Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige Inhaltsverzeichnis Vorwort3 Darmkrebs Was ist Darmkrebs? Wie entsteht Darmkrebs? Wie häufig kommt Darmkrebs vor? 4 4 6 Diagnose fortgeschrittener Darmkrebs Was bedeutet die Diagnose? Wie geht es nun weiter? Arzt-Patienten-Gespräch ­— Wie bereite ich mich vor? 7 9 11 Behandlungsoptionen beim fortgeschrittenen Darmkrebs Kann ich in diesem Stadium noch operiert werden? Was ist jetzt sinnvoll — Chemotherapie oder Bestrahlung? Gibt es neue Therapieoptionen, die für mich in Frage kommen? Klinische Studien — Sinn, Möglichkeiten und Nutzen 13 13 14 16 Umgang mit Begleiterscheinungen Welche Nebenwirkungen treten häufig auf? Wie soll ich mit Nebenwirkungen umgehen? 17 20 Leben mit fortgeschrittenem Darmkrebs Wie stelle ich mich der Herausforderung? Was bedeutet die Diagnose für meine Familie? 21 22 Hilfreiche Adressen 23 Glossar24 2 Vorwort und ten Patienten is e m ie d r fü iagnose ist bs — diese D re k rm a D r e n kung Fortgeschritte zu der Erkran roßer Schock. n g e in ag e Fr n ll e e g n ri h ö sc auf. Angeh r Erkrankung e fühl kommen d e g it ts m h g ac m an n g h ersten O nd dem Um n, doch nur Nach einem pieoptionen u krebs befasse ra m e ar Th D n it e h m lic g ch ö efte, die si kung ein. selbst, den m Informationsh ase der Erkran h le P e vi re s e it d n re e so b e n b Es gibt Ihrer Situatio in ehen auf diese g se n is ie n al rf ri ü e d e at wenige M ose ausll für die B mit der Diagn schüre spezie ch ro si B , n e se lf ie e d h e n tehene urd ren Angehörig nen für die nächsten bevors Deswegen w Ih d n u n e n Ih soll lle Informatio erarbeitet. Sie Ihnen wertvo d n u , n e tz se einanderzu fern. gen, Freunde den Schritte lie ten, Angehöri n e ti Pa le al richtet sich an Die Broschüre e. eitig Betroffen rw e d an an d un ßen en Grü Mit freundlich Ihr am Onkologie-Te 3 Darmkrebs Was ist Darmkrebs? Der Begriff Darmkrebs ist eine Sammelbezeichnung für alle bösartigen Zellneubildungen des Dickdarms (Kolonkarzinom), Mastdarms (Rektumkarzinom) und des Darmausgangs (Analkarzinom) sowie die seltenen Krebserkrankungen des Dünndarms. Grundsätzlich kann Darmkrebs in allen Abschnitten des Darms auftreten, jedoch finden sich die meisten Entartungen innerhalb des Dick- und Mastdarms und dort wiederum bevorzugt in den unteren 40 cm dieses Darmabschnitts. Aus diesem Grund werden Darmkrebserkrankungen häufig auch als Dickdarmkrebs oder in der Fachsprache als kolorektale Karzinome bezeichnet. Gesunde Zelle Zellkern Erbgut (DNA) Krebserregende Faktoren (Karzinogene) Zelle mit verändertem Erbmaterial Reparatur gestört Reparatur Gesunde Zelle Krebszelle Wie entsteht Darmkrebs? Bis heute sind die Ursachen für die Entstehung von Darmkrebs nicht vollständig geklärt. Die Wissenschaft konnte inzwischen jedoch zeigen, dass dem Prozess verschiedene Faktoren zugrunde liegen. Sie alle führen zu einer vermehrten Entstehung veränderter Zellen, sogenannter Krebszellen, in denen die natürlichen Reparaturmechanismen des Körpers gestört sind und nicht mehr funktionieren. Krebszellen unterscheiden sich von normalen Körperzellen darin, dass sie durch eine schnellere Zellteilung unkontrolliert wachsen, sich dem natürlichen programmierten Zelltod (Apoptose) entziehen und bestehende Organgrenzen nicht länger berücksichtigen. 4 Zellteilung oder Einleitung des natürlichen Zelltodes (Apoptose) Unkontrolliertes Wachstum Tumor Darmkrebs Mit zunehmendem Wachstum dringen Krebszellen tiefer in umliegendes Gewebe ein und können sich sogar in andere Körperregionen ausdehnen und dort Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden. Die Frage nach den Faktoren, die eine solche Entartung hervorrufen, kann noch nicht abschließend beantwortet werden. Es gibt jedoch eine Reihe von Einflussgrößen, deren Auftreten mit einem erhöhten persönlichen Darmkrebsrisiko assoziiert sind. Hierzu gehören: • Ungesunder Lebensstil: Eine unausgewogene Ernährung mit hohem Fleisch- und Fett- sowie geringem Faseranteil, Übergewicht und Bewegungsmangel sowie Nikotin- und Alkoholkonsum erhöhen das Risiko für Darmkrebs. • Darmpolypen (Adenome): Sie gelten als gutartige Vorstufen und sind häufig die Vorläufer für die Entstehung von Darmkrebserkrankungen. • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Menschen, die an einer Erkrankung leiden, die mit einer chronischen Entzündung der Dickdarmschleimhaut einhergeht (z. B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa), zeigen ein leicht erhöhtes Risiko. • Erbliche Veranlagung: Wenn in der Familie bereits Dickdarmkrebs (insbesondere in jungem Alter vor dem 45. Lebensjahr) oder andere Krebsarten aufgetreten sind. • Andere Krebserkrankungen: Liegen andere Krebsarten vor, so kann dies das Risiko für Darmkrebs erhöhen. T 1 Der Tumor ist auf die Darmschleimhaut beschränkt. T 2 Alle Schichten der Darmschleimhaut sind durchbrochen. T 3 Der Tumor ist in umliegendes Gewebe eingewachsen. T 4 Der Tumor hat sich in benachbarte Gewebe oder Organe ausgebreitet. T1 T2 T3 T4 Die Entstehung von Darmkrebs ist ein langwieriger Prozess. Meist entwickelt sich die Krebserkrankung aus einer gutartigen Vorstufe wie einem Darmpolypen, der langsam entartet und in einen bösartigen Tumor übergeht. Dieser Prozess kann durchaus mehrere Jahre andauern. Infolge der langsamen Entstehung treten insbesondere in der Anfangsphase keine oder kaum Beschwerden auf. Erst mit zunehmendem Krankheitsfortschritt zeigen sich Symptome wie z. B. veränderter Stuhlgang, Blut im Stuhl oder wiederkehrende, krampfartige Bauchschmerzen. 5 Darmkrebs Wie häufig kommt Darmkrebs vor? Darmkrebs ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen die zweithäufigste Tumorlokalisation. Allein im Jahr 2008 erkrankten ca. 35.000 Männer und 30.000 Frauen an Darmkrebs. Dies entspricht einem prozentualen Anteil von 14,3 % bzw. 13,5 % an allen Krebsneuerkrankungen. Etwa ein Drittel dieser Erkrankungen entfallen jeweils auf den Dickdarm bzw. auf den Mastdarm. Das Risiko, im Laufe seines Lebens an Darmkrebs zu erkranken, liegt für Männer bei 7,5 %, das der Frauen bei 6,1 %. Prozentualer Anteil der häufigsten Tumorlokalisationen an allen Krebs Männer Prostata 25,7 14,3 13,8 Harnblase 4,6 Mundhöhle und Rachen 3,9 Magen 3,7 Niere 3,6 3,6 Malignes Melanom der Haut Bauchspeicheldrüse 3,0 Non-Hodgkin-Lymphome 2,9 Leukämien 2,6 Leber 2,1 Speiseröhre 1,9 Hoden 1,6 Zentrales Nervensystem 1,5 Kehlkopf 1,5 Plasmozytom Gallenblase und Gallenwege Schilddrüse Morbus Hodgkin Brustdrüse Darm Lunge Eine Übersicht über die prozentualen Anteile verschiedener Krebsarten an allen Krebsneuerkrankungen gibt Ihnen die nebenstehende Graphik. Wie bei den meisten Krebserkrankungen hängt auch beim Darmkrebs die Überlebensprognose des Patienten stark vom Erkrankungsstadium zum Zeitpunkt der Diagnose ab. Die für das Jahr 2008 ermittelte relative 5-Jahres-Überlebensrate lag bei etwa 62 %. Grundsätzlich handelt es sich beim Darmkrebs um eine inzwischen gut erforschte Erkrankung, bei der Ihnen auch im fortgeschrittenen Stadium verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen. 36 6 30 24 18 12 6 0 Diagnose fortgeschrittener Darmkrebs neuerkrankungen in Deutschland 2008 (ohne nicht-melanotischen Hautkrebs) Frauen 32,1 13,5 Darm 7,0 Lunge 5,1 Gebärmutterkörper 4,0 Malignes Melanom der Haut Eierstöcke 3,5 Bauchspeicheldrüse 3,4 Magen 3,0 Non-Hodgkin-Lymphome 2,9 2,5 Niere 2,3 Leukämien 2,2 Gebärmutterhals 2,0 Harnblase 1,9 Schilddrüse 1,6 Mundhöhle und Rachen Zentrales Nervensystem Gallenblase und Gallenwege Plasmozytom Leber Speiseröhre Morbus Hodgkin Kehlkopf 0 6 12 18 Brustdrüse 24 30 Was bedeutet die Diagnose? Für Patienten, aber auch für dessen Angehörige, stellt die Diagnose „fortgeschrittener Darmkrebs“ eine enorme emotionale Belastung dar. Das durch sie hervorgerufene Gefühlschaos aus Unsicherheit, Angst und Trauer, aber auch die oft mit ihr in Verbindung gebrachten Themen Tod und Sterben versetzen viele Patienten in einen Schockzustand. Doch gerade jetzt ist es wichtig, den Mut nicht zu verlieren. Dank umfassender Forschungsaktivitäten haben sich die Therapiemöglichkeiten für das fortgeschrittene Darmkrebsstadium in den letzten Jahren zunehmend verbessert. Um dem ersten Gefühl der Ohnmacht nach der Diagnosestellung zu entkommen, kann es helfen, sich mit der neuen Situation und insbesondere den medizinischen Gegebenheiten der Erkrankung auseinanderzusetzen. Denn vor allem die Unwissenheit ist es, die zusätzliche Ängste in uns schürt. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt genau erklären, wie weit Ihre Erkrankung bereits fortgeschritten ist und in welchem Stadium Sie sich befinden. Ihr Arzt kann Ihnen erläutern, welchen Einfluss Ihr Erkrankungsstadium auf die bevorstehende Therapieplanung nimmt. Die Tabelle auf der nächsten Seite gibt Ihnen einen Überblick über die einzelnen Darmkrebsstadien und die damit verbundenen Therapiemöglichkeiten. 36 Quelle: Krebs in Deutschland 2007/2008; eine gemeinsame Veröffentlichung des Robert Koch-Instituts und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V.; 8. Ausgabe; 2012 7 Diagnose fortgeschrittener Darmkrebs Charakteristika und Therapieoptionen einzelner Darmkrebsstadien Stadium TNM* Charakteristika Therapie 0 Tis, N0, M0 Frühste Form mit sehr guten Heilungschancen. Der Tumor ist noch sehr klein und nur auf die oberste Schicht der Darmschleimhaut begrenzt. Keine (Der Tumorherd wird im Rahmen der Diagnostik vollständig operativ entfernt.) I T1-2, N0, M0 Frühe Form mit guten Heilungschancen. Die Lymphknoten sind noch nicht befallen. In der Regel besteht keine Gefahr für Metastasen. Operation II T3-4, N0, M0 Frühform mit noch immer guten Heilungschancen. Der Tumor hat alle Schichten der Darmschleimhaut durchbrochen und ist z. T. in umliegendes Gewebe eingedrungen. Die Lymphknoten sind nicht befallen. Meist reicht die vollständige operative Entfernung des Tumors. Gelegentlich wird eine chemotherapeutische Nachbehandlung durchgeführt, um das Risiko für einen Rückfall zu senken. III T1-4, N1-2, M0 Fortgeschrittene Form mit einem erhöhten Risiko für einen Krankheitsrückfall. Die Lymphknoten sind von Tumorzellen befallen. Operation mit anschließender Chemotherapie zur Verringerung des Rückfallrisikos. Bei Mastdarmkrebs wird mit einer kombinierten Strahlen- und Chemotherapie nachbehandelt. IV T1-4, N0-2, M1 Späte Form, in der sich der Tumor bereits in andere Organe ausgedehnt hat (metastasierter Darmkrebs). Operative Entfernung des Tumors und der Metastasen, falls möglich. Chemotherapie wird empfohlen. Einsatz neuer Therapieverfahren möglich. * System zur Beurteilung des Krankheitsstadiums, wobei T für Tumor und dessen lokale Ausdehnung, N für angrenzende Lymphknoten (lat. Nodi = Knoten) und deren Beteiligung und M für Metastasen und deren Vorhandensein steht. 8 Diagnose fortgeschrittener Darmkrebs Darmspiegelung (Koloskopie) Wie geht es nun weiter? Nachdem die Diagnose fortgeschrittener Darmkrebs gestellt wurde, ist es wichtig, genau abzuklären, wie weit sich die Erkrankung in Ihrem Körper bereits ausgedehnt hat. Denn sowohl das Krankheitsstadium als auch die Beschaffenheit des Tumors nehmen Einfluss auf die weitere Therapieplanung. Um nähere Informationen über den Ausbreitungsgrad und die Aggressivität Ihres Tumors zu erhalten, wird Ihr behandelnder Arzt verschiedene Untersuchungen durchführen. Die wichtigste Untersuchung im Rahmen der Darmkrebsdiagnostik ist die Darmspiegelung. Mit ihrer Hilfe kann die Darmschleimhaut von innen beurteilt werden. Bevor die Untersuchung jedoch durchgeführt werden kann, muss der Darm gereinigt werden. Dazu wird am Vortag eine spezielle Abführlösung verabreicht, die die Darmentleerung unterstützt. Für die Betrachtung des Darms wird ein dünner, biegsamer Schlauch — das Koloskop — durch den After eingeführt und vorsichtig bis zum Übergang vom Dickdarm in den Dünndarm geschoben. An der beweglichen Spitze des Schlauchs befindet sich neben einer Lichtquelle und einer Kamera ein kleiner Kanal. Über ihn können während der Untersuchung z. B. Wasser oder Luft zugegeben oder abgesaugt und winzige Zangen und Schlingen eingeführt werden. Der Arzt zieht nun den Schlauch langsam zurück und begutachtet dabei die Darmwand. Fallen ihm Unregelmäßigkeiten auf, so kann er z. B. mithilfe der eingeführten Schlingen von den entsprechenden Stellen Gewebeproben — sogenannte Biopsien — zur genaueren Untersuchung im Labor entnehmen. Sie brauchen vor dieser Untersuchung keine Angst zu haben. Sie ist harmlos und verursacht keine Schmerzen. Wenn Sie möchten, können Sie für die Behandlung eine leichte Narkose erhalten. 9 Diagnose fortgeschrittener Darmkrebs Bildgebende Verfahren Es gibt verschiedene bildgebende Verfahren, mit deren Hilfe Metastasen und ihre Ausdehnung in anderen Organen untersucht werden können: • Ultraschalluntersuchung des Bauches (Sonographie) • Röntgenbild der Lunge • Computertomographie (CT) • Magnetresonanztomographie (MRT) Mit einer Ultraschalluntersuchung des Bauches kann festgestellt werden, ob der Tumor bereits Tochtergeschwülste in anderen Organen gebildet hat. Besonders gut lässt sich auf diese Art die Struktur und Größe der Leber beurteilen, die das am häufigsten von Darmkrebsmetastasen befallene Organ ist. Das Röntgenbild der Lunge gehört ebenfalls zu den Standarduntersuchungen und dient neben der allgemeinen Zustandsbeurteilung von Lunge und Herz der Suche nach möglichen Lungenmetastasen. Neben der Leber stellt die Lunge das am zweithäufigsten von Darmkrebsmetastasen befallene Organ dar. Zeigen sich bei der Ultraschalluntersuchung oder im Röntgenbild Auffälligkeiten und reichen die Befunde für eine Beurteilung des Tumorstadiums nicht aus, so können Computer- oder Magnetresonanztomographien zur näheren Untersuchung herangezogen werden. Beide Verfahren ermöglichen eine sehr genaue, schichtweise Darstellung des Körpers. Dadurch lässt sich erkennen, ob der Tumor 10 die Darmwand bereits durchbrochen hat und bis in welche Bereiche das Tumorgewebe schon vorgedrungen ist. Der Unterschied der beiden Verfahren liegt in ihrer Technologie: Bei einem CT werden die Bilder des Körpers mithilfe von Röntgenstrahlen, bei einem MRT mittels Magnetfeld erstellt. Ihr Arzt wird Ihnen erklären, welche Untersuchungen bei Ihnen durchgeführt werden. Sollten Sie nach Ihrem Gespräch weitere Fragen zu den Untersuchungsmethoden haben, zögern Sie nicht, sich damit an Ihren Arzt zu wenden. Laboruntersuchungen Untersuchungen des Blutes und Urins können Hinweise auf eine gestörte Stoffwechselfunktion einzelner Organe wie z. B. Niere oder Leber geben. Der behandelnde Arzt erhält so Aufschluss darüber, ob und wie stark einzelne Organe von Tumorzellen befallen sind. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, das Blut nach sogenannten Tumormarkern zu untersuchen. Diese Stoffe werden entweder selbst vom Tumor gebildet oder ihre Produktion wird durch den Tumor verstärkt. Tumormarker nehmen in der bisherigen Diagnostik nur einen geringen Stellenwert ein, da sie nicht mit ausreichender Sicherheit Rückschlüsse auf das Krankheitsausmaß erlauben. Im Rahmen der Tumornachsorge werden Sie jedoch gerne als eine Art Kontrollparameter mit erhoben. Diagnose fortgeschrittener Darmkrebs Arzt-Patienten-Gespräch — Wie bereite ich mich vor? Bis die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungen vorliegen, können einige Tage vergehen. Nutzen Sie die Zeit, um sich auf Ihren nächsten Arzttermin vorzubereiten und erste Gespräche mit Angehörigen zu führen. Es empfiehlt sich, einen engen Vertrauten zu bitten, Sie zu Ihrem nächsten Arzttermin zu begleiten. Erfahrungen zeigen, wie hilfreich dies sein kann, denn vier Ohren hören mehr als zwei. Im Anschluss daran können Sie sich über das Gesprochene austauschen und Sie werden merken, wie unterschiedlich Sie verschiedene Aspekte des Gesprächs aufgenommen haben. 11 Diagnose fortgeschrittener Darmkrebs Vor dem Besprechungstermin ist es ratsam, sich alle Fragen zu notieren, die Sie mit Ihrem Arzt besprechen wollen. Teilen Sie Ihre Fragen ruhig mit Ihrer Begleitperson. Sie hat dadurch die Möglichkeit, Sie bei dem Gespräch aktiv zu unterstützen, falls Sie von der Situation überwältigt werden. Stellen Sie Ihrem Arzt alle Fragen, die Sie beschäftigen, und sprechen Sie mit ihm auch über Ihre Ängste und Sorgen. Sollte die Zeit des Termins nicht ausreichen, um alle offenen Fragen zu klären, bitten Sie Ihren Arzt um einen weiteren Gesprächstermin. Wenn Ihr Arzt Ihnen die Untersuchungsergebnisse und die nächsten Therapieschritte erklärt, kann es sein, dass er dazu verschiedene Fachbegriffe verwendet. Da er sich täglich mit dem Thema auseinandersetzt, fällt ihm oftmals gar nicht auf, dass er Begriffe benutzt, die Ihnen unbekannt sein könnten. Deswegen ist es wichtig, dass Sie Ihren Arzt darauf hinweisen. Sollten während des Gesprächs Unklarheiten auftreten, fragen Sie so lange nach, bis Sie alles verstanden haben. Scheuen Sie nicht davor zurück, auch ein zweites oder drittes Mal zu fragen. Es ist wichtig, dass Sie für sich verstehen, wie es um Sie steht und wie es nun weitergeht. Im nebenstehenden Kasten finden Sie einige Definitionen von Fachbegriffen, die bei der Besprechung Ihrer Ergebnisse fallen könnten. Am Ende dieser Broschüre finden Sie im Glossar ab Seite 24 weitere Begriffsdefinitionen. 12 Neoadjuvante Chemotherapie: Chemotherapie, die vor einer geplanten Operation durchgeführt wird, um die Tumormasse zu verkleinern. Sie wird häufig eingesetzt, wenn der Tumor ohne Vorbehandlung nicht operabel ist. Adjuvante Therapie: Unterstützende, begleitende Therapie, die nach einer Operation eingesetzt wird, um die Heilungschancen zu verbessern. Palliative Therapie: Behandlung einer unheilbaren Erkrankung mit dem Ziel, die Überlebenszeit des Patienten zu verlängern und die Lebensqualität durch Linderung von Beschwerden zu verbessern. TNM-Klassifikation: International verwendete Einteilung der Krankheitsstadien bei Krebserkrankungen (T = Tumor, N = Nodi (regionäre Lymphknoten), M = Metastasen) Prognose: Vorhersage der zukünftigen Krankheitsentwicklung auf Basis der gegenwärtigen Befunde. Behandlungsoptionen beim fortgeschrittenen Darmkrebs Kann ich in diesem Stadium noch operiert werden? Auch im fortgeschrittenen Stadium stellt die Operation die Therapie der Wahl dar, denn nur so können der Tumor und befallene Lymphknoten aus dem Körper vollständig entfernt und eine Heilung erzielt werden. Doch nicht immer ist ein solcher Eingriff in späteren Erkrankungsstadien noch möglich. Manche Tumoren haben bereits eine kritische Größe überschritten. Gegebenenfalls kann eine medikamentöse Vorbehandlung die Tumormasse so weit verkleinern, dass ein operativer Eingriff durchgeführt werden kann. Manchmal hat sich der Krebs schon auf andere Organe ausgedehnt und Metastasen gebildet. In einem solchen Fall muss geklärt werden, ob eine Operation möglich ist, und falls ja, ob während dieses Eingriffs bestehende Metastasen gleich mit entfernt werden können. Es gibt jedoch auch Situationen, in denen eine vollständige Entfernung der Tumormasse und der Metastasen nicht mehr möglich ist. In einem solchen Fall ist die Erhaltung der Darmdurchlässigkeit stets das oberste Ziel einer Operation. Inwieweit bei Ihnen ein operativer Eingriff möglich ist, wird Ihr Arzt nach Abschluss aller Untersuchungen mit Ihnen besprechen. Was ist jetzt sinnvoll — Chemotherapie oder Bestrahlung? Die grundsätzliche Frage, ob für Sie eine Chemo- und/oder Strahlentherapie geeignet ist, hängt von der Lage Ihres Tumors ab. Die Strahlen- therapie wird hauptsächlich bei der Behandlung von Mastdarmkrebs vor einem operativen Eingriff angewandt. Demgegenüber gehört die Chemotherapie beim fortgeschrittenen Darmkrebs ab Stadium III zur Standardtherapie. Dabei werden drei verschiedene Therapiestrategien unterschieden: 1.Die neoadjuvante Chemotherapie, die vor einer Operation eingesetzt wird, um die Tumormasse zu verkleinern und dadurch einen operativen Eingriff zu erleichtern oder sogar erst möglich zu machen. 2.Die begleitende (adjuvante) Chemotherapie, die nach einer Operation zur Verbesserung der Heilungschancen angewandt wird. Denn auch wenn der Tumor und die angrenzenden Lymphknoten vollständig entfernt werden konnten, besteht die Gefahr, dass sich einzelne Tumorzellen bereits gelöst haben und über die Lymph- oder Blutbahnen in andere Gewebe gelangt sind. Ziel der adjuvanten Therapie ist es, solche sogenannten „schlafenden“ Tumorzellen auszuschalten und damit das Risiko für einen Krankheitsrückfall zu senken. 3.Die palliative Chemotherapie, deren Ziel es ist, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und dadurch Ihre Überlebenszeit zu verlängern. Darüber hinaus kann sie typische Beschwerden der fortgeschrittenen Darmkrebserkrankung lindern und so Ihre Lebensqualität verbessern. 13 Behandlungsoptionen beim fortgeschrittenen Darmkrebs Die im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzten Zellgifte — sogenannte Zytostatika — wirken auf alle sich schnell teilenden Zellen. Damit greifen sie nicht nur die bösartigen Krebszellen, sondern auch gesunde Zellen wie z. B. die der Schleimhäute oder der Haarwurzeln an. Hieraus erklären sich auch die für eine Chemotherapie typischen Begleiterscheinungen. Die meisten lassen sich heutzutage jedoch gut behandeln und verschwinden nach Abschluss der Chemotherapie wieder vollständig. Im nachfolgenden Kapitel finden Sie ab Seite 17 nähere Informationen zum Umgang mit häufigen Begleiterscheinungen. Eine wichtige Rolle in der Chemotherapie des fortgeschrittenen Darmkrebses spielen die Wirkstoffe Oxaliplatin und Irinotecan. Beide können in Kombination mit Folinsäure und 5-Fluorouracil verabreicht werden und steigern die Wirkung der Chemotherapie. Neben diesen Wirkstoffen, die im Abstand von zwei bis drei Wochen über eine Infusion verabreicht werden, steht mit Capecitabin auch ein Wirkstoff zur Verfügung, der oral in Form einer Tablette eingenommen wird. Welche Chemotherapie für Ihre Situation die geeignetste ist, wird Ihr Arzt im Rahmen der weiteren Therapieplanung mit Ihnen besprechen. Er wird Sie dabei auch über mögliche Nebenwirkungen sowie Vor- und Nachteile der einzelnen Therapiekonzepte informieren. 14 Gibt es neue Therapieoptionen, die für mich in Frage kommen? Bis heute sind für die Behandlung des fortgeschrittenen Darmkrebses vier neue Therapieoptionen zugelassen, die ab Stadium IV in Kombination mit einer Chemotherapie verabreicht werden. Die neuen Wirkstoffe verfolgen zwei verschiedene Wirkansätze: entweder die Verhinderung von Tumorwachstum durch Abfangen von Wachstumssignalen (sogenannte Signaltransduktionshemmung) oder die Wachstumsverhinderung durch Nährstoffentzug (sogenannte Angiogenesehemmung). Angiogenesehemmung Bei der Angiogenesehemmung werden dem Tumor seine Nährstoffe und damit seine Wachstumsgrundlage entzogen. Tumoren versorgen sich bis zu einer Größe von max. 2 mm Durchmesser über das normale Blutsystem des Körpers. Erst wenn der Tumor weiter wächst, reicht diese Blutversorgung nicht mehr aus. Um mehr Nährstoffe und Sauerstoff für sein Wachstum zu bekommen, setzt die Tumorzelle selbst Botenstoffe — sogenannte Wachstumsfaktoren — frei und löst damit die Bildung neuer Blutgefäße aus. Diese wachsen dann in Richtung des stimulierenden Signals und somit zum Tumor hin, wodurch sie dessen Versorgung sicherstellen. Da Tumorzellen sich sehr schnell teilen, benötigen sie immer mehr Nährstoffe: Der Kreislauf beginnt von vorn! Die Krebszellen setzen immer mehr Botenstoffe frei, so dass der Tumor immer stärker von Blutgefäßen durchzogen wird. Behandlungsoptionen beim fortgeschrittenen Darmkrebs Medikamente mit anti-angiogener Wirkung fangen die von den Tumorzellen freigesetzten Botenstoffe ab und unterbinden so die Neubildung von Blutgefäßen. Dadurch fehlen dem Tumor Sauerstoff und Nährstoffe, so dass er nicht weiter wachsen kann. Beide der bisher zugelassenen anti-angiogenen Wirkstoffe (Aflibercept und Bevacizumab) binden den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor-A (VEGF-A = vascular endothelial growth factor A). VEGF-A ist der bisher am besten von der Wissenschaft untersuchte Botenstoff. Forscher sind sich nach aktuellem Kenntnisstand einig, dass VEGF-A eine zentrale Rolle bei der Neubildung von Blutgefäßen spielt. Doch neben diesem Botenstoff gibt es zahlreiche weitere Wachstumsfaktoren, z. B. VEGF-B und den Plazentar-Wachstumsfaktor (PLGF = placental growth factor), die ebenfalls von entscheidender Bedeutung sind. Diese können im Rahmen der anti-angiogenen Therapie heutzutage ebenfalls erfolgreich abgefangen werden. 15 Behandlungsoptionen beim fortgeschrittenen Darmkrebs Signaltransduktionshemmung Wirkstoffe, die den Ansatz der Signaltransduktionshemmung verfolgen, verhindern die Bindung von Botenstoffen an die Tumorzellen und dadurch das Auslösen von Wachstumsreizen. Denn erst durch die Verbindung eines solchen Faktors mit seiner Bindungsstelle an der Zelle (Rezeptor) wird ein Signal im Zellinneren freigesetzt, das die Zelle zu Wachstum, Teilung und weiterer Ausdehnung anregt. Kann der Botenstoff jedoch erst gar nicht an seinen Rezeptor binden, so werden diese Signale nicht ausgelöst. Die Tumorzelle wächst nicht weiter. Die bisher zugelassenen Wirkstoffe (Cetuximab und Panitumumab), die nach diesem Prinzip ihre Wirkung entfalten, richten sich gegen den epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor (EGFR = epidermal growth factor receptor). Ihr Einsatz ist jedoch nicht bei allen Darmkrebspatienten möglich. Sie können ihre Wirkung nur dann entfalten, wenn keine Veränderungen (Mutationen) in dem sogenannten KRAS-Gen vorliegen. Aus diesem Grund müssen sich Patienten vor dem Einsatz stets auf mögliche Mutationen untersuchen lassen. 16 Klinische Studien — Sinn, Möglichkeiten und Nutzen Für die meisten Krankheitssituationen haben sich eine oder mehrere Therapieformen als die allgemein übliche Vorgehensweise (= Standardtherapie) etabliert. Diese Standardtherapie verändert sich jedoch mit dem wissenschaftlichen Fortschritt. Um die Fragen beantworten zu können, ob eine neue Behandlungsstrategie gegen- über dem bisherigen Standard wirksamer oder nebenwirkungsärmer ist, welche Risiken mit der neuen Behandlung einhergehen können und für welche Patienten sie am besten geeignet ist, bedarf es einer umfangreichen Prüfung. Hierzu werden klinische Studien durchgeführt, bei denen eine große Anzahl von Patienten die neue Therapie erhält. Eine solche Studie wird statistisch geplant und nicht nur systematisch überprüft, sondern ihre Ergebnisse werden anschließend auch sorgfältig ausgewertet. Nur die Ergebnisse einer solch gut angelegten Studie haben eine hohe Aussagekraft und machen eine systematische Verbesserung der Darmkrebstherapie möglich. Vielleicht bietet Ihnen Ihr Arzt im Laufe Ihrer Behandlung die Teilnahme an einer klinischen Studie an. Die Entscheidung, ob Sie daran teilnehmen möchten oder nicht, obliegt Ihnen und ist stets freiwillig. Sie brauchen keine Bedenken zu haben, durch Ihre Teilnahme zu einem „Versuchskaninchen“ zu werden. Die Behandlung in einer Studie ist sehr sicher und unterliegt einer strengen Überwachung. Zudem haben Sie die Möglichkeit, zu jedem Zeitpunkt wieder aus der Studie auszutreten, sollten Sie sich doch unsicher sein. Sie selbst können von der Beteiligung an einer klinischen Studie profitieren, denn nur so ist es für Sie möglich, die Wirkungen eines neuen Medikaments bereits vor dessen Zulassung im Kampf gegen Ihre Tumorerkrankung zu nutzen. Gleichzeitig leisten Sie einen Beitrag zur Erforschung der Erkrankung und neuer Therapiemöglichkeiten, womit Sie die Heilungschancen anderer, die an derselben Tumorerkrankung leiden, erhöhen können. Umgang mit Begleiterscheinungen Welche Nebenwirkungen treten häufig auf? Durchfall Übelkeit und Erbrechen Die in der Chemotherapie eingesetzten Zellgifte (Zytostatika) schädigen u. a. die Darmschleimhaut, wodurch es zu Darmentzündungen und Durchfällen, aber auch zu Verstopfung kommen kann. Der bei länger anhaltenden Durchfällen auftretende Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust muss ärztlich behandelt werden. Die Verstopfung lässt sich durch Abführmittel, die Ihnen Ihr Arzt verordnen kann, recht gut therapieren. Außerdem sollten Sie auf eine ballaststoffreiche Kost mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten sowie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Kontaktieren Sie Ihren Arzt, falls es bei Ihnen zu anhaltender Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall (mehr als zwei Entleerungen pro Tag) kommt. Warten Sie mit Ihrem Anruf auf keinen Fall länger als 12 Stunden! Beides sind Nebenwirkungen, die am häufigsten mit einer Chemotherapie in Verbindung gebracht werden. Vor ihnen fürchten sich Patienten am meisten, dabei lassen sie sich heute durch moderne Medikamente, die sogenannten Antiemetika, hervorragend behandeln oder sogar ganz verhindern. Antiemetika werden bereits vor der Chemotherapie eingenommen. Zur Verminderung der Übelkeit können Sie auch selbst beitragen. So sollten Sie vor der Chemotherapie nur leichte Speisen zu sich nehmen und nach der Behandlung lieber mehrere kleine Speisen über den Tag verteilt essen. Die Speisen sollten nicht zu heiß und nicht zu stark gewürzt sein. Gehen Sie viel an die frische Luft und sorgen Sie für ausreichend Schlaf. Meiden Sie alle unangenehmen Gerüche und lüften Sie nach dem Essen die Wohnräume. Wenn Sie öfter erbrechen müssen, warten Sie vier bis acht Stunden, bis Sie wieder feste Nahrung zu sich nehmen. Um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, ist es hilfreich, Eiswürfel oder gefrorene Fruchtstückchen zu lutschen. 17 Umgang mit Begleiterscheinungen Entzündung der Mundschleimhaut Die Zellen der Schleimhäute im Mund und im Rachenraum sowie in der Speiseröhre teilen sich sehr häufig. Das hat den Vorteil, dass kleinere Verletzungen schnell von selbst heilen, aber auch den Nachteil, dass diese Schleimhäute bei einer Chemotherapie häufig geschädigt werden. Die Mundschleimhaut entzündet sich, und dies kann zu kleinen Geschwüren oder Rissen führen. Weitet sich die Entzündung bis zur Speiseröhre aus, kommen Schluckbeschwerden hinzu. Hilfe bieten schmerzlindernde Medikamente oder spezielle Mundspüllösungen. Mit folgenden Tipps können Sie Beschwerden selbst entgegenwirken oder sie lindern: • Das Lutschen glatter Bonbons und schmerzstillender Lutschtabletten mildert die Beschwerden und regt die Speichelbildung an. •Betreiben Sie eine sorgfältige Mundhygiene. Reinigen Sie Mund und Zähne nach jedem Essen mit einer sehr weichen Zahnbürste, die Sie während des Putzens immer wieder mit heißem Wasser ausspülen. Bei sehr starken Beschwerden können Sie auch Wattestäbchen benutzen. • Verzichten Sie auf Alkohol, Zigaretten, stark säurehaltige Nahrungsmittel und Getränke sowie Heißes und scharf Gewürztes. 18 Auf einer geschädigten Mundschleimhaut kann es leicht zu einem Pilzbefall kommen. Diesem wird Ihr Arzt in der Regel medikamentös begegnen. Auch kann eine Reduktion der Zuckerzufuhr helfen, dem Pilzwachstum entgegenzuwirken. Schmerzhafte Rötungen und Schwellungen an Handflächen und Fußsohlen (sogenanntes Hand-Fuß-Syndrom) Häufig treten infolge einer Chemotherapie Rötungen, Schwellungen und Schmerzen im Bereich der Hände und Füße auf. Der Schweregrad der Reaktion und das Ausmaß der Beschwerden sind von Patient zu Patient unterschiedlich. Erste Anzeichen auf eine mögliche Reaktion können z. B. ein kribbelndes Gefühl an den Hand- und Fußinnenflächen sein. Informieren Sie Ihren Arzt, falls sich an Ihren Händen und Füßen ungewöhnliche Veränderungen zeigen oder sich Ihr Empfinden ändert. Er kann Ihnen Mittel zur Behandlung der Symptome verschreiben. Mit folgenden Maßnahmen können Sie den Symptomen selbst entgegenwirken und eine weitere Verschlimmerung vermeiden: • Regelmäßige Benutzung fettender Cremes •Vermeidung starker Beanspruchungen der betroffenen Hautflächen (z. B. klatschen, kratzen, enge Schuhe etc.) • Vermeidung von Kontakt mit heißem Wasser • Mehrmals täglich Kaltwasserbäder an Händen und Füßen Umgang mit Begleiterscheinungen Bluthochdruck Der Einsatz einer anti-angiogenen Therapie kann zu einem erhöhten Blutdruck führen, der sich mit entsprechenden Gegenmaßnahmen gut behandeln lässt. Ihr Arzt wird regelmäßig Ihren Blutdruck kontrollieren und Ihnen falls nötig ein blutdrucksenkendes Medikament verordnen. Sobald die Therapie mit dem Angiogenesehemmer abgeschlossen ist, wird sich Ihr Blutdruck wieder normalisieren. Blutungen Bei Patienten mit anti-angiogener Therapie kann es häufiger zu Nasenbluten und sonstigen Blutungen kommen. Informieren Sie Ihren Arzt umgehend, sollte bei Ihnen Nasenbluten eingetreten sein oder Sie Bedenken haben, unter Darmblutungen zu leiden. Ihr Arzt ist sich dieser möglichen Nebenwirkungen bewusst und wird Sie bei Ihren Terminen zur Sicherheit auf mögliche Anzeichen untersuchen. Blutbildveränderungen Durch die Chemotherapie werden häufig die blutbildenden Zellen des Knochenmarks vorübergehend geschädigt. Dies kann zu einer Verminderung der roten und weißen Blutkörperchen (Erythrozyten und Leukozyten) sowie der Blutplättchen (Thrombozyten) führen. Ihr Blutbild wird deshalb während der Chemotherapie in regelmäßigen Abständen kontrolliert. In der Regel bildet sich die Verringerung der roten und weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen bis zur nächsten Chemotherapiegabe wieder zurück. Darauf sollten Sie selbst achten: • Bei einer starken Verringerung der Anzahl der weißen Blutkörperchen besteht erhöhte Infektionsgefahr, deshalb sollten Sie z. B. große Menschenansammlungen oder öffentliche Verkehrsmittel meiden. • Bei einem Anstieg der Körpertemperatur sollten Sie unverzüglich Ihren Arzt informieren! •Bei einer Verringerung der Blutplättchen kann die Blutgerinnung gestört und die Blutungsneigung erhöht sein. Vermeiden Sie daher Verletzungen jeglicher Art — auch am Zahnfleisch. • Ein Mangel an roten Blutkörperchen (Anämie) macht sich durch rasche Erschöpfung und Abgeschlagenheit bemerkbar, da die Sauerstoffversorgung der Körperzellen beeinträchtigt ist. Müdigkeit (Fatigue) Während oder nach einer Krebserkrankung fühlen sich viele Patienten abgeschlagen und müde. Dieses Erschöpfungssyndrom bei Krebs tritt häufig durch die Erkrankung selbst, besonders aber in Verbindung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung auf. Dieser Zustand dauert häufig Wochen bis Monate an und wird als Fatigue bezeichnet, was im Französischen „Müdigkeit“ bedeutet. Die Abgeschlagenheit und anhaltende Schwäche können die Lebensqualität und den Tagesablauf unterschiedlich stark beeinträchtigen. 19 Umgang mit Begleiterscheinungen Betroffene haben häufig Schwierigkeiten mit ihrer Konzentration und ihrem Gedächtnis. Auch die psychischen Belastungen für Patienten und Angehörige werden oft unterschätzt. Mögliche Ursachen sind z. B. Mangelernährung, Gewichtsverlust oder Bewegungsmangel. Zur individuellen Ursachenabklärung und einer möglichen Linderung sprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt. Um den Begleiterscheinungen vorzubeugen, können angepasste Infusionstherapien verabreicht, eine frühzeitige Mobilisierung durch Physiotherapie und die Behandlung mit Medikamenten veranlasst werden. Haarausfall Da die Chemotherapie auch die sich schnell teilenden Haarwurzelzellen schädigt, kann es zu Haarausfall kommen, der neben dem Kopfhaar auch das Barthaar, die Augenbrauen, Wimpern und die Schambehaarung betreffen kann. Leider kann man Haarausfall weder medikamentös behandeln noch ihm vorbeugen. Er ist aber nur vorübergehend: Nach Beendigung der Chemotherapie wachsen Ihre Haare wieder nach. Insbesondere für Frauen stellt diese Nebenwirkung oft eine enorme Belastung dar. Lassen Sie sich bereits vor Ihrer Chemotherapie eine Perücke verordnen und beim Friseur anpassen. Die Kosten für den Haarersatz übernimmt Ihre Krankenkasse. 20 Wie soll ich mit Nebenwirkungen umgehen? Damit auftretende Nebenwirkungen effektiv behandelt werden können, ist es wichtig, dass Sie Ihren Arzt frühzeitig und vollständig über alle Veränderungen oder Beeinträchtigungen informieren. Machen Sie sich Notizen, sobald Ihnen etwas Ungewöhnliches auffällt oder Sie Schmerzen haben. Hierbei kann Ihnen z. B. ein Therapietagebuch helfen, das Sie immer bei sich haben und das Ihnen Platz für Ihre Notizen und wichtigsten Behandlungsinformationen bietet. Grundsätzlich sollten Sie versuchen, Ihr bisheriges Leben so normal wie möglich weiterzuleben. Dies gilt für Ihre Ernährung, aber auch für sportliche Aktivitäten und soziale Kontakte. Solange Ihr Arzt Ihnen nichts Gegenteiliges empfiehlt, sollten Sie Ihre Gewohnheiten beibehalten, egal ob es das morgendliche Joggen oder der regelmäßige Kinobesuch mit Freunden ist. Ein möglichst normaler Alltag wird Ihnen auch dabei helfen, mit der neuen Situation zurechtzukommen und nicht das Gefühl zu haben, die Kontrolle über Ihr eigenes Leben zu verlieren. Versuchen Sie, die Nebenwirkungen, die im Rahmen Ihrer Behandlung auftreten, positiv und nicht als Feind zu sehen. Sie sind ein Zeichen dafür, dass die Therapie in Ihrem Körper gegen Ihre Erkrankung arbeitet und wirkt. Leben mit fortgeschrittenem Darmkrebs Wie stelle ich mich der Herausforderung? Jeder Mensch hat seine eigene, individuelle Art mit einer solchen Diagnose umzugehen. Aus diesem Grund gibt es keine allgemeingültige Formel dafür, wie man sich als Patient am besten mit einer solchen Situation auseinandersetzt. Ein erster wichtiger Schritt ist es jedoch, die Erkrankung zu akzeptieren und zu versuchen, sie anzunehmen, auch wenn Ihnen dies zu Beginn unmöglich erscheint. Denn erst durch das aktive Auseinandersetzen mit der neuen Situation können Sie sich der Herausforderung stellen. Es ist normal, dass das anfängliche Gefühlschaos überwiegt. Krebs ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die Angst in uns auslöst. Hinzu kommen oft Gefühle wie Verzweiflung, Wut und Niedergeschlagenheit. Versuchen Sie herauszufinden, wovor genau Sie Angst haben, und sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt darüber. Geben Sie sich etwas Zeit und lassen Sie alle Gefühle zu. Die in dieser Phase oft sehr gegensätzlichen Emotionen von Zuversicht und Mut bis hin zu Ohnmacht und Trauer sind Teil des Prozesses. Wenn Sie sich dann der Erkrankung stellen, vergessen Sie nicht, dass Sie nicht allein sind. Beziehen Sie Ihren Lebenspartner und Ihre Familie in die Diagnose, den Verarbeitungsprozess und in die bevorstehende Therapie mit ein. Der enge Kontakt zu engen Vertrauten stellt für die meisten Patienten die wichtigste Energiequelle in dieser schweren Zeit dar. 21 Leben mit fortgeschrittenem Darmkrebs Was bedeutet die Diagnose für meine Familie? Auch für Ihre Familie und engsten Freunde wird die Nachricht über Ihre Erkrankung ein Schock sein, die Einfluss nehmen wird auf ihr Leben. Suchen Sie das Gespräch und gehen Sie offen mit Ängsten und Sorgen um. Schon das Sprechen über die Situation und die mit ihr einhergehenden Gefühle hilft Ihnen und Ihrer Familie bei der Verarbeitung. Oft kommt es jedoch auch vor, dass Angehörige nicht wissen, wie sie mit einer solchen Situation umgehen sollen. Aus Angst, etwas 22 Falsches zu tun oder zu sagen, ziehen sie sich zurück und meiden den Kontakt. Gehen Sie aktiv auf die betreffende Person zu und sprechen Sie sie offen darauf an. Meist hilft ein vertrauensvolles Gespräch über die gegenseitigen Befürchtungen und Erwartungen, um das Verständnis füreinander zu schaffen. Achten Sie bei den Gesprächen mit Ihren Angehörigen darauf, sich nicht aller Sorgen Ihres Umfeldes anzunehmen. Vergessen Sie nicht, dass Sie selbst Sorgen und Ängste haben, die Sie für sich verarbeiten müssen. Sollten Sie das Gefühl haben, dass Sie und Ihre Familie der Situation allein nicht gewachsen sind, besteht die Möglichkeit psychoonkologischer Unterstützung. Die geschulten Fachkräfte sind speziell für die Hilfestellung bei Patienten und Angehörigen im Umgang mit der Krebserkrankung ausgebildet. Neben einer psychoonkologischen Betreuung bieten die meisten Krankenhäuser Informationen zu lokalen Selbsthilfegruppen an. Nutzen Sie die Gelegenheit und tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus, die sich in derselben Situation befinden wie Sie. Dies kann Ihnen neuen Mut und neue Kraft geben. Hilfreiche Adressen Krebsinformationsdienst KID Deutsches Krebsforschungszentrum Im Neuenheimer Feld 280 69120 Heidelberg Telefon:0800/4203040 E-Mail:[email protected] Internet:www.krebsinformation.de Deutsche Krebsgesellschaft e. V. Kuno-Fischer-Straße 8 14057 Berlin Telefon:030/3229329-0 Telefax:030/3229329-66 E-Mail:[email protected] Internet:www.krebsgesellschaft.de Deutsche Krebshilfe e. V. Buschstraße 32 53111 Bonn Telefon:0228/72990-0 Telefax:0228/72990-11 E-Mail:[email protected] Internet:www.krebshilfe.de Gastro-Liga e. V. Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung Friedrich-List-Straße 13 35398 Gießen Telefon:0641/97481-0 Telefax:0641/97481-18 E-Mail: [email protected] Internet:www.gastro-liga.de FELIX BURDA STIFTUNG Arabellastraße 27 81925 München Telefon:089/92502501 Telefax:089/92502713 E-Mail:[email protected] Internet:www.darmkrebs.de www.felix-burda-stiftung.de Deutsche ILCO e.V. Selbsthilfeorganisation für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs Thomas-Mann-Straße 40 53111 Bonn Telefon:0228/338894-50 Telefax:0228/338894-75 E-Mail:[email protected] Internet:www.ilco.de Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Psychosoziale Onkologie e. V. (dapo) Ludwigstraße 65 67059 Ludwigshafen Telefon:0700/20006666 Telefax:0621/59299222 E-Mail:[email protected] Internet:www.dapo-ev.de 23 Glossar Adenom Ein gutartiges Geschwulst aus Schleimhaut oder Drüsengewebe, das bösartig entarten kann. Differenzierungsgrad Grad der Bösartigkeit eines Tumors; gut differenzierte Tumorzellen ähneln gesunden (reifen) Zellen, aggressivere Tumorzellen nicht. Adjuvante Therapie Unterstützende, begleitende Therapie, die nach einer Operation eingesetzt wird, um die Heilungschancen zu verbessern. Erythrozyten Rote Blutkörperchen; sie sind für den Transport von Sauerstoff im Blut verantwortlich. Antiemetika Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen. Intravenös In eine Vene hinein; viele Medikamente werden intravenös verabreicht. Apoptose Der natürliche Zelltod, der durch die genetischen Informationen in einer Zelle reguliert wird. Auch als „programmierter Zelltod“ bezeichnet. Biopsie Entnahme einer Gewebeprobe zur feingeweblichen (= histologischen) Untersuchung unter dem Mikroskop. Chemotherapie Behandlung mit speziellen Medikamenten, sogenannten Zytostatika. Computertomographie (CT) Computergestützte Röntgenuntersuchung, bei der der Körper Schicht für Schicht durchleuchtet wird. 24 Karzinom Bösartiger Tumor, der von Deckgeweben (Epithelien), d. h. Haut, Schleimhaut oder Drüsengewebe, ausgeht. Klinische Studie Systematische Überprüfung eines neuen Therapieverfahrens oder eines neuen Medikamentes an Patienten mit dem Ziel, eine Therapie gegen eine Krankheit zu finden, die wirksamer oder nebenwirkungsärmer ist als die bisherige Behandlungsmethode. Kernspintomographie Synonym: Magnetresonanztomographie (MRT), siehe da. Kolon Dickdarm. Glossar Koloskopie Darmspiegelung; Untersuchung des Darminneren nach Auffälligkeiten der Darmschleimhaut. Leukozyten Weiße Blutkörperchen; wichtiger Bestandteil des menschlichen Immunsystems, zuständig für die Infektabwehr. Lokal Örtlich. Lymphknoten Teil des Immunsystems des Körpers; sie fungieren als biologische Filter für das Gewebewasser (Lymphe) einer Körperregion. Magnetresonanztomographie (MRT) Verfahren der Bilderzeugung mithilfe elektromagnetischer Schwingungen; die MRT eignet sich besonders gut zur Darstellung von Weichteilen und verursacht keine Strahlenbelastung. Maligne Bösartig. Metastase Tochtergeschwulst eines Tumors in einem anderen Organ oder Körperteil. Neoadjuvante Chemotherapie Chemotherapie, die vor einer geplanten Operation durchgeführt wird, um die Tumormasse zu reduzieren. Sie wird häufig eingesetzt, wenn der Tumor ohne Vorbehandlung nicht operabel ist. Palliative Therapie Behandlung einer unheilbaren Erkrankung mit dem Ziel, die Überlebenszeit des Patienten zu verlängern und die Lebensqualität durch Linderung von Beschwerden zu verbessern. Prognose Allgemein: Voraussage; Medizinisch: Vorhersage der zukünftigen Krankheitsentwicklung auf Basis der gegenwärtigen Befunde. Prophylaxe Vorbeugung und Verhütung von Krankheiten. Rektum Enddarm; verbindet Dickdarm und After. Rezidiv Erneutes Auftreten einer Krankheit nach zunächst erfolgreicher Behandlung. Sonographie Ultraschalluntersuchung. 25 Glossar Tumor Geschwulst; unkontrolliert wachsende Zellwucherung, die im gesamten Körper auftreten kann. Ultraschall Verfahren der Bilderzeugung anhand der Reflexion von Schallwellen. Zyklus Sich wiederholender Behandlungsabschnitt während einer Therapie mit einem oder mehreren Wirkstoffen. Stadieneinteilung/Staging Festlegung des Krankheitsstadiums und der Ausbreitung einer Krebserkrankung; dazu werden die Größe des ursprünglichen Tumors, die Zahl der befallenen Lymphknoten und evt. Metastasen erfasst und eingeteilt. Thrombozyten Blutplättchen; zuständig für die Blutgerinnung. TNM-System International verwendete Einteilung der Krankheitsstadien bei Krebserkrankungen: T = Tumor, N = Nodi (regionäre Lymphknoten), M = Metastasen. 26 Zytostatika Zellgifte, die vor allem sich schnell teilende Zellen wie Tumorzellen angreifen; werden im Rahmen einer Chemotherapie zur Bekämpfung von Tumorzellen eingesetzt. Notizen 27 330701-030287 www.onkolleg.de