Tritrichomonas foetus bei Katzen

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August 09
Diagnostic
Update
Tritrichomonas foetus bei Katzen
Erreger
Tritrichomonas foetus ist ein birnenförmiger Einzeller aus der
Familie Trichomonadidae mit einer undulierenden Membran,
drei Vorder- und einer nach hinten gerichteten Schleppgeißel.
Die Trophozoiten sind 10-25 x 3-15 µm groß und der Achsenstab überragt das Hinterende der Zelle. Die Vermehrung
erfolgt durch Zweiteilung, ohne Bildung von Zysten.
Zur Familie Trichomonadidae gehören auch: T. suis (Schwein),
T. gallinae (Vogel), T. enteris (Rind), T. equi (Pferd), T. equibuccalis (Pferd, Esel), T. muris (Nager), Trichomonas vaginalis
(Mensch), Tetratrichomonas spp. (Hühner- und Gänsevögel)
und Pentatrichomonas hominis (Mensch, Hund, Katze, Nager).
Ob T. foetus auf Menschen übertragbar ist, ist noch nicht ganz
geklärt. Der Einzeller konnte in der bronchoalveolären Lavage
eines immunsupprimierten Patienten in Frankreich isoliert
werden (Duboucher et al., 2006).
Krankheitsbild
Bei Katzen besiedelt T. foetus den Verdauungstrakt und
gehört nicht zu der normalen Darmflora. Jüngere, reinrassige
Katzen (<1 Jahr alt), die aus Haushalten oder Tierheimen mit
mehreren Katzen stammen, sind häufiger betroffen. Klinisch
zeigen infizierte Tiere chronische Dickdarmdurchfälle, mit einer
Dauer von bis zu 2 Jahren bei noch gutem Allgemeinbefinden,
die mit Blut- und Schleimbeimengungen einhergehen. Eine
experimentelle Infektion von Katzen mit bovinen T. foetusIsolaten ist möglich (Stockdale et al., 2008). Koinfektionen mit
Giardien treten häufig auf (13% in eigener Studie, 2006).
Eine hohe Katzendichte stellt die größte Gefahr für eine
Infektion mit T. foetus dar. Der Kontakt zu anderen Haustieren
(Schwein, Rind, Pferd), Fütterung mit rohem Fleisch, Reisen,
Freigänger und Trinkwasserquellen sind keine Risikofaktoren
für die Ansteckung mit dem Einzeller.
Diagnose
Trophozoiten© Nikola Pantchev
Vorkommen
T. foetus ist ein bekannter, weltweit verbreiteter Erreger, der
eine wichtige Rolle bei der extensiven Haltung von Rindern
spielt. Der Einzeller wird beim Deckakt auf weibliche Rinder
übertragen und verursacht die sogenannte bovine Tritrichomonose oder Trichomonadenseuche (u. a. assoziiert mit Frühabort, Pyometra und Fruchtbarkeitsstörungen). Durch künstliche Besamung, isolierte Haltung von Bullen und regelmäßige
Untersuchung des Spermas in Mittel- und Westeuropa wurde
die Erkrankung fast ausgerottet. Nach einer experimentellen
Infektion mit felinen T. foetus-Isolaten in Färsen entstehen
ähnliche, aber nicht identische pathologische Veränderungen
verglichen mit bovinen Isolaten (Stockdale et al., 2007).
Der Erreger kann mikroskopisch, kulturell oder mittels PCR im
Kot von infizierten Katzen nachgewiesen werden. Bewegliche
Trophozoiten können mikroskopisch nur wenige Stunden nach
der Entnahme im Kot beobachtet werden. Eine weitere Einschränkung dieses Nachweisverfahren ist, dass auch andere
pathogene (Giardia intestinalis) und apathogene Flagellaten
(Pentatrichomonas hominis) mikroskopisch diagnostizierbar sind und so zu einer Verwechslung mit T. foetus führen
können. Eine kulturelle Anzüchtung ist sehr arbeits- und
zeitaufwändig und kann bis zu 12 Tage dauern. Dabei ist zu
beachten, dass T. foetus empfindlich auf Trockenheit sowie
T. foetus ist nicht streng wirtsspezifisch. Der Erreger wurde
auch bei anderen Tierarten (Katze, Hund, Pferd, Kamel und
Reh) nachgewiesen.
© Majda Globokar
Kälte reagiert und so z. B. nach Versand oftmals nicht mehr
lebens- und vermehrungsfähig ist. Nach einer antibiotischen
Behandlung können die mikroskopische und kulturelle Untersuchung falsch negativ ausfallen.
Der molekulare Erregernachweis mittels real time-PCR ist
dagegen äußerst sensitiv und hoch spezifisch sowie deutlich
schneller als die Kultur. Der Nachweis von T. foetus-Nukleinsäure ist direkt aus einer Kotprobe ohne kulturelle Voranreicherung möglich.
Im Zeitraum September 2008 bis Juni 2009 wurde mit Hilfe des
IDEXX RealPCR™-Systems bei mehr als 29 % der 449 Katzenkotproben T. foetus-DNA nachgewiesen.
Über vergleichbare oder teilweise höhere Prävalenzen wurde
aus England (14%), der Schweiz (20%), den USA (31%) und
Italien (32%) berichtet.
Auch wenn die Anzahl der untersuchten Hundekotproben
relativ gering ist, so zeigt doch der Nachweis von T. foetusDNA bei vier von 15 Tieren (27%), dass auch Hunde an einer
Infektion mit T. foetus erkranken können.
Tritrichomonas foetus (DNA) - PCR
Für die Untersuchung auf T. foetus mittels PCR benötigen
wir 1 g frische Kotprobe. Rektalabstriche und Proben mit
Katzenstreu sind für diese Untersuchung nicht geeignet.
Eine eigene Studie mittels PCR, die bereits im Jahr 2006 bei
IDEXX Vet Med Labor in Ludwigsburg durchgeführt wurde,
zeigte, dass eine T. foetus-Infektion bei jungen Katzen mit
therapieresistenten Durchfällen relativ weit verbreitet ist. In
dieser Arbeit wurden 29 klinisch apparente (Durchfall) Katzen
aus Deutschland und zwei aus Österreich auf T. foetus-DNA
untersucht: bei fünf Tieren konnte die Erreger-DNA nachgewiesen werden (19%). 29 der Katzen waren ≤1 Jahr und zwei
>4 Jahre alt. Von insgesamt 31 untersuchten Katzen waren
18 männlich (fünf kastriert und 13 unkastriert) und 11 weiblich
(zwei kastriert und neun nicht kastriert). Bei zwei Tieren war
das Geschlecht nicht bekannt. 17 davon waren Europäisch
Kurzhaarkatzen, drei Britisch Kurzhaar bzw. Mix, jeweils zwei
Perser-, Maine Coon- und Siamkatzen bzw. Mix, und jeweils
eine Angora-Mix, Russisch Blau-, Bengal- und Somalikatze.
Bei einer Katze blieb die Rasse unbekannt.
Die aktuellen, innerhalb der letzten 10 Monate gesammelten Untersuchungsdaten zeigen sogar eine deutlich höhere
Prävalenz der T. foetus-infizierten Katzen mit therapieresistenten Durchfällen:
Therapie
Für die Behandlung von T. foetus gibt es zur Zeit keine zugelassenen Medikamente. Die Verabreichung von Ronidazol in
einer Dosierung von 30 mg/kg oral einmal täglich über zwei
Wochen stellt die aktuelle Empfehlung dar. Ronidazol, ein
Wirkstoff aus der Gruppe der Nitroimidazole, kann Neurotoxizität hervorrufen (Zittern, Hyperästhesie, Ataxie, Krämpfe). Bei
neurotoxischen Symptomen muss die Therapie sofort abgesetzt werden. Ronidazol besitzt auch eine kanzerogene Wirkung. Der Besitzer sollte deshalb bei der Verabreichung des
Medikaments und auch bei der Reinigung der Katzentoilette
Handschuhe tragen. Zur Kontrolle einer erfolgreichen Therapie
wird eine Nachuntersuchung mittels PCR ein bis zwei Wochen
und erneut 20 Wochen nach der Behandlung empfohlen. Da
nicht alle infizierten Katzen klinische Symptome zeigen, sollten
alle Katzen im Bestand einzeln auf T. foetus untersucht werden.
Die Ausscheider sollten von negativ getesteten Tieren getrennt
gehalten werden.
Prognose
Die Prognose für mit T. foetus infizierte Katzen ist gut. In einer
Studie mit 26 erkrankten Tieren sistierte der Durchfall nach
zwei Jahren (Foster et al., 2004). Infizierte Katzen sind meist in
gutem Allgemeinzustand und zeigen selten Gewichtsverlust.
T. foetus positive Katzen aus der Studie bei IDEXX Vet·Med·Labor (2006)
Katze
Alter (Monate)
Geschlecht
Rasse
Symptome
Koinfektion mit Giardia
1
6
♂
Bengal
DF
ja
2
3
♂
Siam
DF
ja
3
4
♀
?
DF
nein
4
9
♂ kastriert
EKH
DF
ja
3
♂
Russisch blau
DF
ja
5
EKH- Europäisch Kurzhaar
DF- Durchfall
Literatur:
Assisi N, Steiner MJ, Pfister K und Kohn B: Tritrichomonas foetus - ein Durchfallerreger bei Katzen. Kleintierpraxis. 53 (11): 688-693, 2008.
Duboucher C, Caby S, Dufernez F, Chabe M, Gantois N, Delgado-Viscogliosi P, Billy C, Barre E. Torabi E, Capron M, Pierce RJ, Die-Cas E und Viscogliosi E:
Molecular identification of Tritrichomonas foetus-like organisms as coinfecting agents of human Pneumocystis pneumonia. J. Clin. Microbiol. 44 (3):
1165-1168, 2006.
Foster DM, Gookin JL, Poore MF, Stebbins ME und Levy MG: Outcome of cats with diarrhoea and Tritrichomonas foetus infection.. J. Am.Vet. Assoc. 225
(6): 888-892, 2004.
Frey CF, Schild M, Hemphill A, Stünzi P, Müller N, Gottstein B, Burgener IA: Intestinal Tritrichomonas foetus infection in cats in Switzerland detected by in
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Gookin JL, Levy MG, Law JM, Papich MG, Poore MF, Breitschwerdt EB: Experimental infection of cats with Tritrichomonas foetus. Am. J. Vet. Res. 62:
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Gookin JL, Foster DM, Poore MF, Stebbins ME, Levy MG: Use of commercially available culture system for diagnosis of Tritrichomonas foetus infection in
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Gookin JL, Stebbins ME, Hunt E, Burlone K, Fulton M, Hochel R, Talaat M, Poore MF und Levy MG: Prevalence and Risk Factors for Feline Tritrichomonas
foetus and Giardia Infection. J. Clin. Microbiology. 42 (6): 2707-2710, 2004.
Gookin JL: Update on Tritrichomonas foetus – A cause of feline diarrhoea. Proceedings of the 26th Annual ACVIM Forum, San Antonio, Texas 2008,
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Gunn-Moore DA, McCann TM, Reed N, Simpson KE und Tennant B: Prevalence of Tritrichomonas foetus infection in cats with diarrhoea in the UK. J. Feline.
Med. Surg. 9 (3): 214-218, 2007.
Holliday M, Deni D, Gunn-Moore DA: Tritrichomonas foetus infection in cats with diarrhoea in a rescue colony in Italy. J. Feline. Med. Surg. 11 (2): 131-134,
2009.
Stockdale HD, Rodning S, Givens M, Carpenter D, Lenz S, Spencer J, Dykstra C, Lindsay D und Blagburn B: Experimental infection of a cattle with a feline
isolate of Tritrichomonas foetus. J. Parasitol. 93 (6): 1429-1434, 2007.
Stockdale HD, Dillon AR, Newton JC, Bird RC, Bondurant RH, Deinoccentes P, Barney S, Bulter J, Land T, Spencer JA, Lindsay DS und Blagburn BL:
Experimental infection of cats (Felis catus) with Tritrichomonas foetus isolated from a cattle. Vet. Parasitol. 154 (1-2): 156-161, 2008.
Rosado TW, Specht A, Marks SL: Neurotoxicosis in 4 cats receiving ronidazole. J. Vet. Intern. Med. 21: 328-331, 2007.
TÄ Majda Globokar
Dr. Hans-Jörg Balzer
Leiterin Abteilung Parasitologie
Leiter Abteilung Molekularbiologie
PCR bei IDEXX Vet•Med•Labor
Die Abteilung für molekulargenetische Untersuchungen und
Erregernachweise ist in unserem Labor derzeit der Bereich
mit den meisten Neueinführungen.
Bei der Erregerdiagnostik erfolgt neben der Entwicklung neuer Testsysteme
kontinuierlich eine Weiterentwicklung und Verbesserung der bestehenden
Nachweismethoden. Neu eingeführte Tests erkennen Sie auf unserem PCRAntragsschein an der roten Schrift. Sollte eine von Ihnen gewünschte Untersuchung nicht aufgeführt sein, informiert Sie unsere Hotline gerne über
eine mögliche Verfügbarkeit.
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