Die Zehn Schritte zum mütterfreundlichen Krankenhaus (CIMS, 1996)

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Die Zehn Schritte zum mütterfreundlichen Krankenhaus (CIMS, 1996)
Als Gegenbewegung zur Tendenz von Medikalisierung und Technisierung der Geburtshilfe werden
im Österreichischen Frauengesundheitsbericht (2005) die Kriterien „Ten Steps towards a Mother
Friendly Hospital, Coalition for Improving Maternity Service (CIMS) 1996“ für ein mütterfreundliches
Krankenhaus genannt.
„Zehn Stufen der mother-friendly/mütterfreundlichen Geburts-Initiative für mütterfreundliche
Spitäler, Geburtszentren und Heimgeburten.
Ein mütterfreundliches Spital, Geburtszentrum oder Heimgeburten-Service
1. Muss allen Gebärenden anbieten:
• Uneingeschränkte Auswahl von Begleitpersonen ihrer Wahl bei der Geburt, einschließlich Väter,
Partner, Kinder, Familienmitglieder und Freunde;
• Uneingeschränkte emotionale und körperliche Unterstützung von einer erfahrenen Frau, z.B.
einer doula (im amerikanischen Bereich eine Geburtsbegleiterin, die aber keine Hebamme ist) oder
einer Wehen-unterstützenden Fachkraft
• Zugang zu professioneller Hebammen-Pflege.
2. Stellt genaue beschreibende und statistische Informationen öffentlich zur Verfügung, die
Auskunft über Praxis und Methoden der Geburtshilfe geben, einschließlich Angaben über
Interventionen und deren Erfolg bzw. Misserfolg (outcomes)
3. Bietet Kultur-kompetente Versorgung an, das heißt Versorgung, die sensibel und aufmerksam ist
für die speziellen Glaubensvorstellungen, Werte und Gepflogenheiten in der ethischen Gruppe und
der Religion der Mutter.
4. Sorgt für die Möglichkeit der Frau, sich während der Wehen und bei der Geburt frei zu bewegen,
zu gehen, und die Position ihrer Wahl einzunehmen (außer eine bestimmte Komplikation erfordert
eine Einschränkung), bei gleichzeitiger Empfehlung, NICHT die Lihotomie-Position einzunehmen
(flach auf dem Rücken mit erhobenen Beinen).
5. Hat klar definierte Strategien und Maßnahmen für:
• Die Zusammenarbeit und Beratung während der perinatalen Periode mit anderen GeburtsServices, einschließlich Kommunikation mit dem/der ursprünglichen Betreuer/in, falls ein Transfer
von einer Geburtsstelle zu einer anderen erforderlich ist.
• Die Vernetzung der Mutter mit den geeigneten extramuralen Ressourcen, einschließlich der
pränatalen und der nach der Entlassung erforderlichen Kontrollen und der Unterstützung beim
Stillen.
6. Hat KEINEN routinemäßigen Einsatz folgender Praktiken und Prozeduren, die nicht durch
wissenschaftliche Beweise bestätigt sind: Rasur des Intimbereichs; Einläufe; intravenöser WehenTropf; Vorenthalten von Nahrung und Wasser; vorzeitiger Blasensprung(=frühzeitige Öffnung der
Fruchtblase/Blasensprengung); elektronisches fetales Monitoring.
Andere Interventionen sind auf folgende Häufigkeiten beschränkt:
• Rate der Geburtseinleitungen von 10 Prozent oder weniger;
• Dammschnitt (Episiotomie) – Rate von 20 Prozent oder weniger, mit der Zielsetzung von 5
Prozent oder weniger;
• Kaiserschnitt-Rate von 10 Prozent oder weniger in allgemeinen Geburtsabteilungen und 15
Prozent oder weniger in Abteilungen mit Hochrisiko-Versorgung;
• Rate vaginaler Geburten nach vorangegangenen Kaiserschnitt-Geburten von 60 Prozent oder
mehr mit der Zielsetzung 75 Prozent oder mehr zu erreichen.
7. Bietet Schulung für das Personal in nicht-medikamentösen Methoden der Schmerzlinderung,
KEINE Förderung des Angebotes von Schmerzmitteln oder Narkose, sofern sie nicht für die
Behandlung einer Komplikation erforderlich ist.
8. Ermutigt alle Mütter und Familien, einschließlich jene mit kranken oder frühzeitig Geborenen, die
Kinder zu berühren, halten, stillen und sich in jenem Ausmaß um ihr Baby zu kümmern, den ihr
Zustand erlaubt.
9. Warnt vor nicht religiös motivierter Beschneidung (Circumcision) des Neugeborenen.
10. Bemüht sich, die WHO-UNICEF Ten Steps oft he Baby-Friendly Hospital Initiative
einzuhalten und das Stillen zu fördern:
1. Es liegt eine schriftliche Strategie (policy) für das Stillen vor, die routinemäßig an das gesamte
Gesundheitspersonal weitergegeben wird;
2. Das erforderliche Personal wird aus – und fortgebildet, um diese Strategie umsetzen zu können;
3. Alle Schwangeren werden über die Vorteile und die Durchführung des Stillens informiert;
4. Unterstützung der Mütter, um mit dem Stillen innerhalb einer halben Stunde nach der Geburt zu
beginnen;
5. Den Müttern wird das Stillen und der Erhalt der Laktation beigebracht, auch wenn sie von ihren
Kindern getrennt werden;
6. Neugeborene erhalten keine andere Nahrung oder andere Getränke als Muttermilch, außer es ist
medizinisch erforderlich;
7. Anwendung des Rooming-in: es muss für die Mütter und Kinder möglich sein, 24 Stunden täglich
zusammen zu bleiben;
8. Förderung des Stillens nach Bedarf des Kindes
9. Es werden keine Schnuller und Flaschen zum Stillen verwendet;
10. Forcieren der Einrichtung von Stillgruppen und Überweisung der Frauen dorthin nach Entlassung
aus der Klinik."
Quelle: The Coalition for Improving Maternity Services(CIMS), 1996, www.motherfriendly.org
Quelle:http://www.bmgfj.gv.at/cms/site/attachments/2/7/3/CH0774/CMS1114154451979/oesterrei
chischer_frauengesundheitsbericht_ 2005__langfassung.pdf vom 27.07.2009 um 23:11
Österreichischer Frauengesundheitsbericht, Ludwig Boltzmann Institut, April 2005, Wien, S.S.181
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