Umwelt – mehr Politik wagen Von Matthias Machnig, Thüringer Wirtschaftsminister und Mitglied im Kompetenzteam des Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück 1. Den Klimaschutz stärken 2. Umweltpolitik und ökologische Industriepolitik zusammenführen 3. Ressourcenschutz und Ressourcensicherheit verstärken 4. Die Biodiversität erhalten 5. Den Meeresschutz verbessern 6. Den Lärmschutz verbessern 7. Im internationalen Umweltschutz erfolgreich Vorbild sein 1 Umwelt – mehr Politik wagen Die ablaufende Legislaturperiode war ein Stillstand in der Umweltpolitik. Verwalten statt gestalten war das Motto. An Kraft für den Umweltschutz neben den Energiewende-Themen hat es gefehlt. Dabei hat die Energiewende mit dem kompletten Umbau unserer Energieversorgung eine große Schnittmenge zwischen Energie- und Umweltpolitik. Wichtige Energiewendethemen wie die Erhöhung der Effizienz durch ökologische Gebäudesanierung, Energiemanagement und technologische Innovationen oder der Emissionshandel sind entscheidend auch für Umwelt- und Klimaschutz. Umweltpolitik ist aber nicht nur Energiepolitik. Umweltschutz ist immer auch eine zukunftsorientierte Investition in gesundheitliche Vorsorge, Verbraucherschutz und Lebensqualität. Luftreinhaltung, Lärmschutz, gesunde Böden, saubere Gewässer, gesunde Lebensmittel und intakte Ökosysteme. Dies alles ist Voraussetzung für mehr Lebensqualität, auf die alle Menschen einen Anspruch haben. Umweltschutz ist kein ökologisches Nischenthema, sondern ein politisches Feld von hoher ökonomischer und sozialer Bedeutung, wenn es zum Beispiel darum geht, durch eine Modernisierung der Energie-, Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur die Umwelt zu schonen und Teilhabe zu ermöglichen. Im Wirtschaftssystem des 21. Jahrhunderts wird Ökologie zu einem wichtigen Treiber von Wachstum und Beschäftigung. Deswegen müssen Umweltbildung und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit gestärkt werden. Wir brauchen systematische Fortschritte etwa bei der Energieeffizienz, der Senkung des Ressourcenverbrauchs, bei der ökologischen Landwirtschaft, bei der Bereitstellung gesunder Lebensmittel, bei der Luftreinhaltung und im Lärmschutz. Im Bereich des Lärmschutzes ist es notwendig, ministeriumsübergreifend ein entsprechendes Aktionsprogramm umzusetzen. Ziel: die Zahl der von Lärm gesundheitlich beeinträchtigen Menschen in Deutschland bis 2020 zu halbieren. 2 Im Zentrum der Umweltpolitik müssen außerdem die folgenden Kernthemen stehen: 1.) Klimaschutz 2.) ökologische Industriepolitik 3.) Ressourcenschutz sowie -effizienz 4.) Biodiversität 5.) Meeresschutz 6.) Lärmschutz 7.) internationale Vorbildfunktion Deutschlands Die Umsetzung dieser Kernthemen ist die Grundlage einer erfolgreichen Umweltpolitik. 1. Den Klimaschutz stärken Fest steht, dass das Thema Klimaschutz wiederbelebt werden muss. Zwar wurde das Kyoto-Protokoll auf der Klimakonferenz 2012 in Doha bis 2020 verlängert. Jedoch sind Russland, Kanada, Japan und Neuseeland ausgestiegen, und auch die USA und China blieben bei ihrer seit jeher ablehnenden Haltung. Die im Protokoll verbliebenen Länder stehen lediglich für 11 bis 13 Prozent der globalen CO2Emissionen. Es wird deshalb höchste Zeit, den Klimaschutz international wieder kraftvoll voranzubringen und die Verhandlungen für die Schaffung eines neuen weltweiten Klimavertrages voranzutreiben. Die Chancen bestehen, bei der Klimakonferenz 2015 in Frankreich einen Durchbruch dafür zu erzielen. Ein erneutes Scheitern würde die Welt teuer zu stehen kommen. Denn fest steht: Es wird im 21. Jahrhundert deutlich wärmer, die Unterschiede in den Prognosen liegen eher im Detail, und nur eine ambitionierte Klimaschutzpolitik kann die schlimmsten Entwicklungen noch verhindern. Deshalb ist es weiterhin notwendig, dass Deutschland eine Vorbildfunktion beim Klimaschutz einnimmt, um gleichzeitig von den damit verbundenen Chancen für Wachstum und Beschäftigung zu profitieren. Dies gilt umso mehr, da die USA ihren 3 angekündigten Aktionsplan gegen den Klimawandel jetzt umsetzen und auch in China und anderen starken Schwellenländern längst die Notwendigkeit erkannt wurde, selbst beim Klimaschutz zu handeln. Hier kann und muss Deutschland als starker Partner zur Verfügung stehen. Folgende Ziele müssen verfolgt werden: • Bis zum Jahr 2050 95 Prozent unserer Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zum Basisjahr 1990 absenken. • Die Reaktivierung des europäischen Emissionshandels. • Auf EU-Ebene eine Zusage zur Verminderung der Treibhausgasemissionen bis 2020 um 30 Prozent - unabhängig von Zusagen anderer Industriestaaten. • Die Einführung eines verbindlichen nationalen Klimaschutzgesetz mit folgenden Zwischenschritten: 40 Prozent Senkung bis 2020, 60 Prozent bis 2030, und mindestens 80 Prozent bis 2040. Das Klimaschutzgesetz soll Ziele für alle klimarelevanten Sektoren, wie Industrie, Verkehr sowie Land- und Forstwirtschaft, beinhalten, und zudem feste Zwischenschritte auf dem Weg zu einer Halbierung des Endenergieverbrauchs bis 2050 formulieren. 2. Umweltpolitik und ökologische Industriepolitik zusammenführen Wollen wir die Erderwärmung auf 2 Grad begrenzen und eine weltweit menschenwürdige Versorgung mit Energie, Nahrung und Wasser mit der ökologischen Tragfähigkeit unseres Planeten in Einklang bringen, müssen die Industriestaaten ihren CO2-Ausstoß massiv verringern. Zusätzlich stellt sich die Herausforderung, dass die Nachfrage nach Energie und Rohstoffen vor allem in den Schwellenländern weiter steigen wird. Die Weltbevölkerung wird im Jahr 2050 neun Milliarden betragen und die Zahl der Menschen in Industrieländern wird sich bis dahin auf vier Milliarden verdoppelt haben. Mit einer ökologischen Industriepolitik kann dieser Widerspruch aufgelöst werden. Der Umweltschutz hat in Deutschland eine breitgefächerte Industrie geschaffen, in 4 der inzwischen über 2 Millionen Menschen arbeiten. Umwelttechnologie „Made in Germany“ ist ein Markenzeichen, in vielen Bereichen sind wir noch immer Weltmarktführer. Es gilt, diese Position zu halten und auszubauen. Wir wollen das Potenzial von 500.000 neuen Jobs im Bereich der grünen Technologien und Dienstleistungen bis 2020 heben. Denn bis zu diesem Jahr wird sich das weltweite Marktvolumen der grünen Technologien im Vergleich zu 2010 auf 3,2 Billionen Euro verdoppelt haben. Um die Chancen zu nutzen, müssen folgende Dinge auf den Weg gebracht werden: • Ökonomische Instrumente stärken, z.B. die umweltschädliche Subventionen in Höhe von derzeit jährlich 48 Milliarden Euro schrittweise reduzieren, die Mehrwertsteuer ökologisch spreizen oder das Dienstwagenprivileg klimaverträglich ausgestalten. • Finanzierung erleichtern, z.B. durch die Gründung eines „GreenTech-Fonds“, Leasing-Modelle für Energieeffizienzmaßnahmen oder einen GreenTech-Dax. • Ordnungsrecht nutzen, wie z.B.. CO2-Grenzwerte für PKW ambitioniert und berechenbar ausgestalten, oder Smart Metering – intelligente Zähl- und Messsysteme – vorschreiben. • Benchmarks transparent machen, Labels und Top-Runner etablieren, z.B. eine öffentliche Datenbank für Umweltschutz- und Effizienztechnologien einführen und die Öko-Design-Richtlinie auf europäischer weiterentwickeln. • Markteinführungsprogramme nutzen und ausbauen, etwa im Bereich von Effizienztechnologien. • Mit einem Investitions- und Beschaffungspakt Kräfte bündeln: Bund, Länder und Kommunen einigen sich darauf, bei mindestens 25 Prozent ihrer Aufträge nur noch Dienstleistungen und Produkte zu beschaffen, die strengen und gemeinsam vereinbarten Umweltkriterien genügen. • Bildung und Ausbildung verbessern, etwa in Form eines ressourceneffizienzbezogenen Weiterbildungskonzepts für Beschäftigte, einer Qualifizierungsoffensive für neue Berufe oder eines Paktes „Ökologische 5 Bildung und Ausbildung“ zwischen Bund, Ländern, Schulen und Hochschulen sowie Kammern und Unternehmensverbänden. • Forschungsförderung konzentrieren, vor allem in den Bereichen intelligente Stromnetze, virtuelle Kraftwerke, effiziente Stromspeichertechnologien; ressortübergreifend einen Schwerpunkt zur Förderung umweltfreundlicher Technologien setzen. • Leuchttürme schaffen, z.B. „Power to Gas“, „Power to Liquid“ und „Power to Heat“, „Grüne Chemie“, „Urban Mining“ oder „Elektromobilität“. • Exportinitiativen und Außenhandel intensivieren, die Sichtbarkeit der deutschen GreenTech-Wirtschaft auf den internationalen Märkten erhöhen; z. B. Ausbau German Water Partnership, Start einer Initiative Recycling- und Effizienztechnik. • Best practice in der Umweltpolitik international verbreiten, durch strategische Umweltpartnerschaften, Beratungs- und Capacity-Building-Projekte. • Ein internationales Forschungszentrum Umwelt und Chemie etablieren; die klassischen Bereiche der Branche werden durch neue Chancen bei nachhaltigen chemischen Produktionsweisen ergänzt. 3. Ressourcenschutz und Ressourcensicherheit verstärken Die Zukunftsfähigkeit Deutschlands hängt maßgeblich von Ressourcen ab, über die das Land nicht verfügt. Das gilt selbst dann noch, nachdem die Energiewende erfolgreich umgesetzt wurde und Öl sowie Gas für die Produktion von Strom nicht mehr benötigt werden. Denn die Erneuerbaren Energien, Speichertechnologien, die IT-Branche, die Elektroindustrie und viele weitere hochwertschöpfende Wirtschaftszweige funktionieren ohne zum Teil sehr seltene Rohstoffe schlicht nicht. Um dieses Problem zu lösen, bieten sich im Wesentlichen zwei Alternativen an: Entweder, man geht auf politischer Ebene Rohstoffpartnerschaften ein, gründet also 6 industrielle Rohstoffinitiativen oder beteiligt sich wieder direkt an der Exploration und Produktion von Rohstoffen. Oder aber man greift alternativ auf die Potenziale zurück, die wir bereits im Land haben und stärkt bspw. das Recycling. Ressourcensicherheit und Ressourcenschutz können nur hergestellt werden, wenn sowohl die Potenziale der klassischen Industriebranche als auch die der neuen Geschäftsfelder genutzt werden. Auf der einen Seite müssen und können Prozesse zur Substituierung von Seltenen Erden entwickelt werden. Auf der anderen Seite muss die Wiederverwertung weiter in den Blickpunkt rücken. Bspw. enthalten nach UN-Berechnungen bereits 41 Handys so viel Gold wie eine Tonne Gold-Erz, eine Tonne Plastikgranulat kostet 400 bis 500 Euro. Um den Ressourcenschutz und die Ressourcensicherheit zu stärken, müssen folgende Maßnahmen ergriffen werden: • Ein Ressourcenschutzgesetz inklusive Anreizregulierung, durch das ein sparsamer Einsatz von Ressourcen gefördert und Fortschritte in der Kreislaufwirtschaft erzielt werden. • Das Hin und Her um die Wertstofftonne werden wir beenden. Statt der bisherigen Gelben Tonne werden wir eine Wertstofftonne für alle Verpackungen und sonstigen Plastik- und Metallabfälle einführen. Dabei werden wir eine starke Stellung der Kommunen in der Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft sicherstellen. • Ein Forschungsprogramm für die kaskadierte Nutzung nachwachsender Rohstoffe. • Auf europäischer Ebene werden wir uns dafür einsetzen, dass neben Anforderungen an die Energieeffizienz von Produkten auch eine ressourcensparende Produktgestaltung vorangebracht wird. • Mit einer Mittelstandsoffensive werden wir Best-Practice-Ansätze für kleine und mittlere Unternehmen verfügbar machen. Damit können in den nächsten Jahren bis zu 20 Prozent Materialkosten in den Unternehmen gespart werden. 7 • Initiativen für strengere Transparenzstandards für alle Erdöl-, Gas- und Bergbauunternehmen. Zu selten profitieren die Menschen in den rohstoffreichen Ländern von den ökonomischen Chancen, die sich durch die Rohstoffe bieten. Und zu oft tragen sie die ökologischen und sozialen Folgen des Abbaus. 4. Die Biodiversität erhalten Wer über den nachhaltigen Strukturwandel des Landes spricht, muss die biologische Vielfalt erhalten. Zum Wohlstand unserer Gesellschaft tragen eine Vielzahl von Ökosystemleistungen bei, deren globaler Gesamtwert auf bis zu 33 Billionen Dollar pro Jahr geschätzt wird. Der Erhalt der Biodiversität ist deshalb nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ökonomische Notwendigkeit. Denn eine intakte Natur stellt Ressourcen zur Verfügung, zerlegt Abfallprodukte, reinigt die Atmosphäre, erhöht die Attraktivität von Tourismusregionen oder mehrt die Potenziale der Regionalwirtschaft. Sie birgt zudem hohes Innovationspotenzial, z.B. in den Bereichen Bionik und Arznei. Deswegen ist es nicht zuletzt auch volkswirtschaftlich schädlich, dass insbesondere beim Flächenverbrauch die Reduktionsziele weiterhin massiv verfehlt werden. 2008 wurde vom damals sozialdemokratisch geführten Bundesumweltministerium die erste Nationale Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt vom Kabinett verabschiedet. Nun muss es darum gehen, mit Wissenschaftlern und Verbänden in einem öffentlichen Diskurs den erreichten Stand bei der Umsetzung zu bewerten und mit einem Naturschutz-Programm 2020 ein Maßnahmenpaket zur Erreichung der noch unzureichend umgesetzten Ziele zu verabschieden. Folgende Maßnahmen müssen zum Erhalt der Biodiversität auf den Weg gebracht werden: • Ein Fahrplan für das Erreichen des Reduktionsziels der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie auf 30ha zusätzlichen Flächenverbrauch pro Tag. Dafür müssen sich Ver- und Entsiegelung die Waage halten. 8 • Eine kluge Raumordnungspolitik, um eine positive wirtschaftliche Entwicklung in ländlichen Räumen und zusätzlichem Wohnungsbau in Einklang bringen. • Die Energiewende muss im Einklang mit dem Erhalt der Biodiversität stehen. Wir werden deshalb eine Clearingstelle „Naturschutz und Energiewende” einrichten. Sie dient als Anlaufstelle für Kommunen, Bürgerinitiativen, Planungsträger, Energiewirtschaft und Umweltverbände. • Im Bereich der Waldflächen muss die einseitig nutzungsorientierte Waldstrategie der Bundesregierung abgelöst werden. 10 Prozent der Waldflächen der öffentlichen Hand und 5 Prozent der gesamten Waldfläche müssen der natürlichen Entwicklung überlassen werden. • Die Wälder im Eigentum des Bundes sollen nach den Grundsätzen des naturnahen Waldbaus bewirtschaftet und stufenweise Forest Stewardship Council (FSC)-zertifiziert werden. • Es ist sinnvoll, das Bundesjagdgesetz zu überarbeiten und stärker an waldökologische Anforderungen und am Tierschutz auszurichten. • Im Bundesprogramm Biologische Vielfalt müssen administrative Hemmnisse beseitigt werden. • Um das 2 Prozent-Wildnis-Ziel der Nationalen Biodiversitätsstrategie zu erreichen, muss das Nationale Naturerbe um mindestens 30.000 ha erweitert und zu seiner Erhaltung für eine angemessene Finanzierung gesorgt werden. • Moore sind die kostengünstigste Form, CO2-Emissionen zur reduzieren. Neben dem Schutz von Wäldern ist deshalb auch der Schutz der Moore ein prioritäres Anliegen. Wir werden einen Moor-Klimafonds schaffen, der den freiwilligen Kohlenstoffmarkt für Zwecke des Moorschutzes stärker nutzbar macht. • Die Renaturierung von Flussauen werden wir voranbringen – sowohl aus Gründen des vorsorgenden Hochwasserschutzes als auch aus ökologischen. Die umweltfreundliche Binnenschifffahrt werden wir dort stärken, wo besondere Potenziale für den Gütertransport bestehen. Hier werden wir auch zielgerichtet die Infrastrukturmittel für das Wasserstraßennetz einsetzen. Im 9 übrigen Wasserstraßennetz wird der Naturschutz ein größeres Gewicht erhalten. Dazu werden wir in Abstimmung mit den Ländern den ökologischen Gestaltungsauftrag der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung ausweiten. Auf ökologisch besonders konfliktreiche Infrastrukturmaßnahmen mit geringem Verkehrsnutzen, wie dem Saalekanal und dem Ausbau der HohensaatenFriedrichtaler-Wasserstraße werden wir verzichten. An der Donau werden wir ausschließlich verträgliche flussbauliche Maßnahmen ohne Staustufen vornehmen. • Die Potenziale der Nationalparks sowohl für den Naturschutz als auch für den Tourismus und die Regionalwirtschaft werden noch nicht überall ausreichend genutzt. Wir werden mit den Ländern eine Gemeinschaftsinitiative starten, mit der wir alle Möglichkeiten zur ökologischen Verbesserung in Nationalparks, zum Schutz von national oder EU-weit bedrohten Arten, zur Umweltbildung und zum Naturtourismus ausloten und in einem Förder- und EntwicklungsPaket zusammenführen werden. • .Die Bundesregierung hat mit ihrer veralteten Agrarpolitik dafür gesorgt, dass nach der die EU-Agrarreform die Mittel für ökologische Landwirtschaft und Agrarumweltprogramme um 20 % sinken werden.. Bei der Umsetzung der EGAgrarförderung in Deutschland werden wir alle Spielräume für eine ökologische Ausrichtung der ländlichen Räume nutzen. Die bestehende Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz ist veraltet und muss grundlegend zu einer Gemeinschaftsaufgabe ländliche Entwicklung und Anpassung an den Klimawandel umgestaltet werden. Wir wollen mit den Ländern die dafür notwendige Einigkeit herbeiführen, um künftig aus dieser Gemeinschaftsaufgabe die nachhaltige Entwicklung unserer ländlichen Regionen breiter unterstützen zu können. Die Anpassung an den Klimawandel ist eine neue große Herausforderung für Bund und Länder, insbesondere aber auch für die Kommunen. Die klassischen Aufgaben des Küstenschutzes müssen fortgeführt werden, der Klimawandel erfordert aber eine breitere Ausrichtung der Gemeinschaftsaufgabe, um auch andere Maßnahmen zur Bewältigung bevorstehender häufigerer Wetterextreme fördern zu können. 5. Den Meeresschutz verbessern 10 Der Schutz der Meere bleibt eine wichtige Aufgabe des nationalen wie internationalen Umweltschutzes. Algenblüten an unseren Stränden – insbesondere der Ostsee – zeigen deutlich: Es gibt immer noch zu hohe Schadstoffeinträge in den Meeren! Wir werden in der kommenden Legislaturperiode eine umfassende Stickstoffstrategie entwickeln, um die hohen Stickstoffeinträge, vorzugsweise aus der Landwirtschaft, systematisch zu reduzieren. Zur Reinhaltung der Luft werden wir die Umstellung der Schifffahrt auf emissionsarme Treibstoffe und Antriebstechniken weiter voranbringen. Dazu werden wir auch Förderinstrumente einsetzen, um kleinere Reedereien beim Einsatz innovativer Techniken zu unterstützen. Unter Bundesumweltminister Sigmar Gabriel wurden die Meeresschutzgebiete nach den Naturschutzrichtlinien der EU an Brüssel gemeldet. Die notwendige nationale Unterschutzstellung wurde seither verschleppt. Wir werden die Schutzgebietsausweisung rasch vornehmen und damit einen rechtssicheren Rahmen für den Ausgleich von Schutz- und Nutzungsinteressen im Meer herbeiführen. Wir werden zum Schutz von Meeressäugern den Stand der Technik bei der Rammung von Windkraftanlagen weiterentwickeln und dazu die notwendigen Forschungs- und Entwicklungsprojekte fördern. Die Verschmutzung der Weltmeere mit Müll wird zu einem zunehmenden Problem. Wir werden in Zusammenarbeit mit den Küstenregionen, den Reedereien, der Tourismuswirtschaft sowie Umwelt-, Naturschutz- und Wasserportverbänden eine konzertierte Aktion „Saubere Küsten, saubere Meere“ initiieren. Wir werden hierzu auch internationale Aktivitäten gegen die Meeresvermüllung unterstützen. 6. Den Lärmschutz verbessern Lärm nervt nicht nur, Lärm macht krank. Die Lärmbelastung wird in Deutschland von den Menschen als immer unerträglicher empfunden. Wir werden eine nationale Lärmschutzstrategie mit konkreten Maßnahmen zum verbesserten Schutz der Bevölkerung gegen Lärm verabschieden. 11 Dazu zählen: • Verstärkte Berücksichtigung des Lärmschutzes bereits auf der Planungsebene von Verkehrsprojekten. • Eine nationale Planung zum Schutz vor Nachtfluglärm. Zwar muss Deutschland auch nachts für Fracht und Passage erreichbar sein, aber nicht alles ist notwendig und nichts alles muss überall stattfinden. Wir wollen eine bessere Flughafenkooperation und eine räumliche Steuerung von An- und Abflügen unter Lärmschutzgesichtspunkten erreichen. • Der Schienengüterverkehr muss wachsen, um die Ausweitung des LKWVerkehrs zu bremsen. Dazu muss die Güterbahn aber deutlich leiser werden. Wir werden in einem EU-konformen Verfahren die Umrüstung des Güterwaggon-Bestandes auf lärmarme Techniken stärker fördern. Ab Ende des Jahrzehnts dürfen laute Waggons dann nicht mehr das deutsche Schienennetz benutzen. 7. Im internationalen Umweltschutz erfolgreich Vorbild sein Viele Umweltbelastungen machen an Grenzen keinen Halt. Deshalb muss Umweltschutz mehr und mehr auf der globalen Ebene ansetzen. Deutschland hat hier viel einzubringen. Wir sind über die deutsche Entwicklungszusammenarbeit sowie über die internationale Klimaschutzinitiative einer der größten Förderer für umweltverträgliche Entwicklungen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Diese Rolle wollen wir ausbauen und weiter stärken. Deutschland gibt aber nicht nur in der internationalen Umweltkooperation, sondern wir profitieren auch von einem wachsenden Umweltbewusstsein in der Welt. Deutschland ist in vielen Bereichen der Umwelttechnologien Weltmarktführer. Dieser Weltmarkt für GreenTech wächst beständig. Im Jahr 2020 wird er auf über 2,2 Billionen Euro anwachsen. Ein starkes und glaubwürdiges Engagement in diesen Märkten sichert auch bei uns wirtschaftliche Entwicklung und schafft Jobs. Wir werden dafür eintreten, dass das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) entsprechend den Beschlüssen des Rio+20-Gipfels weiter gestärkt wird. Bei 12 den Verhandlungen über das Freihandelsabkommen mit den USA werden wir darauf achten, dass die EU-Umweltstandards nicht abgesenkt werden. UNEP muss in den wichtigsten Themen des globalen Umweltschutzes die Führungsrolle mit einer Koordinierung multilateraler Prozesse übernehmen. Dies erfordert auch ein stärkeres Engagement der Mitgliedsstaaten bei UNEP – wir werden dazu die Arbeitseinheiten für Umweltschutz an den deutschen Auslandsvertretungen in Nairobi und New York verstärken. Wir werden Umweltattachés in weiteren 10 Botschaften einrichten, um in den Hauptstädten wichtiger Partnerländer für eine verstärkte Umweltzusammenarbeit zu werben. Wir werden die Arbeit der Vereinten Nationen zur Entwicklung globaler Nachhaltigkeitsziele, wie dem Zugang zu nachhaltiger Energie, dem Schutz fruchtbarer Böden und dem Erhalt ausreichender Trinkwasserressourcen mit Nachdruck unterstützen. Wir werden dafür werben, diese Ziele mit der anstehenden Überprüfung der Millennium Development Goals zu verbinden und daraus eine gemeinsame globale Politik für Umwelt und Entwicklung zu gestalten. Die verbliebenen Urwälder unserer Welt sind ein Erbe der Menschheit, das nicht weiter zerstört werden darf. Noch immer werden Wälder in der Größe Griechenlands jährlich vernichtet. Ein großer Schatz an biologischer Vielfalt und zugleich ein wichtiger Speicher für Treibhausgase gehen damit verloren. Wir werden das deutsche Engagement zum internationalen Schutz der Wälder fortführen und ausbauen. 13