Einführung Projektmanagement Dipl.‐Ing. Dr. Alexander Berzler Zeitlicher Ablauf: Grobe Übersicht 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Einführung Projektmanagement Kompetenz‐, Team‐ und Themenfindung Projektpartner / Auftraggeber finden Projektauftrag Erstkontakt (Mails und Besprechung) optimieren Rückmeldungen und weitere Schritte Lastenheft Projektstrukturplan, Kostenplan, Pflichtenheft Prototyping und Screendesign 2 Basis für mögliche Projekte 1. 2. 3. 4. 5. Standalone Software Webanwendung Produktbeurteilung und Einführung von Hard‐ und Software IT‐Infrastrukturbeurteilung und Entwicklung … 3 Zentrale Fragen 1. 2. 3. 4. 5. 6. Was ist ein Projekt? Was ist Projektmanagement? Warum scheitern so viele Projekte? Projektrollen – wer ist am Projekt beteiligt? Welche Projektphasen gibt es? Welche Vorteile hat professionelles Vorgehen? 4 1. Was ist ein Projekt? Aufgaben, die • • • • • • sich aufgrund einer Problemstellung ergeben, klar definiert (klares Ziel), lösbar, einmalig zeitlich begrenzt (definiertem Anfang und Ende), von den Mitteln her (Geld, Sachmittel, Personal) begrenzt sind. • Ein Projekt besteht aus einer Menge von abgestimmten Tätigkeiten mit Anfangs‐ und Endtermin. Es wird unter Berücksichtigung von Zwängen bezüglich Ressourcen (Zeit, Geld, Personal) durchgeführt, um ein Ziel zu erreichen. • 5 2. Was ist Projektmanagement? Unter dem Begriff Projektmanagement (PM) versteht man das ‐ Planen, ‐ Steuern und ‐ Kontrollieren von Projekten. Viele Begriffe und Verfahrensweisen im Projektmanagement sind mittlerweile etabliert und standardisiert. Die „Gesellschaft für Informatik“ definiert Projektmanagement einfach nachvollziehbar: „Das Projekt führen, koordinieren, steuern und kontrollieren.“ 6 3. Warum scheitern so viele Projekte? Ursachen für erfolglose Projekte: • • • • • • • • • • Fehlendes Gesamtkonzept Keine klare Aufgabenstellung Keine eindeutige Aufgaben‐ und Kompetenzabgrenzung Kein Phasenkonzept Zu frühzeitiges Codieren und Arbeiten am PC Schlechtes Projektmanagement und ‐controlling Keine bzw. unzureichende Dokumentation Keine methodische Vorgehensweise Unklare Verteilung von Verantwortung Fehlende Kommunikation zwischen den Beteiligten 7 4. Projektrollen – wer ist am Projekt beteiligt? Projektauftraggeber • Wünscht die Durchführung und erwartet ein Ergebnis Projektleiter • Gesamtverantwortlich für die erfolgreiche Durchführung • Lenkt das Projekt • Zusammenstellung des Projektteams • Kommunikation, Steuerung, Marketing • Verantwortlich für die richtige Einteilung von Ressourcen (Zeit, Sachmittel, Personal) Projektmitarbeiter im Projektteam • Übernahme der operativen Arbeit Projektcoach • Berater des Projektleiters (Lehrer) 8 5. Welche Projektphasen gibt es? Projektphasen: Laufende Dokumentation 5.1 Beauftragung 5.2 Projektstart 5.3 Projektdurchführung 5.4 Projektmarketing 5.5 Projektcontrolling 5.6 Projektabschluss Jede Projektphase wird zu einem genau festgelegten Termin und mit einem bestimmten Ergebnis abgeschlossen (=MEILENSTEIN) 9 5.1 Phase Beauftragung • • • • Ideenentwicklung – (mittels Kreativitätsmethoden wie Brainstorming, Mind‐Mapping, …) Durchführbarkeitsanalyse – Ist das Projektteam in der Lage das Problem zu lösen (finanzielle, zeitliche, persönliche Ressourcen, Know‐How vorhanden?) Projektwürdigkeitsanalyse – Entscheidung der Bearbeitungsform (Projekt, Routinearbeit, …) Projektantrag – Bisherige Entscheidungen dem Auftraggeber vorlegen – Beschreibt Problemstellung, Ressourcen, Projektmitarbeiter, Ziel, Nutzen, Ist‐ und Sollzustand Schriftlich formulierter Projektantrag, Entscheidung über Durchführung oder Ablehnung 10 5.2 Phase Projektstart • • • • • Projekt „Kick‐Off“ ‐ Eigentlicher Projektstart mit der Genehmigung des Projektantrages Projektabgrenzung Projekt‐ und Leistungsplanung ‐ Aufgaben, Termine, Ressourcen, Kosten, Organisation Projekthandbuch Projektauftrag Erteilung / Genehmigung des Projektauftrages 11 5.2 Phase Projektstart: Projektabgrenzung • Zeitlich ‐ Festlegen von Projektstart (=Genehmigung des Projektantrags) und Projektende • Sachlich ‐ Genaue Beschreibung von Zielen und Nicht‐Zielen des Projekts Spezifisch – konkret formuliert Messbar – es muss erkennbar sein, dass die Ziele erreicht wurden Attraktiv / Angemessen – es muss sich lohnen, sich für die Ziele zu engagieren Realistisch – Zielerreichung muss möglich sein Terminiert – Zeitpunkt der Zielerreichung klar festgelegt • Sozial ‐ Festlegung von Projektleiter, ‐auftraggeber, Projektteammitgliedern 12 5.2 Phase Projektstart: Projekt‐ und Leistungsplanung • • • • • Projektstrukturplan (PSP) grafisch Projektstrukturplan (PSP) tabellarisch Terminplanung Meilensteinplan Aufgabenliste und Funktionendiagramm 13 5.2 Phase Projektstart: Projektstrukturplan (PSP) grafisch • • • Enthält die Struktur der im Projekt zu bewältigenden Aktivitäten Zerlegt das Projekt in überschaubare „Arbeitspakete“ Dient als Basis für Terminplan Entwickelt den PSP mit dem gesamten Projektteam so nutzt ihr die Kompetenz eurer Teammitglieder und alle erhalten gleichzeitig ein gemeinsames Verständnis von den im Projekt zu erstellenden Ergebnissen! 14 5.2 Phase Projektstart: Projektstrukturplan (PSP) tabellarisch Zeigt das Projekt aufgegliedert in die einzelnen Bestandteile in übersichtlicher Form: PSP‐Code Teilaufgabe / Arbeitspaket Verantwortlich Mitarbeit Fertigstellung (Soll) Fertigstellung (Ist) 3. Durchführungsphase 3.1 Datenbank SB MF, FD, SB Juli 2011 Juli 2011 3.1.1 Erstellung SB MF, FD, SB Juli 2011 Juli 2011 3.1.2 Test SB MF, FD, SB Juli 2011 Juli 2011 Softwarcodierung MF MF, FD, SB Dezember 2011 Dezember 2011 Frontend (Handyapplikation) FD MF, FD, SB Dezember 2011 Dezember 2011 3.2.1.1 Struktur FD MF, FD, SB Dezember 2011 Dezember 2011 3.2.1.2 Benutzerlogin MF MF, FD, SB Dezember 2011 Dezember 2011 3.2.1.3 GUI FD MF, FD, SB Dezember 2011 Dezember 2011 3.2 3.2.1 Bestimmt den Aufwand für einen Vorgang, bevor ihr dessen Dauer festlegt. Durch einen geschickten Einsatz von Ressourcen lässt sich die Dauer oft verkürzen. 15 5.2 Phase Projektstart: Terminplan (GANTT‐Diagramm) • • Ein GANTT‐Diagramm ist ein Balkendiagramm, das die zeitliche Abfolge von Vorgängen grafisch auf einer Zeitachse darstellt. Darstellung der Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen Teilaufgaben 16 5.2 Phase Projektstart: Termin‐/Meilensteinplan = Zusammenfassung und Kontrolle der wichtigsten Termine und Zwischenergebnisse Code 1100 Meilenstein M1 Projekt gestartet Plan‐Termine Adaptierte Plan‐Termine Ist‐Termine 5400 M6 Projekt abgeschlossen 17 5.2 Phase Projektstart: Aufgabenliste & Funktionendiagramm Zusammenfassung und Kontrolle von Aufgaben, Funktionen und Terminen. Funktionendiagramm: Aufgabe Auftraggeber Projektleiter Projektmitarbeiter 1 Projektmitarbeiter 2 Projektmitarbeit Aufgabe 1 I K Aufgabe 1.1 V M Aufgabe 1.2 V M Aufgabe 1.3 V M Aufgabe 2 I K M V Aufgabe 2.1 M V Aufgabe 2.2 M V Legende: V = Verantwortlich, M = Mitarbeiten, I = wird informiert, K = Kontrolle Aufgabenliste: Aufgabencode 1 1.1 1.2 1.3 2 2.1 2.2 Aufgabe Termin Verantwortlicher 18 5.2 Phase Projektstart: Projekthandbuch • Zentrales Instrument der Projektplanung • Enthält Dokumentation über – Projektstart – Projektantrag, Projektauftrag – Objekt‐ und Projektstrukturplan – Terminplan, Aufgabenliste, Funktionendiagramm, Meilensteinplan – Projektabgrenzung inkl. Lasten‐ und Pflichtenheft – Projektcontrolling und ‐marketing – Projektabschluss • Laufend überarbeitet und zu Projektende fertiggestellt 19 5.2 Phase Projektstart: Projektauftrag • • • Ergebnis der Projektstart‐Phase! Beschreibt die wesentlichen Eckpunkte des Projekts Von Auftraggeber und Projektleiter unterschrieben: Damit berechtigt der Auftraggeber das Projekt formell! Damit berechtigt er den Projektleiter, Mitarbeiter und Ressourcen im Projekt einzusetzen. Beschreibt die Projektziele im Projektauftrag mit der SMART‐Formel (siehe auch Folie 12): Spezifisch: Ist das Ziel so konkret wie möglich beschrieben? Messbar: Mit welchen Kriterien könnt ihr die Zielerreichung überprüfen? Angemessen / Attraktiv: Ist der Aufwand für das Ziel gerechtfertigt? Realistisch: Ist das Ziel erreichbar? Terminiert: Bis wann soll das Ziel erreicht werden? Meilenstein der Projektstart‐Phase 20 5.2 Phase Projektstart: Lasten‐ und Pflichtenheft Lastenheft: • Ein Lastenheft ist ein Dokument, das vom Auftraggeber ohne formale Vorgaben erstellt wird. • Es beschreibt aus Sicht des Auftraggebers die angestrebte IT‐Lösung möglichst genau Pflichtenheft: • Das Pflichtenheft – manchmal auch Anforderungsdefinition genannt – wird nicht vom Kunden / Auftraggeber, sondern vom Dienstleister / Auftragnehmer erstellt! • Der Auftragnehmer kann (ggf. in Kooperation mit dem Kunden) ein bestehendes Lastenheft in ein Pflichtenheft umbauen. Meilenstein: Lastenheft, Pflichtenheft 21 5.3 Projektdurchführung • Durchführung der eigentlichen Projektarbeit entsprechend der Softwareentwicklungsphasen mit laufender Dokumentation (Projekthandbuch) • Entwurf mit Prototyping • Datenstruktur • Navigation • Design • Klärung technischer Schlüsseltechnologien • Implementierung / Umsetzung in Iterationszyklen • Designelemente erzeugen / optimieren • Programmierung / Beurteilung • Tests • Alpha‐Tests • Beta‐Tests Fertiges Produkt (Website, Datenbank, …) 22 5.4 Projektmarketing • Berichte und Präsentationen über laufende Projektarbeit an ‐ Projektauftraggeber ‐ Projektmitarbeiter ‐ Projektumwelt • = Aufgabe des Projektleiters 23 5.5 Projektcontrolling • • • Kontrolle & Steuerung von Projekten Soll‐Ist‐Vergleich ‐ Zielerreichung ‐ Termineinhaltung Leistungs‐, Termin‐, Projektfortschrittscontrolling Um Verzögerungen, Fehler, Risiken und Mängel frühzeitig zu erkennen 24 5.5 Phase Projektcontrolling: Laufende Dokumentation • Jede Projektphase wird laufend und detailliert dokumentiert • Dokumentation (unmittelbar an den Projektleiter zu senden) ‐ aller Besprechungen (v.a. Absprachen und ToDo‐Listen) ‐ der einzelnen Arbeitsschritte ‐ des Ergebnisses ‐ von Problemen ‐ der Tests • Erstellung eines Benutzerhandbuches 25 5.6 Projektabschluss • Übergabe des fertigen Produkts und der Dokumentation an den Auftraggeber Übergabepräsentation 26 5.6 Phase Projektabschluss: Benutzerhandbuch • Genaue Beschreibung für Anwender und Betreuer des Endproduktes, um sicher zu stellen, dass Know‐How erhalten bleibt 6. Welche Vorteile hat professionelles Vorgehen? • • • • • • • • • Früherkennung von Fehlern Miteinbeziehung der Benutzer zum richtigen Zeitpunkt Vollständige Dokumentation erleichtert Übergabe und Wechsel von Mitarbeitern Gezielte Projektsteuerung Geringe Fehlerquote Motivation aller Teammitarbeiter Genaue Aufgabenabgrenzung und Zuteilung von Verantwortung Strikte Zielorientierung Klare Planungsstruktur 28