Facharztpraxis Labor Doz. Schön Univ-Doz. Prim. Dipl.-HTL-Ing. chem. Dr. med. univ. Dr. phil. Hans J. SCHÖN Universitätsdozent für klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin Facharzt für med. & chem. Labordiagnostik, ÖÄK-Diplom für Genetik, Arzt für Allgemeinmedizin & Notarzt Herzogstrasse 13, 3500 Krems Ranftlgasse 5/5, 1170 Wien Tel.: 02732/79575 Fax: 02732/79575-20 Tel.: 01/4098220 Fax: 01/4098220-4 Histaminunverträglichkeit Histaminintoleranz Patienteninformation Histaminunverträglichkeit Histaminintoleranz Viele Menschen leiden vor allem nach den Mahlzeiten an unangenehmen Beschwerden wie Blähungen, Durchfällen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Atembeschwerden oder einer laufenden Nase. Die Ursache dieser Symptome kann eine Unverträglichkeit von Histamin sein (Histaminintoleranz). Frauen sind statistisch gesehen häufiger betroffen als Männer. Was ist Histamin? Histamin ist ein biogenes Amin, das aus dem Abbau der Histamin hat im Körper zahlreiche nützliche Funktionen wie Aminosäure Histidin entsteht. Regulation der Magensaftsekretion Erweiterung der Gefäße Wundheilung Wirkung als Neurotransmitter im Gehirn Steuerung von Aufmerksamkeit, Schlaf, Appetit. In unserem Organismus wird ständig Histamin gebildet und gespeichert. Die Histaminvorräte des gesunden Körpers werden ständig in einem unbedenklichen Bereich gehalten – zwischen Zufuhr, Bildung und Abbau herrscht ein Gleichgewicht. Im Überschuss vorhanden, kann Histamin jedoch zu diversen Symptomen führen, die sich in ihrer Intensität stark unterscheiden: leichte Kopfschmerzen bis hin zur Migräne Atembeschwerden oder Asthmaanfälle Magen- und Darmbeschwerden (Bauchschmerzen oder Durchfälle) Hautrötungen, Nesselausschlag (Urtikaria) und Hitzewallungen verstopfte bis rinnende Nase chronisch niedriger Blutdruck Müdigkeit und Schwindel (Seekrankheit) Regelschmerzen (Dysmenorrhoe) Herzrhythmusstörungen im Extremfall auch anaphylaktischer Schock (lebensbedrohlicher Zustand) Die Beschwerden treten ca. 15 Minuten bis 3 Stunden nach der Nahrungsaufnahme auf und verschwinden nach 8-12 Stunden wieder. Woher kommt das Histamin? Genauso wie Histamin im Körper durch Abbau von Histidin entsteht, wird dieser Prozess oft bewusst zur Reifung, Gärung und Fermentation bestimmter Lebensmittel herangezogen (Räuchern von Wurstwaren, Reifung von Käsesorten, Erzeugung von Bier). Mit zunehmender Lagerungsdauer steigt der Histamingehalt in den Nahrungsmitteln rasch an. Ein hoher Histamingehalt kann aber auch ein Zeichen von Verderb sein. Fisch, der sofort nach dem Fang tiefgekühlt wird enthält weniger Histamin als Fisch, der nur bei Kühlschranktemperaturen gelagert wird, da sich bei hohen Minustemperaturen die Bakterien, die das Histidin in Histamin abbauen nicht mehr vermehren können. Fisch der vor der endgültigen Zubereitung mehrere Stunden in der Küche bei Raumtemperatur gelagert wird, kann extrem hohe Mengen an Histamin aufweisen. Wann kommt es zu einem Histaminüberschuss? Wenn der Körper das überschüssige Histamin nicht mehr abbauen kann, kommt es zu den erwähnten Beschwerden. Ursache für einen Histaminüberschuss ist die zu hohe Zufuhr von histaminreicher Ernährung. Weiters kann bei einer plötzlichen Stress- und Schocksituation vermehr Histamin in kürzester Zeit ausgeschüttet werden. Für den Histaminabbau im Körper ist in erster Linie das Enzym Diaminooxidase (DAO) verantwortlich. Ist diese funktionstüchtig und ausreichend vorhanden, baut es 60-70% des Histamins ab. Ist zuwenig oder biologisch inaktive Diaminooxidase im Körper vorhanden, wird zuwenig Histamin abgebaut mit der Folge eines Histaminüberschusses. Zu berücksichtigen ist, dass die Diaminooxidase nicht nur für den Abbau von Histamin, sondern auch für den Abbau anderer biogener Amine verantwortlich ist. Daher können auch Speisen, die nur wenig bis kein Histamin, dafür aber andere biogene Amine enthalten, Symptome verursachen oder verstärken. Weiters gibt es gewisse Nahrungsmittel, die zwar kein oder wenig Histamin enthalten, im Körper jedoch Histamin freisetzen können (sog. Histaminliberatoren, s. Tabelle 10). Auch hier kann eine zu große Aufnahme zu Beschwerden führen. Ursachen und Formen der Histaminintoleranz! Hauptursache ist eine Störung des Enzyms Diaminooxidase, hervorgerufen durch verschiedene Ursachen: verminderte Aktivität der Enzyme Diaminooxidase und Histamin N-Methyltransferase vorübergehender Diaminooxidasemangel durch Infektion oder Entzündung der Darmschleimhaut eingeschränkte Diaminooxidaseaktivität durch Veränderungen im Erbgut verminderte Diaminooxidaseaktivität durch Zufuhr von DAO-hemmenden Substanzen (Alkohol, aminreiche Ernährung und Medikamente) und Histaminliberatoren Als zweitwichtigste Ursache gilt die Belastung des Organismus mit Histaminen durch: histaminreiche Ernährung Stress Allergien; bei allergischen Reaktionen fällt vermehrt Histamin an. andere Erkrankungen (Mastozytose, bestimmte bakterielle hämatologische Erkrankungen) Entzündungen, Wie hängen Histamin und Allergien zusammen? Kommt der Organismus mit einem Allergen in Berührung, werden Entzündungsstoffe frei, die Symptome wie rinnende Nase, Augen- und Hautjucken verursachen. Auch Histamin ist ein Entzündungsstoff, der in diesem Prozess frei wird. Patienten mit Allergien und einer Histaminintoleranz leiden doppelt: sie produzieren im Rahmen der Allergie Histamin, können diese aber aufgrund der Histaminintoleranz nicht abbauen. 30% aller Allergiker mit einer Inhalationsallergie geben an, auch an Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu leiden, von denen nur 10% echte Nahrungsmittelallergien haben, 10% leiden an einer Laktose- oder Fruktoseunverträglichkeit, 40% haben Kreuzallergien zu Pollen und 40% der genannten Allergiker haben eine Histaminintoleranz. Daher soll ein Allergiker auch während der Allergiesaison eine histaminarme Diät einhalten. Welche Rolle spielen weibliche Hormone bei der Histamin-Intoleranz? Es gibt Hinweise, dass weibliche Hormone mit der Produktion von Histamin assoziiert sind: Die Beschwerden histaminintoleranter Patientinnen verbessern sich unter Einnahme der Pille oder durch Anwendung eines Östrogenpflasters. Die Gebärmutter ist histaminsensibel. Zwischen dem 3. und 9. Schwangerschaftsmonat erhöht sich der Diaminooxidase-Spiegel um das 103-500fache, um die Gebärmutter vor Histamin zu schützen. Viele histaminbedingte Symptome (Heuschnupfen, Asthma) verschwinden während der Schwangerschaft. Regelschmerzen (Dysmenorrhoe) sind ein typisches Symptom der Histaminintoleranz. Seekrankheit verstärkt sich während der Menstruation. Histaminintoleranz tritt oft bei Frauen erst mit Beginn der Wechseljahre auf. Frauen klagen wesentlich öfter über Kopfschmerzen als Männer. Histamin, Vitamin C und Seekrankheit! Extrem unangenehm für Reisende ist auch die Seekrankheit. Untersuchungen zeigten, dass die Unterdrückung der Histaminfreisetzung im Gehirn die Verringerung der Symptome der Seekrankheit zur Folge hatte. Diese Eigenschaft wird dem Vitamin C zugeschrieben. Es ist offensichtlich in der Lage, Histamin im Gehirn abzubauen. Daher verteilen griechische Fischer, die Touristen von Insel zu Insel befördern, bei hohem Seegang Zitronenscheiben an die Reisenden, ebenso wird im Mittelmeerraum Fisch, der zu den histaminreichsten Nahrungsmitteln zählt mit Zitronenscheiben garniert. Auch sind die meisten Medikamente gegen Seekrankheit Antihistaminika. Das Lutschen von Vitamin C Tabletten bewirkt bereits nach 10-20 Minuten einen deutlichen Anstieg des Vitamin C Spiegels im Gehirn und sollte bei empfindlichen Personen neben einer histaminfreien Diät bei Schiffsreisen angewendet werden. Histamingehalt in Nahrungsmitteln! Patienten, bei denen eine Histaminintoleranz festgestellt wird, sollten sich bei der Ernährung an folgende Tabellen richten und auf histaminreiche Produkte weitgehend verzichten. Die häufigsten Auslöser von Beschwerden sind: 1. Alkoholische Getränke (vor allem Rotwein) 2. Käse (vor allem Hartkäse wie Emmentaler) 3. Schokolade und Kakao 4. Salami und Rohwürste 5. Nüsse 6. Fisch 7. Tomaten, Sauerkraut, Spinat 8. Zitrusfrüchte, Kiwi, Erdbeeren Eine histaminfreie Ernährung sollte drei Wochen striktest eingehalten werden. Danach können Sie probeweise in kleineren Mengen histaminhältige Speisen in Ihren Menüplan aufnehmen. Histamin ist kälte- und hitzestabil und kann daher weder durch Kochen, Braten, Backen oder Tiefkühlen zerstört werden. Frische tierische Produkte enthalten fast kein Histamin und können unter diesem Aspekt unbedenklich verzehrt werden. Tabellen als Leitlinie für eine histaminfreie Ernährung: Tabelle 1 FISCH HISTAMIN mg/kg Fisch, fangfrisch Fisch, verdorben Makrelen, geräuchert Matjes, Heringe Sardellen in Öl Tiefkühlfisch Sardinenkonserve Sardellenkonserve Thunfischkonserve 0 bis 13000 bis 300 bis 10 176 bis 7 bis 35 bis 35 bis 35 bis 1500 (verdorben) bis 1500 (verdorben) bis 1500 (verdorben) Fangfrischer Fisch ist unbedenklich. Je nach Lagerung, Konservierung und Einlegemethoden (Essig!) sind viele Fischprodukte mit Histamin belastet. Dies gilt auch für alle übrigen Meeresfrüchte. Ein metallischer Geschmack lässt auf biogene Amine und Histamin schließen. Tabelle 2 WURST/FLEISCH Salami Cervelatwurst, Kantwurst Osso collo, Tiroler Speck Westfäler Schinken Landjäger Bratwurst, 5 Tage alt Faschiertes, 4 Tage alt Frischfleisch HISTAMIN mg/kg <10-280 <10-100 20-300 40-270 <1-80 1-6 1-8 <1-2,5 Im Zuge der Reifung, Trocknung, Räucherung, Zugabe von Mikroorganismen (vor allem Lactobazillen) zur Aromabildung und Haltbarmachung kommt es auch in unterschiedlichem Ausmaß zur Anreicherung von biogenen Aminen. Allgemein sind alle geräucherten Wurstund Fleischwaren histaminreich. Frischer Schinken und gekochte Wurstwaren können Sie als Alternative verwenden. Tabelle 3 KÄSE Bergkäse Bierkäse Butterkäse Camembert, Brie Cheddar Edamer Emmentaler Fontina Geheimratskäse Gouda holländischer Käse Mondseer Parmesan Quargel Raclette Roquefort Schafkäse Stilton Tilsiter Topfen, Frischkäse HISTAMIN mg/kg HÖCHSTWERTE bis 1200 bis 80 <10 bis 300 bis 60 bis 150 bis 500 bis 100 <10 bis 200 bis 60 bis 30 bis 580 bis 50 bis 150 2000 17,4 150 bis 1600 0 600 1300 500 2500 900 390 Während Frischmilch und Frischmilchprodukte (Buttermilch, Joghurt, Rahm) kaum Histamin enthalten, sind Käse, vor allem mit langer Reifung stark histaminbelastet und neben alkoholischen Getränken der Hauptauslöser von Beschwerden. Verzichten Sie daher auf Käse und verwenden Sie dafür Frischkäse und Frischmilchprodukte. Tabelle 4 GEMÜSE Sauerkraut Melanzani Spinat Avocado Tomaten HISTAMIN mg/kg HÖCHSTWERTE 10-200 26 30-60 23 22 Tabelle 5 ALKOHOL HISTAMIN mg/kg HÖCHSTWERTE Rotweine österr. Rotweine österr. Weißweine Dessertweine Bier Weizenbier alkoholfreies Bier Champagner Sekt 60-3800 60-600 10-120 80-400 20-50 120-300 15-40 670 15-80 1100 Rotweine weisen unter den alkoholischen Getränken die höchsten Histaminwerte auf und werden auch am häufigsten als Auslöser von Symptomen genannt. Bei den österreichischen Rotweinen beinhalten die Sorten Zweigelt, Blauburger und St. Laurent am wenigsten Histamin, bei den Weißweinen Welschriesling, Rheinriesling und Grüner Veltliner. Bei den Bieren sollten Sie auf obergärige Biere (Weizenbiere) verzichten Tabelle 6 ESSIG Apfelessig Tafelessig Rotweinessig HISTAMIN mg/kg HÖCHSTWERTE 20 500 bis 40000 In pflanzlichen Lebensmitteln findet man nur selten natürlich hohe Histamingehalte, allerdings sind Histamine oft Bestandteile von vergorenen pflanzlichen Lebensmittel und Marinaden von Konserven. Überreife Früchte und Gemüse können histaminreich sein. Vorsicht geboten ist auch vor Hefeextrakten in Würzmittel und Fertiggerichten sowie vor Gewürzsaucen, Sojasaucen und Geschmacksverstärkern. Die meistverkauften Medikamente, die die Diaminooxidaseaktivität hemmen (DAO-Blocker)! Tabelle 7 WIRKSTOFF Acetylcystein Ambroxol Aminophyllin Amitriptylin Chloroquin Clavulansäure Isoniazid Metamizol Metoclopramid Propafenon Verapamil MEDIKAMENTENNAME Aeromuc, Pulmovent Ambrobene, Ambroxol, Broxol, Mucosolvan, Mucospas Euphyllin, Mundiphyllin, Myocardon Saroten, Tryptizol, Limbritol Resochin Augmentin, Clavamox Myambutol, Rifoldin. Rimactan Buscopan comp., Inalgon, Novalgin Ceolat comp., Paspertase, Paspertin Rhythmocor, Rhytmonorma Isoptin Entzündungshemmende/schmerzstillende Medikamente steigern die Histaminfreisetzung bei Allergikern! Tabelle 8 WIRKSTOFF MEDIKAMENTENNAME Meclofenaminsäure Meclomen Mefenaminsäure Parkemed Diclofenac Dedolor, Deflamat, Diclobene, Diclomelan, Diclostad, Doloneurobion, Neodolpasse, Neurofenac, Voltaren Indometacin Inocid, Inohexal, Indomelan, Oindometacin, Indoptol Flubiprofen Froben Naproxen Naprobene, Nycopren, Proxen Ketoprofen Keprodol, Profenid Metamizol Buscopan comp., Inalgon, Novalgin Acetylsalicylsäure Aspirin Biogene Amine: Folgende Nahrungsmittel enthalten histaminähnliche Stoffe (biogene Amine), die ebenfalls zu unerwünschten Symptomen führen können: Tabelle 9 ART Fleisch Obst Nüsse Hülsenfrüchte Getreide NAHRUNGSMITTEL Fisch und alle anderen Fleischsorten Orangen, Birne, Grapefruit, Banane, Ananas, Papaya, Himbeere Cashewnüsse, Walnüsse, Bohnen Weizenkeime Histaminliberatoren: Nahrungsmittel, die im Körper unspezifisch Histamin freisetzen können: Tabelle 10 ART Fleisch Obst Gemüse Zusatzstoffe NAHRUNGSMITTEL Meeresfrüchte Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Annanas, Kiwi Tomaten, Champignons Glutamat, Benzoate, ev. Farbstoffe, Sulfite, Nitrite Therapie! 1. Eine histaminfreie Ernährung sollte 3 Wochen strikt eingehalten werden. 2. Vitamin B6 ist ein wichtiger Cofaktor der Diaminooxidase und somit für die Aktivität dieses histaminspaltenden Enzyms verantwortlich. Liegt eine Histaminintoleranz vor, sollten 0,5 mg Vit.-B6/kg Körpergewicht pro Tag zugeführt werden. Die Einnahme von 2 mal 500 mg Vitamin C (gepufferte Ascorbinsäure) senkt den Histaminspiegel im Blut und unterstützt dadurch den Histaminabbau. 3. PelLind Kapseln: das weltweit einzige diätetische Lebensmittel mit dem patentierten, rein biogenen Kontra-Histamin DAO (Diaminooxidase). Mit Hilfe von PelLind Kapseln geben Sie dem Körper jenen natürlichen Bestandteil zurück, der ihm für die Verarbeitung von überschüssigem Histamin fehlt. Bei Bedarf 1 Kapsel unmittelbar vor den Mahlzeiten einnehmen, maximal 3 Kapseln pro Tag. Literatur beim Verfasser