Der Nachthimmel im November 2016 Zu den mit bloßem Auge sichtbaren Planeten: Merkur hat seine obere Konjunktion mit der Sonne gerade hinter sich. Er entfernt sich rechtläufig allmählich von der Sonne, die ihm folgt. Bis Monatsende wächst sein östlicher Winkelabstand auf 18° an. Wegen der flach zum Westhorizont verlaufenden abendlichen Ekliptik reicht dies nicht, um Merkur in der Abenddämmerung zu erkennen. Am 30. geht der –0,5m helle Merkur um 17h 11m unter, der Sonnenuntergang erfolgt an diesem Tag um 16h 21m. Bevor es dunkel genug ist, um Merkur zu sichten, ist er bereits in den horizontnahen Dunstschichten verschwunden. Merkur bleibt im November unsichtbar. Auch die Begegnung mit Saturn am 24. entgeht uns. Am 11. passiert Merkur das Aphel seiner Bahn. Jupiter wandert rechtläufig durch die Jungfrau, wobei er sich von Porrima entfernt und auf den Jungfrauhauptstern Spica (α Virginis; 1,0m) zusteuert. Venus ist am frühen Abendhimmel vertreten. Sie verlässt den Schlangenträger und wechselt am 9. in das Sternbild Schütze, wobei sie den Winterpunkt am 12. in 2,1° südlichem Abstand passiert. Im letzten Monatsdrittel zieht sie etwa ein Grad nördlich an Nunki (σ Sagitarii) vorbei. Die Sichel des zunehmenden Mondes sieht man am frühen Abend des 2. nahe Venus und Saturn. Heliozentrischer Anblick des inneren Planetensystems im letzten Jahresviertel 2016. Eingetragen sind die Positionen der inneren Planeten für den 1. Oktober (10), den 1. November (11), den 1. Dezember 2015 (12) und den 1. Januar 2016 (1). Anblick des abendlichen Südwesthimmels am 2. November gegen 18h MEZ. Knapp über dem Horizont stehen Venus, Saturn und die schmale Sichel des zunehmenden Mondes. Weiter östlich hält sich Mars auf. Ihre Untergänge verlagert Venus von 18 h31m am 1. auf 18h 43m am 15. und auf 19h 13m am Monatsletzten. Die Venushelligkeit nimmt leicht um 0,2m zu und erreicht bis 30. immerhin –4,2m. Am 11. sind 75 % des 15" großen Venusscheibchens von der Sonne beleuchtet. Die Größe des Planetenscheibchens nimmt in den folgenden Wochen deutlich zu, der Beleuchtungsgrad nimmt ab. Mars hält sich nach wie vor am Abendhimmel auf. Die nun immer früher einsetzende Abenddämmerung und seine Wanderung am aufsteigenden Ast der Ekliptik verlängert die Sichtbarkeitszeit. Auch eilt er der Sonne im Tierkreis davon, weshalb seine östlichen Elongationen nur langsam abnehmen. Am 8. wechselt der rote Planet aus dem Schützen in den Steinbock. Die Marsuntergänge bleiben fast konstant. Am 1. geht der rote Planet um 21h 24m unter und am 30. um 21h 32m. Im Laufe des November sinkt die Marshelligkeit um 0,3m auf 0,6m abermals ab. Zu Monatsende zeigt das Planetenscheibchen nur noch einen scheinbaren Durchmesser von 6,5’’. Am 28. beginnt auf der Nordhalbkugel des Mars der Winter. Der zunehmende Halbmond begegnet Mars am 6. mittags, wobei er gut fünf Grad nördlich an Mars vorbeizieht. Wenn Mars am Abend sichtbar wird, hat sich der Abstand Mond - Mars kaum verändert. Jupiter kann am Morgenhimmel gesehen werden. Seine Aufgänge erfolgen nun immer früher. Geht der Riesenplanet am 1. noch um 4h 32m auf, so erfolgt sein Aufgang am 15. um 3h 52m. Am 30. geht der –1,8m helle Jupiter schon um 3h 08m auf. Am 25. erhält der Riesenplanet Besuch vom Mond. Die schmale Sichel des abnehmenden Mondes sieht man gegen 4h morgens etwa 1,5° nördlich von Jupiter. Begegnung der abnehmenden Mondsichel mit Jupiter am 25. November. Fernglasanblick gegen 4h MEZ bei 5° Gesichtsfelddurchmesser. Saturn im Schlangenträger nähert sich seiner Konjunktion mit der Sonne, die er im ersten Dezemberdrittel erreicht. Der 0,5m helle Ringplanet zieht sich vom Abendhimmel zurück und wird unbeobachtbar. Allenfalls zu Monatsbeginn kann Saturn noch tief am Südwesthimmel in der Abenddämmerung erspäht werden. Am 1. geht Saturn um 18h42m unter. Ab etwa 17h30m kann man ihn zu Ende der Dämmerung noch erspähen. Bald nach 18h verschlucken ihn die horizontnahen Dunstschichten. Am 10. erfolgt der Saturnuntergang bereits um 18h10m. Die Sichtbarkeit des Ringplaneten schrumpft auf eine Viertelstunde. Nach dem 10. bleibt Saturn verborgen und ist vom Beobachtungsprogramm zu streichen. Auch die Begegnung mit Merkur am 24. bleibt unbeobacht- - 2 bar, da beide Planeten schon unter dem Horizont sind, wenn es ausreichend dunkel geworden ist, um sie zu erkennen. Verfolgen kann man hingegen noch die Passage der schmalen Sichel des zunehmenden Mondes am 2. gegen 18 Uhr, die neben Saturn und Venus knapp über dem Südwesthorizont steht. Der Fixsternhimmel Das Himmels-W hat nun seine höchste Position erreicht und steht zwischen Zenit und Polarstern. Eigentlich macht es jetzt nicht den Eindruck eines großen lateinischen W, es sieht eher wie ein M aus. Die Amerikaner bezeichnen die Kassiopeia daher auch als Himmels-M. Der Große Wagen kreuzt zwischen Polarstern und Nordpunkt am Horizont den Meridian. Er befindet sich somit in unterer Kulmination. Bei Zirkumpolarsternbildern wie beispielsweise Großer Wagen oder Kassiopeia findet sowohl die obere als auch die untere Kulmination über dem Horizont statt und ist somit beobachtbar. Weit im Westen ist immer noch das Sommerdreieck zu sehen. Relativ hoch steht Deneb, der Schwanzstern des Schwans. Auch die helle Wega ist gut im Nordwesten zu erkennen, während Atair im Adler nahe dem Westhorizont steht und kaum mehr auszumachen ist. Hoch im Süden erspäht man die Sternbildergruppe Pegasus, Andromeda, Widder und Perseus. Dies sind die typischen Herbstbilder, die den Abendhimmel zur Standardbeobachtungszeit dominieren. sind den meisten Sternfreundinnen und Sternfreunden wohl bekannt. Sie sind schon im Fernglas prächtige Objekte, erst recht im Teleskop bei niedriger Vergrößerung und weitem Gesichtsfeld. Manchmal wird der Anblick dieser Sterngesellschaften als glitzernde Edelsteine aller Farben auf samtschwarzem Untergrund beschrieben. h Perseï ist 7000 Lichtjahre und χ Perseï 8100 Lichtjahre weit weg. Als Paradedoppelsterne sind Alamak (β Andromedae) und Mesarthim (γ Arietis) zu nennen. Alamak zeigt einen Farbkontrast: Ein gelber, 2,2m heller Stern besitzt in 9,6’’ Distanz einen bläulichen, 4,9m hellen Begleiter, der wiederum in nur 0,4’’ Abstand einen 6m hellen Nachbarn besitzt. Die Entfernung von Alamak beträgt 350 Lichtjahre. Mesarthim setzt sich aus zwei weißen, fast gleich hellen Sonnen zusammen. Die beiden Komponenten von 4,6m und 4,7m zeigen eine Separation von 7,5’’, was ein Dreizöller leicht trennt. Mit 200 Lichtjahren Entfernung ist Mesarthim etwas näher als Alamak. Drei schöne, offene Sternhaufen befinden sich im Fuhrmann (lat.: Auriga), nämlich M 36, M 37 und M 38. Sie sind gut in einem Fernglas auszumachen. Relativ sternarm zeigt sich M 36. M 37 erscheint im Feldstecher eher als größerer Nebelfleck. Erst im Teleskop löst sich dieser Lichtfleck in zahlreiche Einzelsterne auf. M 38 ist zwar der lichtschwächste dieser drei Haufen, ist jedoch ohne weiteres im Fernglas zu erkennen. Im Fernrohr zeigt sich der Sternenreichtum von M 38. Alle drei Sternhaufen liegen in Entfernungen von 3600 bis 3800 Lichtjahren. Fische in Südstellung Die beiden Fische ziehen gerade durch den Meridian. Sie sind schwer zu beobachten, denn sie sind recht lichtschwach. Dennoch sind die Fische allgemein bekannt, da sie dem Tierkreis angehören. Jetzt ist die Zeit günstig, einmal dieses Sternbild aufzusuchen. Dazu ein Tipp: Man beginne mit der einen Sternengruppe südlich des leicht erkennbaren Pegasusquadrats, die eine kleine Ellipse bildet. Von dort lasse man den Blick nach Osten schweifen und wieder hoch zur Andromedasternenkette. Zwischen dem Sternbild Dreieck und dem Pegasusquadrat findet sich die zweite Fischellipse, die allerdings nicht so ausgeprägt ist. Das Sternbild Fuhrmann mit den drei offenen Sternhaufen M 36, M 37 und M 38. Das Sternbild Fische (lat.: Pisces). Den Südwestquadrant beherrscht der Wassermann. Auch er gehört wie die Fische zu den lichtschwachen Tierkreisbildern. Tief im Südwesten kann man noch Fomalhaut im Südlichen Fisch aufblitzen sehen. Der Südostquadrant ist auch nicht sehr eindrucksvoll. Der Walfisch (lat.: Cetus) und der Fluss Eridanus füllen ihn aus. Dafür wird es im Osten lebendig, die Wintersternbilder drängen auf die Himmelsbühne: Fuhrmann, Stier, Orion und Zwillinge sorgen für helle Sterne am Osthimmel. Vom Wintersechseck fehlen nur noch Sirius im Großen Hund und Prokyon im Kleinen Hund. Wenige Wochen trennen uns von der Wintersonnenwende. Objekte für Feldstecher und Fernrohr Zu den prominenten Standardobjekten am herbstlichen Abendhimmel zählt die berühmte Andromedagalaxie (M 31), unsere Nachbarmilchstraße in knapp drei Millionen Lichtjahren Entfernung. Auch die beiden offenen Sternhaufen h und χ im Perseus Der Fuhrmann beherbergt auch den Doppelstern ω Aurigae, der schon in kleineren Fernrohren leicht zu trennen ist, nicht aber im Fernglas. Zwei 4,9m und 7,8m helle Sterne stehen in 4,9’’ Abstand voneinander. Beide erscheinen weiß, die schwächere Komponente leicht gelblich. ω Aurigae ist 160 Lichtjahre von uns entfernt. Leichter zu trennen ist 14 Aurigae. Die beiden Komponenten dieser Doppelsonne sind 5,0m und 7,5m hell und stehen in einer Distanz von 14,3’’ zueinander. Tief im Süden zeigt sich eine mächtige Galaxie, NGC 253 gemäß Katalogbezeichnung. Sie liegt im Sternbild Bildhauer (lat.: Sculptor) an der Nordgrenze zum Walfisch (lat.: Cetus). Man stößt auf die Sculptor-Milchstraße, wenn man von β Ceti ausgehend sein Fernglas oder Teleskop gut 7° südlich schwenkt. Man blickt auf die Kante der Sculptor-Galaxie, weshalb sie länglich erscheint. NGC 253 ist rund zehn Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Kembles Kaskade Ein schönes Beobachtungsziel ist eine Sternenkette im Sternbild Giraffe (lat.: Camelopardalis). Man nennt sie auch Kembles Kaskade nach dem Franziskanermönch Lucian Josef Kemble (1922-1999), einem begeisterten Amateurastronomen aus Alberta (Kanada). Zwei Dutzend Sterne von 5m bis 10m Helligkeit verlaufen als Kette von etwa 2,5° Länge, dies sind fünf Vollm ondbreiten, in leichter Wellenlinie von Nordwest nach Südost. - 3 Am südöstlichen Ende von Kembles Kaskade stößt man auf den relativ kompakten offenen Sternhaufen NGC 1502 (TrümplerKlassifikation I3m). NGC 1502 weist einen scheinbaren Durchmesser von 8' auf. Mit 6,9m Helligkeit ist er im Fernglas gut erkennbar. Im Teleskop sieht er prächtig aus, wenn er in einzelne Lichtpunkte aufgelöst wird. Fast im Zentrum stehen zwei relativ helle Sterne in 18" Distanz voneinander - ein optisches Paar. Die Sternenkette Kembles Kaskade und der Sternhaufen NGC 1502 im Sternbild Giraffe (Aufnahme Martin Gertz/Sternwarte Welzheim). Kemble fiel dieser Asterismus auf, als er mit einem 7 × 35-Fernglas die Gegend um den Himmelsnordpol durchmusterte. Das Sternbild Giraffe liegt nahe beim Nordpol und ist somit zirkumpolar. Unter einem Asterismus versteht man eine auffällige Sternenanordnung, der man einen Namen gegeben hat, die aber keines der 88 offiziellen Sternbilder und kein physisch zusammengehöriges Objekt ist. Bestes Beispiel für einen Asterismus ist der Große Wagen. Er ist kein Sternbild, denn diese Sternfigur ist Teil des Großen Bären (Ursa Maior). Kemble teilte seine Beobachtung Walter Scott Houston mit, der sie in der Fachzeitschrift Sky & Telescope in der Rubrik „Deep-Sky Wonders" publizierte und diese Sternenfigur „Kemble's Cascade" taufte. Das Sternbild Giraffe (lat.: Camelopardalis) mit der Position von Kembles Kaskade und dem offenen Sternhaufen NGC 1502.