Poster - Universität Wien

Werbung
Kinder und Jugendliche als Angehörige
eines chronisch und/oder schwer erkrankten Geschwisterkindes
Herausforderungen und Innovationen im Forschungsprozess mit Kindern & Jugendlichen
Mag. Sigrid Eysn, Univ.-Prof. Mag. Dr. Hanna Mayer (Universität Wien)
Kontakt: [email protected]
FORSCHUNGSKONTEXT - KINDER & JUGENDLICHE ALS EXPERTINNEN IHRES ALLTAGS
Diese Studie beschreibt die besondere Situation von Geschwistern chronisch und schwer erkrankter Kinder - dadurch entstehende
Bedürfnisse und die Art ob/wie Betroffene in die Betreuung des/der Patienten/in eingebunden sind. Bestimmte Verhaltensmuster,
Beziehungen und Rollenzuschreibungen, sowie „familieneigene“ Rituale und Bewältigungsstrategien können auf diese Weise
aufgezeigt und in Pflegeprozesse integriert werden. Der wissenschaftliche Blick wird hier im Besonderen auf eine
Zusammenführung der subjektzentrierten und kontextanalytischen Perspektive (sozi-ökonomischer Rahmen)
der Befragten gelegt, da konkrete Handlungsmöglichkeiten eines Kindes immer vom konstituierenden Bedingungen
abhängig zu betrachten sind.
© v.kleiser
Befragungen sind eine besondere Art der Kommunikation und im Alltag eines Kindes nicht üblich. Sie finden immer
im Kontext einer Beziehung statt und orientieren sich nach bestimmten Richtlinien (fokussierter Ansatz, konkret
formulierte Fragen, Sprachgebrauch des Kindes, keine komplexen, Ketten- und Suggestivfragen, explizites
Offenlegen der Erwartungen, an Erinnerungen heranführen, Beziehungsaufbau erleichtern, Kind für kompetent
erklären, Regeln ausmachen …).
Als besondere Herausforderungen gelten die Entwicklung von Zugangsstrategien sowie kind/jugendgerechte
Methoden der Datenerhebung.
In dieser Studie wird großer Wert wird auf die Interviewführung und das Setting gelegt.
DATENERHEBUNG
 Qualitative semistrukturierte Interviews
 Feldnotizen und Beobachtung rund um das
Interview
 Familiengenogramme
Bild oben:
Interviewsituation mit einer Sechsjährigen; gemütlich auf
Polstern am Boden sitzend; ein Memory mit Familienbildern,
um ins Gespräch zu kommen; Stifte und Papier und mittendrin
das Aufnahmegerät, das vorher besprochen und spasshalber
(Singen, Pfeifen) ausprobiert, jetzt nicht mehr
interessant/störend ist. Auf diese Weise wird das Mädchen in
eine relativ ungezwungene „Erzähllaune“ gebracht…
Bild unten: Die „Mäusefamilie“
HERAUSFORDERUNGEN IM PROZESS DER DATENERHEBUNG
Zugang zu ForschungspartnerInnen in besonders belastenden Situationen
 theoretische Sensibilität der Forscherin durch eigenes Berufsfeld von großer
Relevanz, persönlicher Einsatz und „Mundpropaganda“, Social Media,
Gatekeeper und Kontaktaufnahme durch Betroffene selbst
Theoretisches Sampling anfangs nicht möglich
„Kontrolle“ der Interviewsituation (besonders bei jüngeren
Kindern) durch Bezugsperson (meist anwesende Mutter)
 Zugang zu Institutionen
Unterschiedliche Formen der Datenerhebung
 Face to Face
 Skypekonferenzen, schriftlicher Chat, Mail
Wenn die Hände „arbeiten“
kommt das Reden in Fluss
Alter, Entwicklungsstand , Geschwisterkonstellationen, Erkrankung und
besondere Situation der Kinder /Jugendlichen und ihrer Familien
Viele Berufsgruppen arbeiten mit Kindern und Jugendlichen , sind aber oft in der
professionellen Gesprächsführung mit diesen nicht gut ausgebildet. Dabei wird
häufig auf eigenen Erfahrungen zurückgegriffen. Zu wenig Aufmerksamkeit wird
auf die Art und Weise des miteinander Kommunizierens gelegt. Dadurch
entstehen Schwierigkeiten in der „Dynamik“, wie Power Imbalance (Macht,
Kontrolle, Gewalt, Befugnis, Stärke, …), die die Datenerhebung beeinflussen
können.
 fehlende notwendige Professionalität der Forschenden
Gegenseitige Beeinflussung – intervenierende Forschungshaltung!
GESTALTUNG DER GESPRÄCHSITUATION
Wichtigkeit des Beziehungsaufbaues!
Grad der Strukturierung des Interviews
hängt von der jeweiligen Situation (Alter des Kindes, sprachlicher-, sozialer Kompetenz, Beziehungsfähigkeit, Raum- und ZeitKomponenten, bzw. sozialer Perspektivenübernahme ) ab.
 Mit jüngeren Kindern geführte Interviews mit Initialgeschichte einleiten, durch Zeichnen , Puppenspiel, mit Tieren, … die Familie
darstellen, Familienfotos gemeinsam ansehen und dazu die Geschichte erzählen lassen …
 Ältere Kinder/Jugendliche Familiengenogramme, Comics ,zeichnen lassen…
LITERATURAUSZUG
Delfos, F. Martine (2007): „Wie meinst du das?“ Gesprächsführung mit Jugendlichen (13-18 Jahre). Beltz Taschenbuchverlag. Weinheim, Basel.
Delfos, F. Martine (2011): „Sag mir mal …“ Gesprächsführung mit Kindern (4-12 Jahre). Beltz,Taschenbuchverlag. Weinheim, Basel.
Eder Donnna; Fingerson Laura (2001): Interviewing Children and Adolescent in Gubrick Jaber F.& Holstein James A. (Hg.): Handbook of Interview Research. Context and Method. Verlag: Sage Pubn Inc .
Froschauer, Ulrike; Lueger, Manfred (2003): Das qualitative Interview. Zur Praxis interpretativer Analyse sozialer Systeme. WUV- Universitätsverlag. Wien.
Girtler, Roland (2001): Methoden der Feldforschung. Böhlau Verlag GmbH. und Co. KG. Wien, Köln, Weimar.
Hengst, Heinz; Zeiher, Helga (Hg.) (2005): Kindheit soziologisch. VS Verlag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden.
Lamnek, Siegfried (2005): Qualitative Sozialforschung. Lehrbuch. Beltz, Programm PVU. Psychologie Verlags Union. Weinheim, Basel.
Trautmann, Thomas (2010): Interviews mit Kindern. Grundlagen, Techniken, Besonderheiten, Beispiele. Lehrbuch. VS Verlag Sozialwissenschaften. Wiesbaden
Walther, Eva; Preckel, Francis; Meckenbräuker Silvia (Hg.) (2010): Befragung von Kindern und Jugendlichen. Grundlagen, Methoden und Anwendungsfelder. Verlag Hogrefe. Göttingen, Bern, Wien, Paris.
Zugehörige Unterlagen
Herunterladen