Aufgaben Theoretische Informatik

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Aufgaben Theoretische Informatik
Elmar Eder
21. Januar 2015
Lösungen der Aufgaben bitte abgeben auf dem Abgabesystem von Dominik
Kaaser auf https://ti.cosy.sbg.ac.at/ als ASCII- oder UTF-8-Dateien mit
der unter Unix/Linux üblichen Codierung der Zeilenenden als LF (linefeed) oder
als PDF- oder JPEG-Dateien! Dateinamen wie dort angegeben. Bearbeitung in
Teams von maximal 2 Studenten gestattet. In diesem Fall bitte die Namen beider
Autoren an den Anfang der Datei schreiben, und ich bitte jeden der beteiligten
Autoren, dieselbe Datei unter seinem Account abzugeben! Die Aufgaben sind
dann im Proseminar zu präsentieren (Kreuzerlliste zur Präsentationsbereitschaft
liegt jeweils am Anfang der Doppelstunde aus).
Aufgabe 1 Sei A die Aussage „2 ist ungerade“ und B die Aussage „3 ist eine
Primzahl“ (Beispiel aus der Vorlesung). Geben Sie für jede der Aussagen ¬A,
A ∧ B, A ∨ B, A ⇒ B und A ⇔ B an, ob sie wahr oder falsch ist!
Aufgabe 2 In Prolog wird ein Prädikat durch seinen Namen gefolgt von einem
Schrägstrich und seiner Stelligkeit bezeichnet. So gibt es zum Beispiel in SWIProlog (swipl) und in GNU-Prolog (gprolog) ein zweistelliges Prädikat member
und ein dreistelliges Prädikat append. Diese werden bezeichnet mit member/2
bzw. append/3. Machen Sie sich zunächst mit diesen beiden Prolog-Prädikaten
vertraut, indem Sie unter anderen die Anfragen
??????-
member(X,[a,b,c]).
member(a,L).
append([a,b],[c,d,e],L).
append(L1,L2,[a,b,c,d]).
append(L1,L1,L).
append(L1,L2,L).
eingeben und indem Sie in SWI-Prolog ?- help. aufrufen und in dem daraufhin
erscheinenden Fenster in dem kleinen Eingabefeld member/2 bzw. append/3
eingeben bzw. in GNU-Prolog im Manual nachschlagen! Implementieren Sie
dann diese beiden Prädikate als selbst definierte Prolog-Prädikate element/2
bzw. konkatenation/3 ohne Verwendung der eingebauten Prädikate!
Aufgabe 3 Bei dem Spiel Nim spielen zwei Spieler gegeneinander. Es liegen
mehrere Haufen von Steinen auf einem Tisch. Die Spieler ziehen abwechselnd.
Jeder Zug besteht darin, aus einem Haufen ein oder mehr Steine zu entfernen.
Wer als erster nicht mehr ziehen kann, weil alle Haufen leer sind, hat verloren.
Geben Sie einen Algorithmus an, der für einen Spieler, der gerade am Zug
ist, feststellen kann, ob es für ihn möglich ist, auch gegen einen guten Gegner zu
1
gewinnen! Außerdem soll der Algorithmus in diesem Fall einen Zug ausgeben,
der dem Spieler den Gewinn garantiert. Implementieren Sie Ihren Algorithmus
in Prolog! Bauen Sie damit ein Nim-Programm, das gegen einen menschlichen
Gegner optimal spielen kann! Testen Sie Ihr Programm für einige Spielstellungen
mit wenigen Steinen!
Aufgabe 4 Gibt es für das Spiel Schach einen Algorithmus, der ähnlich wie
in der vorigen Aufgabe, in endlicher Zeit feststellen kann, ob es bei einer gegebenen Schachstellung einen Zug gibt, der dem ziehenden Spieler den Gewinn
garantiert? Man sagt dann, es sei entscheidbar, ob es einen solchen Zug gibt.
Begründen Sie Ihre Antwort!
Aufgabe 5 Geben Sie für ¬((A ∨ ¬B) ⇔ ¬(A ∧ C)) die Wahrheitswerttafel an!
Aufgabe 6 Wieviele n-stellige aussagenlogische Verknüpfungen gibt es? Geben
Sie alle n-stelligen aussagenlogischen Verknüpfungen für n = 0, für n = 1 und
für n = 2 an!
Aufgabe 7 Mengen, die in endlich vielen Schritten aus einfachen Elementen
aufgebaut sind, kann man in Prolog durch (eventuell geschachtelte) Listen darstellen. Implementieren Sie die Operationen und Begriffe der Mengenlehre, die
wir in der Vorlesung kennengelernt haben, in Prolog!
Aufgabe 8 Sei D ein Individuenbereich mit k Elementen. Wieviele n-stellige
Prädikate gibt es auf D? Schreiben Sie ein Prolog-Programm, das alle n-stelligen
Prädikate auf D ausgibt!
Aufgabe 9 In Prolog lässt sich mit op ein Prolog-Funktor (also Funktionszeichen oder Prädikatszeichen) als Infix-, Präfix- oder Postfix-Operator deklarieren. Mit current_op können Sie sich alle als Infix-, Präfix- oder PostfixOperatoren deklarierten Funktoren auflisten lassen. Schauen Sie sich die Dokumentation von op und current_op an!
Im Prolog-Programm-Fragment wahrheitswert1.pl sind die zwei Funktoren nicht/1 und und/2 als Präfix- bzw. Infix-Operator deklariert. Man kann
dann z.B. nicht A statt nicht(A) schreiben und A und B statt und(A,B) schreiben. Das Programm soll den Wahrheitswert einer mittels Junktoren aus den
Aussagen A und B von Aufgabe 1 zusammengesetzten Aussage berechnen können. Verbessern Sie das Programm-Fragment, indem Sie zwecks besserer Lesbarkeit für die Junktoren einheitlich Präfix- und Infix-Schreibweise im Programm
verwenden und indem Sie die fehlenden Fälle und Junktoren ergänzen! Das Programm soll die Wahrheitswerte der zusammengesetzten Aussagen der Aufgabe
1 berechnen können und darüberhinaus die Wahrheitswerte auch von beliebigen
mit ¬, ∧, ∨, ⇒ und ⇔ aus A und B zusammengesetzten Aussagen. Lassen Sie
sich von Prolog den Wahrheitswert von (A ⇒ B) ⇒ B und den Wahrheitswert
von A ⇒ A ∧ B berechnen!
Ändern Sie schließlich noch Ihr Programm, indem Sie den Namen des PrologPrädikats von wahrheitswert zu hat_den_Wahrheitswert ändern und dieses
Prolog-Prädikat als Infix-Operator deklarieren! Verwenden Sie auch im Programmtext die Infixschreibweise! Geben Sie dann Anfragen zum Wahrheitswert
jeweils einer zusammengesetzten Aussage in Infixnotation ein!
2
Aufgabe 10 Seien A, B und C Aussagen. Geben Sie für jede der folgenden
zusammengesetzten Aussagen den entsprechenden Ausdruck unter möglichst
weitgehender Weglassung von Klammern aufgrund der Vorrangregeln, sowie den
Strukturbaum an!
A
¬B
¬A ∨ (¬B)
A ⇔ (¬B ∧ (¬¬(B ∧ A)))
Aufgabe 11 Geben Sie alle Tripel (d.h. 3-Tupel) von Elementen der Menge {a, b} an! Geben Sie alle Paare (d.h. 2-Tupel) von Elementen der Menge
{3, 9, 11} an!
Aufgabe 12 Geben Sie die Potenzmenge der Menge {2, 3, 4} an! Geben Sie die
Potenzmenge der Menge {(2, 3), (4, 5)} an!
Aufgabe 13 Geben Sie alle einstelligen Prädikate auf der Menge {a, x, z} an!
Geben Sie alle zweistelligen Prädikate auf der Menge {3, 4} an!
Aufgabe 14 Geben Sie einen Individuenbereich D und ein zweistelliges Prädikat P auf D an derart, dass die Aussage
∀x¬P (x, x) ∧ ∀x∀y∀z P (x, y) ∧ P (y, z) ⇒ P (x, z) ∧ ∀x∃y P (x, y)
wahr ist! Wir sagen, durch D und P sei ein Modell dieser Aussage gegeben.
Geht das mit einem endlichen Individuenbereich D?
Aufgabe 15 Beweisen Sie durch vollständige Induktion, dass
n
X
i=0
i=
n · (n + 1)
2
für alle natürlichen Zahlen n gilt!
Aufgabe 16 Das dreistellige Prädikat P auf der Menge der natürlichen Zahlen
sei definiert durch
P (x, y, z) ⇔ x · y = z.
Geben Sie für jede der folgenden Aussageformen über dem Individuenbereich
der natürlichen Zahlen an, für welche Werte der Variablen x, y und z diese
Aussageform wahr ist und für welche Werte der Variablen x, y und z sie falsch
ist!
∃x P (x, 2, z)
∃y P (x, y, z)
∃z P (x, y, z)
∃x∃y P (x, y, z) ∧ x > 1 ∧ y > 1
∀x∃y∃z P (x, y, z)
∀x∃y∀z P (x, y, z)
3
Aufgabe 17 Schreiben Sie
^ _
δ<
>0 δ>0
so um, dass darin keine eingeschränkte Quantifizierung mehr vorkommt. Stellt
dies als Aussage über dem Individuenbereich der ganzen Zahlen betrachtet eine
wahre oder eine falsche Aussage dar? Stellt es als Aussage über dem Individuenbereich der reellen Zahlen betrachtet eine wahre oder eine falsche Aussage
dar?
R
R
Aufgabe 18 Sei f :
→
eine Funktion auf der Menge der reellen Zahlen.
Drücken Sie die Aussage „f ist differenzierbar“ mittels eingeschränkter Quantifizierung aus! Wandeln Sie die so dargestellte Aussage um in eine Darstellung
in der Logiksprache der Prädikatenlogik erster Stufe mit Quantoren ohne Einschränkungen auf Teilbereiche des Individuenbereichs!
Aufgabe 19 Betrachten wir als Objekte (Gegenstände) die natürlichen Zahlen.
Dann wird durch die folgenden Regeln ein Erzeugungssystem definiert:
Axiome:
3
5
x y
.
x+y
Regel:
Welche Zahlen sind in diesem Erzeugungssystem herleitbar?
Aufgabe 20 Geben Sie für jedes der folgenden Erzeugungssysteme an, welche
Menge von Objekten es erzeugt!
1. Objekte sind reelle Zahlen.
Axiom:
0
Regel:
x
x+1
2. Objekte sind reelle Zahlen.
Axiom:
1
Regel:
x
y
x−y
3. Objekte sind reelle Zahlen.
Axiom:
1
x
y
x−y
x
y
,
x/y
Regeln:
4
wenn y 6= 0.
4. Gegeben sei ein Würfel im dreidimensionalen euklidischen Raum. Objekte
sind Punkte des Raumes.
Axiome:
Die 8 Eckpunkte des Würfels
~x
~y
,
α~x + (1 − α)~y
Regel:
wenn 0 ≤ α ≤ 1.
Die Regel sagt aus, dass man aus zwei Punkten des Raumes jeden Punkt
auf der Verbindungsstrecke dieser beiden Punkte erzeugen kann.
5. Gegeben seien zwei zueinander windschiefe Geraden g und h im dreidimensionalen euklidischen Raum. Objekte sind Punkte des Raumes.
Alle Punkte der Geraden h
Axiome:
Regel:
~x
, wenn ~y aus ~x durch Drehung um die Achse g entsteht
~y
Aufgabe 21 Gegeben sei das Alphabet Σ = {a, b}. Die Sprache L1 über dem
Alphabet Σ sei die Menge aller Wörter über Σ, die nur aus a’s bestehen, d.h.
die das Zeichen b nicht enthalten. Die Sprache L2 über dem Alphabet Σ sei die
Menge aller Wörter über Σ, die nur aus b’s bestehen. Geben Sie für jede der
Sprachen L1 , L1 ∪ L2 , L1 ∩ L2 , L1 \ L2 , L1 L2 , {a, b}∗ , {ab}∗ , L∗1 und L+
1 explizit
an, aus welchen Wörtern sie besteht.
Aufgabe 22 Geben Sie einen regulären Ausdruck für die Sprache La∗ über dem
Alphabet {a, b} an!
Aufgabe 23 Die Wörter
ε, a, ab, aba, abab, . . . , b, ba, bab, baba, . . .
sind dadurch charakterisiert, dass sie nur die Zeichen a und b enthalten, wobei
sich a und b abwechseln. Die Menge
{ε, a, ab, aba, abab, . . . , b, ba, bab, baba, . . . }
dieser Wörter ist eine Sprache über dem Alphabet {a, b}. Geben Sie einen regulären Ausdruck an, der genau diese Sprache bezeichnet.
Aufgabe 24 Gegeben sei der deterministische endliche Automat (DEA) über
dem Alphabet {a, b} mit den Zuständen p, q und r und mit der folgendermaßen
definierten Übergangsfunktion δ:
δ(p, a) = p
δ(p, b) = q
δ(q, a) = p
δ(q, b) = r
δ(r, a) = r
δ(r, b) = r
5
Dabei sei p der Anfangszustand des Automaten und r der einzige Endzustand
des Automaten. Die Dateien dea_Simulation1.pl und dea_Simulation2.pl
enthalten zwei Varianten eines Prolog-Programms, das diesen deterministischen
endlichen Automaten simuliert. Schauen Sie sich zunächst die Programme an
und probieren Sie sie mit verschiedenen Eingabewörtern aus!
Nun zeichnen Sie den Graphen, der diesen endlichen Automaten darstellt!
Aufgabe 25 Welche Wörter werden von diesem endlichen Automaten akzeptiert? Geben Sie einen regulären Ausdruck an, der genau die Menge der Wörter
bezeichnet, die von diesem endlichen Automaten akzeptiert werden!
Aufgabe 26 Geben Sie einen deterministischen endlichen Automaten an, der
genau die Wörter der Sprache von Aufgabe 23 akzeptiert!
Aufgabe 27 Im Prolog-Programm nea_akz_Spr.pl werden zwei Prolog-Prädikate
delta (3-stellig) und endzustand (1-stellig) definiert, durch die die Übergangsrelation ∆ und die Menge F der Endzustände eines nichtdeterministischen endlichen Automaten gegeben werden. Zeichnen Sie diesen Automaten! Geben Sie
einen regulären Ausdruck an, der die durch diesen Automaten erzeugte Sprache
bezeichnet! Lassen Sie sich vom Prolog-Programm nacheinander die vom Automaten akzeptierten Wörter ausgeben und verifizieren Sie, dass das genau die
Wörter der von Ihrem regulären Ausdruck bezeichneten Sprache sind! Versuchen Sie zu verstehen, was das Prolog-Programm tut! Zeichnen Sie schließlich
einen minimalen deterministischen endlichen Automaten, der diese Sprache akzeptiert!
Aufgabe 28 Die zweistellige zahlentheoretische Funktion add :
definiert durch die Rekursionsgleichungen
N2
→
N sei
add(x, 0) = x
add(x, y 0 ) = add(x, y)0 .
Berechnen Sie add(000 , 0000 )! Stellen Sie die Funktion add durch primitive Rekusion, also in der Form (Rf g) dar!
Aufgabe 29 Die zweistellige zahlentheoretische Funktion mul :
definiert durch die Rekursionsgleichungen
N2
→
N sei
mul(x, 0) = 0
mul(x, y 0 ) = add(mul(x, y), x).
Berechnen Sie mul(000 , 0000 )! Stellen Sie die Funktion mul in der Form (Rf g) dar!
Aufgabe 30 Definieren Sie in ähnlicher Weise die Potenzierungsfunktion pot : N2 →
N mit pot(x, y) = xy durch Rekursionsgleichungen! Stellen Sie die Funktion pot
als (Rf g) dar!
Aufgabe 31 Definieren Sie die Fakultätsfunktion durch Rekursionsgleichungen! Stellen Sie sie als (Rf g) dar!
6
Aufgabe 32 Geben Sie die Rekursionsgleichungen für die Vorgängerfunktion
V an und berechnen Sie V (0000 )! Stellen Sie die Funktion V als (Rf g) dar!
Aufgabe 33 Geben Sie die Rekursionsgleichungen für die modifizierte Differenz diff an und berechnen Sie diff(000 , 0000 ) und diff(0000 , 000 )!
N
N
Aufgabe 34 Eine zweistellige zahlentheoretische Funktion h : 2 →
sei definiert durch h = (add add mul). Was ist h(3, 4) und was ist allgemein h(x, y)?
N
N
Aufgabe 35 Die dreistellige zahlentheoretische Funktion h : 3 →
sei definiert durch h = (N P13 ). Was ist h(5, 3, 9) und was ist allgemein h(x1 , x2 , x3 )?
Aufgabe 36 Was ist P13 (8, 4, 5)? Was ist K23 (8, 4, 5)?
Die dreistellige zahlentheoretische Funktion f : 3 →
N
N sei definiert durch
f = (add(add(mul(mul K23 P13 )P33 )(mul K33 P23 ))K73 ).
Was ist f (8, 4, 5) und was ist allgemein f (x1 , x2 , x3 )?
N
N
Aufgabe 37 Sei die einstellige zahlentheoretische Funktion f :
→
definiert durch f = (ROP12 ). Berechnen Sie f (000 )! Welche Funktion ist f ? Welche
Funktion ist (N (N O))? Welche Funktion ist (N (N f ))? Welche Funktion ist
(f P13 )? Welche Funktion ist (N (N (f P13 )))? Welche Funktion ist ((N (N f ))P13 )?
Aufgabe 38 Welche der folgenden Wörter sind primitivrekursive Funktionale?
Geben Sie gegebenenfalls die Stelligkeit des Funktionals an und die zahlentheoretische Funktion, die durch das Funktional bezeichnet wird!
O N (OO) (ON) (NO) (NN) (NNN) ((NN)N) (P22 NN) (ROP21 )
Aufgabe 39 Lesen Sie sich das Prolog-Programm mypartrek.pl und die Beschreibung in mypartrek.pdf dazu genau durch! Geben Sie nun ein µ-partiellrekursives
Funktional an, das eine einstellige partielle zahlentheoretische Funktion h beschreibt, deren Definitionsbereich weder die leere Menge noch ganz ist! Lassen
Sie das Programm mypartrek.pl damit laufen sowohl für Argumente im Definitionsbereich von h als auch für Argumente außerhalb des Definitionsbereichs
von h! Wie verhält sich das Programm in jedem der beiden Fälle?
N
Aufgabe 40 Die Additionsfunktion add ist die zweistellige primitivrekursive
Funktion (RP11 (N P13 )). Sie ist charakterisiert durch die Rekursionsgleichungen
add(x, 0) = x
add(x, y 0 ) = add(x, y)0 .
Man kann diese Gleichungen auch in der Sprache der Logik ausdrücken, indem
man ein Funktionszeichen f für die Nachfolgerfunktion auf den natürlichen Zahlen und ein Prädikatszeichen A einführt, wobei A(x, y, z) bedeuten soll, dass
add(x, y) = z ist:
∀x A(x, 0, x)∧
∀x∀y∀z A(x, y, z) ⇒ A(x, f (y), f (z)) .
7
In Prologsyntax müssen Funktionszeichen und Prädikatszeichen klein und Variablen groß geschrieben werden. Wir schreiben also add für A, f für f , 0 für 0,
X für x, Y für y und Z für z. Außerdem verwendet man in Prolog die umgekehrte Implikation ⇐ (in Prolog geschrieben als :-) statt der Implikation ⇒, und
die Allquantorpräfixe ∀x, ∀y und ∀z werden weggelassen. Wir erhalten so das
Prologprogramm add.pl:
add(X,0,X).
add(X,f(Y),f(Z)):- add(X,Y,Z).
Starten Sie Prolog und lassen Sie dieses Programm mit der Anfrage
?- add(f(f(0)),f(f(f(0))),f(f(f(f(f(0)))))).
laufen. Prolog sollte darauf mit yes (oder mit true oder etwas ähnlichem) antworten. Prolog hat soeben bewiesen, dass die in der Anfrage angegebene Formel
logisch aus dem Programm folgt. Schreiben Sie die Formel, die Prolog bewiesen
hat, hin. Man kann die Sache aber auch so sehen: Prolog hat bewiesen, dass
das Programm zusammen mit der Negation der Anfrage logisch widersprüchlich
ist. Schreiben Sie die Formel hin, die Prolog widerlegt, d.h. als logisch widersprüchlich (wir sagen auch unerfüllbar) nachgewiesen hat. Stellen Sie nun die
Anfrage
?- add(f(f(0)),f(f(f(0))),Z).
Sie sehen, dass man mit unserem Prologprogramm nicht nur nachweisen kann,
dass 2 + 3 = 5 ist, sondern 2 + 3 auch berechnen kann, wenn man das Ergebnis
5 nicht schon vorher kennt.
Aufgabe 41 Durch die Regel
ab → baa
wird ein sogenanntes Semi-Thue-System definiert. Die Regel bedeutet, dass man
die Zeichenfolge ab durch die Zeichenfolge baa ersetzen darf. Man gibt nun eine
endliche Folge von Zeichen vor, z.B. die Zeichenfolge abbb. Diese Zeichenfolge
wird schrittweise verändert. In jedem Schritt wird dazu ein Teilstück der Zeichenfolge gemäß der obigen Regel ersetzt. So wird zum Beispiel im ersten Schritt
das Anfangsstück ab der Zeichenfolge abbb gemäß der Regel ersetzt durch baa,
sodass man insgesamt die neue Zeichenfolge baabb erhält. Im zweiten Schritt
wird darin wiederum das Teilstück ab durch baa ersetzt, sodass man die neue
Zeichenfolge babaab erhält. Im dritten Schritt hat man nun die Wahl zwischen
zwei Möglichkeiten. Eine Ableitung schaut z.B. so aus:
abbb
baabb
babaab
bababaa
...
Wenden Sie die Regel bitte solange an, bis sie nicht mehr anwendbar ist. Was
ist das Ergebnis? Probieren Sie auch, mit der Zeichenfolge a, mit der Zeichenfolge ab, mit der Zeichenfolge abb oder mit der Zeichenfolge abbbb zu beginnen.
8
Welche Funktion auf der Menge der natürlichen Zahlen kann man mit Hilfe dieses Semi-Thue-Systems berechnen? Semi-Thue-Systeme bilden die Grundlage
für die Chomsky-Grammatiken, zu denen wir zu einem späteren Zeitpunkt in
dieser Lehrveranstaltung kommen werden.
Lesen Sie das Programm semithue.pl und lassen Sie es mit der Anfrage
?- maximale_ableitungen.
laufen!
Kontextfreie Chomsky-Grammatiken In der Datei grammar.pdf wird ein
Beispiel für eine kontextfreie Chomsky-Grammatik sowie für eine Herleitung
eines terminalen Wortes (d.h. eines aus terminalen Zeichen bestehenden Wortes)
in dieser Grammatik und der zugehörige Syntaxbaum gezeigt.
Aufgabe 42 Sei nun eine kontextfreie Chomsky-Grammatik folgendermaßen
gegeben.
• Die terminalen Zeichen sind a, b, c, +, −, ∗, /, ( und ).
• Die nichtterminalen Zeichen sind S, T und U .
• Das Startsymbol ist S.
• Die Produktionen sind die folgenden.
S→T
S →S+T
S →S−T
T →U
T →T ∗U
T → T /U
U →a
U →b
U →c
U → (S)
Leiten Sie in dieser Grammatik das terminale Wort (a ∗ b − c/a) ∗ c her und
zeichnen Sie den zu Ihrer Herleitung gehörigen Syntaxbaum!
Turing-Maschinen Eine Turingmaschine ist eine Maschine, die sich – ähnlich
wie ein endlicher Automat – zu jedem Zeitpunkt in einem von endlich vielen
Zuständen befindet. Ein Zustand S ist ausgezeichnet als der Startzustand und
ein Zustand H als der Haltezustand.
Eine Turingmaschine hat aber zusätzlich ein nach links und rechts unbegrenztes in gleich große Felder eingeteiltes Band. Auf jedem Feld des Bandes
steht ein Zeichen aus einem gegebenen Alphabet, dem Bandalphabet. Ein Zeichen des Bandalphabetes ist das Leerzeichen, das wir mit # bezeichnen. Weiters
hat die Maschine einen Schreib-Lese-Kopf, der jeweils auf einem der Felder des
Bandes, dem jeweiligen Arbeitsfeld sitzt. Der Schreib-Lese-Kopf kann die folgenden Aktionen ausführen.
9
1. lesen, welches Zeichen auf dem Arbeitsfeld steht
2. einen Elementarbefehl ausführen
Elementarbefehle sind die folgenden.
1. Ersetzung des Zeichens auf dem aktuellen Arbeitsfeld durch ein gegebenes Zeichen a des Bandalphabets. Diesen Elementarbefehl bezeichnen wir
einfach mit a.
2. Verschieben des Schreib-Lese-Kopfes um ein Feld nach links. Diesen Elementarbefehl bezeichnen wir mit L.
3. Verschieben des Schreib-Lese-Kopfes um ein Feld nach rechts. Diesen Elementarbefehl bezeichnen wir mit R.
Die Maschine verfügt außerdem über ein Programm, das aus Zeilen der Form
p
a
B
q
besteht. Dabei sind p und q zwei Zustände, a ist ein Zeichen des Bandalphabets
und B ist ein Elementarbefehl. Für jeden Zustand p außer dem Haltezustand und
für jedes Zeichen a des Bandalphabets gibt es genau eine solche Programmzeile.
Am Anfang einer Berechnung durch die Turingmaschine sind alle Felder auf
dem Band außer endlich vielen Feldern mit dem Leerzeichen # beschriftet. Die
Maschine befindet sich dabei im Startzustand S. Eine solche Konfiguration kann
man z.B. folgendermaßen bildlich darstellen.
...
#
#
a
a
b
a
#
#
...
↑
S
Der Pfeil symbolisiert den Schreib-Lese-Kopf. Unter dem Pfeil steht der momentane Zustand der Turingmaschine.
Ein Rechenschritt besteht darin, dass die Maschine das Zeichen auf dem
aktuellen Arbeitsfeld, also auf dem Feld, auf dem der Schreib-Lese-Kopf im
Moment sitzt, liest. Wenn zum momentanen Zeitpunkt der Zustand p ist und
das Zeichen a auf dem Arbeitsfeld steht und eine Programmzeile
p
a
B
q
vorhanden ist, so führt die Maschine den Elementarbefehl B aus und geht in
den neuen Zustand q über. So bedeutet zum Beispiel die Programmzeile
p
a
b
q
soviel wie „Wenn du im Zustand p bist und das Zeichen a auf dem Arbeitsfeld
liest, dann ersetze auf dem Arbeitsfeld das Zeichen a durch das Zeichen b und
gehe in den neuen Zustand q über“. Die Programmzeile
S
#
R
p
bedeutet soviel wie „Wenn du im Startzustand S bist und das Leerzeichen #
auf dem Arbeitsfeld liest, dann bewege den Schreib-Lese-Kopf um ein Feld nach
rechts und gehe in den neuen Zustand p über“.
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Sobald die Maschine sich im Haltezustand befindet, hält sie an.
Im Prolog-Programm turingmaschine.pl ist ein Beispiel für eine Turingmaschine gegeben. Lassen Sie das Programm laufen und schauen Sie es sich
genau an!
Aufgabe 43 Geben Sie die Berechnung für die Turingmaschine mit der Zustandsmenge {S, p, q, H}, dem Startzustand S, dem Haltezustand H, dem Bandalphabet {a, b, #} und den Programmzeilen
S
S
S
p
p
p
q
q
q
a a H
b b H
# R p
a b q
b a q
# # H
a R p
b R p
# # H
an, die mit der Konfiguration
...
#
#
a
a
b
a
#
#
...
↑
S
startet. Was bewirkt diese Turingmaschine, wenn man sie mit einer beliebigen
Startkonfiguration startet?
Aufgabe 44 Denken Sie sich selbst eine Turingmaschine aus, die interessante Berechnungen durchführen kann, geben Sie die Programmzeilen dieser Turingmaschine an, beschreiben Sie, was für Berechnungen diese Turingmaschine
durchführen kann und geben Sie ein Beispiel für eine solche Berechnung!
11
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