Erfurter Theologische Studien 102_Titelei:Layout 1 16.03.2011 9:00 Uhr Leseprobe: Dietrich Oettler Sauerteig der Einheit Der Beitrag der Theodramatik Hans Urs von Balthasars für die evangelisch-katholische Ökumene nach der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre echter Seite 3 INHALTSVERZEICHNIS LITERATURVERZEICHNIS.........................................................................................XIII Abkürzungsverzeichnis und Zitationshinweise ..............................................XIII Siglen der Werke H. U. v. Balthasars und K. Barths ....................................... XIV A) B) a. b. C) Kirchenamtliche und kirchenoffizielle Dokumente sowie Dokumente der biund multilateralen Ökumene ........................................................... XV Werke Hans Urs von Balthasars ...................................................... XX Trilogie ................................................................................................ XX Andere Werke ...................................................................................XXI Sekundärliteratur ........................................................................... XXIV PROBLEMANZEIGE: DIE FRAGE NACH DEM ZIEL DER ÖKUMENE ALS FRAGE NACH DEM VERHÄLTNIS ZWISCHEN JESUS CHRISTUS UND SEINER KIRCHE ................................................................................................... 1 Motivation und Anliegen vorliegender Arbeit .................................................... 7 Methode und Gang der Untersuchung ................................................................. 9 KAPITEL I: SUCHE UND VERWIRKLICHUNG KIRCHLICHER EINHEIT IN DEN KIRCHEN DER LEUENBERGER KONKORDIE UND IN DER KATHOLISCHEN KIRCHE ....................................................................... 15 1. Das Verhältnis zwischen Jesus Christus und seiner Kirche in der Leuenberger Konkordie ................................. 16 1.1 Zur Vorgeschichte der Leuenberger Konkordie ............................ 16 1.2 Die Neuinterpretation des „nec necesse est“ als gleichrangig mit dem „satis est“ in den Thesen zur Kirchengemeinschaft (1970) .............................................................. 17 1.3 Das gemeinsame Verständnis des Evangeliums als Ermöglichung von Kirchengemeinschaft in der Leuenberger Konkordie (1973) .............................................. 21 VII 1.4 Die mangelnde Vermittlung zwischen Jesus Christus und seiner Kirche und ihre Konsequenzen ..................................... 25 1.5 Die Verwirklichung von Kirchengemeinschaft .............................. 29 1.6 Der Verlust der universalkirchlichen Perspektive ......................... 30 2. Das Verhältnis zwischen Jesus Christus und seiner Kirche in den Lehrgesprächen der LKG/GEKE, besonders in der Leuenberger Kirchenstudie ................................. 31 2.1 Die Konferenz von Sigtuna 1976 ...................................................... 31 2.2 Die Konferenzen von Driebergen 1981 und von Straßburg 1987 ..................................................................... 33 2.3 Die Leuenberger Kirchenstudie: Einheit der Kirchen in der Vielfalt ihrer Gestalten ............................................................ 35 Vertiefung der Leuenberger Konkordie .......................................... 36 Ergänzung der Leuenberger Konkordie.......................................... 36 Entfaltung der Leuenberger Konkordie .......................................... 42 Die Kirche als Konsequenz aus der Rechtfertigungslehre ............ 43 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.4 2.4 2.4.1 2.4.2 2.4.3 2.5 2.5.1 2.5.2 2.5.3 2.5.4 VIII Die Folgen der Umdeutung des nec necesse est für die nachfolgenden Lehrgespräche der LKG/GEKE .............................. 46 Abkehr vom Ziel der sichtbaren Einheit – Stimmen der LKG/GEKE zur Porvoo-Erklärung und zur Meissener Erklärung .......................................................................... 46 Mangelnde Beziehung zwischen Grund und Gestalt der Kirche in der Kirchenstudie der LK – die Konsultationen der Orthodoxie mit der LKG/GEKE .............. 49 Der Graben zwischen Grund und Gestalt der Kirche ................... 52 Die Entwicklung innerhalb der EKD und der VELKD ................. 53 „Kirchengemeinschaft nach evangelischem Verständnis“ – das Votum der EKD (2001) ................................................................ 53 „Ökumene nach evangelisch-lutherischem Verständnis“ – der Text der VELKD (2003) ............................................................... 55 Die Empfehlung der VELKD „Ordnungsgemäß berufen“ (2006) ................................................... 58 Der Graben zwischen Grund und Gestalt in der deutschen evangelischen Kirche....................................................... 60 3. Das Leuenberger Verständnis kirchlicher Einheit als Herausforderung und Anfrage an die katholische Kirche und ihr Kirchenverständnis .............................................................. 60 3.1 Der Konsens von Leuenberg als differenzierter Konsens – Elemente einer katholischen Stellungnahme .................................. 61 3.2 Die historische Ausgestaltung des kirchlichen Amtes als Divergenz in den Dialogdokumenten „Kirche und Rechtfertigung“ (1994) und „Die Apostolizität der Kirche“ (2009) .............................................. 65 3.3 Der Keim der späteren ökumenischen Verletzungen in Dokumenten des Dialogs .............................................................. 70 3.4 Vorschlag I: Die Lockerung der evangelisch-katholischen Verhärtung durch die Frage nach dem Verhältnis zwischen Jesus Christus und den Christen ..................................... 71 4. Die Wechselwirkung zwischen der Ökumene der katholischen Kirche „ad extra“ und der Sorge um ihre Einheit „ad intra“ ................................................................. 78 4.1 Das Verhältnis zwischen Universal- und Ortskirche im lehramtlichen Schreiben „Über einige Aspekte der Kirche als Communio“ (1992) ........................................................... 80 4.2 Die Bedeutung des Papstamtes für die volle Einheit der Kirche in der Enzyklika „Ut unum sint“ (1995)....................... 88 4.3 Die Verwirklichung der Kirche Christi in der katholischen Kirche in ausgewählten Schreiben des Lehramtes (DI und die „Antworten“)....................................... 93 4.4 Vorschlag II: Das Verhältnis zwischen Jesus Christus und den Christen in der theodramatischen Denkform H. U. v. Balthasars als Movens für die Ökumene der katholischen Kirche „ad extra“ und ihre Einheit „ad intra“ ....... 107 IX KAPITEL II: DAS VERHÄLTNIS ZWISCHEN JESUS CHRISTUS UND DEN CHRISTEN IN DER THEODRAMATIK HANS URS VON BALTHASARS ................................................................................ 113 1. Hans Urs von Balthasar und die Ökumene .................................. 113 2. Anlage und Quellort der Theodramatik als Beitrag für die derzeitige katholisch-evangelische Ökumene ................. 119 2.1 Sinn und Zweck der Theodramatik ............................................... 120 2.2 Abgrenzung von Hegel.................................................................... 122 2.3 Die Unterscheidung zwischen der Aufstellung der Personen und der Handlung .................................................... 125 2.4 Die ignatianischen Exerzitien als Quellort der Theodramatik ... 130 2.5 Luther und Ignatius – zwei Glaubensweisen ............................... 135 2.6 Zusammenfassung der Ergebnisse................................................. 138 3. Die Benennung der Personen des Spiels ....................................... 140 3.1 Von der Rolle zur Sendung ............................................................. 140 3.2 3.2.1 3.2.2 Die Sendung Jesu Christi vom Vater im Geist .............................. 144 Die Tragweite des Spiels und seines Raumes ............................... 144 Die Identifikation Jesu Christi als Sohn des Vaters und die Inklusion der Menschen in Christus durch den Heiligen Geist ................................................................. 146 Der Geist als Gestalter des Verhältnisses von Sendendem und Gesandten ............................................................ 148 Eucharistische Eingestaltung der Menschen und der Menschheit in Christus ............................................................. 153 Theologisches Personenverständnis .............................................. 157 Jesus Christus als Träger und Prinzip der Rollenverteilung ...... 158 Zusammenfassung der Ergebnisse................................................. 160 3.2.3 3.2.4 3.2.5 3.2.6 3.2.7 3.3 3.3.1 3.3.2 3.3.2.1 3.3.2.2 X Theologische Personen..................................................................... 161 Das Wechselverhältnis von Individualität und Sozialität in der Sendung ................................................................. 161 Christologische Konstellation ......................................................... 164 Maria als „persona stantis et cadentis ecclesiae“ ......................... 165 Amtliche Sendungen ........................................................................ 174 3.3.2.2.1 3.3.2.2.2 3.3.2.2.3 3.3.3 3.3.4 Petrus – vom Verleugner zur Integrationsfigur ........................... 177 Johannes – die Verbindung zwischen Amt und Heiligkeit ........ 181 Paulus – Märtyrer für die Einheit der Kirche ............................... 184 Zusammenfassung ........................................................................... 189 Ertrag: Christus in den Christen – die ökumenische Bedeutung theologischer Personen in christologischer Konstellation .................................................... 191 3.4 3.4.1 3.4.2 3.4.3 3.4.4 3.4.5 Kirche als Einigung theologischer Personen................................. 201 Der Einzelne und die Gemeinschaft............................................... 201 „Prekäre“ und heilige Kirche zugleich .......................................... 203 Die Kirche als Sauerteig ................................................................... 205 Sauerteig der Einheit ........................................................................ 208 Zusammenfassung ........................................................................... 213 4. Das dramatische Wechselverhältnis von Ökumene „ad extra“ und Einheit „ad intra“ und seine Verwirklichung in der sichtbaren Einheit der Kirche als neue Perspektiven aus der Theodramatik ............................... 214 III. KAPITEL: DIE BEWÄHRUNG DER NEUEN PERSPEKTIVEN ANHAND DER FRAGE NACH DEM VERHÄLTNIS VON GRUND UND GESTALT DER KIRCHE IN DER ERKLÄRUNG VON LUND (LWB) UND IN LUTHERISCHEN STELLUNGNAHMEN ZU „COMMUNIO SANCTORUM“.................. 219 1. Aufgabenstellung, leitende Frage und Untersuchungsgegenstand von Kap III ......................................... 222 2. Die grundsätzliche Verbindung von Grund und Gestalt der Kirche in Form des gottgewollten kirchlichen Amtes in der Erklärung von Lund (2007) .................................................. 224 2.1 Grundsätzliche Bedeutung des Amtes als von Gott gewollte kirchliche Gestalt in der Vielfalt seiner Ausübung ...................... 225 2.2 Zusammenfassung, Ertrag und Ausblick...................................... 235 3. Die unterschiedliche Verhältnisbestimmung von Grund und Gestalt der Kirche in ausgewählten evangelischen Stellungnahmen zum Dokument „Communio Sanctorum“ ...... 237 3.1 Anlage und Anliegen der Stellungnahmen .................................. 237 XI 3.2 Auswahl der untersuchten Stellungnahmen ................................ 239 3.3 Die unhintergehbare Differenz zwischen Grund und Gestalt der Kirche als zwingende Konsequenz aus der reformatorischen Grundeinsicht (Tübingen) .................. 240 Gleichursprünglichkeit und Gleichartigkeit des Entstehens von Glaube und Glaubensgemeinschaft (Kirche) ........................ 240 Aktualistisches Offenbarungsverständnis .................................... 243 Der Graben zwischen Grund und Gestalt der Kirche ................. 246 Marginalisierung der Bezeugungsinstanzen und ihrer Interaktion ........................................................................ 248 Folge: „Jenseits der Einheit“ ............................................................ 252 Ergebnis: Sorge um Einheit nach innen gegen Öffnung nach außen ......................................................................................... 256 3.3.1 3.3.2 3.3.3 3.3.4 3.3.5 3.3.6 3.4 3.4.1 3.4.2 3.4.3 3.4.4 3.4.5 Grundsätzliche Verbindung von Grund und Gestalt der Kirche und offene konkrete Ausgestaltung dieser Verbindung (München)........................................................ 257 Beachtung des Ringens um Kirchengemeinschaft, der eucharistischen Gemeinschaft und des innerprotestantischen Dialogs ........................................................ 257 Das gemeinsame Verständnis in der Rechtfertigungslehre als Zugang zur Bewertung der Bedeutung der Kirche und ihres Amtes ................................................................................ 258 Grundsätzliche, aber nicht konkrete Verbindung von Grund und Gestalt der Kirche in den Bezeugungsinstanzen .................. 260 Grundsätzliches Festhalten am Petrusdienst bei gleichzeitiger Offenheit seiner konkreten Ausübung .......................................... 263 Ergebnis: Öffnung nach außen und Sorge um Einheit nach innen ..................................................................... 267 3.5 Die lutherischen Kirchen (Deutschlands) und das Verhältnis von Grund und Gestalt der Kirche ............................. 268 4. Ausblick – die Bedeutung Marias, des Petrus und der anderen Personen christologischer Konstellation als Personen im Theodrama für den Anspruch der katholischen Kirche auf volle Katholizität .................................... 274 ERGEBNISSE DER ARBEIT IN EINZELSCHRITTEN ..................................................... 284 XII PROBLEMANZEIGE: DIE FRAGE NACH DEM ZIEL DER ÖKUMENE ALS FRAGE NACH DEM VERHÄLTNIS ZWISCHEN JESUS CHRISTUS UND SEINER KIRCHE „Das Endziel des ökumenischen Dialogs deckt sich mit dem Ziel der ökumenischen Bewegung selbst: nicht nur die geistliche, sondern auch die sichtbare 1 Einheit der Kirche.“ Dieses von Kardinal Walter Kasper festgehaltene Ziel der vollen und sichtbaren Einheit der Kirche galt und gilt als Ziel aller ökumenischen Bemühungen in der ökumenischen Bewegung seit ihrer Entstehung und prägt 2 sie. Daher betrachtet auch der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) die sichtbare Einheit der Kirche als seine erste Aufgabe. Auf seiner Vollversammlung in Neu Delhi 1961 formuliert der ÖRK: „Wir glauben, daß die Einheit, die zugleich Gottes Wille und seine Gabe an die Kirche ist, sichtbar gemacht wird, indem alle an jedem Ort, die in Jesus Christus getauft sind 1 2 W. Kasper, Wege der Einheit. Perspektiven für die Ökumene, Freiburg/Br.-Basel-Wien 2005, 62. Bereits die zweite Weltkonferenz für Glaube und Kirchenverfassung in Edinburgh 1937 hält fest, dass die „Einheit des Herzens und Geistes“ nur „in seinen äußeren Formen“ zerbrochen ist und gibt der Hoffnung Ausdruck, dass ein besseres und tieferes Verständnis des Christusereignisses die Spaltung beseitigen und die sichtbare Gestalt der einen Kirche verwirklichen werde. Vgl. L. Hodgson (Hg.), Das Glaubensgespräch der Kirchen. Die zweite Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung in Edinburgh, 3.-18. August 1937 (Hg. von Ernst Staehelin), Zürich-Zollikon 1940, 68, 89f, 111f, 189f. Die dritte Weltkonferenz von Glaube und Kirchenverfassung in Lund 1952 versucht die sichtbare Einheit der Kirche durch die gemeinsame Rückfrage nach Jesus Christus zu verwirklichen. In einem „Wort an die Kirchen“ formulieren die Delegierten: „Es hat sich wiederum gezeigt, dass wir einander näher kommen, wenn wir Christus näher kommen.“ L. Vischer (Hg.), Wesen und Bedeutung der Berichte von Glauben und Kirchenverfassung. Die Einheit der Kirche. Material der ökumenischen Bewegung, München 1965, 93f., hier. Zum Ganzen: M. Sens, Art. Ökumenischer Rat der Kirchen, in: H. Krüger / W. Löser / W. Müller-Römfeld (Hg.), Ökumene-Lexikon. Kirchen, Religionen, Bewegungen, Frankfurt/M. 1983, Sp. 890-901. K. Raiser, Art. Ökumenischer Rat der Kirchen, in: Lexikon der Ökumene und Konfessionskunde (im Auftrag des Johann-AdamMöhler-Instituts für Ökumenik), Freiburg/Br. 2007, 986-989. W. A. Visser ´t Hooft, Ursprung und Entstehung des ÖRK (Beiheft zur ÖR 44), Frankfurt/M. 1983. H. Döring, Die Anfänge der modernen ökumenischen Bewegung, in: H. J. Urban / H. Wagner, Handbuch der Ökumenik II, Paderborn 1986, 15-52, hier: 33-39. Kurztitel: H. Döring, Die Anfänge. J. Ernesti, Kleine Geschichte der Ökumene, Freiburg/Br.-Basel-Wien 2007, 35-38. Zum Eintritt der katholischen Kirche in die ökumenische Bewegung vgl. UR 4 kommentiert von: B. J. Hilberath, Theologischer Kommentar zum Dekret über den Ökumenismus Unitatis Redintegratio, in: P. Hünermann / B. J. Hilberath, Herders theologischer Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil Bd. III, Freiburg 2005, 69-223, hier: 128-134. Kurztitel des Kommentars: B. J. Hilberath, Theologischer Kommentar zu UR. Kurztitel der Reihe: P. Hünermann / B. J. Hilberath, HThK II. Vat. Und: J. Feiner, Kommentar zum Dekret über den Ökumenismus, in: Das Zweite Vatikanische Konzil. Konstitutionen, Dekrete und Erklärungen, Kommentare (Ergänzungsband zum LThK II), Freiburg/Br. 1967, 40-126, hier: 61-69. Kurztitel: J. Feiner, LThK. E II. Auch dazu: H. J. Urban / H. Wagner, Einleitung, in: Dies., (Hg.), Handbuch der Ökumenik I, Paderborn 1985, 20-36, hier: 24-26 und 31-36. 1 und ihn als Herrn und Heiland bekennen, durch den Heiligen Geist in eine völlig verpflichtende Gemeinschaft geführt werden, die sich zu dem einen apostolischen Glauben bekennt, das eine Evangelium verkündigt, das eine Brot bricht, sich im gemeinsamen Gebet vereint und ein gemeinsames Leben führt, das sich in Zeugnis und Dienst an alle wendet. Sie sind zugleich vereint mit der gesamten Christenheit an allen Orten und zu allen Zeiten in der Weise, daß Amt und Glieder von allen anerkannt werden und daß alle so handeln und sprechen können, wie es die gegebene Lage im Hinblick auf die 3 Aufgaben erfordert, zu denen Gott sein Volk beruft.“ Diese Zielbestimmung der sichtbaren Einheit der Kirche unterstreicht wiederum die Versammlung des ÖRK in Nairobi 1975, die sich dazu bekennt, „die Kirchen aufzurufen zu dem Ziel der sichtbaren Einheit im einen Glauben und der einen eucharistischen Gemeinschaft, die ihren Ausdruck im Gottesdienst und im gemeinsamen Leben in Christus findet, und auf diese Einheit zuzugehen, 4 damit die Welt glaube.“ Ähnlich äußern sich die siebente Versammlung des 5 ÖRK in der sog. „Erklärung von Canberra“ aus dem Jahre 1991 und die Weltkonferenz von „Glaube und Kirchenverfassung“ in Santiago de Com6 postela 1993, welche von Papst Johannes Paul II. positiv aufgegriffen 7 wurden . Jedoch wird seit einiger Zeit diese gemeinsame ökumenische Zielvorstellung der vollen und sichtbaren Einheit der Kirche als Einheit der Kirchen 8 zunehmend unterschiedlich ausgelegt. Daher werden in der bilateralen, 3 4 5 6 7 8 2 W. A. Visser´t Hooft (Hg.), Neu Delhi. Die dritte Vollversammlung des ÖRK (Dokumentarbericht), Stuttgart 21962, 130. M. Krüger (Hg.), Bericht aus Nairobi 1975. Ergebnisse, Erlebnisse, Ereignisse. Offizieller Bericht der fünften Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen vom 23. November10. Dezember 1975 in Nairobi, Frankfurt/M. 1976, 327. M. Kinnamon (Hg.), Signs of Spirit, Official Report Seventh Assembly, WCC, Genf 1991, 235258. G. Gassmann / D. Heller, (Hg.), Fünfte Weltkonferenz von Glaube und Kirchenverfassung in Santiago de Compostela 3.-14. August 1993. Berichte, Referate, Dokumente (Beiheft der ÖR 67), Frankfurt/M. 1994. „Wir sagen unseren Kirchen: Es gibt kein Zurück, weder vom sichtbaren Ziel der Einheit, noch von der einen ökumenischen Bewegung, in der sich das Streben nach der Einheit der Kirche und das Engagement für die Probleme der Welt miteinander verbinden.“ Ebd. 214. „Koinonia ist in der Tat ein zentraler Begriff zur Bezeichnung der sichtbaren Einheit der Kirche.“ Ebd. 217. Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ut unum sint über den Einsatz für die Ökumene, in: VApS 121, Bonn 1995. Kurztitel UUS. Dort unter den Nr. 77 und 78. Zum lateinischen Original siehe Literaturverzeichnis. Aus kath. Sicht: W. Kasper, Ökumene im Wandel. Einführung bei der Vollversammlung des Päpstlichen Einheitsrates am 13. Nov. 2006, in: StdZ 132 (2007) 3-18, bes. 8-11. Aus ev. Sicht: H. Barth, Einheit in der Vielfalt und Vielfalt in der Einheit. Über das unterschiedliche Verständnis einer gemeinsamen Formel, in: ZThK 103 (2006) 443-459. evangelisch-katholischen Ökumene infolge unterschiedlicher Zielvorstellun9 gen auch verschiedene Wege beschrieben und beschritten. Auf evangelischer Seite kann ein Einschnitt in dem Votum zahlreicher 10 deutscher Theologieprofessoren gegen die Annahme der Gemeinsamen 11 Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GE) gesehen werden. Gegen die GE, 12 die den Kirchenbegriff nicht thematisiert, wird die Botschaft von der Recht13 fertigung als articulus stantis et cadentis ecclesiae festgehalten. Ohne eine Übereinstimmung, dass die Botschaft von der Rechtfertigung allein aus Glauben „nach evangelischer Lehre die grundlegende Wirklichkeit des Lebens der Christen wie der Kirche“ ist und „von ihr Lehre, Ordnung und Praxis der Kirche zu bestimmen und zu beurteilen“ sind, könne es, so die Professoren, auch keinen Konsens in Grundwahrheiten der Rechtfertigungs14 lehre selbst geben. Jedoch hatte schon lange vor den Voten der Professoren Eilert Herms nach diesem Grundsatz gegen die Arbeitsergebnisse der Ge15 meinsamen römisch-katholischen / evangelisch-lutherischen Kommission und zuvor auch gegen den Vorschlag zur möglichen Kircheneinheit von Karl 16 17 Rahner und Heinrich Fries angekämpft . Leitend bei seiner Argumentation 9 10 11 12 13 14 15 16 17 Aus kath. Sicht: J. Freitag, Kriterien kirchlicher Einheit aus katholischer Sicht, in: Cath 60 (2006) 118-138. Kurztitel: J. Freitag, Kriterien kirchlicher Einheit aus katholischer Sicht. Aus ev. Sicht: F. Nüssel, Kriterien kirchlicher Einheit nach evangelischem Verständnis, in: Cath 60 (2006) 100-117. Zur Rechtfertigungslehre. Votum der Hochschullehrer zur „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ Januar 1998, in: MD 49 (1998) 33f. Stellungnahme theologischer Hochschullehrer zur geplanten Unterzeichnung der Gemeinsamen Offiziellen Feststellung der Rechtfertigungslehre, in: MD 50 (1999) Heft 6, 114f. DwÜ III, 419-437. Gemeinsame offizielle Feststellung (GOF): ebd. 437f. Annex: 438-441. Vgl. GE 5, Anmerkung 9. Besonders GE 43: „Unser Konsens in Grundwahrheiten der Rechtfertigungslehre muss sich im Leben und in der Lehre der Kirchen auswirken und bewähren. Im Blick darauf gibt es noch Fragen von unterschiedlichem Gewicht, die weiterer Klärung bedürfen: sie betreffen unter anderem das Verhältnis von Wort Gottes und kirchlicher Lehre sowie die Lehre von der Kirche, von der Autorität in ihr, von ihrer Einheit, vom Amt und von den Sakramenten, schließlich von der Beziehung zwischen Rechtfertigung und Sozialethik. Wir sind der Überzeugung, dass das erreichte gemeinsame Verständnis eine tragfähige Grundlage für eine solche Klärung bietet. Die lutherischen Kirchen und die römischkatholische Kirche werden sich weiterhin bemühen, das gemeinsame Verständnis zu vertiefen und es in der kirchlichen Lehre und im kirchlichen Leben fruchtbar werden zu lassen.“ Zu Geschichte und Bedeutung dieser Formel vgl. E. Jüngel, Das Evangelium von der Rechtfertigung des Gottlosen als Zentrum des christlichen Glaubens. Eine theologische Studie in ökumenischer Absicht, Tübingen 42004, 12-14. Kurztitel: E. Jüngel, Das Evangelium von der Rechtfertigung. Auch: Th. Mahlmann, Art. Articulus stantis et (vel) cadentis ecclesiae, in: RGG 1, Tübingen 41998, 799f. Zur Rechtfertigungslehre, in: MD 49 (1998) 33f. E. Herms, Überlegungen zum Dokument „Das Herrenmahl“, in: ZThK 78 (1981) 345-366. Ders., Der Dialog zwischen Päpstlichem Einheitsrat und LWB 1965-1998. Ausgangsperspektiven, Verlauf, Ergebnis, in: ThLZ 123 (1998) 657-714. K. Rahner / H. Fries, Einigung der Kirchen – reale Möglichkeit (QD 100), Freiburg/Br.-BaselWien 1983. E. Herms, Einheit der Christen in der Gemeinschaft der Kirchen. Die ökumenische Bewegung der römischen Kirche im Lichte der reformatorischen Theologie. Antwort auf den Rahner- 3 18 ist der Rückgang auf Artikel VII der Confessio Augustana (CA) , nach welchem die rechte Predigt des Evangeliums (et evangelium pure docetur) und die evangeliumsgemäße Spendung der Sakramente (recte administrantur sacramenta) allein als Kriterien für das Kirchesein ausreichen (satis est). Da nach CA V das rechte Verständnis des Evangeliums in der Annahme der Rechtfertigung im Glauben aus Gnade allein gesehen wird, kann und muss nach Herms die Kirche einzig und allein von der Rechtfertigungslehre her 19 verstanden und begründet werden. Nach diesem Verständnis ist die Einheit der Kirche in Jesus Christus schon gegeben. Zu ihrer konkreten Ausgestaltung genügt es, dass Kirchen einander Kirchengemeinschaft in Form von Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft gewähren, ansonsten aber in Bekenntnis und Lehre unterschieden bleiben können. Das Verständnis der beiden Kriterien aus CA VII – rechte Predigt des Evangeliums und evangeliumsgemäße Spendung der Sakramente – als ausreichende Kriterien zur Erklärung von Kirchengemeinschaft hat die Entwicklung zur und Unter20 zeichnung der Leuenberger Konkordie (LK) ermöglicht. Deren Unterzeichnerkirchen bilden die Leuenberger Kirchengemeinschaft (LKG), 2003 21 umbenannt in Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). Die katholische Kirche hingegen hält weiterhin an der vollen und sichtbaren Einheit der Kirche als Ziel aller ökumenischen Bemühungen fest und 22 sieht diese Einheit in sich selbst nicht ungehindert , aber konkret verwirk23 licht. Sie geht dabei von einer Verbindung zwischen Jesus Christus und der 18 19 20 21 22 23 4 Plan (Kirche und Konfession 24), Göttingen-Zürich 1984. Kurztitel: E. Herms, Antwort auf den Rahner-Plan. Die Augsburgische Konfession. Confessio oder Bekanntnus (sic!) des Glaubens etlicher Fürsten und Städte uberantwort Kaiserlicher Majestat zu Augsburg, Anno 1530, in: Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. Herausgegeben im Gedenkjahr der Augsburgischen Konfession 1930, Göttingen (Nachdruck) 121998, 31-137, hier: 61. Kurztitel: BSLK. E. Herms, Ökumene wohin?, in: MD 35 (1984) 107-114. Nachgedruckt in: Ders., Von der Glaubenseinheit zur Kirchengemeinschaft. Plädoyer für eine realistische Ökumene, Marburg 1989, 27-44. Vgl. auch die anderen Beiträge des Autors in diesem Sammelband. Th. Kaufmann, Die „kriteriologische Funktion“ der Rechtfertigungslehre in den lutherischen Bekenntnisschriften, in: ZThK Beiheft 10 (1998) 47-64. W. Lohff, Die Konkordie reformatorischer Kirchen in Europa: Leuenberger Konkordie. Eine Einführung mit dem vollen Text, Frankfurt/M. 1985, 13-22. Der Gebrauch der Termini und ihrer Kürzel richtet sich nach dem Jahr 2003. Davor wird LKG, danach GEKE gebraucht. Wird eine Zeitspanne in Augenschein genommen, die einen Zeitraum vor, während und nach 2003 umfasst, wird der Ausdruck LKG/GEKE gebraucht. Vgl. Dekret über den Ökumenismus Unitatis redintegratio (UR) Nr. 4. 10. Zitiert nach: P. Hünermann / B. J. Hilberath, HThK II. Vat. Bd. I [P. Hünermann, (Hg.), Die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils. Konstitutionen, Dekrete, Erklärungen (Lateinisch-deutsche Studienausgabe,) Freiburg/Br. (Sonderausgabe) 2009, 211-241]. Die Texte werden deutsch zitiert, weil sich die Diskussion wesentlich im deutschen Kontext bewegt. Wenn nötig, wird der lateinische Text mit angegeben. Weiterhin bedeutsam: UUS 15. UUS 77f. Kirche aus, die auch, aber nicht nur, von der Rechtfertigungsbotschaft be24 stimmt wird. Die Erklärung Dominus Iesus (DI) der Glaubenskongregation aus dem Jahre 2000 hält die untrennbare Verbindung zwischen der Einzigkeit und Heilsuniversalität Jesu Christi und der Einzigkeit und Heilsuniversalität der Kirche fest. Jesus Christus, in dem sich Gott endgültig und vollständig geoffenbart hat, sei der „universale[n] Mittler und Erlöser“ (11). Darum könne die eine Kirche Jesu Christi nie in einer „Summe von Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften“, sondern voll nur in einer, nämlich der katholischen Kirche verwirklicht sein (16). Wohl seien „außerhalb ihres sichtbaren Gefüges vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu 25 finden“ , aber die kirchlichen Gemeinschaften, „die den gültigen Episkopat und die ursprüngliche und volle Wirklichkeit des eucharistischen Mysteri26 ums nicht bewahrt haben, sind nicht Kirchen im eigentlichen Sinn“ . Der damit ausgedrückte Unterschied im Kirchenverständnis ist nicht neu; Joseph Ratzinger und andere haben schon lange vor DI mehrmals auf ihn hingewie27 sen. Trotz dieser Unterschiede in der ökumenischen Zielvorstellung kann und muss festgestellt werden, dass ein gemeinsames Verständnis in Grundwahrheiten der Rechtfertigungslehre und ein gemeinsames Bekenntnis zur 28 Einzigkeit und Heilsuniversalität Jesu Christi möglich und gegeben ist. Ersteres formuliert bilateral (mit dem LWB) und verbindlich die GE. Letzteres 29 ist auch innerevangelisch eine Voraussetzung der Kirchengemeinschaft. 24 25 26 27 28 29 Kongregation für die Glaubenslehre, Erklärung „Dominus Iesus“. Über die Einzigkeit und Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche, in: VApS 148, Bonn 2000. Congregatio pro Doctrina Fidei, Declaratio. De Iesu Christi atque Ecclesiae unicitate et universalitate salvifica (Dominus Iesus), in: AAS 92 (2000) 742-765. Zu DI vgl. G. L. Müller (Hg.), Die Heilsuniversalität Christi und der Kirche. Originaltexte und Studien der römischen Glaubenskongregation zur Erklärung „Dominus Iesus“, Würzburg 2003. Kurztitel: G. L. Müller, Die Heilsuniversalität Christi und der Kirche. DI 16 mit Zitat von LG 8 und Bezug auf UR 3. DI 17 mit Zitat von UR 3. J. Ratzinger, Luther und die Einheit der Kirchen. Fragen an Joseph Kardinal Ratzinger, in: IKaZ 12 (1983) 568-582, hier: 577f. Ders., Zum Fortgang der Ökumene. Brief an den Moderator dieses Heftes (Max Seckler), in: ThQ 166 (1986) 243-248, hier: 247. u.ö. Das Bekenntnis zur Einzigkeit und Heilsuniversalität Jesu Christi ist von vielen ev. Theologen an DI ausdrücklich gewürdigt worden. Vgl. W. Pannenberg, Die Einzigkeit Jesu Christi und die Einheit der Kirche. Anmerkungen zu der Erklärung der vatikanischen Glaubenskongregation „Dominus Iesus“, in: KuD 47 (2001) 203-209. E. Jüngel, Quo vadis ecclesia? Kritische Bemerkungen zu zwei neuen Texten der römischen Kongregation für die Glaubenslehre, in: M. J. Rainer (Red.), „Dominus Iesus“. Anstößige Wahrheit oder anstößige Kirche? Dokumente, Hintergründe, Standpunkte und Folgerungen (Wissenschaftliche Paperbacks 9 Theologie), Münster-Hamburg-London 2001, 59-67, bes. 61. Kurztitel des Beitrags: E. Jüngel, Quo vadis ecclesia? Kurztitel des Bandes: M. J. Rainer (Red.), „Dominus Iesus“. Auch dazu: E. Jüngel, Paradoxe Ökumene, in: M. J. Rainer (Red.), „Dominus Iesus“, 68-78. Die LK umschreibt in Art. 12 unter Bezugnahme auf die reformatorischen Bekenntnisse, dass das gemeinsame Verständnis des Evangeliums in der ausschließlichen Heilsmittlerschaft Jesu Christi besteht und dass diese die Mitte der Schrift ist. 5 Strittig sind hingegen die Konsequenzen, die aus dem gemeinsamen Bekenntnis zu Jesus Christus und seiner ausschließlichen Heilsmittlerschaft für das Kirchenverständnis gezogen werden. Diese Differenz im Verständnis des Verhältnisses zwischen Jesus Christus und seiner Kirche ist sowohl durch die GE wie DI – und darin besteht der Einschnitt – neu in den Vordergrund getreten. In dieser Differenz und in den Rückwirkungen auf das Rechtfertigungsverständnis, genauer: in der ekklesiologischen Bedeutung bzw. im kriteriologischen Stellenwert der Rechtfertigungslehre, setzt der Protest der 30 evangelischen Theologieprofessoren an. Auch für Katholiken ist die Rechtfertigungslehre „nicht nur Teilstück“, sondern ein „unverzichtbares Kriterium“. Wenn Katholiken sich „von mehreren Kriterien in die Pflicht genommen sehen, verneinen sie nicht die besondere Funktion der Rechtfertigungsbotschaft“ (GE 18). In DI betont die Glaubenskongregation, dass die eine Kirche Christi, „trotz aller Spaltungen“ voll nur in der katholischen Kirche weiter besteht (DI 16). Angesichts der Übereinstimmung im Bekenntnis zu Jesus Christus einerseits, aber den Unterschieden in den Folgen für Wirklichkeit und Wesen der Kirche andererseits, stellt sich die Frage, wie das Verhältnis zwischen Jesus Christus, der die Menschen ruft und rechtfertigt, und der Kirche, in die hinein er die Menschen sammelt, um sie bei sich zu haben und in die Welt hinaus zu senden, geartet ist. Die Erklärung DI sagt dazu: „Wie das Haupt und die Glieder des lebendigen Leibes zwar nicht identisch sind, aber auch nicht getrennt werden können, dürfen Christus und die Kirche nicht miteinander verwechselt, aber auch nicht voneinander getrennt werden“ (16). Doch wie kann diese Verhältnisbestimmung zwischen Jesus Christus und seiner Kirche durch positive Aussagen näher erläutert werden? Könnte durch die Rückfrage nach dem Verhältnis zwischen Jesus Christus und der Kirche das ans Licht kommen, was der Geist in den getrennten Kirchen 31 wirkt, so dass das eigene Kirchenverständnis von daher neu verstanden werden kann, ohne dass der Partner brüskiert wird? Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Jesus Christus und seiner Kirche besteht in der ökumenischen Bewegung seit ihrer Entstehung und begleitet 30 31 6 „Kein Konsens wurde erreicht über die für die lutherischen Kirchen entscheidende Einsicht, daß die Rechtfertigung allein aus Gnaden nur dann recht verkündigt wird, wenn dabei zur Geltung kommt, daß der allein aus Gnade am Sünder handelnde Gott 1. allein durch sein Wort und durch die diesem Wort gemäß gereichten Sakramente (CA 7) den Sünder rechtfertigt und 2. der Sünder allein durch den Glauben gerecht wird.“ Zur Rechtfertigungslehre. Votum der Hochschullehrer zur „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ Januar 1998, in: MD 49 (1998) 33f. Dazu: UR 4. 9: „Man darf auch nicht übergehen, dass all das, was durch die Gnade des Heiligen Geistes bei den getrennten Brüdern bewirkt wird, auch zu unserer Erbauung beitragen kann. Alles, was wahrhaft christlich ist, ist niemals den echten Gütern des Glaubens entgegengesetzt, vielmehr kann es immer bewirken, dass das Mysterium Christi und der Kirche selbst vollkommener erreicht wird.“ 32 sie fortwährend. In der Arbeit des ÖRK taucht sie explizit erstmals auf sei33 ner zweiten Tagung 1954 in Evanston auf („Christus – Hoffnung der Welt“). 34 Die breite Kritik an DI aus dem Bereich der katholischen Theologie zeigt zudem, dass die aufgeworfene Frage auch innerhalb der katholischen Kirche virulent ist. Motivation und Anliegen vorliegender Arbeit Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Jesus Christus und der Kirche ist alt, komplex, facetten- und folgenreich. Daher ist deutlich und verständlich, dass diese Studie nur einen kleinen Beitrag zur Erhellung erbringen kann und will. Zugleich soll die Weisung des Herrn, eins zu sein, wie er und der Vater eins sind (Joh 17, 21), Motivation genug sein, die Arbeit an der aufgeworfenen Frage trotz ihrer Komplexität zu wagen. Die geistliche Ökumene im Sinne von Gebet, Umkehr und Erneuerung ist vom Zweiten Vatikani35 36 schen Konzil , den Folgedokumenten und vielen Äußerungen des vergan37 38 genen und des gegenwärtigen Papstes immer wieder erinnert und erläutert worden. Weiterhin verpflichtet das Zweite Vatikanische Konzil die Gläubigen zum Studium der getrennten Christen, d. h. ihrer Gesinnung, ihrer Lehre und Geschichte, ihres geistlichen und kultischen Lebens sowie ihrer 39 religiösen Psychologie und Kultur. Mehr noch: Der katholische Glaube ist, 32 33 34 35 36 37 38 39 Bereits auf der Weltmissionskonferenz in Edinburgh 1910, die als Geburtsereignis der ökumenischen Bewegung des 20. Jahrhunderts gilt, sprach ihr Präsident John Mott von einem Einssein der Kirchen in Christus. Vgl. G. Tavard, Geschichte der ökumenischen Bewegung, Mainz 1964, 95-104. H. Döring, Die Anfänge, 21-24. H. Krüger, Werden und Wachsen des Ökumenischen Rates der Kirchen, in: H. J. Urban / H. Wagner, Handbuch der Ökumenik II, Paderborn 1986, 53-63, hier: 54-56. Vgl. M. Mühl / J.-H. Tück, Stellungnahmen zu „Dominus Iesus“. Ein erster bibliographischer Überblick, in: M. J. Rainer (Red.), „Dominus Iesus“, 336-345. Kurztitel: M. Mühl / J.-H. Tück, Stellungnahmen zu „Dominus Iesus“. Vgl. UR 5-8. Weiterhin wichtig: Die dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium (LG), in: P. Hünermann / B. J. Hilberath, HThK II. Vat. Bd. I, 73-185. Dazu: W. Kard. Kasper, Wegweiser Ökumene und Spiritualität, Freiburg/Br.-Basel-Wien 2007, 12-14. Unter den Konzilsdokumenten ist auch wichtig: Dekret über die Ostkirchen Orientalium ecclesiarum (OE), in: P. Hünermann / B. J. Hilberath, HThK II. Vat. Bd. I, 193-210. Doch die vorliegende Arbeit kann und wird sich den Ostkirchen nicht in gleicher Weise widmen wie den Kirchen der Reformation. Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen, Direktorium zur Ausführung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus, in: VApS 110, Bonn 1993. Besonders UUS 15f., 33f., 84f. Benedikt XVI., Ansprache beim Ökumenischen Treffen im Erzbischöflichen Haus am Freitag, den 19. August 2005, in: Sekretariat der deutschen Bischofskonferenz (Hg.), Predigten, Ansprachen und Grußworte im Rahmen der Apostolischen Reise von Papst Benedikt XVI. nach Köln anlässlich des XX. Weltjugendtages, in: VApS 169, Bonn 2005, 67-73. Vgl. UR 9. 7 so das Konzil, „sowohl tiefer und als auch richtiger zu entfalten, auf eine Weise und in einer Sprache, die auch von den getrennten Brüdern wahrhaft 40 verstanden werden kann“. Neben biblischer, geistlicher und theologischer Motivation besteht eine kontextuelle: Diese Studie entsteht in Mitteldeutschland. Die gegenseitige Verwiesenheit von ökumenischem und missionarischem Bemühen, die die 41 ökumenische Bewegung seit ihrer Entstehung begleitet, zeigt sich hier verschärft. Denn die katholische Kirche befindet sich in einer geschichtlich 42 43 gewordenen „doppelten Diaspora“ von ca. 80% Konfessionslosen und ca. 15% evangelischen Christen, aus der sich für die Katholiken die Herausforderung ergibt, wie sie angesichts ihrer organisatorisch geringen Größe (ca. 44 5% der Bevölkerung) ihr kirchliches Selbstverständnis – Zeichen und Werkzeug der Vereinigung mit Gott und der Einheit des ganzen Menschengeschlechts zu sein (LG 1. 1) – festhalten und nicht als Überforderung, sondern 45 vielmehr als Chance verstehen können. Mit der ersten Herausforderung ist die zweite verbunden: die Gestaltung des Verhältnisses zur evangelischen Kirche. Letztere ist „im Mutterland der Reformation“ die einheimische Kir46 che, also keine „Kirche der Flüchtlinge oder Vertriebenen“ wie überwiegend die katholische Kirche. Dazu ist sie zahlenmäßig mindestens dreimal größer als die katholische. Die Balance zwischen der Offenheit für den evangelischen Partner und der Besinnung auf die eigene Erneuerung, die auch 40 41 42 43 44 45 46 8 UR 11. 2. H. Döring, Die Anfänge, 21-24. J. Pilvousek, Die katholische Kirche in der DDR, in: E. Gatz (Hg.), Kirche und Katholizismus seit 1945 Bd. I, Mittel-, West- und Nordeuropa, Paderborn-München-Wien-Zürich 1998, 132150. R. Grütz, Katholizismus in der DDR-Gesellschaft 1960-1990. Kirchliche Leitbilder, theologische Deutungen und lebensweltliche Praxis im Wandel (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte B, Forschungen 99), Paderborn-München-Wien-Zürich 2004. J. Pilvousek, Kirche und Diaspora. Die katholische Kirche in der DDR und das Zweite Vatikanische Konzil, in: H. Wolf / C. Arnold (Hg.), Die deutschsprachigen Länder und das II. Vatikanum (Programm und Wirkungsgeschichte des II. Vatikanums, Bd. IV), PaderbornMünchen-Wien-Zürich 2000, 149-167. Zahlen, Demographien und Milieustudien bei: H. Geller / K. Gabriel / H.-W. Eichelberger, Die Kirchen in der DDR und nach der Wende, in: K. Gabriel / J. Pilvousek / M. Tomka / A. Wilke / A. Wollbold, Religion und Kirchen in Ost(Mittel)Europa: Deutschland-Ost (Gott nach dem Kommunismus 3), Ostfildern 2003, 193-336. Kursiv D.O. Zum Thema: B. Kranemann / J. Pilvousek / M. Wijlens, (Hg.), Mission – Konzepte und Praxis der katholischen Kirche in Geschichte und Gegenwart (EThS 38), Würzburg 2009. Die Konfessionslosigkeit der nichtchristlichen Mehrheit trägt meist „areligiöse“ Züge. Dazu: E. Tiefensee, Die Frage nach dem „homo areligiosus“ als interdisziplinäre Herausforderung, in: B. Kranemann / J. Pilvousek / M. Wijlens, (Hg.), Mission, 155-185. Ders., Auf der Suche nach den Suchenden. Areligiosität in den neuen Bundesländern als Herausforderung und Chance, in: ThG 49 (2006) 224-233. J. Pilvousek / E. Preuß, Katholische Flüchtlinge und Vertriebene in der SBZ/DDR. Eine Bestandsaufnahme, in: R. Bendel (Hg.), Vertriebene finden Heimat in der Kirche. Integrationsprozesse im geteilten Deutschland nach 1945 (Forschungen und Quellen zur Kirchen- und Kulturgeschichte Ostdeutschlands 38), Köln-Weimar-Wien 2008, 15-27. 47 das Zweite Vatikanische Konzil aufträgt, fordert die katholische Kirche in Mitteldeutschland noch einmal in besonderer Weise heraus. Beide Herausforderungen – die missionarische und die ökumenische – können nur gemeinsam beantwortet werden. Das heißt, will die katholische Kirche missionarisch sein – und das gehört zu ihrem Wesen – ist ihr mit der Offenheit für die nichtchristliche Mehrheit zugleich im Sinne einer doppelten „Nach48 barschaft“ die Begegnung mit der evangelischen Kirche aufgegeben. Daher wählt diese Untersuchung die Frage nach dem Verhältnis zwischen Jesus Christus und seiner Kirche auch deswegen zu ihrem Gegenstand, weil sie umfassend genug ist, das katholische Selbstverständnis festzuhalten und gegebenenfalls zu erneuern und der evangelischen Kirche gegenüber offen zu bleiben. Wie und auf welchem Weg soll der Frage nach dem Verhältnis zwischen Jesus Christus und seiner Kirche nachgegangen werden? Methode und Gang der Untersuchung 49 Ökumene erfordert immer und zuerst einen Lernprozess. Daher steht die unvoreingenommene Wahrnehmung des Partners am Beginn der Studie. Um die Wahrnehmung geht es in den Abschnitten 1 und 2 von Kap I, die das Verhältnis zwischen Jesus Christus und Kirche auf evangelischer Seite untersuchen. Bestimmende Entwicklungen erfolgten hier in der Erarbeitung und Unterzeichnung der Leuenberger Konkordie, die Kirchengemeinschaft unter den lutherischen, reformierten, unierten und vorreformatorischen Kirchen Europas und darüber hinaus ermöglichte. Aus der Perspektive des sakramentalen Kirchenverständnisses der katholischen Kirche, die sich als Universalkirche versteht, welche in und aus Teilkirchen besteht, ist die Eini47 48 49 Vgl. UR 4. 5: „Die katholischen Gläubigen müssen bei der ökumenischen Tätigkeit ohne Zweifel um die getrennten Brüder besorgt sein, indem sie für sie beten, sich über Angelegenheiten der Kirche mit ihnen austauschen und erste Schritte auf sie zu unternehmen. Vor allem aber müssen sie selbst mit ehrlichem und aufmerksamem Herzen das erwägen, was in der katholischen Familie selbst zu erneuern und zu bewirken ist, damit ihr Leben getreuer und klarer Zeugnis gibt von der Lehre und den von Christus durch die Apostel überlieferten Einrichtungen.“ Dazu: M. Gabel, Nachbarschaft als Aufgabe, in: D. Gottstein / H.-R. Sepp (Hg.), Polis und Kosmos. Perspektiven einer Philosophie des Politischen und einer philosophischen Kosmologie (FS Eberhard Avé-Lallemant, Orbis phaenomenologicus, Perspektiven 16), Würzburg 2008, 113-126. Ders., Dynamik in der Nachbarschaft, in: ThG 50 (2007) 172-185. Vgl. UR 4. 2 und UR 9. Dazu: B. J. Hilberath, Theologischer Kommentar zu UR, 128f., 142-144. Siehe auch der fünfte und sechste Bericht der Gemeinsamen Arbeitsgruppe des ÖRK und der Römisch-Katholischen Kirche, die das ökumenische Lernen thematisieren. Vgl. DwÜ II, 699701, 703, 713 u.ö. Zum Lernen der Katholiken vgl. J. Freitag, Katholizität als Lernprinzip, in: Cath 55 (2001) 157-175. 9 gung vieler evangelischer Kirchen zu einer Kirchengemeinschaft bekenntnisverschiedener Kirchen eine äußerst bedeutsame Entwicklung. Daher wird sich diese Untersuchung nicht den Dialogen widmen, die die katholische Kirche mit den einzelnen evangelischen Konfessionen oder Traditionen bzw. 50 Konfessionsfamilien geführt hat, sondern das Verhältnis zwischen Jesus Christus und Kirche untersuchen, wie es in der LK (Abschnitt 1) und den Folgedokumenten der LKG/GEKE, insbesondere der Kirchenstudie der LK sowie in Dokumenten der EKD und VELKD (Abschnitt 2), beschrieben wurde und wird. Damit sind zugleich sehr viele Partner bilateraler Dialoge miterfasst. Wie schon angedeutet, geht es bei der Sichtung der Texte um einen Lernprozess, d. h. um Analyse, Vergleich und Auswertung theologischer Aussagen und Entscheidungen. Ein Lernprozess ist aber nur unter personaler Beteiligung möglich und sinnvoll. Über das theologische Sachproblem hinaus soll daher soweit als möglich auch der Partner selbst, d. h. die jeweilige Gemeinschaft der Kirche(n) und ihre Geschichte mit in die Betrachtung ein51 bezogen werden. Jeder Lernprozess fordert die Lernenden in ihrem eigenen Selbstverständnis heraus und bringt sie zur Revision oder zu einem vertieften Festhalten ihres Standpunktes. In beiden Fällen ist ein Lerngewinn eingetreten. In Abschnitt 3 wird daher dargestellt, worin die LKG/GEKE die katholische Kirche herausfordert, was letztere durch sie gelernt und wie sie sich zum Einheitsverständnis der LKG/GEKE aus welchen Gründen positioniert hat. Diese Standortbestimmung „ad extra“ hat Rückwirkungen für die Einheit der katholischen Kirche „ad intra“. Abschnitt 4 erläutert diese Rückwirkung anhand von drei Fragen, deren Beantwortung gegenwärtig innerhalb der katholischen Kirche unabgeschlossen ist. Dies sind die Frage nach dem Verhältnis zwischen Universal- und Ortskirche, nach Rolle und Bedeutung des Papstamtes und besonders nach dem Verständnis der Verwirklichung der einen Kirche Jesu Christi in der katholischen Kirche. All diese 50 51 10 Diese sind dokumentiert in den drei Bänden „Dokumente wachsender Übereinstimmung“. H. Meyer / D. Papandreou / H.J. Urban / L. Vischer (Hg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Sämtliche Berichte und Konsenstexte interkonfessioneller Gespräche auf Weltebene (Bd. I, 1931-1982) Paderborn 21991. Dies., (Hg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Sämtliche Berichte und Konsenstexte interkonfessioneller Gespräche auf Weltebene (Bd. II, 1982-1990), Paderborn 1992. Dies., (Hg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung. Sämtliche Berichte und Konsenstexte interkonfessioneller Gespräche auf Weltebene (Bd. III, 19902001), Paderborn 2003. Kurztitel: DwÜ. Es ist fraglich, ob „methodische Empathie“, wie in der lutherisch-katholischen Forschungsdokumentation von E. Herms und L. Žak, dafür ausreicht. Vgl. E. Herms / L. Žak (Hg.), Grund und Gegenstand des Glaubens nach römisch-katholischer und evangelisch-lutherischer Lehre. Theologische Studien, Tübingen 2008, XI-XVI, hier: XV. Kurztitel: E. Herms / L. Žak (Hg.), Grund und Gegenstand des Glaubens. Dazu: D. Oettler, Rez. zu: E. Herms / L. Žak (Hg.), Grund und Gegenstand des Glaubens nach römisch-katholischer und evangelischlutherischer Lehre, in: ThG 51 (2008) 237f. Kurztitel: D. Oettler, Rez. zu: E. Herms / L. Žak. Fragen bedürfen weiterer Klärung und sind zugleich wieder für die Ökumene „ad extra“ bedeutsam. Um das Mühen um Öffnung „ad extra“ und die Sorge um Einheit „ad intra“ zu vertiefen, wird an zwei Stellen (Vorschlag I und II) im Sinne eines Denkversuchs vorgeschlagen, das Verhältnis zwischen Jesus Christus und Kirche zu betrachten und zu untersuchen als Verhältnis von Jesus Christus und den Christen. Diesem Vorschlag folgt Kap II und erweitert den Lernprozess. Dafür wird das Verhältnis von Jesus Christus und den Christen in der theodramatischen Denkform Hans Urs von Balthasars untersucht und für die Frage nach der Kirche und ihrer Einheit ausgelotet. Die vorliegende Untersuchung stellt aber nicht Person und Werk Balthasars in ökumenischer Hinsicht vor. Dies ist 52 schon vielfach geschehen. Vielmehr sollen mit Balthasars Theodramatik 52 Auf Seiten der kath. Theologie ragt die Arbeit von Sabine Pemsel-Maier heraus. Sie untersucht und vergleicht das Verhältnis von Rechtfertigung und Kirche bei G. Ebeling und W. Pannenberg auf evangelischer und bei K. Rahner und H. U. v. Balthasar auf katholischer Seite. S. Pemsel-Maier, Rechtfertigung durch Kirche? Das Verhältnis von Kirche und Rechtfertigung in Entwürfen der neueren katholischen und evangelischen Theologie (StSS 5), Würzburg 1991, 124-204. Kurztitel: S. Pemsel-Maier, Rechtfertigung durch Kirche? Weitere Beiträge liegen in Form von Aufsätzen in Sammelwerken vor: Chr. Schönborn, Hans Urs von Balthasars Beitrag zur Ökumene, in: K. Lehmann / W. Kasper (Hg.), Hans Urs von Balthasar. Gestalt und Werk, Köln 1989, 334-348. Kurztitel des Beitrags: Chr. Schönborn, Hans Urs von Balthasars Beitrag zur Ökumene. Kurztitel des Sammelbandes: K. Lehmann / W. Kasper (Hg.), Gestalt und Werk. M. Schoch, Ökumenische Unterredung unter Brüdern: Balthasars Pfad der Einübung in das, was katholisch ist, in: K. Lehmann / W. Kasper (Hg.), Gestalt und Werk, 312333. Kurztitel: M. Schoch, Ökumenische Unterredung. K. Lehmann, Hans Urs von Balthasar und die Ökumene, in: W. Kard. Kasper (Hg.), Logik der Liebe und Herrlichkeit Gottes. Hans Urs von Balthasar im Gespräch (FS Karl Kardinal Lehmann), Ostfildern 2006, 434-449. Kurtitel des Beitrages: K. Lehmann, Hans Urs von Balthasar und die Ökumene. Kurztitel des Sammelbandes: W. Kard. Kasper (Hg.), Logik der Liebe. W. G. Locher, Hans Urs von Balthasar. Impulse für unsere Ökumene, in: W. W. Müller (Hg.), Karl Barth – Hans Urs von Balthasar. Eine theologische Zwiesprache (Schriften Ökumenisches Institut Luzern 3), Zürich 2006, 143171. Kurztitel des Beitrages: W. G. Locher, Hans Urs von Balthasar. Kurztitel des Sammelbandes: W. W. Müller (Hg.), Karl Barth – Hans Urs von Balthasar. Alle diese Beiträge sind aufgeführt in: W. Löser, Hans Urs von Balthasar und die frühe Ökumene, in: J. Ernesti / W. Thönissen (Hg.), Die Entdeckung der Ökumene. Zur Beteiligung der katholischen Kirche an der ökumenischen Bewegung (KKSMI 24), Paderborn-Frankfurt/M. 2008, 117-138, hier: 129f. Kurztitel des Beitrages: W. Löser, Hans Urs von Balthasar. Kurztitel des Sammelbandes: J. Ernesti / W. Thönissen (Hg.), Die Entdeckung der Ökumene. Weiterhin wichtig: K. Berger, Glaubensspaltung ist Gottesverrat. Wege aus der zerrissenen Christenheit, München 2006, 310-318. Kurztitel: K. Berger, Glaubensspaltung. H.-A. Drewes, Kennzeichen der Kirche. Hans Urs von Balthasars Anstöße für eine ökumenische Lehre von der Kirche (Vortrag anlässlich des Jahresgedächtnisses für Hans Urs von Balthasar am 21. Juni 2008 in Basel, unveröffentlicht), vgl. http://www.balthasar-stiftung.org/images/1_JG_08_Drewes_20080719.pdf. Kurztitel: H.-A. Drewes, Kennzeichen der Kirche. Auf evangelischer Seite untersucht Steffen Lösel in ökumenischer Hinsicht das Werk Balthasars und berücksichtigt auch die Theodramatik [S. Lösel, Kreuzwege. Ein ökumenisches Gespräch mit Hans Urs von Balthasar, Paderborn-München-Wien-Zürich 2001. Kurztitel: S. Lösel, Kreuzwege.]. Seine Interpretation, Balthasar sei in seiner Kreuzestheologie ein Erbe Luthers, in seiner Trinitätslehre ein Schüler Hegels, in seiner Christozentrik ein Schüler Barths (ebd. 269), ist nicht annehmbar. Die Studie des Lutheraners R. A. Howsare [Ders., Hans Urs von Balthasar and Protestantism. The Ecumenical Implications of His (sic!) Theological Style, 11 zwei neue Perspektiven erhoben und der katholischen Theologie angeboten werden, mit dem sie gegenwärtig sowohl das Selbstverständnis der katholischen Christen in und als Kirche, als auch deren Verhältnis zu den evangelischen Christen in den Kirchen der GEKE neu betrachten und verstehen kann (Kap II. 4.). Diese Studie will Balthasars Theodramatik also ökumenisch fruchtbar machen für die heutige Situation und entspricht damit 53 Balthasars Wunsch. Sie versteht sich als Lernprozess innerhalb der katholischen Theologie und Kirche. Mit den in Kap II mittels der Theodramatik neu gewonnenen Perspektiven sollen in Kap III drei Dokumente aus der Arbeit des LWB bzw. der VELKD wahrgenommen werden. Die Untersuchung zeigt, dass lutherische Kirchen und Theologie vom sakramentalen Kirchenverständnis der katholischen (der orthodoxen und anglikanischen) Kirche(n) herausgefordert werden, so dass „Ökumene nach außen“ und „Sorge um Einheit nach innen“ auch evangelischerseits aufeinander verwiesen sind und einander wechselseitig beeinflussen. Gilt dies, dann muss dem Anspruch der katholischen Kirche, katholisch – also allumfassend – zu sein, eine besondere Bedeutung zukommen. Das Katholisch-Sein der katholischen Kirche ist dann aber nicht als „Besitz“ zu verstehen, der sie vor den anderen Kirchen privilegieren würde, sondern als ein anvertrautes Gut oder Geschenk, das die katholische Kirche mit den anderen Kirchen zu teilen gerufen ist, um konkret auszuprägen, was sie schon ist: katholisch. Dies führt die katholische Kirche – 53 12 London-New York 2005. Kurztitel: R. A. Howsare, Hans Urs von Balthasar and Protestantism.] kommt zu dem Ergebnis, der Beitrag Balthasars zur lutherisch-katholischen Ökumene bestehe im Weg von „love alone“. Dies wäre weiter zu konkretisieren. Einen Überblick über Balthasar als ökumenische Herausforderung gibt: M. Bieler, Das Werk Hans Urs von Balthasars als ökumenische Herausforderung, in: W. W. Müller (Hg.), Karl Barth – Hans Urs von Balthasar, 97-117. Kurztitel des Beitrages: M. Bieler, Das Werk Hans Urs von Balthasars. Die Arbeit der evangelischen Theologin E.-M. Wedler [Dies., Splendor caritatis. Ein ökumenisches Gespräch mit Hans Urs von Balthasar zur Theologie in der Moderne (EThSt 94), Würzburg 2009. Kurztitel: E.-M. Wedler, Splendor caritatis] beschäftigt sich nicht mit ekklesiologischen Fragen der evangelisch-katholischen Ökumene, sondern will Balthasars Werk mit der „Theologie der Moderne“ in Beziehung setzen (ebd. 17). Die Studie von Volker Spangenberg [Ders., Herrlichkeit des Neuen Bundes. Die Bestimmung des biblischen Begriffs der „Herrlichkeit“ bei Hans Urs von Balthasar (WUNT II 55), Tübingen 1993. Kurztitel: V. Spangenberg, Herrlichkeit des Neuen Bundes.] widmet sich nicht der Theodramatik, sondern der Theologischen Ästhetik. Die zwei Arbeiten von Martin Bieler [Ders., Freiheit als Gabe. Ein schöpfungstheologischer Entwurf (FThSt 145), Freiburg/Br.-Basel-Wien 1991. Kurztitel: M. Bieler, Freiheit als Gabe. Ders., Befreiung der Freiheit. Zur Theologie der stellvertretenden Sühne, Freiburg/Br.Basel-Wien 1996. Kurztitel: M. Bieler, Befreiung der Freiheit.] sind schöpfungstheologisch bzw. soteriologisch angelegt, untersuchen aber nicht die ökumenische Fragestellung. Peter Henrici erwähnt, dass Balthasar „etwas betrübt“ gewesen sei, dass keiner der über sein Werk Promovierenden „die von ihm gezeigten Ansätze weiterzuentwickeln wagte“. Vgl. P. Henrici, Erster Blick auf Hans Urs von Balthasar, in: K. Lehmann / W. Kasper (Hg.), Gestalt und Werk, 18-61, hier 58. dramatisch – vor die Notwenigkeit der ökumenischen Frage und Praxis (Kap III. 4). Dass die vorliegende Studie die Kirchen der Orthodoxie und der Anglikanischen Gemeinschaft nicht einbezieht, sowie die lutherischen Kirchen, die in der Erklärung von Porvoo Kirchengemeinschaft mit den Britischen und den Irischen Anglikanischen Kirchen geschlossen haben, nur auszugsweise berücksichtigt, bleibt ein unumgängliches Manko. Ob und wie die gewonnenen Erkenntnisse auf die evangelische Theologie wirken bzw. rezipierbar sind – was der Autor hofft – kann diese Studie nicht vorwegnehmen. 13