Lexikon und Glossar

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IeLg
Indoeuropäische Literaturgeschichte
Das indoeuropäische Erbe in Literatur & Mythologie
Anhang III:
Lexikon und Glossar
Version 1.2
Indoeuropäische
ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2
Literaturgeschichte
Titel
Indoeuropäische Literaturgeschichte – Anhang III: Lexikon und Glossar – Version 1.2
Herausgeber
History Research
Geschichtliche, kulturelle und philosophische Erforschung der Menschheitsgeschichte mit regionalen
& überregionalen Schwerpunktforschungen.
http://naryore.eu
Verfasser
Airell Viros Pendragon de Stadelove
Erscheinungsdatum
Jänner 2014
Copyright
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich nach dem Eu-Gesetz für geistiges
Urheberrecht geschützt. Nachahmung, Nachdruck, Vervielfältigung, Übersetzung und digitale
Nutzung, auch in Auszügen, ist nur mit dem Einverständnis des Urhebers erlaubt. Alle Rechte,
insbesondere das Recht auf Publikation, der Verbreitung in gedruckter oder elektronischer Form,
auch durch Film, fotomechanische Wiedergabe, Bild- und Tonträger jeder Art und in allen Sprachen
oder auszugsweise Nachdruck, vorbehalten.
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ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2
Literaturgeschichte
Die wichtigste Voraussetzung für Wissen
ist immer Neugier.
Erich Rutemöller
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Literaturgeschichte
Inhaltsverzeichnis
Seite
Kapitel
6
Einleitung
7
Atharvaveda
8
Avesta
10
Bhagavad Gita
11
Bhagavatapurana
12
Brahma
14
Brahman
16
Buddha
17
Die Sibyllinischen Bücher
18
Die Veden
19
Dreifaltigkeit
20
Edda - Nordisches Schrifttum
21
Eurasien
22
Evangelium der Maria
23
Germanistik
24
Hinduismus
25
Immram Brain
26
Kosmogonie
27
Metamorphosen
28
Nag-Hammadi-Schriften
29
Origenes
30
Quellenmaterial zur hethitischen Religion
31
Reinkarnation
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Literaturgeschichte
Inhaltsverzeichnis
Seite
Kapitel
32
Schāhnāme
33
Upanishaden
34
Vedische Religion
35
Vedismus
36
Vishnuismus
38
Zoroastrismus
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Literaturgeschichte
Einleitung
Dieses kleine Lexikon, dass stetig erweitert wird, dient als Glossar und Ergänzung zu dieser
Forschungsarbeit, um schnell die Wichtigsten Begriffe zu finden.
Lexikon (Mehrzahl: Lexika oder Lexiken; ältere Schreibweise: Lexicon) ist allgemein die Bezeichnung
für ein Nachschlagewerk oder Wörterbuch im weiteren Sinn. Daneben wurde es vereinzelt als
Synonym für ein Sprachwörterbuch verwendet. Im modernen Sprachgebrauch bezeichnet es heute
zumeist ein Nachschlagewerk mit Sachinformationen (Realwörterbuch, Konversationslexikon,
Sachwörterbuch), wobei je nach Umfang noch zwischen Lexikon im engeren Sinn und Enzyklopädie
oder Biografien-Sammelwerk (Who’s Who) unterschieden wird.
Umgangssprachlich und in der Werbung ist der Sprachgebrauch unscharf. Mitunter wird
lexikografisch eine begriffliche Unterscheidung von Wörterbuch (sprachliche Information) und
Lexikon (Sachinformation) gemacht. Dabei kommt es zwischen den Typen der Nachschlagewerke zu
Überlappungen.
Lexika lagen historisch naturgemäß meist in Buchform vor. Mittlerweile verstehen sich auch
zahlreiche Websites als ebensolche. Insbesondere hat sich die Wikimedia dem freien Wissen und
damit auch der Erstellung von Online-Lexika verschrieben, wobei Wikipedia strikt als Enzyklopädie
und Wiktionary als Wörterbuch zu verstehen sind.
Ein Glossar (lat. glossarium, griech. γλωσσάριο glōssario, zu γλῶσσα glōssa „Zunge“, „Sprache“) ist
eine Liste von Wörtern mit beigefügten Erklärungen oder Übersetzungen. Das lateinische Wort
glossarium bezeichnet dabei als Objekt ein "Buch", das (ver)alte(te) oder fremde Wörter erläutert.
Glossare wurden in Antike und Mittelalter von Glossographen („Glossenschreibern“) als Sammlungen
erklärungsbedürftiger Wörter (Archaismen, Dialektwörter, Fremdwörter) für das Grammatikstudium
und als Hilfsmittel für die Erklärung von Texten (besonders Homers und der Bibel) erstellt. Seit
spätantiker Zeit entstanden außerdem zweisprachige griechisch-lateinische und lateinischgriechische Glossare, die der Vermittlung der jeweils fremden Sprache dienten und im lateinischen
Mittelalter dann den Anknüpfungspunkt für die Entstehung lateinisch-volkssprachlicher Glossare
bildeten (Abrogans, Affatim-Glossar).
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Literaturgeschichte
Atharvaveda
Der Atharvaveda (Sanskrit, m., अथववेद, Atharvaveda, alternativ Atharwaweda) ist eine der heiligen
Textsammlungen des Hinduismus. Er enthält eine Mischung von magischen Hymnen, Zauberformeln
und anderem Material, das offenbar sehr unterschiedlichen Alters ist. Obwohl vieles sprachlich
deutlich jünger ist als die anderen drei Veden (zumindest des Rigveda), finden sich in ihm auch sehr
alte Passagen. Man schätzt, dass der Atharvaveda in der zweiten Hälfte des letzten vorchristlichen
Jahrtausends kanonisiert wurde, und auch dann erst mit den anderen drei Veden auf eine Stufe
gestellt wurde. Er liegt in zwei Rezensionen oder Schulen vor, der bekannteren Shaunaka-Version,
und der erst in jüngster Zeit besser erforschten Paippalada-Version. Der Atharvaveda umfasst 20
Bücher in 731 Hymnen mit ungefähr 6000 Versen. Ungefähr ein Siebtel des Atharvaveda ist aus dem
Rigveda entnommen. Der Atharveda ist entstanden, als die Sesshaftwerdung in der Gangesebene
schon abgeschlossen war. Das Wort für Tiger kommt hier vor, im früheren Rigveda hingegen noch
nicht.
Jeder der vier Veden, das sind Rigveda, Samaveda, Atharvaveda und Yajurveda, umfasst vier
Textschichten. Die älteste Schicht sind jeweils die Samhitas (Hymnen), die nächste Schicht sind die
Brahmanas (Ritualtexte), dann kommen die Aranyakas (Waldtexte) und zuletzt die Upanishaden
(philosophische Lehren).
Die anderen drei Veden waren bestimmten Priestern im vedischen Opferritual zugeteilt: der Hotri
("Rufer") musste den Rigveda auswendig können, der Udgatri ("Sänger") musste den Samaveda
beherrschen, und der Adhvaryu (Opferpriester) musste die Mantras des Yajurveda kennen. Als der
Atharvaveda in den Kanon aufgenommen wurde, wurde er schlichterhand dem Brahman
(Oberpriester) zugeordnet, obwohl dieser Priester eigentlich die drei anderen Veden auswendig
können musste, damit er das Ritual aus dem Hintergrund beobachten und bei Fehlern einschreiten
konnte. Deswegen wird er auch als "Arzt des Opfers" bezeichnet. Die Zuordnung des Brahman zum
Atharva Veda ist also eher willkürlich.
Im Vergleich zu den drei anderen Veden hatte der Atharvaveda immer die Reputation, vor allem mit
Magie zu tun zu haben. Atharvan bedeutet ursprünglich Feuerpriester. Eine andere Sorte Priester
waren die Angiras. Magische Formeln, die helfen den Kranken zu heilen, waren Sache der Atharvans.
Schwarze Magie, um Feinden oder Rivalen zu schaden, war die Sache der Angiras. Die Heiligkeit des
Atharvaveda wurde wegen dieser magischen Inhalte immer etwas in Zweifel gezogen. Der
Atharvaveda ist von großer Bedeutung hinsichtlich der medizinischen Vorstellungen der damaligen
Zeit. Die Lieder und Zauber zum Heilen von Krankheiten gehören zu den magischen Heilriten
(bhaishajyani). Exorzismus und "Frauenriten" (Liebesmagie) werden ebenso beschrieben. Der
Atharvaveda öffnet also ein Fenster zu einer völlig anderen Welt als die des Rigveda.
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Avesta
Das Avesta (Pahlavi: ʾp(y)stʾk / abestāg; vermutlich aus altiranisch *upa-stāvaka-, „preisen“) stellt das
heilige Buch der auf den iranischen Religionsstifter Zarathustra zurückgehenden Religion
Zoroastrismus dar. Es besteht aus einer Sammlung verschiedener Texte unterschiedlicher
sprachlicher und stilistischer Art sowie zeitlicher Abstammung und enthält unter anderem die dem
Propheten selbst zugeschriebenen Gathas.
Das Werk wird ausschließlich in einer alten iranischen, konkret in einer am ehesten
nordostiranischen Sprache formuliert, dem Avestischen. Jüngere Teile zeigen stilistische
Unsicherheiten und Unregelmäßigkeiten, welche teils vermuten lassen, dass die Autoren bereits
keine Muttersprachler im Bezug auf die avestische Sprache mehr waren bzw. diese sich bereits in
einem erheblichen Veränderungsprozess befand. Hierauf beruht die Folgerung, dass die jüngeren
Verfasser bereits in einer toten heiligen Sprache formulierten. Da das Avestische schon im
Sassanidenreich und somit vor der islamischen Eroberung Persiens unverständlich gewesen sein
muss, bildete sich die Zend-Literatur zur Übersetzung und Kommentierung der avestischen Texte
über die mittelpersische Sprache. Diese Literatur ist heute zu einem großen Teil nicht mehr erhalten.
Während die mittelpersische Schrift zur lautlichen Wiedergabe sehr uneindeutig war, wurde
wahrscheinlich in dieser Epoche, d. h., zwischen dem dritten und dem siebten Jahrhundert n. u.Z., zur
eindeutigen Wiedergabe der bereits toten Sprache des Avestas die avestische Schrift entwickelt,
welche bis heute verwendet wird.
Es ist in der Forschung umstritten, wann die ersten Abschnitte des Avesta entstanden sind. Die
verschiedenen Angaben erstrecken sich meist auf die Epoche zwischen dem 8. Jahrhundert v.u.Z. und
- gemäß dem „Jahr der Religion“ in Pahlavi-Schriften - 1737 v.u.Z.
Dem Buch Ardaviraf-Namak, einem mittelpersischen Werk aus dem 3.-4. Jahrhundert n.u.Z., ist ein
Bericht über eine in achämenidischen Archiven aufbewahrte und durch „Alexander den Römer“
verbrannte Niederschrift des Avestas zu entnehmen. Gemäß Denkard, einem späteren
mittelpersischen Werk aus dem 8.-9. Jahrhundert, veranlasste der iranische Großkönig Valkhas,
welcher am ehesten mit dem parthischen Herrscher Vologaeses I. identifiziert wird, die erneute
Sammlung und Zusammenstellung der Texte des Avestas. Im 3. christlichen Jahrhundert erfolgte im
Auftrag Ardaschirs I. unter der Leitung des Hohepriesters Tansar eine erneute Zusammenstellung und
Redaktion, welcher unter Schapur I. und dem Mobedan-Mobed Kartir eine weitere folgte. Ein Teil des
heutigen Textes, hierbei insbesondere das Khordeh Avesta, wird dem Mobedan-Mobed Azarpad
Mehrespandan zugeschrieben. Mündlich tradiert wurde das sakrale Werk schon in vorhistorischer
Zeit.
Die älteste entdeckte Niederschrift stammt mit dem „Ashem-Vohu-Manuskript“, erworben 1907
durch Sir Aurel Stein in Dunhuang und derzeit befindlich in der British Library, aus dem 9.
Jahrhundert n.u.Z. und enthält einen mitteliranischen, sogdischen Text. Abgesehen von diesem
stammt das älteste, derzeit vorliegende Manuskript vom Ende des 13. Jahrhunderts n.u.Z. und wird
mit 1288 datiert.
Der Terminus Avesta („Avista“, Pahlavi: Abestâg) begegnet uns nicht vor der Zeit der Sassaniden. Es
bestehen verschiedene Angaben zur Bedeutung des Wortes. Hierbei wird seitens verschiedener
Autoren die Bedeutung „Grundtext“ angenommen. Dem Begriff zugrundegelegt werden u. a. die
Begriffe Abastâ, auf den altpersischen Keilinschriften zu finden, und Upastâk, zu finden im Buch
Denkard. Teils wird die Bedeutung „Wissen“ oder „Kunde“ postuliert und auf den Stamm „vid“
(„Wissen“) im Avestischen und im Sanskrit hingewiesen.
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Der Begriff Zend (oder Zand) dagegen bezieht sich auf mittelpersische Kommentare und
Übersetzungen, welche die Priester wegen der verlorengegangenen Kenntnisse der alten Sprache des
Avesta (Avestisch) erstellt hatten.
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Bhagavad Gita
Die Bhagavad Gita (Sanskrit, f., भगव गीता, gītā - Lied, Gedicht; bhagavan - der Erhabene, Gott; „der
Gesang des Erhabenen“), verkürzt auch nur Gita, ist eine der zentralen Schriften des Hinduismus. Sie
hat die Form eines spirituellen Gedichts. Der vermutlich zwischen dem fünften und dem zweiten
vorchristlichen Jahrhundert entstandene Text ist eine Zusammenführung mehrerer verschiedener
Denkschulen des damaligen Indien auf Grundlage der Veden, der Upanishaden, des orthodoxen
Brahmanismus, des Yoga u. a. m., steht aber den Upanishaden gedanklich am nächsten.
Hindus betrachten die Lehren der Bhagavad-Gita traditionell als Quintessenz der Veden. Beim
Studium ergeben sich oft scheinbare Widersprüche: Während einige Stellen anscheinend einen
Dualismus lehren - die Zweiheit von Natur und Geist, von Gott und Mensch -, lehren andere die
Einheit. Durch diese unterschiedlichen Auslegungsmöglichkeiten ist das Gedicht Mittelpunkt für die
verschiedensten Glaubensrichtungen.
Die Lehren der Bhagavad-Gita sind eingebettet in einen umfangreichen episch-dramatischen Kontext,
in das Epos Mahabharata („die große Geschichte der Bharatas“). Die Söhne des Fürsten Pandu
werden von ihrem Onkel Dhritarashtra aus dem Stamm der Kurus und von dessen Söhnen um ihren
rechtmäßigen Thronanspruch betrogen und immer wieder Verfolgungen ausgesetzt. Schließlich
kommt es auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra, der „Stätte der Kurus“, zu einer großen Schlacht.
Arjuna, der dritte der Söhne des Pandu, befindet sich in einem persönlichen Konflikt zwischen der
Zuneigung zu seinen Verwandten auf der Gegenseite und seiner Pflicht als Fürst und dem
rechtmäßigen Anspruch seiner Familie auf Land und Thron. Er ist „von Furcht überwältigt“ und
weigert sich zu kämpfen. Auf seinem Streitwagen (sanskrit: Ratha) befindet sich Krishna als
Wagenlenker. Dieser versucht Arjuna durch religiös-philosophische Unterweisung aus seinem
Zwiespalt zu befreien und zum Kampf zu bewegen.
Mag es auch einen historischen Hintergrund für diese Schlacht geben, der Text der Bhagavadgita ist
nicht als geschichtlich zu betrachten. Viele Hindus sehen ihn als Allegorie. Eine mögliche und weit
verbreitete Sichtweise ist, dass es sich um ein Zwiegespräch handelt zwischen der inneren
Göttlichkeit, verkörpert durch Krishna, und der menschlichen Seele, die Arjuna darstellt: das
Schlachtfeld sei das Leben, und die feindlichen Heerscharen, gegen die Arjuna antreten muss,
verkörperten die menschlichen Schwächen, die besiegt und überwunden werden müssten. Neben
dieser sich auf das Individuum beziehenden Deutung ist es möglich, der Bhagavadgita eine Deutung
zu geben, die sich auf die Menschheit als Ganzes bezieht. In dieser evolutionären Anschauung ist die
Schlacht ein Aufeinandertreffen der asurischen, egoistischen Kräfte mit denen der göttlichen
Ordnung. Arjuna und seine Mitstreiter werden in diesem Bemühen von Krishna, dem Avatar,
angeführt und unterstützt.
Das Bild der Kutsche mit Krishna als Wagenlenker und dem verzweifelten Arjuna ist ein bekanntes
und weit verbreitetes Motiv darstellender Kunst und als Wandschmuck in vielen Hindu-Haushalten zu
finden. Eine populäre Deutung dieses geistigen Bildes enthält die Katha-Upanishade:
Erkenne den Atman als den Herrn der Kutsche. Der Körper ist der Wagen, die Buddhi (Vernunft) der
Wagenlenker und das Denken die Zügel. Die Sinne sind die Pferde, die Objekte die Wege.(II.3-4)
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Bhagavatapurana
Das Bhagavatapurana (Sanskrit, भागवतपरु ाण, Bhāgavata-Purāṇa, in etwa: „Das alte Buch von Gott“)
ist eine heilige Schrift des Hinduismus vishnuitischer Prägung.
In 18.000 Versen, die auf 12 „Bücher“ aufgeteilt sind, erzählt es Geschichten von Vishnu und seinen
Avataras, von denen der bekannteste Krishna ist. Im 10. Buch werden die Kindheit und die Jugend
Krishnas behandelt, der mit seinem Charme und seiner Schönheit die Hirtenmädchen (Gopis) seines
Dorfes in seinen Bann zieht. Die ekstatische Liebe dieser Mädchen zu Krishna gilt als Symbol für
Bhakti, die mystische Sehnsucht und Liebe der Seele nach Gott.
Das Bhagavatapurana ist eines der berühmtesten Puranas. Botschaft ist, dass Vishnu bzw. Krishna
der höchste Gott sei. Vishnu wird auch als „Bhagavan“ angeredet, die Anhänger des Vishnu werden
auch bhagavatas genannt.
Im religiösen Ritualtheater heißen bhagavata die männlichen Darsteller üblicherweise brahmanischer
Herkunft. Bhagavata Mela ist ein religiöses Tanzdrama zu Ehren Vishnus, das nur in drei Dörfern nahe
der südindischen Stadt Thanjavur aufgeführt wird.
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Brahma
Brahma (Sanskrit, m.,
मा brahmā) ist der Name eines der Hauptgötter im Hinduismus. Die
weiteren Hauptgötter sind Vishnu (Bewahrung) und Shiva (Zerstörung), mit diesen beiden bildet
Brahma die Trimurti. Seine Gattin ist Sarasvati.
In der Trimurti stellt Brahma das Prinzip der Schöpfung dar. Die Kenner des Brahman (die
Brahmanen) ließen ihm, als dem Schöpfer des Priestertums, besondere Verehrung zuteilwerden.
Diese Verehrung hat gegenüber den weiteren Hauptströmungen des Hinduismus (Vishnuismus,
Shivaismus, Shaktismus) heute stark an Bedeutung verloren. Auf Darstellungen ist Brahma meist mit
vier Gesichtern und vier Armen sowie mit Gebetskranz und Veden (älteste indische
Literatursammlung) zu sehen. Sein Symbol und Begleittier ist die mystische Gans, die ihn
geistesschnell an jeden gewünschten Ort im Universum fliegen kann. Sie ist auch an seinem
bedeutendsten Tempel im indischen Pushkar aus dem 14. Jahrhundert über dem Eingangstor
abgebildet.
In der öffentlichen Anbetung stand Brahma gegenüber allen anderen Gottheiten historisch immer
zurück, in der Mythologie dagegen spielt er noch heute eine wichtige Rolle. Brahma gilt als
Begründer einer der vier klassischen Vaishnava-Guru-Linien, heute bekannt als Brahma-GaudiyaSampradaya, welche durch Chaitanya stark geprägt wurde.
Die personale Gottheit Brahmā hat ihren existenziellen Ursprung in der Vorstellung des Brahman,
einer gestaltlosen (arūpa), eigenschaftslosen (nirguna) und unerkennbaren (acintya) Entität. Die
Personifizierung dieser nicht greifbaren Macht vollzog sich sprachlich lediglich durch die
Verschiebung des Akzentes und durch den dadurch entstehenden Genuswechsel, inhaltlich war der
Wunsch nach einem omnipotenten Schöpfergott, der über ein klar benennbares Bewusstsein und
eine definierte äußere Form verfügen musste, ausschlaggebend. Da der Veda jedoch nichts über eine
Gottheit mit dem Namen Brahmā überlieferte, musste dieser nun mit bereits bestehenden und durch
den Veda belegten Gottheiten identifiziert werden. Hierfür bot sich ein bis dato namenloser Gott mit
dem Titel "Herr der Geschöpfe"(Prajāpati) an, der fortan Brahmā zugeordnet wurde. Weitere
Legitimation erfuhr die neu erschaffene Gottheit Brahmā durch die Assoziation mit der bereits
bekannten Vorstellung eines goldenen und unvergänglichen Embryos (hiranyagarbha), welcher
sowohl über Leben als auch über den Tod herrschte und gegenüber anderen Gottheiten
weisungsbefugt war. Ferner galt diese Gottheit als Schöpfer der Erde und des Himmels. Diese
personifizierte Schöpfergottheit findet im Rigveda vor allem unter den Namen Prajāpati und Purusha,
in späterer Zeit unter den Namen Bhagavān oder Īshvara Erwähnung. In dieser
Entstehungsgeschichte zeigen sich erstmals Ansätze monotheistischen Denkens, welches sich ab
dieser Zeit als Gegensatz zum monistischen Denken etablierte, sowie die aufkommende
Hierarchisierung der Götter, nach welcher Brahmā allen anderen Göttern übergeordnet war.
In der Literatur finden verschiedene Wörter ihren Niederschlag, die zum Teil in der gleichen
Wortform verwendet werden, mit dem hier erörterten Brahma aber nichts zu tun haben:
Brahman (Sanskrit, n., मन brahman „die Weltseele“) ist ein zentraler Begriff der hinduistischen
Philosophie, vor allem im Vedanta und den Upanishaden. Das Brahman ist in seinem Wesen identisch
mit Atman, dem inneren Kern des Menschen.
Brahmanas (Sanskrit, n., ा म brāhmaṇa) sind Ritual- und Opfertexte und Bestandteil der Veden. Die
Brahmanas sind um ca. 800 v.u.Z. entstanden und beschreiben Opferzeremonien, wie z. B. das
Agnicayana (Feueropfer).
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Brahmanen (Sanskrit, m., ा मण brāhmaṇa „der das Brahman kennt“) sind Mitglieder der obersten
hinduistischen Priester- und Gelehrten-Kaste und gelten in den alten Schriften als unverletzlich.
Heute üben die Brahmanen auch andere Berufe aus.
Brahmavihara (Sanskrit) ist der Titel einer grundlegenden Meditation im Buddhismus, in dem es um
das Erzeugen von vier im Buddhismus als tugendhaft anerkannte Motivationen geht. Im Mahayana
wird gerne der Ausdruck „die vier Unermesslichen“ (tib. tshad med pa bzhi) verwendet, im
Theravada „die himmlischen Verweilzustände“.
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Brahman
Brahman (Sanskrit, n. ( मन ् bráhman) bezeichnet in der hinduistischen Philosophie die
unveränderliche, unendliche, immanente und transzendente Realität, welche den ewigen Urgrund
von allem darstellt, was ist. Die älteste Bedeutung des Wortes in den Veden ist "heiliges Wort" oder
"heilige Formel" und gewann hier die allgemeine Bedeutung einer "heiligen Kraft" an sich. Seit den
Upanishaden steht das Wort Brahman für das Absolute, also das, was unwandelbar bleibt, behielt
jedoch daneben seine ursprüngliche Bedeutung bei, nämlich die der "heiligen Rede"
Brahman ist ein unpersönliches Konzept vom Göttlichen, das keinen Schöpfer und keinen Lenker
beinhaltet, ein Urgrund des Seins, ohne Anfang und ohne Ende. Brahman ist nicht definierbar in
Raum und Zeit. Obwohl attributlos, wird es doch als Sat-Chit-Ananda (Sein-BewusstseinGlückseligkeit) beschrieben. Es ist auch das Unsterbliche, das über den Göttern steht. Im
hinduistischen Glaubensleben sind die jeweiligen bevorzugt verehrten Götter das höchste Brahman.
So stellt für Anhänger von Shiva dieser das Brahman dar, für Anhänger der Göttin eine ihrer Formen,
während Vishnu-Verehrer diesen als das höchstes Brahman betrachten.
Die Upanishaden beschäftigen sich intensiv mit der Definition des Begriffes, so erklärt ein viel
zitierter Spruch in Sanskrit:
„sarvam khalvidam brahma - wahrlich, alles ist Brahman.“
- Chandogya Upanishad (2.14.1)
Da keine Aussage das Brahman definieren kann, sagt der Weise: neti, neti - nicht so, nicht so. Auch
die Brihadaranyaka-Upanishad (3.8.8) beschreibt das Brahman, in dem sie alle Eigenschaften
verneint:
„Dieses... nennen die Kenner des Brahman das Unvergängliche. Es ist nicht grob, nicht fein; nicht
kurz, nicht lang; blutlos, fettlos; schattenlos, finsterlos; windlos, raumlos; ohne Haftung; ohne
Tastsinn, ohne Geruchssinn, ohne Geschmackssinn, ohne Gesichtssinn, ohne Gehörsinn; ohne
Sprachfähigkeit, ohne Denkfähigkeit; ohne Wärme, ohne Atem, ohne Mund; ohne Name, ohne
Geschlecht; nicht alternd, nicht sterbend; bedrohungslos, unsterblich; ohne Raum, ohne Laut; nicht
geöffnet, nicht geschlossen; nicht folgend, nicht vorangehend; nicht außen, nicht innen. Nichts langt
hin zu ihm, niemand langt hin zu ihm...“
Im Zeitalter der Upanishaden (750-500 v.u.Z.) werden Brahman und Atman als Wesenseinheit
begriffen, die das wahre Wesen der Welt repräsentieren. Dieses Eine wird universell als Brahman, im
Einzelnen als Atman erkannt.
„Dieser ist mein Atman im inneren Herzen, kleiner als Reiskorn oder Gerstenkorn oder Hirsekorn
oder eines Hirsekornes Kern. Dieser ist mein Atman im inneren Herzen größer als die Erde, größer als
der Himmel, größer als die Welten. […] Der Allwirkende, Allwünschende, Allriechende,
Allschmeckende, dies All in sich Fassende, Wortlose, Achtlose, dieser ist meine Seele im inneren
Herzen, dieser ist das Brahman, zu dem werde ich, von hier abscheidend eingehen. Wem solches
ward, fürwahr, für den gibt es keinen Zweifel.“
- Chandogya-Upanishad (3.14)
Ein zentraler Satz der Chandogya Upanishade lautet: Tat tvam asi, „Das bist du“. Er drückt die Einheit
des Menschen mit dem Brahman aus.
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In der Bhagavadgita beschreibt Krishna dem Helden Arjuna das Brahman:
„Von Sinnesbanden unbeschränkt, erglänzt es wie durch Sinneskraft. Es trägt das All, und
unberührt genießt es jede 'Eigenschaft'. Ist in und außerhalb der Welt, fest und beweglich,
Ardschuna, so fein, dass niemand es gewahrt. Es ist zugleich entfernt und nah. Zerteilt durchdringt
die Wesen es und bleibt in Wahrheit ungeteilt. Erhält ihr Sein durch seine Kraft, schafft und zerstört
sie unverweilt. Das 'Licht der Lichter' heißt man es, das jenseits alles Dunkels thront, Erkennen und
Erkenntnisziel; in jedes Wesens Herz es wohnt.“
- Bhagavad-Gita (13.14-17)
Im Vedanta wurde der Begriff des Brahman und sein Verhältnis zur Einzelseele in den verschiedenen
Schulen unterschiedlich interpretiert.
Eine häufige und historisch eminent wichtige Verwechslung ist die zwischen den Bezeichnungen
Brahman (neutral) und dem männlich gedachten Schöpfergott Brahma. In der Literatur kommt es zu
vielerlei irreführenden Behauptungen nur auf Grund dieser Verwechslung, zumal diese
unterschiedlichen Begriffe im Sanskrit auch ähnlich dekliniert werden.
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Buddha
Buddha (Sanskrit, m., बु , buddha, wörtlich „Erwachter“, chinesisch fó 佛, vietnamesisch Phật 佛
oder bụt ) bezeichnet im Buddhismus einen Menschen, der Bodhi (wörtlich „Erwachen“) erfahren
hat und den Ehrennamen des indischen Religionsstifters Siddhartha Gautama, auch „Buddha“
genannt, dessen Lehre die Weltreligion des Buddhismus begründet.
Im Buddhismus versteht man unter einem Buddha ein Wesen, welches aus eigener Kraft die Reinheit
und Vollkommenheit seines Geistes erreicht und somit eine grenzenlose Entfaltung aller in ihm
vorhandenen Potenziale erlangt hat: vollkommene Weisheit (Prajna) und unendliches, gleichwohl
distanziertes Mitgefühl (Karuna) mit allem Lebendigen. Er hat bereits zu Lebzeiten Nirvana
verwirklicht und ist damit nach buddhistischer Überzeugung nicht mehr an den Kreislauf der
Reinkarnation (Samsara) gebunden. Das Erwachen ist von transzendenter Natur, mit dem Verstand
nicht zu erfassen, ist „tief und unergründlich wie der Ozean“, weshalb sich diese Erfahrung einer
Beschreibung mit sprachlichen Begriffen entzieht. Ihre Qualität ist für Menschen, die diese Erfahrung
nicht selbst gemacht haben, nicht nachzuvollziehen.
Eine Buddha-Erfahrung tritt nach der buddhistischen Tradition sehr selten auf; daher ist ein Zeitalter,
in dem ein Buddha auftritt, ein „glückliches Zeitalter“. Denn es gibt sehr viele „dunkle“ Zeitalter, in
denen kein Buddha auftritt und deshalb auch keine Lehre der endgültigen Befreiung befolgt werden
kann. Der Buddha des nächsten Zeitalters soll Maitreya sein, während Kashyapa, Kanakamuni und
Dipamkara drei Buddhas der Vergangenheit waren. Insbesondere der tantrische Buddhismus
(Vajrayana) kennt eine Fülle von Buddhas, die auch transzendente Buddhas, Adibuddhas (fünf
Dhyani-Buddhas) oder Tathagatas genannt werden.
Das Wort „Buddha“ bedeutet „der Erwachte“ und ist im Sanskrit und in den von ihm abgeleiteten
mittelindischen Sprachen die Stammform des Partizips der Vergangenheit der Verbalwurzel budh
(„erwachen“). Der Nominativ des Wortes „Buddha“ lautet im Sanskrit Buddhas, in der
mittelindischen Pali-Sprache Buddho, und einige Forscher verwenden deshalb diese Formen. Da
jedoch in der abendländischen Wissenschaft indische Wörter nach dem Vorbild der einheimischen
Lexikographen und Grammatiker nicht in der Nominativ-, sondern in der Stammform gebraucht
werden, hat sich allgemein die Form Buddha eingebürgert.
Weil Sanskrit eine indogermanische Sprache ist, findet sich die Verbalwurzel budh bzw.
indogermanisch *bheudh mit der Bedeutung „erwachen, beachten, aufmerksam machen“ in
abgewandelter Form auch in vielen europäischen Sprachen wieder. So sind beispielsweise das
deutsche Wort „Gebot“ und das Wort „Buddha“ linguistisch miteinander verwandt.
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Die Sibyllinischen Bücher
Die Sibyllinischen Bücher waren eine Sammlung von Orakelsprüchen in griechischen
Hexametern, die während der gesamten Geschichte des Römischen Reichs in Krisensituationen
zu Rate gezogen wurden.
Die älteste Sammlung sibyllinischer Orakel scheint in der Zeit des Solon und Kyros in Gergis auf
dem Berg Ida erstellt worden zu sein; sie war der Sibylle von Marpessos zugeordnet und wurde
im Tempel des Apollon in Gergis aufbewahrt. Von Gergis kam die Sammlung nach Erythrai
(Attika) und nach Cumae zur Sibylle von Cumae, die Aeneas nach Vergil vor seinem Abstieg in die
Unterwelt (Aeneis VI, 10) befragte.
Der halblegendäre letzte römische König Tarquinius Superbus soll die Sibyllinischen Bücher einer
Wahrsagerin (Sibylle) abgekauft haben.
Die Geschichte des Erwerbs der Sibyllinischen Bücher durch diesen letzten König von Rom ist
eines der berühmten mythischen Elemente römischer Geschichte. Eine (alte) Frau bot dem
Etrusker Tarquinius neun Bücher dieser Prophezeiungen zum Kauf an, was der König aufgrund
des geforderten horrenden Preises ablehnte; daraufhin verbrannte sie drei der Bücher und bot
den Rest zum gleichen Preis erneut an. Tarquinius lehnte ein zweites Mal ab, sie verbrannte drei
weitere Bücher und wiederholte ihr Angebot. Jetzt lenkte Tarquinius ein, erwarb die letzten drei
Bücher zum vollen Preis und brachte sie anschließend in einem Gewölbe des Jupitertempels auf
dem Kapitol unter. Bei der Wahrsagerin soll es sich um die Sibylle von Cumae gehandelt haben,
eine Sibylle, die nach Vergil (Aeneis VI, 10) schon Aeneas, dem mythischen Ahnen der Römer,
nach seiner Landung in Italien von der Zukunft Roms prophezeit hatte. Aber auch wenn die
Bücher so ihr zugeschrieben werden, gehen sie doch auf die oben genannten Ursprünge
sibyllinischer Orakel zurück.
Die Übernahme der Sibyllinischen Bücher aus Cumae soll eine Reaktion gegen den kulturellen
Einfluss Etruriens und den Beginn einer eigenstaatlichen Religionspolitik in Rom darstellen.
Das Wissen von den drei verbliebenen Büchern der Sibylle wird noch nach 317 n.u.Z. von
Lactantius und von Origenes zitiert.
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Indoeuropäische
ANHANG III: LEXIKON UND GLOSSAR – VERSION 1.2
Literaturgeschichte
Die Veden
Ihre Bezeichnung bedeutet wörtlich Wissen (indog. Wurzel: vid-, daraus auch griech.: Idee, lat.:
videre = sehen, deutsch: wissen), und gemeint ist damit das höchste und wichtigste Wissen um die
Götter und den Ursprung aller Dinge.
Ihr Ursprung ist ungewiß. Sie müssen in mündlicher Tradition in Priestergemeinschaften und Familien
jahrhundertelang gepflegt und gehütet worden sein, ehe sie auch schriftlich fixiert wurden. Dies
geschah um 600 v.u.Z.
Als Schriftenkorpus liegen vier "Sammlungen" (Samhita) vor:
1. Rig-Veda (von rik = Vers). Er ist wohl die älteste und jedenfalls wichtigste Sammlung, deren Inhalt
in den übrigen nur in anderer Anordnung wiedergegeben wird. Er besteht aus 1017 Hymnen (Suktas)
und zusätzlich 11 weiteren, offensichtlich aus späterer Zeit, also insgesamt 1028. Sie sind in 8
Abschnitte (ashtakas = "Achtergruppe"), diese wieder in Kapitel, schließlich in 10417 Verse (Riks)
eingeteilt, die insgesamt aus 153826 Wörtern (Padas) bestehen. Diese genaue Zählung der
Bestandteile hat sich für die zuverlässige Überlieferung seit den ältesten Zeiten als außerordentlich
nützlich erwiesen. Es existiert noch eine konkurrierende Einteilung in 10 "Kreise" (Mandalas) und 85
Abschnitte (Anuvakas) bei gleicher Hymnenzahl.
2. Sama-Veda (von saman = Gesang). Er besteht aus 1549 Versen, von denen nur 78 nicht auf den
Rig-Veda zurückgeführt werden können. Nach der Tradition handelt es sich um Gesänge, die durch
den Opferpriester (Utgatar) bei der Spendung von Opfertränken (Soma) zu singen sind.
3. Yayur-Veda (von yayus = Opferspruch). Er liegt in zwei Redaktionen vor, gewöhnlich als "schwarzer
Yayur" (Taittiriya Samhita) und "weißer Yayur" (Vajasaneyi Samhita) bezeichnet. Der schwarze Yayur
scheint älter zu sein. Er ist in 7 Bücher (Kandas), 44 Kapitel (prasnas), 651 Abschnitte (Anuvakas) und
2198 "Stücke" (Kandikas) von durchschnittlich 50 Wörtern eingeteilt. Der weiße Yayur umfaßt 40
Kapitel mit 303 Abschnitten und 1975 Kandikas. Er scheint jünger zu sein und hat mehr
systematischen Charakter.
Inhaltlich besteht der Yayur-Veda fast ausschließlich aus leicht variierten Hymnen des Rig-Veda,
jedoch treten einige Prosa-Passagen hinzu. Er richtet sich an den Opferpriester (Adhvaryu), der diese
Hymnen beim Opfer rezitiert.
4. Atharva-Veda (von atharvan = Name eines Priesters). Er scheint wesentlich jünger zu sein als die
anderen und enthält neben 760 Hymnen in 6000 Versen (z. T. des Rig-Veda) beträchtliche ProsaAnteile. Gegenüber dem priesterlich-esoterischen Charakter der anderen Samhitas hat er einen
exoterischen Grundzug. Gleichwohl wird er für das Ritenbuch des Oberpriesters (Brahman)
schlechthin gehalten und daher auch als Brahman-Veda bezeichnet.
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Literaturgeschichte
Dreifaltigkeit
(Heilige) Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit oder Trinität (lateinisch trinitas, griechisch τριάς trias ‚Dreizahl,
Dreiheit‘) bezeichnet in der christlichen Theologie die Wesens-Einheit von Gott Vater, Sohn (Jesus
Christus) und Heiligem Geist. Sie werden als drei aus Gott entsprungene Personen oder Hypostasen
der Trinität, nicht aber als drei Substanzen oder drei Götter aufgefasst. Motive aus biblischer
Überlieferung, früher Gebets- und Redeweise und theologischer Begriffsbildung führen zum
kirchlichen Trinitätsdogma. Ab dem 4. Jahrhundert wurde eine formelle Trinitätslehre ausgebildet.
Der Mensch Jesus von Nazareth, von dem schon im Neuen Testament Göttliches ausgesagt wird,
wird wie der Heilige Geist als „wesenseins“ mit Gott, dem Vater, verstanden und verehrt. Die
Glaubensbekenntnisse der Mehrzahl der christlichen Glaubensgemeinschaften beinhalten die
Dreieinigkeit. Die Gegenposition vertreten die Nichttrinitarier, etwa die Unitarier.
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Edda - Nordisches Schrifttum
Edda (nord. "Urgroßmutter"), ist eine Sammlung nordischer Dichtungen, die in zwei grundsätzlichen
Versionen vorliegt.
Der Name Edda wird zunächst für das Werk des isländischen Dichters und Historikers Snorri
Sturluson benutzt. Er verfasste um 1220 auf Island ein umfangreiches Werk über Mythen und
Dichtkunst, es ist unter den Bezeichnungen „Prosa-Edda”, „Jüngere Edda” oder nach ihrem Verfasser
„Snorri-Edda” geläufig (Den Inhalt dieser Edda seht ihr weiter unten). Die "Snorri-Edda" besteht aus
drei Hauptteilen, nämlich Gylfaginning, Skáldskaparmál und Hattatal. Das Werk Gylfaginning musste
sich allerdings der christlichen Zensur beugen, und so wurden die Götter als Könige dargestellt, die
ihrer asiatischen Herkunft wegen Asen hießen.
Um 1270 (1240?) niedergeschrieben wurde die „ältere Edda” („Lieder-Edda”, „Poetische Edda”,
fälschlich dem isländischen Gelehrten Sæmundur zugeschrieben, daher auch „Sæmundar-Edda”), sie
ist somit jünger als Snorris Edda. Sie wird aber deshalb "ältere Edda" genannte, weil sie auf ältere
gesicherte Quellen zurückgeht. Sie gilt als Sammlung von Dichtungen vieler unbekannter Autoren.
Die "Lieder-Edda" besteht aus drei Hauptteilen, nämlich Götterdichtung, Spruchweisheit und
Heldengsang, (Den Inhalt dieser Edda seht ihr weiter unten)
Die Stoffe beider Ausgaben lassen Überlieferungen mindestens aus der Völkerwanderungszeit
anehmen, Parallelen mit indogermanischer Götterdichtung lassen noch tiefere Wurzel schließen.
Der Ursprung des Begriffs Edda ist unklar. Heißt es nach dem Entstehungsort Oddi in Südwestisland
„Buch von Oddi” oder nach dem altnordischen Wort edda „Urgroßmutter” im Sinne eine Urahnin
aller Dichtung? Da Snorri sein Werk als Lehrbuch verfaßte, berührt sich diese Erklärung mit der
These, Edda rühre vom Wort odr, Gesang oder Dichtung her und bedeute somit schlicht „Buch von
der Dichtung”: Die Dichtung stammt mythisch vom Skaldenmet Ödrorir her, der in einem als
Gebärmutter deutbaren Kessel gebraut wurde.
Die Edda wurde erst zu einer Zeit geschrieben, als die Heiden bis nach Polen zurückgedrängt waren.
Daher ist die oft gemachte Behauptung, die Edda sei das Heilige Buch der Nordischen Völker, falsch.
Allerdings beinhaltet sie deren wesentliche Mythen, die vorher wohl mündlich weitergegeben
wurden.
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Literaturgeschichte
Eurasien
Eurasien ist ein geographisch-geologischer Begriff für Europa und Asien als ein zusammengefasster
Kontinent. Er hat eine Fläche von 55 Millionen Quadratkilometern und etwa 4,7 Milliarden
Einwohner.
Das Wort ist eine Amalgamierung aus Europa und Asien. Mit dem Begriff wird der Tatsache
Rechnung getragen, dass Europa und Asien seit der Trias - also etwa seit 250 Millionen Jahren - Teile
einer zusammenhängenden Landmasse sind: zunächst Teile des Superkontinents Pangaea, später
Laurasias und heute Eurasiens. Der Großkontinent besteht geologisch aus vier großen tektonischen
Platten, von denen die Eurasische Platte die größte ist, sowie aus mehreren kleinen Platten und
Kratonen.
Die Bezeichnung Europas als eigener Kontinent ist historisch-kulturell bedingt und geht auf die
Weltsicht der europäischen Antike zurück. So wird an südamerikanischen Schulen Europa
üblicherweise nicht als eigener Kontinent angesehen. Hier sind die fünf Kontinente der Erde Eurasien,
Afrika, Amerika, Australien und Antarktika. Auch in osteuropäischen Staaten wird Eurasien als ein
Kontinent betrachtet und zu fünf Kontinenten (ohne Antarktika) zählt man stattdessen Nord- und
Südamerika einzeln.
Im kulturgeschichtlichen Sinn bezeichnet Eurasien den vor- und frühgeschichtlichen Kulturraum der
eurasischen Steppe, der vom Altai über Kasachstan, Südrussland und die Ukraine bis an die Donau
reicht. Die ungarische Puszta ist eine Exklave dieser Osteuropäischen Ebene.
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Literaturgeschichte
Evangelium der Maria
Das Evangelium der Maria gehört zu den Apokryphen des Neuen Testaments. Es handelt sich um eine
gnostische Schrift, die auf etwa 160 n.u.Z. datiert wird.
Bei der Maria, die dem Evangelium den Namen gegeben hat, handelt es sich möglicherweise um
Maria Magdalena. Da im Text selbst jedoch nur allgemein von „Maria“ die Rede ist, bleibt diese
Zuordnung unsicher.
Das Evangelium besteht im ersten Teil aus Dialogen zwischen dem auferstandenen Jesus und seinen
Jüngern und Jüngerinnen. Es enthält außerdem im zweiten Teil eine Vision Marias. Die beiden Teile
scheinen ursprünglich voneinander unabhängig gewesen zu sein. Verbunden werden sie durch die
Figur der Maria, die am Ende des ersten Teils auftritt. Im zweiten Teil ist ihre Rolle deutlich
ausgeprägter, so dass der Titel Evangelium der Maria streng genommen nur auf den zweiten Teil des
Apokryphons passt. Nach allgemeiner Forschungsmeinung war das Original der Schrift in griechischer
Sprache verfasst.
Das Evangelium ist nur in Fragmenten erhalten. Der am besten erhaltene Textbestand des Werks
befindet sich im Codex Berolinensis Gnosticus 8502, der ins 5. Jahrhundert datiert. Der Text ist in
sahidisch verfasst, einem koptischen Dialekt. Die Seiten 1-6 und 11-14 der insgesamt 18 Seiten
umfassenden Schrift sind verloren. Daneben existieren zwei griechische Fragmente, die später im
ägyptischen Oxyrhynchos gefunden wurden. Papyrus Rylands 463 weicht in wenigen Punkten von der
koptischen Fassung ab, während Papyrus Oxyrhynchus L 3525 mit dem koptischen Text
übereinstimmt.
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Literaturgeschichte
Germanistik
Germanistik ist die akademische Disziplin der Geisteswissenschaften, die die deutsche Sprache und
deutschsprachige Literatur in ihren historischen und gegenwärtigen Erscheinungsformen erforscht,
dokumentiert und vermittelt. In einem weiteren Verständnis hat sie die Aufgabe, die germanischen
Sprachen mit ihren Kulturen und Literaturen zu erforschen.
Die moderne Germanistik setzt sich aus drei Teilfächern zusammen, der Germanistischen Linguistik,
dem Fach Neuere deutsche Literatur und der Germanistischen Mediävistik. Seit den 1980er Jahren
wird die Germanistik auch in eine Inlandsgermanistik und, in durchaus problematischem Duktus,
Auslandsgermanistik eingeteilt.
Die Germanistische Linguistik untersucht die deutsche Sprache sowohl in ihrer historischen
Entwicklung (Diachronie) als auch im Hinblick auf die synchronen Funktionsbeziehungen einzelner
Sprachsysteme. Ihr Gegenstand umfasst alle Sprachstufen des Deutschen, vom Althochdeutschen (8.
bis 11. Jahrhundert) über das Mittel- (11. bis 14. Jahrhundert) und Frühneuhochdeutsche (14. bis 17.
Jahrhundert) bis hin zum Neuhochdeutschen (ab 17. Jahrhundert).
Zudem analysiert sie die deutsche Sprache unter den verschiedenen Aspekten
(Lautungen/Schreibungen, Flexionsformen, Wörter, Sätze, Texte etc.) und in ihren verschiedenen
Erscheinungsformen wie etwa der sprachsoziologischen Schichtung (Umgangssprache, Schriftsprache
etc.) oder der sprachgeographischen Gliederung (Dialekte etc.).
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Literaturgeschichte
Hinduismus
Der Hinduismus ist mit etwa 900 Millionen Anhängern (etwa 13,26 % der Weltbevölkerung) nach
dem Christentum (rund 2,26 Milliarden) und dem Islam (rund 1,57 Milliarden) die drittgrößte
Religion der Erde. Seinen Ursprung hat er in Indien. Anhänger dieser Weltanschauung werden Hindus
genannt. Genau genommen besteht der Hinduismus aus verschiedenen Religionen, die sich teilweise
überlagern und gegenseitig beeinflussen, in heiligen Schriften, Glaubenslehren, der Götterwelt und
Ritualen aber Unterschiede aufweisen. Der Hinduismus kennt monotheistische, dualistische und
polytheistische Richtungen, Gottheiten erscheinen als persönliche oder unpersönliche Wesen, der
Priesterstand kann sowohl dem Brahmanentum als auch niedrigeren Kasten angehören, teilweise
besteht er auch aus sog. Unberührbaren. Der Begriff Hinduismus repräsentiert einen Komplex
religiöser Traditionen und sozialer Phänomene, die teilweise sehr unterschiedliche sozioökonomische, historische und geographische Bedingungen haben. Es liegt ein gemeinsamer Fundus
von Traditionen vor, jedoch gibt es häufig keine klaren Abgrenzungen und die verschiedenen
Strömungen widersprechen oftmals einander. Ein in sich geschlossenes System als eine konkrete
historische Religion liegt nicht vor.
Die Bezeichnung Hinduismus ist erst relativ spät entstanden. Anfangs war sie eine von außen
herangetragene Sammelbezeichnung für die Anhänger verschiedener religiöser Richtungen auf dem
indischen Subkontinent, die nicht Muslime, Christen, Juden, Buddhisten oder Jainas waren. Der
Begriff entwickelte bald eine beträchtliche Eigendynamik und wurde in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts unter Englischsprachigen zur Eigenbezeichnung. Mit der Entwicklung der Hindutva
zeigte er sogar Ansätze einer Ideologisierung. Die indische Verfassung definiert abweichend vom hier
Gesagten den Hinduismus allerdings so, dass er auch Jainismus, Buddhismus und Sikhismus umfasst.
Indologen und Religionswissenschaftler, die nicht von einer einheitlichen Religion, sondern von
verwandten Religionen sprechen, benutzen häufig auch den Begriff Hindu-Traditionen oder HinduReligionen anstatt Hinduismus. Jedoch verfügen diese weder über ein gemeinsames
Glaubensbekenntnis noch über eine zentrale Institution, die Autorität für alle Hindus hätte. Die
Lehren über spirituelle Belange und sogar die Gottesvorstellungen sind in den einzelnen Strömungen
sehr verschieden, auch die Ansichten über Leben, Tod und Erlösung (Moksha) stimmen nicht überein.
Die meisten Gläubigen gehen jedoch davon aus, dass Leben und Tod ein sich ständig wiederholender
Kreislauf (Samsara) sind, und glauben an eine Reinkarnation. Für den persönlichen Glauben haben
religiöse Lehrer (Gurus) oft einen großen Stellenwert. Nur einzelne Richtungen gehen auf einen
bestimmten Gründer zurück. Trotz aller Unterschiede können Hindus der verschiedenen Richtungen
weitgehend gemeinsam feiern und beten, auch wenn ihre Theologie und Philosophie nicht
übereinstimmt. „Einheit in der Vielfalt“ ist eine oft verwendete Redewendung im heutigen
Hinduismus.
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Literaturgeschichte
Immram Brain
Immram Brain ['imrav branʴ] („Brans Seefahrt“) ist der Titel einer Reise-Erzählung (immram) aus dem
Beginn des 8. Jahrhunderts. Sie ist die älteste erhaltene dieser Literaturgattung. Im verschollenen
Lebor Dromma Snechta („Das Buch von Druim Snechta“) ist diese Erzählung, laut Hinweisen in
jüngeren Manuskripten, erstmals aufgezeichnet worden. Das Werk ist zum Teil in Prosa, zum Teil in
Versen abgefasst, in ihm werden christliche und vorchristliche Vorstellungen miteinander verbunden.
Bran mac Febail [bran mak 'fʴevilʴ] („Bran, Febals Sohn“) bekommt auf seiner Burg den Besuch einer
mystischen Frau aus der Anderen Welt, die mit einem silbernen Zweig wunderbare Musik ertönen
lässt. Sie erzählt, dass dieser Zweig vom Apfelbaum im Land Emain Ablach stammt, der
paradiesischen Insel im Ozean. Nach ihrem Verschwinden rüstet Bran ein Boot aus und macht sich
mit dreimal neun Begleitern (Zahlenmystik) auf die Suche nach der Insel. Am dritten Tag begegnet
ihnen Manannan mac Lír, der Bran von der Geburt seines Sohnes erzählt (Compert Mongáin) und sie
zu einer Welt der immerwährenden Fröhlichkeit weist. Dort kann Bran allerdings nichts über seinen
weiteren Reiseweg erfahren, da alle Bewohner immerzu nur lachen und auch ein von ihm
ausgesandter Bote bleibt schließlich lachend auf der Insel zurück. Später landen sie am Ufer einer
Insel, die nur von Frauen bewohnt wird und auf der sie viele Jahre glücklich leben - diese Zeit kommt
ihnen allerdings wie ein einziges Jahr vor.
Brans Gefährte Nechtan mac Collbran bekommt jedoch unstillbares Heimweh und überredet ihn zur
Rückreise. Von der Inselkönigin werden sie davor gewarnt, Irlands Erde je wieder mit dem Fuße zu
betreten. Doch Nechtans Sehnsucht nach der Heimat ist so groß, dass er das Verbot vergisst und
nach der Ankunft sofort aus dem Boot an Land springt, wo er sogleich zu Staub zerfällt. Bran und
seine anderen Gefährten bleiben im Boot, Bran erzählt den am Strand versammelten Iren seine
Abenteuer und sie fahren wieder auf den Ozean hinaus.
Im Gegensatz zu den ausführlichen und phantasievollen Texten anderer immrama
(„Reiseerzählungen“) ist Immram Brain im Prosateil eher schlicht verfasst. Den eigentlichen
Hauptpunkt bilden zwei jeweils 28 Strophen lange Gedichte. Im ersten schildert die mystische Frau
das verheißene Land, wobei hier von den Autoren einige christliche Gedanken eingefügt wurden. Das
zweite Poem überliefert Manannan mac Lírs Deutung des Meeres als Blumenebene mit vielen Tieren
und den Weg zur „Insel der Frauen“. Diese beiden Gedichte sind vermutlich der archaische, wenn
auch verfremdete Kern der Erzählung und die Prosa eine später hinzugefügte Rahmenhandlung.
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Kosmogonie
Kosmogonie (gr. κοσμογονία kosmogonía „Weltzeugung“; in älteren Texten auch Kosmogenie)
bezeichnet Erklärungsmodelle zur Entstehung und Entwicklung der Welt. Diese können mythisch die
Weltentstehung deuten oder rational erklären. Kosmogonische Vorstellungen gehören zum Bereich
der Mythologie, kosmogonische Theorien sind Gegenstand der Philosophie oder der
Naturwissenschaften.
Die Begriffe Kosmogonie und Kosmologie lassen sich nicht klar voneinander abgrenzen und werden
sowohl in naturwissenschaftlichen als auch in philosophischen und mythischen Zusammenhängen
verwendet. Unter „Kosmologie“ versteht man jedoch vorwiegend die Naturwissenschaft, die sich mit
den Methoden von Physik und Astronomie mit dem Ursprung und der heutigen Struktur des
Universums beschäftigt, wobei die Kosmogonie als Teildisziplin speziell die Entstehung und
Entwicklung des Weltalls behandelt.
Kosmogonische Mythen haben den umfassenden Anspruch, sinnstiftend den Ursprung der Welt
vorstellbar zu machen und die Grundordnung für den Lebensraum des Menschen festzulegen. Wo
Mythen ein Teil der kulturellen Identität sind, können sie dieselbe Überzeugungskraft wie
Wissenschaft haben.
Die philosophische Kosmologie der griechischen Vorsokratiker begann spekulativ und leitete sich von
älteren mythologischen Vorstellungen her. Am Beginn der Neuzeit beschrieb René Descartes
erstmals ein Weltentstehungsmodell auf der Grundlage einer rationalistischen Metaphysik.
Der Ausgangspunkt ist derselbe: die Entstehung der Welt liegt fernab einer Beobachtungsmöglichkeit
weit in der Vergangenheit und ist im Experiment nicht wiederholbar. Die Urknalltheorie ist in der
Wissenschaft zwar allgemein akzeptiert, aber nicht direkt überprüfbar. Nur die sich aus ihr
ergebenden Voraussagen können geprüft werden. Wenn mit der Theorie andere Phänomene erklärt
werden können, ergibt sie Sinn. Wenn sich neue Erkenntnisse ergeben, wird die Theorie angepasst
oder widerlegt.
Elementarer Teil der religiösen Mythen in jeder Kultur sind Ursprungsmythen, in deren Zentrum
wiederum der kosmogonische Mythos als Modell für alle Ursprungsmythen besonderes Ansehen
genießt. Aufgabe des Mythos ist es, der Welt Sinn zu geben, indem Bestandteile der Erfahrung
miteinander in Beziehung gebracht werden. Dabei bezieht sich der Mythos auf eine unbedingte
Ebene der Realität (Wahrheit). Der Unterschied zur wissenschaftlichen Theorie besteht darin, dass im
Mythos nicht hauptsächlich Verständnis angestrebt wird, sondern - als eine religiöse Tugend Ergebung.
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Metamorphosen
Die Metamorphosen (lateinischer Originaltitel Metamorphoseon libri: „Bücher der Verwandlungen“)
des römischen Dichters Ovid, geschrieben vermutlich ab dem Jahr 1 oder 3 n.u.Z. bis um 8 n.u.Z., sind
ein in Hexametern verfasstes mythologisches Werk über Metamorphosen („Verwandlungen“). Die
Metamorphosen bestehen aus 15 Büchern von je etwa 700 bis 900 Versen und beschreiben die
Entstehung und Geschichte der Welt in den Begriffen der römischen und griechischen Mythologie.
Dabei wurden etwa 250 Sagen verarbeitet. Seit seinem Erscheinen war es stets eines der populärsten
mythologischen Werke überhaupt und sicherlich das den mittelalterlichen Schriftstellern und
Dichtern am besten bekannte. Somit hatte dieses Werk einen enormen Einfluss auf die Literatur des
Mittelalters sowie auf die bildende Kunst vom Mittelalter bis zum Barock.
Ovid wählt sich die in Mythen so häufig anzutreffenden Verwandlungsgeschichten zum Thema, in
denen meist ein Mensch oder ein niederer Gott in eine Pflanze, ein Tier oder ein Sternbild
(Katasterismos) verwandelt wird. Das Werk beginnt mit der Entstehung der Welt aus dem Chaos und
einer großen Flut, die nur ein Menschenpaar (Deukalion und Pyrrha) überlebt, und es endet mit der
Verwandlung von Caesars Seele in einen Stern. Ovid bewegt sich von einem Beispiel zum anderen,
indem er sich durch die Mythologie arbeitet; häufig springt er dabei auf scheinbar beliebige Weise
von einer Verwandlungsgeschichte zur nächsten. In Wahrheit sind die Übergänge zwischen den
einzelnen Verwandlungssagen jedoch äußerst kunstvoll. Dabei mischt er zentrale Szenen der
griechischen Mythologie mit eher abgelegenen Mythen.
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Nag-Hammadi-Schriften
Die Nag-Hammadi-Schriften (auch als Nag-Hammadi-Bibliothek bekannt) sind eine Sammlung
frühchristlicher Texte, die hauptsächlich der Gnosis zuzurechnen sind. Sie wurde im Dezember 1945
in der Nähe des kleinen ägyptischen Ortes Nag Hammadi von ansässigen Bauern gefunden. Die
meisten dieser Schriften waren bis dahin gar nicht oder nur fragmentarisch bekannt. Dazu gehört
insbesondere das Thomasevangelium.
Der Fundort der Schriften befindet sich auf dem rechten Nilufer am Fuße des Gebel-al-Tarif, 10 km
nordöstlich der Nilbrücke von Nag Hammadi. Der Fund besteht aus dreizehn in Leder gebundenen
Papyrus-Kodizes. Diese enthalten eine Sammlung von 47 unterschiedlichen Texten. Einige Texte sind
jedoch mehrfach enthalten, weshalb die Sammlung aus insgesamt 53 einzelnen Texten besteht. Die
Manuskripte stammen aus der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts, verfasst wurden die Texte
vermutlich vorwiegend im 1. oder 2. Jahrhundert. Als Herkunft der Texte wird überwiegend Ägypten
angenommen, bei einigen Texten gibt es aber auch Hinweise auf eine Herkunft aus Syrien. Die
Sprache der Texte ist Sahidisch, ein Dialekt des Koptischen, man geht jedoch davon aus, dass es sich
um Übersetzungen aus dem Griechischen handelt.
Unbekannt ist, wer die Texte gesammelt hat. Möglicherweise handelt es sich um die Bibliothek einer
nicht näher zu bestimmenden gnostischen Gemeinschaft. Wahrscheinlicher ist jedoch aufgrund der
Nähe eines pachomianischen Klosters und des beim Einband verwendeten Materials, das Briefe und
Quittungen der pachomianischen Mönche enthält, dass die Sammlung Teil der Bibliothek dieses
Klosters war. Ungeklärt ist in diesem Fall, ob die Sammlung als Informationsquelle zum Kampf gegen
gnostische Häretiker zusammengestellt wurde, oder ob die Texte im Zusammenhang mit dem (etwa
zeitgleichen) 39. Osterfestbrief des Athanasius als häretisch aus den Klosterschriften ausgesondert
wurden.
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Literaturgeschichte
Origenes
Origenes, in griechisch geschriebenes frühes Hauptwerk "peri archon", ist abgesehen von einigen
wenigen Teilen, nicht mehr im Original vorhanden. Nur eine veränderte lateinische Übersetzung "de
principii" des Rufinus (345-411) wurde bis in unsere Zeit gerettet. Rufinus hatte nach eigenem
Bekunden "anstößige Stellen" weggelassen oder verändert, wozu 200 Jahre nach Origenes u.a. die
Wiedergeburtslehre gehörte. Dass Origenes diese in seinem Frühwerk "peri archon" tatsächlich
vertreten hat, kann nur aus Zitaten anderer Autoren erschlossen werden.
Als zuverlässig bzgl. korrekter Zitate gilt Hieronymus, der auch selbst "peri archon" ins Lateinische
übersetzte. Leider ist dieses Werk auch verloren gegangen. Das folgende Origeneszitat verdanken wir
einer erhaltenen Schrift des Hieronymus "Gegen Johannes von Jerusalem" , Abschnitt 19 in der er
Origenes mit Quellenangaben zitiert, die eine Textrekonstruktion dieser Stelle ermöglichte. In der
Übersetzung des Rufinus fehlt sie. Die Theologen Herwig Görgemanns und Heinrich Karpp haben in
bewundernswerter Kleinarbeit den Ursprungstext aus der Übersetzung des Rufinus und den Zitaten
verschiedenster Autoren rekonstruiert. Daraus entstand 1976 das Buch "Origenes: Vier Bücher von
den Prinzipien" in Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt.
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Quellenmaterial zur hethitischen Religion
Das Quellenmaterial zur hethitischen Religion und Mythologie ist reichhaltig und vielseitig. Die
keilschriftlichen Tontafeln aus den Archiven der Königsstadt Ḫattuša bestehen fast zu zwei Dritteln
aus religiösen Texten. Diese enthalten Rituale, Hymnen, Gebete, Gelübde, Flüche und
Beschwörungen, Opferlisten, Weissagungen und Omina, Mythen und Sagen, aber auch Zeugnisse des
Aberglaubens. Das älteste schriftliche Zeugnis ist der Anittatext (18. Jh. v.u.Z.), wo der Bau von
Tempeln für Ḫalmašuit, den Wettergott und “mein Gott” (Šiušmi) erwähnt wird. Die Texte reichen bis
zum Untergang des Hethiterreiches um 1180 v.u.Z.
Die religiösen Texte sind nicht nur hethitisch verfasst, sondern enthalten auch hattische, hurritische,
luwische und seltener palaische Textpartien und Ausdrücke. Seltener als keilschriftliche Texte sind
die in Fels und Mauerwerk geschlagenen hieroglyphischen Texte, die eher wortkarg sind und meist
nur Namen bezeugen, wie im Felsheiligtum von Yazılıkaya.
Archäologische Funde bestehen aus Götterstatuetten und Ritualobjekten, wie Kultgefässen und
Kultwaffen oder tönernen Lebermodellen für die Leberschau.
Die Hethiter errichteten auch viele Tempel, eine große Anzahl allein in der Hauptstadt Ḫattuša. In
dem wichtigen Felsheiligtum von Yazılıkaya wurden über 60 Götterreliefs in den Fels gemeisselt. Von
Bedeutung sind ferner das Quellheiligtum von Eflatun Pınar, das Bergheiligtum von Gavurkale und
das Felsrelief von Fıraktın.
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Reinkarnation
Der Begriff Reinkarnation [ˌreːɪnkarnaˈtsi ̯oːn] (lateinisch ‚Wiederfleischwerdung‘ oder
‚Wiederverkörperung‘), auch Palingenese (altgriechisch, aus πάλιν, pálin ‚wiederum‘, ‚abermals‘ und
γένεσις, génesis ‚Erzeugung‘, ‚Geburt‘) bezeichnet Vorstellungen der Art, dass eine (zumeist nur
menschliche) Seele oder fortbestehende mentale Prozesse (so oft im Buddhismus verstanden) sich
nach dem Tod - der „Exkarnation“ - erneut in anderen empfindenden Wesen manifestieren.
Vergleichbare Konzepte werden etwa auch als Metempsychose, Transmigration, Seelenwanderung
oder Wiedergeburt bezeichnet. „Außerkörperliche Erfahrungen“ werden oft in Zusammenhang mit
dem Begriff Reinkarnation gebracht. In einigen, aber keineswegs in allen Reinkarnationslehren ist
auch die Karmalehre integriert.
Der Begriff Reinkarnation bezeichnet keine bestimmte Lehre, sondern fasst eine Vielzahl
verschiedener Lehren zusammen. Geprägt wurde er durch den französischen Spiritisten Allan Kardec
in dessen Buch der Geister (Livre des esprits, 1857, deutsch 1868). Davor waren Synonyme wie
Palingenesia (‚Wiederentstehung‘), Metempsychose (‚Wiederverseelung‘, ‚Seelenwechsel‘) und
Metemsomatose (‚Wiederverkörperung‘, ‚Körperwechsel‘) gebräuchlich, die bereits in der Antike
Verwendung fanden. Die im 18. und 19. Jahrhundert geläufigste Bezeichnung war Metempsychose,
im Deutschen auch Seelenwanderung. Die Bezeichnung Wiedergeburt erwies sich als problematisch,
weil sie in einem abweichenden Sinn im Christentum im Zusammenhang mit der Taufe oder
Bekehrung verwendet wird (siehe Wiedergeburt (Christentum)). Im 20. Jahrhundert setzte sich
Reinkarnation als die geläufigste Bezeichnung durch.
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Literaturgeschichte
Schāhnāme
Schāhnāme (persisch
‫ھ‬
/ Šāhnāma; auch Šāhnāmeh), das Königsbuch (oder auch Buch der
Könige), ist das Lebenswerk des persischen Dichters Abū ʾl-Qāsim Firdausī (940/41-1020) und
gleichzeitig das Nationalepos der persischsprachigen Welt, für dessen Niederschrift der Dichter nach
eigenen Angaben 35 Jahre benötigte. Es ist eines der berühmtesten Werke der persischen Literatur
und der Weltliteratur. Mit nahezu 60.000 Versen in Form von Distichen ist es mehr als doppelt so
umfangreich wie Homers Epen und mehr als sechsmal so lang wie das Nibelungenlied.
Das Heldenepos befasst sich mit der Geschichte Persiens vor der islamischen Eroberung. Es beginnt
mit der Erschaffung der Welt und beschreibt die Entwicklung der persischen Zivilisation (Nutzung des
Feuers, Entwicklung der Kochkunst, der Schmiedekunst und die Entstehung eines kodifizierten
Rechtssystems, die Stiftung der traditionellen Festtage, usw.). Das Werk ist nicht exakt chronologisch
aufgebaut, führt den Leser aber von der Vergangenheit in die Gegenwart Firdausīs. Einige der
literarischen Figuren leben für mehrere hundert Jahre, aber die meisten erleben nur ein
Menschenalter. Im Werk benutzt Firdausī nicht das aus dem griechischen stammende Wort
"Persien", welches im Persischen nur die südiranische Provinz Fārs (gr. Persis) bezeichnet, sondern
stattdessen die einheimische Bezeichnung Irān, welche in der Vergangenheit ein weitaus größeres
Gebiet umfasste als den heutigen Staat Iran. Die Schahs und Helden kommen und gehen, und das
einzige was bleibt, ist - so erklärt es Firdausī - nur Irān. Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, von
denen keiner dem anderen gleicht, beschreiben das Vergehen der Zeit.
Firdausīs Biograf Nezāmī ʿArūżī berichtet, dass Firdausī als Vorlage seiner Dichtung das Ḫodāynāme,
das „Buch der Könige“, herangezogen hat. Dieses Opus der Könige Persiens entstand auf Betreiben
von Abū Manṣur Moḥammad ibn ʿAbdor-Razzāq, dem seinerzeitigen Statthalter von Tūs, und basierte
auf Berichten zoroastrischer Priester, die in mündlichen Überlieferungen von Generation zu
Generation weitergegeben worden waren und im Mittelpersischen als Ḫotāynāmag bekannt waren.
Der erste, der die vorislamische Geschichte Persiens in Gedichtform fasste, war Abū Mansūr
Muhammad ibn Ahmad Daqīqī, ein Dichter am Hof der Samaniden. Daqīqī war angeblich Anhänger
der zoroastrischen Religion, was in diesen Tagen lebensgefährlich war. Sein türkischer Diener soll ihn
erstochen haben. Vor seinem gewaltsamen Ende hatte er 1.000 Verse verfasst, wobei den Beginn
seiner Arbeit die Schilderung der Herrschaft Goštāsp und das Auftreten Zarathustras bildete. Ein Vers
seiner Dichtung lautet:
„Daqīqī, was in diese Welt geboren
aus Gut und Schlechtem, hat vier Dinge auserkoren,
Rubinrote Lippen und der Harfe Klang,
Blutroter Wein und Zarathustras Sang.“
Firdausī berichtet, daß ihm Daqīqī im Traum erschienen sei und ihn gebeten habe, sein Werk
fortzusetzen. Firdausī hat einige Versvorlagen Daqīqīs in sein Werk einbezogen. Er begann 977 mit
der Niederschrift und beendete sein Werk um 1010. Firdausī schrieb sein gewaltiges Epos in einer
Zeit, in der die neue Dynastie der Ghasnawiden sich einer islamischen Staatsidee zuwandte und
Vorislamisches nicht gefragt war. Firdausī ging bei seiner Dichtung umsichtiger als Daqīqī vor und
vermied es, pro-zoroastrisch zu erscheinen. Einige Autoren behaupten daher, dass mehrere Verse
Daqiqis, die gegenüber der Herrscherschicht zu kontrovers gewesen wären, von Firdausī nicht
übernommen worden seien.[4] Trotzdem enthält das Werk deutliche Hinweise auf die zoroastrischen
Traditionen Irans, die heute noch unter anderem in der Feier des iranischen Neujahrsfestes "Nouruz"
lebendig sind.
Um Anfeindungen zu entgehen, widmete Firdausī sein Werk dem Ghasnawiden Sultan Mahmud.
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Upanishaden
Die Upanishaden (Sanskrit, f., उप नष , upaniṣad, wörtl. „das Sich-in-der-Nähe-Niedersetzen“;
gemeint ist damit: „sich zu Füßen eines Lehrers (Guru) setzen“, aber auch geheime, belehrende
Sitzung) sind eine Sammlung philosophischer Schriften des Hinduismus und Bestandteil des Veda.
Die Opferhymnen an die Götter, Gesänge, Opfersprüche und heilige Handlungen standen im Zentrum
der Veden. Dies ist in den Upanishaden nicht so. Eine Upanishad im eigentlichen Sinn des Wortes hat
keine sakralen oder rituellen Dinge mehr zum Thema. Demgemäß ist die tatsächliche Zugehörigkeit
dieser Texte zu einer der vier vedischen Sammlungen ohne Bedeutung für den Inhalt. Sie offenbart
sich nicht dem Vedakenner oder Opferexperten, sondern dem denkenden und suchenden Menschen.
Das rituelle Opfer aus der Zeit der Veden wird zu einem inneren Prozess gewandelt und in Form
intensiver Betrachtungen oder Meditationen verinnerlicht. Die Opfernden führten nicht mehr oder
nicht nur das äußere Opfer aus, sondern sie opferten sich gleichsam in einem inneren Prozess, um so
zur Erkenntnis und Wahrheit des Göttlichen zu gelangen. Ein Ausschnitt aus der KaushitakiBrahmana-Upanishad (2.5) über das Feueropfer (Agnihotram) macht dies deutlich:
„Nunmehr daher die Selbstbezwingung des Pratardana, oder, wie es auch genannt wird, das
innerliche Agnihotram. Solange nämlich ein Mensch redet, solange kann er nicht einatmen; dann
opfert er den Odem in der Rede; und solange ein Mensch einatmet, solange kann er nicht reden;
dann opfert er die Rede in den Odem. Diese beiden Opferungen sind unendlich, unsterblich; denn
man bringt sie dar, ohne Unterlass im Wachen wie im Schlaf. Hingegen die anderen Opferungen sind
endlich, denn sie bestehen aus Werken. Darum haben die alten Weisen das Agnihotram nicht
geopfert.
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Vedische Religion
Die vedische Religion ist die älteste nachweisbare Religion Indiens. Sie ist polytheistisch und auf das
religiöse und rituelle Opfer ausgerichtet. Die vedische Religion unterscheidet sich stark vom heutigen
Hinduismus.
Die Schriften der vedischen Religion sind in den Veden erhalten, deren Ursprünge wahrscheinlich ab
1500 v.u.Z. als mündliche Tradition vorliegen. In diesen erscheint ein vielfältiges Pantheon an
Göttern, von denen die meisten männliche Gottheiten sind. Sie bilden Gruppen von himmlischen
Gottheiten, atmosphärischen Gottheiten und Erdgöttern. Agni stellt z.B. eine Erdgottheit dar als Gott
des Feuers, Vayu ist eine atmosphärische Wind-Gottheit, Surya, der Sonnengott, ist eine Gottheit des
Himmels, ebenso Indra. Indra stellt auch die höchste Gottheit dar und die meisten Hymnen des
Rigveda handeln von ihm. Die nachfolgend wichtigsten Gottheiten waren Soma und Agni. Auch
Varuna und Mitra spielten eine bedeutendere Rolle, die Maruts und die Ashvins sowie Ushas, die
Morgenröte.
Götter, die später in den Hinduismus übergegangen sind, waren Vishnu und Rudra. Vishnu galt im
vedischen Pantheon als solare Gottheit, die mit dem Opferritual verbunden war, Rudra galt als
dunkle Gottheit, die später in den Shiva-Kult einging.
Als eines der beherrschenden Themen der Veden gilt die Schlacht zwischen den Göttern und den
Dämonen (Asuras), symbolischer Ausdruck der Gegensätze von Gut und Böse, von Schöpfung und
Zerstörung. Gleich diesen Schlachten war die vedische Mythologie in Dualismen begründet, denen
von Göttern und Dämonen, Gut und Böse, Himmel und Erde, männlich und weiblich. Das heroische
Element drückt sich beispielsweise in der Mythologie des Indra aus.
Die Veden zeigen einen ländlichen Hintergrund auf, eine städtische Kultur ist nicht zu erkennen, so
dass es keinerlei Anhaltspunkte gibt, dass die vedische Religion Teil der Industal-Kultur (ca. 25001700 v.u.Z.) war.
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Vedismus
Die älteste Form des Hinduismus, deren Inhalt in den Rigveden vorliegt.
Kennzeichnend ist ein ausgeprägter Polytheismus mit einer nur schwach ausgebildeten Hierarchie, an
deren Spitze Indra (Götterkönig), Varuna (Gott des Himmels) und Mitra (Gott des Tageshimmels)
stehen. Dazu kommen als Götter personifizierte Naturerscheinungen bzw. -gewalten wie Sonne,
Mond, Morgenröte, Wind, Feuer etc. Die untere Klasse bilden die Dämonen (asuras), Heroen und
vergöttlichte Tiere. Die religiösen Praktiken bestanden aus einem komplizierten Opferwesen, das
unter der Aufsicht der Priesterklasse (Brahmanen) stand.
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Vishnuismus
Der Vishnuismus oder Vaishnavismus (von Sanskrit वै णव Vaiṣṇava [ˈʋaiʂɳʌʋʌ] „zu Vishnu gehörig“)
ist eine Richtung des Hinduismus, die Vishnu als höchstes Allwesen annimmt. Ihm sind hier alle
anderen Götter untergeordnet oder gehen aus ihm hervor. Der Vishnuismus ist neben Shivaismus
und Shaktismus eine der drei wichtigsten Richtungen des Hinduismus.
Der Vishnuismus enthält mehrere religiöse Strömungen unterschiedlichen Ursprungs. Die drei
Hauptströmungen beziehen sich auf Vishnu, Vasudeva Krishna und Rama, den heldenhaften Prinzen
im Epos Ramayana. Dem Selbstverständnis nach sind einige vishnuitische Strömungen
monotheistisch, da sie Vishnu, den „Einen ohne einen Zweiten“, verehren, beziehungsweise seine
Inkarnationen, die Avataras. Andere Gottheiten wie etwa Shiva und Brahma werden als Vishnu
untergeordnet und als seine Diener verstanden. Außer Shiva gelten diese Devas als Halbgötter oder
als gewöhnliche Seelen. Nach vishnuitischen Lehren kann Vishnu sich in unzählige spirituelle
Gestalten vervielfältigen, die alle mit ihm identisch sind. Dies gilt als Ausdruck seiner unbegrenzten
Macht, und nicht als die Manifestation unterschiedlicher in Konkurrenz stehender Gottheiten. Um
diese Haltung vom traditionellen Monotheismus abrahamitischer Prägung abzugrenzen, bezeichnete
sie der Indologe Friedrich Max Müller als Henotheismus. Die heutige religionswissenschaftliche
Literatur dagegen betrachtet Vishnuismus häufig als Monotheismus.
Eng mit Vishnuismus verknüpft ist die Avatara-Lehre: Danach kehrt Vishnu in zahllosen Inkarnationen
auf die Welt zurück, wenn der Dharma, Recht und Ordnung, schwinden. Am bekanntesten sind die
„Zehn Avataras“ wovon der letzte, Kalki, erst im Kali-Yuga, dem Ende des jetzigen Zeitalters,
erscheinen soll. Die anderen „Herabgestiegenen“ sind Matsya, der Fisch, Kurma, die Schildkröte,
Varaha, der Eber, der Löwenmensch Narasimha, Vamana, der Zwerg, Parashurama, Rama, Krishna
und Buddha, den manche Traditionen durch Balarama, den älteren Bruder von Krishna, ersetzen. Die
Vorstellung einer Vielheit an Inkarnationen wird in der Bhagavad Gita angedeutet und im
Bhagavatapurana ausführlich dargestellt.
Die Verehrung Vasudeva Krishnas war wahrscheinlich schon Ende des 2. Jahrhunderts v.u.Z.
verbreitet, was die Garuda-Säule von Heliodorus belegt. Vishnu selbst wurde bereits im Rigveda
erwähnt und man nimmt an, dass sich im 9. bis 6. Jahrhundert v.u.Z. eine monotheistische Theologie
um ihn entwickelte. Rama und Krishna wurden als Inkarnationen Vishnus aufgefasst. Den Begriff
Vaishnava (Vishnuiten) verwendete man ungefähr ab dem 4./5. Jahrhundert für diese Bewegungen,
die Ursprünge liegen aber sehr viel weiter zurück.
Mit dem Vishnuismus entwickelte sich eine dem Kshatriya-Ethos verpflichtete, königliche,
herrschaftsorientiert Vishnu-Mythologie, die vor allem in Gestalt der Inkarnation Rama, im großen
Epos der König von Ayodhya, sichtbar wird.
Neu am Vishnuismus war zu jener Zeit die Konzeption dieses Gottes als höchster und einzig wahrer
wirklicher Gott, der die Welt und alle Wesen einschließlich der anderen Götter in sich trägt und
hervorbringt. Neu war auch der Weg zur Erlösung: einerseits pflichtgemäßes und vor allem
selbstloses Handeln in der Gesellschaft, Karma-Yoga, und andererseits Bhakti, die bedingungslose,
liebende Hingabe an Vishnu. Bhakti, vor allem an die Inkarnationen Krishna oder Rama, wurde zu
einem wichtigen Teil der religiösen Praxis. Bhakti kennzeichnet die neue Beziehung zwischen Mensch
und Gottheit, welche das vedische Opfer ablöst und zugleich die intellektuelle Suche nach
erlösendem Wissen, Jnana-Yoga, in eine starke emotionale Beziehung einbindet. Vor allem in der
Bhagavad Gita wird Bhakti-Yoga als einer der Wege zur Erlösung geschildert. Neu war auch eine
weitgehende Ablehnung der traditionellen Kastenordnung. Schon bei den im 8. Jahrhundert
wirkenden Alvars, einflussreiche vishnuitische Poeten in Südindien, hatte sie keine Bedeutung; unter
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den zehn anerkannten Heiligen gab es einige Shudras, Angehörige der untersten Kaste. Auch spätere
Vertreter des Vishnuismus wie Ramananda (13. Jahrhundert), Kabir (15. Jahrhundert) und Chaitanya
(15./16. Jahrhundert) machten bei ihren Anhängern keinen Unterschied nach Kastenzugehörigkeit,
sie lehnten die Ungleichheit dezidiert ab. Wenn man auch nicht das System als solches angriff, so sah
man doch alle Menschen gleich im Angesicht Gottes.
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Zoroastrismus
Der Zoroastrismus bzw. Zarathustrismus (auch: Mazdaismus oder Parsismus) ist eine wohl zwischen
1800 v.u.Z. und 600 v.u.Z. vermutlich in Baktrien im östlichen Iranischen Hochland, dem heutigen
Afghanistan, entstandene monotheistische und zumindest in ihren frühen Ausprägungen auch
dualistische Religion mit heute etwa 120.000-150.000 Anhängern, die in Persien und im
zentralasiatischen Raum verbreitet war. Die Anhänger des Zoroastrismus werden Zoroastrier oder
Zarathustrier genannt. Größere Gemeinden leben in Indien und im Iran. Die Anhängerschaft im
heutigen Indien und Pakistan bezeichnet man auch als Parsen.
ُ ‫َزر‬
َ
Der Religionsstifter war Zarathustra (griech.: Ζωροάστρης Zōroástrēs; persisch: ‫زر ُد ت‬/‫ت‬
Zartoscht/Zardoscht; kurdisch: Zerdeşt Śářdāscht), über dessen Datierung in der Forschung bis heute
Uneinigkeit herrscht. Im Zentrum des auf ihn zurückgeführten Glaubens, der aber auf ältere iranische
Kulte zurückgeht, steht der Schöpfergott Ahura Mazda/Ohrmazd (daher manchmal auch
„Mazdaismus“). Er wird begleitet von unsterblichen Heiligen (Amescha Spenta) sowie von seinem
Widersacher, dem bösen Dämon Angra Mainyu (Ahriman).
Obwohl die Zoroastrier mehrere Gottheiten (z. B. Anahita oder Mithra) kennen, die Ahura Mazda
unterstützen, ist die Religion grundsätzlich vom Dualismus zwischen Ahura Mazda und Ahriman
geprägt: „Und im Anbeginn waren diese beiden Geister, die Zwillinge, die nach ihrem eigenen Worte
das Gute und das Böse im Denken, Reden und Tun heißen. Zwischen ihnen haben die Guthandelnden
richtig gewählt.“ In der Spätantike war unter den Sassaniden die zurvanistische Variante des
Zoroastrismus weit verbreitet, in der der gute und der böse Geist als die Kinder der „unendlichen
Zeit“ (Zurvan/Zervan, Neupersisch Zaman) galten.
Der Zoroastrismus basiert auf der heiligen Schrift Avesta. Gottesbilder sind dem Zoroastrismus
fremd. Er kennt allerdings Feuertempel, in denen eine heilige Flamme gehütet wird, die als Symbol
der Gottheit gilt.
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