IeLg Indoeuropäische Literaturgeschichte Das indoeuropäische Erbe in Literatur & Mythologie Anhang III: Lexikon und Glossar Version 1.2 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Titel Indoeuropäische Literaturgeschichte – Anhang III: Lexikon und Glossar – Version 1.2 Herausgeber History Research Geschichtliche, kulturelle und philosophische Erforschung der Menschheitsgeschichte mit regionalen & überregionalen Schwerpunktforschungen. http://naryore.eu Verfasser Airell Viros Pendragon de Stadelove Erscheinungsdatum Jänner 2014 Copyright Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich nach dem Eu-Gesetz für geistiges Urheberrecht geschützt. Nachahmung, Nachdruck, Vervielfältigung, Übersetzung und digitale Nutzung, auch in Auszügen, ist nur mit dem Einverständnis des Urhebers erlaubt. Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Publikation, der Verbreitung in gedruckter oder elektronischer Form, auch durch Film, fotomechanische Wiedergabe, Bild- und Tonträger jeder Art und in allen Sprachen oder auszugsweise Nachdruck, vorbehalten. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 2 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Die wichtigste Voraussetzung für Wissen ist immer Neugier. Erich Rutemöller Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 3 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Inhaltsverzeichnis Seite Kapitel 6 Einleitung 7 Atharvaveda 8 Avesta 10 Bhagavad Gita 11 Bhagavatapurana 12 Brahma 14 Brahman 16 Buddha 17 Die Sibyllinischen Bücher 18 Die Veden 19 Dreifaltigkeit 20 Edda - Nordisches Schrifttum 21 Eurasien 22 Evangelium der Maria 23 Germanistik 24 Hinduismus 25 Immram Brain 26 Kosmogonie 27 Metamorphosen 28 Nag-Hammadi-Schriften 29 Origenes 30 Quellenmaterial zur hethitischen Religion 31 Reinkarnation Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 4 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Inhaltsverzeichnis Seite Kapitel 32 Schāhnāme 33 Upanishaden 34 Vedische Religion 35 Vedismus 36 Vishnuismus 38 Zoroastrismus Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 5 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Einleitung Dieses kleine Lexikon, dass stetig erweitert wird, dient als Glossar und Ergänzung zu dieser Forschungsarbeit, um schnell die Wichtigsten Begriffe zu finden. Lexikon (Mehrzahl: Lexika oder Lexiken; ältere Schreibweise: Lexicon) ist allgemein die Bezeichnung für ein Nachschlagewerk oder Wörterbuch im weiteren Sinn. Daneben wurde es vereinzelt als Synonym für ein Sprachwörterbuch verwendet. Im modernen Sprachgebrauch bezeichnet es heute zumeist ein Nachschlagewerk mit Sachinformationen (Realwörterbuch, Konversationslexikon, Sachwörterbuch), wobei je nach Umfang noch zwischen Lexikon im engeren Sinn und Enzyklopädie oder Biografien-Sammelwerk (Who’s Who) unterschieden wird. Umgangssprachlich und in der Werbung ist der Sprachgebrauch unscharf. Mitunter wird lexikografisch eine begriffliche Unterscheidung von Wörterbuch (sprachliche Information) und Lexikon (Sachinformation) gemacht. Dabei kommt es zwischen den Typen der Nachschlagewerke zu Überlappungen. Lexika lagen historisch naturgemäß meist in Buchform vor. Mittlerweile verstehen sich auch zahlreiche Websites als ebensolche. Insbesondere hat sich die Wikimedia dem freien Wissen und damit auch der Erstellung von Online-Lexika verschrieben, wobei Wikipedia strikt als Enzyklopädie und Wiktionary als Wörterbuch zu verstehen sind. Ein Glossar (lat. glossarium, griech. γλωσσάριο glōssario, zu γλῶσσα glōssa „Zunge“, „Sprache“) ist eine Liste von Wörtern mit beigefügten Erklärungen oder Übersetzungen. Das lateinische Wort glossarium bezeichnet dabei als Objekt ein "Buch", das (ver)alte(te) oder fremde Wörter erläutert. Glossare wurden in Antike und Mittelalter von Glossographen („Glossenschreibern“) als Sammlungen erklärungsbedürftiger Wörter (Archaismen, Dialektwörter, Fremdwörter) für das Grammatikstudium und als Hilfsmittel für die Erklärung von Texten (besonders Homers und der Bibel) erstellt. Seit spätantiker Zeit entstanden außerdem zweisprachige griechisch-lateinische und lateinischgriechische Glossare, die der Vermittlung der jeweils fremden Sprache dienten und im lateinischen Mittelalter dann den Anknüpfungspunkt für die Entstehung lateinisch-volkssprachlicher Glossare bildeten (Abrogans, Affatim-Glossar). Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 6 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Atharvaveda Der Atharvaveda (Sanskrit, m., अथववेद, Atharvaveda, alternativ Atharwaweda) ist eine der heiligen Textsammlungen des Hinduismus. Er enthält eine Mischung von magischen Hymnen, Zauberformeln und anderem Material, das offenbar sehr unterschiedlichen Alters ist. Obwohl vieles sprachlich deutlich jünger ist als die anderen drei Veden (zumindest des Rigveda), finden sich in ihm auch sehr alte Passagen. Man schätzt, dass der Atharvaveda in der zweiten Hälfte des letzten vorchristlichen Jahrtausends kanonisiert wurde, und auch dann erst mit den anderen drei Veden auf eine Stufe gestellt wurde. Er liegt in zwei Rezensionen oder Schulen vor, der bekannteren Shaunaka-Version, und der erst in jüngster Zeit besser erforschten Paippalada-Version. Der Atharvaveda umfasst 20 Bücher in 731 Hymnen mit ungefähr 6000 Versen. Ungefähr ein Siebtel des Atharvaveda ist aus dem Rigveda entnommen. Der Atharveda ist entstanden, als die Sesshaftwerdung in der Gangesebene schon abgeschlossen war. Das Wort für Tiger kommt hier vor, im früheren Rigveda hingegen noch nicht. Jeder der vier Veden, das sind Rigveda, Samaveda, Atharvaveda und Yajurveda, umfasst vier Textschichten. Die älteste Schicht sind jeweils die Samhitas (Hymnen), die nächste Schicht sind die Brahmanas (Ritualtexte), dann kommen die Aranyakas (Waldtexte) und zuletzt die Upanishaden (philosophische Lehren). Die anderen drei Veden waren bestimmten Priestern im vedischen Opferritual zugeteilt: der Hotri ("Rufer") musste den Rigveda auswendig können, der Udgatri ("Sänger") musste den Samaveda beherrschen, und der Adhvaryu (Opferpriester) musste die Mantras des Yajurveda kennen. Als der Atharvaveda in den Kanon aufgenommen wurde, wurde er schlichterhand dem Brahman (Oberpriester) zugeordnet, obwohl dieser Priester eigentlich die drei anderen Veden auswendig können musste, damit er das Ritual aus dem Hintergrund beobachten und bei Fehlern einschreiten konnte. Deswegen wird er auch als "Arzt des Opfers" bezeichnet. Die Zuordnung des Brahman zum Atharva Veda ist also eher willkürlich. Im Vergleich zu den drei anderen Veden hatte der Atharvaveda immer die Reputation, vor allem mit Magie zu tun zu haben. Atharvan bedeutet ursprünglich Feuerpriester. Eine andere Sorte Priester waren die Angiras. Magische Formeln, die helfen den Kranken zu heilen, waren Sache der Atharvans. Schwarze Magie, um Feinden oder Rivalen zu schaden, war die Sache der Angiras. Die Heiligkeit des Atharvaveda wurde wegen dieser magischen Inhalte immer etwas in Zweifel gezogen. Der Atharvaveda ist von großer Bedeutung hinsichtlich der medizinischen Vorstellungen der damaligen Zeit. Die Lieder und Zauber zum Heilen von Krankheiten gehören zu den magischen Heilriten (bhaishajyani). Exorzismus und "Frauenriten" (Liebesmagie) werden ebenso beschrieben. Der Atharvaveda öffnet also ein Fenster zu einer völlig anderen Welt als die des Rigveda. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 7 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Avesta Das Avesta (Pahlavi: ʾp(y)stʾk / abestāg; vermutlich aus altiranisch *upa-stāvaka-, „preisen“) stellt das heilige Buch der auf den iranischen Religionsstifter Zarathustra zurückgehenden Religion Zoroastrismus dar. Es besteht aus einer Sammlung verschiedener Texte unterschiedlicher sprachlicher und stilistischer Art sowie zeitlicher Abstammung und enthält unter anderem die dem Propheten selbst zugeschriebenen Gathas. Das Werk wird ausschließlich in einer alten iranischen, konkret in einer am ehesten nordostiranischen Sprache formuliert, dem Avestischen. Jüngere Teile zeigen stilistische Unsicherheiten und Unregelmäßigkeiten, welche teils vermuten lassen, dass die Autoren bereits keine Muttersprachler im Bezug auf die avestische Sprache mehr waren bzw. diese sich bereits in einem erheblichen Veränderungsprozess befand. Hierauf beruht die Folgerung, dass die jüngeren Verfasser bereits in einer toten heiligen Sprache formulierten. Da das Avestische schon im Sassanidenreich und somit vor der islamischen Eroberung Persiens unverständlich gewesen sein muss, bildete sich die Zend-Literatur zur Übersetzung und Kommentierung der avestischen Texte über die mittelpersische Sprache. Diese Literatur ist heute zu einem großen Teil nicht mehr erhalten. Während die mittelpersische Schrift zur lautlichen Wiedergabe sehr uneindeutig war, wurde wahrscheinlich in dieser Epoche, d. h., zwischen dem dritten und dem siebten Jahrhundert n. u.Z., zur eindeutigen Wiedergabe der bereits toten Sprache des Avestas die avestische Schrift entwickelt, welche bis heute verwendet wird. Es ist in der Forschung umstritten, wann die ersten Abschnitte des Avesta entstanden sind. Die verschiedenen Angaben erstrecken sich meist auf die Epoche zwischen dem 8. Jahrhundert v.u.Z. und - gemäß dem „Jahr der Religion“ in Pahlavi-Schriften - 1737 v.u.Z. Dem Buch Ardaviraf-Namak, einem mittelpersischen Werk aus dem 3.-4. Jahrhundert n.u.Z., ist ein Bericht über eine in achämenidischen Archiven aufbewahrte und durch „Alexander den Römer“ verbrannte Niederschrift des Avestas zu entnehmen. Gemäß Denkard, einem späteren mittelpersischen Werk aus dem 8.-9. Jahrhundert, veranlasste der iranische Großkönig Valkhas, welcher am ehesten mit dem parthischen Herrscher Vologaeses I. identifiziert wird, die erneute Sammlung und Zusammenstellung der Texte des Avestas. Im 3. christlichen Jahrhundert erfolgte im Auftrag Ardaschirs I. unter der Leitung des Hohepriesters Tansar eine erneute Zusammenstellung und Redaktion, welcher unter Schapur I. und dem Mobedan-Mobed Kartir eine weitere folgte. Ein Teil des heutigen Textes, hierbei insbesondere das Khordeh Avesta, wird dem Mobedan-Mobed Azarpad Mehrespandan zugeschrieben. Mündlich tradiert wurde das sakrale Werk schon in vorhistorischer Zeit. Die älteste entdeckte Niederschrift stammt mit dem „Ashem-Vohu-Manuskript“, erworben 1907 durch Sir Aurel Stein in Dunhuang und derzeit befindlich in der British Library, aus dem 9. Jahrhundert n.u.Z. und enthält einen mitteliranischen, sogdischen Text. Abgesehen von diesem stammt das älteste, derzeit vorliegende Manuskript vom Ende des 13. Jahrhunderts n.u.Z. und wird mit 1288 datiert. Der Terminus Avesta („Avista“, Pahlavi: Abestâg) begegnet uns nicht vor der Zeit der Sassaniden. Es bestehen verschiedene Angaben zur Bedeutung des Wortes. Hierbei wird seitens verschiedener Autoren die Bedeutung „Grundtext“ angenommen. Dem Begriff zugrundegelegt werden u. a. die Begriffe Abastâ, auf den altpersischen Keilinschriften zu finden, und Upastâk, zu finden im Buch Denkard. Teils wird die Bedeutung „Wissen“ oder „Kunde“ postuliert und auf den Stamm „vid“ („Wissen“) im Avestischen und im Sanskrit hingewiesen. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 8 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Der Begriff Zend (oder Zand) dagegen bezieht sich auf mittelpersische Kommentare und Übersetzungen, welche die Priester wegen der verlorengegangenen Kenntnisse der alten Sprache des Avesta (Avestisch) erstellt hatten. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 9 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Bhagavad Gita Die Bhagavad Gita (Sanskrit, f., भगव गीता, gītā - Lied, Gedicht; bhagavan - der Erhabene, Gott; „der Gesang des Erhabenen“), verkürzt auch nur Gita, ist eine der zentralen Schriften des Hinduismus. Sie hat die Form eines spirituellen Gedichts. Der vermutlich zwischen dem fünften und dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert entstandene Text ist eine Zusammenführung mehrerer verschiedener Denkschulen des damaligen Indien auf Grundlage der Veden, der Upanishaden, des orthodoxen Brahmanismus, des Yoga u. a. m., steht aber den Upanishaden gedanklich am nächsten. Hindus betrachten die Lehren der Bhagavad-Gita traditionell als Quintessenz der Veden. Beim Studium ergeben sich oft scheinbare Widersprüche: Während einige Stellen anscheinend einen Dualismus lehren - die Zweiheit von Natur und Geist, von Gott und Mensch -, lehren andere die Einheit. Durch diese unterschiedlichen Auslegungsmöglichkeiten ist das Gedicht Mittelpunkt für die verschiedensten Glaubensrichtungen. Die Lehren der Bhagavad-Gita sind eingebettet in einen umfangreichen episch-dramatischen Kontext, in das Epos Mahabharata („die große Geschichte der Bharatas“). Die Söhne des Fürsten Pandu werden von ihrem Onkel Dhritarashtra aus dem Stamm der Kurus und von dessen Söhnen um ihren rechtmäßigen Thronanspruch betrogen und immer wieder Verfolgungen ausgesetzt. Schließlich kommt es auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra, der „Stätte der Kurus“, zu einer großen Schlacht. Arjuna, der dritte der Söhne des Pandu, befindet sich in einem persönlichen Konflikt zwischen der Zuneigung zu seinen Verwandten auf der Gegenseite und seiner Pflicht als Fürst und dem rechtmäßigen Anspruch seiner Familie auf Land und Thron. Er ist „von Furcht überwältigt“ und weigert sich zu kämpfen. Auf seinem Streitwagen (sanskrit: Ratha) befindet sich Krishna als Wagenlenker. Dieser versucht Arjuna durch religiös-philosophische Unterweisung aus seinem Zwiespalt zu befreien und zum Kampf zu bewegen. Mag es auch einen historischen Hintergrund für diese Schlacht geben, der Text der Bhagavadgita ist nicht als geschichtlich zu betrachten. Viele Hindus sehen ihn als Allegorie. Eine mögliche und weit verbreitete Sichtweise ist, dass es sich um ein Zwiegespräch handelt zwischen der inneren Göttlichkeit, verkörpert durch Krishna, und der menschlichen Seele, die Arjuna darstellt: das Schlachtfeld sei das Leben, und die feindlichen Heerscharen, gegen die Arjuna antreten muss, verkörperten die menschlichen Schwächen, die besiegt und überwunden werden müssten. Neben dieser sich auf das Individuum beziehenden Deutung ist es möglich, der Bhagavadgita eine Deutung zu geben, die sich auf die Menschheit als Ganzes bezieht. In dieser evolutionären Anschauung ist die Schlacht ein Aufeinandertreffen der asurischen, egoistischen Kräfte mit denen der göttlichen Ordnung. Arjuna und seine Mitstreiter werden in diesem Bemühen von Krishna, dem Avatar, angeführt und unterstützt. Das Bild der Kutsche mit Krishna als Wagenlenker und dem verzweifelten Arjuna ist ein bekanntes und weit verbreitetes Motiv darstellender Kunst und als Wandschmuck in vielen Hindu-Haushalten zu finden. Eine populäre Deutung dieses geistigen Bildes enthält die Katha-Upanishade: Erkenne den Atman als den Herrn der Kutsche. Der Körper ist der Wagen, die Buddhi (Vernunft) der Wagenlenker und das Denken die Zügel. Die Sinne sind die Pferde, die Objekte die Wege.(II.3-4) Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 10 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Bhagavatapurana Das Bhagavatapurana (Sanskrit, भागवतपरु ाण, Bhāgavata-Purāṇa, in etwa: „Das alte Buch von Gott“) ist eine heilige Schrift des Hinduismus vishnuitischer Prägung. In 18.000 Versen, die auf 12 „Bücher“ aufgeteilt sind, erzählt es Geschichten von Vishnu und seinen Avataras, von denen der bekannteste Krishna ist. Im 10. Buch werden die Kindheit und die Jugend Krishnas behandelt, der mit seinem Charme und seiner Schönheit die Hirtenmädchen (Gopis) seines Dorfes in seinen Bann zieht. Die ekstatische Liebe dieser Mädchen zu Krishna gilt als Symbol für Bhakti, die mystische Sehnsucht und Liebe der Seele nach Gott. Das Bhagavatapurana ist eines der berühmtesten Puranas. Botschaft ist, dass Vishnu bzw. Krishna der höchste Gott sei. Vishnu wird auch als „Bhagavan“ angeredet, die Anhänger des Vishnu werden auch bhagavatas genannt. Im religiösen Ritualtheater heißen bhagavata die männlichen Darsteller üblicherweise brahmanischer Herkunft. Bhagavata Mela ist ein religiöses Tanzdrama zu Ehren Vishnus, das nur in drei Dörfern nahe der südindischen Stadt Thanjavur aufgeführt wird. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 11 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Brahma Brahma (Sanskrit, m., मा brahmā) ist der Name eines der Hauptgötter im Hinduismus. Die weiteren Hauptgötter sind Vishnu (Bewahrung) und Shiva (Zerstörung), mit diesen beiden bildet Brahma die Trimurti. Seine Gattin ist Sarasvati. In der Trimurti stellt Brahma das Prinzip der Schöpfung dar. Die Kenner des Brahman (die Brahmanen) ließen ihm, als dem Schöpfer des Priestertums, besondere Verehrung zuteilwerden. Diese Verehrung hat gegenüber den weiteren Hauptströmungen des Hinduismus (Vishnuismus, Shivaismus, Shaktismus) heute stark an Bedeutung verloren. Auf Darstellungen ist Brahma meist mit vier Gesichtern und vier Armen sowie mit Gebetskranz und Veden (älteste indische Literatursammlung) zu sehen. Sein Symbol und Begleittier ist die mystische Gans, die ihn geistesschnell an jeden gewünschten Ort im Universum fliegen kann. Sie ist auch an seinem bedeutendsten Tempel im indischen Pushkar aus dem 14. Jahrhundert über dem Eingangstor abgebildet. In der öffentlichen Anbetung stand Brahma gegenüber allen anderen Gottheiten historisch immer zurück, in der Mythologie dagegen spielt er noch heute eine wichtige Rolle. Brahma gilt als Begründer einer der vier klassischen Vaishnava-Guru-Linien, heute bekannt als Brahma-GaudiyaSampradaya, welche durch Chaitanya stark geprägt wurde. Die personale Gottheit Brahmā hat ihren existenziellen Ursprung in der Vorstellung des Brahman, einer gestaltlosen (arūpa), eigenschaftslosen (nirguna) und unerkennbaren (acintya) Entität. Die Personifizierung dieser nicht greifbaren Macht vollzog sich sprachlich lediglich durch die Verschiebung des Akzentes und durch den dadurch entstehenden Genuswechsel, inhaltlich war der Wunsch nach einem omnipotenten Schöpfergott, der über ein klar benennbares Bewusstsein und eine definierte äußere Form verfügen musste, ausschlaggebend. Da der Veda jedoch nichts über eine Gottheit mit dem Namen Brahmā überlieferte, musste dieser nun mit bereits bestehenden und durch den Veda belegten Gottheiten identifiziert werden. Hierfür bot sich ein bis dato namenloser Gott mit dem Titel "Herr der Geschöpfe"(Prajāpati) an, der fortan Brahmā zugeordnet wurde. Weitere Legitimation erfuhr die neu erschaffene Gottheit Brahmā durch die Assoziation mit der bereits bekannten Vorstellung eines goldenen und unvergänglichen Embryos (hiranyagarbha), welcher sowohl über Leben als auch über den Tod herrschte und gegenüber anderen Gottheiten weisungsbefugt war. Ferner galt diese Gottheit als Schöpfer der Erde und des Himmels. Diese personifizierte Schöpfergottheit findet im Rigveda vor allem unter den Namen Prajāpati und Purusha, in späterer Zeit unter den Namen Bhagavān oder Īshvara Erwähnung. In dieser Entstehungsgeschichte zeigen sich erstmals Ansätze monotheistischen Denkens, welches sich ab dieser Zeit als Gegensatz zum monistischen Denken etablierte, sowie die aufkommende Hierarchisierung der Götter, nach welcher Brahmā allen anderen Göttern übergeordnet war. In der Literatur finden verschiedene Wörter ihren Niederschlag, die zum Teil in der gleichen Wortform verwendet werden, mit dem hier erörterten Brahma aber nichts zu tun haben: Brahman (Sanskrit, n., मन brahman „die Weltseele“) ist ein zentraler Begriff der hinduistischen Philosophie, vor allem im Vedanta und den Upanishaden. Das Brahman ist in seinem Wesen identisch mit Atman, dem inneren Kern des Menschen. Brahmanas (Sanskrit, n., ा म brāhmaṇa) sind Ritual- und Opfertexte und Bestandteil der Veden. Die Brahmanas sind um ca. 800 v.u.Z. entstanden und beschreiben Opferzeremonien, wie z. B. das Agnicayana (Feueropfer). Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 12 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Brahmanen (Sanskrit, m., ा मण brāhmaṇa „der das Brahman kennt“) sind Mitglieder der obersten hinduistischen Priester- und Gelehrten-Kaste und gelten in den alten Schriften als unverletzlich. Heute üben die Brahmanen auch andere Berufe aus. Brahmavihara (Sanskrit) ist der Titel einer grundlegenden Meditation im Buddhismus, in dem es um das Erzeugen von vier im Buddhismus als tugendhaft anerkannte Motivationen geht. Im Mahayana wird gerne der Ausdruck „die vier Unermesslichen“ (tib. tshad med pa bzhi) verwendet, im Theravada „die himmlischen Verweilzustände“. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 13 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Brahman Brahman (Sanskrit, n. ( मन ् bráhman) bezeichnet in der hinduistischen Philosophie die unveränderliche, unendliche, immanente und transzendente Realität, welche den ewigen Urgrund von allem darstellt, was ist. Die älteste Bedeutung des Wortes in den Veden ist "heiliges Wort" oder "heilige Formel" und gewann hier die allgemeine Bedeutung einer "heiligen Kraft" an sich. Seit den Upanishaden steht das Wort Brahman für das Absolute, also das, was unwandelbar bleibt, behielt jedoch daneben seine ursprüngliche Bedeutung bei, nämlich die der "heiligen Rede" Brahman ist ein unpersönliches Konzept vom Göttlichen, das keinen Schöpfer und keinen Lenker beinhaltet, ein Urgrund des Seins, ohne Anfang und ohne Ende. Brahman ist nicht definierbar in Raum und Zeit. Obwohl attributlos, wird es doch als Sat-Chit-Ananda (Sein-BewusstseinGlückseligkeit) beschrieben. Es ist auch das Unsterbliche, das über den Göttern steht. Im hinduistischen Glaubensleben sind die jeweiligen bevorzugt verehrten Götter das höchste Brahman. So stellt für Anhänger von Shiva dieser das Brahman dar, für Anhänger der Göttin eine ihrer Formen, während Vishnu-Verehrer diesen als das höchstes Brahman betrachten. Die Upanishaden beschäftigen sich intensiv mit der Definition des Begriffes, so erklärt ein viel zitierter Spruch in Sanskrit: „sarvam khalvidam brahma - wahrlich, alles ist Brahman.“ - Chandogya Upanishad (2.14.1) Da keine Aussage das Brahman definieren kann, sagt der Weise: neti, neti - nicht so, nicht so. Auch die Brihadaranyaka-Upanishad (3.8.8) beschreibt das Brahman, in dem sie alle Eigenschaften verneint: „Dieses... nennen die Kenner des Brahman das Unvergängliche. Es ist nicht grob, nicht fein; nicht kurz, nicht lang; blutlos, fettlos; schattenlos, finsterlos; windlos, raumlos; ohne Haftung; ohne Tastsinn, ohne Geruchssinn, ohne Geschmackssinn, ohne Gesichtssinn, ohne Gehörsinn; ohne Sprachfähigkeit, ohne Denkfähigkeit; ohne Wärme, ohne Atem, ohne Mund; ohne Name, ohne Geschlecht; nicht alternd, nicht sterbend; bedrohungslos, unsterblich; ohne Raum, ohne Laut; nicht geöffnet, nicht geschlossen; nicht folgend, nicht vorangehend; nicht außen, nicht innen. Nichts langt hin zu ihm, niemand langt hin zu ihm...“ Im Zeitalter der Upanishaden (750-500 v.u.Z.) werden Brahman und Atman als Wesenseinheit begriffen, die das wahre Wesen der Welt repräsentieren. Dieses Eine wird universell als Brahman, im Einzelnen als Atman erkannt. „Dieser ist mein Atman im inneren Herzen, kleiner als Reiskorn oder Gerstenkorn oder Hirsekorn oder eines Hirsekornes Kern. Dieser ist mein Atman im inneren Herzen größer als die Erde, größer als der Himmel, größer als die Welten. […] Der Allwirkende, Allwünschende, Allriechende, Allschmeckende, dies All in sich Fassende, Wortlose, Achtlose, dieser ist meine Seele im inneren Herzen, dieser ist das Brahman, zu dem werde ich, von hier abscheidend eingehen. Wem solches ward, fürwahr, für den gibt es keinen Zweifel.“ - Chandogya-Upanishad (3.14) Ein zentraler Satz der Chandogya Upanishade lautet: Tat tvam asi, „Das bist du“. Er drückt die Einheit des Menschen mit dem Brahman aus. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 14 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte In der Bhagavadgita beschreibt Krishna dem Helden Arjuna das Brahman: „Von Sinnesbanden unbeschränkt, erglänzt es wie durch Sinneskraft. Es trägt das All, und unberührt genießt es jede 'Eigenschaft'. Ist in und außerhalb der Welt, fest und beweglich, Ardschuna, so fein, dass niemand es gewahrt. Es ist zugleich entfernt und nah. Zerteilt durchdringt die Wesen es und bleibt in Wahrheit ungeteilt. Erhält ihr Sein durch seine Kraft, schafft und zerstört sie unverweilt. Das 'Licht der Lichter' heißt man es, das jenseits alles Dunkels thront, Erkennen und Erkenntnisziel; in jedes Wesens Herz es wohnt.“ - Bhagavad-Gita (13.14-17) Im Vedanta wurde der Begriff des Brahman und sein Verhältnis zur Einzelseele in den verschiedenen Schulen unterschiedlich interpretiert. Eine häufige und historisch eminent wichtige Verwechslung ist die zwischen den Bezeichnungen Brahman (neutral) und dem männlich gedachten Schöpfergott Brahma. In der Literatur kommt es zu vielerlei irreführenden Behauptungen nur auf Grund dieser Verwechslung, zumal diese unterschiedlichen Begriffe im Sanskrit auch ähnlich dekliniert werden. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 15 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Buddha Buddha (Sanskrit, m., बु , buddha, wörtlich „Erwachter“, chinesisch fó 佛, vietnamesisch Phật 佛 oder bụt ) bezeichnet im Buddhismus einen Menschen, der Bodhi (wörtlich „Erwachen“) erfahren hat und den Ehrennamen des indischen Religionsstifters Siddhartha Gautama, auch „Buddha“ genannt, dessen Lehre die Weltreligion des Buddhismus begründet. Im Buddhismus versteht man unter einem Buddha ein Wesen, welches aus eigener Kraft die Reinheit und Vollkommenheit seines Geistes erreicht und somit eine grenzenlose Entfaltung aller in ihm vorhandenen Potenziale erlangt hat: vollkommene Weisheit (Prajna) und unendliches, gleichwohl distanziertes Mitgefühl (Karuna) mit allem Lebendigen. Er hat bereits zu Lebzeiten Nirvana verwirklicht und ist damit nach buddhistischer Überzeugung nicht mehr an den Kreislauf der Reinkarnation (Samsara) gebunden. Das Erwachen ist von transzendenter Natur, mit dem Verstand nicht zu erfassen, ist „tief und unergründlich wie der Ozean“, weshalb sich diese Erfahrung einer Beschreibung mit sprachlichen Begriffen entzieht. Ihre Qualität ist für Menschen, die diese Erfahrung nicht selbst gemacht haben, nicht nachzuvollziehen. Eine Buddha-Erfahrung tritt nach der buddhistischen Tradition sehr selten auf; daher ist ein Zeitalter, in dem ein Buddha auftritt, ein „glückliches Zeitalter“. Denn es gibt sehr viele „dunkle“ Zeitalter, in denen kein Buddha auftritt und deshalb auch keine Lehre der endgültigen Befreiung befolgt werden kann. Der Buddha des nächsten Zeitalters soll Maitreya sein, während Kashyapa, Kanakamuni und Dipamkara drei Buddhas der Vergangenheit waren. Insbesondere der tantrische Buddhismus (Vajrayana) kennt eine Fülle von Buddhas, die auch transzendente Buddhas, Adibuddhas (fünf Dhyani-Buddhas) oder Tathagatas genannt werden. Das Wort „Buddha“ bedeutet „der Erwachte“ und ist im Sanskrit und in den von ihm abgeleiteten mittelindischen Sprachen die Stammform des Partizips der Vergangenheit der Verbalwurzel budh („erwachen“). Der Nominativ des Wortes „Buddha“ lautet im Sanskrit Buddhas, in der mittelindischen Pali-Sprache Buddho, und einige Forscher verwenden deshalb diese Formen. Da jedoch in der abendländischen Wissenschaft indische Wörter nach dem Vorbild der einheimischen Lexikographen und Grammatiker nicht in der Nominativ-, sondern in der Stammform gebraucht werden, hat sich allgemein die Form Buddha eingebürgert. Weil Sanskrit eine indogermanische Sprache ist, findet sich die Verbalwurzel budh bzw. indogermanisch *bheudh mit der Bedeutung „erwachen, beachten, aufmerksam machen“ in abgewandelter Form auch in vielen europäischen Sprachen wieder. So sind beispielsweise das deutsche Wort „Gebot“ und das Wort „Buddha“ linguistisch miteinander verwandt. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 16 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Die Sibyllinischen Bücher Die Sibyllinischen Bücher waren eine Sammlung von Orakelsprüchen in griechischen Hexametern, die während der gesamten Geschichte des Römischen Reichs in Krisensituationen zu Rate gezogen wurden. Die älteste Sammlung sibyllinischer Orakel scheint in der Zeit des Solon und Kyros in Gergis auf dem Berg Ida erstellt worden zu sein; sie war der Sibylle von Marpessos zugeordnet und wurde im Tempel des Apollon in Gergis aufbewahrt. Von Gergis kam die Sammlung nach Erythrai (Attika) und nach Cumae zur Sibylle von Cumae, die Aeneas nach Vergil vor seinem Abstieg in die Unterwelt (Aeneis VI, 10) befragte. Der halblegendäre letzte römische König Tarquinius Superbus soll die Sibyllinischen Bücher einer Wahrsagerin (Sibylle) abgekauft haben. Die Geschichte des Erwerbs der Sibyllinischen Bücher durch diesen letzten König von Rom ist eines der berühmten mythischen Elemente römischer Geschichte. Eine (alte) Frau bot dem Etrusker Tarquinius neun Bücher dieser Prophezeiungen zum Kauf an, was der König aufgrund des geforderten horrenden Preises ablehnte; daraufhin verbrannte sie drei der Bücher und bot den Rest zum gleichen Preis erneut an. Tarquinius lehnte ein zweites Mal ab, sie verbrannte drei weitere Bücher und wiederholte ihr Angebot. Jetzt lenkte Tarquinius ein, erwarb die letzten drei Bücher zum vollen Preis und brachte sie anschließend in einem Gewölbe des Jupitertempels auf dem Kapitol unter. Bei der Wahrsagerin soll es sich um die Sibylle von Cumae gehandelt haben, eine Sibylle, die nach Vergil (Aeneis VI, 10) schon Aeneas, dem mythischen Ahnen der Römer, nach seiner Landung in Italien von der Zukunft Roms prophezeit hatte. Aber auch wenn die Bücher so ihr zugeschrieben werden, gehen sie doch auf die oben genannten Ursprünge sibyllinischer Orakel zurück. Die Übernahme der Sibyllinischen Bücher aus Cumae soll eine Reaktion gegen den kulturellen Einfluss Etruriens und den Beginn einer eigenstaatlichen Religionspolitik in Rom darstellen. Das Wissen von den drei verbliebenen Büchern der Sibylle wird noch nach 317 n.u.Z. von Lactantius und von Origenes zitiert. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 17 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Die Veden Ihre Bezeichnung bedeutet wörtlich Wissen (indog. Wurzel: vid-, daraus auch griech.: Idee, lat.: videre = sehen, deutsch: wissen), und gemeint ist damit das höchste und wichtigste Wissen um die Götter und den Ursprung aller Dinge. Ihr Ursprung ist ungewiß. Sie müssen in mündlicher Tradition in Priestergemeinschaften und Familien jahrhundertelang gepflegt und gehütet worden sein, ehe sie auch schriftlich fixiert wurden. Dies geschah um 600 v.u.Z. Als Schriftenkorpus liegen vier "Sammlungen" (Samhita) vor: 1. Rig-Veda (von rik = Vers). Er ist wohl die älteste und jedenfalls wichtigste Sammlung, deren Inhalt in den übrigen nur in anderer Anordnung wiedergegeben wird. Er besteht aus 1017 Hymnen (Suktas) und zusätzlich 11 weiteren, offensichtlich aus späterer Zeit, also insgesamt 1028. Sie sind in 8 Abschnitte (ashtakas = "Achtergruppe"), diese wieder in Kapitel, schließlich in 10417 Verse (Riks) eingeteilt, die insgesamt aus 153826 Wörtern (Padas) bestehen. Diese genaue Zählung der Bestandteile hat sich für die zuverlässige Überlieferung seit den ältesten Zeiten als außerordentlich nützlich erwiesen. Es existiert noch eine konkurrierende Einteilung in 10 "Kreise" (Mandalas) und 85 Abschnitte (Anuvakas) bei gleicher Hymnenzahl. 2. Sama-Veda (von saman = Gesang). Er besteht aus 1549 Versen, von denen nur 78 nicht auf den Rig-Veda zurückgeführt werden können. Nach der Tradition handelt es sich um Gesänge, die durch den Opferpriester (Utgatar) bei der Spendung von Opfertränken (Soma) zu singen sind. 3. Yayur-Veda (von yayus = Opferspruch). Er liegt in zwei Redaktionen vor, gewöhnlich als "schwarzer Yayur" (Taittiriya Samhita) und "weißer Yayur" (Vajasaneyi Samhita) bezeichnet. Der schwarze Yayur scheint älter zu sein. Er ist in 7 Bücher (Kandas), 44 Kapitel (prasnas), 651 Abschnitte (Anuvakas) und 2198 "Stücke" (Kandikas) von durchschnittlich 50 Wörtern eingeteilt. Der weiße Yayur umfaßt 40 Kapitel mit 303 Abschnitten und 1975 Kandikas. Er scheint jünger zu sein und hat mehr systematischen Charakter. Inhaltlich besteht der Yayur-Veda fast ausschließlich aus leicht variierten Hymnen des Rig-Veda, jedoch treten einige Prosa-Passagen hinzu. Er richtet sich an den Opferpriester (Adhvaryu), der diese Hymnen beim Opfer rezitiert. 4. Atharva-Veda (von atharvan = Name eines Priesters). Er scheint wesentlich jünger zu sein als die anderen und enthält neben 760 Hymnen in 6000 Versen (z. T. des Rig-Veda) beträchtliche ProsaAnteile. Gegenüber dem priesterlich-esoterischen Charakter der anderen Samhitas hat er einen exoterischen Grundzug. Gleichwohl wird er für das Ritenbuch des Oberpriesters (Brahman) schlechthin gehalten und daher auch als Brahman-Veda bezeichnet. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 18 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Dreifaltigkeit (Heilige) Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit oder Trinität (lateinisch trinitas, griechisch τριάς trias ‚Dreizahl, Dreiheit‘) bezeichnet in der christlichen Theologie die Wesens-Einheit von Gott Vater, Sohn (Jesus Christus) und Heiligem Geist. Sie werden als drei aus Gott entsprungene Personen oder Hypostasen der Trinität, nicht aber als drei Substanzen oder drei Götter aufgefasst. Motive aus biblischer Überlieferung, früher Gebets- und Redeweise und theologischer Begriffsbildung führen zum kirchlichen Trinitätsdogma. Ab dem 4. Jahrhundert wurde eine formelle Trinitätslehre ausgebildet. Der Mensch Jesus von Nazareth, von dem schon im Neuen Testament Göttliches ausgesagt wird, wird wie der Heilige Geist als „wesenseins“ mit Gott, dem Vater, verstanden und verehrt. Die Glaubensbekenntnisse der Mehrzahl der christlichen Glaubensgemeinschaften beinhalten die Dreieinigkeit. Die Gegenposition vertreten die Nichttrinitarier, etwa die Unitarier. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 19 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Edda - Nordisches Schrifttum Edda (nord. "Urgroßmutter"), ist eine Sammlung nordischer Dichtungen, die in zwei grundsätzlichen Versionen vorliegt. Der Name Edda wird zunächst für das Werk des isländischen Dichters und Historikers Snorri Sturluson benutzt. Er verfasste um 1220 auf Island ein umfangreiches Werk über Mythen und Dichtkunst, es ist unter den Bezeichnungen „Prosa-Edda”, „Jüngere Edda” oder nach ihrem Verfasser „Snorri-Edda” geläufig (Den Inhalt dieser Edda seht ihr weiter unten). Die "Snorri-Edda" besteht aus drei Hauptteilen, nämlich Gylfaginning, Skáldskaparmál und Hattatal. Das Werk Gylfaginning musste sich allerdings der christlichen Zensur beugen, und so wurden die Götter als Könige dargestellt, die ihrer asiatischen Herkunft wegen Asen hießen. Um 1270 (1240?) niedergeschrieben wurde die „ältere Edda” („Lieder-Edda”, „Poetische Edda”, fälschlich dem isländischen Gelehrten Sæmundur zugeschrieben, daher auch „Sæmundar-Edda”), sie ist somit jünger als Snorris Edda. Sie wird aber deshalb "ältere Edda" genannte, weil sie auf ältere gesicherte Quellen zurückgeht. Sie gilt als Sammlung von Dichtungen vieler unbekannter Autoren. Die "Lieder-Edda" besteht aus drei Hauptteilen, nämlich Götterdichtung, Spruchweisheit und Heldengsang, (Den Inhalt dieser Edda seht ihr weiter unten) Die Stoffe beider Ausgaben lassen Überlieferungen mindestens aus der Völkerwanderungszeit anehmen, Parallelen mit indogermanischer Götterdichtung lassen noch tiefere Wurzel schließen. Der Ursprung des Begriffs Edda ist unklar. Heißt es nach dem Entstehungsort Oddi in Südwestisland „Buch von Oddi” oder nach dem altnordischen Wort edda „Urgroßmutter” im Sinne eine Urahnin aller Dichtung? Da Snorri sein Werk als Lehrbuch verfaßte, berührt sich diese Erklärung mit der These, Edda rühre vom Wort odr, Gesang oder Dichtung her und bedeute somit schlicht „Buch von der Dichtung”: Die Dichtung stammt mythisch vom Skaldenmet Ödrorir her, der in einem als Gebärmutter deutbaren Kessel gebraut wurde. Die Edda wurde erst zu einer Zeit geschrieben, als die Heiden bis nach Polen zurückgedrängt waren. Daher ist die oft gemachte Behauptung, die Edda sei das Heilige Buch der Nordischen Völker, falsch. Allerdings beinhaltet sie deren wesentliche Mythen, die vorher wohl mündlich weitergegeben wurden. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 20 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Eurasien Eurasien ist ein geographisch-geologischer Begriff für Europa und Asien als ein zusammengefasster Kontinent. Er hat eine Fläche von 55 Millionen Quadratkilometern und etwa 4,7 Milliarden Einwohner. Das Wort ist eine Amalgamierung aus Europa und Asien. Mit dem Begriff wird der Tatsache Rechnung getragen, dass Europa und Asien seit der Trias - also etwa seit 250 Millionen Jahren - Teile einer zusammenhängenden Landmasse sind: zunächst Teile des Superkontinents Pangaea, später Laurasias und heute Eurasiens. Der Großkontinent besteht geologisch aus vier großen tektonischen Platten, von denen die Eurasische Platte die größte ist, sowie aus mehreren kleinen Platten und Kratonen. Die Bezeichnung Europas als eigener Kontinent ist historisch-kulturell bedingt und geht auf die Weltsicht der europäischen Antike zurück. So wird an südamerikanischen Schulen Europa üblicherweise nicht als eigener Kontinent angesehen. Hier sind die fünf Kontinente der Erde Eurasien, Afrika, Amerika, Australien und Antarktika. Auch in osteuropäischen Staaten wird Eurasien als ein Kontinent betrachtet und zu fünf Kontinenten (ohne Antarktika) zählt man stattdessen Nord- und Südamerika einzeln. Im kulturgeschichtlichen Sinn bezeichnet Eurasien den vor- und frühgeschichtlichen Kulturraum der eurasischen Steppe, der vom Altai über Kasachstan, Südrussland und die Ukraine bis an die Donau reicht. Die ungarische Puszta ist eine Exklave dieser Osteuropäischen Ebene. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 21 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Evangelium der Maria Das Evangelium der Maria gehört zu den Apokryphen des Neuen Testaments. Es handelt sich um eine gnostische Schrift, die auf etwa 160 n.u.Z. datiert wird. Bei der Maria, die dem Evangelium den Namen gegeben hat, handelt es sich möglicherweise um Maria Magdalena. Da im Text selbst jedoch nur allgemein von „Maria“ die Rede ist, bleibt diese Zuordnung unsicher. Das Evangelium besteht im ersten Teil aus Dialogen zwischen dem auferstandenen Jesus und seinen Jüngern und Jüngerinnen. Es enthält außerdem im zweiten Teil eine Vision Marias. Die beiden Teile scheinen ursprünglich voneinander unabhängig gewesen zu sein. Verbunden werden sie durch die Figur der Maria, die am Ende des ersten Teils auftritt. Im zweiten Teil ist ihre Rolle deutlich ausgeprägter, so dass der Titel Evangelium der Maria streng genommen nur auf den zweiten Teil des Apokryphons passt. Nach allgemeiner Forschungsmeinung war das Original der Schrift in griechischer Sprache verfasst. Das Evangelium ist nur in Fragmenten erhalten. Der am besten erhaltene Textbestand des Werks befindet sich im Codex Berolinensis Gnosticus 8502, der ins 5. Jahrhundert datiert. Der Text ist in sahidisch verfasst, einem koptischen Dialekt. Die Seiten 1-6 und 11-14 der insgesamt 18 Seiten umfassenden Schrift sind verloren. Daneben existieren zwei griechische Fragmente, die später im ägyptischen Oxyrhynchos gefunden wurden. Papyrus Rylands 463 weicht in wenigen Punkten von der koptischen Fassung ab, während Papyrus Oxyrhynchus L 3525 mit dem koptischen Text übereinstimmt. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 22 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Germanistik Germanistik ist die akademische Disziplin der Geisteswissenschaften, die die deutsche Sprache und deutschsprachige Literatur in ihren historischen und gegenwärtigen Erscheinungsformen erforscht, dokumentiert und vermittelt. In einem weiteren Verständnis hat sie die Aufgabe, die germanischen Sprachen mit ihren Kulturen und Literaturen zu erforschen. Die moderne Germanistik setzt sich aus drei Teilfächern zusammen, der Germanistischen Linguistik, dem Fach Neuere deutsche Literatur und der Germanistischen Mediävistik. Seit den 1980er Jahren wird die Germanistik auch in eine Inlandsgermanistik und, in durchaus problematischem Duktus, Auslandsgermanistik eingeteilt. Die Germanistische Linguistik untersucht die deutsche Sprache sowohl in ihrer historischen Entwicklung (Diachronie) als auch im Hinblick auf die synchronen Funktionsbeziehungen einzelner Sprachsysteme. Ihr Gegenstand umfasst alle Sprachstufen des Deutschen, vom Althochdeutschen (8. bis 11. Jahrhundert) über das Mittel- (11. bis 14. Jahrhundert) und Frühneuhochdeutsche (14. bis 17. Jahrhundert) bis hin zum Neuhochdeutschen (ab 17. Jahrhundert). Zudem analysiert sie die deutsche Sprache unter den verschiedenen Aspekten (Lautungen/Schreibungen, Flexionsformen, Wörter, Sätze, Texte etc.) und in ihren verschiedenen Erscheinungsformen wie etwa der sprachsoziologischen Schichtung (Umgangssprache, Schriftsprache etc.) oder der sprachgeographischen Gliederung (Dialekte etc.). Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 23 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Hinduismus Der Hinduismus ist mit etwa 900 Millionen Anhängern (etwa 13,26 % der Weltbevölkerung) nach dem Christentum (rund 2,26 Milliarden) und dem Islam (rund 1,57 Milliarden) die drittgrößte Religion der Erde. Seinen Ursprung hat er in Indien. Anhänger dieser Weltanschauung werden Hindus genannt. Genau genommen besteht der Hinduismus aus verschiedenen Religionen, die sich teilweise überlagern und gegenseitig beeinflussen, in heiligen Schriften, Glaubenslehren, der Götterwelt und Ritualen aber Unterschiede aufweisen. Der Hinduismus kennt monotheistische, dualistische und polytheistische Richtungen, Gottheiten erscheinen als persönliche oder unpersönliche Wesen, der Priesterstand kann sowohl dem Brahmanentum als auch niedrigeren Kasten angehören, teilweise besteht er auch aus sog. Unberührbaren. Der Begriff Hinduismus repräsentiert einen Komplex religiöser Traditionen und sozialer Phänomene, die teilweise sehr unterschiedliche sozioökonomische, historische und geographische Bedingungen haben. Es liegt ein gemeinsamer Fundus von Traditionen vor, jedoch gibt es häufig keine klaren Abgrenzungen und die verschiedenen Strömungen widersprechen oftmals einander. Ein in sich geschlossenes System als eine konkrete historische Religion liegt nicht vor. Die Bezeichnung Hinduismus ist erst relativ spät entstanden. Anfangs war sie eine von außen herangetragene Sammelbezeichnung für die Anhänger verschiedener religiöser Richtungen auf dem indischen Subkontinent, die nicht Muslime, Christen, Juden, Buddhisten oder Jainas waren. Der Begriff entwickelte bald eine beträchtliche Eigendynamik und wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter Englischsprachigen zur Eigenbezeichnung. Mit der Entwicklung der Hindutva zeigte er sogar Ansätze einer Ideologisierung. Die indische Verfassung definiert abweichend vom hier Gesagten den Hinduismus allerdings so, dass er auch Jainismus, Buddhismus und Sikhismus umfasst. Indologen und Religionswissenschaftler, die nicht von einer einheitlichen Religion, sondern von verwandten Religionen sprechen, benutzen häufig auch den Begriff Hindu-Traditionen oder HinduReligionen anstatt Hinduismus. Jedoch verfügen diese weder über ein gemeinsames Glaubensbekenntnis noch über eine zentrale Institution, die Autorität für alle Hindus hätte. Die Lehren über spirituelle Belange und sogar die Gottesvorstellungen sind in den einzelnen Strömungen sehr verschieden, auch die Ansichten über Leben, Tod und Erlösung (Moksha) stimmen nicht überein. Die meisten Gläubigen gehen jedoch davon aus, dass Leben und Tod ein sich ständig wiederholender Kreislauf (Samsara) sind, und glauben an eine Reinkarnation. Für den persönlichen Glauben haben religiöse Lehrer (Gurus) oft einen großen Stellenwert. Nur einzelne Richtungen gehen auf einen bestimmten Gründer zurück. Trotz aller Unterschiede können Hindus der verschiedenen Richtungen weitgehend gemeinsam feiern und beten, auch wenn ihre Theologie und Philosophie nicht übereinstimmt. „Einheit in der Vielfalt“ ist eine oft verwendete Redewendung im heutigen Hinduismus. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 24 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Immram Brain Immram Brain ['imrav branʴ] („Brans Seefahrt“) ist der Titel einer Reise-Erzählung (immram) aus dem Beginn des 8. Jahrhunderts. Sie ist die älteste erhaltene dieser Literaturgattung. Im verschollenen Lebor Dromma Snechta („Das Buch von Druim Snechta“) ist diese Erzählung, laut Hinweisen in jüngeren Manuskripten, erstmals aufgezeichnet worden. Das Werk ist zum Teil in Prosa, zum Teil in Versen abgefasst, in ihm werden christliche und vorchristliche Vorstellungen miteinander verbunden. Bran mac Febail [bran mak 'fʴevilʴ] („Bran, Febals Sohn“) bekommt auf seiner Burg den Besuch einer mystischen Frau aus der Anderen Welt, die mit einem silbernen Zweig wunderbare Musik ertönen lässt. Sie erzählt, dass dieser Zweig vom Apfelbaum im Land Emain Ablach stammt, der paradiesischen Insel im Ozean. Nach ihrem Verschwinden rüstet Bran ein Boot aus und macht sich mit dreimal neun Begleitern (Zahlenmystik) auf die Suche nach der Insel. Am dritten Tag begegnet ihnen Manannan mac Lír, der Bran von der Geburt seines Sohnes erzählt (Compert Mongáin) und sie zu einer Welt der immerwährenden Fröhlichkeit weist. Dort kann Bran allerdings nichts über seinen weiteren Reiseweg erfahren, da alle Bewohner immerzu nur lachen und auch ein von ihm ausgesandter Bote bleibt schließlich lachend auf der Insel zurück. Später landen sie am Ufer einer Insel, die nur von Frauen bewohnt wird und auf der sie viele Jahre glücklich leben - diese Zeit kommt ihnen allerdings wie ein einziges Jahr vor. Brans Gefährte Nechtan mac Collbran bekommt jedoch unstillbares Heimweh und überredet ihn zur Rückreise. Von der Inselkönigin werden sie davor gewarnt, Irlands Erde je wieder mit dem Fuße zu betreten. Doch Nechtans Sehnsucht nach der Heimat ist so groß, dass er das Verbot vergisst und nach der Ankunft sofort aus dem Boot an Land springt, wo er sogleich zu Staub zerfällt. Bran und seine anderen Gefährten bleiben im Boot, Bran erzählt den am Strand versammelten Iren seine Abenteuer und sie fahren wieder auf den Ozean hinaus. Im Gegensatz zu den ausführlichen und phantasievollen Texten anderer immrama („Reiseerzählungen“) ist Immram Brain im Prosateil eher schlicht verfasst. Den eigentlichen Hauptpunkt bilden zwei jeweils 28 Strophen lange Gedichte. Im ersten schildert die mystische Frau das verheißene Land, wobei hier von den Autoren einige christliche Gedanken eingefügt wurden. Das zweite Poem überliefert Manannan mac Lírs Deutung des Meeres als Blumenebene mit vielen Tieren und den Weg zur „Insel der Frauen“. Diese beiden Gedichte sind vermutlich der archaische, wenn auch verfremdete Kern der Erzählung und die Prosa eine später hinzugefügte Rahmenhandlung. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 25 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Kosmogonie Kosmogonie (gr. κοσμογονία kosmogonía „Weltzeugung“; in älteren Texten auch Kosmogenie) bezeichnet Erklärungsmodelle zur Entstehung und Entwicklung der Welt. Diese können mythisch die Weltentstehung deuten oder rational erklären. Kosmogonische Vorstellungen gehören zum Bereich der Mythologie, kosmogonische Theorien sind Gegenstand der Philosophie oder der Naturwissenschaften. Die Begriffe Kosmogonie und Kosmologie lassen sich nicht klar voneinander abgrenzen und werden sowohl in naturwissenschaftlichen als auch in philosophischen und mythischen Zusammenhängen verwendet. Unter „Kosmologie“ versteht man jedoch vorwiegend die Naturwissenschaft, die sich mit den Methoden von Physik und Astronomie mit dem Ursprung und der heutigen Struktur des Universums beschäftigt, wobei die Kosmogonie als Teildisziplin speziell die Entstehung und Entwicklung des Weltalls behandelt. Kosmogonische Mythen haben den umfassenden Anspruch, sinnstiftend den Ursprung der Welt vorstellbar zu machen und die Grundordnung für den Lebensraum des Menschen festzulegen. Wo Mythen ein Teil der kulturellen Identität sind, können sie dieselbe Überzeugungskraft wie Wissenschaft haben. Die philosophische Kosmologie der griechischen Vorsokratiker begann spekulativ und leitete sich von älteren mythologischen Vorstellungen her. Am Beginn der Neuzeit beschrieb René Descartes erstmals ein Weltentstehungsmodell auf der Grundlage einer rationalistischen Metaphysik. Der Ausgangspunkt ist derselbe: die Entstehung der Welt liegt fernab einer Beobachtungsmöglichkeit weit in der Vergangenheit und ist im Experiment nicht wiederholbar. Die Urknalltheorie ist in der Wissenschaft zwar allgemein akzeptiert, aber nicht direkt überprüfbar. Nur die sich aus ihr ergebenden Voraussagen können geprüft werden. Wenn mit der Theorie andere Phänomene erklärt werden können, ergibt sie Sinn. Wenn sich neue Erkenntnisse ergeben, wird die Theorie angepasst oder widerlegt. Elementarer Teil der religiösen Mythen in jeder Kultur sind Ursprungsmythen, in deren Zentrum wiederum der kosmogonische Mythos als Modell für alle Ursprungsmythen besonderes Ansehen genießt. Aufgabe des Mythos ist es, der Welt Sinn zu geben, indem Bestandteile der Erfahrung miteinander in Beziehung gebracht werden. Dabei bezieht sich der Mythos auf eine unbedingte Ebene der Realität (Wahrheit). Der Unterschied zur wissenschaftlichen Theorie besteht darin, dass im Mythos nicht hauptsächlich Verständnis angestrebt wird, sondern - als eine religiöse Tugend Ergebung. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 26 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Metamorphosen Die Metamorphosen (lateinischer Originaltitel Metamorphoseon libri: „Bücher der Verwandlungen“) des römischen Dichters Ovid, geschrieben vermutlich ab dem Jahr 1 oder 3 n.u.Z. bis um 8 n.u.Z., sind ein in Hexametern verfasstes mythologisches Werk über Metamorphosen („Verwandlungen“). Die Metamorphosen bestehen aus 15 Büchern von je etwa 700 bis 900 Versen und beschreiben die Entstehung und Geschichte der Welt in den Begriffen der römischen und griechischen Mythologie. Dabei wurden etwa 250 Sagen verarbeitet. Seit seinem Erscheinen war es stets eines der populärsten mythologischen Werke überhaupt und sicherlich das den mittelalterlichen Schriftstellern und Dichtern am besten bekannte. Somit hatte dieses Werk einen enormen Einfluss auf die Literatur des Mittelalters sowie auf die bildende Kunst vom Mittelalter bis zum Barock. Ovid wählt sich die in Mythen so häufig anzutreffenden Verwandlungsgeschichten zum Thema, in denen meist ein Mensch oder ein niederer Gott in eine Pflanze, ein Tier oder ein Sternbild (Katasterismos) verwandelt wird. Das Werk beginnt mit der Entstehung der Welt aus dem Chaos und einer großen Flut, die nur ein Menschenpaar (Deukalion und Pyrrha) überlebt, und es endet mit der Verwandlung von Caesars Seele in einen Stern. Ovid bewegt sich von einem Beispiel zum anderen, indem er sich durch die Mythologie arbeitet; häufig springt er dabei auf scheinbar beliebige Weise von einer Verwandlungsgeschichte zur nächsten. In Wahrheit sind die Übergänge zwischen den einzelnen Verwandlungssagen jedoch äußerst kunstvoll. Dabei mischt er zentrale Szenen der griechischen Mythologie mit eher abgelegenen Mythen. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 27 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Nag-Hammadi-Schriften Die Nag-Hammadi-Schriften (auch als Nag-Hammadi-Bibliothek bekannt) sind eine Sammlung frühchristlicher Texte, die hauptsächlich der Gnosis zuzurechnen sind. Sie wurde im Dezember 1945 in der Nähe des kleinen ägyptischen Ortes Nag Hammadi von ansässigen Bauern gefunden. Die meisten dieser Schriften waren bis dahin gar nicht oder nur fragmentarisch bekannt. Dazu gehört insbesondere das Thomasevangelium. Der Fundort der Schriften befindet sich auf dem rechten Nilufer am Fuße des Gebel-al-Tarif, 10 km nordöstlich der Nilbrücke von Nag Hammadi. Der Fund besteht aus dreizehn in Leder gebundenen Papyrus-Kodizes. Diese enthalten eine Sammlung von 47 unterschiedlichen Texten. Einige Texte sind jedoch mehrfach enthalten, weshalb die Sammlung aus insgesamt 53 einzelnen Texten besteht. Die Manuskripte stammen aus der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts, verfasst wurden die Texte vermutlich vorwiegend im 1. oder 2. Jahrhundert. Als Herkunft der Texte wird überwiegend Ägypten angenommen, bei einigen Texten gibt es aber auch Hinweise auf eine Herkunft aus Syrien. Die Sprache der Texte ist Sahidisch, ein Dialekt des Koptischen, man geht jedoch davon aus, dass es sich um Übersetzungen aus dem Griechischen handelt. Unbekannt ist, wer die Texte gesammelt hat. Möglicherweise handelt es sich um die Bibliothek einer nicht näher zu bestimmenden gnostischen Gemeinschaft. Wahrscheinlicher ist jedoch aufgrund der Nähe eines pachomianischen Klosters und des beim Einband verwendeten Materials, das Briefe und Quittungen der pachomianischen Mönche enthält, dass die Sammlung Teil der Bibliothek dieses Klosters war. Ungeklärt ist in diesem Fall, ob die Sammlung als Informationsquelle zum Kampf gegen gnostische Häretiker zusammengestellt wurde, oder ob die Texte im Zusammenhang mit dem (etwa zeitgleichen) 39. Osterfestbrief des Athanasius als häretisch aus den Klosterschriften ausgesondert wurden. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 28 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Origenes Origenes, in griechisch geschriebenes frühes Hauptwerk "peri archon", ist abgesehen von einigen wenigen Teilen, nicht mehr im Original vorhanden. Nur eine veränderte lateinische Übersetzung "de principii" des Rufinus (345-411) wurde bis in unsere Zeit gerettet. Rufinus hatte nach eigenem Bekunden "anstößige Stellen" weggelassen oder verändert, wozu 200 Jahre nach Origenes u.a. die Wiedergeburtslehre gehörte. Dass Origenes diese in seinem Frühwerk "peri archon" tatsächlich vertreten hat, kann nur aus Zitaten anderer Autoren erschlossen werden. Als zuverlässig bzgl. korrekter Zitate gilt Hieronymus, der auch selbst "peri archon" ins Lateinische übersetzte. Leider ist dieses Werk auch verloren gegangen. Das folgende Origeneszitat verdanken wir einer erhaltenen Schrift des Hieronymus "Gegen Johannes von Jerusalem" , Abschnitt 19 in der er Origenes mit Quellenangaben zitiert, die eine Textrekonstruktion dieser Stelle ermöglichte. In der Übersetzung des Rufinus fehlt sie. Die Theologen Herwig Görgemanns und Heinrich Karpp haben in bewundernswerter Kleinarbeit den Ursprungstext aus der Übersetzung des Rufinus und den Zitaten verschiedenster Autoren rekonstruiert. Daraus entstand 1976 das Buch "Origenes: Vier Bücher von den Prinzipien" in Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 29 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Quellenmaterial zur hethitischen Religion Das Quellenmaterial zur hethitischen Religion und Mythologie ist reichhaltig und vielseitig. Die keilschriftlichen Tontafeln aus den Archiven der Königsstadt Ḫattuša bestehen fast zu zwei Dritteln aus religiösen Texten. Diese enthalten Rituale, Hymnen, Gebete, Gelübde, Flüche und Beschwörungen, Opferlisten, Weissagungen und Omina, Mythen und Sagen, aber auch Zeugnisse des Aberglaubens. Das älteste schriftliche Zeugnis ist der Anittatext (18. Jh. v.u.Z.), wo der Bau von Tempeln für Ḫalmašuit, den Wettergott und “mein Gott” (Šiušmi) erwähnt wird. Die Texte reichen bis zum Untergang des Hethiterreiches um 1180 v.u.Z. Die religiösen Texte sind nicht nur hethitisch verfasst, sondern enthalten auch hattische, hurritische, luwische und seltener palaische Textpartien und Ausdrücke. Seltener als keilschriftliche Texte sind die in Fels und Mauerwerk geschlagenen hieroglyphischen Texte, die eher wortkarg sind und meist nur Namen bezeugen, wie im Felsheiligtum von Yazılıkaya. Archäologische Funde bestehen aus Götterstatuetten und Ritualobjekten, wie Kultgefässen und Kultwaffen oder tönernen Lebermodellen für die Leberschau. Die Hethiter errichteten auch viele Tempel, eine große Anzahl allein in der Hauptstadt Ḫattuša. In dem wichtigen Felsheiligtum von Yazılıkaya wurden über 60 Götterreliefs in den Fels gemeisselt. Von Bedeutung sind ferner das Quellheiligtum von Eflatun Pınar, das Bergheiligtum von Gavurkale und das Felsrelief von Fıraktın. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 30 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Reinkarnation Der Begriff Reinkarnation [ˌreːɪnkarnaˈtsi ̯oːn] (lateinisch ‚Wiederfleischwerdung‘ oder ‚Wiederverkörperung‘), auch Palingenese (altgriechisch, aus πάλιν, pálin ‚wiederum‘, ‚abermals‘ und γένεσις, génesis ‚Erzeugung‘, ‚Geburt‘) bezeichnet Vorstellungen der Art, dass eine (zumeist nur menschliche) Seele oder fortbestehende mentale Prozesse (so oft im Buddhismus verstanden) sich nach dem Tod - der „Exkarnation“ - erneut in anderen empfindenden Wesen manifestieren. Vergleichbare Konzepte werden etwa auch als Metempsychose, Transmigration, Seelenwanderung oder Wiedergeburt bezeichnet. „Außerkörperliche Erfahrungen“ werden oft in Zusammenhang mit dem Begriff Reinkarnation gebracht. In einigen, aber keineswegs in allen Reinkarnationslehren ist auch die Karmalehre integriert. Der Begriff Reinkarnation bezeichnet keine bestimmte Lehre, sondern fasst eine Vielzahl verschiedener Lehren zusammen. Geprägt wurde er durch den französischen Spiritisten Allan Kardec in dessen Buch der Geister (Livre des esprits, 1857, deutsch 1868). Davor waren Synonyme wie Palingenesia (‚Wiederentstehung‘), Metempsychose (‚Wiederverseelung‘, ‚Seelenwechsel‘) und Metemsomatose (‚Wiederverkörperung‘, ‚Körperwechsel‘) gebräuchlich, die bereits in der Antike Verwendung fanden. Die im 18. und 19. Jahrhundert geläufigste Bezeichnung war Metempsychose, im Deutschen auch Seelenwanderung. Die Bezeichnung Wiedergeburt erwies sich als problematisch, weil sie in einem abweichenden Sinn im Christentum im Zusammenhang mit der Taufe oder Bekehrung verwendet wird (siehe Wiedergeburt (Christentum)). Im 20. Jahrhundert setzte sich Reinkarnation als die geläufigste Bezeichnung durch. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 31 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Schāhnāme Schāhnāme (persisch ھ / Šāhnāma; auch Šāhnāmeh), das Königsbuch (oder auch Buch der Könige), ist das Lebenswerk des persischen Dichters Abū ʾl-Qāsim Firdausī (940/41-1020) und gleichzeitig das Nationalepos der persischsprachigen Welt, für dessen Niederschrift der Dichter nach eigenen Angaben 35 Jahre benötigte. Es ist eines der berühmtesten Werke der persischen Literatur und der Weltliteratur. Mit nahezu 60.000 Versen in Form von Distichen ist es mehr als doppelt so umfangreich wie Homers Epen und mehr als sechsmal so lang wie das Nibelungenlied. Das Heldenepos befasst sich mit der Geschichte Persiens vor der islamischen Eroberung. Es beginnt mit der Erschaffung der Welt und beschreibt die Entwicklung der persischen Zivilisation (Nutzung des Feuers, Entwicklung der Kochkunst, der Schmiedekunst und die Entstehung eines kodifizierten Rechtssystems, die Stiftung der traditionellen Festtage, usw.). Das Werk ist nicht exakt chronologisch aufgebaut, führt den Leser aber von der Vergangenheit in die Gegenwart Firdausīs. Einige der literarischen Figuren leben für mehrere hundert Jahre, aber die meisten erleben nur ein Menschenalter. Im Werk benutzt Firdausī nicht das aus dem griechischen stammende Wort "Persien", welches im Persischen nur die südiranische Provinz Fārs (gr. Persis) bezeichnet, sondern stattdessen die einheimische Bezeichnung Irān, welche in der Vergangenheit ein weitaus größeres Gebiet umfasste als den heutigen Staat Iran. Die Schahs und Helden kommen und gehen, und das einzige was bleibt, ist - so erklärt es Firdausī - nur Irān. Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, von denen keiner dem anderen gleicht, beschreiben das Vergehen der Zeit. Firdausīs Biograf Nezāmī ʿArūżī berichtet, dass Firdausī als Vorlage seiner Dichtung das Ḫodāynāme, das „Buch der Könige“, herangezogen hat. Dieses Opus der Könige Persiens entstand auf Betreiben von Abū Manṣur Moḥammad ibn ʿAbdor-Razzāq, dem seinerzeitigen Statthalter von Tūs, und basierte auf Berichten zoroastrischer Priester, die in mündlichen Überlieferungen von Generation zu Generation weitergegeben worden waren und im Mittelpersischen als Ḫotāynāmag bekannt waren. Der erste, der die vorislamische Geschichte Persiens in Gedichtform fasste, war Abū Mansūr Muhammad ibn Ahmad Daqīqī, ein Dichter am Hof der Samaniden. Daqīqī war angeblich Anhänger der zoroastrischen Religion, was in diesen Tagen lebensgefährlich war. Sein türkischer Diener soll ihn erstochen haben. Vor seinem gewaltsamen Ende hatte er 1.000 Verse verfasst, wobei den Beginn seiner Arbeit die Schilderung der Herrschaft Goštāsp und das Auftreten Zarathustras bildete. Ein Vers seiner Dichtung lautet: „Daqīqī, was in diese Welt geboren aus Gut und Schlechtem, hat vier Dinge auserkoren, Rubinrote Lippen und der Harfe Klang, Blutroter Wein und Zarathustras Sang.“ Firdausī berichtet, daß ihm Daqīqī im Traum erschienen sei und ihn gebeten habe, sein Werk fortzusetzen. Firdausī hat einige Versvorlagen Daqīqīs in sein Werk einbezogen. Er begann 977 mit der Niederschrift und beendete sein Werk um 1010. Firdausī schrieb sein gewaltiges Epos in einer Zeit, in der die neue Dynastie der Ghasnawiden sich einer islamischen Staatsidee zuwandte und Vorislamisches nicht gefragt war. Firdausī ging bei seiner Dichtung umsichtiger als Daqīqī vor und vermied es, pro-zoroastrisch zu erscheinen. Einige Autoren behaupten daher, dass mehrere Verse Daqiqis, die gegenüber der Herrscherschicht zu kontrovers gewesen wären, von Firdausī nicht übernommen worden seien.[4] Trotzdem enthält das Werk deutliche Hinweise auf die zoroastrischen Traditionen Irans, die heute noch unter anderem in der Feier des iranischen Neujahrsfestes "Nouruz" lebendig sind. Um Anfeindungen zu entgehen, widmete Firdausī sein Werk dem Ghasnawiden Sultan Mahmud. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 32 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Upanishaden Die Upanishaden (Sanskrit, f., उप नष , upaniṣad, wörtl. „das Sich-in-der-Nähe-Niedersetzen“; gemeint ist damit: „sich zu Füßen eines Lehrers (Guru) setzen“, aber auch geheime, belehrende Sitzung) sind eine Sammlung philosophischer Schriften des Hinduismus und Bestandteil des Veda. Die Opferhymnen an die Götter, Gesänge, Opfersprüche und heilige Handlungen standen im Zentrum der Veden. Dies ist in den Upanishaden nicht so. Eine Upanishad im eigentlichen Sinn des Wortes hat keine sakralen oder rituellen Dinge mehr zum Thema. Demgemäß ist die tatsächliche Zugehörigkeit dieser Texte zu einer der vier vedischen Sammlungen ohne Bedeutung für den Inhalt. Sie offenbart sich nicht dem Vedakenner oder Opferexperten, sondern dem denkenden und suchenden Menschen. Das rituelle Opfer aus der Zeit der Veden wird zu einem inneren Prozess gewandelt und in Form intensiver Betrachtungen oder Meditationen verinnerlicht. Die Opfernden führten nicht mehr oder nicht nur das äußere Opfer aus, sondern sie opferten sich gleichsam in einem inneren Prozess, um so zur Erkenntnis und Wahrheit des Göttlichen zu gelangen. Ein Ausschnitt aus der KaushitakiBrahmana-Upanishad (2.5) über das Feueropfer (Agnihotram) macht dies deutlich: „Nunmehr daher die Selbstbezwingung des Pratardana, oder, wie es auch genannt wird, das innerliche Agnihotram. Solange nämlich ein Mensch redet, solange kann er nicht einatmen; dann opfert er den Odem in der Rede; und solange ein Mensch einatmet, solange kann er nicht reden; dann opfert er die Rede in den Odem. Diese beiden Opferungen sind unendlich, unsterblich; denn man bringt sie dar, ohne Unterlass im Wachen wie im Schlaf. Hingegen die anderen Opferungen sind endlich, denn sie bestehen aus Werken. Darum haben die alten Weisen das Agnihotram nicht geopfert. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 33 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Vedische Religion Die vedische Religion ist die älteste nachweisbare Religion Indiens. Sie ist polytheistisch und auf das religiöse und rituelle Opfer ausgerichtet. Die vedische Religion unterscheidet sich stark vom heutigen Hinduismus. Die Schriften der vedischen Religion sind in den Veden erhalten, deren Ursprünge wahrscheinlich ab 1500 v.u.Z. als mündliche Tradition vorliegen. In diesen erscheint ein vielfältiges Pantheon an Göttern, von denen die meisten männliche Gottheiten sind. Sie bilden Gruppen von himmlischen Gottheiten, atmosphärischen Gottheiten und Erdgöttern. Agni stellt z.B. eine Erdgottheit dar als Gott des Feuers, Vayu ist eine atmosphärische Wind-Gottheit, Surya, der Sonnengott, ist eine Gottheit des Himmels, ebenso Indra. Indra stellt auch die höchste Gottheit dar und die meisten Hymnen des Rigveda handeln von ihm. Die nachfolgend wichtigsten Gottheiten waren Soma und Agni. Auch Varuna und Mitra spielten eine bedeutendere Rolle, die Maruts und die Ashvins sowie Ushas, die Morgenröte. Götter, die später in den Hinduismus übergegangen sind, waren Vishnu und Rudra. Vishnu galt im vedischen Pantheon als solare Gottheit, die mit dem Opferritual verbunden war, Rudra galt als dunkle Gottheit, die später in den Shiva-Kult einging. Als eines der beherrschenden Themen der Veden gilt die Schlacht zwischen den Göttern und den Dämonen (Asuras), symbolischer Ausdruck der Gegensätze von Gut und Böse, von Schöpfung und Zerstörung. Gleich diesen Schlachten war die vedische Mythologie in Dualismen begründet, denen von Göttern und Dämonen, Gut und Böse, Himmel und Erde, männlich und weiblich. Das heroische Element drückt sich beispielsweise in der Mythologie des Indra aus. Die Veden zeigen einen ländlichen Hintergrund auf, eine städtische Kultur ist nicht zu erkennen, so dass es keinerlei Anhaltspunkte gibt, dass die vedische Religion Teil der Industal-Kultur (ca. 25001700 v.u.Z.) war. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 34 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Vedismus Die älteste Form des Hinduismus, deren Inhalt in den Rigveden vorliegt. Kennzeichnend ist ein ausgeprägter Polytheismus mit einer nur schwach ausgebildeten Hierarchie, an deren Spitze Indra (Götterkönig), Varuna (Gott des Himmels) und Mitra (Gott des Tageshimmels) stehen. Dazu kommen als Götter personifizierte Naturerscheinungen bzw. -gewalten wie Sonne, Mond, Morgenröte, Wind, Feuer etc. Die untere Klasse bilden die Dämonen (asuras), Heroen und vergöttlichte Tiere. Die religiösen Praktiken bestanden aus einem komplizierten Opferwesen, das unter der Aufsicht der Priesterklasse (Brahmanen) stand. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 35 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Vishnuismus Der Vishnuismus oder Vaishnavismus (von Sanskrit वै णव Vaiṣṇava [ˈʋaiʂɳʌʋʌ] „zu Vishnu gehörig“) ist eine Richtung des Hinduismus, die Vishnu als höchstes Allwesen annimmt. Ihm sind hier alle anderen Götter untergeordnet oder gehen aus ihm hervor. Der Vishnuismus ist neben Shivaismus und Shaktismus eine der drei wichtigsten Richtungen des Hinduismus. Der Vishnuismus enthält mehrere religiöse Strömungen unterschiedlichen Ursprungs. Die drei Hauptströmungen beziehen sich auf Vishnu, Vasudeva Krishna und Rama, den heldenhaften Prinzen im Epos Ramayana. Dem Selbstverständnis nach sind einige vishnuitische Strömungen monotheistisch, da sie Vishnu, den „Einen ohne einen Zweiten“, verehren, beziehungsweise seine Inkarnationen, die Avataras. Andere Gottheiten wie etwa Shiva und Brahma werden als Vishnu untergeordnet und als seine Diener verstanden. Außer Shiva gelten diese Devas als Halbgötter oder als gewöhnliche Seelen. Nach vishnuitischen Lehren kann Vishnu sich in unzählige spirituelle Gestalten vervielfältigen, die alle mit ihm identisch sind. Dies gilt als Ausdruck seiner unbegrenzten Macht, und nicht als die Manifestation unterschiedlicher in Konkurrenz stehender Gottheiten. Um diese Haltung vom traditionellen Monotheismus abrahamitischer Prägung abzugrenzen, bezeichnete sie der Indologe Friedrich Max Müller als Henotheismus. Die heutige religionswissenschaftliche Literatur dagegen betrachtet Vishnuismus häufig als Monotheismus. Eng mit Vishnuismus verknüpft ist die Avatara-Lehre: Danach kehrt Vishnu in zahllosen Inkarnationen auf die Welt zurück, wenn der Dharma, Recht und Ordnung, schwinden. Am bekanntesten sind die „Zehn Avataras“ wovon der letzte, Kalki, erst im Kali-Yuga, dem Ende des jetzigen Zeitalters, erscheinen soll. Die anderen „Herabgestiegenen“ sind Matsya, der Fisch, Kurma, die Schildkröte, Varaha, der Eber, der Löwenmensch Narasimha, Vamana, der Zwerg, Parashurama, Rama, Krishna und Buddha, den manche Traditionen durch Balarama, den älteren Bruder von Krishna, ersetzen. Die Vorstellung einer Vielheit an Inkarnationen wird in der Bhagavad Gita angedeutet und im Bhagavatapurana ausführlich dargestellt. Die Verehrung Vasudeva Krishnas war wahrscheinlich schon Ende des 2. Jahrhunderts v.u.Z. verbreitet, was die Garuda-Säule von Heliodorus belegt. Vishnu selbst wurde bereits im Rigveda erwähnt und man nimmt an, dass sich im 9. bis 6. Jahrhundert v.u.Z. eine monotheistische Theologie um ihn entwickelte. Rama und Krishna wurden als Inkarnationen Vishnus aufgefasst. Den Begriff Vaishnava (Vishnuiten) verwendete man ungefähr ab dem 4./5. Jahrhundert für diese Bewegungen, die Ursprünge liegen aber sehr viel weiter zurück. Mit dem Vishnuismus entwickelte sich eine dem Kshatriya-Ethos verpflichtete, königliche, herrschaftsorientiert Vishnu-Mythologie, die vor allem in Gestalt der Inkarnation Rama, im großen Epos der König von Ayodhya, sichtbar wird. Neu am Vishnuismus war zu jener Zeit die Konzeption dieses Gottes als höchster und einzig wahrer wirklicher Gott, der die Welt und alle Wesen einschließlich der anderen Götter in sich trägt und hervorbringt. Neu war auch der Weg zur Erlösung: einerseits pflichtgemäßes und vor allem selbstloses Handeln in der Gesellschaft, Karma-Yoga, und andererseits Bhakti, die bedingungslose, liebende Hingabe an Vishnu. Bhakti, vor allem an die Inkarnationen Krishna oder Rama, wurde zu einem wichtigen Teil der religiösen Praxis. Bhakti kennzeichnet die neue Beziehung zwischen Mensch und Gottheit, welche das vedische Opfer ablöst und zugleich die intellektuelle Suche nach erlösendem Wissen, Jnana-Yoga, in eine starke emotionale Beziehung einbindet. Vor allem in der Bhagavad Gita wird Bhakti-Yoga als einer der Wege zur Erlösung geschildert. Neu war auch eine weitgehende Ablehnung der traditionellen Kastenordnung. Schon bei den im 8. Jahrhundert wirkenden Alvars, einflussreiche vishnuitische Poeten in Südindien, hatte sie keine Bedeutung; unter Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 36 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte den zehn anerkannten Heiligen gab es einige Shudras, Angehörige der untersten Kaste. Auch spätere Vertreter des Vishnuismus wie Ramananda (13. Jahrhundert), Kabir (15. Jahrhundert) und Chaitanya (15./16. Jahrhundert) machten bei ihren Anhängern keinen Unterschied nach Kastenzugehörigkeit, sie lehnten die Ungleichheit dezidiert ab. Wenn man auch nicht das System als solches angriff, so sah man doch alle Menschen gleich im Angesicht Gottes. Copyright 2014 by History Research – naryore.eu 37 Indoeuropäische ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2 Literaturgeschichte Zoroastrismus Der Zoroastrismus bzw. Zarathustrismus (auch: Mazdaismus oder Parsismus) ist eine wohl zwischen 1800 v.u.Z. und 600 v.u.Z. vermutlich in Baktrien im östlichen Iranischen Hochland, dem heutigen Afghanistan, entstandene monotheistische und zumindest in ihren frühen Ausprägungen auch dualistische Religion mit heute etwa 120.000-150.000 Anhängern, die in Persien und im zentralasiatischen Raum verbreitet war. Die Anhänger des Zoroastrismus werden Zoroastrier oder Zarathustrier genannt. Größere Gemeinden leben in Indien und im Iran. Die Anhängerschaft im heutigen Indien und Pakistan bezeichnet man auch als Parsen. ُ َزر َ Der Religionsstifter war Zarathustra (griech.: Ζωροάστρης Zōroástrēs; persisch: زر ُد ت/ت Zartoscht/Zardoscht; kurdisch: Zerdeşt Śářdāscht), über dessen Datierung in der Forschung bis heute Uneinigkeit herrscht. Im Zentrum des auf ihn zurückgeführten Glaubens, der aber auf ältere iranische Kulte zurückgeht, steht der Schöpfergott Ahura Mazda/Ohrmazd (daher manchmal auch „Mazdaismus“). Er wird begleitet von unsterblichen Heiligen (Amescha Spenta) sowie von seinem Widersacher, dem bösen Dämon Angra Mainyu (Ahriman). Obwohl die Zoroastrier mehrere Gottheiten (z. B. Anahita oder Mithra) kennen, die Ahura Mazda unterstützen, ist die Religion grundsätzlich vom Dualismus zwischen Ahura Mazda und Ahriman geprägt: „Und im Anbeginn waren diese beiden Geister, die Zwillinge, die nach ihrem eigenen Worte das Gute und das Böse im Denken, Reden und Tun heißen. Zwischen ihnen haben die Guthandelnden richtig gewählt.“ In der Spätantike war unter den Sassaniden die zurvanistische Variante des Zoroastrismus weit verbreitet, in der der gute und der böse Geist als die Kinder der „unendlichen Zeit“ (Zurvan/Zervan, Neupersisch Zaman) galten. Der Zoroastrismus basiert auf der heiligen Schrift Avesta. Gottesbilder sind dem Zoroastrismus fremd. Er kennt allerdings Feuertempel, in denen eine heilige Flamme gehütet wird, die als Symbol der Gottheit gilt. 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