Predigt zu Matthäus 3,15 Liebe Cathleen, liebe Elke, lieber Jannik, es ist euer Herzenswunsch, getauft zu werden und dafür habt ihr gute Gründe. Ihr werdet gleich noch davon erzählen…! Wobei es nicht darum geht, möglichst viele Gründe aufzuzählen. Die beste Begründung für die Taufe liefert Jesus selbst. Als er sich von Johannes dem Täufer taufen lassen wollte, sagte Jesus: „Es geht jetzt einfach darum, all das zu erfüllen, was Gott sich wünscht“. Punkt. So einfach ist das. Ich habe die Antwort Jesu mal etwas freier wiedergegeben. Jesus ist davon überzeugt, dass es Gott, seinem Vater im Himmel gefällt, wenn er sich taufen lässt. Wörtlich heißt es: „Lass es jetzt zu. Denn es ist angemessen, zu erfüllen alle Gerechtigkeit“. Jesus gebraucht hier ganz bewusst das Wort „Gerechtigkeit“. Fragt sich, inwiefern Taufe etwas mit Gerechtigkeit zu tun hat?! Als nun Jesus eines schönen Tages zu Johannes dem Täufer kam, um sich von ihm taufen zu lassen, verstand der die Welt nicht mehr. > Matthäus 3,14-17 Ich kann gut verstehen, dass Johannes Jesus zunächst nicht taufen wollte. Denn nach seinem Verständnis hätte Jesus das ja gar nicht nötig gehabt. Warum sollte er den, der mit Heiligem Geist taufen wird, mit Wasser taufen? Das macht doch keinen Sinn. Musste er noch etwas beichten, bevor sein öffentliches Wirken als der verheißene Messias beginnen konnte? Das macht noch weniger Sinn. Jesus hatte es wirklich nicht nötig, sich taufen zu lassen. Er war der einzige, der berechtigter Weise von sich sagen konnte, ohne Sünde zu sein. Trotz alledem hält er es für angemessen sich taufen zu lassen. Warum? Nicht, um irgendwelchen Leuten zu gefallen. Und auch nicht, um es Gott recht zu machen. Jedenfalls nicht so, wie man denken könnte. Wir haben so eine bestimmte Vorstellung von Gerechtigkeit. Jesus lässt sich taufen, um deutlich zu machen, dass es um eine ganz andere Gerechtigkeit geht. Eine Gerechtigkeit, die nichts mit Gesetzlichkeit zu tun hat, und auch nichts mit Moralvorstellungen oder irgendwelchen Pflichten und auch nichts mit Leistung. Jesus füllt den Begriff Gerechtigkeit ganz anders. Es geht darum, zu verstehen, dass es Gott eben nicht gefällt, wenn wir krampfhaft versuchen, ihm gerecht zu werden. Gott möchte gar nicht, dass wir ständig mit einem Büßergewand rumlaufen und möglichst asketisch leben. Gott möchte, dass wir frei werden von all diesen Zwängen, die uns andere oder auch wir selbst auferlegen. 1 Liebe Cathleen, liebe Elke, lieber Jannik, wenn ihr hier heute mit Wasser getauft werdet, tut ihr das mit einer großen inneren Überzeugung. Ohne jeden Zwang. Denn ihr glaubt, dass da ein Gott ist, der euch liebt, so wie er seinen Sohn Jesus Christus geliebt hat. Gott hat Wohlgefallen an euch. Das ist der entscheidende Gedanke bzw. der entscheidende Grund für die Taufe. Ihr denkt nicht, dass ihr euch taufen lassen müsst, um damit Gerechtigkeit zu erlangen./ Ihr möchtet euch taufen lassen, weil ihr glaubt, dass Gott euch liebt, auch wenn ihr mal wieder ungerecht seid oder auch selbstgerecht…! Ihr denkt nicht, dass ihr Gott gerecht werden könnt. / Ihr glaubt, dass Jesus für all das, was ihr Gott gegenüber schuldig bleibt, ans Kreuz gegangen ist. (Bsp. Holzkreuz) Ihr denkt nicht, dass ihr noch mehr tun müsstet, um Gott zu gefallen…! / Ihr denkt, dass es Gott gefällt, wenn ihr nichts weiter tut, als ihn von ganzem Herzen zu lieben und einfach darauf zu vertrauen, dass er es gut meint mit euch. Ihr denkt nicht, dass es gerechtfertigt wäre, zu erwarten, dass Gott bitte schön alle eure Wünsche erfüllt. / Ihr denkt, dass es zuerst und vor allem darum geht, nach Gottes Reich und seiner Gerechtigkeit zu trachten – im Vertrauen, dass Gott euch alles andere, was ihr zum Leben braucht dazugeben wird (vgl. Mt 6,33)…! Versteht ihr, was den Unterschied ausmacht? Johannes der Täufer hat Buße gepredigt. Das griechische Wort, das im Neuen Testament für Buße steht, heißt μετάνοια (metanoia), von νοεῖν (noein), „denken“ und μετά (meta), „um“. Gemeint ist ein „Umdenken“, ein Sinneswandel, eine Veränderung des Denkens. Gottes Geist wirkt dieses Umdenken und so richtig fertig werden wir damit wohl nie. Weil wir leider immer wieder in alte Denkmuster verfallen. Immer wieder denken wir, man könnte sich die Liebe Gottes verdienen. Doch seine Liebe ist bedingungslos. Diese Liebe ist reine Gnade, absolut unverdient. Das zu denken und auch zu verinnerlichen, fällt schwer, weil wir es gewöhnt sind, Liebe und Anerkennung zu bekommen, wenn wir etwas dafür getan haben. Das haben wir alle so gelernt. Wenn wir etwas geleistet haben, halten wir es für gerechtfertigt, dafür angemessen belohnt zu werden. Wehe, wenn dem nicht so ist. Dann fühlen wir uns ungerecht behandelt… vielleicht sogar ungerecht behandelt von Gott! So funktioniert unser Gehirn. So funktioniert unsere Gesellschaft. Dieses Denkmuster wird durch Religiosität 2 oftmals sogar noch verstärkt. Johannes der Täufer ist ein Beispiel dafür. Er ernährte sich nur von Heuschrecken und Honig…! Er lebte asketisch, um Gott zu gefallen oder auch um den Versuchungen des Lebens zu widerstehen. Er setzte alles daran, um im endzeitlichen Gericht zu bestehen. Sein Verständnis von Gerechtigkeit war im Grunde angstbesetzt. Im Unterschied zu Johannes dem Täufer wusste sich Jesus von seinem Vater im Himmel bedingungslos geliebt. Sicher, Jesus hat nach seiner Taufe 40 Tage lang gefastet und gebetet. Aber das war etwas Anderes. Er brauchte diese Zeit, um sich auf seine Mission vorzubereiten. Später nannte man ihn sogar einen „Freund der Zöllner und Sünder“, weil er öfter mal schön mit ihnen zusammen gegessen hat…! Jesus hat sich taufen lassen, weil er sich dieser bedingungslosen Liebe Gottes bewusst war. In diesem Bewusstsein hätte er sich wirklich nicht taufen lassen müssen. Doch er wollte es unbedingt, weil er wusste, dass es Gott gefallen würde. Wenn ihr euch heute also taufen lasst, dann denkt bitte so herum: Nicht ihr habt Gott erwählt, sondern er hat euch erwählt (Joh. 15,16). Der Gott der Liebe hat zu euch „Ja“ gesagt und es gefällt ihm, wenn ihr heute dieses „Ja“ erwidert… ihr „Ja“ dazu sagt, dass ihr bejaht seid. Ihr braucht euch nur fallen zu lassen… lieben zu lassen. Die Liebe ist es, die den Unterschied macht! Wenn du verstehst, wie sehr Gott dich liebt, wird sich der Himmel über dir öffnen. Da ist diese tiefe innere Gewissheit, dass dich nichts und niemand von der Liebe Gottes trennen kann, die Gott in Christus Jesus bezeugt hat (vgl. Röm 8,39). Egal was war, egal was kommt, egal was du im Moment für Vorbehalte hast, lass dich lieben. Auf diese Weise kannst du Gott gerecht werden. Lass dich lieben. Dann wirst du Gott lieben und natürlich auch den Nächsten und auch dich selbst. Damit erfüllen wir alle Gerechtigkeit. Ihr müsst niemand etwas recht machen. Wenn ihr so liebt, wie Christus euch zuerst geliebt hat, wird das allen recht sein… und Gott wird an euch seinen Wohlgefallen haben. AMEN 3