Merkblatt - praxis

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Gesundheitsdienst
10/2009/RK
Merkblatt
für Beschäftigte und Reisende
Japanische Enzephalitis (JE)
Erreger u. Übertragung: JE ist eine durch ein Virus verursachte
Entzündung des Gehirns. Das Virus wird durch den Stich bestimmter
Mücken (sog. Culex Moskitos) auf den Menschen übertragen.
Vorkommen: Das Verbreitungsgebiet der JE dehnt sich von Ostasien
(Ostsibirien, Korea, Japan, Guam, China, Taiwan) über Südostasien
(Thailand, Myanmar, Laos, Kambodscha, Vietnam, Malaysia, Brunei,
Philippinen, Indonesien) nach Südasien (Bangladesh, Nepal, Indien,
Pakistan) und bis Papua Neu-Guinea und zur Nordspitze Australiens aus.
In Japan, Korea, und Taiwan konnten durch Impfkampagnen die
Erkrankungszahlen auf ein Minimum reduziert werden. Auch in China wurde die Infektion dadurch
zurückgedrängt. Trotzdem wurden in den letzten Jahren die höchsten Erkrankungszahlen aus China und
Vietnam, Ausbrüche vor allem aus Nordindien gemeldet. Eine wichtige Rolle bei der Verbreitung und
Vermehrung des Virus spielen Wasservögel und Schweine, weshalb insbesondere ländliche Regionen von
der JE betroffen sind. Das Erkrankungsrisiko eines Reisenden bei 1 Monat Aufenthalt in ländlichem Gebiet
während der Hauptübertragungszeit wird auf etwa 1 / 5 000 bis 1 / 20 000 pro Woche geschätzt. Allerdings sind
einzelne Erkrankungen auch in Großstädten wie z.B. Peking und bei kürzeren Aufenthalten z.B. auf
Bali/Indonesien vorgekommen. In der nördlichen Hälfte des Ausbreitungsgebietes wird klimabedingt JE von
Frühjahr bis Herbst übertragen, in den tropischen Regionen überwiegend zur Regenzeit.
Das Krankheitsbild: Auch wenn nicht jede angesteckte Person manifest erkrankt (ca. 1 von ca. 250 JE
Infizierten), so sind die Folgen jedoch meist schwer. Nach einer Inkubationszeit von 4 bis 14 Tagen treten
plötzlich hohes Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auf. Nach
wenigen Tagen kann es zur Bewusstseinstrübung, Verwirrtheit, Krampfanfällen, Lähmungen oder Koma
kommen. Bis 35 % der Erkrankten versterben. Übersteht der Kranke dieses Stadium, folgt eine sich über Wochen
hinziehende Rekonvaleszenzzeit. In bis über 50 % hinterlässt JE schwere bleibende Schäden am Gehirn und
Nervensystem. Krampfanfälle, Lähmungen der Gliedmaßen, Gangstörungen aber auch geistige Behinderung
und Verhaltensstörungen können die Folgen sein. Kinder und ältere Menschen haben ein höheres Risiko,
nach einer Infektion mit JE schwer zu erkranken, bei Schwangeren besteht in den ersten beiden
Schwangerschaftsdritteln das Risiko einer Infektion des Ungeborenen und einer Fehlgeburt.
Diagnose: Die beschriebenen Symptome legen in einer Region, in der JE vorkommt, den Verdacht auf eine
JE nahe. Die Sicherung der Diagnose erfolgt durch den Virusnachweis im Blut oder einige Tagen nach
Krankheitsbeginn durch den Nachweis von Antikörpern gegen JE.
Behandlung: Wirksame antivirale Medikamente fehlen. Die Behandlung besteht in der Intensivpflege mit
Kreislaufüberwachung, Vorbeugung bzw. Therapie von Komplikationen und frühen Rehabilitationsmaßnahmen.
Die Qualität dieser Behandlung beeinflusst das Ausmaß von eventuell bleibenden Schäden.
Vorbeugung durch Schutz vor Mückenstichen: Die JE übertragenden Culex-Moskitos stechen in der
Abenddämmerung und nachts. Der Schutz vor Mückenstichen mit Repellentien bei Aufenthalt in den
genannten Regionen stellt daher eine wichtige Vorbeugemaßnahme dar.
Vorbeugung durch Impfung: Die sicherere Maßnahme ist jedoch die Impfung. Mit der Ausnahme eines in
Europa nicht zugelassenen chinesischen Impfstoffs enthalten alle bisherigen Impfstoffe abgetötete JE Viren.
Seit 2009 ist nun ein neuer Impfstoff (ein sogenannter Totimpfstoff) in Europa und auch in Deutschland
zugelassen, der auf Grund eines anderen Herstellungsverfahrens eine bessere Verträglichkeit verspricht als
der bisherige. Dies wurde in den für die Impfstoffzulassung notwendigen Untersuchungen auch bestätigt. Die
Immunogenität (Hervorrufen von schützenden Antikörpern gegen JE) erwies sich im Vergleich mit dem früheren
Impfstoff als mindestens ebenbürtig.
Auf Grund des besseren Verträglichkeitsprofils hat eine internationale Expertengruppe unter Beteiligung
deutscher Tropenmediziner die Impfindikation grundlegend geändert.
Empfohlen wird die Impfung:
1) allen „Expatriates“, also in der betroffenen Region lebenden Ausländern
2) Reisenden, die häufig in die Region reisen
3) allen Reisenden, die sich länger in der Region aufhalten, unabhängig von der Reiseroute
4) Reisende in ländliche Regionen
5) Reisende, die einen maximalen Impfschutz wünschen
In Betracht gezogen werden sollte die Impfung:
bei allen anderen Reisenden, die endemische Gebiete während der Übertragungszeit besuchen 2
1) bei vermehrtem Aufenthalt im Freien
2) Personen ab einem Alter von 50 Jahren
3) Kinder unter 10 Jahren
4) Personen mit chronischen Erkrankungen / Risiken:
- nach Organtransplantationen
- besonderen Operationen im Bereich des Innenohres (Cochlearimplantate) bzw. des Gehirns
(Shunt-Operationen)
- Bluthochdruck
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- chronische Nierenerkrankungen
- speziellen immunologischen Behandlungen (Anti TNF Therapie)
- Schwangere
Zwei Impfungen im Abstand von 4 Wochen sind notwendig.
Nebenwirkungen: Am häufigsten sind wie auch bei anderen Impfstoffen Beschwerden an der Einstichstelle (bis
ca. 20 %) und kurzzeitige Allgemeinbeschwerden. Diese treten meist innerhalb der ersten drei Tage nach der
Impfung auf. In der Regel verlaufen sie mild und verschwinden innerhalb weniger Tage wieder. Nach den
vorliegenden Informationen traten Kopfschmerzen bei ca. 20 %, Gliederbeschwerden bei ca. 13 %, und andere
wie Grippegefühl, Temperaturerhöhung, Übelkeit, Schwindel, Migräne, Ausschlag bei unter 10 % der Geimpften
auf. Unter 4.210 geimpften Personen wurden keine schweren allergischen Nebenwirkungen beobachtet (beim
früheren Impfstoff knapp 10 pro 10 000 geimpften Personen). Auch wurde bisher keine Zunahme an
unerwünschten Nebenwirkungen nach der zweiten Impfung festgestellt.
Noch zu klären: Gegenwärtig ist der Impfstoff nur für Personen über 18 Jahre zugelassen. Zulassungsstudien zur
Impfung von Kindern und zur Frage des Zeitpunkts der Auffrischungsimpfung laufen bereits. Erste
Untersuchungen bei Kindern von 1 – 3 Jahren deuten bei Verwendung der halben Erwachsenenimpfstoffdosis auf
eine vergleichbare Verträglichkeit und Immunogenität wie bei Erwachsenen hin.
Geklärt wird zurzeit auch noch die Frage der Auffrischung einer früheren Impfung mit dem neuen Impfstoff. Auf
Grund des verwendeten Impfvirus kann von der Wirksamkeit der Auffrischungsimpfung mit dem neuen Impfstoff
ausgegangen werden. Im Gesundheitsdienst werden bereits solche Auffrischungsimpfungen durchgeführt. Der
Erfolg wird gegenwärtig noch anhand von Antikörperbestimmungen überprüft. Dies wird bei zu erwartender
Wirksamkeit in der Zukunft voraussichtlich wegfallen.
Sollten Sie noch irgendwelche Fragen haben, beraten Sie der Gesundheitsdienst in der Zentrale und seine
Regionalärzte gerne.
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