Mai 2017 - WIV

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FLASH Infektionskrankheiten – Mai 2017 – Nr. 5
Spezifische Hinweise auf Infektionskrankheiten in Belgien, in Europa und in der Welt
Belgien
Masern - Wiederausbruch in der wallonischen Region: Letzter Stand
Bis einschließlich 16.04.2017 wurden durch den Überwachungsdienst Infektionskrankheiten der AVIQ 288 Fälle von Masern
registriert. 163 wurden bestätigt (überwiegend durch das CNR für Masern, Röteln und Mumps), 81 sind wahrscheinliche Fälle und 44
sind klinische Fälle (Definition ECDC 2012). Von diesen Fällen wurden 37 Fälle von Masern bei Personen festgestellt, die in
Krankenhäusern arbeiten (31 bestätigt, 4 wahrscheinlich und 2 möglich). Die Mehrheit betrifft medizinisches Personal. In 111 Fällen
(38 %) folgte eine Krankenhausaufnahme. Es gab zwei Fälle akuter Enzephalitis. Todesfälle wurden nicht gemeldet. Vier Provinzen
sind betroffen; nur ein Fall französischer Herkunft wurde in der Provinz Luxemburg gemeldet. Die Epidemie scheint rückläufig zu sein.
Eine „rapid communication“ zur Epidemie wurde am 27. April in Eurosurveillance veröffentlicht: „Ongoing Measles Outbreak in
Wallonia, Belgium, December 2016 to March 2017: characteristics and challenges“.
Hoher Gesundheitsrat – Stellungnahme und Empfehlungen zur Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe B und
Varicella
Der Hohe Gesundheitsrat (HGR) veröffentlichte kürzlich zwei Stellungnahmen zur Impfung. Eine betrifft die Impfung gegen
Meningokokken Typ B bei Kindern, Jugendlichen und Personen mit erhöhtem Risiko, um einen individuellen Schutz zu gewährleisten.
Der HGR ist der Ansicht, dass es nicht genügend Argumente (epidemiologischer Art und in Bezug auf die Wirkung des Impfstoffs) gibt,
um den Impfstoff routinemäßig bei Säuglingen oder systematisch bei Jugendlichen zu empfehlen. In Bezug auf den individuellen
Schutz ist der HGR der Ansicht, dass der Impfstoff allen Kindern ab 2 Monaten verabreicht werden kann, und empfiehlt die Impfung
von Personen mit Risiko (Personen mit einer anatomischen oder funktionalen Asplenie, angeboren oder erworben) auf eine invasive
Meningokokkeninfektion ungeachtet ihres Alters (> 50 Jahre jedoch keine Angaben).
Die andere Stellungnahme betrifft die Prävention von Varicella bei Kindern, Jugendlichen und Personen mit erhöhtem Risiko in der
belgischen Bevölkerung. Zum heutigen Zeitpunkt empfiehlt der HGR die allgemeine Impfung nicht, da zusätzliche Bedingungen erfüllt
sein müssen, wie zum Beispiel die Tatsache, den Deckungsgrad der MMR-Impfung nicht unter Druck zu setzen. Eine Impfung gegen
Varicella in zwei Dosen kann individuell empfohlen werden. Es bleibt aber wichtig, dass beide Dosen verabreicht werden, wobei das
empfohlene Intervall einzuhalten ist. Anhaltende Aufmerksamkeit gilt der Impfung der Risikogruppen: nicht immunisierte Personen
mit engem Kontakt mit immunsupprimierten Patienten, nicht immunisierte Erwachsene, die im heilhilfsberuflichen bzw.
medizinischen Sektor beschäftigt sind oder engen Kontakt mit Kleinkindern haben, nicht immunisierte gebärfähige Frauen.
Impfung – Polio
Im Mai 2017 nimmt das Zentrum für die Beurteilung von Impfstoffen der Universität Antwerpen 66 Container in Betrieb, in denen
zwei Gruppen von 15 Freiwilligen bis zu 28 Tage in Quarantäne verbringen werden, um einen neuen oralen Impfstoff gegen Polio zu
testen. Diese Studie, die durch die Bill & Melinda Gates Foundation im Rahmen ihres Kampfes für die Eradikation von Poliomyelitis
finanziert wird, will einen möglichen neuen Impfstoff (oral lebend, attenuiert) testen, der nicht dasselbe Mutationsrisiko wie die
zurzeit am Markt erhältlichen Impfstoffe haben soll. In extrem seltenen Fällen kann das lebende und attenuierte Virus, das im zurzeit
eingesetzten Polioimpfstoff enthalten ist, nämlich mutieren und sich in unzureichend immunisierten Populationen verbreiten und, in
seltenen Fällen, eine Lähmung verursachen. Obwohl für die Freiwilligen keinerlei Risiko besteht, hat die Weltgesundheitsorganisation,
da die weltweite Eradikation in Reichweite ist, ihre Leitlinien für die Beherrschung des Poliovirus aktualisiert. Um sicherzustellen,
dass kein attenuiertes Virus den Bereich unter Quarantäne verlassen kann (zum Beispiel über das Abwassersystem), müssen die
Freiwilligen eine gewisse Zeit in einer geschlossenen Einheit (Container) bleiben. Sie müssen aus Ländern stammen, in denen die
Kinder einen sogenannten inaktivierten Impfstoff gegen Polio erhalten haben. Belgier kommen dafür nicht in Betracht, da Belgien den
inaktivierten Impfstoff gegen Polio seit dem Jahr 2000 verwendet. Niederländer hingegen können an der Studie teilnehmen. Nähere
Informationen sind auf der Website der Universität Antwerpen verfügbar.
Anfang April 2017 kam es in einem abgeschotteten Bereich einer Produktionsanlage für IP-Impfstoffe in den Niederlanden zu einem
Zwischenfall, bei dem Poliowildviren (WPV) freigesetzt wurden. Dabei gelangten jedoch keine Viren in die Umwelt. Nach dem
geltenden Protokoll wurden sofort strenge Hygienemaßnahmen ergriffen, um jede Verbreitung zu vermeiden. Zwei Mitarbeiter
wurden jedoch exponiert und das Poliovirus wurde im Stuhlgang eines der beiden Betroffenen festgestellt. Die Freisetzung von WPV
und sein Nachweis bei einer exponierten Person gelten im Rahmen der Eradikation von wilder Polio weltweit im April 2016 als PolioVorfall (mit PVS2 infizierte Person mit einer dokumentierten Exposition gegenüber dem Virus Typ 2 in einem Labor oder einer
Produktionsanlage von Impfstoffen). Dieses Ereignis, das zur Ansteckung (ohne Entwicklung der Symptome der Erkrankung) eines
Mitarbeiters führte, stellt ein Risiko für die Biosicherheit dar. Die Kontroll- und Hygienemaßnahmen des infizierten Mitarbeiters
werden aufrechterhalten, bis das Virus aus seinem Stuhlgang verschwunden ist.
Zika – epidemiologisches Update
Seit Oktober des vergangenen Jahres scheint die Epidemie des Zikavirus in den Regionen Amerikas und der Karibik rückläufig zu sein.
Die Anwesenheit des Zikavirus wurde auch in Südostasien dokumentiert. Von 2015 bis Ende Januar 2017 haben 72 Länder und
Territorien eine Übertragung des Virus durch Stechmücken gemeldet. Von Februar 2016 bis Januar 2017 haben 13 Länder oder
Territorien eine Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch gemeldet, wahrscheinlich durch sexuelle Übertragung. In Europa
haben von Juni 2015 bis heute 21 Länder 2.081 importierte Infektionen mit dem Zikavirus gemeldet, 103 davon bei Schwangeren. Am
18. November 2016 hat die WHO den globalen Gesundheitsnotstand für diese Epidemie aufgehoben. Trotz der Tatsache, dass die
Ansprechpartner: Carole Schirvel ([email protected]) und Javiera Rebolledo ([email protected])
Zikavirus-Epidemie in Amerika und der Karibik stark rückläufig ist, bleibt es wichtig, bei Personen, die in die Zonen reisen, wo eine
Übertragung des Virus vorliegt, weiterhin eine Reihe von Maßnahmen zur Senkung des Infektionsrisikos aufrechtzuerhalten. Es soll
auch noch einmal daran erinnert werden, wie wichtig die Verständigung der Gesundheitsbehörden bzw. Inspektionsärzte über eine
positive Zikadiagnose bei Schwangeren ist. Nähere Informationen über die epidemiologische Situation des Zikavirus auf der Welt
finden Sie auf der Website des ECDC.
MATRA-Informationsbögen – Neue Informationsbögen online: Lyme, Pest und Tularämie
Informationsbögen je Pathogen mit verpflichtender Meldung oder mit endemischem Potenzial wurden zusammengestellt und sind
auf der MATRA-Website einsehbar. Diese Informationen richten sich an die meldenden Ärzte. Drei neue Informationsbögen wurden
kürzlich auf der MATRA-Website veröffentlicht, und zwar zur Lyme-Borreliose, zur Tularämie und zur Pest.
Ansprechpartner: Carole Schirvel ([email protected]) und Javiera Rebolledo ([email protected])
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