ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik 1

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ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
r. born
Motto: "Wenn er auf einen Straßenmarkt Kleidung verkauft,
würde ich doch denken, dass er rechnen kann !
-- Mit Preisen ja, mit Konsequenzen nein."
[John Berger: Auf dem Weg zur Hochzeit, 1996]
1. Erwartungshaltungen gegenüber der Ethik
Im Kontext des (so genannten) Alltagsdenkens findet sich sehr oft folgende Meinung: „Ethik rechnet
sich NICHT !1“ - - „Ethik ist etwas für den Sonntag, und für unverbindliche Festreden!“
Dieser Meinung möchte ich (zumindest teilweise) vehement widersprechen 2. Sie beruht auf einem
Alltags-SKEPTIZISMUS und einer Art von Wissens-Relativismus (s. u. Putnam und Cavell) die beide
für das Handeln in einer modernen, d. h. technologisch geprägten und wirtschaftlich dominierten
“Lebenswelt/Lebensform“ als Grund–Einstellungen tödlich sind. Sie verstellen uns nämlich den Blick
für neue Lösungen und untergraben das Bemühen sich mit den inhaltlichen Grundlagen
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des
modernen Lebens auseinander zusetzen und vor allem “vertraut“ zu machen. Jene mangelnde (oder
eingeschränkte) Vertrautheit
4
(s. u. Saint Exupéry: der Fuchs [und demgegenüber unsere Regeln,
durch die wir die Vertrautheit zu ersetzen/eliminieren] trachten) macht es möglich, uns der
Verantwortung für unser Handeln (wir berufen uns nur allzu leicht und allzu gerne auf Regeln und
Sachzwänge) zu entheben !
Nehmen wir folgendes Bild: Ein hungriger Hund sitzt vor einen Maschenzaun, hinter dem ein großes
Stück Fleisch liegt! Er versucht immer wieder auf dem kürzesten Weg durch den Zaun “hindurch“ zu
1
) Wobei natürlich die bestätigenden Instanzen für eine derartige Behauptung im Sinne einer selffulfilling prophecy sehr
oft auch mutwillig erzeugt und manipuliert werden, ein Verhalten, das selbst keineswegs als wissenschaftlich einwandfrei
oder als "ethisch" bezeichnet werden kann. Sh. unten das Beispiel mit dem Lackmuspapier !
2
) Nämlich insofern als Ethik auch unter der Woche ein aktuelles Thema ist!
3
)Das gilt auch für die Grundlagen und Anwendungsbedingungen der modernen ÖKONOMIE und deren Modelle. Nur in
letzteren haben wir es mit vollständigen Informationen und scharfen Begriffen zu tun. In der Praxis des Lebens müssen wir
Entscheidungen auf der Basis von unvollständigen Informationen und mit unscharfen Begriffsbildungen fällen und
brauchen dringend so etwas wie (reflexive, auf Sachverständnis aufbauende) “Korrektur-SPIELRÄUME“ um flexibel (aber
auch kreativ, innovativ und wettbewerbsfähig) reagieren und handeln zu können.
4
) Ich benutze gerade hier, wo es um Ethik und damit die Möglichkeit einer wertenden, reflexiven Beurteilung und
mögliche Korrektur unserer Handlungen geht, die störenden !!! Klammerausdrücke absichtlich, um einerseits den
Lesefluss zu hemmen und andererseits durch ein reflexives Innehalten zusätzliche (implizite) Aspekte eines Themas
sichtbar werden zu lassen, wirken zu lassen, ohne sie immer explizit anzusprechen. Die eigentliche Botschaft sind die
Konsequenzen, die ein Leser selbst zieht. Ich bitte den Leser um Verzeihung für dies Willkür!
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kommen. Erst wenn man den Hund gewaltsam ein paar Meter vom Zaun zurücknimmt, kann er
erkennen (unsere Deutung), dass etwas weiter links (oder rechts) ein Loch im Zaun ist, durch das er
zum Fleisch gelangen kann. -- Erst der Abstand von den "Sachzwängen", den Regeln, innerhalb derer
(als Rahmen gesehen) man die Lösung eines Problems zu suchen sich gezwungen fühlt, ermöglicht es,
auch andere Lösungen [Cf dazu Watzlawick: Lösungen5] zu finden. Nicht zuletzt Lösungen, die mit
einem "menschlichen Augenmaß" verträglich sind. Man kann letzteres auch "reflexive Distanz" oder
"reflexive Korrektur" nennen. [Cf dazu die Gedanken zur “japanischen Perspektive“ in einem
Ausschnitt aus dem Holzschnitt “Die achtteilige Brücke bei Mikawa“ von Hokusai: Diskussion in der
Fußnote6.]
5
) Bekannt ist das von Watzlawick [p 46 ff] diskutierte Beispiel der Verbindung von neuen Punkten durch einen Strich,
und zwar ohne dabei abzusetzen. Erst durch ein Heraussteigen aus dem vorhanden
System und die Einbettung in einen übergeordneten Rahmen springt die tatsächliche Lösung ins Auge und fällt auf, welche
falschen Annahmen als Voraussetzung für die Suche nach einer Lösung gemacht wurden.
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) Es ist nicht nur wesentlich, dass im Ausschnitt des Holzschnittes die Personen im hinteren Teil der Brücke gleich groß
sind wie vorne. Es geht auch darum sich bewusst zu machen, dass die Mittel zur Erzeugung von Tiefenwahrnehmung
(abendländische Perspektive, erfunden in der Zeit der Rennaissance) nicht die Mittel sind, mit denen “Tiefe“ im Gehirn
erzeugt wird. Die wissenschaftstheoretische Pointe dazu ist, dass wir allzu willig aus der “Logik der Rechtfertigung“
wissenschaftlicher Erkenntnisse (z.B. wenn wir die "Grammatik" der Sprache eines Steinzeit-Stammes auf Neu-Guinea
explizieren) Regeln zur Erzeugung letzterer (also z.B. die Grammatik als benutzbare oder deskriptive Regeln zur
Erzeugung sinnvoller Sätze in dieser Sprache) zu gewinnen versuchen, was darauf hinausläuft, dass wir z.B. die Bedeutung
und Anwendungsbedingungen von Wissenschaft (cf. Gefangenen-Dilemma, s. u. ) missverstehen. Im Beispiel der
sprachen müssten die "grammatikalischen Regeln" fälschlicherweise im "Kopf" der Sprachbenutzer sein, obwohl sie nur
von uns erfunden wurden, um sinnvolle Sätze "erzeugen" bzw. in ihrer Gestalt "reproduzieren" zu können. Fazit: die
(gramatischen) "Regeln" beschreiben das sprachliche Denken nicht! Sie werden vom Primärbenutzer i. a. keinesfalls
bewusst eingesetzt, Das bedeutet aber keineswegs, dass sie für die Praxis eines Linguisten unwichtig sind und nicht für die
Programmierung eines Computers äußerst nützlich sein können. Man muss sich nur klar machen, dass ihr Status ein
anderer ist als man gemeinhin glaubt! - Sie sind ein Paradebeispiel für das Verhältnis von theoretischem und sogenanntem
praktischem Wissen. Sie spielen auch beim Erlernen einer (Fremd-) Sprache durch Erwachsene eine wichtige Rolle (nur
welche genau?). Kinder lernen eine Sprache bekanntlich eher im Kontext von Situationen, sie wachsen (oder leben sich) in
eine Sprache hinein.
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Und eben darum geht es in der Ethik (auch7). Ethik selbst liefert zwar keine unmittelbaren Lösungen
für konkrete (z.B. Entscheidungs-)8 Probleme, aber sie kann unsere Einstellungen und unsere
Motivationen so beeinflussen, dass wir nach Lösungen suchen (insbesondere. im Kontext wirtschaftspolitischer Entscheidungsprozesse), Lösungen, die langfristig gesehen, wesentlich fruchtbarer sind und
das Überleben von uns allen (im Sinne einer Maximierung auch des sog. “Gemeinwohles“ einer
Familie/ einer Gruppe / eines Staates, einer Nation [als ethisch begründbarem, expliziten Wert] und
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) U. a. nämlich um eine angemessene Reflexion der Bedeutung dessen, was einen Menschen ausmacht (i. Sinne eines
menschlichen Augemaßes). Dieser wird entgegen der "europäischen Perspektive" auch im hinteren Teil, in der Tiefe des
Bildes, in seiner "Bedeutung ALS Mensch" gleich groß dargestellt wie die Menschen im Vordergrund. -- Man darf eine
derartige Metapher natürlich nicht überziehen. Die wissenschaftsphilosophische Konsequenz der “japanischen Perspektive“
habe ich schon angesprochen. In diesem Zusammenhang mag es auch interessant sein auf das Buch von Nonaka/ Takeuchi
("The Knowledge-Creating Company", engl. 1995) hinzuweisen, in dem die Bedeutung desreflexiven
"Wissensmanagements" für die "DYNAMIK DER INNOVATION" in der japanischen Wirtschaft untersucht wird.
8
) Schließlich sollte man Entscheidungen nicht ohne Berücksichtigung von inhaltichem Wissen fällen.
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nicht nur kurzfristiger, individuelle/egoistischer Vorteile9) in einem gewissen Sinn unterstützen. Damit
habe ich schon einen wesentlichen Punkt der praktischen Bedeutung von Ethik genannt, nämlich
langfristige Lösungen und die Motivation diese “auch“ zu suchen, begründet durch die Übernahme
von Verantwortung für die Konsequenzen unserer Handlungen. Dies ist ein Punkt, an dem Ethik (als
praktische Anregung, Regelung des Verhaltens mit und zueinander auf der Grundlage moralischer
Regeln (genauere Spezifikation s. Fußnote 10) in das tägliche Leben eingreifen kann.
D.h. primär sollte man nicht die (klassische/ontologische, in der Entstehung der griechischen
Philosophie verankerte) Frage stellen: "Was IST11 Ethik", sondern: "WOZU DIENT ETHIK?"
Welche Aufgabe, welche Funktion hat Ethik (und das ist durchaus auch empirisch gemeint) zu
erfüllen. In der Praxis des Managements, z.B. von Hilarion G. Petzold 12 betont, geht es heute mehr und
mehr um ein reflexives Management, um einen "verständigen13", diskreten, verantwortungsvollen
Umgang mit Wissen durch Manager, um Wissensmanagement im allgemeinen und in diesem Sinne
geht es im Management um ein "REFLEXIVES MANAGEMENT". Dabei ist klar, dass das
klassische Instrumentarium der Betrieswirtschaftslehre mit einer gewissermaßen reflexiven Distanz,
einem menschlichen Augenmaß in die BEWERTUNG von Anwendungs-Ergebnissen einzubringen
ist. Dies ist der Ort an dem sich Ethik "praktisch" nützlich machen könnte, indem z.B. ähnlich den
(eingeschränkten)
Umweltverträglichkeits-Überlegungen
eine
Werte-Verträglichkeit
in
die
Beurteilung der “wirtschaftlichen“ Maßnahmen und in die Abschätzung der Rezeption und deren
Auswirkungen und Konsequenzen eingeht. Die besten Maßnahmen (etwa die einer absolutistischen
9
) Umweg-Rentabilität, wobei man den unmittelbaren Nutzen einer Handlung nicht erkennen kann, geht in den KostenNutzen-Kalkül normalerweise nicht ein. Denn diese setzt ja so etwas wie einen "ungeschriebenen" Vertrag der
Nachbarschaftshilfe voraus, also implizite ethische Normen, die aus diversen Gründen in den Rechnungen nicht
aufscheinen, aber so lange sie noch vorhanden sind das soziale Netz zusammenhalten. D. h. die (wissenschaftstheoretisch
gesehen) "notwendige" Unvollständigkeit (Makro-) Ökonomischer Theorien bedarf der Korrektur durch das "menschliche
Augenmaß" in der Praxis mikro-ökonomischen Handelns. Wenn wir dort die "Ethik" oder unser natürliches "moralisches
Empfinden" eliminieren und ökonomisch instrumentalisieren zerstören wir einerseits die "Gültigkeit" der Theorien (weil
die Mikro-Daten für die Makro-Theorie nicht mehr erzeugt werden) und zerstören andererseits unsere Überlebenschancen
(nämlich die Motivation zu Innovation und Kreativität). Cf dazu unten das Musil-Beispiel.
10
) Ethik (von griechisch Ethos, Sitte, Gewohnheit), auch Moralphilosophie beschäftigt sich u. a. mit den sogenannten
moralischen Phänomenen und Werten. Die normative Ethik diskutiert, welche Moral die richtige ist. Die
Moralwissenschaft untersucht z.B. die psychologischen, biologischen, sozialen und historischen Grundlagen moralischer
Erscheinungen. In der Meta-Ethik beschäftigt man sich mit der Abgrenzung moralischer von nicht-moralischer
Phänomenen und untersucht die erkenntnistheoretischen, sprachphilosophischen und ontologischen Grundlagen
moralischer Urteile/Behauptungen.
11
) Es hat sich heute (mit Ausnahme von ein paar Unverbesserlich ewig gestrigen -- aber auch das gehört zum Genpool der
menschlichen Geistesentwicklung -- dass die klassische "Was IST?" -Frage, zunächst durch die Frage "Was kann ich
Wissen?" (Descartes) ersetzt wurde und schließlich, seit der Entwicklung der modernen Logik durch G Frage (und der
darauf aufbauenden Entwicklung der Computerwissenschaften) vor allem im Gefolge der Philosophie L. Wittgensteins
(der selbst hervorragende Beiträge zur Entwicklung der Einzelwissenschaften lieferte) zu der modernen Frage führte "Was
kann ich verstehen?" (als Grundlage reflexiver Korrektur im Alltagsdenken). Diese sogenannte "linguistische" Philosophie
berücksichtigt vor allem den Ausdruckreichtum und die Grenzen der von uns benutzen Mittel zur Darstellung von Wissen
und führt weiter zum Thema "Umgang mit Wissen!".
12
) Petzold hat u. a. auch das "Coaching" der Manager bei der Reorganisation von Skoda geleitet.
13
) daher ist das Hauptthema der modernen angelsächsischen, von Österreich ausgegangenen sogenannten analytischen
Philosophie: die "Bedeutungsanalyse", das inhaltliche "Verstehen" von Behauptungen mit Erkenntnis-Anspruch.
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wirtschaftlichen Aufklärung) nützen nichts, wenn sie “torpediert“ werden, weil die Ausführenden nicht
dahinter stehen. Das gilt für ökonomische Zusammenhänge genauso wie für die Betriebsleitung eines
Atomkraftwerkes, deren Mitglieder nur an der Maximierung ihres persönlichen Nutzens interessiert
sind und nicht auch das Gemeinwohl und die besondere Verantwortung bei der Bewältigung ihrer
Aufgaben vor Augen hat. Die Reduktion ihres Verhaltens auf Handlungs-Regeln bzw.
Problemlösungsrezepte ist zu wenig14, weil sie Verantwortung, Motivation und Ethik eliminiert -- und
damit wesentliche Momente unserer Reaktions- und Korrekturmöglichkeiten.
Zur Motivation (aller Beteiligten) gehört also auch ein Verständnis und eine Verträglichkeit von
Handlungen mit dem jeweiligen (internalisierten) Wertesystem einer Gruppe (auf der Basis ethischer
Begründungen, die zu moralischen Regeln führen können)15 von Menschen. Dazu gehört aber sicher
auch die Bereitschaft zu einem offenen, verständnisbereiten Dialog zwischen unterschiedlichen
Systemen (cf. dazu die Schwierigkeiten in der Arbeit der UNO bei der Umsetzungen der
Menschenrechts–Deklarationen!)
Vorweg ein "Bild" Saint-Exupéry. Bekannt ist wahrscheinlich das Zitat (beim Abschied des kleinen
Prinzen vom Fuchs), dass man nur mit dem Herzen gut sieht. Nur dann kann man sich auch auf
jemanden (anderen) einlassen, sich mit dessen Wissen vertraut16 machen, ihn zu "verstehen"
versuchen, sich einen Reim auf sein Verhalten zu machen. Natürlich ist damit auch die Spannung von
rationalem und emotionalem Denken gemeint (in dieser Form ist es ja inzwischen wieder modern, cf.
das Schlagwort von der "emotionalen Intelligenz") -- ein Thema das schon in B. Pascals “Le Coeur et
ses Raisons/Pensées“ anklingt.
Aber im allgemeinen wird Saint Exupéry nicht vollständig zitiert.
14
) Das theoretische Prob lem (das in der Fachliteratur intensiv diskutiert und auch mit Hilfe von Computersimulationen
analysiert wird) ist, ob sich aus der Maximierung des individuellen "Nutzens" und der Wechselwirkung der Individuen auf
der Makroebene tatsächlich "Gemeinwohl" einstellen kann. Die vielzitierte Maxime des Utilitarismus ("Gut ist das, was der
größtmöglichen Zahl von Menschen nützt!") sollte nicht als Handlungsanweisung auf der individuellen Ebene verstanden
werden, weil sie nämlich sonst genau das Gegenteil bewirkt, was sie erreichen oder erklären möchte.
15
) Amartya Sen [Rational Fools: u. a. 109] argumentiert gegen die klassische Unterscheidung von Egoismus und
universalisierten (mH) moralischen Systemen, insbesondere bei der Beurteilung von (ökonomisch analysierbarem)
Verhalten, da Gruppen zwischen Individuum und allen anderen vermitteln und den tatsächlichen “focus of many actions
involving commitment“ liefern. Egoismus als Beschreibung von Motivation (und Basis von Ökonomie) wird abgelehnt
aber nicht zugunsten einer fundamentalistischen (mE) universalisierten Moralität. -- Die Rolle der Gruppenaktivität istes
auch, die letztlich Kooperation ermöglicht, so dass entgegen der gängigen Anayse durch das Gefangenen Dilemmas selbst
in kontrollierten Experimenten und unter [sterilen (mE)] Laborbedingungen “people playing the Prisoner‚s Dilemma
frequently do the unselfish thing“.
Cf. die Diskussion im Text.
16
) p55 “Man kennt nur die Dinge, die man zähmt“ sagte der Fuchs.
p 54 “Zähmen ... bedeutet sich >vertraut machen<“ (sich mit einer Sache inhaltich auseinandersetzen -- mE)
p55 “ Die Menschen haben keine Zeit mehr irgendetwas kennen zulernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften.
Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr“. [Ein Versuch auch diesen Aspekt
unseres Lebens zu instrumentalisieren und ökonomisch verwertbar zu machen sind die sogenannten Partnerschaftsinstitute
und deren Praktiken.]
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Nur wenn man sich zuvor mit einer Sache vertraut gemacht hat, ist man "gewillt" die Konsequenzen
seines eigenen Handelns sehen, und zwar mit dem Herzen (zu sehen), weil man etwas spüren kann,
weil die persönliche Betroffenheit eine Rolle spielt. Diese Betroffenheit aber ist es, die einerseits das
Herz (als Metapher), d. h. genauer die Emotionen, anspricht (welche ja in der ökonomischen Rechnung
auszuschalten sind und dann offenbar in der Bewertung von Rechenergebnissen keine Rolle mehr
spielen dürfen). Der Fuchs aber sagt zum kleinen Prinzen (und zu dessen Verhältnis zu seiner Rose
p58): “Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine
Rose verantwortlich ... “ -- Es ist interessant, um die nüchterne Rationalität unseres normalen
wissenschaftlichen Diskurses wieder zum Zug kommen zu lassen, dass genau dieses Denken, nämlich
sich inhaltlich mit den Bildern/Metaphern auseinander zusetzen, die im so genannten diskursiven (im
Unterschied zum poetischen) “Diskurs“ der Vermittlung von Wissen dienen, eigentlich schon seit
längerem im “modelltheoretischen Ansatz der modernen Wissenschaftstheorie“ (und den sich daraus
ergebenden Folgen für die Ethik17) berücksichtigt. Hilary Putnam, Harvard Professor, vorher u. a. am
MIT, der bedeutendsten Technik-Universität der Welt, hat dieses Problem der persönlichen und
inhaltlichen Betroffenheit in "Renewing Philosophy" (Zur Erneuerung der Philosophie [ReclamAusgabe 1997: p 24518]) besonders schön auf den Punkt gebracht:
“Wer nur dann handelt, wenn die ‚geschätzten Nutzenwerte‘19 günstig sind, führt kein sinnvolles
menschliches Leben. Selbst wenn ich etwas zu tun beschließe, dessen ethischer und sozialer Wert
zweifelsfrei feststeht (...), geht es bei dieser Entscheidung nicht darum, ob es gut ist, dass jemand
dergleichen überhaupt tut, sondern darum, ob es gut ist, dass ich -- Hilary Putnam -- das tue. Die
Antwort auf diese Frage kann nicht von nachgewiesenen wissenschaftlichen Fakten abhängen, einerlei,
wie großzügig die Bedeutung des Begriffs ‚wissenschaftlich‘20 interpretiert wird.“
17
) [cf. H. Putnam : Realism with a Human Face .-- Ethics and Aesthetics pp 135 - 217: Insbesondere "Objectivity and the
Science/Ethics Distinction" pp163 - 179] -Interessant wäre eine Untersuchung von Top Managern hinsichtlich ihrer Beurteilung von Erfolg bei Beurteilung der
eingesetzten Mittel unter ethischem Gesichtspunkt. Hat man lieber einen Erfolg, der mit einem guten Gewissen vereinbar
ist, auch wenn man sich dabei ein bisschen mehr anstrengen musste -- oder geht man lieber den Weg des geringsten
Widerstandes, d. h. hält sich an etablierte Rezepte und klammert Ethik prinzipiell aus ?
18
) Ich zitiere hier absichtlich im Text, weil es mir so wichtig erscheint !
19
) Cf Words and Life: Pragmatism and Moral Objectivity pp 151 - 182
20
)Auf das Thema Wissenschafts-Verständnis kommen wir unten zurück ! Original: “Someone who acts only when the
‚estimated utilities‚ are favourable does not live a meaningful HUMAN life (m. H.) Even if I choose to do something of
whose ethical and social value there is absolutely no doubt, say to devote my life to comforting the dying, or helping the
mentally ill, or curing the sick, or relieving poverty, I still have to decide not whether it is good that someone should do that
thing, but whether it is good that I Hilary Putnam, do that thing. The answer to that question cannot be a matter of wellestablished scientific fact, in however generous a sense of “scientific“.
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In Stanford [cf. Barwise/Etchemendy: Hyperproof]21 wird daher sogar formale Logik in diesem Sinn
unterrichtet, was weitreichende positive Konsequenzen für die Thematik des “Wissens–Managements“
(u. a. im Bereich der Betriebswirtschaftslehre) hat. Für unseren Kontext bedeutet das, dass die
“Inferenzstrukturen“,
also
die
diskursive
Akzeptanz/Nachvollziehbarkeit
und
argumentative
Durchsetzung von Behauptungen und (z.B. wirtschafts–politischen) Maßnahmen [z.B. einem
Sparpaket, das auf der Idee des “Gemeinwohles“ aufbaut aber nicht argumentierbar erscheint], d. h.
also die Inferenzstrukturen auf der Basis von Anschauung und Modellen und auch hinsichtlich (einer
allfälligen) persönlicher Betroffenheit SO sichtbar gemacht und “nachgezeichnet“ werden müssen (ins
Blickfeld gerückt werden müssen, berücksichtigt werden müssen), dass dadurch die "impliziten"
Wertsysteme und damit Ethik allgemein zum Tragen kommt. -- Man versteht nur das (um nochmals an
Saint Exupéry anzuknüpfen) wirklich gut, wovon man sich ein Bild/Modell machen kann und eine
Situation vorstellen/ konstruieren kann, in der das fragliche Wissen relevant ist, so dass man
gewissermaßen -- horribile dictu22 -- davon betroffen sein kann.
Damit gelangen wir zunächst in den Themenkreis einer Verantwortungsethik, die sehr wichtig ist,
aber für sich alleine genommen zu kurz greift. Ein Aspekt ist (gerade heute) besonders wichtig: Um
Konsequenzen (von Handlungen) ALS "Konsequenzen" erkennen zu können und um sich dafür
verantwortlich fühlen zu können, muss man die kausalen Zusammenhänge sehen “wollen“. [Wenn
man den Blick dafür in der universitären Ausbildung eliminiert (anders als etwa an den diversen
"business schools" im anglo-amerikanischen Bildungsbereich, wenn auch cum grano salis), wenn man
die Antennen dafür kappt, dann darf man sich einerseits nicht über mangelnde Innovationsbereitschaft
und Wettberwerbsfähigkeit in der Wirtschaft wundern aber auch nicht über fehlendes
Verantwortungsbewusstsein
beklagen!]
Eine
klassische
Immunisierungsstrategie
dagegen
(Zusammenhänge sehen zu können) ist, nicht hinzuschauen, wie es “wirklich“ ist und sich auf einen
Alltags-Skeptizismus oder Relativismus23 hinauszureden. Die tatsächliche Funktion des Skeptizismus
ist aber eine ganz andere!
21
) Und u. a. in Linz im Rahmen der Ausbildung für Wirtschaftsinformatiker
) Anne Michaels, hat dieses Problem der persönlichen Betroffenheit, die uns durch keine Wissenschaft (egal wie weit
gefasst -- cf. Putnam) abgenommen werden kann, in Ihrem Buch “Fluchtstücke“ in der Figur des Geologen “Athos“
auszudrücken versucht. Im einem Fall spricht sie sogar von “lyrischer Geologie“ (p 225), welche die Studenten besonders
ansprach, begeisterte und “formte“. Aber all das ist natürlich für einen Universitätslehrer besonders schwer (und zum Teil
verpönt), denn es wird eine Vertrautheit mit dem Stoff und einem Verständnis vorausgesetzt, welches über ein
unpersönliches, instrumentelles Wissen, das nicht unter die Haut geht, weit hinausgeht. -- In der feministischen Philosophie
wird die Problematik unter dem Stichwort “caring“ behandelt. Cf dazu auch das Problem der “sozialen Kompetenz“ im
Bereich des internationalen Managements.
23
) Alles ist relativ, es gibt kein objektives, verlässliches Wissen und außerdem kann man sowieso nichts ändern! -- Leider
steckt da sehr viel "gemachte" Wahrheit drinnen! -- Denn einerseits sind steigt die Frustration derer, die etwas tun wollen
und nicht können bzw. dafür bestraft werden, zum anderen aber ist es schlecht, wenn sich niemand mehr bemüht. Wir sind
dann in einer Schulklasse in der alle schwindeln wollen aber niemand mehr da ist, von dem man abschreiben könnte, der
tatsächlich etwas gelernt hat.
22
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Man kann nämlich den Skeptizismus (in seiner breiten Form als die Verneinung der Möglichkeit
jedweden Wissens und dem Dilemma welchem Wissen wir trauen sollen) zwar nicht intellektuell oder
argumentativ widerlegen, wohl aber kann man dem skeptischen Impuls insofern widerstehen, als man
die überzogene Fragestellung und deren Ursprung durchschaut (L. Wittgensteins philosophischer
Ansatz). Vor allem aber kann man den Skeptizismus (Cavell und Putnam in Weiterführung von
Wittgenstein) als positive Aufforderung zur Reflexion insofern annehmen und als Herausforderung
akzeptieren, nämlich als "Aufforderung zur Offenheit gegenüber Korrekturen und als Aufforderung
zur Zusammenarbeit und zur Toleranz gegenüber anderem 'Wissen‘ ", Wissen, das man sich in seinem
Zustandekommen (und seiner Nachvollziehbarkeit/nicht zuletzt auch durch konstruktive Kritik)
“zugänglich“ machen kann, und zwar ohne deshalb in einen Relativismus/Subjektivismus verfallen zu
müssen, etwa nach dem Feyerabendschen (vielfach missverstandenen) Motto “anything goes“ (und ist
erlaubt, solange es nur der Maximierung meines persönlichen Nutzens dient!).24
Es ist klar, dass wir damit in die Schere fachinterner klassischer ethischer Diskussionen geraten,
nämlich eine Diskussion um die Wahl “der“ richtigen Moral [besser einer geeigneten], die im
24
Die auf dem Utilitarismus aufbauende Formel von der Nutzenmaximierung ist eine vielfach missverstandene theoretischexplanantorische Makro-Behauptung, die keinesfalls als unmittelbare Handlungsanweisung auf der individuellen Ebene des
täglichen Lebens verstanden werden sollte. -- Der Bezug zum Skepticismus aber erhellt nicht zuletzt aus folgendem Zitat
von Stanley Cavell [Conditions handsome and Unahdsome: 24-25)]: “... skepticism is neither true nor false but a standing
human threat to the human concdition; … this absence of the victor (in der Diskussion zwischen Skeptiker und
Antiskeptiker) is to help to articulate the fact that, in a democracy embodying good enough justice, the conversation over
how good its justice is must take place and must also have no victor, that is not because agreement can or should always be
reached, but because disagreement, and separateness of position, is to be allowed its satisfactions, reached and expressed in
particular ways. … Responsibility remains a task of responsiveness."
8
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ökonomischen Entscheidungs-Findungsprozess [der ja heute vor allem spieltheoretisch diskutiert,
analysiert und umgesetzt wird; s. u. das Modell des Gefangenendilemmas als Definitionsgrundlage für
individuelles, egoistisches Verhalten] zweifach eingreifen kann: einerseits zur Beurteilung von
Konsequenzen (Verantwortungsethik) [Teleontologie / Konsequentionalismus] und andererseits als
Gesinnungsethik [Deontologie/Pflichtethik, darunter fällt Kants berühmter Kategorischer Imperativ als
formales Kriterium25] Die Pflichtethik geht von den/unseren Pflichten aus, die unsere Handlungen nach
deren "Güte" bestimmen sollen].
Die Antwort auf die Frage, was "SOLL" ich in einer bestimmten Situation tun, hängt aber sowohl von
unserem Wissen, als auch von unseren internalisierten Werten (in entscheidender Weise) ab.
In Ergänzung zum obigen Zaunbeispiel möchte ich zur Rolle der Ethik noch folgende Überlegung und
folgendes Beispiel anführen: Viele von uns haben sicher schon die Erfahrung gemacht, dass wir einem
Freund etc. in einer kritischen Situation dadurch geholfen haben, dass wir das Umfeld dieser Situation
mit Ihr/ihm "besprochen" haben und kontroverse Sichtweisen aufgelöst haben. Dadurch haben wir zu
einer Lösungsfindung (für sie/ihn) beigetragen. Später hatten dann unsere Bekannten/Freunde etc. den
Eindruck, die Lösung hätten sie ganz alleine gefunden. Dies führt dann gelegentlich in ähnlichen
(Problem-) Situationen dazu, dass sie nur noch die technischen Lösungsansätze/Regeln (ihrer
Erfahrungen) in eine neue Situation übertragen und die Analyse des Umfeldes übersehen und mit
niemanden mehr darüber diskutieren/reden. Das Ergebnis sind häufig Fehlanwendungen ihrer
"(Lösungs-)Technik"26. Dazu ein positives historisches Beispiel: John Maynard Keynes, der unter
anderem auch Mitglied der Literatengruppe "Bloomsbury Group" (mit Virgina Woolf als einer der
bekanntesten Vertreterinnen) war [der Mentor dieser Gruppe war der Philosophie/Ethikprofessor und
Wittgenstein-Freund G. E. Moore aus Cambridge], hat bekanntlich mit seiner "Allgemeine Theorie der
Beschäftigung, des Zinses und des Geldes" wesentlich zur Lösung der in den dreißiger Jahren zustande
gekommenen Wirtschaftskrise beigetragen. Entscheidend war dabei, dass seine ethische Motivation
ihn dazu geführt hat, technische Lösungen zu suchen und zu finden, mit deren Hilfe die ursprünglichen
Sachzwänge bzw. wirtschaftspolitischen Argumentationen der etablierten Ökonomen überwunden
werden konnten. D. h Keynes lieferte eine ethisch motivierte, wissenschaftliche Begründung für
Handlungsalternativen in der Wirtschaftspolitik.
Einen wesentlichen persönlichen Beitrag dazu
leistete der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein, der nicht nur mit Keynes eng befreundet
war sondern in den zwanziger Jahren wochenlang bei Keynes zu Gast war und mit ihm und Frank
25
) Der Kategorische Imperativ ist also nur ein einziger und zwar dieser: handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du
zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.
... so könnte der allgemeine Imperativ der Pflicht lauten: handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen
Willen zum ALLGEMEINEN NATURGESETZE werden sollte.
26
) Man muss die Voraussetzungen für die Anwendbarkeit beachten, d. h. entsprechend beurteilen, analysieren und
interpretieren.
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Ramsey diverse Grundlagen (etwa zur Wahrscheinlichkeitstheorie, die für Keynes Theorien relevant
waren) intensiv diskutierte (und damit Keynes Revisionen beeinflusste).
2. Wozu dient Ethik überhaupt, wie könnte Ethik funktionieren ?
Julian Nida-Rümelin [Angewandte Ethik] z.B. betont, dass die Abschätzung der Folgen unserer
Handlungen
und
der
Umgang
mit
Risikosituationen
ein
wesentlicher
Bestandteil
jeder
anwendungsbezogenen ethischen Theorie sein muss. Und gelegentlich ist es sicherlich (angesichts
empirischer Unsicherheiten, die wissensabhängig sind) sehr schwierig, zu entscheiden, welche
konkrete
Handlung
moralisch
richtig
ist.
Deshalb
braucht
man
ein
Spektrum
von
Handlungsmöglichkeiten, die unter einem übergeordneten "ethischen Gesichtspunkt" akzeptabel ( &
zielkonform) erscheinen können und man braucht einen entsprechenden "Korrektur-Spielraum". Das
ist genau das, was ich mit “reflexiver Korrektur“ meine, einer Korrektur, die nicht nur (cf. oben
Watzlawick: Lösungen) systemintern vor sich geht, sondern Kontext, Einbettung und Außenwirkung
mit27 berücksichtigt. Der Korrekturspielraum setzt zwei Dinge voraus: Den Willen zum Dialog und
den Willen zur Kooperation (siehe die Literatur: Hartkemeyer/Dhority und Spektrum der Wissenschaft
Digest: Kooperation und Konkurrenz). Im Bereich der Kooperation ist entscheidend, dass von außen
gesehen (aber nicht notwendig von innen, d. h. wenn man nur eine kurzfristige Beurteilung von
Handlungskonsequenzen berücksichtigt), folgendes der Fall ist: Die individuelle Optimierung für die
Beteiligten, kann zu einem Ergebnis führen, "das alle schlechter stellt als eine mögliche andere
Kombination individueller Entscheidungen" (Nida-Rümelin, p.18). Das klassische Paradigma zu dieser
Situation ist das sogenannte Gefangenendilemma (s. u.). Dieses hat sowohl bei Projektion in den
Alltag, wie auch bei politischen, unternehmerischen Entscheidungen
genau folgende Struktur:
"Individuelle Optimierung führt zu einem Ergebnis, das pareto-ineffizient ist, d.h. das mindestens eine
Person schlechter stellt, ohne eine andere Person besser zu stellen als eine andere mögliche
Kombination individueller Entscheidungen" (Nida-Rümelin, p.19). Kooperatives Verhalten scheint
also "kurzfristig gesehen/aus rein theoretischer und damit eingeschränkter Sicht" nicht "individuell"
optimierend zu sein (wenn man kein Gemeinwohl vor Augen hat). Hier muss man aus dem
Diskussionsrahmen heraussteigen, um das langfristig bessere Ergebnis für uns alle (theoretisch kann es
von einer höheren Warte gerechtfertigt werden, cf. Nigel Howard) sichtbar zu machen. Dieses
Heraussteigen ist im allgemeinen reflexiver Natur und setzt die Benutzung etablierter
Wertvorstellungen/moralischer Grundüberzeugungen voraus. D. h. würden wir uns nur den
27
) Das bedeutet natürlich nicht, dass man handlungsunfähig werden soll, sondern nur, dass man in Krisen- oder
Ausnahmesituationen das ganze Spektrum von berücksichtigungswürdigen Faktoren zur Verfügung hat.
10
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
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lokaloptimierten ökonomischen Theorien überlassen, würden wir langfristig Nachteile für uns alle in
Kauf nehmen müssen.
Zimmerli/Aßländer (Wirtschaftsethik: p. 295) legen nahe, dass im wirtschaftspolitischen Kontext
"Entscheidungen unter Bedingungen des partiellen Nichtwissens und der Unsicherheit" zustande
kommen, weil "der jeweils Handelnde nicht weiß, wie sich die übrigen Akteure verhalten". Das
Individuum ist daher gezwungen, Annahmen über das Verhalten der anderen Marktteilnehmer zu
treffen, um hieran die eigenen Handlungsstrategien ausrichten zu können.
Da der ökonomische
Rationalitätsbegriff [cf. die Kritik an den philosophischen Grundlagen der Ökonomie durch A. Sen in
"Rational Fools"] implizit vom Marktteilnehmer die Maximierung des eigenen Nutzens fordert, lässt
sich dies [so nimmt man rekonstruktiv an ] als Handlungsmotiv28 prinzipiell auch bei allen anderen
Marktteilnehmer unterstellen. [Dabei wird die entsprechende theoretisch-explanantorische Analyse
deskriptiv-operativ, d. h. handlungsanleitend auf die individuelle Ebene ökonomischen Handelns
projiziert. Was man braucht ist eine reflektierte Vermittlung zwischen den beiden Ebenen, was etwa
durch das wissenschaftstheoretische Schema LIR im Anhang, das
die Beziehung zwischen
relationalem/struktural-explantorischem und operationalem Wissen explizit zum Kern und
Ausgangspunkt macht.]
Hieraus ergeben sich insgesamt mindestens zwei für den Kontext von Wirtschaftsethik relevante
Probleme:
(1) Wirtschaftsethik muss die Frage beantworten, ob die unterstellte Nutzenmaximierung aller
Marktteilnehmer als Motiv für rationales moralisches Handeln ausreicht.
Pointiert gefragt: Kann egoistisches, nur auf die eigene 29 Nutzenmaximierung gerichtetes Verhalten, zu
moralisch richtigen/akzeptablen Ergebnissen30 führen?
(2) Wirtschaftsethik muss die Frage beantworten, inwieweit Eigennutz als Handlungsmotiv in
bestimmten Situationen zu unmoralischen Ergebnissen führt,
Pointiert gefragt: Können ökonomisch rationale Entscheidungen zu unmoralischen Handlungen
führen?
28
) Sen untersucht dazu auch die Rolle von Gruppen und das sogenannte “commitment“.
) Wichtiger wäre wohl, dass langfristig gesehen, die besseren praktischen Lösungen für alle herauskommen.
30
) Ergebnisse können allgemein akzeptabel erscheinen! -- Es kann aber auch sein, dass man die Erzeugung eines
Ergebnisses, wenn mit unmoralischen Mitteln zustande gekommen, nicht akzeptieren kann!
29
11
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
12
3) Konsequenzen -- Was könnte bzw. kann z.B. eine (Wirtschafts-) Ethik “leisten“
?
Wirtschaft kann meiner Ansicht nach nur unter der Voraussetzung der Berücksichtigung oder
Schaffung “reflexiver Korrekturspielräume“ (für die konkreten wirtschaftlichen Maßnahmen)
erfolgreich sein, wobei reale Leitlinien -- durchaus im Sinne einer wettbewerbsfähigen
Marktwirtschaft -- "Flexibilität, Innovationsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit, Kreativität" sein müssen.
Daher ist nochmals zu betonen, dass Ethik dazu "DIENT", Anwendungsfehler (von Wissen) zu
vermeiden, dadurch langfristig unsere "Investitionskosten" zu senken, die Suche nach besseren
praktischen Lösungen zu “motivieren“ und sogenannte wirtschaftliche Sachzwänge zu durchschauen
und in Dissenssituationen (zwischen verschiedenen Interessensgruppen) durch “Dialog“ (cf. Bohm //
Hartkemeyer/Dhority) eine "reflexive Korrekturmöglichkeit" [viele Außenkontakte der Studierenden
und in deren Ausbildung] und ein “menschliches Augenmaß“ für den Einsatz von diversen
Maßnahmen zur Realisierung von wirtschafts–politischen Zielen einbringen zu können. Ferner geht es
auch darum die Wertesysteme sichtbar zu machen, die den diversen Dissenssituationen zugrunde
liegen
oder
dafür
verantwortlich
sind.
Ethik
kann
dazu
unter
anderem
“ethische
Beurteilungsverfahren“ zur Abschätzung der Auswirkungen (und langfristigen Konsequenzen31) von
31
) Dabei spielen zwei Dinge eine Rolle: zum einen muss man überhaupt gewillt sein Konsequenzen als Konsequenzen
erkennen zu wollen, zum anderen muss man sich bemühen Zusammenhänge argumentativ sichtbar, d. h. nachvollziehbar
zu machen, wobei aber wiederum theoretische Überlegungen eine entscheidende Rolle spielen. -- Z.B. die tatsächliche
Übersetzbarkeit -- kann man alles übersetzen, so dass es aus einem ‚Weltdurchschnittwissen und auf derartige Erfahrungen
aufbauend ableitbar/argumentierbar ist (Voraussetzung eines universellen Common sense) oder ist es so, dass man
versuchen muss sich auch um ein Verständnis zu bemühen, d. h. dass man bemüht sein muss etwas dazuzulernen. Dazu
aber bedarf es einer Öffnung und des Willens vorhandene eingefleischte etablierte Sichtweisen zumindestens zu
relativieren (ohne in einen Skeptizismuss [letzterer ist meistens das Ergebnis von zu wenig Differenzierung und dem
Unwillen sich auf inhaltliches Wissen einzulassen] zu verfallen).
Hier spielt der sogenannte Dialog herein -- !!! Worauf es dabei ankommt, ist, dass man eingefleischte Kategorisierungen
aufgeben muss. Man muss und das ist die zentrale Aufgabe philosophischen Reflektierens, nämlich die etablierten
Lösungen dann in frage zu stellen, wenn man neue Lösungen braucht .. Watzlawick.
12
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
13
Handlungen einbringen (s. u.). Dazu wäre aber zunächst eine Allgemeine Reflexion der (möglichen)
Aufgaben einer modernen Wirtschaftspolitik notwendig, um dann die Möglichkeiten und den Ort für
Ethik bestimmen zu können. Dabei spielt unser sogenanntes europäisches Wissenschafts-(Miss)Verständnis eine zentrale Rolle (cf. unten Putnam):
Ursprünglich war man nämlich der Ansicht (zumindestens handelte man so), dass Wirtschaft nichts
weiter sei als eine reine Umsetzung von Wirtschaftstheorien. D. h. man hat (wissenschaftstheoretisch
gesprochen) Theorien (also insbesondere wirtschaftliche Theorien) als unmittelbare Beschreibungen
und damit als direkte Handlungsanweisungen für die Praxis gehandhabt. Cf dazu unten die
missverständliche Konsequenzen aus dem sogenannten Gefangenen-Dilemma. Man glaubt häufig als
Sachzwangkonsequenz aus dem Gefangenen-Dilemma den Schluss ziehen zu müssen, dass nur ein
rein egoistisches Verhalten zum Ziel führen könne. (Nämlich den ökonomischen Nutzen zu
maximieren. Ursprünglich [sachlogisch gesehen] aber war das nur ein technisches
Mittel zur
Steuerung und Vorsorge der günstigen Allokation von Gütern im Sinne einer optimalen
Haushaltsführung. -- Es ist daran zu erinnern, dass Adam Smith ursprünglich Moral-Philosoph war !)
Gerade aber in der Praxis der Wirtschaftspolitik (und auch mit dem Ziel den sozialen Frieden in einem
Land zu erhalten -- soferne man keinen Polizeistaat anstrebt) geht das nicht! Es handelt sich hier aus
wissenschaftsphilosophischer Sicht um einen typischer Fall von Missverständnis und Fehlanwendung
von Theorien! Die Handlungen, die mit dem theoretischen Verständnis "verträglich" sind, sind nicht
identisch mit den Analysen, die man den Situationen zugrundelegt. -- Unser Modell-Verständnis legt
Sachzwänge als Konsequenzen von falschen Modellen oder fehlerhaften Abbildungen (der Realität auf
diese Modelle) nahe, welche u. a.
die konkreten Bedürfnisse von realen Menschen nicht
berücksichtigen (so wie beim "idealen Gas", um die parallele Metapher aus der Physik anzusprechen,
dem der homo ökonomicus entspricht).
Kurzfassung des Zwei-Personen Gefangenen-Dilemmas (ohne Wiederholung):
13
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
14
A
hält
dicht
singt
B
hält
dicht
+ -
singt
(-2/-2) (-5/0)
(0/-5) (-4/-4)
Nutzen-Matrix für wirkliche Gefangene
und ihr Dilemma (adaptiert nach Hofstadter)
Spieler A
(-x/-y) bedeutet,
daß A x und B y
Jahre Gefängnis
bekommen
Spieler B
+
3/3) 0/5)
-
5/0) 1/1)
Kanonische Nutzen-Matrix im
Zwei-Personen GefangenenDilemma (adaptiert nach
Hofstadter)
Erklärung in der Fußnote.32
Es gibt seit der Erfindung und Formalisierung des Gefangenen Dilemmas (1950) zur Illustration
spieltheoretischer Entscheidungen in Anschluss an “Theory of Games and Economic Behavior“ (J. v.
Neumann und O. Morgenstern) zahlreiche Interpretationen und Diskussionen darüber wie es zu
verstehen ist und was daraus für die Praxis folgt. Eine Voraussetzung aber wird oft unterschlagen. Für
die beiden “Partner“ (im Zwei-Personen-Spiel) gibt es kein “Gemeinwohl“, das sie beide zu mehren
trachten. Beide sind (im landläufigen Sinn) Egoisten reinsten Wassers (Hofstadter p 61). Man kann die
theoretische Analyse [die von sich aus noch keine Handlungsempfehlung enthält!] in der KostenNutzen-Matrix (denn darum geht es letztlich) aber auch als Definition des Egoisten und damit als
einen wesentlichen Faktor “ökonomischer Rationalität“ (cf dazu nochmals die Diskussion von A. Sen
in “Rational Fools“) auffassen. Daraus folgt, dass man Mittel und Einsichten finden muss, um der
Logik dieses Kosten-Nutzen-Modells zu entgehen und der Idee der “Kooperation“ als besserer,
langfristig wirksamerer Problem-Lösungsstragie den Weg zu ebnen. Robert Gilpin ['Krieg und Wandel
in der Weltpolitik‘, zitiert in Hofstadter p 66] weist drauf hin, dass “uns blinde Abläufe ["nur?" : m. E.
] langsam (wie für evolutionäre Vorgänge üblich) in Richtung beiderseitig vorteilhafter Strategien auf
der Grundlage der Zusammenarbeit lenken“. In der Biologie hat Lynn Margulis [Symbiosis in Cell
32
) Kurzversion: A und B haben ein “Ding“ gedreht und wurden erwischt. Der Staatsanwalt hat Indizien, die beide für je
zwei Jahre [ (-2/-2) in der Graphik] ins Gefängnis bringen würden (d. h. wenn beide "dicht" halten). Spielt einer der beiden
Kronzeuge, so geht er frei und sein Komplize bekommt 5 Jahre Gefängnis [(0/-5) oder (-5/0)]. Gestehen beide, so
bekommen sie je 4 Jahre [in der Nutzen-Matrix: (-4/-4)]. -- Addiert man überall 5 hinzu, so bekommt man die allgemeine
Lösung (rechtes Bild). "+" bedeutet dann "kooperieren", "-" bedeutet "defektieren".
14
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
15
Evolution, als Buch 1993] seit den 60-er Jahren (verkürzt formuliert) darauf hingewiesen, dass
entgegen der rein (neo-) darwinistischen Auffassung der blinden Evolution (beinharter Konkurrenz,
survival of the fittest, natürliche Selektion) Kooperation bei der Entstehung von Leben (grob
gesprochen) eine viel größere Rolle gespielt hat als man gemeinhin angenommen hat. Interessant,
sowohl sachlich als auch historisch ist vielleicht, dass Darwins Evolutionstheorie explizit bei Adam
Smith, dem Begründer der modernen Ökonomie und dessen “Marktphilosophie“ Anleihen macht.
Robert Gilpin, der vorschlägt “die Evolution der Kooperation zu beschleunigen“ kann daher zur
Unterstützung der These eines reflexiven Momentes (konkret in Form einer Berücksichtigung
ethischer Aspekte) in der Wirtschaft, und damit der Idee einer reflexiven Korrektur, herangezogen
werden. Die langsame, zeitliche Evolution eines Systems, lässt sich nur “in einer (oder mit Hilfe einer)
Theorie“ (also einem strukturalen Wissen über die Welt) ÜBERHOLEN.
Für die tatsächliche STEUERUNG von
Wirtschaft insbesondere z.B. von Wirtschaftspolitik
verwendet man i. a. vier Komponenten oder Koordinaten33 [Lageanalyse, Zielanalyse,
Ordnungsnalyse und Instrumentanalyse]. Diese funktionieren letztlich als Koordinatenachsen für
Parameterwerte, so wie der höchste Punkt eines Stabes, den man auf einem Finger zu balancieren
versucht, als Parameterwert fungiert, um unser Verhalten, den Stab zu balancieren, zu steuern. Um mit
diesen Komponenten besser als bisher umgehen zu können, mehr Aspekte die kausal relevant sein
können berücksichtigen zu können, bräuchten wir letztlich so etwas wie ein allgemeines
“Kompetenzzentrum für Folgenabschätzung“ (und Wissenstransfer) [also mehr als eine einfache
Technologiefolgenabschätzung, die sich als zu kurz greifend erwiesen hat] mit dessen Hilfe die Werteoder Ethik-Verträglichkeit von wirtschaftlichen Maßnahmen in effizienter und rascher Weise
bewerkstelligt werden könnte34.
Wenn man an dieser Stelle die ethischen Beurteilungsverfahren einbringt, so ist klar, dass man damit
die klassischen Ansätze (insbesondere auch von Ethik) sprengt.35)
33
Ethik als Steuerungskomponente -- cf. Umweltverträglichkeit/ genauso braucht man eben eine Werteverträglichkeit, weil
man sonst bestimmte Maßnahmen einfach unterläuft. -- Cf dazu Tschernobyl, wo man nur "Regeln und keine Motivation"
einsetzte. -- In diesem Sinn könnte ein "Forschungszentrum für Kommunikation und Wissenstransfer " nützlich sein, das
der Forderung der Wirtschaft nach der Ausbildung von GENERALISTEN ( Überblicks-, Zusammenhangs- und
Anwendungswissen mit genereller Problemidentifikations- und Problemlösungskompetenz) als Ziel universitärer
Ausbildung gerecht werden könnte. Zweck wäre die INTERDISZIPLINÄRE KOMMUNIKATION UND DER
WISSENSTRANFERS -- unter Berücksichtung der Abschätzung von Umsetzungs- bzw. ImplementierungsF O L G E N in Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Technik unter der expliziten Einbindung von Ethik und
Angewandter Philosophie.
34
) Cf Dazu die Überlegungen zum "kulturellen Lernen" und zum "situativen Wissen" von John Seely Brown, PARC, Rank
Xerox, Palo Alto. -- Folgenabschätzung bedeutet "Einbettung in einen (Anwendungs-)Kontext. Hierauf sollte in der
Ausbildung an den Universität Rücksicht genommen werden, indem gerade auch internationale "Lern-Kontakte" (und
Kulturen) berücksichtigt werden.
35
) Hier geht es darum die Rolle von Institutionen zu beachten. Es bleibt aber das Problem, dass man versuchen muss die
ethischen Beurteilungen ja doch wieder auf individueller Ebene zu argumentieren.
15
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
16
Hier spielt zudem unser (schon angesprochenes) "europäisches Wissenschaftsverständnis" herein!
Putnam hat in diesem Zusammenhang den missverstandenen “algorithmischen Wissenschaftsbegriff“
(s. o.) z.B. v. Rudolf Carnap kritisiert, wobei das eigentliche Problem die Projezierbarkeit und
Operationalisierbarkeit theoretischer Begriffsbildungen ist. Theorien sind eben keine unmittelbaren
Beschreibungen (von Realität) und liefern somit, wenn man etwa das Gefangenendilemma betrachtet,
keine unmittelbaren (sondern nur indirekte) Handlungsanweisungen / Handlungsempfehlungen, und
können uns somit aus unserer Verantwortung im „Umgang mit Informationen/Wissen“ nicht
entlassen. Putnam betont demgegenüber, anknüpfend an Dewey, die besondere Bedeutung von
Demokratie und Dialog auch in der Wissenschaft (und dann wohl auch in der Wirtschaftstheorie und
deren Umsetzungen).
Für Dewey und Peirce ist, um es nochmals herauszustreichen, “Forschung eine kooperative,
menschliche Interaktion mit einer Umwelt; und beide Aspekte, das aktive Eingreifen, die aktive
Beeinflussung der Umwelt und die Zusammenarbeit mit anderen Menschen sind entscheidend“.
[Putnam: Pragmatismus p.79]. -Wenn z.B. neue Testbedingungen (zur Überprüfung wissenschaftlicher Theorien) eingeführt werden
sollen, so hängt das “gleichfalls von Zusammenarbeit ab, da jedem Menschen, der sich den
Anregungen von anderen Menschen verschließt, früher oder später die Ideen ausgehen und er nur noch
die [eigenen] Gedanken ernst nimmt, die seine eigenen Vorurteile widerspiegeln. Zusammenarbeit ist
zur Bildung neuer Ideen und deren vernünftiger Überprüfung [unbedingt] notwendig.“ Vor allem aber
gilt, dass “die bloße
Interpretation
der
nicht
algorithmischen Standards, nach denen
wissenschaftliche Hypothesen beurteilt werden, von Zusammenarbeit und “Diskussion abhängt, die
[letztlich] durch dieselben [auch ethischen] Normen strukturiert werden.“ -- “Für ihre volle Entfaltung
und für ihre volle Anwendung auf menschliche Probleme benötigt Wissenschaft die [ethisch motivierte
und geleitete] Demokratisierung der Forschung (mH).“ [Putnam: Pragmatismus p. 81]
Das bedeutet aber auch, dass man die sogenannten klassischen Ansätze in der Ethik insofern sprengen
muss, als man versuchen muss auch wissenschaftstheoretische Gedanken über das Zustandekommen
und die Signifikanz von Wissen zu berücksichtigen. Man kann noch so gute ethische Argumente
haben, wenn man an den "Sachzwängen" der Einzelwissenschaften scheitert, nützt das alles nichts. -Allerdings ist es das Schicksal dieser Lösungsvorschläge, dass man dann nicht für die Lösungen
belohnt wird, sondern als Hilfspunkt einer geometrischen Konstruktion zum Schluss (cf.
algorithmisches Wissenschaftsverständnis) wieder eliminiert wird. -- Es ist dies ein Schicksal diverser
hochschuldidaktischer Situationen, wo man auch das Vorwissen eliminiert und glaubt nur noch aus der
unreflektierten Sachlogik eines einzelnen Gebietes heraus, gute Wissenschaft leisten zu können. Man
16
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
17
übersieht das Vorwissen (die Erfahrungen, den Anwendungs- und auch Vermittlungskontext) und man
übersieht auch, dass man das, was man für die Umsetzung von Wissen in der Praxis dann tatsächlich
braucht, eigentlich nur in einem Team und unter Berücksichtigung von diversen verschiedenen
Ansätzen lösen kann. -- Team-Teaching wäre die effektivste Lösung.
Wenn man also eine Ethik- oder Werte- "Verträglichkeit" einbauen will -- muss es ein zentrales Ziel
sein Aversionen und das Unterlaufen von Maßnahmen zu verhindern, gleichzeitig aber so viel
Motivation aufzubauen, dass versucht wird (nicht nur im Sinne einer inzwischen lahmen und an
kompetenten Sachlösungen eher schwach oder gar des-interessierten Sozialpartnerschaft) kreative
Sachlösungen zu finden und mit den Interessen aller Betroffenen abzustimmen. Dazu brauchen wir,
praktisch gesehen, eine "sozialverträgliche und ethisch motivierte Sach- und Kompetenzpartnerschaft".
Zimmerli/Aßländer (in Nida-Rümelin) fassen diese Problematik (nach meiner Deutung) unter dem
Stichwort "ethische Beurteilungsverfahren" folgendermaßen zusammen:
Eine Ethik unter den Bedingungen einer modernen Marktwirtschaft muss drei Bedingungen erfüllen:
Problemorientierung
(1) Die (klassische, theoretisch-explanatorische) Prinzipien–Orientierung von Ethik muss durch eine
Problemorientierung ersetzt werden. Formale (universelle) und materiale (situative) Prinzipien müssen
in die Ethik integriert werden, um dadurch differenziert und situationsspezifisch entscheiden zu
können.
Wertepluralismus
(2) Da, was oft übersehen wird, ein Wertepluralismus, eine nicht überbrückbare Differenz der
Wertesysteme und daher nicht Konsens, sondern sogar Dissens, voraussetzt, ist für den Umgang mit
verschieden Formen von Dissens ein Verfahrensmodell zu entwickeln.
(z.B. die Methodik des
Bohmschen Dialoges (cf. Bohm und Hartekemeyer/Dhority)
Konsequentionalismus
(3) Die Folgenorientierung des technologischen und ökonomischen Handelns erhält Priorität. Mit
anderen Worten:
Es wird zur Gesinnungsfrage, verantwortungsethisch zu denken. (pp 298)
4) Ausblick -- Denn erstens ist es anders und zweitens als man denkt.
NACH DEM ÜBERZEUGEN KOMMT DAS ÜBERREDEN (!)
“Ich sagte, ich würde den Andern ‚bekämpfen‚, - aber würde ich ihm denn nicht Gründe geben ?
Doch; aber wie weit reichen die? Am Ende der Gründe steht die Überredung .
17
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
18
(Denke daran was geschieht, wenn Missionare die Eingeborenen bekehren.)“
[Ludwig Wittgenstein: Über Gewissheit. • § 612. Frankfurt/M 1990.]
Abschließend möchte ich noch auf folgende veränderte Situationen in der heutigen Zeit hinweisen, die
sich vor allem aus der intensiven Wechselwirkung von Wissenschaft, Wirtschaft und Ethik bzw.
allgemein einer “philosophischen Reflexion“ ergeben.
Kant hat bekanntlich drei zentrale Fragen zur Charakterisierung des philosophischen Denkens
formuliert: Was können wir wissen? Was sollen wir tun? Was dürfen wir hoffen?
Aufgrund der oben angesprochenen Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und
Philosophie36 glaube ich, dass wir die ersten beiden Fragen aus praktischer Sicht und für unsere
Zwecke etwas umformulieren sollten (wobei die Erläuterungen oben als Grundlage für ein Argument
dienen können):
Was sollen wir wissen? -- Was können wir tun? -- Letztlich um in verantwortungsvoller Weise das
Gute "tun zu können", das für uns alle nützlich ist (Allgemeinwohl), allen ein lebenswertes Leben
ermöglicht, und den Einklang zwischen Natur und Mensch-Sein als möglichem Ziel berücksichtigt.
Eine der wesentlichen Ursachen für diverse (Fehl-) Entwicklungen in Politik und Wirtschaft
(zumindestens wird das sehr oft so diskutiert und man spürt eine gewisse Hilflosigkeit etlicher
Politiker mit den Problemen der Zeit fertig zu werden), ist unser europäisches Verständnis von Wissen,
beruhend auf dem, was von den Griechen als abendländische Philosophie erfunden wurde. Diese
Konzeption hat uns einerseits enorme Fortschritte gebracht (und wird uns auch noch weitere bringen),
doch wurden bisher (mehr oder minder unbewusst und im Rahmen unserer Geschichte und auf dem
Boden unseres kulturellen Hintergrundes) immer ausreichend viele Korrekturmechanismen
zugelassen/benutzt, so dass im allgemeinen und im „statistischen Mittel“ gesehen überzogene,
eindimensionale
Anwendungen vermieden wurden. Heute hat sich vieles instrumentell so
verselbständigt, dass es gewissermaßen "kausal" undurchschaubar geworden zu sein scheint!37 Es ist
“out of control“ (cf. Kelley ) geraten und vor allem “out of context“. Besonders drastisch wird uns das
(abgesehen von den militärischen Anwendungen) im Bereich der ökonomischen Umsetzung
technologischen Wissens vor Augen geführt. Als (positives) Beispiel für Bewusstseinsbildung in
diesem Bereich möchte ich nochmals John Seely Brown, Leiter des PARC bei Xerox in Palo Alto,
36
) Dazu wird in Linz vom 1.- 4. Juni 2000 ein Kongress mit dem Titel “Philosophie - Wissenschaft - Wirtschaft“
abgehalten, zu dem namhafte Wissenschaftler aus dem In- und Ausland eingeladen sind, u. a. Amartya Sen.
37
) Cf Dietrich Dörner: Logik des Misslingens.
18
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
19
anführen. Brown spürt vor allem die Divergenz zwischen unserem abstrakten -- in seinem
"Gültigkeits"-Anspruch
situations-UNABHÄNGIGEN
Wissen
(was
gerne
mit
Objektivität
gleichgesetzt wird) -- und der praktischen Umsetzung dieses Wissens, insbesondere im Rahmen
unserer Lernkultur(en), also der Vermittlung und dem Aufbau von Wissen (nicht zuletzt in lernenden
Organisationen und besonders im sogenannten Wissensmanagement).
Wissenschaftsphilosophisch umformuliert geht es (bei Brown und hier) darum, dass unser theoretischexplanatorisches Wissen vorschnell in unmittelbare Handlungsanweisungen/Handlungsempfehlungen,
also deskriptiv-operational umgesetzt wird und die notwendige Vermittlung zwischen Reflexion
(abstraktem Wissen) und Ethik (praktischem Wissen) in der Umsetzung zu wenig berücksichtigt wird.
Unsere Theorien liefern uns, wenn man es genau betrachtet, letztlich nur Kern-Komponenten, die für
die Steuerung von Phänomenen kausal verantwortlich sind. Wenn wir uns diese als Koordinatenachsen
vorstellen, auf denen wir uns unsere Kenngrößen in unterschiedlichen Ausprägungsgraden eingetragen
denken können, dann glauben wird durch das “Präparieren“ dieser Kenngrößen alles “manipulieren“
zu können. Wir übersehen dabei nur das Problem der [notwendigen] “Unvollständigkeit“ und
systematischen Vereinfachungen und Verkürzungen unserer Theorien, Modelle und “Karten“. Eine
Karte im Verhältnis 1:1, die praktisch identisch ist mit dem Territorium, in dem wir uns orientieren
wollen/sollen, ist kaum “handhabbar“ und somit (hinsichtlich des Zweckes, den die Karte erfüllen soll)
wertlos. Die Unvollständigkeit (von Repräsentationen) ist einerseits als Grundprinzip des
Zustandekommens von Erkenntnis zu berücksichtigen und ist andererseits die Voraussetzung für
unsere Anpassungs- und Innovationsfähigkeit aber auch unsere Flexibilität und Kreativität im Umgang
mit unserer Umwelt. Manchmal aber gehen wir zu weit:
Wer einen Raben Taube nennt, macht ihn dadurch nicht weiß und wer Lackmuspapier rosa anmalt,
macht die Flüssigkeit, die er untersucht, damit nicht zur Säure und liegt mit seinen Erwartungen
(hinsichtlich des Verhaltens der Flüssigkeit) dann falsch.
Das
Thema
der
“falschen
Parametrisierungen“
zur
Steuerung
unserer
Handlungen
und
“Wahrnehmungen“ ist das emotive Thema des abschließenden Zitates von Saint Exupéry.
Doch zuvor noch ein paar Bemerkungen zu den praktischen Auswirkungen der obigen Überlegungen:
Ein besonders tragisches und zugleich drastisches Beispiel (mit wahrscheinlich weitreichenden
Konsequenzen für die Zukunft der Menschheit) ist, im Sinne der obigen wissenschaftstheoretischen
Analysen und Bemerkungen, die Entwicklung im heutigen Russland. Man hat einfach die aus dem
Kontext gerissenen Ideen und Konzepte einer (in einem anderen Kontext und auf anderer Basis
erfolgreichen) "freien Marktwirtschaft" direkt implementiert und den psychologischen “Unterbau“,
konkret die betroffenen Menschen und deren “Wertesystem“ bzw. die lebensweltlichen Vorstellungen
der betroffenen Menschen sowie die Inferenz- und Überzeugungsstrukturen (belief systems) -- auf
19
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
20
deren Grundlage eine “theoretische Konzeption“ (denn auch das ist der sogenannte MARKT,
ökonomisch gesehen) zu realisieren/operationalisieren
ist
--
in nur unzureichendem Ausmaß
berücksichtigt. Schon K. Galbraith38 sagt, dass etwa die “invisible hand“ (als Steuerung des freien
Marktes) eine der am meisten missverstandenen Metaphern der Ökonomie ist. Die entsprechenden
ökonomischen Vorstellungen bzw Begriffsbildungen, die als Grundlage wirtschaftspolitischen
Handelns
interpretativ
strukturierend
in
die
Realität
projeziert
werden,
fungieren
(wissenschaftstheoretisch analysiert) nämlich genaugenommen als "theoretisch-explanantorische"
Begriffe, deren Realitätsbezug nur ein “mittelbarer“ ist, d. h. sie sollten nicht vorschnell (d. h. ohne
Berücksichtigung von Erfahrung und strukturalem Wissen über den Implementierungsbereich) als
“unmittelbare Handlungsanweisungen“ (Operationalisierungs-Vorschläge) aufgefasst und unüberlegt
umgesetzt werden. Diese sehr komplexe Problemlage, welche theoretisches Wissen (etwa makroökonomischer Natur), ethische, historische und wissenschaftstheoretische Analysen zu ihrer Lösung
und praktischen Bewältigung berücksichtigen müsste, erfordert
u. a. eine Mehrkomponenten-
Semantik (mit Pragmatik als Ausblick), um die vielfältigen Wechsel-Wirkungen, die hier in der Praxis
eine entscheidende Rolle spielen, verstehen, berücksichtigen und insbesondere, um aktiv darauf
eingehen zu können. Das im Anhang mehrfach angegebene Analyse-Schema LIR ist ein möglicher
Ansatz dazu. Mit seiner Hilfe lassen sich unter Berücksichtigung der empirischen Grundlagen und der
entsprechenden ökonomischen, psychologischen und sonstigen dazu notwendigen empirischen
Theorien, einerseits die vorhandenen Phänomene in ihrem Zustandekommen erklären und verstehen
(im Nachhinein ist man ja immer klüger, selbst wenn man schon vorher auf mögliche Probleme
hingewiesen hat) andererseits aber kann man ganz konkret Empfehlungen über die weitere Steuerung
eines Systems machen, d. h. die geeigneten “Parameter/Stellgrößen“ identifizieren und die dazu
passende Implementierung(en) von Maßnahmen und
deren Konsequenzen in ihrer "kausalen"
Wechselwirkung zu anderen Maßnahmen und Reaktionen darauf abschätzen. Vor allem können
dadurch auch “falsche Parametrisierungen“ bzw. Steuerungsversuche von Systemen bewusst gemacht
werden und zu unseren “impliziten Wertvorstellungen“ in Bezug gesetzt werden (nämlich hinsichtlich
einer Warnung vor dem überzogenen Einsatz von problematischen Mitteln, einer Warnung, welche die
Grenzen unserer Handlungen sichtbar zu machen versucht, die uns sagt, WIE WEIT MAN GEHEN
DARF, ohne sich selbst (!) und andere (!) nachhaltig zu gefährden oder nachhaltig zu schädigen).
Dadurch erhält Ethik eine eminent “empirische“ Bedeutung, deren Grundlage die Möglichkeit zur
“reflexiven Korrektur“ unserer Handlungen auf der Basis von begründbaren Wertesystemen,
Kooperationsverträgen, Wert-Einsichten u. v. a. ist. Nur wenn wir die Rationalität (und Umsetzung)
wissenschaftlicher Analysen mit der (u. U. auch emotionalen) ethischen Beurteilung und persönlichen
38
) Geschichte des Ökonomischen Denkens.
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ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
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Betroffenheit im täglichen Leben verbinden, kann gelingen, was Anne Michaels in “Fluchtstücke“ (der
Bezug zu Saint Exupéry ist klar) so treffend auf den Punkt bringt: “Der beste Lehrer verankert einen
Vorsatz nicht im Verstand, sondern im Herzen39.“ --
Saint Exupéry fasst das Thema der “falschen Parametrisierungen“ im "Kleinen Prinzen" auf andere
Weise ebenso eindrucksvoll zusammen und bringt unser Empfinden auf den vielleicht entscheidenden
Punkt: "Wenn ihr zu den großen Leuten sagt: Ich habe ein sehr schönes Haus mit roten Ziegeln
gesehen, mit Geranien vor den Fenster und Tauben auf dem Dach ... dann sind sie nicht imstande, sich
dieses Haus vorzustellen. Man muss ihnen sagen: Ich habe ein Haus gesehen, das hunderttausend
Franc wert ist. Dann schreien sie gleich: Ach, wie schön!" - - -
Anhang 1) -- Theoretische Grundlagen in Kurzform:
Sprache, Information und Wirklichkeit (LIR):
Gedanken zur realen Möglichkeit einer Kommunikation von Fakten und Wissen
"Communication between you and me relies on assumptions, associations,
communalities and the kind of agreed shorthand, which no-one could precisely
define but which everyone would admit exists. That is one reason why it is an
39
) Fluchstücke: Reinbeck b. Hamburg 1999, p 134. CF auch p 126: “Athos, wie groß ist das Herz?“ ... “Stell dir die Größe
und Schwere einer Handvoll Erde vor.“
21
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
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effort to have a proper conversation in a foreign language. Even if I am quite
fluent, even if I understand the dictionary definitions of words and phrases, I
cannot rely on a shorthand with the other party, whose habit of mind is subtly
different from my own. Nevertheless, all of us know of times when we have not
been able to communicate in words a deep emotion and yet we know we have been
understood. " --
(Jeanette Winterson, Art Objects, London 1996)
Das anschließende Schema ist eine vereinfachte Meta-Darstellung von Kommunikation, eine
Vereinigung von sprachlichen und nicht-sprachlichen Elementen, wobei insbesondere dem
Zustandekommen von Verstehen durch Interpretation von Zeichen über verschiedene Komponenten
von Hintergrundinformation Rechnung getragen wird und die Dynamik der Vermittlung von Wissen
und Bedeutungsveränderung berücksichtigt wird. ‚Wissen‚ (z.B. implizites Wissen) ergibt sich aus der
Wechselwirkung der verschiedenen Komponenten von Hintergrundwissen. ‚Wissen‚ äußert sich im
Umgang mit Informationen. ‚Wissen‚ entsteht durch den Bezug der Dinge zueinander. ‚Wissen‚
vermittelt zwischen Sprache und Wirklichkeit, definiert den Umgang mit der Information, die
sprachlich kodiert ist und bestimmt den Bezug von Sprache auf Wirklichkeit. -- Bei der
Kommunikation von Wissen muss man das Hintergrundwissen eines Adressaten in seiner
Mehrschichtigkeit (cf. die Komponenten E, F, K, M im obigen Schema) berücksichtigen. Will man
den Übergang von einem Zustand P in eine neuen Zustand Q (in der Welt, in einer Einstellung, im
Verstehen, im Wissen) kommunizieren oder begreiflich machen oder gar (im Empfänger) erzeugen, so
muss man sich die benützten Repräsentationsmittel R (z.B. die Sprache) klar machen und auch klar
machen, durch welche Komponenten des Hintergrundswissens die Zeichen in R auf Ausschnitte der
Welt W bezogen werden. Der Übergang von P nach Q spiegelt sich sprachlich und somit auch in der
Kommunikation in der Akzeptanz des Überganges von den p nach q , d. h. in der Zulässigkeit der
Beziehung der Zeichen, die im Repräsentationsraum D
den (mehr oder minder realen)
Zustandsübergängen P und Q zugeordnet sind. Diese Akzeptanz im Repräsentationsraum kann durch
die Veränderung relevanter Komponenten des Hintergrundswissens (das für die Zustimmung und
Sinnstiftung letztlich verantwortlich ist) gezielt verstärkt werden. Die tatsächliche Akzeptanz und
damit der Erfolg der Kommunikation von Wissen (vor allem, wenn es um den Aufbau/die Vermittlung
neuer Sichtweisen, neuer Bezugsrahmen etc. geht) hängen vom Wechselspiel der entsprechenden
Komponenten des Hintergrundswissens ab. Entscheidend ist dabei insbesondere das Verhältnis von
theoretischem Wissen T (ausgewähltem allgemeinem Wissen A, cf. die linke x-Achse im Schema)
und vernakulärem Wissen V (common sense Wissen C, cf. die rechte x-Achse im Schema), das die
22
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
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Abstimmung von neuem und altem Wissen bei konkret gewähltem Bereich B (als Ausschnitt der
Welt/wirklichkeit, unterer Teil der Achse) und der Darstellung D (als speziell gewählter
Repräsentation, cf. oberer Teil der y-Achse) bestimmt. Wertungen, oder allgemein-ethische
Gesichtspunkte, das menschliche Augenmaß und die menschlichen Ziele beim "Umgang mit (neuem)
Wissen" gehen auf dem Wege über das Hintergrundswissen in die Akzeptanz und in die Handhabung
von Wissen/Informationen ein.
Postskript: Wenn man weiß, was ein Hammer „ist“, dann kann man einen Nagel auch mit
einem Stein in eine (dafür geeignete) Wand schlagen. (rb)
23
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
24
Repräsentation (-en) und die Welt
oder : Zum Verhältnis von
Repräsentationen
Theorie und Wirklichkeit
E v o l u t i o n
SYNTHESE / handeln
Strukturen
WISSEN
Informa
Verar
z. B. NATÜRLICHE SPRACHE
(Repräsentationsmittel)
S - bzw.
tions beitung
E
D
Operatives-Wissen
[effektives Wissen ]
(M k )
k=1,...,p
Struktur-Wissen
[abstraktes Wissen]
(theoriengeleitetes)
operatives Wissen
M
(theoretisch-)
explanatorisches
Prinzipien mitl. Reichweite
Wissen
Situationen
Modelle/Theorien
(abstrakte)
Handlungs-Wissen
A
C
V
Gründe
T
[ Teilnehmer-Perspektive / evaluativ ][ Beobachter-Perspektive ]
Algorithmen
Alltagsregeln / Folklore
Fertigkeiten (skills)
formalsprachlicheSätze
Ausdrücke
Betroffenheit
[formales / materiales
reproduktives Wissen]
[konkretes Wissen]
F
Alltags-Wissen
B
a posteriori
ERLEBEN UND ERFAHREN
(E )
l l=1,...,q
(Erklärungen)
a priori
Prozesse
HINTERGRUNDSWISSEN
(Beschreibungen)
R e f l e x i o n
ANALYSE / denken
Regel-WissenK
(K )
j j=1,...,n
(F )
i
i=1,...,m
P
(kausale)
Ursachen
Zusammenhänge
Rainer P. Born, Johannes-Kepler-Universität, Linz, Austria
Q
WIRKLICHKEIT
Ausschnitte von
Wirklichkeit
[LIR 2002_f_Ethik]
Anhang 2) Langform – Musil (Möglichkeits- & Wirklilchkeitssinn) und
Computer-Poetry
Theorie und Wirklichkeit - oder:
Wenn es so etwas wie einen Wirklichkeitssinngibt, muß es auch einen
24
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
25
Möglichkeitssinngeben
r. born
Leicht korrigierter Auszug aus:
Conceptus. Zeitschrift für Philosophie. Jahrgang XVII, Nr. 40/41, 1983
Ein völlig anderer Zugang zu dem in der Computer-Poesie [s. u.] implizit enthaltenen
und in der vorläufigen Bilanz angedeuteten Kern unserer Thematik findet sich im
Lebenswerk des philosophisch gesehen wohl bedeutsamsten Schriftsteller des 20.
Jahrhunderts, im Mann ohne Eigenschaften von Robert Musil40. Musils spezifisch
philosophische Inklination lässt sich nicht zuletzt auch in seiner Dissertation orten,
einer kritischen Auseinandersetzung mit den Lehren Ernst Machs (Musil, 1908). Mach,
der Vater des Neopositivismus, ist gewissermaßen das Bindeglied zu der aus dem
Wiener Kreis entstandenen Richtung analytischen Philosophierens, um die es hier
nicht zuletzt geht.
Musils eigenes Leben könn(t)e, ebenso wie auch sein Hauptwerk, als dem „Versagen
des Intellektualismus gewidmet“ aufgefasst werden. Dieses lässt sich in unserem
Kontext auf folgende Formel bringen: Missverständnis und notwendiges Versagen
(zumindest in bestimmten Bereichen) der (handlungsbezogenen) Umsetzung von
Theorie(n) in Wirklichkeit.
In einer für unsere Problematik besonders aufschlussreichen Passage spielt Ulrich (der
Hauptcharakter des Buches - ein Mann ohne Eigenschaften, in dem sich alle nur
möglichen intellektuellen Eigenschaften zur Weißheit keiner einzigen vermischen) in
einer Art intellektueller Etüde mit folgender Idee41:
"Nehmen wir an, dass es im Moralischen genau so zugehe wie in
der „kinetischenGastheorie“: alles fliegt regellos durcheinander,
jedes macht, was es will, aber wenn man berechnet, was
sozusagen keinen Grund hat, daraus zu entstehen, so ist es
Ich zitiere nach der ersten von A. Frisé besorgten Gesamtausgabe dieses
Romans (Hamburg 1952), da deren Unterschiede zur Neuausgabe (2.,
verbesserte Auflage. Reinbek 1981) hier nicht von Belang sind.
41
Musil (1952: 491), Erstes Buch, Zweiter Teil, Kap. 103: Die
Versuchung.
40
25
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
26
gerade das,
was
wirklich entsteht! Es
gibt
merkwürdige
Übereinstimmungen!Nehmen wir also auch an, eine bestimmte
Menge von Ideen fliegt in der Gegenwart durcheinander; sie
ergibt irgendeinen wahrscheinlichen Mittelwert; der verschiebt
sich ganz langsam und
automatisch, und
genannte Fortschritt oder
der
das ist der so
geschichtliche Zustand; das
Wichtigste aber ist, dass es dabei auf unsere persönliche,
einzelne Bewegung gar nicht ankommt, wir können rechts oder
links, hoch oder tief denken und
handeln, neu
oder alt,
unberechenbar oder überlegt: es ist für den Mittelwert ganz
gleichgültig,und Gott und Welt kommt es nur auf ihn an, nicht
aus uns!"
Eine erste fatale Konsequenz dieser theoretisch-explanatorischen Überlegungen wäre
es, das "Gasbeispiel" als unmittelbare Beschreibung unserer Situation (i. a.)
aufzufassen und daraus direkt Regeln bzw. Handlungsanweisungen abzuleiten. Das
würde nämlich bedeuten, dass man überhaupt aufhören könnte, inhaltlich zu denken,
zu handeln oder sich mit der Welt, in der wir leben, auseinanderzusetzen. Wie so oft
im Verständnis vom Beispielen ergibt sich die "tiefere Bedeutung" aus einer
intensiven Beschäftigung mit dem angedeuteten Bild. Wenn wir nämlich - uns selbst
als Molekül des Gases betrachtend - überhaupt aufhören, uns zu bewegen, dann
kommt der Durchschnittswert, um den es Ulrich geht, überhaupt nicht zustande; man
kann sich sehr leicht die Konsequenzen ausmalen. Es bedarf daher des Engagements
des einzelnen. Der Fehler des oberflächlichen Denkens besteht darin, den
explanatorischen Begriff „Durchschnittswert“, der genauso genommen ein
(theoretisches !) Verständnis der Situation zum Ausdruck bringt, und eine gegebene
Situation analysiert unmittelbar auf die Individuen zu beziehen und daher
unmittelbar (statt mittelbar) deskriptiv und somit handlungsbezogen
miss-zuverstehen bzw. unmittelbar auf die Organisation des eigenen Lebens zu übertragen.
Die mittelbare oder diskrete Handhabung der theoretischen Ergebnisse des
"intellektuellen Spiels" bedarf daher offenbar eines Zusatz- bzw. HintergrundsWissens oder eines Verständnisses von „Bedeutung“. Dieses Verständnis kann aber
(wie sich argumentieren lässt) nicht vollständig verbalisiert, d. h. in Worte mit
ausschließlicher Alltagsbedeutung gefasst werden. Letztlich müssen diese
26
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
27
„Bedeutungen“ (manchmal sagt man dazu auch Sinn) in der Praxis des "Umganges
mit theoretischem Wissen" gelernt werden. Dazu muss man sich auch mit der Art und
Weise beschäftigen, in der ein derartiges Verstehen von Bedeutung zustande
kommen kann bzw. ziel gerichtet aufgebaut werden kann. M. Polanyi hat diese
Problematik unter dem Schlagwort "tacit knowledge" (vielfach übersetzt als
„implizites Wissen“, gelegentlich auch stillschweigendes oder tazites Wissen)
behandelt und mit einer Reihe von Beispielen belegt.42 (Nonaka & Takeuchi haben den
Begriff im Rahmen von Wissensmanagment eingebracht. Die Ursprünge findet man in
den „impliziten Definitionen“, d. h bei Hilbert und philosophisch aufbereitet in der
Erkenntnistheorie von M. Schlick.)
Im Grunde geht es um "skills" ([Hand-] Fertigkeiten) in der praktischen Umsetzung
von Erkenntnissen, was durch ein zumindest still-schweigendes "Verstanden-Haben"
(oder Interpretieren) desjenigen Informationsgehaltes oder derjenigen „Bedeutung“
erklärt werden kann, welche(n) man kognitiven Behauptungen über einen Ausschnitt
der Welt beimisst. [Im Computer-Beispiel s. u. wird dieser Sachverhalt durch ein
unterschiedliches "Benutzerverhalten" der Interpreten (gemeint ist ein inhaltliches
gegenüber einem nicht-inhaltlichen/formalen Verstehen) aufgezeigt].
Wenn
man
in
eine
"Praxis"
oder
Kommmunikations-Gemeinschaft
organisch/biographisch hineinwächst, dann scheint das "Anwendungsproblem" [von
wissenschaftlichen Erkenntnissen] (s.o.) keine Rolle zu spielen, weil man durch
ständige Rückkoppelung zusammen mit den Regeln der Herstellung z.B. von
Gedichten gleichzeitig auch deren Deutung und adäquate Benutzung lernt, so dass
sich im Verstanden-haben-Verhalten ein "tatsächliches" Verstanden-Haben
ursprünglicher Intentionen ausdrückt. Symptome und Ursachen entsprechen dann
einander, d.h., eine Beurteilung nach Symptomen erfasst oder trifft bestimmte
Ursachen.
Innerhalb einer solchen "Praxis" können Reflexionen über bestimmte Situationen und
deren explanatorisches Verstehen (scheinbar) direkt als Beschreibungen und daher
als (mehr oder minder unmittelbare) Handlungsanweisungen (Regeln) zu überlegtem
Verhalten in "typischen" Situationen benutzt werden. Andernfalls zieht man sehr
leicht den falschen Schluss, aus dem "intellektuellen Spiel" möglicher explanatorischer
Analysen „reale Verhältnisse“ zu konstruieren (vgl. Gas-Beispiel bei Musil, oben)
Musil selbst unterscheidet in diesem Zusammenhang zwischen einem Möglichkeitsund einen Wirklichkeitssinn
.
Der Möglichkeitssinn bezieht sich - übertragen auf unser Problem und übersetzt in
unserer Sprache - auf das Verstehen der Strukturen von Situationen (oder von deren
rationalen Grundzügen), der Wirklichkeitssinn betrifft die Manifestationen dieser
Strukturen in realen Situationen oder aber Regeln zu deren Handhabung, d.h. Regeln,
Polaniy (1958, 1966) Auf diese Arbeiten wurde ich durch rom Harré
aufmerksam gemacht.
42
27
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
28
die in den Situationen operieren. Der Unterschied zwischen einem Denken in den
"möglichen Welten" theoretisch-explanatorischen Verstehens und dessen Umsetzung
in die Wirklichkeit (durch die Anwendung beschreibbarer Regeln) wird besonders
deutlich durch das nachfolgende Zitat, in dem Arnheim (= Rathenau) zu Wort kommt.
Letzterer als Prototyp des „weltklaren und welttätigen Realisten“43:
„Ich selbst spiele nie Billard [...], aber ich weiß, dass man den
Ball hoch oder tief, rechts oder links nehmen kann; man kann
den zweitenBall voll treffen oder streifen; man kann stark oder
schwach stoßen; die 'Fälsche' stärker oder schwächer wählen;
und sichergibt es noch viele solche Möglichkeiten.Ich kann mir
nun jedes dieser Elemente beliebig abgestuft denken, so gibt es
also nahezu unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten.Wollte
ich sie theoretisch ermitteln, so müsste ich außer den Gesetzen
der Mathematikund der Mechanik starrer Körper auch die der
Elastizitätslehre berücksichtigen; ich müsste die Koeffizienten
des Materials kennen; den Temperatureinfluß; ich müsste die
feinsten Maßmethoden für die Koordination und Abstufung
meiner motorischen Impulse besitzen; meine Distanzschätzung
müsste genau wie ein Nonius sein; mein kombinatorisches
Vermögen schneller und sicherer als ein Rechenschieber; zu
schweigen von der Fehlerrechung,der Streuungsbreiteund dem
Umstand, daß das zu erreichende Ziel der richtige Koinzidenz
der beiden Bälle selbst kein eindeutiges ist, sondern eine um
einen Mittelwert gelagerte Gruppe von eben noch genügenden
Tatbeständen darstellt. [...] Sie sehen also wohl, [...] dass ich
lauter Eigenschaften haben und Dinge tun müsste, die ich
unmöglich haben und tun kann. Sie sind sicher Mathematikers
genug, um beurteilen zu können, welche lebenslängliche
Aufgabe es wäre, wenn man auf diese Weise auch nur den
Verlauf eines einfachen Karambolstoßes berechnen wollte; der
Verstand lässt uns einfach im Stich! Trotzdem trete ich, mit
einer Zigarette im Munde, einer Melodie im Sinn, sozusagen den
Hut auf dem Kopf, an das Brett heran, gebe mir kaum Mühe, die
Situationzu betrachten,stoße zu und löse die Aufgabe!"
(Musil (1952: 570), Erstes Buch, Zweiter Teil, Kap. 114: Die Verhältnisse
spitzen sich zu. Arnheim ist sehr huldvoll zu General Stumm. Diotima trifft
Anstalten, sich ins Grenzenlose zu begeben. Ulrich phantasiert von der
Möglichkeit, so zu leben, wie man ist.
43
28
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
29
Betrachten wir nun diese Situation unter dem Blickwinkel des schon mehrfach
betonten Unterschiedes zwischen Erklärung und Beschreibung, d.h. der
explanatorischen Rolle von Theorien bezüglich des Billard-Spieles und den Regeln zur
Handlung!
Der triviale Kern scheint zu sein, dass die theoretischen Erklärungen keinesfalls
unmittelbare Regeln zur Erzeugung (Herstellung) derjenigen Ereignisse beschreiben,
deren Eintreten durch die Theorie erklärt werden soll. Gegeben das eben diskutierte
Beispiel als Hintergrund, erscheint die "Bedeutung" der eingeführten Unterscheidung
und daher das Diktum "Erklärung versus >>Regeln zur Erzeugung<<" unmittelbar
einleuchtend.
Im
Sinne
einer
nicht-technischen
Explikation
von
splitsemantics/Schizzo-Semantik (su LIR-Schema) kann man an diese Unterscheidung
anknüpfend folgendes sagen: Wenn man die modell-theoretische Semantik speziell
beim Studium der Signifikanz wissenschaftlicher sinnvoller Ausdrücke angeben will,
muss man den Bezug dieser Ausdrücke aufspalten
, und zwar in Hinblick auf
Strukturmodelle und konkrete (oder materiale) Modelle.
Strukturmodelle entsprechen theoretischen Erklärungen, materiale Modelle
entsprechen Verwirklichungen oder Operationalisierungen.
Das Hauptproblem in diesem Zusammenhang ist:
Wie kann Bedeutung (oder Signifikanz), die auf dem Weg über theoretische
Einsichten (angegeben in Strukturmodellen) gegeben ist, in materiale Modelle
übergeführt werden, und zwar auf eine korrekte und viel versprechende Weise. Fehler
in dieser Hinsicht haben oft weit reichende Konsequenzen.
Wenn wir Bedeutungstheorien betrachten, die zu erklären behaupten, wie es dazu
kommt, dass wir neue Ausdrücke in unserem Kommunikationssystem verstehen
können, ist es daher wichtig, sich vor Augen zu halten, dass sie genau genommen
keine unmittelbare Beschreibung dessen sind, wie man ein Verstehen des
Informationsgehaltes von Ausdrücken zustande bringen oder aufbauen kann. (Keine
Regeln oder Rezepte! Wohl aber Anweisungen zur Identifikation von geeigneten
Regeln.)
Ich denke hier vor allem an die "Rezeption" der Doktrinen des logischen Empirismus,
die zu dem weit verbreiteten positivistischen Ruhekissen geführt hat, dass eine
Theorie nichts weiter sei als eine Menge von wahren Sätzen (verstanden als
Behauptungen), zwischen denen Ableitungsbeziehungen bestehen (beachte: dies ist
die Rezeption). Um die Bedeutung (Signifikanz) einer Theorie zu vermitteln, brauche
man daher nichts weiter zu tun, als Definitionen und Axiome zu formulieren und
daraus Aussagen abzuleiten. Die Befolgung dieses Verfahrens müsse automatisch
zum Aufbau von Verstehen und Einsicht führen, da es außer den syntaktischen
Ableitungsbeziehungen nichts zu verstehen gebe. Das einzige, worum man sich
schließlich noch kümmern müsse, seien empirische Überprüfungen der abgeleiteten
Ergebnisse.
29
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
30
In diesem Falle würde eine Theorie zur Erklärung und Charakterisierung der Bedeutung
(z.B. dessen, was eine Theorie ist, oder, bezogen auf Ausdrücke: Ein Satz ist sinnvoll,
wenn er ableitbar ist) mit Hilfe von charakterisierenden Symptomen zu einem
Verfahren zur Herstellung sinnvoller Behauptungen gemacht. Das bedeutet eben, daß
explanatorische Begriffsbildungen als unmittelbar beschreibend/handlungsbezogen
missverstanden würden.
Das ganze Verfahren hat den Interpreten eliminiert, d.h. denjenigen, der die
Ausdrücke, die als sinnvoll charakterisiert und hergestellt wurden, verstehen und
benutzen können muss (vgl. das Journalisten-Beispiel). Ein Interpret reagiert auf die
Präsentation bestimmter Ausdrücke. Er muss sie benutzen! Wenn ein Physiker eine
experimentelle Situation präpariert und die Reaktionen von Mutter Natur abwartet
und beobachtet, präpariert er in gewissem Sinne "sinnvolle Ausdrücke", von denen er
erwartet, dass sie von Mutter Natur verstanden werden. Man sollte diese
anthropomorphisierende
Analogie allerdings nicht überziehen. Wichtig ist nur der
Unterschied, dass nämlich menschliche Interpreten in ihren Reaktionen nicht sehr
verlässlich sind und dass es sehr vieler Rückkoppelung (Kommunikation) bedarf, um
diese Reaktionen im sozialen Kontext zu stabilisieren. Aber selbst dann (vgl.
nochmals das Journalisten-Beispiel) sind wir nicht sicher, ob es sich um genuines,
inhaltliches Verstehen handelt oder lediglich um das Kopieren eines bestimmten, von
uns als Symptom für Verstanden-Haben benutztes Verhalten.
Abschließend möchte ich direkt auf Musil zurück kommen, und zwar nochmals auf den
Unterschied zwischen Erklärung und Handlung im Zusammenhang mit dem Musilschen
Möglichkeits- und Wirklichkeitssinn.
In Rückgriff auf Musil können wir jemanden, der in den Welten möglicher Erklärungen
träumt, aber nicht handelt, - aus literarischer Perspektive - einen "Nihilisten" nennen,
und einen, der diese Träume unmittelbar deskriptiv versteht und sie ungeduldig, und
ohne sich um ihre Bedeutung zu kümmern, als Handlungsanweisungen (Regeln)
auffasst und direkt umsetzt, einen "Aktivisten".
Ein "Realist" (im Musilschen Sinne) wäre dann jemand, der beide Bereiche in einer
weltnahen Weise aufeinander zu beziehen und (zumindest lokal) auszusöhnen
imstande ist.
Das Ende des Kapitels "Atemzüge eines Sommertages", an dem Musil am Morgen
seines Todestages arbeitete, kann man (auf die geschilderte Weise in unseren
Kontext projiziert) als visionäre Antwort auf das hier angesprochene Problem (oder
zumindest als Ursachenidentifikation für dieses) ansehen44:
Musil (1952: 1150), Schluss des dritten Teils und vierter Teil aus dem
Nachlass, Kap. 55: Atemzüge eines Sommertages (Fragment); in der
44
30
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
31
"Natürlich war ihm klar, dass die beiden Arten des Menschseins,
die dabei auf dem Spiel standen, nichts anderes bedeuten
konnten als einen Mann 'ohne Eigenschaften',im Gegensatz zu
dem mit allen Eigenschaften, die ein Mensch nur zu zeigen
vermag. Man mochte den einen auch einen Nihilisten nennen,
der von Gottes Träumen träumt; im Gegensatz zu Aktivisten,
der in seiner ungeduldigen Handlungsweise aber auch eine Art
Gottesträumer ist, und nichts weniger als ein Realist, der
weltklar und welttätig sich umtut. 'Weshalb sind wir denn keine
Realisten?'fragt sich Ulrich. Sie waren es beide nicht, weder er
noch sie, daran ließen ihre Gedanken und Handlungen längst
nicht mehr zweifeln; aber Nihilisten und Aktivisten waren sie,
und bald das eine bald das andere, je nachdem wie es kam".
Anhang + Graphik
Anhang: Computer-Poesie- Ursachen und Symptome
Zur Illustration des Schemas möchte ich nun, als fiktives Beispiel, die Vorgangsweise von Computerfachleuten studieren, die ein Programm P zur Generierung von
englischen Gedichten angekauft haben und es nun weiterentwickeln sollen. Um das
(Primär-) Programm P zu testen, werden sie zunächst versuchen, vom Computer
hergestellte Gedichte in englischen Literaturzeitschriften zu veröffentlichen. Dabei
wird natürlich jeder Hinweis auf den Computer-Ursprung der "Gedichte" vermieden,
d.h. sie werden äußerlich (formal) normalen Einsendungen angepasst. Da sie den
Neuausgabe findet sich die Stelle auf S. 1239. Die Hervorhebungen stammen
von mir.
31
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
32
Ursprung der "Gedichte" nicht kennen, beurteilen die Lektoren der Literaturzeitschriften die „Gedichte“ nach inhaltlichen Gesichtspunkten. Ihre Antworten mögen
sich auf "angenommen" oder " abgelehnt" beschränken45. Es besteht daher keine
inhaltliche Rückkoppelung.
Angenommen, das Ergebnis dieses Testverfahrens sei eine "Trefferwahrscheinlichkeit" von 80% positiver Reaktionen durch die Lektoren. Um (unter den
vorgegebenen Randbedingungen und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln) die
Trefferwahrscheinlichkeit des P-Programmes auf 90% zu erhöhen, werden unsere
"Gedicht-Ingenieure" versuchen, charakteristische Merkmale (Symptome, Parameter) zu identifizieren, die für die (durch Akzeptierung) positiv bewerteten Gedichte als kennzeichnend angenommen werden. An dieser Stelle fließen inhaltliche
Erwartungen des Common-Sense-Denkens ( F-Bereich), sowie ästhetische Vorstellungen über Gedichte und der kulturelle Hintergrund der Computer-Wissenschaftler
in stillschweigender Form ein. Danach wird man versuchen, die im P-Programm enthaltenen Regeln (d.h. den Algorithmus und eventuell auch das Reservoir der für die
Bildung syntaktischer Zeichensequenzen zulässigen Grundzeichen) in systematischer Weise so zu verändern, dass ein neues Programm P1 entsteht. Dieses ist imstande, solche Zeichenreihen oder Textfiguren zu liefern, die mit den ausgewählten,
kennzeichnenden Symptomen (die nun als selektives Kriterium benutzt werden)
in Einklang zu bringen sind. Wenn sich diese Vorgangsweise bei Überprüfung durch
Einsenden und inhaltliches Beurteilen-Lassen der neuen Gedichte als erfolgreich
herausstellt, d.h. wenn dadurch die Trefferwahrscheinlichkeit tatsächlich um 10%
erhöht wurde, dann werden unsere Computer-Fachleute - aus der Sicht der ihnen
zur Verfügung stehenden Mittel und im Rahmen ihrer Aufgabenstellung völlig zu
Recht - sagen können, dass für sie die "Analyse nach kennzeichnenden
Symptomen" offenbar den Kern dessen erfasst hat, was für die Herstellung guter
45
) Dies ist heute ja auch bei der Beurteilung der Gültigkeit rationaler Argumentationen
üblich.
32
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
33
Gedichte wesentlich ist (theoretisch gesehen erscheint!).46
Wir nehmen nun zusätzlich an, dass für die technische Beurteilung der "Gedichthaftigkeit" von Computergedichten ein auf E aufbauendes Sekundärprogramm
Q0 entwickelt wurde, das die Arbeit der Lektoren übernimmt und zur Konstruktion
und Verfeinerung der Pi-Programme47 beitragen kann.
Ein reales Beispiel zur Demonstration des Erfassens und Simulierens unbewusster Beurteilungsvorgänge, in unserem Fall also die Entwicklung von Qj-Programmen48 aufgrund von E- und F- Vorstellungen, wird von FRUDE (1983: 43)49
angegeben. Er beschreibt eine sehr früh von dem Physiker John Taylor entwickelte
Maschine zur "Unterscheidung visueller Eindrücke".
He invented a machine which sexed people's photographs. Pictures were
placed beneath a lens which focused the pattern of light and shade on to
an array of light-sensitive devices. In an initial training period, as well as
having all the data from the array, the machine was informed whether
the photograph was that of a man or a woman, but after a hundred or so
training trials the machine had learned to correctly identify the sex of the
portrait. Clearly it was recognising the sex from some pattern in the data
from the array of photo-sensors, but quite what this pattern looked like
was unknown even to the man who invented the machine. Perhaps we
should not be too surprised at this for many human skills, like sexing of
faces, are performed reliably without the individual being able to
formulate the implicit rules which must be followed for such a feat to be
possible.
46
) N.B. Damit wurde eine Komponente der alltagssprachlichen Verwendungsweise von
'erfaßt haben' herausgegriffen und in die in den Einzelwissenschaften übliche Form
übertragen, und zwar in natürlicher Weise unbewußt verallgemeinernd. Es wäre aber
unsinnig, aus einer Unkenntnis der tatsächlichen Vorgehens des Forscherteams heraus,
nun zu behaupten, daß dem Computer Reflexion oder Verstehen zugrunde lägen, weil
das Erfaßt-Haben von z.B. Information, so wie es im Alltagssprachgebrauch fixiert sei,
von Bewußtsein begleitet sein müsse. Meine Polemik richtet sich vor allem gegen jene
Philosophen, welche die völlig andersartigen Mechanismen zur Stipulation der
Bedeutung einzelwissenschaftlicher Begriffsbildungen in der Praxis des Wissenschaftsbetriebes nicht zur Kenntnis nehmen wollen.
47
) i=1,2,...n. n ∈ N.
48
) j= 0,1,2,...n.
49
) Cf. Frude, Neil, The Intimate Machine. (Close Encounters With the New Computers),
London, 1983
33
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
34
Daran schließen sich natürlich einige Fragen an: Hat dieses System verstanden, was eine Frau und was ein Mann ist? Muss es dies für die Bewältigung seiner
Aufgabe können? Haben wir durch die eingeschränkte Problemstellung das erfasst,
worauf es beim Muster-Erkennen ankommt?
Wenn wir die Situation in unserem Beispiel in einer ersten Zwischenbilanz analysieren, so können wir sagen, dass von einer rein syntaktischen Zeichensprache L
(oder einem Kalkül K) und von Zeichentransformations-Regeln (in Form von PiProgrammen) ausgegangen wurde und dass man dann die Ergebnisse (durch die
Lektoren) beurteilen ließ. Beurteilt wurde aber der Aussagegehalt der Gedichte,
also das, was sie für die Interpreten (Lektoren) in deren Welt B
zum Ausdruck
brachten. Die positive Rückkopplung durch die Lektoren wurde benutzt, um formale
Merkmale zu identifizieren, die zur selektiven Generierung von geeigneten Textfiguren benutzt werden konnten (vgl. dazu im Schema SIW=LIR die mit Großbuchstaben bezeichneten Felder und die [Wechsel-] Beziehungen zwischen diesen
Feldern).
L (oder K) bezeichnet den Zeichenbereich (die syntatkisch-formale Sprache,
also eingeschränktes Englisch), über dem die Primärprogramme Pi operieren. E und
F enthalten die stillschweigenden Annahmen bzw das Experten-HGW (der Lektoren) und das Alltags-HGW (der Computerwissenschaftler), welche zur Konstruktion
der Sekundärprogramme Qj benutzt wurden. Qj wurde durch Einbringen der PiErgebnisse50 in ein Kommunikationsfeld B
entwickelt, in dem die durch Pi
erzeugten L- Figuren als Gedichte einer natürlichen Sprache L
(in unserem Fall
Englisch) interpretiert, d.h. inhaltlich beurteilt, verstanden und via L benutzt (d.h.
auf B bezogen) werden konnten. Wir können stark vergröbernd sagen, dass die
Lektoren bei der Beurteilung der L- Figuren so etwas wie einen inhaltlichen
Bezug auf ihre eigene (mögliche Lebens-) Welt W (B
) hineingelesen und
(theoretisch-explanatorisch
ein
gesprochen)
dazu
strukturales
50
) i=j+1.
34
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
35
HGW(=Hinteergrundswissen) (M) über ihre Welt verwendet haben. M enthält also
gewissermaßen
"bedeutungskonstitutive"
(oder
sinnstiftende)
Beurteilungs-
heuristiken, die zu einer Selektion der sinnvollen und daher publikationswürdigen
Gedichte geführt haben. M erklärt also das Fixieren von Referenz durch englische
L-Sprachbenutzer mit (unterstelltem) E-HGW, aber M enthält keinesfalls die
Regeln zum Fixieren von Referenz.
Als erstes Zwischenergebnis möchte ich damit das unterschiedliche Zustandekommen des Verstehens und des Aufbauens von Bedeutung jeweils entweder (auf
dem Weg) über inhaltliches, konkret-effektives Wissen oder (auf dem Weg) über
formal-abstraktes, simulatives Wissen, das kennzeichnende Symptome benutzt,
bewusst machen. In diesem Beispiel geht es darum, welche Vorstellungen über die
Struktur des angenommenen (Bezugs-) Bereiches B ,
über dem bestimmte L-
Figuren - auf dem (Um-) Weg über M - von L-Sprachbenutzern interpretiert
werden, mit Hilfe von E (bzw der dadurch initiierten Qj-Programme) aufgebaut
werden. Würde man einen "Gedicht-Ingenieur" in eine reale B
- Welt, z.B. in einen
amerikanischen Verlag, versetzen, so würde sich sehr rasch herausstellen, dass die
auf dem Weg über E aufgebauten Vorstellungen über die inhaltliche Bedeutung
der L-Figuren nicht zu demselben Beurteilungs-Verhalten führen wie sein auf dem
Weg über F mit Hilfe von M aufgebautes inhaltliches Verständnis von Gedichten. In
diesem unterschiedlichen Verhalten zeigen sich die unterschiedlichen Vorstellungen
über B .
Da weder der Generierung noch der Beurteilung von Gedichten ein
inhaltliches Verstehen zugrunde liegen, wird sich der in den Verlag versetzte Ingenieur zunächst sklavisch an die von ihm entwickelten (Orientierungs-) Regeln halten müssen. Erst wenn er zu einem inhaltlichen Verständnis gelangt, wird er in der
Handhabung seiner Regeln lockerer bzw. freier werden. Auf alle Fälle können wir
sein Verhalten zunächst als eine Ritualisierung, und zwar aufgrund (s)eines
mangelhaften inhaltlichen Verständnisses (von englischen Gedichten) charakterisieren.
35
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
36
Um die volle Tragweite des Beispieles und der darin karikiertenVorstellungen
über das Zustandekommen und das Weitergeben der Bedeutung einzelwissenschaftlicher Erkenntnisse zu demonstrieren, nehmen wir abschließend noch an, der
Erfolg der Qj-Programme sei amerikanischen Verlagen zu Ohren gekommen. Diese
wollen nun im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen ihre Lektoren durch die QjProgramme ersetzen. Ich hoffe, es genügt, darauf hinzuweisen, dass dadurch die
Trefferwahrscheinlichkeit der Pi-Programme auf 100% erhöht wird und dass zum
Schluss niemand mehr weiß, was Gedichte eigentlich ausdrücken sollen (intendierte
Bedeutung), wozu sie dienen, welche ursprüngliche Aufgabe sie haben. Dichter
werden durch die Rückkopplung über das Beurteilungsverfahren und damit auf dem
Weg über die Anerkennung (alles zusammen sind das die so genannten
Anreizsysteme), die ihnen zuteil wird, dazu erzogen, jeweils solche Gedichte einzusenden, die dem "Computer-Geschmack" entsprechen. Das Problem ist daher nicht,
dass Computer "denken" lernen wie Menschen, sondern, dass Menschen beginnen
so zu „denken“wie Computer.
Übertragen wir nun unser Beispiel auf den tatsächlichen Wissenschaftsbetrieb.
Es zeigt sich dann, dass die formale WT(=Wissenschaftstheorie) genau
genommen das rationale Argumentationsverhalten zur innerwissenschaftlichen
Durchsetzung
und
Akzeptierung
einzelwissenschaftlicher
Ergebnisse
studiert
(Rechtfertigungskontext). Die Regeln zur Simulation und Rekonstruktion dieses
"Argumentationsverhaltens" innerhalb der "community of scientists" sind also im
allgemeinen nicht unmittelbar deskriptiv für die von den Wissenschaftlern tatsächlich benutzten Vorstellungen, genauso wenig, wie es die Regeln zur
Generierung von Gedichten waren.
In das tatsächliche Argumentationsverhalten gehen - explanatorischgesprochen – in M kodierte Annahmen über die (Kausal-) Struktur desjenigen Bereiches
B
(als vorgewählter Wirklichkeitsausschnitt) ein, auf den sich die Mitglieder der
jeweiligen Sprach- / Lebens- (Welt-)Gemeinschaft beziehen. Manchmal hat man je36
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
37
doch den Eindruck, dass wir meinen/glauben, wir könnten diese inhaltlichen
Vorstellungen
(den
kognitiven
Gehalt)
mit
rein
deskriptiven (formal-
syntaktischen) Mitteln (vgl. die Qj-Programme) dadurch vollständig erfassen, dass
wir Regeln erfinden, die zu demselben Argumentationsverhalten führen und in
eingeschränkten Testsituationen erfolgreich sind. So gesehen lernen wir Regeln
zur Vortäuschungvon Wissen.
Dies zeigt sich darin, dass die entwickelten Rechtfertigungsverfahren (für korrektes Argumentieren), die ursprünglich mit einem Wissen von der inhaltlichen Bedeutung und vom Zustandekommen einzelwissenschaftlicher Ergebnisse Hand in
Hand gingen und in natürlicher, unbewusster Weise über einem Repertoire einzelwissenschaftlicher
Erfahrungen
interpretiert
wurden,
nun
losgelöster Art und Weise zu Generierungsverfahren im so
in
ritualisierter,
genannten Ent-
deckungskontext einzelwissenschaftlicher Forschung benutzt werden. Die sich daraus ergebenden Probleme kann man überwinden, wenn man sich statt dessen auf
die Gegenüberstellung des explanatorischen und des deskriptiven Elementes
und deren Rolle beim Zustandekommen des Verstehens der Bedeutung einzelwissenschaftlicher Ergebnisse konzentriert.
37
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
38
Repräsentation (-en) und die Welt
oder : Zum Verhältnis von
Theorie und Wirklichkeit
WISSEN
Informa
Verar
z. B. NATÜRLICHE SPRACHE
(Repräsentationsmittel)
ERLEBEN UND ERFAHREN
L
E
Strukturen
Prozesse
S - bzw.
tions beitung
D
Operatives-Wissen
Gründe
L
Struktur-Wissen
(abstrakte)
Prinzipien mitlerer
Reichweite
M
Situationen
Modelle/Theorien
Handlungs-Wissen
V
(Erklärungen)
HINTERGRUNDSWISSEN
(Beschreibungen)
Repräsentationen
A
C
T
[ Teilnehmer-Perspektive / evaluativ ][ Beobachter-Perspektive ]
Alltagsregeln / Folklore
Fertigkeiten (skills)
formalsprachlicheSätze
Ausdrücke
Betroffenheit
Algorithmen
F Alltags-Wissen
P
Ursachen
B
(kausale)
Zusammenhänge
Rainer P. Born, Johannes-Kepler-Universität, Linz, Austria
Regel-WissenK
Q
/L
WIRKLICHKEIT
Ausschnitte von
Wirklichkeit
[LIR 2002_f_Ethik]
38
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
39
Repräsentation (- en) und die Weltoder :
Zum Verhältnis von Theorie und Wirklichkeit
(Einbettung ethischer
HANDELN
Positionen)
Prozesse
Strukturen
(Beschreibungen)
(Erklärungen)
Gründe
NATURALISMUS
NON-NATURALISMUS
+
D
( 3/3 )
( 0/5 )
Pflicht zu sterben
Recht zu sterben
Prinzipien mittl. Reichweite
[Selbstbestimmtes Sterben]
Operatives-Wissen
T
C
Struktur-Wissen
A
AUTONOMIE
PATERNALISMUS
Alltags-Wissen
Pflicht zu leben /
Leben zu erhalten
F
( 5/0 )
Regel-Wissen
Recht zu leben
B
( 1/1 )
K
V
NON-KOGNITIVISMUS
-
M
KOGNITIVISMUS
+
E
METAETHIK
(Bsp.: Bio-Ethik/
Euthanasie)
DENKEN
DEONTOLOGIE // PFLICHTEN TELEOLOGIE // RECHTE
(GESINNUNGS-ETHIK) VERANTWORTUNGS-ETHIK
P
(Moralische
Regeln)
(kausale)
Zusammenhänge
Q
[ Handlungs - ]
WIRKLICHKEIT
Ursachen
META-ETHIK
[ LIR 2 Cl_Dr_ETHIK]
Rainer P. Born, Johannes-Kepler-Universität, Linz, Austria
K
ern-Literatur:
Bohm, David: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen. Stuttgart 1998.
39
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
40
Brown, John Seely: Seeing Differently (Insight son Innovation). Cambridge 1998.
Brown, John seely: Research that Reinvents the corporation. Harvard Business Review (1991) pp 102 111.
Brown, John Seely / Collins, Allan / Duguid Paul: Situated Cognition and the Culture of Learning.
Palo Alto 1989.
Hartkemeyer, M. & J.F./Freeman, Dhority L.: Miteinander Denken. Das Geheimnis des Dialogs.
Stuttgart 1998
Hofstadter, Douglas R.: Tit for Tat. Kann sich in einer Welt voller Egoisten kooperatives Verhalten
entwickeln? In: Spektrum der Wissenschaft. Digest; Kooperation und Konkurrenz. pp 60 - 66. 1998
Nida-Rümelin, Julian: "Theoretische und angewandte Ethik: Paradigmen, Begründungen, Bereiche
in: Angewandte Ethik/J.Nida-Rümelin, pp. 2-85
Nida-Rümelin, Julian: Angewandte Ethik. Die Bereichsethiken und ihre theoretische Fundierung.
Stuttgart 1996
Putnam Hilary: Für eine Erneuerung der Philosophie. Stuttgart 1997 (dtsch, Reclam/ engl 1982)
Sen, Amartya K.: Rational Fools: A Critique of the Behavioural Foundations of Economic Theory.
In: Hahn/Hollis. Oxford 1979.
Zimmerli Walther Chr./Aßländer Michael: Wirtschaftsethik in: Angewandte Ethik/J.Nida-Rümelin, pp.
290-345
Allgemeine und weiterführende Literatur:
Ahlemeyer, Heinrich W./Königswieser Roswits:Komplexität Managen (Stratewgien, Konzepte und
Fallbeispiele), Frankfurt/M, 1998.
Beck, Ulrich: Schöne neue Arbeitswelt. Vision: Weltbürgergesellschaft. Frankfurt
1999
Berger, John: Und unsere Gesichter, mein Herz, vergänglich wie Fotos. München 1986
Berger, John: Auf dem Weg zur Hochzeit. München 1996
Berger, John: Another Way of Telling. London 1985
Bohm, David: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen. Stuttgart 1998.
Brockmann, John: Die dritte Kultur. Das Weltbild der modernen Naturwissenschaft. München 1996
Brodbeck, Karl-Heinz: Die fragwürdigen Grundlagen der Ökonomie (Eine Philosophische Kritik der
modernen Wirtschaftswissenschaften). Darmstadt 1998.
Broome John: Ethics out of Economics.Cambridge 1999
Brown, John Seely/Collins, Allan/Duguid Paul: Situated Cognition and the Culture of Learning. Palo
Alto 1989.
40
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
41
Cavell, Stanley: Consitions Handsome and Unhandsome. Chicago 1990
Critchlley, Simon: Ethics, Politics, Subjectivity: London 1999
Dehner Klaus: Lust an Moral. (Die natürliche Sehnsucht nach Werten).Darmstadt 1998
Dörner, Dietrich: Die Logik des Mißlingens (Strategisches Denken in komplexen Situationen)Reinbek
1993.
Drucker, Peter F.: Management Challenges for the 21st Century. New York 1999
Ferber Rafael: Philosophische Grundbegriffe. München 1994
Hahn F.&Hollis M.:Philosophy and Economic Theory. Oxford 1979
Hartkemeyer, M. & J.F./Freeman, Dhority L.: Miteinander Denken. Das Geheimnis des Dialogs.
Stuttgart 1998
Hofstadter, Douglas R.: Tit for Tat. Kann sich in einer Welt voller Egoisten kooperatives Verhalten
entwickeln? In: Spektrum der Wissenschaft. Digest; Kooperation und Konkurrenz. pp 60 - 66.
1998
Hügli, Anton u.a.: Philosophielexikon. Reinbek 1991
Howard, Nigel: Paradoxes of Rationality: Theory of Meta-Games and Political Behaviour. Cambridge
1971
Hutton Will: The stakoholder Society (Writings on Politics and Economics).Cambridge 1999
Kelly, Kevin: Out of Control (The New Biology of Machines). London 1995.
Keynes, John Maynard : A Treratise on Probability. Lonon 1921
Klein, David A.: The Strategic Management of Intellectual Capital. Boston 1998
Leisinger, Klaus M.: Unternehmensethik. Golbale Verantwortung und modernes Mangement.
München 1997
McMaster, Michael D.: The Intelligence Advantage. Organizing for Complexity. Boston 1996
Michaels, Anne: Fluchstücke. Reinbek 1999.
Nalebuff, Barry/Brandenburger Adam: Coopetition kooperativ konkurrieren. Mit der Spieltheorie
zum Unternehmenserfolg. Frankfurt 1996
Nell, Edward J.: Making Sense of a Changing Economy. Technology, markets and morals.
London 1996
Nida-Rümelin, Julian: "Theoretische und angewandte Ethik: Paradigmen, Begründungen, Bereiche
in: Angewandte Ethik/J.Nida-Rümelin, pp. 2-85
Nida-Rümelin, Julian: Angewandte Ethik. Die Bereichsethiken und ihre theoretische Fundierung.
Stuttgart 1996
Nonaka Ikajuiro/Takeuchi, Hirotaka: The Knowledge-Creating Company (how Japanese ompanies
Create the Dynamics of Innovation). Oxford 1995.
41
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
42
Papmehl, André/Siewers Rainer : Wissen im Wandel (Die lernende Organsiation im 21 Jahrhundert).
Wien 1999
Petzold, Hilarion G.: Integrative Supervision, Meta-Consulting & Organisationsentwicklung.
Paderborn 1998
Poundstone, William: Prisoner‚s Dilemma. New York 1992.
Putnam Hilary: Für eine Erneuerung der Philosophie. Stuttgart 1997 (dtsch, Reclam/ engl 1982)
Putnam Hilary: Realism with Human Face (ed. James Conant).London 1990
Putnam Hilary: Words and Life (ed. James Conant).London 1994
Putnam Hilary: Pragmatismus - Eine offene Frage. Frankfurt/M 1995 (Pragmatism.Oxford 1992)
Schröder, Klaus Albrecht (Hg.): Japan - die fließende Welt (Aus der Sammlung Drenning).
Sen, Amartya K.: Rational Fools: A Critique of the Behavioural Foundations of Economic Theory.
In: Hahn/Hollis. Oxford 1979.
Kunstforum Wien 1991.[Darin Tafel 36: Hokusai. Die achtteilige Brücke bei Mikawa,
um 1831/32. Seite 97]
Saint-Exupéry, Antoine de: Der Kleine Prinz.Düsseldorf 1993 (Karl Rauch Verlag)
Skidelsky, Robert : John Maynard Keynes ( The Economist as Sayiour 1920 - 1937), London 1992
Spektrum der Wissenschaft: Digest 1/1998: Kooperation und Konkurrenz. Spieltheorie.
Evolution des Verhaltens. Egoismus.
Watzlawick Paul/Weakland John H./Fisch Richard.:Lösungen (Zur Theorie und Praxis menschlichen
Wandels). Bern 1979
Zimmerli Walther Chr./Aßländer Michael: Wirtschaftsethik in: Angewandte Ethik/J.Nida-Rümelin, pp.
290-345
Spezialliteratur:
Dawkins, R. The Selfish Gene, 198.
Gell-Mann, M.: Das Quark und der Jaguar, dt. 1996
Polanyi, M., The Tacid Dimension, 1970
Saint-Exupéry: Der Kleine Prinz, Düsseldorf 1956
Winterson J., Art Objects (Essays on Ecstasy and Effrontery), London 1996.
Wittgenstein, L. Gesammelte Schriften Bd 1, Frankfurt, 199x.
Woolley, B.: Die Wirklichkeit der Virtuellen sWelten, Basel 1994.
42
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
43
Spezielle Graphiken
1)
2)
3)
4)
5)
6)
Schema einfach für Anwendungen
Schema mit Lichthupe
Gesamtüberblick
Aufmerksamkeit
Zweischleifenlernen
Rekonstruktion Soros
[ DOKUMENTATIONEN ]
DENKEN
D
MENSCH / ALLTAG
Internalisierung
Begriffliche Analyse
Konzeptualisierung
Kombination
(Modellierung)
Dialogue
E
WissensSpirale
Sozialisierung
Learning by Doing
B
dynamisch / operativ
A
(assess)
(observe)
F
M
(design)
(implement)
C
[I&K-] Technologie / Wissenschaft
Operativer Bereich
Handlungsempfehlungen
K
Externalisierung
statisch / explanatorisch
HANDELN
43
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
44
[ DOKUMENTATIONEN ]
DENKEN
Bsp.: WarnFunktion
Bsp.: Licht-Hupe
[HandlungsWissen]
Dialogue
E
(implement)
C
[konkrete
AlltagsErfahrungen]
Begriffliche Analyse
Konzeptualisierung
(observe)
Bsp.: Hupe
M
[Ideen /
Modelle]
(design)
WissensSpirale
F
[I&K-] Technologie / Wissenschaft
D
Operativer Bereich
Handlungsempfehlungen
(assess)
Learning by Doing
K
A
[RezeptWissen
]
Bsp.: Nachbau
statisch / explanatorisch
B
dynamisch / operativ
HANDELN
44
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
45
DENKEN
[ DOKUMENTATIONEN ]
REFLEXION
dynamisch / operativ
statisch / explanatorisch
// HUMAN - Kapital //
[Wissens-VERTEILUNG]
Kombination
(Modellierung)
Dialogue
E
([ re- ] implement )
M
(design)
WissensSpirale
(observe)
F
Sozialisierung
(assess)
// WISSENS - Kapital //
MENSCH / ALLTAG
Internalisierung
[I&K-] Technologie / Wissenschaft
HANDLUNG
[Wissens-ENTWICKLUNG]
C
-
D
s
ng
ru n
ie e
nt iss
rie W
// KUNDEN - Kapital //
-
O
s
ng n
u
l e
nd iss
a
H W
A
K
Learning by Doing Externalisierung
[Wissens-IDENTIFIAKTION]
[Wissens-BEWAHRUNG]
Operativer Bereich
Handlungsempfehlungen
Begriffliche Analyse
Konzeptualisierung
IMPLIZITES WISSEN
B
EXPLIZITES WISSEN
HANDELN
// ORGANISATIONALES - Kapital //
(... ) := KIM [ observe, assess, design, (re-) implement ]
[... ] := PROBST [ Wissens - Identifikation, - Bewahrung,
- Verteilung, - Entwicklung ]
__ := NONAKA /T AKEUCHI [ Sozialisierung, Externalisierung,
Kombination, Internalisierung ]
//... - Kapital // := EDVINSSON [ Kunden - , Organisations -,
Human -, Wissens - KAPITAL ]
E, F, K, M := BORN [effektives, materiales, formales, abstraktes
WISSEN (bzw. Wissens-Komponenten) ]
© r. born, Inst. f. Phil. & Wissenschaftstheorie, Joh.-Kepler Universität Linz, Austria, Europe
45
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
46
[ DOKUMENTATIONEN ]
DENKEN
implizites Wissen
explizites Wissen
dynamisch / operativ
UMSETZUNG
statisch / explanatorisch
Internalisierung
(assess)
(Modellierung)
M
(observe)
attention
awareness
mindfulness
WissensSpirale
Gewahrsein
Achtsamkeit
Aufmerksamkeit
(design)
F
Information
Kombination
E
C
Konzeptualisierung
Dialogue
Wissen
MENSCH / ALLTAG
D
ANALYSE
[I&K-] Technologien
/ Wissenschaft
Handlungs-Bereich
(implement)
Sozialisierung
Externalisierung
A
K
ErfahrungenLearning by Doing Daten
(Be-)Wertungen
HandlungsBegriffliche Analyse
empfehlungen
Ein-Schleifen-Lernen
rote-learning
B
HANDELN
Doppel-Schleifen-Lernen
(über beide Bereiche)
sideways learning
/ ER- LEBEN
© r. born / Inst. Phil. & Wissenschaftstheorie / Johannes-Kepler-Universität, Linz, Austria, Europe
46
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
47
[ DOKUMENTATIONEN ]
DENKEN
explizites Wissen
implizites Wissen
dynamisch / operativ
UMSETZUNG
MENSCH / ALLTAG
E
statisch / explanatorisch
Dialogue
Wissen
(effektiv)
D
Konzeptualisierung
awareness
(observe)
Externalisierung
Learning by Doing
Erfahrungen
(Be-)Wertungen
Ein-Schleifen-Lernen
rote-learning
A
Achtsamkeit
(assess)
Sozialisierung
Handlungsempfehlungen
(abstrakt)
mindfulness
WissensSpirale
Aufmerksamkeit
F
M
(design)
attention
Gewahrsein
(konkret)
Information
(Modellierung)
Internalisierung Kombination
(implement)
C
ANALYSE
[I&K-] Technologien
/ Wissenschaft
Handlungs-Bereich
B
HANDELN
K
(formal)
„Regeln“
Daten
Begriffliche Analyse
Doppel-Schleifen-Lernen
sideways learning
/ ER- LEBEN
© r. born / Inst. Phil. & Wissenschaftstheorie / Johannes-Kepler-Universität, Linz, Austria, Europe
47
ETHIK EINMAL ANDERS – Beispiel Wirtschaftsethik
DENKEN
D
Operativer Bereich
Handlungsempfehlungen
Begriffliche Analyse
Konzeptualisierung
Kombination
(Modellierung)
Internalisierung
Dialogue
E
M
(implement)
C
(design)
A
WissensSpirale
(observe)
(assess)
K
F
Learning by
Doing
Externalisierung
Sozialisierung
dynamisch /
operativ
B
HANDELN
statisch /
explanatorisch
[ DOKUMENTATIONEN ]
DENKEN
EVOLUTION
LEBENS-Bereich
E
Lebens-WELT
STAKEHOLDER VALUE
(design)
(implement)
C
M
ÖKONOSOZIALE
WERTE
WissensSpirale
A
MISCHE
WERTE
(observe)
(assess)
Lebens-FORM
F
Begriffliche Analyse
Konzeptualisierung
[I&K-] Technologie / Wissenschaft
D
Operativer Bereich
Handlungsempfehlungen
REFLEXION
WIRTSCHAFTS-Bereich
MENSCH / ALLTAGS (-DENKEN)
48
Umsetzung
Erklärungen
SHAREHOLDER VALUE
B
Analyse
K
Beschreibungen
HANDELN
48
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