Periphere Arterielle Verschlusskrankheit Was ist die periphere arterielle Verschlusskrankheit? Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist eine Atherosklerose der unteren Extremitäten, die die Durchblutung der Beine und Füße behindert oder blockiert. Das typische Symptom, die sogenannte Claudicatio intermittens (CI, intermittierendes Hinken), sind Schmerzen im Bein (gewöhnlich in den Wadenmuskeln), die beim Gehen aufkommen und beim Ruhen wieder nachlassen. Bei einer anderen Form der pAVK, der kritischen Extremitätenischämie, entwickeln sich starke Schmerzen im Unterschenkel/Fuß nach dem Schlafengehen, die zumindest anfänglich dadurch nachlassen, dass die Betroffenen das Bein aus dem Bett hängen lassen. Die schlechte Durchblutung bei der kritischen Extremitätenischämie kann zu Wunden und Geschwüren führen, die nicht verheilen. Dadurch entwickelt sich eine sogenannte Gangrän, d.h. das Gewebe stirbt ab, und die betroffene Extremität muss schließlich amputiert werden. Die Schmerzen bei pAVK haben dieselbe Ursache wie die Angina-pectoris-Schmerzen bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, nämlich eine unzureichende Versorgung der Muskeln mit Sauerstoff und Nährstoffen aufgrund von Atherosklerose. Patienten mit CI haben in der Regel eine doppelt bis dreifach so hohe Sterblichkeit durch Herzinfarkt oder Schlaganfall wie gesunde Gleichaltrige. Bei der peripheren arteriellen Ver­schlus­s­­krankheit (pAVK) ist die Durchblutung der Beine behindert oder blockiert. Patienten mit pAVK können nicht weit gehen, ohne dass Schmerzen in den Beinen auftreten. Neue Medikamente zur Behandlung der pAVK werden zurzeit erforscht. Diese Forschungen dürften eine sehr willkommene Linderung für die Patienten bringen, deren Leben durch die pAVK sehr stark eingeschränkt ist. Dieses erhöhte Sterberisiko ist nicht überraschend, denn wenn eine Atherosklerose in den Beinarterien nachweisbar ist, besteht sie wahrscheinlich auch in anderen Teilen des Körpers, wie z.B. in den Herzkranzgefäßen und in den zum Gehirn führenden Karotisarterien. Die CI kann rasch fortschreiten, das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen und schließlich zu einer kritischen Durchblutungsstörung der Extremitäten führen, die eine Notfallbehandlung erfordert, wie z.B. eine Thrombolysebehandlung oder aber eine Angioplastie zur Eröffnung oder Erweiterung der blockierten Arterie, eine Gefäßoperation, um einen Abschnitt der blockierten Arterie zu ersetzen, oder gar eine Amputation. Erhöhte Triglyceridspiegel im Blut, Rauchen und Diabetes sind wichtige Risikofaktoren für das Fortschreiten der Krankheit. Diabetiker mit angiographisch nachgewiesener pAVK haben ein doppelt so hohes Risiko für eine Amputation wie Nichtdiabetiker, und in einer anderen Studie hatten Raucher eine elf Mal so hohe Amputationsrate wie Nichtraucher. f ü r M e n s c h e n Wer ist von peripherer arterieller Verschlusskrankheit betroffen? Die pAVK ist bei Personen unter 50 Jahren ungewöhnlich, doch ihre Prävalenz nimmt mit steigendem Alter zu. In einer Erhebung bei Männern und Frauen im Alter von 55-74 Jahren im Vereinigten Königreich betrug die Gesamtprävalenz der CI 4,5 Prozent. Die Zahl der Menschen mit asymptomatischer pAVK ist jedoch weitaus höher. Fast zwei Drittel aller Menschen in dieser Altersgruppe sind betroffen. Schätzungen zufolge wird jedes Jahr bei über einer Million Menschen in Europa eine pAVK diagnostiziert. M e d i k a m e n t e Dennoch ist eine Amputation nur bei zwei bis vier Prozent der Patienten mit pAVK erforderlich, und bei den meisten Patienten nimmt die Erkrankung einen relativ gutartigen Verlauf, der medizinisch behandelt werden kann. 1/3 Aktuelle Therapie Die konventionelle Behandlung der pAVK umfasst zwei Aspekte: Therapie der Symptome, die die Lebensqualität beeinträchtigen (CI), und Ausschalten der Risikofaktoren für den zugrundeliegenden atherosklerotischen Prozess. Eine nachhaltige Änderung der Lebensweise, wie z.B. Einstellen des Rauchens und Gewichtsabnahme, sowie Maßnahmen zur Behandlung eines gleichzeitig vorliegenden Diabetes und die Senkung eines Bluthochdrucks und erhöhter Blutfettwerte sind wesentliche Voraussetzungen, um das weitere Fortschreiten der Krankheit zu verhindern. Bislang sind erst relativ wenige Medikamente speziell für die symptomatische Behandlung der pAVK zugelassen. Vasodilatatoren, d.h. blutgefäßerweiternde Medikamente, werden verabreicht, um den peripheren Gefäßwiderstand zu senken. Sie verbessern auch die Fließeigenschaften des Blutes, indem sie die Viskosität des Blutes herabsetzen und die Elastizität der roten Blutkörperchen steigern. Einige der verfügbaren Medikamente haben eine zweifache Wirkung: Sie sind sowohl ein Vasodilatator als auch ein Mittel, das verhindert, dass Blutplättchen zusammenklumpen. Eine andere Substanz verbessert die Verwertung von Glukose und Sauerstoff durch die Muskeln und sorgt auf diese Weise dafür, dass das verfügbare Angebot an Blutflüssigkeit besser ausgenutzt wird. Die mit diesen Medikamenten erreichte Verbesserung der schmerzfreien Gehstrecke ist meist relativ bescheiden (40-50 Prozent), kann jedoch im häuslichen Umfeld entscheidend sein, um die dort anfallenden Gehstrecken schmerzfrei zu bewältigen. Bei körperlich aktiven Patienten sollte ein regelmäßiges Bewegungstraining die medikamentöse Therapie begleiten und kann mitunter sogar wirksamer sein. Neue Wege in der Entwicklung Die Entwicklung von neuen Medikamenten für die pAVK musste in der Vergangenheit Rückschläge hinnehmen, denn neue Substanzen erbrachten nur eine begrenzte Verbesserung des Hauptindikators für die Wirksamkeit: die Länge der schmerzfreien Gehstrecke. Zurzeit wird jedoch in Europa ein neuer 5HT2A-Rezeptorantagonist in einer Phase 3-Studie geprüft. 5HT2A-Rezeptoren sind an der Thrombozytenaggregation und der Relaxation von glatten Muskeln beteiligt. Deshalb könnte diese antithrombozytäre Therapie sowohl die mögliche Bildung von Blutgerinnseln reduzieren als auch die Arterien entspannen und dadurch den Blutfluss verbessern. Eine weitere thrombozytenhemmende Substanz wird zurzeit in Phase 3-Studien erforscht. Zwei Plaquebildungshemmer werden ebenfalls für die Anwendung bei pAVK untersucht, und zwar ein Lipidsenker und ein neuer ACAT-Hemmer, beide bereits in Phase 3. M e d i k a m e n t e f ü r M e n s c h e n Die verminderte Diffusion von Sauerstoff aus dem Blut in die Muskeln könnte zu der insgesamt herabgesetzten bzw. mangelhaften Versorgung der Skelettmuskeln mit Sauerstoff beitragen, die zu den Symptomen bei pAVK-Patienten führt. Forscher untersuchen eine Substanz, die die Diffusion von Sauerstoff durch das Plasma fördern soll, um die Symptome zu lindern, welche durch die zu niedrige Sauerstoffkonzentration in den Geweben verursacht werden. Dieses Projekt befindet sich noch in der klinischen Phase 1. 2/3 Neue Thrombolytika werden ebenfalls bei der pAVK erprobt. Ihr Wirkungsmechanismus ist dadurch gekennzeichnet, dass sie natürlich vorkommendes Plasminogen in Plasmin umwandeln. Dieses kann dazu beitragen, Blutgerinnsel in den Gefäßen von Patienten mit pAVK aufzulösen. Langzeitperspektiven Da die meisten Patienten mit erheblichen atherosklerotischen Gefäßverengungen in den unteren Extremitäten sich meist erst in ärztliche Behandlung begeben, wenn die Krankheit ein kritisches Stadium erreicht hat, sollte weiter erforscht werden, wie die pAVK sich bei Betroffenen in den Frühstadien der Krankheit entwickelt. Sehr wahrscheinlich müssen multifaktorielle Therapiestrategien bewertet werden, die Lipidsenker, eine antithrombozytäre Therapie, eine blutdrucksenkende Therapie, mehr Bewegung und die Senkung des Blutzuckers einschließen, um festzustellen, wie ein maximaler Nutzen für diese Patienten erzielt werden kann. Auch neue Verfahren der funktionellen Bildgebung, die quantitative und objektive Messgrößen der Beeinträchtigung liefern, sind von entscheidender Bedeutung für zukünftige Gefäßuntersuchungen. Die bildgebende Diagnostik könnte auch verwendet werden, um die Auswirkungen von systemischen Veränderungen, die durch die Behandlung mit Medikamenten oder anderen therapeutischen Maßnahmen herbeigeführt werden, zu untersuchen. Die pAVK ist ein Gebiet, auf dem die Gentherapie zum Einsatz kommen könnte. Es laufen bereits mehrere separate Initiativen zur Anwendung dieser Technik zur Förderung der Angiogenese, d.h. des Wachstums neuer Blutgefäße zur Umgehung einer blockierten Arterie. In Phase 1- und Phase 2-Studien wird zurzeit überprüft, ob diese therapeutischen Ansätze halten, was sie versprechen. Diese Medikamente würden lokal in den Muskelzellen ein die Angiogenese förderndes Protein produzieren, das nicht in den Blutkreislauf sezerniert wird. In Europa haben die ersten klinischen Studien mit einem Vektor begonnen, der das Gen für den Fibroblastenwachstumsfaktor 4 (FGF-4), ein angiogenes Protein, einschleust. Fettablagerungen in der Arterienwand Eine Verengung oder Verstopfung einer größeren Beinarterie ist die Ursache der Claudicatio intermittens. Auch die Wirkung eines Mittels auf der Basis des Enzyms endotheliale Stickoxidsynthase (eNOS) wird zurzeit untersucht. Es könnte durch eine Steigerung der lokalen Produktion von gefäßentspannendem Stickoxid die ischämischen Schmerzen bei der kritischen Extremitätenischämie lindern. Dieses Projekt befindet sich noch im vorklinischen Stadium. Außerdem wird die Anwendung von Granulozyten stimulierendem Faktor (G-CSF) bei der pAVK erforscht. Hintergrund ist die Hypothese, dass eine Mobilisierung von angiogenen Zellen im Blut durch G-CSF die Bildung neuer Blutgefäße stimulieren könnte, was zu einer nachhaltigen Verbesserung der Durchblutung bei Patienten mit schwerer pAVK führen würde. Diese Studie befindet sich in der klinischen Phase 1. Ein weiterer Ansatz ist der Plazentawachstumsfaktor (PIGF) als mögliches Mittel zur Behandlung von ischämischen Krankheiten, da präklinische Ergebnisse gezeigt haben, dass die Substanz gezielt am Ort der Ischämie wirkt. Ferner werden Studien mit einem gentechnisch veränderten hepatischen Wachstumsfaktor (HGF) durchgeführt, der die Regeneration von Blutgefäßen fördert. Dieser gentherapeutische Ansatz beseitigt zwar nicht die Blockade, die die Symptome verursacht, könnte aber eine relativ einfache Möglichkeit eröffnen, um den Funktionsstatus (schmerzfreies Gehen) zu verbessern. Das wäre eine sehr willkommene Linderung bei Patienten, deren Leben durch die pAVK stark eingeschränkt ist. HAFTUNGSABLEHNUNGSERKLÄRUNG EFPIA hat alle angemessenen Anstrengungen unternommen, um akkurate und aktuelle Informationen in dieser PDF zur Verfügung zu stellen, wobei keine Garantie für Vollständigkeit oder Richtigkeit übernommen werden kann. Im Falle spezifischer Fragestellungen oder Problemfälle sollten sie zusätzlich zu den in dieser PDF veröffentlichten informationen/Materien einen Arzt oder Apotheker zu Rate ziehen. Design und Produktion - Megaluna Fassung vom: Juli 2009 M e n s c h e n Bilder - ABPI, Allergan, AstraZeneca, EFPIA/Lander Loeckx, Damian Foundation, Dermatology Group Practice (Brussels), Galderma, Hilaire Pletinckx, Roche, sanofi-aventis, sanofi-pasteur f ü r Redaktion - Dr. Robert Geursen (Herausgeber), Bill Kirkness, Dr. Jean-Marie Muschart und Marie-Claire Pickaert (Koordinator). M e d i k a m e n t e Dieser PDF “Medikamente für Menschen” wird unter der Voraussetzung zur Verfügung gestellt, dass kein Teil der Veröffentlichung inklusive der Abbildungen ohne vorherige Absprache mit und Zustimmung durch den Europäischen. Verband der Pharmazeutischen Industrien und Verbände (EFPIA) kopiert oder entnommen werden kann. In keinem Falle kann das Material für werbliche Zwecke verwendet werden. 3/3