Herstellung und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten auf implantationsdotiertem GaAs (001) 1µm Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften in der Fakultät für Physik und Astronomie der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Peter Schafmeister geboren in Bochum Dezember 2002 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung .......................................................................................................... 4 2 Grundlagen ....................................................................................................... 7 2.1 III/V-Halbleiterheterostrukturen ...................................................................................... 7 2.2 Niedrigdimensionale Systeme.......................................................................................... 9 2.3 Energiezustände in InAs-Quantenpunkten..................................................................... 10 2.3.1 Der zweidimensionale harmonische Oszillator....................................................... 11 2.3.2 Die Coulomb-Blockade........................................................................................... 12 2.3.3 Vielteilchenzustände ............................................................................................... 14 3 Probenherstellung und Prozessierung.......................................................... 18 3.1 Molekularstrahl-Epitaxie................................................................................................ 18 3.2 Fokussierte Ionenstrahlimplantation .............................................................................. 23 3.3 Photolithographie, Ätzen, ohmsche Kontakte und Oberflächengates............................ 27 4 Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten................ 29 4.1 Selbstorganisiertes Wachstum von InAs-Quantenpunkten ............................................ 29 4.2 Photolumineszenzmessungen an Quantenpunkten......................................................... 32 4.3 Elektrolumineszenz an InAs-Quantenpunkten............................................................... 35 4.4 Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten ....................................................... 37 4.5 Topographie der InAs-Quantenpunkte........................................................................... 41 4.6 Minimierung der Quantenpunktdichte ........................................................................... 43 4.7 Tempern von InAs-Quantenpunkten.............................................................................. 48 5 Löcher-Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten..................... 54 5.1 Experimenteller Befund ................................................................................................. 54 5.2 Vergleich mit der Theorie .............................................................................................. 58 5.3 Frequenzabhängigkeit .................................................................................................... 60 5.4 Magnetfeldabhängigkeit................................................................................................. 62 6 Rückverdampfen von dotiertem GaAs in der MBE ................................... 66 6.1 Rückverdampfen von Si-dotiertem GaAs ...................................................................... 66 6.2 Rückverdampfen von C-dotiertem GaAs....................................................................... 72 6.3 Auswirkungen des Rückverdampfens auf Si-implantierte Rückkontakte...................... 75 7 InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten.................. 79 7.1 Das Konzept und die Herausforderungen ...................................................................... 79 7.2 Wachstum von InAs-Quantenpunkten nach einer Wachstumspause ............................. 81 7.2.1 Wachstumspause ohne Schutz der Oberfläche........................................................ 81 7.2.2 Wachstumspause mit As-Schutzschicht.................................................................. 83 7.3 Wachstum von InAs-Quantenpunkten auf Si- und Be- implantierten Bereichen .......... 86 7.3.1 Moderate MBE-Ausheilschritte .............................................................................. 90 7.3.2 MBE-Ausheilschritte mit Al-Stoppschicht ............................................................. 98 7.3.3 MBE-Ausheilschritte mit Rückverdampfen von GaAs......................................... 106 8 InAs-Quantenpunkte in einer FIB-geschriebenen µ-LED ....................... 122 8.1 Funktionsweise und Aufbau der µ-LED ...................................................................... 122 8.2 Kennlinien der µ-LED.................................................................................................. 124 8.3 Elektrolumineszenzspektren der µ-LED ...................................................................... 125 9 Zusammenfassung und Ausblick ................................................................ 133 Literaturverzeichnis........................................................................................ 139 Danksagung...................................................................................................... 147 Lebenslauf ........................................................................................................ 148 Kapitel 1: Einleitung 4 1 Einleitung Mit Hilfe moderner Epitaxieverfahren, wie z.B. der Molekularstrahlepitaxie (MBE), ist es heute möglich, den Bandverlauf in Halbleiterheterostrukturen gezielt einzustellen und so einen künstlichen Ladungsträgereinschluss zu realisieren. Auf diese Weise lassen sich z.B. zweidimensionale Ladungsträgersysteme oder eindimensionale Systeme in Form eines Quantendrahtes erzeugen. Solche Systeme sind von sowohl von großem wissenschaftlichen als auch technologischen Interesse [Dav00, Weis91]. Sind die Ladungsträger im Halbleiter in ihrer Bewegung in allen drei Raumrichtungen eingeschlossen, so handelt es sich um ein nulldimensionales System, einen sogenannten Halbleiterquantenpunkt. Das wohl meistuntersuchte Quantenpunktsystem sind die InAs-Quantenpunkte, da sich diese beim epitaktischen Abscheiden von InAs auf einer GaAs-Oberfläche selbstorganisiert im StranskiKrastanow-Wachstumsmodus bilden, wobei sie laterale Abmessungen aufweisen, die mit heutigen Strukturierungsmethoden nicht erreicht werden können. Die typische Dichte der so hergestellten InAs-Quantenpunkte liegt im Bereich von 109cm-2 bis 1011cm-2, wobei sich ein Durchmesser von wenigen 10nm und eine Höhe von einigen nm einstellen. Als besondere Eigenschaft ist die Quantisierungsenergie dieser nulldimensionalen Systeme größer als die thermische Energie bei Raumtemperatur, sodass Quanteneffekte nicht nur bei tiefen Temperaturen beobachtet werden können. In den letzten 20 Jahren waren die InAs-Quantenpunkte als Modellsystem für nulldimensionale Systeme Gegenstand intensiver Forschung [Bim99]. Dabei wurden Form und Größe einzelner Quantenpunkte sowie ihrer Dichte mittels Rasterkraftmikroskopie, Elektronenstrahlmikroskopie und Rastertunnelmikroskopie studiert [Leo94, Ruv95, Led96, Gar97]. Die Untersuchung der optischen und elektrischen Eigenschaften der Quantenpunkte anhand von Photolumineszenz-, Elektrolumineszenz- und Kapazitätsmessungen erfolgte aufgrund der hohen Quantenpunktdichte dagegen in der Regel an einem Ensemble von Quantenpunkten [Pet97, Huf98, Dre94]. Erst in den letzten Jahren wurden Messungen an einzelnen Quantenpunkten mittels Tunnel- [Vdo00], Photolumineszenz- [Bai01] und Elektrolumineszenz- [Yua02] sowie Photostromexperimenten [Fin01] möglich. Bei der Tunnelspektroskopie durch ein ausgedehntes Bauelement ist dabei derzeit noch nicht geklärt, wieso nur durch jeweils einzelne Quantenpunkte getunnelt wird. Für Photolumineszenz-, Elektrolumineszenz- und Photostromexperimente wurden einzelne Quantenpunkte durch Verkleinerung des Anregungsstrahls oder durch die Verwendung einer Schattenmaske (Lochdurchmesser ca. 100nm) selektiert. Für die Elektrolumineszenzexperimente bedeutet Kapitel 1: Einleitung 5 dies, dass zahlreiche Quantenpunkte gepumpt werden, aber nur das optische Signal eines einzelnen Quantenpunktes detektiert wird. Dabei konnten jedoch bisher noch keine Elektolumineszenzexperimente durchgeführt werden, bei denen eine Ladungsträgerinjektion in nur wenige oder einzelne Quantenpunkte erfolgt und das resultierende optische Signal detektiert wird. Die Grundidee dieser Arbeit ist es, durch Kombination von fokussierter Ionenimplantation (FIB-Implantation) und Molekularstrahlepitaxie einzelne oder zumindest wenige Quantenpunkte in den aktiven Bereich von Bauelementen (z.B. Leuchtdioden) einzubetten und so vermessen zu können. Dazu gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Ansätze: Eine Idee besteht darin, durch FIB-Implantation vor dem Abscheiden der Quantenpunkte Wachstumskeime im aktiven Bereich des Bauelementes zu generieren, an denen beim anschließenden Überwachsen Quantenpunkte entstehen. Auf diese Weise ist es vorstellbar, die Quantenpunkte sowohl zu positionieren, als auch ihre Dichte über die Anzahl der Kondensationskeime einzustellen, sodass Messungen an einzelnen Quantenpunkten möglich würden. Zudem kann man hoffen, durch Positionieren der Quantenpunkte die Größenvariation zu minimieren, was für technologische Anwendungen, z.B. in Lasern, von großem Interesse ist. Ein anderer Ansatz nutzt die Dotierwirkung implantierter Si- bzw. Be-Ionen aus, um vor dem Abscheiden der InAs-Quantenpunkte einen strukturierten, leitfähigen Streifen in der Probe zu erzeugen. Bringt man quer zu diesem implantierten Streifen eine ebenfalls streifenförmige Elektrode oberhalb der Quantenpunkte auf, so lassen sich beide Streifen von außen kontaktieren, und die Kreuzungsfläche zwischen ihnen bildet den aktiven Bereich des Bauelementes. Diese Methode ist zur Herstellung verschiedener Arten von Bauelementen geeignet. So lässt sich z.B. für den Fall, dass die oberhalb der Quantenpunkte liegende Elektrode aus einem geätzten n-dotierten Streifen besteht und die Implantation eine pDotierung bewirkt, eine pin-LED-Struktur mit eingebetteten InAs-Quantenpunkten realisieren. Da der aktive Bereich dieser LED-Struktur, d.h. die Kreuzungsfläche der Streifen, zum Teil sehr klein ist (sub-µm2-Bereich), können mit diesem Bauelement wenige oder sogar ein einzelner Quantenpunkt elektrisch gepumpt und zur Elektrolumineszenz angeregt werden. Eine andere interessante Konfiguration verwendet ein Schottky-Gate als obere Elektrode, sodass man einen Tunnelstrom zwischen Rück- und Oberflächenkontakt durch den Quantenpunkt detektieren kann. Kapitel 1: Einleitung Die ersten 6 Experimente zur Positionierung von InAs-Inseln durch implantationsinduzierte Wachstumskeime deuteten darauf hin, dass keine gezielte Positionierung hochqualitativer InAs-Inseln möglich ist. So zeigen niedrige Implantationsdosen keinen Einfluss auf die Position oder Dichte der Inseln, mittlere Dosen bewirken eine Dichteabnahme, und bei hohen Implantationsdosen bilden sich auf den implantierten Bereichen InAs-Agglomerate, die nicht versetzungsfrei sind und somit nicht die erforderlichen elektrischen und optischen Eigenschaften aufweisen. Aus diesem Grund wurde in dieser Arbeit der zweite Ansatz, d.h. die Kombination von FIB-Dotierung und MBE zur Realisierung von Bauelementen mit wenigen eingebetteten Quantenpunkten, verfolgt. Das Ziel war die Entwicklung und Optimierung einer Technologie, mit der durch Ionenimplantation leitfähige, lateral strukturierte Rückkontakte dicht unterhalb hochqualitativer InAs-Quantenpunkte erzeugt werden können. Bei diesem Vorhaben konnte nicht auf Vorarbeiten anderer Gruppen zurückgegriffen werden, da bisher noch keine Versuche zum Wachstum von InAs-Quantenpunkten auf implantationsdotiertem GaAs erfolgten. Parallel zur Prozessoptimierung wurden die gewonnenen Ergebnisse zur Einbettung von InAs-Quantenpunkten in pin-LED-Strukturen mit aktiven Flächen im sub-µm2 Bereich (µ-LED) genutzt. Die Arbeit gliedert sich wie folgt: Im zweiten Kapitel werden einleitend die Grundlagen von III/V-Halbleiterheterostrukturen und niedrigdimensionalen Ladungsträgersystemen diskutiert. Insbesondere wird hierbei auf das Energiespektrum von InAs-Quantenpunkten eingegangen. Das dritte Kapitel erläutert das Prinzip des MBEProzesses anhand des Wachstums von III/V-Halbleitern, die Probenprozessierung und die fokussierte Ionenstahlimplantation. Es folgt ein Kapitel über das Wachstum und die verschiedenen Charakterisierungsmethoden für InAs-Quantenpunkte sowie Ergebnisse zur Dichteminimierung und zu Temperexperimenten an Quantenpunkten. Im fünften Kapitel werden Kapazitätsmessungen an den Löcherzuständen von InAs-Quantenpunkten vorgestellt und diskutiert. Das Verhalten der Dotierstoffe Si und C während des Rückverdampfens von GaAs in der Molekularstrahlanlage bildet den Schwerpunkt des sechsten Kapitels. In Kapitel 7 werden die elektrischen und optischen Eigenschaften von InAs-Quantenpunkten, die auf Be- bzw. Si-implantierten Bereichen hergestellt wurden, diskutiert. Außerdem wird auf die elektrischen Eigenschaften des jeweiligen Rückkontaktes eingegangen. Die Herstellung von µ-LEDs und erste Elektrolumineszenzmessungen an ihnen werden in Kapitel 8 beschrieben. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick. Equation Section 2 Kapitel 2: Grundlagen 7 2 Grundlagen In diesem Kapitel wird zunächst einführend auf die III/V-Verbindungshalbleiter eingegangen. Anschließend folgt eine Diskussion der Energieniveaus und Zustandsdichten von niedrigdimensionalen Systemen, d.h. Systemen, bei denen die Bewegung der Ladungsträger in den verschiedenen Raumrichtungen eingeschränkt ist. Besondere Aufmerksamkeit wird hierbei den nulldimensionalen Elektronensystemen, den sogenannten Quantenpunkten, gewidmet. Für diese wird ein einfaches Modell zur Beschreibung der Energiezustände und ihrer Abhängigkeit im Magnetfeld vorgestellt. 2.1 III/V-Halbleiterheterostrukturen Chemische Verbindungen aus Elementen der dritten und fünften Hauptgruppe des Peiodensystems bilden die Materialklasse der III/V-Halbleiter. Beispiele hierfür sind die binären Verbindungen GaAs, InAs und AlAs sowie die entsprechenden Nitride und Antimonide der Dreierelemente Al, Ga und In. Des weiteren haben auch viele ternäre und quaternäre Legierungen aus dieser Materialklasse halbleitende Eigenschaften. Bis auf GaN kristallisieren alle aufgeführten Verbindungshalbleiter in der Zinkblendestruktur. Diese setzt sich aus zwei um ein Viertel der Raumdiagonalen verschobenen, kubisch flächenzentrierten (kfz) Gittern zusammen, bei der das eine kfz-Gitter mit Elementen der dritten Hauptgruppe und das andere kfz-Gitter mit Elementen der fünften Hauptgruppe besetzt ist. Technologische Bedeutung gewinnen zahlreiche III/V-Halbleiter durch ihre direkte Bandlücke, die sie für optische Anwendungen geeignet macht. Häufiges Ziel der Halbleiterepitaxie ist es, Halbleiterschichten mit unterschiedlichen elektrischen Eigenschaften, insbesondere unterschiedlichen Bandlücken, einkristallin aufeinander abzuscheiden, um neue Eigenschaften des Schichtsystems zu erhalten. Dabei wachsen solche Halbleiter besonders gut aufeinander auf, deren Gitterabstand übereinstimmt. Abbildung 2.1 zeigt die Bandlücke gegen die Gitterkonstante ausgewählter III/V-Halbleiter. Ein Halbleiter bestehend aus drei verschiedenen Elementen wird als ternärer Halbleiter bezeichnet. Die Verbindungslinien in der Abbildung 2.1 beschreiben daher einen ternären Halbleiter als Komposition zweier binärer Halbleiter und geben an, wie sich die Bandlücke und die Gitterkonstante verhalten, wenn sich die Zusammensetzung des ternären Halbleiters ändert. Dementsprechend lässt sich z.B. mit dem Legierungssystem AlxGa1-xAs die Bandlücke über einen Bereich von 1,4eV bis 2,2eV einstellen, wobei die Gitterkonstante Kapitel 2: Grundlagen 8 Abbildung 2.1: Aufgetragen ist die Bandlücke gegen die Gitterkonstante der III/V-Halbleiter und anderer wichtiger Halbleiter nach [Iba90]. nahezu konstant bleibt. Dies macht das AlAs/GaAs-Materialsystem zu einem der wichtigsten Systeme für die Realisierung von Halbleiterheterostrukturen. Wird nun ein Halbleiter mit der Energielücke EG1 auf einem anderen Halbleiter mit der Bandlücke EG2 abgeschieden, so teilt sich die Differenz der Energielücken ∆EG=EG1- EG2 auf das Leitungsband und das Valenzband auf. Dadurch entsteht im Bereich der Heterogrenzfläche ein Versatz der Energiebänder, d.h. es liegt eine LeitungsbandDiskontinuität ∆EL und eine Valenzband-Diskontinuität ∆EV vor. In der Regel (Typ IHeteroübergang) liegen die Bandkanten des Halbleiters mit der kleineren Bandlücke in der Energielücke des Hableiters mit der größeren Bandlücke, sodass gilt: ∆EG=∆EL+∆EV. Zu welchem Verhältnis sich die Energielückendifferenz auf die beiden Bandkantendiskontinuitäten aufteilt, hängt von den beiden Halbleitermaterialien ab. So gilt z.B. für den GaAs/AlxGaxAs Heteroübergang das empirisch ermittelte Verhältnis: ∆EL=2/3∆EG [Zha91]. Durch geschickte Kombination von Halbleitern verschiedener Bandlücke („Bandgap Engineering“) zusammen mit einer gezielten Dotierung zur Einstellung der Bandkrümmung („Modulationsdotierung“) lässt sich der Bandverlauf einstellen. So können Systeme mit neuen elektrischen und optischen Eigenschaften realisiert werden. Unter anderem ist die Herstellung eines zweidimensionalen Elektronengases mit sehr hohen Elektronenbeweglichkeiten von mehr als 107cm2/Vs möglich [Pfe89]. Für eine ausführlichere Diskussion von Halbleiterheterostrukturen sei auf die Literatur verwiesen [Men87]. Kapitel 2: Grundlagen 9 2.2 Niedrigdimensionale Systeme Ist die Bewegung der Ladungsträger in einer oder mehreren Raumrichtungen auf eine Schicht begrenzt, deren Dicke in der Größenordnung der de Broglie-Wellenlänge λ liegt, so sind Quantisierungseffekte beobachtbar, und man spricht von einem niedrigdimensionalen Ladungsträgersystem. Die de Broglie-Wellenlänge λ lässt sich aus der effektiven Masse m* und der Temperatur T berechen: λ= 1, 22nm h h = = p 3m * kT E kin [eV] Für viele Abschätzungen ist nun die Zustandsdichte D der Ladungsträger, d.h. die Anzahl der Zustände pro Energieintervall, von großer Bedeutung. Je nachdem, in wie viele Raumrichtungen die Ladungsträgerbewegung eingeschränkt ist, ergibt sich eine andere Zustandsdichte. Hierauf soll im Folgenden kurz eingegangen werden. Unterliegt die Ladungsträgerbewegung im Halbleiter mit dem Volumen V in keiner Raumrichtung einer Einschränkung, so bewegen sich die Ladungsträger frei in Form von ebenen Wellen, und ihre Energie ε ist über ε = = 2k 2 2m * mit dem Impulsvektor k verknüpft. Hierbei kann k nur diskrete Werte im dreidimensionalen k-Raum annehmen, die sich innerhalb der Fermikugel mit dem Radius k F = 2m * E F = 2 befinden. Da jeder Zustand im k-Raum das Volumen (2π)3/V einnimmt, lässt sich die Anzahl der Zustände N3D(E), d.h. die Anzahl der Ladungsträgerzustände, mit einer Energie ε<E, berechnen, indem man das Volumen der Fermikugel durch (2π)3/V dividiert. Nach kurzer Rechnung erhält man für die auf das Volumen normierte Anzahl der Zustände n3D(E)=N3D (E)/V : N(E) = k 3 2m * E 2m * E = 3π2 3π2 =3 Damit ergibt sich für die dreidimensionale Zustandsdichte D3D(E)=dN3D(E)/dE: D3D (E) = m * 2m * E ~ E π2 =3 Die Zustandsdichte eines freien Ladungsträgersystems ist also proportional zu E. Im Falle eines zweidimensionalen Ladungsträgersystems (d.h. die Ladungsträger sind in ihrer Bewegung in einer Raumrichtung eingeschränkt und können sich nur in einer Ebene frei bewegen) lässt sich die Zustandsdichte analog zum dreidimensionalen Fall berechnen. Für das zweidimensionale System liegen die Impulsvektoren jedoch innerhalb eines Fermikreises Kapitel 2: Grundlagen 10 im zweidimensionalen k-Raum. Aus diesem Grund ist die Anzahl der Zustände proportional zur Energie E, und es ergibt sich für jedes Subband eine konstante Zustandsdichte: D 2D (E) = m* π= 2 Für ein System, bei dem die Bewegung der Ladungsträger in zwei Richtungen eingeschränkt ist (eindimensionales Ladungsträgersystem), ergibt sich nach analoger Rechnung: D1D (E) = 1 2m * π= E Ein Quantenpunkt ist ein nulldimensionales Ladungsträgersystem, d.h. die Bewegung der Ladungsträger ist in jeder Raumrichtung quantisiert. Im Gegensatz zu den mehrdimensionalen Ladungsträgersystemen zeigen Quantenpunkte daher kein kontinuierliches, sondern ein diskretes Energiespektrum mit den Energieeigenwerten Ei. Dementsprechend ergibt sich eine Zustandsdichte in Form von δ-Funktionen: D0D (E) = ∑ δ(E − E i ) i Im folgenden Kapitel werden nun die diskreten Energieniveaus Ei des Quantenpunktes nach dem Modell des harmonischen Oszillators berechnet. 2.3 Energiezustände in InAs-Quantenpunkten Die Modelle, die der Berechnung der Energiezustände in Quantenpunkten zu Grunde liegen, lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Zum einen sind dies Berechnungen in der effektiven Massenäherung für Quantenpunkte verschiedener Form [Moi94, Ruv95], zum anderen Berechnungen mit Hilfe der „acht-Band k p Theorie“ [Fu97]. Das Modell der effektiven Massennäherung ist zwar im Vergleich zur acht-Band k p Theorie ein relativ einfaches Modell, ist aber dennoch in der Lage, viele elektrischen und optischen Eigenschaften der Quantenpunkte zu erklären. Hierauf wird im Folgenden näher eingegangen. Wojs et al. bestimmen die Energieeigenwerte der Schrödingergleichung in der effektiven Massenäherung für einen dreidimensionalen, linsenförmigen Quantenpunkt mit endlichen Potentialbarrieren [Woj96]. Sowohl der energetische Abstand als auch das Verhalten in einem äußeren Magnetfeld dieser Energieeigenwerte entsprechen dem eines zweidimensionalen harmonischen Oszillators. Vereinfacht ist das Modell des harmonischen Oszillators folgendermaßen zu verstehen: Die InAs-Quantenpunkte sind mit einer typischen Kapitel 2: Grundlagen 11 Höhe von 6nm und einer Breite von über 25nm lateral deutlich weiter ausgedehnt als vertikal. Daher ist die Schrödingergleichung in einen eindimensionalen vertikalen und einen zweidimensionalen lateralen Anteil separierbar. In vertikaler Richtung (Wachstumsrichtung) liegt ein sehr schmaler Quantentopf vor, der nur einen gebundenen Zustand besitzt. Die unterschiedlichen, im Quantenpunkt beobachtbaren Energieniveaus entstehen demnach durch das zweidimensionale, horizontale Einschlusspotential. Viele experimentelle Untersuchungen der elektronischen Zustände und Anregungen in Quantenpunkten lassen sich mit dem Modell des zweidimensionalen harmonischen Oszillators erklären und rechtfertigen somit im nachhinein die Annahme eines zweidimensionalen, parabolischen Einschlusspotentials der Elektronen im Quantenpunkt [Dre94, Fri96]. So sind z.B. nach dem verallgemeinerten Kohnschen Theorem [Koh61] die Übergangsenergien der Elektronen im parabolischen Potential unabhängig von der Anzahl der eingeschlossenen Elektronen. Diese Eigenschaft wurde für die Quantenpunkte experimentell bestätigt [Sik90]. Im folgenden Kapitel wird die Schrödingergleichung des zweidimensionalen harmonischen Oszillators gelöst und die Magnetfeldabhängigkeit der Energieniveaus berechnet. 2.3.1 Der zweidimensionale harmonische Oszillator Die zeitunabhängige Schrödingergleichung eines Elektrons im parabolischen Potential V ( x, y ) = 1 k x 2 + y 2 ) in einem äußeren Feld B = ( 0, 0, B ) lautet: 2 ( H Ψ= ( 2m1 * (p − eA ) + 12 m * ω ( x + y )) Ψ = E Ψ 2 2 0 2 2 Hiebei ist H der Hamiltonoperator, ψ die Wellenfunktion, E der gesuchte Energieeigenwert, m* die effektive Masse, ω02 = k m * die charakteristische Kreisfrequenz und A das Vektorpotential. Die Wechselwirkung des Elektronenspins mit dem Magnetfeld (ZeemanAufspaltung) ist hier aufgrund des geringen effektiven g-Faktors [Med02] vernachlässigt. In der symmetrischen Eichung mit B = rot A ergibt sich für das Vektorpotential A = 1/2(yB,xB,0). Durch Ausmultiplizieren des Impulsterms erhält man mit Lz = xpy - ypx als Projektion des Drehimpulsoperators auf die Feldrichtung : 1 1 eB e 2 B2 2 p 2x + p 2y ) + m * ω02 ( x 2 + y 2 ) + xp y − yp x ) + ( ( ( x + y2 ) 2m * 2 2m * 8m * 1 = ( p2 + p2y ) + 12 m * Ω2 ( x 2 + y2 ) + ω2C Lz 2m * x H= Kapitel 2: Grundlagen 12 Hierbei ist ωC=eB/m* und Ω = ω02 + ωC2 4 . Mit Hilfe von Auf- und Absteigeoperatoren lässt sich die Schrödingergleichung analytisch lösen. Als Energieeigenwerte erhält man die sogenannten Fock-Darwin-Energieniveaus mit der Hauptquantenzahl n=0,1,2... und einer zu Lz gehörenden Drehimpulsquantenzahl m = −n, − n + 2, ..., n − 2, n [Foc28, Dar30]: 1 E n,m = ( n + 1) =Ω + m=ωC 2 (2.1) Die Wellenfunktion für den Grundzustand mit n=0 und m=0 lautet: Ψ 0,0 ( r ) = 1 A π ( exp − r 2 2A 2 ) mit A = = m * ω0 (2.2) Ohne äußeres Magnetfeld sind die Energiezustände 2(n+1)-fach bezüglich des Drehimpulses und des Spins entartet. Die Drehimpulsentartung wird im äußeren Magnetfeld aufgehoben, während die Entartung bezüglich des Spins erhalten bleibt (Vernachlässigung der ZeemanAufspaltung). Analog zur Atomphysik werden die Zustände mit n=0,1,2 als s,p,d-Zustände bezeichnet und die Drehimpulsquantenzahl m als Index gesetzt. So beschreibt z.B. p- den Zustand mit n = 1 und m = −1 . Tabelle 2.1 führt zusammenfassend die Einteilchenenergieniveaus des harmonischen Oszillators im Magnetfeld mit den Quantenzahlen n und m auf. Zustand n m Energie s 0 0 =Ω p- 1 -1 2=Ω − 1 2= ωc p+ 1 +1 2=Ω + 1 2 =ωc d-2 2 -2 3=Ω − =ωc d0 2 0 3=Ω d+2 2 +2 3=Ω + =ωc Tabelle 2.1: Einteilchenenergieniveaus des harmonischen Oszillators im äußeren Magnetfeld. 2.3.2 Die Coulomb-Blockade Während sich das vorherige Kapitel auf die Darstellung des Ein-Teilchen-Bildes des Quantenpunktes, also die möglichen Energiezustände eines einzelnen Elektrons im Kapitel 2: Grundlagen 13 Quantenpunkt, beschränkt, soll im Folgenden auf die Energie eingegangen werden, die überwunden werden muss, um die Coulomb-Abstoßung zu überwinden und ein zweites Elektron in den Quantenpunkt einzubringen. Zunächst soll diese sogenannte CoulombBlockade-Energie im klassischen Bild der Elektrostatik berechnet werden [Kas93, Gra91]. So kann die im Rahmen dieser Arbeit verwendete und in Kapitel 4.4 beschriebene Schichtstruktur zur Kapazitätsspektroskopie folgendermaßen aufgefasst werden: Der Quantenpunkt mit der Eigenkapazität C und der Ladung Q=Ne ist zwischen den Platten eines Plattenkondensators eingebettet und über einen Tunnelwiderstand mit der einen Platte verbunden (siehe Abbildung 2.2). Wird die Spannung Vgate am Plattenkondensator erhöht, so tunnelt ein Elektron von der einen Kondensatorplatte in den Quantenpunkt, dessen Ladungszustand sich dadurch ändert. Sei αVgate der Spannungsanteil, der zwischen der einen Kondensatorplatte und dem Quantenpunkt abfällt (unter der Annahme eines linearen Spannungsabfalls ergibt sich α = d1/D), so beträgt die klassische elektrostatische Energie des Quantenpunktes: E = Q 2 2C − αQVgate . Hierbei ist der erste Term die Energie des Quantenpunktes mit der Eigenkapazität C und der Ladung Q und der zweite Term die Energie der Ladung Q im Feld des Plattenkondensators. Die Ladung Q des Quantenpunktes wird sich als Funktion der Gatespannung so einstellen, dass die Energie E minimal wird. Die Energie E als Funktion von Q hat ihr Minimum bei Qmin=αCVgate. Aufgrund der Ladungsquantelung lässt sich mit der Spannung Vgate die Ladung nicht kontinuierlich einstellen, sondern nur in Vielfachen der Elementarladung e. Es muss also gelten: Q min = αCVgate = Ne . Um die Elektronenanzahl von N auf N+1 zu erhöhen, also ein weiteres Elektron in den Quantenpunkt zu laden, ist eine Spannungsänderung um ∆V = Vgate ( N + 1) − Vgate ( V ) = e αC erforderlich. Abbildung 2.2: Ersatzschaltbild zur Erklärung der Coulomb-Blockade-Energie. Ein Quantenpunkt befindet sich im Feld eines Plattenkondensators und ist über eine Tunnelbarriere mit einer Kondensatorplatte verbunden. Über die Spannung am Plattenkondensator Vgate lässt sich die Ladung auf dem Quantenpunkt einstellen. Kapitel 2: Grundlagen 14 Für das Laden eines weiteren Elektrons in den Quantenpunkt ist also eine CoulombBlockade-Energie von E CB = αe∆V = e2 C (2.3) aufzubringen. Bemerkenswert ist bei diesem Ausdruck, dass ECB mit kleiner werdender Kapazität C ansteigt. 2.3.3 Vielteilchenzustände Da für typische selbstorganisierte InAs-Quantenpunkte die Coulomb-Blockade-Energie ECB deutlich kleiner als Einteilchenenzustände die ħω0 in Kapitel 2.3.1 (ECB=18meV, diskutierte ħω0=44meV) Quantisierungsenergie ist, lassen sich der die Vielteilchenzustände in guter Näherung als Summe der Einteilchenenergien und der entsprechenden Coulomb-Blockade-Energien berechnen. In Abbildung 2.3 sind die Vielteilchenenergien eines Quantenpunktes als Funktion eines äußeren Magnetfeldes für im Rahmen dieser Arbeit typische Werte von ECB=18meV und ħω0=44meV dargestellt. Während die beiden s-Zustände im Magnetfeld nahezu unverändert bleiben, schieben die beiden unteren p-Zustände mit der Drehimpulsquantenzahl m = −1 zu kleinen Energien, die beiden oberen p-Zustände mit der Drehimpulsquantenzahl m = +1 zu höheren Energien. Abbildung 2.3: Vielteilchen-Grundzustandsenergie eines Quantenpunktes unter Annahme eines parabolischen Potentials, berechnet aus dem „Ein-Teilchen-Bild“ bei einer konstanten Coulomb-Blockade-Energie von E CB =18meV mit =ω0 = 44meV und einer effektiven Elektronenmasse von m*=0,067me. Die CoulombAustauschwechselwirkung wurde nicht berücksichtigt. Kapitel 2: Grundlagen 15 Das Modell einer konstanten Coulomb-Blockade-Energie beschreibt den beobachteten Ladevorgang eines Quantenpunktes qualitativ gut, ist aber zu einfach, um eine gute quantitative Übereinstimmung mit den experimentell bestimmten Ladeenergien zu erhalten, da die unterschiedliche Ausdehnung der Wellenfunktionen in den einzelnen Energieniveaus nicht berücksichtigt wird. Daher soll im Folgenden ein verfeinertes Modell diskutiert werden: Warburton et al. berechnet die Elektron-Elektron-Wechselwirkung zwischen dem i-ten und j-ten Elektron mit Hilfe der Störungstheorie erster Ordnung aus den Wellenfunktionen des harmonischen Oszillators und berücksichtigt hierbei sowohl die direkte CoulombWechselwirkungsenergie E ijC als auch die Coulomb-Austauschenergie E ijX [War98]: e2 E = 4πεε 0 C ij Ψ i ( r1 ) Ψ j ( r2 ) dr1 dr2 r1 − r2 2 2 ∫∫ E ijX = e2 4πεε 0 ∫∫ Ψ i ( r1 ) Ψ j ( r2 ) Ψ i ( r2 ) Ψ j ( r1 ) dr1 dr2 r1 − r2 Mit diesem differenzierteren Ansatz ergibt sich eine Elektron-Elektron-Wechselwirkung, die davon abhängt, in welchen Zuständen sich die Elektronen befinden. Die Coulomb-BlockadeEnergie ist in diesem Fall nicht mehr konstant, sondern es ergeben sich die in Tabelle 2.2 dargestellten Ladenergien, um die Anzahl der Elektronen von n auf (n+1) zu erhöhen. Mit der Grundzustandswellenfunktion aus Gleichung (2.2) beträgt die Coulomb-Blockade-Energie E ssC des Grundzustandes: E ssC = e2 π e2 = 4πε 0 ε r A 2 4πε 0ε r m * ω0 π 2= Anzahl der im Quantenpunkt Für den Ladeprozess eingeschlossenen Elektronen aufzubringende Energie 1=>2 ( s=>ss) C E11 2=>3 ( ss=>ssp-) 1 =ω0 + E1C1 4 1 C E 2 11 7 C E 8 11 1 C E 2 11 3=>4 (ssp--=>ssp-p+) 4=>5 (ssp-p+-=>ssp-p-p+) 5=>6 (ssp-p-p+=> ssp-p-p+p+) (2.4) Tabelle 2.2: Aufzubringende Energie, um ein weiteres Elektron in den Quantenpunkt zu laden und die C Elektronenanzahl von n auf (n+1) zu erhöhen. E11 bezeichnet die Coulomb-Blockade-Energie des Grundzustandes und ħω0 die Quantisierungsenergie des harmonischen Oszillators [War98]. Kapitel 2: Grundlagen 16 Hierbei ist die charakteristische Länge A = = m * ω0 ein Maß für die Ausdehnung der Wellenfunktion. Für das Laden des dritten Elektrons ist die Quantisierungsenergie ħω0 und eine deutlich kleinere Coulomb-Barriere zu überwinden, die nur 25% von der des Grundzustandes beträgt. Die Ladeenergien des vierten bis sechsten Elektrons sind in diesem Bild nicht konstant, sondern zwischen dem vierten und fünften Elektron tritt eine größere Energielücke auf. Dies begründet sich mit der Coulomb-Austauschwechselwirkung: Bei Fehlen eines äußeren Magnetfeldes ist es für das zweite p-Elektron energetisch günstiger, wenn es den gleichen Spin hat wie das erste p-Elektron, d.h. es wird nach dem p--Elektron ein p+-Elektron besetzt. In diesem Fall wird die Energie des p--Elektrons um die p-p+- Austauschwechselwirkung abgesenkt. Die Besetzung der entarteten p-Zustände erfolgt also nach der Hundschen Regel, wonach energetisch äquivalente Elektronen so eingebaut werden, dass der Gesamtspin maximal wird. Da der p+-Zustand im Magnetfeld zu höheren, der p-Zustand zu niedrigeren Energien schiebt, ist ab einem kritischen Magnetfeld BC der Energieabstand zwischen den p- und p+ Elektronen größer als die Austauschenergie, und es erfolgt eine Grundzustandsänderung: Der ssp-p+-Zustand geht in einen ssp-p--Zustand über. Für das kritische Magnetfeld BC dieses Überganges gilt [War98]: BC = 3 m∗ C E 16 e= ss (2.5) Mit E ssC = 18meV und m∗ = 0.067 m e ergibt sich: BC = 1.95 T . Es existieren noch weitere kritische Magnetfelder, bei denen die Magnetfeldabhängigkeit der Energiezustände einen Grundzustandsübergang bewirkt. Da diese aber für die vorliegende Arbeit nicht von Interesse sind, sei an dieser Stelle auf die Arbeiten von Warburton et al. verwiesen. Die in Kapitel 2.3 in der effektiven Massenäherung beschriebenen Einteilchenzustände eines Elektrons im parabolischen Potential eines Quantenpunktes gelten natürlich auch für die Löcherzustände im Quantenpunkt, sofern man die effektive Masse der Elektronen m *e = 0, 067 durch die effektive Masse der Löcher ersetzt. Die effektive Masse der Löcher in InAs-Quantenpunkten wurde bisher nicht exakt bestimmt, erwartet wird jedoch ein Wert in der Größenordnung der effektiven Masse der schweren Lochzustände in GaAs von mh=0,45 [War98]. Nach Gleichung (2.4) ist die Coulomb-Blockade-Energie des Grundzustandes proportional zu m * und damit für die Löcher deutlich größer als für die Elektronen, sodass die Coulomb-Wechselwirkung die Größenordnung der Quantisierungsenergie ħω0 erreicht. Die Coulomb-Wechselwirkung als Störung erster Ordnung der Einteilchenzustände des Kapitel 2: Grundlagen 17 harmonischen Oszillators zu berücksichtigen, ist dabei nicht ohne weiteres möglich. Die Löcherzustände der Quantenpunkte werden in Kapitel 5 genauer diskutiert. Kapitel 3: Probenherstellung und Prozessierung 18 3 Probenherstellung und Prozessierung In diesem Kapitel wird die komplette Probenherstellung vom Wachstum der Schichtstruktur in der Molekularstrahlanlage über die lokale Dotierung in der fokussierten Ionenstrahlanlage bis zur nasschemischen Strukturierung mittels Photolithographie inklusive der Herstellung ohmscher Kontakte beschrieben. Da im Rahmen dieser Arbeit die Molekularstahlanlage besonders intensiv genutzt wurde, wird auf das Prinzip des epitaktischen Wachstums und den konkreten Aufbau einer Molekularstrahlanlage detaillierter eingegangen. 3.1 Molekularstrahl-Epitaxie In einer Molekularstrahl-Epitaxie-Anlage (MBE, Molecular Beam Epitaxie) lassen sich Halbleiterschichten hoher Perfektion auf der einkristallinen Oberfläche eines Wirtskristalls, dem sogenannten Substrat, abscheiden. Dabei erfolgt das Wachstum der abgeschiedenen Schichten epitaktisch, d.h. die Anordnung der auf der Oberfläche des Substrats abgeschiedenen Atome wird durch die Kristallstruktur des Substrats bestimmt. Für die in dieser Arbeit relevanten Materialsysteme bedeutet dies, dass die aufgewachsenen Schichten die gleiche Kristallstruktur und Orientierung wie das Substrat aufweisen. Ein gravierender Vorteil der Molekularstrahl-Epitaxie liegt in der Atomlagen genauen Schichtdickenkontrolle. Das Prinzip der Molekularstrahl-Epitaxie und der Aufbau einer entsprechenden Anlage wird im Folgenden anhand der in dieser Arbeit verwendeten III/V-MBE Anlage für das AlAs/GaAs/InAs-Materialsystem erläutert. In Abbildung 3.1 ist der Aufbau einer III/V-MBE-Anlage schematisch dargestellt. In einer Ultrahochvakuumkammer, die mit einer Ionengetterpumpe in Kombination mit einer TiSublimationspumpe und mit einem Kühlschild (flüssiger Stickstoff) gepumpt wird, befinden sich thermische Effusionszellen, die mit den konstituierenden Elementen, z.B. Ga oder As, oder den Dotierstoffen gefüllt sind. Diese Zellen erzeugen einen gerichteten, nicht ionisierten Molekularstrahl. Mechanische Blenden vor den Zellenöffnungen können diesen Molekularfluss innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde unterbrechen bzw. freigeben. Der aus den Effusionszellen emittierte Molekularfluss ist auf die Oberfläche des auf zwischen 500°C und 600°C geheizten (001)-orientierten GaAs-Substrats gerichtet und reagiert dort zu den gewünschten Verbindungshalbleitern. Die hohe Temperatur des Substrats stellt sicher, dass die Atome auf der Oberfläche mobil genug sind, um schnell ihre Gitterplätze einzunehmen, sodass keine Gitterfehler entstehen. Das Wachstum des Verbindungshalbleiters wird im wesentlichen durch die Haftkoeffizienten der auf das Substrat treffenden Atome und Kapitel 3: Probenherstellung und Prozessierung Moleküle bestimmt. Der Haftkoeffizient der Gruppe III-Elemente Ga, Al und In auf einer GaAs-Oberfläche beträgt bei den typischen Wachstumstemperaturen eins, d.h. jedes auftreffende Atom bleibt haften. Dagegen ist der Haftkoeffizient des Gruppe V-Elements As auf einer reinen GaAs-Oberfläche null, und es wird nur eingebaut, wenn bereits Gruppe IIIElemente aus der Oberfläche kondensiert sind. Dementsprechend reguliert sich das stöchiometrische Verhältnis zwischen den Gruppe III und Gruppe V-Elementen selbst, solange das As im Vergleich zum Gruppe III-Element im Überschuss angeboten wird. Diese Eigenschaft vereinfacht das Wachstum von III/V-Halbleitern enorm. Eine weitere Konsequenz hiervon ist, dass die Wachstumsrate nur durch den Molekularfluss des Gruppe III-Elements bestimmt wird. Bei Verdampfen der Gruppe III-Elemente entstehen ausschließlich Atome, sodass diese Elemente in Form eines Atomstrahls auf die Substratoberfläche treffen. Im Gegensatz dazu verdampft das As durch Sublimation in Form von tetraedrisch aufgebauten Molekülen (As4). Dieser As-Molekularstrahl hat der MBE-Technik ihren Namen gegeben. Um elektrisch aktive Halbleiterstrukturen erzeugen zu können, müssen geeignete Dotierstoffe in die MBE-Anlage eingebracht werden können. Für die Dotierung der III/VHalbeiter wird zumeist Be oder C zur p-Dotierung und Si zur n-Dotierung verwendet. Alle drei Elemente haben unter den üblichen Wachstumsbedingungen einen Haftkoeffizient von eins. Über das Öffnen und Schließen der entsprechenden Verschlüsse lässt sich ein scharfes Dotierprofil in Wachstumsrichtung erzeugen. Be besetzt im GaAs einen Ga-Platz und wirkt daher als einfacher Akzeptor. Die maximal erreichbare Be-Akzeptorkonzentration ist mit 2×1020cm-3 sehr groß, sodass hoch p-dotierte GaAs-Schichten realisiert werden können. Das Gruppe IV-Element C wird im GaAs auf einem As-Platz eingebaut und wirkt Abbildung 3.1: Schematische Darstellung des Aufbaus einer III/V-MBE Anlage basierend auf GaAs nach [Sze81]. 19 Kapitel 3: Probenherstellung und Prozessierung dementsprechend ebenfalls als einfacher Akzeptor. Mit C kann eine maximale Akzeptorkonzentration von bis zu 1019cm-2 [Gia92] erreicht werden. Im Gegensatz zu C wird Si (ebenfalls ein Gruppe IV-Element) in (001)-orientiertem GaAs auf einen Ga-Platz eingebaut und erzeugt dementsprechend einen Donator. Hierbei können mit Si allerdings nicht so hohe Dotierkonzentrationen wie mit C oder Be erreicht werden. So ist die elektrisch aktive Dotierkonzentration bis zu n=1×1019cm-3 direkt proportional zur eingebauten SiKonzentration, für noch höhere Si-Konzentrationen jedoch erhöht sich die elektrisch aktive Dotierkonzentration nicht weiter, sondern sättigt bei 1×1019cm-3. Die Ursache hierfür ist vermutlich eine Selbstkompensation in Form von Einbau der Si-Atome auf As-Plätzen [Not84]. Die wichtigste in-situ Methode zur Überwachung des epitaktischen Wachstums in der MBE ist das RHEED (reflection-high-energy-electron-diffraction). Hierbei fällt ein Elektronenstrahl mit einer Energie von wenigen 10keV unter streifendem Einfall (Einfallswinkel zwischen 1° bis 3°) auf die Probenoberfläche, wird an ihr gebeugt und trifft schließlich auf einen Fluoreszenzschirm, auf dem ein Beugungsbild der Probenoberfläche entsteht. Da die Eindringtiefe der Elektronen in den Kristall aufgrund des geringen Einfallswinkels sehr klein ist, wird das Beugungsbild durch die obersten Atomlagen des wachsenden Kristalls bestimmt. Insbesondere lässt sich mit dieser Methode die Anordnung der Atome auf der Oberfläche, die sogenannte Überstruktur oder Oberflächenrekonstruktion, anhand der charakteristischen Beugungsbilder identifizieren. Eine scharfe Überstruktur im RHEED-Beugungsbild weist auf eine glatte, wohlgeordnete Oberfläche hin. Auf einer rauen oder stark verschmutzten Oberfläche sind diese Rekonstruktionen nicht zu beobachten. Die für diese Arbeit wichtigsten Überstrukturen der GaAs (001)-Oberfläche sind die (2×4)- und c(2×4)-Rekonstruktion. Welche dieser Rekonstruktionen sich einstellt, hängt entscheidend von der Substrattemperatur und dem As-Fluss ab. Insbesondere stellt sich auf einer AlAsOberfläche eine andere Rekonstruktion ein, als dies unter gleichen Bedingungen auf einer GasAs-Oberfläche der Fall ist. Dieser Effekt wurde in Kapitel 6 zur Bestimmung der Abdampfrate von GaAs genutzt. Neben dem charakteristischen, von der Oberflächenrekonstruktion abhängigen Beugungsmuster zeigt das RHEED-Bild eine periodische Intensitätsschwankung der Beugungsspots. Jede dieser Perioden entspricht genau der Zeit, die für die Abscheidung einer Netzebene GaAs erforderlich ist. Daher werden diese sogenannten RHEED-Oszillationen zur in-situ Bestimmung der Wachstumsrate genutzt. 20 Kapitel 3: Probenherstellung und Prozessierung 21 Die periodischen RHEED-Oszillationen sind beim Wachstum von GaAs und AlxGa1xAs nur zu beobachten, da das Wachstum lagenweise in Form von geschlossenen Monolagen erfolgt. Es kann jedoch auch andere Wachstumsmodi geben, wenn auf einer Oberfläche des Materials A ein anderes Material B abgeschieden wird. Der Wachstumsmodus wird in diesem Fall durch die Oberflächen- und Grenzflächenenergien und bei Materialien mit unterschiedlichen Gitterkonstanten zusätzlich durch Verspannungseffekte bestimmt. Man unterscheidet dabei die folgenden drei Wachstumsmodi (siehe Abbildung 3.2) [Lel78]. • Frank-van-der-Merwe-Wachstum: Die aufwachsende Schicht bedeckt die komplette Oberfläche und wächst in geschlossenen, zweidimensionalen Schichten, wie es z.B. beim Wachstum von GaAs auf AlxGa1-xAs bzw. AlxGa1-xAs auf GaAs der Fall ist. • Vollmer-Weber-Wachstum: Hier wird die zu überwachsende Oberfläche nicht vollständig mit dem abgeschiedenen Material bedeckt, sondern es entstehen dreidimensionale Inseln direkt auf der ursprünglichen Oberfläche. • Stranski-Krastanow-Wachstum: Dieser Wachstumsmodus ist eine Mischung aus den beiden anderen Wachstumsmodi. So bildet sich zunächst eine zweidimensionale Schicht im Lagenwachstum aus, die die ursprüngliche Oberfläche komplett abdeckt (sogenannte Benetzungsschicht). Ab einer kritischen Schichtdicke jedoch setzt dreidimensionales Inselwachstum ein. Diese Art des Wachstums ist z.B. beim Abscheiden von InAs auf GaAs aufgrund einer Gitterfehlanpassung von 7% zu beobachten und führt unter geeigneten Wachstumsbedingungen zu defektfreien InAsInseln sehr homogener Form und Größe. Hierauf wird in Kapitel 4 ausführlich eingegangen. Frank-van der Merwe Stranski-Krastanow Vollmer-Weber 2<θ Benetzungsschicht 1<θ<2 θ<1 Abbildung 3.2: Schematische Darstellung der drei verschiedenen Wachstumsmodi in der Heteroepitaxie: Bedeckung der Oberfläche θ mit weniger als einer Monolage (θ<1), weniger als zwei Momolagen (1<θ<2) und mehr als zwei Monolagen (2<θ). Kapitel 3: Probenherstellung und Prozessierung Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine MBE-Anlage vom Typ EPINAT III/V S von der Firma RIBER zur Probenherstellung genutzt. Dabei standen konventionelle Ga-, Al-, InEffusionszellen, eine spezielle As-Cracker-Zelle sowie die Dotierstoffe Si und C zur Verfügung. Die verwendete As-Cracker-Zelle verfügt über ein Ventil, sodass der Fluss aus dieser Zelle kontinuierlich über den Öffnungsgrad dieses Ventils und nicht, wie bei den anderen Zellen, über die Zellentemperatur gesteuert wird. Das bietet den Vorteil, den AsFluss sehr schnell ändern zu können, was aufgrund der thermischen Trägheit bei den anderen Zellen nicht möglich ist. Auf die As-Cracker-Zelle wird in Kapitel 7.2.2 noch genauer eingegangen. Eine weitere Besonderheit dieser MBE-Anlage stellt die Kohlenstoff-Zelle dar, in der der Kohlenstoff nicht, wie in den anderen Zellen üblich, über eine Widerstandsheizung, sondern über eine Elektronenstrahlheizung verdampft wird. In der MBE-Anlage am Lehrstuhl für Angewandte Festkörperphysik in Bochum können runde GaAs-Scheiben, sogenannte Wafer, mit einem Durchmesser von 3“ oder 2“ (typische Dicke 500µm) bzw. nach Spalten dieser Scheiben auch eine Viertelscheibe als Substrat verwendet werden. Die Heizung des Substrats erfolgt über ein unter Gleichstrom betriebenes, flaches Ta-Heizelement von 3“ Durchmesser, das in einen Diffusor aus pyrolytischem Bornitrid zur Erhöhung der Homogenität der Wärmestrahlung eingelassen ist. Der Abstand zwischen Heizung und Substrat beträgt nur wenige mm, wobei die Energieübertragung durch Strahlung erfolgt. Zur Temperaturmessung und Regelung dient ein W/WRe Thermoelement (Typ C), das die Rückseite der Heizung berührt. Das Thermoelement misst also nicht die tatsächliche Temperatur der Probe, sondern vielmehr die Temperatur der Heizung. Da für viele Experimente nicht die absolute Probentemperatur, sondern die Reproduzierbarkeit entscheidend ist, reicht diese Temperatur im allgemeinen als Regelgröße aus. Neben dem Thermoelement steht noch ein Pyrometer zur Bestimmung der tatsächlichen Probentemperatur zur Verfügung. Vergleicht man die mit dem Pyrometer und dem Thermoelement gemessenen Temperaturen miteinander, so zeigt sich, dass das Pyrometer deutlich geringere Temperaturen liefert als das Thermoelement. Hierbei muss allerdings eingeräumt werden, dass das Pyrometer durch ein Glasfenster auf das Substrat schaut, das im Laufe der Zeit mit As bedampft wird. Dadurch ändert sich die Transmission der Fensters, was zur Folge hat, dass nach kurzer Zeit auch mit dem Pyrometer die tatsächliche Probentemperatur nicht mehr exakt bestimmt werden kann. 22 Kapitel 3: Probenherstellung und Prozessierung 23 Große Bedeutung kommt im Rahmen dieser Arbeit in der MBE durchgeführten Temperschritten zu. Dabei wird die Substrattemperatur kurzzeitig (in der Regel für ca. 30s) deutlich über die Wachstumstemperatur hinaus erhöht. Aufgrund der Differenz zwischen gemessener Temperatur und aktueller Substrattemperatur sowie den Eigenschaften des Regelkreises kommt es zu einem Überschwingen der realen Substrattemperatur (~20K). Dieser Temperaturüberschwinger ist für die Auswirkung des Temperschrittes von großer Bedeutung, z.B. unterscheiden sich die Resultate für 1×90s Tempern eindeutig von den Resultaten für 3×30s Tempern. Der genaue zeitliche Verlauf der Temperatur während des Ausheilschrittes ist nicht exakt bestimmbar, die Resultate der Experimente mit identischen Temperschritten deuten aber auf eine gute Reproduzierbarkeit hin. 3.2 Fokussierte Ionenstrahlimplantation Die Anwendungsmöglichkeiten von fokussierten Ionenstrahlen (Focused-Ion-Beam, FIB) sind vielfältig und hängen entscheidend von der Ionensorte, Ionendosis, Ionenenergie und einem eventuellen Gaseinlass ab. So ist das Dotieren von Halbleitern, die lokale Materialabtragung (Sputtern), das Materialabscheiden und die Materialanalyse mit fokussierten Ionenstrahlen möglich [Yan99, Gam96, Ban93]. Darüber hinaus sind fokussierte Ionenstrahlen sowohl zur Mikroskopie als auch zur Ionenstrahllithographie einsetzbar. Die zugrunde liegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Einsatz zur lokalen Dotierung. Die momentan erreichbaren Strahldurchmesser reichen bis ca. 10nm herab. Im Folgenden wird die Funktionsweise der im Rahmen dieser Arbeit zur lokalen Dotierung verwendeten FIBAnlage kurz beschrieben; für ein detailliertes Studium der FIB-Technologie sei auf [Pre91] verwiesen. Das Kernstück der Anlage zur Implantation fokussierter Ionenstrahlen bildet die sogenannte Ionensäule vom Typ EIKO 100 (siehe Abbildung 3.3 für eine schematische Darstellung), die an eine Ultra-Hoch-Vakuum-Kammer, in der ein Druck von ca. 1×10–9 Torr herrscht, adaptiert ist. Die zu implantierende Probe befindet sich in der Vakuumkammer auf einem über Schrittmotoren angesteuerten Probentisch, dessen Position über ein Laserinterferometer kontrolliert wird. Der Ionenstrahl selbst wird dabei wie folgt in der Ionensäule erzeugt und fokussiert: Als Ionenquelle dient eine Flüssigmetallquelle bestehend aus einem beheizbaren Wolframtiegel, der mit einem geeigneten Metall oder einer Legierung gefüllt ist. Wird das Metall über seinen Schmelzpunkt geheizt, so verflüssigt es sich und fließt an einer Wolframnadel herab, die durch ein Loch im Boden des Tiegels geführt ist. Die Kapitel 3: Probenherstellung und Prozessierung 24 Ionen-Quelle Extraktor Kondensorlinse (CL) 1 CL-Justierung Kondensorlinse (CL) 2 CL-Blende Blende Strahl-Schalter E x B Filter OL-Blende Blende Faraday Cup OL-Justierung Stigmator Objektivlinse (OL) Ablenkeinheit Probe Abbildung 3.3: Schematischer Strahlengang in der Ionensäule vom Typ EIKO 100. Oberflächenspannung bewirkt hierbei die notwendige Haftung des flüssigen Metalls an der Wolframnadel. Eine zwischen der Ionenquelle und der Extraktionsblende anliegende Emissionspannung von einigen kV hat an der Nadelspitze eine so hohe Feldstärke zur Folge, dass ionisierte Metallionen emittiert werden. Dabei bildet sich an der Spitze der Wolframnadel ein sogenannter Taylor-Konus aus flüssigen Metall, wodurch die effektive Emissionsfläche nur wenige nm beträgt. Ein Teil der von dieser Spitze emittierten Ionen gelangt durch das Loch in der Extraktionsblende in den Strahlengang der Säule und erzeugt so einen kontinuierlichen Ionenfluss. Für die in dieser Arbeit durchgeführten Implantationsexperimente wurde eine Quelle mit einem Au-Si-Be-Eutektikum verwendet. Ein System aus elektrostatischen Linsen, bestehend aus zwei Kondensor- und einer Objektivlinse, bildet die nahezu punktförmige Ionenquelle auf die Probenebene ab. Hierbei Kapitel 3: Probenherstellung und Prozessierung durchläuft der Ionenstrahl verschiedene elektrostatische Strahlführungssysteme und einen Stigmator zum Ausgleich von astigmatischen Linsenfehlern. Von der eutektischen Legierungsquelle werden sowohl Si- und Be- als auch Au-Ionen emittiert. Mit Hilfe eines E×B-Massenfilters lässt sich jedoch eine Ionensorte auswählen. Somit ist es möglich, Si, Be und Au sortenrein zu implantieren. Nach elektrischer Aktivierung durch einen Temperschritt wird Be auf einem Ga-Platz eingebaut und wirkt dementsprechend als einfacher Akzeptor, bewirkt also eine p-Dotierung. Si dagegen ist in GaAs als Gruppe IIIElement ein amphoterer Dotierstoff, d.h. werden die Si-Atome auf einem Ga-Platz eingebaut, so entsteht ein Donator, befindet sich ein Si-Atom dagegen auf einem As-Platz, so erzeugt es eine Akzeptorstörstelle. In der Regel werden die Si-Atome auf (001)-orientiertem GaAs aber auf Ga-Plätzen eingebaut und wirken somit als Donator. Daher ist bei Einsatz einer Au-Si-BeQuelle sowohl die lokale n- als auch p-Dotierung mit den fokussierten Ionenstrahlen möglich. Im Gegensatz zu den Si- und Be-Ionen lassen sich die Au-Ionen nicht zur Dotierung des Halbleiters nutzen, sind aber sehr gut zum Materialabtrag von der Oberfläche (Sputtern) geeignet: Aufgrund der hohen Masse der Au-Ionen (mAu=197 amu im Vergleich zu mBe=9 amu, mSi=28 amu) dringen sie nicht weit in das GaAs ein, verlieren ihre gesamte Energie im Bereich der Oberfläche und erzielen dadurch eine hervorragende Ätzwirkung. Diese Eigenschaft wurde zum Sputtern von Marken, die eine Justierung der nachfolgenden photolithographischen Prozessschritte ermöglichte, genutzt. Bei der Dotierung mittels Ionenimplantation bestimmt die Tiefenverteilung der implantierten Ionen das Dotierprofil. Die Eindringtiefe der Ionen wird dabei durch verschiedene Bremsprozesse im Festkörper bestimmt. Hierbei handelt es sich um elastische und inelastische Stöße mit gebundenen Elektronen und Atomkernen [Rys78]. Ein Stoßprozess mit den gebundenen Elektronen kann z.B. zu einer Anregung des Elektrons oder zur Ionisation des Atoms führen. Stöße mit den Atomkernen dagegen können ihn aus dem Gitterverbund schlagen und so eine Fehlstelle erzeugen. Grundsätzlich steigt die mittlere Reichweite der Ionen mit zunehmender kinetischer Energie und nimmt mit zunehmender Masse der Ionen ab. Näherungsweise lässt sich das Implantationsprofil mit einer gaußförmigen Verteilungsfunktion beschreiben, die durch eine mittlere Reichweite Rp und eine Standardabweichung σp charakterisiert ist. Konkrete Zahlenwerte für Rp und Rp sind z.B. in [Hob88] zu finden. Mit Hilfe des Computerprogramm TRIM (Transport of Ions in Matter), das auf Monte-Carlo-Simulationen der Streuprozesse beruht, lässt sich ein realistischeres Tiefenprofil der implantierten Ionen berechnen. Zusätzlich liefert dieses Programm eine Tiefenverteilung 25 Kapitel 3: Probenherstellung und Prozessierung 26 der durch die Implantation im Targetmaterial erzeugten Fehlstellen. Es ergibt sich dabei für die Störstellen ein ähnliches Tiefenprofil wie für die implantierten Ionen, jedoch liegt das Maximum der Verteilung etwas näher an der Oberfläche. An verschiedenen Stellen dieser Arbeit wird die Tiefenverteilung der Ionen und der Störstellen für die Implantation von Be und Si-Ionen verschiedener Energie mit dem Programm SRIM2000 [Zie85], das auf dem TRIM-Programm beruht, simuliert. Dabei soll an dieser Stelle erwähnt werden, dass diese Simulationen das tatsächliche Tiefenprofil nur grob wiedergeben und mit Einschränkungen gültig sind [Esh99]. Das oben erwähnte Simulationsprogramm geht von einer Implantation in amorphe Materialien aus. Wird jedoch in ein einkristallines Target hoher Qualität und Symmetrie implantiert, so kann es zum sogenannten „Channeling“ kommen. Dabei erfahren Ionen, die sich entlang hochsymmetrischer Kristallachsen bewegen, deutlich weniger Stöße mit den Kristallatomen und dringen dementsprechend tiefer in den Kristall ein, als es die Simulation erwarten lässt. Dieser Effekt hat aber auf die hier beschriebenen Implantationsexperimente keine Auswirkungen, da bei ihnen nur der oberflächennahe Teil des Implantationsprofils von Bedeutung ist. a) niedrigste Dosis 300µm höchste Dosis 300µm gesputterte Markierung Au-Oberflächengates ohmsche Kontakte Si- bzw. Beimplantierte Bereiche b) 30µm Si- bzw. Beimplantierte Bereiche geätzte van-derPauw-Struktur ohmsche Kontakte Abbildung 3.4: Implantationsmuster zusammen mit den nachträglich aufgebrachten ohmschen Kontakten und Oberflächengates. a) Layout zur Realisierung von implantierten Rückkontakten für Kapazitätsmessungen. b) Implantations- und Probengeometrie zur Charakterisierung der implantierten Rückkontakte anhand von HallMessungen nach der van-der-Pauw-Methode. Kapitel 3: Probenherstellung und Prozessierung 27 In Abbildung 3.4 sind zwei typische Implantationsmuster zusammen mit den nachträglich aufgebrachten ohmschen Kontakten bzw. den Au-Oberflächengates zu sehen. Implantationsgeometrie a) dient hierbei der Herstellung eines Si- bzw. Be-dotierten leitfähigen Bereiches, der als Rückkontakt für eine Kapazitätsmessung (siehe Kapitel 7.3.3) genutzt werden kann. Mit Hilfe der Probengeometrie in Abbildung 3.4b) ist anhand von HallMessungen nach der van-der-Pauw-Methode [Pau58] eine Bestimmung des Schichtwiderstandes, der Ladungsträgerbeweglichkeit und Dichte der implantierten Bereiche möglich. 3.3 Photolithographie, Ätzen, ohmsche Kontakte und Oberflächengates Um an den implantationsdotierten Bereichen Hall-Messungen durchführen zu können, mussten diese Bereiche zunächst durch einen nasschemischen Ätzschritt strukturiert werden. Dazu wurde lichtempfindlicher Lack auf die Probe aufgeschleudert, im Trockenschrank ausgehärtet und anschließend durch eine Chrommaske belichtet. Im darauffolgenden Entwicklungsschritt löste sich der Lack an den belichteten Stellen ab und gab die Probenoberfläche an diesen Stellen wieder frei. Mit einer Ätzlösung aus H2O:H2O2:H2SO4 im Verhältnis 1000:8:1 wurden die nicht durch Lack geschützten Flächen auf die gewünschte Tiefe herabgeätzt. So ließen sich die aktiven Bereiche der Probe definieren. Bei der HallMessung besteht der aktive Bereich aus einem Quadrat mit einer Kantenlänge von 30µm. Für die Durchführung von Kapazitätsmessungen an den implantierten Rückkontakten dagegen war kein Ätzschritt erforderlich, da das Oberflächengate selbst den zu vermessenden Bereich der Probe definiert. Sowohl für die Durchführung von Kapazitätsmessungen als auch für die HallMessungen mussten die dotierten Bereiche mit ohmschen Kontakten versehen werden. Dazu wurde zunächst Lack auf die Probe aufgebracht, über eine Chrommaske belichtet und anschließend im Entwicklerbad Lackfenster geöffnet. Dann erfolgte das thermische Aufdampfen eines Metallschichtsystems bestehend aus Ni, Ge und Au zur Kontaktierung von n-dotierten Bereichen, bzw. bestehend aus Zn und Au zur Kontaktierung von p-dotierten Bereichen. Während des nachfolgenden sogenannten Lift-Off-Prozesses wurde der Lack mit Hilfe eines Lösungsmittels (z.B. Aceton) wieder abgelöst, sodass nur an den nicht durch Lack geschützten Stellen das aufgedampfte Metallschichtsystem zurückbleibt und den Kontaktbereich definiert. Zur Ausbildung des ohmschen Kontakts wurde die Metallschicht unter Formiergas (10% H2 +90% N2) bei einer Temperatur von ca. 450°C einlegiert. Kapitel 3: Probenherstellung und Prozessierung Für die Kapazitätsmessungen waren zusätzlich zu den ohmschen Kontakten noch Oberflächengates erforderlich. Diese bestehen aus einer 60nm dicken Au-Schicht und wurden nach Einlegieren der ohmschen Kontakte ebenfalls in Lift-Off-Technik hergestellt. Equation Section 4 28 Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten 29 4 Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten In diesem Kapitel wird zunächst der Herstellungsprozess von InAs-Quantenpunkten, d.h. ihr selbstorganisiertes Wachstum in einer Molekularstrahlanlage beschrieben. Des weiteren werden die zur Charakterisierung der Quantenpunkte verwendeten Messmethoden wie die Photolumineszenz- und die Kapazitätsspektroskopie erläutert. Im letzten Abschnitt werden dann die Ergebnisse der Minimierung der Quantenpunktdichte dargestellt, die die Untersuchungen an einzelnen Quantenpunkten erleichtern soll. 4.1 Selbstorganisiertes Wachstum von InAs-Quantenpunkten Das selbstorganisierte Wachstum von InAs-Inseln auf einer GaAs-Oberfläche als Folge des Stranski-Krastanow-Wachstumsmodus wurde erstmals von Goldstein et al. [Gol85] in einem InAs/GaAs-Übergitter beschrieben. Es folgten Untersuchungen von Eaglesham et al. [Eag90] und Guha et al. [Guh90]. Einen wichtigen Fortschritt durch die Realisierung von InAs-Inseln ähnlicher Form, d.h. schmaler Verteilung der lateralen und vertikalen Ausdehnung, erreichten Leonard et al. [Leo93], Bimberg et al. [Bim94], Madhukar et al. [Mad94] und Moison et al. [Moi94]. Im Folgenden wird der Mechanismus der InAs-Inselbildung sowie der Einfluss verschiedener Wachstumsparameter diskutiert. InAs hat mit 0,606 nm eine um 7% größere Gitterkonstante als GaAs und wächst daher auf einer GaAs-Oberfläche im Stranski-Krastanow-Modus (siehe Kapitel 3.1). In einem einfachen Bild entsteht zunächst eine das GaAs benetzende, flächig verspannte InAs-Schicht mit der Gitterkonstanten von GaAs. Ab einer kritischen Schichtdicke dk von ca. 1,6 Monolagen (ML) werden diese Verspannungen lokal in Form von kohärent verspannten, defektfreien InAs-Inseln reduziert. Unter geeigneten Wachstumsbedingungen entstehen so voneinander isolierte Inseln ähnlicher Form und Größe. Die Erklärung dieser schmalen Größenverteilung ist nicht im klassischen Bild des dreidimensionalen Inselwachstums möglich, welches nur die Verspannungs- und Oberflächenenergie berücksichtigt, eine eventuelle Facettierung der Inselflächen aber vernachlässigt [Van91]. Nach diesem Bild würde die Inselgröße unter Gleichgewichtsbedingungen, d.h. bei einer Wachstumsunterbrechung oder geringen Wachstumsraten, uneingeschränkt zunehmen (Oswald Reifung). Zur Beschreibung des selbstlimitierenden Wachstums der InAs-Inseln werden daher das kinetische und das thermodynamische Modell genutzt. Das kinetische Modell beschreibt die Inselbildung unter Nicht-Gleichgewichtsbedingungen in Form von Diffusion der In- Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten Atome auf der Benetzungsschicht: Barabási et al. [Bar96] 30 gehen von einer verspannungsinduzierten Barriere an den Inselnrändern aus, die mit der Größe der Inseln wächst und so die uneingeschränkte Zunahme der Inselgröße verhindert. In dem von Jesson et al. [Jes96] beschriebenen kinetischen Modell bilden sich facettenförmige Seitenflächen der Inseln aus, auf denen mit wachsender Inselgröße die Bildung einer neuen Atomlage zunehmend unterdrückt wird. In diesen Ansätzen ist eine Diffusion von In-Atomen aus den Inseln zur Benetzungsschicht nicht berücksichtigt, sodass die Form und Größe der Inseln nach Abscheiden des In konstant bleibt. Im Gegensatz zu den kinetischen Modellen beschreiben die thermodynamischen Modelle nicht die Diffusion der In-Atome auf der Oberfläche, sondern die Minimierung der Gesamtenergie aus Verspannungsenergie, Oberflächenenergie unter Berücksichtigung einer facettenartigen Inselgeometrie (z.B. pyramidenförmig) und der sogenannten Randenergie aneinandergrenzender Facetten. Beide Ansätze, kinetischer und thermodynamischer, können die Existenz von Inseln stabiler Form und Größe, also das Wachstum von InAs-Inseln homogener Größe und Form, erklären [Dur97, Shc95]. Sie sind aber nicht in der Lage, die Abhängigkeit der Größe, Form und Dichte der Inseln von den Wachstumsparametern wie As-Fluss, Substrattemperatur, Wachstumsrate und Wachstumsunterbrechungen quantitativ zu beschreiben. Experimentell wurde festgestellt, dass die Inseldichte n bei fester Substrattemperatur mit abgeschiedener In-Menge d ansteigt (siehe Abbildung 4.1) und sich die Abhängigkeit ähnlich der eines Phasenüberganges erster Ordnung beschreiben lässt [Leo94]: n = n0 ( d − dk ) α Aus Abbildung 4.1 ergibt sich für die Fitparameter n0=2×1011cm-2, α=1,76 und eine kritische Schichtdicke von dk=1,5 ML. Im Falle der Einführung einer längeren Wachstumsunterbrechung (einige 10s) nach dem Abscheiden des In zeigen die Inseln nach 2ML bzw. 4ML abgeschiedenem In die gleiche Größe, was zu dem Schluss führt, dass im Gleichgewicht die Inselgröße kaum von der InMenge abhängt [Led96]. Wird die abgeschiedene In-Menge konstant gehalten und die Wachstumstemperatur erhöht, so nehmen die Dichte, die Höhe und das Volumen der Inseln ab, die laterale Ausdehnung jedoch steigt [Led01]. Diese Temperaturabhängigkeit der Dichte wurde im Rahmen der zugrunde liegenden Arbeit zur Minimierung der Quantenpunktdichte genutzt (siehe Kapitel 4.6). Inseldichte[cm-2] Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten InAs-Bedeckung [ML] Abbildung 4.1: Dichte der InAs-Inseln auf einer GaAs-Oberfläche in Abhängigkeit der abgeschiedenen InAsMenge bei einer Substrattemperatur von 530°C nach [Leo94]. Auch die Form der InAs-Inseln hängt von den Wachstumsparametern ab. So wird von linsenförmigen [Leo93], facettierten [Moi94] und pyramidenförmigen Inseln [Bim95, Gru95] berichtet. Werden die InAs-Inseln mit GaAs überwachsen, so ist ein Halbleiter mit kleiner Bandlücke (InAs) in jeder Raumrichtung von einem Halbleiter mit größerer Bandlücke (GaAs) umgeben, und es entsteht ein dreidimensionaler Quantentopf, in dem die Bewegung der Ladungsträger in jeder Raumrichtung eingeschränkt ist. Dieses nulldimensionale System wird als Quantenpunkt bezeichnet. Die in dieser Arbeit verwendeten Proben wurden alle auf einer MBE-Anlage vom Typ EPINAT III/V S von der Firma RIBER hergestellt. Die Wachstumstemperatur für das GaAs betrug typischerweise 630°C. Bei dieser Temperatur liegt bei einem As-Druck von 1×10-5 Torr eine (2x4)-Rekonstruktion der GaAs-Oberfläche vor, wobei die 4er-Richtung längs der (001)-Kristallachse orientiert ist [Däw90]. Für das Abscheiden der InAs-Inseln erfolgte eine Temperaturabsenkung auf 545°C bis 480°C. Hierbei wird aus der (2x4) eine c(4x4)Rekonstruktion. Das In wurde in Zyklen von 10s mit je 4s Pause bzw. in Zyklen von 4s mit 4s Pause abgeschieden, um eine Diffusion der In-Atome auf der Substratoberfläche zu ermöglichen. Bei Erreichen der kritischen Schichtdicke ändert sich die RHEEDRekonstruktion [Leo93, Leo94, Hey01], und es entstehen zusätzliche Punkte im RHEEDBild, die auf eine dreidimensionale Oberflächenstruktur, also auf die Entstehung von InAsInseln, hinweisen. Mit einer typischen InAs-Wachstumsrate von 0,033ML/s ergibt sich bei den Abscheidezyklen von 4s mit je 4s Pause eine effektive Wachstumsrate von 0,015ML/s. Nach dem Abscheiden des In wurde das Wachstum für 45s unterbrochen, damit die Inseln 31 Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten 32 durch Diffusion des In ins Gleichgewicht gelangen und ihre endgültige Form und Größe annehmen können. Für viele Messungen (z.B. Kapazitäts-, Elektrolumineszenz- oder Photolumines-zenzmessungen) mussten die InAs-Inseln zusätzlich mit GaAs überwachsen werden. Um eine Diffusion des In in das die Inseln bedeckende GaAs zu minimieren, wurde für die ersten 8 nm die Wachstumstemperatur zunächst nicht erhöht und erst dann die Substrattemperatur wieder auf 630°C angehoben. Dennoch kann sich die Form und Größe der InAs-Inseln während des Überwachsens ändern. Dies hängt entscheidend von der GaAsWachstumsrate und der Substrattemperatur ab [Joy01, Gar97]. 4.2 Photolumineszenzmessungen an Quantenpunkten Die Photolumineszenzspektroskopie (PL-Spektroskopie) ist eine experimentell sehr einfache Methode, um die diskreten Energiezustände in Quantenpunkten nachzuweisen. Dazu werden mit einem fokussierten Laserstrahl Elektronen-Loch-Paare erzeugt. Üblicherweise verwendet man eine Anregungsenergie des Lasers, die oberhalb der Bandlückenenergie von GaAs (1,52eV bei T=4,2K) liegt. In diesem Fall werden die Elektronen in den Kontinuumszuständen des GaAs-Leitungsbandes und die Löcher in denen des Valenzbandes erzeugt. Die Elektronen und Löcher relaxieren durch strahlungsfreie Intrabandübergänge in die energetisch niedrigsten Zustände des jeweiligen Bandes, d.h. die Elektronen in die niedrigsten Leitungsbandzustände und die Löcher in die höchsten Valenzbandzustände des InAs-Quantenpunktes (siehe Abbildung 4.2). Da die Elektronen- und Löcherwellenfunktionen angeregtes Elektron - Leitungsband strahlungslose Übergänge anregendes Photon abgestrahltes Photon Valenzband Lochzustand Abbildung 4.2: Schematische Darstellung des Photolumineszenz-Prozesses. Die anregenden Photonen erzeugen Elektronen-Loch-Paare im Leitungs- bzw. Valenzband im GaAs. Die Ladungsträger relaxieren strahlungsfrei in die niedrigsten Energiezustände des jeweiligen Bandes und rekombinieren von dort unter der Aussendung eines Photons einer größeren Wellenlänge. Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten 33 eine große räumliche Überlappung haben, bilden sie ein gebundenes Elektron-Loch-Paar, das sogenannte Exziton. Dieses rekombiniert dann über die Bandlücke hinweg unter Abstrahlung eines Photons entsprechender Energie. Aufgrund der nulldimensionalen Zustandsdichte der Quantenpunkte erwartet man für einzelne Quantenpunkte δ-förmige Resonanzen im Photolumineszenzspektrum. Wegen der hohen Dichte der InAs-Quantenpunkte von typischerweise 1×1010 cm-2 wird jedoch bei herkömmlicher Photolumineszenzspektroskopie (Messspot ca. (20×20)µm2) gleichzeitig ein ganzes Ensemble von Quantenpunkten vermessen. Jeder einzelne Quantenpunkt hat dabei ein individuelles Energiespektrum, hervorgerufen durch kleine Unterschiede in Größe, Form und Verspannung. Dies führt zu einer inhomogenen Verbreiterung des optischen Spektrums. Abbildung 4.3 zeigt ein Photolumineszenzspektrum für einen geätzten kreisförmigen Mesa von a) 5µm und b) 500nm Durchmesser [Mar94]. Der 5µm Mesa zeigt noch ein gaußförmiges Photolumineszenzsignal mit einer Halbwertsbreite von 25meV, wobei aber schon einzelne Linien zu erkennen sind. Wie erwartet nimmt bei dem 500nm Mesa die Anzahl der detektierten Quantenpunkte ab, und die einzelnen Linien, hervorgerufen durch die Rekombination von Elektronen und Löchern in einzelnen Quantenpunkten, lassen sich trennen. Eine Besonderheit der Photolumineszenz einzelner Quantenpunkte ist die Temperaturunabhängigkeit der Linienbreite. Für mehrdimensionale Systeme (1D, 2D, 3D) nimmt die Breite der PL-Linie mit steigender Temperatur zu, bei nulldimensionalen Systemen tritt diese Verbreiterung dagegen nicht auf. Dies liegt an der δ-förmigen Zustandsdichte in nulldimensionalen Systemen, die eine thermische Verbreiterung der einzelnen Energieniveaus verhindern. Die Unabhängigkeit der PL-Linienbreite einzelner InAs-Quantenpunkte von der Abbildung 4.3: Photolumineszenzspektrum von InAs-Quantenpunkten in einem geätzten Mesa von a) 5µm bzw. b) 500nm Durchmesser bei T=10K. Im Fall des 5µm Mesa sind die einzelnen Linien nicht klar zu trennen, sondern überlagern sich zu einer gaußförmigen Resonanz. Bei dem 500nm Mesa sind deutlich einzelne Linien von individuellen Quantenpunkten zu erkennen [Mar94]. Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten Temperatur wurde experimentell von Grundmann et al. [Gru94] 34 anhand von temperaturabhängigen Kathodolumineszenzmessungen bestätigt. Abbildung 4.4 zeigt ein typisches Photolumineszenzspektrum der im Rahmen dieser Arbeit gewachsenen InAs-Quantenpunkte. Die Anregung erfolgte mit einer GaAs-Laserdiode bei einer Wellenlänge von 636nm und einer Leistung von ca. 3mW. Es sind drei Maxima (E0, E1 und E3) im Photolumineszenzspektrum zu beobachten. Die unterschiedlichen Rezonanzen im PL-Spektrum stammen von Rekombinationen verschiedener Elektronen- und Löcherzustände. Nach Fermi´s goldener Regel ist die Rekombinationswahrscheinlichkeit eines Elektronen- und Lochzustandes proportional zur Überlappung ihrer Wellenfunktionen. Diese Überlappung ist für Zustände, bei denen die Hauptquantenzahl ne des Elektrons mit der Hauptquantenzahl nh des Loches übereinstimmt, am größten, da die Wellenfunktionen dann die gleiche Symmetrie und die gleiche Anzahl von Knoten besitzen. Dementsprechend dominieren die ss-, pp- und dd-Rekombinationen das PLSpektrum und werden als erlaubte Übergänge bezeichnet [Woj97, Sch96]. In der Skizze in Abbildung 4.4 sind die Rezonanzen E1 bis E3 des PL-Spektrums diesen Übergängen zugeordnet. Die Grundzustandsresonanz bei E0=0,976eV und die Resonanz des ersten angeregten Zustandes bei E1=1,047eV sind deutlich zu trennen, was für eine äußerst homogene Größenverteilung der Quantenpunkte spricht. Die Energiedifferenz ∆E=E0-E1=71meV ist unter Vernachlässigung der Exzitonenbindungsenergie (der attraktiven Coulomb- Abbildung 4.4: Typisches Photolumineszenzspektrum der im Rahmen dieser Arbeit gewachsenen InAs-Quantenpunkte bei T=300K. Drei gebundene Zustände sind deutlich zu trennen, was für eine sehr enge Größenverteilung der Quantenpunkte spricht. Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten 35 Wechselwirkung des Elektrons und des Lochs) die Summe aus den energetischen Abständen der Grund- und ersten angeregten Zustände der Löcher und der Elektronen [War98]. Das Prinzip der Photolumineszenzmessung beruht, wie in diesem Abschnitt erklärt, darauf, dass ein anregender Laserstrahl Elektronen und Löcher erzeugt, diese im Quantenpunkt ein Exziton bilden, das dann unter Aussendung eines Photons mit einer charakteristischen Energie rekombiniert. Eine andere Möglichkeit, Elektronen und Löcher in die Quantenpunkte zu injizieren und diese zur Lumineszenz anzuregen, ist die Methode der Elektrolumineszenz. Die Grundlagen der Elektrolumineszenz werden im folgenden Kapitel erläutert. 4.3 Elektrolumineszenz an InAs-Quantenpunkten Bei der Elektrolumineszenz (EL) werden die InAs-Quantenpunkte nicht wie bei der Photolumineszenz über einen Laserstrahl, sondern über einen elektrischen Strom zur Lumineszenz angeregt. Dazu sind die InAs-Quantenpunkte in den intrinsischen Bereich einer pin-Diodenstruktur eingebettet, deren schematischer Bandverlauf in Abbildung 4.5 zu sehen ist. Bei Fehlen einer von außen angelegten Diodenspannung (d.h. Upn=0V) findet kein Stromtransport aus den dotierten Bereichen in den intrinsischen Bereich der Diode statt (siehe Abbildung 4.5a), sodass sich weder Elektronen noch Löcher im Quantenpunkt befinden. Sobald jedoch eine äußere Spannung im Bereich der Schwellspannung der Diode anliegt, wird die eingebaute Potentialbarriere so weit abgebaut, dass sowohl Elektronen als auch Löcher in den intrinsischen Bereich der Diode diffundieren (siehe Abbildung 4.5b). Einige dieser Ladungsträger relaxieren strahlungsfrei in die InAs-Quantenpunkte, in denen ein a) Vpn=0V b) Vpn>0V 25nm p-GaAs + + + - n-GaAs - - - - - - + + + n-GaAs - - - - - - p-GaAs + + + + + + + hωEL 25nm Abbildung 4.5: Schematischer Bandverlauf einer pin-Diode mit eingebetteten InAs-Quantenpunkten. a) Ohne eine von außen angelegte Spannung können die Ladungsträger die eingebaute Barriere nicht überwinden und somit nicht in den intrinsischen Bereich der Diode eindringen. In den Quantenpunkten befinden sich daher keine Ladungsträger. b) Bei Anlegen einer äußeren Spannung in Durchlassrichtung der Diode dringen die Ladungsträger in den intrinsischen Bereich der Diode ein, relaxieren in die Quantenpunkte und rekombinieren dort unter Abstrahlung eines Photons. Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten 36 gebundenes Elektron-Loch-Paar, ein sogenanntes Exziton, entsteht, sobald sowohl ein Elektron als auch ein Loch in demselben Quantenpunkt eingeschlossen sind. Dieses Exziton rekombiniert dann in Analogie zur Photolumineszenz unter Aussendung eines Photons der entsprechenden Energie. Hierbei ist zunächst nur ein EL-Signal des Grundzustandes beobachtbar, da alle im Quantenpunkt eingeschlossenen Elektronen und Löcher in den energetisch niedrigsten Zustand relaxieren, bevor sie rekombinieren. Bei Erhöhung der Diodenspannung werden jedoch schneller Ladungsträger in den Quantenpunkt eingebracht, als diese im Grundzustand rekombinieren können. Dementsprechend werden für höhere Diodenspannungen auch angeregte Zustände mit Ladungsträgern bevölkert, sodass auch für diese Zustände ein EL-Signal beobachtbar wird. In Abbildung 4.6 ist ein Photolumineszenzspektrum der Probe #11150 mit einer aktiven Diodenfläche von (10×10)µm2 für verschiedene Diodenspannungen von 1,30V bis 1,45V bei T=20K dargestellt. Diese Diode wurde unter Verwendung eines Be-implantierten p-Streifens hergestellt, wie es ausführlich in Kapitel 8 beschrieben wird. Die Prozessierung der Probe und die Aufnahme des Elektrolumineszenzspektrums erfolgte am Lehrstuhl für Halbleiterphysik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Wie zu erwarten, befinden sich bei einem geringen Diodenstrom von Ipn=10nA (Upn=1,325V) alle Elektronen und Löcher im Grundzustand des Quantenpunktes, sodass nur die Grundzustandsrekombination bei einer Energie [eV] 1,0 1,3 1,25 1,2 1,15 1,1 1,05 T=20K U=1.300V U=1.325V U=1.350V U=1.375V U=1.400V U=1.425V U=1.450V 0,8 EL-Intensität [a.u.] 1 0,6 I<0.01 µA I=0.01 µA I=0.02 µA I=0.14 µA I=0.66 µA I=1.73 µA I=2.57 µA 0,4 0,2 0,0 950 1000 1050 1100 1150 1200 1250 1300 Wellenlänge [nm] Abbildung 4.6: Elektrolumineszenzspektrum der Probe #11150 bei T=20K für verschiedene Diodenspannungen von 1,30V bis 1,45V. Die aktive Fläche der Diode beträgt (10×10)µm2. Bei den geringsten Spannungen um 1,3V ist nur ein Signal des Grundzustandes beobachtbar. Mit steigender Spannung sind auch die angeregten Zustände der Quantenpunkte im Spektrum zu erkennen. Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten 37 Energie von 1,070eV zu sehen ist. Mit steigender Diodenspannung bzw. steigendem Diodenstrom nimmt zum einen die Signalamplitude des Grundzustandes zu, zum anderen entstehen im Spektrum weitere Maxima, die den angeregten Zuständen des Quantenpunktes entsprechen. Bei einer Spannung von Upn=1,40V (Ipn=0,66µA) beginnt dann die EL-Intensität der Grundzustandsrekombination zu sättigen. Dieser Effekt lässt sich dadurch erklären, dass die Ladungsträger im Quantenpunkt schneller nachgeliefert werden, als der Grundzustand rekombiniert. Die EL-Intensität des Grundzustandes ist dementsprechend durch die endliche Lebensdauer des Exzitonengrundzustandes, die in der Größenordnung von 1ns liegt [Yua02], begrenzt. Aufgrund der niedrigeren Lebenszeit der Elektron-Loch-Paare im p-Zustand tritt eine Sättigung der p-p-Rekombination erst bei einem mehr als doppelt so hohen Diodenstrom von Ipn=1,76µA auf. Die optische Qualität der im Rahmen dieser Arbeit hergestellten InAs-Quantenpunkte wurde in der Regel anhand von PL- und nicht anhand von EL-Messungen untersucht, da der Aufwand der Durchführung einer EL-Messung aufgrund des benötigten speziellen Probenlayouts in Form einer pin-Diode und der notwendigen elektrischen Kontaktierung deutlich größer ist. 4.4 Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten Das Prinzip der Kapazitätsspektroskopie beruht auf einem Ladeeffekt der InAsQuantenpunkte. In Abbildung 4.7 ist eine typische Schichtstruktur einer Kapazitätsspektroskopie-Probe zusammen mit dem sich ergebenden Leitungs- und Valenzbandverlauf zu sehen. Die Quantenpunkte sind zwischen einem Oberflächengate und einem hoch n-dotierten Rückkontakt eingebettet. Der typische Abstand d1 zwischen Rückkontakt und Quantenpunkten beträgt 15nm bis 25nm und dient als Tunnelbarriere für die Elektronen aus dem Rückkontakt in die Quantenpunkte [Dre94]. Das Au-Oberflächengate bildet auf der GaAs-Oberfläche einen Schottky-Kontakt und zusammen mit dem dotierten Rückkontakt entsteht eine Schottky-Diode. Das eingebaute AlAs/GaAs-Übergitter dient der Reduzierung des Leckstroms dieser Diode. Durch die Spannung Ug am Oberflächengate lässt sich der Abstand des Leitungsbandes zur Fermienergie an der Oberfläche einstellen. Damit ändert sich auch die Lage der Energieniveaus in den Quantenpunkten bezogen auf die Fermienergie bzw. bezüglich des Rückkontaktes. Bei Vernachlässigung einer durch geladene Quantenpunkte hervorgerufenen Bandkrümmung ergibt sich ein linearer Spannungsabfall vom Rückkontakt zum Oberflächengate. Bezeichnet E den Abstand des Leitungsbandes von der Fermienergie an der Position des Quantenpunktes, so erhält man nach Abbildung 4.7: Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten 38 Abbildung 4.7: oben: Typische Schichtfolge einer Kapazitätsstruktur mit eingebetteten InAs-Quantenpunkten (Probe#11157). unten: Leitungs- und Valenzbandverlauf der obigen Schichtfolge längs der rot eingezeichneten Linie für eine leicht negative Gatespannung Ug. Der hochdotierte Rückkontakt ist entartet, sodass das Ferminiveau und die Leitungsbandkante auf einer Höhe liegen d E = 1 eVSchottky − eU g D bzw. ∆E = d1 e ∆U g D (4.1) Hierbei ist ∆E die auf die Fermienergie bezogene Verschiebung der Energieniveaus des Quantenpunktes, die durch eine Spannungsänderung ∆Ug am Oberflächengate hervorgerufen wird. Der Quotient α=d1/D wird im Folgenden als Hebelarm bezeichnet. Die Höhe der Schottky-Barriere von einem Au-Oberflächengate auf n-dotiertem GaAs beträgt nach [Kün81] 950meV. Der dotierte Rückkontakt und das Oberflächengate können als die Platten eines Plattenkondensators betrachtet werden, dessen Kapazität durch den Plattenabstand bestimmt ist. Kommt für eine Gatespannung ein Energiezustand des Quantenpunktes in Resonanz mit der Fermienergie, so kann dieser über einen Tunnelprozess mit Elektronen aus dem Rückkontakt geladen werden. Die Möglichkeit, für bestimmte Gatespannungen Ladung aus dem Rückkontakt in die Quantenpunkte zu transferieren, erhöht die differentielle Kapazität dQges/dUg des Systems in diesem Gatespannungsbereich [Med95, Med97]. Die Messung der differentiellen Kapazität kann mit Standard Lock-In-Technik oder einem LCR-Meter Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten 39 durchgeführt werden. In beiden Fällen wird einer Gleichspannung Ug eine kleine Wechselspannung dUg überlagert und der Wechselstrom dI gemessen. Das LCR-Meter bestimmt durch einen internen Abgleich mit einer Messbrücke direkt die Kapazität, bei Verwendung des Lock-In lässt sich die Kapazität aus dem gemessenen Strom mit Hilfe des Wechselstromwiderstandes einer Kapazität R=1/ωC berechnen. Abbildung 4.8 zeigt die mit einem LCR-Meter vom Typ HP4284A der Firma HewlettPackard bei T=4,2K gemessene Kapazität der Probe #11157, die die oben beschriebene Schichtfolge aufweist. Aus der Gatespannung wurde mit Hilfe von Gleichung (4.1) und einer Schottky-Barriere von ESchottky=0,95eV der Abstand der Quantenpunktzustände zur GaAsLeitungsbandkante berechnet (obere Skala in Abbildung 4.8). Bei einer Gatespannung von -420mV liegt der Grundzustand in Resonanz mit dem Ferminiveau, und das erste Elektron tunnelt in den s-Zustand des Quantenpunktes. Diese Gatespannung entspricht einem Abstand des Quantenpunktgrundzustandes von der GaAs-Bandkante von 208meV. Nach Kapitel 2.3 ist der s-Zustand zweifach entartet, und für das Laden des zweiten Elektrons in den Quantenpunkt muss die Coulomb-Blockade-Energie e2/C überwunden werden. Dies ist bei einer Energie von 190meV der Fall, woraus sich eine Coulomb-Blockade-Energie von ECB=18meV bzw. eine Kapazität von C=9aF für den Elektronengrundzustand ergibt. Um das dritte Elektron in den Quantenpunkt zu laden, ist eine Ladeenergie von 190meV-142meV=48meV erforderlich. Diese setzt sich zusammen aus der Abbildung 4.8: Kapazitätsspektrum von Probe #11157 mit eingebetteten InAs-Quantenpunkten. Gemessen mit einem LCR-Meter bei einer Frequenz von 10kHz und einer Wechselspannung von 10mV. Es sind sowohl die beiden coulomb-blockierten s-Zustände als auch die vier p-Zustände zu erkennen. Auf der oberen x-Achse ist ∆E aufgetragen, d.h. die Positionen der Resonanzen geben die Abstände der Quantenpunktniveaus bezüglich der GaAs-Leitungsbandkante wieder. Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten 40 Quantisierungsenergie ħω0 des Quantenpunktes und der Coulomb-Blockade-Energie zwischen dem s- und p-Zustand. Nach Tabelle 2.2 ist die Coulomb-Blockade-Energie nur ein Viertel mal so groß wie die des s-Zustandes. Unter dieser Annahme ergibt sich eine Quantisierungsenergie von ħω0=44meV. In Abbildung 4.8 ist das Laden der einzelnen pZustände zu erkennen, die in der Regel nur selten zu trennen sind. Die Auflösbarkeit der pZustände spricht für eine sehr homogene Größenverteilung der Quantenpunkte. Die Energieabstände zwischen den Lademaxima des zweiten, dritten und vierten p-Zustandes sind in etwa gleich groß und betragen 14meV. Diese Energie entspricht der Coulomb-BockadeEnergie der p-Zustände. Das vorliegende Kapazitätsspektrum weist für das Laden der pZustände nahezu äquidistante Energieabstände auf, wohingegen man nach Tabelle 2.2 zwischen dem dritten und vierten Elektron einen geringfügig größeren Abstand erwartet. Die für die Probe #11157 gefundenen Coulomb-Blockade- und Quantisierungsenergien sind typisch für die im Rahmen dieser Arbeit gewachsenen Quantenpunkte. Abbildung 4.9 zeigt die Kapazitätsmessungen an der oben beschriebenen Probe für Magnetfelder von B=0T bis B=12T in Wachstumsrichtung, also senkrecht zur Schicht der Quantenpunkte. Die Messungen wurden von [Wib02] an der Universität Duisburg durchgeführt. Die Aufspaltung der p-Zustände im Magnetfeld ist deutlich zu erkennen. Wie nach Abbildung 2.3 zu erwarten, schieben die beiden unteren p-Zustände, die p--Zustände, im Magnetfeld zu kleineren Energien und die beiden oberen p-Zustände, die p+-Zustände, zu größeren Energien. Die magnetfeldbedingte Energieaufspaltung ∆E4-5 (die Energie [meV] 250.0 200.0 150.0 100.0 50.0 Kapazität [a.u.] #11157 bei T=4.2K B=11T B B=0T -0.6 -0.4 -0.2 0.0 0.2 0.4 II 0.6 0.8 Gatespannung [V] Abbildung 4.9: Kapazitätsspektrum der Probe #11157 für Magnetfelder von 0 bis 11T bei f=3,9kHz. Die Kurven sind zur besseren Übersicht vertikal gegeneinander verschoben. Messungen nach [Wib02]. Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten 41 magnetfeldunabhängige Coulomb-Blockade ist hier nicht berücksichtigt) zwischen dem Laden des vierten und fünften Elektrons beträgt ∆E 4−5 = =ϖ C = =eB m*e , ist also proportional zum angelegten Magnetfeld (siehe Tabelle 2.1). Für ein Magnetfeld von B=10T wird eine magnetfeldbedingte Energieaufspaltung von ∆E4-5 = 18 meV beobachtet. Durch lineare Regression der gemessenen Energieaufspaltung ∆E4-5 als Funktion des Magnetfeldes B wird in [Wib02] die effektive Masse der Elektronen in den InAs-Quantenpunkten zu m*e=(0,063±0,003) me bestimmt. Die aus den Kapazitätsmessungen bestimmte effektive Masse der Elektronen ist deutlich größer als die effektive Elektronenmasse von InAs (me*[InAs]=0,023me) und liegt nahe dem Wert der effektiven Masse in GaAs von me*[GaAs]=0,067me. Der Grund hierfür könnte zum einen in einer starken Ausdehnung der Elektronenwellenfunktionen über den InAs-Quantenpunkt hinaus in das umgebende GaAs, zum anderen in der Verspannung des InAs im Quantenpunkt liegen. 4.5 Topographie der InAs-Quantenpunkte Um die Größe und Dichte der Quantenpunkte zu bestimmen, wurden von den InAs-Inseln auf der GaAs-Oberfläche Aufnahmen mit dem Rasterelektronenmikroskop (REM) und dem Rasterkraftmikroskop (AFM, Atomic-Force-Microscop) gemacht. Bei einem Rasterelektronenmikroskop wird ein fokussierter Elektronenstrahl über die Probe gerastert, die dadurch lokal Sekundärelektronen emittiert. Da die Anzahl der Sekundärelektronen vom Material und der Oberflächenform abhängt, kann mit einem Sekundärelektronen-Detektor ein Bild der Probenoberfläche generiert werden. Die laterale Auflösung dieses Verfahrens liegt Abbildung 4.10: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der Probe #1496 mit InAs-Inseln auf der Oberfläche. Aus der Aufnahme erhält man eine laterale Ausdehnung der Inseln von etwa 35nm. Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten bei kontrastreichen Oberflächen bei wenigen nm. Abbildung 4.10 zeigt eine am Lehrstuhl für Werkstoffe der Elektrotechnik an der Ruhr-Universität Bochum aufgenommene REMAufnahme von typischen InAs-Inseln, wie sie im Rahmen dieser Arbeit untersucht wurden. Es ergibt sich eine obere Grenze für die laterale Ausdehnung der Quantenpunkte von 35nm, wobei das die Quantenpunkte umgebende Verspannungsfeld die REM-Aufnahme beeinträchtigen kann. Da sich die Form der InAs-Inseln beim Überwachsen unter Umständen noch leicht ändert [Joy01, Gar97], ist es durchaus möglich, dass sich der effektive laterale Einschluss der Ladungsträger in den mit GaAs überwachsenen Quantenpunkte von dieser Abschätzung unterscheidet. Bei der Aufnahme eines AFM-Bildes wird eine kleine Si-Spitze mit einem Krümmungsradius von etwa 20nm in die Nähe der Probe gebracht und die Probe mittels Piezoelementen lateral verfahren. Da die zwischen der Probe und der Nadel wirkende Kraft von ihrem Abstand zueinander abhängt, kann man ein Abbild der Oberflächentopographie erzeugen. Abbildung 4.11 a) zeigt eine AFM-Aufnahme von InAs-Inseln mit einer sehr geringen Dichte, wobei sich die Quantenpunkte in Gruppen anordnen. Aus der Höhenprofilauswertung der AFM-Messung (Abbildung 4.11 b) lässt sich eine Höhe der Quantenpunkte von 8nm extrahieren. Auf einer (5×5)µm2 großen Fläche der Probe wurden 190 InAs-Inseln gezählt, sodass sich eine geringe Dichte von 8×108cm-2 ergibt. Diese Reduzierung der Inseldichte resultiert aus einer Erhöhung der Wachstumstemperatur bei gleichzeitiger Verringerung der abgeschiedenen InAs-Menge. Auf diesen Prozess der Dichteminimierung wird im folgenden Kapitel näher eingegangen. Abbildung 4.11: a): AFM-Aufnahme von Probe #11152 mit einer geringen Inseldichte von 8×108cm-2. Die InAsInseln ordnen sich auf dieser Probe in kleinen Gruppen an. b): Aus der AFM-Messung ermitteltes Höhenprofil entlang der gestrichelten Linie. Daraus ergibt sich eine Höhe der InAs-Inseln von ca. 8nm. 42 Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten 43 4.6 Minimierung der Quantenpunktdichte Für Untersuchungen an einzelnen oder wenigen Quantenpunkten ist eine geringe Dichte der InAs-Inseln wünschenswert, da mit geringerer Dichte die Anforderung an die notwendige laterale Strukturierung deutlich abnimmt. Bei der Verwendung herkömmlicher optischer Lithographie mit einer Auflösung von ca. 1µm und einer üblichen Quantenpunktdichte von 1010cm-2 befinden sich unter einer Lochmaske von 1µm2 aktiver Fläche im Durchschnitt 100 Quantenpunkte. Optische Untersuchungen an einzelnen Objekten sind daher nicht möglich. Eine Verringerung der Dichte auf 108cm-2 ermöglicht jedoch auch mit optischer Lithographie Spektroskopie an einzelnen InAs-Inseln. Im folgenden Abschnitt soll dargestellt werden, inwieweit sich die Dichte der InAsQuantenpunkte mittels der MBE-Wachstumsparameter einstellen lässt. Dazu wurde zunächst bei einer relativ niedrigen Substrattemperatur von 490°C mittels RHEED die InAs-Menge bestimmt, bei der die kritische Schichtdicke von 1,6ML erreicht wird und sich InAs-Inseln auf der Benetzungsschicht bilden. Der Übergang vom zweidimensionalen zum dreidimensionalen Wachstum war nach dem Abscheiden von 12 Zyklen (ein Zyklus besteht aus 4s bei geöffnetem In-Shutter und 4s bei geschlossenem In-Shutter) zu beobachten. In der im Folgenden beschriebenen Wachstumsserie von fünf Proben wurde eine nominelle InAsMenge von 1,7ML (13 Zyklen) bei konstantem As-Fluss von 1×10-5 Torr bei verschiedenen Substrattemperaturen von 515°C bis 545°C abgeschieden. Abbildung 4.12 zeigt die mit AFM-Aufnahmen bestimmte Quantenpunktdichte dieser Probenserie. Die Dichte fällt mit steigender Temperatur von 2,7×1010cm-2 bei Ts=515°C auf 7×108cm-2 bei Ts=545°C. Für noch höhere Substrattemperaturen konnten mit dem AFM keine InAs-Inseln mehr nachgewiesen werden. Im Temperaturbereich von 515°C bis 540°C ändert sich die Dichte nur geringfügig um den Faktor 3 (Eine ähnliche Abhängigkeit der Quantenpunktdichte von der Wachstumstemperatur wurde von Ledentsov [Led01] in einem geringfügig kälteren Temperaturbereich zwischen 440°C bis 510°C beobachtet.). Bei einer Temperaturerhöhung um 5°C von 540°C auf 545°C nimmt die Dichte dann sprunghaft um den Faktor 14 ab. Für die Abnahme der Dichte mit steigender Temperatur gibt es zwei verschiedene Erklärungen: Zum einen ist bekannt, dass mit steigender Wachstumstemperatur der Haftungskoeffizient des In auf der Probe abnimmt. Es ergibt sich daher eine effektiv geringere abgeschiedene InAs-Menge, welche zu einer Abnahme der Quantenpunktdichte führt. Die Abhängigkeit der Quantenpunktdichte von der abgeschiedenen In-Menge wurde von Petroff et al. [Pet97] nachgewiesen, indem Quantenpunkte ohne Probenrotation Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten 10 -2 QP-Dichte [cm ] 10 9 10 515 520 525 530 535 540 545 Wachtumstemperatur [°C] Abbildung 4.12: Mittels AFM-Aufnahmen bestimmte Dichte der InAs-Inseln, die sich nach Abscheiden von 1,7ML InAs bei verschiedenen Substrattemperaturen einstellt (Proben #11000, #11002, #11005, #11006). Die Dichte der Quantenpunkte fällt mit steigender Temperatur und ändert sich oberhalb von 540°C sprunghaft von 1×1010cm-2 auf 5×108cm-2. abgeschieden wurden. Dabei ergab sich aufgrund der geometrischen Anordnung der In-Zelle zum Substrat ein In-Gradient auf der Probenoberfläche. Auf der Probe stellte sich so ein Dichtegradient der Quantenpunkte von 2×109cm-2 bis 5×1010cm-2 ein. Die zweite Erklärung für die Abnahme der Dichte liegt darin, dass mit steigender Temperatur die kritische Schichtdicke, bei welcher das zweidimensionale Wachstum in das dreidimensionale Inselwachstum umschlägt, wächst [Hey01]. Normiert auf die kritische Schichtdicke wird dann bei einer höheren Substrattemperatur eine noch geringere In-Menge abgeschieden. Beide Erklärungsmodelle beschreiben die Dichteabnahme mit einer Annäherung der In-Menge an die kritische Schichtdicke. Die sprunghafte Veränderung der Dichte bei einer Substrattemperatur von 545°C begründet sich also darin, dass die kritische Schichtdicke gerade erreicht und dann das Wachstum der Quantenpunkte direkt nach der Entstehungsphase unterbrochen wird. Da demnach das Herstellen von Quantenpunkten mit sehr geringen Dichten von <1×109cm-2 nur möglich ist, indem man exakt an der Schwelle ihrer Entstehung das Abscheiden von In stoppt, müssen die Wachstumsparameter sehr konstant gehalten und regelmäßig Kontrollproben hergestellt werden. Die oben beschriebenen Proben enthalten neben den InAs-Inseln auf der Probenoberfläche mit GaAs überwachsene Quantenpunkte, wobei die Schichtstruktur identisch mit der Kapazitätsstruktur aus Kapitel 4.4 ist. Da die Wachstumsbedingungen in den Proben für die vergrabenen und auf der Oberfläche liegenden Quantenpunkte identisch sind, sollten die Dichten ebenfalls übereinstimmen. Abbildung 4.13 zeigt die gemessene 44 Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten Kapazität [F] 65.0p Quantenpunktdichte: 10 -2 n=2,7×10 cm 10 -2 n=1,7×10 cm 9 -2 n=9,5×10 cm 8 -2 n=6,6×10 cm 60.0p 7 2,4×10 QP unter dem Gate 5 5,9×10 QP unter dem Gate 55.0p -1.5 -1.0 -0.5 0.0 0.5 Gatespannung [V] Abbildung 4.13: Differentielle Kapazitätsmessung als Funktion der Gatespannung am Oberflächengate. Die Gategröße beträgt 300µm × 300µm, die Modulation der Gatespannung VAC=15mV bei einer Frequenz von fAC=10kHz. Die Messungen wurden bei T=4,2K durchgeführt. differentielle Kapazität bei T=4,2K. Bei einer Gatefläche von 300µm×300µm wird ein Ensemble von 2×107 (höchste Dichte), bzw. 6×105 (geringste Dichte) Quantenpunkten vermessen. Wie in Kapitel 4.4 beschrieben, ist im Kapazitätsspektrum das Laden der beiden s-Zustände (–630mV bis –300mV) und der vier p-Zustände (-130mV bis 340mV) zu erkennen. Im Gegensatz zu Abbildung 4.8, in der die Ladepeaks der Quantenpunkte auf einer durch die Probenkapazität hervorgerufenen Geraden liegen, fällt bei dieser Probenserie die Kapazität nach dem Laden eines Quantenpunktzustandes nicht wieder auf die ursprüngliche Gerade ab. Daher ist eine genauere Auswertung, die aus dem Kapazitätsspektrum die Anzahl der geladenen Quantenpunkte errechnet und dann mit der Quantenpunktdichte vergleicht, nicht möglich. Dennoch ist, wie erwartet, die Tendenz zu erkennen, dass im kapazitiven Signal die Höhe des p-Zustandes mit fallender Quantenpunktdichte abnimmt. Bei einer Dichte von 7 ×108cm-2 ist praktisch kein Signal der Quantenpunkte mehr zu erkennen. Abbildung 4.14 zeigt das Photolumineszenzspektrum für die bereits diskutierte Probenserie mit variierender Quantenpunktdichte. Es sind drei deutlich getrennte Maxima, die den s-s, p-p und d-d-Übergängen der Quantenpunkte zugeordnet werden können, sowie die GaAs-Bandkante und teilweise die InAs-Benetzungsschicht zu erkennen (siehe Kapitel 4.2). Die Positionen der Maxima im PL-Spektrum sind nahezu unabhängig von der Quantenpunktdichte, was konsistent ist mit der Beobachtung, dass in den Kapazitätsspektren die Lademaxima der Quantenpunktzustände der unterschiedlichen Proben bei gleichen Gatespannungen liegen. Diese experimentellen Ergebnisse weisen darauf hin, dass Größe, Form und Zusammensetzung der InAs-Quantenpunkte im untersuchten Temperaturbereich 45 Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten kaum von der Wachstumstemperatur abhängen. Diese Unabhängigkeit der Maximapositionen im PL-Spektrum von der Wachstumstemperatur steht im Gegensatz zu den Beobachtungen von Ledentsov et al. [Led01]. Er beobachtet für den Temperaturbereich von 450°C bis 510°C eine Blauverschiebung des PL-Signals und eine Abnahme der Quantenpunktgröße mit zunehmender Temperatur. Die gegensätzlichen Beobachtungen lassen sich eventuell auf Unterschiede in den Wachstumsparametern wie As-Druck, In-Rate und Wachstumspausen zurückführen Die Photolumineszenzmessungen wurden nacheinander bei identischen Bedingungen (z.B. identische Dichte der Anregungsleistung) durchgeführt, sodass die absoluten Intensitäten der Photolumineszenz der fünf Proben miteinander verglichen werden können. Der erwartete Rückgang der Intensität bei sinkender Quantenpunktdichte ist bis auf eine Ausnahme bei einer Dichte von 9,5×109cm-2 beobachtbar. Bei der Probe mit der niedrigsten Dichte von 6,6×108cm-2 ist kein Photolumineszenzsignal der Quantenpunkte, dafür jedoch ein sehr stark ausgeprägtes Signal der InAs-Benetzungsschicht bei 1,353eV zu erkennen. Da auch in der Kapazitätsmessung dieser Probe kein klares Signal der Quantenpunkte (mit Ausnahme der Signatur der zweidimensionalen Benetzungsschicht) sichtbar ist, muss in Frage gestellt werden, ob überhaupt vergrabene Quantenpunkte vorhanden sind. Das Fehlen vergrabener Quantenpunkte ist durchaus vorstellbar, da diese Probe, wie zuvor diskutiert, an der Schwelle der Quantenpunktentstehung gewachsen wurde. Daher würde schon eine geringfügig höhere Temperatur bei den vergrabenen Quantenpunkten die Entstehung von InAs-Inseln verhindern, Energie [eV] 1,5 1,4 PL-Intensität [a.u.] 150,0m 50,0m 1,2 1,1 1 Quantenpunktdichte: 10 -2 n=2,7 10 cm 10 -2 n=1,7 10 cm 10 -2 n=1,1 10 cm 9 -2 n=9,5 10 cm 8 -2 n=6,6 10 cm 200,0m 100,0m 1,3 GaAsBandkante Benetzungsschicht 0,0 800 900 1000 1100 1200 1300 Wellenlänge [nm] Abbildung 4.14: Photolumineszenzspektren von Proben mit verschiedenen Quantenpunktdichten bei Raumtemperatur. Die Anregung erfolgt mit einer 3mW Laserdiode bei einer Wellenlänge von 636nm. Bei der Probe mit der niedrigsten InAs-Inseldichte auf der Oberfläche ist kein Signal der Quantenpunkte mehr zu erkennen, und das Signal von der Benetzungsschicht wird sichtbar. 46 Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten was sich nach einer entsprechenden 47 Probenpräparation mit Hilfe einer transmissionsmikroskopischen Aufnahme an der Probe überprüfen ließe. Photolumineszenzmessungen an weiteren Proben mit unterschiedlichen Dichten zeigen, dass das Signal der Benetzungsschicht bei der verwendeten Anregungsleistung erst bei Dichten deutlich kleiner als 1×1010cm-2 zu erkennen ist und mit abnehmender Quantenpunktdichte ansteigt. Um bessere Kapazitätsspektren der Quantenpunktproben zu erhalten, wurden die Wachstumsparameter weitergehend optimiert, indem insbesondere der As-Hintergrundsdruck verringert und die Substrattemperatur beim Überwachsen der Quantenpunkte kurzzeitig abgesenkt wurde. Auf diese Weise konnten Proben mit einer sehr geringen Quantenpunktdichte hergestellt werden, die sowohl deutlich bessere Photolumineszenz- als auch Kapazitätsspektren zeigen (siehe Abbildung 4.15 a) und b)). Wie erwartet sind die Ladepeaks der Quantenpunktzustände in der Kapazitätsmessung aufgrund der geringen Dichte sehr klein, aber dennoch deutlich zu erkennen. Das Photolumineszenzspektrum wird von der Benetzungsschicht dominiert. Ein schwächeres Signal mit exzellent getrennten Maxima von den s-, p- und d-Zuständen der Quantenpunkte ist ein Hinweis auf eine sehr geringe Dichte der überwachsenen Quantenpunkte. Diese Probe ist aufgrund ihrer geringen Dichte und guten Photolumineszenzspektren ein gut geeignetes Ausgangsmaterial für Spektroskopie an einzelnen Quantenpunkten. (b) a) Energie [eV] 15,0m 1,5 1,4 1,3 1,2 1,1 1 Probe #11152 Probe #11152 19,7 10,0m PL-Intensität [a.u.] Kapazität [a.u.] p-Zustände 19,6 s-Zustände 19,5 5,0m 0,0 19,4 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 Gatespannung [V] 0,4 0,6 800 900 1000 1100 1200 1300 Wellenlänge [nm] Abbildung 4.15: a): Differentielle Kapazitätsmessung als Funktion der Gatespannung am Oberflächengate. Die Gategröße beträgt 300µm × 300µm, fAC=10kHz und VAC=15mV. Die Messung wurde bei T=4,2K durchgeführt. Die Quantenpunktdichte beträgt 8×108cm-2, sodass sich unter dem Gate 7×105 Quantenpunkte befinden. b): Photolumineszenzspektrum der entsprechenden Probe bei Raumtemperatur. Neben dem stark ausgeprägten Signal der Benetzungsschicht sind noch drei schwächere Peaks von den Quantenpunkten zu erkennen. Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten 4.7 Tempern von InAs-Quantenpunkten Im Rahmen dieser Arbeit wurden InAs-Quantenpunkte auf FIB-implantierten Bereichen abgeschieden. Um die Dotierstoffe zu aktivieren und die mit der Implantation verbundenen Kristallschäden auszuheilen, ist ein thermischer Ausheilschritt erforderlich. Dieser kann zum einen nach Wachsen der vollständigen Schichtstruktur, d.h. ex-situ, in einem schnellen thermischen Ausheilofen, einem sogenannten RTA-Ofen (RTA - rapid thermal annealing), vollzogen werden. Zum anderen ist es möglich, einen Ausheilschritt in-situ in der MBE nach der Ionenimplantation und vor dem Weiterwachsen, also insbesondere vor dem Abscheiden der InAs-Quantenpunkte, durchzuführen. Dieses Kapitel beschäftigt sich ausschließlich mit ex-situ Ausheilschritten, d.h. es wird untersucht, inwieweit InAs-Quantenpunkte einem nachträglichen thermischen Ausheilschritt standhalten. Bei einem solchen ex-situ Ausheilschritt erwartet man folgende Auswirkungen auf die Quantenpunkte: • Diffusion von In und Ga an den Quantenpunkträndern kann zur Entstehung von InGaAs-Quantenpunkten mit variierendem Ga-Gehalt führen. Dadurch ändert sich die Wellenlänge der Resonanzen im PL-Spektrum, und es bietet sich unter Umständen die Möglichkeit, die Emissionswellenlänge der InGaAs-Quantenpunkte einzustellen. • Die Dotierstoffe (Si bzw. Be) können aus dem implantierten Rückkontakt in den InAsQuantenpunkt diffundieren. Hier wirken die Dotieratome als nicht-strahlende Rekombinationszentren und zerstören die Photolumineszenz der Quantenpunkte. Um die Legierung der InAs-Quantenpunkte (d.h. die Diffusion von Ga in die InAsQuantenpunkte) unabhängig von der Diffusion der Dotierstoffe untersuchen zu können, wurden zwei verschiedene Proben für die Temperversuche verwendet: Zum einen die Probe #1836 ohne einen dotierten Rückkontakt, zum anderen die Probe #1750 mit einem in der MBE-gewachsenen Si-Rückkontakt einer Konzentration von 9×1017cm-2, der sich 25nm unterhalb der Quantenpunkte befindet und eine Dicke von 200nm besitzt. Ansonsten sind beide Proben mit der Kapazitätsstruktur, wie sie in Kapitel 4.4 beschrieben ist, identisch: Die Quantenpunkte befinden sich 100nm unter der Oberfläche und sind bedeckt von 30nm GaAs, gefolgt von einem AlAs/GaAs-Übergitter und einer 10nm dicken GaAs-Schicht an der Oberfläche. Für den ex-situ Ausheilschritt stand ein RTA-Ofen der Firma AST zur Verfügung, bei dem die auszuheilende Probe in einem Quarzglasreaktor auf einer Si-Scheibe positioniert wird. Die Temperaturkontrolle geschah mit einem Pyrometer, das mittels eines Thermoelementes kalibriert wurde. Zwei Halogenbänke oberhalb und unterhalb des Reaktors können die Probe mit einer Temperaturrampe von bis zu 100K/s erwärmen. Der 48 Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten Hochtemperaturschritt erfolgte unter einem kontinuierlichen N2-Durchfluss, um so eine Oxidation der GaAs-Oberfläche zu vermeiden. Zur Verhinderung eines eventuellen Ausdampfens von As aus der Probenoberfläche erfolgte eine Abdeckung der Probe mit einem sauberen GaAs-Stück (sog. „Face-Face-Capping” oder “Proximity-Capping”). Um die Diffusion von Si in die InAs-Quantenpunkte ausschließen zu können, wurden zunächst die Auswirkungen eines Ausheilschrittes auf die InAs-Quantenpunkte im Fall der undotierten Probe untersucht. Abbildung 4.16 a) zeigt normierte Photolumineszenzspektren der Probe #1836 vor und nach einem RTA-Schritt von 30s Länge bei Temperaturen von 700°C bis 760°C. Die Probe wurde sequentiell getempert, d.h. nach einem Ausheilschritt und der anschließenden Aufnahme eines PL-Spektrums wurde das gleiche Probenstück bei der nächst höheren Temperatur getempert. Da die thermische Diffusion der Gitteratome proportional zum Boltzmannfaktor e(-E/kT) ist, aber nur linear von der Zeit abhängt, ist der Unterschied zwischen einem sequentiellen und nicht sequentiellen Tempern nicht als gravierend einzuschätzen, und der Einfluss des zuletzt ausgeführten, also des höchsten Temperschrittes, überwiegt. Die Form des PL-Spektrums ändert sich durch die durchgeführten Ausheilschritten nur geringfügig. Für alle Ausheiltemperaturen sind sowohl das Signal des Grund- als auch des ersten angeregten Zustandes sichtbar. Die Position dieser Abbildung 4.16: a): Photolumineszenzspektren der Probe #1836 für verschiedene Ausheiltemperaturen, wobei die Spektren so normiert sind, dass die Maxima die gleiche Amplitude besitzen. Die Probe enthält keinen dotierten Rückkontakt und wurde sequentiell getempert, d.h. nach dem Ausheilschritt bei 750°C folgt am gleichen Probenstück ein Ausheilschritt von 770°C usw. b): Blauverschiebung des PL-Signals des Grundzustandes und des ersten angeregten Zustandes für unterschiedliche Ausheiltemperaturen. c): Amplitude des PL-Grundzustandes als Funktion der Ausheiltemperatur normiert auf die Intensität vor dem Tempern. 49 Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten 50 Resonanzen lässt jedoch eine deutliche Blauverschiebung erkennen. Um diesen Effekt detaillierter zu untersuchen, wurden die Resonanzpositionen der beiden Zustände in Abbildung 4.16 b) gegen die Ausheiltemperatur aufgetragen. Die Intensitätsabnahme des PLSpektrums ist in Abbildung 4.16 c) zu sehen, in der die Amplitude des PL-Grundzustandes gegen die Temperatur aufgetragen ist. Eine Ausheiltemperatur bei 750°C bewirkt eine nur geringfügige Blauverschiebung des PL-Spektrums (für den Grundzustand beträgt sie nur 8meV) und eine Abnahme der Photolumineszenzamplitude auf ca. 90% des ursprünglichen Wertes. Offensichtlich hat also ein 30-sekündiger Temperschritt bei 750°C kaum Auswirkungen auf die Form und Größe der InAs-Quantenpunkte, und das Einschlusspotential der Ladungsträger bleibt unverändert. Durch einen Temperschritt bei 770°C ändert sich das PL-Spektrum hingegen deutlich. Die Intensität des Grundzustandes nimmt auf ca. 30% des ursprünglichen Wertes ab und gleichzeitig schiebt der Grundzustand um 96meV zu höheren Energien. Eine weitere Erhöhung des Ausheilschrittes auf 790°C bestätigt diese Tendenz. Die Intensität fällt auf 8% und die Blauverschiebung beträgt jetzt 151meV. Neben der Abnahme der PL-Intensität und der Blauverschiebung mit steigender Ausheiltemperatur ist eine Abnahme der Energiedifferenz ∆E zwischen dem Grund- und ersten angeregten Zustand des PL-Spektrums zu erkennen. So sinkt ∆E von ursprünglich ∆E=59meV vor dem Tempern auf ∆E=39meV nach einem Ausheilschritt von 790°C. Da sich die Energiedifferenz ∆E zwischen der s-s- und p-p-Rekombination nach Kapitel 4.2 bei Vernachlässigung der Exzitonenbindungsenergie aus der Summe der Quantisierungsenergie der Elektronen und der Löcher zusammensetzt, fällt demnach mit steigender Ausheiltemperatur die Quantisierungsenergie der im Quantenpunkt eingeschlossenen Ladungsträger. Die beobachteten Effekte der Blauverschiebung und der Abnahme der Quantisierungsenergie lassen sich durch Diffussionsvorgänge von In- und Ga-Atomen an den Quantenpunkträndern erklären. Eine Erhöhung der Ausheiltemperatur bewirkt eine verstärkte Diffusion der In-Atome in das die Quantenpunkte umgebende GaAs und eine gleichzeitig einhergehende Diffusion der Ga-Atome in die InAs-Quantenpunkte. Dadurch nehmen die Quantenpunkte an Größe zu und werden zu InGaAs-Quantenpunkten [Bor99, Kos96]. Mit steigendem Ga-Gehalt verringert sich der Bandlückenunterschied zwischen dem InGaAs und dem umgebenden GaAs, und die Tiefe des Quantenpunkt-Einschlusspotentials nimmt sowohl im Leitungsband als auch im Valenzband ab. Dadurch vergrößern sich die Energieabstände der Elektronen- zu den Löcherzuständen. Die s-s- und p-p-Rekombinationen schieben Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten 51 dementsprechend zu höheren Energien, was die beobachtete Blauverschiebung des PLSpektrums bewirkt. Wie oben beschrieben, wächst mit steigender Ausheiltemperatur das Volumen der InGaAs-Quantenpunkte und somit auch ihre laterale Ausdehnung. Mit steigender lateraler Ausdehnung nimmt dann zugleich die Quantisierungsenergie des Quantenpunktes ab, was die beschriebene Abhängigkeit der Energiedifferenz ∆E von der Ausheiltemperatur erklärt. Der Effekt der Abnahme der Quantisierungsenergie mit steigender Ausheiltemperatur wird zusätzlich durch das mit steigender Ausheiltemperatur flacher werdende Einschlusspotential verstärkt. Dies bewirkt eine Annäherung der Energiezustände an die GaAs-Bandkante und somit eine Abnahme der effektiven Barrierenhöhe, wodurch die Quantisierungsenergie abfällt. Die Temperexperimente an der undotierten Probe #1750 zeigen, dass sich das PLSpektrum der Quantenpunkte erst bei Ausheiltemperaturen oberhalb von 750°C deutlich ändert. Bei einem Ausheilschritt von 770°C sind immer noch ca. 30% der ursprünglichen PLSignalstärke vorhanden. Um implantierte Si-Ionen ausreichend zu aktivieren, d.h. sie von Fehlstellen auf Gitterplätze zu bringen, sind Temperaturen von ca. 750°C oder höher erforderlich [Mei01]. Nach den bisherigen Erkenntnissen ist demnach eine nachträgliche Aktivierung der Si-Atome in einem ex-situ Ausheilschritt möglich, ohne die optische Aktivität der InAs-Quantenpunkte zu zerstören. Für eine genauere Untersuchung dieser Annahme wurde der Einfluss eines Temperschrittes auf die Probe #1750, die einen MBE-dotierten Rückkontakt 25nm unterhalb der InAs-Quantenpunkte enthält, studiert. Abbildung 4.17 a) zeigt das normierte PL-Spektrum dieser Probe als Funktion der Ausheiltemperatur von 700°C bis 760°C. Im Gegensatz zur Probe ohne Si wurde in diesem Fall nicht sequentiell getempert, sondern es wurden verschiedene Probenstücke des gleichen Wafers für die unterschiedlichen Ausheilschritte verwendet. Wie bei den Messungen an der Probe ohne Rückkontakt ist in Abbildung 4.17 b) die Resonanzenergie der s-s- und der p-p-Rekombination und in Abbildung 4.17 c) die Photolumineszenzamplitude des PL-Grundzustandes aufgetragen. Bis zu einer Ausheiltemperatur von 720°C bleibt das PL-Spektrum in seiner Form nahezu unverändert, und auch die Resonanzpositionen schieben nicht. Bei einer Ausheiltemperatur von 720°C nimmt dann jedoch die PL-Intensität schon auf 60% des ursprünglichen Wertes ab. Eine Erhöhung des Ausheilschrittes auf 740°C führt zu einer geringfügigen Blauverschiebung des PL-Spektrums und zu einer weiteren starken Abnahme der PL-Intensität auf 20%. Hierbei ändert sich die Form des Spektrums, und die Signalstärke des angeregten Zustandes wächst Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten 52 Abbildung 4.17: a): Photolumineszenzspektren der Probe #1836 für verschiedene Ausheiltemperaturen, wobei die Spektren so normiert sind, dass die Maxima die gleiche Amplitude besitzen. Die Probe enthält einen Sidotierten Rückkontakt und wurde nicht sequentiell getempert, d.h. es wurde für jeden Ausheilschritt ein anderes Probenstück des gleichen Wafers genutzt. b): Blauverschiebung des PL-Signals des Grundzustandes und des ersten angeregten Zustandes für unterschiedliche Ausheiltemperaturen. c): Amplitude des PL-Grundzustandes als Funktion der Ausheiltemperatur normiert auf die Intensität vor dem Tempern. über die des PL-Grundzustandes hinaus. Bei einer Ausheiltemperatur von 760°C ist eine weitere Abnahme des PL-Signals, eine Annäherung an die ursprüngliche Kurvenform und eine deutliche Blauverschiebung von 71meV gegenüber dem ursprünglichen Signal zu erkennen. Mit dieser Entwicklung geht eine Abnahme der Energiedifferenz ∆E zwischen dem Grund- und ersten angeregten PL-Zustand einher. Vergleicht man die Auswirkungen eines Ausheilschrittes auf die Proben mit und ohne Si-dotiertem Rückkontakt, so ist festzustellen, dass beide Proben bei Ausheiltemperaturen oberhalb von 750°C eine deutliche Blauverschiebung und eine Abnahme der Quantisierungsenergie zeigen. Dieser Effekt ist, wie bereits diskutiert, mit einer Diffusion der In- und Ga-Atome im InAs-Quantenpunkt und seiner Umgebung zu erklären. Ein gravierender Unterschied im Temperverhalten der beiden Proben jedoch ist, dass die PLIntensität der Probe mit Si-Rückkontakt schon bei moderaten Ausheiltemperaturen von 720°C und 740°C erheblich abfällt. Dieser Effekt ist nur auf den in dieser Probe vorhandenen Sidotierten Rückkontakt zurückzuführen: Die Si-Atome diffundieren schon bei Ausheiltemperaturen von 720°C aus dem Rückkontakt in die InAs-Quantenpunkte, wo sie als nicht-strahlende Rekombinationszentren wirken und das PL-Signal schwächen. Diese Diffusion von Si-Atomen aus dem Rückkontakt in die Quantenpunkte ist also für den Kapitel 4: Wachstum und Charakterisierung von InAs-Quantenpunkten beobachteten Rückgang des PL-Signal schon bei moderaten Ausheiltemperaturen verantwortlich. Wie in diesem Kapitel bereits diskutiert, ist ein thermischer Ausheilschritt nach der Ionenimplantation erforderlich, um die Dotierstoffe zu aktivieren und Gitterschädigungen auszuheilen. Die durchgeführten Ausheilexperimente zeigen jedoch, dass schon bei Temperaturen von 720°C das Si aus dem Rückkontakt in den Quantenpunkt diffundiert und die Photolumineszenz erheblich schwächt. Bei der Implantation eines p-Rückkontaktes mit Be würde dieser Effekt noch verstärkt werden, da die Diffusionslänge von Be deutlich größer als die von Si ist. Aus diesem Grund wurde in dieser Arbeit nach dem Wachsen der vollständigen Schichtstruktur (inklusive der Quantenpunkte) kein Ausheilschritt im RTA durchgeführt, sondern direkt nach der Implantation und vor dem Wachsen der thermisch instabilen Quantenpunkte ein Hochtemperaturschritt in der MBE vorgenommen. Diese Vorgehensweise hat den zusätzlichen Vorteil, dass die Gitterschädigungen vor dem Abscheiden der InAs-Quantenpunkte ausgeheilt werden und damit die kristalline Qualität erhöht wird. Hierauf wird in Kapitel 7 näher eingegangen. Equation Section 5 53 Kapitel 5: Löcher-Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten 54 5 Löcher-Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten Die Kapazitätsspektroskopie an Elektronenzuständen in InAs-Quantenpunkten ist ein etabliertes Verfahren zur Bestimmung der Quantisierungsenergie und der Coulomb-BlockadeEnergie. Wird in der in Kapitel 4.4 beschriebenen Kapazitätsstruktur anstatt des n-dotieren ein p-dotierter Rückkontakt verwendet, so ist es möglich, den Quantenpunkt gezielt mit Löchern zu besetzen. Man erhält dann ein Kapazitätsspektrum der Löcherzustände, bei dem jedes Maximum im kapazitiven Signal dem Laden eines weiteren Loches in den Quantenpunkt entspricht. In der Literatur lassen sich kaum Kapazitätsspektren für Löcher finden und die dargestellten Ladekurven zeigen nur sehr wenige, schwache Strukturen [Med95, Bro98]. Auch die theoretischen Modelle fokussieren sich auf die Elektronenzustände, wohingegen die Löcherzustände kaum Beachtung finden. In dieser Arbeit sollen daher an dieser Stelle die gewonnenen, strukturreichen Kapazitätsspektren der Löcher vorgestellt und anschließend theoretisch diskutiert werden. 5.1 Experimenteller Befund Die Kapazitätsstruktur für Löcher ist grundsätzlich mit der in Kapitel 4.4 dargestellten Schichtstruktur identisch, es wurde lediglich der n-Rückkontakt durch einen p-dotierten Rückkontakt ersetzt. In Abbildung 5.1 ist der entsprechende Bandverlauf für eine kleine Sperrspannung der Schottky-Diode zu sehen. Eine positive Spannung am Oberflächengate senkt das Valenzband bezüglich des Ferminiveaus ab und erhöht somit die Barriere der Schottky-Diode, entspricht also der Sperrrichtung (umgekehrter Fall zur Schottky-Diode mit n-Rückkontakt). Bezeichnet E den energetischen Abstand des Ferminiveaus von der GaAsValenzbandkante in Quantenpunkthöhe, so ergibt sich in Analogie zu Gleichung (4.1): E= d1 ( eVSchottky + eUg ) bzw. ∆E = α e ∆Ug D mit α = d1 D (5.1) Abbildung 5.2 zeigt das mit einem LCR-Meter gemessene Kapazitätssignal der Probe #11195 mit einer Tunnelbarriere von d1=17,1nm und einem Hebelarm von α=0,123. Mit Gleichung (5.1) und unter Annahme einer Schottky-Barriere von Vschottky=620meV für p-dotiertes GaAs [Kün81] lässt sich die Gatespannung in eine Energie bezogen auf die GaAs-Valenzbandkante umrechnen (obere Achse der Abbildung 5.2). Kapitel 5: Löcher-Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten 55 D d1 EC EV EF E ESchottky+eUg Abbildung 5.1: Bandverlauf der Kapazitätsstruktur für Löcher, die sich für eine kleine Sperrspannung der Diode einstellt. Das erste Loch wird bei einer Spannung von 962meV geladen. Daraus ergibt sich ein Abstand des Löchergrundzustandes von der GaAs-Valenzbandkante von 195meV, der damit bei ähnlichen Werten wie der energetische Abstand des Elektronengrundzustandes von der Leitungsbandkante liegt, welcher in Kapitel 4.4 zu 208meV bestimmt wurde. Hierbei ist zu beachten, dass in die Berechnung der Energieabstände der Quantenpunktzustände zur GaAsBandkante die Größe der Schottky-Barriere eingeht, diese aber für die vorliegende Diode Abbildung 5.2: Kapazitätsspektrum der Löcherzustände der InAs-Quantenpunkte. Gemessen mit einem LCRMeter bei T=4,2K. Die Gatefläche beträgt (300×300)µm². Der Löchergrundzustand liegt 195meV oberhalb der GaAs-Valenzbandkante und die Coulomb-Blockade-Energie des Grundzustandes beträgt 19meV. Die obere Energieachse beschreibt den Abstand der Quantenpunktzustände zur GaAs-Valenzbandkante, wie es in der eingefügten Zeichnung symbolisiert ist. Kapitel 5: Löcher-Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten 56 nicht genau bestimmt werden konnte, sondern nach [Kün81] abgeschätzt wurde. Dementsprechend sind die absoluten Energien der Ladevorgänge bezogen auf die GaAsBandkante mit einem möglichen Fehler behaftet; auf die Berechnung der relativen Energieabstände zwischen den Energieniveaus hat die Ungenauigkeit in der Schottky-Barriere dagegen keinen Einfluss. Mit den aus den Kapazitätsmessungen ermittelten Abständen des Elektronen- und Löchergrundzustandes zur jeweiligen Bandkante lässt sich die Resonanzenergie des Photolumineszenz-Grundzustandes berechnen und mit dem gemessenen PL-Spektrum vergleichen: Die Grundzustandsrekombination im Photolumineszenzsignal setzt sich zusammen aus dem Energieabstand des Löchergrundzustandes zum Elektronengrundzustand vermindert um die Exzitonenbindungsenergie (siehe Abbildung 4.2). Die Exzitonenbindungsenergie bestimmten Warburton et al. [War98] für InAs-Quantenpunkte mit ähnlichen PL- und Kapazitätsspektren zu 33meV. Mit der GaAs-Bandlücke von 1,508eV (bei T=77K) erwartet man folglich eine Grundzustandsexzitonenenergie von: E ssex = 1508meV − 208meV − 195meV − 33meV = 1072meV (5.2) Abbildung 5.3 zeigt die PL-Spektren der Löcher-Kapazitätsstruktur #11195 und der Elektronen-Kapazitätsstruktur #11157. Die Positionen der s-s- und p-p-Rekombinationen beider Spektren sind nahezu identisch, so beträgt der Unterschied in den PL-Grundzuständen nur 4meV. Dies spricht für sehr ähnliche Quantenpunkte in den beiden Proben, die unter identischen Wachstumsparameter hergestellt wurden, und rechtfertigt die Berechnung der Energie [eV] 1 PL-Intensität [a.u.] 0,5 0,4 1,05 1,1 1,15 T=77K 1,2 1,25 1,3 1.056eV #11157 (n-Rückkontakt) #11195 (p-Rückkontakt) 1.052eV 0,3 1.122eV 0,2 0,1 1.186eV 0,0 1000 1100 1200 Wellenlänge [nm] Abbildung 5.3: Photolumineszenzspektren der Proben #11195 und #11157 bei T=77K. Die Positionen der Photolumineszenzmaxima beider Proben stimmen nahezu überein. Kapitel 5: Löcher-Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten 57 Grundzustandsexzitonenenergie nach Gleichung (5.2). Aus dem Photolumineszenzspektrum bestimmt sich die Energie der Grundzustandsrekombination zu 1,054eV, womit sich eine Abweichung von 18meV zur Rekombinationsenergie von 1072meV ergibt, die aus den Kapazitätsspektren abgeschätzt wurde. Dieser Fehler von 18meV ist gering, wenn man die Ungenauigkeit in der Schottky-Barriere betrachtet und darüber hinaus berücksichtigt, dass die Exzitonenbindungsenergie für die untersuchten Quantenpunkte nicht experimentell bestimmt, sondern ein Literaturwert für InAs-Quantenpunkte mit ähnlichen Eigenschaften übernommen wurde. Die Abweichung von 18meV würde sich z.B. durch einen um diesen Energiebetrag tiefer liegenden Löchergrundzustand von 213meV erklären, der aus einer um 141meV höheren Schottky-Barrierenhöhe resultieren könnte. Es sollen nun die Coulomb-Blockade-Energien und die Quantisierungsenergien für die Löcherniveaus aus den Kapazitätsspektren bestimmt werden. Aus Abbildung 5.2 ist zu erkennen, dass der zweite Lochzustand bei einer Energie von 176meV geladen wird, d.h. die Coulomb-Blockade-Energie des Löchergrundzustandes beträgt ECBh=19meV und stimmt mit der des Elektrons von ECBe=18meV überein. Zum Laden des ersten angeregten Zustandes bei einer Energie von 150meV ist eine weitere Energieerhöhung von 26meV erforderlich. Diese setzt sich aus der Quantisierungsenergie ħω0h und der Coulomb-Blockade-Energie zusammen. Um die beiden Energiebeiträge Photolumineszenzmessung separieren hinzuziehen. Die zu können, Energiedifferenz muss man zwischen die dem Photolumineszenzsignal des Grund- und ersten angeregten Zustandes beträgt 1,056eV1,122eV=66meV und ist die Summe aus der Quantisierungsenergie der Elektronen ħω0e und der Löcher ħω0h, wenn man näherungsweise von einer identischen Exzitonenbindungsenergie im Grund- und ersten angeregten Zustand ausgeht. Die Quantisierungsenergie der Elektronen wurde in Kapitel 4.4 zu ħω0e=44meV bestimmt, womit sich eine Quantisierung der Löcherzustände von ħω0h=66meV-44meV=22meV ergibt. Die aus der Kapazitätsmessung bestimmte Energiedifferenz zwischen dem Laden des zweiten und dritten Loches beträgt 26meV. Auf diese Weise ist die Coulomb-Blockade-Energie zwischen dem Grund- und ersten angeregten Zustand der Löcher auf 4meV abzuschätzen. In Tabelle 5.1 sind zur Übersicht für die ersten sechs Löcherzustände die Energiedifferenzen aufgeführt, die erforderlich sind, um ein weiteres Loch in den Quantenpunkt zu laden und die Löcherzahl somit um eins zu erhöhen. Ebenfalls in der Tabelle dargestellt sind die für die Ladeprozesse theoretisch erwarteten Energiebeträge. Diese wurden aus der gemessenen Coulomb-Blockade-Energie ECBh=19meV des Grundzustandes Kapitel 5: Löcher-Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten 58 Anzahl der Löcher aufzubringende Energie aufzubringende Energie im Quantenpunkt (experimentell) (theoretisch) 1=>2 19meV 19meV ECB 2=>3 26meV 26,8meV ħω0h+1/4ECB 3=>4 12meV 9,5meV 1/2ECB 4=>5 19meV 16,6meV 7/8ECB 5=>6 13meV 9,5meV 1/2ECB Tabelle 5.1: In der zweiten Spalte sind die aus der Kapazitätsmessung in Abbildung 5.2 experimentell bestimmten Energien dargestellt, die aufzubringen sind, um ein weiteres Loch in den Quantenpunkt zu laden und die Löcherzahl von n auf (n+1) zu erhöhen. Die dritte Spalte listet die entsprechenden theoretisch erwarteten Energien auf, die aus der gemessenen Coulomb-Blockade-Energie des Grundzustandes von ECBh=19meV und der ermittelten Quantisierungsenergie von ħω0h=22meV berechnet wurden. Die Terme in der letzten Spalte geben die Berechnungsvorschrift für diese Energiebarrieren nach Warburton et al [War98] an. und der oben bestimmten Quantisierungsenergie ħω0h=22meV berechnet, wie es im folgenden Kapitel diskutiert wird. 5.2 Vergleich mit der Theorie Die theoretischen Modelle Vielteilchenenergiezustände als der Summe Quantenpunktzustände der beschreiben Einteilchenenergiezustände die unter Berücksichtigung der Coulomb-Wechselwirkung der Ladungsträger untereinander. Dieser störungstheoretische Ansatz ist bei der Beschreibung der Elektronenzustände zulässig, da die Energieabstände im Einteilchenbild, d.h. die Quantisierungsenergie, deutlich größer sind als die Coulomb-Wechselwirkungsenergie der Ladungsträger. So liegt die Quantisierungsenergie der Elektronen bei ħω0e=44meV, die Coulomb-Blockade-Energie des Grundzustandes dagegen beträgt nur ECBe=18meV. Nach Gleichung (2.4) ist die Coulomb-Blockade-Energie proportional zum Kehrwert der charakteristischen Ausdehnung des Zustandes bzw. proportional zur Wurzel aus der effektiven Masse der Ladungsträger. Die CoulombBlockade-Energie wächst also mit steigender effektiver Masse, wohingegen die Quantisierungsenergie =ω0 = = 2k m * mit steigender effektiver Masse m* absinkt, wenn das Einschlusspotential V(x)=k(x2+y2) konstant bleibt. Wolst et al. und Fry et al. haben an polarisationsabhängigen Transmissionsmessungen bzw. Photostrommessungen an InAsQuantenpunkten zeigen können, dass die unteren Löcherzustände im Quantenpunkt einen Schwerlochcharakter haben, und damit die Masse der Löcher deutlich größer ist als die Masse der im Quantenpunkt eingeschlossenen Elektronen [Wol02, Fry00]. Somit erwartet man für Kapitel 5: Löcher-Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten die Löcherzustände eine deutlich größere Coulomb-Blockade-Energie und eine geringere Quantisierungsenergie, sodass eine störungstheoretische Herleitung der Vielteilchenzustände aus den Einteilchenzuständen und den Coulomb-Wechselwirkungen der Ladungsträger mit größeren Fehlern behaftet ist. Da in der Literatur jedoch keine anderen Berechnungen für die Vielteilchenlochzustände im Quantenpunkt zu finden sind, müssen die experimentellen Daten dennoch mit den Vorhersagen aus dem Einteilchenbild verglichen werden. Wie in Kapitel 2.3.3 beschrieben, berechnet Warburton et al. [War98] die Einteilchenzustände der Elektronen und der Löcher für einen Quantenpunkt mit parabolischem Einschlusspotential. Aus diesen Einteilchenzuständen lassen sich die ElektronElektron, Elektron-Loch und Loch-Loch-Coulomb-Wechselwirkungsenergien bestimmen. Daraus ergeben sich die Ladeenergien im Kapazitätsspektrum, wie sie in der letzten Spalte der Tabelle 5.1 in Abhängigkeit der Quantisierungsenergie ħω0h und der Coulomb-BlockadeEnergie ECB des Grundzustandes aufgeführt sind. In Kapitel 5.1 wurden diese Parameter zu ħω0h=22meV und ECBh=19meV bestimmt, womit sich im Modell des zweidimensionalen harmonischen Oszillators die in der dritten Spalte der Tabelle 5.1 dargestellten Ladeenergien berechnen lassen. Die experimentell bestimmte und die theoretisch erwartete Energiebarriere zum Laden des dritten Lochzustandes stimmen bis auf ca. 1meV überein. Da sich diese Barriere als Summe ħω0h+1/4ECBh berechnet, kann man auch umgekehrt vorgehen und aus der im Kapazitätsspektrum gemessenen Energiebarriere von 26meV die Quantisierungsenergie zu ħω0h=21meV bestimmen. Dieser Wert stimmt sehr gut mit der in Kapitel 5.1 bestimmten Quantisierungsenergie von 22meV überein, die aus dem Photolumineszenz- und ElektronenKapazitätsspektrum abgeschätzt wurde. Für das Laden des vierten bis sechsten Lochzustandes stimmen die gemessenen und theoretisch erwarteten Energiebarrieren nicht so gut überein, wie es für den dritten Lochzustand der Fall ist. Dennoch zeigen sie die gleiche Tendenz, d.h. kleine Energiebarrieren beim Laden des vierten und sechsten Elektrons und eine große Energiebarriere beim Laden des fünften Elektrons. Insgesamt beschreibt das Modell des harmonischen Oszillators die ersten sechs Resonanzen im Löcher-Kapazitätsspektrum der InAs-Quantenpunkte überraschend gut. Die effektive Masse mh* der Löcher lässt sich nach Gleichung (2.4) aus der Quantisierungsenergie ħω0h=22meV und der Coulomb-Blockade-Energie des Grundzustandes ECBh=19meV berechnen. Es ergibt sich mh*=0,066me. Dieser Wert für die effektive Masse der Löcher ist jedoch bedeutend kleiner als die mit anderen Methoden bestimmte Löchermasse. 59 Kapitel 5: Löcher-Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten So wird mh* in Kapitel 5.3 aus Berechnungen zur maximalen Tunnelbarriere zu mh*=0,17me und in Kapitel 5.4 aus Kapazitätsmessungen im senkrechten Magnetfeld zu mh*=0,16me abgeschätzt. In der Literatur findet man für die effektive Löchermasse einen Wert von 0,25me [War98]. Die beschriebene Tendenz der nach Gleichung (2.4) zu gering abgeschätzten effektiven Masse der Löcher ist auch für die Elektronen zu beobachten, wenn man aus der Coulomb-Blockade-Energie der Elektronen von ECBe=18meV und der ElektronenQuantisierungsenergie von ħω0e=44meV die effektive Elektronenmasse zu me*=0,030me bestimmt. So ist dieser Wert für die effektive Masse um einen Faktor 2 kleiner als die aus den magnetfeldabhängigen Kapazitätsmessungen bestimmte Elektronenmasse von me*=0,063me. Ein Grund dafür, dass man aus der Coulomb-Blockade-Energie zusammen mit der Quantisierungsenergie sowohl eine zu geringe effektive Elektronen- als auch Löchermasse abschätzt, könnte ein falsch angenommener Wert für die Dielektrizitätszahl εr sein. So geht die Dielektrizitätszahl in die Berechnung der effektiven Masse nach Gleichung (2.4) mit ein und wurde mit der relative Dielektrizitätskonstante von GaAs εr(GaAs)=13,1 genähert. Die relativen Dielektrizitätskonstante von InAs beträgt εr(InAs)=14,6 [Sze81], ist damit nur geringfügig größer als die von GaAs und liefert um 25% größere effektive Massen der Elektronen bzw. der Löcher. Offensichtlich sind aber auch diese Werte der effektiven Massen deutlich kleiner als die aus den magnetfeldabhängigen Kapazitätsmessungen bestimmten effektiven Massen. Bei der Näherung der Dielektrizitätskonstanten der InAs-Quantenpunkte wurde jedoch nicht berücksichtigt, dass sich die Ladungsträger in einem System aus verspanntem InGaAs befinden, was unter Umständen zu einer effektiven Dielektrizitätszahl führt, die von εr(GaAs) bzw. von εr(InAs) deutlich abweicht. 5.3 Frequenzabhängigkeit Frequenzabhängige Kapazitätsmessungen stellen eine andere Methode dar, um die effektive Löchermasse grob abschätzen zu können. Abbildung 5.4 zeigt das Kapazitätsspektrum der Probe #11195 für verschiedene Frequenzen zwischen 1kHz und 80 kHz. Mit steigender Frequenz nimmt das Signal der beiden s-Zustände deutlich stärker ab als das der angeregten Zustände. Dies ist mit einer Abnahme der Tunnelbarrierenhöhe für die höheren Zustände zu erklären: Beim Laden des Löchergrundzustandes müssen die Ladungsträger eine hohe Tunnelbarriere von ca. 195meV zwischen dem Rückkontakt und den Quantenpunkten überwinden. Das Laden der angeregten Zuständen erfolgt bei niedrigeren Spannungen (d.h. weiter in der Vorwärtsrichtung der Schottky-Diode), sodass sich die Höhe der 60 Kapitel 5: Löcher-Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten 61 Probe 11195 bei T=4.2K AC: 15mV Kapazität [a.u.] 1,01 1kHz 10kHz 20kHz 40kHz 80kHz 1,00 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 Gatespannung [V] Abbildung 5.4: Kapazitätsspektrum der Probe #11195 bei T=4,2K für verschiedene Frequenzen. Mit steigender Frequenz sinkt das Signal des Quantenpunkt-Grundzustandes. dreiecksförmigen Tunnelbarriere verringert. Dementsprechend sind die Tunnelzeiten der höheren Zustände geringer als die des Grundzustandes. Bei hohen Frequenzen können aufgrund der endlichen Tunnelzeit nicht mehr alle Löcher die Barriere überwinden, und das Signal der Quantenpunkte nimmt zunächst für die s-Zustände ab [Luy99]. Aufgrund der Entartung der Valenzbänder von GaAs und InAs am Γ-Punkt und damit der Existenz zweier verschiedener effektiver Löchermassen (schwere Löcher und leichte Löcher) ist es durchaus möglich, dass einige der Löcherzustände der InAs-Quantenpunkte einen Schwerlochcharakter und andere einen Leichtlochcharakter zeigen. Nach Wol et al. und Fry et al. besitzen die unteren Lochzustände in InAs-Quantenpunkten jedoch ausschließlich einen Schwerlochcharakter [Wol02, Fry00]. Dementsprechend werden die untersten Resonanzen im Kapazitätsspektrum nur von Schwerlochzuständen in den InAsQuantenpunkten hervorgerufen. Es stellt sich die Frage, ob auch die übrigen Maxima im Kapazitätsspektrum von Schwerlochzuständen stammen. Da für alle Resonanzen im Kapazitätsspektrum die Höhe des Maximums mit steigender Frequenz deutlich sinkt, ist anzunehmen, dass alle detektierten Zustände eine ähnliche effektive Masse haben. Eine deutlich geringere effektive Löchermasse würde zu einer bedeutend kleineren Tunnelzeit führen, und eine Frequenzabhängigkeit der Ladevorgänge wäre nicht mehr zu beobachten. Die Frequenzabhängigkeit der Kapazitätsspektren legt daher die Vermutung nahe, dass alle gemessenen Ladevorgänge von schweren Löchern hervorgerufen werden. Ein weiterer Hinweis darauf, dass nur schwere Löcherzustände in den Kapazitätsmessungen detektiert werden, ist die maximale Tunnelbarriere, bis zu der ein Signal der Quantenpunkte beobachtbar ist. So ist ab einer Tunnelbarriere von 25nm keine Kapitel 5: Löcher-Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten 62 Struktur mehr im Kapazitätsspektrum zu erkennen. Wären auch Leichtlochzustände für die einzelnen Maxima im Kapazitätsspektrum verantwortlich, so müssten diese auch bei einer größeren Tunnelbarriere als 25nm zu beobachten sein. Ein Vergleich der maximalen Tunnelbarrieren, die von den Elektronen und Löchern überwunden werden können, macht eine Abschätzung der effektiven Löchermasse möglich. So verschwindet das Signal der Quantenpunkte bei den Löchern ab einer Tunnelbarriere von 25nm, bei den Elektronen ist dies dagegen erst bei Tunnelbarrieren größer als 40nm zu beobachten. Der quantenmechanische Transmissionskoeffizient T ist nun ein Maß für die Wahrscheinlichkeit eines Tunnelereignisses und lässt sich für eine dreieckige Potentialbarriere zwischen Rückkontakt und Quantenpunkt nach der WKB-Näherung berechnen. Es ergibt sich [Luy99]: −4d1 T 2 = exp 2Vm * 3= Hierbei ist d1 die Breite der Tunnelbarriere, d.h. der Abstand zwischen Rückkontakt und Quantenpunkten, m* die effektive Masse der Elektronen bzw. der Löcher und V die Höhe der Tunnelbarriere, für Elektronen also der Abstand des Quantenpunktenergieniveaus zur GaAsLeitungsbandkante, für Löcher der Abstand des Energieniveaus zur Valenzbandkante (siehe Abbildung 5.1 bzw. Abbildung 4.7). Das kapazitive Signal der Elektronen und der Löcher sollte bei ähnlichen Werten des Transmissionskoeffizienten abnehmen. Aus TElektron=TLoch erhält man mit den Werten d1=40nm, V=208meV für die Elektronen und d1=25nm, V=195meV für die Löcher folgenden Zusammenhang zwischen den effektiven Massen der Löcher und der Elektronen: mh*=2,7me*=0,17me. Hierbei wurde eine effektive Masse der Elektronen von me*=0,063me angenommen, wie sie in Kapitel 4.4 aus magnetfeldabhängigen Kapazitätsmessungen bestimmt werden konnte. An dieser Stelle soll betont werden, dass die Berechnung der effektiven Löchermasse aus der maximalen Dicke der Tunnelbarriere nur eine sehr grobe Abschätzung darstellt. 5.4 Magnetfeldabhängigkeit Magnetfeldabhängige Kapazitätsmessungen sind eine etablierte Methode, um die effektive Masse der Elektronen in InAs-Quantenpunkten zu bestimmen (siehe Kapitel 4.4). Im folgenden soll nun versucht werden, diese Methode auf die Bestimmung der effektiven Löchermasse zu übertragen. Abbildung 5.5 zeigt das Kapazitätsspektrum der Probe #11158 für verschiedene Magnetfelder bis 12 Tesla. Während die beiden Maxima für die Kapitel 5: Löcher-Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten 63 Ladevorgänge der ersten beiden Löcherzustände ihre Position im Magnetfeld nicht ändern, zeigen die vier p-Zustände eine messbare Magnetfeldabhängigkeit. Der erste und dritte pZustand schieben zu höheren Energien, der zweite und vierte p-Zustand dagegen schieben zu niedrigeren Energien. Dieses Verhalten erscheint zunächst nicht konsistent mit den theoretischen Vorhersagen nach dem Modell des harmonischen Oszillators (siehe Abbildung 2.3), wonach die beiden unteren p-Zustände zu kleineren Energien, die beiden oberen zu größeren Energien schieben. In Kapitel 2.3.3 wurde jedoch beschrieben, dass aufgrund der Hund´schen Regel bis zu einem kritischen Magnetfeld BC = 3E CB m∗ 16e= der ssp-p+-Zustand gegenüber dem ssp-p-Zustand energetisch bevorzugt ist. Für Magnetfelder kleiner einem kritischen Magnetfeld BC schiebt daher der zweite p-Zustand im Magnetfeld zu höheren und der dritte p-Zustand zu kleineren Energien. Bei BC kommt es dann zum sogenannten „Anti Crossing“ dieser beiden Zustände, sodass für Magnetfelder oberhalb von BC der zweite p-Zustand im Magnetfeld zu kleineren und der dritte p-Zustand zu größeren Energien schiebt. Für die Elektronen liegt das kritische Magnetfeld dieses Grundzustandüberganges bei BC~2,0T (siehe Kapitel 2.3.3). Experimentell ist BC für Elektronen jedoch nicht eindeutig nachzuweisen, da die Energieverschiebung der Ladevorgänge bei derartig kleinen Feldern zu gering ist. Für Elektronen beobachtet man daher eine Magnetfeldabhängigkeit, wie sie in Abbildung 2.3 dargestellt ist [War98]. Das kritische Magnetfeld BC ist proportional dem Produkt aus der effektiven Masse m* und der Coulomb-Blockade-Energie p4 1,00 p3 des Grundzustandes ECB. Aus den Probe 11158 bei T=70mK AC : 520Hz, 16mV p2 p 1 Kapazität [a.u.] s2 s1 0 Tesla 4 Tesla 8 Tesla 12 Tesla 0,99 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 Gatespannung [V] Abbildung 5.5: Kapazitätsspektrum der Probe #11158 bei T=70mK für verschiedene Magnetfelder bis 12 Tesla. Die beiden s-Zustände zeigen keine Magnetfeldabhängigkeit, für die p-Zustände ist ein „Schieben“ der Energieniveaus im steigenden Magnetfeld zu erkennen. Kapitel 5: Löcher-Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten 64 Kapazitätsmessungen konnte die Coulomb-Blockade-Energie der Löcher direkt zu ECBh=19meV bestimmt werden. Die effektive Masse der Löcher wurde im vorherigen Kapitel aus der maximalen Tunnelbarriere zu m*=0,17me abgeschätzt. Damit ergibt sich für das kritische Magnetfeld der Löcher BC=5,2T. In der Literatur findet man einen größeren Wert für die effektive Massen der Löcher in InAs-Quantenpunkten von 0,25me [War98], woraus sich BC=7,7T ergibt. In Abbildung 5.6 sind die Lademaxima des Kapazitätsspektrums aus Abbildung 5.5 für die ersten drei p-Zustände gegen das Magnetfeld aufgetragen. Hierbei wurde als Energiebezugspunkt das Laden des p1-Zustandes bei B=0T gewählt. Für den vierten pZustand konnte die Position des Lademaximums nicht zuverlässig bestimmt werden, er ist deshalb in der Abbildung nicht berücksichtigt. Nach Tabelle 2.1 schiebt der p1-Zustand im Magnetfeld proportional zu 1 2 =ωC = e=B 2m * zu kleineren Energien. Ein linearer Fit des ersten p-Zustandes liefert einen Wert für die effektive Masse von m*=0,16me, welcher nahe dem Wert für die effektive Masse von 0,17me liegt, den man aus der Abschätzung der maximalen Tunnelbarriere erhielt. Mit einer effektiven Masse von 0,16me ergibt sich ein kritisches Magnetfeld von BC=4,9T. Experimentell beobachtet man jedoch bei diesem Magnetfeld keine Änderung der Magnetfeldabhängigkeit der p2- und p3-Zustände, das sogenannte „Anti Crossing“ der Zustände ist nicht zu erkennen. In dieser Hinsicht ist das beschriebene Modell inkonsistent Magnetfeldabhängigkeit der p-Zustände 40 p3 Energie [meV] 30 20 p2 10 p1 0 0 2 4 6 8 10 12 Magnetfeld [T] Abbildung 5.6: Lademaxima der Löcher p-Zustände im Magnetfeld bei T=70mK. Der Nullpunkt der Energieachse entspricht dem Laden des ersten p-Zustandes bei 0T. Die Zustände p1 und p3 schieben zu niedrigeren Energien, der p2-Zustand schiebt zu höheren Energien. Kapitel 5: Löcher-Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten und Messungen bei höheren Magnetfeldern sind erforderlich, um zu überprüfen, ob und bei welchem Magnetfeld der Effekt des „Anti Crossing“ der p2- und p3-Zustände zu beobachten ist... Equation Section 6 65 Kapitel 6: Rückverdampfen von dotiertem GaAs in der MBE 66 6 Rückverdampfen von dotiertem GaAs in der MBE Eines der Hauptziele dieser Arbeit ist es, mit der fokussierten Ionenstrahlanlage lokal leitfähige Bereiche zu implantieren und diese in der MBE mit InAs-Quantenpunkten zu überwachsen, um auf diese Weise eine µ-LED mit eingebetteten Quantenpunkten zu erzeugen. Zur Aktivierung der implantierten Dotierstoffe und zum Ausheilen der mit der Implantation verbundenen Gitterschädigungen wurde vor dem Abscheiden der Quantenpunkte ein Hochtemperaturschritt in der MBE durchgeführt. Hierbei wurden Temperaturen von ca. 730°C erreicht, sodass einige 10nm GaAs von der implantationsdotierten Schicht abdampften. Als überraschendes Ergebnis ließ sich beobachten, dass das implantierte Si, das sich in der abgedampften Schicht befand, während des Hochtemperaturschrittes nicht verloren ging, sondern nach dem Rückverdampfen an der neu entstandenen Substratoberfläche akkumulierte. In diesem Kapitel wird zunächst das Verhalten der Dotierstoffe Si und C bei Rückverdampfen von GaAs in der MBE im Detail diskutiert und anschließend die sich ergebenden Auswirkungen auf ein teilweises Rückverdampfen eines implantierten Rückkontaktes erläutert. 6.1 Rückverdampfen von Si-dotiertem GaAs Zum Rückverdampfen der GaAs-Schicht wurde in der MBE ein Hochtemperaturschritt von 30s bei einer Thermoelement-Temperatur von 790°C durchgeführt. Während des Aufheizens des Substrats kommt es zu einem Überschwinger der Temperatur, was mit einem Pyrometer zu beobachten ist. Die Temperatur, die der Wafer hierbei erreicht, ist schwer zu bestimmen, da das Pyrometer durch ein Fenster auf den Wafer blickt, an dem sich kontinuierlich As niederschlägt, sodass sich seine Transmission verändert. Direkt nach dem Öffnen der MBE und dem Reinigen des Fensters zeigte das Pyrometer beim Hochtemperaturschritt eine maximale Temperatur von 730°C an. Dies scheint ein realistischer Wert für die Maximaltemperatur zu sein, wenn man die gemessene GaAs-Abdampfrate mit Literaturwerten [Plo88] vergleicht. Um zu verhindern, dass bei diesen hohen Temperaturen das As aus dem GaAs ausgast und sich Ga-Tröpfchen auf der Oberfläche bilden, wurde das Ventil der As-Zelle vollständig geöffnet. Dabei stellte sich ein hoher As-Fluss von ca. 5 ×10-5 Torr ein, der eine Verarmung des As verhinderte. Für quantitative Untersuchungen ist die genaust mögliche Angabe der Dicke der rückverdampften GaAs-Schicht erforderlich. Zur Bestimmung dieser Schichtdicke macht man Kapitel 6: Rückverdampfen von dotiertem GaAs in der MBE sich die Tatsache zu Nutze, dass AlAs eine deutlich höhere thermische Stabilität als GaAs besitzt und sich beide durch eine unterschiedliche Oberflächenrekonstruktion auszeichnen, d.h. mittels RHEED zu unterscheiden sind. Im Folgendem ist der Prozess im Detail beschrieben: Eine AlAs-Schicht wurde mit 35nm GaAs überwachsen und anschließend der Abdampfschritt durchgeführt. Im RHEED-Bild konnte danach eine (4 ×2)-Rekonstruktion, wie sie für GaAs bekannt ist, beobachtet werden. Überwächst man die AlAs-Schicht nur mit 25nm-GaAs und führt den Hochtemperaturschritt durch, so ist im RHEED-Bild keine (4 ×2)Rekonstruktion mehr zu erkennen, sondern eine für das AlAs typische (1×1)-Rekonstruktion. Daraus konnte die beim Hochtemperaturschritt abgedampfte GaAs-Dicke zu (30±5)nm bestimmt werden. Ein Rückverdampfen von AlAs wurde bei diesem Hochtemperaturschritt nicht beobachtet, was die Möglichkeit eröffnet, eine dünne AlAs-Schicht von 1nm Dicke als „Rückverdampfungs-Stoppschicht“ für spezielle Schichtstrukturen einzusetzen. Um das Verhalten des Dotierstoffes Si während des Rückverdampfens zu untersuchen, wurden zwei verschiedene Proben gewachsen. Bei der Probe A bewirkte der durchgeführte Hochtemperaturschritt das Rückverdampfen von undotiertem GaAs. Diese Probe diente als Referenz für Probe B, bei der eine Si-dotierte GaAs-Schicht zurückverdampft wurde. Die Probenherstellung beider Proben soll kurz beschrieben werden. Für Probe A wurde zunächst eine 400nm dicke Si-dotierte (1,4×1017cm-3) GaAsSchicht, gefolgt von 30nm undotiertem GaAs abgeschieden. Der Wafer gelangte dann in die Ladekammer, in der für 5 min die Pumpenventile geschlossen wurden, sodass der Druck kurzzeitig auf 4 ×10-5 Torr anstieg. Dieser Prozess beeinflusst das Rückdampfverhalten von GaAs nicht, sondern dient lediglich der Simulation der Wachstumspause, die mit einer Ionenimplantation verbunden ist. Nach Rücktransfer in die Wachstumskammer bewirkte der dann durchgeführte Hochtemperaturschritt das Rückverdampfen der undotierten, 30nm dicken GaAs-Schicht. Danach wurde die Schichtstruktur mit 110nm Si-dotiertem GaAs, gefolgt von einem 25fachen AsAs/GaAs-Übergitter (2nm/2nm) und 10nm GaAs zu Ende gewachsen. Bei der Herstellung von Probe B wurde beim ersten MBE-Schritt das Abscheiden der 30nm dicken, undotierten GaAs-Schicht unterlassen, sodass beim Rückverdampfungsschritt 30nm Si-dotiertes GaAs abdampften. In Abbildung 6.1 ist die beschriebene Probenherstellung schematisch dargestellt. Die sich für die beiden Proben einstellenden Elektronendichten in Abhängigkeit von der Entfernung zur Oberfläche lassen sich mit der Kapazitäts-Spannungs-Spektroskopie (C(V)-Spektroskopie) bestimmen. Mit dieser Methode kann daher der Verbleib der Si-Atome 67 Kapitel 6: Rückverdampfen von dotiertem GaAs in der MBE GaAs 30nm 68 AlAs/GaAs Übergitter AlAs/GaAs Übergitter Si-GaAs Si-GaAs Si-GaAs Si-GaAs Si-GaAs Si-GaAs Si-GaAs Probe A Probe B Probe A Probe B Probe A Si-GaAs Probe B MBE 1: Hochtemperaturschritt: MBE 2: Wachsen der Ausgangsstruktur Rückverdampfen von 30nm undotiertem GaAs bzw. von 30nm Si-dotiertem GaAs Wachsen der restlichen Schichtstruktur Abbildung 6.1: Schema der Probenherstellung zur Untersuchung des Verhaltens der Si-Donatoren beim Rückverdampfen von GaAs. der rückverdampften GaAs-Schicht geklärt werden. Zuvor wird jedoch kurz das Prinzip der C(V)-Spektroskopie erläutert, für eine detailliertere Beschreibung sei auf [Kün81] verwiesen. Zur Herstellung einer C(V)-Probe wird ein Metallgate auf den Halbleiter aufgedampft. Hierbei bildet sich an der Grenzfläche ein Schottky-Kontakt aus und das eingebaute elektrische Feld bzw. die Schottky-Spannung bewirkt eine Verarmung der Ladungsträger im Halbleiter. Eine angelegte Spannung U in Sperrrichtung der Diode erhöht diese Verarmungslänge W in der Form: W= 2ε ( U − U − k BT e ) eN D bi Hierbei ist Ubi die Schottky-Spannung, ε die Dielektrizitätszahl des Halbleiters und Nd seine Dotierkonzentration. Die auf die Fläche normierte Raumladung Q=eNDW beträgt damit: Q = 2εN D e ( U bi − U − k BT e ) Daraus lässt sich die Kapazität pro Fläche C = C(U) = dQ dU berechnen. Nach kurzer Rechnung erhält man folgenden Zusammenhang zwischen der Dotierung ND und der Kapazität C: −1 2 ND = ND ( U ) = 2 eε d (1 C ( U ) ) dU (6.1) Kapitel 6: Rückverdampfen von dotiertem GaAs in der MBE Die Schottkydiode kann als Plattenkondensator 69 betrachtet werden, wobei die Verarmungszone das Dielektrikum und die Verarmungslänge W den Plattenabstand darstellt. Für die auf die Fläche normierte Kapazität ergibt sich damit: C = εW bzw. W ( U ) = ε C( U) (6.2) Ist die Kapazität der Schottky-Diode C(U) als Funktion der Sperrspannung U bekannt, so lässt sich daraus nach Gleichung (6.2) die Länge W der Verarmungszone bestimmen und nach Gleichung (6.1) die Dotierkonzentration am Rand der Verarmungszone. Zusammen erhält man so die gewünschte Volumendotierung ND(W) als Funktion des Abstandes von der Halbleiteroberfläche. Bei der C(V)-Spektroskopie ist zu beachten, dass bei 0V angelegter Spannung schon eine endliche Verarmungszone vorhanden ist, die durch die eingebaute Spannung hervorgerufen wird. Ladungsträger in diesem Bereich können nicht detektiert werden. Die maximale Detektionstiefe ist zudem durch die maximal verarmbare Ladungsträgerkonzentration (für GaAs ca. 3×1012cm-2) begrenzt [Kün81]. Mit diesen Randbedingungen wurde für die oben beschriebenen Proben eine geringe Si-Dotierung von 1,4×1017cm-3 und ein Abstand der Grenzfläche zwischen Rückverdampfen und Überwachsen zur Oberfläche von 220nm gewählt. So ist gewährleistet, dass der interessante Bereich der Grenzfläche zwischen originalem und überwachsenem Material mit der C(V)-Tiefenprofilierung erfasst werden kann. Nach Einlegieren der ohmschen Kontakte an den Ecken eines 5×5mm2 großen Probestückchens wurden anschließend einige 300×300µm2 große Oberflächengates, bestehend aus 60nm Au, aufgebracht. Die Messung der Diodenkapazität erfolgte mit einem LCR-Meter vom Typ HP4284A der Firma Hewlett-Packard, das intern eine AC-Spannung mit einer DC-Spannung überlagert und aus dem AC-Strom die Kapazität der Teststruktur bestimmt. Abbildung 6.2 zeigt die Elektronendichte der beiden Schichtstrukturen als Funktion des Abstandes von der Oberfläche. Für die Probe A, bei der 30nm undotiertes GaAs rückverdampft wurden, ist an der Grenzfläche zwischen Rückverdampfen und „Weiterwachsen“ eine geringe Ladungsträgerverarmung von 6,3×1010cm-2 zu beobachten. Diese Verarmung kann zwei verschiedene Ursachen haben: Zum einen können während der Wachstumsunterbrechung Fremdatome auf die Oberfläche gelangen, die auch während des Abdampfens auf der Oberfläche haften bleiben und anschließend in das Gitter eingebaut werden. Dort wirken sie als tiefe Störstellen und verringern die Elektronendichte. Zum Kapitel 6: Rückverdampfen von dotiertem GaAs in der MBE 30 nm undotiertes GaAs rückverdampft 30 nm dotiertes GaAs rückverdampft 17 Position der Grenzfläche nach dem Rückverdampfen -3 Elektronendichte [cm ] 4x10 70 3x10 17 Probe B 2x10 17 1x10 17 Probe A 160 180 200 220 240 260 280 300 Abstand zur Oberfläche [nm] Abbildung 6.2: Aus der C(V)-Spektroskopie bestimmte Elektronenkonzentration als Funktion des Abstandes zur Oberfläche der Proben #11141 und #11124. Die C(V)-Messungen wurden bei T=77K mit einer AC-Spannung von 40mV und einer Frequenz von 200kHz durchgeführt. anderen ist die Dicke der abgedampften Schicht nur auf 5nm genau einzustellen. Wurden anstatt der 30nm nur 25nm abgedampft, so befindet sich eine 5nm dicke, undotierte GaAsSchicht zwischen den dotierten Schichten. Da die gemessene Verarmung von 6,3×1010cm-2 bei der Dotierung von 1,4×1017cm-3 einer Schichtdicke von 4,5nm entspricht, könnte sie durch ein solches nicht vollständiges Rückverdampfen der undotierten Schicht hervorgerufen sein. Welche der beiden beschriebenen möglichen Ursachen die gemessene Verarmung tatsächlich bewirkt oder ob beide Effekte zusammenspielen, lässt sich mit den verwendeten experimentellen Methoden nicht klären. Bis auf diese geringfügige Verarmung im Bereich der Grenzfläche zeigt die Probe A durchaus das erwartete Ergebnis einer homogenen Elektronendichte. Die Probe B dagegen, bei der 30nm dotiertes GaAs zurückverdampft wurden, zeigt ein überraschendes Tiefenprofil der Elektronendichte: Oberhalb und unterhalb der Grenzfläche zwischen Rückverdampfen und „Weiterwachsen“ ist die Elektronendichte mit 1,4×1017cm-3 konstant und identisch mit der Dichte von Probe A. Im Bereich der Grenzfläche findet man jedoch ein ausgeprägtes Maximum der freien Ladungsträgerkonzentration, was einem Ladungsträgerüberschuss (Fläche unter dem Dichtemaximum) von 3,4× 1011cm-2 entspricht. Da der einzige Unterschied zu Probe A darin besteht, dass Si-dotiertes GaAs rückverdampft worden ist, kann Si-Diffusion aus den Tiefen der Probe ausgeschlossen werden, da man ansonsten auch für Probe B eine Ladungsträgeranreicherung beobachtet hätte. Vielmehr müssen die zusätzlichen freien Ladungsträger im Bereich der Grenzfläche von dort Kapitel 6: Rückverdampfen von dotiertem GaAs in der MBE akkumulierten Si-Atomen, die aus der rückverdampften Schicht stammen, hervorgerufen sein. Welcher Anteil des Si aus dem abgedampften GaAs erhalten bleibt und zur Dotierung an der Grenzfläche beiträgt, ist leicht bestimmbar: Es wurden (30±5)nm GaAs mit einer SiDotierung von 1,4×1017cm-3 zurückverdampft. Dies entspricht einer Flächenkonzentration von (4,2±7) ×1011cm-2. Mit der gemessenen Elektronendichteerhöhung von 3,4× 1011cm-2 an der Grenzfläche gehen demnach (83±14)% der Si-Atome aus der abgedampften Si-dotierten GaAs-Schicht nicht verloren. Eine mögliche Erklärung für die Si-Akkumulation beim Rückverdampfen von Sidotiertem GaAs ist die folgende: Die Si-Atome bleiben während des Abdampfens auf der Oberfläche haften und ihre Konzentration an der Oberfläche erhöht sich mit zunehmender Dicke der zurückverdampften GaAs-Schicht. Dies resultiert letztendlich in einer Akkumulation der Si-Atome an der Grenzfläche zwischen Rückverdampfen und „Weiterwachsen“. Da die Desorption der Atome von der Substratoberfläche erfolgt, muss es einen Mechanismus geben, der einen Austausch der Si-Atome von der obersten Monolage in die darunter liegenden Atomlagen bewirkt, bevor die Si-Atome desorbieren können. Dieser Vorgang könnte durch einen Austausch von Si-Atomen an der Oberfläche und tiefer liegenden Ga-Atomen geschehen. Ein Si-As-Austausch dagegen ist eher unwahrscheinlich, da im vorliegenden Fall einer (001)-GaAs-Oberfläche der amphotere Dotierstoff Si als Donator und nicht als Akzeptor wirkt und sich nach dem Ausheilschritt auf einem Ga-Platz befindet. Die Ursache für einen Si-Ga-Austausch an der Probenoberfläche könnte eine höhere Bindungsenergie von Si in GaAs als Ga in GaAs sein. Es existieren leider weder theoretische noch experimentelle Werte für diese Bindungsenergien, die dieses Modell unterstützen oder widerlegen. Das an der Grenzfläche akkumulierte Überschusssilizium wird dabei sicherlich nicht δ-förmig auf eine Monolage begrenzt sein, sondern sich durch Diffusion über eine endliche Schichtdicke verteilen. Aus Abbildung 6.2 ergibt sich eine Halbwertsbreite des Elektronendichtemaximums der Probe B von 17nm. Da bei der Methode C(V)Tiefenprofilierung die Auflösung begrenzt ist, werden abrupte Änderungen in der Dotierkonzentration nicht exakt, sondern stark verbreitert wiedergegeben [Kün81]. Daher lässt sich aus dem gemessenen Elektronendichtemaximum die tatsächliche Verteilung des überschüssigen Siliziums nicht bestimmen. Aus der Tiefenprofilierung mittels C(V)-Spektroskopie konnte für eine geringe SiDotierung von 1,4×1017cm-3 nachgewiesen werden, dass beim Rückverdampfen ein großer Anteil von (83±14)% der Si-Atome erhalten bleiben und an der Oberfläche akkumulieren. Es 71 Kapitel 6: Rückverdampfen von dotiertem GaAs in der MBE 72 stellt sich die Frage, wie viel Si verbleibt, wenn höher Si-dotiertes GaAs rückverdampft wird. Da die mittels der C(V)-Spektroskopie verarmbare Elektronenzahl jedoch begrenzt ist, musste ein anderer experimenteller Ansatz genutzt werden, um dies zu beantworten: Eine 25nm dicke, hochdotierte (1,9×1018cm-2) GaAs-Schicht wurde zunächst zurückverdampft und dann mit 100nm undotiertem GaAs überwachsen. Eine weitere Schichtstruktur, bei der die dotierte Schicht nicht zurückverdampft, sondern direkt überwachsen wurde, diente als Referenzprobe. Aus Hall-Messungen bei Zimmertemperatur (Probe #11235) erhält man für die Referenzprobe eine Elektronendichte von 4,8×1012cm-2 und für die Probe mit Hochtemperaturschritt (Probe #11230) eine etwas geringere Dichte von 3,5×1012cm-2. Es bleibt also auch für den Fall des Rückverdampfens von hochdotiertem GaAs ein erheblicher Anteil von 73% der Si-Atome erhalten. Der aus den Hall-Messungen bestimmte Anteil von 73% des erhalten bleibenden Si stimmt mit den Ergebnissen aus der C(V)-Tiefenprofilierung überein, in denen der Anteil zu (83±14)% bestimmt wurde. Im Rahmen der Genauigkeit des Experimentes hängt demnach der Prozentsatz des nicht desorbierten Si nicht von der Si-Konzentration ab. Dies erscheint auch plausibel, da die Si-Dichte im Vergleich zur Ga- bzw. As-Dichte sehr gering ist und sich die Si-Atome untereinander beim Austauschprozess nicht beeinflussen. 6.2 Rückverdampfen von C-dotiertem GaAs Im vorherigen Abschnitt wurde gezeigt, dass ein großer Anteil des Si beim Rückverdampfen von Si-dotiertem GaAs nicht mit abgedampft wird, sondern an der Oberfläche erhalten bleibt. Es ist nun interessant zu untersuchen, ob dieses Verhalten auch für andere Dotierstoffe wie z.B. C zu beobachten ist. Eine Untersuchung des Abdampfverhaltens von C-dotiertem GaAs mit der Methode der C(V)-Tiefenprofilierung analog zur im obigen Abschnitt beschriebenen Vorgehensweise war jedoch nicht möglich, da die Schottky-Barriere für p-dotiertes GaAs nur halb so groß ist wie für n-dotiertes-GaAs [Kün81] und sich daher nur eine deutlich kleinere Ladungsträgerkonzentration verarmen lässt. Aus diesem Grund wurde das Abdampfverhalten von C nicht mit der Methode der C(V)-Tiefenprofilierung, sondern mit der alternativen Methode der Hall-Messungen studiert, wie sie für Si in Kapitel 6.1 beschrieben ist. Die Hall-Messungen erfolgten an einer Serie von vier Proben: Schichtstruktur A (Probe #11225) besteht aus einer GaAs-Pufferschicht zur Glättung des Substrats, gefolgt von 25nm hochdotiertem C-GaAs und schließlich 100nm undotiertem GaAs an der Oberfläche. Diese Probe dient als Referenz zur Bestimmung der Löcherkonzentration ohne Durchführung eines Hochtemperaturschrittes. Probe B (#11226) stimmt bezüglich der Schichtstruktur mit Kapitel 6: Rückverdampfen von dotiertem GaAs in der MBE Probe 73 abgedampfte dotierte Schicht- Schichtdicke dicke insgesamt Löcherdichte A 0nm / 25nm 2,2×1013cm-2 B 25nm / 25nm nicht messbar C 50nm / 50nm nicht messbar D (30 ±5)nm / 55nm 1,4×1013cm-2 Tabelle 6.1: Aus Hall-Messungen bei T=300K bestimmte Löcherdichte für eine Serie von vier Proben, bei denen verschieden dicke C-dotierte GaAs-Schichten teilweise bzw. komplett rückverdampft wurden. Probe A überein, wobei aber in diesem Fall die 25nm C-dotierte GaAs-Schicht vor dem Weiterwachsen komplett abgedampft wurde. In Schichtstruktur C (Probe #11229) wurde die 25nm dicke, C-dotierte GaAs-Schicht durch 50nm C-dotiertes GaAs ersetzt und ebenfalls in einem zweifach durchgeführten Hochtemperaturschritt komplett rückverdampft. Bei Probe D (#11229) bewirkte ein einfach durchgeführter Hochtemperaturschritt ein Rückverdampfen von (30 ±5)nm einer insgesamt 55nm dicken C-dotierten GaAs-Schicht, was auf jeden Fall eine gewisse Leitfähigkeit erwarten lässt. Tabelle 6.1 zeigt eine Übersicht über die Probenserie und die aus Hall-Messungen bei Zimmertemperatur bestimmten Löcherdichten der vier Proben. Für die Referenzprobe A ohne Hochtemperaturschritt beträgt die Löcherkonzentration 2,2×1013cm-2, womit sich eine hohe Volumendotierung von 1,0×1019cm-3 ergibt. Bei Probe B, in der 25nm C-dotiertes GaAs komplett rückverdampft wurden, sind in den Hall-Messungen keine Löcher mehr messbar. Im Gegensatz zum Si scheint also das C bei einem Hochtemperaturschritt verloren zu gehen. Zu dem gleichen Ergebnis führt auch die HallMessung an Probe C, die nach dem kompletten Rückverdampfen von 50nm C-dotiertem GaAs ebenfalls keine messbare Löcherdichte mehr enthält. Für ein teilweises Rückverdampfen von (30 ± 5)nm einer 55nm dicken, C-dotierten GaAs-Schicht bei Probe D erhält man eine Löcherdichte von 1,4×1013cm-2. Von der ursprünglichen 55nm dicken, dotierten Schicht bleiben nach dem Hochtemperaturschritt noch (25 ± 5)nm erhalten, womit man aus Vergleich mit Referenzprobe A eine Löcherkonzentration von (2,2 ± 0.4)×1013cm-2 erwartet. Die für Probe D gemessene Dichte beträgt jedoch nur (66 ± 12)% von der erwarteten Dichte. Für diese geringe Löcherdichte kann keine durch den Hochtemperaturschritt hervorgerufene Ladungsträgerverarmung verantwortlich sein, da die für sie in Kapitel 6.1 abgeschätzte obere Grenze von 6,3×1010cm-2 Kapitel 6: Rückverdampfen von dotiertem GaAs in der MBE 74 viel zu gering ist. Es scheint daher plausibel, dass eine Diffusion der C-Atome während des Hochtemperaturschrittes für die geringe Dichte verantwortlich ist: Die C-Atome diffundieren aus dem Volumen in Richtung Substratoberfläche und werden dort zusammen mit dem GaAs abgedampft. Dadurch gehen auch C-Atome aus dem nicht rückverdampften Teil der Cdotierten GaAs-Schicht verloren. So sind anscheinend in dem nicht rückverdampften Teil der Probe D (34 ±12)% der C-Atome desorbiert worden. Die C-Atome zeigen damit im Vergleich zu den Si-Atomen ein vollkommen anderes Verhalten. Während der überwiegende Teil der nominell rückverdampften Si-Atome nicht verloren geht und an der Oberfläche bzw. Grenzfläche akkumuliert, gehen alle rückverdampften C-Atome verloren und selbst im nicht-rückverdampften Teil der C-dotierten GaAs-Schicht bleiben nicht alle Ladungsträger erhalten. Die möglichen Gründe für das unterschiedliche Verhalten der Dotierstoffe in Si- und C-dotiertem GaAs bei Rückverdampfen sollen im Folgenden genauer diskutiert werden: In Kapitel 6.1 wurde vermutet, dass während des Hochtemperaturschrittes ein Austausch zwischen Si-Atomen auf der Oberfläche und Ga-Atomen aus den darunter liegenden Monolagen stattfindet und daher die Si-Atome nicht verloren gehen. Da Si letztendlich einen Ga-Platz besetzt und als Donator wirkt, könnte die treibende Kraft für diesen Austauschprozess eine höhere Bindungsenergie von Si in GaAs als Ga in GaAs sein. Die Dotierwirkung der C-Atome dagegen geht beim Rückverdampfen verloren. Ein Austauschprozess zwischen C-Atomen an der Oberfläche und tiefer liegenden As-Atomen scheint nicht zu erfolgen, da ansonsten die C-Atome weiterhin als Akzeptoren wirken müssten und so die Dotierung erhalten bliebe. Die typischen Gitterplätze für die C-Atome sind die As-Plätze, weshalb die C-Atome in GaAs als Akzeptoren wirken. Der Einbau eines C-Atomes auf einem Ga-Platz wäre sehr ungewöhnlich und somit ist ein Austauschprozess zwischen den C-Atomen und Ga-Atomen während des Rückverdampfens sehr unwahrscheinlich. Eine tiefergehende Diskussion der atomistischen Prozesse während des Rückverdampfens von Si- bzw. C-dotiertem GaAs ist an dieser Stelle nicht möglich. In den durchgeführten Experimenten wird lediglich die nach dem Rückverdampfungsschritt vorliegende Ladungsträgerkonzentration bestimmt, was somit nur indirekte Rückschlüsse über den Verbleib der Dotierstoffe erlaubt. Auf die detaillierten Vorgänge an der Probenoberfläche während des Temperschrittes haben diese Messungen keinen Zugang. Kapitel 6: Rückverdampfen von dotiertem GaAs in der MBE 6.3 Auswirkungen des Rückverdampfens auf Si-implantierte Rückkontakte Anhand von C(V)-Messungen und Hall-Messungen konnte in Kapitel 6.1 gezeigt werden, dass ein großer Anteil der Si-Atome in einer Si-dotierten GaAs-Schicht beim Rückverdampfen nicht verloren geht, sondern an der Oberfläche, die durch das Abdampfen neu entstanden ist, akkumuliert. Diese Eigenschaft des Dotierstoffes hat für die Realisierung eines FIB-implantierten Si-Rückkontaktes gravierende Auswirkungen, die im Folgenden detailliert diskutiert werden: Wie in Kapitel 3.2 beschrieben, erzeugt die Ionenimplantation ein nahezu gaußförmiges Tiefenprofil der Si-Atome, das durch eine mittlere Eindringtiefe und eine spezifische Halbwertsbreite beschrieben wird. Dieses Tiefenprofil der implantierten SiIonen kann mit dem Programm SRIM 2000 [Zie85] simuliert werden. Ein einmalig ausgeführter Hochtemperaturschritt bewirkt das Rückverdampfen von ca. 30nm GaAs. Hierbei entsteht eine neue Substratoberfläche, an der sich ca. 73% des Si aus der abgedampften Schicht ansammelt, wobei die exakte Verteilung des Überschusssiliziums nicht bekannt ist. Für die folgende Abschätzung wird angenommen, dass sich die zusätzlichen SiAtome nicht δ–förmig an der Oberfläche befinden, sondern durch Diffusion gleichmäßig bis zu einer Tiefe von 5nm unter der neuen Oberfläche verteilt sind, was sicherlich ein stark vereinfachtes Modell ist. Das ursprünglich gaußförmige Tiefenprofil der Si-Atome wird dementsprechend additiv um diesen Beitrag moduliert. Abbildung 6.3 zeigt die so simulierte Abbildung 6.3: Simulierte Si-Verteilung nach der Implantation von 4×1012cm-2 Si-Ionen bei 30kV Beschleunigungsspannung mit und ohne einen einmalig durchgeführten Hochtemperaturschritt, der ein Abdampfen von ca. 30nm GaAs bewirkt. Die ursprüngliche Si-Verteilung wurde mit dem Programm SRIM 2000 simuliert [Zie85]. 75 Kapitel 6: Rückverdampfen von dotiertem GaAs in der MBE Verteilung der Si-Atome bei einer Implantation von 4×1012cm-2 Si-Ionen mit einer Energie von 30keV. Diskutiert wird im Folgendem der Übersichtlichkeit halber nicht die Verteilung der aktivierten, als Donatoren wirkenden Si-Atome, sondern die Verteilung aller Si-Atome: Wird kein Hochtemperaturschritt in der MBE ausgeführt, so befindet sich das Maximum der Si-Dichte 29nm unterhalb der Oberfläche und die Si-Konzentration beträgt dort 8×1017cm-3. An der Oberfläche selbst ist die Dichte mit ca. 1×1017cm-3 deutlich geringer. Für den Fall eines durchgeführten Abdampfschrittes zeigt die Si-Dichte eine deutlich andere Verteilung: In unmittelbarer Nähe der Oberfläche findet man eine deutlich erhöhte Si-Konzentration; unter den diskutierten Annahmen beträgt die Konzentration dort 4×1018cm-3. Falls die Si-Diffusion ins Volumen sehr gering ist, erhält man sogar eine nahezu δ-förmige Verteilung des Überschusssiliziums an der Oberfläche bzw. der Grenzfläche. Das Abdampfen führt also zu einer hohen Dotierung direkt an der Oberfläche und das Maximum der Si-Verteilung befindet sich nicht mehr 30nm unterhalb der Oberfläche, wie es vor dem Abdampfen der Fall war. Die Implantation von 30keV Si-Ionen erzeugt nach der SRIM Simulation ca. 370 Fehlstellen pro implantiertes Si-Ion. Abbildung 6.4 zeigt die Tiefenverteilung der Fehlstellen bei einer Implantationsdosis von 4×1012cm-2. Das Maximum der erzeugten Fehlstellen liegt mit 16nm deutlich näher an der Oberfläche als das Maximum der Si-Dichte, das sich in einer Tiefe von 29nm befindet. Die markierte Fläche unter der Verteilungskurve entspricht dem Abbildung 6.4: Simulierte Fehlstellendichte nach der Implantation von 4×1012cm-2 Si-Ionen bei 30kV Beschleunigungsspannung, wobei komplexe Gitterfehler nicht berücksichtigt wurden. Die Verteilung wurde mit dem Programm SRIM 2000 simuliert. Eingezeichnet ist die Position der neuen Oberfläche, die nach dem einmaligen Durchführen des Hochtemperaturschritts entsteht. 76 Kapitel 6: Rückverdampfen von dotiertem GaAs in der MBE Volumen, das durch einen Hochtemperaturschritt abgedampft wird. Die Fehlstellendichte ist in einer Tiefe von 30nm, also an der Stelle, an der die neue Oberfläche nach dem Abdampfen entsteht, geringfügig höher als an der ursprünglichen Oberfläche. Durch die hohe Temperatur während des Hochtemperaturschrittes werden jedoch nahezu alle Fehlstellen ausgeheilt. Ein zweimalig durchgeführter Hochtemperaturschritt würde das Rückverdampfen von 60nm GaAs bewirken. In dieser Tiefe beträgt die ursprüngliche Fehlstellendichte ohne Berücksichtigung eines Ausheileffektes dann nur noch ca. 20% der Fehlstellendichte an der Oberfläche. Ein mehrmals durchgeführter Hochtemperaturschritt erhöht für eine Implantation von 30keV Si-Ionen also nicht nur die Dichte der Si-Atome an der neuen Oberfläche, sondern verringert auch die Dichte der Fehlstellen in diesem Bereich. Dieser Effekt wird in Kapitel 7.3.3 in Form eines dreimalig ausgeführten Hochtemperaturschrittes genutzt. Zusammenfassend ergeben sich für die Si-Implantation folgende Vorteile eines in der MBE durchgeführten Hochtemperaturschrittes und des damit einhergehenden Abdampfens von GaAs: 1. Das Maximum der Si-Dichte liegt direkt an der neu entstandenen Oberfläche, was ein kontrolliertes Einstellen des Abstandes der nachfolgenden aktiven Schichten (z.B. der InAs-Quantenpunkte) zum implantierten Rückkontakt ermöglicht. 2. Die Dichte der Si-Atome ist lokal deutlich höher, sodass schon eine geringere Implantationsdosis ausreichen sollte, um einen leitfähigen Bereich zu realisieren, der bei T=4,2K nicht ausfriert. Die Verwendung einer geringeren Dosis erzeugt weniger Störstellen und verbessert so die Schichtqualität der anschließend gewachsenen Schichtstruktur. 3. Im Falle mehrmaliger Durchführung des Hochtemperaturschrittes erreicht die neue Oberfläche eine Tiefe, die keine oder nur wenige Fehlstellen mehr enthält. 4. Es wird vermutet, dass während des Rückverdampfens ein Austausch von Si-Atomen von der Oberfläche und tiefer liegenden Ga-Atomen stattfindet und sich die Si-Atome daher nach dem Hochtemperaturschritt auf einem Ga-Platz befinden, wo sie als Donatoren wirken. Unter Umständen erhält man durch das Rückverdampfen in der MBE eine höhere Aktivierung des Si als bei Durchführung eines ex-situ Ausheilschrittes im RTA bei identischer Temperatur. Neben diesen deutlichen Vorteilen bringt das mit einem Rückverdampfen von GaAs verbundene Ausheilen in der MBE auch einige Nachteile gegenüber einem ex-situ Ausheilschritt im RTA mit sich. So ist die Temperaturkontrolle im RTA mit Hilfe eines Pyrometers während des Aufheizvorganges deutlich genauer und es kommt nicht, wie in der 77 Kapitel 6: Rückverdampfen von dotiertem GaAs in der MBE MBE, zu einem schwer reproduzierbaren Temperaturüberschwinger. Der Ausheilschritt in der MBE ist somit im Vergleich zum RTA-Ausheilschritt deutlich undefinierter. Weiterhin stellt sich die Frage, wie stark das Si, das während des Rückverdampfens an der Probenoberfläche akkumuliert, lateral diffundiert. Da die Diffusion auf der Probenoberfläche deutlich größer ist als die Diffusion im Volumen, ist es vorstellbar, dass die implantierten Bereiche bei einem in der MBE durchgeführten Ausheilschritt stärker „verschmieren“ und sich so die Auflösung der realisierbaren Strukturen stärker verringert, als dies bei einem ex-situ im RTA durchgeführten Ausheilschritt der Fall ist.Equation Section 7 78 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 7 InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 7.1 Das Konzept und die Herausforderungen Für die Realisierung einer „µ-LED“, bei der die Quantenpunkte in den intrinsischen Bereich einer pin-Diode eingebettet sind (siehe Kapitel 8 für eine genauere Beschreibung des Bauelementedesigns und des Prozesses), sind verschiedene Prozessschritte durchzuführen. Zunächst wird der erste Teil der Schichtstruktur in der MBE gewachsen und anschließend unter Vakuum in die fokussierte Ionenstrahlanlage transferiert, in der eine lokale p-Dotierung des angewachsenen GaAs in Form eines schmalen Streifens erfolgt. Nach Rücktransfer in die MBE findet das Wachsen der InAs-Quantenpunkte und der n-dotierten Schicht statt. Die Kreuzungsfläche zwischen einem später geätzten n-Streifen und dem implantierten p-Streifen bildet so die aktive Fläche der pin-Diode, die im sub-µm2 Bereich liegt (siehe Abbildung 8.1). Die Methode des Überwachsens von lokal implantationsdotiertem GaAs ermöglicht weiterhin Tunnelexperimente an wenigen oder eventuell einzelnen InAs-Quantenpunkten. Dazu werden die Quantenpunkte im undotierten GaAs eingebettet und haben jeweils einen Abstand von ca. 20nm zu einem lokal dotierten Rückkontakt unterhalb und zu einem strukturierten Oberflächengate oberhalb der Quantenpunkte. Als Funktion der Gatespannung tunneln die Elektronen bzw. die Löcher aus dem Rückkontakt durch einen Quantenpunkt in das Oberflächengate. Bei der Zielsetzung dieser Arbeit, der Realisierung einer µ-LED mit eingebetteten InAs-Quantenpunkten, liegt der Fokus auf der Erarbeitung der aufwändigen Technologie und der Lösung der mit dem Herstellungsprozess verbundenen Herausforderungen und nicht auf der Charakterisierung der letztlich realisierten µ-LED und den daran durchgeführten Messungen an einzelnen Quantenpunkten. Für die diskutierten Anwendungen unterliegt der Prozess aus Implantation und anschließendem Überwachsen mit den Quantenpunkten folgenden Randbedingungen: 1. Die Quantenpunkte müssen frei von Defekten wie z.B. Versetzungen sein, damit sie die gewünschten optischen und elektrischen Eigenschaften erfüllen. 2. Der Abstand zwischen dem Rückkontakt und den Quantenpunkten darf nicht größer als ca. 20nm (p-dotierter Rückkontakt) bzw. 40nm (n-dotierter Rückkontakt) sein. Diese obere Grenze ergibt sich daraus, dass bei den weiter oben diskutierten Bauelementen die Ladungsträger bei bestimmten Diodenspannungen aus dem Rückkontakt durch die Barriere in den Quantenpunkt tunneln sollen, damit sie die 79 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 80 Quantenpunktzustände sequentiell als Funktion der Spannung besetzen. Für größere als die erwähnten Abstände ist ein solcher Tunnelprozess der Ladungsträger nicht mehr beobachtbar. 3. Der Rückkontakt muss in einer definierten Tiefe liegen, d.h. der effektive Abstand zu den Quantenpunkten darf sich durch eine Verarmungszone nicht deutlich ändern. 4. Die implantierten Bereiche müssen auch bei tiefen Temperaturen noch gut leitfähig sein, d.h. die Ladungsträger dürfen nicht ausfrieren. 5. Die Rückkontakte müssen mit einer genügend hohen lateralen Auflösung realisiert werden, um den aktiven Bereich der angestrebten Bauelemente minimieren zu können, sodass sich in ihm möglichst wenige bzw. nur ein einzelner InAs-Quantenpunkt befinden. Da der Gesamtprozess sehr komplex ist, wurde er soweit wie möglich in Teilschritte zerlegt. Diese Teilschritte wurden separat optimiert. So werden in Kapitel 7.2 die Ergebnisse zur Simulation der mit dem Probentransfer verbundenen Wachstumspause diskutiert und gezeigt, dass optisch aktive Quantenpunkte nach einer Wachstumspause und dem Wachsen einer dünnen GaAs-Schicht, die später als Tunnelbarriere zwischen Rückkontakt und Quantenpunkten wirken soll, abgeschieden werden können. In Kapitel 7.3 wird die Qualität der auf implantierten Bereichen gewachsenen Quantenpunkte für drei verschiedene in der MBE ausgeführte Ausheilschritte untersucht: 1) Moderate Ausheilschritte bis 650°C, 2) Ausheilschritte bei 720°C mit „AlAs- Rückverdampfungs-Stoppschicht“ und 3) Ausheilschritte bei 730°C mit Rückverdampfen von GaAs. Die Diskussion aller drei Ausheilschritte gliedert sich jeweils in die Be- und SiImplantation, wobei folgende Aspekte schwerpunktmäßig behandelt werden: Die Untersuchung der optischen Qualität der InAs-Quantenpunkte anhand von PL-Messungen auf den implantierten Gebieten und die Charakterisierung des implantierten Rückkontaktes mittels Hall-Messungen. Am Ende des Kapitels 7.3 werden dann die Ergebnisse der Kapazitätsspektroskopie an InAs-Quantenpunkten unter Verwendung implantierter Rückkontakte diskutiert. Diese C(V)Messungen bilden einen ultimativen Test, um zu überprüfen, ob die implantierten Rückkontakte und die darauf abgeschiedenen InAs-Quantenpunkte den weiter oben beschriebenen Bedingungen genügen, d.h. ein Tunneln zwischen Rückkontakt und Quantenpunkten möglich ist. So ist ein Signal der Quantenpunkte im C(V)-Spektrum nur zu erkennen, wenn diese defektfrei sind (Punkt 1), die Tunnelbarriere zwischen Quantenpunkten Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 81 und Rückkontakt nicht zu groß ist (Punkt 2 und 3) und der Rückkontakt genügend leitfähig ist (Punkt 4). 7.2 Wachstum von InAs-Quantenpunkten nach einer Wachstumspause Im folgenden Abschnitt wird der Einfluss einer Wachstumspause, die den Transferprozess aus der MBE-Anlage in die FIB-Anlage und zurück simuliert, auf das anschließende Wachstum von InAs-Quantenpunkten untersucht. Dazu wurde zunächst das Substrat in der MBE mit einem Übergitter aus 20 Perioden AlAs/GaAs (2nm/2nm), gefolgt von 300nm GaAs geglättet, anschließend das Wachstum unterbrochen und die Probe dann für ca. 12 Stunden in der Ladekammer der MBE bei einem Druck von ca. 5×10-8 Torr aufbewahrt. Während dieser Wachstumspause ist die GaAs-Oberfläche einer Gasdosis von 2,2×10-3 Torr⋅s=2000 Langmuir ausgesetzt. Dies entspricht in etwa der Gasdosis, die während des Vakuum-Transfers in die FIB-Anlage und zurück zusammen mit dem Implantationsprozess selbst anfällt. Aus der Ladekammer gelangte die Probe zurück in die Wachstumskammer, in der zunächst 3nm-GaAs zur Glättung der Oberfläche, gefolgt von den InAs-Quantenpunkten abgeschieden wurden. Das Überwachsen der Quantenpunkte erfolgte wie bei der in Kapitel 4.4 beschriebenen Kapazitätsstruktur, d.h. 30nm-GaAs, gefolgt von einem GaAs/AlAsÜbergitter (1nm/3nm) und schließlich 10nm GaAs. Eine ohne Wachstumsunterbrechung hergestellte Probe diente als Referenz, um den Einfluss einer eventuellen Oberflächenverunreinigung nachweisen zu können. Hierbei ist zu betonen, dass die Quantenpunkte in beiden Proben unter völlig identischen Wachstumsparametern hergestellt wurden, um die PL-Spektren untereinander vergleichen zu können. 7.2.1 Wachstumspause ohne Schutz der Oberfläche Abbildung 7.1 zeigt die Photolumineszenzspektren der Referenzprobe #11294 ohne Wachstumsunterbrechung und der Probe #11290, die mit einer 12-stündigen Wachstumspause hergestellt wurde. Die Photolumineszenzamplitude der Probe mit Wachstumspause beträgt nur ca. 20% der Signalstärke der Referenzprobe, die Positionen der Photoluminszenzmaxima der beiden Kurven stimmen jedoch im Rahmen der Reproduzierbarkeit der Probenherstellung überein. Da der einzige Unterschied der beiden Proben in der Wachstumsunterbrechung liegt, muss diese die Ursache für die deutliche Abnahme der Photolumineszenzintensität der Probe #11290 sein. Während der Wachstumspause ist die GaAs-Oberfläche für 12 Stunden einem erheblich schlechteren (mehr als zwei Größenordnungen) Druck ausgesetzt. Hierbei lagern sich Verunreinigungen auf der GaAs-Oberfläche ab, die anschließend mit in das Kristallgitter Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten eingebaut werden und so als Störstellen wirken. Die Quantenpunkte sind von diesen Störstellen nur durch die 3nm dicke GaAs-Schicht zwischen Wachstumspausen-Grenzfläche und Quantenpunktebene getrennt. Offensichtlich reicht diese Pufferschicht nicht aus, um den Einfluss der Störstellen auf die Quantenpunkte auszuschließen. Die Störstellen wirken als nicht-strahlende Rekombinationszentren und schwächen so die Photolumineszenzausbeute. Die PL-Spektren in Abbildung 7.1 wurden mit einer Überlagerung aus drei Gaußkurven angepasst, sodass die PL-Halbwertsbreite der einzelnen Maxima ermittelt werden konnte. Bei der Probe ohne Wachstumsunterbrechung betragen die Halbwertsbreiten der s-s- bzw. p-p-Rekombination ∆Ess=30meV und ∆Epp=42meV, zwischen den beiden Maxima ist ein deutliches Minimum im Photolumineszenzspektrum zu erkennen. Dies zeugt von einer sehr homogenen Größenverteilung der InAs-Quantenpunkte. Bei der Probe mit Wachstumsunterbrechung bleibt die Halbwertsbreite der s-s-Rekombination nahezu unverändert, die Halbwertsbreite der p-p-Rekombination jedoch erhöht sich auf Epp=67meV, was zu einem schwächer ausgeprägten Minimum zwischen den Maxima führt. Dies ist ein Hinweis auf eine geringfügig inhomogenere Größenverteilung der InAs-Quantenpunkte. Eine mögliche Ursache könnte die Entstehung einer raueren GaAs-Oberfläche durch die Wachstumsunterbrechung sein, die nach dem Abscheiden der 3nm GaAs noch nicht wieder vollständig geglättet ist. Die Diffusion des In auf dieser Oberfläche ist somit beeinträchtigt, was zu der inhomogeneren Größe und Form der InAs-Inseln führt. Offenbar sind die Energie [eV] 1,3 1,2 1 ohne Wachstumsunterbrechung mit Wachstumsunterbrechung 0,6 PL-Iintensität [a.u.] 1,1 0,4 0,2 0,0 980 1050 1120 1190 1260 1330 Wellenlänge [nm] Abbildung 7.1: Photolumineszenzspektren der Proben #11294 ohne Wachstumsunterbrechung und der Probe #11290 mit Wachstumsunterbrechung. Nach der Wachstumspause wurde vor dem Wachsen der InAsQuantenpunkte eine 3nm dicke GaAs-Schicht zur Glättung der Oberfläche abgeschieden. Die Wachstumspause bewirkt eine deutliche Abnahme der Photolumineszenzamplitude um den Faktor fünf im Vergleich zur Referenzprobe. 82 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten Auswirkungen einer inhomogeneren Größenverteilung auf den PL-Grundzustand geringer als für den angeregten Zustand. Ein Grund hierfür könnte darin liegen, dass die angeregten Zustände energetisch höher liegen. Die geringen Unterschiede in der Quantenpunktform und Größe bewirken anscheinend überwiegend eine Veränderung des Einschlusspotentials bei höheren Energien. Im Bereich des Potentialminimums bleibt das Einschlusspotential nahezu unverändert und der Grundzustand wird durch die geringe Größenschwankung kaum beeinflusst. Bimberg et al. [Bim99] berechnet die PL-Halbwertsbreite für ein Ensemble von Quantenpunkten mit gaußförmiger Größenverteilung und kommt zu dem Ergebnis, dass die PL-Halbwertsbreite für höhere Übergänge zunimmt, die inhomogene Größenverteilung also auf die angeregten Zustände einen größeren Einfluss hat. Diese Berechnung stützt die zuvor angeführte Erklärung der Zunahme der PL-Halbwertsbreiten des angeregten Zustands bei der Probe mit Wachstumspause. Es lässt sich also festhalten, dass eine Wachstumsunterbrechung von zwölf Stunden, gefolgt vom Abscheiden einer 3nm dicken GaAs-Schicht zur Oberflächenglättung sowohl zu einer deutlichen Abnahme der Amplitude des Photolumineszenzsignals als auch zu einer inhomogeneren Größenverteilung der InAs-Quantenpunkte führt. 7.2.2 Wachstumspause mit As-Schutzschicht Wie im vorigen Kapitel gezeigt wurde, beeinträchtigen die mit der Wachstumspause verbundenen Störstellen das folgende Wachstum der InAs-Quantenpunkte. Eine 3nm dicke GaAs-Schicht vor dem Abscheiden der InAs-Inseln reicht nicht aus, um einen Einfluss der Wachstumspause auf die optische Qualität der Quantenpunkte auszuschließen. Gegenüber einer Referenzprobe ohne Wachstumsunterbrechung hat die Photolumineszenzamplitude erheblich abgenommen. Um den Einfluss der Wachstumsunterbrechung zu minimieren, könnte die Dauer der Wachstumspause verringert oder der Druck, dem die Probe während dieser Zeit ausgesetzt ist, minimiert werden. Da diese Parameter aber durch den Gesamtprozess vorgegeben sind, muss man nach anderen Wegen zur Reduzierung des Einflusses der Wachstumspause suchen. Ein vielversprechender Ansatz zur Minimierung der GaAs-Oberflächenverunreinigung ist die Verwendung einer amorphen As-Schicht zum Schutz der Oberfläche. Die As-Schicht wird vor der Wachstumsunterbrechung auf der GaAs-Oberfläche abgeschieden und vor dem Weiterwachsen wieder abgedampft. Auf die Eigenschaften dieser As-Schicht soll im Folgenden näher eingegangen werden: In einer herkömmlichen As-Effusionszelle wird ein As-Stab erhitzt, wobei sich ein Dampfdruck aus As4-Molekülen einstellt [Kün82]. Für diese Arbeit stand eine spezielle „As- 83 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten Cracker-Zelle“ (500V – As Mark IV Valved Cracker) der Firma EPI zur Verfügung, die über ein Ventil zur kontinuierlichen Einstellung des As-Flusses verfügt. Bei dieser Cracker-Zelle durchlaufen die As4-Moleküle ein hitzebeständiges, heizbares Tantalrohr, den sogenannten Cracker-Bereich. Wird die Temperatur im Cracker-Bereich auf über 800°C erhöht, so werden die As4-Moleküle in As2-Moleküle, sogenannte As-Dimere, aufgespalten. Weder die AsDimere noch die As4-Moleküle bleiben bei Temperaturen oberhalb von 300°C auf einer GaAs-Oberfläche haften. Bei Zimmertemperatur jedoch ist der Haftkoeffizient des As2 von Null verschieden, was das Abscheiden einer amorphen As-Schicht auf der GaAs-Oberfläche ermöglicht. Mit As4 ist das Aufbringen einer amorphen As-Schicht prinzipiell auch möglich, jedoch werden hierfür Temperaturen unterhalb von 0°C benötigt [Ber92]. Im Rahmen dieser Arbeit wurde daher folgender Prozess zur Herstellung einer As-Schutzschicht unter Verwendung von Dimeren eingesetzt: Nach dem Wachsen der zu schützenden GaAs-Schicht wurde die Substratheizung abgeschaltet und die Probe bei geschlossenem As-Ventil für 30min abgekühlt, sodass das Thermoelement eine Temperatur von ca. 90°C anzeigte. Da das Pyrometer in diesem Temperaturbereich nicht mehr arbeitet und das Thermoelement die Probe nicht direkt berührt, war die tatsächliche Probentemperatur nicht bekannt. Anschließend wurden 30min As2 bei einem Fluss von 8×10-6 Torr abgeschieden. Die resultierende Entstehung einer amorphen AsSchicht auf der GaAs-Oberfläche konnte mit Hilfe des RHEED-Bildes nachgewiesen werden: Vor dem Öffnen des As-Ventils ließen sich deutlich mehrere Beugungsspots erkennen. Mit dem Anbieten des As2-Flusses nahm die Intensität der Beugungsspots mit der Zeit rasch ab, bis sie nach ca. einer Minute völlig verschwanden. Der Grund hierfür liegt darin, dass die auf der Oberfläche entstehende As-Schicht amorph ist und daher keine Periodizität aufweist, die zu einem Beugungsbild führen könnte. Die Dicke dieser amorphen As-Schicht konnte in einem getrennten Experiment mit Hilfe von Röntgenstrahl-Kleinwinkelstreuung zu 30nm bestimmt werden. Nach Vollenden der Wachstumspause musste die As-Passivierungsschicht wieder entfernt werden. Dies war durch langsames Aufheizen der Probe in der Wachstumskammer bei geschlossenem As-Ventil möglich. Bei einer Temperatur von ca. 400°C verdampfte die As-Schicht von der GaAs-Oberfläche, was zu einem geringen, kurzzeitigen Druckanstieg führte. Gleichzeitig war auf dem RHEED-Schirm das Beugungsbild zu erkennen, ein Hinweis darauf, dass die As-Schicht komplett desorbiert war und die GaAs-Oberfläche wieder frei lag. Auf diese Weise ließ sich eine As-Schicht zum Schutz der Oberfläche realisieren, die nach der Wachstumspause in der Wachstumskammer rückstandsfrei abgedampft werden konnte. 84 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten Energie [eV] 1,3 1,2 1,1 1 0,6 PL-Intensität [a.u.] ohne Wachstumspause 0,4 mit Wachstumspause mit As2-Schutzschicht 0,2 0,0 mit Wachstumspause ohne As2-Schutzschicht 980 1050 1120 1190 1260 1330 Wellenlänge [nm] Abbildung 7.2: Photolumineszenzspektren für drei verschiedene Proben: Probe #11294 wurde ohne Wachstumsunterbrechung hergestellt und diente als Referenzprobe. Die beiden anderen Proben waren einer Wachstumspause von 12 Stunden ausgesetzt, wobei die Oberfläche der Probe #11291 während dieser Zeit durch eine As-Schutzschicht geschützt wurde, die Probe #11290 dagegen ungeschützt war. Abbildung 7.2 zeigt PL-Spektren für eine Probe mit As-Schutzschicht (#11291), für eine Probe ohne Schutzschicht und eine Referenzprobe ohne Wachstumspause. Die Quantenpunkte wurden für alle drei Proben mit identischen Prozessparametern abgeschieden, und ihre Quantenpunktdichte beträgt ca. 2×1010cm-2. Für die beiden Proben mit Wachstumspause wurden nach der Wachstumspause jeweils 3nm GaAs zur Glättung der Oberfläche gewachsen. Bei der Probe mit As-Schutzschicht nahm die PL-Intensität des Grundzustandes gegenüber der Referenzprobe ohne Wachstumsunterbrechung auf ca. 65% ab, lag damit aber immer noch mehr als dreimal so hoch wie das Signal der Probe mit Wachstumspause ohne Schutzschicht. Die Resonanzpositionen der s-s-Rekombinationen stimmten bei allen drei Proben bis auf 6meV überein, was im Bereich der Schwankungen liegt, die von Probe zu Probe bei identischen Wachstumsbedingungen zu beobachten sind. Tabelle 7.1 zeigt die Halbwertsbreiten des PL-Grund- und ersten angeregten Zustands der drei Proben. Die Halbwertsbreite des PL-Grundzustandes stimmt für alle drei Proben überein, die des ersten angeregten Zustandes jedoch ist für die Probe ohne Wachstumsunterbrechung am kleinsten und für die Probe mit Wachstumspause ohne As-Schutzschicht am größten. Die Messungen an den drei Proben zeigen also, dass die Verwendung einer AsSchutzschicht während einer Wachstumsunterbrechung das anschließende Wachstum der InAs-Quantenpunkte deutlich verbessert. Die Photolumineszenz-Signalstärke nähert sich der einer ohne Wachstumsunterbrechung hergestellten Probe an, und die Halbwertsbreite des angeregten Zustandes wird im Vergleich zur Probe mit Wachstumspause ohne As- 85 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 86 Schutzschicht deutlich verringert, was für eine homogenere Größenverteilung der Quantenpunkte spricht. Probe Referenzprobe ohne Wachstumsunterbrechung Probe mit Wachstumspause ohne As-Schutzschicht Probe mit Wachstumspause mit As-Schutzschicht Halbwertsbreite des Halbwertsbreite des Grundzustandes angeregten Zustandes 30meV 42meV 30meV 67meV 30meV 55meV Tabelle 7.1: Aus gaußförmiger Kurvenanpassung bestimmte Halbwertsbreite des PL-Grundzustandes und des ersten angeregten Zustandes für die drei verschiedenen Proben: ohne Wachstumspause, mit Wachstumspause ohne As-Schutzschicht und mit Wachstumspause und passivierender As-Schutzschicht. 7.3 Wachstum von InAs-Quantenpunkten auf Si- und Be- implantierten Bereichen Wie in Kapitel 7.2 gezeigt werden konnte, lassen sich InAs-Quantenpunkte guter optischer Qualität nach einer Wachstumsunterbrechung abscheiden, wenn die GaAs-Oberfläche während der Wachstumspause mit einer As-Schutzschicht abgedeckt ist. Zur Glättung der Oberfläche reicht das Wachstum einer 3nm dicke GaAs-Schicht nach der Desorption der AsSchutzschicht und vor dem Wachstum der Quantenpunkte aus. Im Folgenden wird zunächst der Einfluss der As-Schutzschicht auf die Si- und Be-Implantation diskutiert und anschließend das Wachstum von InAs-Quantenpunkten auf den implantierten Bereichen untersucht. Zuvor erfolgt jedoch eine kurze Erläuterung des Prozessablaufs der Probenherstellung inklusive der Ionenimplantation, wie er in Abbildung 7.3 schematisch dargestellt ist: In einem ersten MBE-Schritt wurde das Substrat mit einem Übergitter aus 20 Perioden AlAs/GaAs (2nm/2nm), gefolgt von 300nm GaAs geglättet und anschließend, wie in Kapitel 7.2.2 beschrieben, eine ca. 30nm dicke As-Schutzschicht abgeschieden. Für den Probentransfer von der MBE-Anlage zur FIB-Anlage stand ein transportabler Vakuumkoffer mit eingebauter Ionengetterpumpe zur Verfügung, in dem ein Druck von ca. 1×10-8 Torr herrschte. In der FIB-Anlage wurden verschiedene Bereiche der Probe mit 100keV Be- bzw. Si-Ionen implantiert, wobei in der Regel die Implantationsdosis systematisch variiert wurde. Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten (a) (b) AS2 Ionenstrahl Vakuumtransfer GaAs 87 (c) Vakuumtransfer GaAs InAs QD GaAs GaAs dotiert Abbildung 7.3: Schematischer Ablauf der Realisierung eines implantierten Si- oder Be-Rückkontaktes mittels fokussierter Ionenstrahlimplantation. a) Anwachsen des Substrates und Abscheiden der 30nm dicken AsSchutzschicht b) Implantation von Si- bzw. Be-Ionen c) Erwärmen des Substrats in der MBE führt zum Verdampfen der As-Schutzschicht. Anschließend wird eine Tunnelbarriere von 25nm GaAs, gefolgt von den InAs-Quantenpunkten abgeschieden. Nach der Ionenimplantation gelangte die Probe unter Vakuum zurück in die MBE-Anlage. Dort ließ sich die As-Passivierungsschicht durch langsames Aufheizen der Probe abdampfen. Anschließend wurde die Schichtstruktur so zu Ende gewachsen, dass sich eine einer Kapazitätsstruktur entsprechenden Schichtfolge ergibt: 25nm GaAs, gefolgt von InAsQuantenpunkten, die mit 30nm GaAs, einem AlAs/GaAs-Übergitter und 10nm GaAs an der Oberfläche überwachsen wurden (siehe Abbildung 4.7 bzw. Abbildung 5.1 für eine Skizze des Bandverlaufes). Als Resultat erhält man eine Probe, bei der sich identisch gewachsene InAs-Quantenpunkte auf mit unterschiedlichen Parametern implantierten Bereichen befinden. Durch separate Messungen an diesen Bereichen kann man nun den Einfluss der verschiedenen Implantationsparameter untersuchen, ohne Unsicherheiten durch Variationen im Herstellungsprozess der Quantenpunkte berücksichtigen zu müssen. Da die implantierten Bereiche nach dem Überwachsen unter dem Mikroskop nicht mehr sichtbar sind, wurden bei höheren Dosen sogenannte Markierungskreuze gesputtert, an denen die Lithographieschritte zur Strukturierung der Probe ausgerichtet werden konnten. Die dabei verwendeten Masken und die implantierten Geometrien sind in Kapitel 3.2 beschrieben. Es stellt sich die Frage, welchen Einfluss die 30nm dicke As-Schutzschicht auf die Ionenimplantation hat. Wie in Kapitel 3.2 beschrieben, erzeugt die Implantation ein nahezu gaußförmiges Tiefenprofil der implantierten Ionen, charakterisiert durch eine spezifische Eindringtiefe und Halbwertsbreite. Bei der Implantation von Si- bzw. Be-Ionen geht vermutlich der Anteil der Ionen, der in der As-Schicht stecken geblieben ist, während des Abdampfens dieser Schicht verloren und trägt somit nicht zur Dotierung bei. Abbildung 7.4 zeigt die mit dem Programm SRIM 2000 [Zie85] simulierte Verteilung der implantierten Si- und Be-Atome für eine Flächendosis von 4 ×1012 Ionen/cm2 bei 100keV Ionenenergie in einer GaAs-Schicht, die mit 30nm As bedeckt ist. Aus der dargestellten -3 Dichte [cm ] Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 3x10 17 2x10 17 100keV Si- bzw. Be-Implantation 12 -2 Flächendosis 4 ×10 cm Grenzfläche As / GaAs Be Si 1x10 88 17 0 0 100 200 300 400 500 600 Tiefe [nm] Abbildung 7.4: Simulierte Si- und Be-Verteilung bei der Implantation von 4×1012Ionen/cm2 mit 100keV Ionenenergie in GaAs, das mit einer 30nm dicken As-Schicht bedeckt ist. Die gestrichelte Linie markiert die Grenzfläche zwischen der As-Schicht und dem GaAs. Die Verteilungen wurden mit dem Programm SRIM 2000 simuliert [Zie85]. Konzentration der Ionen lässt sich unter Berücksichtigung des Aktivierungsgrades die Dotierkonzentration bestimmen, die sich nach einem Ausheilschritt einstellt. Die gestrichelte Linie markiert die Grenze zwischen der As-Schicht und dem GaAs und teilt die Fläche unter der Tiefenprofilkurve in zwei Bereiche. Die linke Fläche entspricht der Anzahl der Atome pro Fläche, die in der As-Schicht gestoppt werden und dementsprechend nicht mehr zur Dotierung beitragen. Die rechte Fläche hingegen gibt die Anzahl der Atome wieder, die die As-Schicht durchdringen, im GaAs verbleiben und somit zur Dotierung beitragen. Im Fall der Implantation von 100keV Si-Ionen liegt das Maximum der Ionenverteilung in ca. 100nm Tiefe, wobei 92% der implantierten Ionen die As-Schicht durchdringen, also effektiv implantiert werden. Bei der Implantation von 100keV Be-Ionen liegt das Maximum der Tiefenverteilung mit 350nm deutlich tiefer und nur ca. 0,8% der Ionen gehen in der AsSchicht verloren, sodass 99,2% der Be-Ionen effektiv implantiert werden. Zusammenfassend kann man sagen, dass eine As-Schutzschicht von 30nm Dicke kein Hindernis für eine effektive Implantationsdotierung darstellt, da der überwiegende Teil der Ionen das GaAs erreicht. Für den zu realisierenden Rückkontakt ist es günstig, wenn dieser ein „scharfes“ Dotierprofil aufweist, d.h. der den Quantenpunkten am nächsten liegende Teil des Dotierprofils soll eine möglichst hohe Dotierung aufweisen. Ist dies nicht der Fall, so friert bei tiefen Temperaturen der oberste Bereich des Rückkontaktes aus, und der effektive Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 89 Abstand zwischen Quantenpunkten und Rückkontakt vergrößert sich. Unter diesem Gesichtspunkt verbessert die Verwendung einer As-Schutzschicht das Dotierprofil im GaAs: So liegt bei einer Si-Implantationsdosis von 4 ×1012 Ionen/cm2 nach dem Abdampfen der AsSchicht an der GaAs-Oberfläche eine Volumenkonzentration der Si-Atome von 1,5 ×1017 cm-3 vor. Ohne As-Schutzschicht würde die Konzentration an der Oberfläche nur 5 ×1016 cm-3 betragen, d.h. die Konzentration an der späteren Grenzfläche zur Tunnelbarriere wird deutlich erhöht (Faktor 3). Für die Si-Implantation wird also durch die Verwendung der AsSchutzschicht das Dotierprofil auf der zur Oberfläche gerichteten Seite deutlich schärfer. Auf die Be-Implantation dagegen hat die As-Schicht kaum Auswirkungen, da das Dotierprofil wesentlich flacher verläuft. Neben der Tiefenverteilung der implantierten Ionen ist die Verteilung der erzeugten Störstellen von Bedeutung. So erzeugt ein mit 100keV implantiertes Si-Ion durch Stöße ca. 900 Fehlstellen im Kristall, ein Be-Ion dagegen erzeugt bei gleicher Implantationsenergie aufgrund seiner geringeren Masse nur ca. 300 Fehlstellen. Abbildung 7.5 zeigt die simulierte Fehlstellendichte als Funktion des Abstandes zur Oberfläche. Das Abdampfen der As-Schicht erhöht die Konzentration der Fehlstellen an der Oberfläche bei der Si-Implantation von 1,8 ×1020cm-3 auf 2,6 ×1020cm-3 und bei der Be-Implantation von 8 ×1018cm-3 auf 2×1019cm-3. 3x10 20 2x10 20 100keV Si- bzw. Be-Implantation 12 -2 Flächendosis 4 ×10 cm -3 Fehlstellendichte [cm ] Somit vergrößert die Verwendung einer As-Schutzschicht im Falle der Si-Implantation die Si 1x10 20 Be 0 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 600 Tiefe [nm] Abbildung 7.5: Simulierte Fehlstellenverteilung bei der Implantation von 4×1012cm-2 Si- bzw. Be-Ionen bei 100kV Beschleunigungsspannung in GaAs, das mit einer 30nm dicken As-Schicht bedeckt ist. Die gestrichelte Linie markiert die Grenzfläche zwischen der As-Schicht und dem GaAs. Die Verteilungen wurden mit dem Programm SRIM 2000 simuliert [Zie85]. Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 90 Dichte der Fehlstellen im Bereich der zu überwachsenden GaAs-Oberfläche nur um einen Faktor 3/2, wobei gleichzeitig die Dotierung in diesem Bereich um einen Faktor 3 ansteigt (siehe oben). Dementsprechend stellt die Verwendung einer As-Schicht einen Vorteil für den Herstellungsprozess der dotierten Rückkontakte dar, da das Verhältnis von Si-Atomen zu Störstellen zu Gunsten der Si-Atome verbessert wird. Für die Be-Implantation dagegen bringt die Verwendung der As-Schicht keinen Vorteil mit sich, da die Dotierung an der Grenzfläche zur GaAs-Tunnelbarriere nur unwesentlich erhöht wird. 7.3.1 Moderate MBE-Ausheilschritte Im Folgenden wird untersucht, ob es möglich ist, optisch aktive InAs-Quantenpunkte auf Sibzw. Be-implantierten Flächen abzuscheiden und welche in-situ durchgeführten Ausheilschritte gegebenenfalls erforderlich sind, um die Implantationsschäden auszuheilen. In diesem Kapitel werden zunächst nur Temperschritte unterhalb einer Maximaltemperatur von 650°C, bei denen kein GaAs rückverdampft wird, diskutiert. Auf Ausheilschritte bei Temperaturen oberhalb von 650°C, die zu einem Rückverdampfen von GaAs führen, wird anschließend in den Kapiteln 7.3.2 und 7.3.3 eingegangen. Zunächst wurde eine Probe ohne Ausheilschritt in der MBE hergestellt (Probe #1848), d.h. nach Rücktransfer aus der FIB-Anlage in die MBE wurde die As-Schutzschicht abgedampft, die Probe auf die Wachstumstemperatur von ca. 600°C erhitzt und die Schichtstruktur zu Ende gewachsen, ohne einen Hochtemperaturschritt durchzuführen. Der Abstand der Quantenpunkte zur Wachstumspausen-Grenzfläche bzw. zum implantierten Rückkontakt beträgt 25nm. Abbildung 7.6 zeigt das Photolumineszenzspektrum an den implantierten und nicht implantierten Bereichen dieser Probe. Auf den nicht implantierten Bereichen der Probe ist ein starkes PL-Signal messbar. Der PL-Grundzustand und die ersten beiden angeregten Zustände sind deutlich zu trennen. Das Wachstum der InAs-Inseln wurde also durch die mit dem Transfer und der Implantation verbundenen Wachstumspause nicht gravierend beeinflusst. Dieses Ergebnis war nach den in Kapitel 7.2 beschriebenen Vorversuchen zur Simulation der Wachstumsunterbrechung auch zu erwarten. Ein PL-Signal der InAs-Quantenpunkte ist jedoch auf keinem der Si- und Be-implantierten Bereichen dieser Probe zu erkennen. Schon die geringste implantierte Ionendosis von 2,8×1012cm-2 für Si bzw. 7,0×1012cm-2 für Be zerstört die Photolumineszenz der InAs-Quantenpunkte. Geringere Dosen wurden nicht implantiert, da in diesem Fall keine bei tiefen Temperaturen leitfähigen Rückkontakte mehr zu erwarten sind [Ünl01]. Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 91 Energie [eV] 1,15 1,1 PL-Intensität [a.u.] 4 3 1,05 0,95 ohne MBE-Ausheilschritt Implantation mit 100keV 12 -2 Si-Dosis: 2.8×10 cm 12 -2 Be-Dosis: 7.0×10 cm 2 1 1 nicht implantierter Bereich implantierter Bereich 0 1050 1100 1150 1200 1250 1300 1350 Wellenlänge [nm] Abbildung 7.6: Photolumineszenzspektrum bei T=300K an Probe #1848, bei der kein Ausheilschritt in der MBE durchgeführt wurde. Der unimplantierte Bereich zeigt ein starkes Photolumineszenzsignal, auf den mit 100keV implantierten Bereichen dagegen ist schon bei der kleinsten implantierten Dosis von 2,8×1012cm-2 für Si bzw. 7,0×1012cm-2 für Be kein Signal der Quantenpunkte mehr zu detektieren. Offenbar werden die Implantationsschäden der Si- und Be-Implantation bei einer Temperatur von ca. 600°C nur unzureichend bzw. überhaupt nicht ausgeheilt. Die mit der Implantation verbundenen Gitterschäden propagieren zumindest teilweise durch die 25nm dicke GaAs-Schicht zwischen Rückkontakt und Quantenpunkten, sodass die InAsQuantenpunkte nicht in der erforderlichen kristallinen Qualität wachsen, um optisch aktiv zu sein. Um dies zu erreichen, ist ein Ausheilschritt bei höheren Temperaturen erforderlich. Daher wurde bei einer weiteren Probe (Probe #1868) ein Temperschritt von 15min bei 640°C, gefolgt von 1min bei 650°C durchgeführt. Um eine As-Verarmung an der GaAsOberfläche während dieses Ausheilschrittes zu vermeiden, musste das Ventil der As-Cracker Zelle vollständig geöffnet werden, was einen As-Fluss von 5×10-5 Torr zur Folge hatte. Bis auf den durchgeführten Hochtemperaturschritt ist die Herstellung dieser Probe aber mit der oben diskutierten Probe #1848 identisch. Im Folgenden werden die Ergebnisse dieses Ausheilschrittes im Detail diskutiert: Be-Implantation: Abbildung 7.7 zeigt auf den Be-implantierten Bereichen gemessene Photolumineszenzspektren der Probe #1868 zusammen mit einem Referenzspektrum (gestrichelte Kurve), das auf einem nicht implantierten Bereichen der Probe aufgenommen wurde. Im Gegensatz zur Probe ohne Hochtemperaturschritt ist in diesem Fall auch auf den implantierten Flächen Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten ein deutliches Signal der InAs-Quantenpunkte zu beobachten. Bei der geringsten implantierten Dosis von 9×1012cm-2 erhöht sich sogar die PL-Amplitude des Grundzustandes um 60% gegenüber der Signalstärke auf unimplantierten Bereichen, wobei die Positionen der s-s- und der p-p-Rekombinationen unverändert bleiben. Mit steigender Implantationsdosis nimmt die Intensität des PL-Signals ab und fällt bei einer Dosis von 2,8×1014cm-2 unterhalb die Signalstärke der unimplantierten Bereiche. Dabei ändert sich die Form des Spektrums und schiebt zu höheren Wellenlängen. Bei einer weiteren Erhöhung der Dosis wird dieser Effekt noch verstärkt. Die beobachtete Abnahme des PL-Signals mit steigender Dosis lässt sich durch die Zunahme der nicht ausgeheilten Gitterschäden erklären, die das Wachstum der InAsQuantenpunkte negativ beeinflussen. Bei hohen Implantationsdosen von 2,8×1014cm-2 ist der Einfluss so stark, dass sich nicht nur die PL-Intensität der Quantenpunkte, sondern auch die Rekombinationsenergien ändern. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sich die Form, Größe oder Zusammensetzung der InAs-Quantenpunkte auf den mit hohen Dosen implantierten Bereichen leicht geändert hat. Energie [eV] 1,15 PL-Intensität [a.u.] 1,0 0,8 0,6 0,4 1,1 1,05 1 0,95 Ausheilschritt: 15min bei 640°C + 1min bei 650°C 100keV Be implantiert nicht implantiert 12 -2 D=9,0×10 cm 13 -2 D=3,5× 10 cm 14 -2 D=1,4×10 cm 14 -2 D=2,8×10 cm 14 -2 D=5,6×10 cm 0,2 0,0 1100 1200 1300 Wellenlänge [nm] Abbildung 7.7: Photolumineszenzmessungen an Be-implantierten Bereichen der Probe #1868 bei T=300K. Vor dem Abscheiden der InAs-Quantenpunkte wurde ein Hochtemperaturschritt von 15min bei 640°C, gefolgt von 1min bei 650°C durchgeführt. Für kleine Implantationsdosen ist das PL-Signal gegenüber den nicht implantierten Bereichen erhöht. Mit steigender Dosis jedoch nimmt die Signalstärke deutlich ab, und oberhalb von 1,4×1014cm-2 verändern sich die Resonanzenergien der InAs-Quantenpunkte. 92 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten Im folgenden Absatz sollen mögliche Ursachen für die Erhöhung der PL-Intensität für geringe Implantationsdosen verglichen mit den nicht implantierten Bereichen diskutiert werden. Die einfachste Erklärung dieses Effektes wäre eine höhere Quantenpunktdichte auf Abbildung 7.8: REM-Aufnahmen von Bereichen der Probe #1875, die mit 100keV Be-Ionen unterschiedlicher Dosis implantiert wurden. Vor dem Abscheiden der InAs-Quantenpunkte wurde ein Hochtemperaturschritt von 15min bei 640°C, gefolgt von 1min bei 650°C durchgeführt und eine 25nm dicke GaAs-Schicht gewachsen. Die Dichte der Quantenpunkte ist für alle drei Abbildungen identisch und beträgt ca. 3,8×1010cm-2. Der weiße Pfeil markiert ein kleines Loch in der Oberfläche, das für hohe Implantationsdosen von 5,6×1014cm-2 auftritt. 93 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 94 den implantierten Bereichen. Um dies genauer zu untersuchen, wurde eine weitere Probe (#1875) mit identischem Hochtemperaturschritt hergestellt, bei der die nach der Implantation abgeschiedenen InAs-Quantenpunkte nicht mit GaAs bedeckt sind. Abbildung 7.8 zeigt typische REM-Aufnahmen von auf den implantierten Bereichen gewachsenen InAs-Inseln. Abbildung 7.8a) zeigt einen nicht implantierten Bereich der Probe, b) den mit der geringsten Dosis von 9×1012cm-2 und c) den mit der höchsten Dosis von 5,6×1014cm-2 implantierten Bereich. Auf den Bildern a), b) und c) sind 295, 280 und 310 InAs-Inseln abzählbar, womit sich bei einem Bildfeld von 0,79µm2 für alle drei Bereiche eine nahezu identische Quantenpunktdichte von ca. 3,8×1010cm-2 (±5%) ergibt. Im untersuchten Dosisbereich ist demnach die Inseldichte unabhängig von der Ionendosis und identisch mit der Dichte auf den nicht implantierten Bereichen. Das durch Implantation mit geringer Dosis bewirkte höhere PL-Signal ist folglich nicht auf eine Zunahme der Quantenpunktdichte zurückzuführen. Für eine sehr hohe Ionendosis von 5,6×1014cm-2 sind kleine Löcher in der Probenoberfläche zu sehen, die der weiße Pfeil in Aufnahme c) markiert. Dies deutet auf eine reduzierte Kristallqualität hin, auf die zusätzlich die starke Abnahme der PL-Intensität in diesem Dosisbereich hinweist. Die PL-Messungen, die veränderte Positionen der Maxima zeigen, lassen vermuten, dass sich in diesem hohen Dosisbereich außerdem die Größe und Form der Quantenpunkte ändern. Die Auflösungen der REM-Aufnahmen reicht allerdings nicht aus, um diese Vermutung zu bestätigen. Über die Ursache der Signalerhöhung im PL-Spektrum, die durch die Be-Implantation mit geringen Dosen hervorgerufen wird, lässt sich an dieser Stelle nur wie folgt spekulieren: Die Be-Implantation bewirkt eine p-Dotierung und damit eine Annäherung des Valenzbandes an das Ferminiveau im Bereich des Rückkontaktes. Dies bedeutet, dass die Löchergrundzustände (eventuell auch die angeregten Löcherzustände) im Quantenpunkt besetzt werden, da sich diese Zustände oberhalb des Ferminiveaus befinden. Nun werden während der PL-Messung kontinuierlich Elektronen und Löcher durch den anregenden Laserstrahl erzeugt, wobei einige dieser Ladungsträger im anziehenden Potenzial der Quantenpunkte gefangen sind. Dabei befindet sich im Gegensatz zum Fall ohne Rückkontakt in jedem Quantenpunkt, in dem ein Elektron eingeschlossen ist, bereits ein eingeschlossenes Loch. Die Wahrscheinlichkeit, dass zur gleichen Zeit ein Elektron und ein Loch in demselben Quantenpunkt eingeschlossen sind und strahlend rekombinieren können, erhöht sich somit durch die Be-Dotierung deutlich. Dementsprechend steigt auch die PL-Signalstärke. Diese Erklärung scheint plausibel, ob sie jedoch der tatsächliche Grund für die Signalerhöhung auf Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten den implantierten Bereichen ist, kann anhand der bisher durchgeführten Experimenten nicht entschieden werden. Es bleibt zu klären, ob die implantierten Be-Ionen durch den Ausheilschritt bei 650°C in der MBE ausreichend elektrisch aktiviert wurden. Dies ließ sich mit Hall-Messungen an den implantierten Bereichen überprüfen. In Abbildung 7.9 ist der Schichtwiderstand als Funktion der Implantationsdosis bei T=300 und T=4,2K zu sehen. Die gestrichelte Linie markiert eine Dosis von 2,8×1014cm-2, oberhalb derer sich das PL-Signal der auf den implantierten Bereichen abgeschiedenen Quantenpunkte deutlich verschlechtert. Schon bei einer geringen Dosis von 1,8×1013cm-2 frieren die Ladungsträger bei T=4,2K nicht mehr aus, und man erhält eine leitfähige Schicht. Allerdings ist der Schichtwiderstand von 12kΩ noch relativ hoch. Für höhere Dosen nimmt der Schichtwiderstand deutlich ab . So beträgt er bei einer Dosis von 1,4×1014cm-2 nur noch 580Ω und die PL-Intensität ist immer noch höher als auf den nicht implantierten Referenzbereichen. Neben dem Schichtwiderstand wurde aus den Hall-Messungen auch die Löcherdichte der implantierten Bereichen bestimmt. Da sich das Be-Akzeptorniveau nur 28meV oberhalb der GaAs-Valenzbandkante befindet, steuert jedes aktivierte Be-Atom bei T=300K ein Loch zum Stromtransport bei, was die Berechnung der Aktivierung der implantierten Be-Atome aus der gemessenen Löcherdichte bei T=300K ermöglicht. Bei Probe #1868 liegt die Aktivierung der Be-Atome je nach Dosis zwischen 33% Ausheilschritt: 15min bei 640°C + 1min bei 650°C Schichtwiderstand [kΩ] 10 1 300K 4.2K 0,1 100keB Be implantiert T=300K T=4.2K 1E13 1E14 1E15 -2 Dosis [cm ] Abbildung 7.9: Schichtwiderstand der Probe #1868 bei T=300K und T=4,2K. Es wurden 100keV Be-Ionen implantiert und dann in der MBE ein in-situ Ausheilschritt für 15min bei 640°C, gefolgt von 1min bei 650°C durchgeführt. Die gestrichelte Linie markiert eine Dosis von 2,8×1014cm-2, oberhalb derer sich das PL-Signal der Quantenpunkte deutlich verschlechtert. Wie zu erkennen ist, gibt es einen Dosisbereich, in dem zum einen die InAs-Quantenpunkte gute optische Qualität zeigen und zum anderen der implantierte Rückkontakt gut leitfähig ist. 95 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 96 und 58%. Eine weitere Größe zur Charakterisierung des p-dotierten Rückkontaktes ist die Löcherbeweglichkeit. Diese nimmt mit steigender Implantationsdosis stetig ab (150cm2/Vs im Fall der geringsten Dotierung von 9 ×1012cm-2, 75cm2/Vs im Fall der höchsten Dotierung von 1,1 ×1015cm-2). Ein Grund hierfür liegt wahrscheinlich in der mit steigender Ionendosis zunehmenden Be-Volumenkonzentration und dem damit verbundenen Anstieg der Streuzentren. Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass es mit dem in-situ durchgeführten Hochtemperaturschritt bei 650°C möglich ist, auf Be-implantierten Bereichen nach einer 25nm dicken GaAs-Pufferschicht bis zu einer Ionendosis von 2,8×1014cm-2 Quantenpunkte guter optischer Qualität abzuscheiden. Die implantierten Flächen sind in diesem Dosisbereich auch bei tiefen Temperaturen gut leitfähig. Der gefundene Prozess macht daher die Realisierung eines p-dotierten Rückkontaktes unterhalb der InAs-Quantenpunkte möglich. Si-Implantation: Abbildung 7.10 zeigt auf den Si-implantierten Bereichen gemessene Photolumineszenzspektren der Probe #1868 zusammen mit einem Referenzspektrum (gestrichelte Kurve), das an einem nicht implantierten Bereich der Probe aufgenommen Energie [eV] 1,2 PL-Intensität [a.u.] 0,6 0,4 1,15 1,1 1,05 1 0,95 Ausheilschritt: 15min bei 640°C + 1min bei 650°C 100keV Si implantiert nicht implantiert 12 -2 D=3,2×10 cm 12 -2 D=6,4×10 cm 13 -2 D=2,5×10 cm 14 -2 D=1,0×10 cm 0,2 0,0 1000 1050 1100 1150 1200 1250 1300 1350 Wellenlänge [nm] Abbildung 7.10: Photolumineszenzmessungen an den Si-implantierten Bereichen der Probe #1868 bei T=300K. Vor dem Abscheiden der InAs-Quantenpunkte wurde ein Hochtemperaturschritt von 15min bei 640°C, gefolgt von 1min bei 650°C durchgeführt. Schon bei der kleinsten implantierten Dosis von 3,2×1012cm-2 nimmt das PL-Signal der Quantenpunkte deutlich ab, und bereits eine Dosis von 6,4×1012cm-2 bewirkt eine starke Verschiebung der Resonanzen im PL-Spektrum. Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten wurde. Im Gegensatz zur Be-Implantation bewirkt schon die kleinste implantierte Si-Dosis von 3,2×1012cm-2 eine erhebliche Abnahme des PL-Signals auf ca. 25% der Signalstärke der unimplantierten Bereichen. Bei der nächst höheren Dosis von 6,4×1012cm-2 ist eine starke Blauverschiebung des PL-Spektrums um ca. 100meV zu beobachten. Bei einer weiteren Dosiserhöhung schiebt das Spektrum wieder zu höheren Wellenlängen, bis ab einer Dosis von 1,4×1014cm-2 kein Signal der InAs-Quantenpunkte mehr zu erkennen ist. Offensichtlich werden die durch die Si-Implantation hervorgerufenen Gitterschäden durch den Hochtemperaturschritt nur unzureichend ausgeheilt, was das Wachstum der InAsQuantenpunkte schon bei sehr geringen Dosen von 3,2×1012cm-2 stark beeinträchtigt. Um die Veränderungen der PL-Spektren mit strukturellen Änderungen verknüpfen zu können, wurden REM-Untersuchungen an unbedeckten InAs-Inseln durchgeführt, die bis auf das Abdecken identisch zu Probe #1868 hergestellt wurden. Es zeigt sich, dass die Quantenpunktdichte von 3,8×1010cm-2 unabhängig von der implantierten Si-Dosis ist und mit der Dichte auf den nicht implantierten Bereichen übereinstimmt. Aufgrund des geringen Kontrastes und der begrenzten Auflösung der REM-Aufnahmen konnte die Größe der Quantenpunkte nicht genau genug bestimmt werden, um Aussagen über eine Größenänderung der Quantenpunkte als Funktion der Implantationsdosis machen zu können. Daher konnte experimentell nicht bestätigt werden, dass sich mit steigender Implantationsdosis die Größe und Form der Quantenpunkte ändert, was die Verschiebung der Resonanzenergien im PL-Spektrum erklären würde. Eine andere Ursache für die starke Änderung des PL-Spektrums auf den implantierten Bereichen könnte in einem veränderten Verhalten der Quantenpunkte beim Überwachsen mit GaAs liegen. So ist es möglich, dass sich Form, Größe und Zusammensetzung der auf den implantierten und nicht implantierten Bereichen abgeschiedenen Quantenpunkte erst nach dem Überwachsen mit GaAs merklich unterscheiden. Zur Charakterisierung der Si-implantierten Bereiche wurden Hall-Messungen durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass die implantierten Bereiche im gesamten Dosisbereich nicht leitfähig sind. Offenbar wurden die Si-Atome durch den in-situ Hochtemperaturschritt nicht ausreichend aktiviert. Anscheinend ist eine Temperatur von 650°C also zu niedrig, um eine messbare Aktivierung der implantierten Si-Ionen zu erreichen. Dieser Befund ist auch konsistent mit der Tatsache, dass der durchgeführte Ausheilschritt nicht ausreicht, um die mit der Implantation verbundenen Gitterschäden vollständig auszuheilen. Zur Realisierung eines Si-implantierten Rückkontaktes ist ein Ausheilschritt bei 650°C somit völlig unzureichend, da weder die Si-Ionen aktiviert, noch die durch Si-Implantation 97 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 98 hervorgerufenen Gitterschäden hinreichend ausgeheilt werden, um anschließend optisch aktive InAs-Quantenpunkte in gewünschter Qualität wachsen zu können. Daher ist ein Ausheilschritt bei einer höheren Temperatur erforderlich, der ein Rückverdampfen von GaAs zur Folge haben kann. 7.3.2 MBE-Ausheilschritte mit Al-Stoppschicht Die Messungen im vorigen Kapitel haben gezeigt, dass ein Ausheilschritt mit einer Maximaltemperatur von 650°C nicht ausreicht, um einen Si-implantierten, leitfähigen Rückkontakt unterhalb optisch aktiver InAs-Quantenpunkte realisieren zu können. Daher ist ein Ausheilschritt bei Temperaturen oberhalb von 650°C erforderlich, der ohne geeignete Schutzmaßnahmen ein Abdampfen von GaAs an der Oberfläche bewirkt. Um die Dicke der abgedampften GaAs-Schicht zu begrenzen, wurde eine gegenüber dem GaAs temperaturstabilere AlAs-Schicht als „Rückverdampfungs-Stoppschicht“ verwendet, die Ausheilschritte bis 750°C zugänglich macht. Dazu wurde der im ersten MBE-Schritt abgeschiedene Teil der Schichtstruktur, d.h. das glättende Übergitter und die 300nm dicke GaAs-Pufferschicht, um eine 2nm dicke AlAs-Schicht, gefolgt von 5nm GaAs ergänzt. Die das AlAs bedeckende GaAs-Schicht schützt hierbei die deutlich reaktivere AlAs-Oberfläche und minimiert so den Einbau von Fremdatomen. Zum Schutz der GaAs-Oberfläche während der Wachstumsunterbrechung diente wiederum eine 30nm dicke As-Schutzschicht. Nach Implantation in der FIB-Anlage, Rücktransfer in die MBE und Abheizen der As-Schicht wurde ein in-situ Ausheilschritt von 15min bei 720°C durchgeführt, wodurch die 5nm dicke GaAs-Schicht an der Probenoberfläche komplett abdampfte. Da AlAs bis zu einer Temperatur von 750°C thermisch stabil ist, stoppte der Rückverdampfungsprozess an der Oberfläche der ursprünglich vergrabenen AlAs-Schicht. Das komplette Rückverdampfen der 5nm dicken GaAs-Schicht konnte, wie in Kapitel 6.1 beschrieben, anhand der RHEED-Rekonstruktion nachgewiesen werden. Nach Vollendung des Hochtemperaturschrittes wurde der zweite Teil der Schichtstruktur mit einer 25nm dicken Pufferschicht zwischen WachstumspausenGrenzfläche und InAs-Quantenpunkten gewachsen. Die so hergestellte Probe #1950 unterscheidet sich von der im Kapitel 7.3.1 beschriebenen Probe #1868 dementsprechend nur in dem bei höheren Temperaturen ausgeführten Ausheilschritt und in der zusätzlichen 2nm dicken AlAs-Schicht. Die Resultate dieses Ausheilschrittes unter Verwendung einer AlAsSchicht werden im Folgenden diskutiert. Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 99 Be-Implantation: In Abbildung 7.11 sind die auf den Be-implantierten Bereichen gemessenen Photolumineszenzspektren der Probe #1950 zusammen mit einem Referenzspektrum (gestrichelte Kurve), das auf einem nicht implantierten Bereich der Probe aufgenommen wurde, dargestellt. Für alle implantierten Dosen ist das PL-Signal der InAs-Quantenpunkte deutlich schwächer als auf nicht implantierten Bereichen und nimmt mit steigender Implantationsdosis stetig ab. Bis zu einer Dosis von 7,0 ×1013cm-2 bleiben die Resonanzenergien im PL-Spektrum unverändert, bei noch höheren Dosen jedoch ist kein PLSignal der Quantenpunkte mehr vorhanden. Im Vergleich zu dem in Kapitel 7.1 beschriebenen Ausheilschritt bei 650°C erhält man für den Ausheilschritt bei 720°C einen etwas geringeren Wert für die maximale Implantationsdosis (7,0 ×1013cm-2 zu 2,8×1014cm-2), oberhalb der sich das PL-Signal der InAs-Quantenpunkte deutlich ändert bzw. ganz verschwindet. Ein signifikanterer Unterschied jedoch besteht darin, dass im Fall des hier diskutierten Ausheilschrittes mit AlAs-Stoppschicht das PL-Signal auf den mit geringen Dosen implantierten Bereichen schwächer ist als auf den nicht implantierten Bereichen, d.h. keine mit der Be-Implantation verbundene Erhöhung der PL-Signalstärke zu beobachten ist. Die Ursache hierfür muss mit dem Vorhandensein der AlAs-Stoppschicht zusammenhängen, ist aber bisher nicht vollständig geklärt. Eventuell bewirkt eine Ladungsträgerverarmung im Energie [eV] 1,15 1,1 1,0 PL-Intensität [a.u.] 0,8 0,6 0,4 0,2 1050 1,05 1 0,95 Ausheilschritt: 15min bei 720°C 100keV Be implantiert nicht implantiert 12 -2 D=4,4×10 cm 12 -2 D=8,8×10 cm 13 -2 D=1,8×10 cm 13 -2 D=3,5×10 cm 13 -2 D=7,0×10 cm 14 -2 D=1,4×10 cm 1100 1150 1200 1250 1300 1350 Wellenlänge [nm] Abbildung 7.11: Photolumineszenzmessungen an den Be-implantierten Bereichen der Probe #1950 bei T=300K. Nach der Implantation wurde in der MBE ein Hochtemperaturschritt von 15min bei 720°C durchgeführt, bei dem eine 5nm dicke GaAs-Schicht bis zur 2nm dicken „AlAs-Stoppschicht“ verdampfte. Im Anschluss erfolgte vor dem Abscheiden der InAs-Quantenpunkte das Wachsen einer 25nm dicken GaAsSchicht. Bis zu einer Dosis von 7,0×1013cm-2 zeigen die auf den implantierten Bereichen abgeschiedenen InAsQuantenpunkte ein starkes PL-Signal. Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten Bereich der AlAs-Schicht (diese wird weiter unten noch eingehender diskutiert), dass die Löchergrundzustände trotz des p-dotierten Rückkontaktes nicht mit Löchern besetzt sind. Zur Charakterisierung der elektrischen Eigenschaften der Be-implantierten Bereiche wurden wiederum Hall-Messungen bei T=300K und T=4,2K durchgeführt. In Abbildung 7.12 ist der gemessene Schichtwiderstand als Funktion der Implantationsdosis zu sehen. Mit einer relativ geringen Dosis von 1,3 ×1013cm-2 lässt sich ein bei T=4,2K leitfähiger Rückkontakt realisieren. Der Schichtwiderstand beträgt in diesem Fall ca. 6kΩ. Unterhalb dieser Dosis frieren die Löcher bei T=4,2K aus und der Rückkontakt ist nicht mehr leitfähig. Die gestrichelte Linie bei einer Dosis von 7,0 ×1013cm-2 markiert die maximale Dosis, bis zu der die InAs-Quantenpunkte ein gutes PL-Signal zeigen. Bei einer Dosis von 5 ×1013cm-2, also unterhalb der erwähnten Dosisgrenze, beträgt der Schichtwiderstand ca. 1kΩ, d.h. der implantierte Bereich ist bei T=4,2K gut leitfähig. Die Aktivierung der Be-Atome liegt zwischen 55% und 82%, wobei sie mit steigender Implantationsdosis abnimmt. Für die Beweglichkeiten ist ebenfalls eine Abnahme mit steigender Dosis von 125cm2/Vs (D=1,3 ×1013cm-2) auf 77cm2/Vs (D=4,2 ×1014cm-2) zu beobachten. Vergleicht man die Ausheilschritte bei 650°C und bei 720°C miteinander, so führen beide zu nahezu identischen Löcherbeweglichkeiten, die Aktivierung der Be-Atome ist jedoch im Falle des höheren Ausheilschritts geringfügig größer, was zu einem niedrigeren Schichtwiderstand führt (siehe Abbildung 7.12 und Abbildung 7.9). Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass es unter Verwendung eines Ausheilschritts Schichtwiderstand [kΩ] 10 Ausheilschritt: 15min bei 720°C 300K 1 100keV Be implantiert T=300K T=4.2K 4.2K 0,1 10 13 14 10 -2 Dosis [cm ] Abbildung 7.12: Schichtwiderstand der Probe #1950 bei T=300K und T=4,2K. Es wurden 100keV Be-Ionen implantiert und in der MBE ein in-situ Ausheilschritt für 15min bei 720°C unter Verwendung einer AlAsStoppschicht ausgeführt. Die gestrichelte Linie markiert eine Dosis von 7,0×1013cm-2, oberhalb derer sich das PL-Signal der auf den implantierten Bereichen abgeschiedenen Quantenpunkte deutlich verschlechtert. 100 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 101 von 15min bei 720°C unter Einsatz einer AlAs-Stoppschicht möglich ist, einen implantierten, leitfähigen p-Rückkontakt unterhalb der InAs-Quantenpunkte zu realisieren. Im Vergleich zu dem Ausheilschritt bei 650°C erhält man eine geringfügig höhere Aktivierung der Be-Atome; die Qualität der InAs-Quantenpunkte auf den implantierten Bereichen wird jedoch nicht verbessert. Eine mit der Be-Implantation verbundene Erhöhung der PL-Signalstärke ist bei dem Ausheilschritt mit Al-Stoppschicht nicht zu beobachten. Si-Implantation: In Abbildung 7.13 sind PL-Spektren gezeigt, die an den Si-implantierten Bereichen der Probe #1950 gemessen wurden. Schon die Implantation mit der geringsten Dosis von 4,1×1012cm-2 bewirkt im Vergleich zu den unimplantierten Bereichen eine Halbierung der PL-Intensität. Bei Verdoppelung der Dosis auf 8,2×1012cm-2 nimmt die PL-Amplitude dann überraschenderweise leicht zu und eine weitere Erhöhung der Dosis auf 1,6×1013cm-2 führt schließlich zu folgender Formänderung des PL-Spektrums: Das Signal der p-pRekombination wächst im Vergleich zur s-s-Rekombination stark an. Für noch größere Dosen nimmt die Signalstärke des PL-Spektrums weiter ab, und die Maxima des Grund- und ersten angeregten Zustandes verschmieren. Ab einer Dosis von 1,3×1014cm-2 ist kein Signal der Quantenpunkte mehr zu detektieren. Die PL-Resultate zeigen, dass es mit dem in diesem Energie [eV] 1,15 1,1 1,05 PL-Intensität [a.u.] 0,6 0,4 0,95 Ausheilschritt: 15min 720°C 1,0 0,8 1 100keV Si implantiert nicht implantiert 12 -2 D=4,1 10 cm 12 -2 D=8,2 10 cm 13 -2 D=1,6 10 cm 13 -2 D=3,3 10 cm 13 -2 D=6,6 10 cm 14 -2 D=1,3 10 cm 0,2 0,0 1100 1200 1300 Wellenlänge [nm] Abbildung 7.13: Photolumineszenzmessungen an den Si-implantierten Bereichen der Probe #1950 bei T=300K. Vor dem Abscheiden der InAs-Quantenpunkte wurde ein Hochtemperaturschritt von 15min bei 720°C durchgeführt, bei dem eine 5nm dicke GaAs-Schicht bis zur „AlAs-Stoppschicht“ verdampfte. Bis zu einer Dosis von 1,6×1013cm-2 lassen sich Quantenpunkte guter optischer Qualität auf den implantierten Bereichen abscheiden. Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 102 Kapitel beschriebenen Ausheilschritt möglich ist, bis zu einer Si-Dosis von einschließlich 1,6×1013cm-2 InAs-Quantenpunkte guter optischer Qualität auf den implantierten Bereichen abzuscheiden. Im Falle des Ausheilschrittes bei 650°C (ohne die AlAs-Stoppschicht) war dies nur bis zu einer Si-Dosis von 3,2×1012cm-2 möglich. Die elektrische Charakterisierung der Si-implantierten Bereiche erfolgte wiederum mittels Hall-Messungen, wobei der Schichtwiderstand als Funktion der Implantationsdosis dargestellt ist (siehe Abbildung 7.14). Im Gegensatz zu den bisherigen Auftragungen des Schichtwiderstandes als Funktion der Implantationsdosis ist in diesem Fall der Schichtwiderstand nicht logarithmisch, sondern linear aufgetragen, da ein nur kleiner Wertebereich überschritten wird. Schon die geringste implantierte Dosis von 5,0×1012cm-2 friert bei T=4,2K nicht aus, und man erhält einen Schichtwiderstand von ca. 1,4kΩ. Mit steigender Dosis fällt zunächst der Schichtwiderstand, bleibt dann bei Dosen oberhalb von ca. 2,0×1013cm-2 mit Werten von 200Ω-300Ω jedoch nahezu konstant. Die Hall-Messungen zeigen, dass die Sättigung des Schichtwiderstandes durch eine Sättigung der Elektronendichte bei einem Wert von n=7×1012cm-2 hervorgerufen wird. Eine mögliche Erklärung für die Sättigung der Elektronendichte bei Implantationsdosen oberhalb von 2,0×1013cm-2 ist ein Selbstkompensationseffekt, wie er auch für GaAs beobachtet wird, das in der MBE mit Si dotiert wurde (siehe Kapitel 3.1). Der amphotere Dotierstoff Si wird in diesem Modell mit steigender Dosis zunehmend auf As-Plätzen eingebaut, wirkt dort als Akzeptor und Schichtwiderstand [kΩ] 1,6 Ausheilschritt: 15min bei 720°C 1,4 1,2 100keV Si implantiert T=300K T=4.2K 1,0 0,8 0,6 300K 4.2K 0,4 0,2 0,0 10 13 10 14 15 10 -2 Dosis [cm ] Abbildung 7.14: Schichtwiderstand der Probe #1950 bei T=300K und T=4,2K. Es wurden 100keV Si-Ionen implantiert und dann in der MBE ein in-situ Ausheilschritt für 15min bei 720°C durchgeführt. Um das Abdampfen von GaAs zu verhindern, wurde eine AlAs-Schicht verwendet. Die gestrichelte Linie markiert eine Dosis von 1,6×1013cm-2, oberhalb derer sich das PL-Signal der auf den implantierten Bereichen abgeschiedenen Quantenpunkte deutlich verändert. Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 103 kompensiert die Si-Donatoren. Dies führt zu einer Sättigung der Elektronendichte. Im Dosisbereich unterhalb von 2×1013cm-2, also vor dem Einsetzen der Sättigung der Elektronendichte, liegt die Aktivierung der Si-Atome bei Werten zwischen 20% bis 35%. Die gestrichelte Linie in Abbildung 7.14 markiert die Dosis, oberhalb der sich das PLSignal der Quantenpunkte deutlich verschlechtert. Offensichtlich gibt es also einen Dosisbereich von 5×1012cm-2 bis ca. 2×1013cm-2, in dem zum einen die implantierten Rückkontakte bei T=4,2K gut leitfähig sind und darüber hinaus die auf den implantierten Flächen gewachsenen InAs-Quantenpunkte ein nahezu unverändertes PL-Spektrum zeigen, d.h. von guter Qualität sind. Dies ist ein signifikanter Fortschritt gegenüber dem Ausheilschritt bei 650°C. Wie schon am Anfang des Kapitel 7.1 dargelegt wurde, besteht eine weitere Anforderung an den implantierten Rückkontakt darin, dass dieser einen wohl definierten Abstand zu den darüber liegenden Quantenpunkten aufweist und die obersten Schichten des Rückkontaktes ausreichend hoch dotiert sind. Diese Anforderung gilt für alle Experimente, die auf einem Tunnelprozess der Ladungsträger zwischen Rückkontakt und Quantenpunkten beruhen, wie z.B. die Kapazitätsspektroskopie. Wird ein Oberflächengate über dem implantierten Rückkontakt aufgebracht und eine Sperrspannung von ca. 1V zwischen Rückkontakt und Gate angelegt, so darf sich keine zu große Verarmungszone am Rückkontakt ausbilden, da sich ansonsten die effektive Tunnelbarriere zwischen Rückkontakt und InAs-Quantenpunkten soweit erhöht, dass der gewünschte Tunnelprozess in die Quantenpunkte unterdrückt wird. Die einfachste Möglichkeit zur Überprüfung der effektiven Ausdehnung und der Qualität der Tunnelbarriere bildet die Kapazitätsspektroskopie an den Quantenpunkten unter Verwendung des implantierten Rückkontaktes. Zeigt das Kapazitätsspektrum einen Ladeeffekt der InAs-Quantenpunkte, wie er in Kapitel 4.4 beschrieben ist, so ist ein Prozess (inklusive des hier diskutierten in-situ Ausheilschrittes) erarbeitet worden, mit dem der strukturierte Rückkontakt für die µ-LED realisiert werden kann. Um die Kapazitätsspektroskopie unter Verwendung der implantierten Rückkontakte durchführen zu können, wurde eine Implantationsgeometrie verwendet, wie sie in Abbildung 3.4 zu sehen ist. Das Kapazitätsspektrum der Probe #1950 mit einem Si-implantierten Bereich (Dosis=8,2×1012cm-2) als Rückkontakt ist in Abbildung 7.15 gezeigt. Zunächst fällt auf, dass es keine Signaturen der Quantenpunkte im Spektrum gibt. Bei einer Gatespannung von –3V ist eine starke Abnahme der Kapazität zu beobachten, die durch eine komplette Verarmung der dotierten Schicht hervorgerufen wird. Im Bild des Plattenkondensators, wie es im Kapitel Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 104 über die Kapazitätsspektroskopie beschrieben ist, entspricht diese Verarmung einem abrupten Anstieg im Plattenabstand, der den Abfall in der Kapazität erklärt. Nach den Messungen an Referenz-Kapazitätsproben ist das Laden der Quantenpunktzustände im Spannungsbereich zwischen –1V und 1V zu erwarten, das Kapazitätsspektrum zeigt in diesem Bereich jedoch einen sehr glatten Verlauf; ein Laden der Quantenpunkte ist nicht zu beobachten. Auch für mit höheren Dosen implantierte Rückkontakte ist ebenfalls kein Signal der Quantenpunkte zu erkennen. Demnach findet offenbar kein Tunnelprozess aus dem implantierten Rückkontakt in die Quantenpunkte statt, was verschiedene Ursachen haben kann: 1. Die 2nm dicke Al-Schicht, die als Rückverdampfungs-Stoppschicht eingefügt wurde, verändert den ursprünglichen Bandverlauf der Kapazitätsstruktur und verhindert das Tunneln der Ladungsträger in die Quantenpunkte. 2. Aufgrund des Tiefenprofils der Implantation ist die Dotierung in Höhe der Wachstumspausen-Grenzfläche so gering, dass sich dort aufgrund des eingebauten Feldes der Schottky-Diode eine Verarmungszone ausbildet, die den Abstand zwischen Rückkontakt und Quantenpunkten soweit vergrößert, dass die Barriere zwischen Rückkontakt und Quantenpunkten nicht durchtunnelt werden kann. 3. Kapazitätsmessungen an homogen in der MBE dotierten Referenzproben zeigen, dass ein in-situ Hochtemperaturschritt eine größere Ladungsträgerverarmung im Bereich der Wachstumspausen-Grenzfläche Kapazität [a.u.] 0,99 bewirkt, wenn eine AlAs-Schicht als 100keV Si implantiert komplette Verarmung des Rückkontaktes 0,97 Gatefläche (100×100)µm² T=4.2K, AC: 15mV, 20kHz 0,96 -4 -2 0 Gatespannung [V] Abbildung 7.15: Kapazitätsspektrum der Probe #1950 mit Si-implantiertem (D=8,2×1012cm-2) Rückkontakt gemessen bei T=4,2K. Die Modulationsfrequenz beträgt 20kHz bei 15mV Amplitude, das Gate hat eine Fläche von (100×100)µm². Der nominelle Abstand zwischen dem Rückkontakt und den Quantenpunkten beträgt 25nm, ein Ladeeffekt der Quantenpunktzustände ist jedoch nicht zu erkennen. Bei einer Spannung von ca. –3V wird der implantierte Rückkontakt komplett verarmt. Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 105 Rückverdampfungs-Stoppschicht verwendet wird. Es scheint, als würden sich während des Hochtemperaturschrittes vermehrt Fremdatome an der reaktiven AlAsOberfläche einbauen, die eine Verarmung an Ladungsträgern in diesem Bereich bewirken. Dies hat eine Verarmung der obersten Schichten des Rückkontaktes zur Folge, die dann die effektive Dicke der Tunnelbarriere vergrößert. Um den ersten Punkt ausschließen zu können, wurde eine Referenzprobe mit einem in der MBE-dotierten Rückkontakt, d.h. ohne Ionenimplantation, hergestellt, der ebenfalls mit einer 2nm dicken, dotierten AlAs-Schicht endet. Das Kapazitätsspektrum dieser Probe zeigt ein deutliches Signal der InAs-Quantenpunkte und unterscheidet sich nicht von Spektren der üblichen Kapazitätsstrukturen, bei denen der Rückkontakt keine AlAs-Schicht enthält. Daher kann eine nur durch das Vorhandensein der AlAs-Schicht bewirkte Änderung des Bandverlaufes als Ursache für die Unterdrückung der Tunnelprozesse in der Probe #1950 ausgeschlossen werden. Zur Erhöhung der Dotierung an der Oberfläche des Rückkontaktes (Punkt zwei) wurde die Implantationsenergie auf 60keV verringert, wodurch sich die mittlere Eindringtiefe verringert und sich das Maximum der Dotierung unter Berücksichtigung der As-Schutzschicht um ca. 50% näher in Richtung der Wachstumspausen-Grenzfläche bewegt. Die Kapazitätsmessungen an diesen Strukturen zeigten jedoch kein Signal der InAsQuantenpunkte, d.h. ein Tunneltransport aus dem Rückkontakt in die InAs-Quantenpunkte findet auch in diesem Fall nicht statt. Es ist zu vermuten, dass die Konzentration der aktivierten Si-Atome an der Grenzfläche von ≤ 5×1017cm-3 (aus TRIM-Simulationen abgeschätzt) nicht ausreicht, um eine ausreichend schmale Tunnelbarriere sicherzustellen (In MBE-dotierten Proben liegt die aktivierte Si-Konzentration bei ~1,5×1018cm-3 ). Erschwerend kommt hinzu, dass die Wachstumspause eine Ladungsträgerverarmung mit sich bringt. Diese ist bei Verwendung einer AlAs-Schicht um eine Größenordnung stärker als bei einer reinen GaAs-Schicht. Unter Berücksichtigung der zuvor diskutierten Schwierigkeiten wurde beschlossen, Versuche mit einem in-situ Ausheilschritt ohne AlAs durchzuführen und das Rückverdampfen von GaAs in Kauf zu nehmen. Der Grundgedanke dabei war, so viel GaAs abzudampfen, bis das Maximum der Verteilung der implantierten Ionen an die Oberfläche rückt. Diese Art von Ausheilschritt wird im folgenden Kapitel ausführlich untersucht. Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 7.3.3 MBE-Ausheilschritte mit Rückverdampfen von GaAs Die Grundidee eines Ausheilschrittes ohne thermische Ätzstoppschicht ist folgende: Es soll gerade soviel GaAs rückverdampft werden, dass das Maximum der Si-Verteilung an die Grenzfläche rückt, um so eine möglichst hohe Dotierstoffkonzentration im Bereich der Grenzfläche zu realisieren. Außerdem wird durch das Weglassen der AlAs-Schicht eine Minimierung der Ladungsträgerverarmung an der Grenzfläche erwartet. Dabei soll der gleiche Temperaturbereich verwendet werden wie für den Ausheilschritt mit AlAs-Stoppschicht (720°-730°), da sowohl das Ausheilen der Implantationsschäden als auch die elektrische Aktivierung der implantierten Ionen bei dieser Temperatur zufriedenstellend war. Allerdings müssen die Temperzeiten deutlich verkürzt werden, da für die lange Zeit von 15min zu viel GaAs rückverdampft und außerdem die Oberfläche durch As-Verarmung degenerieren würde. In den ersten Versuchen mit dieser Art von Ausheilschritten stellte sich überraschenderweise heraus, dass anscheinend das Si aus dem rückverdampften GaAs nicht verloren geht, sondern an der neu entstandenen Oberfläche akkumuliert. Dieser interessante Effekt ist daraufhin für Si anhand von MBE-dotierten Proben ausführlich untersucht und diskutiert worden (siehe Kapitel 6). Messungen an Be-implantierten Schichten lassen vermuten, dass Be während des Rückverdampfens ein ähnliches Verhalten wie Si zeigt. Dies konnte jedoch nicht, wie für Si, anhand von MBE-dotierten Proben verifiziert werden, da in der verwendeten MBE keine BeDotierung möglich ist. Die Tatsache, dass das Si während des Rückverdampfens an der Oberfläche akkumuliert, erlaubt ein Rückverdampfen aller implantierten Ionen inklusive der implantationsbedingten Störstellen ohne Verlust der Dotierstoffe. Die besten Ergebnisse für den Si-implantierten n-Rückkontakt und den Be-implantierten p-Rückkontakt wurden für das Rückverdampfen von ca. 90nm GaAs bei einer Implantationsenergie von 30keV gefunden. Die Messungen an dieser Probe (#11158) werden im Folgenden eingehender diskutiert, zuvor wird jedoch kurz auf die Herstellung der Probe eingegangen: Beim ersten MBE-Schritt wurde auf die AlAs-Rückverdampfungs-Stoppschicht und die As-Schutzschicht verzichtet, sodass das Wachstum mit dem Abscheiden der GaAsPufferschicht endete. Nach Implantation in der FIB-Anlage und Rücktransfer in die MBE wurde dreimal ein in-situ Ausheilschritt bei 730°C für 30s durchgeführt. Wie in Kapitel 6 beschrieben, führte jeder einzelne Ausheilschritt zum Rückverdampfen von ca. 30nm GaAs, sodass insgesamt ca. 90nm GaAs abgedampft wurden. Nach Deposition einer 20nm dicken GaAs-Tunnelbarriere wurden die InAs-Quantenpunkte abgeschieden und wie bei den bisher diskutierten Proben mit GaAs überwachsen. Im Unterschied zu der bisherigen Prozessführung 106 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 107 konnte auf die passivierende Wirkung der As-Schutzschicht während des Transfers verzichtet werden, da man davon ausgehen kann, dass die möglichen Oberflächenverunreinigungen beim Rückverdampfen der GaAs-Oberfläche ebenfalls abdampfen. Ein weiterer Unterschied zu der im vorherigen Kapitel diskutierten Probe #1950 ist die von 25nm auf 20nm reduzierte Tunnelbarriere zwischen Rückkontakt und Quantenpunkten, was auch den Einsatz der Bedotierten Bereiche als p-Rückkontakte für die Kapazitätsspektroskopie ermöglicht (siehe Kapitel 5). Die im Folgenden beschriebene, deutliche Verbesserung der Si- Rückkontakteigenschaften kann aber nicht durch diese Änderung der Tunnelbarriere hervorgerufen sein, da vergleichbare Ergebnisse auch mit einer 25nm dicken Tunnelbarriere bei identischer Probenherstellung erzielt wurden. Der Hochtemperaturschritt ohne AlAs-Rückverdampfungs-Stoppschicht hat zwei gravierende Vorteile gegenüber einem Ausheilschritt mit AlAs-Schicht. Zum einen wird die reaktive AlAs-Schicht keinem Hochtemperaturschritt ausgesetzt, sodass der Einbau von Störstellen während des Ausheilschrittes verringert wird und die Verarmung der Ladungsträger in diesem Bereich abnimmt. Zum anderen wird das Dotierprofil durch den Rückverdampfungsprozess deutlich schärfer. Wie in Kapitel 6 beschrieben, geht der größte Teil der Si-Atome aus der rückverdampften, implantationsdotierten Schicht nicht verloren, sondern akkumuliert an der neu entstandenen Oberfläche, bzw. an der Grenzfläche zwischen Rückverdampfen und Weiterwachsen. Durch die Ansammlung der Dotieratome an der Grenzfläche ändert sich das Dotierprofil, und in den oberen Schichten des Rückkontaktes wird die Dotierkonzentration signifikant erhöht (siehe Abbildung 6.3). Dies hat genau den gewünschten Effekt, dass in einem wohl definierten Abstand (in diesem Fall 20nm) unterhalb der Quantenpunkte ein hochdotierter Rückkontakt positioniert ist. Für die implantierten BeAtome scheint ein ähnlicher Effekt einzutreten, hierauf wird im Laufe dieses Kapitels noch näher eingegangen. Im Folgenden werden die Ergebnisse des Ausheilschrittes mit Rückverdampfen von GaAs für die Be- und Si-Implantation im Detail erklärt. Be-Implantation In Abbildung 7.16 sind PL-Spektren zu sehen, die auf den Be-implantierten Bereichen der Probe #11158 gemessen wurden. Die Intensität ist gegenüber den nicht implantierten Bereichen der Probe (gestrichelte Kurve) deutlich erhöht. Im Dosisbereich von 7,0 ×1012cm-2 bis 2,8 ×1013cm-2 bleibt das PL-Signal nahezu unverändert, dann aber nimmt die Intensität mit steigender Dosis monoton ab und das Spektrum schiebt dabei zu höheren Wellenlängen. Selbst bei einer hohen Implantationsdosis von 2,2 ×1014cm-2 sind die InAs-Quantenpunkte Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 108 Energie [eV] 1,3 1,2 PL-Intensität [a.u.] 1,0 1,1 1 Ausheilschritt: dreimal 30s bei 730°C 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 950 30keV Be implantiert nicht implantiert 12 -2 D=7,0 10 cm 13 -2 D=1,4 10 cm 13 -2 D=2,8 10 cm 13 -2 D=5,6 10 cm 14 -2 D=1,1 10 cm 14 -2 D=2,3 10 cm 1000 1050 1100 1150 1200 1250 1300 Wellenlänge [nm] Abbildung 7.16: Photolumineszenzmessungen an den Be-implantierten Bereichen der Probe #11158 bei T=300K. Nach der Implantation wurde dreimal ein Hochtemperaturschritt von 30s bei 730°C durchgeführt, der zu einem Abdampfen von ca. 90nm GaAs führte. Anschließend erfolgte vor dem Abscheiden der InAsQuantenpunkte das Wachsen einer 20nm dicken GaAs-Schicht. Im gesamten Dosisbereich ist ein deutliches PLSignal mit getrennten s- und p-Zuständen zu erkennen. noch optisch aktiv und der Grund- und erste angeregte Zustand können getrennt werden. Für die bisher diskutierten Ausheilschritte war bei dieser Dosis kein PL-Signal der Quantenpunkte mehr detektierbar. Am Ende dieses Kapitels wird anhand von AFM-Aufnahmen gezeigt, dass für die beschriebene Probe die Dichte der InAs-Quantenpunkte auf den implantierten und nicht implantierten Bereichen gleich groß ist. Dementsprechend kann auch bei dieser Probe eine Dichteerhöhung auf den implantierten Bereichen als Grund für die Signalerhöhung im PLSpektrum ausgeschlossen werden. Wie bereits bei der Probe mit einem moderaten in-situ Ausheilschritt ohne Verwendung einer AlAs-Schicht (siehe Kapitel 7.3.2) diskutiert wurde, könnte die Signalerhöhung durch die eingebrachte Dotierung und das damit verbundene Laden der unteren Löcherzustände hervorgerufen sein. Danach lassen sich die experimentellen Beobachtungen wie folgt erklären: Mit steigender Implantationsdosis wächst die Wahrscheinlichkeit eines besetzten Löcherzustandes kontinuierlich und dementsprechend steigt die PL-Intensität. Messungen an Proben mit geringeren Implantationsdosen zeigen auch ein nur moderat überhöhtes PL-Signal. Hat das Valenzband in Höhe des Rückkontaktes jedoch die Fermienergie erreicht, so beeinflusst eine weitere Dosiserhöhung die Besetzung der Löcherzustände nicht mehr, und die PL-Intensität erreicht ihr Maximum. Für Dosen darüber hinaus bewirken nicht vollständig ausgeheilte Implantationsschäden dann wieder eine Abnahme der PL-Intensität. Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 109 Bevor nun im Folgenden der Schichtwiderstand, die Beweglichkeit und die Löcherdichte des Be-implantierten Rückkontaktes diskutiert werden, soll kurz auf das Implantationsprofil in Verbindung mit dem Rückverdampfungsschritt eingegangen werden. Dazu ist in Abbildung 7.17 die Dichte der implantierten Be-Ionen für eine Implantationsdosis von 1×1013cm-2 als Funktion des Abstandes zur Oberfläche dargestellt. Die gestrichelte Linie markiert die rückverdampfte GaAs-Schicht von ca. 90nm Dicke. Etwa 40% der implantierten Be-Atome bleiben in dieser Schicht stecken, von denen ein unbekannter Anteil (eventuell auch alle) während des Rückverdampfens verloren gehen. Aus den bisher vorgestellten Experimenten lässt sich keine Aussage darüber machen, ob und wenn wie viel Be während des Rückverdampfens erhalten bleibt. Die folgende Charakterisierung des implantierten BeRückkontaktes geht auf diese Fragestellung ein. In Abbildung 7.18 ist der Schichtwiderstand der Probe #11158 als Funktion der Implantationsdosis für eine Energie der Be-Ionen von 30keV und 60keV bei T=300K zu sehen. Messungen bei tiefen Temperaturen zeigen, dass sich der Schichtwiderstand der Beimplantierten Bereiche beim Abkühlen der Probe auf T=4.2K nur geringfügig ändert, insbesondere frieren bei Dosen oberhalb von 1×1013cm-2 die implantierten Bereiche nicht aus. Daher sind in Abbildung 7.18 zur besseren Übersicht nur die Schichtwiderstände bei T=300K aufgetragen. Dabei fällt auf, dass die Schichtwiderstände für beide Implantationsenergien nahezu übereinstimmen, obwohl jeweils ein unterschiedlicher Anteil der implantierten BeIonen zurückverdampft wurde. So bleibt für die mit 60keV implantierten Ionen aufgrund der -3 Be-Dichte [cm ] höheren Eindringtiefe ein deutlich geringerer Anteil von ca. 10% der Be-Atome in der 8x10 17 6x10 17 4x10 17 2x10 17 13 -2 Implantation von 1 ×10 cm Be-Ionen mit 30keV neue Oberfläche nach dem Abdampfen 0 0 50 100 150 200 250 Tiefe [nm] Abbildung 7.17: Mit dem Programm SRIM 2000 simuliertes Tiefenprofil in GaAs für eine Implantation von 1×1013 Be-Ionen/cm2 mit einer Energie von 30keV. Die gestrichelte Linie markiert eine Schichttiefe von ca. 90nm, bis zu der die GaAs-Oberfläche durch den in der MBE durchgeführten Ausheilschritt zurückverdampft wird. Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten rückverdampften Schicht stecken, bei der Implantation mit 30keV sind es immerhin 40%. Würden alle Be-Atome der rückverdampften Schicht verloren gehen, so würde man für die 30keV Implantation einen um 50% höheren Schichtwiderstand erwarten, wenn man eine ähnliche Aktivierungsrate und Beweglichkeit in beiden Fälle annimmt. Offensichtlich stimmen die Schichtwiderstände für beide Implantationsenergien jedoch nahezu überein, was darauf hinweist, dass ein Großteil der rückverdampften Be-Atome erhalten bleiben. Vergleicht man den Ausheilschritt bei 720°C mit AlAs-Schicht mit dem hier diskutierten Ausheilschritt, so werden bei geringen Implantationsdosen nahezu identische Schichtwiderstände erreicht, bei höheren Dosen oberhalb von 1×1013cm-2 stellen sich jedoch vergleichsweise geringere Widerstände (bis zu 40% niedriger) ein. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass nicht alle Be-Atome, die sich in der rückverdampften Schicht befanden, verloren gegangen sind, da man ansonsten einen größeren Schichtwiderstand als den gemessenen erwarten würde. Zum Vergleich der resultierenden Löcherdichten beider Ausheilschritte soll im Folgenden der Koeffizient α den Quotienten aus Löcherdichte und Implantationsdosis beschreiben. Im Falle des Ausheilschrittes ohne Rückverdampfen beschreibt α lediglich die Aktivierung der Be-Atome. Für den Fall des Ausheilschrittes mit Rückverdampfen berechnet sich α aus dem Prozentsatz der nicht verloren gegangenen Be-Atome multipliziert mit der Aktivierung. Für den Ausheilschritt mit AlAs-Schicht wurden je nach Dosis Werte für α bzw. 10 Schichtwiderstand [kΩ] Ausheilschritt: dreimal 30s bei 730°C 30keV Be-Ionen implantiert 60keV Be-Ionen implantiert 1 10 13 14 10 -2 Dosis [cm ] Abbildung 7.18: Schichtwiderstand der Be-implantierten Bereiche der Probe #11158 bei T=300K. Es wurde mit 30keV und 60keV implantiert und in der MBE ein dreimaliger in-situ Ausheilschritt von je 30s bei 730°C durchgeführt. Dieser Ausheilschritt führt zu einem Abdampfen von ca. 90nm GaAs von der Probenoberfläche. Wie man sieht, stimmen die Schichtwiderstände für beide Implantationsenergien nahezu überein. 110 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 111 Aktivierungen von 55% bis 82% gefunden, für den Ausheilschritt mit Rückverdampfen Werte zwischen 55% und 65%. Dies legt die Vermutung nahe, dass nicht die kompletten 40% der Be-Atome, die sich in der rückverdampften GaAs-Schicht befanden, verloren gegangen sind, da α für beide Ausheilschritte vergleichbare Werte annimmt. Der signifikanteste Unterschied zwischen den bisher diskutierten Ausheilschritten und dem Ausheilschritt mit Rückverdampfen liegt in einer deutlich höheren Beweglichkeit der Löcher. Bei der kleinsten implantierten Dosis von 3,5×1012cm-2 beträgt sie im Fall des Ausheilschrittes mit Rückverdampfen 320cm2/Vs und fällt mit steigender Dosis auf 130cm2/Vs, womit sie bei gleicher Implantationsdosis um bis zu 60% größer ist als bei den zuvor beschriebenen Ausheilschritten ohne Rückverdampfen. In Tabelle 7.2 sind die elektrischen Kenngrößen der Be-implantierte Bereiche (D=2,0×1013cm-2) für verschiedene im Rahmen dieser Arbeit untersuchte Ausheilschritte noch einmal zusammengefasst. Ausheil- Implantations- Schichtwiderstand schritt energie 650°C / 100keV 4,4 kΩ Löcherdichte Beweglichkeit 9,0 ×1012cm-2 160cm2/Vs 720°C mit AlAs / 100keV 3,0kΩ 1,6×1013cm-2 130 cm2/Vs 730°C / 30keV 2,4kΩ 1,1 ×1013cm-2 240 cm2/Vs 730°C / 60keV 2,7 kΩ 9,0 ×1012cm-2 260 cm2/Vs Tabelle 7.2: Schichtwiderstand, Löcherdichte und Beweglichkeit (D=2,0×1013cm-2) bei T=300K für verschiedene Ausheilschritte. Be-implantierter Bereiche Es bleibt festzuhalten, dass der zuletzt diskutierte Hochtemperaturschritt bei 730°C, bei dem ca. 90nm GaAs von der Oberfläche zurückverdampft werden, im Vergleich zu den zuvor diskutierten Ausheilschritten den geringsten Schichtwiderstand liefert und das Wachstum optisch aktiver InAs-Quantenpunkte bis zur höchsten Implantationsdosis ermöglicht. Nun muss noch im folgenden Absatz anhand von Kapazitätsmessungen geprüft werden, ob dieser Ausheilschritt einen Tunneltransport von Löchern aus dem Rückkontakt in die Quantenpunkte ermöglicht. In Abbildung 7.19 ist das Kapazitätsspektrum der Probe #11158 unter Verwendung des mit 30keV implantierten Be-Rückkontaktes zusammen mit dem Kapazitätsspektrum einer in der MBE dotierten Referenzprobe (#11195) zu sehen. Die Probe mit dem implantierten Rückkontakt zeigt deutliche Signaturen des Ladens der InAs- Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten Kapazitätsmessung bei T=4,2K 1,005 Kapazität [a.u.] 112 implantierter Be-Rückkontakt MBE-dotierter C-Rückkontakt 1,000 0,995 0,990 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 Gatespannung [V] Abbildung 7.19: Kapazitätsspektren der Probe #11158 mit implantiertem Rückkontakt und der Referenzprobe #11195 mit MBE-dotiertem Rückkontakt bei T=4,2K. Die Be-Implantation erfolgte mit einer Energie von 30keV und einer Dosis von 2,8×1013cm-2, die Dicke der Tunnelbarriere zwischen Rückkontakt und Quantenpunkten liegt bei 20nm. Die in der MBE dotierte Referenzprobe besitzt einen C-dotierten Rückkontakt, wobei die Tunnelbarriere eine Dicke von 17nm aufweist. Die Gatefläche beträgt bei beiden Proben (300×300)µm2. Quantenpunkte, wobei die Kurvenform grundsätzlich mit der der Referenzprobe übereinstimmt. Unterschiedlich dicke Tunnelbarrieren (17nm und 20nm) und damit unterschiedlich große Hebelarme beider Proben sind dabei für das Auftreten der Lademaxima bei leicht verschiedenen Gatespannungen verantwortlich. Da erfolgreich gezeigt werden konnte, dass ein Tunneltransport der Löcher aus dem Be-implantierten Rückkontakt in die Quantenpunkte beobachtbar ist, bietet der optimierte Prozess inklusive des in-situ Ausheilschrittes in der MBE mit Rückverdampfen von GaAs alle Voraussetzungen, um ihn als Ausgangspunkt zur Realisierung strukturierter Be-Rückkontakte mit den gewünschten Eigenschaften für zahlreiche Experimente, z.B. für die µ-LED (siehe Kapitel 8), nutzen zu können. Si-Implantation Es soll nun untersucht werden, ob die diskutierte Prozessführung ebenfalls geeignet ist, einen implantierten Si-Rückkontakt mit den geforderten Eigenschaften zu realisieren. Zunächst wird auf die optische Qualität der InAs-Quantenpunkte eingegangen und anschließend die Eigenschaften des Rückkontaktes selbst diskutiert. In Abbildung 7.20 sind PL-Spektren von InAs-Quantenpunkten zu sehen, die auf den mit 30keV Si-implantierten Gebieten abgeschieden wurden. Zunächst steigt die PLSignalstärke mit steigender Implantationsdosis und nimmt bei 8×1012cm-2 ein Maximum an. Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten Bei weiterer Erhöhung der Dosis fällt die PL-Amplitude dann wieder und verschwindet bei einer Dosis von 3,3×1013cm-2 fast vollständig. Neben der Änderung der Signalstärke ist mit zunehmender Ionendosis eine wachsende Rotverschiebung des PL-Spektrums zu beobachten. Damit zeigt das PL-Spektrum der Quantenpunkte für die Si-Implantation ein qualitativ ähnliches Verhalten wie im Fall der Be-Implantation, insbesondere was die Zunahme der PLIntensität auf den implantierten Bereichen betrifft. Die Änderung der PL-Amplitude als Funktion der Si-Dosis erklärt sich demnach anlog zur Be-Implantation: Die Si-Implantation bewirkt eine n-Dotierung und damit eine Annäherung des Ferminiveaus an die Leitungsbandkante im Bereich des Rückkontaktes, sodass die Elektronenzustände im Quantenpunkt besetzt werden. Der anregende Laserstrahl erzeugt nun Elektronen und Löcher und sobald eines dieser Löcher in einen Quantenpunkt relaxiert, können die Ladungsträger in diesem Quantenpunkt unter Aussendung eines Photons rekombinieren, da dort bereits ein Elektron vorhanden war. Das durch die Si-Dotierung hervorgerufene Laden der Elektronenzustände des Quantenpunktes erhöht also die Wahrscheinlichkeit, dass sich gleichzeitig ein Elektron und ein Loch im selben Quantenpunkt befinden, was die Voraussetzung für die strahlende Rekombination unter Aussendung eines Photons ist. Daher steigt mit zunehmender Si-Dosis auch das PL-Signal. Sobald jedoch das Leitungsband das Ferminiveau erreicht hat, ändert sich seine Lage nur noch wenig. Das PL-Signal fällt dann mit steigender Dosis, da der Einfluss von nicht vollständig ausgeheilten, implantationsbedingten Energie [eV] 1,3 1,0 PL-Intensität [a.u.] 0,8 0,6 0,4 1,2 1,1 1 Ausheilschritt: dreimal 30s bei 730°C 30keV Si implantiert nicht implantiert 12 -2 D=2,1 10 cm 12 -2 D=4,1 10 cm 12 -2 D=8,3 10 cm 13 -2 D=1,7 10 cm 13 -2 D=3,3 10 cm 0,2 0,0 1000 1100 1200 1300 Wellenlänge [nm] Abbildung 7.20: Photolumineszenzmessungen an den Si-implantierten Bereichen der Probe #11158 bei T=300K. Nach der Implantation wurde dreimal ein Hochtemperaturschritt von 30s bei 730°C durchgeführt, der zu einem Abdampfen von ca. 90nm GaAs führte. Anschließend erfolgte vor dem Abscheiden der InAsQuantenpunkte das Wachsen einer 20nm dicken GaAs-Schicht. Bis zu einer Dosis von 1,7× 1013cm-2 ist das Signal auf den implantierten Gebieten größer als auf den nicht implantierten Bereichen. 113 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 114 Störstellen überwiegt. Die Tatsache, dass bei den bisher diskutierten Ausheilschritten keine durch die Si-Implantation hervorgerufene Erhöhung der PL-Signalstärke zu beobachten war, kann zwei Ursachen haben: Entweder die Implantationsschäden sind auch bei niedrigen Dosen so hoch, dass diese die mit der Dotierung zu erwartende Signalerhöhung kompensieren, oder eine Verarmungszone im Bereich der Grenzfläche verhindert das Laden der Elektronenzustände. Die Photolumineszenzresultate zusammenfassend kann man sagen, dass sich bis zu einer Dosis von 1,7 ×1013cm-2 InAs-Quantenpunkte von sehr guter optischer Qualität auf den implantierten Gebieten abscheiden lassen. Im Folgenden sollen nun die Eigenschaften des Rückkontaktes selbst diskutiert werden. In Abbildung 7.21 ist der Schichtwiderstand der implantierten Bereiche als Funktion der Implantationsdosis für T=4,2K und T=300K dargestellt. Die gestrichelte Linie markiert die Dosis, oberhalb derer sich die PL-Spektren der Quantenpunkte deutlich verschlechtern. Schon ab einer Implantationsdosis von 4×1012cm-2 frieren die Elektronen bei T=4,2K nicht mehr aus, und man erhält einen Schichtwiderstand von ca. 3kΩ. Bei Dosen oberhalb von 2×1013cm-2 ist eine Sättigung des Schichtwiderstandes bei ca. 200Ω zu beobachten, dessen Ursache bereits in Kapitel 7.3.2 erklärt wurde. Im Vergleich zu dem Ausheilschritt mit AlAs-Schicht bei 720°C erhält man für den in diesem Kapitel diskutierten Ausheilschritt Schichtwiderstand[kΩ] 3,0 nahezu identische Werte für den Ausheilschritt: dreimal 30s bei 730°C 2,4 1,8 4,2K 30keV Si implantiert T=300K T=4,2K 1,2 0,6 0,0 300K 13 14 10 10 -2 Dosis [cm ] Abbildung 7.21: Schichtwiderstand der Si-implantierten (30keV) Bereiche der Probe #11158 bei T=300K und T=4,2K. Zur Aktivierung der Si-Atome und zum Ausheilen der Implantationsschäden wurde dreimalig ein Temperschritt von 30s bei 730°C ausgeführt, wobei ca. 90nm GaAs abdampften. Die eingezeichnete Linie markiert eine Dosis von 1,7× 1013cm-2, oberhalb derer sich die PL-Spektren deutlich verschlechtern. Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 115 Schichtwiderstand, wobei vor Einsetzen der Sättigung des Schichtwiderstandes die Aktivierung deutlich höher, die Beweglichkeit jedoch deutlich niedriger ist. In Tabelle 7.3 sind die elektrischen Kenngrößen der Si-implantierten Rückkontakte (D= 1×1013cm-2) für beide Ausheilschritte zusammengefasst. Ausheilschritt Schichtwiderstand Elektronendichte Beweglichkeit Aktivierung mit AlAs-Schicht 404Ω 3,4×1012cm-2 4540 cm2/Vs 34% ohne AlAs-Schicht 540Ω 4,9×1012cm-2 2360cm2/Vs 49% Tabelle 7.3: Schichtwiderstand, Elektronendichte und Beweglichkeit der Si-implantierten Bereiche (D=1,0×1013cm-2) bei T=300K für verschiedene Ausheilschritte. Ein möglicher Grund für die höhere Aktivierung der Si-Atome im Falle des Ausheilschrittes mit Rückverdampfen der dotierten Schicht ist der in Kapitel 6.1 beschriebene Austauschmechanismus zwischen Si-Atomen auf der Oberfläche und Ga-Atomen aus den darunter liegenden Schichten. Die deutlich kleinere Beweglichkeit der Elektronen im Falle des Ausheilschrittes mit Rückverdampfen wird vermutlich durch die deutlich höhere SiKonzentration im Bereich der Grenzfläche zwischen Original-GaAs und Tunnelbarriere hervorgerufen. Es gilt an dieser Stelle noch zu klären, ob ein Tunneltransport aus dem Siimplantierten Rückkontakt in die Quantenpunkte möglich ist. In Abbildung 7.22 ist ein Kapazitätsspektrum der zuvor diskutierten Probe unter Verwendung des Si-implantierten Rückkontaktes zusammen mit einer Referenzprobe mit einem in der MBE dotierten Rückkontakt gezeigt. Die untere Achse der Abbildung wurde nach Gleichung (4.1) aus der Gatespannung berechnet und bezeichnet den Energieabstand der Quantenpunktniveaus zur Leitungsbandkante. Die Probe mit implantiertem Rückkontakt zeigt eine deutliche Signatur der Quantenpunkte. So ist sowohl das Laden der s- als auch der p-Zustände deutlich zu erkennen. Im Vergleich zu der MBE-dotierten Probe ist die Coulomb-Blockade-Energie des Grundzustandes weniger deutlich aufzulösen und das Lademaximum des p-Zustandes ist etwas schwächer ausgeprägt, die grundsätzlichen Kurvenformen jedoch stimmen überein. Die Resultate der Kapazitätsspektroskopie zeigen also, dass ein Tunneltransport aus dem Rückkontakt in die Quantenpunkte stattfindet. Bisher wurde in diesem Kapitel gezeigt, dass mit einem dreimalig ausgeführten Temperschritt bei 730°C, der zu einem Rückverdampfen von ca. 90nm GaAs von der Oberfläche führt, die Realisierung eines strukturierten p- bzw. n-dotierten Rückkontaktes möglich ist, der sämtliche in Kapitel 7.1 aufgeführten Anforderungen erfüllt. So lassen sich in Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten unmittelbarer Nähe oberhalb des Rückkontaktes hochqualitative InAs-Quantenpunkte abscheiden und der jeweilige Rückkontakt ist auch bei tiefen Temperaturen gut leitfähig. Aufgrund der mit dem Rückverdampfungsschritt verbundenen erhöhten Dotierung in den oberen Schichten des Rückkontaktes ist der effektive Abstand der Quantenpunkte zum Rückkontakt wohl definiert, sodass ein Tunnelprozess aus dem Rückkontakt in die Quantenpunkte stattfinden kann. Abschließend muss an dieser Stelle noch die minimal realisierbare Strukturgröße der strukturierten Si- und Be-Rückkontakte diskutiert werden. Da die Dotierstoffe während des Rückverdampfens auf der Probenoberfläche akkumulieren und die Diffusion auf der Oberfläche deutlich größer ist als im Volumenmaterial, kann sich die laterale Auflösung bei der Strukturierung der Rückkontakte deutlich verschlechtern, d.h. durch laterale Diffusion und nicht durch den Strahldurchmesser der fokussierten Ionenstrahlanlage limitiert sein. Mit dieser Fragestellung beschäftigt sich der folgende Abschnitt. Kapazitätsmessung bei T=4,2K 1,00 Kapazität [a.u.] Si-implantierter Rückkontakt Hebelarm = 0,125 0,98 MBE-dotierter Si-Rückkontakt Hebelarm = 0,152 0,96 0,30 0,25 0,20 0,15 0,10 0,05 Energie [eV] Abbildung 7.22: Kapazitätsspektren der Probe #11158 mit implantiertem Si-Rückkontakt und der Referenzprobe #11146 mit MBE-dotiertem Rückkontakt bei T=4,2K. Die Si-Implantation erfolgte mit einer Energie von 30keV und einer Dosis von 4,0×1012cm-2, die Dicke der Tunnelbarriere zwischen Rückkontakt und Quantenpunkten liegt bei 20nm. Die in der MBE dotierte Referenzprobe besitzt ebenfalls einen SiRückkontakt, wobei die Tunnelbarriere eine Dicke von 25nm aufweist. Die Gatefläche beträgt bei beiden Proben (300×300)µm2. Die untere Achse der Abbildung wurde nach Gleichung (4.1) aus der Gatespannung berechnet und bezeichnet den Energieabstand der Quantenpunktniveaus von der GaAs-Leitungsbandkante. 116 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 117 Laterale Auflösung der implantierten Rückkontakte Während des Hochtemperaturschrittes in der MBE kommt es möglicherweise zu einer lateralen Verschmierung der implantierten Bereiche. Um hierfür eine obere Grenze abschätzen zu können, wurde in der zuvor diskutierten Probe #11158 zusätzlich eine Teststruktur, wie sie in Abbildung 7.23a) dargestellt ist, definiert. Sie besteht im wesentlichen aus einem flächig implantierten Quadrat, bei dem nur ein dünner, 1µm breiter Streifen von in der Mitte nicht implantiert wurde. Vier ohmsche Kontakte an den Ecken des Quadrates ermöglichen es, eine Strom-Spannungs-Kennlinie sowohl parallel zum nicht implantierten Steifen als auch quer über ihn hinweg aufzunehmen, um gleichzeitig die Leitfähigkeit der implantierten Bereiche und die Isolationswirkung der Implantationslücke zu überprüfen. Diese Kennlinien sind für den Fall einer 30keV Si-Implantation (D=2,8×1012cm-2) in Abbildung 7.23b) dargestellt. Parallel zur Lücke wird bei einer Spannung von 4V ein Strom von 590µA, quer über die Lücke dagegen bei gleicher Spannung nur ein Strom von 50pA gemessen. Damit ist der implantierte Bereich gut leitfähig, die nicht implantierte Lücke von 1µm Breite hingegen wirkt isolierend. Die Diffusion der Si-Atome während des Ausheilschrittes in der MBE liegt demnach unterhalb von 0,5µm, da ansonsten keine so gute Isolationswirkung des nicht implantierten Bereiches zu beobachten wäre. Um die Diffusionslänge der Si-Atome während des Ausheilschrittes genauer abschätzen zu können, müssten noch kleinere Lücken bei der Implantation realisiert werden. Dies ist aber aus technischen Gründen nicht möglich, da bei der zur Verfügung stehenden FIB-Anlage für die b) 1 800 600 3 ohmsche Kontakte 40µm 400 Probe #11164 bei T=4,2K 100 parallel zur Lücke 50 200 0 0 quer zur Lücke -200 -50 Strom I13 [pA] 30keV Siimplantiert Strom I12 [µA] a) -400 2 1µm 4 -100 -600 -800 -6 -4 -2 0 2 4 6 Spannung [V] Abbildung 7.23: a) Implantationsgeometrie zur Abschätzung der Auflösung des implantierten Rückkontaktes. Ein Quadrat ist bis auf einen dünnen Steg von 1µm Breite flächig mit Si implantiert (D=2,8×1012cm-2). An den Ecken des Quadrates befinden sich ohmsche Kontakte, sodass sowohl parallel zur Implantationslücke als auch über sie hinweg eine Strom-Spannungs-Kennlinie aufgenommen werden kann. Diese Skizze ist nicht maßstäblich. b) Parallel zur Lücke und über die Lücke hinweg gemessene Strom-Spannungs-Kennlinien bei T=4,2K. Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten 118 gewählte Beschleunigungsspannung von 30keV der Strahldurchmesser nicht hinreichend klein ist. Für Be wurde die Verschmierung der implantierten Bereiche während des Ausheilschrittes analog zu Si anhand der in Abbildung 7.23a) dargestellten Implantationsgeometrie untersucht. Es zeigte sich, dass erst bei Implantationslücken zwischen 4µm und 8µm eine Isolationswirkung des nicht implantierten Bereiches eintritt. Demnach liegt die Diffusion der Be-Atome während des Rückverdampfens oberhalb von 2µm und scheint damit deutlich größer zu sein als die Diffusion der Si-Atome. Die Ursache hierfür liegt wohl im größeren Diffusionskoeffizienten von Be in GaAs als von Si in GaAs. Es bleibt an dieser Stelle festzuhalten, dass sich mit der erarbeiteten Technologie inklusive des in diesem Kapitel beschriebenen Ausheilschrittes strukturierte Si-Rückkontakte im µm-Bereich (eventuell auch deutlich kleiner) realisieren lassen. Die maximale Auflösung im Fall von Be-Rückkontakten ist jedoch deutlich schlechter. Für die Herstellung von sehr kleinen Be-implantierten Bereiche sollte daher ein Ausheilschritt benutzt werden, bei dem kein GaAs zurückverdampft wird, da sich vermutlich aufgrund einer kleineren Diffusion die Auflösung des Verfahrens verbessert. Dichte der Quantenpunkte auf den implantierten Bereichen In diesem Abschnitt soll untersucht werden, inwieweit die Implantation von Be- bzw. SiIonen in Kombination mit dem Ausheilschritt, der ein Rückverdampfen von ca. 90nm GaAs bewirkt, einen Einfluss auf die Dichte der InAs-Quantenpunkte hat. Dazu wurden zwei Proben identisch zu der zuvor diskutierten Probe #11158 hergestellt, ohne dabei die InAsInseln mit GaAs zu überwachsen, sodass die Dichte der Inseln aus AFM-Aufnahmen bestimmt werden konnte. Bei der Referenzprobe #11167 wurde so viel In abgeschieden (14 Zyklen von je 4s bei geöffnetem In-Shutter), dass sich unter den gegebenen Wachstumsbedingungen eine Inseldichte von 1,3×1010cm-2 auf den nicht implantierten Bereichen einstellte. Die zweite Probe #11173 hingegen wies auf den nicht implantierten Gebieten eine deutlich geringere Inseldichte von 4×109cm-2 auf, da bei ihr etwas weniger In (nur 13 Zyklen) abgeschieden wurde. Zunächst soll auf die Probe mit der höheren Dichte eingegangen werden. In Abbildung 7.24 ist die aus AFM-Messungen ermittelte Inseldichte auf den implantierten Bereichen als Funktion der Implantationsdosis für die Implantation von 30keV Si-Ionen bzw. 30keV Be-Ionen dargestellt. Die blauen Punkte geben zum Vergleich die Inseldichte an verschiedenen nicht implantierten Bereichen der Probe an. Für den Fall der Si- Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten Implantation ist die Inseldichte im ganzen Dosisbereich nahezu konstant und identisch mit der Dichte auf nicht implantierten Bereichen. Auf den Be-implantierten Flächen dagegen ist eine deutlich stärkere Schwankung der Inseldichte beobachtbar, jedoch keine klare Tendenz einer Dichtezunahme oder -abnahme zu erkennen. Eine Ursache für die starke Dichteschwankung der Quantenpunkte könnten nicht ausgeheilte Implantationsschäden sein. So werden nach Berechnungen mit dem Programm SRIM 2000 bei der Be-Implantation nicht alle implantationsbedingten Störstellen mit abgedampft, während im Falle der Si-Implantation aufgrund der geringeren Eindringtiefe der Si-Ionen nahezu alle Fehlstellen bei dem Rückverdampfungsprozess verdampfen. Um zu klären, ob nicht vollständig rückverdampfte Störstellen tatsächlich das unterschiedliche Verhalten der Quantenpunktdichte bei der Si- und Be-Implantation bewirken, sind weitere Messungen erforderlich, die aber über den Rahmen dieser Arbeit hinausgehen. Wie im letzten Abschnitt bereits erläutert wurde, hat die Implantation von Si- und BeIonen keine generelle Dichteerhöhung oder –absenkung für eine mittlere Quantenpunktdichte von 1,3×1010cm-2 (Probe #11167) zur Folge. Da für viele Experimente, z.B. für die in Kapitel 8 diskutierte LED-Struktur, eine deutlich kleinere Quantenpunktdichte erstrebenswert ist, soll nun die Dosisabhängigkeit der Dichte für einen niedrigeren Dichtebereich von n=4×109cm-2diskutiert werden (Probe #11173). In Abbildung 7.25 ist die Inseldichte auf den implantierten Bereichen gegen die Implantationsdosis aufgetragen. Für die Implantation von 2,0 nicht implantiert 1,5 10 -2 Inseldichte [10 cm ] Probe #11167 10 -2 Inseldichte ca. 1,3×10 cm 1,0 Implantation mit 30keV Be-Ionen Si-Ionen 10 12 10 13 10 14 -2 Dosis [cm ] Abbildung 7.24: InAs-Inseldichte auf den mit 30keV Be- bzw. Si-implantierten Bereichen der Probe #11167. Die blauen Punkte geben Referenzinseldichten an, die an verschiedenen nicht implantierten Bereichen der Probe bestimmt wurden. Für die Si-Implantation ist kein Einfluss auf die Inseldichte beobachtbar, im Fall der BeImplantation dagegen ist eine starke Schwankung der Inseldichte mit der Implantationsdosis zu erkennen. 119 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten Si-Ionen ist wie schon bei Probe #11167 kein Einfluss auf die Inseldichte zu erkennen. Im Fall der Be-Implantation ist hingegen bei Überschreiten einer Schwellendosis von ca. 4×1013cm-2 ein deutlicher Dichteanstieg (Faktor 4) von 4×109cm-2 auf 1,2×1010cm-2 beobachtbar. Für Implantationsdosen unterhalb dieser Schwellendosis ist die Inseldichte nahezu konstant. Damit hat die Be-Implantation auf eine Probe mit mittlerer Inseldichte von 1,3×1010cm-2 (siehe Probe #11167) einen anderen Einfluss als auf eine Probe mit niedrigerer Inseldichte von 4×109cm-2 (siehe Probe #11173): Während die hohe Inseldichte nahezu konstant bleibt, steigt die geringe Inseldichte bei höheren Implantationsdosen um einen Faktor vier an. Eine mögliche Ursache für dieses unterschiedliche Verhalten ist, dass die BeImplantation bei Dosen oberhalb von 4×1013cm-2 zusätzliche Kondensationskeime für die InAs-Inselbildung erzeugt. Wird nun sehr wenig In abgeschieden, so entstehen die Inseln vermehrt an diesen Keimen und die Dichte auf den implantierten Gebieten vergrößert sich. Bei einer höheren abgeschiedenen In-Menge dagegen überschreitet die Inseldichte die Kondensationskeimdichte und die Auswirkungen der Implantation sind dementsprechend geringer. Für die µ-LED mit eingebetteten InAs-Quantenpunkten (siehe Kapitel 8) wurde die Quantenpunktdichte minimiert, um so möglichst eine geringe Anzahl von Quantenpunkten in der aktiven Fläche der LED vorzufinden. Eine lokale Dichteerhöhung der Quantenpunkte auf 12 9 -2 Inseldichte [10 cm ] 10 Probe #11173 9 -2 Inseldichte ca. 4×10 cm 8 nicht implantiert 6 Implantation mit 30kev Be-Ionen Si-Ionen 4 2 10 12 10 13 10 14 -2 Implantationsdosis [cm ] Abbildung 7.25: InAs-Inseldichte auf den mit 30keV Be- bzw. Si-implantierten Bereichen der Probe #11173. Die blauen Punkte geben Referenzinseldichten an, die an verschiedenen nicht implantierten Bereichen der Probe bestimmt wurden. Für die Si-Implantation ist kein Einfluss auf die Inseldichte zu erkennen, im Fall der BeImplantation dagegen ist ein Anstieg der Inseldichte mit der Implantationsdosis beobachtbar. 120 Kapitel 7: InAs-Quantenpunkte auf FIB-strukturierten Rückkontakten den Be-implantierten Bereichen würde dem entgegenwirken und muss demnach vermieden werden, indem man nur Dosen unterhalb der Schwellendosis von ca. 4×1013cm-2 verwendet. Die erfolgreiche Kapazitätsmessung an Quantenpunkten unter Verwendung eines Beimplantierten Rückkontaktes mit einer Dosis von 2,8×1013cm-2 (siehe Abbildung 7.19) zeigten, dass sich auch mit Dosen unterhalb der Schwellendosis für die µ-LED geeignete pRückkontakte realisieren lassen. 121 Kapitel 8: InAs-Quantenpunkte in einer FIB-geschriebenen µ-LED 122 8 InAs-Quantenpunkte in einer FIB-geschriebenen µ-LED Wie in den bisherigen Kapiteln beschrieben, ist im Rahmen dieser Arbeit eine Technologie entwickelt worden, mit der die Realisierung vergrabener, lokal strukturierter p- bzw. nleitender Bereiche möglich ist, auf denen sich hochqualitative InAs-Quantenpunkte abscheiden lassen. Diese Technologie sollte u.a. zur Herstellung einer pin-Diode mit einer aktiven Fläche im µm2-Bereich (im Folgenden µ-LED genannt) genutzt werden. Dieses Projekt wurde mit Kooperationspartnern (Gruppe Prof. G. Döhler, Universität ErlangenNürnberg: Teile der Probenprozessierung, Elektrolumineszenzmessungen; Prof. A. Zrenner, Universität Paderborn: Elektrolumineszenzmessungen) durchgeführt. Während des gesamten Optimierungsprozesses wurden immer wieder auch µ-LED-Proben hergestellt und vermessen. In diesem Kapitel sollen die bis jetzt erfolgreichsten Messungen, die an der Probe #1985 mit Hochtemperaturschritt und AlAs-Stoppschicht (siehe Kapitel 7.3.2) sowie implantierten BeKontakten (100keV) durchgeführt wurden, vorgestellt werden. Elektrolumineszenzmessungen an Proben mit GaAs-Rückverdampfen gibt es zur Zeit noch nicht. Zunächst soll kurz auf den Aufbau und die Herstellung der µ-LED eingegangen werden. Nachfolgend werden die Diodenkennlinien diskutiert und abschließend erfolgt die Vorstellung der Elektrolumineszenzergebnisse. 8.1 Funktionsweise und Aufbau der µ-LED In Abbildung 8.1 ist der Aufbau der µ-LED mit eingebetteten InAs-Quantenpunkten schematisch dargestellt. Ein Be-implantierter p-Streifen wird mit 50nm undotiertem GaAs, gefolgt von 200nm Si-dotiertem GaAs überwachsen. Hierbei sind in der Mitte der 50nm dicken GaAs-Schicht InAs-Quantenpunkte eingebettet. Anschließend wird nasschemisch ein Balken aus der n-dotierten Schicht bis auf die Quantenpunktschicht herausgeätzt, der den implantierten Streifen senkrecht schneidet. Der eigentliche pin-Übergang dieser Diode besteht somit aus der Kreuzungsfläche des geätzten n- und des implantierten p-Streifens. Wie in Kapitel 4.3 beschrieben, werden aus diesem Bereich bei Anlegen einer äußeren Spannung in Durchlassrichtung der Diode Photonen emittiert, deren Energien den Exzitonenenergien der Quantenpunkte entsprechen. Im Folgenden wird der Herstellungsprozess im Detail beschrieben. Kapitel 8: InAs-Quantenpunkte in einer FIB-geschriebenen µ-LED 123 Abbildung 8.1: Schematischer Aufbau einer pin-Struktur mit eingebetteten InAs-Quantenpunkten (µ-LED). Die aktive Fläche der LED besteht aus der Kreuzungsfläche des implantierten p-Streifens und des nachträglich geätzten n-Streifens. Der implantierte p-Bereich und der in der MBE dotierte n-Bereich sind vertikal durch 50nm intrinsisches GaAs getrennt, in dessen Mitte sich InAs-Quantenpunkte befinden. Wird eine Spannung in Durchlassrichtung angelegt, so rekombinieren injizierte Löcher und Elektronen in den Quantenpunkten innerhalb der aktiven Fläche der Diode unter Aussendung von Photonen. In einem ersten MBE-Schritt wurde ein AlAs/GaAs-Übergitter, eine 400nm dicke GaAs-Pufferschicht, eine 1,5nm dicke AlAs-Rückverdampfungs-Stoppschicht und eine 5nm dicke GaAs-Schicht angewachsen. Eine 30nm dicke As-Schicht schützt die Oberfläche während der Wachstumspause. In der FIB-Anlage erfolgte eine lateral strukturierte Implantation mit 100keV Be-Ionen mit Dosen zwischen 1 ×1013cm-2 bis 1 ×1014cm-2. Nach Rücktransfer und Desorption der As-Schicht folgte ein Hochtemperaturschritt (10min bei 720°C), der das Rückverdampfen der 5nm dicken GaAs-Schicht bis zur AlAs-Oberfläche bewirkte. Anschließend wurde die Schichtstruktur mit 25nm GaAs, gefolgt von der Quantenpunktschicht, weiteren 25nm GaAs und schließlich 200nm n-dotiertem GaAs zu Ende gewachsen. Die weitere Prozessierung der so hergestellten Probe (d.h. das Ätzen des nStreifens, die Herstellung der ohmschen Kontakte, das Aufbringen einer Anti-ReflektionsSchicht und zahlreiche weitere Prozessschritte) erfolgte am Lehrstuhl für Halbleiterphysik von Prof. G. Döhler an der Universität Erlangen-Nürnberg. Während des Implantationsprozesses erzeugte Markierungskreuze dienten hierbei der Orientierung auf der Probenoberfläche und ermöglichten die Justierung der notwendigen Lithographieschritte. Eine detailliertere Beschreibung der Probenprozessierung inklusive des verwendeten Maskenlayouts ist in [Sch02] zu finden. Die aktive Fläche der LED-Struktur wird, wie bereits erwähnt, durch die Kreuzungsfläche des implantierten p- und des geätzten n-Steifens gebildet. Um Kapitel 8: InAs-Quantenpunkte in einer FIB-geschriebenen µ-LED 124 Elektrolumineszenzmessungen an wenigen oder einzelnen Quantenpunkten zu ermöglichen, muss sowohl die aktive Fläche als auch die Dichte der Quantenpunkte minimiert werden. Der schmalste geätzte n-Streifen, der sich mit der optischen Lithographie realisieren ließ, hat eine Breite von ca. 0,5µm. Die effektive Breite des implantierten p-Streifens lässt sich hingegen nicht genau bestimmen. Die nominelle Breite des kleinsten p-Streifens beträgt 100nm, die effektive Breite jedoch wird zum einen durch den Fokusdurchmesser und zum anderen durch die Be-Diffusion während des Ausheilschrittes in der MBE bestimmt. Eine obere Grenze für die Breite des implantierten p-Streifen lässt sich jedoch zu ca. 3µm abschätzen (siehe Kapitel 0). Damit ist die aktive Fläche der LED kleiner als 1,5µm2. Mit der geringen Quantenpunktdichte der beschriebenen µ-LED Probe von ca. 2×109cm-2, die nach entsprechender Optimierung der Wachstumsparameter (siehe Kapitel 4.6) erzielt werden konnte, befinden sich ca. 30 Quantenpunkte im aktiven Bereich der kleinsten µ-LED-Struktur. 8.2 Kennlinien der µ-LED Um zu überprüfen, ob die Prozessierung erfolgreich verlief und der implantierte p-Steifen leitfähig ist, wurden Strom-Spannungs-Kennlinien des p-Streifens aufgenommen. Es stellte sich dabei heraus, dass auch die schmalsten p-Streifen mit einer nominellen Breite von 0,1µm leitfähig sind. Der Schichtwiderstand des Be-implantierten Streifens lässt sich mit Hilfe des Geometriefaktors des Implantationsmusters aus dem gemessenen Zweipunktwiderstand abschätzen. Man erhält bei einer Dosis von 5×1013cm-2 einen Schichtwiderstand von ca. 700Ω, was bis auf 30% mit den in Kapitel 7.3.2 diskutierten Ergebnissen übereinstimmt. Genauso wichtig wie die Leitfähigkeit der p-Streifen sind für die Funktion der µ-LED die Eigenschaften des pn-Überganges im Kreuzungspunkt des n- und p-Streifens. In Abbildung 8.2 ist der Diodenstrom als Funktion der Spannung an den p- und n-Kontakten für zwei verschiedene Implantationsdosen aufgetragen. Man erkennt eine typische Diodencharakteristik, d.h. in Sperrrichtung fließt nahezu kein Strom, in Vorwärtsrichtung dagegen setzt nach Überschreiten einer Schwellspannung von in diesem Fall ca. 0,85V ein deutlicher Stromfluss ein. Für Spannungen oberhalb von 1V ist eine nahezu lineare Kennlinie zu beobachten. Die Ursache hierfür sind die hohen Zuleitungswiderstände des p- und nStreifens zum eigentlichen pn-Übergang. Sie verhindern einen exponentiellen Anstieg des Stroms, wie er bei Dioden mit geringen Zuleitungswiderständen zu beobachten ist. Messungen an verschiedenen µ-LED-Strukturen mit gleichen geometrischen Abmessungen zeigen sehr ähnliche Kennlinien, was für die gute Reproduzierbarkeit innerhalb des Herstellungsprozesses spricht. Kapitel 8: InAs-Quantenpunkte in einer FIB-geschriebenen µ-LED 120 125 pn-Kennlinie der Probe #1985 Breite des n-Streifens: 0,5µm Breite des p-Streifens: ≤ 1,5µm (nominell 0,1µm) 100 Ipn [µA] 80 60 Implantation mit 100 keV Be 13 -2 Dosis 1.1x10 cm 13 -2 Dosis 2.5x10 cm 40 20 0 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 Upn [V] Abbildung 8.2: Strom-Spannungs-Kennlinien zweier pn-Übergänge bei T=300K. Die typische Diodencharakteristik ist zu erkennen. In Sperrrichtung der Diode fließt auch bei einer höheren Spannung von -7V nahezu kein Strom (<0,5nA). In Vorwärtsrichtung fließt bei 0,85V ca. 1µA, wobei der Strom für höhere Spannungen aufgrund des hohen Serienwiderstandes der p- und n-Streifen nicht exponentiell sondern linear ansteigt. Für die höhere Implantationsdosis ist ein geringerer Serienwiderstand des p-Streifens zu erkennen. 8.3 Elektrolumineszenzspektren der µ-LED Die in diesem Abschnitt vorgestellten Elektrolumineszenzmessungen an kleinsten realisierten µ-LED-Strukturen wurden in der Arbeitsgruppe Optoelektronik und Spektroskopie an Nanostrukturen (Prof. A. Zrenner) an der Universität Paderborn aufgenommen. Der dort zur Verfügung stehende Messaufbau ist schematisch in Abbildung 8.3 dargestellt: Die zu messende Probe ist auf einem Piezo-Tisch befestigt, der lateral bezüglich eines Mikroskopobjektivs bewegt werden kann. Sowohl der Piezo-Tisch mit der Probe als auch das Mikroskopobjektiv befinden sich in einem Kryostaten bei T=4,2K. Das von der Probe emittierte Licht wird vom Mikroskopobjektiv aufgesammelt, verlässt durch ein Fenster den Kryostaten und wird von einer Linse in eine Glasfaser eingekoppelt, aus der es schließlich in das Spektrometer gelangt. Als Detektor dient eine gekühlte InGaAsZeilenkamera. Das Linsensystem aus Mikroskopobjektiv und „Glasfaser-Einkoppel-Linse“ besitzt einen Abbildungsmaßstab von 1:30, sodass sich eine Detektionsfläche auf der Probe ergibt, die 1 30 der Glasfaserquerschnittsfläche beträgt. Bei den Messungen standen Glasfasern mit 62µm bzw. 200µm Querschnitt zur Verfügung, womit sich eine kreisförmige Detektionsfläche von ca. 2µm bzw. 7µm Durchmesser ergibt. Bei Verwendung der 62µm (200µm) dicken Glasfaser erreicht das Spektrometer mit einem 1200 Striche/mm-Gitter eine Auflösung von ca. 0,1nm (0,3nm). Um sich auf der Probe orientieren und den aktiven Bereich Kapitel 8: InAs-Quantenpunkte in einer FIB-geschriebenen µ-LED Spektrometer Glasfaser Strahlteiler CCD Fenster Kryostat Mikroskopobjektiv Piezo-Tisch mit aufgeklebter Probe Abbildung 8.3: Schematische Darstellung des Aufbaus zur Elektrolumineszenzmessung bei T=4,2K. Die Probe ist auf einem Piezo-Tisch befestigt, der lateral bzgl. eines Mikroskopobjektives verfahren werden kann. Das Elektrolumineszenzlicht wird über ein Linsensystem in eine Glasfaser eingekoppelt und gelangt schließlich in das Spektrometer. der LED anfahren zu können, ist zusätzlich eine Si-CCD-Kamera vorhanden, die einen kleinen Bildausschnitt der Probe auf einem Bildschirm wiedergibt. Zunächst soll geprüft werden, ob wirklich nur die Kreuzungsfläche der µ-LED leuchtet und wie groß diese aktive Fläche exakt ist. Dazu wurde die Diode bei einer Spannung von 2V, bei der auch die InAs-Benetzungsschicht ein Elekrolumineszenzsignal erzeugt, betrieben und mit der CCD-Kamera ein Bild der Probe aufgenommen, wie es in Abbildung 8.4 zu sehen ist. Da die Auflösungsgrenze der verwendeten Optik im Bereich der Breite des n-Streifens liegt (1µm), ist die Fläche der aktiven Zone der µ-LED aus dieser Aufnahme nur grob abschätzbar. Der Leuchtfleck scheint in senkrechter Richtung, also entlang des nStreifens, ca. zwei- bis dreimal so weit ausgedehnt zu sein wie in horizontaler Richtung. Damit ergibt sich in senkrechter Richtung eine Ausdehnung des Leuchtflecks von ca. 2-3µm. Es liegt nun nahe zu folgern, dass der implantierte Be-Streifen ebenfalls eine Breite von 23µm aufweist (Be-Diffusion, schlechter Fokus). Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten, da es durchaus vorstellbar ist, dass die Löcher, die aus dem p-Streifen in den intrinsischen Bereich des pin-Übergangs gelangen, zunächst durch das elektrische Feld angetrieben eine gewisse Strecke entlang des n-Streifens transportiert werden, bevor sie mit den Elektronen rekombinieren. Daher stellt der Wert von 3µm nur eine obere Grenze für die Breite des elektrisch aktiven p-Streifens dar. Eine exakte Angabe seiner Breite dagegen ist nicht möglich, da für kleinere Vorwärtsspannungen zwar die Ladungsträgerdiffusion unterdrückt 126 Kapitel 8: InAs-Quantenpunkte in einer FIB-geschriebenen µ-LED U = 2V np 1µm n-Streifen Be-implanted Abbildung 8.4: Aufnahme einer µ-LED-Struktur bei Anliegen einer Diodenspannung von 2V bei T=300K. Zu sehen ist der senkrecht verlaufende, geätzte 1µm breite n-Streifen. In seiner Mitte ist ein Leuchtfleck, der den aktiven Bereich des pn-Überganges darstellt, beobachtbar. Dieser Leuchtfleck ist in senkrechter Richtung ca. 2-3µm ausgedehnt. wird, die Elektrolumineszenzintensität für eine Abbildung der aktiven Fläche aber nicht mehr ausreicht. Die Annahme einer Löcherdiffusion wird zusätzlich durch die Beobachtung gestützt, dass die Ausdehnung des Leuchtflecks in Richtung des n-Streifens mit größer werdender Diodenspannung zunimmt. Die Ursache für diesen Effekt liegt vermutlich im Anstieg des elektrischen Feldes entlang des n-Streifens bei Überschreiten der Schwellspannung der Diode: Liegt zwischen den n- und p-Kontakten der Probe eine Spannung Upn in Größe der Schwellspannung US (oder darunter) an, so fällt nahezu die gesamte Spannung über dem pinÜbergang selbst ab und der n-Streifen ist feldfrei. Bei Überschreiten der Schwellspannung fällt ein Großteil der Spannung Upn-US über den p- und n-Streifen ab, sodass sich zunehmend ein elektrisches Feld in Richtung des n-Streifens aufbaut. Dieses elektrische Feld vergrößert den Weg, den die Löcher entlang des n-Streifens zurücklegen, bevor sie mit den Elektronen rekombinieren. Die im Folgenden diskutierten Elektrolumineszenzsmessungen erfolgten daher bei Diodenspannungen im Bereich der Schwellspannung (ca. 1,3V bis 1,6V bei T=4,2K je nach Dotierung) und dementsprechend kleinen Strömen von in der Regel <1µA. Der Einfluss der Ladungsträgerdiffusion unter diesen Bedingungen wird an späterer Stelle noch im Detail diskutiert. 127 Kapitel 8: InAs-Quantenpunkte in einer FIB-geschriebenen µ-LED 128 Energie [eV] 15 1,3 1,25 1,2 1,15 1,1 1,05 EL-Intensiät [a.u.] Elektrolumineszenzmessung bei T=4,2K LED a22 n-Streifen: 5µm p-Streifen: nominell 1µm 10 5 0 950 1000 1050 1100 1150 1200 Wellenlänge [nm] Abbildung 8.5: Elektrolumineszenzmessung an der µ-LED a22 der Probe #1985 bei T=4,2K. Der n-Streifen hat eine Breite von 5µm, der implantierte p-Streifen ist nominell 1µm breit. An der Diode liegt eine Spannung von 1,6V an, die einen Stromfluss von ca. 5µA bewirkt. Neben dem Grundzustand bei 1150nm sind zwei weitere angeregte Zustände zu erkennen. In der nominell aktiven Fläche von (5×1)µm2 befinden sich ca. 100 Quantenpunkte. Das Spektrum wurde unter Verwendung eines 300 Striche/mm Gitters in Kombination mit einem 200µm dicken Glasfaserkabel aufgenommen. Nachdem die obere Grenze der aktiven Fläche der kleinsten LED-Sruktur zu ca. 1,5µm2 bestimmt werden konnte, befinden sich bei einer Quantenpunktdichte von 2×109cm-2 weniger als 30 Quantenpunkte im aktiven Bereich der Diode. Auf Basis dieser Überlegungen eröffnet sich unter Umständen die Möglichkeit, ein Signal von einzelnen Quantenpunkten im Elektrolumineszenzsignal detektieren zu können. In Abbildung 8.5 ist ein Elektrolumineszenzsspektrum von einer der größeren LEDStrukturen mit 5µm n-Streifen und nominell 1µm p-Streifen zu sehen. Auf der nominell aktiven Fläche von (5×1)µm2 befinden sich ca. 100 Quantenpunkte. Die Messung wurde unter Verwendung eines Gitters mit 300 Strichen/mm und einer 200µm dicken Glasfaser durchgeführt, sodass mit einer Detektionsfläche von ca. 7µm Durchmesser der komplette aktive Bereich der Probe mit einer spektralen Auflösung von 0,3nm aufgenommen werden konnte. Im Spektrum sind neben dem Grundzustand zwei angeregte Zustände deutlich zu trennen. Ein Signal von einzelnen Quantenpunkten ist in Form von schmalen Linien zu erwarten, die aufgrund der Auflösungsgrenze von in diesem Fall 0,3nm ebenfalls eine Halbwertsbreite in dieser Größenordnung aufweisen müssten. Da keine einzelnen Linien im Spektrum zu sehen sind, wird jedoch offensichtlich über zu viele Quantenpunkte gemittelt. Es fällt auf, dass die angeregten Zustände ein deutlich stärkeres Elektrolumineszenzsignal als der Grundzustand liefern. Dies liegt am relativ hohen Strom von Kapitel 8: InAs-Quantenpunkte in einer FIB-geschriebenen µ-LED 129 5µA, der eine kontinuierliche Besetzung des Grundzustandes bewirkt und so die Rekombination der angeregten Zustände verstärkt (siehe Kapitel 4.3). Für geringere Ströme ist die Grundzustandselektrolumineszenz am stärksten. Wie in Abbildung 8.6a) zu sehen, erhält man für eine deutlich kleinere aktive Fläche (1µm breiter n-Streifen, nominell 0,25µm breiter p-Streifen) ein Spektrum, das tatsächlich Signaturen von einzelnen Quantenpunkten zeigt. Die Messungen wurden unter Verwendung eines 62,5µm starken Glasfaserkabels aufgenommen, sodass sich auf der Probe eine Detektionsfläche von 2µm Durchmesser ergibt. Dargestellt ist ein Wellenlängenbereich von 20,5nm im Bereich des EL-Grundzustandes. Es sind einzelne, sehr schmale Linien zu erkennen, die von einzelnen Quantenpunkten herrühren. Die Halbwertsbreite ∆λ dieser Linien ist durch die endliche Auflösung des Spektrometers auf ∆λ ≈ 0,2nm (bzw. ∆E≈ 0,2meV) begrenzt. Man ist dazu verleitet, aus der Anzahl der gemessenen Linien die Anzahl der InAsQuantenpunkte zu bestimmen, die sich im Detektionsbereich befinden und im vermessenen Wellenlängenbereich emittieren. EL-Intensität [a.u.] Exzitonengrundzustand Dies verschiedene ist aber möglich, Multiexzitonenzustände a) Detektionsfläche: ∅ ca.2µm b) Detektionsfläche: ∅ ca.7µm + + + + nicht in da den neben dem einzelnen + 1140 1145 1150 1155 1160 Wellenlänge [nm] Abbildung 8.6: Elektrolumineszenzmessungen an Probe #1985 LED-Struktur a24, die einen 1µm breiten nStreifen und einen nominell 0,25µm breiten, implantierten p-Streifen enthält. Die Diodenspannung beträgt Upn=1,45V, sodass ein Strom von <0,1µA fließt. In Abbildung a) wurde ein Glasfaserkabel von 62,5µm Durchmesser verwendet, womit sich eine Detektionsfläche mit ∅≈2µm ergibt. In b) dagegen beträgt der Detektionsdurchmesser ca. 7µm, da eine dickere Glasfaser verwendet wurde. Die in diesem Fall neu hinzugekommenen Linien sind durch ein „+“ gekennzeichnet. Kapitel 8: InAs-Quantenpunkte in einer FIB-geschriebenen µ-LED 130 Quantenpunkten angeregt sein können und dementsprechend ein einzelner Quantenpunkt mehrere Linien erzeugen kann. Da man zur Abbildung der Diode ein Mikroskopobjektiv mit einer guten Auflösung verwendete, muss in Betracht gezogen werden, dass die Zahl der detektierten Quantenpunkte nicht durch die aktive Fläche, sondern durch den endlichen Detektionsbereich des Mikroskops bestimmt wird. Um dies auszuschließen und überprüfen zu können, ob die geringe Anzahl der detektierten Quantenpunkte tatsächlich durch die kleine aktive Fläche des pin-Überganges bewirkt wird, wurde unter identischen Bedingungen eine Referenzmessung (siehe Abbildung 8.6b) mit einem 200µm dicken Glasfaserkabel durchgeführt, womit sich die Detektionsfläche verzehnfacht. Davon wird allerdings ausschließlich die Vergrößerung im Bereich des nStreifens wirksam, da sich nur dort Quantenpunkte befinden. Dieser Bereich vergrößert sich um den Faktor drei. Gegenüber dem Spektrum mit der kleineren Detektionsfläche ändert sich vor allem die Intensität der verschiedenen Linien zueinander, zudem werden die Linien deutlich breiter, da mit dem dickeren Glasfaserkabel eine um den Faktor drei schlechtere Auflösung in Kauf genommen werden muss. Mit Vergrößerung der Detektionsfläche kommen jedoch nur wenige neue Linien hinzu (in Abbildung 8.6b) durch ein „+“ gekennzeichnet), die zuvor nicht zu erkennen waren. Keinesfalls verdreifacht sich die Zahl der Linien, wie man es nach dem Verhältnis der Detektionsflächen vermuten könnte. Diese Tatsache ist ein Hinweis darauf, dass der Großteil der am Rekombinationsprozess beteiligten Quantenpunkte in einem Bereich lokalisiert ist, der entlang des n-Streifens weniger als 2µm ausgedehnt ist. Die Auflösbarkeit schmaler Linien von einzelnen Quantenpunkten begründet sich demnach nicht durch den verwendeten Messaufbau, sondern durch die kleine aktive Fläche der µ-LED-Struktur. In Abbildung 8.7 sind erste spannungsabhängige Elektrolumineszenzmessungen einer µ-LED-Struktur zu sehen. Bei fester Probenposition wurde die Diodenspannung zwischen 1,54V und 1,63V variiert. Dabei zeigt sich, dass mit zunehmender Diodenspannung neue Linien bzw. Maxima entstehen (zwei von diesen sind in Abbildung 8.7 mit einem Pfeil markiert). Dies kann verschiedene Ursachen haben: So ändern sich mit Erhöhung der Diodenspannung die Ladungszustände einzelner Quantenpunkte, d.h. ein weiteres Elektron, ein weiteres Loch oder beide Ladungsträgertypen werden in den Quantenpunkt injiziert. Damit kann ein System aus zwei Elektronen und einem Loch, also ein einfach negativ geladenes Exziton X- bzw. ein einfach positiv geladenes Exziton X+ (e + 2h) oder auch ein Biexziton (2e + 2h) entstehen. Diese Exzitonen haben unterschiedliche Kapitel 8: InAs-Quantenpunkte in einer FIB-geschriebenen µ-LED Abbildung 8.7: Elektrolumineszenzmessungen an Probe #1985 LED-Struktur a24, die einen 1µm breiten nStreifen und einen nominell 0,25µm breiten, implantierten p-Streifen enthält. Bei gleichbleibender Probenposition wurde die Diodenspannung Upn zwischen 1,54V und 1,630 V variiert. Die Messungen wurden mit einem 300 Striche/mm Gitter und einem 200µm dicken Glasfaserkabel aufgenommen. Deutlich ist zu erkennen, wie mit wachsender Diodenspannung mindestens zwei neue Linien bzw. Maxima markiert durch die Pfeile entstehen. Rekombinationsenergien, sodass ein Quantenpunkt in Abhängigkeit der Diodenspannung Photonen verschiedener Energien emittieren kann. Eine andere Erklärung für die zusätzlichen Elektrolumineszenzmaxima bei Erhöhung der Spannung sind am Rande der aktiven Diodenfläche liegende Quantenpunkte, in die erst bei höheren Spannungen durch Diffusion Ladungsträger injiziert werden. Ein solcher Effekt wurde schon am Anfang dieses Kapitels im Zusammenhang mit dem Leuchtfleck in Abbildung 8.4 diskutiert. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass mit der beschriebenen Probe eine LED mit einer aktiven Fläche unterhalb von 1,5µm2 realisieren werden konnte. Die Elektrolumineszenzmessungen an den in der Diode eingebetteten InAs-Quantenpunkten zeigen ein Signal von wenigen, einzelnen Quantenpunkten in Form von schmalen, getrennten Linien. Hierbei konnte die Fläche des Photonen-emittierenden Bereiches entlang des nStreifens nicht exakt bestimmt werden, die Messungen deuten jedoch auf eine Ausdehnung in dieser Richtung von weniger als 3µm hin. Weiterhin zeigte sich, dass die Anzahl der Linien im EL-Spektrum mit steigender Diodenspannung zunimmt. Eine Zuordnung einzelner Linien zu verschiedenen Exzitonenzuständen eines einzelnen Quantenpunktes ist an den bisher 131 Kapitel 8: InAs-Quantenpunkte in einer FIB-geschriebenen µ-LED realisierten Proben nicht möglich, da noch zu viele Quantenpunkte simultan detektiert werden und so die Vielzahl der im Spektrum vorhandenen Linien eine Zuordnung verhindert. Nutzt man zur Herstellung der µ-LED-Strukturen anstatt eines Ausheilschritts mit AlAs-Rückverdampfungs-Stoppschicht (wie es bei den bisher realisierten LED-Proben der Fall war) einen Ausheilschritt mit Rückverdampfen von GaAs (siehe Kapitel 7.3.3) und implantiert zudem Si- anstatt Ga-Ionen, so werden eine Reihe von Verbesserungen für die Elektrolumineszenzmessungen erwartet. Diese sind im Detail im folgenden Kapitel beschrieben. 132 Kapitel 9: Zusammenfassung und Ausblick 133 9 Zusammenfassung und Ausblick Das Hauptziel dieser Arbeit war es, das MBE-Überwachsen von implantationsdotierten Bereichen so weiterzuentwickeln, dass sich lateral strukturierte Si- bzw. Be-dotierte Bereiche dicht unterhalb elektrisch und optisch aktiver InAs-Quantenpunkte realisieren lassen. Dieses Ziel wurde durch die Einführung und Optimierung eines Ausheilschrittes vor dem Überwachsen erreicht. Mit diesem Prozess ließen sich pin-LED-Strukturen mit eingebetteten InAs-Quantenpunkten mit aktiven Flächen im sub-µm2 Bereich (µ-LED) herstellen, an denen ein Elektrolumineszenzsignal von einzelnen Quantenpunkten zu messen war. Im Folgenden werden die aus der Prozessoptimierung resultierenden Ergebnisse und deren konkrete Anwendung bei der Realisierung einer µ-LED-Struktur zusammengefasst. Um mittels fokussierter Implantationsdotierung einen lokal n- bzw. p-leitfähigen Bereich unterhalb von InAs-Quantenpunkten erzeugen zu können, müssen sich die Si- bzw. Be-implantierten Bereiche mit qualitativ hochwertigen Quantenpunkten überwachsen lassen. Zur elektrischen Aktivierung der implantierten Ionen und zum Ausheilen der implantationsbedingten Gitterschäden ist ein thermischer Ausheilschritt erforderlich. Hierbei besteht grundsätzlich die Möglichkeit, den erforderlichen Temperschritt ex-situ nach vollständigem Wachsen der Schichtstruktur, also insbesondere nach dem Abscheiden der InAs-Quantenpunkte, im RTA-Ofen durchzuführen. Wie die in Kapitel 4.7 diskutierten Experimente zeigen, ist dieses nachträgliche Tempern jedoch kein gangbarer Weg, da bei den erforderlichen Temperaturen Dotieratome aus dem Rückkontakt in die Quantenpunkte diffundieren, was die Degeneration der optischen Eigenschaften der Quantenpunkte zur Folge hat. Deshalb kommt nur ein in-situ in der MBE durchgeführter Ausheilschritt für die Beseitigung der Implantationsschäden und zur Aktivierung der implantierten Ionen in Frage. Im Vergleich zu ex-situ Ausheilschritten bietet der in-situ Ausheilschritt direkt nach der Implantation den zusätzlichen Vorteil, dass das Wachstum auf ausgeheiltem Material erfolgt, was die Kristallqualität verbessert. Für ein erfolgreiches Abscheiden optisch aktiver InAs-Quantenpunkte auf Si- und Beimplantierten Bereichen wurden in-situ Ausheilschritte bei verschiedenen Temperaturen untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass es mit einem Temperschritt von 15min bei 650°C, d.h. knapp unterhalb der Temperatur, bei der ein signifikantes Rückverdampfen von GaAs einsetzt, möglich ist, die implantierten Be-Ionen zu aktivieren und die Gitterschäden der BeImplantation so weit auszuheilen, dass die implantierten Bereiche gut leitfähig sind und auf diesen bis zu einer Dosis von 2,8×1014cm-2 optisch aktive InAs-Quantenpunkte abgeschieden Kapitel 9: Zusammenfassung und Ausblick 134 werden können. Diese Temperatur reicht allerdings nicht aus, um auch die Gitterschäden durch Si-Implantation auszuheilen, bzw. um die Si-Atome ausreichend zu aktivieren. Für die Si-Implantation ist daher ein Ausheilschritt bei einer Temperatur oberhalb von 650°C erforderlich. Zur Realisierung von lokal Si-dotierte Rückkontakten wurden daher Hochtemperaturschritte von 15min bei 720°C durchgeführt. Um zu verhindern, dass bei einem derartig langen Hochtemperaturschritt zu viel GaAs rückverdampft wird, wurde eine AlAs-Schicht als thermische Rückverdampfungs-Stoppschicht verwendet. Mit diesem Ausheilschritt ließ sich zwar für die Be-Implantation keine deutliche Verbesserung erzielen, die Resultate der Si-Implantation verbesserten sich jedoch gravierend. So zeigten die InAsQuantenpunkte bis zu einer Si-Dosis von 1,6×1013cm-2 ein gutes Photolumineszenzspektrum bei gleichzeitig guter Leitfähigkeit der implantierten Rückkontakte. Ein Nachteil dieses Ausheilschrittes mit einer AlAs-Rückverdampfungs-Stoppschicht ist jedoch eine zu große effektive Tunnelbarriere zwischen dem implantierten Rückkontakt und den Quantenpunkten, die einen Tunneltransport der Ladungsträger in die Quantenpunkte verhindert. Für viele Anwendungen, wie z.B. für die pin-Diode mit eingebetteten Quantenpunkten, ist dieser Tunneltransport aber erwünscht oder sogar erforderlich. Die Ursache für den ausbleibenden Tunneltransport liegt vermutlich in einer zu geringen Dotierung der oberen Schichten des Rückkontaktes, was zum einen durch das verbreiterte Tiefenprofil der Implantation und zum anderen durch eine erhöhte Ladungsträgerverarmung an der AlAs-Schicht während des Ausheilschrittes hervorgerufen wird. Unter diesem Gesichtspunkt ist also der Ausheilschritt mit einer AlAs-Schicht nicht optimal für die Realisierung implantationsdotierter Rückkontakte unterhalb von InAs-Quantenpunkten geeignet. Versuche mit einem kontrollierten Rückverdampfen von wenigen 10nm Si-dotiertem GaAs zeigten dabei überraschenderweise, dass das Si nicht verloren geht, sondern sich in einer oberflächennahen Schicht ansammelt, wie es in Kapitel 6 ausführlich diskutiert wird. Für Be-dotiertes GaAs beobachtete man diesen Effekt ebenfalls, während Kohlenstoff beim Rückverdampfen vollständig verloren geht. Mit dem entdeckten Effekt der Ladungsträgerakkumulation der Si- und Be-Ionen während des Rückverdampfens eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten, das breite und unscharfe Tiefenprofil der Si- und Be-Implantation durch einen Hochtemperaturschritt zu verändern und ein deutlich schärferes Dotierprofil zu erhalten. So lässt sich durch Rückverdampfen eines Großteils der implantierten Schicht eine sehr hohe Kapitel 9: Zusammenfassung und Ausblick Dotierkonzentrationen im Bereich der 135 Grenzfläche zwischen Original-GaAs und Tunnelbarriere erzeugen. Es besteht sogar die Möglichkeit, die gesamte implantierte Schicht und damit nominell alle erzeugten Implantationsschäden abzudampfen und dennoch einen hochdotierten Rückkontakt mit einem sehr scharfen Dotierprofil zu erhalten. Die Vorteile des beschriebenen Effekts wurden konkret in einem Ausheilschritt bei 730°C, der zum Rückverdampfen von ca. 90nm GaAs führte, genutzt. Nach TRIMBerechnungen befanden sich in der rückverdampften Schicht ca. 40% der implantierten BeAtome und nahezu 100% der implantierten Si-Atome. Dieser Ausheilschritt lieferte für die Be-Implantation und die Si-Implantation die mit Abstand besten Ergebnisse sowohl bezüglich der Quantenpunktqualität als auch bezüglich der elektrischen Eigenschaften der implantationsdotierten Bereiche. Bis zu einer Be-Dosis von 2,3×1014cm-2 und einer Si-Dosis von 1,7×1013cm-2 zeigten die Quantenpunkte ein sehr gutes PL-Spektrum und die implantierten Bereiche waren bereits deutlich unterhalb dieser Dosisgrenzen gut leitfähig. Darüber hinaus konnte anhand von Kapazitätsmessungen ein Tunneltransport der Ladungsträger aus den Be- bzw. Si-dotierten Rückkontakten in die Quantenpunkte nachgewiesen werden. Als weitere Anforderung an die optimierte Prozessführung wurde die erreichbare laterale Auflösung untersucht. So ist bei der Realisierung strukturierter Rückkontakte eine möglichst hohe Auflösung wünschenswert. Während des Ausheilschrittes mit Rückverdampfen von GaAs kann es jedoch zu einer verstärkten lateralen Diffusion der an der Oberfläche akkumulierten Ladungsträger kommen, was unter Umständen die Auflösung stark begrenzt. Für die Si-Atome konnte jedoch experimentell eine Diffusionsobergrenze von 0,5µm bestimmt werden. Für Be dagegen scheint eine deutlich stärkere laterale Diffusion zu erfolgen (>2µm), ein exakter Wert konnte allerdings nicht bestimmt werden. Insgesamt lässt sich festhalten, dass mit einer Implantationsdotierung in Verbindung mit einem Ausheilschritt bei 730°C, der ein Rückverdampfen von 90nm GaAs zur Folge hat, ein Prozess erarbeitet worden ist, der optimal zur Realisierung von strukturierten SiRückkontakten mit scharfen Dotierprofilen unterhalb von InAs-Quantenpunkten genutzt werden kann. Möchte man Be-dotierte Rückkontakte unter Verwendung dieses Ausheilschrittes herstellen, so ist die Auflösung aufgrund einer höheren Diffusion von Be an der Oberfläche jedoch begrenzt. In Kooperation mit der Universität Erlangen wurde die erarbeitete Technologie der Implantationsdotierung in Verbindung mit einem in-situ Ausheilschritt angewandt, um pinLED-Strukturen mit sub-µm2 großen aktiven Flächen (µ-LED) und wenigen eingebetteten Kapitel 9: Zusammenfassung und Ausblick 136 InAs-Quantenpunkten zu realisieren. Im konkreten Fall bildete die Kreuzungsfläche zwischen einem geätzten n-dotierten Streifen und einem dazu senkrechten Be-implantierten (pleitfähigen) Streifen den eigentlichen pin-Übergang und damit den aktiven Bereich der Diode (siehe Abbildung 8.1). Wird ein Strom durch die Diode getrieben, so rekombinieren in diesem Bereich die Elektronen und Löcher miteinander, und das Elektrolumineszenzsignal ist weitgehend auf die Kreuzungsfläche begrenzt. Die minimale Breite des geätzten n-Streifens beträgt 0,5µm, die elektrisch aktive Breite des implantierten p-Streifens ließ sich dagegen nicht exakt bestimmen, konnte aber zu maximal 1,5µm abgeschätzt werden. Um die Anzahl der Quantenpunkte, die sich in der aktiven Fläche der Diode befinden, zu minimieren, wurde die Quantenpunktdichte der Probe mit Hilfe eines optimierten Wachstumsprozesses (siehe Kapitel 4.6) erfolgreich von standardmäßig ca. 2×1010cm-2 auf 4×109cm-2 reduziert. Dadurch ließen sich im EL-Spektrum der kleinsten LED-Strukturen sehr deutlich scharfe Linien von einzelnen Quantenpunkten nachweisen. Eine Zuordnung einzelner Linien zu verschiedenen Exzitonenzuständen eines einzelnen Quantenpunktes ist an den bisher realisierten Proben jedoch nicht möglich, da zu viele Quantenpunkte simultan detektiert werden und so die Vielzahl der im Spektrum vorhandenen Linien eine Zuordnung verhindert. Eine exakte Angabe der Anzahl der an der Elektrolumineszenz beteiligten Quantenpunkte ist aus diesem Grund nicht möglich. In den bisher realisierten LED-Strukturen wurde ausschließlich Be implantiert und Ausheilschritte ohne Rückverdampfen von GaAs verwendet, sodass kein Tunneltransport aus dem implantierten Rückkontakt in die InAs-Quantenpunkte stattfindet. Ein Problem dieser Dioden ist eine Diffusion der Löcher entlang des n-Streifens (siehe Kapitel 0), wodurch sich die Anzahl der detektierten Quantenpunkte vergrößert. Die im Rahmen dieser Arbeit ermittelte günstigste Prozessführung der Implantation von Si in Verbindung mit einem Ausheilschritt bei 730°C und Rückverdampfen von 90nm GaAs ist aufgrund der Neuheit der Ergebnisse bislang noch nicht zur Realisierung von µ-LED-Strukturen verwendet worden und soll in auf dieser Arbeit aufbauenden Untersuchungen eingesetzt werden. Man erwartet dabei folgende gravierende Vorteile: • Für die Si-Atome ist im Gegensatz zu den Be-Atomen eine obere Grenze der Diffusion von 0,5µm während des Ausheilschrittes bekannt. Möglicherweise ist die Diffusion der SiAtome während des Temperns deutlich geringer als die der Be-Atome, was die aktive Fläche des pin-Überganges verkleinert. • Sowohl die Elektronen als auch die Löcher können vor Einsetzen eines Stromflusses in die Quantenpunktzustände tunneln und sind dort im Potential des Quantenpunktes Kapitel 9: Zusammenfassung und Ausblick 137 eingeschlossen, sodass eine ungewollte Ladungsträgerdiffusion vermieden wird und wirklich nur Quantenpunkte im Kreuzungsbereich des p- und n-Streifens gepumpt werden, d.h. die aktive Fläche wird durch die Geometrie des Bauelementes bestimmt. • Auch bei kleinen Quantenpunktdichten ist die Inseldichte auf den Si-implantierten Bereichen nicht erhöht, wie man es für hohe Be-Dosen beobachtet (siehe Kapitel 7.3.3). • Die Ladungszustände der Quantenpunkte sollten sich als Funktion der Diodenspannung kontrolliert einstellen lassen, was die Untersuchung der Abhängigkeit des Elektrolumineszenzspektrums von den Ladungszuständen der Quantenpunkte ermöglicht. • Sobald ein Exziton eines Quantenpunktes rekombiniert ist, sind wieder freie Zustände in diesem Quantenpunkt vorhanden, und ein weiteres Loch sowie ein weiteres Elektron können diese durch einen Tunnelprozess besetzen. Dementsprechend entsteht ein durch die Exzitonenrekombination hervorgerufener Tunnelstrom. Die aufgeführten Vorteile kommen vor allem dann voll zum Tragen, wenn man erreicht, dass nur noch Ladungsträger in einen einzelnen Quantenpunkt injiziert werden. Gelingt dies, so kann man hoffen, Nichtlinearitäten in der Strom-Spannungs-Kennlinie durch Tunnelprozesse mit dem Auftauchen bestimmter Exzitonenlinien im Elektrolumineszenzspektrum zu verknüpfen. Um dieses Ziel zu realisieren, ist eine weitere Verringerung der Quantenpunktdichte wünschenswert. Dies kann eventuell durch Wachsen ohne Probenrotation, d.h. mit InAsGradient über den Wafer, geschehen. Mit dieser Methode sollten in bestimmten Bereichen des Wafers extrem niedrige Dichten von <5× 108cm-2 entstehen, die erwarten lassen, dass sich im aktiven Bereich der LED wirklich nur ein Quantenpunkt befindet. Neben den Experimenten mit implantationsdotiertem GaAs wurden im Rahmen dieser Arbeit die Löcherzustände der InAs-Quantenpunkte anhand von Kapazitätsmessungen unter Verwendung eines p-leitfähigen Rückkontakten untersucht. Die gemessenen Spektren zeigen im Vergleich zur Literatur deutlich mehr und viel signifikantere Signaturen von Quantenpunkt-Löcherzuständen. Aus den Messungen konnte eine Coulomb-BlockadeEnergie des Grundzustandes von 19meV und eine Quantisierungsenergie von 22meV ermittelt werden. Die ersten sechs Resonanzen im Kapazitätsspektrum stimmen hierbei gut mit den Vorhersagen nach dem Modell des harmonischen Oszillators überein. Aus ersten magnetfeldabhängigen Kapazitätsmessungen konnte zudem eine effektive Masse der Löcher von ca. 0,16me abgeschätzt werden. Kapitel 9: Zusammenfassung und Ausblick 138 Darüber hinaus konnte an den Kapazitätsspektren der Löcher gezeigt werden, dass im Magnetfeldbereich bis 12T das erwartete „Anti-Crossing“ der zweiten und dritten p-Zustände nicht eintritt. In diesem Zusammenhang sind Messungen bei höheren Magnetfeldern von Interesse, die über dies hinaus die Möglichkeit bieten, die effektive Masse der Löcher deutlich genauer zu bestimmen, als es im Rahmen dieser Arbeit möglich war. Literaturverzeichnis 139 Literaturverzeichnis [Bai01] M. Baier, F. Findeis, A. Zrenner, M. Bichler, and G. Abstreiter, Optical spectroscopy of charged excitons in single quantum dot photodiodes, Phys. Rev. B 64, 195326 (2001). [Ban93] I. Banerjee, R.H. Livengood, Application of focused ion beams, J. Elektrochem. Soc., 140, 183 (1993). [Bar96] A. L. Barabási, Self-assembled island formation in heteroepitaxial growth, Appl. Phys. Lett. 70, 2565 (1997). [Ber92] R.W. 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Danksagung 147 Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Personen bedanken, die in irgendeiner Form zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben: Prof. Dr. A. D. Wieck für die freundliche Aufnahme in seine Arbeitsgruppe, für die Vergabe des interessanten Themas und für seine kontinuierliche Unterstützung, Dr. D. Reuter für die gute Betreuung, die fruchtbaren Diskussionen sowie die zahlreichen Anregungen, ohne die das Zustandekommen der Arbeit in dieser Form nicht möglich gewesen wäre, darüber hinaus für die herzliche „Büroatmosphäre“, Dr. Dorina Diaconescu, André Ebbers, Sascha Hoch und Dr. Cedrik Meier für die interessanten, fachlichen Diskussionen und ihre kontinuierlichen Bemühungen um die Instandhaltung und Verbesserung der technischen Großgeräte des Lehrstuhls, André Ebbers und Sascha Hoch zusätzlich für ihre Korrekturarbeiten, Peter Kailuweit für die gute Zusammenarbeit, insbesondere das Wachsen vieler InAsQuantenpunktproben, Ralf Schmidt, Markus Vitzethum und Prof. Dr. G. Döhler vom Lehrstuhl für Halbleiterphysik an der Universität Erlangen-Nürnberg für die gute Kooperation im Bereich der Realisierung der µ-LED, Prof. Dr. A. Zrenner und seinen Doktoranden von der Arbeitsgruppe für Optoelektronik und Spektroskopie an Nanostrukturen an der Universität Paderborn für die Aufnahme von ortsaufgelösten Elektrolumineszenzspektren an den µ-LED-Strukturen, Claudia Bock und Prof. Dr. U. Kunze für zahlreiche AFM- und REM-Messungen an den InAs-Quantenpunkten, allen Gruppenmitgliedern und Mitarbeitern des Lehrstuhls für Angewandte Festkörperphysik an der Ruhr-Universität Bochum für das kollegiale Arbeitsklima und die große Hilfsbereitschaft und schließlich meiner Freundin Kathrin Schäpers für das Korrekturlesen und ihre geduldige Unterstützung, insbesondere in der Schlussphase dieser Arbeit. Lebenslauf 148 Lebenslauf Peter Schafmeister, geboren am 29.11.73 in Bochum 1980-1984 Besuch der Natorp-Grundschule in Bochum 1984-1993 Besuch des Albert-Einstein-Gymnasiums in Bochum Juli 1993 Abitur 1993-2000 sozialer Ersatzdienst beim Technischen Hilfswerk 1993-1998 Studium der Physik an der Ruhr-Universität Bochum Dezember 1998 Diplom in Physik an der Ruhr-Universität Bochum, Thema: „Transportuntersuchungen und Strukturierung von Heterostrukturen mit eingebetteten InAs-Quantenpunkten“, Betreuer: Prof. Dr. A. D. Wieck seit Januar 1999 Doktorand am Lehrstuhl für Angewandte Festkörperphysik der RuhrUniversität Bochum, Betreuer: Prof. Dr. A. D. Wieck