Aufbruch in eine heilsame Zeit aschermittwoch Mich auf den Weg machen Am Aschermittwoch wird im Gottesdienst das Aschenkreuz ausgeteilt. Der Priester zeichnet mit der Asche ein Kreuz auf das Haupt der Gottesdienstteilnehmer. Dabei spricht er entweder die Worte: »Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium.« Oder: »Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.« Beide Sätze haben ihren tiefen Sinn. Das erste Wort entstammt der Predigt Jesu. Die Fastenzeit ist eine Zeit der Umkehr, in der wir unsere Wege überprüfen, ob sie noch zum Leben führen oder ob wir eine falsche Richtung eingeschlagen haben. Dann müssen wir auf dem Weg umkehren, um den Weg zum Leben zu finden. Das griechische Wort metanoeite heißt eigentlich: »denkt um, denkt darüber hinaus, schaut hinter die Dinge«. Wir sollen in der Fastenzeit unser Denken überprüfen, ob es der Wirklichkeit gerecht wird, und uns in ein neues wann sterben werden. Wir sind Staub und werden wieder zu Staub. Dieser Gedanke soll uns vor Hochmut bewahren. Wir sollen nicht zu hoch hinaus mit unserem Ehrgeiz, die ganze Welt zu erobern. Das Wort erinnert uns auch an den eigenen Tod. Wer an seinen Tod denkt und ihn in sein Leben integriert, der lebt bewusster. Er wird jeden Augenblick dankbar wahrnehmen. Er wird seine Worte bewusster wählen, in jede Begegnung wacher hineingehen und alles, was er in die Hand nimmt, auf den Ewigkeitswert hin befragen. Der Gedanke an den Tod lädt uns ein, intensiver zu leben, den Geschmack des Lebens in seiner Fülle zu entdecken und unsere ganz persönliche Lebensspur in diese Welt einzugraben. Asche war nicht nur Zeichen der Umkehr und Buße, sondern auch der Reinigung. Mit Asche hat man die Gefäße gereinigt. Das Aschenkreuz, das wir zu Beginn der Fastenzeit emp- Denken einüben. Wir sollen nicht nur auf die Oberfläche schauen und die Sichtweise der andern übernehmen. Vielmehr sollen wir hinter die Dinge schauen, auf den Grund allen Seins. Dort werden wir Gott erkennen. Fastenzeit ist vor allem eine Einübung in ein neues Denken. Wir sollen Gottes Gedanken denken und nicht unsere eigenen. Der zweite Spruch erinnert uns an die eigene Vergänglichkeit. Wir sollen uns immer wieder daran erinnern, dass wir sterblich sind und irgend- fangen, will uns daran erinnern, dass wir unseren Leib durch Fasten reinigen und unsere Seele von allen Trübungen befreien sollen, die in uns durch negative Gedanken und Gefühle entstanden sind. Der Leib soll durch Fasten entschlackt und die Seele von allem inneren Unrat entrümpelt werden. Fastenzeit will eine heilsame Zeit sein, eine Zeit, in der wir bewusst und achtsam leben, in der wir so leben sollen, wie es unserem wahren Wesen entspricht. Lebenskunst kann man lernen donnerstag nach aschermittwoch Mich auf den Weg machen Das Ziel des geistlichen Lebens ist, gemäß meiner Berufung von Gott her zu leben. Das bedeutet aber auch, meinem Wesen, meinem wahren Selbst entsprechend zu leben. Und es heißt, gut mit mir umzugehen, nicht mehr gegen meine Natur zu leben, sondern ihr entsprechend, nicht mehr irgendeinen Bereich aus meinem Leben abtötend, sondern integrierend, damit in allem und durch alles, was in mir ist, »Gott verherrlicht werde« (Regula Benedicti). Die frühe Kirche sah in Jesus Christus den Erzieher, der uns zum wahren Leben führt, der uns die Kunst des gesunden Lebens lehrt. Die Christen setzen diese Kunst des gesunden Lebens gegen die Maßlosigkeit, die sie in der zerfallenden Kultur des römischen Weltreiches beobachten. Sie sind stolz darauf, dass sie in dieser Welt »besonnen, gerecht und fromm« (Tit 2,12) leben, während viele ihrer Zeitgenossen von ihren Begierden beherrscht und von ihrer Maßlosigkeit zerrissen werden. Sie haben eine eigene christliche Lebenskultur entwickelt, die das Abendland bis in die Neuzeit hinein geprägt hat. Die christliche Lebenskultur war die Kunst des gesunden Lebens, und sie war geprägt von der Barmherzigkeit Jesu. In dieser Lebenskultur hatten alle Menschen Platz, gerade auch die Armen und Entrechteten, die Zukurzgekommenen und Gescheiterten. Sie war geprägt von einer Spiritualität, die gut umging mit dem Menschen, weil sie ihn nach dem Bild Christi geformt hat. Das Bild Christi ist kein Ideal, das uns von außen übergestülpt wird und uns überfordert. Es entspricht vielmehr der innersten Berufung jedes und jeder Einzelnen. Heute haben wir viel von dieser gesunden christlichen Lebenskunst verloren. Die Österliche Bußzeit kann eine Gelegenheit sein, die Kunst des guten Lebens einzuüben und zu einer Spiritualität zu finden, die dir gut tut und die dich anleitet, gut zu dir selbst zu sein. Umkehr und Wandlung freitag nach aschermittwoch Der biblische Ausdruck für die Wandlung des Menschen ist Umkehr, Bekehrung ... Umkehren hat einen Weg vor Augen, auf dem ich umkehre, einen andern Weg einschlage, eine Wendung mache, mich wende. Wenden ist ja die Urwurzel von Wandlung. Sich wenden, seinem Leben eine Wendung geben, das wandelt den Menschen. Die Umkehr setzt voraus, dass ich einen falschen Weg gegangen bin. Oft ist der Irrweg oder Umweg die Bedingung für wirkliche Wandlung ... Wenn ich umkehren will, muss ich erst den Irrweg, den ich gegangen bin, anschauen und annehmen. Ich muss mich aussöhnen mit meiner Sünde, dann kann sie verwandelt werden in eine felix culpa, die das Exsultet an Ostern besingt. Mich auf den Weg machen Fasten, wie Gott es liebt erster fastensonntag Fasten tut gut Ist das ein Fasten, wie ich es liebe, ein Tag, an dem man sich der Buße unterzieht: wenn man den Kopf hängen lässt, so wie eine Binse sich neigt, wenn man sich mit Sack und Asche bedeckt? Nennst du das ein Fasten und einen Tag, der dem Herrn gefällt? Nein, das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen. Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Wunden werden schnell vernarben. Deine Gerechtigkeit geht dir voran, die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach. Wenn du dann rufst, wird der Herr dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: Hier bin ich. Wenn du der Unterdrückung bei dir ein Ende machst, auf keinen mit dem Finger zeigst und niemand verleumdest, dem Hungrigen dein Brot reichst und den Darbenden satt machst, dann geht im Dunkel dein Licht auf, und deine Finsternis wird hell wie der Mittag. Der Herr wird dich immer führen, auch im dürren Land macht er dich satt und stärkt deine Glieder. Du gleichst einem bewässerten Garten, einer Quelle, deren Wasser niemals versiegt. Jesaja 58,4–9