UNIVERSITÄTSKLINIKUM Schleswig-Holstein Campus Kiel Service Stern Nord GmbH September 2013 Erstellt von: L. Decker Diätassistentin des UKSH „Unser Betrieb ist ausgezeichnet mit dem RAL Gütezeichen Kompetenz richtig Essen, Spezifikation Speisenvielfalt & Diäten! Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne unter der 1068 zur Verfügung. Mit diesem Zertifikat unterliegen wir der regelmäßigen Prüfung durch die RAL Gütegemeinschaft Ernährungs-Kompetenz e.V.“ Liebe Leserin, lieber Leser, die Gastrektomie kann unterschieden werden in eine Teilentfernung oder komplette Entfernung des Magens. Je nach Operationsmethode oder danach welcher Teil entfernt wurde, können unterschiedliche Probleme entstehen. Zudem ist jeder Patient und jede Erkrankung anders. Deswegen geben wir hier einen allgemeinen Überblick, der eine individuelle ärztliche Betreuung aber nicht ersetzen kann! Allgemein In der ersten Zeit, wenn die OP-Wunden noch nicht verheilt sind, sollten Sie extrem gewürzte Lebensmittel meiden. Scharfes, Saures, sehr Süßes oder sehr Salziges kann die inneren Operationsnähte reizen. Auch Geräuchertes und sehr fettige Speisen sollten sie vorerst vom Speiseplan streichen. Essen Sie nicht zu heiß und nicht zu kalt. Der Darm war es gewohnt Speisen aufzunehmen, die bereits Körpertemperatur hatten. Auf Genussmittel wie Kaffee und Alkohol sollten Sie vorerst verzichten. Auch Nikotin belastet den Körper zusätzlich, rauchen Sie nicht. Geben Sie ihrem Körper Zeit sich zu regenerieren und an die neue Situation zu gewöhnen. Jeder Magenoperierte reagiert anders auf den Eingriff, deshalb achten Sie darauf was Sie gut oder weniger gut vertragen und stellen Sie ihre Ernährung darauf ein. Nach der Teilentfernung des oberen Magenbereichs Patienten, denen nur ein Teil des Magens entfernt wurde, haben meist wenige Probleme solange die Schließmuskeln an Magenein- und Ausgang erhalten sind. In der Anfangszeit kann es zu Völlegefühl kommen und dazu, dass Sie wenig Appetit haben. Der Magen hat die Aufgabe den Speisebrei zu „speichern“ so lange bis er portionsweise durch den Magenpförtner in den Dünndarm abgegeben wird. Da der Magen jetzt kleiner ist, kann er nicht so viel aufnehmen und dementsprechend sollten Sie die Portionsgrößen ihrer Mahlzeiten anpassen: essen Sie mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt und trinken Sie eher zwischen den Mahlzeiten als direkt dazu. Ist bei der Operation der Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen entfernt worden, so kann es zum Rückfluss des Speisebreis in die Speiseröhre kommen und dort Sodbrennen verursachen. Um dem entgegenzuwirken, essen Sie mehrere kleine Mahlzeiten. Legen Sie sich direkt nach dem Essen nicht hin oder sorgen Sie dafür, dass der Oberkörper nicht flach sondern im 45° Winkel liegt. Trinken Sie keine kohlensäurehaltigen Getränke und verzichten Sie auf sehr fettige Speisen wie Frittiertes oder Paniertes. Auch Schokolade kann Sodbrennen begünstigen, ebenso wie starker Bohnenkaffee. Achten Sie darauf, dass Hose und Gürtel am Bauch nicht zu eng sitzen. Nach der Teilentfernung des unteren Magenbereichs oder der totalen Magenentfernung Normalerweise wird die Nahrung im Magen weiter zerkleinert und so bearbeitet, dass der Darm die Nährstoffe aus dem Speisebrei aufnehmen kann. Der Magenpförtner sorgt dann dafür, dass der Brei in kleinen Portionen in den Dünndarm abgegeben wird. Ist der gesamte Magen oder der untere Teil des Magens inklusive Magenpförtner entfernt worden, so gelangt der Speisebrei viel zu schnell in den Dünndarm und kann dadurch Probleme verursachen. Man spricht vom Dumping-Syndrom, dessen Name sich vom englischen Wort „to dump“ (stürzen) ableitet. Das Dumping-Syndrom teilt sich in zwei Formen auf: Frühdumping Direkt nach dem Essen treten starke Beschwerden auf. Typische Symptome sind Schwächegefühl, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Ursache ist die Überdehnung des Dünndarms, weil eine zu große Menge an Speisebrei sehr plötzlich hinein gelangt. Als Reaktion darauf wird Wasser aus der Blutbahn in den Darm gezogen, wodurch der Blutdruck abfällt und die beschriebenen Symptome entstehen. Spätdumping Ein bis zwei Stunden nach dem Essen treten starke Beschwerden auf: Herzklopfen, Schweißausbrüche, Schwächegefühl, Müdigkeit, Schlappheit und Übelkeit. Ursache ist die große Menge Speisebrei, die plötzlich im Dünndarm ankommt. Der Darm nimmt eine große Menge Zucker aus dem Nahrungsbrei in die Blutbahn auf und der Blutzuckerspiegel steigt stark an. Um gegenzusteuern bildet der Körper viel Insulin. Dieses senkt den Blutzuckerspiegel aber so stark, dass er unter den Normwert gelangt. Dadurch werden die beschriebenen Symptome auslöst. In beiden Fällen gilt: kleine Mahlzeiten einnehmen! Tasten Sie sich langsam an die für Sie verträgliche Portionsgröße heran. Je kleiner die Portionen umso mehr Mahlzeiten müssen Sie am Tag einplanen, um nicht übermäßig an Gewicht zu verlieren. Dies kann mitunter anstrengend werden. Ein Zeitplan ähnlich eines Stundenplans kann Ihnen dabei helfen regelmäßig zu essen. Nehmen Sie Ihre Mahlzeiten eventuell halb liegend ein. So „rutscht“ die Nahrung langsamer. Nach dem Essen gönnen Sie sich noch etwas Ruhe, denn Bewegung fördert den Weitertransport der Nahrung. Meiden Sie Lebensmittel, die viel Zucker enthalten (Süßigkeiten, Weißmehlprodukte) oder essen Sie nur wenig davon. Steigen Sie lieber auf Süßstoff um und wählen Sie Lebensmittel mit höherem Ballaststoffgehalt (fein gemahlenes Vollkornbrot, Vollkornnudeln und -reis). Sprechen Sie auf jeden Fall mit ihrem Arzt über die Problematik! Durch das Fehlen des Magens und die veränderte Lage der Organe können noch weitere Beeinträchtigungen entstehen. Im Magen wird normalerweise ein „Transporter“ für das Vitamin B12 gebildet. Ist der Magen komplett entfernt fehlt auch dieser Faktor und der Körper kann kein Vitamin B12 mehr aufnehmen. Dieses muss dann vom Arzt verabreicht werden. Auch bei einer Teilentfernung kann der Faktor fehlen. Hier kommt es darauf an welcher Teil des Magens entfernt wurde. Klären Sie mit dem Arzt ob eine Ergänzung nötig ist. Die Magensäure hat nicht nur eine Verdauungsfunktion sondern schützt den Körper auch vor Bakterien, die mit der Nahrung aufgenommen werden. Achten Sie darauf, lieber gegarte Lebensmittel zu essen als rohe. Dies gilt besonders für Fisch, Fleisch und Eier (Mett, Tatar, weich gekochtes Ei und Sushi lieber meiden). Gemüse und Obst sollten Sie vor dem Verzehr gut waschen. Achten Sie auch in der Küche auf Hygiene. Bei vielen Patienten ergibt sich nach der Operation ein starker Gewichtsverlust. Dieser kann zum einen durch unzureichende Nahrungsaufnahme (bei Appetitlosigkeit) begründet sein, zum anderen durch eine unzureichende Ausnutzung der Nährstoffe. Besonders bei Patienten, die nach dem OP-Verfahren Billroth II behandelt worden sind, wird der Speisebrei nicht genügend mit Verdauungsenzymen und Gallensaft vermischt, da der Zwölffingerdarm nicht vom Speisebrei durchlaufen wird. Hieraus kann die Ausscheidung von Fett mit dem Stuhl resultieren. In diesem Fall kann der Arzt Verdauungsenzyme als Kapseln oder Granulat verschreiben. Es kann auch hilfreich sein das sichtbare Nahrungsfett (Margarine und Öl) durch MCT-Fette zu ersetzen. Diese Fette sind durch eine andere Zusammensetzung leichter verdaulich als herkömmliche Fette und werden besser vom Darm aufgenommen. Sie erhalten sie im Reformhaus oder in der Apotheke. Haben sie trotz der Behandlung Symptome wie Blähungen und Durchfall, kann eine Unverträglichkeit auf Milchzucker vorliegen, der in Milch und Milchprodukten enthalten ist (Laktoseintoleranz). In diesem Fall können Sie auf Laktosefreie Produkte zurückgreifen (Milch, Joghurt, Quark etc.). Diese erhalten Sie in jedem gut sortierten Supermarkt. Möchten Sie außerhalb essen oder sind Sie nicht sicher, ob ein Lebensmittel Laktose enthält oder nicht, können Sie auf Laktase zurückgreifen (das Enzym, das den Milchzucker aufspaltet). Diese gibt es als Kautabletten in jeder Drogerie oder in der Apotheke zu kaufen. Alle Maßnahmen, die Sie ergreifen, sollten Sie mit ihrem Arzt besprechen um zu klären ob Sie notwendig sind oder nicht. Schränken Sie sich nicht aus reiner Vorsicht ein sondern versuchen Sie so „normal“ wie möglich zu Essen. Geben Sie ihrem Körper Zeit sich umzustellen. Dies passiert nicht von heute auf morgen, aber mit der Zeit werden Sie merken, dass er sich der neuen Situation anpasst und Sie viele Lebensmittel wieder besser vertragen. Gerade in der Anfangszeit oder wenn Sie längere Zeit Probleme haben, kann Ihnen eine qualifizierte Ernährungs- und Diätberatung weiterhelfen.