WS 2008/09 Präsenzübung zur Vorlesung Theoretische Physik III (Quantenmechanik) Universität Heidelberg, Prof. P. Schmelcher Freitag, 16.1.2009 Aufgabe 1. Rabi Oszillationen Die zeitabhängige Schrödingergleichung eines Atoms in einem (klassischen, d.h. tisierten) Strahlungsfeld ist gegeben durch HΨ(r, t) = i~ ∂Ψ(r, t) , ∂t nicht quan- (1) wobei H = H0 + H 0 (t). H0 bezeichnet den zeitunabhängigen Hamiltonoperator eines freien Atoms mit den Eigenwerten En = ~ωn und Eigenfunktionen φn (r). Die Wechselwirkung mit dem Strahlungsfeld sei gegeben durch H 0 (t). Entwickelt man die Lösung Ψ(r, t) nach den EigenfunkP tionen φn (r), d.h. Ψ(r, t) = k ck (t)φk (r)e−iωk t , setzt dies in Gleichung (1) ein, multipliziert von links mit φ∗j (r) und integriert über die Ortskoordinate r, so erhält man folgendes Gleichungssystem für die (zeitabhängigen) Koeffizienten cj (t): i~ dcj (t) X 0 = ck (t)Hjk (t)e−iωjk t dt (2) k 0 mit Hjk (t) ≡ hφj |H 0 (t)|φk i und ωjk ≡ ωj −ωk . Betrachtet man nun die Anregung eines Atoms mittels eines schmalbandigen Lasers, so kann die Summation in Gleichung (2) auf den Grundzustand |gi und den angeregten Zustand |ei beschränkt werden, dcg (t) dt dce (t) i~ dt i~ 0 = ce (t)Hge (t)e−iωa t (3a) 0 = cg (t)Heg (t)eiωa t , (3b) wobei ωa ≡ ωeg die Frequenz des atomaren Übergangs bezeichnet. Der Wechselwirkungsoperator ist durch H 0 (t) = −eE(r, t) · r gegeben. Für eine ebene Welle lautet das elektrische Feld E(r, t) = 0 (t) = ~Ω cos(ωl t), wobei die E0 ˆ cos(k · r − ωl t) und das Kopplungselement reduziert sich zu Heg räumliche Variation des elektrischen Feldes E(r, t) vernachlässigt wurde (dipole approximation) 0 und die Rabi Frequenz durch Ω ≡ −eE ~ he|r|gi definiert ist. (a) Zeige, dass das Gleichungssystem (3) die Form (δ = ωl − ωa ) dcg (t) dt dce (t) dt iΩ iδt e ce (t) 2 iΩ = − e−iδt cg (t) 2 = − (4a) (4b) annimmt, wenn man Terme proportional zu e±i(ωl +ωa )t vernachlässigt (Rotating Wave Approximation (RWA)). (b) Wie lauten die entkoppelten Bestimmungsgleichungen für cg (t) und ce (t)? (c) Löse das Gleichungssystem mit Hilfe des Ansatzes cg (t) ce (t) = = 0 0 (g1 eiΩ t/2 + g2 e−iΩ t/2 )eiδt/2 iΩ0 t/2 (e1 e −iΩ0 t/2 + e2 e −iδt/2 )e (5a) (5b) √ mit Ω0 = Ω2 + δ 2 , g1 , g2 , e1 , e2 ∈ R und den Anfangsbedingungen cg (t = 0) = 1, ce (t = 0) = 0. Mit welcher Frequenz oszillieren die Wahrscheinlichkeiten |cg (t)|2 und |ce (t)|2 das Atom im Grundzustand |gi bzw. im angeregten Zustand |ei zu finden? (bitte wenden) In Anwesenheit des Strahlungsfeldes sind die φk nicht mehr Eigenzustände und die Ek nicht mehr Eigenwerte des kompletten Hamiltonoperators H. Um die resultierenden Energieverschiebungen zu bestimmen, eliminiert man zuerst die Zeitabhängigkeit von H 0 mittels der Transformation c̃g (t) = cg (t), c̃e (t) = ce (t)eiδt . (d) Wie lautet das transformierte Gleichungssystem? (e) Stelle die Koeffizientenmatrix des Gleichungssystems auf, und bestimme die Energien durch Diagonlisierung dieser Matrix. Die resultierenden Differenzen zu den ungestörten Energien heißen Light Shifts. Die zugehörigen Eigenvektoren können als eine Rotation der entkoppelten Zustände geschrieben werden, |+i = |−i = sin θ|gi + cos θ|ei cos θ|gi − sin θ|ei , (6a) (6b) wobei der Stückelberg Winkel θ durch tan 2θ = −Ω/δ (0 ≤ θ < π/2) gegeben ist. Die Zusände |±i heißen Dressed States. 3 Punkte