Brustkrebs - von Felicitas Witte

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2. Dezember 2012
Mensch&Medizin
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STEVE GSCHMEISSNER / KEYSTONE
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Diagnose
Andrea Six
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Elektronenmikroskopische Aufnahme einer Brustkrebszelle.
Gentests verbessern die
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Forscher können Brustkrebs aufgrund des genetischen Profils in vier Typen
einteilen. Dies könnte die Therapieentscheidung erleichtern. Von Felicitas Witte
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Sturz beim
Squash
ro Jahr erfahren 5100
Frauen in der Schweiz,
dass sie Brustkrebs haben. Die Überlebenschancen haben sich in
den letzten Jahren deutlich gebessert. «Brustkrebs ist kein Todesurteil mehr», sagt
Daniel Fink, Direktor der Klinik für
Gynäkologie am Universitätsspital Zürich, «in den meisten Fällen können
wir den Krebs heutzutage heilen.» Das
liegt zum einen daran, dass mehr
Frauen zu Früherkennungs-Untersuchungen gehen und der Krebs früher
erkannt wird, zum anderen an besseren
Therapien. Ausserdem weiss man inzwischen, dass es verschiedene Formen von Brustkrebs gibt. «Je nach Art
des Tumors schlagen wir der Frau eine
für sie individuell passende Therapie
vor», sagt Fink.
Frauen Chemotherapie ersparen
Die Behandlung könnte in Zukunft
noch besser werden, hoffen Wissenschafter vom Cancer-Genome-AtlasNetzwerk, das nach genetischen Veränderungen bei Krebs sucht. Die Forscher analysierten kürzlich das Erbgut
von 825 Brustkarzinomen mit Dutzenden genetischen Tests und teilten sie
aufgrund ihres genetischen Profils in
vier Typen ein («Nature», online). Die
Unterschiede betreffen vor allem Prognose und Therapie, auf welche die
Karzinome ansprechen. «Möglicherweise könnten wir damit in Zukunft
genauer sagen, welchen Frauen man
eine Chemotherapie ersparen kann»,
sagt Matthias W. Beckmann, Direktor
der Frauenklinik an der Universität
Erlangen. «Aber noch ist nicht belegt,
dass die mehrere tausend Franken teuren Tests besser sind als unsere herkömmlichen.»
Heute legen Ärzte anhand der Grösse des Tumors, der Art der Zellen, der
Anzahl befallener Lymphknoten und
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«Schwierig ist vor allem
die Entscheidung für
eine Chemotherapie,
wenn sie das Überleben
nur minimal verbessert.»
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BrustkrebsinderFamilie
Genmutationen
erhöhen Risiko
5 bis 10 Prozent der Frauen mit Brustkrebs haben die Anlage dazu von Vater
oder Mutter geerbt. Bei den meisten
lässt sich eine Veränderung im BRCA1oder BRCA2-Gen nachweisen. Frauen
mit solchen Mutationen haben ein
hohes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Einen Gentest brauchen aber nur
jene aus Hochrisiko-Familien zu machen: Zum Beispiel, wenn zwei Verwandte vor dem 50. Lebensjahr erkrankt
sind oder wenn bei zweien Eierstockkrebs aufgetreten ist. Es kann Monate
dauern, bis das Ergebnis vorliegt. Genetische Beratungsstellen bieten in dieser
Zeit psychologische Unterstützung an.
Hat die Frau die Mutation, empfehlen
sich zum einen engmaschige Kontrollen
inklusive Mammografie, Ultraschall und
Kernspintomografie. Eine andere Option
ist die vorbeugende Entfernung der
Brüste. (wif.)
anderer Kriterien die Behandlung fest.
Eine wichtige Rolle spielen Marker im
Tumorgewebe. «Die sagen uns, ob der
Krebs langsam wächst und gut auf Medikamente anspricht oder ob er eher
rasch wächst und eine aggressivere
Therapie nötig ist», sagt Beckmann.
Routinemässig testet man dabei, ob
die Krebszellen Bindungsstellen für
Östrogen und Progesteron aufweisen,
und man sucht nach HER2-Rezeptoren, an die sich Wachstumsfaktoren
binden. Auch der Marker Ki-67 wird
bestimmt. Taucht er in vielen Zellen
auf, bedeutet dies, dass sie sich rasch
teilen. Nach Erhalt aller Informationen
schlagen die Ärzte eine Therapie vor.
Zum Therapiekonzept gehört bei
den meisten die Operation. In 80 Prozent der Fälle wird nicht die gesamte
Brust entfernt, sondern nur der Krebs
und etwas gesundes Gewebe drumherum. Nach einer brusterhaltenden Operation wird die Brust bestrahlt. Manche Frauen profitieren zudem von einer Chemotherapie. «Heute bieten wir
diese immer mehr Frauen schon vor
der Operation an, also neoadjuvant»,
sagt Christoph Rageth, Präsident der
Schweizer Gesellschaft für Brustgesundheit, «zum Beispiel, wenn der
Tumor im Verhältnis zur Brust so gross
ist, dass wir eigentlich die gesamte
Brust entfernen müssten.» Zudem lasse sich früh erkennen, ob ein Medikament wirke oder ob auf andere umgestellt werden müsse. Befinden sich in
den Krebszellen Hormonrezeptoren,
kann die Frau von einer zusätzlichen
Antihormontherapie profitieren. Weist
der Tumor viele HER2-Rezeptoren auf,
setzen Ärzte Trastuzumab ein.
Manche Frauen lehnen das vorgeschlagene
Therapiekonzept
ab.
«Schwierig ist vor allem die Entscheidung für eine Chemotherapie, wenn
diese das Überleben nur minimal verbessert», sagt Rageth. Den Frauen mit
sehr aggressiven Tumoren können Gy-
näkologen klar zu einer Chemotherapie raten. Zum Beispiel wenn der Tumor HER2 hat, keine Hormonrezeptoren, das Ki-67 sehr hoch ist und
Lymphknoten befallen sind. Umgekehrt würde bei wenig aggressiven Tumoren eine Chemotherapie mehr Nebenwirkungen als Vorteile bringen, so
dass die Experten davon abraten. Es
gibt aber «mittelaggressive» Tumoren,
bei denen eine Chemotherapie das
Überleben nur ein bisschen verlängern
würde. «Dann helfen wir der Frau, zu
entscheiden, ob sie die Nebenwirkungen in Kauf nehmen will», sagt Rageth.
Profil wie bei Eierstockkrebs
In diesen unklaren Fällen könnte die
Klassifikation durch die neuen Gentests helfen. Tumoren der Gruppen
Luminal A und Luminal B haben beispielsweise beide viele Hormonrezeptoren, gelten damit eigentlich als
wenig aggressiv, und man würde von
einer Chemotherapie abraten. Aber
der B-Typ hat mehr Ki-67 und ist vermutlich doch bösartiger – diese Frauen
könnten von der Chemotherapie profitieren. «Mit den Tests verstehen wir
nicht nur besser, wie Brustkrebs entsteht», sagt Daniel Fink, «sie könnten
auch zu neuen Therapien führen.» Interessant findet er, was die Forscher
über einen der vier Typen herausgefunden haben. In diese Gruppe ordneten sie Tumoren ein, die weder Hormonrezeptoren noch HER2 haben.
«Ihr genetisches Profil ähnelt dem von
Eierstockkrebs», sagt Fink. «Vielleicht
helfen da Medikamente, die wir sonst
bei Eierstockkrebs einsetzen.»
Pharmafirmen testen indes Dutzende neuer Substanzen, einige schon in
fortgeschrittenen Studien. «Viele greifen dort an, wo schon die bisherigen
ansetzen», sagt der Gynäkologe Beckmann. «Medikamente mit völlig neuem
Wirkmechanismus wird es, wenn überhaupt, erst in einigen Jahren geben.»
er 55-Jährige hatte
seine Fitness verbessern wollen. Nun
aber liefert ihn
der Rettungswagen
in ein Spital ein.
Eben noch spielte
er Squash in der Sporthalle. Die
schnellen Bewegungen forderten seine
ganze Konzentration. Doch plötzlich
stürzt er so unglücklich, dass er mit
dem Kopf gegen Wand und Boden des
Squash-Courts prallt.
Da sein Schädel mit voller Wucht
aufgeschlagen ist, reagiert er nur verwirrt auf die ersten Fragen der Notfallmediziner im Spital. Blut läuft aus
seiner Nase, und der Nacken schmerzt
furchtbar. Als die Ärzte vorsichtig
seine Mundhöhle inspizieren, sehen
sie, dass Kieferknochen und Zähne
verschoben sind. Beim Betasten des
Gesichts spüren die Mediziner zudem,
dass die Stirn unter leichtem Druck
nachgibt.
Beim Squash, so wissen die Ärzte,
werden die Spieler vor allem durch
den Schläger oder den Ball verletzt.
Dabei sind Augenverletzungen durch
den Ball häufig, den Profis auf bis zu
200 Kilometer pro Stunde beschleunigen. Vor allem gefährdet sind Anfänger und männliche Spieler. Mangelnde
Kenntnis der Sportart sowie unfaires
oder übertrieben ehrgeiziges Spiel
sind häufige Auslöser. Verletzungen
durch Aufprall auf die Hallenwand
hingegen sind den Medizinern bisher
nicht begegnet.
Eine Computertomografie zeigt das
Ausmass der schweren Verletzung.
Die Schädelknochen weisen mehrere
Brüche auf, Kiefer, Nase, Augenhöhle
und Stirn sind betroffen. Ausserdem
sind drei Wirbel gebrochen. Aber der
Patient hat Glück gehabt: Das Rückenmark ist nicht verletzt, so dass keine
Lähmungen zu erwarten sind. Dennoch müssen die Knochentrümmer
von Neurochirurgen in mehreren aufwendigen Operationen mühsam zusammengefügt werden.
Bei einer späteren Kontrolle sehen
die Ärzte auf ComputertomografieBildern, dass die Bruchstellen im
Schädel und an der Wirbelsäule wieder gut zusammenwachsen.
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Quelle: «Journal of Emergencies, Trauma,
and Shock», Bd. 5, S. 360.
News
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COLOURBOX
NZZ am Sonntag
Diabetes nicht geheilt
Mit einem Magen-Bypass verschwindet nicht nur Körpermasse, sondern
oft auch ein Diabetes. Eine Studie
kommt jetzt aber zum Schluss, dass
der Effekt weniger nachhaltig ist als
gedacht. Forscher am Group Health
Research Institute in Seattle, Washington, untersuchten 4400 übergewichtige Diabetiker, die sich einem MagenBypass unterzogen hatten («Obesity
Surgery», online). Bei 68 Prozent der
Patienten verschwand der Diabetes.
Bei einem Drittel von diesen kehrte er
aber innerhalb von 5 Jahren zurück. Es
waren dies meist Patienten in einem
fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung. Die Autoren vermuten aber,
dass auch ein vorübergehendes Verschwinden der Krankheit gesundheitlich von Vorteil sein kann. (tlu.)
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