BA Erziehungswissenschaft KM 2: Quantitative Forschungsmethoden Seminar Statistik I Übungsserie Nr. 6 1 Welche 6 Arbeitsschritte gehören aus formaler Sicht, zu jedem prüfstatistischen Verfahren, mit dem z. B. ein Unterschied in der zentralen Tendenz der Daten nachgewiesen werden soll? a. Inhaltliche Fragestellung b. Statistisch bearbeitbare Fragestellung c. Prüfgrösse d. Arbeitshypothese H0 und Alternativhypothese H1 e. Prüfen der Über- bzw. Unterschreitungswahrscheinlichkeit entsprechend der zuvor definierten Signifikanzniveaus. f. 2 Interpretation des Ergebnisses Zwei Stichproben von Berufsschülerinnen und -schülern wurden mit einem genormten Konzentrationstest untersucht. Die Jugendlichen aus Stichprobe A sind in einer grossstädtischen, diejenigen aus Stichprobe B in einer eher ländlichen Umgebung aufgewachsen. Die in den beiden Stichproben erhobenen Testleistungen können wie folgt charakterisiert werden: nA = 22; x A = 65; sA = 11,0 nB = 12; x B = 75; sB = 10,0 2a Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit die beiden Stichproben bezüglich der Stichprobenmittelwerte und der Stichprobenvarianzen verglichen werden können? Das interessierende Merkmal, in diesem Fall die Leistung im Konzentrationstest, muss zumindest intervallskaliert und in den Populationen vergleichbarer Jugendlicher näherungsweise normalverteilt sein. 2b Welches Testverfahren würden Sie wählen, um die beiden Stichproben hinsichtlich der zentralen Tendenz zu vergleichen und was haben Sie dabei zu berücksichtigen? a. Da es sich um intervallskalierte Daten handelt wählt man den t-Test für unabhängige Stichproben. b. Anhand des F-Tests prüfen Sie, ob die beiden zu vergleichenden Stichproben aus Populationen mit heterogener oder homogener Varianz der Merkmalsausprägungen stammen. 2c Formulieren Sie die Arbeitshypothese und die Alternativhypothese für den Fall, dass wir prüfen wollen, inwieweit das bessere Resultat der Stichprobe B auch zufällig zustande gekommen sein kann. Arbeitshypothese H0: Die beiden Stichproben stammen aus zwei Populationen, die sich hinsichtlich der durchschnittlichen Konzentrationsfähigkeit nicht signifikant unterscheiden: H0: µA = µB BA Erziehungswissenschaft KM 2: Quantitative Forschungsmethoden Seminar Statistik I Alternativhypothese H1: Die Stichprobe B stammt aus einer Population, die hinsichtlich der durchschnittlichen Konzentrationsfähigkeit besser ist als die Population aus der die Stichprobe A stammt: H1: µB > µA; Wir wählen eine gerichtete Alternativhypothese, weil wir uns für die bessere mittlere Leistung von Stichprobe B interessieren. 2d Die Berechnung mit SPSS hat ergeben, dass die Arbeitshypothese H0 mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit p < 1% zugunsten der Alternativhypothese H1 abgelehnt werden kann. Was bedeutet dieses Resultat bezüglich der inhaltlichen Fragestellung der Untersuchung? Die Tatsache, dass H0 zu Gunsten der gerichteten Alternativhypothese abgelehnt wird, bedeutet, dass bei der Interpretation des besseren Leistungsmittelwertes der Stichprobe B von +10 Punkten der Zufall mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit p < 1% ausgeschlossen werden kann. Auf was dieser bessere Mittelwert der Stichprobe B zurückzuführen ist, kann mit statistischen Mitteln nicht entschieden werden. Plausibel ist wohl eine Interpretation bezüglich des sozioökonomischen Umfeldes der beiden Stichproben; belegt werden kann dies indessen nicht. 3 In einer einfachen Untersuchung soll nachgewiesen werden, dass bei einer wiederholten Durchführung eines Aufmerksamkeitstests bei den Probanden ein Lernprozess stattfindet, d.h. dass sie beim wiederholten Absolvieren des Tests eine höhere Punktzahl erreichen. Zu diesem Zweck wurde einer Stichprobe von 73 Probandinnen und Probanden ein entsprechender Test im Abstand von zwei Stunden zweimal vorgelegt. Da angenommen werden darf, dass das Merkmal 'Aufmerksamkeit' in der Population näherungsweise normalverteilt ist, wurden die Daten der beiden Erhebungen mit SPSS ausgewertet, wobei sich der folgende Computerausdruck ergab: Paired Samples Statistics Mean Pair 1 DURCHG_1 Resultat im Durchgang 1 DURCHG_2 Resultat im Durchgang 2 67,0685 72,8082 N Std. Std. Error Deviation Mean 73 21,4323 2,5085 73 19,3826 2,2686 Paired Samples Test Paired Differences Mean Pair 1 DURCHG_1 Resultat im Durchgang 1 DURCHG_2 Resultat im Durchgang 2 -5,7397 t df Sig. (2-tailed) -4,75 72 ,000 Std. Std. Error Deviation Mean 10,3186 1,2077 BA Erziehungswissenschaft KM 2: Quantitative Forschungsmethoden Seminar Statistik I 3a Mit welcher Irrtumswahrscheinlichkeit kann von einer signifikanten Veränderung im Mittelwert ausgegangen werden? SPSS nennt die zweiseitige Überschreitungswahrscheinlichkeit des Ausprägungsgrades der Prüfgrösse x d (Mean: -5,7397). Sie ist kleiner 0,000% [Sig. (2-tailed): .000]. Da wir eine gerichtete Fragestellung untersuchen, muss die einseitige Unterschreitungswahrscheinlichkeit der Prüfgrösse ermittelt werden. Für normal- und t-verteilte Prüfgrössen erhalten wir diese durch Halbierung der zweiseitigen Überschreitungswahrscheinlichkeit, da Normalverteilungen und t-Verteilungen symmetrisch sind. Die gesuchte einseitige Unterschreitungswahrscheinlichkeit ist kleiner als 0,1%. H0 wird zugunsten der H1 abgelehnt. 3b Warum wird die Homogenität der Stichprobenvarianzen nicht geprüft? Bei abhängigen Stichproben geht man davon aus, dass die Standardabweichungen homogen sind. 4 Im Rahmen des Kurses „Statistik I“ wurde zu zwei Zeitpunkten den Studierenden ein Fragebogen zum Ausfüllen unterbreitet. Ein Item bezog sich auf das Körpergewicht. Der nachfolgend abgedruckte Ausdruck gibt das Ergebnis einer explorativen Datenanalyse wieder. N Gültig Fehlend Zeitpunkt t1 Körpergewicht Zeitpunkt t2 Körpergewicht 66 55 0 11 Mittelwert 59.4470 59.8364 Median 58.0000 58.0000 Modus 58.00 60.00 8.93314 9.77480 Varianz 79.801 95.547 Schiefe 1.724 1.759 .295 .322 4.619 3.872 .582 .634 Spannweite 50.00 48.00 Minimum 45.00 45.00 Maximum 95.00 93.00 Standardabweichung Standardfehler der Schiefe Kurtosis Standardfehler der Kurtosis Summe Perzentile 3923.50 3291.00 25 54.0000 54.0000 50 58.0000 58.0000 75 63.0000 64.0000 BA Erziehungswissenschaft KM 2: Quantitative Forschungsmethoden Seminar Statistik I Beantworten Sie folgende Fragen mit richtig oder falsch und begründen Sie die Antworten: a. Die Studierenden sind im Durchschnitt 0.3894 kg schwerer geworden. Richtig. Der arithmetische Mittelwert liegt in der zweiten Messung um 0.3894 kg höher als in der ersten Messung. b. SPSS hat bei der Berechnung einen Fehler gemacht. Es ist gar nicht möglich, dass bei der geringeren Spannweite der zweiten Messung eine grössere Standardabweichung als in der ersten Messung vorkommen kann. Falsch. Die Spannweite gibt Auskunft über die Differenz zwischen dem minimalen und dem maximalen Ausprägungsgrad des erhobenen Merkmals. Die Standardabweichung gibt Auskunft über den Abstand der einzelnen Ausprägungsgrade vom arithmetischen Mittelwert. c. Die Werte der Kurtosis der ersten und der zweiten Erhebung wurden verwechselt. Bei einer geringeren Varianz muss auch die Kurtosis geringer sein. Falsch. Je grösser die Varianz bzw. die Standardabweichung, um so eher handelt es sich um eine „breitgipflige“ Verteilung. Wenn die Kurtosis 0 und die Skewness auch 0 beträgt, so liegt die Form einer Standardnormalverteilung vor. Somit ist es richtig, dass bei zunehmender Varianz die Kurtosis „abflacht“ und sich gegen 0 bzw. in den Minusbereich bewegt. d. Die geringere Summe des gesamten Körpergewichts ergibt sich dadurch, dass 11 Studierende weniger den Fragebogen ausgefüllt haben. Richtig. e. Am häufigsten kommt in der ersten Erhebung das Gewicht 58 kg und in der zweiten Erhebung das Gewicht 60 kg vor. Richtig. Der Modus beträgt in der ersten Erhebung 58 kg und in der zweiten Erhebung 60 kg. f. In der ersten Erhebung und in der zweiten Erhebung sind 25% der Studierenden leichter oder genau 54 kg schwer. Richtig.