Weshalb musste Jesus leiden und sterben?

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Weshalb
sterben?
musste
Jesus
leiden
und
Römer 3,21-26 Die allermeisten Menschen, welche auf diese Frage überhaupt eine Ant­
wort wissen, kennen meist nur eine einzige: Weil Jesus uns Menschen liebt und uns vor
der Hölle retten möchte. Und diese Antwort ist völlig richtig und sollte uns immer wieder
neu zu Dank und Jubel veranlassen.
Aber gab es nicht noch andere Ursachen, vielleicht noch gewichtigere als diese? Oder
stehen wir Menschen tatsächlich so ausschließlich im Mittelpunkt des Interesses Gottes?
- Wir wollen der Frage nachgehen: Weshalb musste Jesus leiden und sterben?
1. Das Kreuz enthüllt die Gerechtigkeit Gottes
„Ihn hat Gott in seinem Blute (= blutigen Tode) als ein durch den Glauben wirksames
Sühnemittel hingestellt, damit er (d.h. Gott) SEINE GERECHTIGKEIT ERWEISE, weil die
Sünden, die früher während der Zeiten der Langmut Gottes begangen worden waren, bis­
her ungestraft geblieben waren.“ (Römer 3,25)
Gott gebietet: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und
mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft“ (5. Mose 5,6). Wir alle haben aber
schon andere Dinge mehr geliebt. Genau das ist Sünde – dass man andere Dinge Gott
vorzieht und sich mit diesen Vorlieben beschäftigt. Deshalb sagt die Bibel: „Alle haben
gesündigt“ (Römer 3,23). Das ist keine Kleinigkeit, weil sie sich gegen keine kleine Autori­
tät wendet. Der Ernst einer Beleidigung nimmt mit der Würde des Beleidigten zu. Der
Schöpfer des Weltalls ist unserer Achtung und Verehrung unendlich würdig. Daher ist es
keine Bagatelle, wenn man versäumt, ihn zu lieben – es ist Majestätsbeleidigung. Der
Schaden, den wir Gottes Herrlichkeit durch unsere Sünden zufügten, musste wieder gut­
gemacht werden, damit seine Herrlichkeit im Lichte seiner Gerechtigkeit noch heller
leuchtete. So verdienten wir es alle bestraft zu werden, und das hat Gott auch klar ausge­
drückt: „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Römer 6,23). „Die Seele, die sündigt, soll
sterben“ (Hesekiel 18,4).
Und da Gott gerecht ist, kehrt er diese Verbrechen nicht unter den Teppich des Univer­
sums. Er hat einen heiligen Zorn gegen die Sünde. Auch vergeben kann er sie nicht
einfach. Wir erkennen das am deutlichsten, wenn es um einen großen Schaden geht –
wie Mord oder Vergewaltigung. Der Richter kann nicht einfach sagen: „Ich liebe den
Angeklagten, deshalb spreche ich ihn frei!“ Keine Gesellschaft könnte so bestehen. Hier
sehen wir: Niemand kann Gerechtigkeit aufheben. Das war in der Zeit des Alten Tes­
tamentes für viele Fromme so schwer verständlich. Gottes Liebe und Geduld konnten sie
deutlich vor Augen sehen (den Gottlosen ging es gut) und Gott schwieg dazu. Wo aber
blieb Gottes Gerechtigkeit? Die Tieropfer konnten keine Sünden wegnehmen (Hebräer
10,4). Ihnen stellte sich die Frage: War Gott ungerecht?
Ein heiliger Fluch liegt seit jeher auf allen Sünden. Nicht zu strafen, wäre ungerecht.
Damit würde die Beleidigung Gottes hingenommen werden. Aber die Liebe Gottes gab
sich nicht damit zufrieden, zornig zu sein. Daher sandte Gott seinen eigenen Sohn, der
des Vaters Zorn auf sich nahm und für alle, die ihm vertrauen, selbst zum Fluch wurde.
„Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns ge­
worden ist“ (Galater 3,13). Das ist die Bedeutung des Wortes „Sühneort“ in Römer 3,25.
Es drückt aus, dass Gottes Zorn durch einen Stellvertreter weggenommen wurde. Dieser
Stellvertreter war Jesus Christus. Er hob den Zorn nicht auf, sondern wandte ihn von uns
ab, indem er ihn auf sich nahm. Gottes Zorn ist gerecht und wurde nicht zurückgehalten,
sondern voll und ganz über Jesus am Kreuz ausgeschüttet.
Wir wollen Gott immer besser kennenlernen, um ihm immer angemessener begegnen
zu können. Wir werden niemals vor Gottes Liebe Ehrfurcht haben, wenn uns nicht die
Folgen der Sünde und der Gerechtigkeit seines Zornes klar sind. Aber wenn wir uns
durch seine Gnade unserer Unwürdigkeit bewusst werden, dann schauen wir auf das
Leiden und Sterben Christi und sagen: „Darin besteht die Liebe - nicht dass wir Gott
geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und seinen Sohn gesandt hat als
Sühnopfer für unsere Sünden.“ (1. Johannes 4,10).
2. Das Kreuz spricht von der Liebe Gottes
Wie sehr Gott uns liebt, können wir an zwei Dingen erkennen. Zum einen an der Größe
seines Opfers, um uns vor der Strafe für unsere Sünden zu erretten. Zum anderen an der
Größe unserer Unwürdigkeit, als er uns errettete.
Wir können die Größe seines Opfer aus den Worten entnehmen: „Denn so sehr hat
Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab“ (Johannes 3,16). Wir er­
kennen es auch an dem schrecklichen Kreuzestod Jesu. Das Opfer des Vaters und des
Sohnes war unbeschreiblich groß. Doch Gott entschloss sich zu diesem Opfer, um uns zu
retten.
Seine Liebe zu uns erscheint noch größer, wenn wir uns unserer Unwürdigkeit bewusst
sind. „Nun stirbt kaum jemand für einen Gerechten; für einen Wohltäter entschließt sich
vielleicht jemand zu sterben. Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus
für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (Römer 5,7-8). Wir hatten göttliche
Strafe verdient, nicht ein göttliches Opfer. Die Liebe Gottes zeigt sich konkret darin, dass
er für eine gerechte Möglichkeit der Vergebung sorgte; dass er durch den Tod Jesu eine
Gerechtigkeit herstellte, die er dem Glaubenden zurechnet (Rechtfertigung) und die er im
Leben eines Christen verwirklicht (Heiligung).
Man kann manchmal hören: „Gott ist nicht für Frösche gestorben.“ Damit soll auf den
besonderen Wert des Menschen hingewiesen werden. Das aber stellt die Gnade auf den
Kopf. Wir sind sogar noch schlechter als Frösche. Denn sie haben weder gesündigt noch
haben sie gegen Gott rebelliert und ihn mit Verachtung behandelt, als ob er in ihrem
Leben nichts zu suchen hätte. Gott musste nicht für Frösche sterben. Frösche waren nicht
schlecht genug. Aber wir sind es. Unsere Schuld ist so groß, dass sie nur mit einem göttli­
chen Opfer beglichen werden konnte.
Es gibt nur eine Erklärung des Opfers Gottes für uns: Es liegt nicht an uns. Es liegt am
„Reichtum seiner Gnade“ (Epheser 1,7). Die Errettung ist umsonst. Sie ist nicht die Ant­
wort auf unseren Wert. Es ist das Überströmen seines unendlichen Wertes. Ja, Gottes
Liebe ist seine Leidenschaft, mit der er – unter großen Kosten – unwürdige Sünder be­
geistert und ihnen für immer das größte Glück schenkt, nämlich seine unendliche Herr­
lichkeit.
„Er hat mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben.“ (Galater 2,20) Das sind ganz
persönliche Worte des Apostels Paulus. Sie machen deutlich, dass Christi Tod der
höchste Ausdruck der Liebe Gottes für alle ist, die diese Liebe als ihren wertvollsten
Schatz annehmen, weil sie ihr glauben.
Mache dir bewusst: „Es ist MEINE Sünde, die mich von Gott trennt und nicht die Sünde
allgemein. Es ist MEINE Herzenskälte und MEINE geistige Trägheit, welche die Würde
Christi beschmutzt. ICH bin verdammt und verloren.“ Dann aber höre das Evangelium, wie
es vom Leiden und Sterben Christi spricht und vernimm die Aufforderung: „Glaube an den
Herrn Jesus, und du wirst errettet werden“ (Apostelgeschichte 16,31). Und plötzlich geht
dir auf: „Jesus Christus hat sich für MEINE Sünden geopfert! Er liebt MICH!“ Was ist zu
tun? „Jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden“ (Römer 10,13).
Das ist Glaube, durch den das Sühnemittel Gottes für dich wirksam wird (Römer 3,25).
Dadurch wird dein Herz bewegt, sodass du das Erlösungswerk Jesu als dein kostbarstes
Geschenk annimmst. Dann macht dir der Heilige Geist ganz persönlich bewusst – Jesus
Christus liebt MICH! Jetzt, heute, hier – so wie ich bin! „Er liebt mich und hat sich für mich
geopfert.“ Was meine ich jetzt damit? Ich meine, dass er den höchsten Preis, den es gibt,
sein Leben, für mich bezahlt hat, um mir das größte Geschenk, das es gibt, sein Auferste­
hungsleben, zu schenken. Das glaube ich ihm. Damit rechne ich. Das erfüllt mein Herz
mit großer Freude.
3. Das Kreuz zeigt uns die Herrlichkeit Gottes
Immer wieder hat Jesus darauf hingewiesen, dass sein Kommen und sein Werk auf Erden
den Vater verherrlichen sollte. „Ich habe dich hier auf der Erde verherrlicht und habe das
Werk vollendet, dessen Vollführung du mir aufgetragen hast. Und nun verherrliche du
mich, Vater, bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“ (Jo­
hannes 17,4-5) Das war sein Hauptziel und sein Hauptaugenmerk auf dieser Erde.
Und diese unsichtbare Herrlichkeit Gottes des Vaters wurde am deutlichsten am blu­
tigen Kreuz Jesu Christi sichtbar. Das Kreuz, das uns solchen Segen eröffnete war in
erster Linie dafür da, die Herrlichkeit Gottes zu zeigen. Die meisten Christen sehen im
Zusammenhang mit dem Kreuz nur Jesus. Aber wir sollten auch den Vater sehen, der uns
durch das Kreuz mit sich selbst versöhnt hat, damit wir in Ewigkeit ihn verherrlichten und
so die eigentlichen Berufung unseres Menschseins erfüllen können. Wir verherrlichen
das, was uns am meisten Freude macht. Jesus ebenso, deshalb verherrlichte er den
Vater, weil er und seine Wünsche seine größte Freude war.
„Vater, ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin,
damit sie meine Herrlichkeit schauen“ (Johannes 17,24). In seinem Leiden und Sterben
„haben wir seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom
Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1,14). Wir haben genug gesehen, um uns
für seine Sache erobern zu lassen. Aber das Beste kommt noch. Er starb, um diese herrli­
che Zukunft für uns zu sichern. Das ist die Liebe Christi.
Jesus musste leiden und sterben, weil der Vater im Himmel sowohl ein gerechter, als
auch ein liebender Gott ist. Wenn Gott nicht gerecht wäre, hätte es für Jesus keinen
Grund zu leiden und zu sterben gegeben. Er hätte auf seinen gerechten Zorn verzichtet.
Und wenn Gott nicht lieben würde, hätte sein Sohn nicht bereitwillig für uns, an unserer
Stelle leiden und sterben müssen. Er hätte nicht unser Stellvertreter werden müssen.
Aber Gott ist beides, er ist gerecht und liebend. Daher war er in seiner Liebe bereit, die
Forderungen seiner heiligen Gerechtigkeit selbst zu erfüllen. - Das ist die nicht
ausdenkbare, nie zu ergründende Herrlichkeit Gottes.
Darum litt und starb Christus. „In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Verge­
bung der Vergehungen“ (Epheser 1,7). Vergebung kostet uns nichts. Unser Gehorsam ist
die Frucht der Vergebung und nicht ihr Ursprung. Darum nennen wir es Gnade. Darum ist
Vergebung allein dem Glauben erfahrbar. Gott wird „jeden, der den Glauben an Jesus
besitzt, für gerecht erklären.“ (Römer 3,26) Aber es kostete Jesus sein Leben. Darum
nennen wir es gerecht. Wie kostbar ist doch die Botschaft, dass Gott uns nicht unsere
Sünden vorhält! Und wie wunderbar ist doch Christus, dessen Blut uns vor Gott gerecht
dastehen lässt. Das ist die nicht auszuschöpfende, sich nie erschöpfende Herrlichkeit
Gottes.
Wie viele hat Christus tatsächlich von der Sünde erlöst? Er sagte, dass er kam, um
„sein Leben als Lösegeld für viele zu geben“. Denn nicht jeder wird dem Zorn Gottes ent­
gehen. Aber das Angebot gilt allen Menschen. „Denn einer ist Gott, und einer ist Mittler
zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld
für alle gab“ (1. Timotheus 2,5-6). Keiner, der das kostbare Geschenk Christi annimmt, ist
von dieser Rettung ausgeschlossen.
Manfred Herold
14.04.2006
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