Geologischer Pfad Vieux-Emosson Emosson – Vieux-Emosson Emosson – Vieux-Emosson Geologischer Pfad Vieux-Emosson 12km 11.0 Route de Finhaut 1 km 10.0 0 Bel Oiseau Mont-Blanc 2628 m Express Barberine Giétroz 1944 m Pointe de la Finive 2837 m 9.0 Distanz : 12 km Gesamtsteigung : 880 m Gesamtabstieg : 880 m Wanderzeit : 5h Den folgenden Markierungen folgen: Auf dem Hinweg: Vieux-Emosson – «Site à empreintes» Auf dem Rückweg: Emosson über die Gorge de la Veudale 8.0 Chemin des cols alpins Balcon du Mont-Blanc Châtelard-Village C i 7.0 6.0 5.0 4.0 3.0 1.0 1830 Pavillon d’information C Cabane du Vieux-Emosson S 1950 RestaurantEd'Emosson 2070 V Verticalp Panneaux didactiques R 2190 Pointe de la Terrasse 2734 m Information touristique (haute saison) 2310 S Frontière Col de la Terrasse > Loriaz franco-suisse N i Fort W de La Madeleine 2430 E Aiguille du Charmoz Châtelard-Frontière 2655 m Wanderwege 100 m Altitude Vers Vallorcine-Chamonix W Zugang nur mit dem Zubringerbus (bus navette) i 0 N Geologischer Pfad Danger névé ! 2550 TVT TdR Fundstelle mit Fussabdrücken Grand Perron 2674 m Les Vallorbés Cheval Blanc 2830 m Natur-/Landschaftsschutz Aiguille du Van 2578 m Madeleine Six Jeur 2062 m Vers Trient Martigny 2.0 Pte de la Veudale La 2492 m i 1710 Distance 0 Vieux Emosson 2205 m V nach Finhaut P R Profile Tête du Grenairon 2720 m Nant de Drance Barrage d'Emosson 1930 m Der geologische Pfad Vieux-Emosson Dieser Lehrpfad wurde 1998 mit Unterstützung von Espace Mont-Blanc durch die Gemeinde Finhaut realisiert. Unter Mitwirkung des Muséum de Genève, sowie mit Unterstützung des Kantons Wallis und des Bundes, wurde er im Jahre 2015 völlig erneuert und ist einer der drei Pfade von Finhaut. Dabei handelt es sich um ein Lehrprojekt mit dem Zweck, die Geschichte und das Erbe der Gemeinde zu präsentieren. Nebst dem geologischen Pfad Vieux-Emosson (früher Sentier des Dinosaures genannt), zeigt der Balcon du Mont-Blanc die Natur des Berghanges zwischen Finhaut und Emosson, mit von Lawinenzügen zerteilten Wäldern, und der Pfad A Travers Finhaut beschreibt die Geschichte und die Entwicklung der Ortschaften Finhaut-Châtelard-Giétroz, Tourismus-Hochburg der Belle Epoque. Die Strecke, die Ihnen vorgeschlagen wird, ist durchgehend markiert und auf den Wanderkarten der Region eingezeichnet. Wir empfehlen Ihnen gute Wanderschuhe, eine geeignete Ausrüstung und Verpflegung. Es sei daran erinnert, dass sich die Witterungsverhältnisse in dieser Höhenlage zwischen 1’900 m und 2'500 m schnell ändern können. In der auf halber Strecke liegenden Berghütte Vieux-Emosson können Sie sich auch stärken. 01 Das Wasserkraftwerk Emosson 02 Das Wasserkraftwerk weist drei Staumauern auf, die zwischen 1920 und 1975 erbaut wurden. Die im Jahre 1925 eingeweihte Staumauer Barberine diente der Elektrifizierung des Netzes der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). Heute liegt sie 42 Meter unter dem Höchststand des Stausees Emosson und ist nur zu Sommerbeginn sichtbar. Bei der Erbauung der Staumauer Vieux-Emosson zwischen 1952 und 1955 wurde dieses Stauvolumen von 40 Millionen m3 Wasser um zusätzliche 12,5 Millionen m3 erhöht. Zu jener Zeit nahm das Projekt für den Bau eines grossen Stausees Gestalt an. Die Electricité d'Emosson SA wurde im Jahre 1954 gegründet. Nach langen Verhandlungen, namentlich in Bezug auf den Austausch von Gebieten zwischen der Schweiz und Frankreich (1967), wurde der Beschluss, die Staumauer Emosson zu erbauen, am 19. April 1967 gefasst, und die Arbeiten wurden noch im gleichen Jahr am 15. Juli begonnen. Das Bauwerk wurde am 1. Oktober 1976 eingeweiht. Die Bogenstaumauer mit einer maximalen Höhe von 180 Metern und einer Kronenlänge von 554 Metern kann 225 Millionen m3 Wasser fassen. Das Projekt Nant de Drance Von 2008 bis 2018 werden gewaltige Bauarbeiten unternommen, um zwischen den Staumauern Vieux-Emosson und Emosson ein unterirdisches Kraftwerk zu bauen. Das reversibel ausgelegte Kraftwerk ermöglicht es, das Wasser zu turbinieren und es anschliessend in umgekehrter Richtung wieder hochzupumpen. Dieses Pumpspeicherkraftwerk mit einer Leistung von 900 MW wird jährlich 2,5 Milliarden kWh Spitzenenergie erzeugen. Für die Vollendung des Bauwerkes müssen 17 km Stollen ausgehoben und die Staumauer Vieux-Emosson um 20 m erhöht werden, um das Fassungsvermögen des Stausees zu verdoppeln. 1930 m niv. max. 2225 m niv. max. 5 8 1 4 2180 m niv. min. 7 1830 m niv. min. 6 2 3 1. Staubecken Vieux-Emosson 2. Fallschächte 3. Kavernen (Maschinen und Transformatoren) 4. Zulaufstollen 5. Staubecken Emosson © François Perraudin 6. Hauptzugangsstollen von Châtelard aus 7. Zugangsstollen und Belüftung 8. Zugangsstollen zu den oberen Installationen © Nant de Drance SA Während der Zeiten starken Stromverbrauchs treibt das Wasser die Turbinen an und liefert die benötigte Spitzenenergie. Wenn der Stromverbrauch gering ist oder die Produktion aus den neuen erneuerbaren Energien überschüssig ist, wird das Wasser vom unteren in das obere Staubecken gepumpt, um es für den Bedarf an Spitzenenergie bereitzuhalten. © Alpiq 03 Die mit dem Stausee verbundene Geologie Die Staumauer wurde an der Stelle eines Gletscherriegels erbaut. Ein Riegel entspricht einer Verengung in einem Tal. Im Allgemeinen folgt darauf ein grosser Absturz. Bei Emosson überragt er das Haupttal um 600 Meter. Die Staumauer stützt sich auf die Felsschultern des Felsriegels. Die Geologen haben die Stabilität der Felsvorsprünge der beiden Ufer durch verschiedene Prospektionsuntersuchungen nachgewiesen (geomechanische Versuche, Kernbohrungen, Sondierstollen usw.). Diese Verengung des Tales ist auf die an diesem Ort vorhandenen sehr 04 harten Gesteine zurückzuführen. Sie werden Mylonit (tektonisch starck deformiertes Gestein) genannt, sind von ausgezeichneter Qualität und widerstehen somit der Erosion. Deshalb wurde das Tal nicht durch den Gletscher verbreitert, und nur die Barberine hat darin eine Schlucht eingegraben. Mylonite sind metamorphe Gesteine. Ursprünglich handelte es sich um vor mehr als 500 Millionen Jahren abgelagerte in einem Becken Sedimente, die während der zahlreichen Transformationen metamorphisiert wurden. Metamorphes Gestein der Felsschulter West Die verschiedenen Gesteinstypen Magmatische Gesteine entstehen aus dem Erstarren von Magma (vom Griechischen: dicke Salbe, geknetete Masse). Magma ist Fels aus dem Mantel oder der Erdkruste, der bei hohen Temperaturen (zwischen 600 und 1500 °C) von einem festen in einen geschmolzenen Zustand übergegangen ist. Sie werden in zwei Gruppen unterteilt: in vulkanische oder effusive Gesteine (Basalte, Rhyolite) und plutonische Gesteine (Granite, Gabbros). Sedimentgesteine – lockere oder kompakte und sehr häufig geschichtete und fossilhaltige Gesteine – bilden sich auf der Erdoberfläche, auf dem Boden oder auf dem Wassergrund (Meere, Ozeane, Seen). Ihre Entstehung ist auf drei Hauptursprünge zurückzuführen: einen detritischen Ursprung (Verwitterung von bereits existierenden Gesteinen – Konglomerate, Sand, Sandsteine, gewisse Tone), einen organischen Ursprung (Bildung von Korallen- oder Algenriffen – gewisse Kalke) und einen chemischen Ursprung (Abscheidung von gelösten Elementen – Silex, Steinsalz). Im Laufe der Jahrmillionen wechseln die meisten Gesteine ihr Gesicht. So werden bei der Entstehung einer Bergkette Felsen tief eingegraben (Dutzende von Kilometern). Aufgrund des erhöhten Umgebungsdruckes bzw. der Umgebungstemperatur verändert sich ihre Textur und ihre Mineralogie. So entstehen metamorphe Gesteine, Gesteine mit massivem oder schieferigem Aussehen. 05 Die Plattentektonik Die Plattentektonik ermöglicht es, die wichtigsten geologischen Phänomene zu erklären: Erdbeben, Vulkanausbrüche, Entstehung der Bergketten … Die äussere Schicht unseres Planeten besteht aus etwa 15 mehr oder weniger grossen steifen Lithosphärenplatten. Diese Platten sind nicht unbeweglich, sondern verschieben sich mit einer Geschwindigkeit von einigen cm pro Jahr. Ihre Bewegungen sind auf Konvektionsströme zurückzuführen, die in den Tiefen des Mantels entstehen. 06 Sie können an den mittelozeanischen Rücken auseinanderdriften (Rifting), sich einander nähern (die komplexeste Bewegung, die für die meisten Verformungen unseres Planeten verantwortlich ist: Alpen, Himalaya) oder unter eine andere Platte tauchen (Subduktion; Anden). Erdkruste oberer Mantel flüssiger äusserer Kern 86% Eisen, 12% Schwefel, 2% Nickel fester unterer Mantel 80% Eisen, 20% Nickel Schematischer Querschnitt durch die Erde Rifting Extension Kontinentale Platten Bergkette Subduktion Ozeanische Platten Kompression Oberer Mantel Das Paläozoikum oder die vor-alpine Geschichte Das Massiv der Aiguilles Rouges, welches hauptsächlich aus magmatischen und metamorphen Gesteinen besteht, zeugt von einer höchst komplexen geologischen Geschichte, die bis vor die Bildung der Alpen zurückreicht. Vor 500 bis 400 Millionen Jahren gab es an dieser Stelle bereits eine Bergkette. Das Szenario seiner Entstehung musste Ähnlichkeiten mit jenem aufweisen, welches zur Entstehung der Alpen führte. Zunächst kam es zur Ausdehnung einer kontinentalen Kruste und wahrscheinlich zur Entstehung eines Ozeans. Dann schloss sich der Ozean infolge einer Kompressionsphase und die beiden kontinentalen Krusten prallten aufeinander. Bedingt durch die Erosion, war unsere Bergkette vor 300 Millionen Jahren stark erodiert und formte eine Fastebene. Die Erosion hat die Sedimente erzeugt, die heute die Konglomerate und Schiefer des Trient-Tales bilden. Die Granite der Region entstammen dieser Periode. Die Gesamtheit dieser alten Gesteine bildet den Sockel der Aiguilles Rouges. Sie sind entlang des Wanderweges sichtbar: der Granit auf der Höhe des Parkplatzes am Pass von La Gueulaz, dann verschiedene Gneise und Glimmerschiefer zwischen den beiden Staumauern. Bändergneis (oben) und Augengneis (unten) des Sockels der Aiguilles Rouges 07 Die Gesteine von Vieux-Emosson 08 Bei Vieux-Emosson ist der Sockel der Aiguilles Rouges mit Sedimentgesteinen bedeckt, die sich vor der Bildung der Alpen abgelagert haben. Auf diesem Sockel, entlang des Weges am rechten Seeufer und in der Umgebung der Fundstätte mit den Abdrücken, findet man von unten nach oben Sandsteine, Tonschiefer, Dolomite und Rauhwacken. Die rund zehn Meter dicke Abfolge von Sandsteinen besteht aus Strandund Lagunen-Ablagerungen. Sie bildeten sich im seichten Wasser und ragten teilweise aus dem Wasser. Gemäss den neuesten Interpretationen handelte es sich um eine Flussebene. Man findet konglomeratische Sandsteine, quarzreische Sandsteine, dann eine Wechselfolge von Sandsteinen und grünen und gelben Tonschiefern. Die Wellenrippeln weisen darauf hin, dass die Wasserbedeckung gering war. Oberhalb des Fundortes mit den Abdrücken findet man sogar durch Austrocknung entstandene Polygone (Trockenrisse). Die entstandenen Risse wurden dann durch feinen Sand aufgefüllt. Rauhwacken Sandsteine mit Wellenrippeln Sandsteine mit Trockenrissen Die Gesteine von Vieux-Emosson Die Schicht mit den Abdrücken liegt im oberen Bereich der quarzreichen Sandsteine. Darüber befinden sich 3 bis 4 m gefärbte Gesteine. Es handelt sich um ziegelrote oder braune Tonschiefer, dann um eine Wechselfolge von grünem Tonschiefer und gelben Dolomiten. Schliesslich sind an der Obergrenze der triassischen Einheit Rauhwacken und von grauen Dolomiten überlagerte gelbe Dolomite zu finden, wahrscheinlich die Reste einer Karbonatplattform, die der heutigen Ostküste Australiens ähnlich ist. GRAUEN DOLOMITE Die Rauhwacken sind leicht erkennbare poröse Felsen von beige-oranger Farbe: Sie sehen dem Travertin oder dem Kalktuff ähnlich. Die Löcher sind durch das Herauslösen von Gips entstanden. 0 RAUHWACKEN 1 2 GELB DOLOMITE und ROTE UND GRÜNE TONSCHIEFER ROTE TONSCHIEFER 3 4 5m FEINSAND GRÜNE UND GELBE TONSCHIEFER HORIZONT MIT FÄHRTEN SANDSTEINE Stratigraphischen Abfolge Vieux-Emosson Rote und grüne Tonschiefer Graue Dolomite (nach Demathieu et Weidmann, 1982) KONGLOMERATISCHE SANDSTEINE VERWITTERTER GNEIS 09 Die Entdeckung und Untersuchung der Fundstelle Die paläontologische Fundstelle wurde am 23. August 1976 vom französischen Geologen Georges Bronner entdeckt. Während dieses besonders heissen und trockenen Sommers machte er diese berühmte Entdeckung, da der Firnschnee, der gewöhnlich die Platte bedeckte, weggeschmolzen war. Der Bedeutung der Fundstätte bewusst, taten sich die Museen von Sitten, Lausanne, Basel, Genf und Zürich zu gemeinsamer Arbeit zusammen. Georges Demathieu von der Universität Dijon wirkte als Fährtenspezialist mit. 10 Die Feldarbeiten dauerten vom 17. bis 28. September 1979. Es wurden eine topografische Aufnahme einer Zone von 350 m2 und eine geologische Aufnahme mit einem detaillierten stratigraphischen Profil (Gesteinsprofil) erstellt. Die untersuchte Oberfläche wurde vollständig fotografiert und eine Karte im Massstab von 1:20 erstellt. Es wurden rund hundert Abdrücke mittels Gussverfahren mit Silikonkautschuk sowie eine Oberfläche von 12 m2 mittels Gussverfahren kopiert. Insgesamt wurden mehr als 800 Abdrücke aufgelistet. Ansicht der Fundstelle während der Arbeiten 1979. © MHN, Genève Die Abdrücke von Vieux-Emosson Im Jahre 2008 hat eine neue Entdeckung des italienischen Paläontologen Marco Avanzini das wissenschaftliche Interesse für die Fundstätte neu geweckt. Ein Abdruck auf einem losgelösten Felsblock hat es ermöglicht, die Tierart, die diese Abdrücke produziert hat, zu bestimmen und neue Hypothesen hinsichtlich der Datierung aufzustellen. Die Gesteine erwiesen sich älter als der Zeitabschnitt, in welchem sich die echten Dinosaurier entwickelten; die Spuren sind urzeitlichen Reptilien zuzuschreiben, die zu der Gruppe der Archosaurier gehören, unter denen die Ahnen der Dinosaurier und der Krokodile zu finden sind. Somit ähneln die Reptilien von Emosson den Dinosauriern, zeigen aber noch nicht alle charakteristischen Merkmale. Die auf diesem Abdruck gefundenen Details haben es ermöglicht, die Fährte mit einem Reptil in Zusammenhang zu bringen, das einem rund 1,5 m langen Krokodil gleicht, eine kürzere Schnauze aufweist und auf vier Pfoten steht. Es gehört zur Art Isochirotherium (der Name wird dem Typ von Abdrücken zugeteilt) und könnte Ähnlichkeiten mit dem Skelett des Ticinosuchus aufweisen, welches in der Mitteltrias im Tessin gefunden wurde. Die Untersuchung des Fundortes geht weiter, denn es handelt sich hier um die ältesten fossilen Spuren von Wirbeltieren in der Schweiz. Rekonstruktion des Ticinosuchus und ausgegossener Abdruck der Fährten © MHN, Genève 11 Die Geschichte der Alpen in Kürze In der Trias (Beginn des Mesozoikums, ca. -240 Millionen Jahre) beginnt das alpine Abenteuer. Pangäa, der Superkontinent beginnt auseinander zu brechen. Vom Osten her wird Pangäa durch den Thetys-Ozean in zwei Blöcke geteilt: im Norden Laurasia und im Süden Gondwana. Die ältesten Sedimente der Alpen lagern sich auf dem kristallinen Sockel ab, der sich aus noch älteren, von paläozoischen Gesteinen gebildet hatte und heute im Massiv der Aiguilles Rouges sichtbar ist. 12 Trias (-240 Millionen Jahre) Genf Basel Pa ngä Mont-Blanc Matterhorn Cervin Lugano a 600 km Vor 190 Millionen Jahren, zu Beginn der Jurazeit, wird die kontinentale Platte starken Ausdehnungen ausgesetzt. Die kontinentale Kruste wird dünner und die ozeanische Kruste entsteht. Der alpine Ozean ist geboren. Er ist im Osten mit der Tethys und im Westen mit dem Atlantik verbunden, der seine Öffnung begonnen hat. An der Jura/Kreide-Grenze (-145 Millionen Jahre) sind somit von Norden nach Süden folgende Einheiten zu unterscheiden: 1. der europäische Kontinentalrand mit einem aufgetauchten Kontinent (das französische Zentralmassiv) und eine Zone mit kontinentaler Kruste, die von einem untiefen Meer bedeckt ist. Der vom Meer überdeckte Teil entspricht den künftigen Massiven des Mont-Blanc und der Aiguilles Rouges. Die Sedimente, die sich dort ablagern, sind heute unter anderem in der Morcles-Decke und in der autochtonen Decken der Aiguilles Rouges wiederzufinden; 2. ein Ozean; 3. der afrikanische Kontinentalrand mit einer vom Meer bedeckter Plattform und weiter entfernt ein aufgetauchter Kontinent. Die Geschichte der Alpen in Kürze Jura/Kreide-Grenze (-145 Millionen Jahre) Basel Mont-Blanc Genf Ko ntin ent ale Kru 1 RO PA Océa ste Ma EU Matterhorn Cervin nte 2 l 1'5 Oz 00 ea nis km che Kru RIK n 3 Kontinentale Kruste 10 km ste AF Lugano Mantel A Ab der oberen Kreide (-80 Millionen Jahre) ist die Situation umgekehrt. Es kommen Kompressionskräfte ins Spiel. Der alpine Ozean wird sich wieder schliessen. Die ozeanische Kruste schiebt sich unter die afrikanische kontinentale Kruste, es ist dies eine Subduktion (siehe Schema S. 6). Nach der Subduktion des Ozeans vor rund 35 Millionen Jahren prallen die kontinentalen Krusten Europas und Afrikas aufeinander. Vor 20 Millionen Jahren ist das Auftauchen der Alpenkette vollzogen. Aquitanien (-20 Millionen Jahre) Matterhorn Cervin Ko ntin ent Ma ale nte Kreidezeit (-80 Millionen Jahre) Basel Ma nte RO Lugano 10 km 600 km Alte ozeanische Kruste ste PA Genf Basel Kontinentale Kruste PA Lugano Kontinentale kruste 10 km 300 Mantel km AFRIKA Alte ozeanische Kruste l EU RO Matterhorn Cervin Mont-Blanc Ko Kru ntine ste ntale Kru l EU Genf Mont-Blanc Genf Basel Matterhorn Cervin Ko ntin ent Ma Mantel AFRIKA © MHN, Genève Mont-Blanc ale nte l EU Heute Kru Lugano ste RO PA Kontinentale Kruste 10 km 200 km Mantel AFRIKA 13 Die Morcles-Decke Während sich der rechte Hang des Tales von Vieux-Emosson aus den Gesteinen des Sockels und aus seiner triassischen Bedeckung zusammensetzt, besteht der linke Hang aus Sedimentgesteinen. Diese wurden in einem grossen Becken abgelagert, das vor mehr als 150 Millionen Jahren die Massive der Aiguilles Rouges und des Mont-Blanc voneinander trennte. Bei den Sedimenten handelt es sich hauptsächlich um Kalkschiefer und Mergel. Sie gehören zur überschobenen Morcles-Decke. Eine überschobene Decke ist ein Gesteinspaket welches über ein anderes Gesteinpaket geschoben wurde, das ursprünglich mehr oder 14 weniger weit entfernt lag (einige Dutzende bis einige Hunderte von km). Die Kollision zwischen den kontinentalen Krusten Afrikas und Europas erzeugt eine Stauchung und eine Verdickung der Erdkruste. Vor rund 30 Millionen Jahren wurde das Mont-Blanc-Massiv an jenes der Aiguilles Rouges geschoben. Diese Bewegung hat das Wegschieben der Gesteine des Sedimentbeckens nach Nordwesten hin verursacht. Die Beckengesteine wurden mit Geschwindigkeiten von einigen Millimetern pro Jahr zur Morcles-Decke aufgefaltet und über das Aguilles Rouges Massiv geschoben. Tertiär (65-2 Ma) Dogger (175-155 Ma) Kreide (140-65 Ma) Lias (200-175 Ma) Malm (155-140 Ma) Trias (250-200 Ma) Permo-Karbon-Trog (350-250 Ma) Paläozoischer Sockel (570-250 Ma) Morcles-Decke Massiv der Aiguilles Rouges 0 5 10 km Falten und Gesteine der Morcles-Decke Region Vieux-Emosson Mont-BlancMassiv M. Bürri 1994 und D. Decrouez 1999 Die Hebung des Massivs und seine Erosion Das Aiguilles Rouges Massiv mit seiner triassischen Bedeckung fällt mit 30 bis 80° nach Nordwesten ein. Diese Neigung der Schichten ist auf dem Foto nebenan gut sichtbar. Die Kristallingesteine, die tiefer als die Sedimentgesteine versenkt waren, welche die Morcles-Decke bilden, wurde von den Verformungen ebenfalls betroffen. Infolge der vorher beschriebenen Benegungen haben sich die Massive der Aiguilles Rouges und des Mont-Blanc gehoben. Diese Hebung und das Kippen nach Nordwesten fand vor 10 bis 5 Millionen Jahren statt. Die kristallinen Massive der Alpen bildeten sich in der Tiefe und erst in einem weiteren Schritt, unter der Einwirkung der Kollision, wurden sie herausgehoben, zunächst im Südosten (Simplon-Gotthard), dann im Nordwesten (Mont Blanc, Aiguilles Rouges). Seit 2 Millionen Jahren hat sich das Relief kaum mehr geändert; die Alpen heben sich zwar weiterhin um jährlich einen Zentimeter, doch dies wird durch die Erosion, welche die Berge seit ihrer Bildung erleiden, kompensiert. Ohne diese Erosion würden die höchsten Gipfel heute mehr als 6'000 Meter erreichen. Die Fährten wurden somit in die Höhe geschoben und dann durch die Erosion zutage gefördert. Felsen der Morcles-Decke Trias Kristallin der Aiguilles Rouges Kalke Mergel Dolomite Rauhwacken Tonsteine Sandsteine Gneiss Glimmerschiefer 15 Die Flora Vom Gueulaz-Pass bis zur Fund-stelle mit den Abdrücken von Vieux-Emosson bietet sich Ihren Augen eine sehr vielfältige Flora. Beim Aufstieg quert man die letzten Lärchen und Arven auf der Höhe der Staumauer Emosson und durchquert dann Wiesen, auf denen der Purpur-Enzian und der Getüpfelte Enzian nebeneinander auftreten und sich mitunter hybridisieren. Dann erreicht man das steinige Gebiet von Vieux-Emosson, wo der Gletscher-Hahnenfuss wächst. Im Tal La Veudale finden wir die gelben Blüten der Grossblütigen Gämswurz und die stacheligen 16 Alpen-Kratzdisteln, aber auch die Früchte tragenden Kuhschellen, den blauen Stengellosen Enzian oder den Bayerischen Enzian, die gelben Pyramiden des Klappertopfs, die rosaroten Blüten des Alpen-Klees und die zarten weissen Pompons der Kleinen Sterndolde – ohne alle Blumen zu nennen, welche die Moore, die Felsenklüfte, die lockeren Gesteine, die windigen Kämme oder die alpinen Heiden zieren und den Pfad säumen: Wollgras, Blauer Eisenhut, Sternblütiges Hasenohr, BachSteinbrech, weisse Silberwurz, Rhododendron usw. Sternblütiges Hasenohr Alpen-Kratzdistel Purpur- und Getüpfelter Enzian Wollgras Gletscher-Hahnenfuss Bach-Steinbrech Die Fauna Wer auf dem Weg zur Fundstätte Vieux-Emosson spaziert, kann die grosse Alpentiere bestaunen. Den Steinbock, der Menschen gegenüber wenig scheu ist, bekommt man am leichtesten zu sehen. Er hält sich oft friedlich in den Felsen des Tals La Veudale auf. Es gibt auch Gämsen, aber es braucht schon etwas Glück, um sie zu erblicken. Das Murmeltier ist allgegenwärtig, doch hört man sein durchdringendes warnendes Pfeifen häufiger als man das Tier wirklich zu sehen bekommt – es sei denn, man rüstet sich mit einem Fernglas aus oder setzt sich am frühen Morgen oder am Abend auf die Terrasse der Berghütte Vieux-Emosson! Unter den Vögeln der Region ist die Alpendohle zu erwähnen, schwarz mit gelbem Schnabel, die sich gerne den Picknickern nähert; der völlig schwarze Kolkrabe ist an seinem tiefen Krächzen zu erkennen, wenn er vorbeifliegt. Viele scheuere Vögel leben hier in der Höhe, darunter das Schneehuhn, die Alpenbraunelle und der Mauerläufer. Wer den Blick nach oben richtet, kann manchmal einen Steinadler oder sogar einen Bartgeier erblicken. Gämse Alpendohle Schneehuhn Steinbock Murmeltier Emosson - Vieux Emosson Maison du Tourisme Place de la Gare 1 CH – 1925 Finhaut Tél. : +41(0)27 768 12 78 Email : [email protected] www.valleedutrient-vallorcine.com Geologischer Pfad Vieux-Emosson Diese Broschüre beschreibt den geologischen Pfad Vieux-Emosson. Die rund 12 Kilometer lange Strecke führt Sie zu den ältesten Fussabdrücken der Schweiz. Die Broschüre ist auf Französisch, Englisch und Deutsch im Maison du Tourisme in Finhaut und Emosson sowie in der Berghütte Vieux-Emosson erhältlich. Realisation: Gemeinde Finhaut mit Unterstützung der Dienststelle für Wald und Landschaft des Kantons Wallis und des Bundesamtes für Umwelt Konzept und Redaktion: Bureau d’études Impact SA in Zusammenarbeit mit dem Muséum d’histoire naturelle de la Ville de Genève Übersetzung: www.interserv-sa.ch Grafik und Druck: www.pir2.ch Fotografien: Sandro Benedetti, wenn nicht anders vermerkt © 2015