ANHANG WISSENSCHAFTLICHE SCHLUSSFOLGERUNGEN UND BEGRÜNDUNG FÜR DIE VERSAGUNG DER EMEA KOMPLETTE ZUSAMMENFASSUNG DER WISSENSCHAFTLICHEN BEURTEILUNG VON MILNACIPRAN PIERRE FABRE MEDICAMENT Milnacipran Pierre Fabre Medicament enthält Milnacipran, einen bekannten Wirkstoff aus der Klasse der Noradrenalin-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (NSRI). Die NSRI üben ihre Wirkung aus, indem sie bevorzugt die Wiederaufnahme von NA gegenüber 5-HT hemmen. Die beantragte Indikation ist die Behandlung des Fibromyalgiesyndroms. Qualität Es wurden zufrieden stellende Informationen zur Entwicklung, Herstellung und Kontrolle des Wirkstoffs Milnacipranhydrochlorid und des Arzneimittels Milnacipran Pierre Fabre Medicament 25 mg, 50 mg und 100 mg Hartkapseln vorgelegt. Die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen zeigten eine adäquate Herstellung und Stabilität des Arzneimittels. Nichtklinische Pharmakologie und Toxikologie Untersuchungen der akuten oralen Toxizität zeigten, dass Milnacipran mäßig toxisch ist. Die LD50-Werte betrugen 240 mg/kg p.o. und 36 mg/kg i.v. bei Mäusen sowie 228 mg/kg p.o. und 51,2 mg/kg i.v. bei Ratten. Die wichtigsten klinischen Zeichen waren Krämpfe, verminderte Aktivität und Prostration. In subchronischen Studien war die Leber das betroffene Hauptorgan. Es wurden leichte bis mäßige Zunahmen des Lebergewichts und/oder eine zentrilobuläre Leberzellhypertrophie beobachtet. Diese Auffälligkeiten waren nicht mit nachteiligen biochemischen oder wesentlichen histologischen Veränderungen verbunden. In Dosen über dem NOAEL-Wert wurde vor allem eine Leberzellhypertrophie mit Vakuolisierung beobachtet, vorwiegend im zentrilobulären Bereich, mitunter mit einer leichten Fettansammlung, jedoch ohne wesentliche Auswirkungen auf Leberenzyme. Milnacipran zeigte in präklinischen Studien kein karzinogenes, genotoxisches, embryotoxisches, teratogenes, phototoxisches oder immunotoxisches Potenzial. Toxikokinetische Studien zeigen, dass Milnacipran gut resorbiert wird und keine wesentliche Akkumulation eintritt. Wirksamkeit Die Wirksamkeit von Milnacipran beim Fibromyalgiesyndrom (FMS) wurde in acht klinischen Wirksamkeitsstudien beurteilt: eine doppelblinde, plazebokontrollierte Phase-II-Studie, vier zulassungsentscheidende doppelblinde, plazebokontrollierte Phase-III-Studien und drei doppelblinde Phase-III-Langzeit-Verlängerungsstudien. Das Hauptziel der zulassungsentscheidenden Studien war, die Wirksamkeit von Milnacipran in Dosen von 200 mg/Tag (zweimal täglich) (und 100 mg/Tag [zweimal täglich] in den Studien in den USA) verglichen mit Plazebo für den gesamten Komplex des Fibromyalgiesyndroms, einschließlich Schmerzen, körperlicher und emotionaler Endpunkte, zu beurteilen. In den primären Analysen der drei zulassungsentscheidenden Studien (Studie FMS031: Post-hocAnalysen) konnte eine statistisch signifikante Besserung im primären kombinierten Kriterium für die Behandlung mit Milnacipran 200 mg/Tag und teilweise auch für die Behandlung mit 100 mg/Tag nach 3 Monaten gezeigt werden. Was jedoch die primären Wirksamkeitsendpunkte und weitere ResponderAnalysen betraf, so war die klinische Wirkung bescheiden, widersprüchlich und von zweifelhafter Bedeutung. Die Studie FMS031 wies anfänglich für beide Dosen keine statistisch signifikante Wirkung für die beantragte Schmerzbehandlung bei Fibromyalgie und die Behandlung des Fibromyalgiesyndroms nach. Obwohl in einer von der FDA empfohlenen Post-hoc-Analyse nach Entwicklung von drei Änderungen an der vorgegebenen Analyse statistische Signifikanz festgestellt wurde, liefert diese Studie keinen verlässlichen Wirksamkeitsnachweis. Sensitivitätsanalysen bestätigten nicht übereinstimmend die Robustheit der Besserungen. Zusätzliche Analysen der primären Endpunkte sowie Analysen von weiteren sekundären Wirksamkeitsvariablen ergaben eine Tendenz zu einer besseren Wirkung für die Behandlung mit Milnacipran ohne strenge Übereinstimmung mit den primären Ergebnisparametern. Die vorgelegten Analysen und weitere Erklärungen des Antragstellers werden nicht als akzeptabel betrachtet, um einen gleichbleibenden und klinisch relevanten Nutzen für Patienten im Sinne der Schmerzlinderung und funktionellen Besserung nachzuweisen. Dies betraf die Behandlung mit Milnacipran in Dosen von 100 mg/Tag, jedoch insbesondere in Dosen von 200 mg/Tag. Da es keine überzeugende Wirkung mit der höheren Dosis (200 mg/Tag) gab, sind die Studienergebnisse für die niedrigere Behandlungsdosis (100 mg/Tag) von zweifelhafter Relevanz. Die eingereichten Studien geben keine Antwort auf die Frage, ob die einmal oder zweimal tägliche Gabe der beste Behandlungsansatz ist. Deshalb wurde die Dosis-Wirkungs-Kurve nicht vollständig bestimmt, und die optimale Dosis wurde nicht ermittelt. Die vorgelegten zusätzlichen Analysen, stratifiziert nach männlichen und weiblichen Patienten, zeigten keine signifikanten und klinisch relevanten Wirkungen für die männliche Population. Es wurde nur eine Studie zum Nachweis der kurzfristigen Wirksamkeit in der europäischen Bevölkerung durchgeführt. Zwischen dieser Studie und den beiden zulassungsentscheidenden US-Studien bestanden einige methodische Unstimmigkeiten. Der Antragsteller konnte diese Unterschiede nicht hinreichend erklären. Aufgrund dieser Diskrepanzen ist es fragwürdig, ob die gepoolten Daten geeignet sind, um die Wirksamkeit nachzuweisen. Es ist zu bedenken, dass trotz einer Wirkungstendenz eine der drei Studien in ihren primären Analysen scheiterte. Dies sollte bei der Beurteilung des Stellenwertes der gepoolten Analysen, die vom Antragsteller vorgelegt wurden, berücksichtigt werden. Da das geprüfte Arzneimittel antidepressive Eigenschaften hat, sollte klar sein, dass die beobachtete Effektgröße nicht auf eine verbesserte Stimmung zurückgeführt werden kann. Ob die Behandlungswirkung bei Fibromyalgie unabhängig von Besserungen depressiver Symptome ist, kann auf der Grundlage der eingereichten Daten bislang nicht beurteilt werden. Es scheint jedoch ein Zusammenhang zwischen Arzneimittelwirkung und Stimmung zu bestehen. Die Langzeitwirksamkeit von Milnacipran wurde in der US-Population nicht überzeugend nachgewiesen. Die Diskussion über die Wirkungserhaltung stützte sich auf Studien, die ausschließlich in den USA durchgeführt wurden. Die externe Validität dieses nach wie vor zweifelhaften Nachweises für die EUBevölkerung ist unsicher, da offenbar Unterschiede in den Einstellungen zur Fibromyalgie, Behandlung und Wahrnehmung der Krankheit sowie zur Wahrnehmung der Wirksamkeit bestehen. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass die Erhaltung der Wirksamkeit auch in der EU-Bevölkerung nachgewiesen wird. Mit der Antwort auf die Liste ausstehender Sachverhalte (LoOI) von Tag 180 legte der Antragsteller die Studie GE 304 vor, eine unkontrollierte Langzeitstudie zur Beurteilung der Langzeitsicherheit von Milnacipran bei der Behandlung von Fibromyalgie über einen Zeitraum von 12 Monaten in den Zieldosen von 100 mg, 150 mg und 200 mg/Tag. Die Langzeitwirksamkeit (einschließlich der Dauerhaftigkeit der Wirkung) dieser Dosen von Milnacipran in Bezug auf die Schmerzlinderung, die Verbesserung der Globalbeurteilungen der Veränderung durch die Patienten und die Linderung der mit der Fibromyalgie einhergehenden Symptome wurde als sekundäres Studienziel untersucht. Die Studie wurde dosisverblindet durchgeführt. Die Anzahl der vorzeitig aus der Studie ausgeschiedenen Patienten war hoch, insbesondere aufgrund von unerwünschten Ereignissen, Therapieversagen und Entscheidungen der Patienten. Insgesamt geht aus den vorgelegten Daten eine mäßige Wirkung von Milnacipran bei Patienten mit Fibromyalgie hervor. Es gab eine Tendenz zu einer besseren Wirkung am Endpunkt für die 200-mg-Dosis. In Anbetracht der fehlenden Plazebokontrollgruppe liegt jedoch die klinische Relevanz der geschätzten Wirkungen nicht klar auf der Hand. Da das primäre Studienziel die Beurteilung der Langzeitsicherheit war und eine Plazebokontrolle fehlt, hat die Studie GE 304 nur unterstützenden Wert für die Beurteilung der Wirksamkeit von Milnacipran bei der Behandlung der Fibromyalgie. Langzeitdaten aus der europäischen Bevölkerung werden nach wie vor für notwendig erachtet. Sicherheit Aus der Sicherheitsdatenbank wurden alle Nebenwirkungen, die in klinischen Prüfungen und nach der Markteinführung beobachtet wurden, in die Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels aufgenommen. In Anbetracht der pharmakologischen Eigenschaften von Milnacipran als Serotonin- und NoradrenalinWiederaufnahmehemmer enthält das Nebenwirkungsprofil nichts Überraschendes. Klassenspezifische Wirkungen sind Blutdruck- und Herzfrequenzanstieg, mögliche Wechselwirkungen mit MAO-Hemmern, Serotonin-Syndrom und Anstieg der Aminotransferasen. Die häufigsten Nebenwirkungen in den Studien an Patienten mit Fibromyalgiesyndrom waren Übelkeit, Kopfschmerzen, Verstopfung, Hyperhidrosis und Hitzewallung. Die Art der Nebenwirkungen scheint sich nicht besonders vom Nebenwirkungsprofil bei Patienten, die mit Milnacipran gegen Major Depression behandelt werden, zu unterscheiden. Die Anzahl der Therapieabbrüche wegen unerwünschter Ereignisse war in der Gruppe der MilnacipranPatienten signifikant höher als in der Plazebogruppe, und es bestand eine deutliche Dosisabhängigkeit bei Übelkeit, Kopfschmerzen, Hyperhidrosis, Schlaflosigkeit, Herzfrequenzanstieg, Erbrechen, Verstopfung und Bauchschmerzen. Das Nebenwirkungsprofil in der 12-wöchigen Studie MLN-MD-O3, die als zusammengefasster Bericht mit der Antwort auf die Liste ausstehender Sachverhalte (LoOI) von Tag 180 eingereicht wurde, unterschied sich nicht von den früher berichteten Kurzzeitdaten. In dieser Studie wurden keine urologischen Nebenwirkungen beobachtet. Das Sicherheitsprofil aus der europäischen Langzeitstudie F02207 GE 3 04, die mit der Antwort auf die Liste ausstehender Sachverhalte (LoOI) von Tag 180 eingereicht wurde, war zufrieden stellend, und bei der Langzeitverabreichung von Milnacipran zur Behandlung des Fibromyalgiesyndroms wurden keine unerwarteten Nebenwirkungen und/oder Sicherheitsbefunde beobachtet. Die Daten sprachen nicht für eine Dosisabhängigkeit von unerwünschten Ereignissen bei Langzeitgabe. Die Ausfallrate ist jedoch hoch (39,5 %). Bei 28,6 % der Patienten kam es zu unerwünschten Ereignissen, die zum Abbruch der Therapie führten. Milnacipran wirkt durch die Modulation der noradrenergen Neurotransmission und kann deshalb Veränderungen des Blutdrucks und der Herzfrequenz zur Folge haben und zu kardiovaskulären Nebenwirkungen prädisponieren. Eine hohe Inzidenz von erhöhtem systolischem und diastolischem Blutdruck sowie eine hohe Inzidenz von erhöhter Herzfrequenz sind für Milnacipran gut dokumentiert. Es gibt gewisse Anhaltspunkte, dass Fibromyalgie an sich schon mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse verbunden ist. Eine bestehende Hypertonie und die Behandlung der Fibromyalgie erhöhen dieses Risiko. Deshalb wurde eine Kontraindikation bei Patienten mit schwerer Beeinträchtigung der Herzfunktion oder mit identifiziertem sehr hohem Risiko für eine schwerwiegende Herzarrhythmie (z. B. Patienten mit erheblicher linksventrikulärer Funktionsstörung der NYHA-Klasse III/IV), unzureichend eingestellter Hypertonie, schwerwiegender oder instabiler koronarer Herzkrankheit eingeführt, da diese Grundkrankheiten durch erhöhten Blutdruck oder erhöhte Herzfrequenz noch verschlimmert werden können. Darüber hinaus sollten diese Krankheiten im Risikomanagementplan berücksichtigt werden. Aufgrund der obigen Erwägungen befand der CHMP am 23. Juli 2009 das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Milnacipran Pierre Fabre Medicament für die Behandlung des Fibromyalgiesyndroms für ungünstig und empfahl, die Genehmigung für das Inverkehrbringen aus folgenden Gründen zu versagen: 1. Es fehlen belastbare Nachweise der kurzfristigen Wirksamkeit, besonders für die empfohlene Dosis von 100 mg/Tag. Darüber hinaus wurde nicht überzeugend gezeigt, dass die beobachtete Wirkung klinisch bedeutsam ist. 2. Es fehlt ein hinreichender Nachweis der Wirkungserhaltung in entsprechend ausgelegten Studien, die für die EU-Bevölkerung relevant sind. 3. Die Ergebnisse der Studien aus den USA können unter Berücksichtigung der Unterschiede in den Verfahren nicht auf die EU-Bevölkerung extrapoliert werden. 4. Das Sicherheitsprofil ist zwar gut charakterisiert, wird jedoch in Anbetracht der fehlenden belastbaren Wirksamkeitsnachweise durch den Nutzen nicht aufgewogen. 5. Aufgrund der oben genannten Bedenken kann gegenwärtig keine zufrieden stellende Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels vereinbart werden. ERNEUTE ÜBERPRÜFUNG Am 24. September 2009 reichte der Antragsteller eine ausführliche Begründung für die erneute Überprüfung der Versagungsgründe ein und legte seine Argumente für die erneute Überprüfung dar. Auf Antrag des Antragstellers konsultierte der CHMP auch die Wissenschaftliche Beratungsgruppe für klinische Neurowissenschaft (Scientific Advisory Group (SAG) for Clinical Neuroscience) zu den Gründen für das Verfahren der erneuten Überprüfung. Der CHMP berücksichtigte den Bericht der SAG bei der Abfassung seines Gutachtens. Eine Anhörung des Antragstellers fand außerdem in der Sitzung des CHMP im November 2009 statt. Zum ersten Versagungsgrund brachte der Antragsteller vor, dass das klinische Entwicklungsprogramm, das mit Milnacipran durchgeführt wurde, umfassend ist und sowohl mechanistische Studien (vorklinisch und klinisch) als auch ein vollständiges Wirksamkeits-/Sicherheitsprogramm beinhaltet. Deshalb ist der Antragsteller der Auffassung, dass die Zusammensetzung und der Umfang dieses Programms ausreichen, um die Wirksamkeit und Sicherheit adäquat nachzuweisen. In allen Studien wurde die Wirksamkeit von Milnacipran sehr umfassend und angemessen beurteilt: Die klinischen Ergebnisparameter beurteilten die verschiedenen Symptome der Fibromyalgie mittels validierter Instrumente zur Erfassung der von den Patienten selbst bewerteten Therapieergebnisse. Die Frage der klinischen Relevanz der beobachteten Ergebnisse wurde vom CHMP als Haupteinwand betrachtet und ist besonders wichtig für die Fibromyalgie, bei der eine Reihe von Interventionen offenbar eine gewisse Wirkung haben, das Ansprechen auf jede einzelne Behandlungsmodalität jedoch schlecht zu sein scheint. Der CHMP hatte auch Bedenken in Bezug auf den Nachweis der Wirkungserhaltung (zweiter Versagungsgrund). Der Antragsteller legte eine neue Analyse von Daten zur Untermauerung der Langzeitwirkung der Behandlung mit Milnacipran vor und schlug die Einschränkung der Indikation auf die Kurzzeitbehandlung des Fibromyalgiesyndroms bei Erwachsenen vor, mit der Möglichkeit, die Behandlung bei Patienten, die nach 3-monatiger Behandlung ansprechen, fortzusetzen. Der CHMP war der Auffassung, dass die Langzeitwirksamkeit von Milnacipran bei Fibromyalgie unzureichend nachgewiesen ist, da diese Daten unkontrolliert waren, und dass die Möglichkeit eines Entwöhnungseffektes bestehen könnte. Die Extrapolation der Studienergebnisse aus den USA auf die EU-Bevölkerung (dritter Versagungsgrund) rechtfertigte der Inhaber der Genehmigung für das Inverkehrbringen mit den Ähnlichkeiten in den demografischen Merkmalen der Patienten und den Wirksamkeitsergebnissen der Studien, die in beiden Regionen (USA und EU) durchgeführt wurden. Der CHMP räumte dies ein, war jedoch der Auffassung, dass das Fibromyalgiesyndrom einzigartige Merkmale besitzt, bei denen lokale Bedingungen, Wahrnehmungen und der Zugang zu zusätzlichen medizinischen Interventionen von besonderer Bedeutung sind. Deshalb sind in diesem Zusammenhang belastbare Wirksamkeitsdaten (und Sicherheitsdaten) aus der EU erforderlich, und auch die Ergebnisse aus anderen Regionen (d. h. USDaten) sollten unterstützend berücksichtigt werden. In Bezug auf den vierten Versagungsgrund stimmte der CHMP mit dem Antragsteller überein, dass das Langzeitsicherheitsprofil von Milnacipran relativ gut bekannt ist und die Hauptrisiken derzeit einigermaßen identifiziert sind. Dies bedeutet nicht, dass bei den Patienten, die mit dem Arzneimittel behandelt werden, kein Risiko besteht. Deshalb hätte nur eine eindeutig positive Wirksamkeitsbewertung die potenziellen Risiken einer nicht unbedeutenden Langzeitbehandlung aufwiegen können. Der CHMP betrachtete diesen Punkt als nicht geklärt. Schlussfolgerungen zur Begründung für eine erneute Überprüfung Der CHMP beurteilte die ausführliche Begründung für eine erneute Überprüfung sowie die vom Antragsteller vorgebrachte Argumentation und berücksichtigte die Stellungnahme der SAG. Mit der Begründung für die erneute Überprüfung bekräftigte der Antragsteller seine Standpunkt zu den in der Beurteilung des CHMP festgestellten Mängeln und diskutierte noch einmal die Punkte, die den Grund für die Versagung durch den CHMP darstellen. Der Antragsteller schlug eine Einschränkung der Indikation auf die Kurzzeitbehandlung des Fibromyalgiesyndroms bei Erwachsenen vor. Der CHMP war jedoch nach wie vor der Auffassung, dass die Abschätzung der Effektgröße nicht überzeugend ist. Dies gilt nicht nur für die Schmerzen, sondern auch für die funktionellen Beurteilungen. Deshalb gelangte der CHMP zu dem Schluss, dass die Nutzen-Risiko-Beurteilung von Milnacipran selbst für diese eingeschränkte Indikation nagativ bleibt, da die Effektgröße als mäßig und von zweifelhafter klinischer Relevanz angesehen wird. Diese geringe kurzfristige Wirkung wird nicht für ausreichend erachtet, um eine Indikation für eine chronische Erkrankung zu erhalten, ohne dass diese durch belastbare Langzeitdaten gestützt wird. Deshalb bestätigte der CHMP die ursprünglichen Versagungsgründe. VERSAGUNGSGRÜNDE In Erwägung folgender Gründe: • Es fehlen belastbare Nachweise der kurzfristigen Wirksamkeit, besonders für die empfohlene Dosis von 100 mg/Tag. Darüber hinaus wurde nicht überzeugend gezeigt, dass die beobachtete Wirkung klinisch bedeutsam ist. • Es fehlt ein hinreichender Nachweis der Wirkungserhaltung in entsprechend ausgelegten Studien, die für die EU-Bevölkerung relevant sind. • Die Ergebnisse der Studien aus den USA können unter Berücksichtigung der Unterschiede in den Verfahren nicht auf die EU-Bevölkerung extrapoliert werden. • Das Sicherheitsprofil ist zwar gut charakterisiert, wird jedoch in Anbetracht der fehlenden belastbaren Wirksamkeitsnachweise durch den Nutzen nicht aufgewogen. • Aufgrund der oben genannten Bedenken kann gegenwärtig keine zufrieden stellende Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels vereinbart werden – hat der CHMP unter Berücksichtigung der oben genannten Bedenken empfohlen, die Erteilung der Genehmigung für das Inverkehrbringen für Milnacipran Pierre Fabre Medicament zu versagen.