Globale Ozean-Biodiversitäts Initiative (GOBI) Zum Schutz der Hochsee Die Hohe See benötigt dringend internationale Aufmerksamkeit Die Hohe See und die Tiefsee repräsentieren 95 Prozent der globalen Biosphere. Sie spielen eine wichtige Rolle für die Regulation des Erdklimas und beherbergen einen bedeutenden Teil der weltweiten noch weitestgehend unerforschten Biodiversität. Sie beherbergen einige der produktivsten Ökosysteme, enorme natürliche Ressourcen, einzigartige Lebensräume und weltweit seltene Arten. Allerdings gefährden intensive menschliche Nutzung, Klimawandel und Versäuerung der Meere die Biodiversität, die Balance und die Widerstandsfähigkeit dieser Ökosysteme. Durch ihre Abgeschiedenheit und die damit verbundenen logistischen Schwierigkeiten ihrer Erkundung bleiben die Hoch- und Tiefsee die am wenigsten bekannten und geschützten Gebiete auf diesem Planeten. Zurzeit sind nur etwa fünf Prozent dieser Gebiete erforscht, vorwiegend in Küstengebieten, wo der Kontinentalschelf schlagartig in die Tiefsee abfällt. Die Hohe See und die Tiefsee liegen jedoch zumeist ausserhalb nationaler Hochheitsgewässer, so dass zukünftige Schutzbemühungen in diesen Gebieten von guter internationaler Kooperation und Koordination abhängen. Aktivitäten Die Globale Ozean-Biodiversitäts Initiative (GOBI) ist eine internationale Partnerschaft, welche die wissenschaftliche Grundlagenarbeit zum Schutz der Biodiversität auf der Hochsee und in der Tiefsee fördert. GOBI strebt an, sowohl Länder als auch regionale und globale Organisationen bei der Nutzung von existierenden Daten sowie bei der Gewinnung neuer Daten, Hilfsmittel und Methodiken zur Identifikation von ökologisch bedeutsamen Meeresgebieten ausserhalb nationaler Rechtszuständigkeit zu unterstützen. Diese Initiative begann Ende 2008 in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN), IUCN, UNEP-World Conservation Monitoring Centre, Marine Conservation Biology Institute, Census of Marine Life, Ocean Biogeographic Information System und dem Duke University Marine Geospatial Ecology Lab. Die Initiative ist offen für weitere Partner, um die besten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Daten zur Identifikation von ökologisch bedeutsamen Meeresgebieten ausserhalb nationaler Rechtszuständigkeit zur Verfügung zu stellen. GOBI wird von IUCN koordiniert mit finanzieller Unterstützung durch das BfN und das Bundesumweltministerium. Die Arbeit dieser Initiative basiert auf den wissenschaftlichen Kriterien, welche 2008 in Bonn von den Parteien der Konvention zur Biologischen Vielfalt (CBD) zur Identifikation von ökologisch oder biologisch bedeutsamen Meeresgebieten (Ecologically or Biologically Significant Areas - EBSAs) angenommen worden sind und strebt an, Länder bei der Erfüllung der Ziele, die unter der CBD und beim 2002 Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung (WSSD) verabredet worden sind, zu unterstützen. Diese global vereinbarten Ziele sind vor allem der Stopp des Biodiversitätsverlustes, die Anwendung des Ökosystemansatzes und der Aufbau repräsentativer Netzwerke von Meeresschutzgebieten bis zum Jahr 2012. Ziele 1. Förderung einer internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit, um Staaten und relevante regionale und globale Organisationen bei der Identifikation von ökologisch bedeutsamen Meeresgebieten der Weltmeere unter Berücksichtigung der verfügbaren wissenschaftlichen Daten, Werkzeuge und Methodiken zu unterstützen; 2. Erstellung von Interpretation der im Rahmen der CBD verabschiedeten wissenschaftlichen Kriterien und deren praktische Anwendung zum Aufbau repräsentativer Netzwerke von Meeresschutzgebieten auf der hohen See; 3. Unterstützung bei der Entwicklung von regionalen Analysen in verschiedenen Ozeanen in Zusammenarbeit mit relevanten Organisationen und Interessensgruppen. Zukünftige Arbeit Der erste Bericht dieser Initiative, Defining ecologically or biologically significant areas in the open oceans and deep seas: Analysis, tools, resources and illustrations, wurde im Rahmen des CBD Expertenworkshops (Oktober 2009 in Ottawa/Kanada) präsentiert. Dieser Bericht gibt einen allgemeinen Überblick über aktuelle wissenschaftliche Verfahren, Methoden und Datenquellen, die bei der EBSA-Kriterienanwendung genutzt werden können und erläutert dies anhand von Fallbeispielen für jedes der sieben wissenschaftlichen Kriterien. Der Schwerpunkt der zukünftigen Arbeiten liegt in der Einbindung einer großen Anzahl von Experten aus Wissenschaft, Regierungsstellen, internationalen und Nichtregierungsorganisationen, sowie Vertretern der Industrie und Zivilgesellschaft, um die Identifizierung und Beurteilung von EBSA zu ermöglichen. Durch den Einsatz von Multikriterienanalysen sollen künftig einzelne Gebiete (EBSAs) identifiziert werden, die die beste Grundlage für die Erschaffung repräsentativer Netzwerke von Hochseeschutzgebiete darstellen können. www.GOBI.org Die Hohe See ist das am wenigsten bekannte und geschützte Gebiet auf diesem Planet Partner dieser Initiative sind: Bundesamt für Naturschutz IUCN Das Bundesamt für Naturschutz (BfN), eine Fachbehörde des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), ist die wissenschaftliche Behörde des Bundes für den nationalen und internationalen Naturschutz. Das BfN nimmt u.a. wichtige Aufgaben beim Vollzug des marinen internationalen Artenschutzes, des Meeresnaturschutzes, des Antarktis-Abkommens wahr. www.bfn.de IUCN (International Union for Conservation of Nature) bringt Staaten, Regierungvertretungen und nichtstaatliche Organisationen in einer einzigartigen weltweiten Partnerschaft zusammen. Sie strebt an, Gesellschaften weltweit beim Schutz der natürlichen Biodiversität zu unterstützen und die gerechte und ökologische nachhaltige Nutzung von natürlichen Ressources zu gewährleisten. www.iucn.org Convention on Biological Diversity Census of Marine Life Die Konvention zur Biologischen Vielfalt (CBD) trat am 29. Dezember 1993 in Kraft mit dem Ziel die globale Biodiversität zu schützen, nachhaltig zu nutzen und ihren Nutzen gleichberechtigt und fair zu teilen. www.cbd.int/ Census of Marine Life ist ein globales Netzwerk von Wissenschaftlern aus mehr als 80 Nationen. Das Ziel dieser 10 jährigen wissenschaftlichen Initiatitve ist, die Vielfalt, Verbreitung und Abundanz von Meereslebewesen abzuschätzen und darzulegen. www.coml.org/ Ocean Biogeographic Information System UNEP World Conservation Monitoring Centre Eingerichtet vom Census of Marine Life, OBIS hat den Auftrag meeresbiogeographische Daten frei im Internet verfügbar zu machen. OBIS bietet taxonimische und geographische Daten über Meereslebewesen und –umwelt als auch Software-hilfsmittel für die Datenuntersuchung und analyse an. www.iobis.org/ Die Aufgabe des Weltmonitoringzentrums im Rahmen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP-WCMC) ist es, den globalen Wert der Biodiversität zu bewerten, zu unterstreichen und Kenntnisse über die Biodiversität zu einem zentralen Punkt (politischer) Entscheidungsfindung zu machen. www.unep-wcmc.org/ Duke University Marine Geospatial Ecology Lab Marine Conservation Biology Institute Das Duke University Marine Geospatial Ecology Laboratorium (MGEL) wendet räumliche Untersuchungstechnologien zu Fragen der marinen Ökologie, Ressourcenmanagement und Meeresschutz an. http://mgel.env.duke.edu/ Dieses private Institut fördert die Wissenschaft im Bereich des Meeresschutzes und der Meeresbiologie und setzt sich für den Meeresökosystemschutz ein. www.mcbi.org/ UNU-IAS AquaMaps Das United Nations University Institute of Advanced Studies (UNU-IAS) führt Forschung, erweiterte Hochschulbildung und Kapazitätentwicklung mit einem Fokus auf die Interaktionen von sozialen und natürlichen Systeme durch. www.ias.unu.edu AquaMaps erstellt standardisierte globale Verteilungskarten für (letztendlich) alle marine Arten. www.aquamaps.org BirdLife International CSIRO BirdLife International ist eine globale Partnerschaft von Naturschutzorganisationen, die den Schutz von Vögel, ihre Habitate und die globale Biodiversität anstrebt, in dem sie ökologisch verträgliche, nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen propagiert. BirdLifes Partner arbeiten in mehr als 100 Länder weltweit. www.birdlife.org CSIRO ist Australiens nationale Forschungsinstitution und befasst sic him nationalen und internationalen Bereich mit Lösungen zur Sicherung des sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Werterhaltes undere Ozeane. www.csiro.au CenSeam Tagging of Pacific Predators Eingerichtet vom Census of Marine Life untersucht CenSeam die Rolle von unterseeischen Bergen in Bezug auf ihre Biogeographie, Biodiversität, Produktivität und Evolution von marinen Organismen und wertet die Auswirkungen von menschlichen Ausnutzung auf unterseeische Bergen aus. http://censeam.niwa.co.nz Wurde eingerichtet vom Census of Marine Life zur Untersuchung der Migrationsstruktur und Habitat-nutzungen von marinen Raubtieren mit Hilfe elektronischer Markierungtechnologien. www.topp.org Intergovernmental Oceanographic Commission of UNESCO Die IOC fördert internationale Kooperation und koordiniert Programme, die ermöglichen mehr über die Natur und Ozeanressourcen zu lernen. Sie wendet diese Kenntnisse zur Fortentwicklung im Bereich Management, nachhaltige Entwicklung und Schutz der marinen Umwelt an. http://iocunesco.org Hermione Das HERMIONE (Hotspot Ecosystem Research and Man's Impact on European Seas) Projekt ist eine wissenschaftliche Partnerschaft mit der Zielsetzung, Kenntnisse über die Funktion der Tiefsee-Ökosysteme und deren Leistungsfähigkeit zu erziehen. www.eu-hermione.net/ Die Globale Ozean-Biodiversitäts Initiative is gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit; Belgien; Die Niederlande; die Französische Behörde für Meeresschutzgebiete; Census of Marine Life; CSIRO; JM Kaplan Fund sowie den Richard and Rhoda Goldman Fund. Für weitere Information über die Globale Ozean-Biodiversitäts Initiative: Patricio Bernal, GOBI Project Coordinator: [email protected] Carole Durussel, GOBI Project Officer, GIS: [email protected] Fotokredit: © Deep Atlantic Stepping Stones Science Team – IFE_URI_NOAA