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AXIALE SPONDYLOARTHRITIS:
BEI JUNGEN PATIENTEN MIT CHRONISCHEN RÜCKENSCHMERZEN AN RHEUMATISCH-ENTZÜNDLICHE
URSACHEN DENKEN
Wiesbaden, 28. Januar 2014
Die axiale Spondyloarthritis (axiale SpA), eine immunvermittelte, rheumatisch-entzündliche Erkrankung,
beginnt häufig bereits bei jungen Menschen zwischen 20 und 30 Jahren – im Mittel bei knapp unter 26
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Jahren . Jedoch kann es bis zu zehn Jahre dauern, bis die richtige Diagnose gestellt ist. Für Betroffene kann
dies mit einem langen Leidensweg verbunden sein, da das Leitsymptom der axialen SpA – chronischentzündlicher Rückenschmerz über drei Monate – die Lebensqualität sowie soziale Teilhabe drastisch
einschränken kann. Bei Verdacht auf axiale SpA ist daher eine rasche Überweisung an einen
rheumatologischen Spezialisten angeraten. Denn eine frühe Diagnosestellung ist entscheidend für die
Einleitung einer adäquaten Therapie, um die Lebensqualität der jungen Patienten in ihren produktivsten
Lebensjahren aufrechtzuerhalten.
Laut Professor Dr. Joachim Sieper, Leiter der Rheumatologie an der Charité - Campus Benjamin Franklin, Berlin,
ist die Diagnosestellung der axialen SpA dadurch erschwert, dass bei jungen Patienten häufig im Röntgenbild
keine Veränderung sichtbar sei. Dieses Stadium nennt man daher auch die nichtröntgenologische axiale SpA
(nr-axSpA). Zudem führt auch die hohe Häufigkeit von Rückenschmerzen in der Bevölkerung dazu, dass die
axiale SpA mit anderen Rückenschmerzarten verwechselt wird: Bis zu 85 % der Deutschen leiden mindestens
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einmal im Leben an Rückenschmerzen. Bei fast einem Drittel der Patienten in einer Allgemeinpraxis dauern
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die Rückenschmerzen drei Monate oder länger an und gelten damit als chronisch. „Gerade bei Patienten, die
unter chronischen Rückenschmerzen leiden und jünger als 45 Jahre sind, besteht ein erhöhtes Risiko für eine
entzündliche Ursache des Rückenschmerzes. Bei diesen Patienten sollte daher immer geprüft werden, ob die
Charakteristika für entzündlichen Rückenschmerz erfüllt sind“, rät Sieper.
Die typischen Beschwerden sind laut Sieper Schmerzen im unteren Wirbelsäulenbereich, die hauptsächlich in
den frühen Morgenstunden auftreten und länger als 30 Minuten anhalten („Morgensteifigkeit“). Als weitere
charakteristische Merkmale der axialen SpA gelten eine Besserung der Rückenschmerzen durch Bewegung,
aber nicht in Ruhe, sowie das Erwachen in der zweiten Nachthälfte aufgrund der Rückenschmerzen.
„Betroffene müssen sich bewegen, um die nächtlich auftretenden Schmerzen zu lindern“, erläutert Sieper.
Weiterhin sind wechselseitige Gesäßschmerzen ein typisches Merkmal für die axiale SpA.
„Haben Hausarzt oder Orthopäde bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen, die jünger als 45 Jahre alt
sind, diese charakteristischen Anzeichen für entzündlichen Rückenschmerz festgestellt, ist eine
rheumatologische Abklärung grundsätzlich empfehlenswert“, stellt Sieper klar. Der behandelnde Arzt kann bei
Verdacht auf axiale SpA die rheumatologische Untersuchung bereits vor Überweisung unterstützen: „Wichtig
für den Rheumatologen ist unter anderem, ob eine axiale SpA in der Familiengeschichte vorliegt oder weitere
entzündlich bedingte Autoimmunerkrankungen bekannt sind“, erklärt Sieper.
Basis für die Diagnose der axialen SpA sind neben Anamnese und der klinischen Untersuchung die Laborwerte
für Blutsenkungsgeschwindigkeit, C-reaktives Protein (CRP) sowie der Nachweis des genetischen Markers HLAB27. Ein weiterer Hinweis auf eine axiale SpA ist über die klinischen Zeichen hinaus eine deutliche Besserung
der Symptome innerhalb von 48 Stunden nach Gabe eines nichtsteroidalen Antirheumatikums (NSAR) bzw. die
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Verschlechterung bei Absetzen des NSAR.
Voraussetzung für die korrekte Klassifizierung der axialen SpA sind das Auftreten von chronischen
Rückenschmerzen seit mindestens drei Monaten und der Symptombeginn vor dem 45. Lebensjahr. Als
sogenannte SpA-Parameter sind zudem der Nachweis einer Sakroiliitis in der Bildgebung (zusammen mit
mindestens einem weiteren SpA-Parameter) oder das Vorhandensein des Erbmerkmals HLA-B27 (zusammen
mit zwei weiteren SpA-Parametern) entscheidend. Als weitere SpA-Parameter – neben den Symptomen des
typischen entzündlichen Rückenschmerzes – gelten unter anderem erhöhte Entzündungsparameter, axiale SpA
in der Familiengeschichte sowie das Vorhandensein von weiteren entzündlich bedingten
Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Psoriasis, anteriore Uveitis, Daktylitis oder
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Enthesitis.
Die Erkrankung kann kontinuierlich vom Anfangsstadium der nr-axSpA über ein Stadium mit Sakroiliitis im
Röntgenbild, aber ohne erkennbare Syndesmophyten, bis hin zu einer ankylosierenden Spondylitis (AS,
Morbus Bechterew) mit ausgebildeten Syndesmophyten verlaufen. Bei manchen Patienten mit nr-axSpA bleibt
die Progression aus: Sie entwickeln keine im Röntgenbild nachweisbaren Veränderungen, die Symptome sind
jedoch ähnlich. Unabhängig vom Ausmaß der röntgenologischen Veränderungen haben Patienten mit axialer
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SpA im Früh- und im Spätstadium eine vergleichbar hohe Krankheitslast.
Die chronische Entzündung führt schon früh zu einer Verringerung der Lebensqualität, da sich Schmerzen und
Funktionseinschränkungen auf das Leben im Alltag, im Beruf oder in der Freizeit auswirken können. Darüber
hinaus besteht das Risiko einer Versteifung der Wirbelsäule. „Betroffene sind überdies häufig dadurch
verunsichert, dass die Ursache der dauerhaften Rückenschmerzen nicht gefunden werden kann, wodurch die
psychische Belastung der Patienten außerordentlich hoch ist“, so Sieper.
Hier setzt die Initiative „Der Krankheit aufrecht begegnen“ an, wie Sieper als deren Vorsitzender erläutert:
„Durch gezielte Aufklärungsarbeit wollen wir mit der Initiative Ärzte für das Thema chronisch-entzündliche
Rückenschmerzen sensibilisieren und Betroffene dazu aufrufen, ab einer Schmerzdauer von drei Monaten
einen Arzt aufzusuchen.“ Das Ziel der Initiative ist es, die Zeit bis zur Diagnose axiale SpA zu verkürzen. Auf der
Website der Initiative www.derkrankheitaufrechtbegegnen.de können Betroffene einen von Experten
entwickelten Symptom-Check durchführen: Anhand von fünf Fragen können sie testen, ob sie möglicherweise
an entzündlich bedingtem Rückenschmerz leiden. Das Ergebnis kann auf diese Erkrankung hinweisen und
sollte dann mit einem Arzt besprochen werden.
Über die Initiative „Der Krankheit aufrecht begegnen“
Die europaweite Initiative „Der Krankheit aufrecht begegnen“ unter der Schirmherrschaft von Professor Dr.
Joachim Sieper, Leiter der Rheumatologie an der Charité - Campus Benjamin Franklin, Berlin, hat das Ziel, über
die axiale SpA und deren Leitsymptom, den chronisch-entzündlichen Rückenschmerz, aufzuklären. Damit soll
das allgemeine Bewusstsein für entzündlichen Rückenschmerz und axiale SpA gesteigert werden, um die Zeit
bis zur Diagnose und Behandlung verkürzen zu können. Gemeinsam mit AbbVie Deutschland engagieren sich in
der partnerschaftlichen Initiative die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V. (DVMB), der Deutsche
Verband für Physiotherapie (ZVK), der Berufsverband Deutscher Rheumatologen (BDRh), der Fachverband
Rheumatologische Fachassistenz e. V. sowie die Sektion orthopädische Rheumatologie im Berufsverband der
Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). Weitere Informationen finden sich unter
www.derkrankheitaufrechtbegegnen.de.
Über SpA
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Unter Spondyloarthritiden (SpA) versteht man eine Gruppe von Erkrankungen, die bestimmte klinische und
genetische Merkmale gemein haben. Eine SpA kann anhand der hauptsächlich betroffenen Körperregion
charakterisiert werden – axial oder peripher. Die von der Assessment of SpondyloArthritis international
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Society (ASAS) entwickelten Klassifikationskriterien für die axiale SpA sind darauf ausgerichtet, die
Klassifizierung von SpA-Patienten, die eine ähnliche Symptomatik aufweisen, zu erleichtern. Bei den ASASKlassifikationskriterien für die axiale SpA kommt neben dem traditionellen Röntgenverfahren auch die MRT
zum Einsatz, um eine Sakroiliitis bildlich darzustellen. Diese Entzündung des Sakroiliakalgelenks (SIG), das die
Wirbelsäule mit dem Becken verbindet, ist eines der charakteristischen Merkmale einer axialen SpA.
Über AbbVie
AbbVie (NYSE:ABBV) ist ein globales, forschendes BioPharma-Unternehmen, das 2013 aus der Aufteilung von
Abbott entstanden ist. Ziel von AbbVie ist es, mit seiner Expertise, seinem einzigartigen Innovationsansatz und
seinen engagierten Mitarbeitern innovative Therapien für einige der komplexesten und schwerwiegendsten
Krankheiten der Welt zu entwickeln und bereitzustellen. Aktuell beschäftigt AbbVie weltweit etwa 25.000
Mitarbeiter und vertreibt seine Medikamente in über 170 Ländern. In Deutschland ist AbbVie an seinem
Hauptsitz in Wiesbaden und seinem Forschungs- und Produktionsstandort in Ludwigshafen vertreten.
Insgesamt beschäftigt AbbVie Deutschland rund 2.400 Mitarbeiter.
Kontakt:
AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG
Christine Blindzellner
Mainzer Str. 81
65189 Wiesbaden
T.: +49 611 1720 - 3583
F.: +49 611 1720 - 493583
E-Mail: [email protected]
Referenzen:
1
Feldtkeller E. Age at disease onset and delayed diagnosis of spondyloarthropathies. Z Rheumatol. 1999; 58: 21-30
Sieper J, Developments in the scientific and clinical understanding of the spondyloarthritides. Arthritis Research & Therapy 2009; 11 (1):
208
3
Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 53, Robert-Koch-Institut 2012
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Andersson GB. Epidemiological features of chronic low-back pain. Lancet 1999; 354: 581–585
5
Schmidt CO, Raspe H, Pfingsten M et al. Back pain in the German adult population: prevalence, severity, and sociodemographic
correlates in a multiregional survey. Spine 2007; 32: 2005–2011
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Märker-Hermann E et al., Dtsch Med Wochenschr 2004; 129: 1328–1334
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Rudwaleit M et al.: The Assessment of SpondyloArthritis International Society classification criteria for peripheral spondyloarthritis and
for spondyloarthritis in general. Ann Rheum Dis 2011;70(1): 25-31. doi: 10.1136/ard.2010.133645.
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Rudwaleit M et al., J Nat Rev Rheumatol 2012; 8: 262–268
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http://slides.asas-group.org/app/slides/search?q=, Konzept der Spondyloarthritiden (SpA).
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Rudwaleit M et al., Ann Rheum Dis 2009; 68: 770–776 doi:10.1136/ard.2009.108217
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