Neu aufgetretenes Vorhofflimmern in der Notaufnahme

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Neu aufgetretenes Vorhofflimmern
in der Notaufnahme
Markus Wehler
 
Zentrale Notaufnahme
 
Klinikum Augsburg
 
Neu aufgetretenes Vorhofflimmern
Übersicht
§  Epidemiologie
§  Differentialdiagnostik
§  Akutmaßnahmen-Algorithmus
§  Antikoagulation
Neu aufgetretenes Vorhofflimmern
Epidemiologie
§  5% bei >65-Jährigen à 10% bei >80-Jährigen
§  3-6% der Notaufnahmepatienten, davon 34% neu (UK)
§  10% der Notaufnahmepatienten (NZ)
§  Häufigste Rhythmusstörung bei kritisch Kranken (>30%)
Sudlow M et al, Lancet 1998
Zarifis J et al, Br J Clin Pract 1997
Lip GYH et al, Br Heart J 1994
Stewart FM et al, Aust N Z J Med 1999
Reinelt P et al, Intens Care Med 2001
Neu aufgetretenes Vorhofflimmern (VHF)
Klinik
§  VHF reduziert die Auswurfleistung um 20%
§  Palpitationen, Kurzatmigkeit, Schwindel
§  Brustschmerz, Herzinsuffizienz
§  Kollaps, Synkope, Schlaganfall
Jeder 5. Schlaganfall ist auf VHF zurückzuführen –
unerheblich, ob paroxysmales oder persistierendes
VHF vorliegt
Dewar RI et al, Heart 2007
Khoo CW et al, Chest 2009
Clarke DM et al, JACC 1997
Friberg L et al, Eur Heart J 2010
Diagnostik
QRS<120 ms
QRS≥120 ms
Supraventrikuläre Tachykardien
Ventrikuläre Tachykardien
SVT mit Schenkelblock
SVT bei Präexzitation
QRS≥120 ms
(bei “50er”-Schreibgeschwindigkeit:QRS-Komplex breiter als 6 kleine Kästchen)
QRS-Morphologie
LSB-Morphologie
RSB-Morphologie
Tachykardie mit Puls
QRS-Komplex schmal (<0,12s)
rhythmisch oder arrhythmisch?
falls Patient instabil wird:
mit Puls: synchron. Kardioversion
ohne Puls: Defibrillation
rhythmisch
arrhythmisch
Vagale Manöver
Tachyarrhythmie mit schmalem QRS
Adenosin 6 mg iv Bolus, falls
vermutlich VHFli, VH-Flattern,
multifokale atriale Tachykardie (MAT)
idem: 12 mg Bolus iv, ggf. weitere 12 mg
Terminierung AV-Knoten-Reentry Tachykardie
12 mg Adenosin i.v.
Akzessorische Leitungsbahn
Akzessorische Leitungsbahn+Tachykardien
è WPW-Syndrom
Vorhofflimmern bei WPW
Vorhofflimmern bei WPW
Fast
Broad
Irregular
Keine AV-Knoten-blockierenden Substanzen!
Algorithmus
Neues VHF
Untersuchung,
EKG, BGA
hämodynamisch
stabil
hämodynamisch
instabil
§ 
§ 
§ 
§ 
AHA/ESC/NICE/ERC Guidelines
Kammerfrequenz >150/min
Anhaltender Brustschmerz
Systol. RR <90 mmHg
Bewußtseinsverlust
Management von hämodynamisch instabilem VHF
Hämodynamisch instabil
aufgrund von VHF
Permanentes
VHF ?
Nein, unklar
Elektive
Kardioversion
Nein
Lebensbedrohlich?
Ja
Frequenzkontrolle
(ß-Blocker, Ca-Antagonist)
Ineffektiv
Amiodaron
Ja
Elektr.
Kardioversion
Management von hämodynamisch stabilem VHF
Hämodynamisch stabil
Frequenzkontrolle:
• ß-Blocker
• Diltiazem/Verapamil
Antikoagulation
<48h
Antiarrhythmika,
Kardioversion
>48h
TEE-geleitete
Kardioversion,
3 Wo. Antikoagulation à
Kardioversion
Weitere Ursachen behandeln …
§  Elektrolyte
§  Volumen
§  Schmerzen
Antiarrhythmika in der Akutsituation
§  Flecainid: nicht bei struktureller Herzerkrankung
§  Propafenon: nicht bei struktureller Herzerkrankung
§  Sotalol: geringe Konversionsrate, proarrythmisch
§  Amiodaron: mittlere Konversionsrate, gute
Frequenzkontrolle, Hypotension beim Bolus
§  Spontankonversion „ohne alles 40-60%% in 24h
Frequenz- oder Rhythmuskontrolle?
§  Frequenzkontrolle ist Rhythmuskontrolle bzgl.
outcome nicht unterlegen (RACE-Studie)
§  Strenge Frequenzkontrolle (<80/min) nicht besser als
moderate Frequenzkontrolle (<110/min in Ruhe,
RACE-II)
Hagens VE et al, Am Heart J 2005
Van Gelder IC et al, NEJM 2010
Antikoagulation
§  Therapeutische Antikoagulation mit Heparin vor
Kardioversion empfohlen (unfraktioniert oder NMH)
§  Fortsetzung der Antikoagulation in Abhängigkeit der
Risikofaktoren (CHA2DS2VASc-Score)
§  ab welcher VHF-Episodendauer?
- Paroxysmales VHF gleich hohes Apoplexrisiko
- 4h-VHF-Episode OAK empfohlen
- 2h-Episode fraglich, eher nicht …?
Risiko eines Patienten mit nicht-valvulärem VHF
für einen thrombembolischen Schlaganfall
Risiko eines Patienten mit nicht-valvulärem VHF
für einen thrombembolischen Schlaganfall
Blutungsrisiko: HAS-BLED-Score
Patienten mit hohem
Schlaganfallrisiko haben
auch hohes Blutungsrisiko.
Pisters R et al. Chest 2010
Neue orale Antikoagulanzien
Zulassung für Schlaganfallprophylaxe 08/11
§  Dabigatran 220 mg/d: Weniger schwere Blutungen als Warfarin
§  300 mg/d: besser wirksam als Warfarin, aber ähnlich viele
Blutungen
§  DGN: Pat. <75 J, keine Blutungsrisiken 300 mg/d,
Pat. >75 oder Blutungsrisiken 220 mg/d
Connolly SJ et al, NEJM 2009
Eikelboom JW et al, Circulation 2011
Nagarakanti R et al, Circulation 2011
Neue orale Antikoagulanzien
Eliquis®
Xarelto®
Pradaxa®
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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