Inhaltsverzeichnis Geschichte kompakt – Antike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Weltmacht durch soziale Vernetzung: Die Grundstrukturen der rmischen Republik VII IX . . . . . . . . . 1 II. Der Preis des Erfolgs: Die Probleme der Republik durch die Ausdehnung zum Weltreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 16 III. Der Reformversuch von Tiberius Gracchus und das Scheitern der politischen Kommunikation (134 – 133 v. Chr.) . . . . . . 1. Der familire Hintergrund der Gracchen . . . . . . . . . . 2. Die frhe Karriere des Tiberius Gracchus vor dem Volkstribunat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Wahl von Tiberius zum Volkstribunen . . . . . . . . . 4. Die Initiative fr ein Ackergesetz . . . . . . . . . . . . . . 5. Die Eskalation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Das Ende der Kommunikation: Die Ursachen fr die Verhrtung des Konflikts . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Das Auseinanderdriften der Interessen von Oberschicht und Unterschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Ziele der Gruppierung einflussreicher Senatoren hinter Tiberius Gracchus . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Die persnliche Motivation von Tiberius Gracchus . . . d) Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Gaius Gracchus: Die Fortsetzung der Reformen und die Verfestigung von Gruppeninteressen (132 – 121 v. Chr.) . . . . 1. Warten auf Gaius Gracchus: Rom in den Jahren 132 bis 124 v. Chr. . . . . . . . . . . 2. Gaius Gracchus wird aktiv (124 v. Chr.) . . . . . . . . . 3. Die inhaltliche Aufladung der rmischen Politik: Die Gesetzgebung von Gaius Gracchus (123 – 122 v. Chr.) 4. Der Untergang (121 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 17 . . . . 18 22 24 33 . 36 . 37 . . . 39 40 41 . . 43 . . . . 43 49 . . . . 51 59 V. Marius und Saturninus: Der verpasste Weg in die Alternative? (121 – 100 v. Chr) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die Situation nach den Gracchen: Trgerische Ruhe im Inneren und außenpolitische Probleme (121 – 108 v. Chr.) . a) Die Innenpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Der Jugurthinische Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 . . . 63 63 65 V Inhaltsverzeichnis c) Der Zug der Kimbern und Teutonen . . . . . . . . . . . 2. Vom Parvenu zum Held: Der Aufstieg des Gaius Marius . . 3. Saturninus und Glaucia: Die rmische Innenpolitik 107 bis 101 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Die Republik und die Alternative: Die Krise von 100 v. Chr. und ihre politischen Hintergrnde . . . . . . . . . . . . . 5. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 72 . 75 . . 83 90 . . 92 . . 92 . . . . 95 100 . . . 105 . . . . . . . . . 105 109 114 . . . . . . 118 124 . . . 127 . . . 127 . . . . . . 131 136 IX. Krise durch Alternative? – Bilanz und Ausblick . . . . . . . . . 139 Auswahlbibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Personen-, Orts- und Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 VI. Von Saturninus zum Bundesgenossenkrieg (100 – 88 v. Chr.) 1. Die Unruhe nach dem Sturm: Die rmische Innenpolitik zwischen 100 und 91 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Reforminitiative von Marcus Livius Drusus und ihr Scheitern (91 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Der Bundesgenossenkrieg (91 – 88 v. Chr.) . . . . . . . . VII. Roms Weg in den Brgerkrieg (88 – 82 v. Chr.) . . . . . . 1. Vom Aristokraten zum Meuterer: Die Karriere des Lucius Cornelius Sulla . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Der Marsch auf Rom (88 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . 3. Sullas Regelungen in Rom und die Herrschaft Cinnas . 4. Sulla im Osten: Der Krieg gegen Mithridates von Pontos (87 – 84 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Sullas Rckkehr: Der Brgerkrieg (83 – 82 v. Chr.) . . . VIII. Der Tabubruch zur Rettung der Ordnung: Die Dictatur Sullas (82 – 79 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . 1. Die Ernennung zum Dictator und die Verfolgung der innenpolitischen Gegner . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die autoritre Wiederherstellung der republikanischen Ordnung: Die Reformen des Dictators Sulla . . . . . . 3. Sulla – Ein provisorisches Fazit . . . . . . . . . . . . . VI II. Der Preis des Erfolgs: Die Probleme der Republik durch die Ausdehnung zum Weltreich 201 – 177 180 171 – 167 151 149 – 146 Ansiedlung zahlreicher Brger in Wehrsiedlungen Regulierung der mterlaufbahn durch ein Gesetz des Volkstribun Villius (lex Villia annalis) 3. Makedonischer Krieg – aufgrund der immensen Beute wird die direkte Besteuerung der rmischen Brger (tributum) abgeschafft Dienstverweigerung der fr Spanien ausgehobenen Soldaten 3. Punischer Krieg – Zerstrung Karthagos Der Zweite Punische Krieg gegen die Großmacht Karthago (218 – 201 v. Chr.) stellte eine grundlegende Zsur in der Entwicklung des rmischen Gemeinwesens dar. Im Rahmen dieses Konfliktes sahen die Rmer sich zum letzten Mal fr eine lange Periode gezwungen, in einer außenpolitischen Auseinandersetzung um die Existenz ihres Gemeinwesens zu kmpfen. ,Hannibal ad portas‘– ,Hannibal vor den Toren‘: Dieser Warnruf symbolisierte die Gefhrdung der res publica durch den in Italien anwesenden Gegner, der mit seinen Streitkrften mehrere rmische Heere vernichtet hatte und sich mehr als ein Jahrzehnt in unmittelbarer Nhe der rmischen Kerngebiete aufhielt. Der Sieg ber diesen Gegner wurde erst nach langen und harten Kmpfen errungen. Es war ein Sieg der Zhigkeit und der kollektiven Anstrengung eines ganzen Volkes. Genau wie die Rmer gemeinsam in Notzeiten fr den Erhalt des Gemeinwesens eintraten, genauso gehrte der ungeheure Erfolg ihnen allen. Das rmische Volk als ganzes hatte die ,Weltherrschaft‘ errungen, und jeder einzelne Rmer hatte einen direkten Anteil daran. Gerade die Nhe zwischen den existentiellen Krisen in diesem Krieg und dem nur so kurze Zeit spter sich vollziehenden Aufstieg zur Weltmacht musste den Eindruck der unglaublichen Dynamik in der Entwicklung bei den Betroffenen noch verstrken. Dies krftigte wesentlich das Gefhl der berlegenheit, das die Rmer schon vorher kannten, und festigte ihre berzeugung, dass ihre Gesellschaft in einer ganz exklusiven Beziehung zu den gttlichen Krften stand. Dieses wachsende Gefhl der gemeinschaftlichen berlegenheit und des besonderen gttlichen Schutzes entlud sich geradezu in der Ausrichtung prchtiger sakraler Zeremonien und kollektiver Rituale. Insbesondere die Triumphzge, in deren Rahmen die siegreichen Feldherren am Ende des Feldzuges mit ihren Truppen in die Stadt einzogen, nahmen in der Ausgestaltung bis dahin ungeahnte Dimensionen an. Schon Scipio Africanus hatte 201 v. Chr. mit seinem Triumph ber Karthago neue Maßstbe gesetzt. In ganz Italien strmten die Menschen aus den Stdten und vom Lande zusammen, um den siegreichen Feldherrn zu ehren, der von Sden kommend zur Hauptstadt zog. In Rom selbst sammelte sich eine ungeheure Menschenmenge. Beim feierlichen Einzug Scipios in die Stadt, so berichtet Polybios, Das Selbstverstndnis der Rmer 7 Der Preis des Erfolgs II. Belastungen durch die Kriege E 8 wurden die Menschen durch die mitgefhrten Gegenstnde an die berwundenen Gefahren erinnert. Gerade dadurch wurden aber ihre Dankbarkeit gegenber den Gttern und ihre Zuneigung zu dem siegreichen Feldherrn, der die ungeheure Summe von 123 000 Pfund Silber an die Staatskasse abfhrte, gestrkt. An den Triumphzug schlossen sich glnzende Wettspiele und prchtige Feste an, die sich dank der Großzgigkeit von Scipio ber viele Tage hinzogen. Diese von Scipio entfaltete Pracht wurde 167 v. Chr. von Lucius Aemilius Paullus, dem Sieger ber den Makedonenknig Perseus, noch bertroffen. Drei Tage waren ntig, um die Beute des Krieges im Triumphzug in die Stadt zu bringen. Hunderte von Wagen, beladen mit Statuen, Gemlden, silbernem Geschirr und kostbaren Waffen, wurden gezeigt. 3000 Mnner trugen das erbeutete Silbergeld in 750 Gefßen. In 77 Gefßen befanden sich Goldmnzen. Nach besonderen Stcken aus dem Knigsschatz musste schließlich der besiegte Perseus mit seiner Familie im Zug mitlaufen, was den Zuschauern noch einmal den tiefen Fall des mchtigen Gegners in Erinnerung rief. Zum Abschluss zog schließlich Aemilius Paullus in der purpurnen Tracht des Triumphators, auf einer Quadriga stehend, in die Stadt ein und opferte, wie es Sitte war, am Ende des Zuges im großen Tempel des Jupiter Optimus Maximus auf dem Kapitol dem hchsten rmischen Gott, zum Dank fr den verliehenen Sieg. Die immense Beute, die Aemilius Paullus mitbrachte, reichte aus, um in Rom die direkten Steuern abzuschaffen. Diese Euphorie sollte aber nicht vergessen machen, dass die Rmer einen erheblichen Preis fr ihren Aufstieg zur Weltmacht bezahlt hatten. Zehntausende Brger mussten dafr ihr Leben lassen, und so sank ihre Zahl insbesondere nach dem Zweiten Punischen Krieg deutlich. Noch dramatischer war die Oberschicht betroffen, deren Angehrige in Kriegen nicht nur Fhrungspositionen fernab der Kampfhandlungen bekleideten, sondern zumeist im Zentrum mitkmpften. Ihr Vorbild in den Kmpfen und ihre nicht unerheblichen Verluste haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die breiten Bevlkerungsschichten die Fhrungsrolle der Aristokratie im Gemeinwesen akzeptierten. Der Blutzoll fr diese Anerkennung war aber erheblich. So war die Zahl der Senatoren nach den ersten zwei Jahren des Krieges gegen Hannibal von der Sollstrke 300 auf nur noch 123 gesunken. Nur durch eine außerordentliche Auffllung seiner Reihen konnte der Senat handlungsfhig erhalten werden. Unter den Senatoren von mittlerem oder niederem Rang, die zum Beispiel nur die unteren mter erreicht hatten, mssen wir also in dieser Zeit mit einer beachtlichen personellen Fluktuation rechnen. Die rmischen Bundesgenossen In der ersten Phase ihrer Expansion (bis 227 v. Chr.) verzichteten die Rmer auf eine direkte Beherrschung der besiegten Gegner. Stattdessen wurden die Gemeinwesen Sd- und Mittelitaliens – zumeist nach Abtretung von Land – durch vertragliche Bindungen zu Bundesgenossen (socii ) der Rmer. Dabei behielten sie eine weitgehende politische Autonomie. Ihre inneren Angelegenheiten konnten sie eigenstndig regeln und auch ihre kulturellen Traditionen, wie Sprache, Rechtssystem und politische Institutionen, wurden nicht angetastet. Nur in der Außenpolitik verloren sie ihre Selbstndigkeit. Die Bundesgenossen durften untereinander keine Bndnisvertrge schließen und waren verpflichtet, den Rmern im Kriegsfall Truppen zu stellen. Kulturell und politisch bildeten die Bun- Der Preis des Erfolgs II. desgenossen eine ußerst heterogene Gruppe, die bis zum ausgehenden 2. Jahrhundert v. Chr. keine gemeinsamen Interessen besaß. Formal gehrten auch die eigenstndigen Wehrsiedlungen, die die Rmer selber gegrndet hatten (coloniae latinae) zu den Bundesgenossen. Durch die engen Bindungen an Rom nahmen diese Wehrsiedlungen jedoch eine besondere Position unter den socii ein. Jenseits der eigenen Verluste war fr die Rmer aber auch schmerzlich gewesen, dass Teile der Bundesgenossen auf die Seite von Hannibal gewechselt hatten. Insbesondere der ,Verrat‘ der Stadt Capua, eines der ltesten und engsten Bundesgenossen Roms, traf die Rmer empfindlich. Mit Capua zusammen liefen viele Gemeinwesen in Sditalien zu den Karthagern ber. Hier wurden Risse in dem von Rom aufgebauten Bundesgenossensystem deutlich, die zeigten, dass Italien auch nach der Etablierung der Oberhoheit der Rmer keineswegs ein homogener Block geworden war, sondern eine sehr heterogene politische Landschaft blieb, in der die einzelnen Gemeinwesen vielfach ihre eigenen Ziele verfolgten und die Unterordnung unter die rmische Herrschaft noch nicht akzeptiert hatten. Die betreffenden Gemeinwesen wurden von den Rmern nach dem Ende des Zweiten Punischen Krieges hart bestraft. Vor allem mussten sie große Teile ihres Territoriums an die Rmer abtreten, die diese Gebiete als ager publicus, als rmisches Staatsland, nutzten. Das Misstrauen der Rmer gegenber den untreu gewordenen Bundesgenossen aber blieb, zumal deren erzwungene Loyalitt durch den erheblichen Umfang des Gebietsverlustes nicht gerade gestrkt worden sein drfte. Aus dieser Konstellation erklrt sich, dass die Rmer in diesen Gebieten wieder Wehrsiedlungen, coloniae, grndeten, wie sie es schon frher einmal gemacht hatten. Die Wehrsiedlungen hatten aus rmischer Sicht eine doppelte Funktion. Einerseits dienten sie der berwachung unsicherer Gebiete. Ihre Einwohner waren verpflichtet, im Umfeld ihrer Siedlung die rmische Herrschaft sicherzustellen. Bei Problemfllen oder militrischen Konflikten konnten die Rmer auf diese Weise in besonders gefhrdeten Gebieten auf flexibel agierende Truppenverbnde zurckgreifen, die zudem als Bewohner der Region mit dem Terrain bestens vertraut waren. Die Anlage derartiger Wehrsiedlungen hatte keinen geringen Anteil an den militrischen Erfolgen gehabt, die zur Etablierung der rmischen Herrschaft ber ganz Italien gefhrt hatten. Neben der Sicherung des Herrschaftsbereiches hatten die Kolonien aber auch einen nicht unwesentlichen innenpolitischen Entlastungseffekt. Da die Neusiedler bei der Grndung von Kolonien Land erhielten und auch Hilfen fr die berbrckung der schwierigen Anfangsphase, war es fr besitzlose rmische Brger nicht unattraktiv, sich in die Listen der Neusiedler eintragen zu lassen. Schon im ausgehenden vierten Jahrhundert v. Chr. hatten die Rmer auf diese Weise die Sicherung ihrer Expansion in Italien ausgesprochen vorteilhaft mit der Lsung sozialer Probleme im Inneren verbunden. Diese Koppelung von außenpolitischem Erfolg und Entschrfung innenpolitischen Konfliktpotentials war eine wichtige Komponente fr die soziale Stabilitt der Republik gewesen. Nach dem Zweiten Punischen Krieg gab es zwar keine ausgeprgten innenpolitischen Konflikte, die das rmische Volk geteilt htten, im Gegenteil, Wehrsiedlungen Folgen des langen Wehrdienstes 9 Der Preis des Erfolgs II. Ager publicus 10 der tiefe Eindruck des gemeinsamen Sieges hatte die Geschlossenheit gefrdert. Doch der lange Krieg war an großen Teilen der rmischen Bevlkerung auch konomisch nicht spurlos vorbergegangen. Insbesondere fr die kleinen Bauern, die sich keine abhngigen Arbeitskrfte leisten konnten, waren die Folgen des langen Wehrdienstes ußerst hart. Bei den langwierigen Kmpfen in den entfernteren Kriegsgebieten, wie Spanien, war es nicht mehr mglich, jedes Jahr rechtzeitig zur Ernte wieder nach Hause zurckzukehren. Besaß man in diesem Fall keine Kinder, die schon in der Lage waren, auf dem Feld mitzuhelfen, oder Freunde, die fr den Abwesenden einsprangen, konnte angesichts der geringen Produktivitt in der Landwirtschaft nach relativ kurzer Zeit die soziale Existenz ernsthaft bedroht sein. Diese negativen Effekte wurden durch die lange Kriegsfhrung in Italien whrend des Zweiten Punischen Krieges und durch die mit ihr verbundenen negativen Auswirkungen, wie zum Beispiel Verwstungen und Plnderungen, verstrkt. So hatten die Rmer zwar den Krieg gegen Karthago am Ende glorreich gewonnen, doch ein nicht unerheblicher Teil der rmischen Bevlkerung befand sich in einer prekren sozialen Situation. Diesen Problemen konnte durch die Ansiedlung von Brgern in Kolonien abgeholfen werden. Zunchst wurden vor allem im Sden eine betrchtliche Anzahl von Kolonien neu angelegt beziehungsweise alte Kolonien aufgefllt, dann aber zunehmend im Norden Italiens, wo sie der Sicherung des rmischen Territoriums gegen die in der Poebene siedelnden Gallierstmme dienten, die den Rmern in der Regel feindselig gegenberstanden. Allein die berlieferten Quellen, die jedoch lckenhaft sind, geben uns Auskunft ber mehr als 23 000 Siedlerfamilien, die in den Neugrndungen Platz fanden. Darber hinaus erhielten Veteranen unmittelbar nach Kriegsende in erheblicher Zahl als Einzelbauern Landzuweisungen in Samnium und Apulien. Diesen Siedlern drfte der Anteil an der Beute nicht unwesentlich bei der Bewltigung der ersten schwierigen Jahre nach der Existenzneugrndung geholfen haben. So wurden betrchtliche Anstrengungen unternommen, um die Verluste, die im Krieg entstanden waren, auszugleichen und gleichzeitig die Herrschaftsstrukturen Roms in Italien zu festigen. Vor diesem Hintergrund wird von Klaus Bringmann sogar die Auffassung vertreten, die Ansiedlungsvorhaben seien in den siebziger Jahren des zweiten Jahrhunderts v. Chr. nicht aus Landmangel, sondern aus Personalknappheit eingestellt worden. Die zur Ansiedlung bereite Bevlkerung wre also vollkommen versorgt gewesen. Ob Bringmann mit dieser pointierten Einschtzung nicht zu weit geht, ist schwer zu klren. Fest steht jedenfalls, dass im Jahr 177 v. Chr. mit Luna die letzte Kolonie bis zur Zeit der Gracchen gegrndet wurde. Die verbleibenden großen Territorien, die nicht zur Ansiedlung von Kolonien genutzt wurden, behielten den Status des ager publicus, ffentlichen Landes, das jeder Rmer, der wollte, landwirtschaftlich nutzen konnte, solange vom Staat aus nicht anderweitig darber verfgt wurde. Als Anerkennung des Eigentumsrechts der gesamten res publica an dem betreffenden Land waren die Nutzer verpflichtet, eine Pacht (vectigal ) an die Staatskasse zu zahlen, deren Hhe aber eher symbolischer Natur war. Die Gebiete, die diesen Status besaßen, lagen vor allem im Sden Italiens. Der Preis des Erfolgs Obwohl die Landokkupation rechtlich jedem Rmer freistand, waren es in der Realitt primr die Reicheren, die diese Mglichkeit nutzten. Diejenigen, die wenig besaßen und bereit waren, sich außerhalb der alten Heimat eine neue Existenz aufzubauen, whlten zumeist den Weg der Eintragung in die Siedlerlisten von Kolonien. Dort wurde ihnen ber die Anfangsschwierigkeiten hinweggeholfen, und sie lebten in der neuen Heimat in der Sicherheit einer sozialen Gemeinschaft. Daher wurde der frei gebliebene ager publicus primr von Rmern in Anspruch genommen, die schon an verschiedenen Standorten ber landwirtschaftlichen Besitz verfgten und diesen durch die Anlage weiterer Betriebe vergrßern wollten. Die zunehmende Diversifizierung und Spezialisierung in der Landwirtschaft kam dieser Tendenz entgegen. So wurde auf den neuen Bden oft Oliven-, Obstoder Weinanbau betrieben, der zwar hohe Renditen versprach, aber auch mit betrchtlichen Anfangsinvestitionen verbunden war. Hierbei entstanden zunchst nicht – wie die ltere Forschung oft annahm – riesige Großbesitzungen (latifundia), sondern mittelgroße Betriebe, die die Rmer als villae bezeichneten und deren Grße zwischen 20 und 100 Hektar lag. Die Konzentration der Landflchen in Latifundien ist hchstwahrscheinlich erst Resultat der Entwicklung im ersten Jahrhundert v. Chr. Das heißt jedoch nicht, dass auch die Zahl der Eigentmer entsprechend hoch gewesen sein muss. Die Angehrigen der rmischen Oberschicht besaßen in der Regel mehrere villae und nutzten darber hinaus den ager publicus dazu, Viehherden unter der Aufsicht von Sklaven, zumeist in Gruppen von 10 bis 12 Mann, weiden zu lassen; dabei konnte die Weite des Territoriums fr einen Wechsel von Winter- und Sommerweiden dienen. Zusammenfassend lsst sich sagen, dass sich zu Beginn des zweiten Jahrhunderts v. Chr. die Ansiedlung von Kleinbauern in den Koloniegrndungen konzentrierte, whrend die reicheren Rmer den verbleibenden ager publicus weitgehend besetzen konnten. So vorteilhaft die Expansion zweifellos fr große Teile der rmischen Bevlkerung war, ergaben sich doch aus dem rasanten außenpolitischen Aufstieg langfristige Folgen fr das Gemeinwesen, die die Strukturen der res publica allmhlich verndern sollten. Diese Entwicklungen trafen insbesondere die Fundamente des politischen Lebens in Rom. Schon im Laufe des zweiten Jahrhunderts v. Chr. wurde deutlich, dass die Verwaltung eines Großreiches nicht unerhebliche Rckwirkungen auf das politische Zentrum hatte. Der Erfolg vernderte die Lebenswelt der Sieger, auch wenn diese den grundlegenden Wandel selbst oft nicht wahrnahmen bzw. seine Auswirkungen auf kurzfristige Ursachen oder individuelles Fehlverhalten einzelner Mitglieder der Gesellschaft zurckfhrten. Die politischen Bedingungen im Rom des Jahres 140 v. Chr. unterschieden sich nicht unwesentlich von denen am Ende des Zweiten Punischen Krieges (201 v. Chr.). Einen wichtigen Faktor in dieser Entwicklung stellte der Zufluss riesiger Mengen von Vermgenswerten, insbesondere in Form von Edelmetall, dar, die als Beute nach Rom kamen. Schon unter den Zwngen der Kriegswirtschaft hatte Rom im Zweiten Punischen Krieg mit der Einfhrung des Denar eine grundlegende Mnzreform durchgefhrt. Durch die ungeheuren Mengen an Edelmetall, die den Rmern in der ersten Hlfte des zweiten Jahrhun- II. Geldzufluss 11 Personen-, Orts- und Sachregister Personen Adherbal 66 L. Aemilius Paullus 8 M. Aemilius Scaurus 67, 77 f., 95, 108 f. Antiochos III. 1 M. Antonius 95 Appian 27, 34 f., 46, 51, 64, 87, 97, 115, 128 C. Appuleius Decianus 93 L. Appuleius Saturninus 63, 75, 77–93, 96, 141 M'. Aquillius 45 Archelaos 119 Aristion 119 Aristonikos 33, 45 Attalos III. von Pergamon 32 f., 36 L. Iulius Caesar 103 M. Iunius Silanus 63, 71 C. Baebius 67, 81 Bocchus 70, 108 f. Sp. Maelius 36 Cn. Mallius 63, 71 f., 79 f. C. Mamilius Limetanus 67 f., 76 T. Manlius Mancinus 67, 69, 71 L. Marcius Philippus 99 C. Marius 63, 68–70, 72–75, 79–81, 83–90, 107–117 M. Marius Gratidianus 115 Massinissa 65 C. Memmius 66 f., 79, 88 Micipsa 66 M. Minucius Rufus 59 Mithridates von Pontos 81, 105, 109–123, 128 P. Mucius Scaevola 26, 35, 41 Q. Mucius Scaevola 92 f. C. Caecilius Metellus Caprarius 81 Q. Caecilius Metellus Numidicus 68 – 70, 81, 83, 87, 92 f., 111 L. Calpurnius Bestia 66 f. Sp. Cassius 36 L. Cassius Longinus 71, 76 App. Claudius Pulcher 20, 26, 31, 39, 41, 44 C. Coelius Caldus 75 L. Cornelius Cinna 105, 114–118, 121–124 P. Cornelius Lentulus 12 P. Cornelius Scipio Aemilianus 13, 17–19, 21 f., 25, 39 f., 43–45, 57, 65 f., 69 P. Cornelius Scipio Africanus 7, 13, 18 f., 39, 73 P. Cornelius Scipio Nasica 35 f., 86 L. Cornelius Sulla 70, 105, 107–118, 120–138, 141 C. Crispus Sallustius 13 Gn. Domitius Ahenobarbus 135 Q. Fabius Maximus 59 C. Fannius 57 f. C. Flavius Fimbria 79, 122 f. M. Fulvius Fimbria 43 M. Fulvius Flaccus 44 f., 47–49, 57, 60, 98 P. Furius 92 f. Gulussa 67 Hannibal 7–9, 39, 105 C. Hostilius Mancinus 20–22 Jugurtha 13, 63, 65–70, 72 f., 75 f., 80 f., 107 f., 111 C. Laelius 17, 25 f., 28, 40 L. Licinius Crassus 95 M. Licinius Crassus 129, 137 P. Licinius Crassus Dives Mucianus 26, 41, 44 L. Licinius Lucullus 122 M. Livius Drusus (Vater) 43, 58 f., 63 M. Livius Drusus (Sohn) 92, 95–100, 107, 132, 136 Q. Lutatius Catulus 74 A. Nonius 83 C. Norbanus 79 Cn. Octavius 115–117 M. Octavius 29–31, 36, 41, 51 L. Opimius 59 f., 61, 63, 67, 86 C. Papirius Carbo 44, 57, 71 Cn. Papirius Carbo (Konsul 113 v. Chr.) 63, 71 Cn. Papirius Carbo (Konsul 85 u. 84 v. Chr.) 124 Perseus (Knig von Makedonien) 8 C. Plinius Secundus 95 Plutarch 26 f., 29, 34 f., 51, 55, 122 Polybios 7 Cn. Pompeius (Magnus) 115, 125, 129, 137 Q. Pompeius Rufus 109, 113, 115 f. Cn. Pompeius Strabo 115 f., 125 C. Popillius Laenas 76 147 Personen-, Orts- und Sachregister P. Popillius Laenas 35, 52 C. Porcius Cato 65, 68 M. Porcius Cato d. . 25 A. Postumius Albinus 67, 71 Sp. Postumius Albinus 67 T. Quinctius Flamininus 13 P. Rupilius 35 P. Rutilius Rufus 72, 92–95 C. Sempronius Gracchus 16–18, 26, 31, 43 f., 49–61, 63 f., 67, 69, 75 f., 78, 95 f., 98, 140 f. Tib. Sempronius Gracchus (Sohn) 16–19, 21 f., 24–27, 29 f., 32–37, 39–44, 49, 51f., 57, 86, 140 f. Tib. Sempronius Gracchus (Vater) 12, 17 f. C. Sempronius Tuditanus 45 Q. Sertorius 126 Q. Servilius Caepio 63, 71 f., 76, 78–80, 82 C. Servilius Glaucia 63, 75, 82–84, 87–90, 93 Strabon 125 f. C. Sulpicius Galba 68 P. Sulpicius Rufus 105, 107, 109–114 Sp. Thorius 64 Sex. Titius 93 M. Tullius Cicero 82, 137 L. Valerius Flaccus 83, 121, 128 Sachbegriffe / Personengruppen Abrogation 76 Ackergesetze 24–33, 44 f., 52 f., 63 f., 81, 84 f. dilitt 12 f., 18, 69, 134 f. ager publicus 9–11, 24 f., 28, 37 f., 40, 45–49, 59, 64, 95, 98 Aristonikosaufstand 33 augures 20 auspicia 3 Aventin 60 Bundesgenossen (socii) 8 f., 12, 16, 18, 44–49, 58 f., 66, 68, 84 f., 92, 98 f., 100–108, 112, 117 f., 125, 132 capite censi 73 Censur 17 f., 20, 23, 40, 56, 73, 81, 92, 134 Clienten 29, 106 coercitio 2 f. decemviri sacris faciundis 135 deditio 66 f. Denar 11, 95 Dictatur 127–131, 138, 141 148 fasces 3, 60 feriae 109 foedus 67 Geschworenengerichte 15, 33 f., 45, 52, 55 f., 76, 82, 92–94, 97 f., 132, 134 Getreideversorgung 52–55, 69, 77–79, 95 f. homo novus 69–71, 108 imperium 2, 76, 133 Interrex 127 Interzessionsrecht 22, 131 Italia 103 iugera 24, 44, 52, 81 Jupiter Optimus Maximus 8 Kapitol 8, 89 Koloniegrndungen 24, 37, 52 f., 59, 61, 63, 85 Kolonien (latinisch) 9–11, 47–49, 84, 101 Konsulare 74 Kontinuation 34 Landgter (villae) 11, 82, 129 Latifundien 11, 130 lex Appuleia de maiestate 79 lex Caecilia Didia 92, 99 lex Fannia 13 lex Iulia de civitate sociis danda 103 f. lex Plautia Papiria 104 lex Rubria 52 lex sacrata 22 lex satura 99 lex Sempronia agraria 52 lex Sempronia de abactis 51 lex Sempronia de provinciis consularibus 56 lex Sempronia de provocatione 51 lex Sempronia frumentaria 52, 54 lex Sempronia iudiciaria 52, 55 lex Servilia repetundarum 82 lex Villia annalis 7, 13 Liktoren 3, 60 Makedonische Kriege 1, 7, 25 Mancinus-Vertrag 20 f. Militrreform 72 f., 80 Nobilitt 12, 18, 23, 31–36, 40, 45, 50, 57, 61, 66, 68 f., 73–79, 81, 85–89, 92–94, 97, 106–110, 131–133, 135 f., 139–142 occupatio 24 Personen-, Orts- und Sachregister Pachtzins (vectigal) 10 pater familias 5, 130 Patronus 28 f., 54, 80 Perduellionsprozesse 76 pietas 51 plebs urbana 83 plebs rustica 84 pomerium 86 pontifex maximus 135 Prtur 13, 23, 25, 69, 83, 88, 101, 104, 107 f., 134 f. princeps senatus 40 Promagistrate (Statthalter) 53, 55, 69, 71, 82, 108, 133 f. Proskriptionen 127–130 Provinzen 14 f., 32, 65, 71, 94 Provokationsrecht (provocatio) 45, 47, 51 f., 58 publicani 14, 56 Punische Kriege 1, 7–9, 11, 14, 17, 27, 65, 71, 73 Ambronen 70, 74 Apulien 10, 101 Aquae Sextiae 63, 74 Arausio 71, 76, 79 Arpinum 69 Asculum 101 Asia (Provinz) 54, 56, 93 f., 118 f., 123 Athen 91 Bithynien 119 Boier 70 Boiotien 121 Capua 9 Chiusi 126 Cirta 66 Corfinum 103 Etrurien 101, 104, 126, 130 Quaestur 17, 20, 26, 43, 49 f., 55, 70, 77 f., 87, 98, 107 f., 134 f. Repetundenprozesse 55, 82, 93 f. Ritter (equites) 55 f., 60, 69, 76, 82–84, 86, 93 f., 97–99, 106 f., 116, 129, 132 f., 137 sacrosanctitas 22, 31, 39 salutatio 5 Schlacht am Collinischen Tor 125 Schlacht bei Chaironeia 121 Seleukiden 1 Sempronia horrea 54 Senat 3 f., 27–35, 60 f., 67, 69 f., 78, 86 f., 97 f., 107, 110 f., 131–133 senatus consultum ultimum 60 Stadtbevlkerung 28 f., 47–49, 53–55, 77–81, 83–86, 95 f., 113 f. tribus 105 f., 109 tributum 7 Triumphzug 7 f., 15, 39, 72, 83, 128 Vestalische Jungfrauen 39 Veteranen 10, 73, 80 f., 83–90 Volkstribunat 22–24, 29–31, 34 f., 78–90, 95, 100, 107, 110 Volksversammlungen 2, 4 f., 29–31, 34 f., 59 f., 69, 76 f., 88 f., 99, 110 f. Orte / Vlker Achaia 84 Africa 65, 84 Fregellae 49 Gallia Narbonensis 71 Helvetier 71 Herakleia 104 Hispania ulterior 69 Illyrien 45 Italia 103 Italiker 103 Iunonia 43, 52, 59 Kampanien 101, 108–110, 113, 115 f., 130 Karthago 1, 7, 10, 13 f., 16, 20, 39, 43, 52, 65 Keltiberer 15, 20 f. Kimbern 63, 70–72, 74–76, 81, 83 f., 107 f. Korsika 84 Latiner 1, 47 Lukanier 101, 125 Makedonien 1, 8, 25 Marser 101 Minervia 52 Narbo Martius 64 Neapel 104 Neptunia 52 Nola 109 f., 112 Noreia 63, 71 Numantia 17, 21, 44, 69 Numidien 63, 65 f., 69 149 Personen-, Orts- und Sachregister Orchomenos 121 Pergamon 32, 118, 122 Phrygien 119 Pitane 122 Pontos 119 ff. Puteoli 135 Tarent 52 Taurisker 71 Teutonen 63, 70 f., 74–76, 83 f., 108 Tiguriner 71, 76 Tougener 71 Tusculum 2 Umbrien 101, 130 Samniten 10, 101, 108 f., 125 f. Sardinien 14, 43, 49 Scolacium 52 Scordiscer 65, 70 Sizilien 84 150 Vercellae 63, 74, 107 Volterra 126