jahrbuch der geologischen bundesanstalt

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©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
JAHRBUCH DER GEOLOGISCHEN BUNDESANSTALT
Jb. Geol. B.-A.
ISSN 0016–7800
Band 144
Heft 3+4
S. 373–397
Wien, Dezember 2004
Berichte über Tätigkeiten zur Erstellung
der Geologischen Karte der Republik Österreich 1 : 50.000
im Jahr 2004
Blatt 32 Linz
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
im Kristallin der Böhmischen Masse
auf Blatt 32 Linz
FRIEDRICH FINGER
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Rahmen der dieses Jahr angelaufenen geologischen
Neuaufnahme des Kartenblattes Linz (Kristallinanteil) wurden von den Bearbeitern zu Beginn einige gemeinsame
Übersichtsbegehungen und Exkursionen durchgeführt, um
die auftretenden Gesteine kennenzulernen und ein Konzept zur Neukartierung zu erarbeiten. Als Diskussionsgrundlage dienten die bestehenden geologischen Karten
von SCHADLER (1964: Geologische Karte von Linz und
Umgebung 1 : 50.000) bzw. die bekannte „Mühlviertelkarte“
1 : 100.000 (FRASL et al., 1965) samt Erläuterungen (FUCHS
& THIELE, 1968).
Die weitestverbreitete kristalline Gesteinsart rund um
Linz ist der so genannte „Perlgneis“, ein i.A. kleinkörniges,
zum Teil Cordierit führendes, im Wesentlichen aus Biotit,
Plagioklas und Quarz bestehendes Gestein mit meist nur
schwach ausgeprägter Paralleltextur. Viele dieser Perlgneise weisen einen derartig massigen Habitus auf, dass
sie einem Granit bereits sehr ähnlich sind. Solche Varianten wurden von FUCHS & THIELE (1968) als „weitgehend
homogenisierte Perlgneise“ bezeichnet, und zuvor z.B. in
der Gegend der Puchenau von SCHADLER (1964) zum Teil
sogar als Granit (Schärdinger Granit) kartiert. Von FINGER
(1984, 1986) wurde für diese Gesteine bei Kartierungsarbeiten am Nachbarblatt Eferding der Begriff „Diatexit“ verwendet und eine Entstehung durch In-situ-Aufschmelzung
einer Paragneisserie postuliert. Im Donautal zwischen Linz
und Puchenau, entlang der sogenannten „Urfahrwänd“, findet man große Aufschlüsse solcher Diatexite. Zwischen
recht homogenen, granitoiden Partien liegen immer wieder
stärker schiefrige, meist feinerkörnige Lagen und Schollen
von Paläosomgneisen.
Von SCHADLER wurde versucht, verschiedene Varianten
von Perlgneis kartenmäßig abzugrenzen, z.B. Zonen mit
auffälliger Cordieritführung oder (seltener) solche mit
Hornblenden, was dann z.T. auch in die spätere Mühlviertelkarte übernommen wurde. Bei der jetzigen Neuaufnah-
me des Kartenblattes wird allerdings kritisch zu prüfen
sein, ob diese verschiedenen Varianten von Perlgneisen in
dem über weite Strecken schlecht aufgeschlossenen
Gebiet wirklich konsistent kartierbar sind.
Beim Dürnbergtunnel in Ottensheim ist in Diatexiten als
Besonderheit ein größerer, in seiner Gesamtausdehnung
bisher nicht erfasster, mittelkörniger, anatektischer Granodiorit- bis Tonalitgneis eingeschaltet. Das orthogene
Gestein wurde im Rahmen einer Salzburger Diplomarbeit
(HARRAND, 1994) hinsichtlich seiner Zirkone bearbeitet, die
in der Folge auch mit der U-Pb-Methode datiert wurden
(Daten in FRIEDL et al. [2004]). Das granodioritische/tonalitische Ausgangsgestein bildete sich im Ordovizium bei
456±3 Ma, während die variszische Anatexis bei etwa 320
Ma stattfand (FINGER, unpublizierte Mikrosonden-MonazitAlter).
Für den Perlgneiskomplex als Ganzes stellt sich die Frage,
ob abgesehen von der gesicherten spätvariszischen Hochtemperatur-Niedrigdruck-Regionalmetamorphose
(Anatexis) bereits eine ältere metamorphe Prägung z.B. frühvariszisch oder auch bereits im Ordovizium erfolgte und wie
alt das sedimentäre Edukt der Serie letztlich ist.
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
im Kristallin der Böhmischen Masse
auf Blatt 32 Linz
ERICH KNOP
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Auskartiert wurde, von der Blattgrenze zu BIatt 33 Steyregg) ausgehend, ein Gebiet von etwa 4 x 2 km mit Südgrenze auf Höhe Oberbairing und nördllch bis zum Breitlüsser Wald reichend; gegen Westen wurde bis an die Linie
Kitzelsbach – Auedt herankartiert; hier beginnt der Abfall
des Geländes in den Haselgraben.
Das Gebiet ist unterschiedlich gut aufgeschlossen. Während besonders im Süden Äcker und Wiesen vorherrschen
und die Aufschlussverhältnisse dementsprechend dürftig
sind, umfasst der Nordteil des Kartierungsgebiets größere
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Waldflächen; das Kristallin tritt hier teilweise in Felsburgen
oder sogar Klippen (insbesondere W und S des Pelmbergs) hervor. In den schlecht aufgeschlossenen Teilen im
Süden ist man ganz auf Lesesteine angewiesen. Den häufig vorhandenen Lesesteinhaufen am FeIdrand ist allerdings mit Vorsicht zu begegnen. Laut Auskunft örtlicher
Landwirte kann das Material solcher Steinhaufen z.B. im
Zuge von Flurbereinigungsmaßnahmen von teilweise sehr
weit herangeschafft worden sein. Auch Blockmaterial entlang der Bachläufe kann teilweise mehrere hundert Meter
weit verfrachtet worden sein.
Die Lithologie des Kartiergebiets ist monoton und umfasst praktisch nur Perlgnels in allerdings etwas variabler
Ausbildung. Meist entspricht dieser Perlgneis den von FINGER (1984, 1986) von Blatt 31 Eferding beschriebenen diatexitischen Varianten (Perldiatexite), d.h. schwach geregelte, equigranulare Granitoide, klein- bis (seltener) mittelkörnig, mit vorherrschend Plagioklas, Quarz, um die 20 %
Kalifeldspat sowie etwa 10–20 % Biotit. Die Zusammensetzung ist somit meist granodioritisch. Stellenweise zeigen
die Perlgneise im Kartiergebiet aber auch stärkere Schieferung und haben dann oft den Charakter von Zeilengneisen, was mit einer eigenen Übersignatur auf der Manuskriptkarte dargestellt wurde. Im Gelände sind die stärker
geregelten Perlgneise häufig intensiver verwittert als die
mehr massigen Varietäten.
SCHADLER (1964) hat in seiner Geologischen Karte von
Linz und Umgebung 1 : 50.000 immer wieder schmale
Streifen von Cordierit-Perlgneisen ausgeschieden. Makroskopisch konnte ich allerdings nur an einer Stelle Cordierit
im Perlgneis erkennen, die Eintragungen von „Crd-Perlgneisen“ der SCHADLER-Karte konnte ich im Großen und
Ganzen nicht nachvollziehen.
Voranatektischer Altbestand, wie er in der Mühlviertelkarte der Geologischen Bundesanstalt vor allem bei Oberund Niederwirkl eingezeichnet ist (Schiefergneise, Kalksilikatfelse etc., siehe FUCHS & THIELE [1968]), findet sich nur
spärlich. Besonders im Süden des Kartiergebiets sind zum
Teil größere Schollen biotitreicher Gneise in die Perlgneise
eingelagert. An einigen Stellen konnten in größerer Anzahl
Lesesteine von grünlichgrauen Kalksilikatgesteinen gefunden werden.
Häufig durchbrechen geringmächtige Gänge des feinkörnigen, hellen Altenberger Granits die Perlgneise. Eine
erhöhte Konzentration solcher Durchschläge war N von
Oberbairing, aber auch am Abbruch zum Haselgraben N
des Hofes „Stummer“ und in der Nähe des Hofes „Rössl“
festzustellen.
Als weitere Abwechslung finden sich oft Lesesteine von
Apliten und Pegmatiten (letztere meist mit grossen Muskoviten aber ohne Biotit), welche wohl ebenso als Ganggefolge des gleich östlich auf Blatt Steyregg befindlichen Altenberger Granitplutons anzusehen sind. Bei größeren Blöcken sieht man bisweilen noch den direkten scharfen Kontakt zu den umgebenden Perlgneisen wie etwa bei Muskovit-Pegmatiten im Waldstück N der Straße Oberwinkl –
Niederwinkl. Als lokale Besonderheit wurde in der Nähe
des Hofes „Rössl“ feinkörniger Biotitdiorit angetroffen, allerdings nur in Form von Lesesteinen.
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
im Kristallin der Böhmischen Masse
auf Blatt 32 Linz
ERICH REITER
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Die diesjährigen Geländearbeiten wurden im südöstlichen Teil des Kartenblattes begonnen und betrafen den
374
Abschnitt Linzer Stadtgrenze (Süden), im Osten den
Anschluss an Blatt 33 Steyregg, im Wesentlichen durch
das Katzbachtal bzw. die nach Altenberg führende Straße
vorgegeben, im Westen den Haselgraben. Die nördliche
Begrenzung ist durch eine W–E-verlaufende Linie auf
Höhe Oberbairing markiert, hier schließen im Norden die
diesbezüglichen Arbeiten von E. KNOP (siehe Kartierungsbericht in diesem Band) an.
Das Gelände ist in recht unterschiedlicher Weise aufgeschlossen. Der Kristallinrand gegen Süden im Raum St.
Magdalena – Auhof (Universität) bietet immer wieder steile
Felsabbrüche und daher günstige Aufschlusssituationen,
mit Ausnahme der intensiv verbauten Stadtrandsiedlungen. Sowohl im Osten (Katzbachtal) als auch im Westen
(Haselgraben) treten steilere Felsflanken zutage, die allerdings das Gelände rasch um etwa 200–300 m auf die Plateauhöhe von etwa 600 m NN ansteigen lassen (Windpassing 591 m, Oberbairing 645). In diesem eher flachen,
leicht zertalten Gelände ist das Grundgebirge stellenweise
intensiv vergrust bzw. durch Solifluktionsdecken verhüllt.
Lediglich in kleinen Feldgehölzen zutage tretende Blöcke
oder im Zuge von Flurbereinigungen angehäufte Lesesteine ermöglichen eine Kartierung. Daher lassen sich hier die
lithologischen Grenzen zuweilen nur mit einer gewissen
Unschärfe ausmachen; eine Ausnahme bilden in diesem
Raum nur die gelegentlich etwas tiefer eingeschnittenen
Bachläufe.
Die L i t h o l o g i e ist relativ bescheiden und gleicht im
Wesentlichen jenen Gesteinsserien, die zuletzt von J.
SCHADLER in der „Geologischen Karte von Linz und Umgebung“ (Linz 1964) – im Folgenden kurz SCHADLER-Karte
genannt – verzeichnet wurden.
Die älteren Gesteine umfasst die Gruppe der Perlgneise
(Perlgneise i.e. Sinne, Perldiatexite und Perlmetatexite,
vgl. F. FINGER [1984, 21–82]), das sind granitische bis granodioritische Gesteine von unterschiedlichem Aufschmelzungsgrad, die sowohl massiges, richtungslos-körniges
(„Körnelgneis“ der älteren bayerischen Kristallinliteratur)
als auch deutlich geschiefertes Gefüge aufweisen und in
diesem Fall gut entlang der parallel zur Schieferung angeordneten, reichlich vorhandenen Biotite (bis zu 30 % des
Modalbestandes!) spalten können. Im Gelände sind diese
geschieferten Perlgneise häufig intensiver verwittert als die
stärker „granitisierten“, d.h. jene mit einem höheren Anteil
ehemaliger Schmelze, massigen Typen. Obwohl in der
Schadler-Karte verschiedene Vertreter dieser „PerlgneisFormation“ ausgeschieden sind (die mehr geschieferten
Anteile als „Schiefergneis-Intrusivbreccie“, die massigen,
gleichförmigen als „Granit-Perlgneis“), ergaben die Geländebefunde diesbezüglich keine eindeutige, stringente
Zuordenbarkeit. Gelegentlich ist in manchen Lesesteinen
wohl ein geringer Cordieritgehalt feststellbar, desgleichen
auch immer wieder bescheidene Anreicherungen von Hellglimmer, insgesamt bietet dieses Gestein aber ein recht
einheitliches Bild; so konnten auch die N–S-verlaufenden
Streifen von „Cordierit-Perlgneis“ der Schadler-Karte nicht
verifiziert werden.
Vertreter des voranatektischen A l t b e s t a n d e s sind
immer wieder in die Perlgneise eingelagert. Quarzknauern,
oft elliptisch gelängt, verweisen auf quarzreichere Anteile
des Ausgangsmaterials, das nach dem Chemismus wohl
am ehesten grauwackenähnlichen Materialien entsprechen dürfte. Weiters sind immer wieder feinkörnige, biotitreiche „Altgneise“ eingeschlossen, die meist straff geschiefert sind, gelegentlich aber auch massiger ausgebildet sein
können. Ihre Zirkone sind i.A. von gedrungener Form,
rundlich und belegen damit eindeutig sedimentäre Herkunft. Diese feinkörnigen Biotitgneise zeigen keine weite
Verbreitung in kartierbaren Dimensionen, sie treten stets
nur in Form einzelner Blöcke oder als gelegentliche Einschlüsse im Perlgneis auf. Auch konnte im gesamten
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Arbeitsgebiet keine auffällige Häufung dieser Gesteine im
Sinne einer lokalen Anreicherung festgestellt werden. Gleiches gilt für die sehr auffälligen Vorkommen von Kalksilikaten. Sie zeigen fast immer eine hellbraune Verwitterungskruste (0,3–1 cm), weisen im frischen Kern grüngraue bis
bläulichgraue Färbung auf, sind außerordentlich zäh und
brechen splittrig-scharfkantig. Bereits von F.H. GRUBER
(1930) wurden sie aus dem Linzer Raum bekannt gemacht,
in den Erläuterungen zur SCHADLER-Karte (R. PESCHEL,
1982) sind sie wohl kurz erwähnt, insgesamt aber ist ihre
weite Verbreitung – knapp 100 Vorkommen im Arbeitsgebiet – bislang unbekannt gewesen. Freilich kommt ihnen
quantitativ wohl keine so große Bedeutung zu, wie es auf
Grund der Kartierung scheinen mag, müssen wir doch auf
Grund ihrer hohen Verwitterungsresistenz von einer nicht
unbeträchtlichen „Anreicherung“ im Vergleich zu den biotitreichen, „weicheren“ Perlgneisen ausgehen. Von besonderem petrographischem Interesse wäre ihr Vorkommen im
primären Verband; hier ließen sich lediglich vier Fundpunkte ausmachen, an denen die Kalksilikate dreimal in Form
von diskusförmigen Knollen (20–30 cm Ø), ein Mal als 3 cm
mächtige Lage jeweils konkordant dem Perlgneis eingelagert sind. Die Lesefunde dieses interessanten Gesteinstyps, der als Rest einer karbonatischen Sedimentsequenz
aufzufassen ist, besitzen im Allgemeinen ähnliche Dimensionen, nur in Ausnahmefällen erreichen sie Halbmeterbis Metergröße.
Immer wieder werden die Perlgneise von jüngeren, meist
sauren Ganggesteinen durchschlagen (Aplite und Pegmatite), ganz selten im direkten Zusammenhang mit den
durchschlagenen Gesteinen zu beobachten – wie etwa
Muskovit-Pegmatite am Oberlauf des Silbergraben-Baches
(hier steilstehend und annähernd N–S-streichend), ansonsten überwiegend in Form loser Blöcke.
Im gesamten Gebiet der Perlgneis-Formation wurden
immer wieder Gänge des Altenberg-Granits festgestellt,
entweder die Perlgneise durchdringend oder solitär in
Lesesteinen. Soferne diese in bedeutenderer Größe und
Menge auftreten, so im NW des Arbeitsgebietes zwischen
Kitzelsbach und Oberbairing, aber auch im Katzbachtal S
der Kote 563 (Straßenabzweigung nach Altenberg bzw.
Oberbairing) konnten sie als eigenständige Areale auskartiert werden. Der in der Schadler-Karte eingetragene U-förmige Körper aus Altenberg-Granit, der sich in beträchtlicher Dimension (2,5 km N–S, 2 km E–W) von Windpassing über das Gehöft „Hammer“ nach S und im östlichen
Schenkel über das Gehöft „Radler“ fast ebenso weit wieder
nach N erstrecken soll, ließ sich nicht einmal durch vermehrte Einzelfunde von entsprechenden Lesesteinen belegen. Erst im SE des Kartierungsgebietes – NE des Hofes
Gruber bis in den Katzgraben bzw. zur Landwirtschaftsschule Elmberg – gelangen wir in das eigentliche Verbreitungsgebiet des Altenberg-Granits. Hier kommt er immer
wieder in jener typischen Ausbildungsform vor, wie er
bereits von G. FRASL (1959, Kartierungsbericht für Blatt
Steyregg) als „ ... fein- bis kleinkörniger, sehr saurer Granit
von Altenberg – Alberndorf – Neumarkt ... “ recht treffend
für die Diagnose im Felde beschrieben worden ist: heller
als der Mauthausener, massig oder stellenweise deutlich
geregelt, in den meisten Fällen Muskovit führend, der
sogar gegenüber Biotit überwiegen kann. Kennzeichnend
sind stets Anreicherungen (Butzen) von Biotit („Biotitflasern“ nach G. FRASL) bis 1 cm Größe, ferner die Ausbildung der Zirkone mit alten, runden Kernen, Überwachsungen im „Perlgneis-Stadium“ und abschließende Ausbildung
von langen spitzen Formen mit steilen Pyramiden (311).
Alle diese Kennzeichen sind charakteristisch für S-TypGranitoide.
Die Biotit-Schöllchen des Altenberg–Granits sind als
Reste von aufgeschmolzenem Perlgneis-Material zu deuten, entsprechende Zirkon-Untersuchungen von Material
aus genau diesen Anteilen weisen eindeutig darauf hin
(REITER, unpubl.). Auch Einschlüsse ganzer PerlgneisSchollen im cm- und dm-Bereich können beobachtet werden; im alten STUAG-Steinbruch (nunmehr rekultiviert)
knapp außerhalb des Kartenblattes erreichten die im Altenberg-Granit „schwimmenden“ Schollen Meter-Dimensionen
(Orientierung der größten Scholle nach G. FRASL 125/50,
unpubl.).
Die Auskartierung j ü n g e r e r B e d e c k u n g e n gestaltete
sich schwierig. Eindeutige Solifluktionsböden sollten von
jenen mit in-situ-aufgelagertem Kristallingrus unterschieden werden, auch gibt es Weideflächen, die durch besonders gründliche Entfernung von Kristallinblöcken scheinbar
jüngste Überdeckung tragen, bei genauer Begehung aber
dann doch „Buckel“ und „Blöße“ größerer Kristallinvorkommen zeigen. Nördlich Dornach, bei „Elmberg“ der topographischen Karte, lagern auf dem Kristallin tertiäre Sande.
Bemerkenswert und in kartierbarer Dimension sind
bedeutende Blockschutthalden aus Perlgneis im Steilabbruch des Massivs zum Haselgraben vorhanden, insbesondere W von Windpassing und Oberbairing. In den meisten Fällen beginnen diese steilen Halden am Hangfuß
hoher Felsen und erstrecken sich von dort 100–200 m talwärts, was auf ihre Herkunft aus zusammengestürzten,
durch Erosion herauspräparierten Blockburgen schließen
lässt. Der starke Moos- und zum Teil sogar Baumbewuchs
und die relative Stabilität dieser länglich geformten Schuttkörper lässt auf nunmehrige weitgehende Konsolidierung
der groben Blöcke und doch höheres, wenn auch postglaziales, Alter schließen.
Hinweise auf tektonische Bewegungen ließen sich trotz
der Evidenz der Haselbach-Scherzone („Haselgrabenstörung“) nur selten auffinden. Lediglich am unmittelbaren
Beginn des Haselgrabens, etwa NE der Kapelle an der Linzer Stadtgrenze sowie NNE der alten Lederfabrik, konnten
durch Fe-Freisetzung rötlich verfärbte Perlgneise aufgefunden werden. Ähnliche Belege fanden sich reichlicher im
Graben des (in der Karte namenlosen) sog. „Krebsenbaches“, der vom Ödmühlweg in NE-Richtung bis S des
Hofes „Taxberger“ zieht. Offensichtlich ist diese steil eingeschnittene Talung an eine kleine Scherzone gebunden.
Eindeutige Mylonite der Haselbach-Scherzone waren
nur N der Kote 396, am äußersten NW-Rand des Arbeitsgebietes, anzutreffen. Hier handelt es sich um einzelne
Lesefunde von stark geschiefertem, graubraunem Material, als dessen Edukt wohl nur der vorhandene Perlgneis
angesehen werden kann. Nirgendwo sonst konnten im
Anstehenden tektonisch stärker beanspruchte Gesteine
angetroffen werden, wie dies eigentlich auf Grund der seit
F.H. GRUBER bekannten geologischen Verhältnisse zu
erwarten gewesen wäre.
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
im Kristallin der Böhmischen Masse
auf Blatt 32 Linz
MICHAELA SAPP
(Auswärtige Mitarbeiterin)
Die Kartierung erfolgte im Gebiet westlich der Rodlstörung von Untergeng und Edtmühle im Rodltal ausgehend
nach W in Richtung Felsdorf und Neudorf.
Im NE-Teil des Arbeitsgebietes befindet sich ein großes
Vorkommen von Weinsberger Granit mit etlichen guten
Felsaufschlüssen. Das Erscheinungsbild des Gesteins ist
einigermaßen variabel. Einerseits ist massiger, grober
375
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Weinsberger Granit mit durchschnittlich 5–7 cm großen,
idiomorphen Kalifeldspäten zu beobachten, andererseits
finden sich auch biotitreichere Varianten mit herzynischer
Regelung und gneisartigem Gefüge. Letztere treten hauptsächlich südlich des Hofes Flamberger auf. Zudem sind im
Weinsberger Granit nicht selten auffällige Einlagerungen
von mittel- bis feinkörnigen, biotitreichen Granitoiden anzutreffen, welche jenen Gesteinen ähnlich sind, die von
FRASL (1959) auf Blatt 33 Steyregg als Migmagranite bezeichnet wurden. Die Grenzen dieser Migmagranite zum
Weinsberger Granit sind z.T. scharf, z.T. sind diffuse und
eher schlierig-migmatische Übergangsbereiche ausgebildet, in denen der Migmagranit Weinsberger-Granit-Material in Form von großen Kalifeldspäten oder auch ganzen
Schlieren übernommen hat.
Gegen Berndorf hin wird die Aufschlusssituation
schlechter, vereinzelte Blöcke, Lesesteine und Grus lassen den Schluss zu, dass die Migmagranite hier dominant
sind, allerdings tritt dazwischen nach wie vor Weinsberger
Granit in Erscheinung. Dieser Bereich wurde auf der „Übersichtskarte des Kristallins im westlichen Mühlviertel und im
Sauwald 1:100.000“ (FRASL et al [1965]) als „Grobkorngneis“ ausgeschieden.
Südlich der Straße Untergeng – Berndorf stehen in den
kleinen Waldstücken fast nur Migmagranite an, deren Grus
auch auf den umliegenden Feldern vorgefunden wurde.
Eine Migmagranitprobe von einem kleinen Abbau im Waldstück an der Straße Untergeng – Berndorf ergab folgenden mikroskopischen Befund: Neben Plagioklas, Biotit,
Quarz und Kalifeldspat als Hauptgemengteile sind Apatit,
Epidot, Zoisit, Zirkon, Orthit, opake Phasen und nicht selten einzelne bis zu 3 mm große Titanitkristalle enthalten.
In Richtung Rodlstörung sind Weinsberger Granit und
Migmagranit zunehmend mylonitisiert. Soweit der Grad der
Mylonitisierung eine Erkennung der jeweiligen Ausgangsgesteine zuließ, wurde in der Manuskriptkarte eine entsprechende Übersignatur verwendet. In der Nähe der Rodl
können die Mylonite wegen der hochgradigen Deformation
(z.T. Ultramylonite) makroskopisch nicht mehr nach Ausgangsmaterial differenziert werden. Beim Sägewerk in
Untergeng wurde ein kleiner Körper von vergleichsweise
schwächer deformiertem Altenberger Granit kartiert.
Der W-Teil des Kartiergebietes südwestlich von Neudorf
wird von massigem, grobem Weinsberger Granit aufgebaut, wobei nordwestlich des Hofes Steininger sowie westlich des Hofes Plakolb einige größere Felsaufschlüsse vorhanden sind. Vereinzelt konnten Gänge von Diorit beobachtet werden.
Weite Bereiche im Kartiergebiet sind schlecht aufgeschlossen bzw. von sandig-lehmigem Verwitterungsgrus
von Weinsberger Granit bzw. Migmagranit (in der Manuskriptkarte mit eigener Übersignatur) bedeckt. Häufig
jedoch waren beide Komponenten gleichermaßen anteilig,
was dem eng verbundenen Auftreten beider Granittypen im
Anstehenden entspricht.
Nordöstlich von Berndorf konnte eine polymikte, solifluidale Zone auskartiert werden. Die Komponenten stellen in
etwa zu gleichen Teilen Weinsberger Granit und Migmagranit dar, wobei die Größe stark variiert – von dm- bis mgroßen Blöcken. Die sandig, schluffig, lehmige Matrix tritt
stellenweise stark in den Vordergrund.
Blatt 39 Tulln
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
im Quartär und Neogen
auf Blatt 39 Tulln
PAVEL HAVLÍČEK
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Während der geologischen Kartierung im Jahr 2003 wurden auf Blatt 39 Tulln neogene und quartäre Sedimente in
der Umgebung von Stranzendorf, Absdorf, Stetteldorf am
Wagram und Gaisruck untersucht. Im nördlichen Teil dieses Gebietes, nördlich des Wagram, überwiegen Lössakkumulationen, stellenweise treten quartäre Quarzschotter auf. Am Abhang des Wagram liegen unter diesem Löss
fluviatile, sandig–schotterige Sedimente der Donau aus
dem Mittelpleistozän und darunter neogene Sedimente der
Laa-Formation (Karpatium).
Neogen (Miozän)
Die Sedimente der Laa-Formation bestehen aus einer
Wechsellagerung von Schluffen, Sanden und Tonen. Die
hellgrüngrauen, kalkhältigen, feinglimmerigen Schluffe
wechseln mit grünlichgelben, feinkörnigen Sanden und
sandigen, kalkreichen, fleckigen Tonen. Es treten auch
cm-mächtige Zwischenlagen angewitterter Tone und Tonsteine auf. Diese Sedimente führen Sandsteinkonkretionen
mit 10–20 cm Durchmesser. Westlich von Stetteldorf am
Wagram tritt am Wagram in den Weingärten eine bedeutende tektonische Störungszone auf. In den Schwermineralen der karpatischen Sedimente überwiegen Granat und
376
Amphibol neben kleinen Mengen von Rutil, Zirkon, Hornblende und Staurolith. Aus der Laa-Formation wurden Proben für mikropaläontologische Untersuchungen entnommen.
Quartär
Pleistozän
Die fluviatilen Terrassensedimente aus dem Mittelpleistozän bestehen aus graubraunen und darunter grauweißen
bis grauen, grob- bis mittelkörnigen, sandigen Schottern.
Der obere Teil der Schotter zeigt deutliche Kryoturbationen. Die Schotter bestehen hauptsächlich aus Quarz und
führen daneben Quarzit, Gneis, Sandsteine und Kalkgesteine (selten mit jurassischen Ammoniten). In den
Schwermineralen überwiegt Granat (58,6–80,6 %) neben
kleinen Menge von Amphibol (11,1–16,1 %), Epidot
(8,8–10,2 %), Zirkon (8,4–0,2 %), Staurolith (2,2–2,6 %)
und Disthen (1–2,2 %). Die Gerölle sind gerundet bis kantengerundet, mit durchschnittlichen Durchmessern von
3–6 cm, vereinzelt bis 15 cm. An der Basis treten Blöcke bis
100 cm auf. Die Basis dieser Donau-Terrasse liegt in +15
bis +22 m relativer Höhe (ca. 195–198 m.ü.M.). An der
Oberfläche kann, wie in der Sand- u. Schottergewinnung
Schauerhuber westliche von Stetteldorf am Wagram, ein
fossiler Boden mit Eisklüften und Eiskeilen beobachtet
werden.
Am basalen Kontakt mit den Sedimenten der Laa-Formation treten Quellen, wie z.B. östlich von Gaisruck, südlich von Starnwörth oder westlich von Stetteldorf am
Wagram auf.
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Lösse aus dem oberen Pleistozän sind im untersuchten
Gebiet nur nördlich von Stetteldorf am Wagram, Gaisruck
und in Stranzendorf großflächig verbreitet. Der stellenweise sandige Löss ist hellbraun bis gelbbraun und besitzt
manchmal weiße, kalkige Pseudomyzelien. Er führt mitunter eine Malakofauna, welche typisch für kaltzeitliche
Lösse („Collumella-Fauna“) ist und wahrscheinlich meist vom
Ende des letzten Glazials stammt. Der Löss besitzt in den
untersuchten Gebieten eine aufgeschlossene Mächtigkeit
von 0,5–8(9) m. In den Lössen in der Schottergrube Schauerhuber westlich von Stetteldorf am Wagram liegen an der
Basis und am Top braun vererdete, sehr schwach entwickelte Luvisëme, die wahrscheinlich dem Pedokomplex IV
(schwache Wärmeperiode im Riss, „Treene“) entsprechen.
In Stranzendorf bei der Kirche treten in den Lössen illimerisierte Lehmbröckelsande aus einem Braunlehm auf. Lokal
finden sich im Löss und im Ackerboden (Tschernosem)
Quarzgerölle, welche aus gerundeten, fluviatilen Schottern
mit Durchmesser von 0,5–5 cm bestehen. Es ist fraglich, ob
sie einer Donau-Terrasse zugeordnet werden können. Am
Kontakt des Lösses mit den liegenden Schottern der mittelpleistozänen Donauterrasse (bzw. ?Schmidaterrasse) treten mächtige Lagen auf, die von der Solifluktion während
des Pleistozäns betroffen wurden.
Pleistozän – Holozän
Bei den deluvialen (= kolluvialen), lehmig-sandigen Ablagerungen handelt es sich um schwarzbraune bis braune,
stark humose, tonige Lehme (Bodensedimente) mit sandiger Beimengung und Quarzgeröllen. Sie bilden lokal
schmale Streifen im unteren Teil der Hänge und in den
Depressionen und sind 1–2 m mächtig.
Holozän
Deluvio-fluviatile, sandig-tonige Lehme bis lehmige
Sande (Abschwemmungen) füllen die periodisch durchflossenen Depressionen. Es handelt sich um dunkelbraune bis
schwarzbraune, humose, tonige Sande, auch um tonige
Lehme mit Beimengung von Quarzgeröllen. An den Talausgängen am Wagram, bei Gaisruck, Eggendorf am
Wagram, südlich und westlich von Stetteldorf am Wagram
und nördlich von Absdorf bilden diese deluvio-fluviatilen
Sedimente flache Schwemmkegel. Diese sind 1 bis 2 m
mächtig.
Fluviatile, sandig-tonige, schwarzbraune, humushältige
Lehme und feinkörnige Sande (Auelehme) sind die jüngsten quartären Ablagerungen, welche die Donautalaue
ausfüllen und ebnen. Diese Sedimente befinden sich südliche vom Wagram. Die Auelehmen sind dunkelbraun, sandig, sandig-tonig oder tonig und humos und gehen tiefer
langsam in hellbraune, staubsiltige, wahrscheinlich umgelagerte Lösse über.
Zwischen Gaisruck und Absdorf treten an der Oberfläche
der Donautalaue kalkige, sandige Schotter auf (Quarz,
Quarzit, Kalkgesteine, Metamorphite, weniger Plutonite).
Sie liegen etwa 1 m höher als die Talaue in ihrer Umgebung. An einigen solchen Stellen befanden sich Schottergruben, die jedoch meistens bereits aufgelassen sind (südöstlich und südlich von Gaisruck). Diese sandigen Schotter
sind stark kalkhältig und lokal, z.B. südliche von Gaisruck,
z.T. auch karbonatisch zu Konglomeraten verfestigt. In den
Schottern SSE von Gaisruck überwiegen in den Schwermineralen Granat (51,6 %) neben kleinen Mengen von Amphibol (21,9 %), Epidot (11,6 %), Zirkon (8,7 %) und Staurolith (3,9 %). Nach PIFFL (1971) besitzen die Schotter in diesem Gebiet des Feldes eine Mächtigkeit von 9,6–11,3 m.
Die 14C-Datierungen begrabener Hölzer aus einer Tiefe
von 5–6,5 m (Neustift im Felde – Schottergrube Schauerhuber) ergaben Alter von 9185±95 BP bis 9665±100 BP
und weisen damit auf ein holozänes Alter hin. Die basalen
Teile der Schotter mit großen Blöcke haben nach PIFFL
(1971) spätglaziales Alter.
Zu den anthropogenen Ablagerungen sind herausgebaggertes Gesteinsmaterial (südlich von Eggendorf am
Wagram) oder sandige Schotter mit Lehmen (z.B. in der
alten Schottergrube Heidfeld, südöstlich von Graisruck) zu
zählen. Andere anthropogene Ablagerungen sind die
Eisenbahndämme in der Donautalaue.
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
in Quartäraufschlüssen
auf Blatt 39 Tulln
PAVEL HAVLÍČEK, OLDŘICH HOLÁSEK & LIBU ŠE SMOLIKOVÁ
(Auswärtige Mitarbeiter)
Im Jahre 2003 wurden von uns auf dem Kartenblatt ÖK
39 Tulln 13 Quartäraufschlüsse bearbeitet. Die Geländeaufnahmen wurden dabei durch Schwermineral- und
Schotteranalysen der fluviatilen Sedimente sowie durch
mikromorphologische Bearbeitungen der fossilen Böden
ergänzt.
Am bedeutendsten für die Quartärforschung auf dem
Kartenblatt Tulln ist das Gebiet nördlich der Donau, im
Bereich des Wagram und der linksseitigen Zuflüsse der
Donau mit dem Grießgraben und der Schmida. Besonders
an den gegen Süden und Südosten schauenden Hängen
sind Lössanwehungen mit fossilen Bodenbildungen häufig.
Diese bedecken die Schotter und Sande der pannonen
Hollabrunn-Mistelbach-Formation und die Sande und Silte
der karpatischen Laa-Formation, aber auch mittelpleistozäne, fluviatile, sandige Schotter der Schmida (?) und der
Donau. Diese fluviatilen Quartärschotter enthalten nach Z.
NOVÁK vor allem verschiedenfarbige Quarze (80,6 %),
daneben auch Quarzite (7,5 %) und Sandsteine (6 %).
Die ältesten bisher bekannten Quartärsedimente und
Fossilböden füllen eine ca. 9 m tiefe und rund 70 m breite
Depression in den Hollabrunner Schottern bei Neudegg
(Schottergrube: BMN-Koordinaten: R: 717398, H: 372163).
In dieser Depression liegt an der Basis über umgelagerten
Schottern und Sanden ein Boden vom Ferreto-Typus. Darüber folgen mindestens drei Horizonte mit Bodensedimenten. Das jüngste Schichtglied ist ein Braunlehm, welcher
von Löss bedeckt ist, der einen Horizont mit großen Lösskindeln führt, wobei es sich vermutlich um ein Relikt einer
fossilen Bodenbildung handelt. Diese Lokalität ist für die
Korrelation der pliozänen und ältesten altpleistozänen
Sedimente Niederösterreichs und Mährens von größter
Bedeutung. Ähnlich alt sind sichtlich die Lösse in Mitterstockstall (Aufschluss östlich Schloss Winkelberg; BMNKoordinaten: R: 719019, H: 366622), wo an der Grenze zu
den liegenden, karpatischen Silten ein vererdeter, illimerisierter Braunlehm entwickelt ist, der mindestens in den PK
X (Zyklus J) einzustufen ist.
Keine Belege gibt es bisher aus dem ganzen Zeitabschnitt bis zum Holstein-Interglazial (Hiatus?). Aus dem
bedeutenden mittelpleistozänen Interglazial (M/R) stammen wahrscheinlich die braunlehmartigen Parabraunerden
(Luvisëme, ?PK VI – PK V) in den Aufschlüssen Mitterstockstall 2 (BMN-Koordinaten: R: 719017, H: 366664),
Tiefenthal (BMN-Koordinaten: R: 725633, H: 366484) und
Großwiesendorf SW (BMN-Koordinaten: R: 724153, H:
367624). Die schwach entwickelten, vererdeten Luvisëme
in der Schottergrube W Stetteldorf (BMN-Koordinaten: R:
725184, H: 363805) entsprechen sehr wahrscheinlich dem
PK IV.
Der braun vererdete Luvisëm aus dem Aufschluss NE
Thürnthal (BMN-Koordinaten: R: 714472, H: 366908) ist
vermutlich dem PK III (Zyklus B, J. KUKLA [1975]) an der
377
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Grenze des Mittel- und Jungpleistozäns (Eem, R/W) zuzuordnen. In demselben Aufschluss ist auch ein A-Horizont
eines Tschernosems (PK II „W1/2“) entwickelt, welcher
gemeinsam mit dem liegenden Boden des PK III zum Komplex Stillfried A gehört.
In dem Aufschluss in der Kellergasse SE Ottenthal
(BMN-Koordinaten: R: 718587, H: 369750) sind zwei Initialpseudogleye des PK I („W2/3“, Zyklus B nach J. KUKLA
[1975]) entwickelt.
Im Profil im Hohlweg N Thürnthal (BMN-Koordinaten: R:
713982, H: 367183) entspricht eine begrabene Schwarzerde höchstwahrscheinlich dem Holozän; sie ist bedeckt mit
anthropogenen, umgelagerten Tonerden mit Lössen.
Außer den beschriebenen Böden gibt es in den untersuchten Aufschlüssen (z.B. Kirchberg am Wagram – nördlich Bad [BMN-Koordinaten: R: 718152, H: 366044] oder
Stranzendorf Kellergasse bei Kirche [BMN-Koordinaten: R:
731233, H: 368655] usw.) eine ganze Reihe von Bodensedimenten bzw. Böden in parautochthoner Position, welche
eine komplizierte, polyzyklische Entwicklung belegen, in
der sich Phasen der Erosion und Akkumulation und ruhige
Phasen die Bodenbildung abwechselten.
Vor der Sedimentation der jüngsten, jungpleistozänen
Lösse wurden die älteren Sedimente, besonders fluviatile,
sandige Schotter des Mittelpleistozän, einschließlich der
Fossilböden, oft erodiert bzw. von Solifluktion zerstört und
durch Frost (Kryoturbation) intensiv destruiert (z.B. Aufschlüsse Neudegg, Thürnthal NE [2x], Kirchberg am
Wagram, Mitterstockstall 2, Stetteldorf W). Nach Z. NOVÁK
dominiert in den vermutlich mittelpleistozänen Schottern
der Schottergrube W Stetteldorf im Spektrum der Schwerminerale Granat (58,6–59,7 %) gegenüber Zirkon (12,1 %),
Amphibol (11,1 %) und Epidot (10,2 %). Diese Dominanz
von Granat über Amphibol bzw. auch Zirkon und Epidot ist
praktisch in allen quartären, fluviatilen, sandigen Sedimenten festzustellen.
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
im Quartär und Neogen
auf Blatt 39 Tulln
OLDŘICH HOLÁSEK
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Rahmen der geologischen Kartierung des Blattes ÖK
39 Tulln wurde im nördlichen Teil des Kartenblattes das
Gebiet im Bereich Neustift im Felde – Absdorf – Absberg –
Hippersdorf – Königsbrunn – Unterstockstall bis zum Südrand von Kirchberg am Wagram bearbeitet. Mit Ausnahme
sehr eng begrenzter Vorkommen von neogenen Sedimenten ist nahezu das gesamte Gebiet mit Quartärablagerungen bedeckt.
Neogen (Miozän)
Die neogenen Sedimente treten nur am Wagram, nördlich der Straße zwischen Unterstockstall – Königsbrunn –
Hippersdorf, weiters zwischen Absberg und Inkersdorf und
in den Hängen in und südöstlich von Absberg auf.
Im Abschnitt Unterstockstall – Königsbrunn – Hippersdorf kommen hellgraue, graugrüne bis braungrüne, stellenweise rostig gefleckte, tonige, feinkörnige Sande mit Lagen
von grauen, graugrünen, feinsandigen, oft ockergelb bis
rostig gefleckten und gestriemten Tonen (vollkommen verwitterte Tonsteine) oder von grauen, staubigen bis feinsandigen Tonsteinen vor. An der Oberfläche dieser Sedimente
liegt stellenweise verschleppter fluviatiler Schotter von der
hangenden Terrasse. In den entnommenen Proben wurden in diesem Abschnitt keine für die Stratigraphie aussa378
gekräftigen Mikrofossilien gefunden. Daher wurden diese
nicht näher stratifizierbaren neogenen Sedimente nur als
?Mittelmiozän bezeichnet.
Dagegen sind die neogenen Sedimente nördlich und
südöstlich von Absberg mit einer verarmten Fauna des
Karpatium der Laa-Formation zuzuordnen. In diesem Abschnitt finden sich hellgraugrüne, braungrünliche, hellgelbbraune, teilweise zementierte, feinglimmerige, stellenweise variabel tonige, feinkörnige Sande mit engen (5–30 cm
mächtigen) Lagen von hellgrauen, grauen und hellbraunen, lokal ockergelb gefleckten, feinsandigen, fast horizontal abgelagerten Tonsteinen. Die stratigraphische Zugehörigkeit der beschriebenen Schichtfolge zum Karpatium
erfolgt vor allem durch die Gattungen Uvigerina cf. acuminata,
Globigerina cf. ottnangiensis, Elphidium cf. macellum, Nonion commune, Lobatula lobatula, Ammonia cf. beccarii, Globoturborotalita woodi,
Bolivina cf. fastigia (det. I. CICHA).
Quartär
Quartäre Ablagerungen aus dem Mittelpleistozän bis
Holozän treten im untersuchten Gebiet als fluviatile, äolische, deluviale, deluvio-fluviatile, organische Sedimente
und als anthropogene Ablagerungen auf.
Pleistozän
Aus dem Mittelpleistozän (Mindel) stammen fluviatile,
sandige bis sandig-tonige Schotter, welche in der Geologischen Karte der Republik Österreich 1 : 200.000 als „Jüngere Deckenschotter (Mindel)“ bezeichnet sind. Diese von
Löss bedeckten Sedimente treten am Hang des Wagram,
entlang der Straße zwischen Unterstockstall – Königsbrunn – Hippersdorf und in Absberg und seiner weiteren
Umgebung auf. Der Verlauf der mittelpleistozänen, fluviatilen Terrasse ist in diesem Hang aber nicht zusammenhängend. In einigen Hangabschnitten fehlt diese Akkumulation
zwischen den neogenen Sedimenten und der Lössdecke
oder sie ist mit Hangschutt bedeckt. Die mittelpleistozäne,
fluviatile Terrasse besteht im Abschnitt Unterstockstall –
Königsbrunn – Hippersdorf meistens aus rostbraunen, stellenweise hellbraunen, lehmigen, fein- bis grobkörnigen,
sandigen Schottern mit variablem tonigem Zusatz. Die
Schotter bestehen aus halbovalen bis ovalen Geröllen von
0,5–5 cm, stellenweise 10–25 cm Größe. Ganz lokal kommen Blöcke mit 40–50 cm Durchmesser vor (überwiegend
Quarz, untergeordnet verwitterte Metamorphite und Plutonite, Quarzit, Sandstein, u.a.). Im Pleistozän wurde der
obere Teil dieser Terrasse, zusammen mit dem basalen
Teil des Lösses, intensiv von Solifluktion verlagert und
durch den Frost gestaucht. Diese Störungen betrafen auch
einen fossilen Boden an der Oberfläche der fluviatilen Terrasse, sodass in Einschnitten heute fossile Bodensedimente und fossile Bodenreste vorkommen. Die aufgeschlossene Mächtigkeit der Terrasse beträgt 1–2,5 m, lokal ca.
4–5 m. Die gesamte Mächtigkeit ist wahrscheinlich 5–6 m.
Die mittelpleistozäne, fluviatile Terrasse setzt sich unter
der Lössdecke weiter Richtung Südosten fort. Sie tritt dort
unzusammenhängend in Aufschlüssen in der weiteren
Umgebung von Absdorf auf. An einigen Stellen ist sie von
Hangschutt bedeckt oder sie fehlt. Ihre Mächtigkeit ist dort
maximal 2–3 m. In allen Ausbissen ist sie in ihrer gesamten
aufgeschlossenen Mächtigkeit intensiv durch Solifluktion
verlagert und durch den Frost gestaucht. Aus diesem
Grund bildet diese Terrasse eher linsenartige Schottervorkommen als eine zusammenhängende Akkumulation. Ein
solches Schottervorkommen in einer Mächtigkeit von 2 m
tritt in einem Einschnitt 300 m südöstlich vom Südrand von
Absberg auf. Im ganzen Profil wechseln dunkelrostige, linsenartige und striemige Schotterlagen mit Lösslagen und
Lagen der neogenen Sedimente.
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Der Bereich von Absberg und seine weitere nordöstliche
und südöstliche Umgebung gehören geomorphologisch zu
dem Gebiet, wo fluviatile Sedimente nicht nur von der
Donau, sondern auch von der Schmida abgelagert wurden.
Dies wurde bereits von PIFFL (1964) erkannt. In der ehemaligen Schottergrube auf dem Absberg konnte er feststellen, dass auf der ca. 7 m mächtigen Donauterrasse Lokalschotter der Schmida in einer Mächtigkeit von 2 m liegen.
Darüber folgt eine kryoturbat gestörte Verlehmungszone
mit Einbeziehung des liegenden Schotters, die von 2 m
Löss überlagert wird. Die Schotter der Donauterrasse in
dieser Schottergrube in Absberg setzen sich nach PIFFL
(1964) aus 36 % Quarz, 21 % Kristallingesteinen und 43 %
Sedimentgesteinen zusammen, während die Lokalschotter
der Schmida 79 % Quarz, 16 % Kristallingesteine und 5 %
Sedimentgesteine führen.
Die beschriebene, mittelpleistozäne, fluviatile Donauterrasse ist vom Ostrand von Königsbrunn gegen Osten und
Südosten ab und zu aufgeschlossen, meist sind ihre Ausbisse in den steilen Hängen jedoch so schmal, dass ihre
Darstellung in der Karte nicht möglich ist.
Im Pleistozän bildeten sich die Deckschichten des Lösskomplexes, der fast zusammenhängend das Gebiet nördlich von Königsbrunn, Hippersdorf und östlich von Absberg
bedeckt. Der hellbraune bis hellbraungelbe, stark kalkige,
meistens feinsandige und variabel feinglimmerige Löss,
stellenweise mit weißen, kalkigen Pseudomyzelien, ist in
einer Mächtigkeit von 1–8 m aufgeschlossen.
Am Kontakt des Lösses mit der mittelpleistozänen Terrasse kommt eine 2–3 m mächtige Lage vor, die von Solifluktion und Frost während des Pleistozäns betroffen
wurde.
Pleistozän – Holozän
Aus dem Oberpleistozän bis Holozän stammen die deluvialen Sedimente, die hauptsächlich an der linken Talseite
der Schmida, von Absberg gegen Inkersdorf, in aufgeschlossener Mächtigkeit von maximal 1,5 m den Hangfuß
bedecken. Es handelt sich um braune bis dunkelbraune,
humose, sandige Lehme, stellenweise mit verschlepptem
Schotter von der höher liegenden mittelpleistozänen Terrasse, die von Löss überdeckt ist. Die halbovalen bis ovalen Gerölle mit 0,5–5 cm, lokal 10–15 cm Durchmesser
bestehen vor allem aus Quarz, daneben Kalk, untergeordnet Metamorphiten und Plutoniten. Die Menge des Schotters ist im Lehm sehr variabel. Gegenüber dem Silo in Absberg kommt der Schotter sogar in linsenartigen Formen im
neogenen Silt vor. Das weist auf eine Mitwirkung von Solifluktion und wahrscheinlich auch Froststauchung bei der
Bildung dieser Sedimente hin.
Holozän
Die holozänen, fluviatilen Sedimente bilden eine ausgedehnte Akkumulation im Gebiet zwischen Kirchberg am
Wagram, Hippersdorf, Absdorf und Neustift im Felde. Es
handelt sich um Sedimente der Donau und Schmida im
Feld des nördlichen Tullner Feldes, wie PIFFL (1971) in seiner ausführlichen Arbeit über der Gliederung des Tullner
Feldes angibt.
Die jüngsten Schichten der holozänen, fluviatilen Sedimente sind lithologisch sehr variabel. Das beweisen vor
allem Bohrstocksonden, die bis in eine Tiefe von 1 m abgeteuft wurden. Es handelt sich um braune, dunkelbraune,
dunkelgraubraune, variabel humose und feinsandige, sandig-tonige bis tonige Lehme, die tiefer langsam in hellbraune, feinsandige bis staubsiltige Lehme (wahrscheinlich
umgelagerte Lösse) oder in dunkelbraune, schwarzbraune,
stark humose, sandig-tonige oder tonige Lehme bis Tone
übergehen. Stellenweise hat der selbe Lehm oben braune,
dunkelgraubraune und tiefer dunkelbraune Färbung.
Zwischen Neustift im Felde und Absdorf treten an der
Oberfläche der Talaue Sandschotter auf. Solche Stellen
liegen etwa um 0,5–1 m höher als die Talaue in ihrer
Umgebung. Im sandigen Ackerboden kommen ovale, stellenweise halbovale Gerölle mit 0,5–3 cm, stellenweise
5–10 cm, vereinzelt mehr als 12 cm Durchmesser vor. Es
dominieren Quarze, untergeordnet oder vereinzelt finden
sich Kalke, Metamorphite, Plutonite, Quarzit u.a. Die meisten Schottergruben in diesem Bereich sind aufgelassen.
Die überlagernden, oft braunen Lehme sind in ihrer Umgebung oft feinsandig bis sandig und gehen tiefer rasch in
hellbraune, variabel lehmige Silte bis feinkörnige Sande
oder Sandschotter über. Die gesamte Mächtigkeit der fluviatilen Lehme, Tone, Silte und Sande beträgt in diesem
Gebiet 0,5–2 m, südöstlich des Austritts der Schmida in
das Tullner Feld ca. 2,5–3 m.
Unter den oben beschriebenen Sedimenten liegt eine
Akkumulation von sandigen, fluviatilen Schottern. Nach
den Profilen in den Schottergruben handelt es sich um hellgraue, tiefer weißgraue, oben lehmig-sandige, tiefer tonigsandige, kalkige Schotter. Der Sand ist meistens mittelkörnig. Fein-, Mittel- und Grobschotter bestehen aus ovalen,
weniger halbovalen, weißgrauen Geröllen mit 0,5–8 cm,
stellenweise 10 cm, vereinzelt 15–25 cm Durchmesser. In
der Schottergrube Schauerhuber, östlich Neustift im Felde,
treten hauptsächlich Quarz, Kalke, Radiolarit, Gneise, vereinzelt Konglomerat und Sandstein auf. Große Blöcke,
hauptsächlich an der Basis der Terrasse, werden vor allem
aus Granit, Gneis und Quarz gebildet. Sie sind nur teilweise an den Kanten gerundet. Nach PIFFL (1971) ist die
Mächtigkeit der Schotter in diesem Gebiet bis zu 10 m und
die gesamte Mächtigkeit der Talausfüllung im Feld hier
9,6–11,3 m.
Die Akkumulation gehört hier stratigraphisch zum Holozän, weil die Analysen der begrabenen Hölzer aus einer
Tiefe von 5–6,5 m (Schottergrube in Neustift im Felde) ein
Alter von 9185±95 J.v.h. bis 9665±100 J.v.h. erbrachten
(PIFFL, 1971). Darunter liegt noch derselbe Schotter in
einer Mächtigkeit von 5 m mit großen Blöcken an der
Basis. Nach PIFFL (1971) hat die Blocklage wahrscheinlich
spätglaziales Alter.
Südlich von Neustift im Felde befindet sich ein Altwasser. Nach 1 m tiefen Bohrstocksonden ist es fast überall
von dunkelbraunem, humosem, schwach kalkigem, tonigem Lehm ausgefüllt, der tiefer in graubraunen bis dunkelgrauen, nicht kalkigen Ton mit kleinen rostbraunen oder
rostigen Flecken übergeht. Die gesamte Mächtigkeit der
Sedimente im Altwasser ist nicht bekannt. Von der Oberfläche des Altwassers steigt bei warmem Wetter fauler Geruch auf, weil diese Sedimente oft Sapropele enthalten, in
dem Fäulnisprozesse immer ablaufen.
Während der Kartierung dieses Teils der Donautalaue im
Feld wurde an zahlreichen Stellen der Kalkgehalt der holozänen, fluviatilen Sedimente, vor allem in der oberen Lage
bis zu einer Tiefe von 1 m in den Bohrstocksonden überprüft. In kleinem Maße wurden auch die liegenden Schotter
einbezogen. Schlussendlich kann man feststellen, dass
fast alle holozänen, fluviatilen Sedimente im Feld, einschließlich des Bodens an der Oberfläche, kalkig bis stark
kalkig sind. Eine Ausnahme bilden die Tone im Altwasser,
die meistens oben schwach kalkig und tiefer nicht kalkig
sind.
Anthropogene Ablagerungen sind lehmige, sandige und
schotterige Anschüttungen, vor allem an den Rändern oder
innerhalb der Schottergruben. Ähnliche Anschüttungen
sieht man bei der neuen Abfahrt der Kremser Schnellstraße westlich von Neustift im Felde und in Absberg.
Andere anthropogene Ablagerungen sind die Eisenbahndämme in der Donautalaue im Feld und in der Schmidatalaue.
379
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Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
im Quartär und Neogen
auf Blatt 39 Tulln
ZDEN ĚK NOVÁK
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Das im Jahr 2003 kartierte Gebiet in der alpin-karpatischen Vortiefe liegt im nördlichen Teil des Kartenblattes 39
Tulln, in der weiteren Umgebung von Kleinwetzdorf, Baumgarten am Wagram und Ruppersthal. Der von Nordwesten
gegen Südosten streichende Hügelzug westlich des
Schmidatales hat seine höchste Erhebung an der Kote 342
(Kogel). Im südlichen bis südwestlichen Teil fällt das
Gelände auf rund 240 m SH ab. Der tiefste Punkt mit 200
m SH befindet sich in der Talau des Flusses Schmida, am
südlichen Rande des Ortes Großweikersdorf.
Das kartierte Gebiet wird von Ablagerungen der Laa-Formation (Karpatium), Grund-Formation (Unteres Badenium), Hollabrunn-Mistelbach-Formation (Pannonium) und
des Quartärs aufgebaut.
Neogen
Die Ablagerungen der Laa-Formation, die westlich des
Bahnhofes von Großweikersdorf unter dem Löss hervortreten, werden vorwiegend von schluffigen Tonen bis tonigen
Schluffen, weniger von fein- bis mittelkörnigen, vorwiegend
stark schluffigen Sanden gebildet. Die Sande bilden vor
allem geringmächtige Lagen im Ton-Schluff-Komplex,
obwohl sie lokal der überwiegende Sedimenttypus sein
können. Auch schwach schluffhältige Tone bilden hier nur
wenig Zentimeter mächtige Lagen oder gestreckte Linsen
in schluffigen Tonen bis tonigen Schluffen.
Die Schlufftone bis Tonschluffe sind meist weißlichgrau,
beige und gelblich, im feuchten Zustand gewöhnlich mit
braunem oder grünbraunem Farbton, nach der Oberflächenverwitterung dann rostbraun, gelbbraun oder braun
gefleckt. Sie sind zum Großteil kalkhältig, weniger häufig
schwach kalkhältig. An manchen Stellen bildet der feinschuppige Glimmer eine bedeutende Sedimentkomponente. Lokal sind in den schwächer schluffigen Tonen stärker
schluffige bis feinsandige, meist parallel verlaufende Laminae oder Linsen zu erkennen. Biogene Reste sind nicht
häufig.
In den Schluffsedimenten liegen lokale beige Einlagerungen von stark kalkhältigen, tonigen Schluffsteinen und
feinkörnige, undeutlich laminierte, schluffige Sandsteine,
vereinzelt auch graue, rostbraunfleckige Tone.
Sande sind am Aufbau der Laa-Formation im kartierten
Gebiet nur in geringem Maß beteiligt. Meistens handelt es
sich hier um feinkörnige Sedimente, in der Umgebung der
Straße südlich vom Heldenberg treten jedoch mittel- bis
grobkörnige Sande auf. Manche Sandlagen sind stark bis
zu Sandstein verfestigt. Die Sande sind meistens hellbeige
bis hellgelbbraun gefärbt. Üblicherweise sind sie undeutlich geschichtet, wobei die maximal festgestellte Mächtigkeit etwas über 0,4 m ist. Der Karbonatanteil sinkt mit der
Zunahme des Korndurchmessers.
Die Zusammensetzung der durchsichtigen Schwerminerale ist durch einen niedrigen bis mittleren Granatgehalt
(5,2–53,1 %) charakterisiert, wobei Anteile über 40 % selten sind. Typisch ist auch der ziemlich hohe Anteil an Zirkon (10,6–45,3 %), wobei Anteile über 20 % häufiger sind.
Als charakteristisch kann man auch hohe Anteile von Epidot (19,8–36,1 %) und niedrige Amphibolgehalte, meistens
nicht höher als 6 %, bezeichnen. Einzelne höhere Amphibolgehalte können möglicherweise in einer Kontamination
durch den überlagernden Löss ihre Ursache haben.
Tone mit geringem Schluffanteil sind ziemlich selten.
Meistens bilden sie nur dünne Einschaltungen oder längli380
che Linsen im grobkörnigeren Sediment. Es handelt sich in
der Mehrzahl um hellgraue bis graue, unregelmäßig kalkhältige Einschaltungen, die im feuchten Zustand grünlich
schattiert sind.
Die Sedimente der Grund-Formation treten im nordöstlichen Teil des kartierten Gebietes und zwar nördlich von
Großweikersdorf auf. Sie treten hier in einer psammitischen Fazies auf, wobei vorwiegend fein- bis grobkörnige
Sande, Schotter und gering kalkhältige Schluffe vorkommen. Die einzelnen Sedimenttypen wechseln im Profil
unregelmäßig. Stark schluffige und üblicherweise stark
kalkhältig Tone sind in diesem Gebiet nicht vorhanden.
Die Sande sind hellbeige, gelbbraun, als Folge der Verwitterung rostbraun bis gelbbraun gefleckt und undeutlich
geschichtet. In der Mehrzahl der Fälle wurden sie nur
durch Bohrstocksonden nachgewiesen. Der Karbonatgehalt wechselt stark und ist, bis zu einem gewissen Grad,
abhängig von der Korngröße. Je höher die durchschnittliche Korngröße, desto geringer ist der Karbonatgehalt.
Feinkörnige Sande sind meistens sehr glimmerreich.
Bei den durchsichtigen Schwermineralen ist für die
Sande der Grund-Formation ein mittlerer bis höherer Granatgehalt (58,3–78,5 %) und ein ziemlich erhöhter Zirkongehalt (5,6–15,0 %) charakteristisch. Die Anteile an Epidot
(2,2–8,5 %) und Amphibol (0,8–6,0 %) sind gering. Der fallweise auftretende erhöhte Amphibolgehalt kann durch die
mögliche Kontamination durch den überlagernden Löss
begründet sein.
Die feinkörnigen Fraktionen beinhalten häufig Reste von
Schwammnadeln und selten auch (wahrscheinlich umgelagerte) Mikrofaunen des Karpatium. Die für die Grund-Formation typische Mikrofauna konnte von I. CICHA nur in
einer Lokalität am Nordrand von Großweikersdorf nachgewiesen werden.
Die Schotter sind meistens feinkörnig und gut gerundet.
Insbesondere Quarz- und Karbonatgerölle erreichen hohe
Rundungsgrade. Der Durchmesser schwankt im Bereich
von 1–3 cm. Nur vereinzelt wurden Schotter mit Komponenten bis maximal 6 cm gefunden. Die Schotter unterscheiden sich in der Zusammensetzung praktisch nicht von
ähnlichen Sedimenten des Pannonium. Allgemein kann
festgestellt werden, dass mit zunehmendem Gerölldurchmesser auch der Karbonatanteil steigt. Am häufigsten sind Quarzgerölle, die bei den untersuchten Proben
70,4–85,9 % ausmachen. Der Anteil an Karbonatgesteinen
schwankt zwischen 7,6–20,0 %. Die restlichen Gesteinsanteile sind nur mit maximal einigen wenigen Prozenten vertreten. Die Grundmasse ist meistens mittel- bis grobsandig, schwach kalkhältig bis nicht kalkhältig. Ähnlich wie für
die Sande der Grund-Formation ist auch für die Sandmatrix
der Schotter in dieser Formation der mittlere bis hohe Granatgehalt und ein erhöhter Zirkongehalt in der durchsichtigen Schwermineralfraktion charakteristisch.
Die Sedimente der pannonen Hollabrunn-MistelbachFormation bilden im kartierten Gebiet einen niedrigen,
gelängten Hügelzug, der von Nordwesten gegen Südosten, westlich des Schmidatales zieht. Diese Erhebungen
prägen maßgeblich die Morphologie des Gebietes. Sie
bestehen vor allem aus Schotter, lokal verfestigt zu Konglomeraten, untergeordnet aus Sand und vereinzelt Ton.
Die Oberfläche des pannonen Komplexes ist deutlich
gegliedert. Häufig sind schmale längsförmige Depressionen mit Schluchtcharakter, die mit Lösssedimenten ausgefüllt sind.
Die Schotter sind meist feinkörnig. Am häufigsten sind
Lagen mit Geröllen bis zu 2–3 cm Durchmesser. Schotterlagen mit größeren Geröllen bis 4–5 cm sind seltener.
Innerhalb eines Horizontes sind die Schotter in der Regel
relativ gut korngrößensortiert. Ähnlich wie bei den Schottern der Grund-Formation sind die Gerölle der pannonen
Schotter durchschnittlich sehr gut gerundet. Sie bestehen
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vor allem aus Quarz (79,8–89,1 %). Der Anteil an Karbonatgesteinen ist bei den meisten analysierten Proben
etwas geringer als bei den Schottern der Grund-Formation
(1,6–6,5 %) und nur in Einzelfällen mit maximal 15,9 %
deutlich höher. Quarzit, Hornstein, Sandstein, Tonstein,
Phyllit, Granitoide und Schiefer sind an der Zusammensetzung des Geröllspektrums nur mit wenigen Prozenten
beteiligt. Die Schotterhorizonte sind grobbankig bis linsenförmig. Der Anteil der Geröllkomponente im Sediment ist
von Schicht zu Schicht unterschiedlich und häufig sind
Übergänge zu Schottersanden zu beobachten.
Die Schotterlagen sind lokal zu Konglomerat verfestigt.
Die mechanisch sehr widerstandsfähigen Konglomeratbänke mit einer Mächtigkeit über 2,5 m wurden in der Vergangenheit nördlich von Ruppersthal abgebaut. In dieser
Lokalität sind vor allem Gerölle mit Durchmesser von 4–5
cm im Gestein vorhanden, wobei auch Gerölle mit Durchmesser bis 8 cm vertreten sind. Ähnlich wie bei den
Lockersedimenten ist an der Zusammensetzung vor allem
Quarz beteiligt. Einzelne Sandlagen mit Mächtigkeiten von
einigen Metern sind im kartierten Bereich nicht sehr häufig.
Üblicherweise bilden sie mehr oder weniger durchgehende
Lagen oder längliche Linsen mit einer Mächtigkeit bis zu 1
m innerhalb eines mächtigeren Schotterkomplexes.
Die quarzreichen Sande sind am häufigsten gelb, beigegelb und hellbraun. Sie sind fein- bis grobkörnig, gewöhnlich nicht kalkhältig, abwechselnd kornsortiert und führen
oft unregelmäßig verteilte Gerölle. Feinkörnige Sande sind
in der Regel deutlich glimmerhältig und besser sortiert als
grobkörnige Sande. Eine Schichtung ist nur in wenigen,
besseren Ausbissen zu beobachten. Lokal beinhalten die
Feinsande längliche, konkretionär verfestigte Sandsteinlinsen. Oft sind, insbesondere in den Grobsanden, unregelmäßig verteilte Feinkiese zu finden oder es ist der Geröllanteil in dünnen Linsen konzentriert.
Die größte Mächtigkeit der pannonen Sande im kartierten Gebiet, mit mehr als 5 m, wurde ESE von Ruppersthal,
in der Böschung einer neuen Weingartenterrasse gefunden. Der Sand in dieser Lokalität ist fein- bis mittelkörnig,
kalkhältig und zeigt eine deutliche Parallelschichtung. Bei
den durchsichtigen Schwermineralen ist mit 82,5 % ein
deutliches Übergewicht an Granat zu verzeichnen. Außer
länglichen Linsen von konkretionär verfestigtem Sandstein
beinhaltet er auch hellgraue, schwach schluffige, 10 cm
mächtige Tonlinsen, die teilweise eine reiche, umgelagerte
Mikrofauna des Karpatium führen.
Die Assoziationen der durchsichtigen Schwerminerale
der Hollabrunn-Mistelbach-Formation sind durch ein deutliches Übergewicht an Granat über die anderen Schwerminerale charakterisiert. Bei den untersuchten Proben
schwankt sein Anteil im Bereich zwischen 82,5 und 88,0 %.
Andere Schwerminerale sind mit maximal einigen wenigen
Prozenten beteiligt.
Quartär
Ein großer Teil des kartierten Gebietes wird von Quartärsedimenten bedeckt. Es überwiegen Lösse und Lösslehme. Lokal treten deluvio-äolische Sedimente, deluviale,
deluvio-fluviatile Sedimente und Ablagerungen der Wasserläufe auf.
In vielen Bereichen werden weite Flächen von Löss
bedeckt. Insbesondere im Südteil des kartierten Gebietes,
südlich Ruppersthal, ist der Löss bis zu 10 m mächtig. An
manchen Stellen verfüllt der Löss auch tief eingeschnittene
Schluchten des älteren Reliefs. In den untersuchten Proben aus dem Löss über der Grund-Formation (mögliche
Kontamination von liegenden Sanden) sind bei den durchsichtigen Schwermineralen vor allem Granat (58,3–66,5 %)
und Amphibol (13,9–14,5 %) vorherrschend. Außer Zirkon
sind die restlichen durchsichtigen Schwerminerale nur mit
wenigen Prozenten vertreten.
An manchen Stellen, vor allem westlich von Baumgarten
am Wagram, kommen auch deluvio-äolische Sedimente
mit Linsen, Nestern oder unregelmäßigen Zwischenlagen
von Fein- bis Grobsand oder Schotter vor.
Die deluvialen Sedimente sind meist schluffig-sandig mit
beigemengtem Geröllmaterial. Sie treten an einigen Stellen am Hangfuß der Hügel auf.
Die deluvio-fluviatilen Ablagerungen sind meist schluffigsandig mit unterschiedlichen Anteilen an beigemengten
Geröllen und tonig-schluffig in jenen Gebieten, die mit Löss
bedeckt sind.
Die fluviatilen Ablagerungen sind in größerer Mächtigkeit
nur im Schmidatal ausgebildet und meist schluffig-sandig
mit beigemengten Geröllen.
Blatt 53 Amstetten
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
im Kristallin der Böhmischen Masse
auf Blatt 53 Amstetten
GERHARD FUCHS
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Anschluss an die bisherigen Aufnahmen des Amstettener Berglandes wurde heuer der südwestliche Teil des
Kristallins kartiert. Es ging hier vor allem um die Abgrenzung gegen das Tertiär. Herr Th. FRITHUM hat mich auf
eine Reihe von isolierten Kristallinvorkommen aufmerksam
gemacht, auf welche er bei der Kartierung des umliegenden Tertiärgebietes gestoßen war. Diese wurden von mir
aufgesucht und eingestuft.
Im Ortsbereich von Kottingburgstall stehen steil- bis
mittelsteil E-fallende Paragneise an. Sie bilden die Fortset-
zung der Monotonen Serie, welche das Gebiet nördlich der
Autobahn (W Hubertendorf) aufbauen.
Im Gebiet westlich Fürholz finden sich meist in tiefer eingeschnittenen Gräben kleine Aufschlüsse von Kristallin.
Auch diese winzigen Vorkommen von Paragneis sind der
Monotonen Serie zuzuordnen.
Es sei betont, dass das auf der Geologischen Karte von
NÖ (1 : 200.000, 2002) eingetragene Vorkommen von
Weinsberger Granit NE von Blindenmarkt nicht existiert. Es
finden sich in diesem Raum nur Paragneise (s. o.) mit Gängen von Feinkorngranit. Der Moldanubische Pluton bildet
erst weiter westlich im Gebiet Kienberg – St. Georgen den
S-Rand des Amstettner Berglandes.
Die markante NE–SW-streichende Störung, die von
Yspertal SE an Neustadtl a. D. vorbei zu verfolgen ist, ist
im Raum östlich Ardagger Stift nachzuweisen. Das Grundgebirge wird dort von Weinsberger Granit aufgebaut, der
381
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im Gebiet Stiefelberg – Irgerstetten – Illersdorf stark verschiefert ist (meist steiles SE-Fallen). Im Starkwirkungsbereich der Störung kam es zur Bildung von Kataklasiten und
Ultramyloniten. Die Verbreitung dieser Gesteine zeigt ein
Einschwenken der Störung aus der NE–SW- in die
WSW–ENE-Richtung im Gebiet E Ardagger Stift.
Im vorjährigen Bericht wurde beschrieben, wie der
Weinsberger Granitkörper des Brandstetterkogels bei
Steinödt abtaucht und sich die Perlgneiszüge der Wolfödhöhe und des Tiefenbachgrabens verbinden. Es entsteht
so das ausgedehnte Perlgneisgebiet Felleismühl – Kollmitzberg. Die Grenze gegen den Weinsberger Granitkörper von Neustadtl zieht über Öd, Holzhausen nach Paulberg, wo das Kristallin unter die Sedimentbedeckung
abtaucht. Die Perlgneise sind häufig von Feinkorngranitund Pegmatitgängen durchschlagen.
In der W-Abdachung des Kollmitzberges werden die
Perlgneise vielfach von Lehm und Schotter bedeckt. In den
Gräben und entlang des Finzenbachs ist das Grundgebirge
aber aufgeschlossen.
Auch um Winkling und N des Brandhofs sind Perlgneise
und Feinkorngranite aufgeschlossen.
In der Geologischen Karte von NÖ (1 : 200.000, 2002) ist
das gesamte Perlgneisgebiet einheitlich als Weinsberger
Granit dargestellt. Hier ist die Karte somit zu korrigieren.
Die Möglichkeit, dass die Perlgneise auch auf das Gebiet
N der Donau fortsetzen, wurde durch eine Übersichtsexkursion geklärt. Im Bereich von Struden treten nur Weinsberger Granit und einige Gänge von Feinkorngranit auf,
der Perlgneiszug der Wolfsödhöhe endet somit bei
Höflgang am S-Ufer der Donau. Im Raum Dornach – Oberbergen finden sich Weinsberger Granit mit unbedeutenden
und seltenen Perlgneispartien sowie häufige Feinkorngranite. Die Darstellung als Weinsberger Granitgebiet in der
Manuskriptkarte der Arbeitsgruppe VARTAK et al. (1987) ist
im Wesentlichen korrekt. Die von diesen Autoren festgestellte Granatführung des Weinsberger Granits im Bereich
Struden und N Dornach dürfte auf die Assimilierung von
Sedimentmaterial in der Fortsetzung der Perlgneise südlich der Donau hinweisen. Im Großen ergibt sich das Bild,
dass der Moldanubische Pluton gegen S unter die umgebenden Mischgneise abtaucht.
Im Pfarrwald etwa 800 m S vom Stift Ardagger befindet
sich ein größeres Vorkommen von geschiefertem Weinsberger Granit. Dieser baut den Hügel auf, über welchem
die Starkstromleitung verläuft. Die Schieferung fällt gegen
S ein. Das Vorkommen ist verhältnismäßig weit vom geschlossenen Kristallingebiet entfernt und von tertiären
Schottern umgeben.
Etwa 400 m S vom Stift findet sich östlich der Forststraße im Graben grobes Blockwerk von Weinsberger Granit.
Auffällig ist, dass zwischen den Blöcken keine kleineren
Stücke sowie der für Weinsberger Granit so typische Feldspatgrus vorhanden sind. Es liegt hier sicher kein Aufschluss von Weinsberger Granit vor. Am S-Ende des
Blockwerks findet sich unter den Granitblöcken ein offensichtlich anstehender Quarzit. Dieses sehr harte, lichte,
fast weiße Gestein zeigt abgeschliffene Oberfläche. Es
könnte sich um ein altes Metasediment oder um eine
Quarzlinse, einen „Pfahlquarz“ in Zusammenhang mit einer
Störung handeln. Der Quarzit bildet das Basement für das
Weinsberger Granitblockwerk und die Schotter. Aus der Art
der Verknüpfung der Granitblöcke mit den Schottern
schließe ich, dass Erstere bei der Transgression der
Schotter an deren Basis etwas verfrachtet wurden. Einen
rezenten Blockstrom etwa von dem Granithügel weiter im S
möchte ich ausschließen.
Blatt 101 Eisenerz
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
in den Nördlichen Kalkalpen
auf Blatt 101 Eisenerz
MICHAEL MOSER
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Stratigraphie
Massenbewegungen
Kleine Rutsch- und Buckelhänge sind in erster Linie im
Bereich von wasserstauenden Gesteinsserien wie Werfener Schichten und steileren Moränenhängen zu beobachten. Die wasserstauenden Tonschiefer vermischen sich mit
Hangschutt und anstehendem Gesteinsmaterial und bilden
kleinere Rutschkuchen und -körper. Im Bereich der Lunzer
Sandsteine 350 m NE’ Gft. Hartl wurde durch den Bau
einer neuen Forststraße auch ein kleiner Murenabgang
mitverursacht.
Jungmoräne (Würm)
Nach NAGL (1970, Karte II) war zur Würm-Eiszeit der
vom Hochkar herabziehende Königsgraben (früher:
„Königstal“) von einem Teilgletscher der Göstlinger Alpen
erfüllt. Der an der Gletscherstirn aufgestaute Endmoränenwall von Lassing ist deutlich ausgeprägt und etwa 70 Meter
hoch. Entlang der Bundesstraße und der Forstwege ist das
Moränenmaterial sehr gut aufgeschlossen. In der matrix382
reichen Moräne sind zahlreiche stark unterschiedlich gut
zugerundete Kalk- und Dolomitgeschiebe, seltener auch
mit Facettierung, zu erkennen. Die Dolomitgeschiebe
erscheinen frisch und unverwittert. Die Geschiebegröße
liegt meist im Bereich der Kiesfraktion, darin verstreut treten – lokal angehäuft – Steine und gelegentlich auch Blöcke auf. In der fast ausschließlichen Zusammensetzung
der Geschiebe aus Dachsteinkalk und Hauptdolomit der
Hochkar-Region spiegelt sich klar das Einzugsgebiet des
„Königstalgletschers“ (siehe auch NAGL, 1967, S. 101) wieder. Die Matrix des Moränenmaterials ist in den verfestigten Partien noch gut erhalten geblieben und grobsandigschluffig ausgebildet.
Für den zwischen den Moränenwällen liegenden flachen
Jungwaldstreifen am Grabenausgang des Königsgrabens
nehme ich an, dass es sich aufgrund der flachwellig-unruhigen Morphologie mit alten Fließgerinnen eventuell um
fluviatil umgelagertes Moränenmaterial handelt.
?Altmoräne (Riss)
Im Bereich des Mendlingbachtales konnten sowohl oberhalb als auch unterhalb von Lassing an mehreren Stellen
Moränenreste angetroffen werden, die weit außerhalb des
würmeiszeitlichen Endmoränenstandes von Lassing gelegen sind. Nach NAGL (1970, Karte III) wären diese Moränenvorkommen einem spätrisseiszeitlichen Gletscherstand zuzuordnen.
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
Entlang eines Forstweges, der von der schmalen Landstraße Richtung Hollenstein zum Mendlingbach herabführt
(südl. K. 740) sind die Moränensedimente gut aufgeschlossen. Auffällig ist das chaotische Gefüge des Sedimentes,
in dem zahlreich facettierte Geschiebe zu beobachten
sind. Die Komponenten sind stark unterschiedlich zugerundet (kantig – angerundet – gut gerundet), liegen meist im
Bereich der Kiesfraktion und wechseln verstreut mit Steinen. In verfestigten Partien ist eine grobsandige Matrix
erkennbar. Das Komponentenspektrum dieser Moränen ist
bedeutend bunter als jenes der würmeiszeitlichen Moränen
von Lassing. Neben Dachsteinkalk und hellem Hauptdolomit aus dem Hochkargebiet treten öfters dunkle Mitteltriaskalke, häufig auch Hornsteine aus dem Reiflinger Kalk,
sowie Rauhwacken und, seltener, gut gerundete violette
und grüne Werfener Tonschiefer wie auch braungraue
Lunzer Sandsteine als Gerölle auf. Bemerkenswerterweise
konnten auch Dasycladaceenkalke als Moränengerölle
beobachtet werden.
Ein weiterer guter Aufschluss befindet sich am nördlichen Talrand des Mendlingbachtales etwa 250 m NE’ Gft.
Hartl: hier lagert ein grobklastisches, schlecht sortiertes
und gut verfestigtes Moränensediment an einer ebenen
Basisfläche dem anstehenden Gutensteiner Kalk auf. Bei
den größeren Komponenten (Blöcke, Steine, Grobkies)
handelt es sich meist um Dachsteinkalk, daneben können
dunkelgraue, angerundet-kantige Gutensteiner Kalke
sowie teilweise stärker verwitterte Dolomitgerölle und kleinere, gut gerundete Lunzer Sandsteine, seltener Hornsteine als Komponenten beobachtet werden. Die Matrix ist
grobsandig-feinkiesig, das Gefüge eher matrixgestützt.
Ob es sich bei den genannten Moränenvorkommen tatsächlich um Altmoränen handelt oder ob es sich eventuell
doch noch um jüngere, hochwürmeiszeitliche Ablagerungen handeln könnte (vgl. NAGL [1967, S. 111f]), muss erst
eingehend geprüft werden. Das Moränenmaterial war
jedenfalls meist eher frisch und wenig verwittert an der
Oberfläche anzutreffen. In den weniger gut aufgeschlossenen Gebieten fielen die Altmoränenareale durch intensiv
rotbraune Bodenfärbung auf.
Fluvioglaziale Sedimente des ?Riss oder Würm
Im Bereich der kleinen Jagdhütte Brettseiten (670 m SH)
und entlang der Ziehwege in der Umgebung dieser Hütte
konnten gut gerundete, teilweise gut sortierte, undeutlich
geschichtete und nur schlecht verfestigte Fein- bis Mittelkiese angetroffen werden. Die Komponentenzusammensetzung ist ähnlich jener der Moränensedimente, jedoch ist
das Sediment besser sortiert, feinkiesiger, weniger gut verfestigt und die Matrix ausgewaschen. Die darin vorkommenden Lunzer Sandsteingerölle sind – im Gegensatz zu
den festeren Hauptdolomitkomponenten – stark verwittert
und zerfallen leicht beim Anschlagen. Talwärtig einfallende
Schrägschichtung könnte ein Hinweis auf Deltaschüttung
sein. Gegen die Moräne zu wird das Material rasch polymikt, schlechter sortiert und enthält zunehmend Grobkies
und Steine. Nach morphologischen Überlegungen wäre die
Ausbildung eines riss- oder würmeiszeitlichen Eisrandstaukörpers im Bereich Brettseiten anzunehmen (vgl.
auch NAGL [1967, S. 112] im Göstlingbachtal).
Gehängebrekzie
An mehreren Stellen konnten vor allem am Hangfuß von
Scheibenberg und Schwölleck Erosionsrelikte dieser
ursprünglich sehr mächtigen, gut verfestigten pleistozänen
Schuttdecke angetroffen werden.
?Oberalmer Kalk (Malm)
In einem schmalen Streifen östlich Gft. Mendlingbauer
ist unmittelbar hinter der Deckenstirn der Ötscher-Decke
ein hornsteinreicher, mikritischer Kalk in Dachsteinkalk
eingeschuppt worden. Der Kalk ist sehr reich an Radiolarien und Kieselspiculae und dürfte in den Jura der ÖtscherDecke zu stellen sein (?Ober-Jura).
Dachsteinkalk (Nor–Rhät)
In einem schmalen Streifen südlich Lassing wurde gerade noch die Stirn des Ötscher-Deckensystems erfasst.
Diese setzt sich hier aus dickbankigem lagunärem Dachsteinkalk, der oft reich an großen Megalodonten ist,
zusammen (vgl. SPENGLER [1926]). Der Dachsteinkalk ist
an der Deckenstirn in mehrere schmale Stirnschuppen zerlegt worden, wie es auf dem kleinen Hügel zwischen Gft.
Schöfstein und der „Alten Salzmaut“ durch eingeschuppte
Werfener Schichten und Hornsteinkalke des ?Oberjura
deutlich ersichtlich wird.
Hauptdolomit (Nor)
Der graue bis lichtgraue Dolomit ist stellenweise deutlich
gebankt und führt dann auch Algenlaminite. Innerhalb der
komplizierten Scherzone des Mendlinger Spornes ist der
Dolomit oft mylonitisiert und tektonisch zerrieben.
Lunzer Schichten (Unteres Karn)
Ockerbraun verwitternde, weiche Sandsteine sowie dunkelgraue Siltsteine der Lunzer Schichten konnten im kartierten Gebiet an drei Stellen angetroffen werden:
1) In einem schmalen Streifen zwischen Lassing und der
„Alten Salzmaut“ direkt an der Stirn der UnterbergDecke, wo sie gleichzeitig auch das Hangende der
darunter einfallenden Reiflinger Kalke bilden dürften.
2) An der neuen Forststraße 350 m NE’ Gft. Hartl, wo sie
tektonisch in Mitteltriaskalke eingschuppt sind.
3) Im Liegenden von Hauptdolomit 150 m N’ und NW’ vom
Alten Forsthaus in der Mendling.
Ähnlich wie die Werfener Schichten sind die Lunzer
Sand- und Siltsteine in Störungszonen eingepresst und
offensichtlich hier auch mit grünen Werfener Tonschiefern
vermengt worden. Das karnische Alter sandiger, grünlichgrauer Siltsteine an der neuen Forststraße 350 m NE’ Gft.
Hartl konnte durch eine Pollenprobe mit den Formen Paraconcavisporites lunzensis KLAUS (mehrere Exemplare) und cf.
Chordasporites singulichorda KLAUS 1960 (det. I. KLAUS, GBA)
belegt werden.
Wettersteinkalk-Schollen in Riff-Fazies
Entlang der Göstlinger–Mendlinger-Störungszone sind
eine ganze Reihe tektonisch eingeschliffener Späne von
Wetterstein-Riffkalk anzutreffen. So konnte an der neuen
Forststraße, die vom Gft. Mendlingbauer auf den Scheibenberg führt, in 690 m SH eine frisch angesprengte Kalkscholle aus fossilreichem Riffkalk angetroffen werden. Bei
dem reichlich Hydrozoen, Solenoporaceen, große Crinoiden, kleine Korallen und seltener auch Sphinctozoen führenden Riffkalk könnte es sich um eine über einige Kilometer verschliffene Wettersteinkalkscholle aus dem westlichen Gamssteinzug handeln.
Wettersteinkalk – Gebankter Feinschuttkalk,
Lagunärer Onkoidkalk (Unteres Karn)
Am Nordrand des Scheibenbergplateaus konnte an der
Plateaukante ein Übergang des an großen Rifforganismen
reichen Wetterstein-Riffkalkes in gut gebankte Feinschuttkalke (Kalkarenite) beobachtet werden. Mit dem Auftreten
von Onkoiden, Grünalgen, Echinodermen, Aggregatkörnern und Foraminiferen kündigt sich somit im Bereich der
gut gebankten Feinschuttkalke ein lagunärer Faziesraum
im hangendsten, cordevolen Anteil der Wettersteinkalkplatte des Scheibenberges an. Das cordevole Alter kann
383
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durch die Grünalgen Teutloporella herculea (STOPPANI) PIA,
Physoporella heraki BYSTRICKY, Poikiloporella duplicata PIA und
Griphoporella sp. (det. O. PIROS, Budapest) belegt werden.
Wettersteinkalk – Riff-Fazies (Unteres Karn)
Die Hauptmasse der östlichen Plateauhälfte des Scheibenberges dürfte von Wettersteinkalk in Riffazies aufgebaut werden. Am häufigsten konnten riffbildende Organismen wie verschiedenste Kalkschwämme (darunter gelegentlich Sphinctozoen wie z.B. Uvanella sp., Peronidella sp.,
Colospongia sp.), diverse Korallen sowie Solenoporaceen,
Echinodermen, Microtubus comm. und selten auch Grünalgen
beobachtet werden. Auffälligerweise waren auch im Riffkalk öfters Mollusken wie vor allem Bivalven, aber auch
Brachiopoden und Gastropoden zu beobachten. Zwischen
den Rifforganismen war in etwa gleichen Anteilen eine
feinkörnig-sandige Matrix sowie grobspätiger, bräunlich
gefärbter Hohlraumzement zu beobachten. Eine Verkittung
der Rifforganismen durch Algenkrusten sowie eine partielle Dolomitisierung der Komponenten konnte ebenso beobachtet werden. An der nördlichen Plateauhälfte war entlang der Forstwege eine grobe Bankung der Riffkalke im
Meterbereich (flaches nördliches Einfallen) beobachtbar.
Die im Profil eruierbare Gesamtmächtigkeit des Wettersteinkalkes am östlichen Scheibenberg dürfte um die 800
Meter betragen (Oberkante Raminger Kalk – Unterkante
Lunzer Schichten). Die 200 m südlich Ruhkogel aufgefundene Grünalge Diplopora comelicana FOIS 1979 (det. O.
PIROS) ist eine Durchläufer-Form von Langobard bis Cordevol und belegt das relativ junge Alter des WettersteinRiffkalkes. Conodonten in der etwa gleich alten Riffschuttfazies des Raminger Kalkes erbrachten den gleichen stratigraphischen Umfang.
Wettersteinkalk – Riffschuttfazies („Vorriff“; Unteres Karn)
Über dem noch deutlich gebankten, allodapischen
Raminger Kalk an der Scheibenberg-Südseite folgt ein
etwa 300 m mächtiger, meist massig bis kleinklüftig verwitternder, matrixreicher, hellgrauer Kalk mit noch relativ kleinen Rifforganismen. In einer schlamm- und feinsandreichen Matrix treten umgelagerte, gelegentlich auch zerbrochene Rifforganismen wie kleine Schwämme, darunter
öfters Sphinctozoen, sowie kleine Korallen, Solenoporaceen (teilweise mit Algenkrusten), Crinoiden, und nicht selten auch Microtubus communis auf („floatstone“). Gelegentlich
konnten auch teilweise mit grobspätigem Calcit zementierte Internbrekzien, die kantige Intraklasten und Riffschutt
führen, beobachtet werden. Löchrig-rauhwackige Verwitterung ist typisch für den basalen Feinschuttkalk. Im Allgemeinen dürfte der Anteil an Rifforganismen von Liegend
gegen Hangend allmählich zunehmen, jedoch treten erst
ab etwa 1300m SH größere Schwamm- und Korallenstücke auf. Das Auftreten einer sandigen Matrix sowie kleinerer Hohlraumzemente und Brekzien ist für den gesamten
Riffbereich charakteristisch. Ebenso konnte öfters das Auftreten von Bivalven und eine selektive Dolomitisierung der
biogenen Komponenten beobachtet werden. Im hangenden Abschnitt konnte undeutliche Bankung beobachtet
werden.
Raminger Kalk (Oberes Ladin – Unteres Karn)
Als Raminger Kalk wurde der unregelmäßig gebankte,
welligschichtig-ebenflächige, plattig-kompakte, mittelgraue
– hellgraue Feinschuttkalk im Hangenden des Reiflinger
Kalkes am Scheibenberg (und Gamsstein) auskartiert. An
der neuen, vom Mendlingbauer auf den Scheibenberg führenden Forststraße können gut sämtliche Sedimentstrukturen wie Feinschichtung, gradierte Schichtung (mit erosiver
Basis), mehrfach gradierte Schichtung und reverse Gradierung beobachtet werden. Neben den Feinschuttkalken
384
(grainstone, rudstone, wackestone) treten auch Debrite
sowie mehrere dm-mächtige dunkelgrüne Partnachmergellagen auf. Im Schuttkalk können Intraklasten (z.B. Filamentkalke), Extraklasten (meist aus dem Riffbereich) und
vereinzelt auch Onkoide unterschieden werden. Als biogene Komponenten können Echinodermen, Bivalven,
Schwammnadeln und Foraminiferen angeführt werden.
Hornsteinkonkretionen konnten eher nur in den basalen
Partien beobachtet werden, die Hauptmasse des Raminger Kalkes hingegen dürfte häufig diffus verkieselt sein.
Die Mächtigkeit des Raminger Kalkes beträgt etwa 80
Meter. Im Hangenden ist ein relativ rascher Übergang in
die Riffschuttfazies des Wettersteinkalkes feststellbar.
Morphologisch zeichnet sich der kompakte Raminger Kalk
meist durch Ausbildung felsiger Steilstufen ab, während
der darüberfolgende Wetterstein-Riffschuttkalk aufgrund
seiner Kleinklüftigkeit und partiellen Dolomitisierung das
flachere, stark hangschuttbedeckte Gelände bis zur Plateaukante des Scheibenberges einnimmt. Mit einer Conodontenprobe, die aus dem hangenden Raminger Kalk
500 m SE’ Zinken (K. 1400) in etwa 1040 m SH entnommen
wurde, kann belegt werden, dass der darüber folgende
Wetterstein-Riffkalk relativ junges, (unter)karnisches Alter
haben muss. Die Probe enthielt Budurovignathus cf. mostleri,
eine Leitform des Langobard 3 – Jul 1.
Reiflinger Kalk (Oberes Anis – Oberes Ladin)
Als Reiflinger Kalk wurde der regelmäßig dm-gebankte,
dunkel- bis mittelgraue, knollig-wellig-schichtige, reichlich
Hornstein führende Kalkmikrit mit Filamenten und Radiolarien bezeichnet und kartiert. Als etwa 50 Meter mächtiges
Band stellt der Reiflinger Kalk die tiefere Beckenentwicklung am Scheibenberg dar. Im oberen Abschnitt geht der
Reiflinger Kalk des Ober-Ladin mit relativ scharfer Grenze
in allodapischen Raminger Kalk über und führt am östlichen Scheibenbergzug überdies mehrfach Einschaltungen von dunkelgrünen Partnachmergellagen. Durch den
feinkörnig-dichten, schaligen Bruch können die Reiflinger
Kalke im Gelände meistens von den eher spätig-splittrig
brechenden Raminger Kalken unterschieden werden.
Typisch ausgebildete Reiflinger Kalke sind entlang der
Göstlinger Störung zwischen Schwölleck und Scheibenberg eingeschuppt. Der stratigraphische Kontakt zum liegenden Steinalmkalk ist dabei tektonisch überprägt worden.
Typisch dunkelgrauer, knolliger, hornsteinreicher tieferer
Reiflinger Kalk tritt zusammen mit dünnbankigem Gutensteiner Kalk im „Mendlinger Sporn“ als schmale, steilstehende, langgezogene Kalkschuppe am nordwestlichen
Talrand des Mendlingtales zwischen dem Alten Forsthaus
Mendling und Lassing auf. Auffallend ist in dieser Schuppe
das Fehlen von Steinalmkalk (= Fortsetzung der durchgehenden Beckenfazies der Großreiflinger Scholle).
Steinalmkalk (Mittleres Anis)
Typisch gut dm- bis mehrere dm-gebankter, lichtgrauer,
algen- und onkoidführender Steinalmkalk tritt zusammen
mit dem dunkelgrauen Gutensteiner Kalk an der Basis des
Gamsstein–Scheibenberg-Zuges auf. Die Mächtigkeit des
Steinalmkalkes liegt hier stark unterschiedlich zwischen 80
und 200 Metern. An der Basis ist der Steinalmkalk oft noch
bituminös, dunkelgrau oder braungrau gefärbt, enthält aber
– im Gegensatz zum Gutensteiner Kalk – bereits Onkoide,
Rindenkörner und Algenlaminite. Feinschichtige Lagen
sind reich an Crinoiden, Bivalven und Gastropoden, daneben treten im basalen Steinalmkalk auch noch Wühlgefüge, Intraklasten und Peloide auf. Gelegentlich auftretende
Wurstelkalkbänke zeigen ein zeitweilig eingeschränktes,
reduzierendes Mileu wie im Gutensteiner Kalk an. Im Hangenden nimmt der Steinalmkalk rasch eine helle Gesteins-
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
farbe an und ist stellenweise reich an kleinen Grünalgen,
Crinoiden und Onkoiden. Gelegentlich sind cremegraue –
weißliche Dolomitlagen im Kalk eingelagert.
Zusammen mit dem Gutensteiner Kalk bildet der Steinalmkalk gerne steileres, von kleinen Felsrippen und -stufen
durchsetztes Gelände.
Das anisische Alter des Steinalmkalkes kann sowohl am
Schwölleck (500 m NW’ Lassing) als auch am Scheibenberg (Brettseiten – Mendling, 800–900 m SH) an insgesamt
acht verschiedenen Fossilfundpunkten durch eine artenreiche Grünalgen-Flora belegt werden:
Physoporella pauciforata (GÜMBEL) pauciforata BYSTRICKY
Physoporella pauciforata undulata PIA
Physoporella pauciforata gemerica BYSTRICKY
Physoporella intusannulata HURKA
Physoporella dissita (GÜMBEL) PIA
Teutloporella peniculiformis OTT
Anisoporella anisica OTT
Diplopora hexaster PIA
Acicularia sp.
Die Bestimmung der Grünalgen verdanke ich freundlicherweise Frau Dr. Olga PIROS (Budapest).
Im Bereich der Göstlinger Störungszone ist unmittelbar
NW’ K. 1030 (= östlicher Nebengipfel des Schwölleck) ein
schmaler Span eines lagunär entwickelten Steinalmkalkes
zwischen Werfener Schichten der Störungszone und Reiflinger Kalk tektonisch eingeschaltet. Der deutlich dickbankige, helle Kalk ist stellenweise reich an Dasycladaceen,
Crinoiden, Bivalven, Gastropoden, Foraminiferen und
Onkoiden. Das anisische Alter dieser Kalkschuppe konnte
mit Hilfe von drei Proben aus Dasycladaceenkalken mit folgender Flora (det. O. PIROS, Budapest) belegt werden:
Physoporella pauciforata (GÜMBEL) pauciforata BYSTRICKY
Physoporella pauciforata gemerica BYSTRICKY
Physoporella dissita (GÜMBEL) PIA
Teutloporella peniculiformis OTT
Anisoporella anisica OTT
Diplopora hexaster PIA
Daneben konnte bei den meisten Steinalmkalk-Proben
die leitende Foraminiferen-Gattung Meandrospira sp. beobachtet werden. Mikrofaziell sind die Steinalmkalke sowohl
als feinkörnige Biomikrite (wackestones) als auch als Biosparite (grain-rudstones) ausgebildet.
Gutensteiner Kalk (Unteres Anis)
Mittel- bis dunkelgrauer, gut dünn- bis dm-gebankter,
ebenflächiger Gutensteiner Kalk bildet das tiefste Schichtglied des Scheibenbergzuges. Als typische Biogene treten
feine Crinoidenspreu und Bivalven auf. Daneben können
im bituminösen Kalkschlamm sehr häufig Wühlgefüge
(„Wurstelkalk“) und gelegentlich auch Peloide beobachtet
werden. Der Übergang in den hangenden Steinalmkalk ist
fließend und durch den Einsatz erster Onkoidkalke
gekennzeichnet. Vereinzelt konnten in diesem Übergangsbereich auch sog. „Messerstichkalke“ (?herausgewitterte
Gipskristalle) beobachtet werden.
Die Mächtigkeit der Gutensteiner Kalke ist stark vom tektonischen Zuschnitt abhängig, erreicht jedoch am Scheibenberg mindestens 100 Meter.
Mittelgrauer, dünnbankiger Kalk
Im Bereich des Mendlinger Spornes befinden sich zwei
schmale, langgezogene und von mehreren Querstörungen
unterbrochene Kalkspäne, deren stratigraphische Zuordnung vorläufig noch offen geblieben ist. Es handelt sich
dabei um gut gebankte, oft dünnbankige, mittelgraue, feinkörnig-feinspätige Kalke mit sehr geringer Fossilführung.
Vor allem die dünnbankigen Kalke sind recht feinkörnig
und etwas tonig ausgebildet. An Biogenen tritt lediglich in
besser erhaltenen Partien spärlich etwas Crinoidenspreu
auf. Im Dünnschliff sind auch kleine Ostracodenschälchen
im Kalkmikrit erkennbar. Ähnliche mittelgraue Kalke konnte ich bislang nur am Sulzkogel (Großreiflinger Scholle) im
Zusammenhang mit dünnbankigem Gutensteiner Kalk
antreffen. Daher habe ich diese Kalke vorläufig in die
Mitteltrias gestellt.
Rauhwacken des ?Anis
An der Blattgrenze zu Blatt 71 Ybbsitz treten am Hangfuß des Schwölleck harte, meist hell gefärbte, kalkig-dolomitische Rauhwacken von großer Mächtigkeit auf. Partienweise gehen diese Rauhwacken unregelmäßig in mittelbis dunkelgraue, stark tektonisch beanspruchte, kleinklüftige Kalke und Kalkbrekzien über. Hier scheint es mir noch
unklar, ob die Rauhwacken in die Mittel- oder Obertrias zu
stellen sind.
Ein weiterer, etwa 40 Meter mächtiger Zug von Rauhwacken tritt an der Basis des Gutensteiner Kalkes am südwestlichen Scheibenberghang auf. Es sind mittel- bis dunkelgraue, teils kalkige, teils dolomitische, zellig-löchrige
Rauhwacken, die zusammen mit Werfener Schichten die
Basis des Scheibenbergzuges markieren und mit großer
Wahrscheinlichkeit in das Anis zu stellen sind („Reichenhaller Rauhwacke“).
Werfener Schichten (Untere Trias)
Die grünen und rotvioletten Tonschiefer sowie Quarzsandsteine der Werfener Schichten kommen an zahlreichen Stellen – vor allem in Störungszonen eingepresst –
zutage. Sie markieren den Verlauf der Göstlinger Störung
und deren Einbindung in den Mendlinger Sporn, weiters
die Deckenstirn der Unterberg-Decke südlich Lassing
sowie die schräg zu den genannten Störungssystemen
verlaufenden Querbrüche. Gelegentlich tritt auch blaugrünes, toniges Haselgebirge zusammen mit den Werfener
Tonschiefern zutage. Rote Bodenfärbung, Vernässungen
(Hirschsuhlen) und Quellaustritte sind typisch für Werfener
Areale.
Tektonik
Die von Blatt 71 Ybbsitz heranziehende linkslaterale
Blattverschiebung der Göstlinger Störung setzt sich im flachen Graben an der SW-Seite des Schwöllecks fort und
quert etwa 1 km westlich Lassing den Mendlingbach. Westlich oberhalb Mendlingbauer bindet die Göstlinger Störung
in etwa 800 m SH in die Störungszone des Mendlinger
Spornes ein, wird jedoch hier mehrfach durch kleine, syngenetische, linkslaterale Blattverschiebungen, die spitzwinkelig zur Hauptstörungszone verlaufen, gleichsinnig
linkslateral versetzt („Riedel-shears“). Dadurch ergibt sich
ein kompliziertes Störungsmuster am Hangfuß des Scheibenberges zwischen Mendlingbauer und Altem Forsthaus.
Größere vertikale Bewegungsbeträge an der Blattverschiebung sind durch das Einschwenken der Störungszone von
NE–SW- in die ENE–WSW-Richtung nicht auszuschließen.
Im Raum N’ Göstling ist an der Göstlinger Störung ein horizontaler Bewegungsbetrag von etwa 5 km feststellbar
(RUTTNER & SCHNABEL, 1988). Dieser dürfte von Norden
(Ybbsitz) nach Süden stets zunehmen und in der Mendling
bereits mehr als 10 km betragen, wie es durch in die Störungszone eingeschleppte Wettersteinkalkschollen in Rifffazies, die vermutlich aus dem westlichen Gamssteinstock
stammen dürften, belegt werden kann. Generell wird der
Störungsverlauf durch bunte Werfener Tonschiefer und
Haselgebirge markiert.
Bemerkenswert ist auch eine gut erkennbare, etwa in der
Mitte des Scheibenberg-Südosthanges auftretende, W–Estreichende Rechtsseitenverschiebung, die den Reiflinger
Kalk („Marker“) um etwa 200 Meter horizontal nach Westen versetzt und im Osten in die Störungszone der Göst385
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ling–Mendling-Blattverschiebung einbindet. An der Forststraße (860 m SH) ist die Störung, an der auch ein flexurartiges Einbiegen der Reiflinger Kalke in die Bewegungsrichtung der Störung erkennbar ist, gut aufgeschlossen.
Südöstlich der Göstling-Mendling-Blattverschiebung treten mehrere Mitteltrias-Schuppen, denen Hauptdolomit,
Lunzer Sandstein und seltener Werfener Schiefer
zwischengeschaltet sind, auf. Diese stellen das schmale
tektonische Bindeglied zwischen der Großreiflinger Scholle im Westen und der Göstlinger Schuppenzone im Osten
dar („Mendlinger Sporn“). Die Mitteltriasschuppen bestehen z.T. aus Steinalmkalk und Reiflinger Kalk, wie es am
Schwölleck und Mendlingbach westlich Lassing belegt
werden kann (?Fortsetzung der Brunneckmauer-Schuppe),
z.T. aus einer geringermächtigen Abfolge von dunkelgrauem Gutensteiner Kalk und Reiflinger Kalk, die sich von
Lassing bis in die Palfau durchverfolgen lässt und die
Beckenfazies der Großreiflinger Scholle zu vertreten
scheint, und schließlich z.T. aus fossilarmen, lichtgrauen,
feinkörnigen, dünnbankigen Kalken des ?Anis.
Südlich Lassing wurde gerade noch begonnen, die
Deckenstirn der Ötscher-Decke, die hier selbst wiederum
in mehrere Dachsteinkalk-Späne zerlegt worden ist, auszukartieren.
Blatt 121 Neukirchen am Großvenediger
Stand der Arbeiten
Im Berichtsjahr fand die Geländeaufnahme der Nördlichen Grauwackenzone südlich des Brixentales ihre Fortsetzung. Als Reinzeichnung im Maßstab 1 : 10.000 wurde
ein Geländestreifen von 3,8 km Breite und 11 km Länge,
also rund 40 km2, abgegeben. Hierin enthalten ist eine
durch den Autor im Jahr 2003 neukartierte Fläche von 16
km2. Geographisch sind die Westhänge des Windautales,
die Gipfelaufbauten Nachtsöllberg – Fleiding – Brechhorn
– Floch – Gerstinger – Tanzkogel mit dem Talschluss des
Unteren Grundes von Aschau sowie der West- und Südrand des Gaisberges im Brixenbachtal erfasst.
Unter Einbeziehung der Reinzeichnungen der zurückliegenden Jahre konnte damit am Ostrand des Kartenblattes
ein zusammenhängender Geländestreifen von rd. 80 km2
dokumentiert werden. Zusätzlich wurden zwei Diplomkartierungen aus der Hallenser Arbeitsgruppe abgegeben. Zu
diesen im Kelchsautal am Westrand von Blatt Neukirchen
gelegenen Gebieten von je 10 km2 Fläche wird jeweils ein
eigener Bericht vorgelegt (SCHWARZER, WALTHER).
ren zeigen. Östlich des Brechhornkomplexes, am Schößpalfen und der Labalm, schwimmen in Liegendposition
runde Schollen aus Devondolomit oder massigen, nicht
dolomitisierten Kalkmarmoren in der Schiefermatrix. Damit
ist der größte Teil der kartierten Fläche in ein Schollenmuster ohne stratigraphisch cohärente Seriengliederung
aufgelöst. Der betrachtete Bereich bildet damit ein Musterbeispiel für olistholitische Gleitschollen in der Gauwackenzone.
Die Lithologie des Innsbrucker Quarzphyllits, der südlich
der Linie Stallerrinngraben – Gerstinger Tretl – Stockeralm
in Erscheinung tritt, ist monoton. Es wurde versucht, einzelne Quarzitlagen und Paragneiszüge zur Dokumentation
der Raumlage der Abfolgen auszuhalten. An der Haglanger Hochalm findet sich, dm-mächtig, ein Kalkmarmorzug
sowie unmittelbar benachbart ein prasinitischer Amphibolit
von wenigen m Mächtigkeit.
Die Augengneiszüge treten sowohl innerhalb des Quarzphyllites als auch an der Grenze zur Grauwackenzone als
langhinziehende, schmale Einschaltungen auf. Spektakulärerweise finden sie sich auch innerhalb der Grauwackenzone (z.B. Gneisspan zwischen Winaubergalm und Rettenbach!).
Die Gliederung der „Gaisbergtrias“ kann völlig übereinstimmend mit der Interpretation nach ORNTER & REITER
(1999) erfolgen. Es handelt sich um einen keilförmig zugeschnittenen Deckenrest aus Permomesozoikum, welcher
im betrachteten Gebiet Hauptdolomit, Wettersteindolomit
und an der Deckenbasis tektonisch amputierte Gröden
Formation mit Basisbrekzie enthält.
Lithologie und Verbreitung der Gesteine
Hinsichtlich der lithologischen Gliederung der Grauwackenzone wird auf die standardisierte Vorgehensweise verwiesen, wie sie auch für die Drucklegung von Blatt 122
Kitzbühel Verwendung fand. Es findet sich im betrachteten
Gebiet der bekannte stratigraphische Gesteinsinhalt, mit
Löhnersbachformation, Schattbergformation, Dolomit-Kieselschieferkomplex des Silurs, Devondolomit, Metabasitfolgen und Porphyroiden. Im Talgrund der Windau treten
monotone Phyllitfolgen hinzu.
Eine mächtige, zusammenhängende Porphyroidplatte
von über 10 km2 Fläche erstreckt sich über Nachtsöllberg,
Fleiding, Gampenkogel und endet am Brechhornhaus.
Diese wird unterlagert und seitlich umrahmt von Spänen
aus Devondolomit und Silur-Kieselschieferkomplex. Wiederum liegend folgen im hinteren Windautal Tuffe und Tuffite, während das weitere Umfeld des Brechhornes (Schledererkopf bis Hintenkar) durch mächtige Metabasaltfolgen
gekennzeichnet ist, die gelegentlich schöne Pillowstruktu-
Überlegungen zum tektonischen Bau
und zur Gesamtsituation
Das betrachtete Gebiet bildet die Fortsetzung der
Deckenstruktur, die den Gipfelbereich von Nachtsöllberg
und Fleiding aufbaut. Geht man von einem primären Kontakt zwischen Devondolomiten und Porphyroid aus, folgt
eine Inverslage der Porphyroid-Decke. Im Bereich der Ritzeralm ist eine liegende Tauchfaltenstruktur ausgebildet,
wobei ein Porphyroidkern von Silur-Kieselschieferkomplex
und Devondolomit umfaltet wird. Da isolierte Späne aus
Dolomit und Porphyroid auch in der liegenden Schiefermatrix auftreten, wird der kartierte Bereich insgesamt als
Westfortsetzung der olistholithischen Melangezone von
Blatt Kitzbühel interpretiert (Hochhörndler Schuppenzone).
Hierzu zählen auch die Olistholithe des Unteren Grundes
(Schößpalfen).
Südlich der Porphyroidplatte und ihres olistholithischen
Rahmens folgen tektonisch hangend Reste eines basaltischen Seamountkomplexes (Brechhorn und Umgebung).
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
im Paläozoikum der Nördlichen Grauwackenzone,
im Innsbrucker Quarzphyllit
und der Gaisbergtrias
auf Blatt 121 Neukirchen am Großvenediger
HELMUT HEINISCH
(Auswärtiger Mitarbeiter)
386
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Die Sequenzen weisen ein generelles Südfallen (flach bis
mittelsteil) auf. Eine mehrphasige nichtzylindrische Spezialfaltung ergibt insgesamt eine schüsselförmig-gewellte
Struktur. Die Abfolgen tauchen nach Süden unter den
Quarzphyllit ab.
Das tektonisch Tiefste des beschriebenen Ausschnittes
der Grauwackenzone ist im Windautal mit flachliegenden,
monotonen Phylliten aufgeschlosssen. Wegen stärkerer
Deformation und geringfügig höherer Metamorphose werden sie als Äquivalente höher metamorpher Grauwackenzone aufgefasst, wie sie im Grenzbereich zum Innsbrucker
Quarzphyllit bekannt sind. Südlich schließt sich am Osthang der Innerwindau zwischen Rettenbach und Stallerrinngraben eine monotone Entwicklung höher metamorpher Löhnersbachformation an. Dünnschliffuntersuchungen beweisen, dass diese Serie noch nicht zum Innsbrucker Quarzphyllit gehört. Die Serien sind in sich gefaltet
und weisen in der Summe ein mittelsteiles SE-Fallen auf.
Die Grenze zum Innsbrucker Quarzphyllit ist im betrachteten Bereich als vertikale Sprödstörung ausgebildet, in
deren Umfeld es zu Schleppfaltenbildung kommt. Die
Schieferungsflächen und lithologischen Grenzen stehen
vertikal, die Schleppfaltenachsen senkrecht, welches auf
blattverschiebende Bewegungen hinweist.
Der Quarzphyllit zeigt großräumig eine straffe Gefügeregelung. Dies schließt die Augengneiszüge ein. An der
Grenze zur Grauwackenzone wirkt sich die Schleppfaltung
aus. Bei wachsender Entfernung verlaufen die Serien
parallelorientiert E–W und stehen saiger, bis steil südfallend, wobei eine schwache steilachsige Wellung der Einheiten festzustellen ist. Betrachtet man den Aufschlussmaßstab oder Dünnschliffmaßstab, ergibt sich eine Vielzahl von Spezialfalten, duktilen Schergefügen und Reaktionsgefügen. Evidentermaßen ist der Quarzphyllit polyphas metamorph.
Im betrachteten Ausschnitt wurde prograd mindestens
der Biotitstabilitätsbereich erreicht (Bio-Mu-Glimmerschiefer, Glimmerquarzite), retrograd wurden die Gesteine
intensiv durchdeformiert. Eine statische Temperung im
Stabilitätsbereich von Chlorit, Epidot, Albit, Quarz, Serizit
führte zur Überwachsung der älteren Gefügebilder. Relikte
des Metamorphosepeaks sind nur durch Pseudomorphosen nachvollziehbar. Dadurch wird verständlich, dass eine
zuverlässige Grenzziehung zwischen höher metamorpher
Grauwackenzone und Quarzphyllit nur durch engmaschige
Dünnschliffuntersuchungen möglich ist und rein geländegestützte Kartierungen immer zu Streitfällen führen werden.
Diverse spätere Sprödstörungen verkomplizieren das
komplexe Bild weiter. Die Sprödstörungen verlaufen gelegentlich parallel zu duktilen Scherzonengrenzen, folgen
meist aber Kompetenzkontrasten innerhalb der Serien. Die
in der Summe sehr kleinteilige Geologie erschließt sich
sinnvoll nur im hochauflösenden Maßstab, was bei der
späteren Drucklegung berücksichtigt werden sollte. Es ist
festzuhalten, dass die klassische Weltsicht einer Unterostalpin-Position des Quarzphyllits durch die neu kartierte
Lagebeziehung der Einheiten revidiert werden muss.
Quartär, Massenbewegungen
Die Kartierbereiche konnten weitgehend abgedeckt dargestellt werden, da dünne lokale Hangschuttbedeckung
dominiert. Lokalmoränen mit gut erhaltenen Wallformen
finden sich im Umfeld des Brechhorns, der Feldbergalm
und des Schwarzkarkogels.
Die Innerwindau weist in hohem Maße großräumige
Massenbewegungen mit tiefgründiger Gefügeauflockerung
auf, z.B. westlich Tanzkogel, Schwarzkarkogel. Rutschkörper wurden individuell abgegrenzt, auch Details der Kippbewegungen soweit möglich detailliert dargestellt. Antithe-
tisches Kippen (toppling) tritt sehr häufig auf. Fast dramatischer erscheinen die Bewegungen des Hangbereichs
unterhalb der Linie Gerstinger – Tanzkogel – Schwarzkarkogel Richtung Talschluss Unterer Grund. Hier sind ebenfalls Kombinationen von antithetischen und synthetischen
Bewegungen festzustellen.
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
in der Nördlichen Grauwackenzone,
auf Blatt 121 Neukirchen am Großvenediger
ANDRÉ SCHWARZER
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Rahmen meiner Diplomkartierung fand im Frühjahr
und Sommer 2003 unter der Leitung von Prof. H. HEINISCH
die Neuaufnahme eines ca. 10 km2 umfassenden Gebietes
am Rand des Kartenblattes 121 Neukirchen zum Kartenblatt 120 Wörgl statt. Das Kartiergebiet befindet sich westlich bis südwestlich des Dorfes Kelchsau bei Hopfgarten
und erstreckt sich zwischen dem westlichen Kartenrand
und der Kelchsauer Ache als Ostgrenze bzw. dem Feldalphorn und dem Kehlbach als Nordgrenze und der Wildkaralm und dem Kraftwerk Zwiesel als Südgrenze. Morphologisch besteht das Gebiet vor allem aus der Kelchsauer Ache, dem Hang zum Schwaigberghorn und dem
Kehlbachtal.
Das generelle Streichen der Gesteine folgt im Süden des
Gebietes dem SW–NE-verlaufenden Grat zwischen Wildkarspitze und Schwaigberghorn bei einem mittleren Einfallen (40°–60°) und dreht im Bereich des Kehlbaches auf ein
eher NNW–SSE-verlaufendes Streichen zum Feldalphorn
hin mit relativ steilem Einfallen (60°–80°).
Festgesteinsgeologie
Die bisher auf der Karte Rattenberg 1 : 75.000 des Jahres 1915 ausgehaltenen Innsbrucker Quarzphyllite konnten nicht bestätigt werden. So wird der Hang zum Schwaigberghorn in den niederen Bereichen vor allem aus recht
monotonen Abfolgen aus Phylliten, Tonschiefern und Metasiltsteinen bis Metasandsteinen gebildet. In dieser der
Löhnersbach-Formation zuzuordnenden Abfolge finden
sich ab und zu Einschaltungen von Meta-Tuffiten, MetaBasalten und Porphyroidgneisen.
In den oberen Bereichen um die 1500 m finden sich zwei
relativ mächtige Augengneisbänder, welche eher als Granitgneise angesehen werden und daher als eingeschuppte
Kellerjochgneise interpretiert werden. Zweifelsfrei steht
fest, dass die Augengneise innerhalb der Gesteine der
Nördlichen Grauwackenzone zu liegen kommen und nicht
im oder an der Grenze zum Innsbrucker Quarzphyllit.
Der Top-Bereich des Höhenzuges von der Wildkarspitze
bis zum Schwaigberghorn wird durch gröbere Metasandstein-Siltstein-Wechselfolgen gebildet, weshalb diese
Bereiche der Schattbergformation zugeordnet werden.
Der Top des Feldalphorns stellt eine morphologische
und geologische Anomalie im Kartiergebiet dar. Diese fällt
besonders auf, wenn man vom eher steil und schroff anmutenden Schwaigberghorn kommend dem Gratwanderweg
folgt und auf den eher sanft ansteigenden Hang zum Feldalphorn zugeht. Bei den hier aufgeschlossenen Gesteinen
handelt es sich um Meta-Vulkanite (Calcit-Chlorit-Schiefer), welche höchstwahrscheinlich mit dem Ophiolitkomplex der Wildschönau in Verbindung gebracht werden können.
387
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
Quartäre Bildungen, Rezente Geodynamik
und Bergbau
Glaziale Relikte lassen sich weit verbreitet im gesamten
Kartiergebiet bis auf die höchsten Bereiche feststellen. So
werden die niederen Bereiche der Hänge von Eisstausedimenten bedeckt, welche im Kartiergebiet meist recht kiesig
ausgebildet sind. Allerdings finden sich auch einige Stellen
mit schluffigem Material, besonders erwähnenswert
erscheint mir dabei ein Aufschluss mit Bänderschluffen
oberhalb von Kelchsau an der Wasseraufbereitungsanlage. Ab einer Höhe von ungefähr 1000 m werden diese
Sedimente von zum Teil sehr bindigen Moränenablagerungen abgelöst, welche sich bis in 1700 m Höhe weiterverfolgen lassen.
Am Schwaigberghorn zwischen oberer Schwaigbergalm
und Wildkaralm bzw. am Feldalphorn lassen sich zwei größere morphologisch wirksame Bildungen feststellen. So
können zwei flächenhafte Massenbewegungen ausgehalten werden, die örtlich zur völligen Auflösung des
Gesteinsverbandes geführt haben.
Oberflächliches Hanggleiten ist besonders oft in Teilen
des Gebietes mit Quartärer Bedeckung festzustellen.
Besonders deutlich ist dies zwischen der Neustadtalm und
der oberen Schwaigbergalm sowie in einem Bach am Stallfeld zu sehen. Des Weiteren gibt es einige sehr hangsturzgefährdete Gebiete im Tal des Kehlbaches.
Am Nordhang des Schwaigberghorns, in der Nähe der
Krantalm finden sich Bergbauspuren in Form einer kaum
bewachsenen Bergbauhalde aus dem 15. Jahrhundert. Die
Ausbeutung des Kupfer-Eisen-Geringerzvorkommens wurde bis ins Jahr 1429 vorangetrieben, wo sie durch einen
Bergsturz ein jähes Ende fand.
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
in der Nördlichen Grauwackenzone
auf Blatt 121 Neukirchen am Großvenediger
SABINE WALTHER
(Auswärtige Mitarbeiterin)
Im Rahmen einer Diplomkartierung ist im Frühjahr und
Sommer 2003 unter Leitung von Prof. H. Heinisch ein etwa
10 km2 großes Gebiet südlich Hopfgarten/Kelchsau, im
Bereich des Langen Grundes der Kelchsauer Ache kartiert
worden. Es befindet sich im westlichen Randbereich des
Blattes Neukirchen, wobei dieser Rand gleichzeitig die
westliche Begrenzung des Kartiergebietes darstellt. Die
Südgrenze kann in einer Linie von Stubalm bis etwa Gamsbrunn gezogen werden. Im Osten kann das Gebiet entlang
der E- bis NE-Hänge unterhalb des Kreuzjoches, etwa
2,7 km östlich des Kartenrandes und im Norden entlang
einer EW-Linie etwa in Höhe der Wildkaralm abgegrenzt
werden.
Im nördlichen Bereich des Gebietes (nordwestlich des
Langen Grundes) sind bis in eine Höhe von 1400 m die
Gesteine der Löhnersbach Formation aufgeschlossen.
Darin befindet sich, vom Inneren Wildgraben aus nach NE
ziehend, ein Doppelband aus Kellerjochgneis. Das untere
Band ist dabei bis in eine Höhe von etwa 1100 m zu verfolgen, das zweite folgt ca. 20 m höher. Diese höher metamorphen Gesteine sind in die Löhnersbach-Formation eingeschert, bis zu zehn Meter mächtig und können bis in
einen Bereich etwa südöstlich der Kühtalalm verfolgt werden, wo sie vermutlich an einer NW–SE-verlaufenden Störung enden. Außerdem ist etwa in 1210 m südlich der Kühtalalm ein Porphyroidgneis zu finden, der linsenartig in den
größtenteils phyllitischen Gesteinen liegt. Des Weiteren
befindet sich eine etwa 3 m mächtige Linse aus Metatuffi388
ten am nördlichen Hang des Inneren Wildgrabens innerhalb der in diesem Bereich schon etwas gröberkörnig ausgebildeten Metasedimente. Dies deutet auch den Übergang in die Schattberg-Formation an, die nach W und S
folgt. Südlich des Inneren Wildgrabens können die Gesteine der Löhnersbach-Formation nur bis in eine Höhe von
1200 m verfolgt werden, danach folgen in den oberen
Bereichen die stärker sandigen Bildungen der SchattbergFormation.
Die Grenze zwischen beiden Formationen ist an einer
relativ steil nach SW einfallenden Störung innerhalb des
Wildgrabens versetzt. Die Gesteine dieser beiden Einheiten zeigen auf den nordwestlichen Hängen des Langen
Grundes ein SW–NE-Streichen mit mittelsteilem (50–60°)
Einfall in überwiegend nordwestliche Richtung.
Auf dem Südosthang des Langen Grundes sind die
Gesteine der Löhnersbach-Formation im N bis ca. 1380 m
zu finden. Darin liegt ein etwa zwei Meter mächtiger Porphyroidgneis, der wiederum linsenartig ausgebildet ist. Bis
in einen Bereich nordöstlich von Moderstock sind die feinkörnigeren Gesteine zu verfolgen, danach verschwinden
sie unter den jüngeren Bildungen des Quartärs. Südlich
davon und in den höheren Bereichen dominieren bis in
eine Höhe von 1550 m im Norden bzw. bis etwa 1350 m
weiter südlich die Gesteine der Schattberg-Formation. Im
Süden des Kartiergebietes können diese Gesteine auch
bis in Höhen von 1460 m gefunden werden. In diese Einheit
sind sporadisch Metatuffitlinsen eingelagert. Nördlich der
Geisthütte kann auf etwa 1350 m ein Metabasalt gefunden
werden.
An der oberen Begrenzung der Schattberg-Formation ist
im Bereich der Weithaghütte und von da aus nach W bis
etwa nördlich der Geisthütte ziehend, eine Lage eingescherten Kellerjochgneises zu finden. Diese werden im
Bereich zwischen Weithaghütte und Geisthütte an einer
NNW–SSE-streichenden Störung um etwa 20 m versetzt.
An der Südgrenze des Gebietes kann innerhalb der Schattberg-Formation ein weiterer Kellerjochgneis gefunden werden. Dieser wird im NE durch eine Störung abgegrenzt.
Darüber folgt Quarzphyllit, der wahrscheinlich auf die
Gesteine der Grauwackenzone überschoben ist. Seine
Grenze ist entlang einer etwa NW–SE-verlaufenden Störung im Kälberarnbach nach SE verschoben, so dass ihr
weiterer Verlauf außerhalb des Gebietes zu suchen ist. Im
Übergangsbereich zwischen Grauwackenzone und Quarzphyllit kann ein Bereich von höher metamorpher Grauwackenzone in Höhen zwischen 1230 m und etwa 1460 m im
Süden bzw. zwischen 1240 m und 1340 m im Bereich nördlich der Geisthütte und zwischen 1360 m und 1550 m im
Norden auskartiert werden.
Die Gesteine südöstlich des Langen Grundes zeigen
ebenfalls ein SW–NE-Streichen, fallen jedoch eher in südöstliche Richtung mit etwas flacheren Werten zwischen 40
und 50° ein.
Es ist wichtig festzuhalten, dass der Quarzphyllit entgegen bisheriger Auffassungen hangend der Nördlichen
Grauwackenzone folgt. Die Kellerjochgneise treten sowohl
innerhalb der Grauwackenzone als auch an ihrer Grenze
zum Quarzphyllit auf.
Quartäre Bildungen
Die Hänge nordwestlich und südöstlich des Langen
Grundes sind bis in eine Höhe von etwa 1200 m, im NE des
Gebietes auch höher, mit quartären Ablagerungen bedeckt. Dabei können zwei Einheiten unterschieden werden: Moränenmaterial und Eisstausedimente.
So ziehen sich im NE des Gebietes bis etwa zur Hinterkaralm Eisrandbildungen bis ca. 1020 m. Es handelt sich
dabei überwiegend um sandig bis kiesiges Lockermaterial,
unterhalb von 1000 m treten z.T. auch schluffige Bereiche
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
auf. Des Weiteren kann ein größerer Eisstaukörper im
Bereich der Stubalm, d.h. von da bis in eine Höhe von ca.
1160 m nach NE ziehend, auskartiert werden. Diese Lockersedimente sind überwiegend kiesig bis sandig. Weitere kleinere Körper aus ausschließlich sandig bis kiesigem
Material können südlich bis südwestlich der Hinterkaralm
zwischen 1080–1180 m und zu beiden Seiten des Inneren
Wildgrabens in Höhen zwischen 1140–1380 m auskartiert
werden.
Ansonsten überwiegt Moränenmaterial, das im Bereich
der Kühtalalm bis etwa 1300 m und zwischen Spiggerbergalm und Schrottaualm bis in eine Höhe von ca. 1450 m als
Moränenstreu ausgebildet ist. Außerdem kann Moränenstreu im Bereich nördlich der Weithaghütte bis in Höhen
von 1500 m identifiziert werden. Die quartären Bildungen
werden fast ausschließlich aus lokalem Material, d.h. Gnei-
se, Schiefer, Phyllite, Sandsteine und Quarzphyllite, aufgebaut, es kann also ein Einfluss des Inntalgletschers ausgeschlossen werden. Es wird außerdem vermutet, dass sich
unterhalb des Kreuzjoches im SE des Kartiergebietes ein
mehrstufiges Kar befindet.
Außerdem kann im Bereich der Wildkaralm ein relativ
großer Rutschungskörper identifiziert werden, der vermutlich zu einer Auflockerung des gesamten Gesteinsverbandes führte, was eine Auflösung des Untergrundes nur
schwer möglich macht. Die Abrisskante hierfür befindet
sich im obersten Hangbereich außerhalb des Kartiergebietes zwischen Wildkarspitze und Breiteggern.
Eine weitere Rutschung kann im Osten des Gebietes
auskartiert werden, deren Abrisskante etwa auf 1620 m
unterhalb des Weithaglack liegt. Auch hier können keine
eindeutigen Aussagen zum Untergrund getroffen werden.
Blatt 148 Brenner
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
im Quartär
auf Blatt 148 Brenner
MECHTHILD SUTTERLÜTTI
(Auswärtige Mitarbeiterin)
Im Rahmen der diesjährigen Kartierung wurden die quartären Ablagerungen und Phänomene in einigen Seitengräben bzw. in den höheren über der glazialen Hauptterrasse gelegenen Bereichen bearbeitet.
Im Gebiet Mieders wurden das südöstlich von Mieders
gelegene Zirkenbachtal und das südlich parallel zum Zirkenbachtal verlaufende Mühlbachtal, zwischen ca. 1000
Hm und ca. 1400 Hm, kartiert.
Das Gebiet zwischen Mutterer Mühlbach- und Sagbachtal südlich Kreith wurde ebenfalls in einer Höhe von 1000
Hm bis 1300 Hm aufgenommen.
Festgesteine
Die Gesteine des Altkristallins (Paragneise, Schiefer,
Phyllite) werden vom Brennermesozoikum überlagert, das
tektonisch stark zerlegt ist und im Kartierungsgebiet aus
Karbonaten aufgebaut wird.
Glaziale Sedimente
Grundmoräne
Teilweise stark umlagert und in den überlagernden Sedimenten zu findendes Gm-Material deuten auf eine durchgehende Überdeckung hin. Meist überwiegen im Spektrum
die Karbonate, die oft gekritzt, aber nur kantengerundet
sind. Allerdings finden sich auch polierte und gut bearbeitete Gerölle. Ansonsten ist das Material durch das bunte
Komponentenspektrum mit Gneisen, Amphiboliten, Hellglimmer- und Glimmerschiefern gekennzeichnet. Die Matrix ist hell und unterschiedlich verfestigt.
Eisrandterrassen
In den bearbeiteten Gräben sind mehrere übereinanderliegende zwischen ca. 80 und 120 m mächtige Eisrandterrassenkörper aufgeschlossen. Das Spektrum ist stark lokal
beeinflusst. So finden sich in den höher gelegenen Terrassen überwiegend lokale Gerölle, während in den tieferen das Spektrum deutlich bunter ist, was die Unterscheidung zu Grundmoräne insbesondere in den flacheren
Talflanken mit schlechten Aufschlussverhältnissen erschwert.
In der oberen Terrasse im Mühlbachtal südwestlich von
Raitis wurden u.a. Stillwassersedimente (tonig gebänderte
Schluffen wechsellagernd mit Feinsanden) zwischen 1070
Hm und 1100 Hm gefunden. Gegen oben hin werden die
Terrassen gröber und sind oftmals erosiv von lokalen Wildbachschottern überlagert. Die Kiese und Sande weisen
Imbrikation sowie Schräg- und Horizontalschichtung auf.
Sie fallen auch teilweise talauswärts ein und können, vor
allem über stauende Schichten, konglomeriert sein. Auch
finden sich immer wieder gekritzte Gerölle, die auf die
kalteiszeitliche Entstehung hinweisen.
Postglaziale Sedimente
Schuttfächer
Das tektonisch stark zerlegte Brennermesozoikum liefert
große Mengen an Kiesen und Schottern, die als mächtige
Schuttfächer weite Gebiete überdecken. Es sind dies fast
nur Karbonatkomponenten, die schlecht bis kantengerundet sind. In den liegenden Bereichen und in der Nähe des
unterlagernden Festgesteins findet sich vermehrt Moränenmaterial wie kristalline Gerölle und gekritzte Komponenten. Der Schuffanteil in den Schuttfächern ist relativ
hoch, da sekundär durch die durchsickernden Wässer viel
feinklastisches Material angeschwemmt wurde.
Murschuttablagerungen und hangparallele Schichtung
sowie in tieferen Bereichen feinkörnige Kiese sind zu
erkennen.
Auch rezent sind die Murschuttströme z.B. oberhalb
1400 Hm im Mühlbachtal südöstlich Telfes zu sehen.
Schwemmfächer
An den Seitentalausgängen wurden Schwemmfächer
geschüttet, auf denen die Ortschaften liegen. Sie sind morphologisch gut zu erkennen.
Am Ausgang des Mühlbachtales bei Telfes wird der karbonatreiche Schutt abgebaut.
Massenbewegungen
Instabile Hangbereiche bzw. großräumige Rutschungsgebiete sind in den erosiv übersteilten Seitentälern fast
durchgehend gegeben. Es kommt daher häufig zu Anrissen und Rutschungen. Über weite Bereiche lassen sich
daher nur mehr umgelagerte Sedimente aufnehmen. Auch
außerhalb der Gräben kommt es in den steileren Geländeabschnitten zu Bodenkriechen und Sackungen.
Weiters wurden auch Bergsturzmaterial und Gleitblöcke
aufgenommen.
389
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
Blatt 149 Lanersbach
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
im Innsbrucker Quarzphyllit
des Vorderen Wattentales
auf Blatt 149 Lanersbach
HERFRIED MADRITSCH & FLORIAN RIEDL
(Auswärtige Mitarbeiter)
Im Jahr 2002 und dem Berichtsjahr erfolgte im Zuge
zweier Diplomarbeiten am Institut für Geologie und Paläontologie der Universität Innsbruck die geologische
Kartierung des Vorderen Wattentals. Die Nordgrenze des
Arbeitsgebietes liegt im Bereich des Gasthofs Säge, die
Südgrenze im Bereich Lager Walchen bzw. Reisbach. Im
Westen bildet die Kammlinie die Gebietsgrenze, im Osten
wurde auch noch das Hirzerkar mitkartiert.
Lithologische Charakterisierung
Das gesamte Gebiet liegt innerhalb des Unterostalpinen
Quarzphyllit-Komplexes. Sämtliche von ROCKENSCHAUB et.
al. (2003) beschriebenen Lithologien sind aufgeschlossen.
Eine Gliederung der niedrig metamorphen Gesteinstypen des Innsbrucker Quarzphyllit-Komplexes wurde in
Anlehnung an die Seriengliederung von HADITSCH & MOSTLER (1982, verändert von ROCKENSCHAUB et al., 2003) vorgenommen. Demnach sollte eine Schichtfolge von Ordovizium oder älter bis Devon vorliegen.
Quarzphyllit-Grünschiefer-Serie
Die älteste Serie, die vermutlich ordovizische Q u a r z p h y l l i t - G r ü n s c h i e f e r - S e r i e tritt vor allem im südlichen
Bereich des Wattentales auf. Es gibt aber auch Vorkommen westlich des Wattentales (Haneburger-Rosskopf) und
östlich (Hirzer-Kar und Grafennspitze).
An Quarzphylliten konnten, basierend auf der makroskopischen Erscheinung und der mineralogischen Zusammensetzung, mehrere Varianten unterschieden werden:
• Quarzphyllit (quarzreicher Typus)
Der quarzreiche Typus tritt im Gelände unverwechselbar
auf. Typisch ist sein reichlicher Flechtenbewuchs und
sein hoher Quarzgehalt, wobei der Quarz in Form von
Lagen und Linsen auftritt.
Vorkommen: westliche (Haratzköpfl-Richteregg) und östliche (nördlich des Hirzer).
• Chlorit-Serizit-Phyllit
Der Chlorit-Serizit-Phyllit ist charakterisiert durch seine
rot-rostige Verwitterungsfarbe. Bei den Chloriten handelt
es sich um Fe2+-Mg-Chlorite, die eine anormal violette
Interferenzfarbe aufweisen. Der hohe Anteil an Schichtsilikaten verleiht ihm einen fein-schiefrigen Habitus.
Vorkommen: westliche (Haneburger) und östliche (Grafennspitze, Hirzerkar).
• Chloritphyllit (in Verbindung mit Grünschiefern)
Der Chlorit-Phyllit tritt ausschließlich in Verbindung mit
Grünschiefern auf und ist durch sein dunkles speckiges
Aussehen charakterisiert. Die Grenzen zwischen den
deutlich geschieferten Chloritphylliten und den kaum
geschieferten Grünschiefern sind scharf.
Vorkommen: westliche (am Fuße des Largozgipfels auf
1850 m ü.d.M) und in der östlichen Fortsetzung in
niederen Lagen.
• Metagrauwacken
Diese Gesteine ähneln makroskopisch Grünschiefern,
die Dünnschliffuntersuchungen zeigten neben Quarz
einen hohen Feldspatgehalt.
Vorkommen: Grafennspitz.
390
Ebenfalls zur ordovizischen Quarzphyllit-GrünschieferSerie werden die Porphyroide und die Grünschiefer gezählt.
• Generell bilden die Porphyroide, ähnlich den Grünschiefern und den Marmoren gute Leithorizonte in der Masse
des Innsbrucker Quarzphyllit-Komplexes. Die Mächtigkeit der Porphyroide beschränkt sich auf den dm–mBereich. Unverwechselbar sind die im Gelände gut erkennbaren hellblauen, im mm-Bereich ausgebildeten
Quarzblasten.
Vorkommen: westliche (Gratbereich Haneburger –
Rosskopf) und östlich des Wattentales sehr gering
mächtige Vorkommen südwestlich des Hirzer.
• Bei den Grünschiefern treten zwei unterschiedliche Typen auf: karbonatreiche Grünschiefer und karbonatarme
und -freie Grünschiefer (in Verbindung mit Chloritphyllit).
Die karbonatreichen Grünschiefer sind im Gelände durch
ihre wabenförmige Verwitterung charakterisiert, wobei
der karbonatarme Grünschiefer diese Lösungserscheinungen nicht aufweist. Der mineralogische Befund zeigte
jedoch, dass geringe Mengen an Karbonat auch in diesen karbonatarmen Grünschiefern (häufig in Verbindung
mit Chloritphylliten) vorkommen können.
Vorkommen: westliches Wattental (Largoz, Rosskopf)
und östliches Wattental (Grat zwischen Sagspitze und
Hirzer, Westflanke Hirzerkar).
Die Karbonat-Serizit-Phyllit-Serie
(nach HADITSCH & MOSTLER [1982] silurisch)
Bei den auftretenden Marmorlagen handelt es sich überwiegend um helle bis weiße Kalkmarmore. Die einzelnen
Lagen sind nicht durchgehend zu verfolgen, sie keilen lateral ständig aus (Boudinagen). Auf der westlichen Wattentalseite treten sie generell untergeordnet im Lagenbau auf,
wobei die Marmore östlich des Wattentales die gesamte
Sagspitze aufbauen. Bräunlich verwitterter Eisendolomit ist
nur untergeordnet aufgeschlossen.
Schwarzschiefer-Karbonatserie
Die S c h w a r z s c h i e f e r - K a r b o n a t s e r i e bildet nach
HADITSCH & MOSTLER (1982) den jüngsten Anteil im Profil
und wird in das Devon gestellt. Vergesellschaftet mit den
Schwarzschiefern sind auch Vorkommen dunkler, zuckerkörniger, im dm- bis cm-Bereich gebankte Kalkmarmore.
Das Auftreten dieser karbonatreichen Schwarzschiefer
beschränkt sich auf die Ostseite des Wattentales, wobei
sich die Aufschlüsse im Kohlbachgraben finden.
• Einen diaphthoritischen ehemals höher metamorphen
Anteil des Innsbrucker-Quarzphyllit-Komplexes (ROCKENSCHAUB et al., 2003) repräsentieren Granatglimmerschiefer. Die Granate treten in mm-Größe auf. Unter dem
Mikroskop zeigen sich idiomorphe Granate, die wechselnd intensiv chloritisiert sind.
Vorkommen: westliches Wattental (Gratbereich Malgrübler – Haneburger) und östlich des Wattentals (Ostflanke Hirzer).
• Eng gebunden an die Granatglimmerschiefer sind die
quarzitischen Lagen. Die Gesteine weisen zum Teil ein
mylonitisches Gefüge mit scharf eingeregelten Korngrenzen auf.
Vorkommen: westliches Wattental (Richteregg) und östlich des Tales (Süd- und Ostflanke Hirze).
Strukturgeologie
Die Gesteine fallen im gesamten Kartiergebiet mit wenigen Ausnahmen monoton flach bis mittelsteil nach NW ein.
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Das duktile Streckungslinear auf der Hauptschieferung
streicht E–W. Bezugnehmend auf die Seriengliederung
von HADITSCH & MOSTLER (1982) liegt im Vordersten Wattental eine aufrechte und im Süden, markiert durch die
Schwarzschiefer im Liegenden, eine inverse Abfolge vor.
Dies deutet auf eine großräumige isoklinale Verfaltung des
Innsbrucker Quarzphyllites hin.
Offene Faltenstrukturen im Kartenmaßstab finden sich
im Norden des Arbeitsgebietes (Sagspitze, Largoz), wo sie
lokal ein Einfallen der Phyllite nach Süden verursachen. Im
Bereich der Sagspitze überprägt diese offene Faltung eindeutig die liegenden Isoklinalfalten der Marmore.
An Kleinstrukturen findet sich im Wesentlichen das von
ROCKENSCHAUB et al. (2003) beschriebene Inventar. Zusätzlich konnten im Dünnschliff auch Top E orientierte
Scherbänder festgestellt werden. Eine überprägende, von
der offenen Faltung generierte Achsenebenenschieferung
ist nur im Dünnschliff erkennbar.
An Sprödstrukturen kommen NE–SW(sin)- und NW–SE(dex)streichende Störungen, die von E–W-streichenden Störungen im Norden überprägt werden, vor. Meist sind die Störungen im Gelände aber nicht über größere Erstreckung zu
kartieren. Die Hauptkluftrichtung streicht N–S.
Quartär
Eine interessante quartäre Auflage findet sich vor allem
auf der Ostseite des Wattentals, in den Karen südwestlich
des Hirzer. Hier sind mehrere Moränenstände erhalten. In
Bachanrissen ist zum Teil Grundmoräne aufgeschlossen.
Außerdem finden sich auf beiden Talflanken fossile Blockgletscher.
Bemerkenswert sind große Massenbewegungen. An beiden Kämmen sind Bergzerreißungen ausgebildet. Die Ostflanke ist von mehreren tiefgreifenden gravitativen Hangdeformationen („Talzuschübe“) betroffen. Die Bewegungsraten sind klein. Vor allem am Hangfuß kommt es in der
Folge zur Entwicklung von flachgründigen aktiven Rutschungen und Muren (Juni 2003). Die Westflanke des Wattentals wurde bzw. wird von alten und aktiven Sturzprozessen geprägt. Der Umstand der gegensätzlichen Talflankenentwicklung ist in unmittelbarem Zusammenhang
mit dem Einfallen der Schieferung (Ostflanke hangparallel,
Westflanke hangentgegen) zu sehen.
Blatt 171 Nauders
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
im Unterengadiner Fenster
auf Blatt 171 Nauders
RUFUS J. BERTLE
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Berichtsjahr 2003 wurde die Kartierung des österreichischen Kartenanteils weiter vorangetrieben. Dabei wurden folgende Gebiete neu kartiert:
Norbertshöhe – Nauders – Kleinmutzkopf
Kolber Bergwiesen – Hahntennberg
Fluchtwandleiten – Fluchtwand
Auf schweizerischem Staatsgebiet wurden folgende
Gebiete neu aufgenommen:
Val Saronna Gronda und Pitschna
Piz Mundin N-Seite
Staffas
Val Sinestra – Quartäre Ablagerungen
Es wurden somit weitere ca. 20 km2 Kartenaufnahme
den bisherigen Kartierungen (seit 1997) zugefügt. Der
ungünstige Witterungsverlauf Herbst 2003 mit frühen, tief
reichenden Schneefällen behinderte die Arbeiten im ausgesetzten Hochgebirge mit Höhen bis 3300 m stark und
führte zur Einstellung der Arbeiten Anfang Oktober.
Der Bereich Kobler Schutzwald – Kobler Berg zeichnet
sich durch großflächige Sackungen aus, die zum Teil als
hochaktiv eingestuft werden müssen. Dies vor allem im
Bereich Gasthof Alpenrose – Hahntennberg. Die Hänge
vom Kobler Schutzwald zum Kamm Kreuzjoch – Hahntennberg werden dabei von der Malmurainza-Formation (=
Bunte Bündnerschiefer) aufgebaut, die stellenweise hellglimmerreiche Lagen führen. Das Schieferungseinfallen
dort ist generell mittelsteil gegen NW. Im Tobel des Kobler
Bachs dagegen stehen die Schiefer saiger und gehören
der tieferen Fuorcla-d´Alp-Formation an und gehen Richtung Kobler Maiß in die Gault-Formation über. Das saigere
Schieferungseinfallen ist Resultat des dort verlaufenden
Scheitels der Piz-Mundin-Antiklinale. Den Kern dieser Antiklinale dürfte der Basaltzug von „Am Hengst“ darstellen.
Das Gebiet Norbertshöhe – Nauders – Kleinmutzkopf
wird von der Kreideabfolge Neokom-Schiefer – Tristelformation – Gaultformation – Fuorcla-d´Alp-Formation – Malmurainza-Formation aufgebaut. Hier gehört diese Abfolge
dem hangenden Schenkel der Piz-Mundin-Antiklinale des
S-Schenkels des Engadiner Gewölbes an. Im Bereich der
ARA Nauders konnten im Liegenden dieser Abfolge erstmals in der Zone von Pfunds Serpentinite gefunden werden. Das Vorkommen von Tristelformation an den Selesköpfen dürfte seine östliche Fortsetzung in den Vorkommen der gleichen Formation an der Fluchtwand haben.
Weiters wurden Detailaufnahmen des Ultramafititkörpers
von Nauders-Riatsch durchgeführt.
Im Gebiet von Staffas treten großflächig Bündnerschiefer der Malmurainza-Formation zu Tage, sind aber durch
eine großflächige Gleitung, die das gesamte Gebiet von
Staffas umfasst, verglitten.
Im Gebiet von Val Sinestra wurden die Quartärablagerungen und Massenbewegungen neu aufgenommen, sowie erste Vorerkundungen zur lithologischen Kartierung
durchgeführt. Dabei konnte Malmurainza- und Gaultformation des Hangendschenkels der Piz-Mundin-Anitklinale
kartiert werden.
Das Val Saronna wird durch großflächig auftretende
Blockgletscher dominiert, die Wände zum Piz Mezdi und
Piz Mundin werden durchgehend von Metabasalten aufgebaut. Nur im Bereich der Scharte zwischen Piz Mezdi und
Mundinnadel zieht ein Bündnerschiefer-Band mit sedimentären Kontakten zu den Metabasalten durch. Auch einzelne
Radiolarit-Linsen konnten kartiert werden. In der N-Wand
des Pkt. 3106 finden sich stratigraphische Kontakte zum
Hangendschenkel der Piz-Mundin-Antiklinale.
Für das Jahr 2004 ist die Aufnahme folgender Gebiete
geplant: Samnaun – Val Maisas – Mutler, Val Chamins,
Schmalzkopf-N-Seite, Noggels – Gstalda – Kreuzjoch,
Gaispleiskopf – Schartlkopf – Gueser Kopf.
391
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Blatt 178 Hopfgarten in Defereggen
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
im Thurntaler Phyllit
im südlichen Kristeinertal
sowie zwischen Tressenberg und Strassen
auf Blatt 178 Hopfgarten in Defereggen
BERNHARD SCHULZ
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Die Aufnahmsgebiete liegen am Süd- und Südostrand
des Kartenblatts ÖK 178 Hopfgarten in Defereggen und
erfassen die Thurntaler Phyllit-Gruppe mit dem südlich und
nördlich benachbarten Kristallin der Defereggen-Gruppe.
Südliches Kristeinertal
Die Nordgrenze der Thurntaler Phyllit-Gruppe verläuft
NW–SE, quert das Kristeinertal bei etwa 1400 m Höhe und
lässt sich im Bereich der Ochsenwiese bei etwa 2200 m
Höhe festlegen.
Im Grenzbereich ist ein lithologischer Übergang von
Muscovit- und Chlorit-Muscovit-Phylliten im Süden hin zu
phyllitischen Glimmerschiefern mit Biotit und Granat im
Norden ausgebildet. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist das Auftreten von Meta-Porphyroid, Amphibolit und
Marmor im Bereich der Thurntaler Phyllit-Gruppe und die
Häufung von quarzitischen Paragneis-Einschaltungen
sowie Kalksilikatgneis-Einlagerungen in der DefereggenGruppe. So tritt in einem Bacheinschnitt nördlich des
Blüngerbaches ein bis 5 m mächtiger und etliche 100 m im
Streichen verfolgbarer Meta-Porphyroid neben einem
etwa 1 m mächtigen hellen Calcit-Marmor auf. Im Übergangsbereich zeigen die Gefüge in beiden Einheiten die
gleichen Raumlagen. Die Hauptfoliation fällt steil nach SE,
die Kornregelungs- und Crenulations-Lineationen tauchen
ebenso wie die Kleinfaltenachsen flach nach SW. Innerhalb der Thurntaler Phyllit-Gruppe ist im Profil des Kristeinbachs eine Großmulde mit halbsteil nach NW einfallender
Südflanke ausgebildet. Auch an der Südflanke besteht ein
strukturkonkordanter Übergang zu den Muscovit-Glimmerschiefern und Paragneisen der Defereggen-Gruppe. Beim
Hof Planitzen unterhalb Wieser liegt ein 2 m mächtiger
Muscovit-Orthogneis konkordant in der DefereggenGruppe eingelagert.
An posttektonischen Ganggesteinen ist ein feinkörniger
und etwa 1 m mächtiger Lamprophyr an der W-Seite des
Kristeinertals im Forstweg zum Wieserkaser bei 1700 m
Höhe im Bereich der Defereggen-Gruppe aufgeschlossen.
Ein weiteres Vorkommen dieses Ganggesteins liegt bei
2050 m Höhe an der Südseite des Kars oberhalb vom
Wieserkaser.
Der Pustertaler Schotter liegt auf der Westseite des Kristeinertals bei 1350 m Höhe und zeigt dort eine markante
Terrasse. Die Moräne der Pustertaler Schotter lässt sich
dann aus dem Kristeinertal weiter nach Oberried, Wiesen
und weiter bis Anras verfolgen und bildet die Auflage der
Pustertaler Felsterrasse. Die Höhenlage dieser Felsterrasse liegt zwischen 1200 und 1400 m. Im Kristeinertal NW
von Platzer überlagern meist Schwemmfächer der Seitenbäche die Grundmoräne. Bei 1530 m Höhe im Kristeinertal
kam es durch Aufstau hinter einem dieser Schwemmfächer
zu einem See, der sich durch Verlandung in ein Moor wandelte. Während die E-Seite des Kristeinertals aus sehr
steilem Felsgelände besteht, liegt auf der W-Seite ein
gleichmäßig und deutlich flacher ansteigender Hang vor.
Im oberen Teil kann man dort im Bereich der Ochsenwiese
392
und der Matscheider Alm die Abrisskanten von Hanggleitungen erkennen. Die dazugehörenden Rutschkörper
sind aber morphologisch undeutlich ausgebildet.
Nördlich von Strassen
Die Thurntaler Phyllit-Gruppe zwischen dem Winkeltal
im N und Strassen im S wird aus Muscovit-Phylliten und
Chlorit-Muscovit-Phylliten sowie untergeordnet GranatPhylliten aufgebaut.
Teilweise bis 100 m mächtige Amphibolit-Horizonte
sowie zahlreiche Meta-Porphyroide mit Biotit und MetaPorphyroide mit großen Feldspäten sind in diese MetaPsammopelite eingeschaltet. Der GesamtgesteinsChemismus der Amphibolite zeigt nur geringe Mobilität
einiger lithophiler Elemente bei der Metamorphose. Unter
Berücksichtigung immobiler Spurenelemente sprechen die
Elementverhältnisse und Element-Verteilungsmuster für
Magmatite im Übergangsbereich von MOR- zu Intraplatten-Alkali-Basalten. Die Amphibolite führen Aktinolith,
Magnesio-Hornblende und tschermakitische Hornblende
neben Oligoklas, Chlorit, Epidot, Erz und Quarz. Damit
erreichte eine variskische Hauptmetamorphose im Thurntaler Komplex die Epidot-Amphibolitfazies. Der Chemismus der Meta-Porphyroide deutet auf ehemalige Rhyolithe
und Rhyodacite, wobei die Meta-Porphyroide mit großen
Feldspäten etwas niedrigere SiO2-Gehalte zeigen. Die mit
Einzelzirkon-Evaporation datierten magmatischen Protolithe dieser sauren Metavulkanite kristallisierten zwischen 460 und 480 Ma (SCHULZ & BOMBACH, 2003). Die
Meta-Porphyroide mit den großen Feldspäten ließen sich
zusammen mit Amphiboliten in mehreren Bändern vom
Bichl im E über den Thurnbach in das Felsplateau der
Fronstadlalm verfolgen. Der östliche Zufluss zum Thurnbach schneidet bei 1800 m Höhe einen dünnen MarmorHorizont an. Im westlichen Zufluss des Thurnbachs ist bei
1750 m Höhe ein mit Metabasiten vergesellschafteter Horizont mit 1 m Mächtigkeit und etwa 30 % Modalbestand an
Pyrit und Chalkopyrit angeschnitten. Wahrscheinlich bildet
dieses Lager eine streichende Fortsetzung der aufgelassenen Sulfid-Lagerstätte des Gampen (Tessenberg), etwa 1
km weiter nach SW gelegen. Auch dort stehen die Sulfiderz führenden Horizonte mit Metabasiten in Verbindung.
Die Nordgrenze der Thurntaler Phyllit-Gruppe verläuft im
Winkeltal entlang des Rautbachs und wird dort von einer
steil stehenden kataklastischen Störung überprägt. Wahrscheinlich bildet die Rautbach-Störung eine östliche Fortsetzung der Kalkstein-Vallarga-Linie. Lithologisch kann
man die Grenze mit einem Übergang von Muscovit-ChloritPhylliten, graphitischen Phylliten und Muscovit-Phylliten
der Thurntaler Phyllit-Gruppe zu biotitführenden phyllitischen Glimmerschiefern mit vereinzelten cm-dicken Lagen
von Paragneis, quarzitischem Paragneis und Kalksilikatgneis der Defereggen-Gruppe fassen. Im Profil zwischen
Stefan im Winkeltal und Strassen im Pustertal ist wieder
der Großmuldenbau der Thurntaler Phyllit-Gruppe erkennbar.
Die Phyllite werden südlich Tessenberg von plattigen
muscovitbetonten Glimmerschiefern und quarzitischen
Paragneisen der Defereggen-Gruppe unterlagert. Biotit
und Granat treten dort auf. Ein wenige Meter mächtiger
Biotit-Muscovit-Gneis mit Feldspat-Augen, wahrscheinlich
ein Orthogneis, lässt sich in neuen Straßenanschnitten bei
Abfaltersbach und über Bachanrisse nördlich von Geselhaus bis St. Jakob bei Strassen verfolgen.
Die Grenze der Defereggen-Gruppe zur Thurntaler Phyllit-Gruppe springt bei Strassen entlang einer mit dem
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
Thurnbach verlaufenden Linie um 1,5 km nach N vor. Die
Grenze selbst erfährt einen Versatz von 1200 m Höhe bei
Strassen auf die Höhenlage 1770 m im Bichler Wald und
so bildet die südliche Defereggen-Gruppe einen im Kartenblatt weit nach N reichenden Vorsprung. Im Bereich der
Thurnbach-Linie liegt halbsteiles E- bis NE-Fallen der Foliation in der Defereggen-Gruppe vor und in den Forstwegaufschlüssen im Bereich des Hinterburger Walds sind
etliche NW-streichende und halbsteil nach NE fallende
Aufschiebungsflächen angeschnitten. Man kann den auffallenden Grenzverlauf durch NW-gerichtete Schräg-Aufschiebung der südlichen Defereggen-Gruppe entlang einige nach NE einfallenden Störungsflächen erklären. Dabei
bildet eine Aufschiebung entlang des Thurnbachs die Basis des Störungssystems. Im Talschluss des Thurnbachs
(Flurname Gericht) ist zwar eine Auflockerung des Gesteinsverbands, aber kein größerer Störungsversatz erkennbar. Daraus kann man auf eine Abnahme der Versatzbeträge und ein Ausklingen der Aufschiebungsflächen
nach NW hin schließen. Die Rautbach-Störung lässt sich
nicht weiter nach E verfolgen, sondern klingt unter
Abbiegen in südöstlicher Richtung ebenfalls im Talschluss
des Thurnbachs aus. Die Aufschiebungen des Thurnbachs
könnte man so als eine tektonische Transfer-Zone zwischen den sinistralen Blattverschiebungen der RautbachStörung im N und einer Drauzug-Nordrand-Störung im S
deuten.
Die Moräne der Pustertaler Schotter liegt bei Tessenberg auf einer Felsterrasse zwischen 1200 und 1300 m
Höhe und lässt sich nach E unter leichtem Absinken der
Höhenlage weiter bis oberhalb Abfaltersbach verfolgen.
Die Felsterrasse ist dabei um Tessenberg noch morphologisch schmal ausgebildet und verbreitert sich weiter nach
E. Der große Schwemmkegel des Thurnbachs durchschneidet bei Strassen die Pustertaler Schotter. Der
Talschluss des Thurnbachs ist durch zahlreiche Rinnenanbrüche in den aufgelockerten Phylliten gekennzeichnet. In
beiden Talflanken gibt es mehrere große Hanggleitungen,
so im Bereich des Gampen, im Bichler Wald und im Hintenburger Wald. Nordöstlich von Tessenberg ist im Fronstadlwald ein Muschelanbruch mit 300 m Breite erkennbar.
Die Rutschmassen reichen morphologisch auffällig bis in
den Bereich der Pustertaler Schotter hinab. Im Bereich der
Fronstadlalm ist in 2000–2200 m Höhe ein etwa 1,5 km2
großes Felsplateau mit geringmächtiger Schuttbedeckung
ausgebildet. Zahlreiche und bis zu 300 m lang ausstreichende Nackentäler zerlegen das Plateau. Die aus dem
Luftbild kartierten Richtungen der Nackentäler verlaufen
meist WSW. Die Bildung der Nackentäler dürfte einerseits
mit den großen Hanggleitungen zum Thurnbach und
andererseits mit Absetzungen nach NW hinunter zum
Rautbach zu erklären sein.
Blatt 179 Lienz
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
auf Blatt 179 Lienz
HELMUT HEINISCH
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Nach Abschluss der Aufnahmen im Kristallin und im
Quarzphyllit ergaben sich Probleme bei der Kompilation
des Anteils der Lienzer Dolomiten. Um eine Verzögerung
bei der Drucklegung der Karte zu vermeiden, bildete sich
eine Ad-hoc-Arbeitsgruppe zur Klärung offener Fragen.
Aufgrund von Terminproblemen und Etatproblemen in der
Geologischen Bundesanstalt kamen die geplanten gemeinsamen Geländebegehungen jedoch nicht zu Stande.
Der Autor war daher allein unterwegs und fasste seine Aufnahmen in einer Expertise zusammen, die im August 2003
an die GBA übergeben wurde. Der offene Fragenkatalog
umfasste 8 Punkte. Beigelegt waren geologische Kartierungen auf 7 Blättern 1 : 10.000, in denen die strittigen
Bereiche neu dargestellt sind. Es handelt sich nicht um
eine flächendeckende Neuaufnahme; die bearbeiteten
Ausschnitte umfassen eine Fläche von ca 17 km2. Details
sind dem internen für das Gelände verfassten Arbeitsbericht zu entnehmen, der der GBA vorliegt.
Allgemeine Beurteilung
Die Lienzer Dolomiten wurden in den zurückliegenden
Jahrzehnten von sehr vielen Arbeitsgruppen neu aufgenommen, so dass von manchen Bereichen bis zu 5 verschiedene Kartendarstellungen vorliegen. Prinzipiell stellte
sich bei Stichprobenbegehungen heraus, dass alle vorliegenden Kompilationen fehlerhaft sind. Das liegt zum Teil
an veralteten Topographien, meist aber an unterschiedlichen Auffassungen hinsichtlich Tektonik, Biostratigraphie
und Sedimentologie. Weiters wurde in allen vorliegenden
Arbeiten das Quartär nicht ausreichend berücksichtigt.
Daher ist in einem ersten Kompilationsschritt die Neuaufnahme des Quartärs von REITNER zu übernehmen,
soweit vorhanden. Die im Zuge der quartärgeologischen
Aufnahme mit kartierten Festgesteinsausscheidungen sind
ebenfalls zu übernehmen, da sie an den nachkontrollierten
Stellen am besten mit der Realität übereinstimmten.
Weiterhin sind einige stratigraphische Definitionen zu klären (vgl. Punkt Details).
Hinsichtlich des tektonischen Weltbildes sollten sich in
der Kartendarstellung
folgende unstrittige Ereignisse
wiederfinden lassen:
* Es fand eine polyphase Sprödverformung statt, im Zuge
derer im mehrfachen Wechsel alle 3 denkbaren Spannungszustände verwirklicht waren (Extension, Kompression, Blattverschiebungen). Trefflich streiten kann man
über die Reihenfolge und die Anzahl dieser Phasen.
* E–W-verlaufende Großmulden und tektonisch häufig
amputierte Großsättel bilden die Grundarchitektur.
* Blattverschiebungsbedingte „Flowerstructures“ sind allgegenwärtig.
* Späte NNE–SSW- bzw NNW–SSE-Sprödbrüche mit geringem lateralem Versatzbetrag (koaxiale, konjugierte
Scherbrüche) treten auf.
* Sedimentäre Grenzen mit Kompetenzkontrast sind so
gut wie immer abgeschert (z.B. Hauptdolomit gegen
Kössener Schichten).
* Nach Geländebeobachtungen scheint die jüngste Phase
eine N–S-Kompression zu sein, die zur Bildung von konjugierten Scherbrüchen und kleinräumigen Aufschiebungen (!) führt.
* Die nächstältere Phase dürfte die der großen dextralen
Blattverschiebungen sein (ca. Oberoligozän bis Miozän).
393
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Details
Antiklinale NE Kreuzkofel – Kerschbaumeralm
Es handelt sich um eine Antiklinalstrukur, deren Sattelachse nach beiden Richtungen wieder abtaucht (Domstruktur). Morphologisch bedingt kommt im Kern die Abfolge älterer Schichten heraus. Raibler Schichten im engeren
Sinne (Sandsteine, Tonsteine, gelbliche Kalke) sind nur
sehr geringmächtig und verlaufen anders als eingetragen.
Sollten synsedimentäre Brekzien aus Klasten laminierten
Hauptdolomits zu den Raiblern gestellt werden, gäbe es
kein Grenzkriterium zum Hauptdolomit mehr, da diese häufig auch innerhalb des Hauptdolomits auftreten. Analoge
Probleme gibt es bei der Abgrenzung zum „Plattendolomit“.
Biostratigraphisch/sedimentologische Festlegungen sind
noch zu treffen.
Die Fortsetzung der Raibler Schichten nach W Richtung
Kühbodentörl ist nicht durch eine Sattelstruktur erklärbar.
Hier sind sie an einer Vertikalstörung hochgeschuppt. Sie
streichen nicht durch die Scharte am Wanderweg, sondern
weiter nördlich durch. Ab Kühbodentörl nach W sind sie
nicht mehr zu verfolgen, es sei denn, man erweitert den
lithologischen Umfang (s.o.).
Steinplattekalk in Allgäuschichten, Steilhang S Thal
Beide vorhandenen Kartierungen sind falsch, da sie das
Einfallen der Schichten nicht berücksichtigen. Es handelt
sich um zumeist flach gegen den Hang (ca. 30°) einfallende Folgen. Eine tektonische Verdoppelung des Steinplattekalks (Oberräth) ist auszuschließen. Faziell-stratigraphische Probleme sind zu lösen, da sich korallenführende,
massig-dickbankigere Einschaltungen primär faziell
wiederholen. Es ist festzulegen, was hier Steinplattekalk
(Oberräth) oder Lithodendronkalk ist. Erst dann kann das
tektonische Modell erstellt werden.
Am Pfad oberhalb des Sägewerks Thal fand sich eine
Karbonatbrekzie (Allgäuschichten oder Lavanter Brekzie?). Sehr lohnenswert ist der Gamsbach; hier ist bis zum
Hauptdolomit eine weitgehend durchgehende Schichtenfolge mit Spezialfaltung begehbar aufgeschlossen. An der
Grenzstörung zum Hauptdolomit sind evtl. 3 m Seefeldschichten erhalten.
Westlich des Sägewerks trennt Steinplattekalk die Kössener von Allgäuschichten (schlechte Aufschlussverhältnisse). Außerdem wurde ein bisher übersehener Kristallinspan auskartiert.
Fehlender Steinplattekalk NNE Lienzer Dolomitenhütte
Hier handelt es sich um ein Stratigraphie-Problem, analog zum Problem bei Thal. Die Schichtfolge ist ungestört
und fällt relativ gleichmäßig nach Norden ein. Der Wandbildner, der durch BLAU et al. als Oberrhätkalkwiederholung kartiert wurde, ist ein „untypischer Oberrhätkalk“,
dickbankig, z.T. massig, korallenfrei, z.T. dolomitisiert. Am
Weg zur Zellinscharte kommt in den Kössenern wieder Korallenkalk vor. Der übrige Bereich bis zum Laserzkofel
wurde stratigraphisch nach der Innsbrucker Kompilation
übernommen, aber tektonisch überarbeitet. Zu diskutieren
ist die Position wandbildender Dolomitabbrüche (nach
REITNER Hauptdolomit, nach Modell Innsbruck Arlbergschichten). Da hier vielbenutzte Wanderwege (Karlsbader
Hütte etc.) verlaufen, sollte das Problem zweifelsfrei
geklärt werden.
Lage Kristallinspäne W Galitzenklamm
Eine extrem kleinräumige Verschuppung bewirkt, dass
selbst der Maßstab 1 : 10.000 eigentlich noch nicht zur Darstellung ausreicht. Prinzipiell werden die spröden Dolomitblöcke von quasiplastisch reagierendem Kristallin umflossen. In den benachbarten Rotkalken tritt eine kleine Antiklinalstruktur mit Liaskern auf. Es zeichnet sich ein engräumiger Sattel- und Muldenbau ab, der nur im Maßstab
1 : 10.000 sinnvoll darstellbar ist.
Lineamentmuster in Dolomitgebieten
Die Tendenz V-förmig am Grat knickender Lineamente
konnte im Gelände nicht bestätigt werden. Hier sollte eine
Luftbildbearbeitung weiterhelfen, soweit der Verlauf der
Sprödstörungen nicht durch die Kontrollaufnahmen (REITNER, HEINISCH) festgestellt wurde. Entsprechend der polyphasen Deformationsgeschichte sind zahlreiche Sprödstörungen im Hauptdolomit sichtbar. Diese verlaufen jedoch
selten vertikal und gerade, sondern sind gebogen und häu-
Blatt 180 Winklern
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
in der Kreuzeckgruppe
südlich von Lamitz
auf Blatt 180 Winklern
MARKUS M. MIEDANER & BERNHARD SCHULZ
(Auswärtige Mitarbeiter)
Das von einer Arbeitsgruppe des Instituts für Geologie
und Mineralogie der Universität Erlangen-Nürnberg aufgenommene Gebiet wird im NW durch die Möll im Talabschnitt zwischen Rangersdorf und Lamnitz begrenzt. Die
NE-Grenze bildet der Lamnitzbach; die SW-Grenze verläuft vom Lorenzenkopf nach Rangersdorf. Den südlichen
Abschluss bildet der Hauptkamm der Kreuzeckgruppe mit
dem Moritzhorn (2546 m) im Westen und dem Roten Beil
(2497 m) im Osten.
Vom Talboden der Möll und der Einmündung des Lamnitzbaches bis über die Waldgrenze stehen monotone
phyllitische Glimmerschiefer und Muscovitphyllite mit
394
schwankenden Gehalten an Quarz, Biotit, Graphit und
Granat an. Vereinzelt kommen Einschaltungen von Paragneisen vor.
Geringmächtige Einlagerungen von Amphibolit fanden
sich nur an einigen Forstwegaufschlüssen zwischen 1200
m und 1300 m Höhe südlich von Lamnitz.
Oberhalb von 2300 m und weiter bis in die Gratregion ist
eine Zunahme des Anteils Graphit führender Muscovitphyllite sowie der Häufigkeit und Mächtigkeit von AmphibolitEinschaltungen auffällig. Epidot-Chlorit-Schiefer begleiten
manchmal die Amphibolite.
Die einzelnen Metabasit-Vorkommen erreichen im
Kreuzeck-Kamm am Klingentörl, Taubichl und Roten Beil
Mächtigkeiten von mehr als 50 Metern und lassen sich zum
Teil über etliche 100 m im Streichen verfolgen. Bei den
Metabasiten tritt eine feinkörnige und feinlagige Varietät
mit Foliation und straffer linearer Einregelung der Amphibole wesentlich häufiger als grobkörnige Amphibolite ohne
Mineralregelung auf. Unter dem Mikroskop erkennt man in
den Amphiboliten grüne Hornblende in Paragenese mit Oli-
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
goklas, Epidot, Chlorit, Quarz und fallweise Calcit. Damit
dürften die Metamorphose-Temperaturen im Bereich der
Epidot-Amphibolitfazies liegen. Das Alter der Metamorphose ist noch nicht mit radiometrischen Datierungen
bestimmt worden. Aus den Datierungen in der Umgebung
kann man ein variskisches Alter der Hauptmetamorphose
und eine Überprägung alpidischen Alters vermuten. In der
Region mit den Metabasit-Einschaltungen treten etliche bis
m-mächtige Meta-Porphyroide auf. Größere Vorkommen
davon liegen östlich des Gippersees und westlich des
Roten Beils, lassen sich aber nicht weit im Streichen verfolgen. Die ehemaligen vulkanosedimentären Gesteine
führen bis 2 mm große Feldspäte in einer straff foliierten
Matrix mit Biotit. Sie sind den Meta-Porphyroiden der
Thurntaler Phyllit-Gruppe im W petrographisch sehr ähnlich. Die Hauptfoliation streicht im aufgenommenen Gebiet
einheitlich NNW–SSE und fällt mit 20–40° nach WSW. Im
Gegensatz zum östlich des Wöllabachs gelegenen Kristallin der Kreuzeckgruppe fanden sich im Aufnahmsgebiet
keinerlei Pegmatite und Pegmatit-Gneise anstehend oder
im Schutt. Ganggesteine sind an einem Forstweg bei 1480
m im Bereich des Moscherbachs anzutreffen. Es handelt
sich um einen grobkörnigen Tonalit-Porphyrit mit bis 5 mm
großem Granat östlich des Bacheinschnitts und um einen
feinkörnigen Lamprophyr westlich davon.
In Aufschlüssen am südwestlichen Talrand der Möll bilden Kataklasite und Harnischflächen Hinweise auf die
SW–NE-streichende Zwischenbergen-Mölltal-Störung mit
vermutlich sinistralem Versatz. Im NW–SE-verlaufenden
Einschnitt des Lamnitzbachs finden sich viele Störungsflächen und Harnische der in gleicher Richtung streichenden
Lamnitzbach-Störung. Diese beiden Störungsrichtungen
sind auch außerhalb des Aufnahmsgebiets häufig und
gehören zu einem konjugierten System von Seitenverschiebungen zwischen Tauernfenster-Südrand und Periadriatischem Lineament. In einem solchen System wären
dann an etwa N–S-gerichteten Linien wie der WöllabachStörung größere vertikale Blockbewegungen zu erwarten.
Eine 5 m mächtige Grundmoräne überlagert den felsigen
Talboden südlich von Rangersdorf. Der Südhang des Mölltals bei Rangersdorf zeigt ein gleichmäßig ansteigendes
Profil und eine Bedeckung von Hangschutt vermengt mit
Moräne. Die Verflachung des Hangprofils oberhalb 1900 m
zeigt die Lage der ehemaligen Trogschulter des würmzeitlichen Mölltalgletschers an. Zu Blockgletschern umgestaltete Rückzugsstadien liegen oberhalb von 2200 m südlich
des Gippersees und südlich der Ochsnerhütte im Nordkar
des Taubichls. Östlich des Lorenzenkopfs zeigen mehrere
mindestens 5 m tiefe Zerrspalten eine Hanggleitung in
Richtung des Gippersees an. Weitere HangbewegungsAreale, darunter eine Hanggleitung mit Großblöcken nordwestlich des Saberntörls (2200 m), finden sich um den Gipperbach, der dem tief eingeschnittenen Lamnitzbach-Tal
zufließt.
Blatt 182 Spittal an der Drau
Bericht 2003
über geologische Aufnahmen
im Quartär
auf Blatt 182 Spittal an der Drau
GERLINDE POSCH-TRÖZMÜLLER
(Auswärtige Mitarbeiterin)
Der Ausgangspunkt der Kartierungsarbeiten war eine
fertige Manuskriptkarte für das Blatt 182, auf welcher
jedoch wenig quartäre Sedimente und nahezu keine Hangbewegungen innerhalb der Goldeckgruppe ausgeschieden
waren. Die Aufgabenstellung umfasste die Kartierung
quartärer Sedimente und ganz besonders die Lokalisierung und Aufnahme von Massenbewegungen südlich des
Drautales.
Massenbewegungen
Den größten Anteil am Aufbau der Goldeckgruppe auf
ÖK 182 haben altpaläozoische Glimmerschiefer und Phyllite, auch Kalkmarmore treten hervor. Phyllite und Glimmerschiefer neigen aufgrund ihrer mechanischen Eigenschaften zu Massenbewegungen, welche in diesem Gebiet
wohl mit dem Abschmelzen der Gletscherzunge im Drautal
einsetzten. Entgegen der anfänglichen Erwartungen waren
die Geländeformen, die auf Massenbewegungen hinweisen, zumindest in einigen tiefer gelegenen Hangbereichen
nicht sofort offensichtlich (z.B. SW Unteramlach).
Bereich südöstliches Kartenblatteck – Oberamlach
In der SE-Ecke des Kartenblattes konnten die von Blatt
199 Hermagor auf das Blatt 182 reichenden Massenbewegungen weiter kartiert werden. Es handelt sich dabei um
ausgedehnte Sackungen, die sich von Ziebl bis südlich
Unteramlach erstrecken. Besonders auffällige Abrisskanten, die auch immer wieder als Felsabrisse ausgebildet
sind, findet man NE Drußnitz in etwa 700 m Höhe mit einer
Fortsetzung nach E unterhalb der Wiese des Altziebler
sowie in etwa 760 m Höhe. Zwischen 600 und 800 m Höhe
findet sich im Wald NE Drußnitz eine stark aufgelockerte
Zone mit Abrisskanten, Verebnungen und bis zu 100 m langen Zerrgräben.
Anzeichen auf Hangbewegungen findet man weiters auf
dem Hang SW Unteramlach (Kleinsaß). Die meist hangparallelen Abrisskanten zwischen 800 und 1100 m Höhe sind
undeutlich ausgebildet. Erst oberhalb Kt. 1165 (Sallacher)
sind im Wald deutliche Anzeichen von Zerlegung, „scharfe“
Abrisskanten und Zerrgräben (1230 m Höhe), zu finden.
Der Hang südlich Oberamlach (E Durachgraben) gibt nur
wenige undeutliche Hinweise auf Hangbewegungen.
Bereich Goldeck
Im Gebiet der Goldeck-Hochalm gibt es deutliche Zeugen von Hangbewegungen. Die Gipfel- und Gratregion ist
stark geprägt durch Auflockerungserscheinungen, aber
schon knapp unterhalb der Grate ist der Untergrund
bewegt. Fährt man mit der Seilbahn bis zur Bergstation,
sieht man deutlich, dass die oberste Stütze der Seilbahn
auf der abgesessenen Masse steht, während die Bergstation mit Restaurant bereits außerhalb der bewegten Masse
liegt.
Der Grat beginnend in 1900 m Höhe SW des Dorfes Goldeck über den Goldeck-Gipfel bis zum Martennock ist
durch zahlreiche deutliche Zerrgräben und Abrisskanten
gekennzeichnet, ebenso der Grat, der zwischen Goldeck
und Martennock nach N zieht. Die von diesen Graten eingeschlossenen Hänge zeigen deutliche Anzeichen auf tiefgründige Bewegung. Auch der Hang NW des Grates Goldeck Richtung SW – Kt. 2054, hat Rutschbereiche aufzuweisen. Die Morphologie ist hier und NW des Goldecks
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allerdings durch den Bau von Liftanlagen, Schipisten und
Straßen stark verwischt.
Der Bereich der Bürstelböden ist tiefgründig bewegt, die
Abrisskante ist entlang des Weges von Kt. 2054 gegen
WSW sehr deutlich zu verfolgen, immer begleitet von (der
Abrisskante parallel laufenden) Zerrgräben. Auch hier handelt es sich um tiefgründige Sackungen, wofür die hier
anstehenden phyllitischen Gesteine prädestiniert sind.
Südlich des Grates Kt. 2054 – Goldeck – Martennock findet man ebenfalls Hinweise auf Hangbewegungen, die
Abrisskanten sind jedoch weit weniger markant ausgebildet und die bewegten Bereiche weniger tiefgründig als an
den N- bzw. NW-schauenden Hängen. Besonders deutliche Hangbewegungsbereiche sieht man zwischen den beiden S-schauenden Karen.
Der Hang vom Dorf Goldeck bis ins Drautal (Schwaig)
weist immer wieder Zerrgräben auf, besonders von 1200 m
hinunter ist der Hang stark zerlegt.
Am Nordabhang der Weißwände (zwischen Kt. 1391 und
der Gendorfer Hütte/verf., Kt. 1220) sieht man ebenfalls
deutliche Anzeichen von Hangbewegungen, ebenso südlich des Alpenbühels (Kt. 1770). Von der Lampersberger
Alm gegen SE bis Jh. E Kt. 1720 dürfte der Hang nördlich
des Grates tiefgründig bewegt sein. Dieser Bereich wurde
bisher nur im Überblick begangen. Der Rücken zwischen
Kt. 1720 und Kt. 1772 (westl. Schwaiger Alm) ist durch
Zerrgräben und Abrisskanten intensiv zerlegt, wobei die
Richtung der Zerlegung (NW–SE) etwa der dort vorherrschenden Kluftrichtung entspricht. In 1700 m Höhe
(oberhalb der Hochalm- und der Unterhauserhütte) zieht
eine Abrisskante, die größtenteils als Felsabriss ausgebildet ist, nördlich des Rückens den Weg entlang.
Bereich Rosenheim – Sachsenburg – Weißwände
Westlich von Rosenheim zieht eine markante Abrisskante, die fast zur Gänze als Felsabriss ausgebildet ist, den
Hang hinauf Richtung WSW, verläuft unmittelbar N der
Wiese (Lampersberg) entlang Richtung Westen und biegt
etwa 500 m WNW der Kapelle (Kt. 952) nach Norden (den
Hang hinunter) ab, hier allerdings weniger deutlich. Entlang des oberen, W–E-verlaufenden Bereiches der Abrissnische findet man immer wieder kleinere Auflockerungserscheinungen, kleinere Zerrgräben oder trichterförmige Vertiefungen. Ein sehr markanter Zerrgraben im Fels
ist in 960 m Höhe im SW-Teil der Abrissnische zu finden.
Der von dieser Abrissnische eingeschlossene Bereich ist
tiefgründig bewegt, er zeigt eine inhomogene, unruhige
Morphologie und Auflösung in einzelne Schollen. Auch
kleinere Anhäufungen von Grobblockwerk sind zu finden.
Auch an den Hängen westlich und östlich, außerhalb dieser Abrissnische, gibt es Anzeichen für Massenbewegungen. Wahrscheinlich ist der gesamte Hang von Rosenheim
bis Sachsenburg von tiefgründigen Massenbewegungen
betroffen. Blickt man vom Drautal aus gegen Süden auf
diesen Hang, so sieht man, dass der Talfuß des gesamten
Hanges von Rosenheim bis Sachsenburg ins Tal hinein
„wandert“.
Der Bereich Schrielzwald/Schrölzberg – Sachsenburg ist
zwischen 800 m und 1120 m Höhe durch mehrere Abrisskanten und markante Zerrgräben geprägt. Die Auflösung
findet hauptsächlich in Richtung Norden statt, aber auch in
Richtung Oberdrautal (W) findet man Anzeichen auf Bewegung (E Feistritz oberhalb 700 m sowie entlang des Weges
vom Bärnbader Kreuz Richtung NW in etwa 1140 m Höhe).
Auch der südlichste der drei „Gipfel“ nördlich des Bärnbader Kreuzes ist durch eine Auflockerungszone geprägt.
Der „Festungsberg/Kalvarienberg“ unmittelbar südlich
von Sachsenburg scheint sich auch Richtung N/NE zu zerlegen. Dort befinden sich auch grabenartige Strukturen,
deren Herkunft aber aufgrund der Geschichte dieses Ber396
ges fraglich ist (hier standen einst Burgen, von denen nur
noch spärliche Reste erhalten sind).
Quartäre Sedimente
Quartäre Sedimente konnten im gesamten Gebiet
zumeist nur als geringmächtige Bedeckung mit glazialen
oder glaziofluviatilen Sedimenten festgestellt werden. Die
Aufschlussverhältnisse im Quartär sind schlecht, man findet entlang von Wegen und im Wald meist vereinzelt,
manchmal gehäuft, Gerölle bzw. Geschiebe, aber echte
Aufschlüsse sind selten. Neben gerundetem lokalem Material findet man zahlreiche Erratika: Serpentinit (aus den
Tauern), Orthogneis (Ostalpin oder Tauern), Tonalit, Epidotfels, Eklogit (Tauern oder Schober-Gruppe), Amphibolit
(Ostalpin oder Tauern), Granat-Amphibolit (Kreuzeckgruppe), Blauschiefer (Tauern), rote Perm-Sandsteine, Karbonate (Drauzug), Grünschiefer, tertiäre Ganggesteine.
Diese Geschiebezusammensetzung belegt einen aus
dem Oberdrautal kommenden Draugletscher, welcher
zumindest auf der südlichen Talseite des Lurnfeldes und
des Unterdrautales die Ablagerungen seiner Einzugsgebiete hinterlassen hat.
Bereich Oberamlach – Südostecke der Karte
An den Hängen zwischen Oberamlach – Durachgraben –
Südostecke der Karte konnte zumeist nur eine geringmächtige Quartärbedeckung festgestellt werden, Aufschlüsse sind selten.
Ein Aufschluss von anstehender, sehr fester (die Geschiebe sind selbst mit dem Hammer kaum aus der Matrix
zu lösen), grauer Grundmoräne befindet sich in einem kleinen, nicht in der Karte eingezeichneten Bach 1km ENE
Drußnitz. 200 m SSE dieses Aufschlusses ist entlang einer
neuen Forststraße ein Staukörper am Eisrand aufgeschlossen, welcher entlang dieser Straße bis zu den Eisrandterrassen-Aufschlüssen auf ÖK 199 zu verfolgen ist.
400 m SW Kt. 527 (Oberamlach) ist in einer Schottergrube ein Staukörper am Eisrand aufgeschlossen, ebenso 500
m WNW des Kleinsasserhofes. Aufgrund dieser Aufschlüsse und zahlreicher Geröllfunde wurden die Hänge zwischen Ober- und Unteramlach bis in 800 m Höhe als Eisrandterrasse ausgeschieden. Ein weiterer, kleiner Staukörper am Eisrand liegt 250 m E Kt. 1165 (Sallacher).
Die in der Karte als „Moränenstreu“ ausgeschiedenen
Bereiche östlich des Durachgrabens oberhalb 960 m Höhe
zeichnen sich im Gelände durch einzelne Geschiebe und
Hangschutt an den Böschungen der Forstwege aus. Echte
Moränenaufschlüsse konnten in diesen Bereichen keine
gefunden werden.
Bereich Goldeck – Hochalm
Der Boden des Kars südlich vom Goldeck ist zum Teil
planiert, ansonsten ist er von Moränenmaterial bedeckt.
Zwei Moränenwälle sind nördlich des Parkplatzes (Ghf.
Seetal) erhalten, SW des großen Parkplatzes liegt ein weiterer Moränenwall. Die Hänge sind durch Schutthalden und
Anhäufungen von Blockwerk geprägt.
Das nach Norden schauende Kar zwischen Goldeck und
Goldeckhütte weist ebenfalls Moränenbedeckung des Karbodens auf, in 1750 m Höhe ist der Rest eines Moränenwalls zu erkennen. Ein Teil des westlichen Karbodens
sowie ein großer Bereich der Ostflanke ist mit Grobblockwerk bedeckt. Im Bereich Dorf Goldeck – Mittelstation
macht es die Umgestaltung zu Schipisten schwer, zwei
(somit fragliche) Reste eines Moränenwalls zu erkennen.
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Hang vom Dorf Goldeck bis ins Drautal (Schwaig)
Erratika sind ab 1420 m abwärts zu finden. Auch hier ist
die quartäre Bedeckung sehr geringmächtig. In 1100 m
und 790 m Höhe wurden kleine Staukörper am Eisrand
ausgeschieden, da in den schlechten Aufschlüssen entlang des Weges eine Sortierung zu erahnen war.
Bereich Weißwände – Rosenheim –
Schrielzwald/Sachsenburg
Der weite, ebenere Bereich Schrielzwald/Schrölzberg –
Lampersberg – Bärnbader Kreuz ist mit einer dünnen
Schicht Moränenstreu überzogen, das Grundgebirge ist
vielerorts aufgeschlossen. Erratika findet man in diesem
gesamten Bereich, SE von Sachsenburg oberhalb von
etwa 900 m Höhe.
Auch südlich und SE des Bärnbader Kreuzes, bei Kt.
1391, liegt über dem Grundgebirge eine geringmächtige
Bedeckung aus Moränenstreu. Folgende Erratika konnten
entlang der Forststraße vom Bärnbader Kreuz Richtung
NW (Schrielzwald) gefunden werden, die zum Teil einen
der Drautalfurche folgenden Draugletscher belegen: Eklogit (Ostalpin oder Tauern), Orthogneis (wahrscheinlich
Tauern), Zentralgneis, Perm-Sandsteine (Drauzug), Tonalit-Ganggestein, Amphibolit, tertiäre Gänge. In einer Kurve
in 1160 m Höhe (~450 m NW Kt. 1151) befindet sich ein
möglicher Gletscherschliff.
Auf der Südseite der Drau, südlich von Schloss Drauhofen, fällt in 560 m Höhe eine Verebnung auf, die aufgrund
einiger Geröllfunde als fluviatile Bildung eingestuft wurde.
Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine postglaziale
– subrezente Bildung, eine „höhere Drau-Flur“ (vgl. Flur 17
u. 19 bei Ertl 1983).
Schlussfolgerungen
Im kartierten Gebiet findet man die Ablagerungen des
würmzeitlichen Draugletschers, von der kompakten Grundmoräne SE Unteramlach und großen Bereichen mit Moränenstreu bis zu den Eisrandterrassen einer frühen Eiszerfallsphase. Aufgrund der Geröllzusammensetzung wird
deutlich, dass zumindest ein Teil des Draugletschers der
Drautalfurche zunächst nach Norden und bei Sachsenburg
nach Osten gefolgt ist und im Zuge dessen die Bereiche
Schrölzberg – Schindelwald SE von Sachsenburg überfahren hat.
Durch das Abschmelzen der Gletscherzunge wurde dem
durch die erosive Wirkung des Gletschers übersteilten
Hang das Widerlager entzogen, was in den für Hangbewegungen prädestinierten Gesteinen der Goldeckgruppe
(Phyllite, Glimmerschiefer) zu ausgedehnten, tief greifenden Massenbewegungen führte. Dabei handelt es sich vorwiegend um Sackungen, langsam ablaufende Bewegungen mit hohem internem Energieverzehr. Die Formen der
Hangbewegungen in den oberen Bereichen (GoldeckHochalm, Weißwände, Sallacher) sind als deutlich jünger
einzustufen als die der unteren Hangbereiche. Das bedeutet, dass zunächst die unteren Hangbereiche in Bewegung
gerieten und auf diese Weise erst Platz schafften für eine
Auflockerung in den höher gelegenen Bereichen.
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