Skriptum / Erste Hilfe ________________________________________________________________________________________________________________________ ERSTE HILFE von A bis Z ABC - Schema Das ABC-Schema ist eine leicht verständliche Reihenfolge lebensrettender Maßnahmen zur Ausbildung von medizinischen Laien im Rahmen der Herz-Lungen-Wiederbelebung [Reanimation]: → A = Atemwege freimachen → B = Beatmung → C = C[Z]irkulation > Kreislauf in Gang bringen [Herzdruckmassage] Atemspende Neben dem Kopf des Liegenden knien und mit beiden Händen an Stirnhaargrenze und Kinn ansetzend den Kopf extrem nach rückwärts beugen und diese Lage möglichst durch ein zusammengerolltes Kleidungsstück stabilisieren. Bei der Mund-zu-Nase-Beatmung den Mund des Verunglückten mit dem Daumen zudrücken und verschließen. Den eigenen weit geöffneten Mund um die Nase herum auf das Gesicht fest aufsetzen. Bei einer Mund-zu-Mund-Beatmung unter Verschließen der Nase den eigenen Mund auf den Mund des Verunglückten fest aufsetzen. Dabei möglichst ein spezielles Beatmungstuch verwenden, um Infektionen zu vermeiden. Anschließend Luft einblasen, den Mund ohne Änderung der Kopflage abheben, die Luft aus der Lunge entweichen lassen, den Mund wieder Aufpressen und etwa 12mal in der Minute [bei Kindern und Säuglingen ca. 24 - 40 Atemstöße pro Minute] einblasen. Die Beatmung kann auch mit einer über Mund und Nase aufgesetzten Atemmaske vorgenommen werden. Atemstillstand Sind bei Prüfung durch Handauflegen auf die Magengrube und den untersten Rippenrand keine Atembewegungen mehr feststellbar, ist der Verunglückte künstlich durch eine Atemspende zu beatmen. Nach Einsetzen der Atmung [bei anhaltender Bewußtlosigkeit] ist er in eine stabile Seitenlage zu bringen. Augenverletzung Das verletzte Auge vorsichtig keimfrei bedecken, beide Augen mit einem Dreiecktuch zubinden. Keinen Druck auf die Augäpfel ausüben. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Augenarzt aufsuchen _______________________________________________________________________________________ 1 Max Hormaier Skriptum / Erste Hilfe ________________________________________________________________________________________________________________________ Beinkrampf Auf beiden Beinen stehend gegen einen harten Widerstand treten. Bei einem Wadenkrampf ist der Vorfuß an den Zehen fest nach oben zu ziehen. Auch Wärmeanwendung hilft. Bewußtlosigkeit Mit der Hand auf dem vorderen unteren Rippenrand auf Atembewegungen prüfen. Zur Beschlagprobe einen Spiegel oder eine Brille vor Mund und Nase halten. Bei vorhandener Atmung in eine stabile Seitenlage drehen. Bei Atemstillstand ist eine Atemspende zu geben und der Verunglückte in eine stabile Seitenlage zu drehen, sobald die Atmung wieder einsetzt. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf Bißwunde Das verletzte Glied ruhigstellen, die Wunde keimfrei verbinden und sofort in ärztliche Behandlung begeben [Tollwutgefahr]. Blitzverletzung Ist der Verunglückte bewußtlos: Atmung prüfen und nötigenfalls künstlich durch Atemspende beatmen. Bei dem häufig bestehenden Kammerflimmern des Herzens muß der Notarzt defibrillieren. Die Brandwunden sind keimfrei zu verbinden. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf Bluterbrechen Angedautes Blut aus dem Magen sieht ähnlich wie brauner Kaffeesatz aus. Blut aus der Speiseröhre ist hell- oder dunkelrot [Arterie: Hellrot, Vene: Dunkelrot]. Blut aus der Lunge ist hellrot und schaumig. Sofortige Ruhestellung mit erhöhtem Oberkörper, sowie Eß- und Trinkverbot. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Arzt rufen Blutstillung Druckverband anlegen: Wundbedeckung mit keimfreier Auflage bei gleichzeitigem Druck. Nach einigen Wickeln mit der Mullbinde ein faustgroßes Mullpolster auflegen, weiterwickeln und unter mittlerem Druck fixieren und Gliedmaßen hoch legen. Bei gefährlich blutender Wunde am Arm mit dem 2. und 4. Finger von unten auf die Oberarminnenfläche greifen und dort in der Muskellücke die Armarterie fest gegen den Oberarmknochen drücken. _______________________________________________________________________________________ 2 Max Hormaier Skriptum / Erste Hilfe ________________________________________________________________________________________________________________________ Bei einer bedrohlich blutenden Wunde am Bein: Neben dem Kopf des Liegenden knien und den Oberschenkel des gegenüberliegenden verletzten Beines mit beiden Händen umfassen und mit beiden Daumen in der Mitte der Leistenbeuge die Oberschenkelschlagader gegen den darunterliegenden Beckenknochen drücken. Nur bei einer bedrohlichen Blutung nach Verlust eines Armes oder Beines, aus einer größeren Wunde, in der ein Fremdkörper steckt, oder aus einer großflächigen Wunde darf man abbinden: Am Arm durch schlingenförmiges Anlegen eines Dreiecktuchs um die Mitte des Oberarms [beide Tuchenden durch die Schlinge führen und um den Arm verknoten], am Bein durch einfaches Verknoten des Dreiecktuchs um die Oberschenkelmitte. Danach einen Stab zwischen Tuch und Bein schieben, den Stab anheben und bis zum Stillstand der Blutung drehen und den Stab fixieren [Uhrzeit auf einem an dem Verband gehefteten Zettel notieren]. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf Elektrounfälle Hochspannungsstrom [über 1.000 Volt markiert mit einem Blitzpfeil]: Den Verunglückten nicht berühren [Selbstgefährdung]. Um die Stromzufuhr an zentraler Stelle abzuschalten ist ein sofortiger Notruf erforderlich. Erst dann die Rettung des Verunglückten einleiten. Hausstrom [unter 1.000 Volt]: Strom abschalten [Stecker ziehen, Sicherung herausdrehen oder drücken]. Ist dies nicht möglich, sich selbst auf trockenem Material isolieren und dann den Betroffenen an der Kleidung mit einem Gegenstand [Stab, Besen] schnell aus dem Stromkreis herausziehen. Sofort Bewußtsein, Atmung und Puls überprüfen. Bei Bewußtlosigkeit den Verunglückten in eine stabile Seitenlage bringen. Bei Atemstillstand sofort eine Atemspende geben. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf Epileptischer Krampfanfall Die krampfartigen Bewegungen dürfen nicht verhindert werden. Um Sekundärverletzungen zu vermeiden, den Patienten in freien Raum bringen oder vorsichtig die Bewegungen abbremsen. Zwischen die Kiefer ein gerolltes Taschentuch o.ä. schieben, um Zungenbisse zu verhindern. Der an die Krämpfe anschließende schlafähnliche Zustand gleicht einer tiefen Bewusstlosigkeit. Zusätzliche Sofortmaßnahmen : Notruf Erfrierung Erfrorene Körperspitzen (blass, sehr kalt) vorsichtig und langsam am besten durch Körperwärme erwärmen. Nicht mit Schnee abreiben. Finger- oder Fußspitzen in die Achselhöhle eines anderen legen und nicht reiben. Mit reichlich Polstermaterial (Kleidung, Decken u.ä.) verbinden und den warm zu haltenden Patienten schnellstmöglich in ein Krankenhaus bringen. _______________________________________________________________________________________ 3 Max Hormaier Skriptum / Erste Hilfe ________________________________________________________________________________________________________________________ Erste Hilfe Sofortige Hilfeleistung bei erkennbarer Gefahr für Gesundheit oder Leben eines Menschen, bis die weitere medizinische Versorgung durch medizinisch ausgebildete Helfer (Ärzte, Sanitäter usw.) sichergestellt ist. Eine zumutbare, aber unterlassene Hilfeleistung ist nach dem Strafgesetzbuch (StGB) strafbar. Zu den Sofortmaßnahmen der Ersten Hilfe zählen: a) Entfernung eines Verunglückten aus dem Gefahrenbereich b) Benachrichtigung des Rettungsdienstes über den telefonischen Notruf oder Notrufsäulen c) Unmittelbare Hilfeleistung bei dem Verunglückten (Lagerung, Überwachung und Abwehr lebensbedrohlicher Zustände durch Atemspende, Herzmassage, Blutstillung, Notverbände, Schockbekämpfung usw.) d) Abtransport durch Rettungsfahrzeuge Ersticken Der Betroffene ringt nach Luft und verfärbt sich blau. Möglichst schnell die Ursache, z.B. einen Fremdkörper in der Luftröhre entfernen. Dazu den Oberkörper des Betroffenen nach unten hängen, mehrmals mit der flachen Hand zwischen die Schulterblätter schlagen. Nur im äußersten Notfall bei Erwachsenen: Hinter den Betroffenen treten, ihn in der Höhe der Magengrube umfassen, beide Hände übereinander auf die Magengrube legen und einmalig einen plötzlichen Ruck gegen den Magen ausüben. Die so aus dem Magen und den Lungen ausgepresste Luft soll den Fremdkörper herausdrücken. Kommt es trotz einer Fremdkörperentfernung zu einem Atemstillstand, ist sofort eine Atemspende zu geben. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf Ertrinken Nach der Rettung des Verunglückten mit tiefliegendem Kopf in Rückenlage bringen und auf freie Atemwege prüfen. Dabei ggf. Schmutz und Erbrochenes beseitigen. Ein Ausfließenlassen des eingedrungenen Wassers durch Ausschütteln des Verunglückten ist nutzlos und sollte unterbleiben. Bei Atemstillstand ist eine Atemspende zu geben und nötigenfalls eine Herzmassage anzuwenden. Bei Erfolg ist der Verunglückte in eine stabile Seitenlage zu drehen. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf Fremdkörper in einer Wunde _______________________________________________________________________________________ 4 Max Hormaier Skriptum / Erste Hilfe ________________________________________________________________________________________________________________________ Wunde nicht berühren, den Fremdköper in der Wunde belassen und in den Wundverband einzubeziehen. Der Fremdkörper darf nur vom Arzt entfernt werden. Fremdkörper im Auge Liegt ein Fremdkörper auf der Bindehaut, das Augenoberlid an den Wimpern nach unten über das Unterlid ziehen und plötzlich loslassen. Dadurch können die Wimpern des Unterlids den Fremdkörper von der Innenfläche des Oberlids abstreifen. Anschließend das Unterlid mit zwei Fingern vom Augapfel abheben und die Innenfläche mit einem trockenen und sauberen Zipfel eines Taschentuchs vorsichtig in Richtung Nase auswischen. Einen Fremdkörper auf oder im Augapfel auf keinen Fall entfernen, beide Augen mit einem Dreieckstuch verbinden. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Schnellstens zum Augenarzt Gasvergiftung Zuerst auf eigene Vergiftungsgefahr achten und unverzüglich für Zugluft sorgen. Anschließend die Gasquelle abstellen und keine Funken auslösen (z.B. durch Lichtschalter, Explosionsgefahr). Den Vergifteten möglichst in einen anderen Raum oder ins Freie bringen ( Rautek-Griff). Die Atmung und die Herzaktion prüfen, bei Atemstillstand sofort eine Atemspende geben, bei Herzstillstand eine äußere Herzmassage anwenden. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf, bei anhaltender Bewusstlosigkeit in stabile Seitenlage halten. Gehirnerschütterung Ein Verdacht auf eine Gehirnerschütterung besteht bei kurz dauernder Bewusstlosigkeit und Gedächtnislücken, besonders bezüglich des Unfallvorganges sowie bei Übelkeit bis zum Erbrechen. Bei anhaltender Bewusstlosigkeit den Verunglückten in einer stabilen Seitenlage halten und die Atmung kontrollieren. Bei einem Atemstillstand sofort eine Atemspende geben. Ist der Verunglückte wieder bei Bewusstsein, muss für eine absolute Ruhelage wegen der Gefahr einer Blutung im Schädelinneren gesorgt werden. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf. Herzanfall Bei heftigen, in Schulter und/oder Hals und Arm, häufig besonders nach links ausstrahlenden Herzschmerzen, die mit Angstgefühl, verfallenem Aussehen, kaltem Stirnschweiß (Angina pectoris, Herzinfarkt) einhergehen: Den Patienten mit erhöhtem Oberkörper lagern. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf. _______________________________________________________________________________________ 5 Max Hormaier Skriptum / Erste Hilfe ________________________________________________________________________________________________________________________ Herzdruckmassage Die Herzdruckmassage ist eine externe Herzmassage und wird als Notfallmaßnahme bei der Reanimation zur Sicherstellung eines Minimalkreislaufs (Gehirn- und Koronardurchblutung) trotz Herzstillstand eingesetzt. Technik: Rhythmisches Pressen des Brustkorbs (Thoraxkompression; beim Erwachsenen mit 4-5 cm Tiefe und einer Frequenz von 80-100/min) durch Verlagerung des Körpergewichts über die gestreckten Arme und übereinandergelegten Handballen auf das untere Brustbein-Drittel. Wirksam ist diese Maßnahme nur auf harter Unterlage. Eine äußere Herzdruckmassage darf nur von speziell ausgebildeten Ersthelfern angewendet werden. Herzmassage Bei rechtzeitigem Beginn (maximal drei Minuten nach dem Herzstillstand) und bei paralleler Atemspende durch einen zweiten Helfer ist diese Hilfeleistung erfolgversprechend. Eine äußere Herzdruckmassage darf nur von speziell ausgebildeten Ersthelfern angewendet werden. Kommt Atemstillstand hinzu und sind zwei Helfer anwesend, sollte das Verhältnis von Herzmassage zu Beatmung 5 zu 1 betragen. Bei nur einem Helfer ist das Verhältnis 15 zu 2. Während der Atemspende ist die Herzmassage vorübergehend zu unterbrechen. Herzstillstand Sofortmaßnahme durch Herzmassage und Atemspende Hitzschlag Ein Hitzschlag (Wärmestau) entsteht vorwiegend bei schwüler Witterung durch Verlust des Schwitzvermögens und zeigt sich in einer plötzlichen Bewusstlosigkeit. Die Haut ist trocken und warm, es kommt zu einer Verwirrung und zu Krämpfen. Der Betroffene ist an einen schattigen Ort zu bringen, die Kleidung auszuziehen und die Atmung zu prüfen. Bei Atemstillstand wird eine Atemspende gegeben. Bei wieder vorhandener Atmung den Betroffenen in eine stabile Seitenlage drehen. Hilfreich sind auch kalte Übergießungen, kaltfeuchte Umschläge, Eisbeutelkühlung auf dem Kopf und Luft zufächeln. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf (Vorsicht: Rückfallgefahr) _______________________________________________________________________________________ 6 Max Hormaier Skriptum / Erste Hilfe ________________________________________________________________________________________________________________________ Insektenstich Mit feuchtkalten Umschlägen, antiallergischen Salben und alkoholhaltigen Lösungen können Juckreiz, Schwellung und Schmerzen verringert werden. Bei Stichen im Rachenbereich muß wegen der Gefahr des Zuschwellens der Atemwege sofort ein Arzt aufgesucht werden. Vorsicht: Den häufig am Stachel hängenden Giftbeutel nicht zudrücken. Neben lokalen Reaktionen können auch gefährliche allergische allgemeine Körperreaktionen auftreten. Bei Schock und/oder Atembeschwerden ist der Betroffene mit dem Oberkörper hoch zu lagern. Nachfragen, ob einne Allergie besteht [Allergiepass]. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notarzt Knochenbrüche Eine bei Arm- und Beinbruch eventuell vorhandene Wunde keimfrei mit Verbandspäckchen verbinden. Armbruch: Mit Armtragetuch und zwei Dreieckstüchern um Arm und Brustkorb ruhigstellen und wegen Schockgefahr hinlegen. Beinbruch: Die Beinlage darf nicht geändert werden. Das Bein mit weicher Kleidung oder einer Decke zudecken. Steine oder andere schwere Gegenstände vorsichtig von allen Seiten an das Bein zur Stabilisierung heranschieben. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf. Den Rettungwagen [Schienmaterial } abwarten und keinen Behelfstransport durchführen. Wirbelbruch: Mit der Aufforderung, nacheinander beide Füße und Hände vorsichtig zu bewegen, ist bei den Betroffenen zu prüfen, ob ein Verdacht auf einen Wirbelbruch besteht. Dabei darf er sich nicht aufrichten. Liegt ein Wirbelbruch vor, wird der Betroffene über Schmerzen an einer bestimmten Stelle im Rücken klagen. Er wird sich auch nicht bewegen, weil seine Glieder entweder taub oder nicht zu fühlen sind. Die Lage des Betroffenen darf nicht verändert werden. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf, Vakuummatratze anfordern. Kolik Heftige Schmerzen im Leib, die sich krampfartig steigern, wieder nachlassen und abermals mit zunehmender Intensität einsetzen, sind kennzeichnend für Koliken. Für sofortige Bettruhe sorgen und keine Arzneimittel geben, damit das Krankheitsbild nicht verschleiert wird. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Arzt rufen. Nasenbluten _______________________________________________________________________________________ 7 Max Hormaier Skriptum / Erste Hilfe ________________________________________________________________________________________________________________________ Mit dem Kopf vornübergebeugt hinsetzen, dabei den Kopf in die Hände stützen oder das blutende Nasenloch zudrücken. Wiederholt kalte Umschläge in den Nacken legen. Nicht die Nase putzen und auf normales Atmen achten, damit keine Hyperventilation entsteht. Läßt die Blutung nicht nach, ist der Arzt zu rufen. Notfallmedizin Teilgebiet der Medizin, das sich mit dem Erkennen, Behandeln und Beseitigen lebensbedrohlicher Situation befasst. Dazu gehören Diagnostik und Therapie zur Erstversorgung von Notfallpatienten. Notverband Bei einer Verrenkung oder Verstauchung der oberen Gliedmaßen können z.B. ein Dreieckstuch, Kleidungsstücke, Krawatten usw. zur Ruhigstellung verwendet werden. Ohnmacht Ohnmacht ist ein oft nur für Sekunden bis zu wenigen Minuten andauernder Bewusstseinsschwund. Der Ohnmächtige ist flach in einer stabilen Seitenlage zu lagern, sein Körper ist (möglichst mit einer Decke) warm zu halten. Der Kopf darf nicht hochgelagert werden, beengende Kleidung am Hals und um die Brust lösen, für Frischluft sorgen. Besonders bei längerer oder sich wiederholender Bewusstseinstörung ist der Arzt zu rufen. Reanimation Notfall-Sofortmaßnahmen nach einem plötzlichen Herz-Kreislauf- oder Atemstillstand mit Bewusstlosigkeit, die auf jeden Fall innerhalb der Wiederbelebungszeit begonnen werden müssen, um die vitalen Kreislauf- und Atemfunktionen aufrechtzuhalten. Die Basismaßnahmen zur HerzLungen-Wiederbelebung können sofort ohne medizintechnische Hilfsmittel oder Geräte durchgeführt und von jedem erlernt werden. Nach dem ABC-Schema sind dies: 1. Freimachen der Atemwege durch Überstrecken des Kopfes nach hinten und Anheben des Kinns. Diese Maßnahme allein führt schon oft zum Wiedereinsetzen der Spontanatmung beim Bewußtlosen. 2. Beatmung durch Atemspende 3. Herzdruckmassage mit einer Kompressionsfrequenz von 80-100/min. Beginnend mit 2-3 Beatmungen erhält der Erwachsene bei der 1-Helfer-Methode zwei Beatmungen pro 15 Kompressionsstößen, bei der 2-Helfer-Methode eine Beatmung pro Fünf Kompressionsstößen (nicht unterbrechen). Weitere Reanimationsmaßnahmen folgen nach _______________________________________________________________________________________ 8 Max Hormaier Skriptum / Erste Hilfe ________________________________________________________________________________________________________________________ Eintreffen des Rettungsdienstes. Dabei sollten die Basismaßnahmen nicht unterbrochen werden (max. 15 Sekunden für die Intubation). Die Wirksamkeit der Maßnahmen muß in kurzen Abständen kontrolliert werden. Eine Reanimation wird so lange fortgeführt, bis Zeichen des nicht rückgängig zu machenden Herzstillstandes eingetreten sind oder die Blutzirkulation wieder selbständig fortgesetzt wird. Rettungsdienst Organisationsstruktur zur Behandlung von Notfallpatienten. Die Primärrettung ist die medizinische Versorgung z.B. am Unfallort mit anschließendem Transport in ein entsprechendes Krankenhaus, die Sekundärrettung eine eventuelle Verlegung in eine andere, meistens spezielle Klinik. Abhängig von den örtlichen Gegebenheiten kommen bei der Primärrettung Notarzt, Rettungsassistent, Rettungssanitäter, Rettungshelfer sowie als Transportmittel ein Notarztwagen, Rettungshubschrauber (Ambulanzflugzeug) mit Arztbegleitung zum Einsatz. Schädelbruch Nach einer Gewalteinwirkung auf den Schädel mit Bewusstlosigkeit besteht Verdacht auf einen Schädelbruch. Nach Prüfung der Atmung, gegebenenfalls mit erforderlicher Atemspende, den Betroffenen in eine stabile Seitenlage drehen. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf Schlaganfall Bei plötzlich auftretenden Bewusstseinsstörungen mit einer halbseitigen Lähmung und röchelnder Atmung ist an einen Schlaganfall zu denken. Die Atemwege sind freizuhalten. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf, schneller Transport in ein Krankenhaus. Schlangenbiss In Mitteleuropa sind Kreuzotter- und Sandviperbisse gefährlich. Etwa 5cm herzwärts der Bissstelle wird mit einem Dreiecktuch, einem Schal oder einer Krawatte eine Stauung hervorgerufen, sodass das Blut noch in die Wunde hinein, aber nicht mehr zurückfließen kann - der Puls muss tastbar bleiben. Die Wunde darf nicht ausgesaugt, ausgeschnitten oder ausgebrannt werden. Bis zum Abtransport im Liegen ist der Betroffene absolut ruhig zu lagern. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf Sonnenstich _______________________________________________________________________________________ 9 Max Hormaier Skriptum / Erste Hilfe ________________________________________________________________________________________________________________________ Nach einer intensiven Sonneneinstrahlung auf Kopf und Nacken treten folgende Anzeichen für einen Sonnenstich auf: heftige Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, stark geröteter und heißer Kopf und Schwindel. Der Betroffene ist in den Schatten zu bringen, seine Bekleidung zu öffnen und er ist mit erhöhtem Oberkörper zu lagern. Stirn und Nacken sind mit feuchten Tüchern zu kühlen. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Arzt rufen. Unterkühlung Langsame Erwärmung durch die normale Körperwärme eines anderen (möglichst im Bett), sonst durch angewärmte Decken und Bekleidung. Als Wärmeisolierung kommt z.B. eine Metallfolie infrage. Aktive und passive Bewegungen bei der Bergung vermeiden, um eine Mischung des kalten Blutes mit dem wärmeren Blut des Körperinneren zu verhindern (Bergungstod). Ist der Unterkühlte ansprechbar, können heiße, gezuckerte Getränke gegeben werden (keinen Alkohol). Zusätzliche Sofortmaßnahme: Umgehender Transport in ein Krankenhaus Schock Typische Symptome sind eine graue Blässe, kalte Haut, Schweiß auf Nase und Stirn, Frieren und Zittern. Der Puls ist schnell und zunehmend schlecht tastbar, der Betroffene zeigt eine allgemeine Unruhe und hat einen leeren Blick aus weit geöffneten Augen. Die Schockursache (z.B. eine bedrohliche Blutung) ist möglichst sofort zu beseitigen, der Puls ist am Hals zu kontrollieren. Beine hoch lagern (Schocklage) und beruhigend zureden. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf Der Kreislaufschock ist ein akutes Versagen der lebenswichtigen zentralvenös gesteuerten HerzKreislauf- und Stoffwechselregulation mit generell reduzierter Durchblutung (Sauerstoff- und Nährstoffmangel) sowie fortschreitender Gewebe-Übersäuerung und anschließendem Zusammenbruch der Organsysteme als Reaktion auf eine den Körper treffende Schädigung. Der Volumenmangelschock entsteht durch eine mehr als 20%ige Verminderung des Blutvolumens (Ursache: äußere oder innere Blutungen) durch Wasser-, Plasma- und Elektrolytverluste bei anhaltendem Durchfällen, übermäßigem Harnlassen oder Verdunsten. Der kardiogene Schock wird verursacht durch eine akute Verminderung der Herzleistung (z.B. Herzinfarkt). Der bakterielle oder der septisch-toxische Schock entsteht durch Endotoxine (vorrangig gramnegativer Erreger im Blut) und hat als Symptome meist hohes Fieber und Schüttelfrost. Der Blutzuckermangelschock wird oft durch eine überdosierte Insulinzufuhr (Insulinschock) bei Diabetes mellitus hervorgerufen. _______________________________________________________________________________________ 10 Max Hormaier Skriptum / Erste Hilfe ________________________________________________________________________________________________________________________ Ein anaphylaktischer Schock wird durch extreme allergische Prozesse ausgelöst. Bei dem traumatischen Schock kommt es wegen schwerer Verletzungen zu einem additiven Effekt durch die Verminderung der zirkulierenden Blutmenge und psychische Belastungen. Ein Nervenschock (psychischer Schock) wird durch starke emotionale Reaktionen auf bestimmte Ereignisse verursacht und hat schockähnliche vegetative Reaktionen mit Herz- und Kreislaufstörungen, ungenügender Sauerstoffversorgung des Gehirns, Zittern, Ohnmacht, Schweißausbruch sowie Orientierungsverlust, Erregung oder Erstarrung. Verbrennung, Verbrühung Die verbrannte oder verbrühte Körperstelle ist bis zum Nachlassen der starken Schmerzen sofort unter fließendes kaltes Wasser zu halten und anschließend trocken und keimfrei zu verbinden. Wegen Infektionsgefahr auf keinen Fall Hausmittel Brandsalben, Brandgelees oder Puder anwenden. Bei großflächigen Verbrennungen sofort Schutzmaßnahmen gegen drohenden Wärmeverlust treffen. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf Schussverletzung Mit einem keimfreien Verband die Ein- und auch eine eventuelle Ausschusswunde bedecken. Verätzung Augenverätzung: Gründliche Spülung mit Wasser: Ein Helfer hält die Augenlider auseinander, ein zweiter Helfer gießt aus etwa 10cm Höhe Wasser in den inneren Augenwinkel. Das gesunde Auge kann durch Seitwärtsdrehen des Kopfes geschützt werden. Das verletzte Auge zeigt dabei nach unten. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Augenarzt. Hautverätzung: Solange mit Wasser spülen, bis der Schmerz ausbleibt. Die vom ätzenden Mittel durchtränkte Bekleidung entfernen und trockenen, keimfreien Verband anlegen. Innere Verätzung: Verschluckte Säuren und Laugen verursachen heftige Schmerzen. Viel Wasser zu trinken geben und unbedingt ein Erbrechen vermeiden. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf und umgehender Transport in ein Krankenhaus Vergiftung Vergiftungen können durch Einnahme von Arzneimitteln, Haushaltspflege- und -reinigungsmitteln, Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln sowie durch Essen giftiger Beeren, Pilzen und _______________________________________________________________________________________ 11 Max Hormaier Skriptum / Erste Hilfe ________________________________________________________________________________________________________________________ verdorbener Nahrungsmitteln entstehen. Zu den allgemeinen Symptomen zählen Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerz, Durchfall, Koliken und Bewusstseinsverlust. Erwachsene zum Erbrechen bringen [nicht bei Vergiftung durch ätzende Mittel], solange sie noch bei Bewusstsein sind. Auf keinen Fall jedoch Kleinkinder [Alter 1 bis 4 Jahre], da Erstickungsgefahr besteht. Bei Atemstillstand eine Atemspende geben, nicht jedoch bei einer Blausäurevergiftung, da hier die Gefahr einer Selbstvergiftung besteht. Bei Bewusstlosen darf kein Erbrechen herbeigeführt werden. Vergifteten in eine stabile Seitenlage bringen. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf und Anruf bei der örtlichen Informations- und Beratungszentrale für Vergiftungen mit folgenden Angaben: 1. 2. 3. 4. Eingenommenes Gift Zeitpunkt der Gifteinnahme Aufgenommene Menge Uhrzeit der ersten Vergiftungserscheinung Verrenkung Typisch ist eine immer sehr schmerzhafte, abnorme Gelenkstellung am Arm oder am Bein. Auf keinen Fall versuchen, das betroffene Gelenk zu bewegen oder selbst einzurenken. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf Verschlucken Dem Betroffenen bei hoch gehaltenen Armen Schläge zwischen die Schulterblätter geben. Kleinkinder sind mit dem Kopf nach unten zu halten. Erwachsenen kann man auch entsprechend über einen Stuhl lagern. Bei Atemstillstand eine Atemspende geben. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Notruf Verstauchung Anzeichen sind heftige Anfangsschmerzen, die oft schnell vergehen. Mit einem vorsichtigen Bewegungsversuch kann man feststellen, dass eine Bewegungsmöglichkeit zwar vorhanden, allerdings schmerzhaft eingeschränkt ist. Der Betroffene ist ruhig zu lagern, kalte Umschläge lindern die Beschwerden und dämmen ein Anschwellen im Gelenkbereich ein. Wunde Wunden dürfen nicht berührt, nicht ausgewaschen und nicht desinfiziert werden. Auch eine Behandlung mit sogenannten Hausmitteln sollte unterbleiben. Die Wunde muss dem Arzt so gezeigt _______________________________________________________________________________________ 12 Max Hormaier Skriptum / Erste Hilfe ________________________________________________________________________________________________________________________ werden, wie sie durch die Verletzung entstanden ist. Ein trockener und keimfreier Verband mit Verbandpäckchen ist ausreichend. In der Wunde steckende Fremdkörper dürfen nicht entfernt werden, sie müssen in den Verband einbezogen werden. Zusätzliche Sofortmaßnahme: Ärztliche Behandlung [Gefahr von Wundstarrkrampf] _______________________________________________________________________________________ 13 Max Hormaier