Leben zur Ehre Gottes 1.Petr.4,7-11 Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe, nämlich dass der Herr Jesus in der Nacht, als er verraten wurde, Brot nahm, und dankte, es brach und sprach: Nehmt, esst! Das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird; dies tut zu meinem Gedächtnis! Desgleichen auch den Kelch, nach dem Mahl, indem er sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; dies tut, so oft ihr ihn trinkt, zu meinem Gedächtnis! Denn so oft ihr dieses Brot esst und diesen Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt. (1.Kor.11,23-26) Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. (1.Petr.4,7) Lange Zeit habe ich so meine Mühe gehabt mit dieser und anderen Aussagen der Bibel über das bevorstehende Wiederkommen unseres Herrn Jesus Christus. Fast zweitausend Jahre sind vergangen, seit Jesu Rückkehr zum Vater. Fast zweitausend Jahre sind vergangen, seit Petrus schrieb, dass das Ende aller Dinge nahe gekommen sei. Und immer noch ist er nicht gekommen, der Tag des Herrn. Vielleicht haben die ersten Christen tatsächlich mit der Rückkehr Jesu zu ihren Lebzeiten gerechnet. Doch nun sind Jahrhunderte verstrichen, Generationen von Menschen wurden geboren und starben. Zu allen Zeiten glaubten Christen, nun sei der Tag nahe herbei gekommen. Wie viele Jahrhunderte werden noch vergehen? Wie viele Generationen noch geboren werden und sterben? Manchmal rüttelten diese Fragen stark an meinem Glauben und nährten die Zweifel, ob es diesen Tag des Herrn wohl wirklich geben wird. Bis mir schließlich aufging, dass das Nahesein des Endes aller Dinge recht wenig mit Zeit, mit Jahren und Jahrhunderten zu tun hat. Ja, das Ende aller Dinge ist nahe gekommen. Denn alles, was geschehen musste, damit der Tag des Herrn kommen kann, ist geschehen. Alles das, was Gottes Wort uns darlegt über den wunderbaren Heilsplan Gottes mit den Menschen, ist geschehen. Der verheißene Messias, der Retter, das Lamm Gottes, er ist zu uns gekommen, wurde einer von uns, er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; und in seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott auch über alle Maßen erhöht und ihm einen Namen verliehen, der über allen Namen ist, damit in dem Namen Jesu sich alle Knie derer beugen, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters. (Phil.2,8-11) Alles das ist geschehen, alles ist vollbracht, was nötig war, damit der Tag des Herrn kommen kann, an dem er seine Gemeinde heimholt zum Vater. Keine weiteren Schritte müssen gegangen werden, keine weiteren Voraussetzungen erfüllt werden, keine weiteren Zeitalter müssen vergangen sein. Das nächste, was geschehen wird, ist das erste Wiederkommen des Herrn. Deshalb konnte Petrus damals sagen: Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Deshalb können wir heute gleichermaßen sagen: Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Es ist nur noch dieser eine Schritt. Es ist völlig gleichgültig, wann er gegangen wird, ob noch Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte vergehen werden, es ist der nächste. Und deshalb müssen wir alle bereit sein für diesen nächsten Schritt - heute - jetzt. Es gibt überhaupt keine Veranlassung, nicht an jedem Tag mit dem Kommen Jesu zu rechnen. Es gibt keine Verlassung, über die Wahrscheinlichkeit zu spekulieren, ob wir es noch zu unseren Lebzeiten erleben werden oder danach. Wir belügen uns selbst, wenn wir meinen, solche Überlegungen hätten irgendeine Bedeutung für unsere Lebensplanung. Petrus schrieb den Gemeinden damals: Jetzt - jetzt ist nahe gekommen das Ende aller Dinge. Und dies gilt für uns in gleicher Weise. Jetzt - jetzt ist nahe gekommen das Ende aller Dinge. Deshalb ist das Mahl des Herrn auch ein Mahl der Mahnung, bereit zu sein - jetzt. Denn so oft ihr dieses Brot esst und diesen Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt. Was bedeutet es nun, bereit zu sein? Die Ermahnungen, die Petrus im Predigttext ausspricht, sind nur ein Beispiel für viele Ermahnungen zum Bereitsein, die wir in Gottes Wort finden. Ich will sie uns heute nur kurz in Erinnerung rufen und will dann unsere Aufmerksamkeit ganz besonders auf die Begründung richten, mit der Petrus die Aufzählung der Ermahnungen beschließt. Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet. Vor allem aber habt innige Liebe untereinander; denn die Liebe wird eine Menge von Sünden zudecken. Seid gegeneinander gastfreundlich ohne Murren! Dient einander, jeder mit der Gnadengabe, die er empfangen hat, als gute Haushalter der mannigfaltigen Gnade Gottes: Wenn jemand redet, so rede er es als Aussprüche Gottes; wenn jemand dient, so tue er es aus der Kraft, die Gott darreicht. So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet. Diese Aufforderung erinnert stark an einen anderen Vers aus diesem Brief: Seid nüchtern und wacht! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann; dem widersteht, fest im Glauben. Diese Zeit des Wartens auf das Kommen unseres Herrn ist eine Zeit, in der der Löwe noch brüllen darf. Es gibt überhaupt keinen Grund, zu meinen, er würde schlafen, auch wenn er es uns gern weiszumachen versucht. Er ist wach! Wie viel mehr müssen wir wachsam sein. Doch ist diese Warnung bei weitem nicht der einzige Anlass zu Besonnenheit und Nüchternheit zum Gebet. Wir wissen, dass das Gebet die Lebensweise ist, die der Herr für seine Kinder vorgesehen und eingerichtet hat. Es ist für jeden, der ein wiedergeborenes Kind Gottes ist, die unverzichtbare Lebensquelle an jedem Tag. Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet. Vor allem aber habt innige Liebe untereinander; denn die Liebe wird eine Menge von Sünden zudecken. So wie unsere Beziehung zu unserem Vater bestimmt ist durch anhaltendes Gebet, ist es unsere Beziehung zu den Glaubensgeschwistern durch die Liebe untereinander. Alles, was uns die Apostel lehren über das Leben, zu dem wir berufen sind, mündet in dieses eine: Lasst alles bei euch in Liebe geschehen! oder Kol 3,14 Über dies alles aber zieht die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist. (1Kor 16,14) Und in Gal 5,14 wiederholt Paulus die Worte Jesu: Denn das ganze Gesetz wird in einem Wort erfüllt, in dem: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Deshalb habt innige Liebe untereinander; denn die Liebe wird eine Menge von Sünden zudecken. Seid gegeneinander gastfreundlich ohne Murren! Wie viel mehr ist Gastfreundschaft doch als „zuhause ein Gästezimmer haben“ oder „mal jemanden einladen“. Ist es nicht der ganz praktische Ausdruck des Füreinander Daseins, sich dem anderen öffnen, mit anderen zu teilen, nicht sich selbst, sondern dem anderen zu leben? Einander behilflich sein, einander beim Warten ermutigen, einander beim Beten unterstützen, aneinander das Lieben lernen? Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Deshalb seid gegeneinander gastfreundlich ohne Murren! Dient einander, jeder mit der Gnadengabe, die er empfangen hat, als gute Haushalter der mannigfaltigen Gnade Gottes. Jedem seiner Kinder hat der Vater seinen Geist gegeben und mit seinem Geist auch Gaben seines Geistes. Und mit den Gaben hat er uns die Aufgabe gegeben, sie anzuwenden und einzusetzen. Deshalb der Vergleich mit dem Haushalter, den Jesus ja auch gebrauchte. Petrus betont hier, auch das ist nicht neu, dass die Gaben nicht in erster Linie zu unserer eigenen Erbauung dienen sollen, sondern zur Erbauung des anderen, der Gemeinde. Vieles lehrt uns das Neue Testament über den Gebrauch der Gaben des Geistes. Dies alles darzustellen ist hier nicht der Raum. Doch wir sollten uns herausfordern lassen, Gottes Wort danach zu befragen, ist es doch so wichtig für unsere Wartezeit auf den Tag des Herrn. Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Deshalb dient einander, jeder mit der Gnadengabe, die er empfangen hat, als gute Haushalter der mannigfaltigen Gnade Gottes. Und nun der Vers 11, in den alle genannten Ermahnungen des Apostels münden: Wenn jemand redet, so rede er es als Aussprüche Gottes; wenn jemand dient, (man könnte ergänzen: wenn jemand Liebe übt, wenn jemand gastfrei ist, wenn jemand dem anderen mit seinen Gaben dient) so tue er es aus der Kraft, die Gott darreicht, damit in allem Gott verherrlicht wird durch Jesus Christus. Hier wiederholt sich ein Grundsatz, der sich durch die ganze Schrift zieht: Du sollst dem Herrn dienen nicht aus deiner eigenen Kraft, zumal sie nicht ausreicht für irgendetwas, was den Herrn ehren würde, sondern du sollst ihm dienen aus der Kraft, die er dir darreicht, damit, wie Paulus es formulierte, sich kein Fleisch rühme, sondern wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn. …damit in allem Gott verherrlicht wird durch Jesus Christus. Nicht durch mich, nicht durch uns, sondern durch Jesus Christus, durch Christus in uns. Christus in uns. Paulus nennt das ein herrliches Geheimnis in Kol.1: Jetzt freue ich mich in meinen Leiden, die ich um euretwillen erleide, und ich erfülle meinerseits in meinem Fleisch, was noch an Bedrängnissen des Christus aussteht, um seines Leibes willen, welcher die Gemeinde ist. Deren Diener bin ich geworden gemäß der Haushalterschaft, die mir von Gott für euch gegeben ist, dass ich das Wort Gottes voll ausrichten soll, nämlich das Geheimnis, das verborgen war, seitdem es Weltzeiten und Geschlechter gibt, das jetzt aber seinen Heiligen offenbar gemacht worden ist. Ihnen wollte Gott bekanntmachen, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Heiden ist, nämlich: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit. So sind die Ermahnungen des Apostels Petrus keine Überlebenshinweise in der Zeit des Wartens auf die Ankunft des Herrn, sondern eine Beschreibung des Lebens als seine Kinder in dieser Weltzeit, eine Beschreibung, wie wir unserer Bestimmung entsprechen können, etwas zum Lobe seiner Herrlichkeit zu sein. Für unser Ankommen am Ziel sorgt er. Jesus sagte in seiner Predigt vom Guten Hirten selbst: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verlorengehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. (Joh.10,27-28) Wir verfallen so leicht diesem Irrtum, dass wir durch richtiges Verhalten für unsere Errettung sorgen müssen. Gerade solche Ermahnungen, wie sie Petrus hier ausspricht, erzeugen schnell in unserem Herzen diesen Fehlschluss, wir müssten uns anstrengen, um am Ende wirklich gerettet zu sein. Gerettet sind wir, seit wir den Namen des Herrn angerufen und unsere Errettung im Glauben angenommen haben. Jesus hat unsere Errettung am Kreuz vollbracht. Unser Trachten soll nun darauf gerichtet sein, den Vater durch unser Leben aus seiner Kraft und in seiner Gnade zu ehren und ein Lobpreis seiner Herrlichkeit zu sein. Die sichtbare und die unsichtbare Welt wird es erkennen, wenn wir zur Ehre Gottes leben. Wenn wir besonnen und nüchtern sind zum Gebet, wird man erkennen, dass wir Gottes Kinder sind, dass wir aus seiner Kraft leben. Wenn wir das Gebet vernachlässigen und unwichtig finden, werden wir uns nicht von einem gottlosen Menschen unterscheiden, sondern werden geistlichen Hunger leiden und kraftlos sein. Wenn wir einander lieben, wird man erkennen, dass die Liebe Gottes in uns wohnt und wir werden ein Zeugnis seiner Liebe sein zu seiner Ehre. Wenn wir hartherzig und gleichgültig miteinander umgehen, wenn wir an uns selbst zuerst denken und unseren eigenen Vorteil suchen, wird unser Leben die Liebe Gottes verleugnen. Wenn wir gastfreundlich sind, werden wir die Liebe Gottes anderen mitteilen und sie mit ihnen teilen. Wenn wir uns anderen gegenüber verschließen und abgrenzen, werden wir die Liebe Jesu verleugnen, der selbst alles für uns gegeben hat. Wenn wir die Gaben, die Gott uns gab, für andere investieren, um sie zu erbauen und zu segnen, wird man sehen, dass Gottes Brunnen nie versiegt und dass der Gebende umso mehr empfängt. Wenn wir unsere Gabe eingraben, um sie nur für uns selbst zu behalten, wird der Brunnen verstopft und die Herrlichkeit des Vaters verdunkelt. Jesus kommt wieder. Er ist ganz nahe. Deshalb lasst uns jeden Tag nutzen, um durch ihn, durch seine Auferstehungskraft in uns, den Vater zu verherrlichen. Es gibt nichts besseres, nichts Sinnvolleres zu tun, als dies. In nichts anderem werden wir auch nur annähernd die Erfüllung finden als darin, etwas zum Lobpreis seiner Herrlichkeit zu sein. Thomas Mundt 20.07.08