4-18) und des
Youth Self Report (YSR/11-18)
24 der 25 Patientinnen beantworteten den YSR-Fragebogen (Fragebogen für
Jugendliche: Youth Self Report (YSR/11-18)), 17 Eltern machten Angaben auf der
CBCL (Fragebogen für Eltern: Child Behavior Checklist 4-18 (CBCL/4-18)).
Tabelle 6: Youth Self Report (YSR/11-18) und Child Behavior Checklist (CBCL/4-18)
n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, DF: Freiheitsgrad, t: T-Wert,
p: Signifikanz
Variable
YSR
CBCL
T-Wert M (SD)
T-Wert M
n=24
(SD)
t (DF)
p
n=17
Sozialer Rückzug
60,8 (8,8)
62,1 (11,3)
0,41 (39)
0,681
Körperliche Beschwerden
57,2 (8,0)
57,8 (9,0)
0,22 (39)
0,823
Ängstlich/depressiv
61,7 (8,2)
64,2 (9,6)
0,90 (39)
0,376
Soziale Probleme
55,5 (7,4)
54,1 (5,9)
0,65 (39)
0,521
Schizoid/zwanghaft
60,0 (7,8)
66,1 (10,9)
2,09 (39)
0,043
Aufmerksamkeitsprobleme 54,4 (5,1)
55,1 (5,9)
0,41 (39)
0,687
Dissoziales Verhalten
52,0 (3,4)
53,5 (4,4)
1,23 (39)
0,226
Aggressives Verhalten
52,8 (4,6)
55,1 (5,3)
1,48 (39)
0,147
Internalisierungsscore
60,0 (11,1)
62,5 (10,7)
0,72 (39)
0,475
Externalisierungsscore
49,2 (7,1)
52,0 (7,6)
1,29 (39)
0,203
Gesamt
56,2 (8,5)
59,4 (8,2)
1,20 (39)
0,236
34
Ergebnisse
3.1.2 Auswertung des Junior Temperament und Charakter Inventar
(JTCI 12-18)
Sämtliche Patientinnen machten Angaben im Junior Temperament und Charakter
Inventar (JTCI 12-18). Die erhobenen Daten (Mittelwert M, Standardabweichung
SD) wurden im folgenden mit den Präferenzwerten für Stichproben von ANPatientinnen (Hueg et al. 2006) und einer Normstichprobe (Goth 2001) verglichen.
Im Folgenden werden die einzelnen JTCI-Dimensionen verglichen (Tabelle 7).
Tabelle 7: Junior Temperament und Charakter Inventar (JTCI)
n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung
Norm: Normwerte einer repräsentativen gesunden Population Jugendlicher (Goth 2001)
AN, Heidelberg: Anorexia nervosa, restriktiver Typ (Hueg et al. 2006)
AN, Ulm: Probandinnen dieser Studie
JTCI- Dimension
AN, Ulm (n=25)
AN, Heidelberg
Norm
M (SD)
(n=29)
M
M (SD)
Neugierverhalten
18,5 (5,1)
14,6 (4,9)
21,5
Schadensvermeidung
18,6 (8,0)
17,7 (7,4)
19
Belohnungsabhängigkeit 19,1 (4,1)
19,2 (4,6)
19
Beharrungsvermögen
18,0 (3,2)
17,1 (3,3)
14,6
Selbstlenkungsfähigkeit
24,3 (5,3)
26,2 (5,9)
27
Kooperativität
31,2 (5,8)
31,5 (4,0)
29
Selbsttranszendenz
16,8 (5,8)
16,6 (4,3)
19
Dimension 1: Neugierverhalten
Der Mittelwert (M=18,5) der Patientinnen dieser Studie liegt zwischen dem
Mittelwert der Anorexia nervosa Stichprobe (M=14,6) und der Gruppe der
Normstichprobe (M=21,5).
Dimension 2: Schadensvermeidung
Hier liegt der Mittelwert der Stichprobe (M=18,6) ebenfalls zwischen den
Mittelwerten der Vergleichsstichproben (M=17,7 und M=19).
35
Ergebnisse
Dimension 3: Belohnungsabhängigkeit
Bezüglich der Belohnungsabhängigkeit unterscheidet sich der Mittelwert (M=19,1)
unwesentlich von denen der Vergleichsstichproben (M=19,2 und M=19).
Dimension 4: Beharrungsvermögen
Bei dieser Dimension liegt der Mittelwert (M=18,0) über den anderen, wobei
jedoch die Werte der Vergleichsgruppe (AN-Patientinnen) (M=17,1) näher an
dieser Stichprobe liegt als die Normstichprobe (M=14,6).
Dimension 5: Selbstlenkungsfähigkeit
Der Mittelwert der Patientinnen dieser Stichprobe (M=24,3) liegt unter den
Mittelwerten der AN-Gruppe (M=26,2) und der Normstichprobe (M=27).
Dimension 6: Kooperativität
Auch hier weichen die Mittelwerte nicht stark voneinander ab. Der Mittelwert
dieser Stichprobe (M=31,2) entspricht in etwa dem der AN-Vergleichsgruppe
(M=31,5) und dem der Normstichprobe (M=29).
Dimension 7: Selbsttranszendenz
Bei dieser Dimension liegt der Mittelwert (M=16,8) zwischen dem Mittelwert der
AN-Patientinnen (M=16,6) und dem der Normstichprobe (M=19).
36
Ergebnisse
3.1.3 Auswertung des Eating Disorder Inventory (EDI-2)
Bei der Auswertung der Langform des EDI-2 konnten die Daten von 21
Patientinnen unserer Studie berücksichtigt werden. Vier Patientinnen füllten
lediglich die Kurzform aus. Aufgrund der besseren Vergleichbarkeit wurden
deshalb bei der Auswertung nur die Ergebnisse der ersten acht Items
(entsprechend der Originalversion des EDI) berücksichtigt. Die Ergebnisse wurden
mit denen der deutschsprachigen Version des EDI (Thiel u. Paul 1988) verglichen.
Der Altersmittelwert der hier untersuchten Stichprobe lag bei 15,24 Jahren,
wohingegen
die
Stichprobengruppe
von
Thiel
und
Paul
(1988)
der
Vergleichstichprobe, welche 183 Frauen umfasste, bei einem Durchschnittalter
von 23,8 Jahren lag.
Tabelle 8: Eating Disorder Inventory-2 (EDI-2)
n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, DF: Freiheitsgrad, t: T-Wert,
p: Signifikanz, AN: Probanden dieser Stichprobe, Norm: Normstichprobe von Thiel und Paul (1988)
EDI: Eating Disorder Inventory
EDI-2
Stichprobe
M (SD)
t (DF)
p
Skala SS:
AN (n=25)
23,0 (8,9)
3,05
0,003
„Schlankheitsstreben“
Norm (n=183)
18,4 (6,8)
(206)
Skala B: „Bulimie“
AN (n=25)
11,8 (5,7)
0,22
Norm (n=183)
11,6 (4,0)
(206)
Skala UK: „Unzufriedenheit AN (n=25)
32,2 (9,3)
1,17
mit dem Körper“
Norm (n=183)
29,7 (10,1)
(206)
Skala I: „Ineffektivität“
AN (n=25)
29,4 (9,2)
3,04
Norm (n=183)
25,0 (6,4)
(206)
AN (n=25)
16,3 (4,6)
0,39
Norm (n=183)
16,7 (4,9)
(206)
AN (n=25)
20,2 (6,9)
0,45
Norm (n=183)
20,7 (5,0)
(206)
Skala IW: „Interozeptive
AN (n=25)
27,9 (9,6)
4,17
Wahrnehmung“
Norm (n=183)
22,1 (6,0)
(206)
Skala P: „Perfektionismus“
Skala M: „Misstrauen“
0,820
0,240
0,003
0,700
0,656
<0,001
Fortsetzung auf nächster Seite
37
Ergebnisse
Tabellenfortsetzung
EDI-2
Stichprobe
M (SD)
t (DF)
p
Skala AE: „Angst vor dem
AN (n=25)
28,6 (7,6)
5,76
<0,001
Erwachsenwerden“
Norm (n=183)
21,9 (5,1)
(206)
Skala A: „Askese“
AN (n=21)
19,9 (6,3)
Skala IR:
AN (n=21)
23,2 (7,2)
AN (n=21)
24,7 (6,7)
„Impulsregulation”
Skala SU: „Soziale
Unsicherheit”
3.1.4 Auswertung der Anorexie-Angst-Skala (AAS)
Die Anorexie-Angst-Skala (AAS) (Schulze u. Keller, Publikation in Vorbereitung)
wurde von 24 Patientinnen dieser Studie ausgefüllt. Die Daten konnten mit denen
einer klinischen Stichprobe von 26 stationär behandelten anorektischen
Patientinnen mit dem Durchschnittsalter von M=14,54 (SD=1,89) Jahren und
denen einer Feldstichprobe (Schülerinnen, n=372) mit dem Durchschnittsalter von
M=14,56
(SD=1,79)
Jahren
verglichen
werden.
Das
Altersspektrum
der
Patientinnen lag wie bei dieser Studie bei 12-18 Jahren (Schulze u. Keller,
Publikation in Vorbereitung).
38
Ergebnisse
Tabelle 9: Anorexie-Angst-Skala (AAS)
n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, DF: Freiheitsgrad, t: T-Wert,
p: Signifikanz, AN: AN Patientinnen dieser Stichprobe, Feldstichprobe: Patientinnen von Schulze
und Keller (Publikation in Vorbereitung)
Wie groß ist Deine Angst nach dem AN
Feldstich-
Wiegen, dass...?
(n=24)
probe
M (SD)
(n= 372)
t (DF)
p
M (SD)
andere Dich als zu dick wahrnehmen
2,9 (2,1) 2,31 (1,54)
1,85 (394) 0,065
4,9 (2,2) 3,17 (1,87)
4,21 (394) <0,001
und Dich deshalb nicht mehr
akzeptieren?
Dein Gewicht übers Ziel
hinausschießt?
kein Junge mehr Deiner Figur zuliebe 3,0 (2,2) 3,30 (2,01)
0,71 (394) 0,479
hinter Dir herschaut oder mit Dir
flirtet?
Du hässlich wirst?
4,0 (2,6) 3,57 (2,19)
0,85 (394) 0,394
Du nichts mehr als zunehmen
4,6 (2,4) 2,81 (1,98)
4,22 (394) <0,001
4,1 (2,5) 2,92 (1,92)
2,94 (394) 0,004
4,9 (2,3) 3,92 (2,22)
2,15 (394) 0,032
4,5 (2,4) 3,59 (2,02)
2,11 (394) 0,035
kannst?
jeder Deine Gewichtszunahme gleich
sehen kann?
Dein Bauch „Rettungsringe“
bekommt, sich aufbläht und wie eine
Kugel vorwölbt?
Deine Lieblingshose nur noch knapp
(oder vielleicht gar nicht mehr) passt?
39
Ergebnisse
Anorexie-Angst-Skala (kumulative Prozentanteile) im
Stichprobenvergleich
100
90
kumulierte Häufigkeiten
80
70
60
50
40
30
20
10
56
52
48
44
40
36
32
28
24
20
16
12
8
0
Gewichtsangst
Klinische Stichprobe
Klinische Stichprobe von Schulze u. Keller
Feldstichprobe von Schulze u. Keller
Abbildung 1: Anorexie-Angst-Skala (kumulative Prozentanteile)
Der Gesamtmittelwert aller acht AAS-Skalen dieser Studie lag mit M=32,9
(SD=18,8) näher an dem Mittelwert der klinischen Stichprobe mit M=33,46
(SD=15,48) als an der Feldstichprobe mit M=25,60 (SD=12,38) von Schulze u.
Keller (Publikation in Vorbereitung).
3.1.5 Auswertung des State-Trait-Angstinventars (STAI)
Das State-Trait-Angstinventar (STAI) konnte für die gesamte Stichprobe (25
Patientinnen) ausgewertet werden. Die Werte wurden mit den vorgegebenen
Normwerten der deutschen Adaptation (Laux et al. 1981) des „State-Trait-AnxietyInventory“ (Spielberger et al. 1970) verglichen. Normwerte existieren aufgrund der
Momentaufnahme
der
State-Angst
nur
für
die
sogenannte
Trait-Angst
40
Ergebnisse
(Eigenschaftsangst). Die jüngste geschlechtsspezifische Normstichprobe liegt im
Altersbereich von 15-29 Jahren. Obwohl die Probanden dieser Stichprobe mit
einem Durchschnittsalter von 15,24 Jahren zu einem Teil unter diesem
Altersbereich liegen, wurden, um keine Werte zu verlieren, alle Probanden
miteinbezogen.
Tabelle 10: STAI
n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, DF: Freiheitsgrad, t: T-Wert,
p: Signifikanz, AN: Probanden dieser Stichprobe, Norm: Eichstichprobe (Laux et al 1981)
STAI
Gruppe
M (SD)
t (DF)
p
Angst allgemein
AN (n=25)
47,52 (12,2)
5,71 (365)
<0,001
Norm (n=342)
35,65 (9,8)
Angst
AN (n=25)
46,96 (10,9)
4,67 (365)
<0,001
augenblicklich
Norm (n=342)
36,95 (10,3)
STAI X2: Trait-Angst
Der Normwert für Frauen im Alter von 15-29 Jahren liegt bei M=35,65 (SD=9,83).
Nimmt man an, dass eine Abweichung in Größe einer Standardabweichung
(45,48) als auffällig angesehen werden kann, befanden sich 15 Patientinnen
(60%) in diesem Bereich. Vier (16%) lagen unter einem Wert von 35,65.
Betrachtet man das Ganze bezogen auf Prozentränge, befanden sich drei
Patientinnen (12%) unter einem Prozentrang von 50, wohingegen 22 (88%)
Patientinnen über einem Prozentrang von 50 lagen. Der Mittelwert dieser
Patientinnen lag bei M=47,52 (SD=12,2). Hieraus lässt sich ein Prozentrang von
87 ermitteln.
STAI X1: State-Angst
In diesem Teil des STAI ergab sich ein Mittelwert von M=46,96 (SD=10,9) auf
einer Punkteskala von 20-80. Dieser Wert ist wenig aussagekräftig, da es sich hier
nur um die Angst im Augenblick handelt, die sehr situationsbezogen ist. Aus
diesem Grund dient der Normwert in Tabelle 10 nur als Veranschaulichung.
41
Ergebnisse
3.1.6 Auswertung des Sozialphobie- und Angstinventars für Kinder (SPAIK)
Alle Probandinnen dieser Studie haben die deutsche Version (Melfsen et al. 1999)
des „Social Phobia and Anxiety Inventory for Children“ (SPAI-C) (Beidel et al.
1995, 1996, 1998) bearbeitet. Normtabellen ermöglichen einen Vergleich der
Ergebnisse dieser Stichprobe mit den entsprechenden Werten geschlechtsspezifischer Altersgruppen. Die Normwerte sind angegeben für Kinder und Jugendliche
bis 16 Jahre. 10 der Probanden dieser Stichprobe sind älter als 16 Jahre und
würden somit nicht mehr in die letzte Altersgruppe hineinpassen. Um diese
Ergebnisse nicht zu verlieren, wurden sie trotzdem miteinbezogen. Ab einem
Trennwert von 20 sprechen die Autoren von einer bestehenden Sozialphobie.
Auswertung anhand der Prozentränge
Die Prozentränge werden je nach Alter entsprechend der Rohwerte angegeben.
Dabei erreichten zwei Patientinnen einen Prozentrang von 96% bis 99%, zwei
Patientinnen einen Prozentrang von 91% bis 95%, vier Patientinnen einen
Prozentrang von 76% bis 90%, drei Patientinnen einen Prozentrang von 51% bis
75%, sechs Patientinnen einen Prozentrang von 26% bis 50%, drei Patientinnen
einen Prozentrang von 11% bis 25%, vier Patientinnen einen Prozentrang von 6%
bis 10% und eine Patientin einen Prozentrang von 2% bis 5%.
Der Mittelwert dieser Stichprobe von M=13,32 (SD=8,42) lag zwischen den
Werten der Normstichprobe und denen der klinischen Stichproben (anderweitige
Angststörung, subklinische soziale Ängste, Sozialphobie) von Melfsen et al. (2001)
(siehe Abbildung 2).
Auswertung nach dem Trennwert
Bei einem Trennwert von 20 lagen sechs (24%) Patientinnen über diesem Wert
und 19 (76%) darunter.
42
Ergebnisse
SPAIK- Gesamtwerte
Sozialphobie (Melfsen
et al. 2001)
Subklinische soziale
Ängste (Melfsen et al.
2001)
Anderweitige
Angststörungen
(Melfsen et al. 2001)
Klinische Stichprobe
Normstichprobe
(Melfsen et al. 2001)
0
5
10
15
20
25
30
Abbildung 2: SPAIK Gesamtmittelwerte
Klinische Stichprobe von Melfsen et al. (2001) (n=145 psychiatrisch behandelte Kinder und
Jugendliche, 7-18 Jahre): anderweitige Angststörung (M=15,00), subklinische soziale Ängste (M=
23,48), Sozialphobie (M=28,31)
Klinische Stichprobe dieser Studie (n=25, 12-18 Jahre): M=13,32
Normstichprobe von Melfsen et al. (2001) (n=1197, 8-16 Jahre): M=12,51
3.1.7 Auswertung der Toronto-Alexithymie-Skala-26 (TAS-26)
Die Toronto-Alexithymie-Skala-26 wurde durch sämtliche Patientinnen der
Stichprobe bearbeitet. In Anlehnung an Taylor et al. werden die Probandinnen ab
einem Gesamtwert von ≥54 als alexithym bezeichnet (Taylor et al. 1997). In
diesem Fall traf das bei sieben der 25 Patientinnen (28%) zu. Weitere fünf
Probandinnen (20%) erreichten Werte zwischen 50 und 54.
43
Ergebnisse
Tabelle 11: TAS-26
n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, DF: Freiheitsgrad, t: T-Wert,
p: Signifikanz, AN: Probanden dieser Stichprobe, Norm: Normstichprobe (Taylor et al. 1997)
TAS1: Schwierigkeiten bei der Identifikation von Gefühlen, TAS2: Schwierigkeiten bei der
Beschreibung von Gefühlen, TAS3: Extern orientierter Denkstil
Variable
AN (n=25)
M (SD)
Norm (n=2047) t (DF)
p
M (SD)
TAS1
17,20 (7,14)
14,14 (5,39)
2,84 (2070)
0,005
TAS2
15,00 (4,43)
13,00 (3,80)
2,61 (2070)
0,009
TAS3
15,76 (2,91)
16,38 (4,02)
0,75 (2070)
0,455
TAS gesamt
47,96 (11,35)
43,56 (9,54)
2,30 (2070)
0,022
3.1.8 Auswertung des Leyton-Zwangssyndrom-Fragebogen (Kinderversion)
Von der Gesamtgruppe der 25 Anorexie-Patientinnen wurde bei 19 der LeytonZwangssyndrom-Fragebogen (Kinderversion) (Steinhausen 2002b) durchgeführt.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit wurden mit denen der Studie von (Berg et
al. 1986) verglichen.
Tabelle 12: Leyton-Zwangsinventar
n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, AN: Probanden dieser Stichprobe
Zwangspatienten, Psychiatrische Kontrollgruppe, Normstichprobe: Probanden von Berg et al.
(1986)
Variable
AN (n=19)
Zwangs-
Psychiatrische
Norm-
M (SD)
patienten
Kontrollgruppe
stichprobe
(n=26) M (SD)
(n=14) M (SD)
(n=28) M (SD)
Ja- Antworten 14,0 (5,6)
20,9 (8,3)
17,6 (6,8)
12,9 (5,6)
Widerstands-
15,0 (10,0)
32,3 (20,0)
16,6 (9,5)
11,1 (7,7)
16,8 (11,8)
32,8 (23,2)
19,9 (13,9)
10,0 (8,3)
wert
Interferenzwert
44
Ergebnisse
Tabelle 13: Leyton- Zwangsinventar
n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, DF: Freiheitsgrad, t: T-Wert,
p: Signifikanz, AN: Probanden dieser Stichprobe, Normstichprobe: Probanden von Berg et al.
(1986)
Variable
AN (n=19)
Normstichprobe
t (DF)
p
M (SD)
(n=28) M (SD)
Ja- Antworten
14,0 (5,6)
12,9 (5,6)
0,66 (45)
0,512
Widerstandswert
15,0 (10,0)
11,1 (7,7)
1,51 (45)
0,138
Interferenzwert
16,8 (11,8)
10,0 (8,3)
2,32 (45)
0,025
Ausgehend von einem nicht wissenschaftlich belegten Cut-Off-Wert von 19
(abgelesen aus Berg et al. (1986)) in allen drei Bereichen (Ja-Antworten,
Widerstandswert und Interferenzwert) liegen vier von 19 Patientinnen über diesen
Werten.
Zwei
davon
erreichten
hinsichtlich
des
Widerstands-
und
Interferenzwertes sogar über 35 Punkte. Bei keiner Patientin wurde klinisch neben
der Essstörung die zusätzliche Diagnose einer Zwangsstörung vergeben.
45
Ergebnisse
3.2 Korrelationen
3.2.1 Angst (STAI, SPAIK)
Tabelle 14: Korrelationen zur Angst
(*)p<0,1 (tendenziell signifikant)
n=25,
*p<0,05
**p<0,01
***p<0,0002 (a-Adjustierung/Bonferroni)
r: Korrelationskoeffizient, aufgeführt nur r>+/-0,30, fett: r>+/-0,60
Trait-Angst (X2)
State-Angst (X1)
Trait-Angst (X2)
0,46*
-----------------------0,30
SPAIK
3.2.2 Angst und essstörungsspezifische Psychopathologie (STAI, SPAIK;
EDI-2)
Tabelle 15: Korrelation der Fragebögen zur Angst (STAI, SPAIK) mit EDI-2
(*)p<0,1 (tendenziell signifikant)
n=25,
*p<0,05
**p<0,01
***p <0,0002 (a-Adjustierung/Bonferroni)
r: Korrelationskoeffizient, aufgeführt nur r>+/-0,30, fett: r>+/-0,60
EDI: Eating Disorder Inventory, SPAIK: Sozialphobie- und Angstinventar für Kinder
EDI-2
State-Angst
Trait-Angst
(X1)
(X2)
0,47*
0,38(*)
0,60**
0,65**
SPAIK
Skala SS: „Schlankheitsstreben“
Skala B: „Bulimie“
Skala UK: „Unzufriedenheit mit dem
Körper“
Skala I: „Ineffektivität“
Skala P: „Perfektionismus“
0,35(*)
Skala M: „Misstrauen“
0,37*
0,49*
0,52**
Skala IW: „Interozeptive
0,51**
0,67**
0,45*
0,56**
0,35*
Skala A: „Askese“
0,38(*)
0,59**
0,61**
Skala IR: „Impulsregulation”
0,47*
0,68**
Skala SU: „Soziale Unsicherheit”
0,39(*)
0,64**
Wahrnehmung“
Skala AE: „Angst vor dem
Erwachsenwerden“
0,49*
46
Ergebnisse
3.2.3 Angst – Gewichtsangst (STAI, SPAIK, AAS/Kurzform)
Tabelle 16: Korrelation der Fragebögen zur Angst (STAI X1 und X2, SPAIK) mit der AAS
(*)p<0,1 (tendenziell signifikant)
n=24,
*p<0,05
**p<0,01
***p <0,0002 (a-Adjustierung/Bonferroni)
r: Korrelationskoeffizient, aufgeführt nur r>+/-0,30, fett: r>+/-0,60, SPAIK: Sozialphobie-
und Angstinventar für Kinder
Wie groß ist Deine Angst nach dem State-
Trait-
Wiegen, dass...?
Angst
Angst
(X1)
(X2)
SPAIK
andere Dich als zu dick wahrnehmen und Dich
deshalb nicht mehr akzeptieren?
Dein Gewicht übers Ziel hinausschießt?
0,38(*)
kein Junge mehr Deiner Figur zuliebe hinter
0,53**
Dir herschaut oder mit Dir flirtet?
Du hässlich wirst?
Du nichts mehr als zunehmen kannst?
0,36(*)
jeder Deine Gewichtszunahme gleich sehen 0,33
0,33
kann?
Dein Bauch „Rettungsringe“ bekommt, sich
0,36(*)
aufbläht und wie eine Kugel vorwölbt?
Deine Lieblingshose nur noch knapp (oder
0,32
vielleicht gar nicht mehr) passt?
47
Ergebnisse
3.2.4 Persönlichkeitseigenschaften, Alexithymie und essstörungsspezifische
Psychopathologie (JTCI, TAS-26, EDI-2)
Tabelle 17: Korrelation EDI-2 mit TAS-26 und JTCI
(*)p<0,1 (tendenziell signifikant)
*p<0,05
**p<0,01
***p <0,0002 (a-Adjustierung/Bonferroni)
EDI 1-8: n=25; EDI 9-11: n=21, r: Korrelationskoeffizient, aufgeführt nur r>+/-0,30, fett: r>+/-0,60
EDI 1: „Schlankheitsstreben“, EDI 2: „Bulimie“, EDI 3: „Unzufriedenheit mit dem Körper“,
EDI 4: „Ineffektivität“, EDI 5: „Perfektionismus“, EDI 6: „Misstrauen“,
EDI 7: „Interozeptive Wahrnehmung“, EDI 8: „Angst vor dem Erwachsenwerden“,
EDI 9: „Askese“, EDI 10: „Impulsregulation”, EDI 11: „Soziale Unsicherheit”
JTCI 1: Neugierverhalten, JTCI 2: Schadensvermeidung, JTCI 3: Belohnungsabhängigkeit,
JTCI 4: Beharrungsvermögen, JTCI 5: Selbstlenkungsfähigkeit, JTCI 6: Kooperativität,
JTCI 7: Selbsttranszendenz, TAS: Toronto-Alexithymie-Skala
TAS
JTCI 1
JTCI 2
JTCI 3
JTCI 4
JTCI 5
JTCI 6
JTCI 7
gesamt
EDI 1
-0,35(*)
EDI 2
EDI 3
EDI 4
0,56*
0,62**
-0,61**
-0,47*
-0,41*
-0,55**
-0,37(*) 0,43*
EDI 5
0,35(*)
EDI 6
0,77***
0,70***
-0,47*
-0,30
EDI 7
0,66**
0,64**
-0,43*
-0,63**
EDI 8
0,51*
0,48*
-0,34(*)
-0,34
EDI 9
0,75***
0,77***
-0,35
-0,65**
EDI 10
0,63**
0,59**
-0,40*
-0,54**
EDI 11
0,76***
0,74***
-0,44*
-0,81***
-0,68**
3.3 Befindlichkeit und Gewichtsangst
3.3.1 Häufigkeitsauszählungen
Die Gesamtverteilung der Angaben in den einzelnen Antwortkategorien sowie
Mittelwerte und Standardabweichungen gehen aus Tabelle 18 hervor. Missing
Data lassen sich zurückführen auf nicht beantwortete Fragen aufgrund
therapeutischer
Wochenendbeurlaubungen
oder
einer
nicht
vorhandenen
Bereitschaft, spezifische Fragen zu beantworten.
48
Ergebnisse
Die
Fragen
26
(Die
Medikamente
helfen
sehr
gut/keine
Medikamente
eingenommen) und 27 (Ich habe in den letzten 24 h Nebenwirkungen der
Medikamente bemerkt/keine Medikamente eingenommen) wurden aufgrund der
Vergleichbarkeit in diesem Teil nicht mit einbezogen.
Tabelle 18: Befindlichkeitsfragebogen: Häufigkeiten, Mittelwert und Standardabweichung
Gesamt: Anzahl der Bögen, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung
Inhalt der Frage
gesamt
1
2
3
4
5
M
SD
1= stimmt gar nicht, 5= stimmt
vollkommen. In %
1) Ich bin gut drauf
1801
10,4 18,7 29,0 23,8 18,1
3,2
1,2
2) Ich bin müde und
1801
37,5 24,4 24,1 12,3
1,6
2,2
1,1
3) Ich bin genervt
1801
46,0 22,2 20,2
7,5
4,1
2,0
1,2
4) Ich fühle mich ängstlich
1800
61,2 15,2 12,7
6,7
4,3
1,8
1,2
5) Ich bin aggressiv
1801
72,9 15,5
6,9
2,8
1,9
1,5
0,9
6) Ich fühle mich verletzlich
1800
51,4 20,3 15,1
5,7
7,3
2,0
1,3
7) Ich bin traurig und
1801
35,9 21,9 22,0
9,8
10,4
2,4
1,3
8) Ich bin verärgert
1800
42,1 19,5 20,4
8,9
9,1
2,2
1,3
9) Ich fühle mich
1799
31,8 18,7 25,1 13,0 11,4
2,5
1,4
1801
37,1 17,7 19,4 10,7 15,1
2,5
1,5
901
49,4 18,8 13,2
5,9
12,8
2,1
1,4
900
48,9 19,3 16,3
7,4
8,0
2,1
1,3
901
59,6 16,8 11,9
4,2
7,6
1,8
1,2
901
60,8 19,9 11,9
4,7
2,8
1,7
1,0
erschöpft
betrübt
sympathisch und attraktiv
10) Ich bin innerlich
angespannt
11) Ich werde hier gegen
meinen Willen behandelt
12) Heute war es schwierig
für mich, alleine zu sein
13) Mir ist vieles peinlich,
ich schäme mich ständig
14) Ich habe mich heute
richtig ausgepowert (z.B.:
beim Sport, Musik)
Fortsetzung auf nächster Seite
49
Ergebnisse
Tabellenfortsetzung
Inhalt der Frage
gesamt
1
2
3
4
5
M
SD
1= stimmt gar nicht, 5= stimmt vollkommen.
In %
15) Die Stimmung auf der
890
10,9 18,3 32,9 23,5 14,4
3,1
1,2
894
16,9 17,1 27,5 21,0 17,5
3,1
1,3
896
15,7 16,5 28,2 20,8 18,8
3,1
1,3
879
18,2 14,9 32,5 20,3 14,1
3,0
1,3
884
18,4 11,9 24,7 22,9 22,2
3,2
1,4
883
12,9 13,3 26,6 23,1 24,1
3,3
1,3
892
30,8 15,8 26,4 15,3 11,8
2,6
1,4
889
27,6 16,8 29,6 14,5 11,6
2,7
1,3
893
16,2 16,9 32,9 18,1 15,8
3,0
1,3
894
21,0 12,2 23,0 13,8 30,0
3,2
1,5
897
41,2 22,7 22,1 11,1
2,1
1,2
Station empfand ich heute
als sehr angenehm
16) Ich bin heute zufrieden
mit mir
17) Insgesamt ging es mir
heute gut
18) Ich konnte heute die
Dinge mitbestimmen
19) Ich fühle mich von
meinem/r
Einzeltherapeuten/in
verstanden und kann mich
ihm/ihr gegenüber öffnen
20) Ich empfinde die
Einzeltherapie als hilfreich
21) Ich habe mich heute
den Betreuern/innen
anvertrauen können
22) Ich habe heute die
Betreuer/innen als
unterstützend erlebt
23) Insgesamt bin ich
heute mit dem Tag auf
Station sehr zufrieden
24) Es ist sinnvoll, dass
ich weiterhin hier
behandelt werde
25) Meine Stimmung hat
3,0
heute stark geschwankt
50
Ergebnisse
Tabelle 19: Vergleich Befindlichkeitsfragebögen von dieser Studie (n=25) mit der von Keller
et al. (Publikation in Vorbereitung) (n=31)
Keller et al.: Alle Probanden der Stichprobe (Keller et al., Publikation in Vorbereitung)
AN: Probanden dieser Stichprobe, n: Stichprobengröße, M: Mittelwert, SD: Standardabweichung,
DF: Freiheitsgrad, t: T-Wert, p: Signifikanz
Inhalt der Frage
AN (n=25)
Keller et
M (SD)
al. (n=31)
t (DF)
p
M (SD)
1) Ich bin gut drauf
3,2 (1,2)
3,01 (1,2)
0,62 (54)
0,538
2) Ich bin müde und erschöpft
2,2 (1,1)
2,82 (1,4)
1,75 (54)
0,086
3) Ich bin genervt
2,0 (1,2)
2,51 (1,3)
1,48 (54)
0,145
4) Ich fühle mich ängstlich
1,8 (1,2)
2,44 (1,4)
1,81 (54)
0,076
5) Ich bin aggressiv
1,5 (0,9)
1,97 (1,2)
1,62 (54)
0,110
6) Ich fühle mich verletzlich
2,0 (1,3)
3,03 (1,4)
2,82 (54)
0,007
7) Ich bin traurig und betrübt
2,4 (1,3)
2,94 (1,3)
1,55 (54)
0,128
8) Ich bin verärgert
2,2 (1,3)
2,57 (1,3)
1,06 (54)
0,294
9) Ich fühle mich sympathisch
2,5 (1,4)
2,55 (1,4)
0,13 (54)
0,894
10) Ich bin innerlich angespannt
2,5 (1,5)
3,19 (1,5)
1,71 (54)
0,093
12) heute war es schwierig für
2,1 (1,3)
2,16 (1,2)
0,18 (54)
0,858
1,8 (1,2)
2,12 (1,1)
1,04 (54)
0,303
1,7 (1,0)
2,37 (1,3)
2,12 (54)
0,039
3,1 (1,3)
3,06 (1,3)
0,11 (54)
0,908
3,0 (1,3)
2,97 (1,2)
0,09 (54)
0,921
3,0 (1,3)
3,22 (1,3)
0,63 (54)
0,532
und attraktiv
mich, alleine zu sein
13) Mir ist vieles peinlich, ich
schäme mich ständig
14) Ich habe mich heute richtig
ausgepowert (z.B.: beim Sport,
Musik)
17) Insgesamt ging es mir heute
gut
18) Ich konnte heute die Dinge
mitbestimmen
23) Insgesamt bin ich heute mit
dem
Tag
auf
Station
sehr
zufrieden
51
Ergebnisse
Die Mittelwerte der Probandinnen dieser Studie wurden mit denen der ANPatientinnen und aller Patienten der Studie von Keller et al. (Publikation in
Vorbereitung) verglichen. Dieser Vergleich weist methodische Schwächen auf, da
in der Stichprobe von Keller et al. (Publikation in Vorbereitung) fünf ANPatientinnen mit einbezogen sind. Die Unterschiede der Patientinnen dieser
Stichprobe mit den Vergleichsprobanden wären ohne die fünf AN-Patientinnen
sicherlich
höher.
Weiterhin
wurden
bei
der
T-Test
Berechnung
die
Gesamtmittelwerte von n=25 berücksichtigt (Gesamtmittelwert gebildet aus 1800
Bögen). Daher kann man hier nicht von genauen Signifikanzen sprechen.
Die Gesamtverteilung der Angaben aus dem Angstrating sowie Mittelwerte und
Standardabweichungen gehen unten stehender Tabelle 20 hervor.
Tabelle 20: Gesamtverteilung (in %) des Angstrating
gesamt
0-10%
11-20%
21-30%
31-40%
41-50%
51-60%
1802
38,0
7,7
6,8
3,9
5,3
3,5
61-70%
71-80%
81-90%
91-100%
M
SD
3,2
3,6
5,9
22,2
39.6
39.7
Die folgende Grafik (Abbildung 3) enthält die morgendlichen Gewichtsangstdaten
aller Patientinnen.
52
Ergebnisse
Gewichtsangst
G
ew
i cht sang
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
0
10
20
30
40
Tagnummer
50
TagN
r
N
um
m
er
Patientennummer
101
108
125
132
102
109
126
133
103
110
127
134
104
112
128
135
105
122
129
106
123
130
107
124
131
Abbildung 3: Gewichtsangst – Übersichtsdarstellung aller Patientinnen
53
Ergebnisse
3.3.1 Korrelationen
Die Korrelation (r) der Fragen 1-10 des Befindlichkeitsfragebogens und der gewichtsbezogenen Angst der Patientinnen gehen aus
Tabelle 21 hervor. Es wurden die morgens und die abends gestellten Fragen mit einbezogen.
Tabelle 21: Korrelationen Befindlichkeit und Gewichtsangst
GA: Gewichtsangst (momentane Angst vor dem Zunehmen: 0=gar keine Angst; 100=maximale Angst)
Alle angegebenen Korrelationen haben ***p<0,0002 (a-Adjustierung/Bonferroni) , r:Korrelationskoeffizient, aufgeführt nur r>+/-0,30, fett: r>+/-0,60
Frage
GA
1) Ich bin gut drauf
-0,41
1)
2)
3)
4)
5)
6)
7)
8)
9)
10)
2) Ich bin müde und erschöpft
3) Ich bin genervt
-0,50
0,31
4) Ich fühle mich ängstlich
-0,31
0,47
5) Ich bin aggressiv
-0,33
6) Ich fühle mich verletzlich
-0,40
7) Ich bin traurig und betrübt
-0,60
0,36
0,48
0,38
0,47
0,41
0,70
0,34
0,39
0,50
0,35
8) Ich bin verärgert
0,30
-0,64
0,61
9) Ich fühle mich sympathisch
-0,47
0,60
-0,36
0,38
0,64
0,40
0,45
0,58
-0,39
-0,46
-0,44
0,49
0,39
0,38
und attraktiv
10) Ich bin innerlich angespannt
-0,31
0,34
0,30
0,48
0,33
54
Ergebnisse
Der Gesamtmittelwert der Gewichtsangst lag bei M=37,34 (SD=34,24) auf einer
Werteskala von 1–100. Die Korrelationen (r) zwischen der Gewichtsangst und
dem STAI X1 (Zustandsangst), EDI 1 („Schlankheitsstreben“) und EDI 3 („Unzufriedenheit mit dem Körper“) gehen aus Tabelle 22 hervor.
Tabelle 22: Korrelation Gewichtsangst mit STAI X1, EDI 1und EDI 3
*p<0,05
**p<0,01
(a-Adjustierung/Bonferroni)
r: Korrelationskoeffizient
EDI 1: „Schlankheitsstreben“, EDI 3: „Unzufriedenheit mit dem Körper“, STAI X1: State-Angst
Gewichtsangst
STAI X1
EDI 1
EDI 3
0,42*
0,59**
0,58**
3.3.2 Darstellung einzelner Patientenverläufe
In diesem Kapitel werden Patientenverläufe anhand einiger ausgewählter Items
exemplarisch dargestellt. Es wurden die Items „Ich bin gut drauf“, „Ich fühle mich
ängstlich“ und „Ich bin verärgert“ nach den höchsten Korrelationen mit den
anderen Items ausgesucht, da diese die allgemeine Befindlichkeit, inklusive der
Ängstlichkeit, darstellen und eine Übersichtlichkeit bewahrt wird. Es handelt sich
um Patientinnen, die sich relativ lange in stationärer Behandlung befanden und
eine angemessene Anzahl an Fragebögen ausgefüllt haben. Diese fünf
Patientenverläufe werden als Beispiel für die verschiedenen Verläufe dargestellt,
die sich sehr individuell gestalten. Patientin 109 stellt einen Beispielverlauf ohne
Gewichtsangst dar, welcher ähnlich ist zu den Probandinnen 104, 105, 106, 112,
131, 132 und 135. Der Verlauf von Probandin 110 soll den Verlauf
schwankender/steigender Gewichtsangst darstellen, wie er auch bei den
Patientinnen 107, 108, 124, 126, 127 und 129 darzustellen wäre. Die
Probandinnen 130, 128 und 103 zeigten durchweg verschiedene Ängste auf.
Diese sollen Beispielverläufe für die Probandinnen 101, 102, 122, 123, 125, 133
und 134 zeigen.
55
Ergebnisse
3.3.2.1 Patientin 109
Die Patientin war zu Beginn der Untersuchung 16,54 Jahre alt. Sie befand sich 80
Tage in stationärer Behandlung auf der Jugendstation in der ZfP „Die Weissenau“
mit der Diagnose einer restriktiven Anorexia nervosa. Für diesen Zeitraum liegen
104 Bögen vor, von denen 52 morgens und 52 abends ausgefüllt wurden. Die
Patientin wurde nicht medikamentös behandelt. Ihr Aufnahme-BMI lag bei 13,30
kg/m² und ihr Entlass-BMI bei 17,19 kg/m². Bei der Patientin lag eine sekundäre
Amenorrhoe vor. Die Patientin besuchte das Gymnasium und hatte nach
klinischem Eindruck einen durchschnittlichen IQ von 85–114. Im TAS-26 erreichte
sie in Skala 1 einen Wert von 24, in Skala 2 einen Wert von 20 und in Skala 3
einen Wert von 18. Der Gesamtwert lag bei 62. Die Patientin war deshalb als
alexithym zu bezeichnen.
G
ewi cht
Gewicht
42
41
40
39
38
37
36
35
34
33
0
10
20
30
TagNr
Num
m
er
40
50
Tag Nummer
109
Abbildung 4: Gewichtsverlauf der Patientin 109
Gewichtszunahme während des Beobachtungszeitraums. Gewicht ist in kg angegeben.
56
Ergebnisse
Die Gewichtszunahme korrelierte nicht signifikant mit der Gewichtsangst (r=–0,03 ,
p=0,749). Da bei der Patientin 109 die Gewichtsangst keine Streuung aufweißt
und praktisch gleich null ist, kann man hierzu keine genauen statistischen
Angaben machen, da die Varianz praktisch null ist.
gew_ang20
Gewichts5
angst / 20
4
3
2
1
0
0
10
20
30
40
50
60
Tag Nummer
TagNr
Abbildung 5: Patientin 109 - Verlauf der Gewichtsangst und Veränderungen der allgemeinen
Befindlichkeit
blau: Gewichtsangst
rot: Item 1: Ich bin gut drauf
orange: Item 4: Ich fühle mich ängstlich
grün: Item 8: Ich bin verärgert
Die Y-Achse gibt die Befindlichkeitswerte von 1-5 und die Gewichtsangst/20 an.
Tabelle 23: Patientin 109 - Gewichtsangst gesamt
M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Item 1: Ich bin gut drauf, Item 4: Ich fühle mich ängstlich,
Item 8: Ich bin verärgert
Gewichtsangst
Item 1
Item 4
Item 8
M (SD)
M (SD)
M (SD)
M (SD)
0,04 (0,19)
3,02 (1,06)
2,28 (1,23)
2,44 (1,42)
57
Ergebnisse
Tabelle 24: Patientin 109 - Korrelationen gesamt
(*)p<0,1 (tendenziell signifikant)
Item 1: Ich bin gut drauf
*p<0,05
**p<0,01
***p<0,0002 (a -Adjustierung/Bonferroni)
Item 4: Ich fühle mich ängstlich
Item 8: Ich bin verärgert
r: Korrelationskoeffizient
Gewichtsangst
Item 1 (r)
Item 4 (r)
Item 8 (r)
-0,01
-0,23 (*)
-0,11
-0,35 **
-0,49 ***
Item 1
0,34**
Item 4
3.3.2.2 Patientin 110
G
ewi cht
Gewicht
40
39
38
37
0
10
20
30
40
TagNr
Num
m
er
50
60
Tag Nummer
110
Abbildung 6: Gewichtsverlauf der Patientin 110
Gewichtszunahme während des Beobachtungszeitraums. Gewicht ist in kg angegeben.
Bei dieser Person handelt es sich um eine zu Beginn der Untersuchung 12,02
Jahre alte Patientin mit einer restriktiven Anorexia nervosa, die sich 97 Tage in
stationärer Behandlung auf der Kinderstation der Klinik für Kinder– und
Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm, befand. Für diesen
Zeitraum liegen 106 Bögen vor, von denen 53 morgens und 53 abends ausgefüllt
wurden. Die Patientin wurde nicht medikamentös behandelt. Ihr Aufnahme-BMI
lag bei 14,40 kg/m² und ihr Entlass-BMI bei 16,66 kg/m². Bei der Patientin lag eine
58
Ergebnisse
primäre Amenorrhoe vor. Die Patientin besuchte die Realschule und hatte einen
überdurchschnittlich hohen IQ von 121. Im TAS-26 hatte sie in Skala 1 einen Wert
von 22, in Skala 2 einen Wert von 18 und in Skala 3 einen Wert von 21. Der
Gesamtwert lag bei 61. Die Patientin war deshalb als alexithym zu bezeichnen.
gew_ang20
Gewichts5
angst / 20
4
3
2
1
0
10
20
30
40
50
60
Tag Nummer
TagNr
Abbildung 7: Darstellung des Verlaufs von der Gewichtsangst, dem Item 1, 4 und 8 von
Patientin 110
blau: Gewichtsangst
rot: Item 1: Ich bin gut drauf
orange: Item 4: Ich fühle mich ängstlich
grün: Item 8: Ich bin verärgert
Die Y- Achse gibt die Befindlichkeitswerte von 1-5 und die Gewichtsangst/20 an.
Die Gewichtszunahme der Patientin 110 korrelierte signifikant positiv mit der
Gewichtsangst (r=0,530; p<0,0001).
Tabelle 25: Patientin 110 - Gewichtsangst gesamt
M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Item 1: Ich bin gut drauf, Item 4: Ich fühle mich ängstlich,
Item 8: Ich bin verärgert
Gewichtsangst
Item 1
Item 4
Item 8
M (SD)
M (SD)
M (SD)
M (SD)
93,03 (10,26)
2,42 (0,87)
1,95 (0,90)
2,73 (1,16)
59
Ergebnisse
Tabelle 26: Patientin 110 – Korrelationen gesamt
(*)p<0,1 (tendenziell signifikant)
Item 1: Ich bin gut drauf
*p<0,05
**p<0,01
***p<0,0002 (a -Adjustierung/Bonferroni)
Item 4: Ich fühle mich ängstlich
Item 8: Ich bin verärgert
r: Korrelationskoeffizient
Gewichtsangst
Item 1 (r)
Item 4 (r)
Item 8 (r)
-0,32**
0,12
-0,27**
-0,28**
-0,07
Item 1
-0,02
Item 4
3.3.2.3 Patientin 130
Gewicht
G
ewi cht
45
44
43
42
41
40
0
10
20
30
TagNr
Num
m
er
40
50
Tag Nummer
130
Abbildung 8: Gewichtsverlauf der Patientin 130
Gewichtszunahme während des Beobachtungszeitraums. Gewicht ist in kg angegeben.
Patientin 130 mit der Diagnose einer restriktiven Anorexia nervosa ist zu Beginn
der Untersuchung 15,15 Jahre alt. Sie befand sich 154 Tage in stationärer
Behandlung auf der Jugendstation in der ZfP „Die Weissenau“. Die Patientin füllte
während dieser Zeit insgesamt 100 Fragebögen aus, 50 am Morgen und 50 am
Abend. Die Patientin wurde nicht medikamentös behandelt. Der Aufnahme-BMI
lag bei 14,97 kg/m² und der Entlass-BMI lag bei 17,15 kg/m². Bei der Patientin lag
eine sekundäre Amenorrhoe vor. Die Patientin besuchte das Gymnasium und
60
Ergebnisse
hatte einen überdurchschnittlich hohen IQ von 116. Im TAS-26 hatte sie in Skala 1
einen Wert von 18, in Skala 2 einen Wert von 17 und in Skala 3 einen Wert von
17. Der Gesamtwert mit 52 lag knapp unter dem Cut-Off-Wert von ≥54.
gew_ang20
Gewichts5
angst / 20
4
3
2
1
0
0
10
20
30
40
50
Tag Nummer
TagNr
Abbildung 9: Darstellung des Verlaufs von der Gewichtsangst, dem Item 1, 4 und 8 von
Patientin 130
blau: Gewichtsangst
rot: Item 1: Ich bin gut drauf
orange: Item 4: Ich fühle mich ängstlich
grün: Item 8: Ich bin verärgert
Die Y- Achse gibt die Befindlichkeitswerte von 1-5 und die Gewichtsangst/20 an.
Die Gewichtszunahme der Patientin 130 korrelierte negativ und nicht signifikant
mit der Gewichtsangst (r=–0,155 , p=0,123)
Tabelle 27: Patientin 130 - Gewichtsangst gesamt
M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Item 1: Ich bin gut drauf, Item 4: Ich fühle mich ängstlich,
Item 8: Ich bin verärgert
Gewichtsangst
Item 1
Item 4
Item 8
M (SD)
M (SD)
M (SD)
M (SD)
70,39 (33,62)
3,42 (0,87)
2,94 (0,87)
2,56 (1,23)
61
Ergebnisse
Tabelle 28: Patientin 130 - Korrelationen gesamt
(*)p<0,1 (tendenziell signifikant)
Item 1: Ich bin gut drauf
*p<0,05
**p<0,01
***p<0,0002 (a -Adjustierung/Bonferroni)
Item 4: Ich fühle mich ängstlich
Item 8: Ich bin verärgert
r: Korrelationskoeffizient, fett: r>+/-0,60
Gewichtsangst
Item 1 (r)
Item 4 (r)
Item 8 (r)
-0,24*
0,13
0,17(*)
-0,62***
-0,52***
Item 1
0,48***
Item 4
3.3.2.4 Patientin 103
Gewicht
G
ewi cht
46
45
44
43
42
0
10
20
30
TagNr
Num
m
er
40
50
Tag Nummer
103
Abbildung 10: Gewichtsverlauf der Patientin 103
Gewichtszunahme während des Beobachtungszeitraums. Gewicht ist in kg angegeben.
Bei dieser Probandin handelt es sich um eine zu Beginn der Untersuchung 13,42
Jahre alte Patientin mit einer restriktiven Anorexia nervosa, die sich 72 Tage in
stationärer Behandlung auf der Kinderstation der Klinik für Kinder– und
Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm, befand. Für diesen
Zeitraum liegen 100 Bögen (50 morgens und 50 abends) vor. Die Patientin wurde
nicht medikamentös behandelt. Ihr Aufnahme-BMI lag bei 16,44 kg/m² und ihr
Entlass-BMI bei 17,81 kg/m². Bei der Patientin lag eine sekundäre Amenorrhoe
62
Ergebnisse
vor. Die Patientin besuchte das Gymnasium und hatte nach klinischem Eindruck
einen überdurchschnittlich hohen IQ von 115–129. Im TAS-26 hatte sie in Skala 1
einen Wert von 30, in Skala 2 einen Wert von 23 und in Skala 3 einen Wert von
15. Mit einem Gesamtwert von 68 war die Patientin als alexithym zu bezeichnen.
gew_ang20
Gewichts5
angst / 20
4
3
2
1
0
0
10
20
30
40
TagNr
50
Tag Nummer
Abbildung 11: Darstellung des Verlaufs von der Gewichtsangst, dem Item 1, 4 und 8 von
Patientin 103
blau: Gewichtsangst
rot: Item 1: Ich bin gut drauf
orange: Item 4: Ich fühle mich ängstlich
grün: Item 8: Ich bin verärgert
Die Y- Achse gibt die Befindlichkeitswerte von 1-5 und die Gewichtsangst/20 an.
Die
Gewichtszunahme
der
Patientin
103
korrelierte
signifikant
mit
der
Gewichtsangst (r=0,505 , p<0,0001)
Tabelle 29: Patientin 103 - Gewichtsangst gesamt
M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Item 1: Ich bin gut drauf, Item 4: Ich fühle mich ängstlich,
Item 8: Ich bin verärgert
Gewichtsangst
Item 1
Item 4
Item 8
M (SD)
M (SD)
M (SD)
M (SD)
18,76 (24,88)
3,58 (1,10)
1,81 (1,17)
2,40 (1,30)
63
Ergebnisse
Tabelle 30: Patientin 103 - Korrelationen gesamt
(*)p<0,1 (tendenziell signifikant)
Item 1: Ich bin gut drauf
*p<0,05
**p<0,01
***p<0,0002 (a -Adjustierung/Bonferroni)
Item 4: Ich fühle mich ängstlich
Item 8: Ich bin verärgert
r: Korrelationskoeffizient, fett: r>+/-0,60
Gewichtsangst
Item 1 (r)
Item 4 (r)
Item 8 (r)
-0,47***
0,52***
0,49***
-0,55***
-0,65***
Item 1
0,55***
Item 4
3.3.2.5 Patientin 128
G
ewi cht
Gewicht
47
46
45
44
43
42
41
0
10
20
30
TagNr
Num
m
er
40
50
Tag Nummer
128
Abbildung 12: Gewichtsverlauf der Patientin 128
Gewichtszunahme während des Beobachtungszeitraums. Gewicht ist in kg angegeben.
Diese Patientin mit einer restriktiven Anorexia nervosa war zu Beginn der
Untersuchung 14,30 Jahre alt und befand sich 104 Tage in stationärer Behandlung auf der Kinderstation der Klinik für Kinder– und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm. Für diesen Zeitraum liegen 84
Bögen vor, von denen 42 morgens und 42 abends ausgefüllt wurden. Die Patientin
wurde nicht medikamentös behandelt. Ihr Aufnahme-BMI lag bei 15,06 kg/m² und
64
Ergebnisse
ihr Entlass-BMI bei 18,07 kg/m². Bei der Patientin lag eine primäre Amenorrhoe
vor. Die Patientin besuchte die Realschule und hatte einen durchschnittlichen IQ
von 111. Im TAS-26 hatte sie in Skala 1 einen Wert von 19, in Skala 2 einen Wert
von 10 und in Skala 3 einen Wert von 21. Der Gesamtwert lag bei 50, also unter
dem Cut-Off-Wert von ≥54.
gew_ang20
Gewichts5
angst / 20
4
3
2
1
0
0
10
20
30
40
50
Tag Nummer
TagNr
Abbildung 13: Darstellung des Verlaufs von der Gewichtsangst, dem Item 1, 4 und 8 von
Patientin 128
blau: Gewichtsangst
rot: Item 1: Ich bin gut drauf
orange: Item 4: Ich fühle mich ängstlich
grün: Item 8: Ich bin verärgert
Die Y- Achse gibt die Befindlichkeitswerte von 1-5 und die Gewichtsangst/20 an.
Die Gewichtszunahme der Patientin 128 korrelierte negativ und signifikant mit der
Gewichtsangst (r=-0,679 , p<0,0001)
Tabelle 31: Patientin 128 - Gewichtsangst gesamt
M: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Item 1: Ich bin gut drauf, Item 4: Ich fühle mich ängstlich,
Item 8: Ich bin verärgert
Gewichtsangst
Item 1
Item 4
Item 8
M (SD)
M (SD)
M (SD)
M (SD)
26,79 (19,68)
3,11 (0,78)
1,07 (0,26)
2,51 (0,80)
65
Ergebnisse
Tabelle 32: Patientin 128 - Korrelationen gesamt
(*)p<0,1 (tendenziell signifikant)
Item 1: Ich bin gut drauf
*p<0,05
**p<0,01
***p<0,0002 (a -Adjustierung/Bonferroni)
Item 4: Ich fühle mich ängstlich
Item 8: Ich bin verärgert
r: Korrelationskoeffizient
Gewichtsangst
Item 1
Item 4
Item 1 (r)
Item 4 (r)
Item 8 (r)
-0,19 (*)
-0,06
-0,17(*)
-0,10
-0,49***
0,10
66
Diskussion
4. Diskussion
Die vorliegende Studie widmet sich der Fragestellung, inwieweit sich die Angst
anorektischer Patientinnen auf die allgemeine Befindlichkeit auswirkt. Hierzu
wurden folgende Hypothesen untersucht:
1. Patientinnen mit Anorexia nervosa stellen eine heterogene Gruppe dar; ein
Großteil der anorektischen Patientinnen leidet bereits im Kindes- und
Jugendalter unter erhöhter Eigenschaftsangst.
Diese
Hypothese
konnte
bestätigt
werden:
Bei
einem
Großteil
der
Probandinnen war eine erhöhte Eigenschaftsangst nachweisbar. Gemessen
mit dem STAI (Laux et al. 1981) lagen 22 der 25 Patientinnen über einem
Prozentrang von 50.
2. Die erhöhte Ängstlichkeit findet eine Entsprechung in den zu erhebenden
Persönlichkeitsmerkmalen.
Im Hinblick auf eine Suche nach möglichen Zusammenhängen wurden die
Patientinnen
nicht
nur
im
Hinblick
auf
die
jeweils
vorhandenen
Temperamentseigenschaften (JTCI) (Goth et al. 2004, Schmeck et al. 1995),
sondern auch auf das Vorhandensein einer möglichen Alexithymie (TAS-26)
(Kupfer et al. 2001) sowie ihre essstörungsspezifische psychopathologische
Symptomatik (EDI-2) (Thiel et al. 1997) untersucht. Die errechneten
Korrelationen lassen den Rückschluss zu, dass die Hypothese zumindest im
untersuchten Patientenkollektiv bestätigt werden kann. Insbesondere die
Alexithymie spielt hier eine wesentliche Rolle.
3. Das
Ausmaß
der
Gewichtsphobie
korreliert
mit
der
allgemeinen
Befindlichkeit.
Zu dieser Hypothese konnte festgestellt werden, dass sich in der Gruppe der
untersuchten Patientinnen in Bezug auf den Zusammenhang zwischen
Gewichtsangst und allgemeiner Befindlichkeit verschiedene Subgruppen
darstellen ließen. Deutlich wurde eine Tendenz zur Angabe von Extremwerten
im täglich durchgeführten Angstrating; 38,0% der Patientinnen beschränkten
sich auf die Angabe von Werten zwischen 0 und 10, 22% gaben ausschließlich
67
Diskussion
Angstwerte zwischen 91 und 100 an. Die übrigen 40% der Patientinnen
beschrieben durchweg unterschiedliche Ausprägungen der Gewichtsangst.
Auch
ihre
Auswirkung
auf
die
Befindlichkeit
wurde
unterschiedlich
wahrgenommen. Die Gewichtangst korrelierte negativ signifikant mit der
Aussage „Ich bin gut drauf“ und „Ich fühle mich sympathisch und attraktiv“.
Positiv signifikant mit der Gewichtangst korrelierte die Aussage „Ich bin
verärgert“. Weiterhin korrelierte die Gewichtsangst mit der Zustandsangst des
STAI und mit den Faktoren „Unzufriedenheit mit dem Körper“ sowie
„Schlankheitsstreben“ (EDI-2) (Thiel et al. 1997). Zusammenfassend kann man
kann anhand der Aussage „Ich bin gut drauf“, welche die Befindlichkeit am
ehesten wiedergibt, eine negativ signifikante Korrelation zwischen dem
Ausmaß der Gewichtsangst und der allgemeinen Befindlichkeit annehmen.
Die nun vorliegenden Ergebnisse sollen in folgender Diskussion mit dem Stand
der Forschung verglichen und bezüglich der zu Grunde liegenden Fragestellungen
diskutiert
werden.
Im
ersten
Persönlichkeitsmerkmale
Gewichtsangst,
der
Teil
wird
eingegangen.
allgemeinen
auf
die
Angst
und
auf
die
Der zweite Teil widmet sich der
Befindlichkeit
sowie
exemplarischen
Einzeldarstellungen individueller Patientenverläufe.
4.1. Psychopathologische Veränderungen
4.1.1 Psychische Auffälligkeiten
Mit Hilfe des CBCL bzw. des YSR wurden Kompetenzen und psychische
Auffälligkeiten der Patientinnen erfasst. Die Auswertung ergab, dass sich die
Angaben der Eltern (CBCL) im Vergleich zu den Angaben der Probandinnen
(YSR) nicht signifikant unterschieden. Dennoch zeigte sich, dass die Eltern die
Symptome ihrer Kinder stärker wahrnahmen als es bei diesen selbst der Fall war.
Einen
tendenzieller
Unterschied
ergab
sich
hinsichtlich
der
Skala
„schizoid/zwanghaft“. Dies lässt vermuten, dass die Patientinnen selbst ihre
Probleme im sozialen Kontext (z.B. Schule) in stärkerem Ausmaß wahrnahmen
als dies den Eltern möglich war.
68
Diskussion
Klinisch auffällige Werte (T-Wert≥60) ergaben sich u.a. für die Aussagen zu den
Verhaltensmerkmalen
„ängstlich/depressiv“,
„sozialer
Rückzug“,
„schizoid/
zwanghaft“ sowie im Hinblick auf die Einschätzung internalisierender Symptome.
Der klinisch auffällige Wert in den Verhaltensmerkmalen „ängstlich/depressiv“
kann durch verschiedenste Literaturangaben bestätigt werden. Depressive
Störungen (Godart et al. 2004) werden bei beinahe der Hälfte aller AN-Patienten
und Angststörungen bei 40% bis 80% (Braun et al. 1994, Bulik et al. 1997, Godart
et al. 2000, Kaye et al. 2004, Keel et al. 2005) angegeben.
Diese Ergebnisse sprechen zusätzlich für mögliche Kontaktschwierigkeiten der
Patientinnen.
Essgestörte
Patientinnen
werden
häufig
als
schüchtern,
zurückgezogen, sozial gehemmt und ängstlich in Bezug auf Ablehnung oder
soziale
Missbilligung
charakterisiert
(Walitza
et
al.
2001).
Sie
zeigen
Schwierigkeiten in intimen Situationen (Evans u. Wertheim 1998), ein erhöhtes
Schamgefühl (Grabhorn et al. 2005) und Unsicherheiten in Bezug auf Bindungen
im Erwachsenenalter (Troisi et al. 2005).
4.1.2 Ängste
Zur Erfassung der Ängste dienten der STAI (Zustandsangst, Eigenschaftsangst),
der SPAIK (Sozialphobie) und die Anorexie-Angst-Skala (gewichtsspezifische
Angst).
Die Patientinnen dieser Stichprobe stellten wie erwartet eine heterogene Gruppe
dar.
Ein
Großteil
der
untersuchten
Patientinnen
litt
unter
erhöhter
Eigenschaftsangst. Bei 88% der Patientinnen konnte ein Prozentrangwert von
über 50% ermittelt werden. Dies entspricht im weitesten Sinne den Ergebnissen
anderer Studien, in denen für 40% bis 80% aller untersuchten Patienten
Angststörungen angeben werden (Braun et al. 1994, Bulik et al. 1997, Godart et
al. 2000, Kaye et al. 2004, Keel et al. 2005).
Auch die Zustandsangst (State-Angst) lag bei vorliegenden Stichprobe deutlich
höher als bei der Normstichprobe von Laux et al. (1981). Die Trait-Angst und die
State-Angst wiesen eine signifikante Korrelation auf. Hieraus lässt sich auch laut
Spielberger (1972) ableiten, dass die Angst als Eigenschaft verantwortlich dafür
ist, dass mehr Situationen als bedrohlich angesehen werden und es somit zu
einem Anstieg der Zustandsangst kommt.
69
Diskussion
In Hinblick auf die Sozialphobie, welche von anderen Studien als die häufigste
komorbide Angststörung bei anorektischen Patienten angegeben wird (Braun et al.
1994, Godart et al. 2000), erreichten auch die offensichtlich vermehrt ängstlichen
Patientinnen dieser Stichprobe nur selten Werte, welche die Diagnose einer
Sozialphobie bestätigten würden. Dies zeigte auch die errechnete Korrelation,
welche keinen signifikanten Zusammenhang zwischen dem SPAIK und dem STAI
zeigen konnte.
Dies ist vermutlich durch entwicklungspsychopathologische Veränderungen mit
erklärbar. Insgesamt muss beim SPAIK auch von einer Dissimulationstendenz im
Sinne eines vermeintlich sozial erwünschten Antwortverhaltens ausgegangen
werden.
Nimmt man den von Beidel, Turner und Morris (1995) vorgeschlagenen Trennwert
von 20 als Marker, waren sechs (24%) Patientinnen der vorliegenden
Untersuchung sozial ängstlich; ausgehend von einem Prozentrang von 50 wurde
dieser von 11 Patientinnen (44%) überschritten. Zusammenfassend bedeutet dies,
dass ein kleiner Teil der hier untersuchten Patientinnen als sozial ängstlich
klassifizierbar war, wenngleich man in diesem Kontext noch nicht vom
Krankheitsbild der sozialen Phobie sprechen kann.
Die Probandinnen dieser Studie wurden mit der klinischen Stichprobe und der
Normstichprobe von Melfsen et al. (2001) verglichen. Es zeigte sich, dass die ANPatientinnen dieser Stichprobe im Gesamtmittelwert des SPAIK zwischen der
klinischen Stichprobe (n=145) und der Normstichprobe (n=1197) lagen. Dieser
Vergleich bestätigt die Angaben der vorliegenden Literatur, welche das Ausmaß
sozialer Ängste mit Krankheitswert bei der AN-Patientengruppe im Vergleich mit
der Allgemeinbevölkerung als erhöht angeben (Godart et al. 2002, Lilenfeld et al.
1998).
Im Vergleich zur Gruppe der adoleszenten AN-Patientinnen (n=48, M=15,35) von
Melfsen et al. (2006) erreichte die hier beschriebene Stichprobe einen ähnlichen
Mittelwert (M=13,32). Beide Gruppen erreichten aber nicht das Ausmaß der
sozialen Ängstlichkeit von erwachsenen AN-Patienten.
Dies legt die Überlegung nahe, dass es sich um einen Alterseffekt im Hinblick auf
eine Ausdifferenzierung vorhandener Ängste handeln könnte. Die erhöhte soziale
Ängstlichkeit bei erwachsenen Patienten könnte damit zusammenhängen, dass
diese ernsthafter und schon länger an einer AN erkrankt sind. Hierfür sprechen
70
Diskussion
auch die Ergebnisse einer Untersuchung durch Zonnevylle-Bender et al. (2004), in
der ein Unterschied bezüglich der sozialen Phobie bei erwachsenen und
adoleszenten
essgestörten
Patientinnen
festgestellt
werden
konnte.
Schlussfolgernd wäre anzuregen, in einer weiteren umfangreichen Studie mit
adoleszenten AN-Patientinnen diesen Ängsten genauer nachzugehen.
Die gewichtsspezifische Angst wurde mittels der Anorexie-Angst-Skala (AAS)
ermittelt. Hier verwendet wurde die Kurzfassung der AAS, welche insbesondere
die gewichtsassoziierte Angst - in Abgrenzung zu anderen alterstypischen
Ängsten - indirekt erfragt und herausarbeiten soll. Der erhöhte Gesamtmittelwert
aller acht AAS-Skalen der Probandinnen dieser Stichprobe bestätigte die
vorhandene Angst der Patientinnen bezüglich ihres Gewichts bzw. einer
möglichen Gewichtszunahme. Im Vergleich hierzu erreichte eine klinische
Stichprobe von Schulze u. Keller (Publikation in Vorbereitung) einen ähnlichen
Gesamtmittelwert; dieser liegt im Vergleich zur Feldstichprobe von Schulze u.
Keller (Publikation in Vorbereitung) deutlich niedriger. In den anorexiespezifischen
Fragen, die sich mit einer pathologischen Gewichtsangst befassen („Wie groß ist
Deine Angst nach dem Wiegen, dass Dein Gewicht übers Ziel hinausschießt?“,
„Wie groß ist Deine Angst nach dem Wiegen, dass Du nichts mehr als zunehmen
kannst?“),
erreichen
die
Patientinnen
signifikant
höhere
Werte
als
die
Probandinnen der Feldstichprobe. Ähnliches gilt für die Beantwortung der drei
Fragen „Wie groß ist Deine Angst nach dem Wiegen, dass andere Dich als zu dick
wahrnehmen und Dich deshalb nicht mehr akzeptieren?“, „Wie groß ist Deine
Angst nach dem Wiegen, dass Dein Bauch „Rettungsringe“ bekommt, sich
aufbläht und wie eine Kugel vorwölbt?“ und „Wie groß ist Deine Angst nach dem
Wiegen, dass Deine Lieblingshose nur noch knapp (oder vielleicht gar nicht mehr)
passt?“. Lediglich im Hinblick auf die Frage „Wie groß ist Deine Angst nach dem
Wiegen, dass kein Junge mehr Deiner Figur zuliebe hinter Dir herschaut oder mit
Dir flirtet?“ wies die Feldstichprobe von Schulze u. Keller höhere Werte als die hier
untersuchte Stichprobe auf. Dies könnte mit dem (aktuell noch) weniger stark
ausgeprägten psychosexuellen Interesse in Zusammenhang stehen.
Weitere Literaturvergleiche waren nicht möglich, da sich die Anorexie-Angst-Skala
von Schulze u. Keller bisher noch in der Validierungsphase befindet.
71
Diskussion
Die Gewichtsangst sollte von der Körperschemastörung abgrenzt werden. Laut
Schulze
und
Keller
(Publikation
in
Vorbereitung)
beeinflusst
die
störungsbildimmanente Unzufriedenheit mit dem Körper – als das „Produkt“ einer
Wahrnehmungsstörung
-
zunächst
die
krankheitsspezifisch
veränderten
Kognitionen. Im weiteren Verlauf kann sie die Heilung von der Essstörung im
Sinne einer möglichen Destabilisierung gefährden oder auch im Anschluss an die
Phase der Gewichtsrestitution bestehen bleiben. Im Gegensatz hierzu stellt die
gedankliche Beschäftigung mit der Angst vor einer Gewichtszunahme in hohem
Maße eine Art „kognitiven Überbau“ der Symptomatik dar. Aufgrund des derzeit
noch unzureichenden Wissens um die Wurzeln der Körperschemastörung ist
deren therapeutische Bearbeitung noch deutlichen Einschränkungen unterworfen.
Sinnbringend wäre hier die Entwicklung einer klar überprüfbaren Hypothese,
welche einen therapeutischen Zugangsweg eröffnen könnte (Farrell et al. 2006).
Verschiedene
Studien
haben
sich
mit
Methoden
zur
Erfassung
der
Körperschemastörung beschäftigt (Roy u. Forest 2007, Tovee et al. 2003). Hierbei
ist insbesondere der Einsatz computergesteuert veränderbarer Silhouetten zur
Einschätzung des eigenen Selbst- und Idealbildes im Vergleich mit dem
Realgewicht der Probandinnen zu nennen. Deutlich wird, dass akut erkrankte
Patientinnen ihr reales Gewicht häufig massiv überschätzen. So schätzten in einer
Untersuchung durch Roy und Forest (2007) entlassene Patienten mit AN im
Vergleich mit gesunden Kontrollpersonen ihr Gewicht um 3,07 kg höher ein, die
noch in stationärer Behandlung befindliche Gruppe wich hier sogar um 18,21 kg
ab (Roy u. Forest 2007).
Befragt nach ihrem „Ideal-BMI“ geben ihn Patienten mit Bulimia nervosa (BN) wie
auch Gesunde mit ca. 20 kg/m² an, während während anorektische Probanden
einen BMI von 15 kg/m² anstreben (Tovee et al. 2003). Dieses „Idealgewicht“ der
AN-Patienten zeigt deren unrealistische Wahrnehmung der eigenen Proportionen.
Die Skalen der Anorexie-Angst-Skala korrelierten mit der Zustandsangst des STAI
nur gering. Dies könnte damit zusammenhängen, dass sich die Fragen im STAI
nicht mit dem Aussehen, dem Gewicht und der gewichtsspezifischen Angst
beschäftigen. Im Gegensatz hierzu steht die signifikante positive Korrelation des
STAI mit der subjektiv wahrgenommenen Gewichtsangst.
72
Diskussion
Ein Zusammenhang zwischen Inhalten des SPAIK und der AAS konnte nur
hinsichtlich der Frage „Wie groß ist Deine Angst nach dem Wiegen, dass Kein
Junge mehr Deiner Figur zuliebe hinter Dir herschaut oder mit Dir flirtet?“
gefunden werden. Diese Frage ist die einzige in der AAS, welche sich mit sozialen
Kontakten der Probandinnen beschäftigt.
4.1.3 Persönlichkeitsmerkmale
Zur Erfassung der Persönlichkeitsmerkmale wurde der JTCI eingesetzt. Die
Ergebnisse wurden anschließend mit Items zur Essstörungspsychopathologie,
erfragt
durch
den
EDI-2,
Temperamentseigenschaften
korreliert.
der
Die
mittels
vorliegenden
des
Stichprobe
JTCI
ermittelten
(Erfassung
der
Dimensionen Neugierverhalten, Schadensvermeidung, Belohnungsabhängigkeit,
Beharrungsvermögen,
Selbstlenkungsfähigkeit,
Kooperativität
und
Selbsttranszendenz) zeigten, dass – mit Ausnahme erhöhter Werte für den Faktor
Schadensvermeidung – sämtliche Ergebnisse aus bisher hierzu vorhandenen
Studien bestätigt werden konnten.
Die
Patientinnen
dieser
Studie
erreichten
bezüglich
des
Faktors
Schadensvermeidung höhere Werte als die adoleszente Vergleichsstichprobe von
Hueg et al. (2006), aber leicht geringere Werte als die Normstichprobe von Goth et
al.
(2001).
Die
in
vorliegenden
Studien
erhöhte
Schadensvermeidung
erwachsener Patienten (Bulik et al. 1995a, Bulik et al. 1995b, Fassino et al. 2002,
Kleifield et al. 1993, Klump et al. 2000) konnte hier nicht nachgewiesen werden.
Wenngleich eine Studie zeigt, dass adoleszente anorektische Patientinnen
hinsichtlich ihres Temperaments nicht wesentlich von erwachsenen Patientinnen
abweichen (Rybakowski et al. 2004), könnte die hier nicht ausgeprägte
Schadensvermeidung mit dem Alter der Patientinnen zusammenhängen; hierfür
spricht, dass beide bisher in dieser Altersgruppe untersuchten Patientengruppen
(diese Stichprobe und die von Hueg et al. 2006) niedrigere Werte aufwiesen.
Bei Patienten mit restriktiver Essstörung konnte wie auch in dieser Stichprobe
sowohl ein überdurchschnittlich erhöhtes Beharrungsvermögen (Fassino et al.
2002, Hueg et al. 2006, Klump et al. 2000) als auch eine vorbeschriebene
überdurchschnittlich hohe Kooperativität (Hueg et al. 2006, Rybakowski et al.
2004) bestätigt werden.
73
Diskussion
Niedrigere Werte –im Vergleich zur Normstichprobe von Goth (2001)- ließen sich
in den Bereichen Neugierverhalten und Selbsttranszendenz ermitteln. ANPatienten des restriktiven Typus werden als unterdurchschnittlich neugierig
beschrieben (Fassino et al. 2002, Klump et al. 2000). Diese Tendenz konnte die
Ergebnisse einer weiteren Studie bestätigen (Rybakowski et al. 2004).
In die Dimension Neugierverhalten gehen im JTCI die Faktoren Erregbarkeit und
Impulsivität ein. Eine niedrige Impulsivität der Patientinnen mit restriktiver AN wird
auch in anderen Studien beschrieben (Claes et al. 2002, Fahy u. Eisler 1993) und
konnte hier indirekt im Zusammenschluss mit der Dimension Neugierverhalten
auch beobachtet werden.
Wie auch in weiteren Studien konnte ein unterdurchschnittlich ausgeprägter Wert
hinsichtlich des Faktors Selbsttranszendenz (Selbstvergessenheit, transpersonale
Identifikation und spirituelle Akzeptanz) festgestellt werden (Hueg et al. 2006,
Rybakowski et al. 2004).
Die Probandinnen dieser Studie zeigten unterdurchschnittlich niedrige Werte
hinsichtlich
ihrer
Selbstlenkungsfähigkeit;
in
diese
gehen
Aspekte
wie
Eigenverantwortlichkeit, Zufriedenheit mit der eigenen Person und Klarheit
bezüglich persönlicher Ziele mit ein (Hueg et al. 2006). Dies könnte bedeuteten,
dass
die
Patientinnen
dieser
Stichprobe
die
Verantwortung
abweisen,
unentschlossen sind und als sich selbst bekämpfend wahrnehmen.
Junge anorektische Patientinnen vom restriktivem Typus zeichnen sich häufig
durch
eine
geringe
Krankheitseinsicht
aus
und
stehen
deshalb
der
therapeutischen Behandlung ablehnend gegenüber (Fisher et al. 2002).
Die im JTCI und EDI-2 gemessenen Ergebnisse korrelierten unterschiedlich
miteinander. Die Dimension Schadensvermeidung korrelierte bis auf die ersten
drei Skalen des EDI-2 mit allen Skalen. Vor allem in Bezug auf die Faktoren
„Misstrauen“ und „Askese“ können hohe Korrelationswerte beobachtet werden.
Der Begriff „Askese“ umfasst das Streben nach geistigen Idealen wie
Selbstdisziplin, Selbstverleugnung, Selbstbeherrschung, Selbstaufopferung und
die Kontrolle körperlicher Bedürfnisse. In einer Studie konnte gezeigt werden,
dass akut kranke AN-Patienten selbstloser handeln als geheilte Patientinnen
(Bachner-Melman et al. 2007). Da sich die Patientinnen in der akuten Phase meist
74
Diskussion
selber gerne als perfekt sehen, handeln sie anderen gegenüber selbstlos, um sich
hierin zu bestätigen.
Die Belohnungsabhängigkeit korrelierte negativ mit der „Unzufriedenheit mit dem
Körper“.
Patienten
Belohnungsabhängigkeit
mit
niedrigen
werden
als
Werten
in
zweckorientiert,
der
kalt,
Dimension
zurückgezogen,
abgesondert und unabhängig beschrieben. Eine erhöhte „Unzufriedenheit mit dem
Körper“ könnte mit diesen Vermeidungsverhalten einhergehen.
Die Selbstlenkungsfähigkeit korrelierte negativ mit neun von 12 Skalen des EDI-2.
Das bedeutet, dass die typischen Eigenschaften für eine AN bei den
Probandinnen mit hoher Selbstlenkungsfähigkeit geringer ausprägt sind. Bei den
weiteren Dimensionen des JTCI konnte kein signifikanter Zusammenhang mit den
Skalen des EDI-2 gefunden werden.
4.1.4 Psychopathologie der Essstörung
Die Ergebnisse im EDI-2 bestätigen weitestgehend die Diagnose der vorliegenden
Essstörung. Dennoch muss hier - ähnlich wie im SPAIK - auch von einer
Dissimulationstendenz ausgegangen werden.
Wie
erwartet
gaben
die
Patientinnen
dieser
Stichprobe
in
der
Skala
„Schlankheitsstreben“ des EDI-2 höhere Werte als die Normstichprobe (n=183)
von Thiel et al. (1997) an. In der Skala „Schlankheitsstreben“ stellte sich dieser
Unterschied zur Normstichprobe signifikant dar. Sechs der 25 Probandinnen
erreichten hier einen Gesamtwert kleiner als 15 und damit ein niedrigeres
Ergebnis als die Normstichprobe von Thiel et al. (1997). Bei AN-Patienten, welche
ein geringes oder gar kein „Schlankheitsstreben“ angeben, könnte dieses zwar
vorhanden sein, jedoch nicht bewusst wahrgenommen oder aber verleugnet
werden (Abbate-Daga et al. 2007).
Mit Ausnahme einer Patientin, welche auch die Diagnose einer atypischen
Anorexia nervosa aufweist, erreichten alle Patienten in der Skala „Bulimie“
unterdurchschnittlich niedrige Werte.
Die Probandinnen dieser Stichprobe gaben in dem Unterpunkt „Unzufriedenheit
mit dem Körper“ höhere Werte als die Normstichprobe von Thiel et al. (1997) an;
beide
Gruppen
unterscheiden
sich
aber
nicht
signifikant.
Eine
geringe
„Unzufriedenheit mit dem Körper“ kann als Risikofaktor für eine schwache
75
Diskussion
Motivation in der Therapie, speziell in Bezug auf das Zielgewicht, gesehen werden
(Mizes et al. 2004).
Auch die Normalbevölkerung zeigt eine „Unzufriedenheit mit dem Körper“. Dies
könnte ein Grund dafür sein, dass sich die beiden Gruppen nicht signifikant
unterschieden. Eine Studie aus den Vereinigten Staaten zeigt, dass sich eine von
vier Frauen mit einer abnormalen Essensform und Praktiken zur Gewichtskontrolle
beschäftigt
Adoleszente
(Forman-Hoffman
(10-14
Jahre)
2004).
Ähnliche
angegeben
Zahlen
(McVey
et
al.
werden
2004).
auch
In
für
einer
repräsentativen ost-west-deutschen Bevölkerungsstudie (Westenhoefer 2001)
ergaben Prävalenzschätzungen, dass 1,1% bis 1,6% der deutschen Frauen
mindestens zweimal pro Woche erbrechen und 10,3% bis 13,3% Diäten
durchführen. In einer kroatischen Studie waren 50,4% der adoleszenten
Probandinnen (Normalbevölkerung) auf Diät (Rukavina u. Pokrajac-Bulian 2006).
In der Skala „Ineffektivität“, in der das Gefühl von genereller Unzulänglichkeit,
Unsicherheit, Wertlosigkeit, Leere und mangelnder Kontrolle über das eigene
Leben erfasst wird, erreichten die Patientinnen dieser Stichprobe signifikant
höhere Werte als die Normstichprobe von Thiel et al. (1997).
Ingesamt unterschied sich die AN-Gruppe dieser Stichprobe in der Skala
„Perfektionismus“ von der Normstichprobe nicht, jedoch hatten 11 der 25
Probandinnen (44%) Werte von ≥18 (Skala von 6 bis 36) erreicht. Diese
Probandinnen sind demzufolge überdurchschnittlich perfektionistisch veranlagt.
Ein geringer Wert in der Skala „Perfektionismus“ könnte zu einem guten
Heilungserfolg beitragen (Nilsson et al. 2008, Sutandar-Pinnock et al. 2003). In
einer Langzeitstudie zeigte sich, dass die Werte in der Skala „Perfektionismus“
gleich blieben, solange die Symptome einer AN noch vorhanden waren (Nilsson et
al. 2008).
Der „selbstorientierte“ Perfektionismus fokussiert auf die eigenen hohen
Standards, die sich eine Person selbst vorgibt und auf die Evaluation der eigenen
Leistung gegenüber diesen Standards. Laut einer Studie ist der „selbstorientierte“
Perfektionismus spezifischer für die Essstörung als für die Depression oder die
Angststörung (Castro-Fornieles et al. 2007).
76
Diskussion
Es
existiert
eine
Subgruppe
von
AN-Patienten,
die
einen
starken
„selbstorientierenden“ Perfektionismus hat. Der größte Unterschied scheint darin
zu liegen, dass bei Anorexie-Patienten der sogenannte „selbstorientierende“
Perfektionismus stärker ist als der Perfektionismus, der vom Umfeld ausgelöst
wird (Castro-Fornieles et al. 2007). Mehrere Studien haben gezeigt, dass
Probanden mit hohem perfektionistischem Level versuchen, ihre Fehler und ihre
Unvollkommenheit zu verstecken (Hewitt et al. 2003).
Auch im Bereich „Angst vor dem Erwachsenwerden“ erreichten die hier
untersuchten
Patientinnen
einen
signifikant
höheren
Mittelwert
als
die
Normstichprobe und zeigten damit an, dass sie mit einer gewissen Ängstlichkeit in
die Zukunft blicken. Der erhebliche Unterschied zwischen den jeweiligen
Mittelwerten erklärt sich sicherlich nur zum Teil aus dem nicht unbeträchtlichen
Altersunterschied der Stichproben (15,24 vs. 23,8 Jahre).
Insgesamt ließ sich die mit Hilfe der beschriebenen Korrelationen die Hypothese
eines Zusammenhangs zwischen der Angst und der psychopathologischen
Symptomatik der Anorexia nervosa (gemessen mit dem EDI-2) bestätigen.
Besonderes
Augenmerk
muss
hier
auf
die
Faktoren
„Ineffektivität“,
zwischenmenschliches „Misstrauen“, „interozeptive Wahrnehmung“, Askese“,
„Impulsregulation“ und „soziale Unsicherheit“ gerichtet werden. Während diese
deutlich mit der Trait-Angst korrelierten, ließ sich dies für die „Unzufriedenheit mit
dem Körper“ nur bedingt im Sinne einer Tendenz feststellen. Stellt man eine
Verbindung der Korrelationen zum Kernbereich der psychopathologischen
Symptomatik der AN nach Bruch (1975) her, lassen sich diese also besonders
starke im Hinblick auf die „gestörte Wahrnehmung innerer Reize“ (entspricht der
„interozeptiven Wahrnehmung“) und das „lähmende Gefühl der Hilflosigkeit und
Ohnmacht“ (entspricht der „Ineffektivität“) erkennen.
Bezüglich sozialer Ängste, gemessen mit dem SPAIK, fanden sich nur
Korrelationen im Hinblick auf die Skalen „Misstrauen“ „Soziale Unsicherheit“ und
„Askese“.
Erhöhtes
unterstützen
„Misstrauen”
letztendlich
die
und
verstärkte
Diagnose
einer
„soziale
Unsicherheit”
Sozialphobie.
Aus
dem
Zusammenhang zwischen der Sozialphobie und der „Askese“ lässt sich ableiten,
dass
sozial
ängstliche
Probandinnen
in
stärkerem
Ausmaß
asketische
77
Diskussion
Verhaltensweisen
(Selbstdisziplin,
Selbstverleugnung,
Selbstbeherrschung,
Selbstaufopferung und Kontrolle körperlicher Bedürfnisse) an den Tag legen.
Ein direkt kausaler Zusammenhang zwischen der erhöhten sozialen Angst, die ein
erhöhtes Schlankheitsstreben auslöst (Gilbert u. Meyer 2003), konnte hier nicht
bestätigt werden.
4.1.5 Zwanghaftigkeit
Zahlreiche Studien berichten nicht nur über einen ausgeprägten Perfektionismus
sondern
vielmehr
über
das
signifikant
häufige
Auftreten
komorbider
Zwangsstörungen bei essgestörten Patienten (Godart et al. 2000, Kaye et al.
2004, Lilenfeld et al. 1998, Milos et al. 2002, Speranza et al. 2001, Thornton and
Russell 1997).
Die Daten der vorliegenden Studie wurden mit denen aus der Veröffentlichung
(Zwangspatienten
n=26,
Normstichprobe
n=28)
des
Leyton
Obsessional
Inventory- Child Version verglichen (Berg et al. 1986). Dort konnte ein Cut-OffWert von ca. 19 abgelesen werden. In einer weiteren Studie (Richter et al. 1994),
welche drei Verfahren zur Zwangsstörung untersuchte, hatten die Probanden
(n=30) mit der Diagnose einer Zwangserkrankung im Leyton-Zwangsinventar
ebenfalls einen Widerstands- und Interferenzwert von ca. 19. Vier von 19
Patientinnen (21%) der vorliegenden Stichprobe lagen über dem wissenschaftlich
nicht bewiesenen Cut-Off-Wert von 19. Zwei davon erreichten im Widerstand- und
Interferenzwert über 35 Punkte. Bei keiner der Patientinnen lag zusätzlich zu der
Essstörung eine klinisch diagnostizierte Zwangserkrankung vor.
Die Patientinnen dieser Stichprobe zeigten in den Mittelwerten des LeytonZwangsinventars im Gegensatz zur Normstichprobe von Berg et al. (1986) erhöhte
Werte. Diese überdurchschnittlich hohe Zwanghaftigkeit bei AN-Patienten konnte
in einer Studie von Cassidy et al. (1999) ebenfalls gezeigt werden.
4.1.6 Alexithymie
Anorektische Patienten zeigen häufig Schwierigkeiten in der Wahrnehmung und
im Ausdruck ihrer Gefühle. Die Patientinnen dieser Stichprobe erreichten im
Vergleich mit der Normstichprobe von Taylor et al. (1997) einen signifikant
78
Diskussion
höheren Gesamtmittelwert in der TAS-26, welcher der klinischen Beobachtung
zahlreicher
Kliniker
und
Autoren
hinsichtlich
einer
Einschränkung
der
interozeptiven Wahrnehmung bei einem Großteil anorektischer Patientinnen
entspricht (Beales u. Dolton 2000, Corcos et al. 2000, Petterson 2004).
Eine zusätzlich zur Anorexie vorhandene Alexithymie (Probanden ab einem
Gesamtwert von ≥54 sind laut Taylor et al. (1997) als alexithym zu bezeichnen)
konnte bei sieben (28%) der Patientinnen dieser Stichprobe ermittelt werden.
Darüber hinaus lagen fünf Probandinnen (20%) knapp unterhalb des Cut-OffWertes (zwischen 50 und 54). Diese Ergebnisse entsprechen weitestgehend
denen der Studie von Montebarocci et al. (2006), bei der 22% der Probanden der
Normstichprobe (n=18) und 50% der Anorexie-Patientinnen (n=18) als alexithym
bezeichnet werden konnten. Ähnliche Ergebnisse werden auch in einer weiteren
Studie beschrieben (44% beim restriktiven Typ und 40% beim Purging-Typ; n=75)
(Berthoz et al. 2007).
Die Einordnung der beschriebenen Defizite im Sinne einer „Alexithymie“ sollte mit
der
nötigen
Sorgfalt
geschehen,
zumal
eine
Überlagerung
der
Wahrnehmungsfähigkeit und emotionalen Ausdruckskraft durch Ängste (wie in
dieser Stichprobe) oder depressive Symptome übersehen werden könnte
(Montebarocci et al. 2006, Picardi et al. 2005).
Bemerkenswert ist, dass diejenigen EDI-2 Skalen, bei denen Gefühle eine Rolle
spielen
(„Misstrauen“,
Wahrnehmung“,
„Angst
vor
„Impulsregulation“,
dem
Erwachsenwerden“,
„Ineffektivität“),
sehr
„interozeptive
hoch
mit
dem
Gesamtwert der TAS-26 korrelierten. Besonders das Misstrauen korrelierte hoch.
Patienten, die misstrauisch sind, können Gefühle sehr schlecht zeigen und
eingestehen. Misstrauische Patienten können ein ausgeprägtes asketisches
Verhalten entwickeln, welches sie in ihren Augen weniger angreifbar für andere
werden lässt. Die Skala „Askese“ (Tugendhaftigkeit) korrelierte ebenfalls stark
positiv mit dem Gesamtwert der TAS-26.
Insgesamt zeigen die ermittelten Ergebnisse, dass die Alexithymie bei den
Probandinnen dieser Stichprobe stark mit den typischen Eigenschaften (die oben
genannten) einer AN in Wechselwirkung steht. Gefühle selbst nicht zu
identifizieren oder anderen vorhandene Gefühle nicht erklären zu können, könnte
ein möglicher Schutzmechanismus der ängstlichen Patientinnen sein.
79
Diskussion
4.2. Befindlichkeit und Gewichtsangst
Die Gewichtsphobie als wesentlicher „Motor“ der Erkrankung zeigt sich klinisch in
der täglichen Angst der Patientin vor dem Wiegen. In der therapeutischen
Auseinandersetzung
mit
diesem
zentralen
Krankheitssymptom
wird
das
Vorhandensein eines inneren „Fixierseins“ auf eine bestimmte Zahl auf der Waage
deutlich. Anorektische Patientinnen sind der Meinung, „zu dick“ zu sein (Schulze
u. Keller, Publikation in Vorbereitung). Insbesondere Bauch und Oberschenkel
werden subjektiv in einer Art Übergröße wahrgenommen.
Die Gewichtsangst spiegelt primär kognitive Prozesse wieder und kann im
nächsten Schritt durch Gefühle überlagert werden. Diese Gefühle können jedoch –
auch
aufgrund
einer
eventuell
vorhandenen
Alexithymie
–
nur
indirekt
wahrgenommen und erschwert kommuniziert werden.
Der Gesamtmittelwert der Gewichtsangst im Gewichtsangstrating lag in dieser
Studie bei M=37,34 (0=gar keine Angst, 100=maximale Angst). Über diesem
Mittelwert
lagen
11
der
25
Patientinnen
(44%).
Für
die
sehr
hohe
Standardabweichung von SD=34,24 sind vermutlich die individuellen Typen der
Patientinnen verantwortlich zu machen. Dies wird in den Einzeldarstellungen der
Patientenverläufe im Abschnitt 3.3.2. nochmals veranschaulicht. In Abbildung 3
kommt die Gewichtsangst aller Probandinnen zur Darstellung.
Im Gewichtsangstrating wurden die Werte zwischen 0 und 10 von 38,0% der
Patientinnen angegeben und die von 91 bis 100 von 22,2%. 10 von 25
Patientinnen (40%) gaben durchweg verschiedene Werte an.
Bis zum 10. Tag kann man anhand der Probandinnen, welche nach kürzester Zeit
ausschieden, keine relevanten Aussagen machen. Ab dem 10. Tag kann man die
Entwicklung der verschiedenen Verläufe erkennen. Einige bewegen sich
hauptsächlich am unteren Level (überlappend, deshalb nicht sichtbar: 104, 105,
106, 109, 112, 131, 132, 135), andere am oberen (z.B. lila:110, schwarz:108,
hellrosa:107). Weitere bewegen sich in der Mitte oder wechseln von hoher zu
niedriger Gewichtsangst (z.B. rot:128, grün:103, dunkelgrün:134, türkis:129).
Neun Patientinnen zeigten keine oder nur sehr geringe Schwankungen in ihrer
Gewichtsangst.
Interessanterweise
erreichten
vier
(44%)
im
TAS
1
(Schwierigkeiten bei der Identifikation von Gefühlen) erhöhte Werte. Diese
80
Diskussion
Problematik bei der Identifikation von Gefühlen spiegelt sich dann im
Gewichtsangstrating wider.
Die signifikanten Korrelationen zwischen der Gewichtsangst und den EDIFaktoren „Schlankheitsstreben“ und „Unzufriedenheit mit dem Körper“ zeigen
einen direkten Zusammenhang zwischen der Gewichtsangst und einer eventuell
vorhandenen Körperschemastörung an. Auch die Zustandsangst, gemessen im
STAI X1, korrelierte positiv signifikant mit der Gewichtsangst. Dies bedeutet, dass
ein Zusammenhang zwischen der Gewichtsangst und der von den Patientinnen
aktuell wahrgenommene Angst existierte und Probandinnen, die unter einer
erhöhten Zustandsangst litten, ihre Gewichtsangst ausgeprägter wahrnahmen.
Demnach könnte sich die generelle Einführung eines solchen Angstratings als
therapeutisch sinnvoll erweisen.
4.2.1 Häufigkeitsauszählungen/Korrelationen
In Bezug auf einen möglichen Einfluss der Gewichtsangst auf die individuelle
Befindlichkeit ließen sich verschiedene Subgruppen darstellen. Über alle Patienten
gesehen kann man anhand der Aussage „Ich bin gut drauf“, welche die
Befindlichkeit am ehesten angibt, sagen, dass das Ausmaß der Gewichtsangst
negativ mit der allgemeinen Befindlichkeit korrelierte. Weiterhin korrelierte die
Gewichtangst negativ signifikant mit der Aussage „Ich fühle mich sympathisch und
attraktiv“. Positiv signifikant korrelierte die Gewichtsangst mit der Aussage „Ich bin
verärgert“. Das bedeutet, dass die Patientinnen an Tagen mit erhöhter
Gewichtsangst verärgert waren.
Die Gewichtsangst ist meist höher an Tagen, an denen gewogen wurde. Dies
könnte wiederum dafür sprechen, dass die Angst der Patientinnen vermutlich und
tatsächlich „im Kopf gemacht“ wird.
Im Vergleich mit der Vorgängerstudie von Keller et al. (Publikation in Vorbereitung)
(n=31, davon 6 AN-Patienten) fielen ähnliche Ergebnisse auf. Die Aussagen
zeigten eine Verschiebung in den positiven Bereich. Als Beispiel seien hier die
Aussagen „Ich bin gut drauf“ und „Insgesamt ging es mir heute sehr gut“ genannt.
Ebenfalls auffällig, wie auch in der Vorgängerstudie von Keller et al. (Publikation in
Vorbereitung), zeigte sich die Zufriedenheit mit der Therapie. Hier als Beispiel
81
Diskussion
genannt: „Ich finde die Einzeltherapie als sehr hilfreich“ oder „Es ist sinnvoll, dass
ich weiterhin hier behandelt werde“.
Bei den negativ formulierten Fragen 2–8 (Beispiel: „Ich bin genervt“, „Ich bin
aggressiv“) lagen alle Mittelwerte unter dem Durchschnitt.
Die Frage „Ich fühle mich sympathisch und attraktiv“ wurde von 31,8%
Patientinnen mit „stimmt gar nicht“ bewertet. Dies bestätigte wiederum die starke
„Unzufriedenheit mit dem Körper“.
Interessanterweise gaben 61,2% in der Aussage „Ich fühle mich ängstlich“ ein
„stimmt gar nicht“ an. Das könnte daran liegen, dass die Patientinnen sich im
alltäglichen Leben nicht ängstlich gefühlt haben, jedoch - angesprochen auf
spezifische
Ängste
-
diese
Ängste
wahrnahmen
und
auch
in
einem
Fragebogenverfahren (z.B. STAI) angeben konnten.
Im Personengruppenvergleich der Vorgängerstudie (Keller et al. Publikation in
Vorbereitung) wich die AN-Gruppe (n=6) in den Mittelwerten sehr stark vom
Gesamtkollektiv in den Fragen „Ich bin innerlich angespannt“, „Ich fühle mich
verletzlich“ und „Ich fühle mich ängstlich“ ab. Die AN-Patientinnen dieser
Stichprobe näherten sich eher dem Gesamtkollektiv.
Die Angabe „Ich bin gut drauf“ korrelierte sehr stark positiv mit „Ich fühle mich
sympathisch und attraktiv“. Dies spricht für die hohe innere Bewertung des
äußeren Bildes der Patientinnen von sich selbst. Negativ korrelierte „Ich bin gut
drauf“ mit „Ich bin genervt“, „Ich bin traurig und betrübt“ und „Ich bin verärgert“.
„Ich bin ängstlich“ korreliert stark positiv mit „Ich fühle mich verletzlich“ und mit „Ich
bin traurig und betrübt“. „Ich bin verärgert“ korrelierte sehr stark positiv mit „Ich bin
genervt. Hier wird deutlich, dass die Items 1, 4 und 8 mit den anderen Items des
Befindlichkeitsfragebogens korrelierten.
4.2.2 Exemplarische Verläufe
In der Beschreibung der einzelnen Patientenverläufe wurde aus allen drei
Untergruppen (extrem hohe Gewichtsangst, keine Gewichtsangst, gemischte
Gewichtsangst) Verläufe im Abschnitt 3.3.2 dargestellt. Im Abschnitt 3.3.1 zeigt
sich, dass die Fragen 1, 4 und 8 stark mit den anderen Fragen korrelieren. Aus
diesem Grund wurden in den Darstellungen der Patientenverläufe zur besseren
82
Diskussion
Übersichtlichkeit
die
drei
Fragen
ausgewählt
und
zusammen
mit
der
Gewichtsangst dargestellt.
Patientin 109 war zum Zeitpunkt der Untersuchung 16,54 Jahre alt und erhielt
während dieser Zeit keinerlei Medikation. Sie konnte anhand ihres TAS-26Gesamtwertes als alexithym beschrieben werden. Die Zustands- und die
Eigenschaftsangst (gemessen mit dem STAI) waren erhöht, im SPAIK lag sie
knapp unterhalb des Trennwertes für die Sozialphobie. Eine ausgeprägte
Zwanghaftigkeit bestand nicht. Der Verlauf ihrer BMI-Kurve während ihres
stationären
gewünschten
Aufenthalts
Ausmaß
zeigte
[um
eine
Gewichtszunahme
700g/Woche].
Sie
gab
im
therapeutisch
während
ihrer
Gewichtszunahme keine Gewichtsangst an. Dies könnte im Zusammenhang mit
ihrem hohen Wert im TAS-26 stehen.
Sie schwankte tagesabhängig sehr stark in ihren Aussagen „Ich bin verärgert“,
„Ich bin gut drauf“ und „Ich fühle mich ängstlich“. Es konnte durch ihre nicht
schwankenden Gewichtsangstangaben keine Aussage zu einem Zusammenhang
zwischen ihrer Befindlichkeit und ihrer Gewichtsangst gemacht werden.
Die Gewichtskurve der Patientin stieg bis auf einen starken Knick um den 20. Tag
der Beobachtung herum linear an. Die Patientin gab keinerlei Gewichtsangst an,
aber sie reagierte auf diesen Knick im Gewichtsverlauf einen Tag später mit dem
höchsten Wert in der Aussage „Ich bin verärgert“ (siehe Abbildung 4 und 5).
Die 12,02 Jahre alte Patientin 110 konnte mit einem erhöhtem Gesamtwert im
TAS-26 ebenfalls als alexithym bezeichnet werden. Sie erreichte in der Skala 3
des TAS-26 (extern orientierter Denkstil) einen überdurchschnittlich hohen Wert.
Das bedeutet, dass sie sich nicht für ein analytisches Denken, bzw. für eine
Reflexion von Lösungswegen in problematischen Situationen interessierte. Die
Patientin erreichte nicht ganz das gewünschte Zielgewicht, zeigte aber eine
konstante Gewichtszunahme. Das Zwangsverhalten der Patientin lag innerhalb
der Norm. Die Werte im STAI (Zustands- und Eigenschaftsangst) waren
überdurchschnittlich erhöht, die Sozialphobie (SPAIK) war dagegen eher
unterdurchschnittlich stark ausgeprägt. Die Patientin erhielt während des
Untersuchungszeitraumes keine medikamentöse Therapie.
83
Diskussion
Sie erreichte hinsichtlich der von ihr angegebenen Gewichtsangst sehr hohe
Werte (49 bis 100). Die Gewichtsangst nahm bei dieser Patientin mit der
Gewichtszunahme zu. In der Korrelation zeigte sich ein negativer Zusammenhang
der Gewichtsangst mit dem Item 1 „Ich bin gut drauf“. Dass das Item 8 „Ich bin
verärgert“ ebenfalls negativ korrelierte, lässt sich eventuell mit dem hohen Wert
der TAS-26 erklären. Bei dieser Patientin korrelierte die Gewichtszunahme
signifikant mit der Gewichtsangst (siehe Abbildung 6 und 7). Beide Kurven stiegen
im Verlauf an.
Patientin 130 war zum Zeitpunkt der Untersuchung 15,15 Jahre alt, erreichte ihr
therapeutisch festgelegtes Zielgewicht und erhielt keinerlei medikamentöse
Therapie. Ihre Eigenschaftsangst (STAI X2) zeigte sich überdurchschnittlich
erhöht, wohingegen die Zustandsangst (STAI X1) im Normbereich lag. Bei der
Patientin konnte mittels des SPAIK eine bis dahin noch nicht bekannte
Sozialphobie diagnostiziert werden. Eine ausgeprägte Zwanghaftigkeit bestand
nicht. Die Patientin lag in der TAS-26 unterhalb des Cut-Off-Werts.
Ihre BMI-Zunahme spiegelte sich in den hohen Werten des Gewichtsangstrating
wider. Die Patientin gab extreme Werte von 0 bis 100 an, wobei die hohen Werte
überwogen. Die Gewichtsangst korrelierte negativ mit der Aussage „Ich bin gut
drauf“ und tendenziell signifikant mit der Aussage „Ich bin verärgert“. Aus dem
Schaubild ließ sich dies ebenfalls ablesen. Hier zeigten sich von Tag zu Tag auch
die starken Gefühlsschwankungen. Diese könnten mit der sich stark ändernden
Gewichtsangst zusammenhängen. Die Werte zeigen, dass sich bei dieser
Patientin die Gewichtsangst auf die allgemeine Befindlichkeit auswirkte. Zwischen
der Gewichtszunahme und der Gewichtsangst konnte zwar kein signifikanter
Zusammenhang nachgewiesen werden, aber es lassen sich aus den Schaubildern
8 und 9 einige gleichzeitig auftretende Spitzen z.B. am 13., am 18. und am 32.
Tag ablesen. Zwischen dem 6. und 9. Tag der Untersuchung sank das Gewicht
und gleichzeitig auch die Gewichtsangst der Patientin. Die Gewichtsangst sank
aber auch an Tagen, an dem kein Gewicht gemessen wurde und stieg dann
wieder sehr stark an, wenn die Patientin auf der Waage ihr zugenommenes
Gewicht wahrnahm. Dies ist zum Beispiel der Fall zwischen dem 24. und dem 27.
Tag.
84
Diskussion
Patientin 103 mit einer überdurchschnittlich hohen Intelligenz war zum Zeitpunkt
der Untersuchung 13,42 Jahre alt, erreichte vor Entlassung ihr Zielgewicht und
erhielt keinerlei medikamentöse Therapie. Die Zustands- und Eigenschaftsangst
(STAI) zeigten sich überdurchschnittlich erhöht, wohingegen sich die sozialen
Ängste an der unteren Norm ansiedeln ließen.
Die Patientin erreichte in der Skala 1 der TAS-26 einen sehr hohen Wert. Dies
spricht
für
Schwierigkeiten,
eigene
Gefühle
und
deren
physiologische
Begleiterscheinungen in adäquater Weise wahrzunehmen. Auch ihr Wert in Skala
3 war als sehr hoch einzustufen. Ein hoher Wert in dieser Skala weist darauf hin,
dass die Kommunikation von Emotionen eingeschränkt oder im Extremfall fehlend
ist. Insgesamt war die Patientin als alexithym zu bezeichnen.
Die Patientin gab anfangs keine Gewichtsangst an. In der Mitte ihres
Behandlungsverlaufes und damit zur Hälfte der therapeutisch erwünschten
Gewichtszunahme stieg die Gewichtsangst auf Werte bis zu 99 von 100 an. Diese
Angst ging einher mit „Ich bin verärgert“ und einem erhöhten Wert von „Ich fühle
mich ängstlich“. Dass die Patientin gleichzeitig hohe Werte für „Ich bin gut drauf“
angab, könnte mit ihren hohen Werten im TAS-26 zusammenhängen. Am Ende
der Untersuchung und der Therapie stiegen ihre Gewichtsangst und das Item „Ich
fühle mich ängstlich“ an. Dies könnte darauf hinweisen, dass die Patientin ihre
Gewichtszunahme registrierte und sich am Ende ihrer Therapie den Problemen im
Alltag gegenüber sah. In der Kurve ließen sich auch vier Spitzen mit einem
erhöhten Wert in der Skala „Ich bin verärgert“ ablesen. In ihren Korrelationen fiel
auf, dass die Gewichtsangst mit allen drei Items korrelierte.
Bei dieser Patientin kann man davon sprechen, dass die Gewichtsangst sich auf
die allgemeine Befindlichkeit auswirkte.
Weiterhin korrelierte die Gewichtszunahme signifikant mit der Gewichtsangst. Die
Gewichtszunahme der Patientin gestaltete sich als ungleichmäßig (siehe
Abbildungen 10 und 11). Anfangs blieb das Gewicht ungefähr gleich, dann aber
vom 22. bis zum 30. Beobachtungstag stieg es rasant an. Auf diesen
Gewichtsanstieg reagierte die Patientin mit einer großen Gewichtsangst. Im
weiteren
Verlauf
reagierte
sie
nach
fast
jedem
Wiegen
mit
einer
Gewichtsangstzunahme.
85
Diskussion
Die 14,30 Jahre alte Patientin 128 erhielt keine medikamentöse Therapie und
konnte mit einem ausreichenden Zielgewicht entlassen werden. Sie lag im TAS-26
unterhalb des Cut-Off-Werts. Die Werte im STAI (momentane und allgemeine
Angst) waren überdurchschnittlich erhöht, die Sozialphobie (SPAIK) war dagegen
eher unterdurchschnittlich stark ausgeprägt. Eine Zwanghaftigkeit bestand nicht.
Die Patientin dokumentierte im Laufe ihrer Gewichtszunahme eine subjektiv
abnehmende Gewichtsangst, mit kurzzeitlichen Spitzen bis zu 80 von 100.
Es ließen sich in der Abbildung 13 drei Spitzen der Gewichtsangst mit
gleichzeitigem Rückgang der Werte im Item „Ich bin gut drauf“ ablesen. Auch die
Aussage „Ich bin verärgert“ stieg mit zunehmender Gewichtsangst an.
Die tendenziell signifikanten Werte in den Korrelationen ließen auf eine
Auswirkung der Gewichtsangst auf die allgemeine Befindlichkeit schließen. Bei
dieser Patientin korrelierte interessanterweise die Gewichtszunahme negativ
signifikant mit der Gewichtsangst. Die Gewichtsangst wird mit Zunahme des
Gewichts weniger.
4.2.3 Vergleich der einzelnen Verläufe
In den verschiedenen Darstellungen der Patientenverläufe zeigte sich die
unterschiedliche Auswirkung der Gewichtsangst auf die allgemeine Befindlichkeit.
Bei den ersten beiden Patientinnen konnte man keinen Zusammenhang erkennen.
Ob dies mit einer vorhandenen Alexithymie zusammenhängt, ist nicht sicher zu
sagen. Bei den übrigen drei Patientinnen stellten sich Verknüpfungen der
Gewichtsangst mit der allgemeinen Befindlichkeit in unterschiedlichen Ausmaß
dar.
Alle fünf Patientenverläufe waren sehr verschieden und zeigten, dass jede
Patientin individuell mit ihrer Gewichtsangst umzugehen wusste oder sich diese
gar nicht erst eingestehen oder erkennen konnte.
Patientin 109 gab wie auch die Probandinnen 104, 105, 106, 112, 131, 132, 135
während ihres ganzen Verlaufs keine Gewichtsangst an. Bei diesen Patientinnen
war auf Grund fehlender Streuung keine Aussage bezüglich der Korrelation
zwischen der Befindlichkeit und der Gewichtsangst möglich.
Die Probandinnen 107, 108, 124, 126, 127, 129 gaben wie die Patientin 110 hohe
aber schwankende/steigende Gewichtsangst an.
86
Diskussion
Bei den Patientinnen 103, 128 und 130 konnte man, wie auch bei den
Probandinnen 101, 102, 122, 123, 125, 133, 134, durchweg verschiedene Ängste
erkennen.
Bei den Verläufen mit durchweg verschiedenen oder schwankende/steigende
Ängsten existierte eine Untergruppe der Patientinnen bei welchen sich die
Gewichtsangst auf die allgemeine Befindlichkeit auswirkt.
Bei sieben von 17 (41%) Patientinnen gab es einen signifikanten Zusammenhang
zwischen der Gewichtsangst und dem Item 1 („Ich bin gut drauf“).
Schlussfolgernd ließ sich anhand einer Analyse der Einzelverläufe feststellen,
dass Patientinnen mit AN im Kindes- und Jugendalter hinsichtlich ihrer Ängste
bzw. Gewichtsangst eine deutlich heterogene Gruppe darstellen.
87
Zusammenfassung
5. Zusammenfassung
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde die Angst anorektischer Patientinnen
differenziert
untersucht.
Ausgehend
von
bereits
vorliegenden
Untersuchungsergebnissen sollte die Hypothese, dass anorektische Patientinnen
vermehrt unter Angstsymptomen leiden, hinterfragt und auf ihre Spezifität hin
überprüft werden. Mittels standardisierter Interviews und Untersuchungsverfahren
wurde
anhand
einer
definierten
klinischen
Stichprobe
insbesondere
die
Eigenschaftsangst und die Entsprechung der Angst auf die allgemeinen
Persönlichkeitsmerkmale bestimmt. Außerdem wurde mittels eines Fragebogens
zur
Befindlichkeit
und
eines
Gewichtsangst-Ratings
die
Auswirkung
der
Gewichtsphobie in der akuten Phase auf die allgemeine Befindlichkeit gemessen.
Erfassung der Ängste
Das State-Trait-Angstinventar (STAI): Bei der Zustand- und Eigenschaftsangst
zeigten die Probandinnen dieser Studie erhöhte Werte. Die Hypothese, dass
Patientinnen
mit
Anorexia
nervosa
eine
heterogene
Gruppe
darstellen
beziehungsweise dass ein Großteil der anorektischen Patientinnen bereits im
Kindes- und Jugendalter unter erhöhter Eigenschaftsangst leidet, konnte bestätigt
werden.
Sozialphobie- und Angstinventar für Kinder (SPAIK): Bezogen auf einen für die
Sozialphobie auffälligen Wert von 20 lagen sechs Patientinnen (24%) über diesem
Wert und konnten als sozial phobisch bezeichnet werden. Im Bezug auf den
Prozentrangwert, lagen 11 Patientinnen (44%) über einem Wert von 50.
Anorexie-Angst-Skala (ASS): Patientinnen mit Anorexia nervosa haben sehr viel
höhere Werte in der Anorexia-Angst-Skala als Kinder/Jugendliche im gleichen
Alter ohne Anorexie.
Erfassung der Persönlichkeitsmerkmale
Junior Temperament und Charakter Inventar (JTCI): Ein überdurchschnittliches
Beharrungsvermögen, eine erhöhte Kooperativität und ein unterdurchschnittliches
Neugierverhalten konnten bestätigt werden. Auch eine unterdurchschnittliche
Selbsttranszendenz
und
eine
unterdurchschnittliche
Selbstlenkungsfähigkeit
88
Zusammenfassung
konnten festgestellt werden. Eine erhöhte Schadensvermeidung, wie sie bei
Erwachsenen vorzukommen scheint, ließ sich nicht bestätigen.
Eating Disorder Inventory-2 (EDI-2): Die Eigenschaft „Perfektionismus“ war bei
44% der Probandinnen überdurchschnittlich erhöht.
Toronto-Alexithymie-Skala-26 (TAS-26): Der erhöhte Gesamtmittelwert bestätigt
das Vorhandensein einer interozeptiven Wahrnehmungsstörung.
Leyton-Zwangsinventar: Eine Untergruppe der Probandinnen (21%) erwies sich
als überdurchschnittlich zwanghaft.
Die Hypothese eines Zusammenhangs zwischen einer erhöhten Ängstlichkeit und
der psychopathologischen Symptomatik der Anorexia nervosa konnte mittels der
Korrelationen
bestätigt
werden.
Die
Alexythemie
scheint
einen
starken
Zusammenhang mit den typischen Eigenschaften einer Anorexia nervosa zu
haben.
Befindlichkeit und Angst
In Bezug auf die Gewichtsangst, die Befindlichkeit und deren Zusammenhang
kommen verschiedene Subgruppen zur Darstellung. Im Angst-Rating wurden am
häufigsten die extremen Werte angeben. Die Gewichtangst korreliert negativ
signifikant mit der Aussage „Ich bin gut drauf“ und „ich fühle mich sympathisch und
attraktiv“. Positiv signifikant korreliert die Aussage „ich bin verärgert“. Außerdem
korreliert die Gewichtsangst mit der momentanen Angst des STAI X1 und mit der
„Unzufriedenheit mit dem Körper“ und dem „Schlankheitsstreben“.
Man kann anhand der Aussage „Ich bin gut drauf“, welche die Befindlichkeit am
ehesten angibt, annehmen, dass das Ausmaß der Gewichtsphobie mit der
negativen allgemeinen Befindlichkeit korreliert.
Eine Erweiterung der Stichprobe zur weiteren Erkenntnisgewinnung wäre
wünschenswert (Abzeichnung eines Zusammenhangs zwischen allgemeiner
Befindlichkeit
und
Gewichtsangst;
unterschiedliche
Ergebnisse
bei
der
Sozialphobie im Kindes und Jugendalter). Die Gewichtsangst ist ein messbarer
Parameter und kann (bei einem Großteil der Patientinnen) wahrgenommen
werden. Daher wäre es sinnvoll die Gewichtsangst und ihre Auswirkungen
standardisiert zu erfassen (anhand eines Bogens) um sie in die Therapie mit
einzubeziehen.
89
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Handelns. 6. Aufl, Urban & Fischer, S. 692 (2002)
106
Literaturverzeichnis
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with anorexia and bulimia nervosa with reference to psychological and
psychosocial markers. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und
Psychotherapie 29:117-125 (2001)
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adolescent-onset anorexia nervosa: psychiatric disorders and overall functioning
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parasuicide in women with eating disorders. International Journal of Eating
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psychosocial impairments in adolescents and young adults. Psychological
Medicine 28:109-126 (1998)
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nervosa and bulimia nervosa. CNS Drugs 20:655-663 (2006)
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de Wildt M, Stevelmans E, van Engeland H: Emotional functioning in anorexia
nervosa patients: adolescents compared to adults. Depression and Anxiety 19:3542 (2004)
107
Anhang
7. Anhang
Tabelle 33: Diagnostische Kriterien der Anorexia nervosa nach ICD-10-GM (2008)
A. Gewichtsverlust oder bei Kindern fehlende Gewichtszunahme. Dies führt zu einem
Körpergewicht von mindestens 15% unter dem normalen oder dem für das Alter und die
Körpergröße zu erwartenden Gewicht.
B. Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch Vermeidung von „fettmachenden“
Speisen.
C. Selbstwahrnehmung als „zu fett“ verbunden mit einer sich aufdrängenden Furcht, zu
dick zu werden. Die Betroffenen legen für sich selbst eine niedrige Gewichtsschwelle
fest.
D. Umfassende endokrine Störung der Achse Hypothalamus- Hypophyse- Gonaden; sie
manifestiert sich bei Frauen als Amenorrhoe, bei Männern als Interessenverlust an
Sexualität und Potenzverlust. Eine Ausnahme stellt das Persistieren vaginaler Blutungen
bei anorektischen Frauen dar, die eine Hormonsubstitution erhalten (meist als
kontrazeptive Medikation).
E. Die Kriterien A. und B. für eine Bulimia nervosa werden nicht erfüllt.
Tabelle 34: Diagnostische Kriterien für Anorexia Nervosa nach DSM-IV-TR (2003)
A: Weigerung, das Minimum des für das Alter und Körpergröße normalen
Körpergewichts zu halten (z. B. Gewichtsverlust führt dauerhaft zu einem Körpergewicht
von weniger als 85 % des zu erwartenden Gewichts; oder das Ausbleiben einer
während der Wachstumsperiode zu erwartenden Gewichtszunahme führt zu einem
Körpergewicht von weniger als 85 % des zu erwartenden Gewichts).
B: Ausgeprägte Ängste vor einer Gewichtszunahme oder davor, dick zu werden, trotz
bestehenden Untergewichts.
C. Störung in der Wahrnehmung der eigenen Figur und des Körpergewichts,
übertriebener Einfluss des Körpergewichts oder der Figur auf die Selbstbewertung, oder
Leugnen des Schweregrades des gegenwärtigen geringen Körpergewichts.
D. Bei postmenarchalen Frauen das Vorliegen einer Amenorrhoe, d. h. das Ausbleiben
von mindestens drei aufeinander folgenden Menstruationszyklen (Amenorrhoe wird
auch dann angenommen, wenn bei einer Frau die Periode nur nach Verabreichung von
Hormonen, z. B. Östrogen, eintritt).
108
Anhang
Anorexie-Angst-Skala
1 = ganz schwach
7 = ganz groß
* Bitte spontan antworten! Danke!
Wie groß ist Deine Angst nach dem Wiegen, dass...? *
1
2
3
4
5
6
7
andere Dich als zu dick wahrnehmen und Dich deshalb nicht
mehr akzeptieren?
Dein Gewicht übers Ziel hinausschießt?
kein Junge mehr Deiner Figur zuliebe hinter Dir herschaut oder
mit Dir flirtet?
Du hässlich wirst?
Du nichts mehr als zunehmen kannst?
jeder Deine Gewichtszunahme gleich sehen kann?
Dein Bauch „Rettungsringe“ bekommt, sich aufbläht und wie
eine Kugel vorwölbt?
Deine Lieblingshose nur noch knapp (oder vielleicht gar nicht
mehr) passt?
Gewichtsangstrating
Name:
„ Ich habe im Moment so viel Angst zuzunehmen:“
Angst (0-100)
0= gar keine Angst
100= maximale Angst
Datum:
morgens
von..................bis...............
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Samstag
Sonntag
abends
109
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universität Ulm
Klinik
____________________________
Name
________________________
Datum
Fragebogen Mittag
Im Folgenden findest Du einige Fragen zu Deinem
Befinden.
Bitte kreuze an, wie Du Dich momentan einschätzt.
Stimmt
vollkommen
Stimmt
gar nicht
1. Ich bin gut drauf
1
2
3
4
5
2. Ich bin müde und erschöpft
1
2
3
4
5
3. Ich bin genervt
1
2
3
4
5
4. Ich fühle mich ängstlich
1
2
3
4
5
5. Ich bin aggressiv
1
2
3
4
5
6. Ich fühle mich verletzlich
1
2
3
4
5
7. Ich bin traurig und betrübt
1
2
3
4
5
8. Ich bin verärgert
1
2
3
4
5
9. Ich fühle mich sympathisch und attraktiv
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
10. Ich bin innerlich angespannt
Stimmt
gar nicht
PEB – J  Keller, Spring, Frick, Libal, Fegert; Juli 2005
Stimmt
vollkommen
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universität Ulm
Klinik
____________________________
Name
______________________
Datum
Fragebogen Abend
Im Folgenden findest Du einige Fragen zu Deinem
Befinden.
Bitte kreuze an, wie Du Dich momentan einschätzt.
Stimmt
vollkom
men
Stimmt
gar nicht
1. Ich bin gut drauf
1
2
3
4
5
2. Ich bin müde und erschöpft
1
2
3
4
5
3. Ich bin genervt
1
2
3
4
5
4. Ich fühle mich ängstlich
1
2
3
4
5
5. Ich bin aggressiv
1
2
3
4
5
6. Ich fühle mich verletzlich
1
2
3
4
5
7. Ich bin traurig und betrübt
1
2
3
4
5
8. Ich bin verärgert
1
2
3
4
5
9. Ich fühle mich sympathisch und attraktiv
1
2
3
4
5
10. Ich bin innerlich angespannt
1
2
3
4
5
11. Ich werde hier gegen meinen Willen behandelt
1
2
3
4
5
12. Heute war es schwierig für mich, alleine zu sein
1
2
3
4
5
13. Mir ist vieles peinlich, ich schäme mich ständig
1
2
3
4
5
14. Ich habe mich heute richtig ausgepowert
( z.B.: beim Sport, Musik )
1
2
3
4
5
Bitte wenden !
Stimmt
gar nicht
PEB – J  Keller, Spring, Frick, Libal, Fegert; Juli 2005
Stimmt
vollkom
men
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universität Ulm
Klinik
Stimmt
vollkom
men
Stimmt
gar nicht
15. Die Stimmung auf der Station empfand ich heute als sehr
angenehm
1
2
3
4
5
16. Ich bin heute zufrieden mit mir
1
2
3
4
5
17. Insgesamt ging es mir heute gut
1
2
3
4
5
18. Ich konnte heute die Dinge mitbestimmen
1
2
3
4
5
19. Ich fühle mich von meinem/r Einzeltherapeuten/in
verstanden und kann mich ihm/ihr gegenüber öffnen
1
2
3
4
5
20. Ich empfinde die Einzeltherapie als hilfreich
1
2
3
4
5
21. Ich habe mich heute den Betreuern/innen anvertrauen
Können
1
2
3
4
5
22. Ich habe heute die Betreuer/innen als unterstützend
Erlebt
1
2
3
4
5
23. Insgesamt bin ich heute mit dem Tag auf Station sehr
Zufrieden
1
2
3
4
5
24. Es ist sinnvoll, dass ich weiterhin hier behandelt werde
1
2
3
4
5
25. Meine Stimmung hat heute stark geschwankt
1
2
3
4
5
2
3
4
5
keine Medikamente eingenommen
0
27. Ich habe in den letzten 24 Stunden Nebenwirkungen der
Medikamente bemerkt
1
nämlich: __________________________________
________________________________________
keine Medikamente eingenommen
0
Stimmt
gar nicht
PEB – J  Keller, Spring, Frick, Libal, Fegert; Juli 2005
Stimmt
vollkom
men
Persönlichkeitsfragebogen für Jugendliche – JTCI / 12-18 R
Auf den folgenden Seiten findest Du Aussagen, die Deine Einstellungen, Meinungen, Interessen
und Gefühle beschreiben könnten. Jede Aussage kann mit “Ja, Stimmt”, “Stimmt eher”, „stimmt
teilweise“, “Stimmt eher nicht” oder “Nein, Stimmt nicht” beantwortet werden. Lies jede
Aussage und markiere (durch ankreuzen), was für Dich am besten zutrifft. Bitte beantworte jede
Aussage, auch wenn Du Dir mit der Antwort nicht ganz sicher bist.
Lies Dir jeden Satz sorgfältig durch, aber nimm Dir nicht zuviel Zeit, um Dich für eine Antwort zu
entscheiden. Es gibt keine “richtigen” oder “falschen” Antworten - beschreibe einfach Deine
eigenen persönlichen Meinungen und Gefühle. Wenn Dir manche Aussagen ähnlich vorkommen,
dann ist das kein Test, sondern die Möglichkeit, Dich wirklich genau zu beschreiben. Versuche,
Dich selbst so zu beschreiben, wie Du Dich gewöhnlich oder meistens fühlst oder handelst, nicht
nur, wie es Dir gerade jetzt geht.
Alter: _____ Jahre
Geschlecht:
Geburtsdatum: _____/_____/________
männl.
weibl.
Bitte kreuze an, in welcher Klasse Du bist:
5
6
7
8
9
10
11
12
13
nicht mehr in der Schule
Bitte kreuze die Note an, die Deine schulischen Leistungen am besten beschreibt (mit anderen
Worten, welche Note Du am häufigsten bekommen hast):
1
2
3
4
5
6
Bitte kreuze an, wie gut Du lesen kannst (wie gut Du einen Text verstehst, wenn Du ihn liest):
Ausgezeichnet
Ja = 0
sehr gut
mäßig gut
Stimmt diese Aussage für Dich?
eher Ja = 1
teils/teils = 2
eher Nein = 3
Nein = 4
schlecht
Ja
eher teils/ eher Nein
Ja teils Nein
1.
Ich stelle mir Dinge oft schlimmer oder gefährlicher vor, als sie es dann sind.
0
1
2
3
4
2.
Manchmal vertiefe ich mich so sehr in eine Sache, dass ich danach wie daraus „aufwache“.
0
1
2
3
4
3.
Ich brauche lange Zeit, um mit anderen warm zu werden.
0
1
2
3
4
4.
Wenn jemand gemein zu mir war, dann zahle ich es ihm zurück.
0
1
2
3
4
5.
Ich gebe mir viel Mühe, um alle Dinge möglichst gut zu machen.
0
1
2
3
4
6.
Wenn ich etwas haben will, dann will ich es meistens sofort.
0
1
2
3
4
7.
Es bewegt mich sehr, wenn ich sehe, dass jemand weint oder Schmerzen hat.
0
1
2
3
4
8.
Ich sage oft einfach das, was mir zuerst in den Kopf kommt.
0
1
2
3
4
9.
Ich stelle mir oft vor, dass mir etwas passiert oder dass ich etwas falsch mache.
0
1
2
3
4
10. Ich möchte immer die beste Lösung für eine Aufgabe finden, nicht irgendeine.
0
1
2
3
4
11. Ich wäre gerne ganz anders, als ich eigentlich bin.
0
1
2
3
4
12. Ich glaube an Wunder.
0
1
2
3
4
Stimmt diese Aussage für Dich?
teils/teils = 2
eher Nein = 3
Ja
eher teils/ eher Nein
Ja teils Nein
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
15. Ich denke gerne sorgfältig nach, bevor ich mich für etwas entscheide.
0
1
2
3
4
16. Nach einer Anstrengung bin ich sehr schnell wieder voller Energie.
0
1
2
3
4
17. Wenn ich andere Leute kennenlernen soll, bin ich sehr schüchtern.
0
1
2
3
4
18. Ich habe oft das Gefühl, dass ich ein Opfer der Umstände bin.
0
1
2
3
4
19. Ich erledige meine Aufgaben lieber gleich, damit ich Zeit für andere Sachen habe.
0
1
2
3
4
20. Ich erzähle schnell von mir, auch wenn ich jemanden noch nicht lange kenne.
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
22. Ich achte sehr darauf, wie es anderen geht.
0
1
2
3
4
23. Es macht mich nervös, etwas Neues zu probieren.
0
1
2
3
4
24. Wenn es irgendein Problem gibt, habe ich oft gute Ideen, wie man es lösen könnte.
0
1
2
3
4
25. Ich habe oft einfach keine Lust dazu, mich für irgendetwas anzustrengen.
0
1
2
3
4
26. Ich bin oft fasziniert von neuen Dingen und möchte sie sofort ausprobieren.
0
1
2
3
4
27. Ich mache mir oft Sorgen, auch wenn meine Freunde mir sagen, dass alles gut laufen wird.
0
1
2
3
4
28. Ich bringe anderen gerne bei, was ich gelernt habe.
0
1
2
3
4
29. Ich bin oft sehr unzufrieden mit mir.
0
1
2
3
4
30. Überraschungspartys oder spontane Aktionen machen mir besonders viel Spaß.
0
1
2
3
4
31. Ich kann den ganzen Tag in Bewegung sein, ohne mich anstrengen zu müssen.
0
1
2
3
4
32. Ich spüre sehr deutlich, wie es anderen Menschen geht.
0
1
2
3
4
33. Ich glaube an Schicksal (dass manche Dinge im Leben vorherbestimmt sind).
0
1
2
3
4
34. Ich habe so viele Fehler, dass ich mich selbst nicht sehr mag.
0
1
2
3
4
35. Meistens bin ich sehr aufgeregt, wenn ich unbekannte Menschen treffe.
0
1
2
3
4
36. Ich bin auch zu Leuten freundlich, die sich mir gegenüber schlecht verhalten haben.
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
38. Wenn mir etwas zu schwierig ist, dann lasse ich es einfach bleiben.
0
1
2
3
4
39. Ich reagiere stark auf die Gefühle anderer, selbst wenn ich es gar nicht will.
0
1
2
3
4
40. Ich mache meistens nur das, was ich auch wirklich tun muss.
0
1
2
3
4
41. Meistens mag ich Leute einfach nicht, die andere Meinungen vertreten als ich.
0
1
2
3
4
42. Andere waren schon überrascht, wie gut ich mit schwierigen Situationen umgehen kann.
0
1
2
3
4
43. Ich spare lieber, als dass ich mein Geld sofort ausgebe.
0
1
2
3
4
Wenn ich eine Entscheidung treffen muss, dann möchte ich vorher mit Freunden oder meinen
0
Eltern darüber sprechen.
1
2
3
4
Ja = 0
eher Ja = 1
Nein = 4
13. Ich kann oft gut verstehen, was in anderen Menschen vorgeht.
14.
21.
37.
44.
Wenn ich jemanden schlecht behandelt habe oder einen Fehler gemacht habe, dann
entschuldige ich mich auch dafür.
Ich mache oft etwas, ohne genau darüber nachgedacht zu haben, ob es auch funktionieren
wird.
Ich fühle mich manchmal so eng mit allem um mich herum verbunden, als ob alles Teil eines
einzigen Organismus wäre.
45. Ich kann mich leicht mit anderen anfreunden.
0
1
2
3
4
46. Ich habe viele schlechte Gewohnheiten, die ich gerne ablegen möchte.
0
1
2
3
4
47. Ich werde schnell müde und mache gerne Pausen, um mich auszuruhen.
0
1
2
3
4
48. Meine Probleme löse ich lieber ganz alleine.
0
1
2
3
4
49. Ich habe das Gefühl, dass ich in meinem Leben auf dem richtigen Weg bin.
0
1
2
3
4
50. Andere Menschen haben zu viel Einfluss auf mich.
0
1
2
3
4
Ja = 0
51.
eher Ja = 1
Stimmt diese Aussage für Dich?
teils/teils = 2
eher Nein = 3
Nein = 4
Ja
Wenn etwas länger dauert oder anstrengender ist, als ich gedacht habe, dann lasse ich es oft
0
wieder bleiben.
eher teils/ eher Nein
Ja teils Nein
1
2
3
4
52. Andere überreden mich dazu, Dinge zu tun, die ich eigentlich nicht tun sollte.
0
1
2
3
4
53. Ich glaube, dass es eine höhere Kraft gibt, die alle Lebewesen miteinander verbindet.
0
1
2
3
4
54. Ich treffe gerne schnelle Entscheidungen.
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
56. Es ist leicht für andere, mir gefühlsmäßig nahe zu kommen.
0
1
2
3
4
57. Wenn ich etwas nicht kann oder nicht verstehe, dann übe ich so lange, bis es klappt.
0
1
2
3
4
58. Ich weiß oft nicht, was ich mit meinem Leben anfangen soll.
0
1
2
3
4
59. Ich helfe gerne dabei eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind.
0
1
2
3
4
60. Ich habe oft Angst vor neuen Dingen, die ich gerne tun würde.
0
1
2
3
4
61. Ich fühle mich selten frei zu wählen, was ich tun will.
0
1
2
3
4
62. Es ist mir wichtig, dass andere durch mein Verhalten keinen Nachteil oder Schaden haben.
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
64. Manchmal träume ich so intensiv vor mich hin, dass ich alles andere ausblende.
0
1
2
3
4
65. Wenn ich Geld habe, dann gebe ich es auch sofort für etwas aus.
0
1
2
3
4
66. In meiner Freizeit bin ich fast immer mit einem Freund oder einer Freundin zusammen.
0
1
2
3
4
67. Ich glaube, dass ich genau das Richtige tue, um meine Ziele im Leben zu erreichen.
0
1
2
3
4
68. Ich bin sehr offen für die Gefühle anderer.
0
1
2
3
4
69. Wenn ich mit irgendwas angefangen habe, dann will es auch unbedingt zu Ende bringen.
0
1
2
3
4
70. Ich versuche oft, andere so zu beeinflussen, dass ich einen Vorteil habe.
0
1
2
3
4
71. Es ist mir oft egal, ob ich gerecht bin oder die Wahrheit sage.
0
1
2
3
4
72. Ich habe oft spontan Lust dazu, etwas Neues oder Verrücktes zu machen.
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
74. Ich habe Spaß an schwierigen Spielen oder Aufgaben, für die man lange braucht.
0
1
2
3
4
75. Ich werde schnell unsicher, wenn ich mich beobachtet fühle.
0
1
2
3
4
76. Wenn mich etwas neugierig macht, dann sind mir auch Gefahren oder Verbote egal.
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
78. Ich erzähle nicht gerne von mir.
0
1
2
3
4
79. Ich glaube daran, dass mir schon mal eine geistige Macht (Gott, Schutzengel) geholfen hat.
0
1
2
3
4
80. Ich habe oft einfach keine Lust, darauf zu achten was andere wollen.
0
1
2
3
4
81. Ich biete oft meine Hilfe an, wenn jemand in Schwierigkeiten steckt oder etwas braucht.
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
85. Wenn ich ein Problem habe, möchte ich mir nicht von anderen helfen oder hineinreden lassen. 0
1
2
3
4
86. Ich bin immer für die Wahrheit, selbst wenn ich dadurch Nachteile haben könnte.
0
1
2
3
4
87. Im verhalte ich mich oft ganz anders, als ich es eigentlich will.
0
1
2
3
4
55.
63.
73.
77.
82.
Wenn ich etwas Neues tun muss, mache ich mir darüber viele Sorgen (ich bekomme dann
Bauchweh oder kann nicht schlafen).
Wenn ich Sorgen habe, dann möchte ich mit einem Freund oder einer Freundin darüber
sprechen.
Ich versuche oft, mich in andere Personen hineinzuversetzen, um sie wirklich verstehen zu
können.
Meine (Haus-) Aufgaben schiebe ich oft vor mir her und mache sie erst auf den letzten
Drücker.
Ich bin sehr ausdauernd und mache auch dann noch weiter, wenn viele andere schon längst
aufgegeben hätten.
83. Ich bemühe mich sehr, Regeln einzuhalten.
84.
Andere halten mich oft für geistesabwesend, weil ich mit meinen Gedanken wie in einer
anderen Welt bin.
Stimmt diese Aussage für Dich?
teils/teils = 2
eher Nein = 3
Ja
eher teils/ eher Nein
Ja teils Nein
88. Ich strenge mich sehr an und gehe bis an meine Grenzen, um meine Ziele zu erreichen.
0
1
2
3
4
89. Es fällt mir leicht, eine angespannte Situation wieder harmonisch zu machen.
0
1
2
3
4
90. Ich lasse mich schnell für neue Ideen oder Aktivitäten begeistern.
0
1
2
3
4
91. Unerwartete und überraschende Situationen machen mich unsicher.
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
93. Regeln reizen mich dazu, sie zu überschreiten.
0
1
2
3
4
94. Ich erzähle bei meinen Freunden gerne über alles, was ich so erlebt habe.
0
1
2
3
4
Wenn ich einen mitreißenden Film sehe, dann lache und leide ich mit den Figuren so sehr mit,
0
dass alle anderen es sehen können.
1
2
3
4
0
1
2
3
4
Ich glaube, dass alles Leben von einer übersinnlichen Ordnung oder Macht abhängt, die nicht
0
wissenschaftlich erklärt werden kann.
1
2
3
4
Ja = 0
92.
95.
eher Ja = 1
Nein = 4
Wenn ich etwas nicht gleich hinbekomme, fühle ich mich herausgefordert, es doch zu
schaffen.
96. Ich habe oft Streit mit anderen, weil ich die Sachen auf meine Art machen will.
97.
98. Wenn es mir schlecht geht, will ich lieber alleine sein.
0
1
2
3
4
99. Ich mache oft Sachen, die ich eigentlich nicht tun darf.
0
1
2
3
4
100. Ich möchte andere lieber nicht zu nahe an mich heranlassen.
0
1
2
3
4
101.
Ich warte am liebsten, bis jemand anderes kommt und die Initiative ergreift, um ein Problem zu
0
lösen.
1
2
3
4
102.
Ich habe oft das deutliche Gefühl, dass ich Teil eines größeren Ganzen bin (z.B. Teil der
gesamten Menschheit oder der Natur).
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
103. Ich bin anderen sehr gerne behilflich.
1999 C.R. Cloninger - Deutsche Version: 2004 K. Goth & K. Schmeck
BITTE SCHAU NACH, OB DU ALLE FRAGEN BEANTWORTET HAST.
VIELEN DANK .
Danke...
... meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. J.M. Fegert für die Überlassung des
Themas und die wertvolle Unterstützung.
... Frau Dr. med. U. Schulze, welche mir als meine Betreuerin durchgehend zur
Seite stand.
... Herrn PD Dr. Keller für die gute Betreuung speziell im Hinblick auf statistische
Fragestellungen sowie wichtige Korrekturvorschläge und die Bereitstellung der
Unterlagen zum Befindlichkeitsfragebogen.
... allen Mitarbeitern der Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie am
Universitätsklinikum Ulm und des Zentrums für Psychiatrie „Die Weissenau“, die
mir mit Rat und Tat zur Seite standen. Besonderer Dank gilt hier Frau Prof. Dr. R.
Schepker sowie Frau Dr. I. Böge sowie den ärztlichen und psychologischen
Mitarbeitern für die freundliche Aufnahme und die Unterstützung während der
Datenerhebung.
... an alle teilnehmenden Patientinnen und deren Familie für die regelmäßige
Teilnahme an der Studie. Die enge und regelmäßige Zusammenarbeit war für
mich eine kostbare Erfahrung.
... meiner Familie und meinem Freund für die großartige und liebevolle
Unterstützung und die immer wieder nötige Motivation, ohne die mein Studium
und diese Arbeit niemals möglich gewesen wären.
... all meinen lieben Freunden und Kollegen für deren Hilfsbereitschaft und die
Vermittlung einer immer wieder nötigen positive Einstellung in allen Lebenslagen.
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