Predigt 17. So. n. Trin., 26.09.2010, Röm 10, 9-17, Homepage

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Predigt über Röm 10, 9-17; 17. So. n. Trin., 26. 09. 2010, Ispringen
„Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.
Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde
bekennt, so wird man gerettet.
Denn die Schrift spricht (Jesaja 28,16): »Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.« Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe
Herr, reich für alle, die ihn anrufen. Denn »wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll
gerettet werden« (Joel 3,5).
Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den
glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?
Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben
steht (Jesaja 52,7): »Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen!« Aber nicht alle sind dem Evangelium gehorsam. Denn Jesaja spricht (Jesaja 53,1):
»Herr, wer glaubt unserm Predigen?«
So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.“
Ihr Lieben,
was der Apostel Paulus da zu Papier bringt,
das ist Sprengstoff, das gleicht einer theologischen Revolution. Die namhaften Theologen seiner Zeit werden laut aufgeschrieen
haben. Sie werden ihm Häresie/Irrlehre vorgeworfen haben. Niemand hatte sich in ihren
heiligen Theologenkreisen bislang derart
umstürzlerisch geäußert, derart systemfeindlich und revolutionär. Paulus stellt das ganze
bislang gültige Frömmigkeitssystem auf den
Kopf.
Hatte nicht Mose gelehrt, dass man durch
Einhalten von göttlichen Gesetzen vor Gott
Gerechtigkeit erlangen kann? Hatte nicht
Mose die ewige Grundlage dafür geliefert,
dass man Gottes Gesetze zu befolgen und
einzuhalten hatte, um Aussicht auf Versöhnung mit Gott und auf ein Leben nach dem
Tod zu haben? – So stand es doch fest,
nunmehr schon seit über 1000 Jahren.
Und nun kommt dieser Paulus daher, aufgewachsen und unterwiesen in der jüdischen
Gesetzesfrömmigkeit, von seinem berühmten Lehrer Gamaliel bestens unterrichtet und
ausgebildet in den Dingen, die es zu tun gilt,
um vor Gott gerecht zu werden – und nun
kommt er daher, verwirft das alles, und was
er da zu Papier bringt enthält Sprengstoff für
Jahrhunderte.
Theologische Äußerungen, Frömmigkeitskonzepte, Glaubensentwürfe, Spitzensätze
mit revolutionärer Kraft. Die Theologie der
damaligen Zeit erfährt eine gewaltige Erschütterung, eine Neuorientierung – vielleicht – wenn ihr so wollt - durchaus vergleichbar mit dem, was Dr. Martin Luther
1500 Jahre später an Reformation ausgelöst
hat.
Die römisch-katholische Gesetzesfrömmigkeit, der verruchte Ablasshandel, die ganze
schwere Werkgerechtigkeit, dieses kirchliche
Machtinstrumentarium, unter dem die Gläubigen unsäglich zu leiden hatten – und das
alles unter Berufung auf Gottes Zorn im Gericht, von dem es sich freizukaufen galt; –
und nun kommt mit Luther einer daher wie
Paulus, verwirft das alles, hebt das ganze
System aus den Angeln, und Luther - wie
Paulus - bringt da etwas zu Papier, was die
alte Frömmigkeit, das traditionelle Gottesbild
ad absurdum führt, und was die ganze
christliche Glaubenswelt revolutioniert und
verändert.
Zwei körperliche Organe spielen in diesem
Geschehen sowohl bei Paulus als auch bei
Luther die beiden Hauptrollen: es ist das
Herz, und es ist der Mund. Die innere Leidenschaft und die Predigt nach außen; die
tiefe persönliche Überzeugung und das
Nicht-schweigen-können. Es geht den beiden wie vielen anderen vor ihnen: „Wir
können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.“
Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir im Glauben als Wahrheit erkannt, und was wir im herzen mit uns tragen.
Und darum redne wir und bekennen wir und
sagen wir: Nicht Moses Gesetze eröffnen
und zeigen uns den Weg zum Heil, nicht die
religiöse Werkgerechtigkeit ebnet den Weg
zu Gott. Sondern das gilt: „Wenn du mit
deinem Munde bekennst, dass Jesus der
Herr ist, und in deinem Herzen glaubst,
dass ihn Gott von den Toten auferweckt
hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man
von Herzen glaubt, so wird man gerecht;
und wenn man mit dem Munde bekennt,
so wird man gerettet.“
Ihr Lieben, ich erinnere mich an den Lutherfilm dieser Jahre. Und ich habe die Szene
deutlich vor Augen, wo Luther sich verzweifelt auf dem Boden in seiner Zelle hin und
her wälzt und mit Gott ringt und schreit und
auf sich selbst einschlägt, weil er Gott so
gnadenlos erlebt, und weil er meint, selbst
nicht genug geleistet zu haben, um der Gnade Gottes gewiss sein zu können. Und da
kommt sein Vater im Glauben, sein Beichtvater, Johann von Staupitz, nimmt Luther in
den Arm, drückt ihm ein kleines Kruzifix in
die Hand und sagt ihm diese Worte. „Martin,
sage nur: Ich bin dein. Errette mich. Ich bin
dein. Errette mich.“ Und in dem Film ist zu
sehen, wie diese Worte ein Tor der Freiheit
aufstoßen, wie es für Luther undenkbar gewesen ist. Und bald darauf sagt Luther
selbst: „Wenn man von Herzen glaubt, so
wird man gerecht; und wenn man mit
dem Munde bekennt, so wird man gerettet.“
Für mich, ihr Lieben, sind Paulus und später
Luther an dieser zentralen Stelle des Evangeliums wie eineiige Zwillinge: Wenn es um
das Heil des Menschen geht, wenn es um
seine Versöhnung und Gerechtigkeit geht,
die vor Gott gilt und Bestand hat auch am
jüngsten Tag, dann kommt es nur auf die
zwei Hauptorgane an: auf das Herz und auf
den Mund.
Und wenn die beiden es ganz entschieden
mit Jesus Christus zu tun haben, will sagen:
wenn der Glaube und das Vertrauen
und die Liebe zum auferstandenen und lebendigen Christus im Herzen wohnen,
und wenn der Mund gleichzeitig kein
Geheimnis daraus macht, dass Jesus Christus, der Herr ist, der Herr über Tod und Leben, der Herr über alle Mächte und Gewalten dieser Schöpfung, wenn Herz und Mund einer Meinung
sind, dann kannst du Mose und seine Gesetze und alles fromme Tun und allen Werkgerechtigkeitsschnickschnack getrost vergessen, denn dann bist du schon längst vor
Gott gerecht und jetzt schon für seine Ewigkeit gerettet. „Denn wenn du mit deinem
Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist,
und in deinem Herzen glaubst, dass ihn
Gott von den Toten auferweckt hat, so
wirst du gerettet. Denn wenn man von
Herzen glaubt, so wird man gerecht; und
wenn man mit dem Munde bekennt, so
wird man gerettet.“
Nebenbei bemerkt ihr Lieben: das gesprochene oder gesungene Glaubensbekenntnis
gehört für mich zu den schönsten Teilen im
Gottesdienst. Denn da sind sich Herz und
Mund einig; da bekennt der Mund den im
Herzen wohnenden auferstandenen Herrn
Jesus Christus!
Wenn Herz und Mund sich einig sind, wenn
beide erfüllt und überzeugt sind von Jesus
Christus als dem Herrn über Tod und Leben,
wenn Herz und Mund soz. ein Herz und eine
Seele sind was den Glauben an Christus
anbelangt, dann ist die Gerechtigkeit vor
Gott schon zu Lebzeiten dein Eigentum.
Noch einmal: (!) Dann ist die Gerechtigkeit
vor Gott schon zu Lebzeiten dein Eigentum.
digt sei nur das, was Sonntags der Pfarrer
verkündigt. Ich sag mir, wenn nur so, aus
solcher Predigt der Glaube entstünde, dann
gäb’s wohl viel weniger Glauben auf dieser
Welt. Denn nicht viele hören die Predigt am
Sonntagmorgen.
Vielmehr aber hören sie da draußen den
Herzschlag, den Zungenschlag eines Christen vielleicht in ihrer Familie oder in der
Nachbarschaft. Sie spüren, was du in deinem Herzen glaubst, und sie hören deine
Antwort auf die Frage: Was glaubst du: Wer
entscheidet über Leben und Tod und neues
Leben?
Das Herz ist in der Sprache der Bibel mehr
als ein schlagkräftiges Organ. Das Herz ist
biblisch gesehen das Zentrum des Lebens,
der Knotenpunkt, von wo aus alles gesteuert
wird. Die Schaltzentrale, der Kern deines
Wesens. Und wenn der Glaube an den gekreuzigten und auferstanden Herrn im Herzen eines Menschen wohnt, dann strahlt
dieser Glaube vom Herzen her aus, und der
Glaube steuert und beeinflusst deine Gedanken und deine Worte und deine Taten.
Um diesen Glauben auf der Erde immer
wieder neu zu entfachen und in Gang zu halten, um immer wieder Menschen zu retten,
um immer wieder Menschen gerecht vor
Gott zu machen, darum hat Jesus selbst den
Auftrag gegeben, zu predigen, zu verkündigen, seine Worte weiterzusagen.
Denn „Wie sollen sie an den glauben, von
dem sie nichts gehört haben? Wie sollen
sie aber hören ohne Prediger? Wie sollen
sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt
werden? Darum gilt: So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber
durch das Wort Christi.“
Ich glaube, ihr Lieben, das ist die Predigt,
von der Paulus hier schreibt, und in die sowohl Paulus als auch Luther hohe Erwartungen setzen, wie, eine große Verheißung auf
ihr liegt: „So kommt der Glaube aus der
Predigt.“ Die Predigt, aus der der Glaube
kommt, das sind die vielfältigen Zeugnisse
von unserem Herrn Jesus Christus - in Gedanken und im Gebet, oftmals mit schlichten
Worten und liebevollen Taten – eine Predigt
zugunsten jedermanns und besonders zugunsten meines Nächsten.
Ihr Lieben, mir scheint, das diese obwohl so
klaren Worte dennoch missverständlich sein
können. Missverstanden werden sie meines
Erachtens dann, wenn man meint, eine Pre-
Denn nicht nur die Predigt im strengen Sinn
erwächst aus dem Boden, aus den Worten
Christi, sondern aus den Worten Jesu heraus entfaltet sich auch ein Verhalten, entfaltet sich ein christlicher Lebensentwurf. Und
wenn ich dir das abspüre und wenn ich das
bei dir sehe und das von dir höre, dann bist
du eine Predigern unseres Herrn Jesus
Christus, dann bist ein Prediger seines Evangeliums und gibst Zeugnis von deinem
Glauben und von deiner Hoffnung und von
der Liebe Gottes zu uns Menschen, die verbürgt ist in Jesus Christus.
Ihr Lieben, es ist unmöglich, dass das, was
im Herzen eines Menschen zuhause ist, für
immer ein Geheimnis bleibt.
Erstens wirst du selbst es merken und spüren, ob Christus in deinem Herzen wohnt
und ob du in deinem Herzen glaubst = zutiefst davon überzeugt bist, dass ihn Gott
von den Toten auferweckt hat.
Und wenn das so ist, dann wird’s nicht anders sein, als das andere Menschen das von
dir zu hören oder von dir zu spüren bekommen. Was dein Herz glaubt, davon wird dein
Mund reden, davon wird dein Verhalten
Zeugnis ablegen. Und du darfst ganz gewiss
sein, gerecht vor Gott und gerettet zu sein –
schon jetzt, schon heute für die Ewigkeit.
„Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in
deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von
den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt,
so wird man gerecht; und wenn man mit
dem Munde bekennt, so wird man gerettet.“
So einfach ist das - und so schon! Amen.
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