Übungen zur Einführung in die Algebraische Geometrie II Uni Frankfurt, SS 2008 Blatt 1, 11. April Prof. Dr. A. Werner Dipl.-Math. M. Häbich Lokalisierung von Moduln Für dieses Übungsblatt benötigen wir das Konzept der Lokalisierung eines Moduls, das die Lokalisierung eines Rings auf die naheliegende Weise verallgemeinert: Seien A ein Ring, M ein A-Modul und S eine multiplikative Teilmenge von A. Wir setzen S −1 M als Menge der formalen Brüche nm o S −1 M := : m ∈ M, s ∈ S , s 0 m 0 0 wobei m s = s0 sein soll genau dann, wenn ein t ∈ S existiert mit t(s m − sm ) = 0. Wir definieren auf n tm+sn m −1 S M eine Addition vermöge s + t := st und eine Multiplikation mit Skalaren aus S −1 A vermöge a m am s · t := st . Man überzeugt sich wie für die Lokalisierung von Ringen leicht davon, dass diese Verknüpfungen wohldefiniert sind und aus S −1 M einen S −1 A-Modul machen. [Wirklich? Versuchen Sie’s!] Über den natürlichen Ringhomomorphismus A → S −1 A wird S −1 M so auch zu einem A-Modul; meist interessiert uns jedoch die S −1 A-Modul-Struktur von S −1 M . Aufgabe 1: Nilpotenz, Reduziertheit (i) Seien A ein Ring, S ⊆ A eine multiplikative Teilmenge. Dann gilt Nil(S −1 A) = S −1 (Nil A), wobei Nil das Nilradikal (also die Menge der nilpotenten Elemente) im jeweiligen Ring bezeichnet und S −1 die Lokalisierung nach S. [Nil A ist kein Ring und S im Allgemeinen keine Teilmenge von Nil A; welche Lokalisierung ist auf der rechten Seite also gemeint?] (ii) Zeigen Sie: Für einen Ring A und ein Ideal a ⊆ A gilt Spec A/a reduziert ⇐⇒ a = √ a. Aufgabe 2: Lokalisierung ist exakt Seien A ein Ring, S ⊆ A eine multiplikative Teilmenge. Zeigen Sie: (i) Sei ϕ : M → N ein Homomorphismus von A-Moduln. Dann ist die Abbildung S −1 ϕ : S −1 M → S −1 N, m ϕ(m) 7→ s s wohldefiniert und ein Homomorphismus von S −1 A-Moduln. (ii) Seien ϕ, S −1 ϕ wie oben. Dann ist ker S −1 ϕ = S −1 ker ϕ und im S −1 ϕ = S −1 im ϕ. (iii) Seien L ⊆ M A-Moduln. Dann ist S −1 (M/L) ∼ = (S −1 M )/(S −1 L) als S −1 A-Moduln. [Sie können diese Aussage direkt zeigen. Besser ist, Sie verwenden (ii)!] (iv) Ist ϕ ψ 0 −→ L −→ M −→ N −→ 0 eine kurze exakte Sequenz von A-Moduln (d. h. ϕ ist injektiv, ψ ist surjektiv, und es ist im ϕ = ker ψ), so ist die Sequenz S −1 ϕ S −1 ψ 0 −→ S −1 L −−→ S −1 M −−→ S −1 N −→ 0 eine kurze exakte Sequenz von S −1 A-Moduln. Ist ϕi−3 ϕi−2 ϕi−1 ϕi ϕi+1 · · · −→ Mi−2 −→ Mi−1 −→ Mi −→ Mi+1 −→ · · · Übungen zur Einführung in die Algebraische Geometrie II Uni Frankfurt, SS 2008 Blatt 1, 11. April Prof. Dr. A. Werner Dipl.-Math. M. Häbich eine lange exakte Sequenz (d. h. es ist im ϕi−1 = ker ϕi für alle i), so ist auch S −1 ϕi−3 S −1 ϕi−2 S −1 ϕi−1 ϕi S −1 ϕi+1 · · · −−→ S −1 Mi−2 −−→ S −1 Mi−1 −−→ S −1 Mi −−→ S −1 Mi+1 −−→ · · · eine lange exakte Sequenz. Aufgabe 3: Xf Sei X ein Schema und f ∈ OX (X). Wie in der Vorlesung sei Xf definiert als × Xf := {x ∈ X : fx ∈ OX,x }. Überzeugen Sie sich davon, dass Xf gerade die Menge der Punkte x in X ist, für die der sog. Keim von f in x, fx , nicht im maximalen Ideal mx des Halms OX,x liegt. (i) Zeigen Sie, dass Xf offen ist. Gehen Sie dazu wie folgt vor: Wählen Sie eine offene affine Überdeckung {Ui = Spec Ai }i von X und zeigen Sie, dass Ui ∩ Xf = D(f |Ui ) als spezielle offene Teilmenge von Ui = Spec Ai , also offen ist. [Warum genügt das?] (ii) Betrachten Sie nun die aus der Vorlesung bekannte Bedingung X besitzt eine endliche offene affine Überdeckung {Ui }i so, dass (?) alle Schnitte Ui ∩ Uj ebenfalls eine endliche offene affine Überde ckung besitzen. und zeigen Sie, dass (?) erfüllt ist, wenn X als topologischer Raum noethersch ist oder wenn X selbst affin ist. Im folgenden sei (?) erfüllt. [Seien Sie sich bewusst, wann Sie (?) auf welche Weise verwenden!] (iii) Sei a ∈ OX (X) so, dass a|Xf = 0 ist. Zeigen Sie, dass es eine natürliche Zahl n gibt, sodass f n a = 0 ist. [Tipp: Gehen Sie wie in (i) vor!] (iv) Sei b ∈ OX (Xf ). Zeigen Sie, dass für eine hinreichend große natürliche Zahl n es ein c ∈ OX (X) gibt, sodass c|Xf = f |nXf b ist. [Tipp: Sie müssen natürlich (iii) verwenden.] (v) Zeigen Sie, dass die Restriktionsabbildung resX,Xf : OX (X) → OX (Xf ) einen Homomorphismus (OX (X))f → OX (Xf ) induziert. Benutzen Sie dazu die universelle Eigenschaft der Lokalisierung (Lemma 6.2)! Zeigen und nutzen Sie ferner: Ist ein Schnitt lokal eine Einheit, so ist er auch global eine Einheit. Das bedeutet: Ist X ein topologischer Raum und F eine Garbe auf X, und ist f ∈ F (X) so, dass für einer offene Überdeckung {Ui }i von X f |Ui ∈ F (Ui )× ist, dann ist schon f ∈ F (X)× . [Tipp: Verkleben Sie Inverse!] (vi) Zeigen Sie: Der Homomorphismus aus (v) ist sogar ein Isomorphismus. Abgabe der schriftlichen Ausarbeitung nächsten Freitag in der Übung!