Johannes Gutenberg-Universität Geographisches Institut Projektstudie Klimaökologie und Klimawandel am Aletsch- und Rhône-Gletscher im Wallis/ Südschweiz Leitung: Prof. Dr. H. J. Fuchs SoSe 2006 Thema: Geomorphologie und Klima im Wallis Geomorphologie und Klima im Wallis Nina Kuhn Forsterstr. 21 55118 Mainz Filmwissenschaft (viertes FS) Geographie (fünftes FS) Matr.- Nr.: 2607762 Kuhn, Nina: Geomorphologie und Klima im Wallis 1 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ......................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 1.1 Überblicke über die Entstehungsgeschichte der AlpenFehler! nicht definiert. 1.1.1 Die Wasserscheide 3 1.1.2 Großräumliche Gliederung der Schweiz 3 1.2 2 Textmarke Das Klima im Alpenraum.............................................................................. 4 1.2.1 Gliederung nach Temperatur und Niederschlag 4 1.2.2 Kleinräumige Windsysteme 5 1.2.2.1 Hang- und Berg-Tal-Windsystem 5 1.2.2.2 Land-See-Wind-System 6 Das Wallis .......................................................................................................... 6 2.1 Der Kanton Wallis – ein Überblick ................................................................ 6 2.2 Zur Geologie des Wallis ............................................................................... 7 2.2.1 2.3 Gesteine und Bodenschätze 7 Das Klima im Wallis...................................................................................... 8 3 Schlussbemerkung ........................................................................................... 9 4 Literaturverzeichnis .......................................................................................... 9 Kuhn, Nina: Geomorphologie und Klima im Wallis 2 1 Einleitung Geomorphologie und Klima – kann man diese beiden Teilgebiete der Physischen Geographie für eine kleine Region im Naturraum Alpen untersuchen, ohne zuvor den Großraum zu betrachten? Ich denke nicht. Aus diesem Grund werden im Verlauf der Arbeit zunächst die Alpen und ihre Entstehung thematisiert. Nach diesem Überblick, der knapp gehalten ist, erfolgt eine großräumliche Gliederung der Schweiz. Anschließend wird das Klima in der Schweiz und seine Besonderheiten durch die kleine Kammerung des Landes vorgestellt. Im zweiten Teil der Hausarbeit wird entsprechend auf den Kanton Wallis eingegangen. Es sei darauf hingewiesen, dass der Großraum Alpen geomorphologisch, geologisch sowie klimatisch ein äußert komplexes Gebiet ist, und im Rahmen der vorliegenden Hausarbeit die Sachverhalte zum Teil stark vereinfacht werden. 1.1 Überblick über die Entstehungsgeschichte der Alpen Um einen Überblick über die Alpenbildung zu erhalten, muss man zurück blicken in die Periode der Trias vor circa 210 Millionen Jahren (vgl. Abb.1). Zu dieser Zeit ist der Urkontinent Pangäa weitestgehend eingeebnet und von einem Flachmeer bedeckt (BURRI 1995: 10). Auf dem Grund des Meeres lagern sich verschiedene Sedimente ab mit Mächtigkeiten bis zu mehreren tausend Metern. Gegen Ende der Trias bricht Pangäa auseinander, der Ozean Tethys öffnet sich. Es entstehen die beiden Kontinente Laurasia im Norden und Gondwana im Süden. In der Tethys befindet sich ein mittelozeanischer Rücken, eine konstruktive Plattengrenze, an der flüssiges Mantelmaterial aufsteigt und neue ozeanische Kruste bildet (BURRI 1995: 10). Diese neue Kruste, die im Bereich des Piemont-Troges gebildet wird, besteht überwiegend aus Basalt und Gabbro, sowie Serpentinit, einem Umwandlungsprodukt des Erdmantels (LABHART 2002: 522). Diese „Vergesellschaftung ozeanischer basischer Gesteine“ nennt man auch Ophiolithe (LABHART 2002: 522). Es entsteht die älteste ozeanische Krust im Pazifik, auf der sich marine Sedimente wie Sand, Mergel und Kalke ablagern (BURRI 1995: 311, SCHNEIDER, MANGOLD 1984: 63, LABHART 2002: 521). Man unterscheidet hierbei von Nord-West nach Süd-Ost hauptsächlich drei Ablagerunsgsräume: • den helvetischen Ablagerungsraum (nördliche Küstengebiete der Tethys) • den penninischen Ablagerungsraum (mittlere Tiefseebereiche der Tethys) • den ostalpinen Ablagerungsraum (südlicher Küstensaum (WACHTER 1995: 42, LABHART 2002: 522) (vgl. Abb. 2 und 3). der Tethys) Gegen Ende des Mesozoikums (Obere Kreide vor ca. 90 Mio Jahren) beginnt sich die afrikanische Platte nach Norden zu verschieben (WACHTER 1995: 42). Die beiden Kontinente stoßen zusammen, wobei ozeanische Kruste unter die kontinentale Kruste subduziert wird (SCHNEIDER, MANGOLD 1984: 62). Es beginnt die erste Phase der Alpenbildung (BURRI 1995: 10). In der ersten Phase der Alpenbildung werden so die marinen Sedimentgesteine nach Norden geschoben, wo sie durch die angrenzende europäische Platte gezwungen werden, sich aufzufalten. Dieser Vorgang vollzieht sich in der Regel in Richtung Nordwest, was zur Folge hat, dass die penninischen Decken die helvetischen überfahren, um selbst wiederum von den ostalpinen überdeckt zu werden (LABHART 2002: 522). Im Wallis ist das Ostalpin in der Dent-Blanche-Decke vertreten, die dem Kuhn, Nina: Geomorphologie und Klima im Wallis 3 afrikanischen Kristallin entstammt (LABHART 2002: 522). An manchen Stellen sind diese Decken abgetragen worden und so sind geologische Fenster entstanden, in denen die tiefer liegenden penninischen Decken zum Vorschein kommen. (WACHTER 1995: 42). In der Spätphase der Alpenbildung, während des Miozäns, erfolgt eine starke Hebung der westlichen und der zentralen Alpen, wodurch in diesen Regionen die Abtragung verstärkt wird. Die bestehenden Ur-Flüsse Ur-Rhône, Ur-Rhein und UrReuss beginnen sich in die Deckschichten einzuschneiden. Während dieses Prozesses erodieren, transportieren und akkumulieren die Flüsse Material. Die Akkumulation erfolgt vorrangig im Molassemeer, das nördlich der Überschiebungsregion liegt. Das Material wird sortiert. Es bilden sich Sandstein-, Mergel- und Nagelfluhschichten, die auch als Molasse bezeichnet werden (BURRI 1995: 10). So werden in dieser Region die ostalpinen und penninischen Decken zu großen Teilen abgetragen. Im Bereich der zentralen Alpen wird so das kristalline Grundgestein (Granit, Gneis) (der ursprüngliche Meeresboden) wieder frei gelegt. In diesem Teil der Alpen erheben sich heute die höchsten Gipfel (WACHTER 1995: 42). Das Jura wird vor circa drei Millionen Jahren aufgefaltet. Bis heute unterliegen die Alpen einem starken Druck und heben sich weiter, sind jedoch gleichzeitig permanent der Abtragung ausgesetzt (BURRI 1995:10). 1.1.1 Die Wasserscheide Quer durch die Alpen verläuft die kontinentale Wasserscheide. Im Westen wie im Osten der Schweiz entwässern die Flüsse der Alpennordseite in ein südliches Meer. Ausschließlich der Rhein weitet sein Einzugsgebiet bis zu den Alpenkämmen im Süden aus. Man kann sagen, dass 68% der schweizerischen Landesfläche zur Nordsee entwässern, 27,6% zum Mittelmeer und 4,4% zum Schwarzen Meer (vgl. Abb. 4) (BÄR 21976: 33). 1.1.2 Großräumliche Gliederung der Schweiz Die Schweiz lässt sich naturräumlich in drei Großräume unterteilen: in Jura, Mittelland und Alpen. 65% der Schweizer Landesfläche von 41 284 km2 stellen die Alpen im Süden der Schweiz. Die Schweiz hat allerdings nur einen Anteil von 14% an der gesamten Fläche der Alpen (WACHTER 1995: 40). Das Zentrum der Schweizer Alpen bildet das Sankt-Gotthard-Massiv, in dem die Flüsse Rhein, Rhône, Reuss und Tessin entspringen (Statistisches Bundesamt Wiesbaden 1995: 25, GUTERSOHN 1961: 8). Im Norden befindet sich der Jura, ein Kalkgebirge, das deutlich geringere Höhen als die Schweizer Alpen aufweist (max. ca.1700m). Es ist durchschnitten von Quertälern mit steilen Wänden und überragt das Mittelland deutlich (WACHTER 1995: 40, Statistisches Bundesamt Wiesbaden 1995: 25). Zwischen Alpen und Jura liegt das Mittelland mit einer Fläche von 12 600 km2, was etwa 30% der schweizerischen Landesfläche entspricht. Das Mittelland ist ein Hügelund Tiefland, das in der Höhe von den Alpen in Richtung Nordwesten von 1900 Meter auf 350 Meter abnimmt. In diesem Teil der Schweiz ist die Bevölkerungsdichte am höchsten (Statistisches Bundesamt Wiesbaden 1995: 25, WACHTER 1995: 40). Kuhn, Nina: Geomorphologie und Klima im Wallis 4 Entsprechend dieser Dreiteilung lassen sich auch grob die Verbreitungsgebiete der verschiedenen Gesteine einteilen. Im Gebiet der penninischen Decken kommen vorwiegend metamorphe Gesteine vor, wie Gneis und Bündnerschiefer. Kalkgesteine, Sandsteine, Mergel und Flysch – ein „vorwiegend marines Abtragungsgestein der Alpenfaltung aus Kreide und älterem Tertiär“ (HEIERLI 1974: 358) – findet man vorwiegend am nördlichen Alpenrand. Im Gebiet der südlichen Alpen, südlich der insubrischen Linie findet man kristalline Gesteine und Kalk. Im Mittelland kommt vorwiegend die Molasse vor, mit Nagelfluh, sowie Sandstein-und Mergelschichten. Das Jura ist geprägt durch Kalke aus Trias und Jura (vor 230 bis vor 140 Mio Jahren) (WACHTER 1995: 45). 1.2 Das Klima im Alpenraum Bevor im weiteren Verlauf der vorliegenden Hausarbeit die klimatischen Verhältnisse im Wallis betrachtet werden, gibt der folgende Abschnitt einen Überblick über das Klima im Alpenraum allgemein (vgl. Abb. 5 und 6). Bei der Einteilung beziehe ich mich vorrangig auf BÄTZING. Das Klima in den Alpen kann sehr unterschiedlich sein. Sie unterliegen dem Einfluss des mediterranen, des mitteleuropäischen und des kontinental-europäischen Klimas. Komplexer wird die Situation durch die enorme Höhe des Gebirges, die einen stark prägenden Einfluss auf das Klima hat. So gibt es auch innerhalb der Alpen starke Schwankungen und örtlich variierende Klimate. Klare Abgrenzungen sind kaum möglich, da es immer Übergangsbereiche gibt (BÄTZING 1997: 138). 1.2.1 Untergliederung nach Temperatur und Niederschlag Nach BÄTZING (1997: 138, 139) lassen sich vier Hauptklimaregionen in den Alpen unterscheiden: • warme inneralpine Trockenzonen • der warme mediterran geprägte Südsaum • der kühle mitteleuropäisch geprägte Nordsaum • der kontinental geprägte trockene Ostteil der Ostalpen. Diese Unterteilung trifft er nach den Eigenschaften der Übergangsbereiche, dem “Formenwandel”. In den Alpen ist korrespondierend mit den alpinen Höhenstufen der „hochgebirgstypische Klimawandel“ am bedeutungsvollsten. Hiermit meint man die Temperaturabnahme mit steigender Höhe gemäß dem hypsometrischen Temperaturgradienten um ca. 0,5 °C/ 100 m Höhe (BÄTZING 1997: 138). Weiterhin kann man zwischen Alpenrand und inneren Alpen Unterscheidungen treffen. Die feuchten Winde werden an den Gebirgskämmen zum Aufsteigen gezwungen, woraus Steigungsregen resultieren. Als Folge ist der Alpenrand feucht und kühl, wohingegen man im Alpeninneren auf relativ geringe Niederschläge treffen kann, da die Wolken sich durch das vorherige Aufsteigen bereits ausgeregnet haben und sich auflösen. Folglich erhöht sich auch die Sonnenscheindauer. Diese Faktoren führen dazu, dass im Alpeninneren, im Lee, Trockenzonen, wie zum Beispiel das Wallis, existieren (BÄTZING 1997: 138, BURRI 1995: 50). In diesen Zonen liegen die Kuhn, Nina: Geomorphologie und Klima im Wallis 5 Schnee- und Waldgrenze höher als am Alpenrand, ebenso verschieben sich die Anbaugrenzen nach oben (BÄTZING 1997: 138, BÄTZING 1991: 18). Große Unterschiede herrschen auch zwischen Alpennord- und Alpensüdseite, da die Alpen das Klima der kühlgemäßigten Breiten gegen das mediterrane Klima abgrenzen. Im Norden sind die Temperaturen demnach niedriger und die Niederschläge erfolgen ganzjährig, jedoch mit einem Maximum im Sommer. An der Südseite herrschen höhere Temperaturen und die Niederschlagsmaxima liegen im Frühjahr und Herbst. Häufig fallen diese Niederschläge als Starkniederschläge, es kann zu ausgeprägten Trockenperioden im Sommer kommen. Diese Nord-SüdUnterschiede treten auch auf kleinerer Ebene als Unterschied zwischen sonnenexponierten und schattigen Hängen auf (BÄTZING 1997: 138). Nicht zu vernachlässigen ist auch der Einfluss der enormen Ost-West-Ausdehnung der Alpen. Somit unterliegen sie einerseits dem feuchteren West-Klima, andererseits dem eher trockenen kontinentalen Klima Osteuropas. Daraus kann man folgern, dass die westlichen Alpen feuchter und maritimer geprägt sind, im Gegensatz zu den trockener und kontinentaler geprägten Ostalpen. Diese Beeinflussung aus Osten wird jedoch geschwächt, da immer wieder Tiefdruckgebiete aus der Adria Richtung Norden wandern und somit nur der östliche Teil der Ostalpen wirklich kontinental geprägt ist (BÄTZING 1997: 138). In den Tälern der inneren Alpen kommt es häufig zu einer Temperatur-Inversion. Die Luft am Boden des Tales wird nicht erwärmt, da das Tal im Bergschatten liegt, und kann somit auch nicht aufsteigen. Es entstehen so genannte Kaltluftseen. In größerer Höhe dagegen erwärmt sich die Luft und liegt über der kälteren im Tal. Dieses Phänomen ist häufig im Winter zu beobachten. Über dem Tal liegt dann eine relativ dichte Wolkendecke und darüber blauer Himmel. Die Temperaturen weisen bei einer solchen Wetterlage erhebliche Unterschiede auf: Im Talgrund kann es zu Minusgraden kommen, in größeren Höhen kann die Temperatur, bei zusätzlicher Südexponiertheit des Hanges, um ein Vielfaches höher sein. Man kann aus dieser Wetterlage folgern, dass in den Alpen häufig nicht die Talböden sondern die weiter oben befindlichen Hänge mit Süd-Exposition zu den Gunsträumen zählen (BÄTZING 1991: 18). In den Alpen herrschen sehr große klimatische Differenzen zwischen den sonnenexponierten Südhängen und den schattigen Nordhängen. Folglich erwärmen sich die Südhänge viel stärker als die Nordhänge, somit schmilzt der Schnee früher und die Vegetations- und Anbaugrenze befindet sich bis zu 300 Meter höher als auf den Schattenhängen. Die Südhänge in den inneren Alpen zählen somit zu den bevorzugten Räumen in den Alpen (BÄTZING 1991: 19). 1.2.2 Kleinräumige Windsysteme Neben den zuvor betrachteten großräumigen Windsystemen muss man auf die kleinräumigen Windsysteme eingehen, da diese das lokale Klima entscheidend mitprägen. Vorgestellt werden im folgenden knapp das Hang- und Berg-TalWindsystem, das uns auch im Wallis begegnen wird. Etwas weniger ausgeprägt, aber dennoch nicht unwesentlich wird zusätzlich das Land-See-Wind-System vorgestellt. Kuhn, Nina: Geomorphologie und Klima im Wallis 6 1.2.2.1 Hang- und Berg-Tal-Windsystem Als Resultat kleinräumiger thermischer Hoch- und Tiefdruckgebiete entstehen im Gebirge Berg- und Talwinde (SCHÖNWIESE 20032: 173, 174). Der obere Teil eines Hanges wird früher bestrahlt als das Tal und heizt sich demnach stärker auf. Verstärkt wird dies durch Südexposition des Hanges. Die Luft am Hang heizt sich auf, es entsteht im Bereich des Hanges ein thermisches Tief, in einiger Entfernung ein thermisches Hoch. In der Folge weht tagsüber ein Hangaufwind. In der Höhe kommt es eventuell zu Wolkenbildung und zur Entwicklung eines talaufwärts wehenden Windes, dem so genannten Talwind. Nachts kehrt sich dieses System um, da die höher gelegene Luft stärker abkühlt. Die kalte Luft fließt hangabwärts und talabwärts, man nennt sie dann Bergwind. Am stärksten ausgeprägt ist dieser Wind am späten Abend und wird gegen Morgen schwächer. (SCHÖNWIESE 20032: 173, 174, BURRI 1995: 51). Der Talwind ist meist stärker als der Bergwind, wie man im Wallis an den talaufwärts gebogenen Bäumen sehen kann (BURRI 1995: 51). 1.2.2.2 Land-See-Wind-System Dieses Windsystem, dass in voller Ausprägung an Meeresküsten auftritt, findet sich abgeschwächt auch an Seen. Tagsüber erwärmt sich das Land stärker als das Gewässer, was zur Folge hat, dass die warme Luft über Land aufsteigt , es entsteht also ein thermisches Tief über Land. Über dem Gewässer entwickelt sich hingegen ein thermisches Hoch. In Bodennähe entsteht eine Ausgleichsströmung vom See zum Land, der Seewind. Abends und nachts kühlt sich die Landfläche schneller ab als das Wasser und somit kehren sich die Druckgebilde im Verhältnis um, was einen Landwind zur Folge hat. (SCHÖNWIESE 20032: 172, BURRI 1995: 51). 2 Das Wallis 2.1 Der Kanton Wallis – ein Überblick Mit einer Fläche von rund 5226 km2 ist das Wallis (von lat. vallis= Tal) nach Graubünden und Bern der drittgrößte Kanton der Schweiz. Das Wallis erstreckt sich entlang des oberen Rhône-Tales, das vom Furka-Pass im Osten bis zum Genfer See im Westen reicht (vgl. Abb. 7 und 8). Nördlich des Wallis liegen die Berner Alpen, im Süden befinden sich die Walliser Alpen (Michelin 2001: 34, GUTERSOHN 1961: 11). Die Rhône, der größte Fluss im Wallis, hat ihren Ursprung im Rhône-Gletscher in einer Höhe von 2200 Metern (Michelin 2001: 325). Sie durchfließt das 120 km lange Längstal des Wallis vom Furkapass bis nach Martigny in Richtung Süd-West. In Martigny knickt der Lauf der Rhône fast rechtwinklig nach Norden ab (Rhôneknie), so dass sie quer zum Gebirge in den Genfer See fließt (BURRI 1995: 253, GUTERSOHN 1961: 11). Das Rhône-Tal – ein glazial geformtes Trogtal – bietet auf seinem flachen Talboden auf einer Höhe von circa 500 Metern, die Möglichkeit zu Obst- und Ackerbau, sowie zum Weinanbau (GUTERSOHN 1961: 11, BURRI 1995: 253). Die Terrassenflächen – Trogschultern –, die sich oberhalb der steilen Wände befinden, haben die Funktion von Alpweiden (BURRI 1995: 253). Von Norden und von Süden münden Nebentäler in das Längstal des Wallis, von Süden her eher längere, aus Norden eher kürzere (GUTERSOHN 1961: 11). Kuhn, Nina: Geomorphologie und Klima im Wallis 7 Der Kanton Wallis beinhaltet die stärkste Höhendifferenz der Schweiz: der tiefste Punkt liegt am Genfer See mit 372 m NN, den höchsten stellt mit 4634 m NN die Dufourspitze (BURRI 1995: 253, BÄTZING 1997: 206). Mit dem Aletschgletscher, der sich 1995 über eine Fläche von 129 km2 erstreckte, befindet sich im Wallis zudem der größte Alpengletscher (Statistisches Bundesamt Wiesbaden 1995: 25). Neben dem allgegenwärtigen glazialen Formenschatz sind auch fluviatile Erosionsformen besonders in den Seitentälern sowie Akkumulationsformen besonders im Haupttal mit Schwemmfächern und Alluvialgelände präsent (GUTERSOHN 1961: 11). Das Wallis ist klimatisch geprägt durch seine abgeschlossene Lage, auf die bei der Betrachtung der klimatischen Verhältnisse unter 2.3 näher eingegangen wird. 2.2 Zur Geologie des Wallis Dieser Abschnitt der Hausarbeit gibt die Informationen zur Geologie der Wallis stark vereinfacht, und mit dem Ziel, ausschließlich einen Überblick zu verschaffen, wider. Die südlichen Walliser Alpen gehören eigentlich zu einer penninischen Decke, die aber von einer ostalpinen Decke, der Dent-Blanche-Decke, überlagert ist. Im Norden und im Westen liegen die Grenzen zu den helvetischen Decken. Entlang dieser Deckengrenze liegt das Tal der Rhône, das dem Penninikum zuzuordnen ist (LABHART 2002: 525, HEIERLI 1997: 87). Man kann also vereinfacht sagen, dass im nördlichen Teil des Kantons Wallis überwiegend helvetische Decken, südlich der Rhône vornehmlich penninische Decken vorliegen (WACHTER 1995: 43). Im Helvetikum treten zwei Bereiche auf. Einerseits im Nordosten die Zentralmassive (z. B. Gotthard-Massiv), die im Wesentlichen zum kristallinen helvetischen Grundgebirge zu zählen sind und größtenteils aus Granit und Gneis aufgebaut sind (LABHART 2002: 527). Andererseits der Bereich der mesozoischen Sedimente, die überwiegend abgetragen und zum Kalkgebirge nördlich der Rhône gefaltet wurden. Allerdings kommt es auch vor, wie auf der östlichen Seite des Rhônetals, dass diese Sedimente noch immer auf den Massiven liegen (LABHART 2002: 527, HLAUSCHEK 1983: 3). Die penninischen Decken sind im Westen „dachziegelartig“ übereinander gelagert, wohingegen sie östlich des von einer Bruchlinie durchzogenen Simplonpasses flach geschichtet sind (LABHART 2002: 527, 531). Sie sind jedoch aufgrund der sehr ausgeprägt wirksamen Metamorphose in der Region enorm verfaltet und ineinander verschmolzen, was die Aufteilung in Decken schwierig macht (HLAUSCHEK 1983: 3). Besonders eindrückliche Gipfel befinden sich im Bereich der Dent-Blanche-Decke (z. B. Mont Blanc), die überwiegend aus Gneis besteht (LABHART 2002: 529). 2.2.1 Gesteine und Bodenschätze Generell eher nicht für ihre Bodenschätze bekannt, finden sich jedoch auch in der Schweiz gewisse Vorkommen. Im Wallis wurde bei Goppenstein bis circa 1907 Blei abgebaut, Gold (im Zwischbergental), sowie Kupfer, Nickel, Kobalt und Molybdän in den südlichen Walliser Tälern (Val d’Anniviers, Turtmanntal) (WACHTER 1995: 52, BURRI 1995: 120). Desweiteren finden sich im Wallis Bündnerschiefer aus der Kreide, Konglomerate, Sandsteine, Quarzite, Tonschiefer, Kohle und Graphit aus dem Karbon, sowie Kuhn, Nina: Geomorphologie und Klima im Wallis 8 Granite und metamorphe Gesteine wie Gneise und Glimmerschiefer (HEIERLI 1974: 102). Molybdänvorkommen gibt es im Baltschiedertal, Gold als Mineral im Gestein am Simplon bei Gondo und bei Salanfe im Unterwallis (BURRI 1995: 120). Neben diesen Bodenschätzen, die jedoch nicht mehr abgebaut werden, existieren im Wallis unter Anderem Uranerzlagerstätten, deren Abbau jedoch als unrentabel eingestuft wurde (BURRI 1995: 120). Die Anthrazitvorkommen im Wallis (bei Chandolin) entstammen dem Penninikum und sind aufgrund ihrer starken Verfaltung für den Abbau ungeeignet (BURRI 1995: 120). Gips hingegen wird in Granges im Wallis auch heute noch abgebaut (BURRI 1995: 120). 2.3 Das Klima im Wallis Das Klima des Wallis stellt einen besonderen Klimatyp dar. Es ist geprägt durch die Abgeschlossenheit seiner Lage, bedingt durch die hohen Gebirgskämme. Die herannahenden Winde, besonders die feuchten Südwestwinde, werden zum Aufsteigen gezwungen und regnen sich über den Gipfeln ab. Auch der Südföhn lässt den Regen an der Südflanke der Walliser Alpen (GUTERSOHN 1961: 13). So zählt der Walliser Talboden zu den trockensten Gegenden der Schweiz. Auch die Bewölkung ist relativ gering, was die Anzahl der Sonnenscheinstunden auf 2124 (beispielsweise hat Sitten im Mittel 400 Sonnenscheinstunden mehr als Zürich) im Jahresmittel ansteigen lässt (GUTERSOHN 1961: 13). Bei diesen Werten muss man allerdings beachten, dass die Sonnenscheindauer bis Mitte der 1980er Jahre generell abgenommen hat (BENISTON 1998: 3). Die Hangwinde (vgl. 1.2.2.1) wehen im üblichen Rhythmus und lösen insbesondere Talwinde aus. Der Walliser Talwind weht an Schönwettertagen mit besonderer Stetigkeit ab dem Morgen vom Genfersee taleinwärts bis über Martigny hinaus – teilweise bis Brig – mit einer Geschwindigkeit von maximal 25 Stundenkilometern (GUTERSOHN 1961: 13/14). Die Flüsse im Wallis sind hochgebirgstypisch – ihr Wasserhaushalt ist vornehmlich von Gletschern geregelt. Die Wasserführung ist also an den Gang der Temperatur gekoppelt, da diese die Schneeschmelze bedingt (GUTERSOHN 1961: 14). Die Ablation ist am größten während Schönwetterperioden im Sommer bei antizyklonalen Wetterlagen. Dann führt die Rhône häufig Hochwasser (GUTERSOHN 1961: 14/15). Im Wallis finden wir sehr feuchte und sehr trockene Regionen auf kleinem Raum. Mönchsgrat und Monte-Rosa-Gruppe, die im Mittel mehr als 4000 mm Niederschlag im Jahr erhalten, zählen zu den Gebieten der höchsten Niederschläge in der Schweiz. Nur ca. 40 Kilometer weiter liegt die trockenste Region Stalden/Visp, mit einem Minimum von ca. 520-590 mm Niederschlag pro Jahr (BURRI 1995: 253). In Mittelland, Jura und am Alpennordrand liegt das Niederschlagsmaximum im Sommer (BURRI 1995: 50). Das Wallis hingegen erhält seine Hauptniederschläge im Herbst. Im mittleren Wallis zeigen sich zwei Maxima der Niederschläge: das erste Maximum liegt im August, das zweite im Dezember. Das Zweite ist bedingt durch die im Winter häufig in große Höhen aufsteigenden Westwinde mit starken Präfrontalregen (GUTERSOHN 1961: 13). Wegen der relativen Trockenheit sind Frühling und Sommer im Wallis eher etwas wärmer, Herbst und Winter dagegen etwas kühler als in anderen Orten gleicher Höhe im Schweizer Mittelland (GUTERSOHN 1961: 13). Bei den Niederschlägen muss man beachten, dass in hohen Lagen immer mehr Niederschlag als Schnee fällt. Der Schneeanteil nimmt von 10 % in 500 Metern Höhe Kuhn, Nina: Geomorphologie und Klima im Wallis 9 auf 100% in 3500 Metern Höhe zu (GUTERSOHN 1961:13, BURRI 1995: 50, BÄR 1976: 43). Besonders bei den Längstälern wie dem Wallis (West-Ost-Richtung) ist der Unterschied zwischen Sonnen- und Schattenhängen stark ausgeprägt. Meist wird die sonnenexponierte Seite besiedelt und entwaldet, wohingegen auf der Schattenseite kaum gesiedelt wird und der Baumbestand erhalten ist (BÄTZING 1997: 217, BURRI 1995: 48, BÄR 1976: 42). So sind im Tal der Rhône bis zum Genfer See die rechten Talhänge der Rhône dem Weinbau gewidmet, wohingegen die Talhänge auf ihrer linken Seite überwiegend bewaldet sind und auch als Weiden genutzt werden (Michelin 2001: 325). Die so genannte Spalierlage bietet besondere Gunstfaktoren und wird deshalb bevorzugt zum Weinanbau genutzt. Sie ist geprägt durch die Exposition zur Sonne, d. h. es handelt sich um einen Südhang. Der Einfallswinkel der Sonne ist größer, somit ist die Temperatur in dieser Lage höher. Falls im Tal ein Gewässer vorhanden ist, erhält der betreffende Hang in Spalierlage zusätzlich reflektierte Sonnenstrahlung. Auch ist die Frostgefahr geringer (vgl. Kaltluftseen) und das Regenwasser kann am Hang besser ablaufen, was wichtig ist für den Weinanbau (BURRI 1995: 49). 3 Schlussbemerkung Nach den vorangegangenen Ausführungen lässt sich folgern, dass das Wallis als eines der inneralpinen Längstäler zu den klimatischen Gunsträumen der Alpen zu zählen ist (BÄTZING 1991: 19). Aufgrund seiner abgeschlossenen Lage ist das Tal der Rhône geschützt vor starken Niederschlagen und zählt in der klimatischen Kleinkammerung der Schweiz zu den Trockenzonen. Das abwechslungsreiche Relief bietet die Möglichkeit zu unterschiedlichen Nutzungsformen. So werden auf dem Talboden Obst und Gemüse angebaut, auf den Sonnenhängen Wein, wohingegen die Schattenhänge überwiegend als Alpweiden genutzt werden (GUTERSOHN 1961: 11, BURRI 1995: 253). Desweiteren ist das Wallis äußerst attraktiv als Wintersportregion und Magnet für Touristen, die zum Beispiel den Großen Aletschgletscher besuchen. Kuhn, Nina: Geomorphologie und Klima im Wallis 10 4 Literaturverzeichnis BÄR, O. (21976): Geographie der Schweiz. Zürich. BÄTZING, W. (1991): Die Alpen. Entstehung und Gefährdung einer europäischen Kulturlandschaft. München. BÄTZING, W. (1997): Kleines Alpen-Lexikon. Umwelt – Wirtschaft – Kultur (=Beck’sche Reihe 1205). München. BENISTON, W. HAEBERLI und E. 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Kuhn, Nina: Geomorphologie und Klima im Wallis Abb. 4: Schweiz: Flusssysteme und ihre Entwässerung Quelle: BÄR, O. (21976): Geographie der Schweiz. Zürich: 33. Abb. 5: Mittlere jährliche Niederschlagsverteilung in der Schweiz. Quelle: IMHOF, E. (131962): Schweizerischer Mittelschulatlas. Zürich: 22. 14 Kuhn, Nina: Geomorphologie und Klima im Wallis Abb. 6: Mittlere Januar- und mittlere Juni- Temperaturen in der Schweiz Quelle: IMHOF, E. (131962): Schweizerischer Mittelschulatlas. Zürich: 20. 15 Kuhn, Nina: Geomorphologie und Klima im Wallis Abb. 7: Kartenskizze der Schweiz mit dem Kanton Wallis (markiert). QUELLE: BURRI, K. (1995): Schweiz. Suisse, Svizzera, Svizra. Geographische Betrachtungen. Zürich: 252. Abb. 8: Kanton Wallis und das Einzugsgebiet der Rhône. Quelle: BURRI, K. (1995): Schweiz. Suisse, Svizzera, Svizra. Geographische Betrachtungen. Zürich:253. 16