Wasseraufbereitung nach Reinheitsgebot

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Ultrafiltration zur Kreislaufaufbereitung
Chlorelektrolyse im Inline-betrieb
Chlorung
pH-Wert
Korrektur
Füllwasser
Die Ultrafiltrationsanlagen produzieren absolut keimfreies Wasser und kommen mit einer Raumhöhe von rund zwei Metern aus.
Wärmetauscher/
Heizung
Schwallwasserbehälter
Schutzfilter
Aktivkohle-Filter
Flockungsmittel
Kanal
Dirk Wietkamp: Die Liste seiner Erfahrungen im Schwimmbadbau ist
lang. Seit sieben Jahren beschäftigt sich Wietkamp von der pbr AG in
Osnabrück mit Versorgungstechnik im Bereich Schwimmbadbau.
Ultrafiltration
Fotos: pbr/Dirk Wietkamp (5), Juliette Rahn
Wasseraufbereitung nach Reinheitsgebot
In Zeiten von Umweltkatastrophen, Lebensmittel- und Abhörskandalen schrumpft das Vertrauen der Menschen in die
technischen Errungenschaften des 21. Jahrhunderts. Sie wollen wissen, was in ihrem Fleisch ist – und natürlich auch in
ihrem Badewasser. Ob Hallen- oder Erlebnisbad, Whirlpool,
Fitness- oder Therapiebecken: Mit einwandfreier Wasserqualität und perfekter Beckenhygiene steht und fällt der Erfolg
eines jeden öffentlichen Bades – so auch in Bad Laer. Im alten Kurmittelhaus wurde bislang auf konventionelle Druckfilter zur Wasseraufbereitung zurückgegriffen. Das soll sich
bald ändern. „Ultrafiltration“ heißt die neue Methode, die
im modernen Zentrum für die Gesundheit zum Einsatz kommen soll. Dirk Wietkamp von der pbr AG, zuständig für die
Versorgungstechnik im neuen SoleVital, über die Vorteile des
modernen Verfahrens.
Herr Wietkamp, wie wurde bislang im SoleVital das Badewasser aufbereitet?
Die Badewasseraufbereitung im alten Bad Laerer Kurmittelhaus erfolgt seit 1975 mit Druckfiltern. Mehrere Filterschichten reinigen das Badewasser des Therapie- und Bewegungsbeckens. Diese verbreitete Technik hat sich vielfach bewährt.
Dennoch liegen die Nachteile auf der Hand: Oft wird für die
Installation von Druckfiltern eine Raumhöhe von vier bis fünf
Metern benötigt. Hinzu kommt der oft schwierige Einbau
der großen Anlagen in die Technikräume. Ein weiterer Nachteil: Bei unsachgemäßer Spülung können sich Keime auf den
Druckfiltern festsetzen und so ins Becken gelangen. Letzteres
ist im Kurmittelhaus aber nicht der Fall.
Welchen technischen Aufwand stellt die Aufbereitung heutzutage dar?
Der technische Aufwand zur Aufbereitung von Badewasser
ist relativ hoch. Aber: Nicht nur das Badewasser will aufbereitet werden – auch Brunnenwasser und Filterrückspülwasser
müssen entsprechend bearbeitet werden. Aus dem Brunnenwasser müssen beispielsweise Eisen und Mangan entfernt
werden. Weitere Erfordernisse ergeben sich aus der Lüftungstechnik zur Einhaltung der Raumluftfeuchtigkeit. Diese
gestaltet sich sehr komplex und sollte in unserer Betrachtung
nicht vernachlässigt werden.
Herr Wietkamp, hat sich die Wasseraufbereitung in öffentlichen Bädern in den vergangenen 20 Jahren gewandelt?
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich viel verändert.
Die Menge von Wasser, die im Kreislauf eines Bades umgewälzt werden muss, um die Schadstoffe aus dem Becken zu
filtern, hat sich erhöht. Deutlich gestiegen sind auch die Hy-
gieneanforderungen. Festgeschrieben sind diese Anforderungen für öffentliche Schwimmbäder in der DIN-Norm 19643
zur Aufbereitung von Badewasser in Deutschland. Moderne
und praxiserprobte Wege wie Ultrafiltration als neues Verfahren zur Wasseraufbereitung und „Chlorelektrolyse im
Inline-Betrieb“ als neue Methode der Desinfektion sind seit
rund einem Jahr Inhalt dieser DIN-Norm. Beide Methoden
kommen im neuen SoleVital zum Einsatz. Der Vorteil an der
Chlorelektrolyse im Inline-Betrieb: Es müssen für die Desinfektion des Badewassers keine Chemikalien mehr zusätzlich
gekauft und in den Technikräumen gelagert werden. Daraus
ergibt sich ein geringeres Gefährdungspotenzial für Mitarbeiter gegenüber konventionellen Desinfektionsmethoden.
Und warum beschreitet das neue SoleVital diesen Weg, Herr
Wietkamp?
Aufgrund der hohen medizinischen Anforderungen des neuen SoleVital als modernes Zentrum für die Gesundheit berücksichtigen wir bei der Planung in erster Linie immungeschwächte Personen, die hier unter anderem künftig bedient
werden sollen. Demzufolge muss das Risiko dieser Personen,
mit Viren und Bakterien im Badewasser in Kontakt zu kommen, ausgeschlossen werden. Aufgrund dieser erhöhten
Anforderungen haben wir uns für die neue Methode der
Ultrafiltration entschieden. Das Besondere daran: Das zu filtrierende Wasser wird bei diesem Verfahren mit Druck durch
Keramik- beziehungsweise Kunststoffröhrchen gepresst, die
einen Innendurchmesser von 0,5 bis 2 Millimeter haben. Die
eigentlichen Filter sind die Poren der Röhrchen – mit einem
Durchmesser bis zu 0,05 Mikrometern. Weder Bakterien
noch Viren können diese Poren – sogenannte Kapillarmembranen – passieren. Das Wasser, das die Ultrafiltration verlässt,
ist so absolut keimfrei. Eine Ausnahme bilden gelöste Stoffe
wie Salze, die die Membranen der Keramik- und Kunststoffröhrchen mühelos durchdringen können. Ultrafiltration ist
nicht für jedes Schwimmbad zwingend notwendig, um die
DIN-Norm zu erfüllen. Dennoch ist diese Methode der Wasseraufbereitung die Lösung für Schwimmbäder mit erhöhten
medizinischen Anforderungen und geringerem Platzangebot.
Herr Wietkamp, wodurch unterscheidet sich die Wasserauf-
bereitung in einem Solebad von dem in einem Schwimmbad?
Da die Sole im Badewasser gelöst ist, können die gleichen
Verfahren wie auch in einem normalen Schwimmbad eingesetzt werden. Einziger Unterschied: Alle die mit dem Solewasser und der Luft in Kontakt tretenden Materialien müssen
resistent gegen die zersetzende Wirkung der Sole sein.
Welchen gesetzlichen und technischen Anforderungen unterliegt die Wasseraufbereitung für öffentliche Schwimmbäder in Deutschland?
Die wichtigste Norm ist die bereits erwähnte DIN 19643 zur
„Aufbereitung von Schwimm- und Badebeckenwasser“ vom
November 2012 mit den Teilen 1 bis 4. Es gibt aber noch
sehr viele weitere wichtige DIN-Normen aus dem Bereich
Schwimmbadbau, die sich auf Produkte zur Wasseraufbereitung beziehen. Dazu hat die Deutsche Gesellschaft für das
Badewesen e.V. sehr viele gute und hilfreiche Merkblätter
veröffentlicht, aus denen sich technische Anforderungen ableiten lassen. Generell sei aber angemerkt: Technische Normen sind keine Rechtsnormen. Gesetzliche Anforderungen
finden sich im Infektionsschutzgesetz (IFSG), welches seit
2001 die gesetzlichen Pflichten zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen regelt. Im
Rahmen dieses Gesetzes hat das Umweltbundesamt Empfehlungen für Hygieneanforderungen an Bäder und deren
Überwachung veröffentlicht, denen wir Folge leisten.
Was ist für Sie die größte Herausforderung beim Bau der Anlagen zur Wasseraufbereitung im neuen SoleVital?
Die größte Herausforderung besteht darin, die technischen
Komponenten innerhalb kürzester Zeit zu planen und einzubauen. Durch die verkürzte Bauzeit entsteht ein relativ großer
Koordinationsaufwand zwischen den einzelnen Gewerken
wie Rohbau und Schwimmbadtechnik, den wir bei unserer
Planung berücksichtigen müssen. Generell kann man aber
sagen: Der technische Aufwand, Badewasser mit höchster
Qualität zu erzeugen, ist sehr hoch und für den Badbesucher
oft leider nicht ersichtlich.
Das Gespräch führte Juliette Rahn.
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