Aus dem Inhalt: • Zeichen des Alterns: Wann ist ein Pferd alt? • Fütterung des alten Pferdes: Der anspruchsvolle Senior • Haltung: Wie alte Pferde wohnen möchten • Massagen: Wellnessprogramm für den Oldie • Bewegung: Seniorengymnastik, die Spaß macht • Ein Thema, das dazugehört: Vorbereitung auf den Abschied www.cadmos.de www.cadmos.at ISBN 978-386127452-0 Claudia Jung arbeitet als Tierphysiotherapeutin in Berlin. Während ihrer Arbeit stellt sie immer wieder fest, wie sehr sich das Wohlbefinden und die Beweglichkeit speziell ihrer älteren Patienten verbessern lassen. Wenn Pferde älter werden Dieser Spruch gilt nicht nur für Menschen, sondern ebenso für Pferde. Damit auch ältere Pferde so lange wie möglich fit und gesund bleiben, gibt dieses Buch eine Fülle wertvoller Ratschläge – von der Fütterung über Wohlfühlmassagen bis hin zur altersgerechten Bewegung an der Hand und unter dem Sattel. Jung „Man ist so jung, wie man sich fühlt!“ W enn Pferde älter werden Claudia Jung So bleibt der Senior gesund und fit Inhalt Vorwort .................................................................................................... 8 Zeichen des Alterns .......................................................... 10 Wann ist ein Pferd alt? .......................................................................................... 12 Muskulatur .............................................................................................................. 13 Sehnen, Bänder und Gelenke .............................................................................. 16 Was ist Arthrose? ........................................................................................ 16 Symptome bei Arthrose .............................................................................. 18 Hilfe für das arthrosekranke Pferd .............................................................. 18 Kreislauf- und Atmungssystem .......................................................................... Fell und Stoffwechsel ............................................................................................ Augen und Ohren .................................................................................................. Zähne und Hufe ...................................................................................................... Entwicklung von Tumoren .................................................................................. Checkliste: Rücksicht nehmen auf den Oldie .................................................. Fütterung des alten Pferdes 19 22 24 26 28 29 .............................. 30 Der anspruchsvolle Pferdesenior ........................................................................ 32 Der Bedarf ändert sich ................................................................................ 32 Futter- und Tränkehygiene .......................................................................... 36 Häufigkeit der Fütterung ............................................................................ 38 Ernährung bei Zahnproblemen .................................................................... 38 Ernährung bei Erkrankungen ...................................................................... 39 Wie erkennt man den Ernährungszustand? .................................................. 40 Verfettung – ein Risiko! .............................................................................. 42 Gewichtsabnahme – ein Problem! .............................................................. 44 5 Wenn Pferde älter werden Wann mehr füttern? .............................................................................................. 44 Nord- und Südpferde .................................................................................. 44 Bewegung .................................................................................................. 46 Haltung ...................................................................................................... 47 Witterung .................................................................................................. 47 Kräuter: Medizin der Erde .................................................................................. 48 Fütterungs-Checkliste .......................................................................................... 53 Haltung des alten Pferdes .................................... 54 Wie Senioren wohnen möchten .......................................................................... 56 Einzel- oder Gruppenhaltung ...................................................................... 57 Box oder Offenstall .................................................................................... 60 Reitstall oder Gnadenbrothof ...................................................................... 62 Was ist im Stallmanagement zu beachten? ........................................................ 63 Eindecken .................................................................................................. 63 Gabe von Medikamenten ............................................................................ 64 Impfen und entwurmen .............................................................................. 64 Stress erkennen und vermeiden .................................................................. 64 Haltungs-Checkliste .............................................................................................. 69 Wellnessprogramm für alte Pferde ...... 70 Massage für Körper und Seele ............................................................................ 72 Handstreichungen ...................................................................................... 75 Reibungen .................................................................................................. 77 Hohlhandklopfungen .................................................................................. 80 6 Inhalt Umfahren der Gelenke .............................................................................. 82 Ohrmassage ................................................................................................ 84 Harkengriff ................................................................................................ 85 Wärme tut gut ........................................................................................................ 87 Wärmequellen ............................................................................................ 87 Ganzheitliche Heilmethoden zur Unterstützung .............................................. 92 Magnetfeldtherapie .................................................................................... 92 Homöopathie ............................................................................................ 93 Akupunktur und Akupressur ........................................................................ 94 Tierphysiotherapie ...................................................................................... 95 Bewegung für den Oldie ........................................ 96 Passive Bewegungsübungen ................................................................................ 98 Aktive Bewegung .................................................................................................. 103 Trailparcours .............................................................................................. 103 Handarbeit und Doppellonge ...................................................................... 112 Gemeinsam durch Feld, Wald und Flur ...................................................... 113 Seniorengymnastik unter dem Sattel ............................................................ 115 Vorbereitung auf den Abschied ................................................................................................ 118 Anhang ...................................................................................................... 123 Tipps zum Weiterlesen .......................................................................................... 123 Register .................................................................................................................. 124 7 Wenn Pferde älter werden Wann ist ein Pferd alt? Für den Alterungsprozess der Pferde spielen mehrere Faktoren eine wichtige Rolle: A A A A genetische Veranlagung Ernährung Aufzuchtbedingungen Umfeldbedingungen Wichtig: Defizite unter anderem in der Fütterung der tragenden Stute sowie in den ersten Lebensjahren des Fohlens können später nicht mehr aufgeholt werden. Beim Stichwort Umfeldbedingungen ist nicht nur an die Haltungsform, sondern auch an (dauerhafte) Stressbelastung, an körperliche und geistige Überund Unterforderung zu denken. Daher kann die Frage, wann ein Pferd alt ist, nicht eindeutig beantwortet werden. Ein Jahr im Leben eines Pferdes entspricht etwa drei Menschenjahren, das heißt, ein 20-jähriges Großpferd wäre circa 60 Menschenjahre alt. Je nach Betrachtungsweise kann man hier vielleicht von Alter sprechen. Es ist jedoch so, dass manche Pferde schon in jungen Jahren alt, andere Pferde aber im Alter noch jung wirken. Das ist von den oben erwähnten Faktoren abhängig. Wenn wir uns dem Thema Altern aus der Sichtweise der Traditionellen Chinesischen Medizin nähern, sind unter anderem die drei Bausteine des Lebens zu betrachten: Yin (Essenz), Qi (Energie) und Shen (Geist). Diese sind so wertvoll und unverzichtbar, dass sie in China die „Drei Schätze“ genannt werden. Sie müssen immer in Balance gehalten oder 12 Dieser 30 Jahre alten Warmblutstute sieht man ihr hohes Alter überhaupt nicht an. (Foto: Jung) Zeichen des Alterns gebracht werden, damit sich Körper und Geist in Harmonie befinden. Yin verleiht allem organischen Leben die Struktur. Es ist die Voraussetzung beziehungsweise die Wurzel für das Leben, ist die Energie des Wachstums und der Veränderung. Yin wird unterteilt in vorgeburtliches und nachgeburtliches Yin. Das vorgeburtliche Yin wird durch die Eltern geliefert und enthält alle individuellen Wachstumsinformationen. Es wird verbraucht und durch das nachgeburtliche Yin ausgeglichen. Dieses ist verantwortlich für den Hormonhaushalt, das Wachstum und den sexuellen Reifungsprozess, aber auch für das Gehirn. Yin gibt uns Vitalität und bestimmt unsere Fähigkeit, uns wieder von Krankheiten zu erholen. Qi ist für die kurzfristigen Zyklen verantwortlich, zum Beispiel für Atmung und Verdauung. Ein Mangel macht sich bemerkbar durch Müdigkeit, Erschöpfung und Kurzatmigkeit. Yin und Qi bilden das Fundament für Shen. Sind sie stark, wird auch die Kraft des Shen sichtbar. Man sagt, dass man den Shen einer Person an ihrer Ausstrahlung und dem Ausdruck der Augen sehen kann. Wenn der Körper kein Yin mehr erzeugen kann, stirbt er. Der Rhythmus des Yin ist der natürliche Prozess des Werdens und des Verfalls. Der Abbau kann durch extrem falsche Lebensführung (Ernährung, Stress) beschleunigt oder durch besonders sorgfältige Lebensführung verzögert werden. Dies ist eine sehr vereinfachte Darstellung des Alterungsprozesses aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin. Aber auch hier geht es darum, was man von den Eltern mitbekommt und wie die Lebensumstände sind, die den Verbrauch beeinflussen. Muskulatur Die Muskulatur bildet den aktiven Teil des Bewegungsapparats. Sie ist unter anderem zuständig für die Fortbewegung, sie übernimmt einen Teil der Körperlast und ist außerdem am Erhalt des Gleichgewichts beteiligt. Mit zunehmendem Alter werden die Muskeln schwächer und bilden sich zurück. Dies resultiert zum einen aus der eingeschränkten Beweglichkeit alter Pferde, zum anderen vermutlich aus einer altersbedingten Veränderung der Blutgefäße. Diese Veränderungen führen zu einer eingeschränkten Versorgung der Skelettmuskulatur mit Blut. Am Beispiel der Hinterhand führt die Muskelschwäche dazu, dass alte Pferde nur mit Mühe oder gar nicht mehr aus dem Liegen aufstehen können. Oft legen sie sich deswegen nicht mehr hin oder nur dann, wenn sie wissen, dass ihnen ein Mensch Hilfestellung beim Aufstehen geben kann. Manche Oldies entwickeln auch ihr eigenes System aufzustehen, indem sie sich erst „auf ihren Hintern setzen“, einen Moment warten, Kraft sammeln und dann mit einem Schwung aufstehen. Den Zustand der Muskulatur kann man nicht nur sehen, sondern auch fühlen: Gute Muskulatur fühlt sich kräftig, aber elastisch an. Ist keine Muskulatur vorhanden, hat man ein weiches, schwammiges Gefühl; eine verspannte Muskulatur dagegen fühlt sich bretthart an. Es erfordert ein wenig Übung, bis man fühlt, welchen Muskulaturzustand man vor sich hat. Daher ist es sinnvoll, immer wieder verschiedene Pferde anzufassen, um eine Vergleichsmöglichkeit zu haben und den Status 13