Predigt zum Thema ‚Loslassen

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Predigt zum Thema ‚Loslassen’
gehalten am 24. November 2013 in der EMK Sevelen
von Patrick Siegfried
Das gesprochene Wort gilt
Guten Morgen
Wir beschäftigen uns heute morgen mit dem Thema ‚Loslassen’.
Menschen der Bibel hatten so ihre Erfahrungen mit Loslassen ...
Abraham musste die Erwartung loslassen, dass alles am Schnürchen laufen würde. Er
erhielt zwar das Versprechen, dass seine Nachkommen wie die Sterne am Himmel sein
werden. Aber wie wird das geschehen, wenn sie schon so alt sind.
Hiob war reich, gesund und glücklich. Er hatte eine grosse Familie. Und er musste das
Glück loslassen, denn er verlor alles.
David musste seinen Sohn Absalom loslassen. Ja, er musste sogar gegen ihn kämpfen.
Petrus musste sein Ideal als Nachfolger loslassen. Er scheiterte kläglich, stark zu sein.
Paulus musste seine Herkunft loslassen: er merkte, dass nicht sein Blut oder seine
Herkunft, sondern allein Gottes Gnade ihn rettete. Und er musste auch seine Gesundheit
loslassen.
Also: loslassen ist seit Menschengedenken ein Thema ...
Loslassen ist eine unausweichliche Herausforderung des Lebens.
Diese Woche schickte mir eine junge Mutter freudestrahlend eine Nachricht: mein Junge
läuft ... das Loslassen beginnt ganz früh und manchmal freuts einen, manchmal schmerzt
es uns.
Kein Bereich unseres Lebens ist ausgeklammert. Loslassen können ist eine Kunst. Und
viele klammern und verkrampfen sich. Sie wollen nicht. Daraus kann es zu Katastrophen
kommen, wie dieser Dachdecker, der nicht loslassen wollte ... Er berichtete der
Versicherung, weshalb er mit gebrochenem Fuss, gebrochenen Rippen und
Hirnerschütterung im Spital lag. Er war auf dem Dach fertig und warf die restlichen
Ziegel in einen Kübel. Dann ging er runter um den Kübel runter zu lassen. Das Seil war
über eine Rolle am Kübel angebunden. Der Kübel war aber viel schwerer als das Seil.
Doch das merkte er erst als er nach oben schnellte und was machte er: er liess nicht los.
Auf dem Weg nach oben kollidierte er mit dem Kübel, daher die Rippenbrüche ... als er
oben hing, war der Kübel unten. Durch den Aufprall leerte sich der Kübel und jetzt war er
schwerer ... jetzt gings abwärts ... wieder kollidierte er, weitere Rippenbrüche ... dann
landete er mit den Füssen hart auf den Boden ... Fussbruch und dann lag er so unten und
der Kübel flog wieder nach unten ... von daher die Hirnerschütterung ...
Wer nicht loslässt leidet. Wer loslässt wird frei und gelassen.
Es wächst in ihm und in seinem Umfeld Frieden.
Loslassen braucht Zeit, es ist ein langsamer Prozess!
Ich möchte mit euch diesen Prozess durchgehen:
Er heisst Empfangen – Loslassen – Vertrauen – Segnen
Empfangen
Prediger 5,14 Nackt, wie der Mensch auf die Erde gekommen ist, muss er wieder von ihr
gehen. Von allem, was er hier angehäuft hat, kann er nicht einmal eine Hand voll
mitnehmen.
Dieser Weisheitslehrer bringt es auf den Punkt. Alles was wir haben im Leben haben,
alles, was wir festhalten im Leben, haben wir zuerst einmal bekommen. Denn am Anfang
sind wir nackt auf die Welt gekommen.
Doch irgendwann, vieles noch in diesem Leben, alles dann am Schluss des Lebens
müssen wir wieder abgeben. Die Frage des Loslassens beginnt darum nicht erst dann,
wenn wir es abgeben müssen, sondern dann wenn wir es bekommen. An diesem Punkt
entscheidet meine Haltung, ob ich es auch bereit bin wieder zu geben.
Also die Frage: was denke ich, wenn ich etwas bekomme: pahh, das habe ich verdient,
das ist meins, das gehört mir, ja vielleicht sogar, das bin ich ... wenn ich das denke,
gehe ich in den Modus vom Haben.
Wenn ich denke, ich bin beschenkt, ich bin der empfangende, nichts ist
selbstverständlich, dann bin ich viel mehr im Modus vom Sein. Wir wissen dann bei
allem, was wir bekommen, es ist nur geliehen, es ist nicht mein Recht, nicht mein Besitz.
Es ist nur geliehen.
Schnell passiert das, was mir in jungen Jahren passiert ist. Als wir nach Deutschland
ausgewandert sind, hatten wir nur einen kleinen IvecoBus. Klar der war proppen Foll,
aber was braucht schon ein junger Student und eine Krankenschwester ... als wir von
Deutschland zurückkamen, reichte kein Umzugslastwagen mehr. Sie musste noch den
Anhänger holen und heute bräuchte es vermutlich zwei Lastwagen mit Anhänger ...
Gerade darum fällt es uns vielleicht auch schwer loszulassen. Weil wir so vieles Besitzen
wollen.
Und ich meine das nicht nur im materiellen Sinn, sondern auch bei Menschen, bei
Erfahrungen, bei Idealen. Je stärker wir etwas als unseren Besitz und unser Anrecht
deklarieren, desto mehr klammern wir und lassen nicht los.
Loslassen
Mathäus 6,19.20 Sammelt nicht Schätze hier auf der Erde! Denn ihr müsst damit
rechnen, dass Motten und Rost sie zerfressen oder Einbrecher sie stehlen. Sammelt
lieber Schätze bei Gott. Dort werden sie nicht von Motten und Rost zerfressen und
können auch nicht von Einbrechern gestohlen werden.
Dieses Wort von Jesus macht hellhörig. Und es ist so klar, was Jesus sagt. Die Frage ist:
wo sammle ich noch Schätze, die hier auf Erden sind ... Das geht mich nichts an ... diese
Frage kannst nur du für dich beantworten. Darum gebe ich dir eine Minute Pause ...
Vielleicht hast du jetzt vor allem an Dinge gedacht und dir schon einen Plan gemacht, wie
viele Kisten du jetzt bis Weihnachten in die Brocki bringst. Da gibt’s noch etwas einiges
anderes, das wir loslassen müssen.
Es geht auch um Menschen. Ich rede jetzt mal von Kindern, weil mich das auch
beschäftigt. Aber es kann auch der Partner sein, die Eltern, Freunde. Auch Menschen,
auch Kinder sind uns nur geliehen. Wir können sie nicht an uns binden. Sie sollen ihren
eigenen Weg gehen, sie sollen ihre eigenen Erfahrungen machen dürfen. Kinder sind
keine Ersatzbefriedigung, wenn ich nicht zufrieden bin mit meinem Leben oder meiner
Ehe. Kinder sollen es auch nicht besser haben als ich. Das könnte viel zu viel Druck
erzeugen. Wenn wir die Kinder loslassen wollen, dann brauchts nicht unbedingt
räumliche Distanz ... mit Skyp ist Binden auch möglich. Es geht um die innere Haltung.
Die heisst: Sammelt euch Schätze im Himmel. Und damit komme ich zum dritten Punkt:
Vertrauen
Psalm 91,10f
Denn der Herr ist deine Zuflucht, du hast dir den Höchsten als Schutz erwählt. 10 Dir
begegnet kein Unheil, kein Unglück naht deinem Zelt. 11 Denn er befiehlt seinen Engeln,
dich zu behüten auf all deinen Wegen.
Das Schwere am Loslassen ist, dass wir nicht wissen, was das nächste ist. Lieber den
Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach ... Loslassen löst das Gefühl von
Unsicherheit aus. Wer sagt uns, dass es sich lohnt loszulassen?
Das wirft uns auf die Grundfrage zurück: wem vertraust du in deinem Leben? Auf wen
oder was baust Du dein Leben? Wenn es Gott ist, heisst das: du vertraust ihm voll und
ganz. Nicht zu 50% oder 93%. Wenn du sagst: ich vertrau Gott, dann rechnest Du
damit, dass du dich in seine Hände geborgen geben kannst. Wenn nicht, klammerst du
dich an irgendetwas: an deinen Erfolg, deinen Namen, deine Beruf, deinen Besitz, deine
Kinder. Und du machst sie zu deinen Identitätsgründen. Ich bin was ich habe, ich bin,
was die anderen über mir sagen. Wenn du aber sagst: ich glaube, dass Gott mein Schatz
ist, dann sagst du: ich glaube, dass ich Kind Gottes bin. Ich vertraue ihm, ich bin mit ihm
unterwegs und ich bin viel mehr als das, was mir geschenkt wird. Ich bin Person mit
einer Identität, die Gott mir gegeben hat. Dann werde ich frei! Ich lasse los. Ich habe
freie Hände, neues zu bekommen und freie Hände weiterzugeben, was ich erhalten habe.
Wir sind eingeladen, uns selbst und alles was uns lieb ist, ihm anzuvertrauen. Und das
jeden Tag. Das passiert nicht einfach so, das ist Übungssache. Das ist ein Weg, den wir
gehen. Genau wie Abrahem, der aus seinem Heimatland gehen musste und noch nicht
wusste, was ihn erwartete.
Segnen
1.Mose 12,2.3 Ich will dich segnen und dich zum Segen für andere Menschen machen.
Wer dich segnet, den werde ich auch sengen. Alle Völker der Erde werden durch dich
gesegnet werden.
Mit diesem Segen ging Abraham in das neue. Er war bereit loszulassen, weil er wusste:
der Segen Gottes ist mit mir. Das heisst: Gott hat mir versprochen, immer mit mir zu
sein. Und es heisst: ich bekomme seine Kraft für das Leben mit seinen
Herausforderungen.
Wir sind eingeladen mit dem Segen Gottes loszulassen. So werden wir auch zum Segen
für andere. Jesus ging sogar soweit, wir sollen die segnen, die uns verfluchen. Aber
Menschen segnen heisst: ich lasse sie los, ich gebe sie einem anderen. Ich kämpfe nicht
mehr gegen sie. Ich wünsche ihnen dasselbe, wie ich mir wünsche. Geborgenheit,
Annahme und Frieden.
Darum ist das bhüeti Gott so wichtig. Schenkt euren Menschen rund herum ein bhüeti
Gott. Vertraut sie Gott an und wir werden reich gesegnet wenn wir einander sagen:
bhüeti Gott.
Der stärkste Moment als meine Mutter am Sterben lag, dass sie mich noch segnete.
Dieses ‚Bhüeti Gott’ ist unbezahlbar und hat eine so grosse Kraft.
Empfangen – Loslassen – Vertrauen – Segnen >>
das ist der Prozess des Loslassen. Beginnen wir, kleine Schritte bewusst zu tun. Lassen
wir uns Zeit und bleiben dran.
Amen
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