Jona und der Wal

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Die Geschichte des Propheten Jona einmal anders
Jona und der Wal
Eileen Spinelli (Text), Giuliano Ferri (Illustrationen), Katrin Göring-Eckardt (Übersetzung)
Gabriel Verlag, 2013
Bilderbücher über die Erzählung des biblischen Buches Jona gibt es viele, durchaus
auch neueren Datums. Wer aber die bekannte
Geschichte einmal aus einer anderen Perspektive vorlesen oder erzählen möchte,
kann auf dieses Bilderbuch zurückgreifen.
Hier ist es nämlich der Wal, aus dessen Sicht
wir den Auftrag des Jona miterleben. Oder,
mit dem Bilderbuch und durchaus nicht ohne
biblisches Fundament gefragt: Hat nicht der
Wal vielleicht sogar einen eigenen Auftrag
von Gott?
Nun hat sich inzwischen natürlich allgemein herumgesprochen, dass der Wal nur durch einen
Übersetzungsfehler überhaupt seinen Weg in die
Erzählung des Jona-Buches gefunden hat; im
hebräischen Originaltext ist es eigentlich ein
„grosser Fisch“, der den über Bord geworfenen
Propheten dem Ziel seines göttlichen Auftrags,
der Stadt Ninive, entgegentransportiert. Nun sind
Wale aber heute zu echten Sympathieträgern
und zu einem Faszinosum gerade für Kinder
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avanciert. Dies nutzt die Autorin Eileen Spinelli,
um der bekannten Jona-Erzählung eine ungewohnte, sympathische und für Kinder ansprechende Perspektive abzugewinnen.
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Und warum auch nicht? Auch der ebenfalls fehlübersetzte Apfel ist schliesslich aus der Bildwelt
zur Illustration biblischer Erzählungen, konkret
der Paradiesesgeschichte, nicht mehr wegzudenken und darf von daher durchaus auch seinen Ort in Bibelerzählungen für Kinder haben –
bleibt die eigentliche Stossrichtung der Geschichte doch von einem solchen Detail letztlich
unberührt.
Kann auch ein Wal einen
Auftrag von Gott haben?
Die mehrfach preisgekrönte Kinderbuchautorin
Eileen Spinelli greift in ihrer Interpretation des
Jona-Buches nur einen Teil von dessen vielschichtiger und komplexer Aussageabsicht auf,
nämlich die Frage nach dem Umgang mit einem
Auftrag Gottes. Im Gegensatz zu Jona zögert der
Wal nämlich nicht, sondern befolgt umgehend
Gottes Befehl, den über Bord geworfenen Jona
zu retten. Aber ihm stellt sich in den Tagen danach die unsichere Frage, was Gott weiter von
ihm erwartet. So durchlebt der Leserkreis mit
dem Wal die Situation, auf eine Weisung Gottes
zu hoffen und zu horchen, aber erst nach einer
Weile von dieser Unsicherheit erlöst zu werden.
Anstelle der fehlenden Elemente der Jonageschichte greift die Erzählerin weitere Facetten
auf, deren biblischer Rückhalt ausserhalb des
Buches Jona zu finden ist. Eröffnet wird die Erzählung nämlich mit einer Schilderung der
Schöpfung des Wales, die teils der Menschenschöpfung nachempfunden ist, teils den Geist
des Schöpfungspsalms 104 atmet: Gott, so die
Botschaft der ersten Seiten des Bilderbuchs,
sorgt für seine Geschöpfe und gibt ihnen alles,
was sie zu einem gelingenden und erfüllten Leben benötigen.
Welchen Fortgang der Auftrag des Jona in Ninive
nimmt, erfährt der Wal (und der Leserkreis) nicht
mehr; mit dem Transport des Propheten an die
Küste und dem Trost, den der Walgesang in einer
Situation der Angst und Unsicherheit spendet, ist
der Auftrag des Wals abgeschlossen. Das Buch
eignet sich also nicht dazu, eine komplette Einführung der Jonageschichte vorzunehmen. Sein
Fokus liegt stattdessen auf dem Aspekt der Mitgeschöpflichkeit der Tiere, die von dem fürsorglichen Schöpfer genauso bedacht werden wie der
Mensch und die ebenfalls eine Rolle in Gottes
Heilsplan spielen können. Diese Gedanken aber
werden – freilich in ungewohntem Rahmen – auf
sehr berührende, schöne Weise zum Ausdruck
gebracht.
Zielgruppe: Zyklus 1 und 2
Signatur: PHFR 222.6
Ein freier und durchaus ungewohnter
Umgang mit der Jonaerzählung – zugleich aber auch eine wunderbar illustrierte, kindgerechte Darstellung biblischer Schöpfungsspiritualität.
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