Predigt über Epheser 2,4 – 10 Gerettet: wovon – wodurch – wozu? Bad Salzungen, 16.08.15 Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner vielen Liebe willen, womit er uns geliebt hat, auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr errettet! Er hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in der Himmelswelt in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in uns erwiese in Christus Jesus. Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen. Christen vor 2 000 Jahren an der Westküste der heutigen Türkei. Geprägt von ihrer Vorgeschichte, von ihrer Umwelt, von ihren bisherigen Glaubensüberzeugungen. – Ein Apostel Jesu, der auch seine Vorgeschichte hatte, seine Vorprägung. Dieser Apostel und die Empfänger seines Schreibens waren von sehr verschiedener Herkunft. Doch eines hatten sie gemeinsam: Sie waren zum Glauben an Jesus gekommen, sie hatten ein neues Leben als Kinder Gottes begonnen, Gottes Retterliebe hatte neue Menschen aus ihnen gemacht. Der Apostel wie die Christen in Kleinasien und wie wir alle: Sie und wir waren und sind gerettet durch Gottes Gnade. Rettung und Gnade: zwei zentrale Begriffe unseres Glaubens, zwei zentrale Begriffe auch in unserem Textabschnitt. Rettung – was ist das? Der Begriff im Urtext wird im Deutschen auch mit Heil oder Seligkeit wiedergegeben. So wie auch Retter und Heiland Übersetzungen desselben griechischen Wortes sind. Eine allgemeine Definition von Rettung lautet: Befreiung aus einer misslichen Lage. Wenn von Rettung oder Befreiung die Rede ist, geht es immer darum, wovon gerettet oder befreit wurde. Wenn in den Nachrichten aus Katastrophengebieten berichtet wird, sehen wir sehr direkt, wie Retter Menschen aus misslichen, ja lebensbedrohlichen Lagen befreien. Ich selbst habe vor Jahren eine Hochwasserkatastrophe hautnah miterlebt. Da konnte ich vor meinen Augen sehen, wie Rettungskräfte der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks, des Roten Kreuzes oder der Bundewehr im Einsatz waren, um Menschen z. B. aus ihren von den Wassermassen eingeschlossenen und vom Einsturz bedrohten Häusern zu retten. Ein anderes Beispiel wäre der sog. Rettungsschirm für verschuldete EuroLänder. Für einige Länder war er die Rettung aus einer misslichen finanziellen und wirtschaftlichen Lage. Wovon waren nun Paulus, die Christen in Kleinasien und wir Christen heute gerettet? Als an Jesus Glaubende sind wir befreit aus den Stricken der Sünde. Durch die Sünde sind alle Menschen verschuldet – vor Gott. Und wie manche hoffnungslos verschuldete Länder sind auch wir nicht in der Lage, aus dieser Misere herauszukommen. Die Misere besteht darin, dass Sünde von Gott trennt, dass die Beziehung zu Gott und zu Mitmensch ge- oder zerstört ist, dass der Mensch dadurch geistlich tot ist. Aus dieser misslichen Lage gibt es nur eine Rettung: das Geschenk der vollkommenen Vergebung aller Sünden. Sie gleicht einem totalen Schuldenschnitt. Oder einer Generalamnestie. Zu verdanken haben wir sie allein der Gnade Gottes. Gleich zweimal heißt es in unserem Text (VV 5 und 8): Aus Gnade seid ihr gerettet. (Luther: … „seid ihr selig geworden“) Das mussten und müssen Menschen zu allen Zeiten hören: Rettung aus dem Strudel von Sünde und geistlichem Tod ist ein Gnadenakt Gottes und in keiner Weise vom Menschen zu bewerkstelligen. Paulus selbst, der Schreiber dieser Zeilen war ein Pharisäer. Als solcher betonte er sehr die religiösen Leistungen, von denen er meinte, dass er sich damit das Heil verdiente. Genau wie all die frühen Christen, die von der jüdischen Gesetzlichkeit geprägt waren. Und die Christen nichtjüdischer Herkunft, die zwar andere religiöse Ansätze hatten, aber im Grunde drehte es sich darum: Rettung durch eigenes Verdienst bzw. Selbsterlösung. All diesem Denken, jeder Form von Werksgerechtigkeit erteilt Paulus eine klare Absage. Rettung von Sünde und Tod bzw. ewiges Heil ist nicht Menschenwerk, sondern allein Gottes Werk. Das ist die Antwort auf die Frage: Rettung wodurch? Oder noch besser gefragt: Rettung durch wen? Gott ist der Urheber unserer Rettung. Paulus macht Gott groß und schildert den Reichtum Seiner Barmherzigkeit, seine große Liebe, den Reichtum Seiner Gnade und Seine Güte. Er lenkt unseren Blick weg von aller Selbstgerechtigkeit hin zu Gott, zu Seiner Gnade und Retterliebe. Diese Liebe, dieses Erbarmen, diese Güte Gottes gipfelte darin, dass Er Seinen Sohn für uns in den Tod gab. Dass Jesus mit all unserer Schuld belastet wurde, dass Er stellvertretend für uns mit Seinem Leben bezahlte. So wurde Er unser Retter, der uns freigekauft, erlöst hat. Durch den Glauben ist das für uns Wirklichkeit. Gott hat uns aus Gnade gerettet. Was ist Gnade? Gnade ist ein Geschenk, ist unverdienter Gunst. Wie wenn Gefangene begnadigt werden. So wird auch uns die Freiheit vom inneren Gefängnis der Sünde, von selbstsüchtigen, natürlichen Zwängen geschenkt. Wir können sie nur im Glauben (im festen Vertrauen auf Gott) annehmen. Glaube an Jesus, Vertrauen auf Gottes Zusagen: das ist der Weg, der zum Leben mit Gott, zum ewigen Leben führt. Dafür muss sich der Mensch allerdings entscheiden. So wie ich jedes Geschenk annehmen oder ablehnen kann. Rettung von Sünde und ewigem Tod, Rettung durch Gnade ist aber kein Selbstzweck. Wie sie einen Urheber und eine Ursache hat, so hat sie auch ein Ziel. Als durch Jesus erneuerte Menschen haben wir eine Bestimmung: Gott zu verherrlichen, zu Seiner Ehre zu leben. Das ist das Wozu der Rettung: ein neues Leben mit Gott; ein Leben, das Gott Ehre macht. Hier kommt Paulus noch einmal auf Werke (bzw. Taten oder das Handeln) der Christen zu sprechen. Klargestellt war bereits: Unsere Rettung ist Gottes Werk und nicht Menschenwerk. Durch den Glauben an Jesus ist dieses Rettungswerk Gottes für uns wirksam. Kein Mensch hat Grund, sich seines guten Tuns zu rühmen. Oder diesem Tun die Gunst Gottes zu verdanken. Ruhm und Dank stehen allein Gott zu. Gute Werke sind eine natürliche Folge, eine Frucht des Glaubens. Sie machen den Glauben glaubhaft, dadurch wird der Glaube lebendig, praktisch, greifbar. Im Jakobusbrief heißt es, dass Glaube ohne Werke tot ist. Dass Glaube und Werke zusammengehören. Aber was hat es mit den „Werken“ bzw. „guten Werken“ auf sich? So wie die Gefahr besteht, sich durch eigene Werke erlösen zu wollen, besteht auch die Gefahr, sich eigener guter Werke als Folge des Glaubens zu rühmen. Und sich etwa für tätige Nächstenliebe rühmen zu lassen. Doch das Eine ist so falsch wie das andere. Deshalb sagt Paulus gleich dazu, wir sind in Christus zu guten Werken geschaffen, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir in ihnen wandeln sollen. Die Rettung von Sünde und Tod ist Gottes Werk. Aber auch die guten Werke der Christen sind in Wirklichkeit Gottes Werk! Es ist Gottes Werk, das Er durch uns tut. Er bezieht uns in Sein Handeln ein. Wir sind an Seinem Dienst für die Menschen beteiligt. Sinn und Zweck ist die Verherrlichung Gottes. Jesus sagte einmal zu Seinen Jüngern: Ihr seid das Licht der Welt… Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euch (?) loben… Nein, sondern damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel (!) preisen. Wenn es hier im Text heißt, wir seien zu guten Werken geschaffen, dann bietet sich das Bild von einem Werkzeug an. Ein Werkzeug (Hammer, Maschine, Skalpell…) ist zu einem Zweck geschaffen worden. Es ist wirksam in der Hand dessen, der es gebraucht. Ist es ein gutes Werkzeug, macht es dem Hersteller Ehre. Wird mit dem Werkzeug gute Qualität erzeugt, macht es demjenigen Ehre, der es gebraucht. Gott ist derjenige, der uns gerettet hat, Ihm zu dienen. Er hat unser neues Leben geschaffen, damit wir Sein Werk tun. Als Seine Kinder sind wir Seine Werkzeuge. Wenn wir unseren Mitmenschen Gutes tun, wenn wir in dieser Welt Gutes reden und tun, wenn wir Sein Wort verbreiten und Seine Liebe bezeugen, dann ist Gott in uns am Werk, dann handelt Er durch uns. Alles Lob über gute Werke gebührt also nicht dem Werkzeug, sondern dem, der es hergestellt hat und der es gebraucht. Gott hat uns gerettet, um uns für Seine Zwecke und zu Seiner Ehre zu gebrauchen. Unsere Entscheidung ist es, uns Ihm zur Verfügung zu stellen. Gehorsam zu tun, was Er will. Und damit auf Ihn hinzuweisen und Ihn großzumachen. Werkzeuge sind wir nämlich immer. Egal was wir tun. Wir sind Werkzeuge der Sünde oder Werkzeuge Gottes. Wir tun entweder, was von Gott kommt und Ihn verherrlicht. Oder wir tun, was aus uns herauskommt und unserem Ego dient. Wir dienen unseren eigenen Süchten und Begierden oder wir dienen Gott. Gottes Ziel mit unserer Rettung ist, dass wir Ihm dienen. Paulus nimmt seine Leser bzw. Hörer mit auf einen Weg. Auf den Weg vom Tod zum Leben. Von sündigen Werken zu Gottes Werken. Er zeichnet seinen eigenen Weg nach. Und er lädt dazu ein, es ihm gleichzutun. Und somit ein neues und sinnerfülltes Leben zu führen. Durch den Glauben sind wir mit dem Tod und der Auferstehung Jesu verbunden. Mit Seinem Tod zu unserer Rettung und mit Seiner Auferstehung zum ewigen Leben. In der Taufe zeigen wir: unser altes Leben ist mit Jesus gestorben und wir sind mit Ihm zum neuen und ewigen Leben auferstanden. Rettung: wovon – wodurch – wozu? Vom geistlichen Tod durch Jesus zum ewigen Leben. Sind wir im Glauben mit Jesus verbunden, haben wir auch Anteil an Seiner Herrlichkeit. Wir stehen gewissermaßen schon mit einem Bein im Himmel. Oder wie es Martin Luther formuliert hat: „Unsere Auferstehung ist schon mehr als die Hälfte geschehen, weil unser Haupt schon dort ist.“ Unser Haupt ist schon in der Ewigkeit. Viele Glieder sind Ihm dorthin schon gefolgt. Wer glaubt, ist auf dem Weg dorthin. Dorthin, wo unsere Rettung vollendet sein wird. Folgen wir also Jesus, Gottes größtem und bestem Werkzeug, in unser wahres und ewiges Zuhause. Amen.