Exkurs: Portfolio Selection Theory Literatur: Reinhard Schmidt und Eva Terberger (1997): Grundzüge der Investitions- und Finanzierungstheorie, 4. Auflage, Wiesbaden: Gabler Verlag BA-Mikroökonomie II Professor Dr. Manfred Königstein 1 Exkurs Portfolio Selection Theory Aktien und Aktienrenditen – Kauf einer Aktie bedeutet Kauf eines Unternehmensanteils – Besitzer der Aktie ist am Unternehmensrisiko (negativ wie positiv beteiligt) – Aktie ist klassische Form einer risikobehafteten Geldanlage (auch Kauf einer Maschine oder Mietshauses sind risikobehaftete Anlagen) – Aktienrendite ist eine Zufallsvariable: ~ ra = ~ ~ D1a + K1a − K 0a K 0a ~ ra = Rendite Aktie a in einer Periode (zufallsabhängig) ~ D1a = Dividendenzahlung zum Zeitpunkt 1 (zufallsabhängig) ~ K1a = Kurswert der Aktie zum Zeitpunkt 1 (zufallsabhängig) K 0a = Kurswert der Aktie zum Zeitpunkt 0 (bekannt) BA-Mikroökonomie II Professor Dr. Manfred Königstein 2 Exkurs Portfolio Selection Theory Portefeuilles und Portefeuillerenditen – Maße für Ertrag und Risiko einer Aktie sind Erwartungswert, Varianz und Standardabweichung der Rendite E (~ ra ) = ra σ 2 (~ ra ) = σ a2 σ 2 (~ rA ) = σ a2 – Wenn ein Investor seinen Anlagebetrag auf zwei Aktien a und b aufteilt, ist er Besitzer einer Aktienmischung („Portefeuille“) – Je nach Mischungsverhältnis ergeben sich andere Portefeuilles – Erwartungswert, Varianz (Std.-Abw.) der Portefeuillerendite hängen von E(.) und Var(.) beider Aktien und den Gewichtungen im Portefeuille ab – Für E(.) gilt: E (~ rp ) = rp = xa ⋅ ra + xb ⋅ rb xa = Anteil Aktie a, z.B. 1/3 xb = Anteil Aktie b, z.B. 2/3 – Erwartungswert der Portefeuillerendite ist gewichteter Durchschnitt der Aktienrenditen BA-Mikroökonomie II Professor Dr. Manfred Königstein 3 Exkurs Portfolio Selection Theory Portefeuilles und Portefeuillerenditen (2) – Für Var(.) gilt: σ 2 (~ rp ) = σ 2p = xa2σ a2 + xb2σ b2 + 2 xa xb ⋅ σ aσ b ⋅ ρ ab ρ ab = Korrelationskoeffizient der Aktienrenditen – Varianz der Portefeuillerendite ist allgemein kein gewichteter Durchschnitt der Varianzen der Aktienrenditen (nur wenn Korrelation gleich +1; ist aus Formel nicht direkt erkennbar) – Als Risikomaß ist Std.-Abw. der Rendite gebräuchlicher, weil in gleicher Dimension gemessen wie Erwartungswert σ p = σ 2p – Erwartungswert und Std.-Abw. der Rendite von Aktien oder Portefeuilles können in einem zwei-dimensionalen Raum geometrisch dargestellt werden BA-Mikroökonomie II Professor Dr. Manfred Königstein 4 Exkurs Portfolio Selection Theory Fall 1: Vollständig Positive Korrelation der Renditen – Im untenstehenden Diagramm repräsentieren die Punkte A und B die Kombinationen von Erwartungswert und Std.-Abw., die durch Aktie a bzw. b erzielt wird – Wegen ρ ab = 1 folgt, dass die durch Mischung der Aktien a unb b erzielbaren Erwartungswerte und Std.-Abw. der Portefeuillerenditen auf einer Geraden zwischen den Punkten A und B liegen r B A σ BA-Mikroökonomie II Professor Dr. Manfred Königstein 5 Exkurs Portfolio Selection Theory Fall 2: Vollständig Negative Korrelation der Renditen – Wegen ρ ab = −1 folgt, dass es ein Mischportefeuille mit Nullrisiko (sichere Anlage) gibt (Punkt C) – Alle durch Mischung erzielbaren Komb. von E(.) und Var(.) liegen auf AC und CB r B C A σ BA-Mikroökonomie II Professor Dr. Manfred Königstein 6 Exkurs Portfolio Selection Theory Fall 3: Unvollständige Korrelation der Renditen – Wegen − 1 < ρ ab < +1 folgt, dass Mischportefeuilles durch Punkte auf gekrümmter Linie repräsentiert werden (teilweise Risikoreduktion) r B C A σ – Es existiert ein risiko-minimierendes Portefeuille (Punkt C) BA-Mikroökonomie II Professor Dr. Manfred Königstein 7 Exkurs Portfolio Selection Theory Efficient Frontier – Mischportefeuilles unterhalb von Punkt C sind dominiert (Risikoaversion) – Mischportefeuilles auf Verbindung CB sind effizient („efficient frontier“) r B C A σ BA-Mikroökonomie II Professor Dr. Manfred Königstein 8 Exkurs Portfolio Selection Theory Efficient Frontier bei 3 Aktien – Mischportefeuilles aus a und d verändern die efficient frontier – Auch Mischungen aus a, b und d sind möglich r B D C A σ BA-Mikroökonomie II Professor Dr. Manfred Königstein 9 Exkurs Portfolio Selection Theory Efficient Frontier des Marktes (m Aktien) r efficient frontier market σ BA-Mikroökonomie II Professor Dr. Manfred Königstein 10 Exkurs Portfolio Selection Theory Portfolio Selection ohne risikolose Anlagemöglichkeit – Risikopräferenzen determinieren optimale Mischung des Portefeuilles (siehe Indifferenzkurven des Investors) r Ui 99 Optimaler Mix des Investors i σ BA-Mikroökonomie II Professor Dr. Manfred Königstein 11 Exkurs Portfolio Selection Theory Portfolio Selection mit risikoloser Anlagemöglichkeit – Sofern eine risikolose Anlagemöglichkeit existiert, kann ein optimales Portefeuille T unabhängig von den Risikopräferenzen des Investors ermittelt werden („Separationstheorem von James Tobin“) U2 r U1 T 99 F σ – Alle Investoren mischen zwischen F und T, aber mit unterschiedlichen Gewichtungen (F = risikofreie Anlage, T = effizientes „Tobin“Marktportfolio) BA-Mikroökonomie II Professor Dr. Manfred Königstein 12 Exkurs Portfolio Selection Theory Portfolio Selection mit risikoloser Anlagemöglichkeit (2) U2 Kapitalmarktline r U1 T 99 F σ – Die Gerade durch F und T wird durch die folgende Gleichung beschrieben: rp = r f + α p ⋅ (rT − r f ) – Sie wird gemäß William Sharpe als „Kapitalmarktlinie“ (capital market line) bezeichnet – Risikomaß des Portefeuilles ist der in Aktien investierte Anteil α p BA-Mikroökonomie II Professor Dr. Manfred Königstein 13 Exkurs Portfolio Selection Theory Portfolio Selection mit risikoloser Anlagemöglichkeit (3) U2 Kapitalmarktline r U1 T 99 F σ – Investor 1 hält ca. 50% seines Vermögens in Aktien und 50% in risikoloser Anlage – Investor 2 nimmt Schulden zum risikolosen Zinsatz auf und investiert mehr als 100% seines Vermögens in Aktien BA-Mikroökonomie II Professor Dr. Manfred Königstein 14 Exkurs Portfolio Selection Theory Portfolio Selection mit risikoloser Anlagemöglichkeit (4) – Separationstheorem: Die Bestimmung des effizienten Portefeuilles riskanter Anlagen und die Bestimmung des Anteils des individuellen Vermögens, welcher in riskante Anlagen investiert wird, sind unabhängige, separat zu treffende Entscheidungen – Die Gewichtung der Aktien im Tobin-Martkportefeuille entspricht dem Verhältnis der Marktwerte der Unternehmen – Die Kapitalmarktlinie beschreibt die vom Kapitalmarkt ermöglichten effizienten Kombinationen von Erwartungsrendite und Risiko BA-Mikroökonomie II Professor Dr. Manfred Königstein 15 Exkurs Portfolio Selection Theory CAPM: Capital Asset Pricing Model – Unter idealisierten Bedingungen (Rationale Entscheider, Vollkommene Märkte, etc.) ergibt sich ein Gleichgewicht des Kapitalmarktes, bei welchem sich die erwartete Rendite (und folglich der Preis) der individuellen Aktie i wie folgt ergibt: ri = r f + β i ⋅ (rM − r f ) ri = erwartete Rendite Aktie i r f = Rendite der risikolosen Anlage rM = erwartete Rendite des Marktes (Marktportefeuille) β i = linearer Gewichtungsfaktor mit cov(~ri , ~ rM ) βi = var(~ rM ) BA-Mikroökonomie II • Die erwartete Rendite der Aktie i ergibt sich als linearer Risikoaufschlag auf die Rendite der risikolosen Anlage • Der lineare Gewichtungsfaktor berücksichtigt die Kovarianz (Korrelation) des individuellen Risikos der Aktie i mit dem Marktrisiko Professor Dr. Manfred Königstein 16 Exkurs Portfolio Selection Theory CAPM: Capital Asset Pricing Model (2) – Der Beta-Koeffizient der Aktie i kann als linearer Regressionskoeffizient geschätzt werden und spielt in der Praxis eine wichtige Rolle – Hierbei werden als empirische Daten die jährlichen Aktienrenditen verwendet – Die Gleichung ri = r f + β i ⋅ (rM − r f ) wird gemäß William Sharpe als „Wertpapiermarktlinie“ (security market line) bezeichnet – Sie gilt für individuelle Aktien und Portefeuilles und ihr Risikomaß basiert auf der Kovarianz der Aktie/des Portefeuilles mit dem Marktportefeuille – Das Marktportefeuille kann als Tobin-Marktportefeuille bzw. als optimal diversifiziertes Portefeuille aufgefasst werden (d.h. keine weitere Risikoreduktion durch Diversifikation möglich) – In der Praxis kann das Marktportefeuilles als ein großes Portefeuille aus einer Vielzahl von Aktien oder als Portefeuille der wichtigsten Aktien ermittelt werden – Wenn Beta-Koeffizienten ermittelt wurden und als (relativ) konstant unterstellt werden, kann dies zur Optimierung individueller Anlageentscheidungen genutzt werden BA-Mikroökonomie II Professor Dr. Manfred Königstein 17