Kai-Uwe Hinrichs

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Kai-Uwe Hinrichs
„Als Geochemiker erforsche ich Mikroorganismen in Ozean-Sedimenten und deren Rolle in
globalen Stoffkreisläufen.“
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
„einfach mal wieder so ein komischer Preis“ – vermutete seine Tochter Lila zuerst. Aber als sie am
folgenden Tag in der Zeitung davon las, dachte sie, dass „das schon was ist“, die Sache mit dem
Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, den ihr Vater heute verliehen bekommt.
Das sehen wir natürlich genauso – und würdigen damit den allgemein hoch geschätzten und
überaus würdigen Geochemiker Kai-Uwe Hinrichs.
Ein Leben unter Extrembedingungen, darauf liegt sein wissenschaftliches Interesse – und das führt
er auf seinen Expeditionen selbst; doch er genießt es auch, wenn es abenteuerlich zugeht.
In seiner Forschung geht es aber darum, wie sich Einzeller im tiefen Ozean an die extremen
Lebensbedingungen anpassen und wie sie auf ihre Umwelt einwirken. Können sie zum Beispiel tief
unten im Ozean den globalen Kohlenstoffkreislauf und somit unser Klima maßgeblich
beeinflussen?
Im tiefen Ozean, 5000 Meter unterhalb des Meeresspiegels, können Einzeller nach landläufiger
Meinung eigentlich kaum überleben, da hier die notwendigen Baustoffe für das Zellwachstum und
Lieferanten für den Energiebedarf rar gesät sind.
Nun gibt es besondere Organismen, die sich darauf spezialisiert haben, mit dem als Treibhausgas
bekannten Methan aus dem Meeresboden und Sulfat aus dem Meerwasser als Nahrungsquelle
überleben zu können.
Diese Überlebensstrategie ist so gut, dass über methanreichen Ozeanböden eine ungewöhnlich
hohe Anzahl solcher angepassten Einzeller lebt. Während der Verdauung des Methangases und
des Sulfates wandeln die Einzeller das Methan in andere Kohlenstoffverbindungen um und
entziehen somit dem Ozean eine erhebliche Menge des Methans, bevor es als Treibhausgas in die
Atmosphäre gelangen kann.
Das alles hat womöglich erhebliche Auswirkung auf den globalen Kohlenstoffhaushalt.
Hier setzt die Arbeit von Kai-Uwe Hinrichs an.
Er untersucht seit Jahren, u. a. welche Rolle Mikroorganismen im Meer für den klimarelevanten
Kohlenstoffkreislauf spielen.
Dabei verbinden er und seine Arbeitsgruppe geowissenschaftliche Fragestellungen mit
chemischen und mikrobiologischen Analyseverfahren. Im Blickfeld von Kai-Uwe Hinrichs‘
Forschungen stehen dabei insbesondere die Lebensprozesse tief im Meeresboden, aber auch die
Frage nach evolutionären Nischen.
Seine Arbeiten lieferten anderen wertvolle Ansätze für die Evolutionsbiologie und die Forschung
nach dem Ursprung des Lebens.
Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit wird die analytische Methodenentwicklung von Kai-Uwe
Hinrichs international als eindrucksvolle Pionierarbeit hoch geschätzt.
So ist es ganz entscheidend der enormen Kreativität und der ungewöhnlichen fachlichen Breite
von Kai-Uwe Hinrichs zu verdanken, dass die analytischen Voraussetzungen zur Bearbeitung
dieser wichtigen Fragen zum Kohlenstoffkreislauf geschaffen wurden.
Die von Kai-Uwe Hinrichs entwickelten Methoden und seine Arbeiten haben ganz entscheidende
Impulse gegeben, die dazu führten, dass die molekulare Geochemie heute mehr denn je ein
integraler Bestandteil der modernen Geowissenschaften ist.
Seine Arbeiten sind zudem Ausgangspunkt vieler hunderter neuer Arbeiten über die tiefe
Biosphäre und das Leben unter Extrembedingungen.
Kai-Uwe Hinrichs wurde 1963 geboren und hat in Oldenburg Chemie studiert. Für seine Promotion
wechselte er in die Welt der Geowissenschaften, speziell der organischen Geochemie.
Eine entscheidende Phase auf seinem wissenschaftlichen Weg begann 1997, als er für drei Jahre
an das renommierte ozeanografische Forschungsinstitut von Woods Hole, USA, ging.
2004 wurde er an die Universität Bremen berufen und ist weiterhin durch viele Aufenthalte in den
USA den Ozeanografen in Woods Hole eng verbunden.
Kai-Uwe Hinrichs ist in beeindruckender Weise jemand und weit mehr als jemand, den man in
Begutachtungen als „international sichtbar“ hervorhebt. Dies wird durch die weltweit sehr große
Anerkennung und Zitierung seiner zahlreichen Publikationen und nicht zuletzt durch den erst
erfolgreich eingeworbenen „Advanced Grant“ des European Research Council deutlich.
Wir schätzen uns glücklich, lieber Herr Hinrichs, dass Sie heute hier sein können, denn wir haben
vernommen, dass Sie im Februar auf Expedition im Mittelmeer waren und nun vorhaben, direkt zu
einer weiteren Forschungsreise aufzubrechen.
Ich gratuliere und wünsche Ihnen schon jetzt eine gute Reise mit interessanten Entdeckungen!
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