Übungen Physik VI (Kerne und Teilchen) Sommersemester 2008 Übungsblatt Nr. 10 Bearbeitung bis 10.07.2008 Aufgabe 1: SU(2)-Symmetrie (5 Punkte) Die Darstellung von Spins in einem Spin-1/2-System durch zweidimensionale Spinoren kann analog auf das Isospindublett aus u- und d-Quark übertragen werden: u-Quark = 1 0 ! (Isospin up) d-Quark = 0 1 ! (Isospin down) Durch eine SU(2)-Transformation kann z.B. ein u-Quark in ein d-Quark umgewandelt werden oder umgekehrt. Da der Isospin in der starken Wechselwirkung erhalten ist, hat eine solche Transformation keine Auswirkungen auf diese Wechselwirkung. Dies gilt für alle möglichen SU(2)-Transformationen im dreidimensionalen Isospinraum. Diese Transformationen U, die U + U = UU + = 1 und det U = 1 erfüllen müssen, sind durch folgende Formel gegeben: 1 θ θ U = exp iθn̂ · τ = 1 cos + in̂ · τ sin 2 2 2 Dabei ist 1 die Einheitsmatrix, θ der Drehwinkel, n̂ ein dreidimensionaler Einheitsvektor, der die Drehachse im Isospinraum angibt, und τ ein Vektor von drei 2 × 2Matrizen: τ1 τ = τ2 τ3 τ1 = 0 1 1 0 ! τ2 = 0 −i i 0 ! τ3 = 1 0 0 −1 ! ! u Durch eine solche SU(2)-Transformation wird ein beliebiger Isospinor mit der d Isospin-up-Komponente u und der Isospin-down-Komponente d überführt in einen ! u′ : im Isospinraum gedrehten Isospinor d′ u′ d′ ! =U· u d ! a) Bestimmen Sie die Matrizen U1 , U2 und U3 für die Rotation um die drei Achsen im Isospinraum (n1 = (1, 0, ! 0), n2 = (0, 1, 0), n3 = (0, 0, 1)) und wenden Sie u diese auf den Isospinor an. d 1 b) Zeigen Sie, dass für Antiquarks dieselben Transformationsmatrizen U verwen! ¯ d det werden können, wenn man das Isospindublett als definiert1 : −ū d¯′ −ū′ ! =U· d¯ −ū ! Wenden Sie dazu die Ladungskonjugation (u → ū, d → d¯ und ! komplex konjuu gieren) auf den um U1 , U2 bzw. U3 gedrehten Spinor aus dem vorigen d Aufgabenteil an, und vergleichen ! Sie diese Spinoren mit den um U1 , U2 bzw. d¯ U3 gedrehten Spinoren . −ū ¯ ein Isospin-Singulett ist, indem c) Zeigen Sie, dass das ω-Meson ( √12 (uū + dd)) Sie die Invarianz unter Rotation um jede der drei Achsen zeigen. Was ändert sich an der Argumentation, wenn man statt des ω-Mesons die η-Mesonen betrachtet? Wie wirken sich Isospin-Transformationen auf das φ-Meson aus? d) Drehen Sie das π + -Meson (ud̄) im Isospinraum um 90◦ bzw. 180◦ einmal um die erste und einmal um die zweite Achse (U1 (90◦ )π + , U1 (180◦ )π + , U2 (90◦ )π + , U2 (180◦ )π + ). Welche Zustände erhalten Sie? e) Die Auf- und Absteigeoperatoren, die die I3 -Komponente eines Zustandes um eins erhöhen bzw. erniedrigen, sind gegeben durch: 1 I± = (τ1 ± iτ2 ) 2 Schreiben Sie die beiden Operatoren als Matrix, und ermitteln Sie wie sie ¯ auf u-, d-, ū- und d-Quarks wirken. Zeigen Sie mit Hilfe der Auf- und Absteigeoperatoren, dass das ω-Meson ein Isospin-Singulett und die Pionen ein Isospin-Triplett bilden. (Beachten Sie, dass nach der Produktregel I± q q̄ = (I± q)q̄ + q(I± q̄) ist.) Wie sehen Isospin-Singulett und -Triplett aus, wenn man statt eines Systems aus Quark und Antiquark (2 × 2̄-Gruppe) ein System aus zwei Quarks hat (2 × 2-Gruppe)? 1 Bei der Ladungskonjugation ändern die additiven Quatenzahlen ihr Vorzeichen, d.h. I3 (ū) = ¯ = +1/2 (Isospin up) −1/2 (Isospin down) und I3 (d) 2 Aufgabe 2: Deuteron-Wellenfunktion (3 Punkte) Näherungsweise kann das Potential von Proton und Neutron im Deuteron durch ein zentralsymmetrisches Kastenpotential der Tiefe −V0 und Radius r0 ≈ 1.4 fm beschrieben werden: ( −V0 für r < r0 V (r) = 0 für r > r0 Betrachten Sie die radiale Schrödingergleichung für den Grundzustand (l = 0) des Deuterons: d2 u 2m u(r) 0 ψ(~r) = + 2 (E − V )u = 0 Y 2 dr r 0 h̄ Was muss hier als Masse m eingestezt werden? Lösen Sie die Gleichung für r < r0 und r > r0 unter den Randbedingungen u(r = 0) = 0 und u(r → ∞) = 0 und benutzen Sie die Stetigkeitsbedingung für die Wellenfunktion und deren Ableitung, um die Tiefe des Potentials abzuschätzen. Gehen Sie von der Näherung aus, dass die Bindungsenergie B = 2.25 MeV viel kleiner als V0 ist. Ist diese Näherung gerechtfertigt? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Nukleonen bei einem Radius r < r0 aufhalten? 3