Bedingungen und Perspektiven für einen Dialog zwischen Juden und Christen Bearbeitet von Hermann Tobias Aigner Erstauflage 2015. Taschenbuch. 100 S. Paperback ISBN 978 3 95934 769 3 Format (B x L): 15,5 x 22 cm Weitere Fachgebiete > Religion > Religionswissenschaft Allgemein > Dialog & Beziehungen zwischen Religionen schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte. Leseprobe Textprobe Kapitel 4.3.1 Biblische und frühchristliche Grundlegungen Thoma legt dar, dass im Neuen Testament die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus die Grundlage des Glaubens an den dreieinigen Gott bildet. Jesu Tod, Auferstehung und Himmelfahrt sind zentrale Bezugspunkte des Glaubens an Gott. Jesus sagt in Joh 14,9f zum fragenden Jünger Phillippus: „Wer mich sieht, der sieht den Vater … ich bin im Vater und der Vater ist in mir.“ Nachdem der auferstandene Christus sich von seinen Jüngern betasten ließ, sagte der Apostel Thomas anbetend: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh. 20,28). Nach Thoma äußerte Paulus sich immer wieder erschüttert angesichts der dreifaltigen Göttlichkeit des Einen Gottes: „Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit´ (Röm 11,36). Nach Wohlmuth ist das Jesusereignis für Christen die zentrale Offenbarungshandlung Gottes, doch angesichts „des strengen frühjüdischen Monotheismus und einer nicht minder strengen philosophischen, d.h. neuplatonischen Seinslehre, in der die absolute Einheit des Absoluten betont wurde, geriet die nähere Umschreibung Jesu vor schier unlösbare Probleme.“ Nach Bernd Jochen Hilberath haben die Konzilsväter von Nizäa (325) das Zeugnis der Schrift zum Maßstab ihrer Entscheidungen erhoben, sie verwendeten ein vermutlich überliefertes, biblisch-heilsgeschichtlich formuliertes Taufbekenntnis (DH 125) und setzten lediglich interpretierende Zusätze hinein. Nach Aussage des Konzils ist Jesus Christus „aus dem Wesen des Vaters“, „wahrer Gott vom wahren Gott“, „gezeugt, nicht geschaffen“, „eines Wesens mit dem Vater“. Der Sohn ist nicht geschaffen, sondern „als Erstgeborener gezeugt aus dem Vater“ und damit nicht von einer fremden ousía. Dabei ist die Unterscheidung, dass der Sohn gennetós (gezeugt) und nicht genetós (geworden) ist, von entscheidender Wichtigkeit. Denn damit ist er kein Geschöpf, sondern ein Gott selbst. Der Sohn ist aber kein anderer, zweiter Gott, sondern er ist „eines Wesens mit dem Vater“, er ist „wahrer Gott“ (theós alethinós). Die Konzilien von Nizäa und Konstantinopel (381) (DH 125 und DH 150) sprechen nach Wohlmuth von der ewigen Geburt des göttlichen Wortes vor aller Zeit und der Geburt Jesu als geschichtlichem Ereignis. Die beiden Geburten sind unterschieden und dennoch aufs Innigste miteinander Verbunden. Nach Hilberath wird dem soteriologische Anliegen, die Bedeutung Jesu Christi und seine Beziehung zu Gott zu klären, denn „nur Gott selbst kann uns erlösen“, in Nizäa mit dem Bekenntnis zum dreieinigen Gott entsprochen. Das frühkirchliche, in Nizäa und später formulierte, Gottesverständnis, das absolute Sein relational zu denken, war analogielos und revolutionär. Im Synodalschreiben von 382 (DH 152-180) wird die Trinität als „ein Wesen in drei Hypostasen/Angesichten (Personen)“ beschrieben. Das Konzil von Chalkedon (451) (DH 300-303) stellt so Wohlmuth nochmals fest, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist, er ist sowohl vollkommener Mensch als auch vollkommener Gott, er ist dem Vater der Gottheit nach und uns Menschen der Menschheit nach wesensgleich. Jesus Christus ist vor aller Zeit aus dem Vater geboren worden, und er ist „in den letzten Tagen“ von Maria, „um unseres Heiles willen“, geboren worden, in dieser zweiten Geburt hat sich Gott der ursprungslose Ursprung in Jesus uns offenbart. Die beiden „Naturen“ in Jesus Christus, seine Menschheit und seine Gottheit, dürfen trotz ihrer Einheit in der Gestalt Jesu von Nazareth nicht miteinander vermischt werden. Die beiden „Naturen“ sind „unvermischt“ und „unverwandelt“. Sie dürfen keiner Vermischung oder Verwandlung unterliegen, da sonst die Eigenheiten der beiden „Naturen“ unwiederbringlich verloren gehen und etwas Neues entsteht, das mit keiner der beiden „Naturen“ etwas gemein hat. Trotz der „innigsten Einigung von Logos und Mensch“ bleibt dennoch, da keine Vermischung oder Verschmelzung zulässig ist, immer eine Differenz zwischen beiden. Genauso wie immer eine Unterscheidung zwischen dem ewig gebürtigen Wort („Sohn“) und dem ursprungslosen Ursprung („Vater“) bleibt, die aber keine Trennung bedeutet. Nach Thoma schlägt sich dies im athanasianische Glaubensbekenntnis „Quicumque“ (5. Jh. n. Chr.) (DH 188-208) nieder. Der Glaube an den dreifaltigen Gott wird bekannt. Der eine Gott wird in der Dreifaltigkeit und die Dreifaltigkeit im Einen Gott verehrt. Die Personen werden weder vermengt noch die Wesenheiten getrennt. Vater, Sohn und Heiliger Geist werden als die Drei Personen der Einen Gottheit bekannt. Jeder dieser Personen wird die gleiche Herrlichkeit, Ewigkeit usw. zugerechnet, aber es wird festgehalten, dass es sich dennoch immer nur um einen Gott handelt und nicht um drei Götter. Der Herr Jesus Christus ist der Sohn Gottes, der Gott und Mensch ist. „Gott ist er aus der Wesenheit des Vaters von Ewigkeit gezeugt, und Mensch ist er aus der Wesenheit der Mutter durch den Heiligen Geist geboren: Vollkommener Gott, vollkommener Mensch, bestehend aus einer vernünftigen Seele und einem menschlichen Leib.“ Er ist dem Vater gleich der Gottheit nach und der Menschheit nach geringer als der Vater. Er ist Gott und Mensch zugleich und dennoch Einer. Gott hat in Jesus Christus die Natur der Menschheit angenommen und sich nicht nur in Fleisch verwandelt. Er ist wahrer Gott und wahrer Mensch, aber nur ein Christus In Jesus Christus offenbart sich Gott. Gott besteht aus drei verschiedenen Personen, ist aber dennoch ein Einziger - einiges Wesen. Die zweite Person, der Sohn/Logos/Christus, ist eine einzige Person mit zwei ungetrennten und ungeteilten Naturen, er ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Im nächsten Unterkapitel werden verschiedenen Interpretationen dieser Grundlegungen weiter ausgeführt und verschiedene Ansätze und Fragen, die sich daraus für den christlichjüdischen Dialog ergeben, näher vorgestellt.