Institut für Analytische Chemie Analytisch Chemische Übungen für Molekularbiologen und Genetiker Beispiel C3 PHOTOMETRIE Quantitative Bestimmung eines Proteingehaltes mittels UV Absorptionsmessung Quantitative Bestimmung eines Gesamtproteingehaltes KURZBESCHREIBUNG: Es sollen 3 unterschiedliche Arten der photometrischen Proteinquantifizierung bezüglich ihrer Empfindlichkeiten und Nachweisgrenzen (Lowry Methode, Bradford Methode, Biuret Methode) miteinander verglichen werden. Die meisten Protein Assays nutzen den Vorteil einer Reaktion zwischen einem Farbstoff und dem Protein selbst. Diese Reaktion, chemischer Natur, führt zu einer Verschiebung des Absorptionsmaximums zu höheren oder tieferen Wellenlängen. Die Absorptionsintensität richtet sich dabei nach der Menge an vorhandenem Protein entsprechend dem LambertBeer'schem Gesetz: E=ε*c*d E ε c d ... ... ... ... Extinktion molarer Extinktionskoeffizient (cm2 * mol-1) Konzentration (mol * cm-3) Schichtdicke der Küvette (cm) ARBEITSANLEITUNG: ACHTUNG: Alle Glasgefäße vorher gut reinigen, da Sie nicht wissen wie sauber Ihr Vorgänger diese gereinigt hat (Proteinspuren). Weiters ist darauf zu achten, dass die Küvetten für die photometrischen Messungen an den strahlengängigen Flächen rein und frei von Fingerabdrücken sind, um Interferenzen zu vermeiden. Die Messlösungen werden direkt in den Küvetten hergestellt. Dabei ist auf eine gute Durchmischung der Reagenzien zu achten. Probenvorbereitung: Herstellen des 50 mM Tris/HCl-Puffers (pH 7,5): In einem 200 mL Becherglas wird das zuvor entsprechend eingewogene Tris (50 mM, Endvolumen 100 mL) mit 70 mL H2Odest. versetzt und der pH-Wert mit verdünnter HCl auf pH 7,5 eingestellt. Die Lösung wird in einen 100 mL Messkolben transferiert und genau auf 100 mL aufgefüllt. Die ausgegebene Probe unbekannter Konzentration und die BSA-Standards (5 mg/mL) sind in 50 mM Tris/HCl pH 7,5 gelöst. Aus der BSA – Stammlösung (5 mg/mL) wird durch Verdünnen mit 50 mM Tris/HCl pH 7,5 jeweils folgende Proteinkonzentrationen hergestellt (wobei die niedrigeren Konzentrationen nicht aus der Stammlösung hergestellt werden sollen): Standardkonzentrationen: 2,50 1,75 1,00 0,75 0,50 m g/m L m g/m L m g/m L m g/m L m g/m L 0,25 m g/m L 0,10 m g/m L 0,05 m g/m L 0,01 m g/m L 0,005 m g/m L Pipettierschema: 500 µl Proteinstammlösung 5 mg/mL 350 µl 400 µl Standard 1,0 mg/mL 900 µL 500 µL Standard 0,5 mg/mL 1600 µL Standard 1,75 mg/mL 650 µL Standard 2,5 mg/mL 100 µl 150 µl 100 µl 100 µl 250 µl 100 µl Standard 0,05 mg/mL 900 µL Standard 0,25 mg/mL 750 µL Standard 0,1 mg/mL 900 µL 850 µL Standard 0,75 mg/mL 100 µl Standard 0,005 mg/mL 900 µL 900 µL Standard 0,01 mg/mL Tris/HCl pH 7.5 Die unbekannte Probe, eine 1:1 Verdünnung der Probe und die 10 Standards sollen nach jeder der 3 genannten Methoden bestimmt werden. Die daraus resultierenden Kalibirierfunktionen werden gezeichnet (Absorption vs. Konzentration). Die Konzentration der Probe wird an Hand der drei Methoden bestimmt. Allgemeine Vorgangsweise: Die Farbreaktionen werden direkt in Meßküvetten oder Eppendorfgefäßen durchgeführt. Zuerst werden die Standard- und Probelösungen in die Gefäße pipettiert, danach wird die Reagenzlösung zügig zugegeben, um einen für alle Lösungen möglichst gleichen Startzeitpunkt der Reaktion zu erhalten. Eine ausreichende Durchmischung der Lösungen erfolgt meist schon bei der Zugabe der Reaktionslösung durch den Flüssigkeitsstrahl der Kolbenhubpipette1. Quantitative Proteinbestimmung nach Biuret: Herstellung der Farbreagentien: Biuret-Reagens 4,5 g K-Na-Tartrat, 0,3 g CuSO4·5 H2O, 0,5 g KJ, mit 0,2 N NaOH auf 100 ml CuSO4 und KJ können in Eppendorf-Gefäßen eingewogen werden. Durchführung: 0,5 mL Probe (Protein unbekannter Konzentration, Proteinstandardreihe und auch 50 mM Tris/HCl pH 7,5 als Blank) werden mit 1,5 mL Biuret-Reagens versetzt und gut durchmischt. Nach 30 min wird die Probe in den Plastikküvetten bei 546 nm gegen den Blindwert vermessen. Bei allen Messungen ist darauf zu achten, dass der Zeitraum zwischen dem Mischen der Proteinlösung (bzw. für den Blindwert 50 mM Tris/HCl pH 7,5) und der Messung in etwa gleich groß ist. Quantitative Proteinbestimmung nach Lowry: Herstellung der Farbreagentien: Lösung A: Lösung B: Lösung C: Lösung D: 1 % Kupfersulfat (CuSO4 * 5H2O) in Wasser (im Eppendorf-Gefäß 1 mL) 2 % Na-K-Tartrat in Wasser (im Eppendorf-Gefäß 1,5 mL) 0,1M Natronlauge (NaOH) in einem 25 mL Meßkolben 4 % Natriumcarbonat (Na2CO3 * 10H2O) in Wasser in einem 25 mL Meßkolben Lowry Reagens A (frisch zubereiten !!!) 24,5 mL Lösung D + 24,5 mL Lösung C mischen 0,5 mL Lösung A zugeben 1 mL Lösung B zugeben. Lowry Reagens B Folin-Ciocalteu Reagenz (vom Assistenten holen) 1+1 mit Wasser mischen. In Summe 3 mL herstellen in einem kleinen Becherglas 1 Sollte eine weitere Durchmischung in den Küvetten erforderlich sein, kann dies durch nochmaliges Aufziehen und Ausstoßen der Lösung erfolgen. Bei der Verwendung von Eppendorfgefäßen wird eine gute Durchmischung durch Schütteln erreicht. Durchführung: 0,25 mL Probe (Protein unbekannter Konzentration, Proteinstandardreihe und auch 50 mM Tris/HCl pH 7,5 als Blank) werden mit 1,25 mL Lowry Reagenz A versetzt, gut geschüttelt und 10 min bei Raumtemperatur stehengelassen. Danach gibt man rasch 0,125 mL Lowry Reagenz B zu, schüttelt gut und lässt diese Mischung 30 min bei Raumtemperatur inkubieren. Die Vermessung erfolgt bei 750 nm in Plastikküvetten gegen den Blindwert. Bei allen Messungen ist darauf zu achten, dass der Zeitraum zwischen dem Mischen der Proteinlösung (bzw. für den Blindwert 50 mM Tris/HCl pH 7,5) und der Vermessung in etwa gleich groß ist. Quantitative Proteinbestimmung nach Bradford: Herstellung der Farbreagentien: Lösung A 0,1 g Coomassie Brilliant Blue G 250 in 50 mL 50 %-igem Ethanol lösen. 100 ml 85 %-ige Phosphorsäure zugeben und mit Aqua bidest. auf 250 mL auffüllen. (Vom Betreuer bereits hergestellt) Lösung B 1 Vol. Lsg. A mit 4 Vol. Aqua bidest. mischen und durch Faltenfilter filtrieren Durchführung: 50 µL Probelösung werden mit 2,5 mL Farbreagenzlösung (Lösung B) gut vermischt und nach 15-45 min bei 595 nm in Einwegküvetten vermessen. Als Leerwert dienen 50 µL 50 mM Tris/HCl pH 7,5 mit ebenfalls 2,5 mL Farbreagenz. Für die Kalibrierfunktion werden jeweils 50 µL Proteinstandardlösung mit 2,5 mL Farbreagenzlösung versetzt. Bei allen Messungen ist darauf zu achten, dass der Zeitraum zwischen dem Mischen der Proteinlösung (bzw. für den Blindwert 50 mM Tris/HCl pH 7,5.) und der Vermessung in etwa gleich groß ist. Bestimmung der Assay – Kenndaten 1) Empfindlichkeit Die Empfindlichkeit wird aus der Kalibrierfunktion berechnet. 2) Nachweisgrenze der Bestimmungsmethoden Um die Nachweisgrenze berechnen zu können muss das Rauschen des Blindwertes bestimmt werden. Dafür werden in 4 Küvetten aus reinem Puffer und den entsprechenden Reagenzien Meßlösungen hergestellt und vermessen2. Der entsprechende Blindwert berechnet sich dann aus dem Mittelwert der vier Messungen. Das Rauschen des Blindwertes entspricht dabei der Standardabweichung der vier gemessenen Blankwerte. 2 Es empfiehlt sich folgende Vorgangsweise: Mit dem ersten Blank wird das Photometer auf „Null“ gestellt. Danach werden die drei anderen Blank-Proben gemessen. Die erste Blank-Probe wird danach nochmals gemessen, allerdings wird die Küvette um 180° gedreht in das Photometer gestellt. METHODISCHE GRUNDLAGEN: Methode nach Biuret: Der Name diese Methode beruht auf einer Farbreaktion mit gelöstem Biuret (Carbamoylharnstoff NH2-CO-NH-CO-NH2) und Kupfersulfat in alkalischem, wässrigem Milieu (Biuret – Reaktion). Es entsteht ein rotvioletter Farbkomplex zwischen den Cu2+ Ionen und je 2 Biuretmolekülen. Diese Farbreaktion ist typisch für Verbindungen mit mindestens 2 CO-NH-Gruppen (Peptidbindungen) und kann daher für den kolorimetrischen Nachweis von Peptiden und Proteinen verwendet werden. Der farbige Protein-Cu2+-Komplex, der bei der Biuret-Reaktion entsteht: O R1 N N X N N X R2 O X ... Polypeptidkette X 2+ Cu X n Sind Tyrosinreste vorhanden, tragen diese ebenfalls merklich – durch die Komplexierung von Kupfer-Ionen zur Farbstoffbildung bei. Störend wirken vor allem Ammonium, schwach reduzierende und stark oxidierende Substanzen (Sulfhydrylverbindungen, Natriumphosphat, Glucose). Schwache Konzentrationen an Sodiumdodecylsulfat (SDS) oder anderen Detergentien sind hingegen tolerabel. Der Biuret – Assay ist im Vergleich zu anderen Assays der unempfindlichste. Methode nach Lowry: Unter alkalischen Bedingungen bindet Cu2+ an den Stickstoff der Amidbindungen der Proteine (Biuret-Reaktion). Dieser Komplex absorbiert Licht maximal bei 550 nm. Dieser Komplexreaktion folgt eine Reduktion des Folin-Ciocalteau Reagenzes ebenfalls im alkalischen Milieu. Das Folin-Ciocalteau Reagenz selbst enthält 6-wertiges Wolfram und Molybdän in Phosphorwolframsäure und Phosphormolybdänsäure. Die 6-wertigen Ionen werden durch polare Aminosäuren, Cystein, Tyrosin oder Tryptophan soweit reduziert, dass farbige Mischoxide von 4- bis 6-wertigen Metallen entstehen. Die resultierende tiefblaue Färbung wird bei einer Wellenlänge von 750 nm, 650 nm oder 540 nm gemessen. Wobei die Intensität natürlich vom Vorhandensein dieser Aminosäuren im Protein abhängig ist. Die Lowry Methode ist eine der höchst sensitivsten und am meisten verwendeten Methoden für die quantitative Proteinbestimmung. Diese photometrische Methode erlaubt es, Proteinkonzentrationen bis zu nur 5 µg zu detektieren. Allerdings ist diese Methode einigen Limitierungen unterworfen. Vor allem EDTA, Guanidin-HCl, Triton X-100, Brij, 1M Natriumacetat, 1 M Natriumphosphat, Ammonsulfatkonzentrationen >5%, Glycin und auch reduzierende Agentien stören die Bildung des Farbkomplexes. Methode nach Bradford: In Gegenwart von Proteinen verschiebt sich das Absorptionsmaxium von Coomassie Brillantblue G250 im sauren Milieu von 465nm nach 595nm. Die Zunahme der Absorption bei 595 nm, die mit einem Farbumschlag von rot nach blau einhergeht, wird gemessen und korreliert mit der zu bestimmenden Proteinkonzentration. Der Farbstoff bindet unspezifisch (nonkovalent) an kationische und nichtpolare, hydrophobe Seitenketten der Proteine, wobei er in seiner Sulfonatform (unten dargestellt) stabilisiert wird. Am wichtigsten ist dabei die Wechselwirkung mit Arginin, aber auch Lysin, Histidin, Tryptophan, Tyrosin und Phenylalanin tragen zur Komplexstabilisierung bei. H3C + N NaO3S - SO3 H3C CH2 N H3C CH2 C CH3 HN OCH2CH3 Coomassie Brillantblau (Sulfonatform) Diese Methode ist um den Faktor 2-5 sensitiver als die Lowry-Methode und hat den großen Vorteil, dass nur wenige Substanzen die Komplexbildung stören – die einzig bekannten Verbindungen sind Natriumdesoxycholat, hohe Konzentrationen an Triton X-100 (> 0,5 %) und größere Sodiumdodecylsulfat Konzentrationen (> 0,1 %). Ein Nachteil der Proteinbestimmung nach Bradford ist, dass die Stabilisierung der Sulfonatform von Coomassie Brillantblue vor allem durch oben erwähnte Aminosäuren bewirkt wird und die Empfindlichkeit sich somit von Protein zu Protein ändern kann (abhängig von der Primärstruktur des Proteins). PROTKOLLIERUNG: Im Protkollheft soll die Versuchsdurchführung in eigenen Worten kurz und prägnant wiedergegeben werden. (1) Angabe der Arbeitsvorschrift mit genauer Angabe der Reagenzien und Lösungen. (2) Dokumentation der drei Kalibrierfunktionen, umfassend je eine graphische Darstellung mit allen Kalibrierpunkten, der dazugehörigen Regressionsgeraden und Angabe der statistische Kenndaten der Regressionsgeraden und Angabe von Konzentrations- und Meßergebnissen für Probe und Standard in Tabellenform. (3) Dokumentation der Analysenergebnisse mit Angabe der Proteinkonzentration in der Probe (4) Angabe der folgenden Kenndaten für jede der drei Bestimmungsmethoden: Empfindlichkeit (s = Anstieg der Kalibrierfunktion) Nachweisgrenze ( NWG = Blindwert + 3 * Rauschen)3 Molare Extinktionskoeffizient ε der verschieden Farbkomplexe bei den jeweils angegebenen Wellenlängen: Zur Berechnung muß die tatsächliche Proteinkonzentrationen in der Küvette herangezogen werden (durch Zusatz der Färbereagentien werden die Proteine in der Küvette verdünnt und somit ändert sich die Konzentration). Mittleres Molekulargewicht für BSA: 67000 Beispiel: Proteinstammlösung: 1 mg/mL Lowry Proteinlösung Reagentien Proteinendkonzentration 3 250 µL 1,25 mL Reagens A 0,125 mL Reagens B 250 µg / 1,625 mL = 153,85 µg / mL Die Berechnung der Nachweisgrenze erfolgt über die Eichfunktion. Biuret 200 µL 1,8 mL Biuret – Reagens 200 µg / 2 mL = 100 µg / mL INVENTARLISTE: Eppendorf 1,5 mL Gilson + Spitzen Messkolben (2x 100 mL, 250 mL, 2x 500 mL) Reagenzgläser Spatel pH-Meter Küvetten Spektralphotometer (Beschreibung der Benutzung)