Hepatitis B

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Hepatitis B
Informationen für
Betroffene und Angehörige
Impressum
Hepatitis B Informationen für Betroffene und Angehörige
von Huy Ho/Dr. Hans Becker/Dr. Markus Cornberg
Stand: November 2010
Herausgeber:
Deutsche Leberstiftung
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Telefon: 0511 – 532 6819
Telefax: 0511 – 532 6820
[email protected]
www.deutsche-leberstiftung.de
Verantwortlich:
Bianka Wiebner
Dr. Markus Cornberg
Prof. Dr. Heiner Wedemeyer
Liebe Leserin, lieber Leser,
wenig beachtet, aber sehr häufig ist eine virale Infektion der Leber, die zu einer Entzündung
(Hepatitis) führt. Die Virushepatitis ist weltweit die häufigste Ursache von Gelbsucht und Leberversagen.
Alle Hepatitisviren (A, B, C, D, E) können eine Leberentzündung auslösen, wobei die Infektionen mit den Hepatitisviren B, C und D einen chronischen Verlauf nehmen können. Folgen
dieser dauerhaften Entzündung sind unter Umständen Leberzirrhose und sogar Leberzellkrebs.
Mit einer rechtzeitigen Diagnose und entsprechender Therapie kann dieser Krankheitsverlauf
verhindert werden.
Mit dieser Broschüre möchten wir Sie über die Hepatitis B-Virusinfektion informieren. Hier
erfahren Sie, wie die Krankheit übertragen wird und wie man sich vor ihr schützen kann. Wir
stellen vor, wie eine Hepatitis B erkannt und behandelt wird.
Wenn Sie weitere Fragen haben, können Sie sich gern an die Deutsche Leberstiftung wenden.
Mit besten Grüßen
Vorstand Deutsche Leberstiftung
Prof. Dr. M. P. Manns
Vorsitzender des Vorstandes
Prof. Dr. C. Niederau
Mitglied des Vorstandes
1
Prof. Dr. S. Zeuzem
Stellv. Vorsitzender des Vorstandes
Prof. Dr. M. Roggendorf
Mitglied des Vorstandes
Prof. Dr. P. Schirmacher
Mitglied des Vorstandes
Einleitung
In Europa leiden viele Millionen Menschen an einer chronischen
Lebererkrankung. Die Leberzirrhose (narbige Leberveränderung) zählt
bei Erwachsenen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren zu den vier
häufigsten krankheitsbedingten Todesursachen.
Neben Alkohol sind als Ursachen für chronische Lebererkrankungen
vor allem die virusbedingte Hepatitis B und C zu nennen. Unter
einer Hepatitis versteht man eine Entzündung der Leber. In Europa
rechnet man jährlich mit mehreren tausend Hepatitis Bund C-Neuinfektionen.
Die Leber
Die Leber ist mit einem Gewicht von etwa 1.500 g das größte
innere Organ des menschlichen Körpers. Sie liegt im rechten
Oberbauch und ist von einer bindegewebigen Kapsel umgeben.
Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan des Körpers. Zu ihren
Aufgaben gehört es, Giftstoffe, die über den Darm in den Körper
gelangen, abzubauen, bevor sie in den großen Blutkreislauf
gelangen.
Nahrungsbestandteile, die über den Darm in die Leber gelangen,
werden hier weiterverarbeitet. Von der Leber werden wichtige
Eiweiße hergestellt, die zum Beispiel für die Blutgerinnung und die
Infektabwehr nötig sind.
Wichtig ist auch die Produktion von Gallenflüssigkeit, die über ein
spezielles Gangsystem in den Zwölffingerdarm geleitet wird. Durch
die Gallenflüssigkeit werden Abbaustoffe von roten Blutkörperchen
entsorgt und die Fettverdauung ermöglicht. Mit der Galle werden
auch verschiedene Giftstoffe aus dem Körper ausgeschieden.
In der Leber selbst sind keine Nervenfasern, die den Schmerz
weiterleiten könnten. Schmerzen können aber durch Spannung in
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der Bindegewebskapsel entstehen, wenn die Leber aufgrund von
Entzündungsvorgängen anschwillt oder vernarbt. Wenn die Leber
nicht richtig arbeitet, muss dies nicht sofort auffallen. Die Leber hat
eine große Reserve und ist sehr belastbar. Sie hat außerdem die
Kraft, sich nach teilweisen Schädigungen zu regenerieren.
Die Leber – Kraftwerk des Körpers
Stoffwechselorgan:
Sie reguliert den Fett- und Zuckerstoffwechsel
sowie den Mineral- und Vitaminhaushalt.
Speicherorgan:
Sie lagert wichtige Nährstoffe wie
Zucker, Fette und Vitamine ein.
Entgiftungszentrale:
Sie filtert Medikamente und
Giftstoffe aus dem Blut.
Eiweißfabrik:
Sie bildet lebensnotwendige Stoffe,
zum Beispiel zur Blutgerinnung.
Ausscheidungsorgan:
Sie sondert mit der Galle Stoffwechselprodukte über den Darm ab.
Reparaturkünstlerin:
Sie kann außergewöhnlich gut
und schnell nachwachsen.
Drüse:
Sie bildet fast einen Liter Gallensaft pro Tag.
Die Leber kann in unterschiedlichem Grad auf Schädigung reagieren. Wichtige Reaktionen sind die Entzündung (Hepatitis), Verfettung
(Steatose), die Bindegewebsvermehrung (Fibrose) und die Vernarbung (Zirrhose), das heißt die narbige oder knotige, nicht mehr zu
heilende Gewebezerstörung.
Durch stetige chronische Schädigung der Leber können diese Reaktionsmuster hintereinander ablaufen. Weitere Symptome können u. a.
Gelbsucht, Bauchwasser oder Bluthochdruck in der Pfortader sein.
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Virushepatitis B
Die Hepatitis B ist eine ernst zu nehmende, hoch ansteckende und
weltweit vorkommende Infektionserkrankung der Leber. Man kann
einer Hepatitis B-Virusinfektion vorbeugen. Seit 1982 gibt es eine
Schutzimpfung.
In den letzten Jahren ist die Entwicklung von neuen Medikamenten
sehr weit fortgeschritten, sodass heutzutage mehrere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen. In der Behandlungsanwendung
finden sich verschiedene zu spritzende Interferone und Virus hemmende Tabletten (Virostatika).
Nach Angaben der World Health Organization (WHO) haben
2 Milliarden Menschen – das sind ein Drittel der Weltbevölkerung
– eine Infektion mit dem Hepatitis B-Virus durchgemacht. Ungefähr
300 bis 420 Millionen Menschen leiden unter einer chronischen
Hepatitis B-Virusinfektion. Jährlich sterben etwa 0,6 bis 1 Million
Menschen an den Folgen einer chronischen Hepatitis B, hauptsäch-
Weltweite Verbreitung des Hepatitis B-Virus
hoch
mittel
niedrig
Quelle: CDC Travelers‘ Health: Yellow Book, 2005
4
lich an einer dekompensierten Leberzirrhose, beziehungsweise
an Leberzellkrebs (hepatozelluläres Karzinom – HCC), einem der
häufigsten Karzinome der Welt.
Die Hepatitis B ist eine akut oder chronisch verlaufende Infektion
der Leber. Eine akute HBV-Infektion ist eine neu erworbene Infektion.
Sie kann mit einer Erhöhung der Leberwerte und einer Leberfunktionseinschränkung einhergehen. Im Erwachsenenalter heilt die
Hepatitis in über 90% der Fälle von selber aus, d. h. es bilden sich
Antikörper und das Virus ist damit kontrolliert.
Heilt die Hepatitis B nicht aus, kann die akute Verlaufsform in eine
chronische Verlaufsform übergehen, die sogenannte chronisch persistierende HBV-Infektion.
Die chronische Hepatits B-Virusinfektion liegt vor, wenn die Infektion
länger als sechs Monate fortbesteht. Sie kann ohne Symptome verlaufen. Bei der chronischen Infektion unterscheidet man zwischen:
• einer chronischen Hepatitis B, die mit einer Leberzellschädigung
einhergeht. Diese ist mit erhöhten Leberwerten und/oder durch eine Leberbiopsie nachweisbar. Hier ist eine Behandlung notwendig.
• einem hochvirämischen („immuntoleranten“) HBsAg-Trägerstatus ohne Zeichen einer Leberschädigung. Entsteht meist nach Mutter
auf-Kind-Übertragung oder Infektion im Kleinkindalter.
Trotz der hohen Viruslast muss nicht behandelt werden, sofern
keine Entzündung vorliegt. Es kann im Verlauf bei einigen
Patienten zur Aktivierung des Immunsystems kommen und eine
spontane Kontrolle („Heilung“) eintreten.
• einem niedrigvirämischen („inaktiven“) HBsAg-Trägerstatus ohne Zeichen einer Leberzellschädigung. Hier kontrolliert das Immunsystem das Hepatitis B-Virus. Das Risiko für Folgen wie Leberzirrhose und Leberzellkrebs ist gering. Eine Behandlung ist nicht
notwendig. Es besteht aber ein Risiko für eine Reaktivierung,
z. B. wenn durch Medikamente das Immunsystem unterdrückt
wird oder bei Chemotherapie.
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Erreger
Verursacher der Hepatitis B-Erkrankung ist das Hepatitis B-Virus
(HBV), das zu den Hepadnaviren gehört und sich in der Leber manifestiert. Das kleine DNA-Virus, auch Dane-Partikel genannt, ist aus
einer Hülle und einem Kern aufgebaut.
Das Hepatitis B-Virus legt eine Matritze (cccDNA) im Zellkern der
Leberzellen ab. Das erklärt, warum das Hepatitis B-Virus immer im
Körper verbleibt und nur durch das Immunsystem kontrolliert werden
kann. Man kann sagen: „Einmal Hepatitis B-Virus, immer Hepatitis BVirus“. Fällt das Immunsystem ( z. B. durch bestimmte Medikamente)
aus, so kann es zu einer Reaktivierung (Wiederaufflammen der
Erkrankung) kommen.
Schematische Darstellung des Hepatitis B-Virus
Viruskern
Hülleiweiße
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Ansteckung
Das Hepatitis B-Virus ist sehr infektiös. Das HBV ist beispielsweise
um ein vielfaches infektiöser als das „Aids-Virus“ (HIV) und das
Hepatitis C-Virus.
Das Infektionsrisiko steht im direkten Zusammenhang mit der Höhe
der Virusmenge, d. h. Patienten mit sehr niedrigen Virusmengen im
Blut können im Alltag in der Regel niemanden anstecken. Auf der
anderen Seite reichen geringe Mengen an Körperflüssigkeiten bei
Patienten mit hoher Viruslast für eine Ansteckung aus.
Das Hepatitis B-Virus kann bei der Geburt von der infizierten Mutter
auf das Kind übertragen werden. Weitere Übertragungswege sind
Blut-zu-Blut-Kontakte, infizierte Blutprodukte (parenteral) und die sexuelle Übertragung. Zum parenteralen Infektionsweg gehört im Wesentlichen der intravenöse Drogenkonsum, zum Beispiel gemeinsame
Nutzung von Injektionsnadeln, die Tätowierungen oder Piercing
unter nicht-hygienischen Bedingungen.
Da das Virus praktisch in allen Körperflüssigkeiten (Speichel, Nervenflüssigkeit, Magensaft, Urin, Sperma, Vaginalsekret, Muttermilch
oder sogar Tränen) nachgewiesen werden kann, sind auch Übertragungen des Krankheitserregers ohne Sexual- und Blutkontakte
möglich, zum Beispiel innerhalb der Familie, durch engen, körperlichen Kontakt, zum Beispiel Küssen, oder gemeinsames Benutzen
von Zahnbürsten und anderen Toilettenartikeln, an denen Blut haften
kann.
Es wurden auch Übertragungen bei operativen medizinischen oder
zahnmedizinischen Eingriffen beschrieben.
Nach einer durchgemachten Hepatitis B-Virusinfektion ist unter bestimmten Voraussetzungen bei einigen Patienten eine Reaktivierung
möglich, auch wenn nur geringste Virusmengen nachweisbar sind.
Zu diesen Patienten gehören diejenigen mit herabgesetzter Infektabwehr (Immunsuppression), z. B. Patienten unter Chemotherapie,
Dialysepatienten, Patienten unter Cortisontherapie.
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Symptome
Häufig verläuft eine Virusinfektion ohne Symptome. Bei der akuten Form
der Hepatitis B können in der Frühphase, die Tage bis drei Wochen
dauern kann, uncharakteristische Beschwerden auftreten wie Müdigkeit,
Abgeschlagenheit, Appetitmangel, Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Kopfschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen, Oberbauchbeschwerden,
Durchfall oder Verstopfung.
Bei einigen Patienten (in etwa 1/3 der Fälle) kann es zu einer Gelbsucht (Ikterus) mit einer Gelbverfärbung von Augen und Haut kommen.
Diese Phase dauert in der Regel etwa zwei bis sechs Wochen und ist
begleitet von Dunkelverfärbung des Urins und Entfärbung des Stuhl. Juckreiz durch Gallensäurenablagerungen in der Haut und/oder Schmerzen
im rechten Oberbauch durch Lebervergrößerung können das Allgemeinbefinden erheblich beeinträchtigen. Die Gelbsucht ist in der zweiten
Woche am stärksten ausgeprägt.
In seltenen Fällen (0,5 bis 1%) kann es zu einem fulminanten Verlauf
kommen. Dieser Verlauf führt unbehandelt in einem hohen Prozentsatz
zum akuten Leberversagen, mit der Notwendigkeit der Lebertransplantation.
Die akute Virushepatitis kann auch ohne Gelbsucht verlaufen, dann ist
eine Fehldeutung als „Grippe“ möglich.
Es kann auch vorkommen, dass die akute Hepatitis B ganz ohne Symptome verläuft.
Die akute Hepatitis B-Virusinfektion kann in eine chronische Hepatitis
B-Virusinfektion übergehen. Im Anfangsstadium verläuft die chronische
Hepatitis B häufig ohne oder mit wenigen Symptomen. Beschwerden
können Müdigkeit oder Druck im Oberbauch sein.
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Anzeichen einer Lebererkrankung
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Folgeschäden der chronischen Hepatitis B
Die chronische Hepatitis B kann häufig zu einer Leberzirrhose führen. Bei
der Leberzirrhose kommt es zum strukturellen, knotigen Umbau der Leber.
Bindegewebe ersetzt das normale Lebergewebe. Damit verbunden ist
eine Störung der Organdurchblutung mit möglicher Entwicklung eines
Bluthochdruckes in der Pfortader und ein Verlust der Lebersynthese und
-entgiftungsfunktion.
Eine verminderte Entgiftungsfunktion der Leber kann zu einer eingeschränkten Hirnfunktion (Hepatische Enzephalopathie) führen. Diese zeigt
sich in unterschiedlichen Symptomen von Verwirrtheit bis zum Koma.
Der Anstieg des Druckes in der Pfortaderstrombahn führt zur Bildung
von Krampfadern, beispielsweise in der Speiseröhre und im Magen.
Wenn diese Venen platzen, kann es zu lebensbedrohlichen Blutungen
im Magen-Darm-Trakt kommen. Der Pfortaderhochdruck kann auch eine
Vergrößerung der Milz zur Folge haben.
Das Blutungsrisiko ist durch verminderte Blutplättchen (bedingt durch die
Milzvergrößerung) und durch verminderte Bildung von Gerinnungsfaktoren in der Leber erhöht.
Stadien einer chronischen Lebererkrankung
Gesunde Leber
Entzündung
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Eine weitere Folge des Pfortaderhochdrucks, bedingt durch die Leberzirrhose, kann die Bauchwassersucht, eine Flüssigkeitsansammlung in der
freien Bauchhöhle (Aszites) sein. Das Bauchwasser kann sich entzünden.
Die Entwicklung der Leberzirrhose kann beschleunigt werden durch
zusätzliche Lebererkrankungen oder durch toxische Substanzen, wie zum
Beispiel Alkohol. Ein anderer Risikofaktor ist die Leberverfettung, die u.
a. bedingt sein kann durch Diabetes mellitus oder Übergewicht.
Die Leberzirrhose wird in verschiedene Stadien (Child-Pugh-Score) eingeteilt: Stadium A – gute Funktion; Stadium B – mäßige Funktion; Stadium
C – schlechte Funktion.
Nach langem Krankheitsverlauf ist nach Entwicklung einer Leberzirrhose meist das Risiko von Leberzellkrebs erhöht. Das Leberzellkarzinom
(hepatozelluläres Karzinom) ist eine der wenigen Krebsarten, die in der
Häufigkeit weltweit zunimmt.
Weiterhin kann es bei der chronischen Hepatitis B zur Erkrankung anderer Organe, sogenannten extrahepatischen Manifestationen kommen,
also beispielsweise Haut- und Gelenkveränderungen.
Leberzirrhose
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Leberkrebs
Blutuntersuchung
Ihr behandelnder Arzt wird zur Beurteilung des HBV-Infektionsstatus
einige Milliliter Blut für die Hepatitis B-Labordiagnostik abnehmen.
Im Folgenden sehen Sie eine Auflistung der serologischen Marker
der Hepatitis B.
HBsAg: Das Surface-Antigen (Hülleiweiß), auch Australia-Antigen
genannt, ist bei akuter oder chronischer Hepatitis B nachweisbar und
verschwindet nach 6 bis 8 Wochen bei klinischer Ausheilung der
Erkrankung. HBsAg-Träger sind als potentiell infektiös anzusehen.
HBeAg: Das Early-Antigen ist ein Maß für die Infektiosität.
HBcAg: Das Core-Antigen ist nur im Kern der Leberzellen nachzuweisen.
HBV-DNA: Die Erbsubstanz des HBV ist ein empfindlicher Marker für die
Menge an Viruspartikeln im Blut (Viruslast) und Infektiosität.
Anti-HBs: Gegen das HBsAg gerichtete Antikörper, die eine klinische
Heilung und Immunität nach Impfung anzeigen.
Anti-HBe: Antikörper, die sich gegen das HBeAg richten. Kann dieser
nachgewiesen werden, besteht entweder ein HBsAg-Trägerstatus (siehe
S. 5) oder eine sogenannte „HBeAg-negative Hepatitis“, bedingt durch
Mutationen im HBe-Antigen, die diese Antikörper nicht erkennen
(Immunescape). Zur Differenzierung dient die HBV-DNA.
Anti-HBc: Antikörper, die eine durchgemachte HBV-Infektion anzeigen
und gegen das HBcAg gerichtet sind.
Neben der serologischen Hepatitis B-Labordiagnostik werden
weitere loborchemische Untersuchungen durchgeführt: GPT, GOT
(GLDH, AP, γ-GT). Diese Leberenzyme zeigen die Höhe der Entzündungsaktivität in der Leber an.
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Albumin, Thromboplastinzeit (Quick), CHE (Cholinesterase) geben
die Syntheseleistung der Leber wieder.
Blutbild und Thrombozytenzahl zeigen die Auswirkung von Leber
und Milz auf Knochenmark und Blut an.
Darüber hinaus werden zur besseren Krankheitsbeurteilung folgende
Untersuchungen durchgeführt: Sehr häufig eine Bauchsonographie,
manchmal eine Bauchcomputertomographie. Oft wird eine Leberstanzbiopsie zur Gewinnung der Leberhistologie (mikroskopische
feingewebliche Beurteilung des Lebergewebes) durchgeführt,
die Auskunft über die Aktivität der Erkrankung und den Grad des
bindegewebigen Umbaus der Leber gibt. Das Fibrosestadium wird
bei dieser invasiven Diagnostik nach dem ISHAK-Score angegeben:
F0 (keine Fibrose) bis F6 (komplette Leberzirrhose). Es gibt aber
auch noch andere Scores
mit anderen Einheiten, bei
denen z. B. das Stadium
IV schon eine Leberzirrhose
bedeutet.
Die Leberpunktion sollte
z. B. vor schwierigen
Therapie-Entscheidungen
durchgeführt werden.
Ein neues Verfahren zur
indirekten Bestimmung des
Bindegewebsprozesses ist
die der Ultraschalluntersuchung ähnliche transiente
Elastographie (FibroScan©).
Elastographische Untersuchung mit dem FibroScan©
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Therapie der Hepatitis B
Eine akute Hepatitis B heilt in den meisten Fällen spontan und
folgenlos aus, sodass eine Therapie nicht notwendig ist. Allgemeinmaßnahmen, wie körperliche Schonung, sind strikt einzuhalten.
Auch sollten Sie lebertoxische Stoffe, wie Alkohol, meiden.
In den ganz seltenen Fällen einer fulminanten Hepatitis (drohendes
Leberversagen) sollte eine frühe Therapie mit einem Virostatikum
erfolgen. Dies kann eventuell das Leberversagen und die Notwendigkeit einer Lebertransplantation verhindern.
Die chronische Hepatitis B wird entweder mit einem Alfa-Interferon
oder einem Virus hemmenden Medikament behandelt. Während
Interferon alfa insbesondere eine Wirkung auf das Immunsystem hat,
haben direkt antivirale Medikamente (Virostatika) die Eigenschaft,
die Virusvermehrung zu hemmen. Interferone werden ins Unterhautfettgewebe gespritzt und die Virostatika als Tabletten eingenommen.
Die Interferone haben einen höheren Nebenwirkungsgrad als
die oral eingenommenen Virostatika. Zu den Virostatika gehören
Lamivudin® (Zeffix), Adefovir® (Hepsera), Entecavir® (Baraclude),
Telbivudin® (Sebivo) und Tenofovir® (Viread). Die Virostatika werden
vor allem eingesetzt, wenn die Interferontherapie erfolglos war oder
aufgrund von Begleiterkrankungen nicht angewendet werden kann.
Ihr behandelnder Arzt wird für Sie die passende Behandlung auswählen. Kombinationsbehandlungen sollten nur in Studienprotokollen
erfolgen.
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Das Hauptziel einer Behandlung ist die Verhinderung des Fortschreitens der Lebererkrankung. Dies ist erreichbar durch eine dauerhafte
Viruskontrolle durch Antikörper (sogenannte Anti-HBs-Serokonversion),
die in der Praxis aber relativ selten zu erreichen ist.
Das zweite Behandlungsziel ist eine Virusunterdrückung durch
langjährige Therapie mit Virostatika, um einen Krankheitsprozess zu
verhindern oder zumindest zu verlangsamen.
Eine Therapienotwendigkeit ist gegeben, wenn eine Leberentzündung vorliegt und die Virusmenge (Viruslast von HBV-DNA) hoch ist.
Besonderer Handlungsbedarf besteht, wenn bereits ein narbiger
Umbau der Leber (Leberzirrhose) vorliegt.
Die Therapie mit Interferon alfa dauert in der Regel ca. 1 Jahr.
Standard Interferone sind Interferon alfa-2a (Roferon®) und -2b (Intron
A®). Mittlerweile gibt es pegylierte Interferone, die nur einmal pro
Woche appliziert werden müssen. In Deutschland zugelassen ist das
Peg-Interferon alfa-2a (Pegasys®).
Die Therapiedauer mit einem Virostatikum ist in der Regel eine
Dauertherapie, solang es nicht zu einer Antikörperbildung kommt
(Serokonversion). Bei der Therapie mit einem Virostatikum ist eine regelmäßige Kontrolle der HBV-DNA erforderlich, um die Compliance
zu überprüfen und rechtzeitig Resistenzen zu erkennen. Bei Resistenzentwicklung ist eine schnelle Therapieumstellung erforderlich. Diese
sollte von einem erfahrenen Arzt durchgeführt werden.
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Kontrolluntersuchungen
Wenn Sie an Hepatitis B erkrankt sind, ist es ratsam, regelmäßig zu
Ihrem behandelnden Arzt zu gehen. Durch Kontrolluntersuchungen
kann er den Krankheitsverlauf beurteilen und mögliche Komplikationen, insbesondere während einer antiviralen Behandlung und bei
Leberzirrhose, frühzeitig erkennen.
Diese Untersuchungen umfassen neben der Krankheitsgeschichte und
der klinischen Beschwerden (Anamnese), die körperliche Untersuchung, die Labor- sowie eine Ultraschalluntersuchung. Endoskopische Untersuchungen und Leberpunktion sind nur in bestimmten
Fällen notwendig.
Es ist empfehlenswert, die Leberwerte (je nach Stadium der Erkrankung) alle drei bis zwölf Monate von Ihrem Hausarzt kontrollieren zu
lassen. Eine Messung der Viruslast (HBV-DNA) sollte während der
Therapie alle drei Monate, sonst alle sechs bis zwölf Monate durchgeführt werden. Eine Ultraschalluntersuchung des Bauches sollte, je
nach Krankheitsstadium, alle drei bis zwölf Monate erfolgen.
Ultraschalluntersuchung der Leber
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Befinden Sie sich wegen einer Hepatitis B in Behandlung, sollte zusätzlich zu den oben genannten Untersuchungen unter anderem das
Blutbild mit Gerinnungswerten und die Nierenfunktionswerte häufiger
kontrolliert werden.
Liegt eine Leberzirrhose vor, muss die Kontrolle durch eine Ultraschalluntersuchung alle drei bis sechs Monate erfolgen, um ein
hepatozelluläres Karzinom frühzeitig zu diagnostizieren. Zeitgleich
kann das Alpha-Fetoprotein, als Tumormarker von Leberzellkarzinomen, von Bedeutung sein.
Zur frühen Aufdeckung von Ösophagus- und Fundusvarizen (Krampfadern in der Speiseröhre oder im Magen) empfiehlt sich eine
Spiegelung des oberen Magen-Darm-Traktes mindestens alle zwölf
Monate im Falle einer Leberzirrhose.
Im Endstadium der Erkrankung steht auch die Indikation zur Lebertransplantation. Eine rechtzeitige Vorstellung in einer Lebertransplantationsambulanz ist dann notwendig.
Wie kann eine Ansteckung verhindert bzw.
das Ansteckungsrisiko minimiert werden?
Die Hepatitis B-Impfung ist der beste Schutz vor einer Hepatitis
B-Virusinfektion. Ein potenter Impfstoff existiert seit 1982 für alle
Altersgruppen und wird seit 1992 von der WHO empfohlen. Die
Immunisierung besteht aus drei intramuskulären Injektionen. Für die
Grundimmunisierung werden zwei verschiedene Impfschemata
empfohlen: Impfungen nach 0, 1 und 6 Monaten (mit einem größeren Abstand zwischen der zweiten und dritten Dosis). Durch
ein beschleunigtes Impfschema nach 0, 7 und 21 Tagen kann ein
Impfschutz schneller erreicht werden, falls dies im Fall einer Reise in
ein Hochendemiegebiet erforderlich ist. Bisher wurden mehr als eine
halbe Milliarde Menschen mit dem in der Regel gut verträglichen
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Impfstoff geimpft. Allen gesunden Jugendlichen und allen Patienten
mit einer anderen Lebererkrankung wird die HBV-Impfung empfohlen.
Bei erhöhtem Hepatits B-Virusinfektionsrisiko empfiehlt sich eine
Antikörper-Titer-Kontrolle nach der Schutzimpfung.
Bei Schleimhautkontakt mit HBV-positivem Material oder nach
Nadelstichverletzungen wird bei nicht vorhandenem Impfschutz
zusätzlich zur aktiven Impfung mit Hepatitis B-Hyperimmunglobulin
(Antikörper gegen das Hepatitis B-Hüllprotein) passiv geimpft.
Lebt ein HBV-Träger im gleichen Haushalt, ist eine Umgebungsschutzimpfung der anderen Personen notwendig. Zahnbürsten sollten
nicht gemeinsam verwendet werden.
Kinder, die durch die Geburt infiziert werden, haben eine sehr hohe
Chronifizierungsrate. Die Kinder sollten innerhalb von zwölf Stunden
nach der Geburt geimpft werden. Eine kombinierte, das heißt aktive
und passive Immunisierung, wird zur Übertragungsprophylaxe bei
Neugeborenen von mit Hepatitis B erkrankten Müttern derzeit eingesetzt. Nach dem gegenwärtigen Programm des Mutterpasses wird
allen schwangeren Frauen nach der 32. Schwangerschaftswoche
die Testung auf Hepatitis B empfohlen.
Bei sehr hoher Virusmenge im Blut der Mutter kann es trotz Impfung
des Neugeborenen zu einer Übertragung des Hepatitis B-Virus
kommen. Um das Risiko der Übertragung auf das Neugeborene zu
minimieren, kann eine antivirale Behandlung der Mutter mit einem
Virostatikum im letzten Trimenon sinnvoll sein.
Ein sehr hohes Risiko der Ansteckung besteht bei ungeschütztem
Geschlechtsverkehr. Daher gilt (wie bei allen sexuell übertragbaren
Erkrankungen) auch hier: Kondome schützen.
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Die Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit allen Fragen rund um das lebenswichtige
Organ Leber. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
wurde 2002 das „Kompetenznetz Hepatitis“ geschaffen. Es fördert die bundesweite Erforschung von Leberentzündungen, die durch Viren verursacht werden. Behandlungsmöglichkeiten und Aufklärung werden durch Zusammenarbeit von Experten
und Betroffenen verbessert.
Forschung und Vernetzung
Ein Schwerpunkt der Stiftung ist es, die Erforschung aller Lebererkrankungen durch
Forschungsvernetzung voranzutreiben. Dabei liegt der Fokus auf der Infrastruktur und
Koordination der Projekte. Außerdem vergibt die Deutsche Leberstiftung individuelle
Stipendien. Neben finanzieller Unterstützung stellt die Stiftung Kontakte und ihre
wissenschaftliche Kompetenz zur Verfügung.
Durch das bundesweite Netzwerk aus Assoziierten Ärzten, Kliniken, Wissenschaftlern, Apothekern und Selbsthilfegruppen haben Betroffene die Möglichkeit, schnell
und einfach einen kompetenten Ansprechpartner vor Ort zu finden. Den Assoziierten steht die gesamte Kompetenz der Deutschen Leberstiftung zur Verfügung.
Information und Beratung
In der Telefonsprechstunde der Deutschen Leberstiftung beantworten Experten alle
Fragen zu Lebererkrankungen von Montag bis Donnerstag zwischen 14:00 und
16:00 Uhr unter 01805 – 45 00 60 (€ 0,14/Min. aus dem deutschen Festnetz,
max. € 0,42/Min. aus dem Mobilfunk).
Mit Faltblättern und Broschüren informiert die Deutsche Leberstiftung über Leber und
Lebererkrankungen. Die Faltblätter Hepatitis B und C sind in vielen Fremdsprachen
erschienen, um Betroffene in ihrer Muttersprache aufzuklären.
Mehr Informationen auf der Website www.deutsche-leberstiftung.de
Spenden für die Forschung
Unterstützen Sie die Arbeit der Deutschen Leberstiftung mit einer Spende oder Zustiftung.
Unsere Bankverbindung:
Deutsche Leberstiftung, Konto: 10 55 600, BLZ: 370 205 00 (Bank für Sozialwirtschaft)
Wenn Sie eine Spendenquittung möchten, geben Sie bitte Ihren Namen und Ihre Adresse an.
Wir sind für jede Unterstützung dankbar!
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Unser Partner für die Patienten-Selbsthilfe ist die „Deutsche Leberhilfe e.V.“
Der Verein wurde vor über 20 Jahren von engagierten Patienten gegründet.
Der gemeinnützige Verein ist bundesweit tätig und hat sich als Informationsschnittstelle zwischen Ärzten und Leberpatienten etabliert.
Die Deutsche Leberhilfe e.V. verfolgt als Hauptziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu
leisten, indem sie Patienten und ihre Angehörigen durch geschulte Mitarbeiter berät und Informationsschriften in verständlicher Sprache herausgibt. Der
Verein vermittelt darüber hinaus an andere Einrichtungen oder Organisationen und sucht für Sie die passenden medizinischen Spezialisten.
Ein weiteres Ziel des Vereins ist, die Bevölkerung über mögliche Ursachen,
Verlauf, Therapie und Verhütung von Leberkrankheiten zu informieren. Langfristig soll dies dazu beitragen, Vorurteile zu entkräften und den schlechten
Ruf der Lebererkrankungen als „selbstverschuldete” Krankheiten zu verbessern. Auch setzt sich der Verein politisch für die Interessen seiner Mitglieder
ein und unterstützt die lokale Arbeit von Selbsthilfegruppen.
Der Verein wird von einem ehrenamtlich tätigen Vorstand geleitet und hat
in Köln seine Geschäftsstelle, die mit erfahrenen Mitarbeitern besetzt ist.
Bei medizinischen Fragen wird die Leberhilfe von einem wissenschaftlichen
Beirat unterstützt. Dieser besteht aus namhaften Fachärzten und Wissenschaftlern, die die Richtigkeit, Aktualität und Seriosität der medizinischen
Informationen gewährleisten.
Unterstützt wird die Deutsche Leberhilfe e.V. auch durch eine Vielzahl ehrenamtlicher Helfer, die in den einzelnen Bundesländern als Kontaktstelle vor
Ort fungieren.
Deutsche Leberhilfe e.V.
Krieler Straße100
50935 Köln
Telefon: 0221 – 2829980
Telefax: 0221 – 2829981
[email protected]
www.leberhilfe.org
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Deutsche Leberstiftung (Hrsg.)
Das Leber-Buch
Schlütersche Verlagsgesellschaft, 2010, 160 Seiten, 49 Farbfotos,
Grafiken und Cartoons, 15,5 x 21,0 cm, Klappenbroschur
ISBN 978-3-89993-588-2
EUR 14,95
Für jedes verkaufte Buch geht € 1,- als Spende an die Deutsche Leberstiftung
www.deutsche-leberstiftung.de/Leber-Buch
Unsere Partner:
Weitere Informationen unter www.deutsche-leberstiftung.de
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