Räumlicher LC-Modulator und diffraktive Optik Experimentelle Übungen II Aufgaben im Institut für Angewandte Physik Oktober 2015 1 Theoretische Grundlagen1 Licht kann an dynamisch modifizierbaren optischen Elementen, wie beispielsweise den Flüssigkristallzellen eines räumlichen Lichtmodulators, gebeugt werden. Die Beugung ist abhängig von den Transmissionseigenschaften des Flüssigkristallmaterials, welche wiederum aus den elektrooptischen Eigenschaften hergeleitet werden können. Nach Transmission durch das beugende Element entstehen durch die Ausbreitung des Lichtes abstandsabhängige, charakteristische Beugungsmuster. Auf Beugung beruhende diffraktive optische Elemente (DOEs) haben inzwischen viele Anwendungen gefunden. Räumliche Lichtmodulatoren bieten die Möglichkeit einer dynamischen, d.h. schaltbaren Realisierung diffraktiver optischer Elemente. Um die optische Funktion eines Elementes hauptsächlich durch Beugungseffekte zu erzielen, werden kleine Strukturen in der Größenordnung der Lichtwellenlänge benötigt. Die Herstellung solch kleiner Strukturen wurde durch die Entwicklung von Mikroelektronik und Nanotechnologien möglich. Neben der Verfügbarkeit der lithographischen Herstellungsmethoden sind die Fortschritte bei den Replikationstechnologien zur Massenproduktion der Schlüssel für die weite Verbreitung diffraktiver Elemente. Diffraktive optische Elemente können als Linsen, Prismen oder Strahlteiler verwendet werden, aber auch komplexe Lichtmuster wie z.B. Schriftzüge oder Bilder generieren. Gegenüber refraktiven Elementen gleicher Funktion (falls solche existieren!) haben sie ein geringeres Gewicht und weniger Platzbedarf. Relativ bekannt ist der Einsatz von DOEs im Massenmarkt für Endkundenprodukte als Mustergenerator-Aufsatz auf Laserpointern, die beispielsweise die Generierung von Pfeilen, Kreuzen oder dergleichen Mustern erlauben. Weniger bekannt ist beispielsweise, dass im Autofokussystem Figure 1: LC2002-Lichtmodulator 1 Dieser Versuch basiert auf dem OptiXplorer Kid der Firma HOLOEYE Photonics AG. Teile dieser Anleitung wurden in Text und Abbildung dem entsprechenden Handbuch [1] entnommen. 1 von Digitalkameras DOEs mit einer schwachen und daher augensicheren Infrarot-Laserdiode zum Einsatz kommen. In den vorliegenden Versuchsteilen wird zur Realisierung diffraktiv optischer Elemente und zur Untersuchung dynamischer Beugungsstrukturen ein Flüssigkristall-Mikrodisplay als räumlicher Lichtmodulator verwendet (siehe Abbildung 1), dessen Funktionsweise und physikalische Eigenschaften ebenfalls im Rahmen dieser Versuche untersucht und verstanden werden sollen. Flüssigkristall-Mikrodisplays mit Pixelgrößen kleiner 100 µm finden Verwendung in Anzeigen beispielsweise von Digitaluhren, Digitalthermometern, Taschenrechnern, Dateien- und Videoprojektoren sowie Rückprojektionsfernsehern. Die LCDs (Liquid Crystal Displays) sind kompakt, robust, preiswert und elektrisch schaltbar bei geringem Energieverbrauch, weswegen sie in vielen Bereichen anderen Technologien weit überlegen sind. 1.1 Elektrooptische Eigenschaften von Flüssigkristallzellen Flüssigkristalle sind eine Phase der Materie, deren Ordnung zwischen der einer Flüssigkeit und der eines Kristalls liegt. Sie haben wie Kristalle eine langreichweitige Ordnung ihrer Orientierung, was in der Regel eine Anisotropie bestimmter Eigenschaften, zu denen die dielektrischen und elektrooptischen Eigenschaften zählen, zur Folge hat. Sie weisen aber gleichzeitig ein für Flüssigkeiten typisches Fließverhalten auf und haben keine stabile Positionierung ihrer einzelnen Moleküle. Flüssigkristalle, die in LCDs verwendet werden, lassen sich durch das Anlegen eines elektrischen Feldes reversibel bezüglich der Orientierung ihrer Moleküle beeinflussen (dielektrische Anisotropie). Durch die längliche Form dieser Moleküle und ihre insgesamt geordnete Orientierung hat ein einzelnes LCD-Element doppelbrechende Eigenschaften, weist also unterschiedliche Brechungsindizes für bestimmte Polarisationsrichtungen eines einfallenden Lichtwellenfeldes auf (optische Figure 2: Veranschaulichung verschiedener flüssigkristalliner Phasen in Bezug auf Orientierung und Verteilung der elongierten Moleküle [2]. 2 Anisotropie). Somit ist es mit einem LCD Element möglich, durch das Anlegen einer definierten Spannung den Polarisationszustand eines solchen Wellenfeldes gezielt zu verändern. Es gibt verschiedene Typen von Flüssigkristallen, unter denen die nematischen und die smektischen Flüssigkristalle zu den wichtigsten zählen. Nematische Flüssigkristalle weisen eine charakteristische lineare Ausrichtung der Moleküle auf, sie haben also eine Ordnung bezüglich der Orientierung ihrer Molekülachse, aber eine zufällige Verteilung der Molekülzentren. Smektische Flüssigkristalle formen zusätzlich Schichten, die zueinander verschiedene Orientierungen der Molekülachse aufweisen, sie besitzen also eine Ordnung bezüglich Orientierung und Translation (vergleiche Abbildung 2). In LCDs sind die Flüssigkristalle in einzelnen Zellen mit sorgfältig gewählten geometrischen Abmaßen angeordnet. Die optischen Eigenschaften jeder einzelnen Zelle können durch das Anlegen eines externen elektrischen Feldes modifiziert werden. Das elektrische Feld verändert hierbei reversibel die Orientierung der Moleküle. Durch die langreichweitige Ordnung ihrer Orientierung kommt es in den Zellen zu einer feldabhängigen Veränderung der Doppelbrechung. Die einzelnen Flüssigkristallzellen sind durch Zellenwände getrennt, welche neben der tatsächlichen Abtrennung des LC-Materials noch zur Aufnahme der elektrischen Leitungen dienen, welche eine individuelle Einstellung der Spannung (d.h. des elektrischen Feldes) an jeder Zelle ermöglichen. Da die Zellen in Form eines zweidimensionalen Arrays angeordnet sind, stellen die Zellenseparatoren für transmittierendes Licht ein Kreuzgitter dar, wodurch auch ein entsprechendes Beugungsmuster hervorgerufen wird. 1.1.1 Twisted nematic Flüssigkristallzelle Die folgende Darstellung bezieht sich auf LC-Displays mit twisted nematic Flüssigkristallen. In solchen Zellen haben die Orientierungsschichten (alignment layers) auf der Grund- und Deckfläche der Zelle verschiedene Ausrichtung, die typischerweise in etwa orthogonal zueinander ist. Durch Figure 3: Transmission einer polarisierten Lichtwelle durch eine nematische LC-Zelle (ohne angelegte Spannung) [1]. 3 die langreichweitige Ordnung der Moleküle bildet sich eine helixartige Struktur heraus, d.h. der Winkel der Molekülachse verändert sich entlang des Lichtweges durch die Zelle. Die Helixstruktur des twisted nematic Flüssigkristalls kann benutzt werden, um die Polarisation einer einfallenden Lichtwelle zu verändern. Ist die Polarisation an der Eintrittsfläche der LCZelle parallel zu den Molekülen, folgt die Polarisation der sich drehenden Molekülachse (siehe Abbildung 3). Beim Austritt aus der LC-Zelle ist daher die Polarisationsachse gegenüber der einfallenden Polarisation um 90◦ gedreht. Um die Zelle als ein dynamisches optisches Element zu nutzen, wird eine Spannung an die transparenten Elektroden der Zelle gelegt. Das resultierende elektrische Feld im Material führt zu einer Änderung der molekularen Orientierung, wie in Abbildung 4 für drei Spannungen VA , VB , VC dargestellt ist. Zusätzlich zu der bereits im feldfreien Zustand vorhandenen Verdrehung (twist) kommt es zu einer von der Größe der angelegten Spannung abhängigen Verkippung (tilt) der Moleküle, sobald ein bestimmter Spannungswert Vthr überschritten wird (VB > Vthr ). Mit steigender Spannung (VC Vthr ), werden die Moleküle zunehmend parallel zur Feldrichtung orientiert, nur die Moleküle nahe an den Orientierungsschichten bleiben weitgehend unbeeinflusst. Figure 4: LC-Zellen mit verschiedenen angelegten Spannungen: VA = 0 mit Molekülen im Ausgangszustand, VB > Vthr mit in Feldrichtung gekippten Molekülen, VC Vthr mit parallel ausgerichteten Molekülen im zentralen Bereich der Zelle. 4 Da die Helixstruktur der Moleküle durch das Anlegen der Spannung gestört ist, findet eine Drehung der Polarisationsrichtung des einfallenden Lichts nicht mehr im gleichen Maße statt, und bei ausreichend hoher Spannung verlässt das Licht die Zelle mit unveränderter Polarisation. Durch Kombination der Zelle mit einem hinter der Zelle angebrachten Polarisator (so genannter Analysator) entsteht ein schaltbarer Amplitudenmodulator für polarisiert einfallendes Licht. Für unpolarisierte Lichtquellen wird ein zusätzlicher Polarisator vor der LC-Zelle benötigt, um die gleiche Funktionsweise zu realisieren. Um die Effekte etwas detaillierter analysieren zu können, ist eine genauere theoretische Betrachtung von Polarisationszuständen nötig. 1.1.2 Polarisation von Lichtwellen Die Polarisation einer Lichtwelle ist durch die Orientierung des Amplitudenvektors der Feldstärke gegeben. Unpolarisiertes Licht besteht aus einer Überlagerung von Feldern unterschiedlicher Polarisation ohne zeitlich stabile Phasenbeziehung zueinander. Vollständig polarisiertes Licht kann dagegen durch einen einzelnen Richtungsvektor beschrieben werden (lineare Polarisation) oder durch eine Überlagerung zweier Richtungsvektoren mit fester Phasenbeziehung (elliptische Polarisation). Unvollständig polarisiertes Licht besteht aus einer Mischung polarisierten und unpolarisierten Lichtes, der Polarisationsgrad solcher Lichtfelder kann beispielsweise mit Hilfe der Stokes-Parameter bestimmt werden. Im Folgenden soll nur vollständig polarisiertes Licht betrachtet werden. Der Polarisationszustand kann in diesem Fall mit Hilfe von so genannten Jones-Vektoren beschrieben werden. Wir nehmen ohne Beschränkung der Allgemeinheit eine in z-Richtung propagierende Lichtwelle der Form E(r) = E0 (r) · ei(kz−ωt) + c.c. (1) an, mit E0 = (Ex , Ey , Ez )T und Ei als Komponenten des elektrischen Anteils des Lichtfeldes und der linearen Dispersionsrelation ω = ck, wobei die Wellenzahl k = 2π/λ durch die Wellenlänge λ bestimmt ist. Da Ez = 0 beschränken wir uns zur Darstellung der Polarisation auf den transversalen, zweidimensionalen Raum J der durch die Superposition der orthogonalen, linearen Polarisationen Ex ex und Ey ey aufgespannt wird. Die Jones-Vektoren werden durch Ex Ey J= ! (2) beschrieben, wobei Ex und Ey komplexe Zahlen sind, welche die Amplituden und die relative Phase der beiden linearen Polarisationsanteile angeben. Für die meisten Betrachtungen ist 5 es sinnvoll, einen normalisierten Vektor J zu verwenden, d.h. |J| = 1, und den Betrag der tatsächlichen Feldstärke mit Hilfe eines skalaren Vorfaktors zu erfassen. Eine linear polarisierte Lichtwelle wird von Vektoren der Form ! J= cos (α) sin (α) (3) beschrieben, die aussagt, dass die Feldkomponenten in x und y synchron, d.h. ohne Phasenverschiebung, oszillieren. Beliebige Polarisationszustände können demgegenüber eine Phasenverschiebung zwischen den Feldkomponenten aufweisen. Diese Zustände werden als elliptische Polarisation bezeichnet und durch Vektoren ! J= cos (α) exp (iΓ/2) sin (α) exp (−iΓ/2) (4) beschrieben. Die Phasenverschiebung wird hier mit Γ bezeichnet. Eine derartige Beschreibung von Polarisationszuständen des Feldes kann genutzt werden, um die Ausbreitung polarisierten Lichtes in anisotropen Medien, wie z.B. doppelbrechenden Kristallen oder Flüssigkristallen, zu beschreiben. 1.1.3 Lichtausbreitung in anisotropen Medien In vielen Materialien sind bestimmte Eigenschaften, beispielsweise optische Eigenschaften, anisotrop. In diesem Fall ist der Brechungsindex (und damit auch die Lichtgeschwindigkeit) für die meisten Ausbreitungsrichtungen des Lichts polarisationsabhängig. In Kristallen gibt es jedoch immer so genannte optische Achsen. Für eine Lichtwelle, welche sich entlang einer solchen optischen Achse ausbreitet, verhält sich das Material, als sei es isotrop. Für alle Lichtausbreitungsrichtungen, die nicht einer optischen Achse entsprechen, wird das Material durch zwei verschiedene Brechzahlen n1 und n2 für zwei zueinander orthogonale Polarisationsrichtungen beschrieben. Diesen Effekt bezeichnet man als Doppelbrechung. Im Folgenden soll die Betrachtung auf einachsige Kristalle beschränkt werden, die nur eine einzige optische Achse besitzen. Entlang der optischen Achse breiten sich Lichtwellen unabhängig von ihrer Polarisation mit der Geschwindigkeit c/no aus, d.h. die Brechzahl no ist für alle Polarisationsrichtungen gleich. Für alle anderen Ausbreitungsrichtungen ist die Geschwindigkeit polarisationsabhängig. Man spricht von einer ordentlich polarisierten Welle, wenn die Lichtgeschwindigkeit ebenfalls c/no ist. Die Welle mit der dazu orthogonalen Polarisation wird als 6 Figure 5: Darstellung der Brechungsindizes: ordentlicher no , außerordentlicher ne und resultierender außerordentlicher Brechungsindex neo (θ) für verschiedene Moleküllagen. außerordentlich polarisiert bezeichnet und adressiert den Brechungsindex ne . Die Ausbreitungsgeschwindigkeit c/neo dieser Wellen hängt vom Winkel θ der Ausbreitungsrichtung zur optischen Achse des Kristalls ab: 1 n2eo (θ) = cos2 (θ) sin2 (θ) + . n2o n2e (5) Die Wirkung eines doppelbrechenden Materials auf den Polarisationszustand einer Lichtwelle kann durch die Modifikation des Jones-Vektors der einfallenden Welle in einen neuen Jones-Vektor ausgedrückt werden. Mathematisch lässt sich diese Umwandlung mithilfe einer Jones-Matrix ausdrücken. In seiner einfachsten Form ist der Jones-Formalismus eine systematische Berechnungsmethode zur Bestimmung der Auswirkungen verschiedener, den Polarisationszustand beeinflussender Elemente auf eine vollständig polarisierte Lichtwelle. Bei der Verwendung dieses Formalismus wird der Vektor der einfallenden Lichtwelle nacheinander mit charakteristischen Matrizen, den Jones-Matrizen – je einer für ein optisches Element – multipliziert. Daraus ergibt sich schließlich der Vektor der elektrischen Feldstärke der aus dem optischen System austretenden Welle. Die Jones-Matrix Wd eines doppelbrechenden Materials kann anhand der entstehenden Phasenverzögerung zwischen den Teilwellen mit ordentlicher und außerordentlicher Polarisation hergeleitet werden. Die beiden Teilwellen breiten sich mit den Geschwindigkeiten c/no und c/ne aus. Nach einer Ausbreitungsstrecke d erhält man einen neuen Jones-Vektor J= 0 Eeo Eo0 ! = Wd 7 Eeo Eo , ! (6) wobei exp −i necω d 0 Wd = ! 0 . exp −i nocω d (7) 1.1.4 Optische Verzögerungsplatten Aus einem einachsigen optischen Material mit der optischen Achse senkrecht zur Ausbreitungsrichtung des Lichts und parallelen Endflächen kann man eine optische Komponente herstellen, welche als Verzögerungsplatte oder Wellenplatte bezeichnet wird. Die Jones-Matrix Wd einer Verzögerungsplatte kann symmetrisiert werden zu ! exp (−iΓ/2) 0 Wd = exp(−iφ) , 0 exp (−iΓ/2) (8) wobei die Größe Γ, welche die relative Phasenverzögerung beschreibt, gegeben ist durch Γ = (ne − no ) 2π d λ (9) und die Größe φ, welche die absolute Phase beschreibt, definiert ist als φ= 1 2π (ne + no ) d. 2 λ (10) Der Phasenfaktor exp(−iφ) kann in einigen Fällen, zum Beispiel wenn keine Interferenzerscheinungen betrachtet werden, vernachlässigt werden. Ein λ/2-Plättchen ist ein spezielles Beispiel einer Verzögerungsplatte mit einer Dicke d von d= λ , 2 (ne − no ) (11) die zu einer relativen Phasenverzögerung zwischen den Polarisationen von Γ = π führt. Die optischen Wege der beiden Polarisationsrichtungen im Material unterscheiden sich also um eine 8 halbe Wellenlänge. Die Jones-Matrix eines λ/2-Plättchens, deren außerordentliche Achse der x-Achse des Laborsystems x-y entspricht, ist gegeben durch ! −i 0 . 0 i WHWP = (12) λ/2-Plättchen drehen die lineare Polarisation einer einfallenden Lichtwelle um den doppelten Winkel der Polarisationsrichtung zur optischen Achse des Plättchens. Beispielsweise erfährt somit eine einfallende Lichtwelle mit linearer Polarisation entlang der x-Richtung bei Transmission durch ein λ/2-Plättchen mit einer Neigung der optischen Achse von θ = 45◦ relativ zum x − y−Koordinatensystem eine Veränderung des Polarisationszustandes von J= Ex Ey ! ! = 1 0 (13) zu ! 0 J = R(θ)WHWP R(−θ)J = 0 −i −i 0 1 0 ! ! = 0 −i π = exp −i 2 ! 0 , 1 (14) wobei R eine Roatationsmatrix darstellt. Das bedeutet, dass die Welle nun in y-Richtung polarisiert ist (sowie einen Phasenfaktor erhält). 1.1.5 Jones-Matrix-Darstellung einer twisted nematic LC-Zelle Eine nematische Flüssigkristallzelle mit einer Helixstruktur der Moleküle kann als eine Aneinanderreihung einer großen Anzahl von dünnen Verzögerungsplatten beschrieben werden, welche die Orientierung der optischen Achse in Abhängigkeit von der Position in Lichtausbreitungsrichtung verändern, so wie sich auch die Richtung der Molekülachse ändert. Die Jones-Matrix der Flüssigkristallzelle kann durch Multiplikation der einzelnen Jones-Matrizen der angenommenen Wellenplatten im Koordinatensystem der ersten Wellenplatte berechnet werden. Falls die Zelle dick genug ist, um die Näherung α β zu rechtfertigen, lässt sich die Jones-Matrix näherungsweise angeben als ! WTN-LC exp(−iβ) 0 ≈ R(−α) , 0 exp(iβ) 9 (15) wobei R eine Rotationsmatrix darstellt, α den Verdrehungswinkel der Moleküle zwischen Eingangsund Ausgangsfläche der Zelle bezeichnet und die Doppelbrechung β gegeben ist als β= Γ πd = (ne − no ) . 2 λ (16) Gleichung (15) erlaubt eine einfache physikalische Interpretation ihrer optischen Funktionsweise. Einfallendes Licht mit linearer Polarisation in x-Richtung oder y-Richtung erfährt eine Rotation der Polarisationsrichtung um einen Winkel α entsprechend dem Winkel zwischen den Orientierungen der alignment layers der Zelle, wie bereits durch die anschauliche Erklärung in Abbildung 3 suggeriert wurde. 1.1.6 Eigenschaften von TN-LC-Zellen bei angelegter Spannung Wird eine Spannung an die LC-Zelle angelegt, richten sich die Moleküle parallel zum elektrischen Feld aus. Da der Winkel zwischen der Lichtausbreitungsrichtung und der Molekülachse (und damit der optischen Achse des doppelbrechenden Materials) sich dadurch verkleinert, wird die Doppelbrechung mit zunehmender Spannung immer geringer. Ab einer bestimmten Spannung liegt die optische Achse des LC-Materials dann parallel zur Lichtausbreitungsrichtung, und die Polarisation des einfallenden Lichtfeldes bleibt erhalten. Der Betrieb eines Mikrodisplays als räumlicher Lichtmodulator mit möglichst vielen verschiedenen Transmissionszuständen erfordert die Verwendung auch der Zwischenzustände, in denen die LC-Moleküle weder in der Helix-Anordnung noch parallel zum elektrischen Feld vorliegen. Eine Analyse dieser Zustände ist möglich, überschreitet allerdings den Umfang dieses Versuches. Die Spannungen an den LC-Molekülen werden bei vielen Lichtmodulatorgeräten (so auch beim hier verwendeten LC2002) in Form der Grauwerte von übertragenen Bildsignalen gesteuert. Eine elektronische Schaltung auf einer speziell entwickelten Platine erhält die Bildsignale über die VGA-Schnittstelle eines PC und erzeugt daraus die benötigten Spannungswerte für die Flüssigkristallzellen. 1.1.7 Amplituden- und Phasenmodulation durch TN-LC-Zellen An die TN-LC-Zelle angelegte Spannungswerte bringen die LC-Moleküle dazu, die verschiedenen diskutierten Anordnungen einzunehmen. Bei Verwendung eines Polarisators (so genannter Analysator) hinter der Flüssigkristallzelle wird ein linear polarisiert einfallendes Lichtfeld in unterschiedlichem Maße transmittiert. Dieser Betriebsmodus entspricht der Erzeugung einer Amplitudenmodulation der transmittierten Welle. 10 Darüber hinaus wird auch die Phase der transmittierten Welle modifiziert, wie mit Hilfe des Jones Formalismus gezeigt werden kann. Die Phasenänderung ist eine Funktion des spannungsabhängigen Parameters β. Besonders bei Beleuchtung mit einer kohärenten Lichtquelle (z.B. Laser) können anhand dieser Phasenmodulation verschiedene Beugungsphänomene beobachtet werden. Für die Durchführung der Experimente ist von Bedeutung, dass die erzielbare Phasenmodulation von der Richtung der Eingangspolarisation abhängt. Beim LC2002 treten immer gemischte Amplituden- und Phasenmodulationen auf. Mittels der Stellung von Polarisator und Analysator können jedoch die verschiedenen Verhältnisse von Amplituden- und Phasenmodulation realisiert werden. Liegt eine maximale Amplitudenmodulation bei minimaler Phasenmodulation vor, spricht man von einer amplitude-mostly-Konfiguration. Bei maximaler Phasen- und minimaler Amplitudenmodulation spricht man hingegen von einer phase-mostly-Konfiguration. Für die Durchführung derjenigen Experimente, die sich hauptsächlich mit dem Verständnis der Beugung beschäftigen, ist ein detailliertes Verständnis der Veränderung der Polarisationszustände nicht erforderlich. Es ist ausreichend, das System aus Polarisator, Mikrodisplay und Analysator als eine optische Komponente zu betrachten, welche einen Phasenunterschied zwischen den einzelnen Flüssigkristallzellen erzeugen kann, der proportional zum adressierten Grauwert ist. Die wesentlichen Schritte beim Übergang von einer einzelnen Flüssigkristallzelle zu einem Mikrodisplay sind die Anordnung der Zellen zu einem ein- oder zweidimensionalen Array und weiterhin die Einführung einer Schnittstelle, die eine individuelle Adressierung der Zellen mit Spannungen erlaubt. Auf diesem Wege wird es möglich, gezielt eine räumliche Verteilung der Lichtmodulation zu erzeugen, daher rührt der Begriff räumlicher Lichtmodulator (englisch spatial light modulator, SLM). Auf diese Weise kann ein LCD mit den zugehörigen Polarisatoren nicht nur als bildgebendes Element (wie in Projektionsanwendungen üblich), sondern als schaltbares diffraktives Element verwendet werden, mit dessen Hilfe optische Elemente wie Fresnelzonenlinsen, Gitter und diffraktive Strahlteiler dynamisch über eine elektronische Ansteuerung erzeugt werden können. 2 Skalare Theorie der Lichtwellen und Beugung – Fourieroptik 2.1 Ebene Wellen und Interferenz Die Fähigkeit zur Interferenz ist ein wesentliches Merkmal des Lichtes, das aus seinem Wellencharakter folgt. Darunter werden die Erscheinungen der Verstärkung und Schwächung verstanden, die bei der Überlagerung von zwei oder mehreren Wellen beobachtet werden. Bei der Interferenz monochromatischer Lichtwellen gleicher Frequenz ergibt sich die Feldstärke des resultierenden Feldes an jedem Ort und zu jedem Zeitpunkt durch die vektorielle Addition der Feldstärken der beteiligten Wellen. 11 Im Folgenden werden wir nur die Interferenz linear polarisierter Wellen mit zueinander parallelen Amplitudenvektoren betrachten. Bei der mathematischen Beschreibung der Interferenz kann deshalb anstelle der Summation der komplexen Vektorfeldamplituden die Schreibweise der komplexen Amplituden verwendet werden. Anders als bei Schallwellen sind an die Interferenzfähigkeit der Lichtwellen gewisse Bedingungen geknüpft, die aus dem speziellen Charakter der Prozesse der Lichtentstehung resultieren. Dies wird unter dem Begriff Kohärenz erläutert. 2.1.1 Interferenz ebener Wellen Eine einzelne ebene Lichtwelle kann geschrieben werden als E(r, t) = A0 ei(kr−ωt+δ) . (17) Hierbei bezeichnet ω die Lichtfrequenz und k den Wellenvektor des Lichts sowie δ eine Phasenkonstante. Für zwei zu überlagernde Lichtwellen zu einem willkürlich gewählten Zeitpunkt t erhalten wir die ortsabhängigen Amplituden als E1 (r) = A1 ei(k1 r+δ1 ) und E2 (r) = A2 ei(k2 r+δ2 ) . (18) Die resultierende komplexe Amplitude bei Überlagerung der beiden Wellen ergibt sich durch Addition zu E(r) = E1 (r) + E2 (r) = A1 ei(k1 r+δ1 ) + A2 ei(k2 r+δ2 ) . (19) Für die Intensität der Interferenzerscheinung ergibt sich I(r) ∝ E(r)E ∗ (r) = A21 + A22 + A1 A2 ei(r(k1 −k2 )+(δ1 −δ2 )) + A1 A2 e−i(r(k1 −k2 )+(δ1 −δ2 )) , (20) oder p I = I1 + I2 + 2 I1 I2 cos(∆φ). 12 (21) Für die Phasendifferenz ∆φ der beiden interferierenden Wellen gilt ∆φ = φ1 − φ2 = r(k1 − k2 ) + (δ1 − δ2 ). (22) Nehmen wir an, dass die beiden Wellen gleiche Amplituden haben (A1 = A2 = A0 ), so verändert sich die Intensität der Interferenzerscheinung periodisch zwischen 0 und 4I0 . Strenge Additivität der Intensitäten gilt nur, wenn der als Interferenzglied bezeichnete Summand p 2 I1 I2 cos(∆φ) (23) identisch verschwindet. In einem solchen Fall liegt keine Interferenz vor. Interferenz heißt Abweichung von der Additivität der Intensitäten. In allen Punkten des Raumes, für die gilt ∆φ = 2N π mit N = 0, 1, 2, ... (24) finden wir maximale Intensität der Interferenzerscheinung vor: p (25) Imin = I1 + I2 − 2 I1 I2 p (26) ∆φ = 2(N + 1)π. (27) Imax = I1 + I2 + 2 I1 I2 . Die Orte minimaler Intensität mit genügen der Bedingung Es ist wichtig zu beachten, dass die Intensität im Ganzen weder vermehrt noch vermindert werden kann. Sie wird beim Zustandekommen von Interferenz lediglich räumlich anders verteilt, da die Energie insgesamt erhalten bleiben muss. Die in der Interferenzerscheinung beobachtbaren Hell-Dunkel-Kontraste bezeichnen wir als Interferenzstreifen. Eine wichtige Größe zur Charakterisierung ihrer Sichtbarkeit ist der Kontrast. 13 Er gibt den auf die Summe aus maximaler und minimaler Intensität normierten Unterschied zwischen maximaler und minimaler Intensität an: C= Imax − Imin . Imax + Imin (28) Bei der Überlagerung zweier ebener monochromatischer Wellen erhalten wir √ 2 I1 I2 C= . I1 + I2 (29) 2.1.2 Kohärenz des Lichtes Die vorangegangenen Erläuterungen beschreiben das eigentliche Wesen der Interferenz von Lichtwellen nur sehr grob und gehen von Voraussetzungen (monochromatische Wellen, Punktlichtquellen) aus, die in der Realität nicht erfüllt sind. Wie die Erfahrung zeigt, ist es im allgemeinen nicht möglich, sichtbare Interferenzerscheinungen bei der Überlagerung von zwei Wellen zu erhalten, wenn diese von verschiedenen thermischen Lichtquellen bzw. von zwei verschiedenen Punkten einer ausgedehnten thermischen Lichtquelle emittiert werden. Der oft als kontinuierlich behandelte Vorgang der Lichtausstrahlung ist eigentlich eine Folge vieler kurzer Wellenzüge. Im Atom gehen die Elektronen durch Energiezufuhr in angeregte Zustände über. Die der Ausstrahlungsdauer entsprechende begrenzte Lebensdauer dieser Zustände von etwa 10−8 s führt zur Emission kurzer Wellenzüge von etwa 3 m Länge. Des Weiteren ist die Lichtausstrahlung verschiedener Punkte der thermischen Lichtquelle statistisch verteilt, und die Phasenbeziehungen zwischen je zwei aufeinander folgenden Wellenzügen ein- und derselben Punktquelle wechselt von Emissionsereignis zu Emissionsereignis in nicht vorhersehbarer Weise. Bei der vorherigen Diskussion wurde stillschweigend vorausgesetzt, dass die Differenz der Phasenkonstanten δ1 und δ2 über die Dauer der Beobachtungszeit tb konstant bleibt. Die von einer ausgedehnten Lichtquelle emittierten Wellen weisen jedoch weder räumlich noch zeitlich konstante Phasenbeziehungen auf. Als Folge davon überlagern sich während der Beobachtungszeit nacheinander viele Wellen mit statistisch wechselnden Phasenbeziehungen. Die resultierende Interferenzerscheinung ist also nicht stationär, sondern ändert in Intervallen von 10−8 s ihr Aussehen. Es wird die zeitlich gemittelte Intensität 1 hIitb = I1 + I2 + 2 I1 I2 tb p Z tb cos(∆φ)dt (30) 0 gemessen, wobei angenommen wird, dass die Amplituden der einzelnen Wellen im Verlauf von tb konstant sind. 14 Sind die Phasenbeziehungen der beteiligten Wellen derart, dass während der Beobachtungszeit sämtliche Phasendifferenzen zwischen 0 und 2N π gleich häufig vorkommen, so verschwindet der zeitliche Mittelwert der Größe cos(∆φ), und es wird lediglich die Summe der Einzelintensitäten I1 und I2 gemessen. Man kann somit nicht mehr von Interferenz sprechen, und die überlagerten Lichtquellen werden als inkohärent bezeichnet. Ist die Differenz (δ1 − δ2 ) jedoch konstant über die gesamte Beobachtungszeit, so werden die beteiligten Wellen als kohärent bezeichnet, um damit auszudrücken, dass zwischen beiden eine feste Phasenbeziehung besteht. In diesem Fall wird die gemessene Intensität tatsächlich durch Gleichung (30) beschrieben. Die von realen Lichtquellen emittierte Strahlung ist partiell kohärent, da strenge Inkohärenz bzw. strenge Kohärenz nur für das Licht unendlich ausgedehnter bzw. punktförmiger Lichtquellen zutrifft. Im Abschnitt 2.1.1 wurde die Interferenz monochromatischer Lichtwellen betrachtet, die von idealen Punktlichtquellen ausgehen. Diese Annahmen stellen natürlich Idealisierungen dar. Reale Lichtquellen sind stets leuchtende Flächen endlicher Ausdehnung. Fragt man nach der Lichtquellengröße, bei der der Kontrast der Interferenzstreifen noch ausreichend ist, so ergibt sich die Kohärenzbedingung, die besagt, dass das Produkt aus Lichtquellenbreite b und Beleuchtungsapertur sin α (2α ist der Öffnungs- bzw. Aperturwinkel) sehr klein gegen die halbe Wellenlänge der emittierten Strahlung sein muss. Obwohl die einzelnen Punktquellen Wellen mit statistisch verteilten Phasenbeziehungen aussenden, ist demnach eine bestimmte Ausdehnung der Lichtquelle für die Erzeugung von Interferenzen zulässig. Wellenzüge mit festen Phasenbeziehungen können durch Aufspaltung des Lichtes einer Lichtquelle in zwei oder mehrere Teilwellen erzeugt werden. Die kohärente Teilung kann nach einem der beiden folgenden Prinzipien geschehen: 1. Teilung der Amplitude Ein Interferometer, das auf dieser Methode beruht, ist das Michelson-Interferometer. 2. Teilung der Wellenfront Dieses Prinzip wird z.B. im Young-Interferometer verwendet. Man erhält so zwei Wellen, bei denen sich die Phase zwar sprunghaft und unregelmäßig, aber in gleicher Weise ändert. Der Term (δ1 − δ2 ) bleibt also konstant. Nach dem Durchlaufen verschiedener Wege, wodurch eine Phasendifferenz entsteht, werden die Teilwellen wieder vereinigt. Mit Hilfe des Fourierschen Integraltheorems lässt sich jedoch zeigen, dass die Wellenzüge auf Grund ihrer endlichen Länge Lk nur quasimonochromatisch sind. Sie besitzen eine endliche spektrale Bandbreite. Bei zunehmender optischer Wegdifferenz nimmt der Kontrast der Interferenz ab, da sich die phasenmäßig korrelierten Wellen nicht mehr überlagern. Der Gangunterschied, bei dem der Kontrast auf 1/e abgefallen ist, heißt Kohärenzlänge. 15 Das Michelson-Interferometer ermöglicht eine sehr einfache und schnelle Bestimmung der Kohärenzlänge. Sind die Wege der Teilwellen nahezu abgeglichen, so ist die Sichtbarkeit der Interferenzstreifen sehr gut. Bei Vergrößerung der optischen Wegdifferenz tritt eine merkliche Verschlechterung des Kontrastes ein. 2.2 Beugungstheorie 2.2.1 Fraunhofer-Beugung Es soll der Fall betrachtet werden, dass die Welle bei z = 0 auf ein ebenes Hindernis trifft. Dieses als dünn angenommene Objekt wird durch die komplexwertige Transmissionsfunktion τ (x, y) beschrieben. Das transmittierte Feld ist E t (x, y, z = 0) = τ (x, y)E i (x, y, z = 0). (31) Nach dem Huygens’schen Prinzip kann die weitere Ausbreitung durch die Annahme beschrieben werden, dass von jedem Punkt (x, y bei z = 0) der beugenden Struktur eine Kugelwelle ausgeht. Um die Feldamplitude an einem Ort (x0 , y 0 , z) hinter dem beugenden Objekt zu erhalten, muss daher über alle Kugelwellen summiert (integriert) werden. Der Fall der so genannten Fraunhofer-Näherung ist gegeben, wenn x2 + y 2 π λ z (32) für (x, y) und (x0 , y 0 ) erfüllt ist und das Objekt mit einer ebenen Welle beleuchtet wird. Dann gilt E(x0 , y 0 , z) = A(x0 , y 0 , z)F [E(x, y, 0)] (νx , νy ) mit A(x0 , y 0 , z) = eikz . iλz (33) Die Größen νx und νy werden, analog zu den Frequenzen der Fouriertransformation (oben geschrieben als F) zeitlicher Signale, als Raumfrequenzen bezeichnet. In der Fraunhofer-Beugung ist das Fernfeld damit durch die Fouriertransformierte des Feldes direkt hinter dem beugenden Objekt gegeben. Die Raumfrequenzen der beugenden Struktur erzeugen Wellen, die sich unter den Winkeln α und β 16 α ≈ tan α = x0 = λνx z β ≈ tan β = y0 = λνy z (34) ausbreiten. Das Fernfeld einer räumlichen Verteilung von Amplituden- oder Phasenwerten auf einem LCD (repräsentiert durch ein adressiertes Grauwertbild) kann daher durch eine Fouriertransformation berechnet werden. Mit Hilfe einer Linse kann das Fernfeld der Lichtausbreitung bereits in der Brennebene einer Linse erhalten werden. In der Optik entsteht also eine Fouriertransformation in natürlicher Weise bei der Ausbreitung des Lichtfeldes auf Grund von Beugung. Die Fouriertransformierte einer zweidimensionalen Objektverteilung F (νx , νy ) = F [f (x, y)] (νx , νy ) = Z ∞ Z ∞ f (x, y)e−2πi(νx x+νy y) dxdy (35) −∞ −∞ kann als Funktion der Raumfrequenzen direkt beobachtet werden, welche mit den Beugungsordnungen übereinstimmen. Diese räumlichen Frequenzen können dann z.B. gefiltert und damit manipuliert werden. Die Fourierfilterung ist eine passive parallele Bildverarbeitung in Lichtgeschwindigkeit (siehe auch Versuch Optische Fouriertransformation). 2.3 Beugung an räumlich periodischen Objekten Räumlich periodische Objekte, die in der Optik oft als Gitter bezeichnet werden, weisen ein diskretisiertes Fernfeldbeugungsmuster auf, im Gegensatz zum räumlich kontinuierlichen Beugungsmuster räumlich aperiodischer Objekte. Dies liegt am Raumfrequenzspektrum periodischer Objekte, welches aus diskreten Frequenzen besteht. 2.3.1 Beugungsordnungen im Fraunhofer-Beugungsbild Für ein eindimensionales periodisches Objekt mit räumlicher Periodizität g ist jede diskrete Raumfrequenz des Beugungsobjektes dabei ein Vielfaches der Grundfrequenz 1/g und erzeugt bei Beleuchtung mit monochromatischem Licht ein Maximum im Fernfeld, eine so genannte Beugungsordnung. Für periodische Beugungsobjekte kann das Fourierintegral der Transmissionsfunktion zu einer Fourierreihe vereinfacht werden. Die Fourierkoeffizienten Al,m , welche die komplexwertigen Amplituden der gebeugten Wellen beschreiben, sind für ein zweidimensionales Objekt mit 17 ortsabhängiger komplexwertiger Transmissionsfunktion τ (x, y) und räumlichen Periodizitäten gx und gy gegeben durch Al,m Ain = gx gy Z gx Z gy 0 0 l m τ (x, y) exp −2πi x+ y gx gy !! dxdy. (36) Die komplexwertige Transmissionsfunktion τ (x, y) = ρ(x, y) exp(iφ(x, y)) erfasst dabei die Veränderungen der Welle in Bezug auf Amplitude und Phase bei Transmission durch das Beugungsobjekt. Für ein eindimensionales periodisches Objekt vereinfacht sich die Amplitude zu Al = Ain g Z g 0 l τ (x) exp −2πi x dx. g (37) In dieser Formel ist das beugende Objekt durch eine komplexwertige Transmissionsfunktion τ (x) gegeben, die nur von einer räumlichen Koordinate (in diesem Falle x) abhängt. Solche bezüglich einer Raumrichtung (in diesem Falle y) konstante Beugungsobjekte bezeichnet man als lineare Gitter. Eine solche Transmissionsfunktion τ (x) kann beispielsweise einen sinusoidalen Verlauf haben. Dieser Fall tritt z.B. bei der holographischen Aufnahme eines Beugungsgitters mittels einer Zwei-Wellen-Interferenz auf (siehe Abschnitt 2.1). Die Transmissionsfunktion kann innerhalb eines vorgegebenen Intervalls jeden Wert annehmen. 2.3.2 Fraunhofer-Beugung an linearen binären Gittern Die möglichen Werte der Transmissionsfunktion eines adressierten LCDs sind auf 256 verschiedene Werte beschränkt, da die Ansteuerung über einen der drei 8-bit tiefen Farbkanäle eines VGASignals erfolgt. Das einfachste Beispiel der Diskretisierung der Transmissionsfunktion ist natürlich ein Signal, das aus nur zwei verschiedenen Werten besteht (binäres optisches Element). Für lineare Gitter ergibt sich die Möglichkeit, das Gitter mithilfe der sprunghaften Übergänge zwischen den einzelnen Transmissionswerten τ1 und τ2 , den so genannten Transitionspunkten, zu beschreiben. Betrachten wir im Folgenden ein einfaches lineares binäres Gitter mit nur zwei Transitionspunkten (siehe Abbildung 6). Für eine Gitterperiode g gibt es im Grunde nur einen freien Transitionspunkt der im Folgenden als x1 bezeichnet werden soll. Es ergibt sich die allgemeine Transmissionsfunktion ( τ (x) = τ1 τ2 für für 18 0 ≤ x ≤ x1 . x1 ≤ x ≤ g (38) Figure 6: Binäres Gitter mit zwei Transitionspunkten. Mit dieser folgt für die Feldstärken x1 (τ2 − τ1 ) g A0 = Ain · τ2 − (39) und l iAin (τ2 − τ1 ) 1 − exp −i2π x1 Al = 2πl g . (40) Energiegrößen wie z.B. Intensität und Lichtleistung sind proportional zum Betragsquadrat A · A∗ der komplexwertigen Amplitude A. Die Beugungseffizienz η wird als Verhältnis zwischen Energiegrößen definiert, daher ergibt sich ηl = Al · A∗l . Ain · A∗in (41) Die Beugungseffizienzen in Abhängigkeit von x1 ergeben sich dann zu: (τ2 − τ1 ) 2x1 (τ1 + τ2 ) 2 1− + η0 = 2 g 2 (42) und x1 |τ2 − τ1 |2 ηl = · sin2 πl 2 2 π l g 19 (43) für l = 6 0. Die Beugungseffizienzen der einzelnen Ordnungen weisen somit eine charakteristische Hüllkurve der Form sinc2 (πlx1 /g) auf, welche nicht von den einzelnen Transmissionswerten τ1 und τ2 abhängt. Dies bedeutet beispielsweise, dass bei einem Transitionspunkt bei x1 = g/k alle Beugungsordnungen l = nk verschwinden, nicht allerdings die nullte Ordnung. Ein Gitter mit einem Verhältnis der Strukturbreiten von 1:1 (also x1 = g/2) weist aus diesem Grunde nur ungeradzahlige Beugungsordnungen auf. In Abhängigkeit von den Amplituden ρ1 , ρ2 und Phasen φ1 , φ2 der beiden Transmissionswerte τ1 und τ2 kann die Transmissionsfunktion eines solchen Gitters geschrieben werden als ( τ (x) = ρ1 exp(iφ1 ) für ρ2 exp(iφ2 ) für 0 ≤ x ≤ g2 g 2 ≤x≤g (44) und man erhält die Feldstärke in der nullten Beugungsordnung A0 nach Ausführung des Integrals in Gleichung (37) als A0 = Ain (ρ1 exp(iφ1 ) + ρ2 exp(iφ2 )) 2 (45) und für m = 2k + 1 die Feldstärke in der l-ten Beugungsordnung Al als Al = iAin (ρ2 exp(iφ2 ) + ρ1 exp(iφ1 )) . πl (46) Mit der Phasendifferenz ∆φ = φ1 −φ2 folgt für die Beugungseffizienz in den Beugungsordnungen η0 = ηl = i 1h 2 ρ1 + ρ22 + 2ρ1 ρ2 cos(∆φ) , 4 i 1 h 2 2 ρ + ρ − 2ρ ρ cos(∆φ) 1 2 1 2 π 2 l2 für (47) (l 6= 0). (48) Die Beugungseffizienzen in den Beugungsordnungen sind unabhängig von der Gitterkonstante g. Mittels der Einstellung der Grauwerte des adressierten Binärgitters werden die Amplituden ρ1 , ρ2 und die relativen Phasen φ1 , φ2 eingestellt. 20 2.3.3 Beugungswinkel der Ordnungen Wenn die räumliche Periodizität, oft Gitterperiode genannt, mit g bezeichnet wird, lassen sich die Beugungswinkel αl aus der Gittergleichung g(sin(θ + αl ) − sin θ) = l · λ (49) herleiten, in der θ den Einfallswinkel des Lichts bezeichnet. Für senkrecht einfallendes Licht ist θ = 0, und die Gleichung vereinfacht sich zu g sin αl = l · λ. (50) Es lässt sich zeigen, dass diese Gleichung völlig äquivalent unter Verwendung der x-Komponenten des Wellenvektors k der einfallenden und k0 der gebeugten Welle geschrieben werden kann, man erhält kx0 = kx + l · 2π = kx + l · kg , g (51) wobei hier kg den Betrag des Wellenvektors des Gitters bezeichnet. Analog kann man die räumliche Gitterfrequenz νg einführen und erhält für die Raumfrequenzen der gebeugten Wellen den ganz ähnlichen Zusammenhang νx0 = νx + l · 1 = νx + l · νg . g (52) Die Schreibweise in den Gitterfrequenzen oder Wellenvektoren ist vorteilhaft, wenn es darum geht, die Lichtausbreitungsrichtungen bzw. Beugungswinkel an Gittern mit Periodizitäten in zwei Raumrichtungen zu berechnen. Für den Wellenvektor der gebeugten Welle beispielsweise werden in den beiden Raumrichtungen senkrecht zur Lichtausbreitung jeweils die Bedingung(en) gemäß Gleichung (51) erfüllt, und die fehlende Bedingung ergibt sich dann aus dem ja durch die Wellenlänge feststehenden Betrag des Wellenvektors. 2.4 Anwendungen der Fourieroptik Von den zahlreichen denkbaren Anwendungen der Fourieroptik soll hier nur auf das Beispiele der numerischen Berechnung diffraktiver Elemente eingegangen werden. 21 2.4.1 Berechnung diffraktiver Elemente Für ein gewünschtes Beugungsbild lässt sich durch die Lösung des inversen Beugungsproblems eine beugende Struktur berechnen und diese mit geeigneten Mikrostrukturierungsmethoden herstellen. Das Ergebnis ist ein diffraktives optisches Element (DOE), das bei Beleuchtung mit einer kohärenten Lichtquelle das gewünschte Bild im Fernfeld rekonstruiert, d.h. durch Beugung und Interferenz erzeugt. Mit DOEs lassen sich, mit gewissen Einschränkungen, somit klassische optische Elemente, wie Linsen, Strahlteiler, Prismen und auch strahlformende Elemente nachbilden. Darüber hinaus können auch kompliziertere Elemente wie zum Beispiel Multifokuslinsen erzeugt werden. Für viele Anwendungen ist die Unterdrückung der nullten Beugungsordnung sowie ungewünschter höherer Beugungsordnungen eine Herausforderung. DOEs weisen starke chromatische Aberrationen auf und die Beugungseffizienz ist begrenzt. Dennoch haben DOEs bereits viele Anwendungen gefunden, besonders wenn Raum- und Platzbedarf eine wesentliche Rolle spielen, oder die optische Funktion mit anderen Elementen gar nicht realisiert werden kann. Im Rahmen dieses Versuches werden abschließend exemplarisch beliebige diffraktive Elemente generiert und qualitativ untersucht. Dies veranschaulicht insbesondere die Vorteile dynamisch veränderbarer Strukturen. 3 Sicherheitshinweise Der in dem Versuch verwendete Laser hat die Laserklasse 3B, daher sind spezielle Laserschutzmaßnahmen notwendig. Die Strahlung des Lasers ist für das menschliche Auge bei direktem und auch bei indirektem Strahlungseinfall gefährlich. Niemals direkt in den Laserstrahl blicken. Reflektierende Objekte wie z.B. Uhren und Ringe sind abzulegen. Während der Versuchsdurchführung müssen die Laserschutzbrillen getragen werden. 4 Versuchsdurchführung Materialien: • LC-Display – Aktive Fläche: 26, 6 mm × 20, 0 mm, Bildpunktzahl: 832 px × 624 px, Pixelabstand: 32 µm • Laserdiode: 22 – Wellenlänge: 650 nm, Leistung: 8 mW, Laserklasse: 3B • Polarisator & Analysator • diverse Linsen • Kamera • Schirm • Leistungsmessgerät Figure 7: Mögliche Anordnung der optischen Komponenten, wie sie typischerweise während der Versuchsdurchführung auftritt. Ähnliche Aufbauten werden je nach Versuchsabschnitt realisiert, indem Komponenten entfernt, hinzugefügt oder umgestellt werden. 4.1 Amplitudenmodulation und Projektion Um einheitlich die notwendigen Einstellungen im Setup zu treffen, legen wir folgende (willkürliche, aber typische) Konvention für das Koordinatensystem fest: Die Ausbreitungsrichtung des Lichtfeldes erfolgt entlang der positiven z-Achse. Im Linkssystem zeigt die x-Achse parallel zur langen Seite des Modulators und die y-Achse steht senkrecht dazu. Angaben von Winkeln erfolgen mit Blick entlang der positiven z-Achse, ausgehend von der x-Achse ϑ = 0◦ im mathematisch positiven Drehsinn (gegen den Uhrzeigersinn). 4.1.1 Winkelverteilung von linear polarisiertem Licht 1. Bauen Sie den Laser so ein, dass seine Strahlachse entlang der Schiene zeigt. Viele Laser sind so gebaut, dass sie linear polarisiertes Licht emittieren. 23 2. Der Strahl passiert zunächst einen Analysator mit Winkel ϑ zur x-Achse. 3. Eine geeignete Linse fokussiert den Strahl auf das Intensitätsmessgerät. 4. Variieren Sie ϑ in 10◦ Schritten und nehmen Sie die transmittierte Intensität I auf. 5. Stellen Sie den Verlauf der Intensität I in Abhängigkeit des Drehwinkels ϑ graphisch dar. 6. Passen Sie eine geeignete Funktion an die Messwerte an und diskutieren Ihre Ergebnisse im Kontext des Gesetzes von Malus. 7. Geben Sie ausserdem den erreichten Kontrast an. 4.1.2 Vorbereitungen zur optimierten Funktion des LC-Modulators 1. Alle optischen Elemente außer dem Laser werden entfernt. Kollimieren2 Sie den Laserstrahl indem der Abstand der vor dem Laser geschraubten Linse entsprechend justiert wird. 2. Der LC-Modulator weißt den höchsten Kontrast bei einer Eingangspolarisation/AnalysatorStellung von −45◦ / − 135◦ auf. Da durch den vorherigen Versuchsabschnitt 4.1.1 der Winkel des linear polarisierten Laserstrahls bekannt ist, wird der Laser in seiner Halterung so rotiert, dass er anschließend auf −45◦ steht. Dazu kann temporär ein Polarisator in den Strahlengang eingebaut werden und die transmittierte Intensität beobachtet werden. 3. Anschließend wird der LC-Modulator eingebaut, gefolgt vom Analysator ϑ = −135◦ und der Kamera. 4. Mit Hilfe der OptiXplorer Software wird die eine Hälfte des Displays schwarz (0), die andere Hälfte weiß (255) angesteuert (Horizontally Divided Screen). Mit einer Kamera kann das auf dem LC-Modulator gezeigte Bild beobachtet werden. 5. Anschließend vergewissern Sie sich (ohne Linse, Intensitätsmessgerät, aber mit Horizontally Divided Screen) durch qualitative Analyse der Kameraaufnahmen, dass der Kontrast variiert wird, wenn der Analysator um weitere 45◦ /90◦ /135◦ gedreht wird und bei einem Winkel von 90◦ ein invertiertes Bild gezeigt wird. Nehmen Sie Bilder in allen vier Winkelstellungen des Analysators auf. 6. Zur Bestimmung des Kontrastes wird die Intensität gemessen. Für diesen Punkt bauen Sie eine Linse in den Strahlengang ein und verwenden anstelle der Kamera das Intensitätsmessgerät in der Fokusebene. Wählen Sie den Blank Screen jeweils mit den Grauwerten 0 und 255 anstelle des Horizontally Divided Screen und führen Sie zwei Intensitätsmessungen durch. 7. Beschreiben und erklären Sie die Optimierung des Kontrastes bei der Verwendung des LC-Modulators als Amplitudenmodulator und nutzen Sie in den folgenden Versuchsteilen die optimale Konfiguration. 2 Ein kollimierter Laserstrahl zeichnet sich dadurch aus, dass er während seiner Propagation weder divergiert noch fokussiert. Diese ebene Welle weist also für alle Distanzen die gleiche transversale Ausdehnung auf und besitzt eine ebene Phasenfront. 24 4.1.3 Pixelgröße des LC-Displays Die Pixelgröße des LC-Displays lässt sich aus dem geometrischen Abbildungsmaßstab und einem Bild eines rechteckigen Objekts, welches mit einer bekannten Pixelzahl auf dem Bildschirm/Display vorgegeben wird, bestimmen (geometrische Optik). Die Brennweite der verwendeten Linsen muss bekannt sein. 1. Ein weißes Bild mit einem 200 × 200 Pixel großem schwarzem Quadrat in der Mitte wird auf dem LC-Display adressiert. Die Größe G des schwarzen Quadrats auf dem LC-Display ergibt sich dann direkt aus der Bildgröße B, der Bildweite b und der Brennweite f der hinteren Linse, die so eingebaut wird, dass der LC-Modulator in ihrer Brennebene steht: G= B b/f − 1 (53) 2. Verwenden Sie eine geeignete Linse und bestimmen in ausreichendem Abstand zum Brennpunkt die Bildgröße B auf einem Schirm mit einem Lineal. 3. Schätzen Sie die Messungenauigkeit ∆G und den daraus resultierenden Wert der Pixelgröße sinnvoll ab. 4.1.4 Zusammenhang zwischen Grauwert und Polarisationszustand 1. Stellen sie 6 verschiedene Grauwerte [250, 200, 150, 100, 50, 0] auf dem Display dar, und suchen sie mit Analysator und Intensitätsmessgerät in der Fokusebene einer geeigneten Linse die Winkel ϑi der maximalen Intensität. Notieren Sie sich für jeden Grauwert ebenfalls die maximale und minimale Intensität. 2. Erklären sie den Zusammenhang zwischen Grauwert und Drehwinkel. Wie ist die Ausrichtung der Flüssigkristalle im LC-Modulator ohne angelegte Spannung? 3. Stellen Sie für mindestens 3 der Grauwerte (z.B. [250, 150, 0]) in Polarkoordinaten die Exzentrizität des Lichts dar: Die graphische Darstellung erfolgt in parametrischer Form als Ellipse. Die maximale gemessene Intensität entspricht der großen Halbachse a der Ellipse, die minimale entspricht der kleinen Halbachse b. Der Winkel der Analysatorstellung für das Maximum ist der Winkel ϑi , um den die Hauptachse zur x-Achse verdreht ist. 4.2 LC-Modulator als DOE Wird der Lichtmodulator mit einer kohärenten Lichtquelle beleuchtet, so erkennt man hinter dem Display Beugungserscheinungen, ähnlich denen, die hinter einem konventionellen optischen Gitter auftreten. Man kann bereits das unadressierte Display als optisches Gitter betrachten. Diese Beugungserscheinungen erzeugen bei einer kollimierten Lichtquelle ein Beugungsbild 25 im Unendlichen. Eine Fourierlinse bildet das Beugungsbild in ihre hintere Brennebene ab. Das Beugungsbild lässt Rückschlüsse auf die Eigenschaften des Gitters zu. Es kann z.B. der Pixelabstand des Displays bestimmt werden. 4.2.1 Berechnung der Pixelgröße 1. Die beugenden Eigenschaften des LC-Displays beruhen auf dem gepixelten Aufbau. Man kann es als Gitter betrachten, wobei die Pixelgröße der Gitterkonstanten g entspricht. Will man also die Größe eines einzelnen Pixels ermitteln, so muss nur die Gitterkonstante g ermittelt werden. Es gilt: g · sin(α) = m · λ mit m ∈ Z. (54) 2. Aufbau: kollimierter Laser, unadressierter LC-Modulator und Analysator in optimaler Konfiguration, Linse (Brennweite f ), Schirm. 3. Bilden Sie den in der negativen Fokusebene stehenden LC-Modulator auf den in der positiven Fokusbene befindlichen Schirm ab und bestimmen Sie den Abstand d zweier gleicher höherer Ordnungen zueinander sowie daraus die Gitterkonstante g. Der Winkel α ist gegeben durch tan(d/2f ) ≈ d/(2f ). Vergleichen Sie die hier bestimmte Pixelgröße mit Ihrem Ergebnis von Abschnitt 4.1.3 und den Angaben in der Materialbeschreibung. 4.2.2 Intensitätsverteilung in den Beugungsordnungen des unadressierten Displays Es soll die Intensität in den einzelnen Beugungsordnungen in horizontaler und in vertikaler Richtung bestimmt werden. Aus den Ergebnissen soll auf den Füllfaktor der LCD-Zellen geschlossen werden. Die beobachteten horizontalen Beugungsordnungen haben ihre Ursache in periodischen Strukturierungen der Pixel in vertikaler Richtung. Entsprechend entstehen die vertikalen Beugungsordnungen durch periodische Strukturen in horizontaler Richtung. 1. Um den Aufbau möglichst einfach zu halten, wird die Aufweitungsoptik des Lasermoduls zum fokussieren genutzt. Befindet sich der Lichtmodulator direkt vor dem Lasermodul, so können in etwa 70 − 90 cm Abstand die Ordnungen, räumlich ausreichend voneinander getrennt, beobachtet werden. Messen Sie mit dem Intensitätsmessgerät in der Fokusebene jeweils die 11 Intensitätswerte der Ordnungen 0 − 10 sowohl in horizontaler, als auch in vertikaler Richtung und stellen diese graphisch dar. 2. Warum gibt es eine Untermodulation in den dargestellten Messwerten? Ein einzelnes Pixel des Displays besteht aus einem transparenten Teil und der lichtundurchlässigen Steuerelektronik. Bestimmen Sie den duty cycle, also das Verhältnis zwischen transparentem 26 und lichtundurchlässigem Teil, anhand der Intensitätsmodulation. Schätzen Sie grob den Füllfaktor3 für den Transparenten Teil einer Displayzelle ab. 4.2.3 Aufnahme von verschiedenen Beugungsbildern mittels der Kamera 1. Aufbau: kollimierter Laser, LC-Modulator und Analysator in optimaler Konfiguration, Linse, Kamera in der Fokusebene. 2. Nehmen sie einige Beugungsbilder verschiedener DOEs auf: Einzelspalt, Doppelspalt, Gitter, davon mindestens ein DOE doppelt aufnehmen, mit verschiedenen Strukturgrößen. 3. Was ist zu beobachten? Was ändert sich für verschiedene Strukturgrößen und wieso? 4. Für ein Gitter Ihrer Wahl: Messen Sie die Intensität des 0. und 1. Beugungsmaximums bei verschiedenen Grauwerten und bestimmen Sie den Beugungswirkungsgrad. Dazu wird die Linse temporär aus dem Setup entfernt, der Strahl mit Linse am Laser auf einen Punkt in etwa (1 ± 0, 5) m Enfernung fokussiert und die Intensitäten der Beugungsordnungen gemessen. Stellen Sie dafür ein Gitter mit möglichst kleiner Periodizität im Realraum her, damit die Trennung der Beugungsordnungen im Fourierraum möglichst groß ist. Eine mögliche Definition des Beugungswirkungsgrads ist η = I1.max /I0.max . 5. Warum kann ein LC-Modulator Beugungsbilder erzeugen? 4.3 Computergenerierte Hologramme (CGHs) Mit Hilfe der OptiXplorer Software können computergenerierte Hologramme erstellt werden. An ihnen sollen die Vorteile dynamisch veränderbarer Strukturen gezeigt werden. Die Hologramme sollen mit Linsenfunktion der Software verändert werden. Es sollen die optischen Parameter dieser diffraktiven Elemente bestimmt werden. 4.3.1 Brennweite der diffraktiven Linse 1. Aufbau: kollimierter Laser, LC-Modulator, Analysator, Linse, Kamera. 2. Mit Hilfe der Software wird ein DOE erzeugt. Im einfachsten Fall kann das ein homogenes Grauwertbild, also ein Blank Screen sein. Über die Funktionsleiste am rechten Rand wird eine Linsenphasenfunktion hinzuaddiert (Fresnel-Zonenplatte). Es wird der Fokus gesucht und die Brennweite bestimmt. 3. Machen Sie sich durch die Wahl von 4 verschiedenen Linsenphasen [100, 75, 50, 25] damit vertraut, wie computergenerierte Hologramme z.B. als Linsen verschiedener Brennweiten agieren können. Wählen Sie die erste Position des neuen künstlichen Fokus die exisiert, 3 Der Füllfaktor ist das Verhältnis aus der transparenten Fläche eines Pixels zur gesamten Fläche des Pixels. Das Pixel ist quadratisch, mit Seitenlänge g, die jedoch zur Auswertung nicht benötigt wird. 27 wenn man sich von der typischen Fokusposition bei einem Blank Screen ohne Linsenphasenfunktion weg bewegt. Beachten Sie, dass in der entsprechenden Fokusebene viele Foki aufgrund der Pixelierung des SLMs auftauchen. Dokumentieren Sie in einer kurzen Tabelle die Linsenphase und die Brennweite und beschreiben Sie lediglich die auftretende Proportionalität. 4.3.2 Berechnung beliebiger diffraktiver optischer Elemente als CGH 1. Mit Hilfe der OptiXplorer Software lassen sich aus beliebigen Bildern diffraktive optische Elemente erzeugen. Es kommt hierbei ein Iterativer Fourier-Transformations-Algorithmus (IFTA) zum Einsatz. 2. Erzeugen Sie mit der Software OptiXplorer mind. ein eigenes Hologramm und dokumentieren Sie dieses. Wählen Sie dazu Ihr Bild mit einem Klick auf ’Open Image File’ aus. Der Ordner ’Sample DOEs’ beinhaltet Beispielbilder. Natürlich können Sie auch zügig ein eigenes Bild entwerfen (z.B. mit Photoshop). Nach Wahl des Bildes in der richtigen Auflösung können Sie durch einen Klick auf ’Generate CGH’ den Algorithmus mit den vorgegebenen Standardparametern ausführen. 3. Hinweise: Das Programm nimmt nur Bitmap-Bilder mit 200 × 200 Pixel an. Die darzustellenden Bilder sollten weiß auf schwarzem Grund sein, da sich dann die Hologramme am besten erkennen lassen. Die Darstellungsqualität der Hologramme ist nicht besonders gut, daher beschränken Sie sich auf Buchstaben oder einfache Grafiken mit gutem Kontrast. 4.3.3 Darstellung zweier DOEs auf einem Bildschirm 1. Als Abschluss ein kurzer Versuch mit qualitativer Beschreibung. Es werden zwei verschiedene DOEs nebeneinander jeweils auf einer Hälfte des Displays dargestellt. Am einfachsten ist dies durch zwei Vollbilddarstellungen von DOEs zu erreichen, deren Fenster in der Breite halbiert werden. 2. Beschreiben und dokumentieren Sie qualitativ, was Sie als Beugungsbild erhalten. Diskutieren Sie die physikalisch zugrundeliegenden Effekte. 3. Wie unterschiede sich z.B. das Beugungsbild eines statisch auf einer dünne Glasplatte aufgeprägten Hologramms, wenn diese in zwei Hälften zerbricht und nur noch eine Hälfte ausgelesen wird von dem Beugungsbild des vollständigen Hologramms? References [1] HOLOEYE Photonics AG. OptiXplorer. Holoeye.com/optics-education-kit/. 2007. [2] www.merck-performance materials.de/. Stand 12. Oktober 2015. 28