Physik - Schulbuchzentrum Online

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Christine Fischer, Roland Hübner, Hubertus Karsten
Physik
für Fachoberschulen, Berufsoberschulen,
Berufliche Gymnasien und Gymnasien
2. Auflage
Bestellnummer 79920
79920_002_00_FM.indd 1
9/23/13 3:00 PM
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Dann senden Sie eine E-Mail an [email protected]
Autoren und Verlag freuen sich auf Ihre Rückmeldung.
www.bildungsverlag1.de
Bildungsverlag EINS GmbH
Hansestraße 115, 51149 Köln
ISBN 978-3-427-79920-7
© Copyright 2014: Bildungsverlag EINS GmbH, Köln
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Vorwort
Das vorliegende Buch wurde geschrieben für Schülerinnen und Schüler der Fachoberschule,
des Beruflichen Gymnasiums und der beruflichen Oberstufe mit dem Unterrichtsfach Physik.
Für Gymnasien oder vergleichbare Schulen ist es ebenfalls geeignet.
Der Inhalt basiert auf den geltenden Lehrplänen der Bundesländer in Deutschland. Er umfasst
den Gesamtbereich der Physik für die Sekundarstufe II, die mit der Fachhochschulreife oder
Hochschulreife abschließt. Das Buch kann im zwei- oder mehrstündigen bzw. vertiefenden
Physikunterricht eingesetzt werden. Es beginnt mit elementaren Grundlagen und endet mit
Themen aus der Atom- und Kernphysik. Einen genauen Überblick gibt das Inhaltsverzeichnis.
Während die ersten Abschnitte (Grundlagen) aufeinander aufbauen, lassen die späteren
Kapitel einen Quereinstieg zu. So wird z. B. der Feldbegriff sowohl in der Gravitation wie in
der Elektrik unabhängig voneinander behandelt.
Methodisch-didaktischer Ansatz:
Themen werden meist mit einem Versuch eingeführt; dies ermöglicht Beobachtung, Messung und Auswertung. In der Regel handelt es sich um elementare, gut nachvollziehbare
Versuche, die nach Bedarf durch andere oder durch eine Computersimulation ersetzt oder
ergänzt werden können.
Ausführliche Erklärungen mit physikalischen Definitionen schließen sich an. Mathematische Zusammenhänge und physikalische Gesetze werden größtenteils vollständig hergeleitet
und häufig interpretiert.
Etwa 600 auf den Text abgestimmte Abbildungen fördern das Verständnis und den Lernprozess.
Fettgedruckte Wörter kennzeichnen Stellen, an denen ein Fachbegriff erklärt wird. Mit den
farbig unterlegten Zusammenfassungen erleichtern sie die Wiederholung des Lehrstoffs.
Zahlreiche Beispiele und Aufgaben vertiefen und erweitern den behandelten Stoff. Sie helfen
Lösungen gezielt zu erarbeiten und Ergebnisse sachgerecht zu deuten.
Grundkenntnisse aus der Physik der Sekundarstufe I (mittlere Reife) sind hilfreich, aber nicht
zwingend erforderlich.
Algebraische und trigonometrische Grundlagen müssen vorhanden sein. Fehlende Kenntnisse aus der Analysis und Vektoralgebra gleicht der begleitende Mathematikunterricht aus.
Ziel:
Das Buch
ß stellt interessante Aspekte aus der Welt der Naturerscheinungen vor und weckt Neugierde,
ß regt zu kritischer Fragestellung und Interpretation, insbesondere von Messwerten, an,
ß erklärt die Natur mithilfe von Experiment, Modell und Theorie und führt dadurch in die
naturwissenschaftliche Denkweise ein,
ß hilft Leistungsnachweise und Prüfungen im Fach Physik erfolgreich zu bestehen.
Hinweise zu den Lösungen: Kurzlösungen finden Sie bei „BuchplusWeb“. Ausführliche
Lösungen mit Zusatzaufgaben erhalten Sie unter der Bestellnummer 79921DL.
Wir wünschen den Leserinnen und Lesern einen kenntnis- und erkenntnisfördernden Gebrauch des Buches.
Sachkritik ist willkommen.
Die Verfasser
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Inhaltsverzeichnis
1
Einführung, Grundlagen, Messen .....................................................................
9
1.1
1.2
Die Naturwissenschaft Physik ...............................................................................
Elementare Grundlagen .......................................................................................
9
11
2
Geradlinige Bewegung ......................................................................................
26
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
Grundbewegungsarten ........................................................................................
Bezugssystem, Ort, Ortsvektor .............................................................................
Geradlinige Bewegung mit konstanter Geschwindigkeit ......................................
Geradlinige Bewegung mit konstanter Beschleunigung .......................................
Der freie Fall ........................................................................................................
Zusammengesetzte Bewegungen, Überlagerungsprinzip .....................................
26
27
31
39
45
48
3
Kraft und Masse .................................................................................................
60
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
Physikalische Grundlagen der Masse ...................................................................
Physikalische Grundlagen der Kraft ......................................................................
Das Trägheitsprinzip der Körper ...........................................................................
Das Aktionsprinzip der Mechanik .........................................................................
Das Wechselwirkungsprinzip ...............................................................................
Reibung ...............................................................................................................
Schiefe Ebene .....................................................................................................
60
61
63
67
71
74
74
4
Kreisbewegung eines Massenpunktes ..............................................................
78
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
4.7
Gleichförmige Kreisbewegung .............................................................................
Winkel im Bogenmaß ..........................................................................................
Winkelgeschwindigkeit ........................................................................................
씮
Zeitabhängige Richtungsänderung der Bahngeschwindigkeit v (t) .......................
Zentripetalkraft ....................................................................................................
Zentripetalkraft und Zentrifugalkraft ....................................................................
Kreisbewegung in der Anwendung ......................................................................
78
79
81
82
83
86
88
5
Arbeit und Energie.............................................................................................
92
5.1
5.2
5.3
Definition der physikalischen Größe Arbeit .......................................................... 92
Verschiedene Arten von Arbeit, Beispiele .............................................................. 97
Energie, Leistung, Wirkungsgrad.......................................................................... 107
6
Physikalischer Impuls ......................................................................................... 122
6.1
6.2
Definition des physikalischen Impulses ................................................................. 122
Zusammenhang zwischen der Grundgleichung der Mechanik und dem Impuls... 123
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Inhaltsverzeichnis
6.3
6.4
5
Impulserhaltungssatz ........................................................................................... 125
Zentraler unelastischer Stoß und zentraler elastischer Stoß .................................. 128
7
Harmonische Schwingung ................................................................................. 136
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
7.6
7.7
Periodische Bewegungsvorgänge.........................................................................
Senkrechte Parallelprojektion einer Kreisbewegung mit v konstant .................
Bewegungsgesetze der harmonischen Schwingung ............................................
Lineares Kraftgesetz der harmonischen Schwingung ............................................
Beispiele zur harmonischen Schwingung .............................................................
Periodische Energieumwandlung bei der harmonischen Schwingung ..................
Erzwungene Schwingung und Resonanz ..............................................................
8
Gravitation ........................................................................................................ 167
8.1
8.2
8.3
8.4
8.5
8.6
8.7
8.8
8.9
Weltsysteme im historischen Überblick ................................................................
Keplersche Gesetze ..............................................................................................
Gravitationsgesetz nach Newton .........................................................................
Experimentelle Messung der Gravitationskonstanten G ........................................
Gravitationsgesetz in der Anwendung .................................................................
Gravitationsfeld ...................................................................................................
Gravitationsfeldstärke ..........................................................................................
Energie im homogenen Gravitationsfeld der Erde ................................................
Gravitationspotenzial im homogenen Gravitationsfeld der Erde ..............................
136
141
143
146
148
155
157
167
168
172
175
179
181
182
188
189
9
Elektrisches Feld ................................................................................................. 191
9.1
9.2
9.3
9.4
9.5
9.6
9.7
9.8
9.9
9.10
9.11
9.12
Grundlagen der Elektrizitätslehre .........................................................................
Kraft zwischen zwei ruhenden Punktladungen .....................................................
Elektrisches Feld und elektrische Feldlinien ...........................................................
Elektrische Influenz ..............................................................................................
Elektrische Feldstärke ...........................................................................................
Elektrische Feldformen .........................................................................................
Energie einer Ladung im homogenen elektrischen Feld .......................................
Elektrisches Potenzial im homogenen elektrischen Feld ........................................
Elektrische Kapazität eines Kondensators..............................................................
Elektrische Flächenladungsdichte ........................................................................
Energie im homogenen elektrischen Feld .............................................................
Freie Ladung im homogenen elektrischen Feld ....................................................
10
Magnetisches Feld ............................................................................................. 253
10.1
10.2
10.3
10.4
10.5
10.6
10.7
10.8
Permanentmagnete .............................................................................................
Magnetfeld der Erde ............................................................................................
Magnetfeld eines stromdurchflossenen Leiters .....................................................
Magnetische Flussdichte .....................................................................................
Lorentzkraft .........................................................................................................
Halleffekt, Hallsonde ............................................................................................
Magnetfelder spezieller Spulen ............................................................................
Bewegung freier Ladungsträger im homogenen Magnetfeld ...............................
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204
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235
238
253
255
257
260
266
269
271
275
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6
Inhaltsverzeichnis
10.9
10.10
Elektromagnetische Induktion.............................................................................. 284
Elektrische Selbstinduktion .................................................................................. 298
11
Sinusförmige Wechselspannung ....................................................................... 307
11.1
11.2
11.3
11.4
11.5
11.6
Erzeugung einer sinusförmigen Induktionsspannung ...........................................
Effektivwerte von Spannung und Stromstärke ......................................................
Zeigerdarstellung sinusförmiger Größen ..............................................................
Einfache elektrische Schaltelemente im Wechselstromkreis ...................................
Reihenschaltung von Wechselstromwiderständen ................................................
Parallelschaltung von Wechselstromwiderständen ................................................
12
Geschlossener elektromagnetischer Schwingkreis ........................................... 343
12.1
12.2
12.3
12.4
12.5
Elektromagnetische Schwingung .........................................................................
Vergleich zwischen mechanischer und elektromagnetischer harmonischer
Schwingung ........................................................................................................
Erklärungen und Ergänzungen zu B 364 .............................................................
Erzwungene elektromagnetische Schwingung .....................................................
Elektromagnetische Dipolstrahlung......................................................................
13
Wellentheorie .................................................................................................... 360
13.1
13.2
13.3
13.4
13.5
13.6
13.7
13.8
Experimentelle Grundlagen .................................................................................
Physikalische und mathematische Grundlagen ....................................................
Gleichung der linearen Welle ...............................................................................
Interferenz und Beugung von Wellen ...................................................................
Interferenz und Beugung in der Anwendung .......................................................
Elektromagnetisches Spektrum im Überblick ........................................................
Polarisation .........................................................................................................
Stehende Wellen, akustischer Dopplereffekt .........................................................
14
Spezielle Relativitätstheorie .............................................................................. 415
14.1
14.2
14.3
14.4
14.5
14.6
14.7
14.8
Michelsonexperiment und frühe Folgerungen .....................................................
Grundaussagen der Speziellen Relativitätstheorie .................................................
Überlegungen zur Zeitmessung ...........................................................................
Zeitdilatation .......................................................................................................
Längenkontraktion, Relativität der Längenmessung .............................................
Myonenexperiment .............................................................................................
Optischer Dopplereffekt ......................................................................................
Relativistische Masse ...........................................................................................
15
Welle-Teilchen-Dualismus .................................................................................. 441
15.1
15.2
Wechselwirkung zwischen Licht und Materie ....................................................... 441
Zusammenhang zwischen der Lichtfrequenz f und der
kinetischen Energie Ekin der Fotoelektronen .......................................................... 445
Widersprüche zur klassischen Wellentheorie des Lichts ......................................... 446
15.3
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307
309
311
312
322
333
343
345
347
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353
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402
415
417
419
421
423
424
425
430
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Inhaltsverzeichnis
15.4
15.5
15.6
15.7
15.8
Einsteingleichung, plancksches Wirkungsquantum...............................................
Die Doppelnatur von Licht...................................................................................
Masse und Impuls von Photonen bei verschiedenen Phänomenen .......................
Stochastische Verteilung der Photonen ................................................................
De-Broglie-Welle, Materiewelle ............................................................................
16
Physik des Atoms ............................................................................................... 467
16.1
16.2
16.3
16.4
16.5
16.6
16.7
Atommodelle bis zum Jahr 1911 .........................................................................
Atommodell nach Rutherford, Planetenmodell ....................................................
Atommodell nach Bohr........................................................................................
Experimente zur quantenhaften Emission und
Absorption von Energie .......................................................................................
Resonanzabsorption und Resonanzfluoreszenz .....................................................
Leistungsfähigkeit und Grenzen des bohrschen Atommodells ..............................
Mehrelektronensysteme, Röntgenstrahlung .........................................................
17
Physik des Atomkerns ........................................................................................ 503
17.1
17.2
17.3
17.4
17.5
17.6
17.7
17.8
17.9
17.10
17.11
17.12
17.13
17.14
17.15
17.16
Kernaufbau ..........................................................................................................
Atomare Masseneinheit, Atommasse ...................................................................
Radioaktiver Zerfall ..............................................................................................
Zerfallsreihen .......................................................................................................
Eigenschaften der a-, b- und g-Strahlung ............................................................
Nachweisgeräte für radioaktive Strahlung ............................................................
Absorption radioaktiver Strahlung........................................................................
Zerfallsgesetz für radioaktive Substanzen ............................................................
Aktivität eines Radionuklids ..................................................................................
Methoden zur Altersbestimmung .......................................................................
Kernreaktion, Energiebilanz .................................................................................
Freie Neutronen ..................................................................................................
Kernenergie .........................................................................................................
Kernspaltung .......................................................................................................
Kernfusion ...........................................................................................................
Strahlenschutz und Dosimetrie ............................................................................
18
Thermodynamik................................................................................................. 567
18.1
18.2
18.3
18.4
18.5
18.6
18.7
18.8
Temperatur..........................................................................................................
Wärme ................................................................................................................
Aggregatzustände ...............................................................................................
Verhalten der Körper bei Wärmezufuhr ................................................................
Zustandsänderung idealer Gase ...........................................................................
Grundbegriffe der kinetischen Gastheorie ............................................................
1. Hauptsatz der Thermodynamik ........................................................................
2. Hauptsatz der Thermodynamik ........................................................................
7
447
450
451
457
459
467
469
473
485
490
492
493
503
505
507
512
514
517
523
527
533
535
538
542
548
553
560
562
567
568
571
574
579
582
585
595
Bildquellenverzeichnis .................................................................................................... 598
Literaturverzeichnis ........................................................................................................ 598
Sachwortverzeichnis ....................................................................................................... 599
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82
4 Kreisbewegung eines Massenpunktes
씮
씮
씮
씮
씮
씮
씮 씮
wobei gilt: v ' r ` v ' v . Man schreibt mithilfe der Vektoralgebra: v v r . v ist das Vektor씮
씮
produkt aus v und r (B 57).
4.4
씮
Zeitabhängige Richtungsänderung der Bahngeschwindigkeit v (t)
씮
Es liegt eine Kreisbewegung mit konstant bzw. v konstant vor. Dann sind den
씮
씮
verschiedenen Bahnpunkten P1 und P2 eindeutig die Bahngeschwindigkeiten v 1 und v 2,
v1 v2 v, zugeordnet. P1 und P2 können sich direkt nebeneinander befinden. Weil sie in
diesem Fall anschaulich nicht zu unterscheiden sind, werden sie zum besseren Verständnis
씮
weit auseinander liegend platziert. Jedenfalls ändert die Bahngeschwindigkeit v von
씮
Bahnpunkt zu Bahnpunkt ihre Richtung, der Betrag bleibt: 0 v 0 v konstant (B 56; 58).
씮
Ursache dieser Änderung ist nach dem Trägheitsprinzip Newtons eine Beschleunigung a .
Eine einfache Überlegung hilft weiter.
씮
씮
Man erinnere sich an die Vektoraddition. Aus
a entsteht
der
Ergebnisvektor
c , indem
씮
씮
씮
씮
man zum ersten Vektor den weiteren Vektor b addiert: a b c . Außerdem
dürfen nur
씮
씮
Vektoren gleicher physikalischer Größen addiert werden. Um also vom v 1 zum Vektor v 2
mit neuer씮Richtung und
gleichem
Betrag zu gelangen, bedarf es der Geschwindigkeitsän씮
씮
씮
derung D v , damit gilt: v 1 D v v 2. Sie erfolgt in der Zeitänderung t 0. Der Quotient
씮
씮
씮
Dv
Dv
ist bekanntlich der Beschleunigungsvektor a , er zeigt zu B M hin. Wegen
Dt
Dt
Dv
Dv konstant gilt auch arad konstant.
Dt
Lässt man gedanklich die ZeitdifΔv
ferenz Dt immer kleiner werden,
Dt 씮 0, so entsteht die momenv2
v1
tane Beschleunigung in einem
Δϕ
P2
bestimmten Zeitpunkt t. Der BeP2
schleunigungsvektor arad zeigt wäharad2
rend der Kreisbewegung genau zum
r2 (t2)
r
2
Zentrum hin.
Damit verbunden ist
씮
씮
Δv
a rad ( t ) 앖앗 r ( t ) . ( * )
Man spricht von der Zentripetalbeschleunigung oder Radialbeschleunigung arad zum Zentrum B M hin.
Δϕ
B=M
Δv
arad = Δt
r1
v1
P1
arad3
P3
M=B
r3 (t3)
r1 (t1)
arad1
P1
Das Besondere an dieser Beschleunigung ist, dass sie den Massenpunkt
ständig auf die Kreisbahn um den
씮
Bezugspunkt B M zwingt. Sie
Bild 58: Zentripetalbeschleunigung a rad
dient also allein der permanenten
씮
Richtungsänderung
von v , ohne den Massenpunkt schneller oder langsamer zu machen;
씮
0 v 0 v bleibt zeitunabhängig konstant. Demnach ist die gleichförmige Kreisbewegung eine
씮
씮
beschleunigte Bewegung mit arad konstant. Wie r ändert auch a rad ständig die Richtung.
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4.5 Zentripetalkraft
씮
83
씮
Die Ortsvektoren zu P1 und P2, also r 1 ( t1 ) und r 2 ( t2 ) , schließen den kleinen Drehwinkel
씮
씮
씮
씮
씮
씮
Dϕ ein, ebenso die Geschwindigkeitsvektoren v 1 und v 2, da v 1' r 1, v 2' r 2 (B 59). Weiterhin
씮
씮
씮
씮
sind 0 r 1 0 0 r 2 0 r und 0 v 1 0 0 v 2 0 v die Radien zweier
Kreise und Dx und Dv die Bogenlängen zum gemeinsamen
Dx
Dϕ. Dann ergibt eine einfache Betrachtung mit Dw r
Dv
:
und Dw v
Dv
Dx
, vDx rDv |: D t ( 0);
v
r
somit: v
Dx
Dv
r
.
Dt
Dt
(**)
Für Dt 씮 0 wird Dϕ immer kleiner; gleichzeitig wandeln sich
Dx
Dx
zur momentanen Bahngeschwindigkeit v a lim
vb
씮
Dt
0
Dt
Dt
Dv
Dv
zur Momentanbeschleunigung arad a lim
arad b.
und
씮
Dt
0
Dt
Dt
Nach dem Grenzübergang entsteht schließlich aus (**):
v2
v v r arad bzw. arad .
r
v
Mit v vr und v schreibt man auch arad v² r.
r
Δv
Δv
v1
v2
Δϕ
P2
r2
Δϕ
B=M
Δx
v1
r1
Bild 59: Zentripetalbeschleunigung:
arad v2 r 4.5
P1
v2
r
Zentripetalkraft
Nach dem Aktionsprinzip der Mechanik
ist die Ursache jeder Beschleunigung
eine Kraft. Ursa씮
씮
che der Zentripetalbeschleunigung a rad ist die Zentripetalkraft F rad . Den Zusammenhang zwischen beiden liefert die Grundgleichung der Mechanik, die bisher allerdings nur auf geradlinige
Bewegungen bezogen wurde. Zumindest theoretisch erhält man für die Kreisbewegung:
1. Frad marad
v2
2. arad v 2r
r
v2
Somit: Frad m mv 2r; dieses deduktiv bestimmte Ergebnis muss experimentell überprüft
r
werden.
씮
씮
씮
씮
씮
씮
씮
씮
Vektoriell gilt: F rad ma rad mit F rad앖앖 a rad oder F rad mv 2 r , weil F rad앖앗 r ((*) in Kap. 4.4).
씮
oder Radialkraft zum Zentrum hin. Trotz ständiger RichtungsF rad heißt auch Zentralkraft
씮
änderung gilt wiederum 0 F rad 0 Frad konstant, denn m, v und r sind ebenfalls konstant.
Die deduktive Herleitung der Zentripetalkraft verlangt den experimentellen Nachweis.
Außerdem muss geprüft werden, ob die Grundgleichung für Kreisbewegungen überhaupt
zur Verfügung steht. Dazu dient das Zentralkraftgerät. Es gestattet, die Zentripetalkraft Frad in
Abhängigkeit von der Masse m des Massenpunktes, von der Winkelgeschwindigkeit v und
dem Bahnradius r zu untersuchen.
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84
4 Kreisbewegung eines Massenpunktes
VERSUCH
Zentralkraftgerät zur Untersuchung der Zentripetalkraft Frad (B 60)




Zentralkraftgerät mit Umlaufmasse m
Lichtschranke
mechanischer oder elektronischer Kraftmesser
Elektromotor mit variabler Drehfrequenz f bzw. v
r
2
3
1
m
N
f
4
Bild 60: Zentralkraftgerät
Versuchsdurchführung und Messung:
Das Zentralkraftgerät in Verbindung mit dem Kraftmesser bietet ein Verfahren zur Messung
der Kraft Frad in Abhängigkeit von den drei unabhängigen Einflussgrößen, nämlich Masse
m des umlaufenden starren Körpers, Drehfrequenz f der Kreisbewegung und Radius r der
Kreisbahn, wie vom theoretischen Ergebnis verlangt. Mit den Lichtschranken misst man f
bzw. v. Insgesamt sind drei Messreihen nötig. Während jeder Messung hält man zwei der
drei Einflussgrößen konstant, eine verändert man frei. Fasst man alle drei Messreihen zu
einer zusammen, so entsteht eine sogenannte Multitabelle:
Messung Nr.
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Frad in N
0,12
0,52
1,13
2,04
0,27
0,78
1,02
1,03
1,49
2,01
m in kg
0,050
0,050
0,050
0,050
0,050
0,050
0,050
0,100
0,150
0,200
r in dm
1,0
1,0
1,0
1,0
0,50
1,5
2,0
1,0
1,0
1,0
v in s
5,0
10,0
15,0
20,0
10,0
10,0
10,0
10,0
10,0
10,0
v 2 in s2
25,0
100,0
225,0
400,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
1
Um die Abhängigkeit der Kraft Frad von der Winkelgeschwindigkeit v (bzw. v2) zu bestimmen,
müssen die Einflussgrößen r und m konstant gehalten werden (B 61). Das ist in den Messungen Nr. 1 bis 4 der Fall.
Um die Abhängigkeit der Kraft Frad vom Radius r zu gewinnen, müssen die Einflussgrößen v
und m konstant sein (B 62), wie in den Messungen Nr. 2, 5, 6, 7 gegeben.
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4.5 Zentripetalkraft
85
Frad
in N
Frad
in N
2,0
1,0
1,0
0,5
ω 2 in s–2
100
r in dm
1,0
Bild 61
Bild 62
Aus den Messungen Nr. 1 bis Nr. 4 (m =
0,050 kg = konstant; r = 1,0 dm konstant)
folgt:
Es liegt im Rahmen der Messgenauigkeit
eine Ursprungsgerade vor; daher gilt:
Frad 苲 v².
Die Messungen Nr. 2, 5, 6, 7 (m = 0,050 kg =
konstant; v = 10,0 s = konstant) liefern das
Ergebnis Frad 苲 r.
Auf gleiche Art erhält man das Ergebnis
Frad 苲 m. Welche Messungen können hierzu
genutzt werden?
Die Versuchsergebnisse sind eindeutig. Es gilt: Frad 苲 m, falls v und r konstant sind;
Frad 苲 v², falls m und r konstant sind;
Frad 苲 r, falls m und v konstant bleiben.
Frad
.
Die Zusammenfassung lautet: Frad 苲 mv²r oder Frad ⫽ kmv²r oder k ⫽
m v 2r
Zur Deutung von k nimmt man zuerst eine Einheitenbetrachtung vor:
[Frad ]
kg . m . s⫺2
1N
⫽
1
⫽ 1; k ist dimensionslos.
⫽
[k ] ⫽
2
⫺2
[m ] [v ] [r]
1 kg . 1 s . 1 m
kg . s⫺2 . m
(2; 8; 9; 10)
Zur Abschätzung des Messwertes von k verwendet man z. B. die Messwerte der Spalte Nr. 4:
Frad
2,04 N
⫽ 1,0.
,k⫽
k⫽
mv 2r
0,050 kg . 4,0 . 102 s ⫺ 2 . 0,10 m
Im Rahmen der Messgenauigkeit hat die dimensionslose Konstante k den Messwert 1. Man
kann daher k einfach weglassen.
Experimentell zeigt sich, dass die theoretisch ermittelte Zentripetalkraft Frad ⫽ mv²r Bestand
hat. Die Grundgleichung der Mechanik kann ab sofort
auch bei der Kreisbewegung oder allgemein bei nicht
linearer Bewegung verwendet werden.
Frad3
Bemerkungen:
Frad2
씮
ßDie Zentripetalkraft F rad ist die Kraft auf die umlaufende Masse씮m, die radial
zum Kreismittelpunkt hin wirkt.
씮
Obwohl F rad앖앗 r , darf die Zentripetalkraft nicht etwa
als Gegenkraft der umlaufenden Masse auf den Kreismittelpunkt aufgefasst werden. Sie hält vielmehr die
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Frad1
Frad1
B=M
Bild 63: Die Kugel beschreibt eine Kreisbahn,
weil sie ständig die Zentripetalkraft
씮
F rad zu B ⫽ M hin erfährt.
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7
Harmonische Schwingung
Es gibt Bewegungen, die sich ständig in gleicher Weise wiederholen. Man bezeichnet sie als
Schwingungen oder Oszillationen. Die Saiten einer Geige schwingen, ebenso Quarzkristalle
in Armbanduhren. Stimmbänder erzeugen Schwingungen, die das schwingende Trommelfell
im Ohr wahrnimmt. Schwingende Luftmoleküle übertragen Geräusche, schwingende Atome
in Festkörpern vermitteln das Gefühl von Temperatur. Schwingende Elektronen in Radio und
Fernsehgeräten ermöglichen die Übertragung von Informationen.
Das folgende Kapitel behandelt Schwingungen. Zunächst werden einfache periodisch ablaufende Vorgänge in der Natur und Technik vorgestellt und elementare Grundbegriffe eingeführt. Es folgt die Theorie der harmonischen Schwingung mit Anwendung auf ausgewählte
Systeme. Diese erweisen sich als Energiewandler. Aufbauend auf dem Energiebegriff wird die
periodische Umwandlung von Energie untersucht. Schließlich wird das Verhalten schwingender Systeme bei einmaliger oder periodischer Anregung betrachtet und insbesondere das
Phänomen der Resonanz beschrieben.
Sehr anschaulich sind mechanische Schwingungen. Daher verwendet man sie zur Demonstration und zur physikalisch-mathematischen Beschreibung der Abläufe. Alle Ergebnisse
haben allgemeinen Charakter und sind auf nicht mechanische Schwingungen übertragbar.
In der Realität klingen (mechanische) Schwingungen mehr oder weniger schnell aus, sie sind
gedämpft. Durch Reibungskräfte wird mechanische Energie in Wärmeenergie umgewandelt.
Im Idealfall fehlt Reibung. Nur dieser Fall wird zunächst behandelt.
7.1
Periodische Bewegungsvorgänge
Man bezeichnet einen Vorgang in der Natur als periodisch, wenn er sich in regelmäßigen
zeitlichen Abständen in völlig gleicher Weise wiederholt. Die Kreisbewegung mit konstanter
Winkelgeschwindigkeit v gehört dazu. Man findet derartige Erscheinungen in unterschiedlichen Bereichen.
Beispiele
ßAstronomie: Die Umlaufzeit der Erde und der Planeten um die Sonne ist periodisch. Der halleysche Komet durcheilt das Sonnensystem und erreicht alle 76 Jahre die kleinste Entfernung
zur Erde. Bei veränderlichen Sternen wiederholt sich regelmäßig die gleiche Helligkeit.
ßPhysik: Auf der Pendelbewegung von Standuhren beruht eine genaue Zeitmessung. Die
Jahreszeiten der Erde wiederholen sich in regelmäßigen Zeitabständen. Radio- und Fernsehübertragungen sind ohne elektromagnetische Schwingungen nicht denkbar.
ßChemie: Es gibt chemische Reaktionen, die in periodischem Wechsel zu- und abnehmen.
Sie heißen oszillierende Reaktionen.
ßTechnik: Rotationen von Zahnrädern findet man in den meisten Maschinen und Getrieben.
Stoßdämpfer, Brücken und Bauteile bewegen sich unter bestimmten Bedingungen periodisch.
ßPeriodische Abläufe findet man darüber hinaus in der Biologie oder in der Musik.
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137
7.1 Periodische Bewegungsvorgänge
B 106 zeigt einige einfache periodische mechanische Vorgänge. Sie gestatten Abläufe elementar darzustellen. Man wählt, wie für Bewegungen erprobt, günstige Bezugssysteme. Der Bezugspunkt fällt meist mit der stabilen Ruhelage des Systems zusammen. Gewöhnlich reicht
eine Bezugsachse in Anlehnung an den beobachteten oft linearen Bahnverlauf. Systeme, die
sich zu periodischen Bewegungen anregen lassen, heißen auch Oszillatoren; B 106 zeigt
einige:
+y
Halterung
+ŷ
Umkehrpunkt
0
P
Ruhelage
– ŷ
Umkehrpunkt
Halterung
0
Horizontale Schwingung eines Pendelkörpers P zwischen zwei
elastischen Federn auf einem Laborwagen
+y
Fadenpendel
+y
+y
0
0
Maxwellsches Rad als Beispiel
einer Kipp-Schwingung, also
einer einseitigen periodischen
Bewegung, wie z. B. beim
Oszilloskop
Drehpendel
Schwingende Flüssigkeit im
U-Rohr
Bild 106: Periodische mechanische Vorgänge
B 107 zeigt die periodische Bewegung eines weiteren mechanischen Oszillators in Abhängigkeit von der Zeit t ⱖ 0. Er besteht
aus einer elastischen vertikal
hängenden Feder und dem Pendelkörper P mit der Masse m.
Vorausgesetzt wird, dass diese
Masse gegenüber der Federmasse
sehr groß ist.
+y
t0
t2
t3
t4
t5
t6
t7
t8
Umkehrpunkt
+ŷ
0
P
– ŷ
t1
Ruhelage; Nulllage;
stat. Gleichgewicht
Umkehrpunkt
Bild 107: Periodische Schwingung des Feder-Schwere-Pendels
Oder anders gesagt: Die Gesamtmasse des Systems ist weitgehend im Pendelkörper vereinigt.
Unter dieser idealisierenden Einschränkung heißt das System aus Feder und Pendelkörper
Feder-Schwere-Pendel oder Federpendel. Es eignet sich gut für theoretische Herleitungen.
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266
10 Magnetisches Feld
2. Der Rotor (B 263) eines Elektromotors ist ein Weicheisenzylinder mit
dem Durchmesser d 11,0 cm und der Zylinderlänge l 18,6 cm.
Er ist mit 12 600 Windungen aus Kupferdraht der Querschnittsfläche
d
N
S
A 3,60 mm2 umwickelt und an die Spannung U 2,20 ⋅ 102 V angeschlossen.
a) Berechnen Sie die Stromstärke I in der Spulenwicklung.
b) Ermitteln Sie, an welcher Stelle der Strom aus der Zeichenebene Bild 263
heraustritt, wenn sich der Rotor mathematisch positiv dreht.
c) Berechnen Sie für die magnetische Flussdichte B 1,20 T die Kraft F und das Drehmoment M
auf eine Wicklung.
d) Der Rotor führt 360 Umdrehungen in einer Minute aus. Technisch bedingt befinden sich
45 Prozent der Windungen ständig im radialen Feldbereich. Ermitteln Sie die mechanische Leistung P, die der Motor erbringt.
10.5 Lorentzkraft
씮
Ein stromführender Leiter senkrecht in einem Magnetfeld erfährt eine Kraft F mit dem Betrag F IlB. Nicht geklärt ist, wie diese Kraft zustande kommt. Das soll nachgeholt werden.
Neue Einblicke ermöglicht der folgende einfache Versuch.
VERSUCH
Bewegung freier Elektronen im Magnetfeld
Man nimmt eine Elektronenröhre mit fadenförmigem Elektronenstrahl, ein sogenanntes Fadenstrahlrohr. Dem elektrischen
Strom aus freien Elektronen nähert man von außen den Pol eines
Stabmagneten an (B 264). Das Magnetfeld ist inhomogen.
Beobachtung:
Der Elektronenstrahl krümmt sich je nach der Lage des Magneten, die Elektronen werden abgelenkt. Die Ablenkrichtung hängt
vom angenäherten Pol ab und ergibt sich nach der UVW-Regel.
Erklärung:
Die Elektronen im Fadenstrahl bewegen sich außerhalb der Anodenblende der씮Röhre kräftelos und daher mit konstanter Geschwindigkeit v . Sie treten bei Annäherung des Magneten nicht
parallel in das B-Feld ein und werden auf eine neue Bahn gezwungen. Dazu ist nach dem Trägheitsaxiom eine Kraft erforderlich.
씮
Sie heißt Lorentzkraft F L und ist nach dem niederländischen
Physiker Lorentz benannt. Er ist der Begründer der Elektronentheorie, trug aber auch wichtige Vorarbeiten zur speziellen Relativitätstheorie bei.
v
B
UA
UK
Bild 264: Bewegung freier
Elektronen im
Magnetfeld
Auch in einem stromführenden Leiter bewegen sich Elektronen, wie B 265 modellhaft
씮
andeutet. Liegt er senkrecht oder schräg zum Magnetfeld mit der Flussdichte B , so unterlie씮
gen sie ebenfalls der Lorentzkraft. Die Kraft F nach dem elektromotorischen Prinzip auf den
씮
Leiter mit der wirksamen Länge l ist demnach die Resultierende der Einzelkräfte F L auf alle N
씮
씮
씮
씮
씮
bewegten Elektronen im Magnetfeld innerhalb von l. Es gilt also: F rsl F L F L ... F L NF L.
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10.5 Lorentzkraft
267
씮
Den Betrag FL der Lorentzkraft F L erhält man nach folgender Überlegung:
Q
1. I konstant ist die Stärke des Gleichstroms im
t
U
Leiter.
2. Q Ne, N苸⺞, nach Millikan setzt sich die transportierte Ladung Q innerhalb der wirksamen Leiterlänge
l aus N Elektronen zusammen.
3. Die Elektronen des Gleichstroms I benötigen zum
Durchlaufen der wirksamen Leiterlänge l die Zeitdauer Dt t; sie haben dabei die konstante Geschwinl
digkeit v ; diese Driftgeschwindigkeit ist die
t
mittlere Elektronengeschwindigkeit im stromführenden metallischen Leiter und beträgt ungefähr
1 mms1; sie hängt von der Spannung U und anderen
Einflussgrößen ab, z. B. von der Metallart.
ℓ
I
v
FL
I
v
v
FL
FL
B
F = F rsl = NF L
Bild 265
4. F IlB ist die an der wirksamen Leiterlänge l angreifende Kraft, die den Leiter in B 265
nach unten aus dem Magnetfeld drängt.
Zusammengefasst erhält man mit I Ne
l
Ne
: F
lB Ne B NevB; daraus folgt die Lorentzt
t
t
F
FL evB.
N
Unter Einbeziehung der vekFL
toriellen Überlegungen zur
UVW-Regel folgt weiterhin:
kraft FL auf ein Elektron:
씮
씮
씮
씮 씮
씮
씮
B
씮
F e ( v B ) mit F L ⊥ v ,
L
씮
B
F L ⊥ B, v ⊥ B.
Jedes Elektron in einem Strom
der Stärke I erfährt im senkrechten Magnetfeld mit der
씮
Flussdichte B konstant die
씮
Lorentzkraft F L mit dem Betrag
씮
FL evB. Die Richtung von F L
leitet sich aus der UVW-Regel
ab. B 266 zeigt den Verlauf der
씮
Lorentzkraft F L bei bewegter
positiver oder negativer Ladung
Q senkrecht zum Magnetfeld.
Q
v
Q
v
씮
씮
FL
씮
Bild 266: F 0 Q 0 ( v B )
Allgemein gilt:
씮
 Eine Einzelladung Q, die씮sich mit der Geschwindigkeit v konstant senkrecht

in einem Magnetfeld mit B konstant bewegt, erfährt die konstante Lorentzkraft
씮
씮
씮
F L 0 Q 0 ( v B ) mit dem Betrag FL ⴝ 0 Q 0 vB. Ihre Richtung legt die UVW-Regel der
rechten Hand fest.
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268
10 Magnetisches Feld
Bemerkungen:
ßEine ruhende Ladung im Magnetfeld erfährt keine Lorentzkraft. Dann ist v 0 und eben-
so FL 0. Während die elektrische Feldkraft an jeder Ladung angreift, wirkt die Lorentzkraft nur auf Ladung, die sich senkrecht oder schräg zum Magnetfeld bewegt.
씮
씮
ßUnter der Bedingung v ⊥ B ist der Wert von FL maximal. Das ist der wichtigste Anwendungsfall. Bewegt sich eine Ladung Q schräg zum Magnetfeld, so verringert sich die Lorentzkraft nach der gleichen Überlegung wie bei der Kraft auf einen stromführenden Leiter, der mit dem Magnetfeld einen Winkel zwischen 0° und 90° einschließt. In diesem Fall
gilt: FL 0 Q 0 vBsin a.
씮
씮
ßDa die Lorentzkraft F L immer senkrecht zur Bahngeschwindigkeit v wirkt, kann sie einen
geladenen Körper nur ablenken und nicht in Bahnrichtung beschleunigen oder verzögern.
Sie kann ihm daher auch keine Energie zuführen oder entziehen.
ßWichtige Anwendungen werden in den nächsten Abschnitten behandelt.
Beispiel
In einem Linearbeschleuniger erreichen Heliumkerne
die Energie 3,42 MeV. Sie werden senkrecht in das konstante homogene Magnetfeld (B 1,78 T) einer Vakuumkammer gelenkt (B 267). Heliumkerne haben die
Masse m 6,645 ⋅ 1027 kg.
a) Man bestimme
in B 267 die Richtung der Lorentz씮
kraft F L auf die Kerne und skizziere den gesamten
Bahnverlauf.
b) Man berechne die Beschleunigung a, die die Kerne
im Magnetfeld erfahren, und deute sie.
c) Man verändere die Versuchsanordnung so, dass die
Kerne das Magnetfeld unabgelenkt durchlaufen.
v
B
Bild 267
Lösung:
a) Heliumkerne tragen die Ladung Q 2e. Ihr BahnM
durchgang ist gleichzeitig die technische StromrichF L3
씮
tung. Die Lorentzkraft F L auf die bewegte Ladung
innerhalb des Magnetfeldes ist durch die UVWF L2
Regel festgelegt. Sie zeigt bei Feldeintritt exakt nach
F L1
oben und ändert danach ihre Richtung in jedem
Bahnpunkt (B 268) zu einem festen Zentrum M hin.
v
Die lineare Eingangsbahn verformt sich zu einem
씮
Kreisbogen. Nach Austritt aus dem Feld fehlen F L
und andere Kräfte. Die Kerne vollziehen erneut eine
geradlinige Bewegung mit dem gleichen konstanten
B
Geschwindigkeitsbetrag v wie beim Eintritt.
Bild 2 68
b) Trotz permanent vorhandener Lorentzkraft FL im
Magnetfeld behalten die Kerne auf der Bahn die Ein씮
trittsgeschwindigkeit v bei. F L wirkt nur richtungsändernd. Es entsteht ein Kreisbogen. Folglich
씮
muss F L die Bedeutung einer Zentripetalkraft haben, die die Kerne auf der Bahn hält. Da der
Messwert des Kreisbogenradius r fehlt, berechnet man die Beschleunigung arad mithilfe der
Grundgleichung der Mechanik. Es gilt also:
79920_002_00_Ch10.indd 268
9/23/13 1:36 PM
14.4 Zeitdilatation
421
Ereignissen für Beobachter in beliebigen Inertialsystemen S und S⬘. Im Alltag bemerken wir
von dieser Zeitdifferenz nichts, da sie zu gering ist.
 Relativität der Gleichzeitigkeit:
Ereignisse, die an verschiedenen Orten in einem Inertialsystem gleichzeitig stattfinden, ereignen sich aus der Sicht eines anderen, relativ zum ersten bewegten Inertialsystems zu verschiedenen Zeiten.
14.4 Zeitdilatation
Folgende Frage lässt sich aufwerfen: Welche Zeitdauer benötigt ein und derselbe physikalische Vorgang in zwei
Inertialsystemen S und S⬘, falls sich beide relativ zueinander mit
씮
der Geschwindigkeit v ⫽ konstant bewegen und System S mit synchronisierten Uhren
ausgestattet ist?
Gedankenexperiment mit Lichtuhren (B 451)
S'
y'
S'
y'
l
L
VERSUCH
Mit S' bewegte
Lichtuhr
S S'
y y'
d' = d
B’
v
x'1 t'1 = 0
x 1 t1 = 0
B
P
x'1 t' < 10 ns
t = 10 ns
x'1 t' = 10 ns
x2 t > 10 ns
Q
+x'
+x
d
Ruhende Lichtuhren in S
Bild 451: Zur Zeitdilatation
Der Gang einer bewegten Lichtuhr L wird in zwei Inertialsystemen gemessen, die Messergebnisse werden verglichen. Während der Messung bewegt sich das System S⬘ relativ zum System
씮
S mit der Geschwindigkeit v ⫽ konstant gleichsinnig parallel zur ⫹x-Achse von S. Im Inertialsystem S sind an den Orten x1 ⫽ 0 und x2 zwei synchronisierte Uhren P und Q befestigt.
Die im System S⬘ am Ort x1⬘ ⫽ 0 ruhend installierte Uhr L bewegt sich wie S⬘ mit der konstan씮
ten Geschwindigkeit v an P und Q im System S vorbei. Im Zeitpunkt t1 ⫽ t1⬘ ⫽ 0 liegen sich L
und P am Ort x1 ⫽ x1⬘ ⫽ 0 gegenüber, die Zeitmessung beginnt.
Läuft L an Q vorbei, so werden beide Uhren gestoppt. Die Uhren P und Q messen im System
S für das Ereignis „L bewegt sich geradlinig und gleichförmig von P nach Q“ die Zeitdauer Dt,
wobei gilt: x2 ⫽ vDt. Ein in S⬘ ruhender Beobachter B⬘ misst mit der Lichtuhr L für die gleiche
Ortsänderung Dx ⫽ x2 ⫺ x1 ⫽ x2 im System S eine andere Zeitdauer Δt ⬘.
Man nennt die im System S⬘, also die von einer gegen S bewegten Uhr registrierte Zeitdauer
für einen Vorgang am festen Ort x1r , hier x1⬘⫽ 0, die Eigenzeit DtE bzw. Δt ⬘. Zwischen den Zeitspannen DtE ⫽ Δt ⬘ im System S⬘ und Dt im System S besteht ein Zusammenhang (B 451), den
man wie folgt gewinnt:
79920_002_00_Ch14.indd 421


10/16/13 11:49 AM
422
14 Spezielle Relativitätstheorie
Das in der Lichtuhr L im Zeitpunkt t⬘1⬘ ⫽ 0 ausgelöste Lichtsignal durchläuft während der
Eigenzeit Dt⬘ für den gegen S bewegten Beobachter B⬘ die Streckenlänge d ⫽ d⬘⫽ c0 Δt ⬘. Für den
in S ruhenden Betrachter B legt das Lichtsignal in L den Weg der Länge l ⫽ c0Dt in Form einer
Hypotenuse zurück. Er rechnet nach Pythagoras:
d⬘2 ⫹ x22 ⫽ l2, ( c0Dt⬘ ) 2 ⫹ ( vDt ) 2 ⫽ ( c0Dt ) 2, ( c20 ⫺ v2 ) ( Dt ) 2 ⫽ c20 ( Dt⬘ ) 2, ( Dt ) 2 ⫽
Dt ⫽
ã
1
( Dt⬘ ) 2, Dt ⫽
c20 ⫺ v2
c20
1
v
1⫺a b
Å
c0
2
Dt⬘ bzw. Dt ⫽
1
v 2
1⫺a b
Å
c0
c20
c20 ⫺ v2
( Dt⬘ ) 2,
DtE.
Da nach dem Prinzip von der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit stets v ⬍ c0 ist, folgt
1
⬎ 1 und daher Dt ⬎ Dt⬘ ⫽ DtE. Man kann sagen: Für die gleiche Ortsänderung
v 2
1⫺a b
Å
c0
Dx ⫽ d ⫽ d⬘ des Lichtsignals, also für das gleiche Ereignis, misst die gegen S bewegte Uhr L in
S⬘ weniger Zeit als die in S ruhenden und synchronisierten Uhren P und Q. Anders gesagt:
Bewegte Uhren gehen langsamer als ruhende. Man bezeichnet dieses Ergebnis als
 Zeitdilatation, Zeitdehnung oder Relativität der Zeitmessung:
씮
Eine relativ zu einem Inertialsystem S mit der konstanten Geschwindigkeit v bewegte Uhr misst für einen Vorgang bzw. ein Ereignis an einem festen Ort x⬘1 im Inertialsystem S⬘ die Eigenzeit DtE ⴝ Dtⴕ. Sie ist beim selben Vorgang bzw. Ereignis kleiner als
die Zeitdauer Dt für einen Beobachter im System S.
Bemerkungen:
ßDer Term
1
v 2
1⫺a b
Å
c0
ist bedeutsam für die gesamte Spezielle Relativitätstheorie.
Man ersetzt diesen Faktor für die Zeitdilatation häufig durch den Buchstaben g .
1
heißt Lorentz-Faktor. Dann lässt sich das obige Ergebnis kurz angeben
g⫽
v 2
1⫺a b
Å
c0
in der Form: Dt ⫽ gDt⬘ bzw. Dt ⫽ gDtE. Eine bewegte Uhr geht langsamer als ein Satz ruhender synchronisierter Uhren, an denen sie vorbeikommt.
ß„Ruhe“ und „Bewegung“ verlieren in der Relativitätstheorie ihren Sinn. Tatsächlich kann
man jedes bewegte System als ruhend und jedes ruhende System als bewegt ansehen. Von
Bedeutung ist nur die Relativbewegung der Systeme zueinander. Da man diese Begriffe
sprachlich verwendet und ihnen eine anschauliche Bedeutung beimisst, ist folgende Ergänzung wichtig: Ein Inertialsystem S heißt ruhend, wenn in ihm mindestens zwei synchronisierte Uhren fest installiert sind. In jedem gegen S bewegten Inertialsystem S⬘ laufen die
Uhren gegenüber den Uhren in S nicht mehr synchron, sie unterliegen der Zeitdilatation.
ßBei der Zeitdilatation sind zwei Sonderfälle zu beachten:
– I: v 씮 c0 bzw. g 씮 `: Ein Vorgang im System S⬘ dauert im System S unbegrenzt lange, er
1
mathematisch nicht
wird nie abgeschlossen. Für v ⫽ c0 ist der Faktor g ⫽
v 2
1⫺a b
Å
c0
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